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Fallstudie Farmer AG
Ausgangslage
4
Die Farmer AG produziert Traktoren und Spezialfahrzeuge für die Landwirtschaft. Das
Unternehmen ist global tätig und die Aktien sind an der SIX Swiss Exchange kotiert.
Die Farmer AG hat sich für eine Finanzierung der CHF 400 Mio. über eine
Aktienkapitalerhöhung entschieden.
Wäre Ihrer Meinung nach auch eine Finanzierung über verzinsliches Fremdkapital (z.B.
Bankkredit) möglich gewesen?
Argumentieren Sie (auch mit Zahlen).
Lösung
Verzinsliches FK aktuell 425,000
Neues verzinsliches FK 400,000
Total verzinsliches FK 825,000
Die Belastung durch die Verschuldung würde schon deutlich ansteigen. Und die Verschuldung
ist ohnehin schon hoch. Dadurch sinkt auch die Finanzierungsflexibilität. Aus Risikoaspekten ist
eine Aufnahme von Aktienkapital vorteilhaft.
Aufgabe 2: Bezugsverhältnis
Die Farmer AG hat sich für einen Ausgabepreis von CHF 134 je Aktie entschieden. Dies
bedeutet, dass die Aktionäre pro neue Aktie einen Preis von CHF 134 bezahlen müssen.
Wie viele neue Aktien müssen über die Aktienkapitalerhöhung entstehen (runden Sie auf eine ganze Zahl)?
Was ist das Verhältnis von der Anzahl alten (bzw. bereits bestehenden) Aktien zur Anzahl der neuen Aktien?
Drücken Sie dieses Verhältnis in möglichst kleinen, ganzzahligen Zahlen aus (zB. 5:1 oder 7:3).
alt neu
Verhältnis 4,800,000 2,985,075
Verhältnis 1.61 1.00 gekürzt um 2'985075
Gerundet auf eine Stelle 1.60 1.00 runden auf eine Stelle
Ganzzahlig machen 16.00 10.00 erweitern mit 10
Kürzen 8.00 5.00 kürzen mit 2
Aufgabe 3: Bezugsrecht I
Lösung
Jeder Aktionär erhält pro Aktie ein Bezugsrecht.
8 Bezugsrechte berechtigen zum Kauf von 5 Aktien zu einem Preis von CHF 134
Die Bezugsrechte sind eine Art Vorkaufsrecht für die bestehenden Aktionäre
b) Stellen Sie sich vor, Sie besitzen 800'000 Aktien der Farmer AG (vor der Aktienkapitalerhöhung). Sie
üben alle Ihre Bezugsrechte, welche Sie zugeteilt bekommen, aus. Welche Kapitalbeteiligung haben Sie
vor und nach der Aktienkapitalerhöhung?
Lösung
Vorher
Anzahl Aktien 4,800,000
Ihre Aktien 800,000
Beteiligung 16.7%
c) Was bedeutet die folgende Aussage: "Das Bezugsrecht schützt den Aktionär vor einer
Stimmrechtsverwässerung."
Lösung
Dank dem Bezugsrecht kann der bisherige Aktionär seinen Kapital- und Stimmrechtsanteil am
Unternehmen konstant halten. Dies trotz einer steigenden Anzahl Aktien (als Folge der
Aktienkapitalerhöhung). Voraussetzung ist jedoch, dass der Aktionär bereit ist, die Bezugsrechte
auszuüben und den Ausgabepreis für die neuen Aktien zu bezahlen.
Aufgabe 4 Auswirkungen auf die Bilanz
Wie wirkt sich die Aktienkapitalerhöhung auf die Bilanz aus. Erstellen Sie die Bilanz nach erfolgter Kapitalerhöhung.
Lösung
Anzahl neue Aktien 2,985,075
Ausgabepreis 134
Nominalwert 4
in CHF in TCHF
Zusätzliches Aktienkapital 11,940,300 11,940
Zusätzliches Eigenkapital 400,000,050 400,000
Zusätzliche Kapitalreserven (=Agio) 388,059,750 388,060 Differenz von Eigenkapital- und
Aktienkapitalzuwachs
Hinweis: Theoretisch könnte der Kapitalerhöhungsbetrag nicht nur in Cash, sondern auch in Vermögenswerten ins
Unternehmen eingebracht werden. Meistens wird jedoch Cash ins Unternehmen eingelegt. Transaktionskosten sind
vernachlässigt.
Zu den 4'800'000 bestehenden Aktien kommen 2'985'075 neue Aktien hinzu. D.h. auf 8
alte Aktien kommen jeweils 5 neue Aktien. Der Ausgabepreis der neuen Aktien ist CHF
134, der Aktienkurs der alten Aktien ist CHF 192.
Wie viel ist eine Aktie nach erfolgter Kapitalerhöhung wert? Bzw. wo sollte der
theoretische Aktienkurs nach der Kapitalerhöhung liegen?
Wie hoch ist die Kapitalverwässerung?
Lösung
Anzahl alte Aktien 8
Anzahl neue Aktien 5
Total 13
Börsenkurs 192
Ausgabepreis 134
Börsenwert alte Aktien 1,536
Kapitaleinlage durch Aktionäre 670
Börsenwert (theoretisch) nach Kapitaleinlage 2,206
Pro Aktie 169.7
Kapitalverwässerung 22.3
Aufgabe 6 - Bezugsrecht II
Das Bezugsrecht soll den Aktionär für die Kapitalverwässerung entschädigen. Der Wert des
Bezugsrechts muss daher der Kapitalverwässerung entsprechen.
Lösung
Aktienkurs - vorher 192
Aktienwert theoretisch - nachher 169.7
Kapitalverwässerung 22.31
Wert Bezugsrecht 22.31
Zähler 58
Nenner 2.6
Wert Bezugsrecht 22.31
Aufgabe 7 - Bezugsrecht III
Stellen Sie sich vor, Sie besitzen 100 Aktien der Farmer AG.
a) Sie wollen keine Bezugsrechte ausüben bzw. keine neuen Aktien kaufen. Was unternehmen Sie
in diesem Fall? Was ist Ihr Vermögen nach erfolgter Aktienkapitalerhöhung?
Lösung
Bezugsrechte verkaufen
Vermögen
Wert von 100 Aktien nach Kapitalverwässerung 16,969 = 100 * 169.69
Erlös aus Verkauf 100 Bezugsrechten 2,231 = 100 * 22.31
Total Vermögen 19,200
Hinweis: Das Vermögen entspricht zu 100% dem Vermögen vor erfolgter Kapitalerhöhung
b) Sie wollen keine Bezugsrechte dazu kaufen, aber so viele wie möglich ausüben.
Wie viele Bezugsrechte üben Sie aus?
Wie viele neuen Aktien kaufen Sie?
Wie viele Bezugsrechte verkaufen Sie?
Wie viel bezahlen Sie für die neuen Aktien?
Welche Kapitalverwässerung haben Sie zu tragen?
Was bezahlen Sie netto je neue Aktie (d.h. mit Berücksichtigung Kapitalverwässerung)?
Lösung
Bezugsrechte ausüben 96
Neue Aktien kaufen 60 =96/8*5
Bezugsrechte verkaufen 4 =100-96
Kaufpreis neue Aktien 8040 =60*134
Kapitalverwässerung 2,141.54 =96*22.31 Hinweis: Auf 4 Aktien sind sie über den
Bezugsrechtsverkauf entschädigt
Kaufpreis neue Aktien netto 10,181.54 =Kaufpreis neue Aktien + Kapitalverwässerung
Pro Aktie 169.69 entspricht gerade dem theoretischen Wert nach der
Kapitalerhöhung
Neue Ausgangslage für restliche Aufgaben
Nach erfolgter Aktienkapitalerhöhung bzw. zwei Jahre danach hat die Farmer AG die folgende
Kapitalstruktur.
in CHF in TCHF
Anzahl Aktien 7,785,075
Nominalwert je Aktie (in CHF) 4
Aktienkapital 31,140,300 31,140.30
Aktienkurs (in CHF) 201
Börsenkapitalisierung 1,564,800,075 1,564,800
a) Die Farmer AG verfolgt das Ziel einer Payout Ratio von 40%. Welchen Betrag sollte die Farmer AG
je Aktie ausschütten?
Lösung
Gewinn in TCHF 64,200
Payout 40%
Dividende in TCHF 25,680
Divdende in CHF 25,680,000
Divdiende in CHF je Aktie 3.30
b) Payout-Ratios fallen je nach Unternehmen bzw. Branchen sehr unterschiedlich hoch aus.
Nennen Sie drei Gründe, welche für eine eher tiefe bzw. unterdurchschnittliche Payout-Ratio
sprechen?
Lösung
Es stehen hohe Investitionen an
Die Verschuldung ist hoch und daher sollte das Eigenkapital nicht stark reduziert werden
Das Unternehmen hat wenig flüssige Mittel und muss die Liquidität stärken
Ein hohes Payout Ratio (Ausschüttungsquote) in einem Unternehmen kann darauf hindeuten, dass das Unternehmen einen beträchtlichen Teil seines Gewinns als Dividenden an die Aktionäre
ausschüttet. Gründe dafür könnten sein:
1. Stabilität und Reife: Etablierte Unternehmen in stabilen Branchen neigen dazu, höhere Payout Ratios zu haben, da sie möglicherweise nicht so viele Investitionsmöglichkeiten für Wachstum
haben und stattdessen Gewinne an die Aktionäre zurückgeben.
2. Dividendenpolitik: Ein Unternehmen kann eine bewusste Dividendenpolitik verfolgen, um Aktionäre anzuziehen und das Vertrauen in die Stabilität und Rentabilität des Unternehmens zu stärken.
3. Steuervermeidung: In einigen Regionen könnten Dividenden möglicherweise steuerlich vorteilhafter für Aktionäre sein als Kapitalgewinne, was Unternehmen dazu motiviert, höhere Dividenden
auszuschütten.
Ein tiefes Payout Ratio kann auf der anderen Seite darauf hinweisen, dass das Unternehmen einen größeren Teil seines Gewinns behält. Gründe dafür könnten sein:
1. Wachstumspläne:Wenn ein Unternehmen viele Wachstumschancen sieht, könnte es entscheiden, einen Großteil seiner Gewinne zu behalten, um in neue Projekte zu investieren.
2. Schuldenabbau: Ein Unternehmen kann entscheiden, mehr Gewinne zu behalten, um Schulden zu reduzieren oder sich für zukünftige Investitionen besser zu positionieren.
3. Unsicherheit: In unsicheren Zeiten oder bei volatilen Erträgen könnte ein Unternehmen vorsichtiger sein und mehr Gewinne zurückhalten, um finanzielle Sicherheit zu gewährleisten.
Aufgabe 9 - Ausschüttungsrendite
Lösung
Aktienkurs in CHF 201
Dividende in CHF 3.30
Einkommensteuersatz 0
Dividende nach Steuern in CHF 2.64
Rendite vor Steuern 1.6%
Rendite nach Steuern 1.3%
Hinweis: Die mit dem aktuellen Aktienkurs berechnete Rendite setzt voraus, dass der Aktionär die Aktie
gerade jetzt kauft. Hat er die Aktie bspw. vor fünf Jahren zu 140 gekauft, ist seine Rendite grösser.
Aufgabe 10 - Dividende vs. Agio Rückzahlung vs. Nennwertrückzahlung
Wie wirkt sich eine Ausschüttung von CHF 3.3 je Aktie auf die Bilanz aus?
Die Anzahl Aktien ist: 7,785,075
Vergleichen Sie die Ergebnisse.
Lösung
Ausschüttungsbetrag 25,690,747.50
Nach Dividende Nach Agio Rückzahlung Nach Nennwertrückzahlung
Flüssige Mittel 410,000,050 384,309,303 384,309,302.50 384,309,302.50
übriges Umlaufvermögen 349,000,000 349,000,000 349,000,000 349,000,000
Anlagevermögen 698,000,000 698,000,000 698,000,000 698,000,000
Total Aktiven 1,457,000,050 1,431,309,303 1,431,309,303 1,431,309,303
-
nicht verzinsliches FK 56,000,000 56,000,000 56,000,000 56,000,000
verzinsliches FK 425,000,000 425,000,000 425,000,000 425,000,000
Total FK 481,000,000 481,000,000 481,000,000 481,000,000
Aktienkapital 31,140,300 31,140,300 31,140,300.00 5,449,552.50
Kapitalreserven 392,259,750 392,259,750 366,569,003 392,259,750
Gewinnreserven 552,600,000 526,909,253 552,600,000 552,600,000
Total EK 976,000,050 950,309,303 950,309,303 950,309,303
Total Passiven 1,457,000,050 1,431,309,303 1,431,309,303 1,431,309,303
Das EK und die flüssigen Mittel sind unabhängig von der Ausschüttungsform.
Eine Nennwertrückzahlung ist beispielsweise nicht "gefährlicher" als eine Dividende für die Bilanz.
Aufgabe 11 - Potenzial von Nennwertrückzahlungen
Wie viel Nennwert bzw. Nominalwert kann pro Aktie ausgeschüttet werden?
Die Anzahl Aktien ist: 7,785,075
Ein Privatanleger hat einen Einkommenssteuersatz von 20%. Er bekommt eine Ausschüttung von CHF 3.30
Wie hoch sind sein Einkommen und seine Rendite (Kurs 201), falls die Ausschüttung wie folgt erfolgt:
als Dividende
als Rückzahlung von Agio
als Nennwertrückzahlung
Die Farmer AG schüttet bei einer Dividende von CHF 3.30 je Aktie einen Gesamtbetrag von CHF 25.68 Mio. aus.
Angenommen die Ausschüttung würde in Form eines Aktienrückkaufs getätigt. Der Rückkaufspreis entspricht
dem aktuellen Aktienkurs von CHF 201.
Wie viele Aktien müssten zurückgekauft werden (absolut und in % der ausstehenden Aktien = 7'785'075)?
Lösung
Rückkaufsvolumen 25,680,000 I
Die Farmer AG kauft zu einem Preis von je 201 Franken 127'761 Aktien zurück.
Wie hoch ist der EPS vor Aktienrückkauf?
Wie hoch ist der EPS nach bzw. mit dem Aktienrückkauf?
Lösung
Ausstehende Aktien vor Aktienrückkauf 7,785,075
Gewinn vor bzw. ohne Aktienrückkauf 64,200,000
EPS 8.25