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Ileus bei Neugeborenen und Kindern Kurzüberblick

Definition: Ileus ● Störung der Darmpassage aufgrund


○ eines mechanischen Hindernisses (mechanischer I.) oder
○ einer Lähmung der Darmmotorik (paralytischer I.).
○ des angeborenen Fehlens von Ganglienzellen (funktioneller I.).

● Sonderform: Mekoniumileus im Neugeborenenalter


→ (siehe KÜ Mekoniumileus)

Ursachen: Der mechanische Ileus entsteht, wenn der Stuhltransport durch


eine Obstruktion behindert wird.

● Einengung des Darmlumens: Stenose


● Hindernisse: Fremdkörper, Gallen-Kotsteine, Mekoniumileus
● Verlegung von außen: Invagination, Darmdrehung (= Volvulus),
Einklemmung einer Hernie, Bridenileus (Ileus durch
Narbengewebe, der den Darm umschlingt und zusammenzieht)

Bei einem paralytischen (gelähmten) Ileus ist die Darmperistaltik


außer Funktion gesetzt. Es findet kein Transport mehr statt.

● Infektionen/Entzündungen: Peritonitis nach einer


Darmperforation
● Vergiftungen (Intoxikationen): Opiatüberdosierung, Sedierung,
Relaxierung
● Reflexreaktion: Nach Blinddarmoperation (Appendektomie)

Beim funktionellen Ileus, (z.B. Morbus Hirschsprung), ist aufgrund


von fehlenden Nervenzellen der Darm in seiner Aufgabe gestört.
→ (siehe KÜ Morbus Hirschsprung)

Komplikationen: ● ischämische Darmwandnekrose durch Gefäßkompression


möglich
● mit Folge einer Durchwanderungsperitonitis
● unbehandelter Ileus: Darmwand-Ruptur möglich
○ mit anschließender, indizierter schwerer Peritonitis
(durch ausgetretene Stuhlkeime in die Bauchhöhle)

Symptome: Gemeinsame Symptome beider Ileusformen sind:

● Stuhl- u. Windverhalt, Blähbauch (Meteorismus) = Leitsymptom


● Zeichen der Exsikkose
● Volumenmangel/-schock: durch fehlende Rückresorption von
Verdauungssäften bleiben mehrere Liter Flüssigkeit im Darm,
zusätzliche Flüssigkeitsverluste durch Erbrechen

Dokumententitel Ileus bei Neugeborenen und Kindern


Kurzüberblick
Stand März 2023
Autor Health Education
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Zusätzlich bestehen spezifische Symptome der jeweiligen
Ileusformen.
Mechanischer Ileus:

● Krampfartige Bauchschmerzen bis hin zu Koliken


● Erbrechen, ggf. auch Stuhlerbrechen (Miserere), häufig bei
Störungen im Dünndarm
● Aufgeblähter Bauch, glänzende Bauchhaut und
Venenzeichnung
● Blähungen (Meteorismus), druckschmerzhaftes Abdomen
● Metallische, spritzende oder keine Darmgeräusche, sehr hohe
Darmtätigkeit (Hyperperistaltik)
● Wind- und Stuhlverhalt

Paralytischer Ileus:
● Aufgeblähter Bauch
● Stuhl- und Windverhalt (häufiger als beim mechanischen Ileus)
● Schluckauf (Singultus)
● Erbrechen vergleichsweise spät
● Auskultatorisch deutlich weniger oder gar keine Darmgeräusche
(„Grabesstille“)

Diagnostik: ● Anamnese
● körperliche Untersuchung
● radiologische Bildgebung → insbesondere mittels Sonografie
und Röntgen des Abdomens

Zielführend: radiologische Abdomenübersichtsaufnahme mit


Spiegelbildung in den Darmschlingen
https://flexikon.doccheck.com/de/Spiegelbildung

Therapie: ● Ursächliche Therapie:


● Medikamentös: krampflösend und/oder schmerzlindernd
○ Kontraindikation Morphin
○ Kontraindikation beim mechanischen. I.: Anregung
Darmperistaltik (medikamentös)
● zusätzlich konservativ: Magenablaufsonde zur Entlastung
● ZVK: parenterale Ernährung und medikamentöse Therapie
(Analgesie)
● Flüssigkeitsbilanzierung: Ein- und Ausfuhrkontrolle
○ Hilfreich: Blasendauerkatheter

● Beim mechanischen Ileus: akut-operative Entfernung des


Hindernis
● Beim paralytischen Ileus:
○ Behandlung der Grunderkrankung
○ ggf. notwendiger operativer Eingriff (z. B. Darmperforation)
○ Intoxikationen möglichst mit Gegenmittel inaktivieren

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Kurzüberblick
Stand März 2023
Autor Health Education
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○ Elektrolyt- u. Flüssigkeitsentgleisungen ausgleichen (Kalium)

pflegerische → Gerichtet nach Form des Ileus und der notwendigen Therapie
Interventionen:
akuter Notfall:
● präoperative Versorgung mit Anlage eines zentral- oder
periphervenösen Zuganges zur Infusionstherapie
● Nahrungskarenz einhalten
● Beim Erbrechen unterstützen (Erbrochenes auf Blutungen oder
verschluckte Fremdkörper hin untersuchen)

Verstärkte Mundpflege (steigert Wohlbefinden):


● mehrmaliges Zähneputzen und Mundspülungen notwendig
● Mundtrockenheit, häufiges Erbrechen/ auch Koterbrechen
● Ausspucken gewährleisten: Nüchternheit bei Nahrungskarenz
● Bei kleinen Kindern: Auswischen der Mundhöhle (Eltern
einbeziehen)

Postoperativ:
● engmaschige Vitalzeichenkontrolle
→ Volumenmangelschock erkennen und
Gegenmaßnahmen eingeleitet
● Flüssigkeitsbilanzierung: Blasenverweilkatheter notwendig
● ZVD-Messung: Kontrolle des Volumen im Gefäßsystem des
Kindes (ZVD= Zentraler Venendruck)

Beobachtung der Stuhlausscheidung:


● Förderung der Darmtätigkeit (medikamentös, n. Arztanordnung)
● Darmspülung kontraindiziert (zusätzliche Schädigung von
entzündeten Darmgewebe)

Nahrungsaufbau mit Schonkost (sobald erster Stuhl abgesetzt)


Bis dahin: nasale Magensonde (Mageninhalt kann ablaufen und
Luft entweichen)

Mobilisierung:
● möglichst früh aus dem Bett mobilisieren
→ normalisiert Kreislaufsituation u. regt Darmtätigkeit wieder an

Bauchschmerzen post-OP:
● bauchdeckenentlastende Lagerung
● Wickel kontraindiziert (Bauchschnitt)

Quelle: Die verwendete Literatur ist auf dem Literaturverzeichnis der


Kurzüberblicke ersichtlich.

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Kurzüberblick
Stand März 2023
Autor Health Education
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