Die These von der Relevanz gnostischer Lehren für die Moderne kann sich
auf einen Kronzeugen dieser Epoche berufen: Jener Dr. Heinrich Faustus,
dessen Gesinnung, so Goethe, »dem modernen Wesen... analog« ist, gibt i
sich nämlich bei näherem Hinsehen als später Nachfahre des bereits in der
Apostelgeschichte erwähnten Gnostikers Simon Magus zu erkennen, den
ii
die »meisten alten und neuen Scribenten vor einen anfänger und ursprung
aller andern kätzereyen« halten.
iii iv
In der Tat ist der Hinweis auf das Fortleben gnostischer Lehren und
Vorstellungen im Denken der Moderne keineswegs neu: Bereits eine der
ersten deutschsprachigen Publikationen zum Thema, F. C. Baurs CHRISTLICHE
GNOSIS von 1835 , hatte die Spur dieser Lehre bis in die zeitgenössische
v
Möglich ist dieser recht willkürliche Umgang mit dem Begriff nur durch
dessen Degeneration zu einem Synonym für die verschiedensten
Spielarten dualistischen, pessimistischen oder auch okkultistischen
Denkens. Die Rede von gnostischen Tendenzen in der Moderne hätte somit
keinen, oder doch nur einen höchst zweifelhaften Sinn: Es wäre in das
Belieben des Interpreten gestellt, welche Theorie oder welches einzelne
1
Bild er als gnostisch bezeichnet, der Begriff verkäme zu einem - je nach
Position - schmückenden oder denunziatorischen Beiwort.
Schuld an dieser Situation scheinen nicht zuletzt die Gnostiker selbst zu
tragen, hatten sie doch recht unbefangen neben mythologischen und
theologischen Vorstellungen der verschiedensten Traditionen auch
divergente philosophische Theoreme ihrer Lehre einverleibt. Diese wurde
im übrigen niemals in irgendeiner Weise kanonisiert und fällt daher selbst
in unterschiedliche Strömungen auseinander.
Bereits Hans Jonas hat jedoch darauf aufmerksam gemacht, daß sich
trotz solcher Divergenzen ein Grundbestand gnostischer Vorstellungen
identifizieren läßt, der eine überraschende inhaltliche Logik und Konsistenz
aufweist. Gnosis bezeichnet demzufolge ein Offenbarungswissen über die
x
Entstehung des Kosmos und die Erlösung der Auserwählten. Anders als in
den meisten übrigen Religionen ist die Erlösung hier nicht an die
Einhaltung ritueller oder ethischer Gebote gebunden, sondern an die
Kenntnis dieses Wissens selbst, dem damit eine unmittelbare
soteriologische Kraft zukommt. Substantiell für die gnostische Lehre ist
überdies die Erfahrung der Fremdheit des Ich, das sich in eine Welt
'geworfen' sieht, die nur noch als Gefängnis beschrieben werden kann,
steht sie doch unter der Herrschaft des Demiurgen, der seine Bosheit und
Unfähigkeit schon zur Genüge bei der Erschaffung dieser schlechtesten
aller möglichen Welten erwiesen hat. Sie ist ein 'ehernes Gehäuse', das als
Gegenstand aktiver Auseinandersetzung, als Ort historischen Fortschrittes
nicht in Betracht kommt. Besserung, so eines der zentralen gnostischen
Theologumena, ist nicht von den sinistren Mächten dieser Welt, sondern
nur aus dem 'Ganz Anderen' zu erwarten, dem sich das Subjekt durch das
pneuma, den Kern seiner Seele verbunden weiß: Keine kontinuierliche
Entwicklung, sondern nur ein abrupter Bruch, die Erlösung, vermag die
Erwählten zu retten.xi
2
Gegenwartsanalyse aus, sie muß - schlimmer noch - den Verlust aller
Hoffnung konstatieren, jemals aus dieser erbärmlichen Situation
hinauszugelangen: Der Fehlschlag des aufklärerischen Programms schien
den Glauben an die Perfektibilität des Menschen und an den
wissenschaftlich-gesellschaftlichen Fortschritt grundsätzlich zu widerlegen.
Solche Desillusionierung betrifft in letzter Konsequenz auch die Ratio
selbst, schließlich hatte sie neben jenem gescheiterten Programm auch die
Mittel seiner Realisierung zu verantworten.
Schopenhauer und mit ihm all jene Autoren, die sich einer radikalen
Kultur- und Erkenntniskritik verschrieben haben, geraten damit allerdings
in ein prinzipielles Dilemma: Der fundamentale Zweifel an der
Wahrheitsfähigkeit des Intellekts schlägt nämlich auf ihre eigenen
Erkenntnisse zurück; warum sollte ausgerechnet hier jene Wahrheit zu
finden sein, die sie selbst allen Ergebnissen der Ratio absprechen?
Das Vordringen gnostischer Theorien am Beginn der Moderne liegt
daher nicht nur darin begründet, daß ihre dualistische Ontologie dem
innerweltlichen Pessimismus die Hoffnung auf Erlösung entgegenstellt, sie
sind überdies imstande, der skizzierten Gefahr einer Selbstaufhebung
radikaler Erkenntniskritik zu begegnen. Die Gnosis hatte nämlich eine
Begründung dafür geliefert, daß ihr eigenes Wissen von den Einwänden
der Mehrheit gar nicht erreicht wird - auch dann nicht, wenn diese sich auf
die Erfahrungswirklichkeit stützen kann. Die Wirklichkeit und mit ihr die
meisten Subjekte, die in ihr leben, stehen ja unter der Botmäßigkeit des
Bösen: wer diese Behauptung anzweifelt, erweist nicht nur seine
unrettbare Naivität, sondern handelt selbst schon im Sinne jener finsteren
Mächte und hat sich damit als Diskussionspartner disqualifiziert.
Gleichzeitig ist damit eine Begründung dafür gegeben, daß das Wissen
einer Minderheit den Auffassungen der Mehrheit gegenüber den Primat
beanspruchen kann: Läßt doch die allgemeine Verblendung, die durch die
Naivität der Massen unterstützt wird, eine Ausbreitung jener Wahrheit
nicht zu. In der Gnosis des Basilides wird hieraus ein regelrechtes Gebot:
»Er sagt«, so berichtet Epiphanius, »über den Vater und sein Geheimnis
solle man nichts enthüllen, sondern es in Schweigen bei sich halten.« Der
xii
3
Zumindest in Ansätzen zeichnet sich hier ab, daß moderne und antike
Gnosis nicht eklektizistisch durch einige gemeinsame Motive miteinander
verbunden sind, sondern daß es eine charakteristische Konstellation
gnostischer Vorstellungen gibt; in ihr verweisen Dualismus, Pessimismus
bezüglich der Wirklichkeit, die Ablehnung immanenten Fortschrittes und
die Hoffnung auf Erlösung in einer anderen Welt sowie eine eigentümliche
Form der Legitimation des Wissens aufeinander: Insbesondere die
Konsensfähigkeit einer Erkenntnis gilt hier nicht mehr als Zeichen ihrer
Wahrheit, sondern als Verdachtsmoment.
Hieraus ergibt sich die Möglichkeit, den Begriff des gnostischen Denkens
in einem prägnanten Sinne zu verwenden: Von aufklärerisch-rationalen
Traditionen unterscheidet es sich durch seine fundamentale Skepsis
gegenüber der Allgemeinverbindlichkeit rationaler Erkenntnis und durch
seinen Pessimismus bezüglich des von den Aufklärern prognostizierten
Fortschrittes. Fundamentale Unterschiede betreffen schließlich auch den
Begriff der Öffentlichkeit. War die Aufklärung überzeugt, daß sich allein in
dieser Sphäre Wahrheit zutage fördern lasse, so vermögen die Gnostiker
hier nur das Wirken eines 'Verblendungszusammenhanges' zu erkennen.
Gnostisches Denken unterscheidet sich auch vom Mythos, insbesondere
von der 'Neuen Mythologie' der Frühromantik, die sich als »Wink... über
den geheimen Zusammenhang und die innre Einheit des Zeitalters« xiv
versteht; eine Funktion, die auch die neuere Diskussion zu diesem Thema
hervorhebt: »Mythen dienen dazu, den Bestand und die Verfassung einer
Gesellschaft aus einem obersten Wert zu beglaubigen. Man könnte das
auch die pragmatische oder besser: die kommunikative Funktion des
Mythos nennen.« Die gnostischen Lehren haben demgegenüber einen
xv
4
Bereich, der traditionell kaum mit gnostischem Denken in Verbindung
gebracht wird - die Ästhetik. Vor allem zwei Faktoren sind für ihre zentrale
Bedeutung innerhalb der Theorie der Moderne verantwortlich: Einerseits
zeitigt die aus dem skizzierten Pessimismus sich ergebende Folgerung,
Erlösung finde im 'Ganz Anderen' statt, das Bedürfnis wenigstens nach ei-
nem Vorschein des Erhofften im Diesseits. Zudem zwingt die zusehends ra-
dikaler werdende Erkenntniskritik, wie sie bei Schopenhauer und in der auf
ihn folgenden Tradition Begriffe wie den 'Schleier der Maja', den
'Sokratismus', die 'Seinsvergessenheit' oder den 'Identitätszwang' hervor-
bringt, zur Suche nach einem Residuum unmittelbarer Wahrheit. Fündig
wird diese Suche - so versichern nahezu alle hier zu Wort kommenden
Autoren - bei der autonomen Kunst, die, unberührt gleichermaßen von den
Depravationen der gesellschaftlichen Realität wie von den Zwängen
wissenschaftlicher Begriffsbildung, nicht nur genuine Erkenntnis gewähre,
sondern gleichzeitig auch Erlösung antizipiere. Kunst wird zum
eigentlichen Fluchtpunkt jener Theorien, die der Wissenschaft den
Anspruch auf substantielle Wahrheit, der Wirklichkeit die Fähigkeit einer
Wende zum Besseren streitig machen. Es ist daher symptomatisch, wenn
xvi
Hugo Ball 1916 feststellt, »daß die modernen Künstler Gnostiker sind und
Dinge tun, die die Priester längst vergessen wähnen.« xvii
I
Programmatisch formuliert wird jenes Konzept der 'Selbstbehauptung',
gegen das sich der Pessimismus der Moderne richtet, in Francis Bacons
NOVA ATLANTIS (1624). Irdisches Glück, so verheißt der Text, sei realisierbar
als Produkt wissenschaftlicher Rationalität. Die Vernunft zeichne den Weg
vor, auf dem durch stetig anwachsende Herrschaft über die äußere Natur,
aber auch über die verderblichen Triebe der inneren Natur, das irdische
Paradies Wirklichkeit werde. Knapp ein Jahrhundert später glaubt dann
xviii
(1798) : »Es ist also ein... auch für die strengste Theorie haltbarer Satz:
5
daß das menschliche Geschlecht im Fortschreiten zum Besseren immer ge-
wesen sei, und so fernerhin fortgehen werde.« Kant beobachtet hier »die
xxi
II
Erste Zweifel an solch optimistischem Geschichtsverständnis, das
weniger enthusiastisch, aber doch unüberhörbar noch aus der Einleitung
zur Hegelschen Rechtsphilosophie spricht, waren bereits in Schillers
xxiv
Der emphatische Autonomiebegriff, der die Kunst als das 'Ganz Andere'
der Realität versteht, erweist sich als Komplement einer pessimistischen
6
Abwertung der Gegenwart: Unverkennbar spricht bereits aus der Äußerung
Schillers der gnostische Dualismus von finsterer Welt und pneumatischer
Natur des Erwählten; authentische Kunst, so sucht Schiller zu zeigen, weist
sich aus durch ihre Teilhabe an jener göttlichen Substanz.
Eigentliche Absicht der Schillerschen Schrift ist jedoch die Erziehung des
Menschen, sie bleibt mithin einer - wenn auch bereits gebrochenen - Vor-
stellung von gesellschaftlichem Fortschritt verpflichtet. Von Grund auf in
xxx
nes blinden Willens, dem Schopenhauer die Verantwortung für diese Welt
des Leidens und der Finsternis anlastet, sei noch denkbar; unmöglich aber,
in den Begriffen dieser Welt zu beschreiben, was auf die Erlösten wartet. xxxii
7
Fortschritt dem verdanken soll, was eigentlich der Tierstufe angehört.« xxxv
Ort jener depravierten Form von Erkenntnis ist für Schopenhauer die
Öffentlichkeit: eben jene Sphäre also, die Kant als Sitz des vernünftigen Ur-
teils schlechthin, ja als Gewähr für die Erfüllung der Ziele der Vorsehung
gegolten hatte. Für Schopenhauer dagegen stellt sich Wahrheit nicht mehr
als Produkt des freien Antagonismus der Meinungen her, sondern allein
durch den - nur dem Auserwählten möglichen - Rückzug in jene innerste
Schicht des 'Selbst', die von der allgemeinen Verblendung nicht erfaßt ist.
Das profanum vulgus dagegen gilt ihm nur noch als eine »Fabrikwaare der
Natur, wie sie solche täglich zu Tausenden hervorbringt.« xxxvi
gegenüber der KRITIK DER URTEILSKRAFT, auf die sich Schopenhauers METAPHYSIK
DES SCHÖNEN gleichwohl vielfach bezieht: Suchte das Kantische
Geschmacksurteil seine Legitimation in der Affinität zum Verstandesurteil,
um sich damit als 'allgemeines' auszuweisen, so bestimmt Schopenhauer
die ästhetische Erkenntnis antithetisch gleichermaßen zur rationalen wie
zum Alltagsbewußtsein der Allgemeinheit, der das authentische Kunstwerk
notwendigerweise verschlossen bleiben muß.
Jene Erkenntnis wird dabei in einem ekstatischen Akt der Versenkung
erfahren, der Rezipierende macht sich frei vom »Sklavendienst des
Willens«, er wird »herausgehoben aus dem endlosen Strohm des Begeh-
rens und Erreichens« und gewinnt so einen Zugang zum Grund des
xxxviii
8
Die Rolle, die der Kunst hier im dualistischen Spannungsgefüge von Ver-
worfenheit und Erlösung zufällt, kennen auch die gnostischen
Spekulationen: Vor allem unter dem Begriff der Palingenesie beschreiben
sie eine ekstatische Vorwegnahme der Erlösung, die - wie bei
xxxix
gegen alles verschließen, was sein Bild von der 'schlechtesten aller
denkbaren Welten' in Frage stellen könnte: es scheint, als werde dieser
Pessimismus (noch) nicht vollständig von den Erfahrungen des Autors
gedeckt.
9
Gegenstück zu diesem metaphysischen Pessimismus ist Eduard v. Hart-
manns PHILOSOPHIE DES UNBEWUSSTEN, in ihrer tiefverwurzelten Ambivalenz wohl
eines der interessantesten Zeugnisse für die Verunsicherung des auf-
klärerischen Fortschrittsoptimismus. Ausdrücklich bekennt sich Hartmann
zur Wissenschaftstradition des 19. Jahrhunderts, zur aktiven Auseinander-
setzung mit der Natur und zum technischen Fortschritt - dessen
ursprünglicher Sinn freilich wird radikal negiert: Eine Verbesserung der
Lebensumstände, Glückseligkeit gar, seien von ihm nicht zu erwarten. Ziel
des Fortschrittes könne nur noch »die Schmerzlosigkeit des Nichts« sein,
xliii
Ähnlich wie die PHILOSOPHIE DES UNBEWUSSTEN ergreift auch Bachofens acht
Jahre vor der ersten Auflage des Hartmannschen Hauptwerks erschienenes
10
MUTTERRECHT die Partei des abendländischen Fortschrittsglaubens. Ihm stellt
Bachofen die orientalische Passivität und Sinnlichkeit gegenüber: das
'Dionysische', welches das apollinische Prinzip niederkämpfen muß, will es
nicht zugrundegehen wie die Spätantike.
Indes: der Autor selbst demonstriert zuweilen die Faszinationskraft des
so angestrengt perhorreszierten Orients - preist er doch immer wieder die
'dionysische Religion' des Ostens als »die des Friedens, der Ruhe, der sinn-
lichen Fülle« , die gynaikokratische Epoche gar als die »Poesie der Ge-
xlvii
riert hier offenbar auch auf gnostische Kosmogonien, die in vielfachen Ab-
wandlungen die Zeugung der Welt aus dem finsteren Mutterschoß be-
schreiben. Ungewollt spielt der Autor damit allerdings den Mächten der
li
11
Leitfaden der Kausalität, bis in die tiefsten Abgründe des Seins reiche.« In
lv
Wirklichkeit handle es sich hier allein um einen Versuch des Subjekts, sich
der Natur zu bemächtigen, Wahrheit spiele dagegen allenfalls eine
untergeordnete Rolle. Eindeutig ist auch Nietzsches Kritik an der
Öffentlichkeit, die Gestalten wie den Journalisten, den »papierne[n]
Sklave[n] des Tages« hervorgebracht habe - kein Wunder also, daß
lvi
»überall, wo den Massen die Entscheidung in die Hände fällt... die Echtheit
überflüssig, nachtheilig, zurücksetzend wird.« lvii
keit.'
lx
In die Nähe gnostischen Denkens rückt Nietzsche nicht allein durch sei-
nen Pessimismus oder den Dualismus von Apollinischem und Diony-
sischem. Seine Interpretation des Dionysischen selbst knüpft vielmehr
offensichtlich an gnostische Vorstellungen an; mit ihnen hat sie nicht nur
die Ekstasis als den einzig möglichen Zugang zur Transzendenz gemein,
sondern auch die Erwartung einer Erlösung der Auserwählten, die durch
das Offenbarungswissen verbunden sind. Trotz einer möglichen
Vermittlung durch F. C. Baur und Bachofen kommen diese Affinitäten bei
lxi lxii
III
Die Wirkung von Bachofens MUTTERRECHT reicht jedoch über Nietzsches
GEBURT DER TRAGÖDIE hinaus bis zu den Schriften von Ludwig Klages: Ihm wird
der aus dem Gegensatzpaar apollinisch/dionysisch abgeleitete Dualismus
12
von Geist und Leben zum strukturierenden Prinzip seines philosophischen
Werkes. Klages dramatisiert dabei gleichzeitig den Antagonismus, der
lxiii
Geist ist der Feind, der 'Widersacher' der Seele. Deutlicher noch als
Bachofen und Nietzsche zielt Klages zudem auf die zeitgenössische
Wirklichkeit: mit dem 'Geist' sind das Christentum, der Kapitalismus, das
Fortschrittsprinzip, die empirischen Wissenschaften und schließlich auch
die Öffentlichkeit gemeint. Sie alle bilden einen
Verblendungszusammenhang, der die Seele von der eigentlichen
Wirklichkeit abschnürt: »Eine Verwüstungsorgie ohnegleichen hat die
Menschheit ergriffen, die 'Zivilisation' trägt die Züge entfesselter
Mordsucht, und die Fülle der Erde verdorrt vor ihrem giftigen Anhauch. So
also sähen die Früchte des 'Fortschritts' aus!«
lxiv
Klages sieht die Gegenwart als das Produkt einer Verfallsgeschichte, die
mit der Zerstörung des urzeitlichen 'Pelasgertums' durch den Geist
einsetzt und in der apokalyptischen Vernichtung des Kosmos enden wird:
Ähnlich wie bei Schopenhauer schlägt aber auch hier die Vernichtung in
einen Zustand der Erlösung um, der nur noch negativ benannt werden
kann: »Schwellende, steigende, keimfrohe Kräfte übertragen sich unter
anderem auch in das Bewußtsein eines kommenden Unnennbar-Großen
und -Schönen! 'Es redet trunken die Ferne - Von künftigem großen
Glück.'« Zwar propagiert Klages das Denken in zyklischen Abläufen, wie
lxv
13
Tatsachen unter, und es aufersteht ihm mit alles verdrängender
Wirklichkeitsmacht die Welt der Bilder. Die schauende Seele ist deren
innerlicher, die geschaute Wirklichkeit ihr äußerlicher Pol.«
lxvi
sie sich etwa bei den Rosenkreuzern, den Hochgradmaurern oder Templern
erhalten haben. Durch Schuler verbreitet sich der Einfluß dieser
Traditionen über Klages hinaus auf Autoren wie Rilke oder Walter
Benjamin, dessen Theorie vom Verfall der Aura letztlich auf Schuler
zurückgeht.lxviii
14
religionsgeschichtliche Interesse an dieser Doktrin hervorgebracht wird.
Beide Tendenzen, so wäre zu vermuten, verstärken einander: Die durch die
historische Erfahrung genährte Skepsis gegenüber Wissenschaft,
Fortschritt und Öffentlichkeit erleichtert die Rezeption gnostischer
Theologumena, die ihrerseits die Skepsis zu stabilisieren vermögen.
hält. Es taucht wieder auf bei einem Autor, der gemeinhin eher für die
Nüchternheit und Objektivität seiner Analysen bekannt ist; bei Max Weber,
der die zeitgenössische Wirklichkeit als ein 'stählernes Gehäuse'
beschreibt, in dem »die äußeren Güter dieser Welt zunehmende und
schließlich unentrinnbare Macht über den Menschen« gewonnen haben,
»wie niemals zuvor in der Geschichte.« lxx
Bereits Lukács' THEORIE DES ROMANS reagiert darauf mit gnostischem Pessi-
mismus; die Gegenwart gilt ihr als das 'mächtige und nichtige Machwerk
des Schöpfergottes', ein »Kerker« , dem der Autor die verlorene Heimat
lxxiii
jener seligen Zeiten gegenüberstellt, »deren Wege das Licht der Sterne er-
hellt.«
lxxiv
Weit stärker als bei Lukács treten die Affinitäten zu gnostischem Denken
jedoch bei dem jungen Ernst Bloch zutage. Dessen Erwähnung im
Zusammenhang mit einer Strömung, als deren Exponent bereits Ludwig
Klages genannt wurde, mag überraschen. Beide Autoren werden
gemeinhin den entgegengesetzten Bereichen des politischen und
geistesgeschichtlichen Spektrums zugeordnet - eine Einschätzung, die sie
selbst zu bestätigen scheinen: Klages, der 'Anti-Bloch', durch seine
lxxv
15
Urwald bewegen wolle. Die Frage, inwieweit Klages durch diesen Vorwurf
lxxvii
Wichtiger als die zahlreichen Anleihen der Schrift bei der gnostischen
Terminologie ist allerdings die Tatsache, daß sich hier eben die
Konstellation von pessimistischer Kulturkritik und Erlösungserwartung, von
Wissenschaftsskepsis und Dualismus findet, die oben als Kennzeichen
gnostischer Theoriebildungen bezeichnet wurde. Zwar erhebt Bloch,
dessen Dualismus in seiner Radikalität kaum hinter dem Konzept Klages'
zurücksteht, den dort zum 'Satan' erklärten Geist wieder in die Regionen
des Lichtes und bezeichnet dafür die Materie als »mächtig-nichtiges
Machwerk«. Tatsächlich sind die Differenzen aber weit geringer, als es
lxxxii
die Terminologie vermuten läßt: in der Kernfrage stimmt Bloch mit Klages
überein. Die Gegenwart ist auch für ihn die Zeit der »größten
Verdunklung..., die jemals in der Geschichte vorkam.« Bloch folgt Klages
lxxxiii
zudem in der Auffassung, daß neben dem Kapitalismus vor allem der
naturwissenschaftliche Determinismus für diese Situation verantwortlich
sei. Die 'einzelwissenschaftliche Vernunft', so Blochs These, sei »zu einem
baren Schematismus« verdorrt, »der sich sein völlig alogisch gewordenes
Gegenüber nur noch in Rechnungsansätzen, in mehr oder minder
16
ökonomischen Modellen zurechtlegt, ohne Kraft und Ehrgeiz, die Realität in
ihrem alogischen Grauen, in der Totalität ihrer eingetretenen Öde selbst zu
treffen.«
lxxxiv
stellt für Bloch Emil Du Bois-Reymond dar, der in seiner Schrift ÜBER DIE
GRENZEN DES NATURERKENNENS die Vision einer Wissenschaft entwirft, die durch
»Eine mathematische Formel... Ort, Bewegungsrichtung und
Geschwindigkeit jedes Atoms... zu jeder Zeit« bestimmen kann. Das
lxxxvi
Weltall gleicht einem Uhrwerk, dessen Gang auf ewig bis ins kleinste
bestimmt ist durch jene unabänderlichen Gesetze, deren Erforschung der
Naturwissenschaft obliegt. Der Versuch, in den Lauf dieses Uhrwerks
einzugreifen, ist jedoch auch deshalb zum Scheitern verurteilt, weil es ein
Ich, eine Seele, von der ein solcher Impuls ausgehen könnte,
schlechterdings nicht mehr gibt: Was diesen Namen führt, geht auf in der
mechanisch-deterministischen Beschreibung des Gehirns, zu dem die
'Seele' sich verhält - der Autor bedauert die Härte des 'kecken' Vergleichs -
wie »der Urin zu den Nieren.« lxxxvii
Kaum läßt sich die von Bloch beklagte Verselbständigung der vorgeblich
instrumentellen Naturerkenntnis gegenüber ihren Zwecken deutlicher fas-
sen; die Vision einer Emanzipation von der Naturnotwendigkeit, die am
Beginn der Geschichte der empirischen Wissenschaften steht, ist durch
das Bewußtsein völliger Unterordnung unter diese Gesetze verdrängt
worden.
Die Berufung auf eine andere Wirklichkeit dient daher bei Bloch, bei
Klages und in der Gnosis der Befreiung aus jenem
Determinationszusammenhang: An die Stelle der Gesetze, durch die der
gnostische Demiurg die Welt geknechtet hatte, sind für die modernen
Gnostiker die Gesetze von Naturwissenschaft und Kapitalismus getreten;
ihnen wird das Reich des 'Fremden Gottes' entgegengesetzt, das seinen
lxxxviii
17
dieser Prozeß klare politische Konturen zeigt: eine seiner wichtigsten
Stationen stellt ein anarchistisch getönter Sozialismus dar. Entscheidend
ist indessen, daß auch damit nur eine vorübergehende Phase beschrieben
ist: Das Ziel des utopischen Prozesses wird erst nach der apokalyptischen
Zerstörung des Kosmos in einer anderen Welt erreicht. Keineswegs handelt
es sich dabei um einen willkürlichen Einfall, vielmehr erzwingt Blochs
radikale Ablehnung der historischen Wirklichkeit deren Vernichtung: »Diese
Welt ist ein Irrtum und nichtig, hat vor der absoluten Wahrheit kein
anderes Recht als ihren Untergang.« lxxxix
Sichtbar wird hier, daß die Differenzen zwischen Bloch und Klages
wesentlich geringer sind, als es die Antithese von Utopie und Pelasgertum
vermuten ließe: Das eigentliche Ziel des Weltprozesses, darin stimmen
beide Autoren überein, liege jenseits der historischen Wirklichkeit und
setze die Zerstörung des schlechten Bestehenden voraus; unmöglich sei
es überdies, vorherzusagen, was den Erlösten in jener anderen Welt
erwarte. Klages hatte nur von etwas 'Unnennbar Großem und -
Schönem' gesprochen, und auch Bloch verweigert jede Aussage über die
Gestalt des utopischen Zustandes. Diese Weigerung geht zurück auf die
gnostischen Soteriologien. Sie hatten nicht nur den apokalyptischen
Weltbrand prophezeit, sondern außerdem betont, die Differenz des
Zustandes der Erlösung von aller Realität sei so fundamental, daß er sich
der Beschreibung in den Worten der Immanenz entziehe. Verweisen läßt
xc
sich hier auf Basilides, der spekuliert hatte: »Denn jenes... ist nicht einfach
ein Unsagbares, das genannt... wird; wir nennen es unsagbar, es ist aber
nicht einmal unsagbar. Denn das, was nicht (einmal) unaussprechlich ist,
wird 'nicht einmal unaussprechlich' genannt, ist aber über jeden Namen,
der genannt werden kann, erhaben.« xci
sich noch an einem anderen Gnostiker - an Marcion, auf den sich Blochs
Spätschrift über ATHEISMUS IM CHRISTENTUM ausdrücklich bezieht: »'Heimat ist
etwas, worin noch niemand war.' Die Verbindung von Fluchtmotiv aus
unzugehöriger Enge... mit dem Entführungsmotiv des fremden
Hergereisten aus bisher totaler Fremde in das 'unaufgedeckte Angesicht'
unserer selbst in dieser uns einzig wahlverwandten Fremde, - diese
Verbindung kam kaum in einer bisherigen Religionsweise vor.« xciii
18
Schopenhauer, Nietzsche und Klages nennt Bloch die Kunst als den Ort des
utopischen Vorscheins: »Hier können uns die Bildwerke, fremdartig
bekannt, wie Erdspiegel erscheinen..., wie die vermummten Ornamente
unserer innersten Gestalt, wie die endlich wahrgenommene, adäquate
Erfüllung, Selbstgegenwart des ewig gemeinten, des Ichs, des Wir, des tat
twam asi, unserer im Geheimen schwingenden Herrlichkeit, unseres
verborgenen Götterdaseins.« xciv
wiederholt sich damit jene ekstatische Einswerdung mit dem Urgrund des
Daseins , die die gnostischen Schilderungen der Palingenesie, der
xcvii
19
Daß der Gnostizismus in seiner Opposition gegenüber dem Bestehenden
ernst genommen wurde, zeigt beispielsweise Max Scheler, der eindringlich
vor den Gefahren der unter den Zeitgenossen um sich greifenden
»Auflösung... der Wissenschaften in falschen Gnostizismus und trübe My-
stik« warnt, wenden diese sich doch »prinzipiell gegen die positive Wis-
ci
In der Tat lassen sich gnostische Einflüsse bei einer Vielzahl von Autoren
feststellen. Zu verweisen wäre beispielsweise auf Ludwig Derleth, E. M.
Cioran oder C. G. Jung, der bereits 1916 unter dem Pseudonym des
Gnostikers Basilides eine Schrift mit dem Titel SEPTEM SERMONES AD MORTUOS
verfaßt, von der er später meint, in ihr sei der Kern seines gesamten
Werkes angelegt. Jenes 'begeisterte Studium der Gnostiker' , das Jung in
ciii civ
Von Jung aus wirken die gnostischen Einflüsse weiter, dies gilt bei-
spielsweise für Hermann Hesse, der im TRACTAT VOM STEPPENWOLF die
cvi
gnostischen Vorstellungen von der Welt als einer Fehlgeburt zitiert, in diecvii
IV
In der Tradition jener von Scheler als 'reaktionär' und 'konservativ'
abgelehnten Kritik an Technik und positiver Wissenschaft steht auch Martin
Heidegger, bei dem sich, weniger drastisch im Vokabular als bei Bloch
oder Klages, aber ebenso entschieden in der Sache, gnostische Tendenzen
bemerkbar machen. In den BEITRÄGEN ZUR PHILOSOPHIE notiert er:
»Seinsverlassenheit als Zerfall des Abendlandes... zugleich die
Vermassung, Verwahrlosung, Verelendung, alles als Ablösung von dem
Grunde und den Ordnungen, Ent-wurzelung aber zutiefst Verschleierung
der Not, Unkraft zur Besinnung, Ohnmacht der Wahrheit; der Fort-schritt
ins Unseiende als wachsende Verlassenheit vom Seyn.« cix
20
selbst unkenntlich macht. Aufgabe genuiner Erkenntnis muß es daher
cx
so heißt es an anderer Stelle, bringt das »allgemeine Wesen der Dinge« cxiv
Nietzsche - freilich das Rauschhafte fehlt: »Bewahrung des Werkes ist als
Wissen die nüchterne Inständigkeit im Ungeheuren der im Werk
geschehenden Wahrheit.« cxvi
zum Boten und seine Kunst zum Ort der erlösenden Erscheinung jenes cxviii
»Nur die großen und verborgenen Einzelnen werden dem Vorbeigang des
Gottes die Stille schaffen und unter sich den verschwiegenen Einklang
der Bereiten. Das Seyn als das Einzigste und Seltenste gegen das Nichts
wird sich aus der Massenhaftigkeit des Seienden zurückgezogen haben,
und alle Geschichte wird dort, wo sie in ihr eigenes Wesen hinabreicht,
nur diesem Entzug des Seins in seine volle Wahrheit dienen. Alles
Öffentliche aber wird in seinen Erfolgen und Niederbrüchen schwärmen
und sich jagen, um seiner Art gemäß nichts zu ahnen von dem, was
21
geschieht. Nur zwischen diesem Massenwesen und den eigentlich
Geopferten werden sich die Wenigen und ihre Bünde suchen und finden,
um zu ahnen, daß ihnen etwas Verborgenes geschieht.«cxix
Deutlich sichtbar wird hier der Rückgriff auf die eingangs darstellte
Begründung gnostischen Wissens: Angesichts der Seinsverlassenheit des
'Massenwesens' ist Wahrheit nur noch in den Bünden der Auserwählten zu
finden; jede Kritik daran gibt sich selbst als Produkt jener
'Ahnungslosigkeit' zu erkennen und disqualifiziert sich damit selbst.
Wirklichkeit der NEGATIVEN DIALEKTIK als ein »geschlossenes und darum den
Subjekten unversöhntes System« dar, ein 'mythisches Verhängnis', das
cxxii cxxiii
Verblendungszusammenhang'.
Auch Adorno setzt mit seiner Erkenntniskritik beim Kausalitätsprinzip an,
das ihm als das Paradigma instrumentellen Denkens gilt: »Der Satz vom
Widerspruch ist das System in nuce. Erkenntnis besteht in der Subsumtion
unter Prinzipien... Jedes inhaltliche Ziel, auf das die Menschen sich berufen
mögen... ist nach dem strengen Sinn der Aufklärung Wahn, Lüge.« Nicht cxxv
weniger problematisch ist jedoch für Adorno die - bereits von Klages
diagnostizierte - identifizierende Macht des Begriffs, der die Gegenstände
immer schon nach seinem eigenen Maß zurechtstutze, um zu ignorieren,
was sich nicht fügt: »Denken heißt identifizieren. Befriedigt schiebt
begriffliche Ordnung sich vor das, was Denken begreifen will.« cxxvi
22
Rettung erhofft auch Adorno vor allem von der Kunst, die dank ihrer Au-
tonomie gegen jene Depravationen abgeschottet sei. Den
cxxviii
Kunst erweist sich damit freilich nicht nur als eine spezifische Form von
Wahrheit jenseits der Zurichtungen begrifflichen Denkens. Als »Anamnesis
des Unterlegenen, Verdrängten, vielleicht Möglichen« kommt ihr
cxxxi
Deutlich wird hier die Affinität zum Blochschen Begriff der Utopie, eine
Beobachtung, die von Adorno selbst bestätigt wird, der in einem Aufsatz
zum GEIST DER UTOPIE bekennt, er habe »nie etwas geschrieben..., was seiner
nicht, latent oder offen, gedächte«. Insbesondere die für Adornos
cxxxiii
überdies, daß hier, vermittelt durch den GEIST DER UTOPIE, die Vision des
Gnostikers Marcion von der 'Heimat, in der noch niemand war',
weiterwirkt. Mit Bloch und Klages teilt Adorno schließlich die Überzeugung
von der zentralen Bedeutung und dem ekstatischen Charakter
ästhetischer Erfahrung: »Betroffenheit durch bedeutende Werke... gehört
dem Augenblick an, in dem der Rezipierende sich vergißt und im Werk
verschwindet: dem von Erschütterung. Er verliert den Boden unter den
Füßen; die Möglichkeit der Wahrheit, welche im ästhetischen Bild sich ver-
körpert, wird ihm leibhaft.« Im kultischen Charakter dieser 'Epiphanie'
cxxxv
wirkt die gnostische Palingenesie nach. Hier wie dort kann das Telos jenes
ekstatischen Vorgriffs auf Erlösung überdies nur negativ, durch seine
substantielle Verschiedenheit von allem Bestehenden benannt werden -
23
auch für Adorno würde Versöhnung verraten, wollte Kunst sie direkt
herbeizitieren: »Was anders wäre, das nicht länger verkehrte Wesen, wei-
gert sich einer Sprache, welche die Stigmata des Seienden trägt: Theolo-
gie redete einmal vom mystischen Namen.« cxxxvi
V
Gnostisch, so lassen sich die dargelegten Beobachtungen
zusammenfassen, ist bei den genannten Autoren nicht nur die Antithese
von Verfallensein und Erlösung, von Verblendungszusammenhang und
Utopie sowie die Erfahrung der Fremdheit des Ich, die gleichzeitig als
Unterpfand seiner Rettung aufgefaßt wird - gnostisch ist auch die
Überzeugung, daß eine spezifische Form wissenschaftsjenseitiger
'Erkenntnis' von entscheidender Bedeutung für die Erlösung sei: Der
Wahrheitsanspruch, den das gnostische Offenbarungswissen erhebt, geht
in der Moderne an die Kunst über; ihr ist der erlösende unmittelbare
Zugang zu den Dingen gewährt, der vom wissenschaftlich-instrumentellen
Denken verstellt wird; sie ist überdies das Bindeglied, welches die
Auserwählten, denen die Offenbarung zuteil wird, zu einer esoterischen
Gemeinschaft vereint.
Das eingangs aufgestellte Postulat eines historisch genauen Begriffs von
Gnosis erfährt spätestens hier seine Legitimation: Nur so ist es möglich,
jene pessimistische Tradition, die bei Schopenhauer anhebt, von gegen-
strebigen Tendenzen zu unterscheiden, denen die Aufklärung, der
Empirismus des 19. Jahrhunderts und in der Gegenwart etwa die
Diskurstheorie zuzurechnen wären. Gnostische Tendenzen bestimmen also
nicht die Moderne, sondern ganz bestimmte, freilich relevante Strömungen
in ihr. Dort allerdings lassen sich ungleich substantiellere
Übereinstimmungen feststellen als jene, die der unverbindlichen Gleichset-
zung von Gnosis und Dualismus in den Blick geraten. Die Kategorie des
modernen Gnostizismus hat indessen - verstanden in dem hier skizzierten
Sinne - nicht nur diskriminative Kraft, sie fördert gleichzeitig Verbindungen
zutage, die über die Grenzen der traditionellen Schulbildungen
hinausweisen und dabei die vertraute politische Topographie in Frage
stellen: zu deutlich sind die Beziehungen zwischen Autoren, die dem
traditionellen links-rechts Schema als reine Antagonisten erscheinen.
Aufzugreifen ist hier noch einmal die Frage nach den Gründen der
Wiederbelebung und Rezeption gnostischer Theologumena. Zweifellos wird
24
der oben bereits als wichtiger Faktor benannte unmittelbare Einfluß
gnostischer Texte durch den Umstand begünstigt, daß einige wichtige
Quellen erst zu Lebzeiten der hier erwähnten Autoren entdeckt bzw.
erstmalig veröffentlicht werden , außerdem beginnt gleichzeitig auch die
cxxxvii
der Kabbala nach der Vertreibung der Juden aus Spanien. cxliii
25
Maße philologisch erschlossenen - gnostischen Lehren selbst sind es die hi-
storischen Voraussetzungen ihrer Rezeption, ihrerseits Objekt und Subjekt
dieses Prozesses, sowie die philosophisch-ästhetischen Systemzusammen-
hänge und Traditionen, aus denen jene Theorien entfaltet werden.
Für die Moderne bliebe dabei zu klären, ob die Abkehr vom
Fortschrittsoptimismus allein als Resignation angesichts der
Uneinlösbarkeit des Erhofften zu verstehen ist, oder ob nicht gerade die
Einlösung von Versprechen wie der Beherrschbarkeit der Natur oder der
Herstellung einer breiten Öffentlichkeit erst jenen Umschlag herbeigeführt
haben könnte: immerhin brauchen ja auch deren schärfste Kritiker die
Öffentlichkeit als Forum der Auseinandersetzung. Hinzuweisen wäre
überdies auf die Dynamik der technisch-naturwissenschaftlichen Entwick-
lung, die sich in zunehmendem Maße der Kontrolle derer entzieht, die sie
einst im Namen von Aufklärung und Emanzipation propagiert hatten: Allein
hieraus ließe sich schon eine Tendenz zur Dämonisierung des Fortschritts
und des szientifischen Wissens erklären.
Wichtiger noch ist freilich, daß jene Entwicklung das Subjekt selbst zu
entzaubern droht: Ihm wird nicht nur - durch Kopernikus - sein kosmologi-
sches und - durch Darwin - sein Schöpfungsvorrecht streitig gemacht, son-
dern auch - durch Psychologie und Physiologie - der Glaube an die Verfü-
gung über sich selbst: »Die dritte und empfindlichste Kränkung aber soll
die menschliche Größensucht durch die heutige psychologische Forschung
erfahren, welche dem Ich nachweisen will, daß es nicht einmal Herr im
eigenen Hause... ist.« Schließlich erweist sich angesichts der Entstehung
cxliv
abseits erst recht von allem Körperlichen findet die Gnosis im Pneuma, den
'unbekannten Gott' in der Palingenesie: In der Moderne, so behaupten
deren maßgebliche Theoretiker, sei jenes Residuum in der esoterischen
Erfahrung des Ästhetischen zu finden.
26
M. Pauen
27
28
i
Goethe, Zweiter Entwurf zu einer Ankündigung der 'Helena'. Goethes Werke. Hamburger
Ausgabe in 14 Bänden. Hg. v. E. Trunz. Bd. III p. 430. Im folgenden wie alle Werkausgaben
zitiert mit dem Namen des Autors, der Bandzahl in römischen und der Seitenzahl in
arabischen Ziffern.
ii Apg. 8, 13-24.
iii Gottfrid Arnold: UNPARTEYISCHE KIRCHEN= UND KETZER=HISTORIE. Vom Anfang des
Neuen Testaments Bis auff das Jahr Christi 1688. Frankfurt/M. 1700 p. 40.
iv Vor allem die Helena-Episode entstammt wohl der Überlieferung des Simon
Magus, dessen Gefährtin angeblich eine Reinkarnation der griechischen Helena war. Cf.
Philip Mason Palmer, Robert Pattison More: THE SOURCES OF THE FAUST TRADITION FROM SIMON MAGUS TO
LESSING. New York 1936.
v Ferdinand Christian Baur: DIE CHRISTLICHE GNOSIS ODER DIE CHRISTLICHE RELIGIONS-
PHILOSOPHIE IN IHRER GESCHICHTLICHEN ENTWICKLUNG. Tübingen 1835.
vi So z. B. Hans Jonas: ZWISCHEN NICHTS UND EWIGKEIT. Göttingen 1963, Susan Anima
Taubes: THE GNOSTIC FOUNDATION OF HEIDEGGER'S NIHILISM. In: The Journal of Religion XXXIV, 3/1954 p.
155-172; Norbert Bolz: ERLÖSUNG ALS OB. Über einige gnostische Motive der Kritischen Theorie.
In: Jacob Taubes (Hg.), RELIGIONSTHEORIE UND POLITISCHE THEOLOGIE Bd. II: GNOSIS UND POLITIK. München,
Paderborn, Wien, Zürich 1984 p. 264-289; Peter Koslowski (Hg.): GNOSIS UND MYSTIK IN DER
GESCHICHTE DER PHILOSOPHIE. Zürich und München 1988.
vii cf. Odo Marquard: DAS GNOSTISCHE REZIDIV ALS GEGENNEUZEIT. Ultrakurztheorem in
lockerem Anschluß an Blumenberg. In: Taubes l. c. p. 31-36
viii Eric Voegelin: PHILOSOPHIE DER POLITIK IN OXFORD. In: Philosophische Rundschau I,
1953/54 p. 23-49, hier p. 43.
ix Hans Blumenberg: SÄKULARISIERUNG UND SELBSTBEHAUPTUNG. Erweiterte und
überarbeitete Neuausgabe von 'Die Legitimität der Neuzeit', erster und zweiter Teil.
Frankfurt/M. 1983.
x Jonas' Arbeiten bildeten eine der Grundlagen für den Definitionsversuch der
Konferenz von Messina. Vgl. 'Documento Finale' in: Ugo Bianchi (Hg.): LE ORIGINI DELLO
GNOSTICISMO. Colloquio di Messina. Testi e Discussioni. Leiden 1970 p. XXIX-XXXII; Hans Jonas:
TYPOLOGISCHE UND HISTORISCHE ABGRENZUNG DES PHÄNOMENS DER GNOSIS. In: Kurt Rudolph (Hg.) GNOSIS UND
GNOSTIZISMUS, Darmstadt 1975; Kurt Rudolph, DIE GNOSIS. Wesen und Geschichte einer
spätantiken Religion. Göttingen 1977 p. 65 sq.; Barbara Aland: Was ist Gnosis? Wie wurde
sie überwunden? Versuch einer Kurzdefinition. In: Taubes, l. c. p. 54-66.
xi Zum gnostischen Erlösungsbegriff siehe Hans Jonas, GNOSIS UND SPÄTANTIKER GEIST.
Erster Teil: Die mythologische Gnosis. Göttingen 31964 p. 200.
xii Epiphanius, Panarion XXIV 5,4. Wie alle häresiologischen Schriften zitiert
nach: DIE GNOSIS. Erster Band. Zeugnisse der Kirchenväter. Hg. u. übers. v. Werner Foerster
u. a. Zürich u. München 1979.
xiii Arthur Schopenhauer, DIE WELT ALS WILLE UND VORSTELLUNG. Hg. v. Ludger Lüt-
kehaus, Zürich 1988 Bd. I p. 168 sq.
xiv Friedrich Schlegel, REDE ÜBER DIE MYTHOLOGIE. In: ders., Kritische Ausgabe. Hg. v.
Ernst Behler u. a. Bd. II, München, Paderborn, Wien 1967 p. 314.
xv Manfred Frank, GOTT IM EXIL. Vorlesungen über die Neue Mythologie. II. Teil.
Frankfurt 1988 p. 16.
xvi Abgesehen von den im folgenden erwähnten Autoren wäre noch zu
verweisen beispielsweise auf Kierkegaard («Dieses Leben ist verkehrt und grauenhaft, nicht
auszuhalten;« ENTWEDER-ODER I. München 1988 p. 33. Vgl. dazu Martin Buber, DIALOGISCHES LEBEN.
Gesammelte philosophische und pädagogische Schriften. Zürich 1947 p. 416: »Der Gott
Kierkegaards kann nur entweder ein Demiurg sein, den seine Schöpfung überwachsen hat
und der an ihr leidet, oder ein der Schöpfung fremder, von außen an sie herantretender
und sich ihrer erbarmender Erlöser; beides sind gnostische Gestalten.«) Buber selbst meint:
»...das Tun eines früheren, uns unbewußten Lebens hat uns in den Kerker gesperrt, dem wir
in diesem Leben nicht entrinnen können. Wo vordem das Sinngesetz eines Himmels sich
wölbte... herrscht jetzt sinnlos und knechtend die Gewalt der Wandelsterne..., nun zwingt
uns... die geistfremde Heimarmene.« (M. B., l. c. p. 64) Zu nennen wären überdies noch
Erlösungsvorstellungen im Werk Richard Wagners und Gnostizismen bei Simone Weil. (cf.
M. Moré: La Penseé religieuse de Simone Weil. In: Dieu Vivant No. 17)
xvii Hugo Ball, DIE FLUCHT AUS DER ZEIT. Z. n. Peter Sloterdijk, Thomas M. Macho (Hg.),
WELTREVOLUTION DER SEELE. Ein Lese- und Arbeitsbuch der Gnosis von der Spätantike bis zur
Gegenwart. Zürich u. München 1991 Bd. II p. 551.
xviii cf. Francis Bacon: NEU-ATLANTIS. Übersetzt von Günther Bugge. Durchgesehen
und neu herausgegeben von Jürgen Klein. Stuttgart 1982 p. 43: »Unsere Gründung hat den
Zweck, die Ursachen des Naturgeschehens zu ergründen, die geheimen Bewegungen in
den Dingen und die inneren Kräfte der Natur zu erforschen und die Grenzen der
menschlichen Macht so weit auszudehnen, um alle möglichen Dinge zu bewirken.«
xix Eloge de M. de Montmort, z. n. Raymond Trousson, UTOPIE, GESCHICHTE,
FORTSCHRITT: Das 'Jahr 2440'. In: Wilhelm Voßkamp (Hg.) UTOPIEFORSCHUNG. Frankfurt 1985 Bd. III
p. 20.
xx Erziehung des Menschengeschlechts § 85 in: G. E. L., Werke. Hg. v. Herbert
G. Göpfert, München 1979 Bd. VIII p. 508.
xxi Immanuel Kant, Werke in zwölf Bänden. Hg. v. W. Weischedel. Frankfurt 1968.
Bd. XI p. 362.
xxii Kant, IDEE ZU EINER ALLGEMEINEN GESCHICHTE IN WELTBÜRGERLICHER ABSICHT (1784) l. c. p. 45.
xxiii Kant, BEANTWORTUNG DER FRAGE: WAS IST AUFKLÄRUNG (1784) l. c. p. 54. Bereits
Spinoza hatte die Auffassung vertreten, daß die Öffentlichkeit »ganz unerläßlich ist zur
Förderung der Künste und Wissenschaften. Denn diese kann man nur dann mit guten Erfolg
pflegen, wenn man ein freies und in keiner Weise voreingenommenes Urteil hat.« Baruch
de Spinoza, THEOLOGISCH-POLITISCHER TRAKTAT. Hg. v. G. Gawlick. Hamburg 1976 p. 304).
Emphatisch heißt es bei Hume, daß durch die Öffentlichkeit »all the learning, wit, and
genius of the nation may be employed on the side of freedom.« (Philosophical Works III p.
97). Auch Lessing hatte »dem Unsinne, der Tyrannei, diesen Spekulationen zu steuern«
widersprochen, handle es sich bei solchen Meinungsbekundungen doch um »die
schicklichsten Übungen des menschlichen Verstandes.« (Lessing VIII p. 507). Für Mercier
schließlich vermag die Öffentlichkeit wirksamer als die Generalstände das Wiedererstehen
der Despotie zu verhindern. (cf. Reinhart Koselleck: DIE VERZEITLICHUNG DER UTOPIE. In: Voßkamp l.
c. p. 3). Siehe unten p. 8.
xxiv »Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig.
In dieser Ueberzeugung steht jedes unbefangene Bewußtseyn, wie die Philosophie, und
hiervon geht diese ebenso in Betrachtung des geistigen Universums aus als des
natürlichen.« (G. W. F. Hegel, Sämtliche Werke, Jubiläumsausgabe in zwanzig Bänden. Neu
herausgegeben von Hermann Glockner. Bd. VII Stuttgart 1952 p. 33; cf.: Riedel, M. (Hg.):
MATERIALIEN ZU HEGELS 'RECHTSPHILOSOPHIE'. 2 Bde. Frankfurt/M. 1975) Noch der Hegelschüler
Friedrich Theodor Vischer hatte das Fehlen des »thätige[n] Prinzip[s] des Fortschritts« als
Bedingung dafür bezeichnet, daß ein Volk »streng genommen noch nicht ethisch« genannt
werden könne. »Gut sein ist nicht correct sein, sondern Fortschreiten.« (F. Th. V.: Aesthetik
oder Wissenschaft des Schönen. Zum Gebrauche für Vorlesungen. Teil 2. Reutlingen Leipzig
1847 p. 226).
xxv Friedrich Schiller, Sämtliche Werke. Auf Grund der Originaldrucke hg. v.
Gerhard Fricke und Herbert G. Göpfert. München 51975, Bd. V p. 592.
xxvi Schiller V p. 593.
xxvii »So ist das vollkommenste Schöne, das es im Bereich des Sinnlichen gibt
[der Kosmos (Anm. des Herausgebers)], eine Offenbarung des vollendeten Guten im
geistigen Reich, seiner Kraft und seiner Güte; verbunden ist auf ewig die gesamte
Wirklichkeit, das geistig und das sinnlich Seiende.« (Plotin Enn. IV 8, 7. Zitiert nach:
Schriften. Übersetzt v. Richard Harder. Hamburg 1964) »Tout ce que le Créateur trouve bien
fait & regarde comme achevé dans son genre, ou comme approchant de la perfection,
l'Esprit humain s'il pense juste; ne manque pas de l'approuver. C'est par cette raison, qu'il
aime naturellement l'ordre & l'harmonie... Mais ce qui merite d'être aussi approuvé doit en
même temps exciter des sensations agréables, cet accord de nos idèes avec nos sentimens
est digne de la sagesse de notre parfait Auteur.« (J. P. de Crousaz, TRAITÉ DU BEAU. Amsterdam
1715 p. 64) Ähnlich formuliert Leibniz in der Schrift 'Von der Glückseligkeit': »Nun die
Einigkeit in der Vielheit ist nichts anders als die Übereinstimmung, und weil eines zu
diesem näher stimmet als zu jenem, so fließet daraus die Ordnung, von welcher alle
Schönheit herkommt, und die Schönheit erwecket Liebe. Daraus ersiehet man nun, wie
Glückseligkeit, Lust, Liebe, Vollkommenheit, Wesen, Kraft, Freiheit, Übereinstimmung,
Ordnung und Schönheit aneinander verbunden, welches von wenigen recht angesehen
wird.« (G. W. L.: KLEINE SCHRIFTEN ZUR METAPHYSIK. Hg. v. H. H. Holz. Frankfurt/M. 1965 p. 394).
xxviii So etwa in Gottscheds Critischer Dichtkunst, (J. Ch. Gottsched: VERSUCH EINER
CRITISCHEN DICHTKUNST. Unveränd. reprogr. Nachdr. d. 4. verm. Aufl., Leipzig 1751, Darmstadt
1982 p. 91 sq.) im gleichnamigen Werk von Breitinger sowie in Schillers
Schaubühnenaufsatz. (Schiller V p. 818 sqq.).
xxix Schiller V p. 593.
xxx Die freilich wird am Ende der Schrift stark in Frage gestellt (Schiller V p. 669).
xxxi »Wer... die Idee von ihrer Erscheinung zu unterscheiden weiß... wird... nicht
mehr... glauben, daß... die Zeit und ihr Inhalt, die Weltgeschichte... Plan und Entwickelung
habe, und etwa zum letzten Ziel die höchste Vervollkommnung des Menschengeschlechts.«
(Schopenhauer, METAPHYSIK DES SCHÖNEN. Herausgegeben und eingeleitet von Volker Spierling,
München 1985, p. 61)
xxxii Genau hier wird der prinzipielle Unterschied zwischen dem Pessimismus der
Moderne und jener Fortschritts- und Zivilisationskritik sichtbar, wie sie sich bereits
innerhalb der Aufklärung, vor allem bei Rousseau artikuliert. Dessen Kritik geht - in
diametralem Gegensatz zu der Schopenhauers - von der Annahme aus, daß die Welt von
Natur aus gut sei. Die in der Gegenwart zu beobachtenden Depravationen fielen allein in
die Verantwortung des durch die Zivilisation geschädigten Menschen. An dieser Stelle setzt
das - genuin aufklärerische - Programm der 'negativen Erziehung' im EMILE an: Durch bloßes
Fernhalten der zivilisationsbedingten schädlichen Einflüsse soll der gute Kern des Menschen
wieder freigelegt werden. Anders als Schopenhauer und Schiller sieht Rousseau - vor allem
im ersten Discours - in der Kunst kein Mittel zur Behebung jener Schäden, sondern im
Gegenteil eine ihrer wichtigsten Ursachen. Zur aufklärerischen Zivilisationskritik siehe auch
Wolfgang Welsch, UNSERE POSTMODERNE MODERNE. Weinheim ²1988 p. 65 sqq.
xxxiii Schopenhauer, WELT ALS WILLE UND VORSTELLUNG Bd. II p. 246.
xxxiv Friedrich Nietzsche, Kritische Studienausgabe. Hg. v. Giorgio Colli und
Mazzino Montinari. München 1988 Bd. XIII p. 302. Ähnliches gilt für Heidegger, der »die
'ratio der Menschheit'... nach Kriegsende im planenden und rechnenden Intellekt mit dem
'Trieb der Tierheit' 'identisch' werden« sah. (Hauke Brunkhorst: Adorno, Heidegger und die
Postmoderne. In: MARTIN HEIDEGGER. Innen- und Außenansichten. Hg. v. Forum für Philosophie,
Frankfurt/M. 1989 p. 314).
xxxv Robert Musil, DER MANN OHNE EIGENSCHAFTEN. Hg. v. Adolf Frisé. Hamburg 1983 p.
1237; cf. p. 1246.
xxxvi Schopenhauer, WELT ALS WILLE UND VORSTELLUNG Bd. I p. 255.
xxxvii Schopenhauer, METAPHYSIK DES SCHÖNEN p. 39.
xxxviii l. c. p. 92.
xxxix »Die Spitzenform [sc. der Palingenesie] ist hier die ekstatische, die alles
vorwegnimmt, alles schon im Diesseits und in Nichtachtung seiner Permanenz zu erfüllen
sich zutraut, eine den Vollzug überdauernde Wirkung für sich in Anspruch nimmt.« (Jonas
1964 p. 200) Cf. Corpus Hermeticum XIII/7: »arrête l'activité des sens du corps, et alors se
produira la naissance de la divinité.« (CORPUS HERMETICUM. Tome II. Texte établi par A. D. Nock.
Paris 1973) Cf. Wolfgang Tröger: MYSTERIENGLAUBE UND GNOSIS IN CORPUS HERMETICUM XIII. Berlin 1971.
xl »Loszukommen... vom Terror der Welt und vom Terror seines eigenen
'psychischen Ich', um zu sich zu kommen, wird die Sehnsucht der Epoche.« (Jonas 1964 p.
199).
xli Schopenhauer: DER HANDSCHRIFTLICHE NACHLASS. Hg. v. A. Hübscher. Frankfurt/M.
1974 Bd. IV. 1 p. 96.
xlii ibd.
xliii E. v. Hartmann, PHILOSOPHIE DES UNBEWUSSTEN, Berlin 1869 p. 634.
xliv E. v. Hartmann, ZUR GESCHICHTE UND BEGRÜNDUNG DES PESSIMISMUS, Leipzig o. J. p. 96.
xlv Philipp Mainländer: DIE PHILOSOPHIE DER ERLÖSUNG. Ausgewählt und mit einem
Vorwort versehen von Ulrich Horstmann. Frankfurt/M. 1989 p. 91.
xlvi »Die ganze Welt, das Weltall, hat Ein Ziel, das Nichtsein, und erreicht es
durch kontinuierliche Schwächung seiner Kraftsumme.« (l. c. p. 48 sq.)
xlvii Johann Jakob Bachofen: DAS MUTTERRECHT. Eine Untersuchung über die
Gynaikokratie der alten Welt. Hg. v. H.-J. Henrichs. Frankfurt/M. 1975 (zuerst Stuttgart
1861) p. 314, cf. 121.
xlviii l. c. p. 17.
xlix l. c. p. 130.
l Bachofen beschreibt die Karpokratianische Gnosis »als die gewaltigste
Reaktion des Orients und seiner vorwiegend materiell-weiblichen Grundidee gegen das rein
väterlich-geistige Prinzip der neuen Religion.« (l. c. p. 420).
li cf. Hippolyt, Ref. V 19, 8, sowie den Traktat VII, 1 aus der BIBLIOTHEK VON NAG
HAMMADI (Die Traktate aus der Bibliothek von Nag Hammadi werden mit der Abkürzung NHC,
der Nummer des Codex in römischen, der des Traktats in arabischen Ziffern zitiert nach der
Ausgabe von James E. Robinson: THE NAG HAMMADI LIBRARY IN ENGLISH. Leiden 31988);
Hegemonius, ACTA ARCHELAI 67, 7-10.
lii Zur Tradition des Gegensatzpaares Apollinisch/Dionysisch vor Nietzsche siehe
Manfred Frank: DER KOMMENDE GOTT. Vorlesungen über die Neue Mythologie. Teil I. Frankfurt
1982 p. 9-45, 73-107; Max L. Baeumer: DAS MODERNE PHÄNOMEN DES DIONYSISCHEN UND SEINE
'ENTDECKUNG' DURCH NIETZSCHE. In: Nietzsche-Studien 6, 1977, p. 123-153.
liii Nietzsche I p. 366.
liv l. c. p. 115.
lv l. c. p. 99.
lvi l. c. p. 130.
lvii Nietzsche VI p. 37. Eine ähnliche Kritik der Öffentlichkeit findet sich bereits
bei Kierkegaard, der überzeugt ist, »daß die Menge als Instanz, ethisch und religiös, die
Unwahrheit ist« (Sören Kierkegaard: DIE SCHRIFTEN ÜBER SICH SELBST. Düsseldorf/Köln 1951 p. 101)
lviii Nietzsche I p. 58.
lix Ausdrücklich betont Nietzsche den ekstatischen, rauschhaften Charakter der
Rezeption des Ästhetischen: »Wir sind wirklich in kurzen Augenblicken das Urwesen selbst
und fühlen dessen unbändige Daseinsgier und Daseinslust.« (Nietzsche I p. 109).
lx l. c. p. 24 (Vorrede an Richard Wagner).
lxi cf. dazu Max L. Baeumer p. 145 sq.
lxii Baeumer p. 153.
lxiii »Das Wesen des »geschichtlichen« Prozesses der Menschheit (auch
»Fortschritt«) genannt ist der siegreich fortschreitende Kampf des Geistes gegen das Leben
mit dem (allerdings nur) logisch absehbaren Ende der Vernichtung des letzteren. (Ludwig
Klages: DER GEIST ALS WIDERSACHER DER SEELE. In: ders., Sämtl. Werke Hg. v. Ernst Frauchiger, Ger-
hard Funke et al., Bonn 1969 sqq. Bd. I p. 69). Cf. Bachofen l. c. p. 425: »Der Kampf des
Stoffes und des väterlichen Geistes durchzieht, wie das Leben des einzelnen Menschen, so
das unsers ganzen Geschlechts.«
lxiv Ludwig Klages, MENSCH UND ERDE. Sieben Abhandlungen. Jena 31929 p. 20.
lxv Klages, Brief an Rose Plehn, November 1909 z. n. Hans Eggert Schröder,
LUDWIG KLAGES. Die Geschichte seines Lebens. Zweiter Teil. Das Werk. Erster Halbband. Bonn
1972 p. 538.
lxvi Ludwig Klages, VOM KOSMOGONISCHEN EROS. Jena ²1926 p. 110.
lxvii Ludwig Klages, RHYTHMEN UND RUNEN. Nachlaß, hg. von ihm selbst. Leipzig 1944
p. 18.
lxviii »Wir erfahren es aus Aelians markanter Schilderung der vitalen Optik jener
Tage (es ist die Zeit Trajans): 'Auch die Erdbeschaffenheit ist den Menschen verwandelt, die
Flüsse seichter, die Berge niedriger geworden... Eifrige Naturbeobachter glaubten sogar,
der Kosmos selber sei im Untergang begriffen.' - Es ist die Aura, die schwindet...« Alfred
Schuler, FRAGMENTE UND VORTRÄGE AUS DEM NACHLASS. Mit Einführung von Ludwig Klages. Leipzig
1940. Herv. d. Vf. Der Vortragszyklus VOM WESEN DER EWIGEN STADT wurde von Schuler mehrfach
zwischen 1915 und 1922 gehalten; Benjamin kannte den Begriff - im übrigen ein Synonym
des gnostischen 'Pneuma' - vermutlich durch Klages' KOSMOGONISCHEN EROS, vgl. dort p. 98, 121
sowie bei Walter Benjamin, Gesammelte Schriften. Hg. v. Rolf Tiedemann u. Hermann
Schweppenhäuser. Frankfurt 1974 Bd. I. 2 p. 479, Bd. II. 1 p. 378.
lxix cf. Adolf von Harnack, MARCION: Das Evangelium vom fremden Gott. Eine
Monographie zur Geschichte der Grundlegung der katholischen Kirche. Leipzig ²1924 p.
102.
lxx Max Weber: DIE PROTESTANTISCHE ETHIK. Eine Aufsatzsammlung. Hg. v. Johannes
Winckelmann. Gütersloh 71984, Bd. I p. 188.
lxxi Kurt Pinthus (Hg.), MENSCHHEITSDÄMMERUNG. Ein Dokument des Expressionismus.
Hamburg 1955 (zuerst Berlin 1920) p. 28.
lxxii Vergleiche etwa in dem genannten Band die unter der Überschrift »Sturz und
Schrei« zusammengefaßten Gedichte Heyms, Bechers und Trakls oder auch Rilkes »Buch
von der Armut und vom Tode«.
lxxiii Georg Lukács. DIE THEORIE DES ROMANS. Darmstadt u. Neuwied 31976 p. 55.
lxxiv l. c. p. 21.
lxxv Gerd-Klaus Kaltenbrunner, LUDWIG KLAGES. Der Konservative als Seelenforscher,
Kosmiker und Untergangsdenker. In: ders., DER SCHWIERIGE KONSERVATISMUS, Herford 1975 p. 262.
lxxvi Ernst Bloch: DAS PRINZIP HOFFNUNG. Frankfurt 1985 (= ders., Werkausgabe Bd. 5)
lxxvii cf. Ernst Bloch, DIE FELSTAUBE, DAS NEANDERTAL UND DER WIRKLICHE MENSCH. Zur Predigt
und Landschaft des Diluvium bei Klages, auch C. G. Jung. In: ders., Werkausgabe Bd. 9 p.
462 (zuerst 1929).
lxxviii cf. Clemens Alexandrinus, EXCERPTA EX THEODOTO 78, 1: »Wer waren wir? Was sind
wir geworden? Wo waren wir? Wohinein sind wir geworfen? Wohin eilen wir?«
lxxix cf. Bloch, Prinzip Hoffnung p. 1.
lxxx Ernst Bloch: GEIST DER UTOPIE. Bearbeitete Neuauflage der zweiten Fassung von
1923. Frankfurt/M. 1985. (= ders., Werkausgabe Bd. III) Das Zitat p. 347.
lxxxi cf. Anton F. Christen: ERNST BLOCHS METAPHYSIK DER MATERIE. Bonn 1979; Arno
Münster: Utopie, Messianismus und Apokalypse im Frühwerk von Ernst Bloch. Frankfurt/M.
1982; Klaus Peter Steinacker-Berghäuser: DAS VERHÄLTNIS DER PHILOSOPHIE ERNST BLOCHS ZUR MYSTIK.
(Diss.) Marburg 1973.
lxxxii Ernst Bloch, GEIST DER UTOPIE. Berlin 1923 (im folgenden zitiert als 'Geist der
Utopie II') Das Zitat p. 355.
lxxxiii Bloch, GEIST DER UTOPIE II p. 199.
lxxxiv l. c. p. 234.
lxxxv Bloch, DIE LANDESGRENZE DES NIHILISMUS (1921) In: ders., Werkausgabe Bd. 10 p.
211.
lxxxvi Emil Du Bois-Reymond: ÜBER DIE GRENZEN DES NATURERKENNENS. Die sieben
Welträthsel. Zwei Vorträge. Leipzig 91903 (zuerst 1872) p. 17.
lxxxvii ibd. Der Vergleich stammt ursprünglich von Carl Vogt.
lxxxviii »Allein wir... die die Notwendigkeit des Werdens erkannt haben und die
Wege, auf denen der Mensch auf die Welt gekommen ist, genau gelernt haben, wir allein
können hindurchgehen und durch das Verderben schreiten.« Hippolyt, Ref. V, 16, 1.
lxxxix GEIST DER UTOPIE II p. 311.
xc Anders als das jüdische Bilderverbot wird das gnostische Theorem nicht
theologisch-normativ, sondern epistemologisch begründet: Die Beschreibung des 'Ganz-
Anderen' ist nicht verboten, sondern erkenntnistheoretisch unmöglich.
xci Basilides in Hippolyt, Ref. VII 20, 2; Bloch zitiert Basilides, GEIST DER UTOPIE II p.
238. Das Motiv findet sich verschiedentlich in der Bibliothek von Nag Hammadi (NHC XI 55,
17-30; NHC VIII 3, 10-13) und auch bei Numenius (Fr. 14 L, cf. des Places l. c. p. 48). Zur
Wirkungsgeschichte in der Moderne s. u. p. 23.
xcii Bloch, GEIST DER UTOPIE II p. 172.
xciii Ernst Bloch, ATHEISMUS IM CHRISTENTUM. Zur Religion des Exodus und des Reichs.
Frankfurt 1985 (= ders., Werkausgabe Bd. 14) p. 243.
xciv Bloch, GEIST DER UTOPIE II p. 43.
xcv cf. Widengren l. c. p. 413, die Formel wird häufig von Schopenhauer
verwendet.
xcvi Bloch, GEIST DER UTOPIE II p. 42.
xcvii cf. Jonas 1964 p. 200 sqq. Eine größere Zahl von Berichten von derartigen
Palingenesien findet sich in der 1945 aufgefundenen Bibliothek von Nag-Hammadi. Dort
heißt es etwa in dem Allogenes-Traktat: »My soul went slack and I fled and was very
disturbed. And I turned to myself and saw the light that surrounded me and the Good that
was in me, I became divine.« (NHC XI, 3, 52, 7-12; cf. NHC VII, 5, 124, 17-21; Puech 1934 p.
461 sowie die Einführung von James E. Goehring zu NHC VII, 5 in Robinson 1988 p. 396.
xcviii Bloch, GEIST DER UTOPIE II p. 43.
xcix Dieser Pessimismus blieb keinesfalls auf linke Intellektuelle beschränkt. Die
skizzierte Konstellation von Fortschrittspessimismus, Öffentlichkeitskritik und Privilegierung
der ästhetischen gegenüber der wissenschaftlichen Erkenntnis findet sich - verquickt mit
nationalistischen Elementen - auch auf der anderen Seite des politischen Spektrums; schon
vor dem ersten Weltkrieg etwa bei Julius Langbehn, später bei dem ersten deutschen
Dostojewski-Herausgeber und Autor der Schrift vom DRITTEN REICH, Arthur Moeller van den
Bruck. Vgl. dazu: Fritz Stern, KULTURPESSIMISMUS ALS POLITISCHE GEFAHR. Eine Analyse nationaler
Ideologie in Deutschland. München 1986 (zuerst Berkeley 1961).
c cf. Rolf Peter Sieferle, FORTSCHRITTSFEINDE? Opposition gegen Technik und
Industrie von der Romantik bis zur Gegenwart. München 1984 p. 157.
ci Max Scheler, Gesammelte Werke. Hg. v. Maria Scheler und Manfred S. Frings.
Bern 1954 sqq. Bd. VIII p. 157.
cii Scheler VIII p. 140.
ciii cf. Richard Smith: The Modern Relevance of Gnosticism. In: Robinson l. c. p.
532-549.
civ z. n. Tilman Evers: C. G. JUNG - PSYCHOLOGIE UND GNOSIS. In: Koslowski l. c. p. 329-
351, das Zitat p. 335. Das Interesse für die Gnosis hielt jedoch auch später an. So wurde
der erste Kodex der Bibliothek von Nag Hammadi 1952 von Jung erworben und nach ihm
benannt.
cv Evers p. 337.
cvi Hesse hatte sich 1916 einer längeren Jungschen Analyse unterzogen und
auch die Schriften Jungs studiert.
cvii cf. Hermann Hesse, DER STEPPENWOLF, Frankfurt/M. 1972 p. 51; das Motiv der
Fehlgeburt bei Hippolyt, Ref. VI 29, 6; 31, 5.
cviii Hesse, l. c. p. 62.
cix cf. Martin Heidegger Gesamtausgabe. Frankfurt/M. 1976 sqq. Bd. LXV p. 113
sqq.
cx »Die Seinsverlassenheit ist am stärksten dort, wo sie sich am
entschiedensten versteckt.« (l. c. p. 110).
cxi l. c. p. 343, cf. 191.
cxii cf. Henri Charles Puech, Phänomenologie der Gnosis. In: Wolfgang Schultz,
DOKUMENTE DER GNOSIS. Nachdr. d. Ausgabe Jena 1910, mit Essays von Georges Bataille und
Henri-Charles Puech. München 1986, p. 29.
cxiii Martin Heidegger: DER URSPRUNG DES KUNSTWERKS. Mit einer Einführung von Hans-
Georg Gadamer. Stuttgart 1960 p. 55
cxiv l. c. p. 31
cxv l. c. p. 68
cxvi l. c. p. 69
cxvii Heidegger LXV p. 485
cxviii Den Fortschritt bezeichnet Heidegger demgegenüber als »zukunftslos, weil
er nur das Bisherige auf dessen eigener Straße 'weiter' befördert.« (Heidegger LXV p. 113).
cxix l. c. p. 414.
cxx Zum Verhältnis zu Heidegger vgl. neben Adornos eigenen Stellungnahmen
vor allem in der NEGATIVEN DIALEKTIK (p. 67-136) insbesondere die Arbeit von Hermann
Mörchen: ADORNO UND HEIDEGGER. Untersuchung einer philosophischen
Kommunikationsverweigerung. Stuttgart 1981.
cxxi cf. Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: DIALEKTIK DER AUFKLÄRUNG. Philosophische
Fragmente. Mit einem Nachwort von Jürgen Habermas, Frankfurt/M. 1969 (zuerst
Amsterdam 1947) p. 88 sqq.
cxxii Theodor W. Adorno: NEGATIVE DIALEKTIK, Frankfurt/M. 1975 (= Bd. 6 der
Gesammelten Schriften; zuerst Frankfurt/M. 1966) p. 34. Adorno zitiert damit einen genuin
gnostischen Topos, das Bild von der Welt als einer »hermetisch abgeschlossene[n] Festung,
umgeben von scheinbar unüberwindlichen Mauern und Gräben.« Puech 1984 p. 36.
cxxiii l. c. p. 128.
cxxiv l. c. p. 337.
cxxv Horkheimer/Adorno, Dialektik der Aufklärung p. 88 sq.
cxxvi Adorno, Negative Dialektik p. 17.
cxxvii cf. Hartmut Scheible: WAHRHEIT UND SUBJEKT. Ästhetik im bürgerlichen Zeitalter
Reinbek 1988 p. 479.
cxxviii cf. Theodor W. Adorno: ÄSTHETISCHE THEORIE. Herausgegeben von Gretel Adorno
und Rolf Tiedemann, Frankfurt/M. 1973 (=Bd. 7 der Gesammelten Schriften) p. 14).
cxxix Adorno, ÄSTHETISCHE THEORIE p. 121.
cxxx l. c. p. 14.
cxxxi l. c. p. 384.
cxxxii Adorno, ÄSTHETISCHE THEORIE p. 199.
cxxxiii Adorno, NOTEN ZUR LITERATUR IV. Frankfurt/M. 1974 p. 92.
cxxxiv Adorno, NEGATIVE DIALEKTIK p. 66, 192.
cxxxv l. c. p. 363.
cxxxvi Adorno, NEGATIVE DIALEKTIK p. 292 sq.
cxxxvii Die erste deutsche Ausgabe einer gnostischen Quelle erschien 1781 mit
Dietrich Tiedemanns HERMES TRISMEGISTIS POEMANDER ODER VON DER GÖTTLICHEN MACHT UND WEISHEIT. Der
Codex Askewianus und der Codex Brucianus wurden durch C. G. Woide im Jahre 1778
bekanntgemacht. Von großer Bedeutung ist zudem der Fund von Nag Hammadi (1945). Als
eine der ersten objektiven Darstellungen in der Forschung ist von Belang: August Neander,
Genetische Entwicklung der vornehmsten gnostischen Systeme. Berlin 1818. Die von
Schopenhauer nach 1813 benutzte Übersetzung der Upanischaden von Anquetil-Du Perron
war 1801 erschienen.
cxxxviii Vgl. hierzu z. B. die Auseinandersetzung Lessings mit Irenaeus, der »die
abgeschmackten schändlichen Lehren der Gnostiker an den Tag gebracht« habe. (Lessing
VII p. 687).
cxxxix cf. Nietzsche I p. 115 sq.
cxl cf. Siegfried Morenz: GOTT UND MENSCH IM ALTEN ÄGYPTEN. Darmstadt 1984 p. 73 sq.
cxli cf. Rudolph 1977 p. 313.
cxlii cf. Scholem 1957 p. 78.
cxliii cf. Scholem l. c. p. 267 sqq.
cxliv Sigmund Freud, VORLESUNGEN ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOANALYSE. Frankfurt/M. 1977
p. 226; cf. Volker Spierling: DIE DREHWENDE DER MODERNE, in: ders. (Hg.) Materialien zu
Schopenhauers 'Die Welt als Wille und Vorstellung', Frankfurt/M. 1984 p. 14 sqq.
cxlv Heidegger, Sein und Zeit p. 128 sq. cf. 126 sq.
cxlvi »Die Kunst... übernimmt die Funktion einer... innerweltlichen Erlösung: vom
Alltag und, vor allem, auch von dem zunehmenden Druck des theoretischen und
praktischen Rationalismus.« (Max Weber, Zwischenbetrachtung, l. c. p. 555).