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Thyreotoxikose Und Hyperthyreose - E-Learning Mit Lecturio
Thyreotoxikose Und Hyperthyreose - E-Learning Mit Lecturio
Aktualisiert: 20.02.2023
INHALT
Überblick
Pathophysiologie
Klinik
Diagnostik
Therapie
Thyreotoxische Krise
Differenzialdiagnosen
Quellen
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Lernleitfaden
Medizin ➜
Überblick
Definition
Bei der Thyreotoxikose handelt es sich um eine Störung, die unabhängig von der Ursache durch erhöhte Serumspiegel der
Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3) charakterisiert ist. Werden die überschüssigen Hormone von der Schilddrüse pro‐
duziert und ausgeschüttet, spricht man von einer Hyperthyreose.
Epidemiologie
Thyreotoxikose durch Hyperthyreose:
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Morbus Plummer (toxischer mehrknotiger Kropf; 15 % der Fälle) und toxisches Adenom (ca. 5 % der Fälle):
Prävalenz höher in Jodmangelgebieten
Häufiger bei älteren Menschen
Häufiger bei Rauchern
Hypophysenadenom (< 1 % der Fälle)
Thyreotoxikose ohne Hyperthyreose:
Ätiologie
Pathologie Erkrankung
Inflammation und Liberation Autoimmune Destruktion der Schilddrüse Stumme (schmerzlose) Thyreoiditis
von gespeicherten Postpartale Thyreoiditis
Schilddrüsenhormonen Initialphase oder Exazerbationen der Hashimoto-
Thyreoiditis
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Pathophysiologie
Thyreotroper Regelkreis (Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse)
Hypothalamus setzt Thyrotropin-Releasing-Hormon (TRH) frei → Hypophyse setzt TSH frei (Prolaktinfreisetzung wird ebenfalls stimuliert) →
Schilddrüse produziert Trijodthyronin (T 3 ) und Tetrajodthyronin (T 4 )
Feedback-Mechanismen:
Wenn ↑ freies T3 und/oder T4, dann ↓TSH und TRH
Wenn ↓ freies T3 und/oder T4, dann ↑ TSH und TRH
Hormonsekretion durch die Schilddrüse:
93 % T4 und 7 % T3 ; synthetisiert an Tyrosinresten des Thyreoglobulins
T4 wird peripher im Gewebe in das wesentlich stoffwechselaktivere T3 umgewandelt.
Normale Funktion der Schilddrüsenhormone:
Erhöhter Metabolismus:
Erhöhte Transkription der membranständigen Na+/K+ -Adenosintriphosphatase (ATPase) → gesteigerter Sauerstoffverbrauch
Vermehrte Fettsäureoxidation und Wärmeproduktion
Glukoneogenese, Glykolyse, Lipolyse
Wachstum und Entwicklung:
Proteinsynthese
Regulation des Cholesterin- und Triglyceridstoffwechsel
Einfluss auf Gehirn, reproduktive- und Knochenentwicklung sowie Wachstum
Wechselwirkung mit Katecholaminen:
Schilddrüsenhormone verbessern die Reaktion auf Katecholamine (mit inotropen und chronotropen kardialen Wirkungen).
↑ Expression von Katecholaminrezeptoren
Regulation der Hormonsynthese der Hypophyse (Feedbackmechanismus)
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Thyreotoxikose
Personen mit hohen T3 /T4 -Spiegeln zeigen eine kompensatorische Abnahme von TSH und eine variable Aufnahme von radioaktivem Jod in
Abhängigkeit von der Quelle oder Ursache der übermäßigen T3 /T4-Spiegel.
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Bei niedrigem TSH und hoher radioaktiver Jodaufnahme:
Morbus Basedow weist eine autoimmune Pathologie auf, die durch eine Überstimulation der Schilddrüse durch Schilddrüsenrezeptor-Anti‐
körper gekennzeichnet ist.
Toxischer multinodulärer Kropf (Morbus Plummer) und toxisches Adenom (TA):
Ein Spektrum an Erkrankungen, das von einem solitären hyperfunktionellen Knoten (TA) bis zu zahlreichen Knötchen mit multifokalen
hyperfunktionellen Gebieten reicht.
Szintigrafie zeigt heiße Knötchen (hohe Jodaufnahme) und eine Suppression der Aufnahme in der restlichen Schilddrüse.
Die Suppression des physiologischen Teils der Drüse wird durch das Fehlen von TSH (negative Rückkopplung durch die überschüssi‐
gen Schilddrüsenhormone) verursacht.
Ein diffuser nicht toxischer (einfacher) Kropf verursacht eine Vergrößerung der gesamten Drüse ohne Knötchenbildung; meistens auf‐
grund eines ernährungsbedingten Jodmangels.
Choriongonadotropin-induziert: hCG hat eine ähnliche Struktur wie TSH und kann die Produktion von Schilddrüsenhormonen stimulieren.
Bei niedrigem TSH und niedriger radioaktiver Jodaufnahme:
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Klinik
Struma
Diffus vergrößerte Schilddrüse bei Morbus Basedow; prominenter Knoten bei TA, oder unregelmäßig mit multifokalen Knoten bei M.
Plummer
Normalerweise glatte Begrenzung und keine Druckempfindlichkeit; Druckschmerz weist auf Thyreoiditis hin
An den oberen Polen der Schilddrüse kann aufgrund des erhöhten Blutflusses ein schwirrendes Geräusch auskultierbar sein.
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Kardiovaskuläre Symptomatik
Veränderungen des Herz-Kreislauf-Systems werden durch einen erhöhten Bedarf verursacht, der durch Hypermetabolismus/Wärmeprodukti‐
on erzeugt wird:
Metabolische Symptomatik
Protein-, Kohlenhydrat- und Lipidmetabolismus:
Erhöhter Grundumsatz
Gesteigerter Appetit
Hitzeunverträglichkeit
In schweren Fällen kommt es zu einer Gewebeabnahme:
Muskelatrophie
Gewichtsverlust
Hypoalbuminämie
Beschleunigter Insulinumsatz aufgrund fehlender Kontrolle eines vorbestehenden Diabetes mellitus
Erhöhte Lipolyse:
Hoher Gehalt an freien Fettsäuren
Hoher Glycerinspiegel
Niedriger Cholesterinspiegel
Calcium- und Phosphatmetabolismus:
Erhöhte Ausscheidung von Calcium und Phosphat über Urin und Stuhl
Demineralisierung von Knochen
Erhöhte Gesamt- und ionisierte Serumkalziumkonzentrationen
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Indirekte sympathomimetische Wirkung durch gesteigerte Sensibilität auf Katecholamine
Neuropsychiatrische Symptome:
Nervosität
Emotionale Labilität
Hyperkinesie
Schlaflosigkeit
Ermüdung
Psychische Störungen in schweren Fällen (manisch-depressive, schizoide und paranoide Reaktionen)
Muskuloskelettale Symptomatik:
Adynamie der proximalen Muskulatur
Muskelatrophie (thyreotoxische Myopathie)
Haut und Haare:
Warme, feuchte Haut (Gefäßdilatation)
Flushsymptomatik
Palmare Erytheme
Brüchige Haare und Nägel, vermehrter Haarausfall
Ophthalmologische Symptomatik
Retraktion der oberen und/oder unteren Augenlider
Zurückbleiben des Augenlids bei Senkung des Blicks nach unten (Graefe-Zeichen)
Verursacht durch erhöhten adrenergen Tonus
Respiratorische Symptomatik
Dyspnoe
Reduzierte Vitalkapazität durch Myopathie
Gastrointestinale Symptomatik
Insbesondere hepatische Manifestation:
Hypoproteinämie
Erhöhte ALT
Hepatomegalie und Ikterus in schweren Fällen
Leberversagen bei unbehandeltem Morbus Basedow
Reproduktive-/hormonelle Veränderungen
Verzögerte sexuelle Maturation
Amenorrhoe
Verminderte Fertilität mit hohem Abortrisiko
Verminderte Libido
Gynäkomastie
Verursacht durch erhöhten Gehalt an Hyaluronsäure und Chondroitinsulfaten als Folge der Zytokinaktivierung von Fibroblasten
Personen mit schwerer Orbitopathie weisen hohe Spiegel von Schilddrüsenrezeptor-Antikörpern (TRAbs) auf.
In der Haut kommt es zu einer Kompression dermaler Lymphgefäße und zu nicht narbigen Ödemen, insbesondere im prätibialen Bereich
(Myxödem).
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Eine vorübergehende Thyreotoxikose kann auftreten: aufgrund gestörter Schilddrüsenfollikel und Hormonausschüttung (Hashitoxiko‐
se) → erhöhte T4, T3-Spiegel und verringerte TSH und Jodaufnahme
Nach transienter Thyreotoxikose → T4 und T3 sinken und TSH steigt
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die Hauptursache für eine Hypothyreose in Regionen mit ausreichender Jodversorgung.
Subakute (schmerzlose) lymphatische Thyreoiditis:
Die meisten Betroffenen haben zirkulierende Anti-TPO-Antikörper oder andere Autoimmunerkrankungen in der Familienanamnese.
Ähnliche Thyreoiditis bei postpartalen Frauen* (postpartale Thyreoiditis)
Leichte, transiente Hyperthyreose und/oder schmerzlose Struma
Überwiegend spontane Remission, in bis zu ⅓ Entwicklung einer manifesten Hypothyreose mit pathologischen Merkmalen, die der
Hashimoto-Thyreoiditis ähneln
Granulomatöse Thyreoiditis (Thyreoiditis de Quervain):
Häufigste Ursache bei thyreoidaler Schmerzsymptomatik
Variable Vergrößerung der Schilddrüse
Inflammation und Hyperthyreose sind transient, klingen in der Regel innerhalb von 2–6 Wochen ab und gehen mit hohen T4 und T3,
sowie niedrigen TSH-Werten und geringer Jodaufnahme einher.
Nach Genesung Rückkehr zu euthyreoter Stoffwechsellage
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Diagnostik
Diagnostische Herangehensweise bei Personen mit Symptomen, die auf eine Thyreotoxikose hindeuten
Bild von Lecturio.
Labordiagnostik
Die Messung des TSH-Spiegels ist die beste Untersuchung für das Screening und die Evaluation von Schilddrüsenerkrankungen.
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Zusätzliche Untersuchungen bei Thyreotoxikose assoziiert mit Autoimmunerkrankungen:
Antikörper gegen:
TPO
Thyreoglobulin
TSH-Rezeptor
Untersuchung bei Verdacht auf Morbus Basedow und Hashimoto-Thyreoiditis indiziert
Bildgebende Verfahren
Die Sonografie der Schilddrüse kann eine diffuse Vergrößerung, solitäre oder multiple Knoten und eine erhöhte Vaskularisierung zeigen.
Schilddrüsenszintigrafie: Nuklearmedizinisches Verfahren, das eine visuelle Darstellung des funktionellen Schilddrüsengewebes basierend
auf der selektiven Aufnahme von 131 I-Radionukliden erzeugt (weiteres genutztes Radiopharmakon: Tc-99m (Technetium-Pertechnetat))
Therapie
Medikamentöse Therapie
Thionamide (Propylthiouracil, Thiamazol):
Hemmen die Oxidation und organische Bindung von Schilddrüsenjodid und erzeugen einen intrathyreoidalen Jodmangel, wodurch
die Hormonsekretion reduziert wird
Verringerung der Freisetzung von Prostaglandin und Zytokinen
Jodtransporthemmer (Natrium-Perchlorat)
Lithium: off-label-Einsatz bei thyreotoxischer Krise
Dexamethason: Inhibiert die Umwandlung in T3 (die aktivere Form)
Betablocker: Symptomatische und supportive Behandlung von Symptomen der Hyperthyreose
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Radiojodtherapie (nichtoperative Ablation):
131 I-Radionuklide akkumulieren in der Schilddrüse, was zu Gewebsdestruktion mit definitiver Therapie der Hyperthyreose führt
Kontraindiziert während der Schwangerschaft und bei Kindern < 5 Jahre
Risiko einer aggravierenden Orbitopathie; zeitgleich Gabe von Kortikosteroiden
Chirurgische Therapie
Eine Thyreoidektomie ist indiziert bei medikamentöser Therapieresistenz oder Kontraindikationen für einen medikamentösen Ansatz aufgrund
von Nebenwirkungen, Schwangerschaft, Alter oder bei Malignomen.
Thyreotoxische Krise
Die thyreotoxische Krise ist eine seltene, akute Komplikation der Thyreotoxikose, die einen lebensbedrohlichen Notfall mit hoher Letalitätsrate
darstellt.
Letalität:
10–20 % bei adäquater Therapie
Ohne Therapie bis zu 100 %
Ausgelöst durch:
Infektion, Trauma, chirurgische Notfälle oder geplante Operationen
Seltener durch Strahlenthyreoiditis, diabetische Ketoazidose, Schwangerschaftstoxikose
Klinik:
Fieber
Zentralnervöse Symptome:
Leicht: Erregung
Mäßig: Delir, Psychose, extreme Lethargie
Schwer: Krampfanfälle, Koma
GI-Symptome:
Mäßig: Diarrhö, Nausea, Emesis, abdominelle Schmerzen
Schwer: Ikterus
Kardiovaskuläre Symptome:
Tachykardie
Vorhofflimmern
Kongestive Herzinsuffizienz
Diagnostik: Die Serum-Schilddrüsenhormonspiegel sind während der Krise nicht höher.
Therapie:
Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution
Betablocker
Thyreostatika
Bei bedrohlicher thyreotoxischer Krise: Plasmapherese oder Notfall-Thyreoidektomie
Glukokortikoide
Antipyretika
Thromboseprophylaxe
Differenzialdiagnosen
Generalisierte Angst- und Panikstörungen können sich auch mit Tachykardie, Herzklopfen oder Zittern und neuropsychiatrischen Sympto‐
men wie Angst, Agitiertheit, Depression, Schlaflosigkeit und emotionaler Instabilität manifestieren und werden durch schilddrüsenspezifi‐
sche Symptome wie Struma und Lidretraktion, sowie anhand laborchemischer Untersuchungen, die normale Werte für T3,T4 und TSH auf‐
weisen, von einer Thyreotoxikose abgegrenzt.
Eine Kokainkonsumstörung kann auch mit Gewichtsverlust, psychomotorischer Erregung, Tachykardie, Bluthochdruck und Palpitationen
einhergehen und wird durch das Vorhandensein psychiatrischer Symptome wie erhöhtem Selbstwertgefühl, Halluzinationen, Psychosen,
Paranoia usw. differenziert.
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Diabetes mellitus kann ebenfalls mit Gewichtsverlust und Sehbeeinträchtigungen auftreten und lässt sich anhand des Vorliegens von Po‐
lydipsie, Polyurie und Polyphagie von einer Thyreotoxikose unterschieden.
Karzinome können mit Gewichtsverlust, Schwäche und Müdigkeit einhergehen und lassen sich durch normale Schilddrüsenhormonspiegel
(Ausnahme: Schilddrüsenkarzinom) und bildgebende Verfahren zur Lokalisierung von Raumforderungen differenzieren.
Eine kongestive Herzinsuffizienz kann mit Tachykardie, Palpitationen, unregelmäßigem Puls, Bluthochdruck, Ödemen und Dyspnoe auftre‐
ten und wird durch normale Hormonspiegel, EKG und Röntgenthorax von einer hyperthyreotischen Stoffwechsellage differenziert.
Das Schilddrüsenkarzinom präsentiert sich häufig mit Gewichtsverlust und einer Kompressions-Symptomatik durch die Raumforderung,
mit Dysphagie, Heiserkeit und Horner-Syndrom und wird durch bildgebende Verfahren diagnostiziert, die Anzeichen für einen malignen
Befund aufweisen (unregelmäßige Grenzen, Verkalkungen usw.).
Das Phäochromozytom präsentiert sich klinisch mit Hyperhidrose, Palpitationen, Tachykardie, Gewichtsverlust und Angstzuständen und
wird anhand normaler Schilddrüsenhormonspiegel und dem Vorhandensein von Metanephrinen im Plasma differenzialdiagnostisch
erkannt.
Quellen
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