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Diagnose, Differenzialdiagnose
und Therapie der Sarkoidose 3
Punkte
Antje Prasse
cme
ZUSAMMENFASSUNG
Hintergrund: Die Sarkoidose ist eine granulomatöse
D ie Sarkoidose ist eine häufige unter den seltenen
Erkrankungen und kommt weltweit vor (1). Die
Prävalenz der Sarkoidose liegt in Europa zwischen
Teilnahme nur im
Internet möglich:
aerzteblatt.de/cme
Entzündung unklarer Ursache. Die Prävalenz beträgt in 1–64/100 000 (1). In Skandinavien tritt die Erkrankung
Deutschland etwa 46/100 000.
öfters auf als in Südeuropa. Zwei deutsche Studien be-
Methode: Diese Arbeit basiert auf einer selektiven Litera- richten übereinstimmend von einer Prävalenz von etwa
turrecherche in PubMed. 46/100 000 (2, 3). Die Sarkoidose kann in jedem Le-
Ergebnisse: Von einer Sarkoidose wird dann ausgegangen, bensalter auftreten. Es gibt einen Manifestationsgipfel
wenn keine anderen Ursachen, wie Infektionen oder im jungen Erwachsenenalter und einen zweiten, kleine-
Fremdkörper, die granulomatöse Entzündung erklären ren um das 60. Lebensjahr (4). Frauen erkranken statis-
können. Histologisch werden epitheloidzellhaltige, nicht- tisch häufiger als Männer (5). Vor allem im Frühjahr,
verkäsende Granulome nachgewiesen. Neue diagnosti- seltener auch im Herbst, kommt es zu einer Häufung an
sche Techniken, wie Positronenemmissionstomographie Erstmanifestationen, insbesondere der akut auftreten-
und Magnetresonanztomographie, bieten heute deutlich den Form der Sarkoidose (4, e1).
verbesserte Möglichkeiten zur Erfassung des Organbefalls
und zur Einschätzung der Krankheitsaktivität. Das klini- Methodik
sche Spektrum der Sarkoidose ist variabel und wird durch Auf Basis wissenschaftlicher und klinischer Erfahrun-
das individuell verschiedene Organbefallsmuster be- gen der Autorin wurde eine selektive Literaturrecher-
stimmt. Häufig besteht eine systemische Entzündungsre- che ab 1960 in PubMed durchgeführt. Eingeschlossen
aktion mit subfebrilen bis febrilen Temperaturen, Nacht- wurden Reviews, randomisierte kontrollierte Studien,
schweiß, Gewichtsabnahme, Leistungsminderung und Mü- Registerstudien, fallkontrollierte Studien, Leitlinien
digkeit. Die Spontanheilungsrate ist hoch. Der alleinige und Fallberichte.
Nachweis eines Organbefalls stellt noch keine Therapie-
indikation dar. Hingegen besteht bei symptomatischem Lernziele
Herzbefall oder bei Beteiligung des Zentralnervensystems Die Leser des Beitrags sollen nach Lektüre des Beitrags
eine eindeutige Therapieindikation. Für die Erstlinienthera- wissen
pie werden orale Kortikosteroide eingesetzt, die jedoch als ● wie eine Sarkoidose richtig diagnostiziert wird
Dauertherapie nicht selten zu erheblichen Komorbiditäten ● wann man eine Organmanifestation der Sarkoido-
führen. se behandelt
Schlussfolgerung: Die Versorgung von Patienten mit ● welche Verlaufsparameter bei der Behandlung
Sarkoidose, besonders der komplizierten Formen, erfordert von Sarkoidosepatienten eingesetzt werden kön-
eine enge Zusammenarbeit der Primärversorgung mit nen und
einem interdisziplinären, spezialisierten Zentrum. ● wie ihre Wertigkeit im Therapie-Monitoring ist.
►Zitierweise
Prasse A: The diagnosis, differential diagnosis, and
Definition und Differenzialdiagnose
Die Sarkoidose ist eine granulomatöse Entzündung, die
treatment of sarcoidosis. Dtsch Arztebl Int 2016; 113:
565–74. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0565 nicht durch eine andere Ursache, wie beispielsweise ei-
ne Infektion oder Fremdkörper, verursacht wird und
stellt somit eine Ausschlussdiagnose dar (Grafik 1,

Abteilung für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover;


Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM),
Hannover; Deutsches Zentrum für Lungenforschung, DZL BREATH, Hannover: Epidemiologie
Prof. Dr. med. Prasse
Die Prävalenz der Sarkoidose liegt in Europa
zwischen 1–64/100 000. Es gibt einen Mani-
festationsgipfel im jungen Erwachsenenalter.

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 33–34 | 22. August 2016 565
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Algorithmus zur GRAFIK


Diagnosestellung
einer Sarkoidose,
modifiziert nach suggestiver klinischer und
radiologischer Befund
Baughman et al. (26).
DD, Differenzial-
diagnose Biopsie des betroffenen keine Granulome keine Sarkoidose
Organs/Lunge

nicht-verkäsende
keine Sarkoidose
riesenzellhaltige Granulomen

Ausschluss anderweitiger
Ursachen (Kasten 1)

Screening auf nur 1 Organ mögliche Sarkoidose


Organbeteiligung betroffen DD anderer Granulomatose

mehr als 1 Organ


betroffen

Sarkoidose

Kasten 1) (6). Histologisch ist sie gekennzeichnet radox, da Infliximab erfolgreich zur Behandlung der
durch epitheloidzellhaltige, nicht-verkäsende Granulo- Sarkoidose eingesetzt wird und das Fehlen von TNF-α
men, die durch den Pathologen zumeist gut von ande- eigentlich den Aufbau von Granulomstrukturen erheb-
ren systemischen granulomatösen Veränderungen ab- lich behindert.
gegrenzt werden können (6, 7). Problematisch ist die
Abgrenzung gegenüber Mykobakteriosen, insbesonde- Pathogenese
re den atypischen Mykobakteriosen, deren Granulome Die Ursache der Sarkoidose ist bisher ungeklärt (10).
häufig nicht zentral einschmelzen, und bestimmten, in Aufgrund der Heterogenität der Erkrankung geht man
Deutschland jedoch seltenen Pilzerkrankungen, wie der davon aus, dass eine Vielzahl von verschiedenen Auslö-
Kokzidiose und der Histoplasmose (7). Bei vorwiegen- sern die Sarkoidose triggert. In 4 % der Fälle tritt die
dem Befall des lymphatischen Systems ist eine wichti- Sarkoidose familiär auf, und die genetische Veranla-
ge Differenzialdiagnose die Katzenkratzkrankheit so- gung ist ein zentraler Faktor. So erkranken Schwarze
wie die Toxoplasmose. Die zumeist im Rahmen einer häufiger und schwerer als Kaukasier in den USA, und
Berufserkrankung auftretende chronische Berylliose Japaner zeigen Unterschiede in der Prävalenz an be-
und granulomatöse Veränderungen bei Immundefekten stimmten Organmanifestationen im Vergleich zu Euro-
und Krebserkrankungen lassen sich über die Histologie päern (e3). Darüber hinaus sind Umwelteinflüsse be-
gar nicht abgrenzen (6). Auch die Differenzialdiagnose kannt. In Europa und Asien besteht ein deutliches
gegenüber den sehr seltenen erblichen Erkrankungen, Nord-Süd-Gefälle in der Prävalenz der Sarkoidose (e4).
wie dem Blau-Syndrom, ist histologisch nicht möglich
(e2). Medikamente können eine granulomatöse Entzün- Klinik
dung analog zur Sarkoidose auslösen. Bei Gabe von re- Die Klinik der Sarkoidose wird durch das jeweilige Or-
kombinantem Interferon (IFN)-α oder IFN-β kann eine ganbefallsmuster getragen. Häufig besteht eine syste-
Sarkoidose entstehen (8). In Einzelfällen wurde zudem mische Entzündungsreaktion, die mit subfebrilen bis
berichtet, dass gegen Tumornekrosefaktor (TNF)-α ge- febrilen Temperaturen, Nachtschweiß, Gewichtsabnah-
richtete Antikörpertherapien eine granulomatöse Ent- me, Leistungsminderung und Müdigkeit (Fatigue) ein-
zündung hervorrufen können (9). Dies ist insofern pa- hergehen kann (11).

Definition Pathogenese
Die Sarkoidose ist eine granulomatöse Die Ursache der Sarkoidose ist bisher ungeklärt.
Entzündung, die nicht durch eine andere Ursache, Aufgrund der Heterogenität der Erkrankung geht
wie beispielsweise eine Infektion oder Fremd- man davon aus, dass eine Vielzahl an verschiede-
körper, verursacht wird und stellt somit eine nen Auslösern die Sarkoidose triggert.
Ausschlussdiagnose dar.

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Die Angaben über Organbefallshäufigkeiten schwan- KASTEN 1


ken von Studie zu Studie stark unter anderem aufgrund
ethnischer Einflüsse und der Tatsache, dass der Organ-
befall häufig inapparent und in Abhängigkeit von den Differenzialdiagnose bei Systemerkrankung mit
gewählten Untersuchungsmethoden mehr oder weniger Nachweis epitheloidzellhaltiger Granulome
leicht detektierbar ist (Tabelle) (12, 13). Meistens findet ● Tuberkulose (Infektion mit M. tuberculosis)
sich eine Sarkoidose mit Lungenmanifestation (4, e5). ● atypische Mykobakteriosen
Eine Vielzahl von Studien belegen, dass das Lungenpa- ● Pilzinfektionen, Histoplasmose, Kokzidiose
renchym und die mediastinalen Lymphknoten in über ● Infektion mit Bartonellen, Toxoplasmose, Brucellen
90 % aller Patienten betroffen sind. Relativ häufig ist ● Sarkoidose-ähnliche Läsionen bei Krebserkrankungen
auch der Befall der übrigen Lymphknotenstationen, der ● Sarkoidose-ähnliche Läsionen bei Immundefekten
Leber und der Augen bei etwa 15–20 % aller Patienten ● Sarkoidose-ähnliche Läsionen, die mit Medikamenten assoziiert sind
(e6). Die Haut ist bei Kaukasiern in etwa 15 % der Fälle ● Hartmetall-assoziierte Granulomatose
betroffen (4, 14). Aufgrund neuer Untersuchungstechni- ● chronische Berylliose
ken (Magnetresonanztomographie [MRT]/18-Fluordeoxy- ● systemische Vaskulitiden
glukose-Positronenemissionstomographie [18F FDG-PET]) ● rein pulmonal: exogen allergische Alveolitis, Silikose
ist der Nachweis von Herz- und muskuloskelettalen
Manifestationen deutlich gestiegen (10–20 %) (15).
Eine Herzbeteiligung wurde ohne diese neuen Techni-
ken zuvor bei 2–7 % aller Patienten nachgewiesen, liegt
jedoch in Autopsiestudien > 20 % (16). Eine Beteili- darstellbar. Die Abdominalorgane und oberflächliche
gung des Zentralnervensystems tritt bei etwa 5–10 % Lymphknotenstationen lassen sich mit dem Ultraschall
der Patienten auf (17). Eine chronische Sinusitis besteht beurteilen. In der hochauflösenden Computertomogra-
bei etwa 5 %. phie (HRCT) lässt sich der Lungenparenchymbefall und
die mediastinale Lymphadenopathie optimal jedoch mit
Besondere Organbefallskonstellationen entsprechender Strahlenbelastung aufzeigen (e8). Oft
Die Trias aus Sprunggelenksarthritis, mediastinaler besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen radiolo-
Lymphadenopathie und Erythema nodosum wird als Löf- gisch nachgewiesenem Befallsausmaß und fehlender be-
gren-Syndrom bezeichnet. Der gleichzeitige Befall von ziehungsweise nur geringer Beeinträchtigung der Lun-
Speicheldrüsen (Parotitis), Uveiitis, mediastinalen genfunktion, insbesondere bei feinnodulärem Verschat-
Lymphknoten und unter Umständen Facialisparese wird tungsmuster (19, e9). Ein Befall des Herzens und des
als Heerfordt-Syndrom bezeichnet (e7). Der Lupus per- Zentralnervensystems lassen sich mit Hilfe der MRT
nio beschreibt den Gesichtshautbefall im Rahmen der nachweisen und im Verlauf kontrollieren (20, e10). Zur
Sarkoidose. Suche nach Organbeteiligungen kann die Ganzkörper-
MRT herangezogen werden (21). Diese wird jedoch nur
Diagnostik an wenigen Zentren angeboten. Eine weitere Option bei
Bildgebende Verfahren der Suche nach Organbeteiligungen ist das 18F-FDG-
Die neuesten Entwicklungen im Bereich der Bildge- PET (Abbildung 1) (e11–e13). Hiermit werden alle ent-
bung, vor allem PET und MRT, führen zu einer deutlich zündlich-aktiven Organbeteiligungen sehr gut erfasst.
verbesserten Detektion des Organbefalls durch die Sar- Zur Beurteilung, ob eine Beteiligung des Herzens und
koidose (15, 18). Die verbesserte Detektion ist jedoch des Zentralnervensystems vorliegt, bedarf es jedoch ei-
auch problematisch, weil der Nachweis eines Organ- ner anderen Aufnahmestrategie und viel Erfahrung, da
befalls noch keine Therapieoption darstellt und die Pa- beide Organe hoch stoffwechselaktiv sind.
tienten dadurch oft erheblich verunsichert werden. Die
Einordnung der klinischen Relevanz der bildgebenden Bioptische Sicherung
Befunde wird für den behandelnden Arzt zunehmend Es besteht Konsensus, dass eine bioptische Sicherung
komplexer. Insgesamt stehen zahlreiche bildgebende der Sarkoidose bei Erstdiagnose anzustreben ist, da
Verfahren zur Diagnostik zur Verfügung. Ein Lungen- eine spätere Diagnosesicherung insbesondere unter
befall ist in der einfachen Röntgenübersicht bereits gut Therapie häufig erschwert ist und eine etwaige Thera-

Lungenbeteiligung Bildgebung
Eine Vielzahl von Studien belegen, dass das Die neuesten Entwicklungen im Bereich der
Lungenparenchym und die mediastinalen Lymph- Bildgebung führen zu einer deutlich verbesserten
knoten in über 90 % aller Patienten betroffen Detektion des Organbefalls durch die Sarkoidose.
sind. Nur sehr selten findet sich eine Sarkoidose
ohne Lungenmanifestation.

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TABELLE
cherung. Aufgrund des sehr häufigen Lungenbefalls
und des einfachen Zugangsweges über die Broncho-
Unterschiedliche Manifestationsformen nach Organ geordnet skopie erfolgt die bioptische Sicherung zumeist in der
Organe* Befunde Lunge. Hierbei können sowohl die mediastinalen
Lymphknoten mittels Ultraschall-gesteuerter Feinna-
Lunge mediastinale Lymphadenopathie
(> 90 %) parenchymaler Befall (Alveolen/Interstitium), Lungenfibrose
delpunktion (EBUS) als auch das Lungenparenchym
bronchialer Befall (etwa 10 %, dann häufig obstruktiv) mittels transbronchialer Biopsie (TBB) sehr gut er-
pleuraler Befall (selten) reicht werden (Abbildung 2) (e14–e16). Die Kombina-
pulmonale Hypertonie (bei Kaukasiern selten)
tion beider Methoden erzielt die höchste diagnostische
Leber Leberparenchymbefall nodulär, Zirrhose Trefferquote mit > 90 % (e16). Da die Bronchoskopie
(etwa Gallengangsbefall, Cholestase, biliäre Zirrhose
15–20 %) selten Gefäßbefall/Stenosierung durch Lymphknoten
mit EBUS eine sehr komplikationsarme Untersu-
portale Hypertonie chungsmethode ist, die die mediastinalen Lymphkno-
ten sehr gut erfasst, empfiehlt es sich, diese Methode
Haut lokalisierter Hautbefall, meist papulös
(etwa 15 %) Lupus pernio (Gesichtshautbefall) beim Löfgren-Syndrom zur Diagnosesicherung ein-
Narbensarkoidose, zum Beispiel durch Tattoos zusetzen (24, 25, e15–e17). Darüber hinaus sollte im
Erythema nodosum (histologisch kein Granulom, unspezifisch) Rahmen einer Bronchoskopie eine bronchoalveoläre
Erythema anulare
Lavage (BAL) entnommen werden (25). Diese zeigt
Herz Reizleitungssystem (häufig, Rechts-/Linksschenkelblock, AV-Blockie- in der Differenzial- und Immunzytologie typischer-
(etwa 2–5 %) rungen)
Myokardbefall (Cave: ventrikuläre Tachykardien) weise eine CD4-Lymphozytose (25) und ermöglicht
Perikardbefall (selten) mikrobiologische Untersuchungen zum Ausschluss
Niere Nierensteine, postrenales Nierenversagen (Hyperkalzämie) einer Infektion. Bei Punktion eines anderen Organs
(etwa 5 %) interstitielle Nephritis sollte nicht vergessen werden, natives Gewebemateri-
zentrales noduläre Läsionen al auch an die Mikrobiologie zu schicken. Trotz Ein-
Nerven- Befall der Hypophyse (häufig mit Diabetes insipidus) satz von PCR-gestützten Verfahren ist nach wie vor
system Enzephalopathie Formalin-fixiertes Gewebe nur begrenzt zum Aus-
(etwa 5 %) Befall der Meningen
schluss einer floriden Infektion geeignet (22). Für alle
peripheres Facialisparese, anderweitige Hirnnervenausfälle in Frage kommenden Erreger ist die kulturelle An-
Nervensys- Mononeuritis multiplex
tem Polyradikulitis zucht der Goldstandard (e18). Der Tine-Test oder die
(etwa 5 %) Polyneuropathien neueren auf IFN-Produktion (IGRA) gestützten Test-
Auge Tränendrüsenbefall verfahren schließen weder eine floride Tuberkulose
(etwa granulomatöse Konjunktivitis mit 100 %iger Sicherheit aus noch erfassen sie atypi-
15–20 %) anteriore Uveitis (Iridozyklitis, Trabekulitis mit Glaukom) sche Mykobakteriosen (5).
intermediäre Uveitis
posteriore Uveitis (Chorioiditis, Periphlebitis retinae)
Optikusneuritis Organscreening
Orbitagranulome Jedem klinischen Hinweis auf eine mögliche Organbe-
Knochen noduläre Läsionen teiligung muss sorgfältig nachgegangen werden (Kas-
(etwa 1 %) zystische Läsionen mit Gelenkbeteiligung (M. Jüngling) ten 2). Bei Erstdiagnose sollte immer eine Abklärung
zentral nekrotisierende Herde in der Schädelkalotte (bei Kaukasiern
sehr selten) von Lunge, Herz und Augen durch einen spezialisierten
Knochenmarkbefall Facharzt erfolgen.
Die meisten Organmanifestationen treten innerhalb
* Die angegebenen Prozentangaben für die Organbeteiligungen sind einer Fallkontrollstudie aus den USA von zwei Jahren nach Erstmanifestation auf, so dass
entnommen (26).
insbesondere zu Beginn der Erkrankung ein jährliches
Organscreening erfolgen sollte.

pienotwendigkeit im weiteren Verlauf nicht abge- Verlauf


schätzt werden kann (22, 23). Die häufig eingesetzten Die Prognose der Sarkoidose ist häufig gut. Die Spontan-
Biomarker „Angiotensin-Converting Enzyme“ (ACE) heilungsrate, insbesondere beim Löfgren-Syndrom und
und „soluble Interleukin-2-Rezeptor“ (sIL-2R) sind asymptomatischem Organbefall, ist sehr hoch (85 %).
unspezifisch und eignen sich nicht zur Diagnosesi- Generell treten die meisten Spontanheilungen in den ers-

Bioptische Sicherung Verlauf


Aufgrund des sehr häufigen Lungenbefalls Die Prognose der Sarkoidose ist häufig gut.
und des einfachen Zugangsweges über die Die Spontanheilungsrate, insbesondere beim
Bronchoskopie erfolgt die bioptische Sicherung Löfgren-Syndrom und asymptomatischen Organ-
zumeist in der Lunge. befall, ist sehr hoch (85 %).

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ten sechs Monaten nach Krankheitsbeginn auf (13, 26, KASTEN 2


27). Empfohlen werden im ersten Jahr nach Diagnose-
stellung Verlaufskontrollen in 3 Monatsintervallen, bei
gutem Verlauf ohne Therapieindikation in den nachfol- Screening auf Organbefall
genden 3–5 Jahren jährlich (5, 26, 28). Bei etwa 10 % der ● Routine
Patienten kommt es zu einem progredienten Krankheits- – körperliche Untersuchung
verlauf trotz immunsuppressiver Therapie (5, 26, 27). – Röntgenaufnahme des Thorax
Ein erhebliches Problem stellt im Langzeitverlauf die – Lungenfunktion, Diffusionskapazität
Komorbidität durch die Kortikosteroidtherapie dar. Häu- – Sonographie des Abdomens
fig treten eine erhebliche Adipositas und in der Folge die – Echokardiographie
Komplikationen eines metabolischen Syndroms auf (5, – EKG, 24-h-EKG
29, e19). – Messung der Calciumkonzentration im Urin und im
Die Mortalität ist bei Sarkoidose gering erhöht (1). Serum
Vor allem der Befall des Herzens und des zentralner- – Kreatinin und Harnstoff in Serum
vensystems können zum Tode führen (1). In Europa – GOT, GPT, AP, Gamma-GT
und den USA erfolgen aufgrund einer Sarkoidose etwa
3 % aller Lungentransplantationen (30, e20). Indikatio- ● optional
nen hierzu sind vor allem die aus der Sarkoidose entste- – MRT bei Verdacht auf Befall des Zentralnervensystems
hende Lungenfibrose, zystische Umwandlungen mit – MRT bei Verdacht auf Muskelbefall
Mycetomen oder eine pulmonale Hypertonie (30, e21, – 18F FDG-PET bei Verdacht auf diffusen Knochenbe-
e22). Ein nicht unerheblicher Anteil plötzlicher Herzto- fall/ oder zur Suche
de bei jungen Erwachsenen soll auf die Sarkoidose zu-
rückgehen (16, e23, e24). Neben zerebralen Insulten in- AP, Alkalische Phosphatase; 18F FDG-PET; 18-Fluordeoxyglukose-Posi-
tronenemissionstomographie; Gamma-GT; Gamma-Glutamyl-Transfera-
folge einer Beteiligung des Zentralnervensystems ist se; GOT, Glutamat-Oxalacetat-Transaminase; GPT, Glutamat-Pyruvat-
insbesondere die Ausbildung einer (sehr seltenen) Transaminase; MRT, Magnetresonanztomographie
Leukenzephalopathie gefürchtet und dann in der Regel
tödlich (31, e25).

Therapie
Bei der Therapieentscheidung ist vor allem die hohe Für die Leber wird eine Indikation zur Therapie gese-
Rate an Spontanheilungen, das häufige Auftreten hen, wenn die Transaminasen über das Dreifache der
asymptomatischer Organbeteiligungen und die erhebli- Norm erhöht sind (28). Nur sehr selten ist isoliert das
chen Nebenwirkungen der Kortikosteroidtherapie zu biliäre System betroffen. In diesem Fall wird die alkali-
berücksichtigen (5, 26). Unstrittig ist, dass höhergradi- sche Phosphatase (AP) als Leitenzym herangezogen.
ge Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelbeteiligung Hyperkalzämien treten häufig im Rahmen der Sarkoi-
und ein ZNS-Befall eine klare Indikation zur Therapie- dose auf und beruhen auf einer vermehrten Produktion
einleitung darstellen. Es besteht ein internationaler von aktivem Vitamin-D3 (Calcitriol) durch das Enzym
Konsensus, dass ansonsten nur symptomatische Or- 1-α-Hydroxylase, welches von Makrophagen in Gra-
ganbeteiligungen, die potenziell in einer chronischen nulomen gebildet wird (32). Hyperkalzämien, die sich
Schädigung des Organes münden, behandelt werden nicht durch Meidung von Sonnenlicht und diätetische
sollten (5, 12, 22, 28). Für die Lungensarkoidose wird Maßnahmen normalisieren, stellen eine klare Thera-
zum Beispiel eine ausführliche Diagnostik mittels Lun- pieindikation dar. Aufgrund der Hyperkalzämienei-
genfunktion und Belastungstests (meist Ergometrie) ei- gung sollte bei Sarkoidosepatienten keine Osteoporo-
ner Therapieentscheidung vorangestellt (5, 12). Nur seprophylaxe mittels Calcium- und Vitamin-D-Substi-
bei signifikanter Einschränkung der Lungenfunktion tution erfolgen. Bei Nachweis einer Osteoporose wird
sowie der Diffusionskapazität und hieraus resultieren- zur primären Therapie mit Bisphosphonaten geraten
der Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit wird (32). Eine Augenbeteiligung, die nicht durch lokale
eine Indikation zur Therapie gesehen. In Analogie er- Immunsuppressiva-Therapie modulierbar ist, ist eine
folgt auch die Abklärung anderer Organfunktionen. weitere häufige Therapieindikation (e6, e26).

Mortalität Indikationen für die Therapie sind


Die Mortalität ist bei Sarkoidose gering erhöht. • höhergradige Herzrhythmusstörungen,
Vor allem der Befall des Herzens und des Zentral- Herzmuskelbeteiligung und ein ZNS-Befall
nervensystems können zum Tode führen. In • symptomatische Organbeteiligungen, die
Europa und den USA erfolgen aufgrund einer potenziell in einer chronischen Schädigung des
Sarkoidose etwa 3 % aller Lungentransplantationen. Organs münden.

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a b c d
18
Abbildung 1: F FDG-PET Befunde bei Multiorganbefall. a) Lungen- und Milzbefall; b) Diffuser Knochen- und Lymphknotenbefall;
c) Ausgeprägter Lymphknoten- und Milzbefall. Zudem auch Knochenmark- und Leberbeteiligung. d) Ausgeprägter, diffuser Muskelbefall und
geringer Lymphknoten- und Leberbefall.

Für die Sarkoidose wurde bisher keine Therapie 6 Monate einzusetzen und im Verlauf über 6 Monate
durch die Europäische Aufsichtsbehörde zugelassen. die Dosis schrittweise auszuschleichen (28). Sollte es
Die Standardtherapie stellt die orale Kortikosteroid- während der schrittweisen Reduktion oberhalb einer
therapie dar (29). Die Studienlage zur Kortikosteroid- Erhaltungsdosis von 7,5 mg zu einer Reaktivierung
therapie ist nach heutigen Gesichtspunkten jedoch un- kommen (27), ist der Einsatz einer immunsuppressi-
zureichend. Es existiert nur eine randomisierte, place- ven Kombinationstherapie mittels Methotrexat oder
bokontrollierte, multizentrische Studie aus Finnland, Azathioprin zu überlegen (22, 27). Diese beiden Medi-
die eine orale Kortikosteroidtherapie über drei Monate kamente werden primär zur Zweitlinientherapie einge-
gefolgt von 15 Monaten inhalativer Kortikosteroidthe- setzt mit dem Ziel Kortikosteroide einzusparen. Eine
rapie bei Sarkoidosepatienten mit Röntgentyp I und II vor kurzem publizierte Studie belegt, dass die immun-
untersucht hat. Die Studie ergab eine signifikant bes- suppressive Wirkung von Methotrexat und Azathio-
sere forcierte Vitalkapazität und einen gebesserten prin als etwa gleich gut einzuschätzen ist (34). Auch
Röntgenbefund 5 Jahre nach Studienbeginn bei den diese Studie erfolgte jedoch weder kontrolliert noch
Patienten, die mit Kortikosteroiden behandelt wurden verblindet und vergleicht lediglich retrospektiv erho-
(33). Die Durchführung weiterer multizentrischer, pla- benene Daten zweier Zentren mit unterschiedlichen
cebokontrollierter Studien zum Wirkungsnachweis der Therapiestrategien. Bei jungen Patienten ist der Ein-
systemischen Kortikosteroidtherapie wird jedoch von satz von Azathioprin und Methotrexat jedoch proble-
allen Fachgesellschaften derzeit als unethisch abge- matisch, insbesondere wenn Kinderwunsch besteht.
lehnt. Bei erstmaligem Therapiebeginn wird eine Do- Hier sollte in jedem Fall eine ausführliche Aufklärung
sis Prednison von 0,5 mg pro kg Körpergewicht (KG) und Beratung vor dem Einsatz erfolgen. Neben der te-
von den meisten Experten eingesetzt (28, 29). Eine ratogenen Toxizität haben beide Medikamente, vor al-
Ausnahme stellt einzig die Neurosarkoidose dar, bei lem bei Langzeitgabe, das Risiko einer Knochen-
der höhere Dosen zur Überwindung der Blut-Hirn- marks- und Leberschädigung, weshalb ein regelmäßi-
Schranke angewendet werden (17). Von den aktuellen ges Monitoring des Differenzialblutbildes und der
Leitlinien wird empfohlen, bei Indikation zur systemi- Transaminasen unter der Therapie erfolgen muss. Bei-
schen Kortikosteroidtherapie diese für mindestens de Medikamente können zudem gastrointestinale Ne-

Standardtherapie Zweitlinientherapie
Die Standardtherapie der Sarkoidose stellt die Einsatz einer immunsuppressiven Kombinations-
orale Kortikosteroidtherapie dar. Die Studienlage therapie mit Hilfe von Methotrexat oder
zur Kortikosteroidtherapie ist nach heutigen Azathioprin. Diese beiden Medikamente werden
Gesichtspunkten unzureichend. primär zur Zweitlinientherapie eingesetzt mit dem
Ziel Kortikosteroide einzusparen.

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a c
Abbildung 2: Zytologische und histologische Befunde bei Sarkoidose
a) transbronchiale Biopsie der Lunge mit Nachweis von epitheloid- und riesenzellhaltigen, nicht verkäsenden Granulomen
b) Nachweis eines Granuloms mit Hilfe der ultraschallgesteuerten Nadelbiopsie eines mediastinalen Lymphknotens
c) Ausstrich einer bronchoalveolären Lavage (BAL): Typischerweise findet sich eine Vermehrung der CD4+-T-Lymphozyten (kleine, runde Zellen
mit großem Kern und wenig Zytoplasma). Die übrigen Zellen sind überwiegend Alveolarmakrophagen mit einem großen Zytoplasmaanteil.

benwirkungen hervorrufen. Teilweise verlaufen diese den) unter Infliximab in dieser Studie (e28). Fallserien
fulminant und treten unmittelbar nach Therapiebeginn und die eigene klinische Erfahrung der Autorin zeigen
auf. Sollten solche Unverträglichkeiten oder Kontrain- zudem eine sehr gute Wirksamkeit bei der Neurosar-
dikationen für Methotrexat und Azathioprin vorhanden koidose (35). Die Infliximabtherapie kann in einer Do-
sein, kann auch eine Kombinationstherapie mit Leflu- sierung von 3 mg/kg/KG entweder in Kombination zu
nomid oder Mycophenolat Mofetil erwogen werden Prednison + Azathioprin/Methotrexat oder in einer
(29, e19, e27), hierzu ist die Datenlage jedoch ebenfalls Dosierung von 5mg/kg/KG in Kombination mit allei-
sehr unzureichend. Sollte trotz immunsuppressiver niger Kortikosteroidgabe erfolgen. Meist handelt es
Therapiekombination ein Krankheitsprogress feststell- sich um eine länger angelegte Therapie über 1 Jahr
bar und dieser auf eine vermehrte Entzündungsaktivität (36, 37). In Deutschland ist die Therapie mit Inflixi-
zurückzuführen sein, ist es internationaler Konsensus, mab bei der Sarkoidose nicht zugelassen und stellt ei-
eine Anti-TNF-α-Antikörpertherapie mit Infliximab ne Off-label-Therapie dar. Auf Basis der ausgeführten
oder Adalimumab zu erwägen (5, 26, e19). Studien zei- Datenlage muss für jeden einzelnen Patienten ein An-
gen, dass nur die Anti-TNF-α-Antikörpertherapien trag bei der zuständigen Krankenkasse zur Kosten-
wirksam sind, die auch die membranständige Form des übernahme gestellt werden.
TNF-α blockieren. In einer doppelblinden, placebo-
kontrollierten, multizentrischen klinischen Studie zur Therapiemonitoring und Biomarker
additiven Therapie mit Infliximab konnte eine signifi- Vor Therapieeinleitung sollte ein Biomarker und eine
kante Verbesserung der forcierten Vitalkapazität um dem Organbefall entsprechende Untersuchungsmethode
2,5 % nach 24 Wochen, im Vergleich zum Placeboarm für die Beurteilung eines etwaigen Therapieansprechens
jedoch keine Besserung der Lebensqualität gezeigt festgelegt und dokumentiert werden. Zahlreiche Bio-
werden (35). Eindrücklich war die ebenfalls signifi- marker werden zur Evaluation von Organfunktionen er-
kante Verbesserung der Hautbeteiligung (falls vorhan- folgreich eingesetzt. Die entzündliche Aktivität der Sar-

Anti-TNF-alpha-Antikörpertherapie Biomarker
Sollte trotz immunsuppressiver Therapiekombination Die entzündliche Aktivität der Sarkoidose wird
ein Krankheitsprogress mit vermehrte Entzündungs- gut durch den löslichen Interleukin-2-Rezeptor
aktivität feststellbar sein, ist eine Anti-TNF-alpha- alpha (sIL-2R oder sCD25) sowie Neopterin
Antikörpertherapie mit Infliximab oder Adalimumab erfasst, so dass diese zum Therapiemonitoring
zu erwägen. eingesetzt werden können.

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koidose wird gut durch den löslichen Interleukin-2-Re- 8. Buss G, Cattin V, Spring P, Malinverni R, Gilliet M: Two cases of
zeptor α (sIL-2R oder sCD25) sowie Neopterin erfasst, interferon-alpha-induced sarcoidosis Koebnerized along venous
drainage lines: new pathogenic insights and review of the literature
so dass diese zum Therapiemonitoring eingesetzt wer- of interferon-induced sarcoidosis. Dermatology 2013; 226: 289–97.
den können (38). Jedoch variieren die Blutspiegel er-
9. Shin JI, Kim DS: Development of sarcoidosis during anti-TNF-alpha
heblich, je nach befallenem Organ. Bei Niereninsuffi- treatment: what is the mechanism? Clin Exp Rheumatol 2009; 27:
zienz sind die sIL-2R-Spiegel falsch hoch (e29). 1054; author reply 5.
10. Moller DR: Potential etiologic agents in sarcoidosis. Proc Am Thorac
Fazit Soc 2007; 4: 465–8.
Die Sarkoidose ist eine seltene Erkrankung, die durch 11. Gvozdenovic BS, Mihailovic-Vucinic V, Ilic-Dudvarski A, Zugic V,
eine erhebliche Heterogenität geprägt ist. Eine initiale Judson MA: Differences in symptom severity and health status
impairment between patients with pulmonary and pulmonary plus
histologische Sicherung und der Ausschluss einer flori-
extrapulmonary sarcoidosis. Respir Med 2008; 102: 1636–42.
den Infektionserkrankung sowie anderer granulomatö-
12. Kirsten D: Lungensarkoidose: aktuelle Diagnostik und Therapie.
ser Prozesse ist bei der Diagnosestellung unabdingbar. Dtsch Med Wochenschr 2013; 138: 537–41.
Der Nachweis einer Sarkoidose stellt per se keine Not- 13. Baughman RP, Teirstein AS, Judson MA, et al.: Clinical characteris-
wendigkeit zur Therapie dar. Vielmehr empfiehlt es tics of patients in a case control study of sarcoidosis. Am J Respir
sich, basierend auf der Funktionsdiagnostik des jeweili- Crit Care Med 2001; 164: 1885–9.
gen betroffenen Organs, die Therapieindikation sorg- 14. Wanat KA, Rosenbach M: Cutaneous sarcoidosis. Clin Chest Med
fältig zu evaluieren und gegebenenfalls im Verlauf zu 2015; 36: 685–702.
steuern. Zumeist spricht die Sarkoidose gut auf eine 15. Lynch JP, 3rd, Hwang J, Bradfield J, Fishbein M, Shivkumar K, Tung
Kortikosteroid-Monotherapie an. In etwa 10 % der Fäl- R: Cardiac involvement in sarcoidosis: evolving concepts in diagno-
sis and treatment. Semin Respir Crit Care Med 2014; 35: 372–90.
le kommt es jedoch zu einem steroidrefraktären progre-
16. Kandolin R, Lehtonen J, Airaksinen J, et al.: Cardiac sarcoidosis:
dienten Krankheitsbild.
epidemiology, characteristics, and outcome over 25 years in a
nationwide study. Circulation 2015; 131: 624–32.
Interessenkonflikt 17. Segal BM: Neurosarcoidosis: diagnostic approaches and therapeu-
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dien von Novartis. 18. Teirstein AS, Machac J, Almeida O, Lu P, Padilla ML, Iannuzzi MC:
Results of 188 whole-body fluorodeoxyglucose positron emission
Manuskriptdaten
tomography scans in 137 patients with sarcoidosis. Chest 2007;
eingereicht: 21. 10. 2015, revidierte Fassung angenommen: 9. 5. 2016 132: 1949–53.
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www.aerzteblatt-international.de
35. Baughman RP, Drent M, Kavuru M, et al.: Infliximab therapy in Zusatzmaterial
patients with chronic sarcoidosis and pulmonary involvement. Am J Mit „e“ gekennzeichnete Literatur:
Respir Crit Care Med 2006; 174: 795–802. www.aerzteblatt.de/lit3316 oder über QR-Code

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Dieser Beitrag wurde von der Nordrheinischen Akademie für ärztliche Fort- und Weiterbildung zertifiziert.
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Einsendungen, die per Brief oder Fax erfolgen, können nicht berücksichtigt werden.

Die cme-Einheit „Diagnostik und Therapie von Nagelerkrankungen“ (Heft 29–30/2016) kann noch bis zum 16. 10. 2016
bearbeitet werden.
Die cme-Einheit „Stillen und Beikost“ (Heft 25/2016) kann noch bis zum 18. 9. 2016 bearbeitet werden.

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 33–34 | 22. August 2016 573
MEDIZIN

Bitte beantworten Sie folgende Fragen für die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung. Pro Frage
ist nur eine Antwort möglich. Bitte entscheiden Sie sich für die am ehesten zutreffende Antwort.

Frage Nr. 1 Frage Nr. 7


Wodurch ist die Sarkoidose histologisch gekennzeichnet? Welche Diagnostik ist Bestandteil der Routinediagnostik beim
a) durch Ulzerationen der oberen Schleimhautschichten Screening auf Organbefall bei Sarkoidose?
b) durch granulozytäre Infiltration a) Lungenfunktionstest
c) durch eine nekrotisierende Vaskulitis b) Magnetresonanztomographie
d) durch epitheloidzellhaltige, nicht-verkäsende Granulome c) Herzkatheteruntersuchung
e) durch Hyper- und kräftige Parahyperkeratose d) 24-h-Blutdruckmessung
e) Phlebographie des Becken- und Beinbereichs
Frage Nr. 2
Welche Befunde lassen sich mit einer Sarkoidose vereinbaren? Frage Nr. 8
a) Der Tine-Test ist negativ und der IGRA positiv. Bei einem 23-jährigen Patienten diagnostizieren Sie anhand der
b) Die Polymerasekettenreaktion und Kultur auf Mycobacterium tuber- Symptom-Trias ein Löfgren-Sydrom. Wie gehen Sie vor?
culosis ist positiv, säurefeste Stäbchen jedoch nicht nachweisbar. a) Sie leiten sofort eine Kortikosteroidtherapie ein.
c) Der Kveim-Test ist negativ. b) Sie klären den Patienten ausführlich auf und sagen ihm, dass weitere
d) Mehrere Organe sind betroffen, histologisch nichtverkäsende Kontrollen nicht mehr notwendig seien, da das Löfgren-Syndrom eine
Granulome wurden nachgewiesen und es erfolgte ein Ausschluss sehr hohe Spontanheilungsrate habe.
einer anderweitigen Ursache. c) Sie schicken den Patienten unverzüglich zum Dermatologen zwecks
e) Atypische Mykobakterien wurden mit Hilfe der Polymeraseketten- Diagnosesicherung.
reaktion nachgewiesen.
d) Sie bestimmen den genetischen Polymorphismus für BTNL2 und
behandeln in Abhängigkeit von dem Ergebnis mit Kortikosteroiden
Frage Nr. 3 oder nicht.
Was versteht man unter der Trias des Löfgren-Syndroms?
e) Sie klären den Patienten über die Prognose auf und empfehlen
a) Nystagmus, Intentionstremor und Dysarthrie
zunächst eine histologische Sicherung mittels Bronchoskopie (EBUS)
b) Miosis, Ptosis und Enophthalmus
sowie die symptomorientierte Behandlung mit nichtsteroidalen An-
c) Struma, Exophthalmus und Tachykardie
tiphlogistika und gelenkabschwellender Lokaltherapie.
d) juvenile Arthritis, chronische Herzinsuffizienz und Psoriasis
e) Sprunggelenksarthritis, mediastinale Lymphadenopathie und
Erythema nodosum
Frage Nr. 9
Bei einem 68-jährigen Patienten mit neudiagnostizierter
Frage Nr. 4 Sarkoidose mit Lungen- und Leberbefall erheben Sie folgende
Welcher Befund ist für die Diagnosesicherung einer Sarkoidose Befunde: Vitalkapazität 85 %, CO-Diffusionkapazität 73 %, PaO2 in
zwingend erforderlich? Ruhe: 78 mm Hg, GOT: 40 U/L, GPT: 50 U/L. Der Gamma-Interferon-
a) Die Diagnose ist alleine anhand des klinischen Befundes zu stellen. Test ist positiv, im Sputum sind keine säurefesten Stäbchen
b) Anhand der Thoraxaufnahme mit Hilfe der hochauflösenden nachweisbar. Die Kulturen auf Mykobakterien sind negativ.
Computertomographie kann der geübte Radiologe die Diagnose Wie gehen Sie vor?
zweifelsfrei sichern. a) Sie leiten sofort eine Kortikosteroidtherapie ein.
c) Im Zuge der Diagnose sollte immer eine Kultur auf Mykobakterien b) Zur Diagnosesicherung veranlassen Sie ein 18F FDG-PET zur Fokussuche.
angelegt werden. c) Sie revidieren die Diagnose zur aktiven TBC und leiten eine
d) Allein ein erhöhter ACE-Spiegel ist diagnoseweisend. antimykobakterielle Vierfach-Kombinationstherapie ein.
e) Mit Hilfe einer genetischen Untersuchung kann die Diagnose sicher d) Weder der Lungen- noch der Leberbefall stellen eine Indikation
gestellt werden. zur Einleitung einer Prednisontherapie dar. Sie empfehlen vorerst re-
gelmäßige Kontrollen.
Frage Nr. 5 e) Für die Behandlung mit Azathioprin und Methotrexat liegt eine
Welche Medikamente werden zur Zweitlinientherapie bei der Kontraindikation vor, deshalb befürworten Sie die Kombinations-
Sarkoidose eingesetzt? therapie mit Infliximab.
a) Ibuprofen und Diclofenac
b) Methotrexat und Azathioprin Frage Nr. 10
c) Calciuminhibitoren und Antibiotika Bei Ihnen stellt sich erstmals ein Patient mit bekannter Sarkoidose
d) Adalimumab und Infliximab und kürzlich durchgemachtem akutem Nierenversagen infolge von
e) Mitoxantron, Cyclophosphamid Harnaufstau bei Nierensteinen vor. Wie gehen Sie vor?
a) Vor Einleitung einer Prednisontherapie weisen Sie den Patienten
Frage Nr. 6 zur Nierenbiopsie stationär ein, da Sie einen Befall der Nieren durch
Was ist die zurzeit bei erstmaligem Therapiebeginn iinitial die Sarkoidose vermuten.
eingesetzte Standardtherapie bei der Sarkoidose? b) Sie bestimmen Calcium im Urin und Serum und raten primär zum
a) 1 mg kg/KG Prednison für 1 Monat, dann Reduktion auf 0,5 mg kg/ Verzicht von Milchprodukten und Meidung von Sonnenlicht.
KG für 1 Monat c) Sie vermuten eine Störung im Parathormonstoffwechsel und
b) 0,5 mg kg/KG Prednison und 150 mg Azathioprin für 6 Monate überweisen den Patienten zum Endokrinologen.
c) 600 mg Rifampicin, 300 mg Isoniazid, 2 000 mg Pyrazinamid für d) Sie raten zur Einleitung einer Prednisontherapie und empfehlen eine
4 Monate Vitamin-D-Substitution zur Osteoporoseprophylaxe.
d) 0,5 mg kg/KG Prednison mit Calcium und Vitamin-D-Supplementation e) Ein Zusammenhang zwischen der Sarkoidose und dem Steinleiden
e) 0,5 mg kg/KG Prednison für 1 Monat, dann schrittweise Reduktion besteht Ihrer Meinung nach nicht und Sie schicken den Patienten
über insgesamt 6 Monate gleich weiter zum Urologen.

574 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 33–34 | 22. August 2016

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