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der Luftfahrt
der Luftfahrt
Frankreich
03
507502
4 195075
Junkers EF 100
Projekt Großverkehrsflugzeug
Luftfahrt-
fotografie
selbst
erleben
S
eit Ende Januar läuft auf Apple+ die lang erwar- schafft es. Natürlich mit ordentlich US-Pathos und gro-
tete, neunteilige Serie „Masters of the Air“. Mit ßen Szenen. Nahe an der Vorlage bleibt das Drehbuch
Elvis-Darsteller Adam Butler in einer der Haupt- trotzdem. Teilen Sie uns Ihre Meinung zur neuen Serie
rollen. Man konnte jetzt einen Blick auf die ers- gerne per E-Mail an redaktion@klassiker-der-luftfahrt.
ten Folgen werfen. Großes Hollywood-Kino? Das sollte de mit. Wir zeigen in unserer Galerie eindrucksvolle Bil-
jeder für sich entscheiden, denn es gibt einige Dinge, der der echten „Masters of the Air“, der 100th Bomb
über die man als Luftfahrtenthusiast stolpern könnte. Group.
Große Teile der fliegenden Darsteller sind am Boden
und in der Luft digital dargestellt und leider sieht man Weitere besondere Themen sind die Übersicht über die
sehr, dass die Bilder am Computer generiert wurden von den Deutschen genutzten Verbindungsflugzeuge, die
(CGI), doch woher sollte man auch so viele fliegende Flugzeugreports wie zur französischen NC3021 Belphé-
B-17 bekommen? Die Zeit, in der „Memphis Belle“ ver- gor oder der Blick nach Fürstenfeldbruck, wo einige Flug-
filmt wurde, war eine andere, in der flogen die großen zeuge eine neue Heimat suchen.
Bomber noch viel häufiger. Der Terror in der Luft (auf
beiden Seiten) wird detailliert dargestellt, doch sehen Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei dieser Ausgabe des
zum Beispiel Explosionen und deutsche angreifende Klassiker der Luftfahrt.
Flugzeuge in Flugzeuge nicht wirklich gut animiert aus. Die Ausstat-
tung am Boden überzeugt jedoch mit höchsten Ansprü-
diesem Heft chen. Uniformen, Fahrzeuge, Gebäude und Szenen sind
einfach exzellent. Das lässt keinen Wunsch offen. Die
Baade 152 6 Schauspieler werten mit ihrer Darstellung die Serie
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
North American B-25 8 noch weiter auf. In der Eröffnungsszene wird der An-
Junkers W 3412 flug auf Grönland mit mehreren B-17 aus dem Cockpit
gezeigt. Butler und seine Crew geben alles, um dem
Curtiss SC-118
Scherwind zu trotzen. Und das machen sie wie im ech-
McDonnell XF-8522 ten Leben. Sie slippen die B-17, geben unterschiedlich
Stinson 10828 viel Leistung auf die Motoren, um den Anflug noch wei-
Junkers EF 10034 ter zu koordinieren, und sogar die Landeklappen wer-
den exakt wie im Handbuch gesetzt. Man fühlt sich mit- Philipp Prinzing,
NC3021 Belphégor50
genommen und im Cockpit angekommen. Wie bei vie- Chefredakteur
Consolidated B-3256 len Serien muss man der Story zwei bis drei Episoden
Junkers J 762 geben, um richtig dabei zu sein. „Masters of the Air“
GALERIE 74
IMPRESSUM80
MODELLE UND BÜCHER 80
TERMINE 81
VORSCHAU 82
Titelfotos:
Le Fana Archive (Kolorierung
Klassiker der Luftfahrt),
Sammlung Steenbeck, USAF,
100th Bomb Group Foundation;
Zeichnung: Theo Lässig
MCDONNELL XF-85 22
CURTISS SC-1 18
Norseman in Montreal
Die Noorduyn Norseman, s/n 427, kann nach einer ausgiebigen, sechs Jahre
dauernden Restaurierung seit kurzem im Montreal Aviation Museum besichtigt
werden. Das in Montreal gebaute Flugzeug wurde im April 1946 als 43-35353 an
die US-Luftwaffe ausgeliefert und zunächst in Florida stationiert. Schon nach
kurzer Zeit wurde es weiterverkauft und flog seit 1951 als CF-GYY für diverse
Betreiber von Buschflugzeugen in ganz Kanada, meist mit Schwimmern oder
Skiern ausgerüstet. Ihre aktive Dienstzeit kam am 25. Juni 1985 zu einem ab
rupten Ende, als sich ihre Schwimmerstützen beim Start verbogen und sie sich
überschlug – glücklicherweise kam der Pilot mit dem Leben davon. Nach vielen
Jahren Handarbeit und dem Aufspüren zahlreicher fehlender Ausrüstungssteile
erstrahlt die Maschine nun wieder in altem Glanz. Lackiert wurde sie in den Far-
ben des Norseman-Prototyps CF-AYO, der später bei Dominion Skyways flog.
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
Ticker-Meldungen
Um die 60-jährige Geschichte der legendären Luftrennen Das Air Combat Museum in Springfield, Illi-
von Reno zu feiern, veranstaltet die Reno Air Racing Associa nois, restauriert eine Curtiss P-40N Warhawk,
tion (RARA) von Freitag, 4. Oktober, bis Sonntag, 6. Oktober die voraussichtlich Ende 2024 fliegen wird. Sie
2024, eine Flugshow auf dem Flughafen Reno-Stead. Im Mittel wurde als TP-40N mit vollständiger Doppel-
punkt der Veranstaltung steht eine seltene Gelegenheit für die steuerung konfiguriert und wird nach ihrer
Fans, nicht nur eine, sondern gleich zwei Vorführungen von Fertigstellung im Schema des berühmten Flug-
Militärjets zu sehen, und zwar von den legendären United zeugs der American Volunteer Group (AVG –
States Navy Blue Angels und den kanadischen Royal Air Force Flying Tigers) von Colonel Robert Lee Scott Jr.
Snowbirds. als „No. 7 Old Exterminator“ lackiert.
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Harvard-
Restaurierung
Die langfristige und gründliche Restau
rierung der North American Harvard II B
in der Werkstatt des Newark Air Museum
schreitet weiter voran. Vor kurzem wurde
damit begonnen, die überarbeiteten vorde-
ren Rumpfverkleidungen wieder am Rumpf
anzubringen. Die Vorbesitzer hatten die
Cowling mehrfach verändert, was für
das ehrenamtliche Museumsteam eine
Herausforderung darstellte. Bei der zu res- Spione
taurierenden Zelle handelt es sich um die
42-12417 (B-163 der niederländischen Luft-
streitkräfte und FE930 der RCAF). Das
im Einsatz
Restaurierungsprogramm ist bereits in
vollem Gange, so könnte es durchaus sein,
dass der Zusammenbau der bisher noch
gelben Harvard noch in diesem Jahr erfolgt.
Wie sie dann farblich lackiert sein wird, ist
noch nicht bekannt. Das Imperial War Museum (IWM) Duxford hat am 27. Dezember 2023 im AirSpace-
Gebäude eine neue Ausstellung mit dem Titel „Spies in the Skies“ eröffnet, die an die
letztjährige „Hurricane“-Veranstaltung und die „Spitfire“-Ausstellung von 2022 an-
schließt. Das Thema sind Flugzeuge, die von der Royal Air Force (RAF) – vor allem im
Zweiten Weltkrieg – zur Fotoaufklärung eingesetzt wurden. In der Halle finden sich auch
sieben flugfähige Muster, darunter allein vier Spitfire, eine Westland Lysander sowie die
Lockheed Electra G-AFTL. Für Fotografen wird die Halle an bestimmten Tagen voll aus-
geleuchtet. Die Dauer der Ausstellung läuft nur noch bis zum 25. Februar 2024.
Wenn Besucher des Planes of Fame Air Museum auf Was im Keller von Museen alles schlummert,
den Parkplatz des Museums einbiegen, werden sie von ei- ist und bleibt meist verborgen. Das Deutsche
ner B-17G Flying Fortress empfangen. Diese B-17 mit der Segelflugmuseum mit Modellflug auf der
Seriennummer 44-83684 ist jedoch nicht nur ausgestellt Wasserkuppe macht damit Schluss. Mit einer
und für die Öffentlichkeit zugänglich, sondern auch umfassenden Inventarisierung der „Kellerfunde“
Star eines Fernseh- und Filmprojekts. Begleitet wird die betrat das Museum gleich das digitale Zeitalter
Restaurierung der B-17G, an der ein kleines, aber sehr und brachte viele Objekte auf die Plattform
engagiertes Team von Freiwilligen arbeitet. Das Ziel ist es, „Museum digital“, die unter https://hessen.
die Boeing wieder in flugfähigen Zustand zu versetzen. museum-digital.de/institution/34 zu finden ist.
Fotos: Denis Calvert, Darren Harbar, Howard Heeley, Maximilian Meindl, Philipp Prinzing, RARA, Segelflugmuseum
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Die „Pink Lady“ brüllt
Am Sonntag, 7. Januar, wurde die Boeing B-17G „Pink Lady“ in Zeitpunkt nicht mehr durch die Mitglieder und Sponsoren der
La Ferté-Alais aus dem Hangar geholt, um unter der Leitung von europaweit bekannten Maschine tragen. Die Vereinigung AJBS
Baptiste Salis und den Mitgliedern des Vereins „Forteresse Tou- entschloss sich daher, das Highlight am Boden zu lassen. Man
jours Volante“ Triebwerkstests durchzuführen. Nach einem ersten kann hoffen, dass diese jüngste Initiative und die neue Dynamik
erfolglosen Versuch am 10. Dezember 2023 starteten dieses Mal in der Betreibergruppe die B-17 in naher Zukunft wieder in die
drei der vier Triebwerke. Der letzte Flug der „Pink Lady“ war Luft bringen kann und sie auf der ein oder anderen Show zu
2010. Die Kosten für den Flugbetrieb ließen sich zum damaligen sehen ist. Derzeit fliegt nur eine B-17 in Europa.
Zum 65. Jahrestag des Erstflugs des ersten deut- zur Erinnerung an Professor Brunolf Baade einge-
schen Verkehrsflugzeuges mit Turbinen-Luftstrahl- weiht. Eingeladen hatte die Elbe Flugzeugwerke
triebwerken, der „152“, fanden in Dresden mehrere GmbH. Als Mitglied der EFW-Geschäftsführung er-
Veranstaltungen statt. Am Jubiläumstag, dem 4. öffnete Kai Mielenz die Veranstaltung und enthüllte
Dezember 2023, trafen sich vormittags Ehrengäste, gemeinsam mit den Baade-Töchtern Dr. Angelica
Vertreter der Luftfahrt und der Politik vor der histo- Sauer und Alexandra Baade die Stele. Über die
rischen alten Flugleitung auf dem Gelände der Elbe Bedeutung Baades für die Entstehung des Flug
Flugzeugwerke GmbH (EFW) in Dresden-Klotzsche. zeugbaus in Dresden sprach nach der Enthüllung
Bei echtem Winterwetter wurde dort eine Ehrentafel Hans-Dieter Tack zu den Anwesenden.
Fotos: BAPA, Early Aviators via Florian Hose, Technik Museum Speyer/Sinsheim, Frédéric Vandentorren Musée Volant Salis, Fortresse Toujours Volante, Ulrich Unger
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Early Aviators 1300 m² (davon 250 m2 isolierte und beheizte
Werkstätten). Die Firma führt Überholungen,
Die französische Firma Early Aviators Reparatur und Restaurierung aller Oldtimer-
mit Sitz auf dem Flugplatz Tours-Sorigny Flugzeuge (Holz- und Metallarbeiten, Verklei-
(LFEN) wurde von Antoine Ros 2022 dung, Lackierung) durch. Das Team konzen
gegründet und bietet Restaurierungs- und triert sich derzeit auf die Restaurierung einer
Wartungsdienste für Oldtimer-Flugzeuge seltenen Caudron G4 und einer einmotorigen
an. Die Räumlichkeiten erstrecken sich über Caudron G3 von 1916.
SPEKTAKULÄRE AIRSHOW
MESSE FRIEDRICHSHAFEN
7. – 9. JUNI 2024
OLDTIMER | YOUNGTIMER |
RESTAURIERUNG | TEILEMARKT |
CLUBSTÄNDE | AIRSHOW |
VINTAGE RACING MESSERUNDKURS |
SONDERSCHAUEN
klassikwelt-bodensee.de
Leserbriefe
Klassiker der Luftfahrt 1/2024
Dornier in Rechlin
Ihr Heft ist wie immer spannend und infor-
mativ zu lesen. Da ich im Sommer an der Mü-
ritz in Urlaub war, möchte ich allerdings eine
Ergänzung zum „Donnerkeil“-Beitrag von
1/2024 liefern. Auch das Luftfahrttechnische
Museum Rechlin besitzt ein fantastisches
Modell der Do 335. Laut Beschreibung eine
B-Version mit der Werknummer 230014.
Peter Klaus, St. Ingbert
November 2012 wurde festgestellt, dass das Klassiker der Luftfahrt 8/2023 6,90 Euro sind für mich kein Pappenstiel. Ich
russische Klimow-M105-Triebwerk ein robus-
tes Triebwerk in flüssigkeitsgekühlter V-12-
Schwedische Tonne bin seit 2005 Abonnent und von Euren Bei-
trägen stets begeistert. Vielleicht könnt Ihr et-
Konfiguration ist, das ein ähnliches Hubraum- Der vorletzte Satz des Artikels über die Saab was erreichen. Einen Versuch wäre es wert.
volumen wie das berühmte RR-Merlin-Trieb- J 29 „Tunnan“ enthält einen groben Schnitzer. Thomas Bauer, Rodenbach
werk hat, aber nur halb so viele Komponenten Die Tonne wurde beim österreichischen Bun-
wie das Allison V-1710 aufweist. (Übrigens, desheer 1972 nicht durch die Draken, sondern
gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, dass man durch die Saab 105OE ersetzt, die dann 50
Artikel zu einem bestimmten Thema in Wett- Jahre im Einsatz stand. Die Draken wurde erst Die in Leserbriefen geäußerte Meinung muss
bewerbszeitschriften nicht erwähnt/zitiert?) 15 Jahre später – 1987 – eingeführt! Mit der nicht mit der Redaktionsmeinung überein-
Mit anderen Worten: Der Merlin entspricht Einführung der Saab 105OE wurde ab 1970 stimmen. Wir behalten uns die Kürzung von
nicht dem KISS (Keep It Simple, Stupid)-Prin- neben der Tonne auch noch die de Havilland Leserbriefen aus redaktionellen Gründen vor.
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Liebe Leser, liebe Mitglieder, liebe Freunde,
wer im Sommer fliegen will, der muss im bei Speis und Trank auszutauschen und
Winter Vorbereitungen treffen – das ist bei Fliegergeschichten zu erzählen.
uns im Verein nicht anders. Aber Spaß ma-
chen die Winterarbeiten in Paderborn und Anfang Januar hat sich eine Paderborner
Bienenfarm an den ersten Wochenenden na- Quax-Gruppe einem besonderen Projekt an-
türlich umso mehr. Jeweils mehrere Dutzend genommen: Unsere Glasvitrinen wurden
Quaxe reisen regelmäßig an, um unsere samt Inhalt entstaubt, gereinigt und neu zu-
Sammlung in Schuss zu halten und für die sammengestellt. Ab sofort können wir nicht
Flugsaison vorzubereiten. Tagsüber wird nur rund 120 Flugzeugmodelle, sondern
fleißig gearbeitet, und abends gibt’s auch zahlreiche technische Kleinteile wie
natürlich immer noch Zeit, sich gemütlich historische Cockpitinstrumente aus unserer
Ausmotten Bienenfarm
historischem Fluggerät e.V. der kalten Jahreszeit für unsere Mitglieder
11. / 12. Mai Quax-Hangar, Paderborn/Lippstadt Airport reichlich.
Hangartage Paderborn Flughafenstraße 33
5. – 7. Juli 33142 Büren
Stearman & Friends Bienenfarm Telefon: +49 2955 41798-24
13. – 15. September www.quax-flieger.de
Himmel & Erde Bienenfarm info@quax-flieger.de
Peter Sparding, 1. Vorsitzender
Fotos: Quax Verein
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RÜCKBLICK Verbindungsflugzeuge
H
e 111 und Ju 88 zählten neben der
Do 17 und 217 in den 1930er und
1940er Jahren zur Hauptausstat-
tung der Luftwaffen-Kampfge-
schwader (KG). Andere Typen wie Schulma-
schinen würde man hier sicherlich nicht so
schnell vermuten. Doch diese Einheiten wa-
ren nicht ausschließlich mit den Heinkel-,
Junkers- oder Dornier-Maschinen ausgestat-
tet: Vor allem vor Kriegsbeginn gab es eine
Überlandflüge von A nach B waren die Aufgaben, die unter Vielzahl an Flugzeugen, die zu unterschiedli-
anderem mit der Ar 66 „WL-IGUX“ bei der I./KG 26 bewältigt wurden chen Zwecken verwendet wurden.
(hier nach der Umstellung von D- und WL-Kennzeichen im Sommer 1939).
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DOPPELDECKER UND rem sogar zur behelfsweisen Ausbildung von
WELLBLECH-KISTEN Beobachtern, Funkern und Mechanikern. Mit
So waren in den Reihen einer Kampfgruppe Flugzeugen wie Fw 58 und W 34 wiederum
durchweg Ar 66 oder Go 145, aber auch die wurde auch das Schießen aus der Luft oder
Fw 44, He 72 und sogar die Fw 56 zu finden. auch der Blindflug trainiert. „Einzelfälle“ wa-
Generell liegt es auf der Hand, dass die Mehr- ren diese Maschinen abseits der He 111 bis
heit der kleineren Flugzeuge für Verbindungs- dato aber keinesfalls: Im Fall der I./KG 257
aufgaben eingesetzt wurde. Doch nicht nur beziehungsweise I./KG 26 lassen sich zwi-
ausschließlich, wie sich am Beispiel des KG schen 1937 und 1939 allein sieben unterschied-
257 – das spätere Löwengeschwader (KG 26) liche Fw 58 und zehn verschiedene W 34 nach-
Die Fw 56 „WL-ISGE“
– zeigt. Hier dienten die Fw 44 und He 72 den weisen. Zum Vergleich: Bei der II. Gruppe
nutzte die 3./KG 26 für
Staffeln bis zum Kriegsausbruch unter ande- waren es mindestens elf Fw 58 und 24 W 34,
Kunstflug-Übungen.
und Ju 88
14
Transporte wickelte der Stab des KG 26 mit einer
eigenen Ju 52, der „1H+TA“, ab. Im Herbst 1939
trug sie noch ihren Vorkriegsanstrich. staben T zugewiesen – das zeigt, dass der
Ju-52-Bestand inzwischen auf eine reduziert
worden war. So hatte der einzige verbleibende
Transporter der 1. Staffel das Kennzeichen
„1H+TH“ erhalten – analog hieß die Ju 52 bei
der 2./KG 26 „1H+TK“. Und auch bei der II./
KG 26 zeigte sich dieses Bild: Hier wurden in
den drei Staffeln (4., 5., 6./KG 26) die jewei-
ligen Transport-Jus ebenfalls mit dem Flug-
zeugbuchstaben T innerhalb der Kennung ver-
sehen; zuvor waren auch hier V und W
angesagt.
Dieses Bild spiegeln auch die Einsatzbe-
reitschaftsmeldungen des KG 257/26 aus den
Jahren 1938 bis 1940 wider: Demnach fand
im Herbst 1938 eine erste Reduzierung des
Ju-52-Bestands statt (von zunächst noch neun
auf vier je Gruppe), im Frühjahr 1939 eine
weitere (von vier auf drei). Bemerkenswert ist
je zwei Transporter vorhanden – unterm Strich bar nicht mehr die erste Geige spielte: Sie er- jedoch, dass die Ju 52 letztlich nur bis Ende
somit acht Ju 52 pro Gruppe. Dieser Flugzeug- hielt in vielen Geschwadern den Flugzeugbuch- 1939 im Fall der I./KG 26 und bis Frühjahr/
typ ist im Grunde auch nicht ungewöhnlich staben V und W zugeteilt – im Fall des KG Sommer 1940 im Fall der II./KG 26 den Staf-
für Kampfgeschwader, denn die „Tante Ju“ 257 lautete beispielsweise das Kennzeichen feln erhalten blieben; sie wurden an die Trans-
wurde vor Einführung reinrassiger Bomber der Jus der 1. Staffel somit „72+V11“ und portgeschwader abgegeben. Im Bedarfsfall
als Behelfskampfflugzeug verwendet. Beispiels- „72+W11“. Damit ist auch überliefert, dass die mussten entsprechende Transportkapazitäten
weise beim KG 257 war die Zeit der Jus als Staffeln vielfach zwei Jus im Bestand hatten, nun entsprechend angefordert werden. Die
1. Garde jedoch spätestens im Sommer 1938 was sich ein Jahr später jedoch änderte: Denn Abgabe der Ju 52 verlief jedoch anscheinend
vorbei. mit Einführung des neuen Kennzeichen-Sys- nicht einheitlich bei den KGs; in anderen Ver-
Bemerkenswert ist, dass die Ju 52 auch bei tems per August 1939 erhielten die Ju- bänden konnten die „Wellblech-Dreimots“ teil-
den Kennzeichen ab diesem Zeitpunkt offen- 52-Transporter beim KG 26 passend den Buch- weise länger im Bestand gehalten werden.
Das Ende der Ju 52 „1H+TA“: Am 16. April 1940 wurde der Transporter
der Stabsstaffel des KG 26 in Stavanger durch einen Unfall zerstört – die
landende Ju 52 „1Z+HK“ (im Foto links) war mit der „1H+TA“ kollidiert.
An Bord gab es fünf Verletzte, einer von ihnen starb noch am Unfalltag.
15
Bf 108 „3Z+FB“ war das Reiseflugzeug des
Stabs der I./KG 77. Beachtenswert ist, dass die
Auch bei den kleineren „Nebenflugzeugen“ hellblaue Unterseiten-Tarnung sehr weit an
zeigt sich der Wandel im Bestand: Nur bis et- den Rumpfseiten hochgezogen worden war.
wa zum Kriegsausbruch waren Fw 44 und Co.
durchgängig und in größerer Zahl vertreten.
Denn der Blick beispielsweise in die Stärke-
meldungen der 4./KG 26 zeigt, dass die Staf-
fel im September 1939 durchschnittlich über
elf He 111, eine Ju 52 und eine Fw 58 verfüg-
te – also eine ähnliche Zusammensetzung wie
die 5. und 6. Staffel – und damit keine Fw 44
und Co. mehr hatte. Zum Vergleich: Die I./
KG 53 verfügte im September 1939 neben den
rund 31 He 111 ebenfalls über zeitweise drei
Ju 52 (also für jede der drei Staffeln eine), zu-
dem ebenfalls drei Fw 58 für Kurieraufgaben,
dazu jedoch auch ein bis zwei W 34.
Nach Kriegsausbruch scheint der Flugzeug-
bestand weiter erheblich vereinheitlicht wor-
den zu sein: He 111, Ju 88 oder auch die Do
17 dominierten letztlich das Gesamtbild. Ins- Eine Vereinheitlichung gab es trotz Vor- per 22. Mai 1942 eine Reihe von Verbänden
besondere Fw 44, Ar 66 und Co. wurden an schriften und Bürokratie somit nicht, zumal je in ihrem Befehlsbereich an, ihre noch im Be-
Fliegerschulen und andere Verbände abgege- nach Geschick der Staffeln und Gruppen so stand befindlichen „Tante Jus“ abzugeben: So
ben – der Grund für diese Bereinigung des manche „Kiste“ im Bestand gehalten werden gingen in der Folge die Ju 52 mit der Werknum-
Flugzeugbestands im Herbst 1939 bleibt indes konnte. Das beschriebene Gesamtbild lässt sich mer 6869 vom Stab/KG 3, WNr. 3053 der
unbekannt. Dennoch blieben den Kampfge- auf so manches andere Kampfgeschwader über- 4.(F)/11, WNr. 5150 der 4.(F)/14 und WNr.
schwadern einige besondere Flugzeuge erhal- tragen – doch nicht unbedingt auf andere Ein- 5761 der 1.(F)/Ob.d.L. allesamt an das „Kampf-
ten: So erhielten insbesondere die Stäbe für heiten: So nutzten beispielsweise Jagdgeschwa- geschwader zur besonderen Verwendung“ (KG.
Reise- und Kurierzwecke einzelne Bf 108 zu- der an der Ostfront vielfach die robusten Bü zbV.) 105. Denn aufgrund der zunehmenden
geteilt. Diese hielten sich fast bis Kriegsende 131 oder auch Fi 156 für Kurier- oder Verbin- Treibstoffknappheit war es nicht mehr zu ver-
in den Reihen der Staffeln, während andere dungsaufgaben. Und einige vielfach selbststän- antworten, dass unnötige (Transport-)Flüge
Maschinen zunehmend als Exoten anzusehen dig agierende Einheiten behielten ihre Ju 52 unternommen wurden. Und das galt eben auch
waren – wie eine W 34 und eine Fw 44, die sogar bis weit in den Zweiten Weltkrieg hinein: für zahlreiche andere Verbindungsflugzeuge
die 12./KG 26 noch 1942/43 nutzte. So wies das Luftwaffen-Kommando Ost erst der (Kampf-)Gruppen.
•
Nicht ungewöhnlich ist, dass so manches Verbindungsflugzeug im
Laufe seines Lebens mehrere Halter hatte – so die W 34 „BV+BY“:
Neben dem StG 2 nutzte auch die Aufklärungsgruppe (H) 13 diese
Wellblech-Maschine.
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
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FLUGZEUGREPORT Curtiss SC-1 Seahawk aus Ausgabe 2/2006
18
Auf Patrouille: Die SC-1 diente als „Auge der Flotte“
der Aufklärung und schaffte 1000 Kilometer nonstop.
S
pätestens der Angriff auf Pearl Har- Jungfernflug, und bereits im Oktober 1944
bor verdeutlichte den USA die Wich- übernahm die US Navy die ersten Serienma-
tigkeit der seegestützten Aufklärung. schinen. Alle wurden mit einem festen Zwei-
Ein Nachfolger für die veralteten radfahrwerk ausgeliefert, dessen Spurweite bei
Muster Vought OS2U Kingfisher und Cur- 2,59 Meter lag. Die Montage der von Edo ge-
tiss SOS Seagull musste her. bauten Zentral- und Stützschwimmer erfolgte
Im Juni 1942 gab die US Navy ihre Spezi- in Werften der US Navy.
fikationen für das neue Scout-Flugzeug be-
kannt. Der von Curtiss ausgearbeitete Vor- GUTE FLUGLEISTUNGEN
schlag wurde schließlich im Oktober 1942 Als Triebwerk kam bei der SC-1, die auch
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
akzeptiert. Fünf Monate später erhielt die in Seahawk genannt wurde, ein luftgekühlter
Columbus, Ohio, beheimatete Firma den Auf- Neunzylinder-Sternmotor des Typs Wright
trag zur Fertigung und Flugerprobung von drei R-1820-62 Cyclone zum Einbau. Dieser ent-
Prototypen mit der Bezeichnung XSC-1 (Num- wickelte eine Startleistung von 992 kW (1350
mern 35298 bis 35300). Schon im Juni 1943 PS) und trieb eine Curtiss-Electric-Vierblatt-
folgte ein Auftrag zur Lieferung von 497 Ma- luftschraube mit einem Durchmesser von 3,10
schinen der ersten Serienversion SC-1, der Metern an. Die Bewaffnung der Seahawk be-
zwar später auf 950 erhöht, aber nach Been- stand aus zwei 12,7-Millimeter-Maschinenge-
Die Seahawk wurde meist von Schlachtschiffen digung des Krieges wieder um 384 Maschinen wehren mit je 200 Schuss in den Innenflügeln.
und schweren Kreuzern aus eingesetzt. Der Start gekürzt wurde. Für Störeinsätze konnte sie an zwei Außen-
erfolgte durch ein Katapult. Ihre Karriere endete Am 16. Februar 1944 startete die erste stationen eine Bombenlast von 300 Kilogramm
1949 (li.). Heute existiert kein Exemplar mehr. XSC-1 in Columbus zu ihrem erfolgreichen mitführen. Die ersten Serienflugzeuge verfüg-
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Technische Daten
Curtiss SC-1 Seahawk
Verwendung: einsitziger,
bordgestützter Nahaufklärer
Antrieb: 1 Wright R-1820-62 Cyclone
mit 992 kW (1350 PS)
Spannweite: 12,50 m
Rumpflänge: 8,84 m
Länge über alles: 11,09 m
Höhe: 4,99 m auf Hilfsfahrwerk in
Rollstellung
Flügelfläche: 26,19 m2
Leermasse: 2862 kg
Startmasse: 4078 kg
Flächenbelastung: 155 kg/m2
Höchstgeschwindigkeit:
454 km/h in 7700 m Höhe
Marschgeschwindigkeit: 240 km/h
Steiggeschwindigkeit: 12,7 m/s
in Bodennähe
Landegeschwindigkeit: 108 km/h
Dienstgipfelhöhe: 9760 m
Reichweite: 1045 km ohne Zusatztanks
Bewaffnung: zwei 12,7-mm-MGs
mit je 200 Schuss, 294 kg Bombenlast
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
Zeichnung: Redemann
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ten im Zentralschwimmer noch über einen Curtiss-Wasserflugzeuge
weiteren Bombenschacht, der sich aber wegen
der ungenügenden Klappenabdichtung nicht Schon bald nach dem Debüt des ersten Landflug- densten Versionen gebaut wurden. Unvergessen
bewährte. Er wurde daraufhin mit einem zeugs erschienen auch Seeflugzeuge, die zum Star- sind auch die schnittigen Hochleistungs-Doppel-
ten und Landen entweder Schwimmer oder einen decker, die Glenn Curtiss in den 20er Jahren für die
zusätzlichen Kraftstoffbehälter ausgestattet.
entsprechend gestalteten Bootsrumpf benutzten. Rennen um den Schneider-Cup entwickelte. Das
Außerdem konnten an den beiden Unterflü- Besondere Verdienste erwarb sich diesbezüglich Schwimmer- oder Wasserflugzeug war aus der inter-
gelstationen zur Verbesserung der Reichwei- der amerikanische Konstrukteur Glenn Hammond nationalen Luftfahrt nicht mehr wegzudenken. Es
tenleistungen noch zwei abwerfbare 227-Liter- Curtiss. Nachdem sich dieser anfangs damit befass- erfreute sich in allen Ländern einer ständig zuneh-
Zusatztanks aufgehängt werden. te, Motorräder für Straßenrennen zu frisieren, lernte menden Beliebtheit. Seine große Bewährungsprobe
Die SC-1 war bei den Piloten der US Navy er 1904 den Ballonfahrer Captain Thomas Baldwin bei militärischen Einsätzen stand ihm jedoch noch
wegen ihrer guten Flugeigenschaften und be- kennen. Von diesem Zeitpunkt an hatte es ihn ge- bevor. Die US Navy bemühte sich schon verhältnis-
sonders wegen der ausgezeichneten Startleis- packt, und er begann mit den Entwurfsarbeiten für mäßig früh darum, ihre Flugzeugträger auf den je-
tungen verhältnismäßig beliebt. Immerhin ver- ein eigenes Luftfahrzeug. Es handelte sich um die weils neuesten Stand der Technik zu bringen. Sie
Curtiss A-1, ein als Doppeldecker mit zwei Gitter- behielt dabei aber stets auch ihre Schlachtschiffe
fügte sie bis zu einer Flughöhe von 1800
rohr-Leitwerksträgern ausgelegtes Wasserflugzeug. und schweren Kreuzer im Auge und rüstete diese je-
Metern über eine bessere Steiggeschwindigkeit
Diese nur 810 Kilogramm schwere Maschine wurde weils mit den modernsten Bordflugzeugen aus. Die
als der Jäger Grumman F6F Hellcat. Allerdings von einem 75-PS-Motor des Typs Curtiss V-8 ange- Marine unterschied dabei zwischen Observation-
war bei Landungen auf rauer See äußerste Vor- trieben. Sie erreichte eine Höchstgeschwindigkeit (O-) und Scout- (S-)Maschinen, die als „Augen der
sicht geboten, denn sie neigte sehr schnell zum von 96 km/h und wurde von der US Navy im Juli 1911 Flotte“ auch von Landstützpunkten oder von Träger-
Kopfstand. Wegen dieses Nachteils gingen als erstes Flugzeug in Dienst gestellt. Die A-1, die decks aus operieren konnten. Beide Arten waren in
auch die meisten Seahawks verloren. am 14. November 1910 von Bord des Kreuzers „USS genügender Stückzahl vorhanden, als im Dezember
Im Jahr 1944 wurde die zweite aus der Se- Birmingham“ auch den ersten „Trägerstart“ absol- 1941 auch für die USA der Zweite Weltkrieg begann.
rienfertigung stammende SC-1 (35302) auf vierte, war das erste Glied einer langen Kette erfolg- Es handelte sich um die Vought OS2U Kingfisher und
den Motor Wright R-1820-76 mit einer Leis reicher Curtiss-Flugzeuge. Es sei hier nur an das so die Curtiss SOC Seagull, die allerdings beide noch
genannte F-Boat erinnert, das 1912/13 entstand und aus den 30er Jahren stammten und mit der Seahawk
tung von 1047 Kilowatt (1425 PS) umgerüstet
von dem insgesamt 301 Maschinen der verschie- durch ein moderneres Muster ersetzt wurden.
und auch sonst weiter verbessert. Dazu gehör-
te neben einer Vollsicht-Schiebehaube, eine
Begleitjäger im Test
ZUM SCHUTZ IHRER LANGSTRECKENBOMBER UNTERSUCHTEN
DIE US-LUFTSTREITKRÄFTE NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG BE-
GLEITJÄGER, DIE VON DEN BOMBERN SELBST GETRAGEN WURDEN.
DIE IDEE ERWIES SICH ABER ALS NICHT ERFOLG VERSPRECHEND.
Text: Karl Schwarz; Fotos: USAF
B
emannte Parasit-Jäger, so dachten
die US-Luftstreitkräfte gegen Ende
des Zweiten Weltkriegs, würden ein
geeignetes Mittel sein, ihre Bomber
auf Ultralangstreckenmissionen zu schützen.
Sie sollten im Bomber selbst, wie in der gera-
de in Entwicklung befindlichen Convair
B-36, untergebracht und dann über dem
Zielgebiet ausgesetzt und wieder eingeholt
werden, um gegnerische Fighter zu bekämp-
fen. Für diese „unkonventionelle Methode“
wurde Ende 1944 eine Ausschreibung her-
ausgegeben, die jedoch auf wenig Interesse
der Industrie stieß. Nur McDonnell Aircraft
reichte Vorschläge ein.
Erst im Oktober 1945 wurde daraufhin
ein Vertrag für die Entwicklung des Model
27D erteilt – eines Mini-Flugzeugs, das in den
Bombenschacht der B-36 passen musste, um
während eines mehrere Tausend Kilometer
langen Einsatzes nicht den Widerstand zu er-
höhen. Damit hatten Herman D. Barkey und
sein Team eine schwierige Aufgabe: Wie lässt
sich ein einigermaßen leistungsfähiges und
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
Von der XF-85 wurden nur zwei Versuchsmuster gebaut. Ed Schoch war der einzige Pilot, der das „Ei“ je flog.
23
Technische Daten
McDonnell XF-85 Goblin
Besatzung: 1
Antrieb: 1 x Westinghouse XJ-34-WE-22
Schub: 13 kN
Länge: 4,52 m
Höhe: 2,51 m
Spannweite: 6,43 m
Flügelfläche: 8,4 m²
Leermasse: 1695 kg
max. Startmasse: 2065 kg
Höchstgeschwindigkeit: 1050 km/h
Dienstgipfelhöhe: 15 000 m
Steigrate: 64 m/s
Flugdauer: 20 – 40 min
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
24
Für die Stabilisierung wurden angesichts des
extrem kurzen Hebelarms am Heck nicht we-
niger als vier (später sechs) Finnen installiert,
wobei Höhen- und Seitenruder wie bei einem
V-Leitwerk funktionierten. Die beiklappbaren
Tragflächen waren leicht gepfeilt. Sie verfüg-
ten über konventionelle Querruder und im Au-
ßenbereich über automatische Vorflügel.
FLIEGER AM HAKEN
Die Besonderheit war ein ausfahrbarer Haken
vor dem Cockpit, mit dem sich die Goblin für
Start und „Landung“ an ein im Bomber ins-
talliertes, ebenfalls ausfahrbares Trapez hän-
gen konnte. Er lag exakt im Schwerpunkt der
XP-85 (ab 1947 dann XF-85). Der Pilot klet-
terte im Bombenschacht in den Jäger, klinkte
sich dann für höchstens 20 Minuten Flugzeit
bei Kampfleistung aus und koppelte wieder
an den Bomber an, wo das Flugzeug an Bord
gezogen werden sollte. So weit, so gut – aber
wie das in feindlicher Umgebung möglich sein
sollte, war von Anfang an nicht so ganz klar. Zum Schluss wurden unter anderem Finnen an den Flügelspitzen montiert.
Jedenfalls hatte McDonnell im Juni 1946
ein Mock-up inklusive des Trapezes fertig. En-
de 1947 standen dann auch die beiden Ver- war etwas benommen, bekam die XF-85 aber
suchsmuster bereit. Erster Schritt war eine ein paar Hundert Meter tiefer wieder unter
Überprüfung des Entwurfs im großen Wind- Kontrolle. Einziger Ausweg war nun die Lan-
kanal der Ames Aeronautical Laboratories dung auf dem Salzsee, die bei etwa 225 km/h
(Moffett Field, Kalifornien). Es zeigte sich, auch gelang.
dass die Verwirbelungen des Trapezes die Dank einer Kufe unter dem Rumpf blieben
Längsstabilität deutlich reduzierten, sodass ei- Schäden am Flugzeug gering. Allerdings wur-
nige Modifikationen notwendig wurden. de der zweite Freiflug erst am 14. Oktober in
Derweil wurde bei McDonnell in St. Lou- Angriff genommen. Diesmal gelang es Schoch,
is als „Mutterschiff“ eine Boeing EB-29 vor- die Goblin ins Trapez einzuhaken. Nach eini-
bereitet, denn eine B-36 war nicht verfügbar. Das Cockpit war sehr klein und hatte nur die gen Minuten, um das Triebwerk abkühlen zu
Die „Monstro“ (44-8411) erhielt das mit einem nötigsten Instrumente. lassen, wurde der Jet in den Bombenschacht
„Pferdegeschirr“ für die Stabilisierung der XF- eingefahren. Zwei weitere Flüge mit gelunge-
85 versehene, hydraulisch betätigte Trapez im nem Kontakt mit dem Trapez folgten am
hinteren, um etwa 75 Zentimeter verlängerten nächsten Tag, doch am 22. Oktober war die
Bombenschacht. Im ausgefahrenen Zustand nächste Landung auf dem Salzsee fällig.
ragte es etwa 3,2 Meter unter dem Rumpf he-
raus. Zudem gab es eine kleine Verkleidung, NUR ZWEI STUNDEN TESTFLUGZEIT
sodass kein Fahrtwind ins Triebwerk des im Nun wurden die Tests erst einmal für Modi-
Schacht hängenden Flugzeugs blasen konnte. fikationen wie einer Verkleidung seitlich des
Die EB-29 traf Ende Mai 1948 auf der Ba- Hakens und zusätzlichen Finnen an den Flü-
sis Muroc in Kalifornien (heute Edwards AFB) gelspitzen unterbrochen. Weitergehen konnte
ein. Dort hatte man eine 5,3 Meter tiefe Gru- es erst im Frühjahr 1949, nachdem der Salz-
be ausgehoben, sodass die Goblin einfach von see nach der winterlichen Regenperiode wie-
unten an Bord gehievt werden konnte. Mit dem der ausgetrocknet war. Am 14. März wurde
Parasit-Jäger, 17 000 Litern Kraftstoff und ei- Für die Unterbringung im Bombenschacht erstmals die 46-523 an der EB-29 geflogen.
ner achtköpfigen Besatzung betrug die Abflug- mussten die Tragflächen angeklappt werden. Am 8. April folgte dann mit der 46-523 auch
masse 51 075 kg. schon der letzte Flug, der wieder mit einer
McDonnell hatte Ed Schoch, der im Krieg Landung am Boden endete.
für die US Navy geflogen war, als Goblin-Test- bei etwa 320 km/h aus. Zehn Minuten lang Die Gesamtflugzeit des Programms belief
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
piloten bestimmt. Er testete die Annäherung flog er verschiedene Manöver bis zu einer Ge- sich auf etwa 2 Stunden und 20 Minuten, und
an die EB-29 zunächst mit einer F-80 Shoo- schwindigkeit von 400 km/h, wobei er eine damit hatte die in großen Teilen von Anfang
ting Star. Währenddessen wurde die mit einem gute Stabilität um die Längs- und Hochachse an skeptische US Air Force auch genug gese-
C-82 Packet-Transporter am 5. Juni 1948 nach konstatierte, während das Verhalten um die hen. Obwohl das Flugzeug an sich durchaus
Edwards gebrachte zweite XF-85 (Kennung Querachse als gerade einmal zufriedenstellend brauchbar war, wurde das Verfahren mit dem
46-524) vorbereitet. Nach Ladeversuchen am bewertet wurde. Nach diesen ersten Eindrü- Trapez als zu schwierig verworfen – jedenfalls
15. Juli und einem Testflug ohne Pilot am 22. cken flog Schoch zurück zum Bomber, um sich für normale Piloten unter Einsatzbedingun-
Juli kletterte Schoch dann am 2. August erst- wieder ans Trapez zu hängen. Das erwies sich gen. Nach der Investition von 3,2 Millionen
mals in die Goblin, die anschließend ausge- aber als unmöglich, zumal die Maschine nur Dollar wurde das Programm gestoppt. Die Go-
fahren und am Trapez hängen gelassen wurde. mit gezogenem Stick gerade gehalten werden blins immerhin haben überlebt: eine steht im
Am 23. August 1948 folgte dann die Stun- konnte. Im Ergebnis wurde die Cockpithaube Museum der USAF, die andere im Strategic
de der Wahrheit. Ed Schoch klinkte die Goblin getroffen und Schochs Helm abgerissen. Er Air Command & Aerospace Museum.
• 25
Kurz erklärt
In der Welt der Luftfahrt gibt es viele Begrif-
fe und besondere Schreibweisen, noch dazu
hat jedes Land innerhalb seiner Luftstreit-
kräfte spezifische, militärische Luftfahrt -
begriffe und damit verbunden ebenso viele
Abkürzungen. Dieser Artikel erklärt Abkür-
zungen, die von den Niederlanden zwischen
1913 und 1940 genutzt wurden. Bei der Be-
trachtung dieser Abkürzungen und Begriffe
der niederländischen Militärluftfahrt spielt
auch die Geschichte der Niederlande sowie die
Niederländisches Militär
Abkürzungen
Abkürzungen in den Niederlanden Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Kapitulation Japans kümmerte sich die niederländische
ArVA Artilerie Vliegtuigafdeling Militärluftfahrt in Niederländisch-Ostindien eifrig um den notwendigen Wiederaufbau der
Kampftruppe. Das riesige Überseegebiet mit seinen vielen großen und kleinen tropischen In-
AVA Artilerie Vliegtuigafdeling
seln musste wieder bedient und verteidigt werden. Dabei wurden innerhalb der Luftstreit-
BesVA Beschermings Vliegtuigafdeling
kräfte einige sehr unterschiedliche, wenn nicht sogar einzigartige Abkürzungen zu der bereits
BomVA Bombardeer Vliegtuig Afdeling bestehenden Abkürzungsliste hinzugefügt. Interessanterweise schlichen sich bereits in den
JaVa Jacht Vliegtuigafdeling Jahren vor und während des Zweiten Weltkriegs nach und nach einige englischsprachige Be-
LA Luchtvaartafdeling griffe und Abkürzungen in den niederländischen Sprachgebrauch ein. Einige bis heute. Dies
LUA Luchtdoelartillerie war vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Einwohner gezwungen waren, in die Verei-
LVA Luchvaartafdeling nigten Staaten, nach England oder Australien zu immigrieren, um dort ihre militärische Kar-
LVD Luchtverdediging riere oder ihre (Luftfahrt-)Ausbildung fortzusetzen. Die meisten wurden mit der Gründung
der neuen niederländischen Luftwaffe, „Koninklijke Luchtmacht“ und „Koninklijke Marine-
LVR Luchtvaartregiment
luchtvaartdienst“, als nicht mehr zweckmäßig erachtet. Eine Übersicht findet sich in den bei-
LVT Luchtvaarttroepen den Tabellen aufgeteilt nach der Nutzung in Europa und Niederländisch-Ostindien.
M.v.D. Ministerie van Defensie
M.v.M. Minsterie van Marine Abkürzungen in Niederländisch-Ostindien
M.v.O. Ministerie van Oorlog DVA Depot Vliegtuigafdeling OVTA Oostenlijk Verkenings- en
MBVA Mitrailleer- en Bombardeer EOS Elementaire OpleidingsSchool Transport Afdeling
Afdeeling GVT Groep Vliegtuigen (marine) OVW Oorlogsvrijwilligers
ML Militaire Luchtvaart KNIL Koninklijk Nederlands-Indië Leger PEP Personnel and Equipment Pool
MLD Marineluchtvaartdienst LA-KNIL Luchtvaartafdeeling PVA-KNIL Proefvliegafdeeling-Koninklijk
PVA Proefvliegafdeeling LuCoJa Luchtvaart Commando Java Nederlands-Indië Leger
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
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Kontakt zum Datenschutzbeauftragten: Abonnenten Service Center GmbH, Postfach 1223, 77602 Offenburg, Tel. 0781-6396102. Namens-, Adress- und Kontaktdaten zum Vertragsschluss erforderlich. Verarbeitung (auch durch Zahlungs- und Versand-
dienstleister) zur Vertragserfüllung sowie zu eigenen und fremden Werbezwecken (Art. 6 I b) bzw. f) DSGVO) solange für diese Zwecke oder aufgrund Aufbewahrungspflichten erforderlich. Bei Art. 6 I f) DSGVO ist unser berechtigtes Interesse die Durch-
führung von Direktwerbung. Sollten wir ihre Daten in einen Staat außerhalb der Europäischen Union übermitteln, stellen wir sicher, dass Ihre Daten gemäß Art. 44ff. DSGVO geschützt sind. Sie haben Rechte auf Auskunft, Berichtigung, Löschung oder
Einschränkung der Verarbeitung, Widerspruch gegen die Verarbeitung, auf Datenübertragbarkeit sowie auf Beschwerde bei einer Aufsichtsbehörde. Details unter: shop.motorpresse.de/datenschutz | Bei großer Nachfrage kann es zu Lieferver-
zögerungen kommen. Dieses Angebot gilt nur in Deutschland (Auslandskonditionen bitte auf Anfrage) und solange der Vorrat reicht. | Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Leuschnerstr. 1, 70174 Stuttgart, Handelsregister: Stuttgart HRA 9302
SZENE Stinson 108 Voyager
Traumschiff
Voyager
HOLGER KEIL ERFÜLLTE SICH MIT DER STINSON 108
DEN TRAUM EINES ZUBRINGERFLUGZEUGS FÜR KUNSTFLUG
WETTBEWERBE. ES SOLLTE MATERIAL AN DIE AUSTRAGUNGS
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„DAS LEBEN DER N970D WAR
RELATIV UNSPEKTAKULÄR.
EIN HIGHLIGHT WAR JEDOCH
IHR AUFTRITT AUF DEM COVER
EINES WERKZEUGKATALOGS“
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
30
U nmittelbar nach dem Ende
des Zweiten Weltkriegs er-
lebte die Privatluftfahrt in
den Vereinigten Staaten ei-
nen bisher nicht da gewesenen Aufschwung.
Die Kapazitäten der Werke waren wieder
frei und die Hersteller hatten wieder Zeit, zi-
vile Muster zu produzieren. So auch bei
Stinson Aircraft (inzwischen ein Teil von
Consolidated Vultee) in Wayne, Michigan.
Die Stinson Aircraft Company wurde 1920
in Dayton, Ohio, von dem Flieger Edward
„Eddie“ Stinson gegründet – neun Jahre
nachdem er bei den Gebrüdern Wright das
Fliegen gelernt hatte. Im Jahr 1925 machte
Stinson Detroit, Michigan, zum Standort
seines Unternehmens. In den folgenden drei Innen ist die N970D in absolutem Bestzustand. Das sichtbare Holz war eine Besonder-
Jahrzehnten liefen mehr als 13 000 Exempla- heit der Flying-Station-Wagon-Version.
re vom Band und trugen das Firmenlogo be-
stehend aus Pfeil und Bogen.
Nach vielen sehr erfolgreichen Mustern,
wie der Stinson Reliant, der Stinson L-5 (Auf-
klärungs- und Verbindungsflugzeug während
des Zweiten Weltkriegs), begann ab 1946 die
Produktion der Stinson 108, einer Weiterent-
wicklung des Vorkriegs-Stinson-Model-10 Vo-
yager. Sie war ein leichtes, einmotoriges, vier-
sitziges Reiseflugzeug, welches in insgesamt
vier Varianten angeboten wurde. Anfangs an-
getrieben von einem 150-PS-Franklin-Motor,
der später gegen ein 165 PS starkes Triebwerk
getauscht wurde. Die letzte Version der Voya-
ger wurde Ende 1948 produziert: das Modell
108-3 mit dem größeren Kraftstofftank und Auf jedes Detail wurde eingegangen und viel Wert auf die Originalität gelegt. Auch die
dem höheren Seitenleitwerk, dem Symbol vie- Lackierung entspricht einer Werkslackierung.
ler Stinsons. Piper Aircraft erwarb im Dezem-
ber 1948 die Werkzeug- und Herstellungsrech-
te und es wurden einige weitere Voyager Leergewicht. Genau so eine Flying Station mend, die kleine Stinson auf die Nase und
gebaut, bevor die Produktion 1950 eingestellt Wagon, hergestellt von Stinson, gehört heute beschädigte sie schwer. Erst sieben Jahre spä-
wurde. Als Stinson 1949 die Musterzulassung Holger Keil. ter fand sich ein neuer Besitzer, der sie erst-
an Piper verkaufte, waren etwa 325 der ins- mals restaurierte. Dabei wurden viele origi-
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
gesamt 5260 von Stinson gebauten Flugzeuge NOVEMBER 970D nale Teile verwendet, denn sowohl auf dem
des Modells 108 zwar fertiggestellt, aber noch Ein Jahr nach der Aufnahme der Produktion Rumpf als auch auf den Flächen und dem Leit-
unverkauft. Diese 325 Flugzeuge des Modells der Voyager lief eine Flying Station Wagon werk befindet sich immer noch die gleiche Se-
108 gingen als Teil des Verkaufs an Piper. Pi- (108-2) mit der Stinson-Seriennummer 108- riennummer. Es folgten einige weitere Besitzer,
per verkaufte diesen Bestand dann in den 2970 vom Band. Registriert wurde sie auf bis Holger Keil 2012 auf die Stinson aufmerk-
nächsten Jahren als Piper-Stinson. Piper pro- N970D und flog so bis 1964. Am 4. April woll- sam wurde. „Zu der Zeit war ich noch recht
duzierte auch die Stinson Station Wagon, die te ein wohl neuer Eigner mit der 970D am aktiv im Kunstflug und unsere RD325/XA42
eine leichte Frachtversion der Voyager war. Flugplatz Great Barrington zu einem Flug ab- hatte erst ein Jahr vorher ihren Erstflug gehabt.
Durch den Ausbau der beiden Rücksitze wur- heben. Doch die Wetterbedingungen waren Die Idee unseres Teams war, einen Transpor-
de Platz für bis zu 300 Kilo Fracht geschaffen. nicht perfekt – schon beim Rollen zur Start- ter für die Wettbewerbe und Trainingslager
Die Station Wagon hatte ein etwas geringeres bahn stellte eine Böe, von schräg hinten kom- zu haben. Es sollte ein günstiges Spornrad-
31
flugzeug sein – und so kam ich zur Stinson“,
schildert der ehemalige MiG-21-Pilot seinen
Beginn der Suche nach einer Stinson. Ein
Freund in den USA brachte die N970D nach
Peru in Illinois und führte eine Pre-Buy
Inspection durch. Die Stinson-108-Serie ist
heute noch sehr beliebt, denn ihre guten Flug-
eigenschaften und -Leistungen und die ver-
fügbare Technik machen sie zu einem guten
Familienflieger. Die N970D war in keinem
sonderlich guten Zustand, aber dafür günstig
und passte ins Bild. Es war sogar eine Flying
Station Wagon mit verstärktem Kabinenboden
(3/4 Zoll statt ½ Zoll), herausnehmbaren
Rücksitzen (laut Hersteller innerhalb von zehn
Minuten), in der man über 250 Kilo in der
Kabine mitnehmen kann. Ein weiterer Unter-
schied ist, dass die Kabine nicht mit Stoff
ausgeschlagen, sondern mit hochwertigem
Mahagoniholz verkleidet ist. Die Idee war, sie
einfach im Container nach Europa zu holen
und so zu fliegen, wie sie war. Im November
2012 kam sie in ihrer neuen Heimat, dem Flug-
platz Reinsdorf, an.
32
Die Stinson fühlt sich auf allen Flug-
plätzen wohl und macht auch über 70 Jahre
nach ihrem Bau noch eine gute Figur.
Holger Keil würde. Im Rumpf fehlten zwei Spante, viele Aus der geplanten Nutzung wird nichts
lernte 1985 bei Teile waren nicht mehr verwendbar. Darunter mehr, denn Keils Kunstflugambitionen haben
der GST das die Hauptbremszylinder, die Nosebowl und sich deutlich abgeschwächt und der ursprüng-
Fliegen und die komplette Verglasung. Viele Dinge, die ge- lichen Aufgabe als Transporter muss sie nicht
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
wechselte ein braucht beschafft worden waren, passten lei- mehr nachkommen. Jetzt wird die N907D als
Jahr später zur der nicht, denn in den 40er Jahren war die Genussflieger genutzt. Einmal in der Luft, re-
Luftwaffe der Produktion solcher Muster doch eher noch ei- agiert sie ziemlich direkt auf Steuereingaben.
DDR, flog L39 ne Manufaktur und keine baugleiche Serien- Durch die festen Vorflügel und den recht ge-
und MiG 21. produktion. So war beispielsweise die Innen- ringen Höhenruderausschlag bekommt der Pi-
Später machte ausstattung nicht zu retten oder durch gute lot sie auch kaum in einen Stall, was sie zu
er dann den Gebrauchtteile ersetzbar. Also wurde sie kur- einem gutmütigen Flugzeug auch für Sporn-
Schritt in die zerhand neu angefertigt und besticht heute radanfänger macht. Holger Keil wird seine
berufliche durch absoluten Bestzustand. Drei Jahre blieb zum Traumschiff Voyager gewordene N970D
Fliegerei. die Stinson in Ungarn, bevor Holger Keil sie zukünftig zum Reisen nutzen, wobei er dabei
2022 wieder zurück nach Reinsdorf holte. den Weg als Ziel bezeichnet.
•
33
FLUGZEUGREPORT Junkers EF 100 aus Ausgabe 6/2007
Junkers-
Jumbo
IN DEN 1940ER JAHREN ENTSTAND BEI DEN JUNKERS FLUGZEUG- UND
MOTORENWERKEN IN DESSAU DAS PROJEKT EINES GROSSVERKEHRS
FLUGZEUGES FÜR DIE NACHKRIEGSZEIT. UNTER DER BEZEICHNUNG EF 100
ENTWARFEN DIE KONSTRUKTEURE EINEN 100-SITZER, DER IN SEINER
KONZEPTION NOCH HEUTE MODERN ANMUTET.
Text: Matthias Gründer; Zeichnungen: KL-Dokumentation
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
F
antasten im Berliner Reichsluftfahrtministe- jektierte Rumpf. Dass die Dessauer Konstrukteure
rium (RLM) glaubten 1941 tatsächlich noch nicht auf den „Endsieg“ warten und eventuell schon
an ein baldiges und siegreiches Kriegsende. vorher in die Produktion eintreten wollten, zeigt sich
Dementsprechend machten sich Planungs- daran, dass sie parallel zum Verkehrsflugzeug auch
sachbearbeiter Gedanken, wie man die im Zuge der eine Ableitung als bewaffneten Transporter anboten.
Rüstungsaufträge für den Krieg gewaltig erweiterte Bei entsprechendem Bedarf und eventuell zur Verfü-
deutsche Luftfahrtindustrie sinnvoll auf die Zeit da- gung stehenden Fertigungskapazitäten hätte man eben
nach umstellen könne. Also wurden interessierte als erstes diesen verwirklicht.
deutsche Flugzeughersteller aufgefordert, dem RLM Indessen zog sich der Krieg in die Länge, und die
zivile Projekte für einen später aufzubauenden Lang- Hoffnungen auf ein baldiges, siegreiches Ende schwan-
streckenluftverkehr einzureichen. den immer mehr. Aus diesem Grunde kam es auch zu
Die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke (JFM) keinem Bauauftrag für die EF 100 (mehr Glück hatte
hatten zu diesem Zeitpunkt bereits eine Belegschafts- Blohm & Voss mit seinem aus ähnlichen Erwägungen
stärke von rund 100 000 Mitarbeitern erreicht, und heraus projektierten Großflugboot BV 222, das bereits
wollten ihre vor dem Krieg mit der Ju 52 erreichte vor dem Krieg entwickelt und nunmehr als Großtrans-
führende Stellung im Weltluftverkehr behaupten und porter in Auftrag gegeben worden war). Dennoch lohnt
sogar noch ausbauen. Daher gab es in Dessau schon es sich, das Projekt EF 100 einmal näher zu betrach-
konkrete Planungen für den Bau von Großflugzeugen ten, weil man darin viele Parallelen zu später tatsäch-
für kontinentale Lang- sowie Transatlantikstrecken. lich realisierten Verkehrsflugzeugen erkennen kann.
Das in diesem Zusammenhang entworfene Großflug- Das Verkehrsflugzeug EF 100 sollte, je nach
zeug mit der internen Bezeichnung EF 100 (Entwick- Bestuhlung, 4000, 6000 oder 9000 Kilometer Reich-
lungsflugzeug) kann aus heutiger Sicht durchaus als weite haben, wobei man „Bestuhlung“ nicht wörtlich
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
seiner Zeit voraus beurteilt werden, denn es hätte si- nehmen darf. Das Fliegen war in jener Zeit nur sehr
cherlich dem Vergleich mit den später gebauten DC-6 gut betuchten Leuten möglich, und denen musste man
und DC-7 von Douglas standgehalten. schon Sessel bieten. Für die kurze Strecke waren das
100, für die mittlere 75 und für die lange 50. Auf je-
VIELE DETAILS WAREN den Fall aber waren luxuriös ausgestattete Gesell-
IHRER ZEIT VORAUS schaftsräume mit Bar sowie exzellent ausgestattete
Ähnliche Entwürfe wurden in den USA auch während Bordküchen vorgesehen.
des Krieges mit den genannten Typen oder auch der Ähnliche Entwürfe für die Kabine tauchten viel
Lockheed Super Constellation projektiert. später bei der Projektierung des Megaliners A380 wie-
Manche der konstruktiven Details des Junkers- der auf, doch haben sie sich im Linienverkehr natür-
Entwurfs waren für die 1940er Jahre reichlich unkon- lich nicht durchgesetz: Eine Fluggesellschaft verdient
ventionell, wie zum Beispiel der als Druckkabine pro- nur an verkauften Sitzplätzen, nicht aber an kostenlos
35
zur Verfügung gestellten Erholungsflächen. In
den 1940er Jahren indessen war das anders.
Sechs wassergekühlte Dieselmotoren Jumo
223, Zweitakt-Gegenkolbenmotoren mit Ab- Ju 52 Ju 90
gas-Turbogebläsen und je 1840 kW Leistung,
19,6 m3 96 m3
sollten die Maschine antreiben. Die Startleis-
6,35 m 17,70 m
EF 100
Zeichnungen: Backmann
tung hätte somit 11 025 kW (15 000 PS) be-
tragen, und in 9000 Metern Reiseflughöhe war
die Höchstgeschwindigkeit mit 570, die Rei-
segeschwindigkeit mit 545 Stundenkilometern Ju 252
berechnet worden. Zur Zeit der Projektierung 38 m3 245 m3
stand bei Junkers noch der wirtschaftliche Die- 9,20 m 27,50 m
selflugmotor hoch im Kurs, denn er hatte ei-
nen spezifischen Verbrauch von nur 175
Gramm pro PS/h. Allerdings ahnten die Kon-
strukteure wohl aus den Erfahrungen mit der Wirtschaftlichkeit war bei Junkers schon Professor Junkers darauf hingewiesen, dass
Erprobung der Gasturbine Jumo 004, dass die immer groß geschrieben worden, vor allem eine die Völker verbindende Passagierluftfahrt
Zukunft der An triebe von Lang strecken bei seinen Projekten für einen weltumspan- nur mit einer ganzen Flotte kostengünstig zu
flugzeugen eher dem Strahltriebwerk gehören nenden Luftverkehr. Schon in seiner Patent- bauender und zu betreibender Großflugzeuge
würde. schrift Nr. 253 788 aus dem Jahre 1909 hatte möglich wäre. So hatte die EF 100 denn auch
Junkers EF 100
So ungefähr hätte die
EF 100 ausgesehen, wenn
sie gebaut worden wäre.
Lufthansa-Bemalungsschema
und -Kennzeichen sind
allerdings fiktiv.
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
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EF 100 für 100 Passagiere in bequemen Sesseln zu je drei auf jeder Seite des Gangs
und 4000 Kilometer Reichweite, schon mit Bar und guter Küche ausgestattet.
die zweieinhalbfache Transportleistung der Ju Bauweise versprach auch mehr Raum für Seite). Eine entsprechende Optimierungsrech-
90 und sogar die dreifache der Ju 252 aufzu- Kraftstofftanks im Flügel, während der Haupt- nung ist bereits damals angestellt worden, doch
weisen. tank im Tragflügelkasten liegen sollte, mit ei- sind die Unterlagen im Krieg verlorengegan-
Die Tragflächenform war auch von letzt- nem Fassungsvermögen von 35 000 Litern. gen.
genanntem Typ übernommen worden, wobei Große, rechteckige Fenster sollten den Pas-
die Flügel wegen des geänderten Schwerpunk- UNGEWÖHNLICHER sagieren freien Ausblick auf die Landschaft
tes weiter nach hinten verlegt wurden. Geplant RUMPFQUERSCHNITT gewähren, doch wissen wir von den leidvollen
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
war anfänglich nur eine Ausfühung mit einem Der Rumpfquerschnitt war oval angelegt, da- Erfahrungen mit den ersten Exemplaren der
Hauptholm; ob man einen zweiten für die Auf- mit man zwei Sitzreihen zu je drei Sitzen ne- britischen „Comet“, dass das keine so gute Idee
hängung der Querruder und Landeklappen beneinander unterbringen konnte, ein völliges war. Die technische Lösung für die Druckka-
benötigte, würde sich erst im Laufe der kon- Novum für die damalige Zeit. Auch eine sol- bine indessen war bewährt und stammte vom
kreten Konstruktion herausstellen. Die Flü- che Form wurde bei der Projektierung der eins- Höhenaufklärer Ju 86. Die Passagiere sollten
gelvorderkanten sollten mittels Abgasen aus tigen A3XX durchgerechnet, dann aber doch das Flugzeug über eine breite Treppe in der
den Triebwerken beheizt werden, um einer nicht realisiert. Bei Junkers indessen wollte Heckklappe betreten, die als „Trapoklappe“
möglichen Vereisung vorzubeugen. Anstelle man den Innendruck in der Hauptspantebene bereits bei der Ju 90 erprobt worden war. Bei
des bewährten Junkers-Doppelflügels sollten über Zuganker auf Querträger abfangen und der Militärausführung allerdings sollte nur das
Ruder und Klappen mit Düsenspalten verse- auf die Rumpfschale übertragen, schmale Me- Cockpit druckbelüftet werden. Insgesamt stell-
hen werden, was eine geringere Masse und tallstangen also, welche den Mittelgang in der te die EF 100 einen interessanten Entwurf dar,
verringerte Vereisungsgefahr bedeutete. Diese Kabine markierten (siehe Entwürfe auf dieser der aber natürlich nie realisiert wurde.
• 37
RÜCKBLICK Die Wiege der Luftwaffe und ihre Relikte
D
ie Schließung eines Bundeswehr-
standortes kann schnell gehen
oder quälend langsam, sie trifft
frisch renovierte Kasernen genau-
so wie baufällige – und gelegentlich wird die
Auflösung von der nächsten verteidigungs-
politischen Reform überholt. Trotz seiner
Bedeutung als „Wiege der Luftwaffe“, als
Heimat der Offizierschule und des Ehren-
mals der Luftwaffe sowie als historische
Stätte des Olympia-Attentats 1972 geriet
auch der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck auf
die Streichungsliste des BMVg. Hierbei er-
weist sich „Fursty“, so der Spitzname aus
Zeiten der US-Nutzung nach dem Zweiten
Weltkrieg, jedoch als sehr renitenter Kandi- Die Fiat G.91 steht als R/3 in Tarnfarben und
dat und Meister der Verzögerung. als T/3 in blau-weißer Sonderlackierung im
Der militärische Flugbetrieb wurde im Fliegerhorst. Im November 1976 erhielt dort
September 2003 endgültig eingestellt, nach- Leutnant Meyer seine Waffensystemschulung
dem das in Fürstenfeldbruck beheimatete Jagd- auf der „Gina“.
bombergeschwader 49 bereits im März 1994 das Kampfhubschrauberregiment 26 „Fran-
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außer Dienst gestellt worden war. Ein letztes ken“ investierte, das jedoch im Juni 2014 auf-
Mal landeten 2005 noch ein PA-200 Tornado gelöst wurde. Auch dem II. Bataillon des Luft-
und eine F-4F Phantom II, um auf dem Flie- waffenausbildungsregiments in Roth erging es
gerhorstgelände ausgestellt zu werden. 2010 bereits 2012 so. Seit Juni 2017 wird nun die
folgte die Entwidmung des Flugplatzes. neue OSLw gebaut – und wie so oft wird der
2011 wurde bekannt, dass der Fliegerhorst Bau teurer und später fertig als geplant. Die
im Zuge der radikalen Schrumpfkur durch Aufnahme des Lehrgangsbetriebs findet nach
Verteidigungsminister de Maizière ganz oder aktuellem Stand erst 2025 statt.
zumindest in weiten Teilen aufgelöst würde. So erhält der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck
Die Offizierschule der Luftwaffe (OSLw) soll- eine Gnadenfrist nach der anderen. Gleich-
te nach Roth bei Nürnberg umziehen, wo die wohl altern und leeren sich die Zweckbauten
Bundeswehr viel Geld in die Infrastruktur für aus verschiedenen Jahrzehnten zusehends, da
Fotos: Archiv Meyer, Johannes Roller, TG Fursty
38
Als eines der letzten Sockelflugzeuge „landete“ im August 2008 eine F-86 Sabre
am Haken einer CH-53, damals noch der Heeresflieger, in Fürstenfeldbruck.
die verbliebenen Dienststellen sukzessive an vision, benötigt der Regierungsbezirk Ober- penküche bis hin zum Auditorium Maximum
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andere Standorte umziehen. Vom einstigen bayern als Ankerzentrum für Asylbewerber. alles Nötige für einen effizienten Schulbetrieb
Fliegerhorst-Areal gehört nur noch der – im- Wie geschichtsträchtig der Fliegerhorst ist, auf kurzen, überdachten Wegen verbindet, ist
mer noch sehr weitläufige – Streifen von der zeigt sich in der Diskussion um seine denkmalgeschützt und renovierungsbedürftig.
Hauptwache bis zum Heizkraftwerk am an- „Nachnutzung“ durch die Stadt Fürstenfeld- Besonders sensibel ist diese Frage zu be-
deren Ende zum Kasernenbereich. Der Flug- bruck. Was wird aus dem „Kilometerbau“ – antworten: Wie lässt sich das 1936 entstande-
platzbereich mit den Sheltern ist abgetrennt dem ebenfalls ab 1935 errichteten, 820 Meter ne Gebäude der Flugleitung, heute „alter To-
und gehört zur 2012 eröffneten Driving Aca- langen Unterkunftsgebäude? Wie lässt sich das wer“ genannt, als tragischer Endpunkt des
demy Maisach, in welcher der Autohersteller 1975 bis 1977 nach Plänen von Kurt Acker- palästinensischen Olympia-Terrors von 1972
BMW Fahrertrainings anbietet. Die Gebäude mann errichtete „Blaue Palais“ nutzen, in dem in ein neues Stadtviertel integrieren? Und
der 1935 bis 1937 von Robert Roskothen er- Generationen von Offizieranwärtern ihre Aus- schließlich: Wie umgehen als Kommune mit
richteten Luftkriegsschule wiederum, zuletzt bildung durchlaufen haben? Der stählerne der langen, nun aber definitiv endenden Luft-
Heimat der 2013 aufgelösten 1. Luftwaffendi- Zweckbau, der von der Stube über die Trup- waffengeschichte im Ort?
39
Hier kommt die Traditionsgemeinschaft
Fursty Fliegerhorst e.V. ins Spiel. Ihre Mitglie-
der – pensionierte Berufssoldaten, die in Fürs-
tenfeldbruck Wurzeln geschlagen haben – pfle-
gen die militärhistorische Sammlung. Auch
eines der vielen Sockelflugzeuge auf dem
Areal haben sie restauriert. Ginge es nach der
TG Fursty und ein paar Luftwaffen-affinen 3 4
Stadträten, kämen die verbliebenen Sockelflug-
zeuge in ein eigens errichtetes Fliegerhorst
museum. Insbesondere diejenigen Muster, die
für den Standort besondere Bedeutung haben
und die wir nachfolgend vorstellen.
2 5
1 Eine Piaggio P. 149D (90 + 94), wie sie die Seite. Einer davon, Captain Richard William drei Flugzeugen, die am 24. September 1956
einstige Waffenschule der Luftwaffe 50 Higgins, hatte bei einem solchen Flug am die Farben sowie das Hoheitszeichen der neu-
(WaSLw 50) in Fürstenfeldbruck nutzte, aus der 5. April 1957 mit einem Triebwerkschaden sei- en Luftwaffe der Öffentlichkeit präsentierten
1978 das Jagdbombergeschwader 49 hervor- ner deutschen F-84F zu kämpfen. Den unver- und den Fliegerhorst Fürstenfeldbruck zur
ging. Auf dem Tiefdecker mit seinem durstigen meidbaren Ausstieg zögerte er bewusst hinaus, Wiege der bundesdeutschen Luftwaffe mach-
6-Zylinder-Boxermotor vermittelte die WaSLw bis er den Ortsrand von Fürstenfeldbruck er- ten. Bis zu 122 T-Birds hatte die FFS B schließ-
bzw. das JaboG 49 von 1973 bis 1990 angehen- reichte – zum Öffnen des Fallschirms reichte lich im Bestand. Sie flogen bis 1975; in Summe
den Jetpiloten die Grundlagen des Motorflugs, die Flughöhe von nur 80 Metern dann nicht kamen fast 200 000 Flugstunden zusammen.
bevor es für die Anwärter zur weiteren Aus mehr. Zur Erinnerung an Higgins‘ Opfertod
bildung in die USA ging. Die „Piggi“ in den wurden eine Straße in Fürstenfeldbruck und 5 Eine Fiat G.91 T/3 (34 + 02) mit auffälliger
Farben des JaboG 49 thront derzeit auf einem das in den 1950er-Jahren erbaute ehemalige landestypischer Lackierung auf der Wiese vor
Betonpfeiler vor dem Captain-Higgins-Ge amerikanische Schulgebäude im Fliegerhorst den Gebäuden 101 und 102. Mit dieser blau-
bäude. nach ihm benannt. weißen Sonderbemalung, die unter anderem
„unsa oida Landesvadda“ Franz-Josef Strauß
2 Eine F-84F (DD - 244), die vor der OHG 4 Eine Lockheed T-33A (AB - 773), in Szene ge- zeigt, flog die „Gina“ im Frühjahr 1982 zum
Fursty steht und der eine doppelte Bedeutung setzt an der zentralen Kreuzung in der Nähe letzten Mal. „T“ steht für die zweisitzige Ver
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zukommt: Im November 1956 wurde die Waf- des Kilometerbaus. Die US Air Force richtete sion des leichten und robusten Jagdbombers –
fenschule der Luftwaffe 30 als erster fliegender Anfang der 1950er-Jahre in Fursty ein zentrales als Trainer bzw. mit Platz für einen „Kampfbe-
Verband der neuen westdeutschen Luftwaffe Flugausbildungskommando für die Piloten be- obachter“ (später: „Waffensystemoffizier“).
in Fürstenfeldbruck aufgestellt und ab Oktober freundeter Streitkräfte ein und setzte hierbei Von 1960 bis 1966 erhielt die Luftwaffe insge-
1957 nach Büchel verlegt. Ausgestattet wurde auf den einstrahligen, zweisitzigen Trainer. Die samt 344 G.91, mit denen unter anderem die
die WaSLw 30 mit Republic F-84F Thunder- Einführung der „T-Bird“ als erstes Strahlflug- WaSLw 50 in Erding (ab 1958) bzw. Fürstenfeld-
streak. zeug der jungen Bundeswehr begann am bruck (ab 1964) ausgerüstet wurde.
1. Juni 1956 mit dem Aufbau der Flugzeugfüh-
3 Für „Werkstattflüge“ standen der Luftwaffe rerschule „B“ in Fürstenfeldbruck. Eine T-33A 6 Beerbt wurde die Gina vom gemeinsam mit
in der Aufbauphase erfahrene US-Piloten zur (Kennung AB + 101) gehörte außerdem zu den Frankreich entwickelten, zweistrahligen leich-
40
Erinnerungsfoto mit Überflug:
die vollständig angetretene
Fluglehrgruppe vor ihrer Auf-
lösung im Jahr 1997.
6
ten Jagdbomber Alpha Jet, von dem die Luft- feldbruck. An beiden nagt merklich der Zahn
waffe 175 Stück beschaffte, hergestellt von der Zeit.
Dornier. Das JaboG 49 in Fürstenfeldbruck flog Viele gute Gründe also, zumindest diese
den Alpha Jet als erster Verband der Luftwaffe 7 Zwischen Parkplatz West und Eingang der Flugzeuge zu erhalten, die so viel mehr sind
– von der Einführung 1979 bis zur Außerdienst- OSLw findet sich schließlich der einzige Hub- als avionik- und triebwerklose Aluminium
stellung im Jahr 1994. Anschließend betrieb schrauber unter den Sockelflugzeugen, eine hüllen. „Doch für beides, einen Museumsbau
die Fluglehrgruppe in Fürstenfeldbruck den Bell UH-1D (73 + 56). Das Muster erinnert nicht inklusive wissenschaftlichem Konzept plus
Alpha Jet noch zur taktischen Grundausbil- nur an die Überlebenstrainings künftiger Pilo- Instandsetzung der seit Jahrzehnten Wind und
dung künftiger Tornado-Besatzungen. Im Juni ten, bei denen UH-1D mit Seilwinde zum Ein- Wetter ausgesetzten Exponate, fehlt der Stadt
1997 war endgültig Schluss, während die Ar- satz kamen, sondern auch an den tragisch ge- einfach das Geld“, bilanziert Harald Meyer
meé de l‘Air dem Alpha Jet noch bis 2023 die scheiterten Befreiungsversuch der israelischen von der TG Fursty. Zumal die Flugwerft
Treue halten sollte. Auch die Alpha Jets der Geiseln auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck Schleißheim mit ihrer Ausstellung gerade ein-
Flying Bulls in Österreich stammen aus ehe beim Olympia-Attentat 1972. Die Bilder der mal 30 Kilometer entfernt ist. Da Museen wie
maligen Luftwaffenbeständen. Als letzter Al- beiden vor dem Tower stehenden UH-1D des das MHM Flugplatz Gatow kaum noch Platz
pha Jet steht heute die 41 + 57 in Sichtweite Bundesgrenzschutzes, eine davon völlig aus- im Depot hätten, befürchtet der ehemalige
der blau-weiß gestreiften „Gina“ in Fürsten gebrannt, gingen damals um die Welt. Alpha-Jet-Pilot, dass viele der Sockelflugzeuge
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RÜCKBLICK Einsatzbericht
Anflug unter
starkem Beschuss
IM FEBRUAR 1944 STARTETE EINE AUSTRALISCHE CREW MIT IHRER MOSQUITO
ZUM ANGRIFF AUF DEUTSCHE V-1-BASEN IN FRANKREICH. EIN KOMMANDO,
DAS SIE AN IHRE GRENZEN BRACHTE UND FAST DAS LEBEN KOSTETE.
Text: Philipp Prinzing blieben noch vier Minuten, also 240 Sekunden
Zeichnung: Lucio Perinotto unter direktem Beschuss durch die Flak, die dank
des dichten Scheinwerfergeflechts ein klares Ziel
I
erkannte. Ein Treffer beschädigte die rechte Trag-
n der Nacht zum 21. Februar 1944 hatte fläche der Mosquito schwer, und kurz darauf wur-
die de Havilland Mosquito, Kennung SB-J de einer der Motoren getroffen und fiel aus. Das
(MM401) der Royal Australian Air Force Fahrwerk in der Gondel des Motors wurde eben-
den Stützpunkt der No. 464 Squadron in falls beschädigt und fuhr nicht mehr aus.
Hunsdon, nördlich von London, verlas- Doch in dieser schlimmen Situation halfen
sen, um Abschussrampen der V1 im Bereich Oxlades fliegerisches Können und die robuste
Pas-de-Calais anzugreifen. Squadron Leader Konstruktion der Mosquito weiter. Trotz der
Arthur Geoffrey Oxlade und sein Navigator katastrophalen Schäden und der widrigen
Flight Lieutenant Donald McKenzie Shanks Umstände beendeten Oxlade und Shanks ihre
kamen aus Sydney beziehungsweise Toorak in Mission und nahmen Kurs zurück zur Basis. Der
Australien, um sich an den Kampfhandlungen Rückflug gelang, und die beiden steuerten RAF
in Europa zu beteiligen. Sie waren 24 und 35 Friston an, um dort eine perfekte Bauchlandung
Jahre alt. Innovation war im Zweiten Weltkrieg hinzulegen. Die Mosquito war so schwer beschä-
entscheidend, und Oxlades Mosquito war keine digt, dass sie nicht mehr repariert wurde.
gewöhnlich ausgestattete. Sie war mit einem ex- Oxlade und Shanks flogen weiterhin zusam-
perimentellen IFF-Transponder (Freund-Feind- men, doch das Glück war ihnen nicht mehr so
Erkennung) bestückt, der die deutschen Radar- hold. Am D-Day, dem 6. Juni 1944 nahm ihre
systeme glauben lassen sollte, dass sich ein Partnerschaft ein tragisches Ende. Nach einem
eigenes Flugzeug im Anflug befindet. Die Holz- erfolgreichen Einsatz gegen die feindlichen Ver-
konstruktion der Zweimot machte sie noch teidigungsanlagen in Maya wurde ihre Mosquito
schwerer zu entdecken, da ihre Radarsignatur getroffen. In einem letzten Akt der Selbstlosigkeit
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sehr gering war. Der Flug auf Meereshöhe gelang es Oxlade, Shanks zu retten, indem er ihn
ermöglichte es ihnen, unter dem Radar durch- zum Absprung drängte, doch er selbst steuerte
zuschlüpfen. die beschädigte Maschine weiter und konnte nicht
Oxlade und Shanks begaben sich in eine mehr aussteigen. Shanks entkam mithilfe der fran-
der bestgesicherten Gegenden, um die Abschuss- zösischen Résistance der Gefangennahme und
einrichtungen anzugreifen. Oxlade bezeichnete kehrte nach England zurück. Jahrelang klammer-
es später als Flug in ein Hornissennest. Sie ma- te er sich an einen Hoffnungsschimmer, dass sein
növrierten im Tiefflug an den Verteidigern vorbei, tapferer Pilotenfreund noch am Leben sein
als sie plötzlich in den Kegel eines Suchschein- könnte, doch leider hatte Oxlade sein Leben beim
werfers gerieten. Sie waren entdeckt. Bis zum Ziel Absturz der Mosquito verloren.
•
43
FLUGZEUGREPORT Fairchild Husky
Untermotorisierter
Alleskönner
MIT EINEM UNIVERSELL EINSETZBAREN ENTWURF WOLLTE FAIRCHILD AIRCRAFT NACH
DEM ENDE DES ZWEITEN WELTKRIEGS IN DIE WELT DER BUSCHFLUGZEUGE VORDRINGEN.
DIE HUSKY KONNTE SICH ABER NICHT NICHT GEGEN DIE BEAVER DURCHSETZEN.
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D
liche Flugdienst der Provinz Ontario, der On-
ie Fairchild Aircraft Company aus tario Provincial Air Service, hatte den Her-
Longueuil in Quebec, eine Toch- stellern von Buschflugzeugen einen lukrativen
tergesellschaft der US-amerikani- Auftrag über 25 Maschinen in Aussicht gestellt
schen Fairchild Aviation Corpora- – eine in der Nachkriegszeit nicht unerhebli-
tion, hatte sich bereits vor dem Zweiten che Chance, schnell größere Stückzahlen ver-
Weltkrieg einen Namen als Hersteller robus- kaufen zu können. Bedingung war jedoch, dass
ter Buschflugzeuge gemacht. Während des als Motorisierung der nur 450 PS starke Pratt
Krieges wurden vor allem Lizenzbauten bri- & Whitney R-985 verwendet wurde. Die Fol-
tischer und amerikanischer Hersteller – allen ge war, dass die nun „Husky“ getaufte Maschi-
voran die Fairchild Bolingbroke, eine kana- ne bei gleicher Motorisierung deutlich
dische Version der Bristol Blenheim IV – ge- größer und schwerer war als ihr Hauptkon-
fertigt. Doch als zu Beginn des Jahres 1945 kurrent, die fast zeitgleich entwickelte de Ha-
das Kriegsende und damit der Verlust der villand Canada DHC-2 Beaver.
einträglichen Rüstungsverträge absehbar
wurde, besann man sich auf das alte Ge- TESTFLÜGE VERLAUFEN GUT
schäftsfeld. Auch mehrere der kleinen Unter- Doch zunächst lief das Projekt wie am Schnür-
nehmen, die Lufttransportservices im Nor- chen: Am 11. Juni 1946, nur zehn Monate nach
den Kanadas anboten, wurden bei Fairchild Beginn der Entwicklung im September 1945,
vorstellig und fragten an, ob man nicht wie- war die erste Maschine fertiggestellt und hob
der die vorherigen Modelle fertigen könnte. vom Sankt-Lorenz-Strom bei Montreal zum
Schnell stellte sich allerdings heraus, dass Jungfernflug ab. Entsprechend ihres zukünf-
Werkzeuge und Formen längst verschrottet tigen Einsatzzwecks flog die Husky dabei von
waren. Ein neuer Entwurf musste also her. Anfang an als Schwimmerflugzeug, wobei sie
Nach einer Marktanalyse und Diskussio- auch mit einem Spornradfahrwerk oder Ski-
nen mit potenziellen Kunden begann das Team ern ausgerüstet werden konnte. Die Testflüge
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in Longueuil mit dem Design der neuen Ma- verliefen allesamt reibungslos, so dass das Mus-
schine, die die interne Nummer F-11-1 erhielt. ter im September 1946 seine Zulassung erhielt.
Zentrale Vorgabe war dabei, dass im Lade- Die als CF-BQC zugelassene Maschine
raum mindestens ein 18 Fuß (5,5 Meter) lan- wurde nun an den Erstkunden Nickel Belt Air-
ges Frachtkanu – damals im unzugänglichen ways aus Sudbury, Ontario, übergeben. Dieser
Norden noch immer eines der wichtigsten Ver- testete die Husky für mehrere Wochen ausgie-
kehrsmittel – Platz finden musste. Dies erfor- big im Norden Kanadas und war bald begeis-
derte einen recht voluminösen Rumpf, der tert von der Maschine. Dank der großen
auch zu einem hohen Leergewicht führte. Ei- Frachttüren unter dem Heck und dem geräu-
ne zweite Vorgabe hingegen sollte später die migen Rumpf konnten bis zu drei Kanus auf
46
Ein Triebwerkstestlauf während der Erprobung des ersten Proto-
typs. Der schwache Motor blieb die Achillesferse der Husky.
einmal befördert werden. Auch der Transport lage und musste Insolvenz anmelden, was das
von Bauholz für Holzfäller- oder Minen-Camps Aus für die Husky bedeutete. Letztendlich ver-
war problemlos möglich. Basierend auf den ließen nur zwölf Maschinen die Werkshallen,
gemachten Erfahrungen entschied man sich bevor der Erstkunde Nickel Belt Airlines das
sogar, eine Erhöhung des maximal zugelasse- verbleibende Inventar, die Produktionsrechte
nen Abfluggewichts auf 6800 lbs (rund und Maschinen aufkaufte und noch einige Er-
3100 kg) zu beantragen, was auch gestattet satzteile produzierte, um die Maschinen mög-
wurde. Deutlich wurde allerdings auch, dass lichst lange in der Luft halten zu können.
die Maschine aufgrund des recht schwachen Im Einsatz bewährte sich die Husky den-
Motors und des großen Rumpfes leicht zu noch und stellte sich als recht langlebiges Mus-
überladen war und eine lange Startstrecke be- ter heraus. Immerhin sieben Maschinen flogen
nötigte. Gerade Letzteres war in der Busch- bis in die siebziger Jahre, eine einzelne sogar
fliegerei der damaligen Zeit, als man oft auch noch ein Jahrzehnt länger.
auf kleinen Seen landete, ein gravierender 1956 wurde schließlich auch das Projekt,
Nachteil. Dennoch gingen erste Aufträge ein einen stärkeren Motor zu installieren, vom da- Die Heckklappe der Husky erlaubte
und der Serienbau lief an, während das Inge- maligen Inhaber der Produktionsrechte, Hus- leichtes Einladen sperriger Fracht.
nieurteam an einer stärker motorisierten Va-
riante arbeitete. Doch dazu kam es nicht mehr.
BEWÄHRT IM EINSATZ
Leider hatte sich Fairchild Aircraft nach dem
Krieg unter anderem mit der Produktion von
Fertighäusern verspekuliert. Auch der Verkauf
der Husky lief schleppender an als erhofft. Der
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den gefüllt und dann über die großen Heck- in Unwettern verloren – ein hoher Tribut,
klappen über einem Feuer geleert werden der die oft haarsträubenden Bedingungen
konnte. belegt, die in der Buschfliegerei herrschten.
Immer wieder gelobt wurde die große Bis in unsere Tage haben neben diversen
Transportkapazität der Husky, die auch gan- Komponenten nur zwei vollständig restau-
ze Rotorblätter für in der Wildnis beschä- rierte Exemplare überlebt und zeugen in ka-
digte Hubschrauber laden konnte. Da sie nadischen Museen von diesem vielverspre-
solche Lasten aerodynamisch günstig im chenden Muster, das aufgrund unglücklicher Das Skifahrwerk war als Spornfahrwerk aus-
Rumpf transportieren konnte, waren ihre Entscheidungen nie ganz die Rolle einneh- gelegt. Hier ist auch die große Ladeklappe
Flugeigenschaften denen der Beaver, die sie men konnte, die ihm zugedacht war.
• unten im Heck gut zu erkennen.
M
it der F.1000-Serie begann Far-
MIT BESONDEREN KREATIONEN MACHTE SICH AVIONS man in den frühen 1930er-Jah-
FARMAN SEIT DEN 1930ER-JAHREN EINEN NAMEN. REKORDE ren eine Reihe von Flugzeugen
zu bauen, um Höhenrekorde zu
SOLLTEN GEBROCHEN UND NEUE DESIGNS VERSUCHT brechen. Am 5. August 1935 erreichte die
F.1001 Berichten zufolge eine Höhe von etwa
WERDEN. BESONDERS AUFFÄLLIG WAR DIE BELPHÉGOR, 10 400 Metern. Eines der kleinen Fenster in
DIE NICHT NUR DURCH IHRE AUSSERGEWÖHNLICHE der Druckkabine des Flugzeugs platzte je-
doch und durch die plötzliche Dekompressi-
GRÖSSE BESTACH. DURCHSETZEN KONNTE SICH DAS on wurde der Pilot, Marcel Cognot, bewusst-
los und stürzte daraufhin mit der Maschine
RADIKALE MUSTER JEDOCH NICHT. zusammen ab. Die F.1000-Reihe war ein
skurriler Entwurf, denn sie verfügte über ei-
Text: Philipp Prinzing; Fotos: Le Fana Archive
Französischer
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ne Druckkabine, jedoch war dadurch die Centre (SNCAC oder Aérocentre, die natio- absolvierte ihren Erstflug am 10. Oktober
Sicht extrem eingeschränkt. Für die Lan- nale Gesellschaft für Luftfahrtkonstruktionen) 1939, wurde aber zu Beginn des Zweiten Welt-
dung öffnete der Pilot die obere Klappe der zu gründen. Die SNCAC leitete die Entwick- kriegs zerstört. Roca und sein Team entwarfen
Kabine und kurbelte sich mit einem höhen- lung einiger fortschrittlicher Flugzeuge ein und auch die NC 160, einen Sturzkampfbomber
verstellbaren Sitz nach draußen, um eine konstruierte andere, die als Plattformen für mit gegenläufigen Propellern, der jedoch nicht
bessere Sicht zu haben. Im eigentlichen Cock- neue Technologien dienen sollten. Eines die- über das Entwurfsstadium hinauskam.
pit verblieben dabei nur noch seine Beine. ser Flugzeuge war die Nationale Centre NC
Ende 1936 begann Frankreich mit der Ver- 130, ein zweimotoriger Eindecker, der um ei- PRODUKTION IN KRIEGSZEITEN
staatlichung seiner Rüstungsindustrie, der vie- nen Druckbehälter herum gebaut wurde. Die Nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich
le Flugzeughersteller zum Opfer fielen. Anfang NC 130 wurde von Marcel Roca, dem ehema- am 10. Mai 1940 wurden das Personal und
1937 wurde Farman mit Aéroplanes Hanriot ligen Leiter des Farman-Konstruktionsbüros, die Büros der SNCAC von Boulogne-Billan-
zusammengelegt, um die staatliche Société Na- entworfen und hatte eine voraussichtliche court in der Nähe von Paris nach Süden, ge-
tionale des Constructions Aéronautiques du Dienstgipfelhöhe von 10 600 m (34 777 ft). Sie nauer nach Cannes am Mittelmeer verlagert.
Dämon
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Die SNCAC, zusammen mit der Société Nati- telles Höhenforschungsflugzeug zur Beobach- chaniker und zwei Wissenschaftler/Beobach-
onale des Constructions Aéronautiques du tung der Stratosphäre und der meteorologi- ter. Die Druckbeaufschlagung der Kabine wur-
Sud-Est (SNCASE/Nationale Gesellschaft für schen Bedingungen. Die Grundkonstruktion de durch zwei von der SNCAC entwickelte NC
Luftfahrtkonstruktionen des Südostens), der des Flugzeugs basierte auf einer vergrößerten 41 Verdrängerkompressoren erreicht, die di-
Société Nationale des Constructions Aéronau- Version des Vorkriegs-Sturzkampfbombers rekt von den Triebwerken angetrieben wurden.
tiques de l‘Ouest (SNCAO, Nationale Gesell- NC 160. Der Zugang zur Kabine erfolgte über eine Tür
schaft für Luftfahrtkonstruktionen des Wes- Der Rumpf des großen Flugzeugs bestand im hinteren Rumpf, die zu einer Luke auf der
tens) und dem Unternehmen Chantiers aus drei Teilen. Der vordere Rumpf beherberg- Rückseite des Druckbehälters führte. Wäh-
Aéro-Maritimes de la Seine (CAMS/Aero-Ma- te zwei 1400 PS (1030 kW) starke Hispano- rend der vordere und mittlere Rumpfteil in
ritimes-Konstruktionsbüro an der Seine), wur- Suiza 12Z-Motoren, die nebeneinander auf Ganzmetallbauweise ausgeführt waren, be-
den mit der Société Nationale des Construc- einem Rohrrahmen montiert waren. Jeder Mo- stand der hintere Rumpf aus einem Fichten-
tions Aéronautiques du Sud-Ouest (SNCASO/ tor trieb die Hälfte eines sechsblättrigen, ko- holzrahmen, der mit Sperrholz verkleidet war.
Nationale Gesellschaft für Luftfahrtkonstruk- axialen, gegenläufigen Propellers über ein von Die Höhen- und Seitenleitwerke waren eben-
tionen des Südwestens) zusammengelegt und der SNCAC entwickeltes Kombinationsgetrie- falls aus Holz, während die Seiten- und Hö-
von dieser betrieben. Südfrankreich, unter Vi- be mit der Bezeichnung NC T1 an. Der Haup- henruder Metallrahmen hatten, die mit Stoff
chy-Einfluss, agierte zu dieser Zeit als unab- trumpf war um einen geschweißten Druckbe- bespannt waren.
hängiger und unbesetzter Verbündeter hälter mit einer Länge von 5,20 m und einem
Deutschlands, aber die Unabhängigkeit des Durchmesser von 1,70 m gebaut. Eine Aus- GEWALTIGE ABMESSUNGEN
Staates von Deutschland war keineswegs ab- buchtung auf dem Druckbehälter bildete das Der dreiteilige Flügel der SO 3020 wurde in
solut. Die deutschen Aufseher erlaubten nur Cockpit, das über den Rumpf hinausragte. Ei- Gemischtbauweise hergestellt, wobei der
die weitere Entwicklung von Verkehrs- und ne Wanne im unteren Teil des Druckbehälters Hauptholm an einem Spant befestigt war, der
Zivilflugzeugen in Südfrankreich. enthielt zwei Beobachtungsstationen für die am Druckbehälter im Mittelrumpf montiert
Roca und das SNCAC-Team wurden mit Beobachtung und Fotografie der Stratosphäre. war. Die Struktur des Flügels bestand größ-
der Leitung der Abteilung für Spezialflugzeu- Die untere Ausbuchtung befand sich im Rumpf tenteils aus Metall, aber für die vorderen und
ge betraut, die ihre Entwürfe unter der Be- des Flugzeugs; der Rumpf war jedoch um die hinteren Holme der äußeren Flügelteile wurde
zeichnung SO 3000-Serie entwickelte, wobei Ausbuchtung herum verglast. Der Kabinen- Fichtenholz verwendet. Die Beplankung der
SO für Sud-Ouest (Südwesten) stand. Bei der druckbehälter bot Platz für fünf Personen: den Flügel war aus Aluminium. Die Querruder
SO 3020 handelte es sich um ein experimen- Piloten, einen Funker/Navigator, einen Me- hatten Metallrahmen und waren mit Stoff be-
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Foto: KL-Dokumentation
Auf diesem Produktionsfoto ist deutlich der Druckkörper in der Mitte des
Rumpfs zu erkennen. Der Rest der Zelle entstand in Gemischtbausweise.
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Technische Daten
NC 3021 Belphégor
Hersteller: SNCAC
Verwendung: Höhenaufklärer
Besatzung: 3 (Pilot, 2 Beobachter)
Triebwerk: 1 × Daimler-Benz DB 610AW
mit 2200 kW (2950 PS)
Spannweite: 23,55 m
Länge: 17,50 m
Höhe: 5,82 m
Flügelfläche: 49,8 m²
Leermasse: 7830 kg
Zuladung: 2500 kg
max. Startmasse: 10 405 kg
max. Geschwindigkeit: 560 km/h
Dienstgipfelhöhe: 13 000 m
Flugdauer: 4 Stunden
Bewaffnung: keine
53
Dies Foto entstand am 17. Dezember 1948 bei einem Motortest in Brétigny.
Es zeigt deutlich die enorme Spannweite des Stratosphärenflugzeugs.
spannt. Im eingefahrenen Zustand war das Flughöhe von 10 300 und der maximalen Flug- 1942 in Vichy-Frankreich einmarschierte, ver-
Fahrwerk mit dem Hauptfahrwerk, das eine höhe von 14 000 erreicht werden. Die Reich- langsamte sich die Entwicklung der SO 3020
Spur von 5,71 Metern hatte, in der Tragfläche weite betrug 6710 km. weiter. Im März 1943 wurde den Flugzeugen
und dem Spornrad im Rumpf vollständig ver- der SNCASO die Buchstabenbezeichnung „B“
schwunden. Im Flügel befanden sich auch die DER DÄMON WIRD GEBOREN zugewiesen, und die SO 3020 erhielt den Na-
rund 7000 Liter fassenden Treibstofftanks. Die Arbeiten an der SO 3020 wurden Mitte men „Belphégor“, nach dem Dämon, der im
Die SO 3020 hatte eine Spannweite von 1941 aufgenommen, kamen aber aufgrund der christlich-biblischen Kontext die Menschen
22,32 m, eine Länge von 17,90 m und eine Kriegslage nur langsam voran. Ein Holzmo- verführt, indem er ihnen geniale Erfindungen
Höhe von 5,83 m. Die geplante Reisegeschwin- dell in Originalgröße wurde Ende 1942 fer- vorschlägt, die sie reich machen werden.
digkeit von 500 km/h sollte zwischen einer tiggestellt. Als Deutschland Anfang November Der Bau der SO 3020 wurde während des
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Im Profil sieht man deutlich die Glasscheiben im untern Rumpfbereich der Belphégor. Im Inneren befand sich die untere Position in der Kabine,
die für wissenschaftliche Beobachtungen gedacht war.
54
gesamten Krieges fortgesetzt. Das Flugzeug, verfügbar. Mit dieser neuen Konfiguration kg erhöht und das Startgewicht um 1394 kg
seine Konstrukteure und die anderen Abtei- wurde auch eine neue Bezeichnung gewählt. auf 10 406 kg verringert.
lungen der SNCASO wurden Anfang 1944 Fortan nannte man die „Belphégor“ NC 3021. Die NC 3021 wurde Ende Mai 1946 fer-
nach Le Flayosquet in den Westen verlegt. Die- Zu dieser Zeit war sie für den experimentellen tiggestellt und als F-WBBL registriert. Anfang
ser Umzug war die Folge eines britischen Luft- Einsatz zur Untersuchung der kosmischen Juni begannen die Rollversuche, und am 6.
angriffs auf Cannes im November 1943 und Strahlung und ihrer Wechselwirkung mit der Juni 1946 absolvierte Joanny Burtin den Erst-
wurde schließlich im Mai 1944 abgeschlossen. Atmosphäre vorgesehen. flug. Das Flugzeug litt unter Richtungsinsta-
Nach der Landung der Alliierten und der Be- Im März 1946 wurde die NC 3021 von bilität, und bald wurde eine Rückenverklei-
freiung Frankreichs wurde jedoch zwischen Boulogne-Billancourt zum Flugplatz Toussus- dung vor dem Leitwerk angebracht, um die
November 1944 und Januar 1945 alles noxh le-Noble zur Endmontage überführt. Mit dem Seitenleitwerksfläche zu vergrößern. Die Er-
einmal zurück nach Cannes gebracht. Nach DB 610-Motor entfielen die gegenläufigen Pro- probung wurde im Spätsommer 1946 unter-
der Befreiung Frankreichs erlangten die ver- peller, und es wurde ein einziger Vierblatt- brochen, als das rechte Hauptfahrwerk kolla-
staatlichten Flugzeughersteller ihre Unabhän- Propeller verwendet. Dieser VDM-Propeller bierte. Der Fahrwerkshersteller lieferte nur
gigkeit wieder und die SNCAC löste sich von hatte einen Durchmesser von 4,5 m und war zögerlich ein neues Hauptfahrwerksbein, und
der SNCASO. vermutlich einst für die Heinkel He 177 ge- die SNCAC nahm die Flugtests, so gut es ging,
plant. Der DB 610 war auf einem Rohrrahmen mit einem provisorisch reparierten und aus-
NEUANFANG NACH DER BEFREIUNG an der Vorderseite des Flugzeugs montiert und gefahrenen Hauptfahrwerk wieder auf. Prob-
Die SO 3020 und alles andere, was mit der um die Verlängerungswelle des Propellers war leme mit dem Motor und auftretende finanzi-
SNCAC zusammenhing, wurde nach Boulog- ein ringförmiger Kühler angebracht. Kanäle elle Engpässe der SNCAC verlangsamten die
ne-Billancourt zurückverlegt. Anfang 1946 auf jeder Seite der Motorhaube leiteten die Erprobung weiter.
war die SO 3020 bis auf die Motoren fertig- Luft zu den quer eingebauten Kompressoren Als die SNCAC die NC 3021 am 12. Ok-
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
gestellt. Der Krieg hatte die Arbeiten am für am Ende des Motors. Die Luft für die Kabine tober 1948 an das Centre d‘Essais en Vol
den Einbau geplanten Hispano-Suiza 12Z ver- und deren Druckbeaufschlagung wurde über (CEV) in Brétigny-sur-Orge übergab, war die
zögert, und es würde noch einige Zeit dauern, einen Kanal unter dem Spinner zugeführt. Die- „Belphégor“ nur für 45 Flüge mit insgesamt
bis die Motoren verfügbar sein würden. Daher ser versiegelte Kanal führte um die unteren 40 Stunden Flugzeit in der Luft. Das CEV ar-
entschied man sich für einen einzigen 2950 Auspuffrohre herum, was zur Erwärmung der beitete weiter an der Maschine und investier-
PS (2170 kW) starken Daimler-Benz-Motor Luft beitrug. te bis April 1949 rund 1500 Stunden. Doch
DB 610. Der DB 610 bestand aus zwei mitei- Die NC 3021 sollte eine geplante Lande- sie flog insgesamt nur 2 Stunden und 45 Mi-
nander gekoppelten DB 605 und entsprach geschwindigkeit von 140 km/h, eine anfäng- nuten. Das CEV hatte keine Interesse mehr an
dem, was mit den beiden 12Z-Motoren und liche Steigrate von 10 m/s (1.968 fpm) und dem großen Testflugzeug. Zudem meldete die
dem NC T1-Getriebe geplant war. Die Daim- eine Dienstgipfelhöhe von 12 800 m erreichen. SNCAC und im Juli 1949 Insolvenz an. Die
ler-Benz-Motoren waren kurz nach dem Im Vergleich zur SO 3020 hatte sich das Leer- „Belphégor“ stand noch bis Ende 1950 herum
Kriegsende für Frankreich und die SNCAC gewicht der NC 3021 um 1760 kg auf 7830 und wurde dann verschrottet.
• 55
FLUGZEUGREPORT Consolidated B-32 Dominator aus Ausgabe 1/2008
Der
Lückenbüßer
PARALLEL ZUR BERÜHMTEN BOEING B-29 STRATOFORTRESS ENTWICKELT, IST
DIE B-32 VON CONSOLIDATED LANGE IN VERGESSENHEIT GERATEN. AM ENDE
DES ZWEITEN WELTKRIEGS FLOG DIE DOMINATOR NUR WENIGE EINSÄTZE
GEGEN JAPAN. GLEICH DANACH WURDEN ALLE FLUGZEUGE VERSCHROTTET.
Text: Patrick Hoeveler / KS; Fotos: KL-Dokumentation
T
rotz der isolationistischen Politik der barer Leistungen im Prototypenstadium. Dezember genehmigt, und im Januar 1940
USA in den 1930er Jahren erkann- Erst der Beginn des Zweiten Weltkriegs in ging eine Ausschreibung an die Industrie. Zu
ten damals einige Realisten die Not- Europa ließ aus den bereits abgelegten Plä- den Leistungsanforderungen der Spezifikati-
wendigkeit, eine weitreichende Luft- nen doch noch Realität werden. Im Novem- on XC-218-A gehörten eine Geschwindigkeit
streitmacht aufzubauen. Die geplanten ber 1939 forderte General H. „Hap“ Arnold, von 650 km/h, eine Waffenlast von 900 Ki-
Langstreckenbomber Boeing B-15 und Dou- Chef des US Army Air Corps, einen „Very logramm und eine Reichweite von 8600 Ki-
glas B-19 verblieben jedoch mangels brauch- Long-Range Bomber“. Das Projekt wurde im lometern.
56
Die Serien-B-32 waren
leicht an ihrem sehr großen
Seitenleitwerk zu erkennen.
Bei den Prototypen (links
die Nr. 1 auf dem Lindbergh
Field) hatte Consolidated
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
An dem Wettbewerb waren Boeing mit der ten. Sie rechneten sich gegen die anscheinend Bau von zwei Prototypen, denen später ein
XB-29, Lockheed mit der XB-30, Douglas mit von Anfang an favorisierte XB-29 keine Chan- dritter folgte.
der XB-31 und Consolidated mit der XB-32 ce aus. Am 24. August ging denn auch ein Der Consolidated-Entwurf mit der inter-
beteiligt. Douglas und Lockheed legten zwar Auftrag an Boeing. Als Rückversicherung für nen Bezeichnung Model 33 ähnelte einer ver-
wie die anderen Firmen am 8. April vorläufi- eventuelle Probleme unterzeichnete das Army größerten B-24 Liberator, war aber wie die
ge Entwürfe vor, stiegen aber aus, bevor sie Air Corps am 6. September 1940 aber auch B-29 eine völlige Neuentwicklung. Der Rumpf
detaillierte Konstruktionen ausgearbeitet hat- mit Consolidated Aircraft einen Vertrag zum war im Gegensatz zur B-24 zylindrisch und
57
Technische Daten
Consolidated B-32
Dominator
Hersteller: Consolidated Vultee
Verwendung: Schwerer Lang
streckenbomber
Besatzung: 8
Antrieb: 4 x Sternmotor Wright
R-3350-23A Cyclone mit Turbolader
Startleistung: 4 x 2200 PS (1617 kW)
Länge: 25,02 m
Höhe: 9,80 m
Spannweite: 41,20 m
Flügelfläche: 132 m2
Leermasse: 27 340 kg
max. Bombenzuladung: 9070 kg
max. Startmasse: 50 575 kg
Höchstgeschwindigkeit: 575 km/h
in 9145 m Höhe
Marschgeschwindigkeit: 467 km/h
Dienstgipfelhöhe: 9360 m
Steigzeit: 38 min auf 7620 m
Reichweite: 4830 km mit einer
Bombenlast von 4535 kg
Bewaffnung: Fünf Geschützstände
mit je 2x12,7-mm-MG. Maximal
9070 kg Bomben
Zeichnung: Kens
58
hatte zunächst wie die Superfortress eine run-
de Glasnase. Schon beim ersten Prototyp kehr-
ten die Consolidated-Ingenieure allerdings zu
einem konventionellen, abgestuften Cockpit
zurück.
Im Dezember 1940 wurden in San Diego
verschiedene Mock-ups der XB-32 gebaut, die
nach einigen Änderungen am 6. Januar 1941
vom Air Corps genehmigt wurden. Danach
folgte der Bau der Prototypen. Die erste XB-
32 (41-141) hob am 7. September 1942 mit den
Piloten Russ Rodgers und Richard McMakin
am Steuer vom Lindbergh Field in San Diego
ab, zwei Wochen vor der XB-29. Schon beim
Erstflug kam es aber zu Problemen mit dem
Endscheiben-Seitenleitwerk.
ERSTER PROTOTYP Von vorn ist der kreisrunde Rumpfquerschnitt zu sehen. Statt ferngesteuerter Geschütztürme
BEIM START ZERSTÖRT rüstete man die Serienflugzeuge mit bemannten Martin-Ständen (je zwei 12,7-mm-MG) aus.
Einen schweren Rückschlag für das Programm
stellte der Verlust des ersten Prototyps am 10.
Mai 1943 dar. Die XB-32 konnte beim Start schine nicht den Anforderungen entsprach. Eine wesentliche Änderung betraf noch
zum 31. Testflug wegen eines Problems mit Vor allem die Abwehrbewaffnung galt als un- das Leitwerk. Der dritte Prototyp wurde ab
den Klappen nicht abheben und schoss über zureichend. dem 25. Flug mit einer einzelnen, von der B-29
die Bahn hinaus. Sechs Besatzungsmitglieder Um das Beste aus der Situation zu machen, übernommenen Heckflosse modifiziert, die
wurden verletzt, der Pilot Richard McMakin dachte man daran, die B-32 vorrangig für Bom- sich allerdings als zu klein erwies. Daraufhin
getötet. Mit dem Flugzeug gingen auch viele benangriffe aus mittleren Höhen einzusetzen. rüstete Consolidated Vultee (später Convair;
Testaufzeichnungen verloren, was die Wieder- Damit konnte auf eine Druckbelüftung und Fusion im März 1943) die Maschine im No-
holung diverser Versuche nötig machte. viel Gewicht verzichtet werden. Die fernge- vember 1943 mit einem selbst entworfenen,
Die zweite XB-32 (41-142) kam am 2. Ju- steuerten Sperry-Waffentürme ersetzte man 5,94 Meter hohen Seitenleitwerk aus, das spä-
li 1943 in die Luft, ebenfalls noch mit dem durch bemannte Martin-Türme. Die Standard- ter zum Markenzeichen aller Serien-B-32 wer-
Doppelleitwerk. Die Druckkabine war nun in- bewaffnung bestand damit aus zehn 12,7-mm- den sollte. So modifiziert, erhielt das Flugzeug
stalliert, und auch die ferngesteuerten MG- Maschinengewehren in fünf motorgetriebenen die firmeninterne Modellbezeichnung 34.
Stände eingebaut. Im November folgte dann Ständen in der Nase, auf dem vorderen und Inzwischen waren trotz der Probleme Be-
die dritte XB-32 (41-18336). Inzwischen war hinteren Rumpfrücken, im Heck und an der stellungen für 1500 B-32 erteilt worden. De-
die USAAF zu dem Schluss gekommen, dass Rumpfunterseite. Die Bombenlast betrug jetzt ren Fertigung sollte hauptsächlich im Air Force
die zeitweilig als „Terminator“ bezeichnete Ma- maximal 9070 Kilogramm. Plant 4 in Fort Worth, Texas, erfolgen. Diese
Anlage hatte man 1941 eigens für den Bau der
B-24 Liberator errichtet.
Die erste B-32 wurde am 19. September
1944 an das Army Air Corps übergeben. Sie
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
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RÜCKBLICK Luftfahrtindustrie
Kampf um den
Großauftrag
Teil 1
M
it der Durchführung des Ver- ger mit unterhaltsamen Abenden in Berliner
gleichsfliegns beauftragt war die Hotels auf ihre Seite zu ziehen. Dabei handel-
preußische Flugzeugmeisterei te es sich bei den Umworbenen oft – aber nicht
Adlershof (siehe Kasten S. 65). ausschließlich – um Staffelführer mit teilwei-
Sie nutzte den Platz Johannisthal, der sich se hohen Abschusszahlen. Diese Tendenz ver-
nördlich an die Liegenschaft der Flugzeug- stärkte sich beim zweiten und dritten Ver-
meisterei anschloss. Das erste von drei Ver- gleichsfliegen, bei denen nur noch Koryphäen
gleichsfliegen für D-Flugzeuge fand vom 20. eingeladen waren. Es existiert allerdings kein
Januar bis 12. Februar 1918 statt und endete Beleg, wonach sich die Frontflieger korrum-
mit dem Sieg der Fokker V 11, die Ende Sep- pieren ließen – ging es doch um ihr eigenes
tember 1917 zum Erstflug gestartet war und Überleben.
ab Februar 1918 als D.VII in Großserie ging. Begünstigt wurde das Herantreten der Fir-
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
Vorgestellt wurde die V 11 in Adlershof von men an die Frontflieger durch einen dreiteili-
den Fokker-Werkpiloten Louis Matthias und gen Ablauf. Dieser sah vor, dass zunächst
Otto Grosse. Gemeldet waren 27 Flugzeuge Werkpiloten ihr Flugzeug vorstellten. Dabei
Fotos: Sammlung Mückler
– davon vier außerhalb der Konkurrenz – legte die Idflieg ihr Augenmerk auf das Erzie-
von elf Herstellern. Zur Absicherung einer len maximaler Höhenleistungen. Jede teilneh-
Frontversorgung vergab die Idflieg von vorn- mende Maschine durfte viermal an den Start Wertung zu gelangen. Die Organisation ver-
herein kleinere Aufträge an nachplatzierte gehen, wobei die Zuladung angeglichen wur- lief arbeitsteilig: Montage und Wartung der
Firmen. Dabei handelte es sich in der Regel de. Zugrunde lagen dabei 80 kg für den Flug- Flugzeuge lagen in den Händen der Hersteller,
um Bestellblöcke mit 50 Flugzeugen. zeugführer, 47,5 kg für die Bewaffnung, 43 kg während die Flugzeugmeisterei die Betriebs-
Bereits beim ersten Vergleichsfliegen kam für Flugbenzin und Öl sowie 10 kg für sons- stoffe zur Verfügung stellte und den Flugdienst
es zu Fragwürdigkeiten, da die Herstellerfir- tige Ausrüstung. Mindestens zwei Messflüge in die Hand nahm. Nach den Messflügen wur-
men manche Register zogen, um die Frontflie- waren erfolgreich zu absolvieren, um in die den die Hersteller vorübergehend ausgesperrt.
62
Die Junkers J 7 markierte den technologischen Durchbruch zum
freitragenden Tiefdecker in Leichtmetallbauweise. Sofort kamen
Gerüchte über die Hintergründe der von Anthony Fokker verur-
sachten Bruchlandung auf.
Nun nahmen sich die Frontflieger der Kandi- Landung war eine Niederschrift zu verfassen. Diese Form der technischen Auslese
daten an. Jedem Militärflieger stand es frei, Erst danach war wieder ein Austausch mit den bewährte sich alles in allem und gelangte im
nach eigenem Gutdünken relevante Flugma- Werkpiloten gestattet. Aus der Summe der von Verlauf des letzten Kriegsjahres auch bei C-
növer auszuführen. Das galt jedoch nur für den Werkpiloten erreichten Messwerte und Flugzeugen (bewaffnete Doppelsitzer) zur
Muster, die den gültigen Bauvorschriften ent- den subjektiven Erfahrungsberichten der Anwendung. Dass nun der 1915 in Deutsch-
sprachen. Das erklärt die Teilnahme von Mus- Frontflieger ermittelte die Idflieg eine Bewer- land eingebürgerte Anthony Fokker das erste
tern „außerhalb der Konkurrenz“. Nach der tung für jede Maschine. Vergleichsfliegen für sich entschied, ist kein
63
Die seit Dezember 1917 an der Front befindliche
Pfalz D.IIIa vermochte vor allem dank mäßiger
Steigleistungen nicht zu überzeugen.
Zufall. Er war nicht nur der einzige Fabrikant, der die V 18 zum verfrühten Ausscheiden
der seine Erzeugnisse selbst vorzufliegen in zwang und die ältere V 11 zur Vorlage für die
der Lage war. Hinzu traten zwei weitere As- Großserienproduktion machte. Der erste Be-
pekte: Die in Gemischtbauweise ausgelegte stellblock umfasste 300 Maschinen zu einem
Zelle der V 11, versehen mit dem bewährten, Stückpreis von 25 000 Mark (ohne Motor).
160 PS leistenden Mercedes D.III, erwies sich Mitte Mai 1918 trafen die ersten Fokker D.VII
als ein rundum gelungener Wurf und stellte an der Front ein.
neben der verbesserten V 18 das bis dahin bes-
te Fluggerät dar, das aus den Schweriner Hal- PFALZ UND RUMPLER ÜBERRASCHEN
len gerollt war. Allerdings soll Fokker dank Fokker brachte neben der V 11 und V 18 sie-
seiner großen Popularität bis hinein in die ben weitere Entwürfe mit nach Adlershof: V 9,
preußische Militärführung die Möglichkeit be- V 10 I, V 10 II, V 13 I, V 13 II, V 17 und V 20, Die V 13 mit dem Motor UR.III ging als Fokker
sessen haben, noch während des Vergleichs- wobei V 9 und V 20 außerhalb der Konkur- D.VI in eine Kleinserie von 120 Stück, aller-
fliegens größere technische Änderungen an renz starteten. dings mit dem schwächeren Antrieb UR.II.
der verspannungslos ausgelegten V 11 und der Eine besondere Erwähnung verdient der
ebenfalls ins Rennen geschickten V 18 vorzu- Versuch, mit der V 10 dem Dreidecker, der
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
Doppeldecker V 13 verfügte über einen Um- lare als Fokker D.VI, die allerdings nur den – eine etwas grober gestaltete Ausführung des
laufmotor und ging in zwei Versionen an den 120-PS-Motor UR.II erhielten. gleichen Konzeptes – waren bullige, aber ae-
Start: die V 13 I mit UR.III und die V 13 II Eine Überraschung stellte der zweite Platz rodynamisch ansehnlich wirkende, verspann-
mit dem ebenfalls 160 PS liefernden, aber des von den Pfalz Werken vorgeflogenen Dop- te Doppeldecker. Die näher für eine Serien-
drehzahluntersetzten Siemens-Halske Sh.III. peldeckers Pfalz D.VII dar. Zwar brachte die fertigung konzipierte D.VII erhielt den gleichen
Beide Muster zeigten sich der V 11 in mehre- Firma aus Speyer auch den seit Dezember 1917 Motor Sh.III, mit dem auch Fokkers V 13 II
ren Parametern sogar überlegen. Die noch an der Front befindlichen Kampfeinsitzer Pfalz durch Steigleitungen zu überzeugen wusste,
nicht ausgereiften Motoren ließen eine Seri- D.IIIa mit nach Adlershof, vermochte damit während die D.VI nur über einen UR.II mit
enfertigung jedoch nicht zu. Als Lückenfüller allerdings nicht zu überzeugen. Mit der Pfalz 120 PS verfügte. Werkpilot Josef Baierlein er-
bis zum Anlauf der Großserienproduktion der D.VII hingegen schon. Diese sowie die eben- reichte mit der D.VII in 21,4 Minuten 6000
Fokker D.VII bestellte die Idflieg 120 Exemp- falls in den Wettbewerb getretene Pfalz D.VI Meter Höhe, der Wettbewerbssieger Fokker
65
Die eigentliche Überraschung des ersten Vergleichsfliegens stellte das Abschneiden der Pfalz D.VI und D.VII dar. Die VII (Foto und Bauzeichnung)
erreichte mit dem Motor Sh.III den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Es bleibt unklar, warum die Idflieg das Konzept nicht weiterverfolgen ließ.
V 11 benötigte für 5000 Meter 25,2 Minuten. des künftigen Jägerbaus zu machen, ein ande- zeugwerk – bis Anfang 1916 noch gar nicht
Ein bemerkenswerter Unterschied, der sich rer Grund könnte die bereits 1915 entstande- mit dem Bau von Jagdflugzeugen befasst.
aber nicht in den Auftragsbüchern der Idflieg ne und fortan recht verbreitete Abneigung vie-
niederschlug. Warum der zunächst ins Auge ler Frontflieger gegen Pfalz-Kampfeinsitzer FOKKER SCHROTTET JUNKERS
gefasste Großserienbau der Pfalz D.VII unter- gewesen sein. Kleinaufträge zu je 50 Stück Rumpler stellte in Adlershof zwei formschöne
blieb, lässt sich nicht mehr restlos erhellen. erhielten hingegen die auf den Plätzen drei, Entwürfe mit der Werkbezeichnung 7D4 vor,
Ein Grund könnte das Bestreben der Idflieg vier und fünf ermittelten Hersteller. Auch da- beide angetrieben von einem Mercedes D.III
gewesen sein, angesichts der unzureichenden bei gab es eine Überraschung, denn die an mit 160 PS. Eine Version besaß zwei Stiele
Versorgungsmöglichkeiten mit hochwertigem dritter Stelle rangierenden Rumpler-Werke hat- („11-Stiel“), die andere einen „U-Stiel“. Die
Schmieröl keinen Umlaufmotor zum Standard ten sich – als immerhin ältestes deutsches Flug- bei der 7D1 noch eher für ein Rennflugzeug
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
Mit der V 11 erreichte Anthony Fokker Platz 1 und ließ sich diesen Rang bis Kriegsende nicht mehr streitig machen. Der Neuentwurf bestach
durch konzeptionelle Auslegung, Bauweise, Leistungsvermögen und fliegerische Leichtigkeit. Als Fokker D.VII wurde die Maschine zur Legende.
angelegte Aerodynamik war bei der 7D4 einer standen eine störende Eigenstabilität sowie ei- SSW D.III (Sh.III). Dazu mehr in Teil 2. Nicht
den Ansprüchen der Militärs angepassten ne Tendenz zum Abtrudeln beim Kurvenflug unerwähnt bleiben dürfen die Umstände, die
Formgebung gewichen. Dank ihrer geringen entgegen. Die als Rumpler D.I – als 7D7 mit am 22. Januar 1918 die vielversprechende Jun-
Startmasse – der Rumpf bestand aus gewickel- 180-PS-Merdedes D.IIIa nachgebessert – be- kers J 7 aus dem Rennen warfen. Den Bruch
tem Sperrholz – erreichten beide Rumpler Spit- stellte Kleinserie blieb aber wegen diverser verursachte kein Geringerer als Anthony Fok-
zenwerte bei den mit Reihenmotoren angetre- Kinderkrankheiten in den Auftragsbüchern ker, seit dem 20. Oktober 1917 Mitinhaber der
tenen Flugzeugen. Die 7D4 mit U-Stiel kam stecken. auf Druck des preußischen Kriegsministeri-
in der Gesamtwertung auf Platz 3. Fliegerisch In Kleinserien übernommen wurden auch ums zwangsfusionierten Junkers-Fokker-Wer-
fiel die Beurteilung unterschiedlich aus. Einer die auf Platz 4 und 5 gelangten LFG Roland ke AG (Ifa).
feinfühligen Steuerung und hohen Wendigkeit D.VI (Mercedes D.III) und Siemens-Schuckert
DER GROSSE VERLIERER
HEISST ALBATROS
Zur Offenbarung geriet das erste Vergleichs-
fliegen für den bis dahin wichtigsten Lieferan-
ten der deutschen Luftfahrtindustrie. Konst-
ruktiv und formgeberisch hatte der bisherige
Platzhirsch den Anschluss um fast zwei Jahre
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
Peenemünde:
Fluch und Segen
der Raketentechnik
Klassiker der Luftfahrt | 3/2023
68
Die rekonstruierte V-1-
Rakete wird auf einer
Startrampe präsentiert.
Die Ausstellungsräume sind jeweils individuell gestaltet und halten für den Besucher so
manche Überraschung bereit.
69
W
iege der Raumfahrt oder tod- Peenemünde betrieb hier ab 1991 ein Muse- es für reine Luftfahrtliebhaber nur wenig zu
bringende Rüstungsschmie- um, das seit 2010 als GmbH firmiert und des- sehen gibt, was die klassische Fliegerei her-
de? Die Nationalsozialisten sen Ausstellung entsprechend überarbeitet gibt. Im Fokus stehen die Raketenentwicklung
stampften in den 1930er-Jah- wurde. und die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit;
ren auf der Insel Usedom die Heeresver- Jährlich mehr als 150 000 Besucher zählt insofern wird die Entwicklung des Flieger-
suchsanstalt aus dem Boden. Peenemünde das Museum; über sechs Millionen Menschen horsts und des zu DDR-Zeiten hier beheima-
markiert bis heute den Spagat zwischen sahen die Ausstellung bislang. Zu erleben gibt teten Jagdgeschwaders 9 sowie der 1. Flottille
Fluch und Segen der Raketentechnik – die es auf rund 5000 Quadratmetern eine ausge- der Volksmarine (der Hafen von Peenemünde
Vergeltungswaffen V-1 und V-2 stehen als wogene Auseinandersetzung mit der Rake- war bis 1990 Stützpunkt der Seestreitkräfte)
Synonym für Innovation, aber auch für Ver- tenthematik an sich, eine abwechslungsreiche nur am Rande beleuchtet. Trotzdem: Die Aus-
nichtung. Ein Museum im einstigen Kraft- Geschichtsvermittlung durch Exponate, Texte, stellung steckt voller Überraschungen – jeder
werk des Militärareals samt Fliegerhorst ver- Fotos und multimediale Angebote – und selbst- Raum ist anders gestaltet, nichts wirkt statisch
sucht, die NS-Zeit, aber auch die spätere verständlich fehlen auch V-1 und V-2 nicht. oder gar antiquiert. Da die meisten der 1943
Nutzung der Raketenentwicklungen von ver- Diese sind als maßstabsgetreue Nachbauten beim Bombenangriff zerstörten und nach dem
schiedenen Seiten zu beleuchten. auf dem Außengelände zu sehen. Krieg gesprengten Anlagen der einstigen Hee-
Die Wurzeln der Ausstellung gehen zurück Die moderne Form der Präsentation macht resversuchsanstalt nicht zu besichtigen sind,
in die direkte Nachwendezeit. Die Gemeinde die Ausstellung sehr sehenswert – auch wenn ist die Ausstellung im Dachgeschoss zu emp-
Museumsinfo
Klassiker der Luftfahrt | 3/2023
70
fehlen – sie zeigt Fotos aus dem weitläufigen
Sperrgebiet, dazu gibt es historische Fotos und
Fundstücke aus Grabungen zwischen den
Ruinen.
Auch wenn es keine eindeutige Besucher-
lenkung durch die einzelnen Ausstellungsbe-
reiche gibt: Es lohnt sich, genügend Zeit ein-
zuplanen, die Etagen und das alte Kraftwerk
auf sich wirken zu lassen. Letzterem kann man
übrigens zudem im wahrsten Sinne des Wor-
tes aufs Dach steigen: Per gläsernem Fahrstuhl
geht es auf eine Besucherterrasse in 30 Meter
Höhe. Für nur einen Euro Preisaufschlag auf
den regulären Eintritt können Besucher hier
den Blick über die Boddenlandschaft und
den angrenzenden Hafen von Peenemünde ge-
nießen.
•
Der sowjetische „Sputnik“, der erste Satellit
im Weltraum, darf in der Ausstellung nicht
fehlen – schließlich steht die Nutzung von
Raketentechnik in Ost und West im Mittel-
punkt der Ausstellung.
Eines der wenigen Exponate, das die klassische Fliegerei betrifft, ist der Motor eines beim
Luftangriff auf Peenemünde 1943 abgeschossenen britischen Bombers.
Auf dem Außengelände stehen neben einem Zug, der einst Peenemünde mit
der restlichen Insel Usedom verband, 1:1-Nachbauten der V-1 und V-2.
71
Galerie
Eine B-17 Flying Fortress der 100th Bomb Group mit offenen
Bombenschachttüren bei einem Einsatz über Deutschland.
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
Eine B-17 Flying Fortress der 100th Bomb Fotos: US Air Force Archive
Group wartete 1946 in Sandia, New Mexico,
auf ihre Verschrottung.
74
Masters
of the Air
Seit Ende Januar läuft auf dem kostenpflichtigen Streamingdienst Apple TV+
die lang erwartete mehrteilige Serie „Masters of the Air“. Steven Spielberg und
Tom Hanks zeichnen in neun Teilen die Einsätze und den Kriegsverlauf der
100th Bomb Group nach. John Clarence „Bucky“ Egan und Major Gale „Buck“
Winston Cleven sind dabei die Hauptcharaktere. Ihre historischen Vorbilder
waren tatsächlich in der 100th Bomb Group tätig – ohnehin ist die Serie
gar nicht so weit vom historischen Vorbild entfernt. Doch so glorifizierend wie
auf dem Bildschirm dargestellt war der Alltag nicht.
Text: Philipp Prinzing
Die B-17 „Randie Lou“ kam im Major John Clarence „Bucky“ Egan, hier in seiner charakteristischen
Oktober 1943 zur 100th. Sie Schaffelljacke, flog einige Dutzend Kampfeinsätze mit der 100th,
ging am 21. Juni 1944 verloren. meist auf dem Sitz des Copiloten.
75
Eine der Farbaufnahmen der B-17 Flying Fortress der 100th Bomb Group, die in
großer Höhe in der typischen Box-Formation in Richtung Deutschland fliegen.
Klassiker der Luftfahrt | 3/2024
Eine B-17 rollt in Thorpe Abbotts an Kisten mit Fotos: American Air Museum (1), US Air Force Archive
Flugzeugteilen vorbei. Material wurde wegen nicht
vorhandener Gebäude meist draußen gelagert.
76
Die 42-31220 LN-P der 100th Bomb Group auf ihrem Stammflugplatz Thorpe Abbotts in
Großbritannien (England). Der Name der gezeigten Maschine war „Fletcher’s Castoria“.
Die B-17G Flying Fortress (LN-B, Seriennummer 44-6089 „Leading Lady“ ) der 350th Bomb Squadron, 100th Bomb Group,
ging am 11. September 1944 bei der Ruhland-Mission verloren. Die Gruppe büßte an diesem Tag zwölf Flugzeuge ein.
Major Egan und seine Männer kehrten mit roten Fezen und Eine seltene Farbaufnahme der Bodenabfertigung einer der B-17
arabischen Messern von ihrem Angriff auf Regensburg zurück, der 100th Bomb Group. Mehr solcher Bilder finden sich auf der
denn der Flug führte sie geplant nach Nordafrika. Website der 100th Bomb Group Foundation Inc.
77
Die Basis der 100th wurde aus dem Boden gestampft. Feste Gebäude
gab es nur wenige. Die Crew-Unterkünfte gehörten dazu.
Mangels vorhandener Gebäude wurden viele Eine P-47 Thunderbolt (HV-A) der 61st Fighter Squadron, 56th Fighter Group‚
Arbeiten im Freien ausgeführt. Im Sommer stattet der 100th Bomb Group in Thorpe Abbotts einen Besuch im Tiefflug ab.
war das sicher kein Problem. Pilot der Thunderbolt war das Ass Francis Gabreski.
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Die B-17 Flying Fortress (Seriennummer 44-8532) der 100th Bomb Group
mit einer B-24 Liberator in Grönland vor der Überführung in die USA.
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