Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Lektion 4
Phylogenie:
Rekonstruktion der evolutiven
Geschichte einer
Organismengruppe
Florian Schiestl
Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik
Übersicht
1. Einführung
2. Was genau ist eine Phylogenie?
3. Wie erstellen wir eine Phylogenie?
4. Welche Merkmale kann man für Phylogenien
verwenden?
5. Was kann man mit Phylogenien anfangen?
1) Einführung
• Die Nächstverwandten
der Vögel sind
(ausgestorbene)
Dinosauriergruppen.
• Diese Phylogenie
stützt die Hypothese,
dass Vögel von den
Dinosauriern
abstammen
Ausgestorben
1) Einführung
Bestäubung Bestäubung
durch durch
langrüsselinge kurzrüsselige
Schmetterlinge Schmetterling
(Sporn lang) (Sporn kurz)
0
Gymnadenia
Gymnadenia Gymnadenia (=Nigritella)
conopsea odoratissima rhellicani
A B C
A B C A C B B C A
Prinzipiell sind
3 verschiedene
Bäume
möglich:
• Annahme: die Merkmale der Arten haben sich im Laufe der Evolution verändert.
• Die Gruppen, die mehr Unterschiede aufweisen, sollten weiter entfernt, die mehr
gemeinsame Merkmale aufweisen, sollten näher verwandt sein.
• Welche Merkmale unterscheiden sich?
3) Erstellen einer Phylogenie
Sporn
„Lippe“
„Lippe“
Sporn Sporn
Merkmal 1 2 3 4
Sporn Blütenstand Blüten Habitat
lang lang gedreht boreo-alpin
Art A X X X 0
B 0 X X 0
C 0 0 0 X
X,X,X,0 0,X,X,0 0,0,0,X 0,X,X,0 0,0,0,X X,X,X,0
A B C
B C A
2
3
angenommene
evolutionäre Änderungen:
Baum1: 4; Baum 2: 6
• Morphologisch – molekular
• Merkmale müssen homolog sein (vom gemeinsamen
Vorfahren geerbt). Gegenteil von homolog:
konvergent oder „homoplaseous“.
• Merkmale die unter Selektion stehen, eigenen sich
häufig weniger gut, weil sie eher zu Homoplasien
(Konvergenzen) neigen.
• Molekulare Merkmale (z.B. Gene) müssen ortholog
sein.
• Merkmale müssen abgeleitet (apomorph) sein.
4) Merkmale für Phylogenien
• Molekulare Merkmale:
• Orthologe/paraloge Gene: Gene mit mehrere Kopien;
wenn nicht die gleichen Kopien miteinander verglichen
werden spricht man von paralogen Genen (Gegenteil:
orthologe Gene)
• Homoplasien gibt es auch bei molekularen Markern:
gleiche Sequenzlänge, aber unterschiedliche Sequenzen.
die Marken sind nicht unbedingt gleich!
4) Merkmale für Phylogenien
A A1
Mensch
OK X Nicht OK
Schimpanse
Falsche Phylogenie,
weil Fünffingrigkeit ein
plesiomorphes
Merkmal der
Tetrapoden ist (das in
Die Pferde sind nähere als die Amphibien von Mensch manchen Gruppen
?? verloren ging)
4) Merkmale für Phylogenien
Behaarung
Plesiomorphie für Säugertiere
Echte Säuger
Beuteltiere
Kloakentiere
Reptilien und Vögel
Amphibien
lebendgebärend
Behaarung
Echte Säuger
Beuteltiere
Kloakentiere
Vergleich morphologische
und molekulare Merkmale:
die „Walverwandtschaften“
Ein morphologisches
Merkmal: Knöchelknochen
Wieviele Veränderungen
müssen mit den jeweiligen
Bäumen angenommen
werden?
„Gewinn“
„Verlust“
4) Merkmale für Phylogenien
Molekulare Merkmale:
Synapomorphie
B-Casein Gen
Baum a): 47 Veränderungen
Baum b): 41 Veränderungen
• Morphologische und molekulare Merkmale widersprechen sich.
• Was hat mehr Gewicht?
• Folgende Kriterien sind entscheidend: Welcher Datensatz ist
grösser? Welche Merkmale sind eher homolog? Gibt es
zusätzliche Daten? Synapomorphien?
5) Anwendungen von Phylogenien
paraphyletisch
Tuatara, Geckos,
Skinke
Schlangen
Iguanas,
Chamäleone,
Warane, etc.
b) Biogeographie
• wie kann man die Verbreitung der Chamäleons erklären?
• Zwei Hypothesen: Kontinetaldrift (Gondwana), oder Verbreitung nachdem
sich die Kontinente geteilt hatten (dispersal)
• Welche Voraussagen machen diese Hypothesen bezüglich der
Verwandtschaft unterschiedlicher Chamäleonarten?
Montrichardia
Caladium
Amorphophallus
Montrichardia
Peltandra
ca. 60 Mill.J
Colocasia
Sauromatum
Helicodiceros
Dracunculus
Arum
Arisaema
Alocasia
Mill. J Arisaema
90 80 70 60 50 40 30 20 10 18-16 Mill.J
5) Anwendungen von Phylogenien
ancêtre
Wie sah der gemeinsame Vorfahre aus? Sporn? Blütenstand? Blütenduft?
—> kürzer, stärker!