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Fortschritte im Bereich der Ma- lumbrosakrale Plexus ein breites Spek- von Raumforderungen und zur Biopsie-
gnetresonanz(MR)-Neurographie trum von Pathologien. Die sogenannte planung verwendet. Durch technische
und technische Weiterentwick- „lumbrosakrale Plexopathie“ ist ein kli- Fortschritte im Bereich der MRT-basier-
lungen im Bereich der peripheren nisches Syndrom, das sowohl mit moto- ten Neurographie (höhere Feldstärke von
hochauflösenden ultraschallba- rischen als auch sensorischen Störungen 3 T, verbesserte Spulen, fortschrittliche
sierten Neurosonographie (HRUS) oder einer Kombination aus beiden auf- MRT-Sequenzen) und der Neurographie
ermöglichen eine morphologisch- treten kann. peripherer Nerven mithilfe der HRUS
diagnostische Beurteilung der Die traditionelle Diagnostik einer sind der Plexus lumbosacralis und seine
komplexen Anatomie des Plexus lumbrosakralen Plexopathie beruhte peripheren Äste heute der detaillierten
lumbosacralis. Die klinisch sinnvol- bislang auf einer klassischen Abfolge radiologischen Abklärung zugänglich [6,
le Kombination beider Methoden aus Anamnese, klinischem Bild und, 7].
kann die klinische Abklärung peri- entsprechend der Symptomatik, einer
pherer Neuropathien der unteren gezielten elektrodiagnostischen Prü- Normale Anatomie
Extremität erheblich unterstützen. fung mittels Elektroneuro- (NLG) und
-myographie (EMG). Bildgebende Ver- Der Plexus lumbosacralis geht als Ner-
Hintergrund fahren wie die Computertomographie vengeflecht aus den vorderen Ästen
(CT) und konventionelle Magnetreso- (Rami anteriores) der lumbalen und
Aufgrund seiner Vielzahl an Nerven und nanztomographie (MRT) wurden ur- sakralen Spinalnerven hervor [29]. Häu-
seiner komplexen Anatomie umfasst der sprünglich vorrangig zur Bewertung fig wird als weitere Unterteilung ein
Der Radiologe
Leitthema
Der Radiologe
Zusammenfassung · Abstract
Der Radiologe
Leitthema
Abb. 2 9 Fettunterdrückte
3-D-Protonendichte-ge-
wichtete Magnetreso-
nanzaufnahmen (a–d)
und Ultraschalldarstellung
vor (e–f) und nach der
Aufteilung (g–h) des N. is-
chiadicus bei einem Patient
mit Piriformissyndrom
Der Radiologe
Abb. 3 9 Magnetreso-
nanztomographische Dar-
stellung eines Teratomre-
zidivs, welches vom linken
M. psoas nicht abgrenzbar
ist (a). Der Tumor kommt
auf Short-tau-inversion-re-
covery(STIR)-Sequenzen
hyperintens (c) und auf T1
gewichteten Sequenzen
hypointens (b) zur Darstel-
lung. In der Diffusions-ten-
sor basierten Traktogra-
phie (d) kommen die dem
Tumor dorsal anliegenden
Nervenwurzeln des Plexus
durchgängig zur Darstel-
lung
sache infrage kommen [24]. Raumforde- tiple Neurofibrome im Bereich der lum- zündliche Demyelinisierung und idio-
rungen als lokale Ursachen sind häufig balen und sakralen Nervenwurzeln und pathische Plexopathien.
gutartige oder maligne Nerventumo- in einzelnen Hautnervenästen zu sehen.
ren, Lymphome, intestinale Tumoren, Die plexiformen Neurofibrome wachsen Traumatische und iatrogene
mesenchymale Tumoren sowie Gebär- durch die sakralen Neuroforamina und Läsionen
mutter(hals)krebs und insbesondere deformieren hier lokal den Knochen. Die
Metastasen [1, 2, 4, 14–16, 19, 26, 28]. Tumoren wachsen in das kleine Becken Da der Plexus lumbosacralis durch das
vor und sind hier fast ausschließlich ober- Knochenskelett des Beckens vergleichs-
Tumoren halb des M. levator ani gelegen. weise gut geschützt wird, sind direkte
Ein Tumor als Ursache einer lumbosakra- Abszesse, Hämatome, Phlegmonen, traumatische Läsionen selten. Grundsätz-
len Plexopathie ist beispielhaft in . Abb. 3 (Pseudo-)Aneurysmata und die Endo- lich kommen aber auch indirekte lum-
wiedergegeben. Anhand konventioneller metriose können ebenfalls zu Kompres- bale Wirbelsäulenverletzungen, Fraktu-
Sequenzen (T2, T1 und „short tau in- sionen des Plexus führen [3, 30]. ren im Becken- und Hüftbereich sowie
version recovery“ [STIR]) ist das Ver- Zu den entzündlichen bzw. syste- Luxationen oder penetrierende Trauma-
hältnis zwischen den aus dem Plexus mischen Ursachen zählen Neuritiden, ta (z. B. Kriegsverletzungen) als Ursache
hervorgehenden Nerven und dem Tu- Diabetes mellitus (diabetische Amyo- einer Plexopathie in Frage [8, 16, 21].
mor nicht fassbar. Die Diffusion-tensor- trophie), verschiedene Neuropathien Ferner können iatrogene Verletzungen
imaging(DTI)-basierte Traktographie ist (z. B. Charcot-Marie-Tooth-Krankheit, im Rahmen chirurgischer, gynäkologi-
in solchen Fällen besonders hilfreich. Guillain-Barré-Syndrom) strahlungsin- scher oder anästhetischer Eingriffe und
Als weiteres Beispiel lumbosakraler duzierte Neuropathien, chronisch ent- eingriffs- oder lagerungsbedingte Kom-
Nerventumoren sind in . Abb. 4 mul- pression, Traktion und Gefäßbeleidi-
Der Radiologe
Leitthema
Abb. 4 9 Magnetreso-
nanzdarstellung multipler
Neurofibrome im Bereich
des lumbosakralen Plexus.
Einzelne Neurofibrome fin-
den sich im Alcock-Kanal
entlang des N. pudendus
(Pfeile in b–d) beidseits. Se-
quenzen: „short tau inversi-
on recovery“ (STIR) axial (a),
T2 koronar (b), T2 sagittal
(c), T2 Turbospinecho (TSE)
sagittal (d)
Abb. 5 8 Patient mit Durchschuss des N. ischiadicus und konsekutiver hochgradiger Atrophie der linken unteren Extremi-
tät (a). In der sonographischen Untersuchung (b) stellte sich ein verdickter N. ischiadicus mit Verlust der faszikulären Textur dar
(Pfeil). In T2-gewichteten (c) und sagittalen Short-tau-inversion-recovery(STIR)-MRT-Aufnahmen (d) zeigte sich der verdickte
Nerv (Pfeile) hypointens mit Zeichen einer Fibrose und Weichteilbegleitverletzung sowie knöcherner Beteiligung. Mithilfe der
MR-Traktographie (e) stellte sich eine vollständige Kontinuitätsunterbrechung des Nervs proximal der maximalen Verdickung
dar
gungen in Plexopathien resultieren [17]. Bei traumatischen Läsionen stellt Extremität zeigt . Abb. 5. In Zukunft
Für die Diagnostik ist eine unilaterale sich die Frage der Indikation für eine verspricht v. a. die periphere Nerven-
Lokalisation der Symptome in der Regel nervenchirurgische Versorgung. Auf- traktographie eine optimierte Planung
ein Indikator für eine lokale Beteiligung, nahmen eines Patienten mit vor Jah- nervenchirurgischer Eingriffe, soweit
während eine bilaterale Symptomatik ren zurückliegendem Durchschuss des diese indiziert bzw. noch möglich sind
auf einen systemischen Prozess hinweist N. ischiadicus und konsekutiver hoch- [5, 14].
[24]. gradiger Atrophie der linken unteren
Der Radiologe
Tab. 2 MR-Neurographie-Protokoll
Sequenz Untersuchungsfeld Voxelgröße (mm3) TR/TE (ms)
Sagittal, T2-gewichtet, TSE Wirbelsäule, lumbal 0,84 2487/120
Axial, STIR Becken, Oberschenkel 1,35 4718/60
Parakoronar, 3-D-„fast spin echo“ (VISTA, SPACE, CUBE) Ventrale Nervenwurzeln 0,84 2500/250
Parakoronar, T1-gewichtet, vor/nach Gadolinium Ventrale Nervenwurzeln 3,15 623/10
Bei Neuritis und Tumoren: axiale THRIVE, VIBE, LAVA, – 0,12 8,2/3,7
Fettsättigung, nach Gadolinium (MIP)
Optional: DTI mit SPAIR – 16 gradientenkodierende Richtun- 3295/96
gen, b-Wert von >700 s/mm²
TR Relaxationszeit, TE Echozeit, TSE Turbospinecho, STIR „short tau inversion recovery“, VISTA „volume isotropic turbo spin echo acquisition“ (Philips),
SPACE „sampling perfection with application optimized contrasts using different flip angle evolution“ (Siemens), CUBE Eigenname GE, THRIVE „T1-weighted
high resolution isotropic volume examination“, VIBE „volumetric interpolated breath-hold examination“ (Siemens), LAVA „liver acquisition with volume
acceleration“ (GE), MIP „maximum intensity projection“, DTI „diffusion tensor imaging“ (Philips), SPAIR „spectral adiabatic inversion recovery“
Klinische Indikationen Neurographie und hier insbesondere die Bereich von LWK1 bis nach kokzygeal
für MR-Neurographie und Diffusionstensorbildgebung (DTI) auch abdeckt.
periphere hochauflösende funktionelle Aspekte von Nervenläsio- Um Muskeldenervationsödeme als
Ultraschallneurographie (HRUS) nen zu erfassen [13, 22]. Hinweis für eine periphere Neuropathie
Die MR-Neurographie mit einer Feld- zu detektieren, sollte eine STIR-Sequenz
Die wichtigsten Indikationen sind: stärke von 3 T ist einem 1,5-T-Gerät auf- (TR 4718 ms, TE 60 ms, rekonstruierte
4 Ausschluss einer Läsion bei Patienten grund eines höheren Signal-Rausch-Ver- Voxelgröße 0,58 mm/0,58 mm/4,0 mm)
mit uni- oder bilateral abnormer hältnisses („signal to noise ratio“, SNR) bevorzugt in axialer Orientierung akqui-
Elektromyographie (EMG) oder überlegen. Daraus ergeben sich eine hö- riert werden. Bei Verdacht auf Läsionen
unauffälliger EMG und anhaltender here räumliche Auflösung und kleine- des lumbalen Plexus wird diese auf den
Symptomatik. re Schichtdicken mit einer Verbesserung M. iliacus, bei Verdacht auf Läsionen
4 Bestätigung von Plexopathien bei der Flüssigkeitsdarstellung und des Kon- des sakralen Plexus auf den Trochanter
klinisch nicht eindeutigem Befund. trast-Rausch-Verhältnisses („contrast to zentriert. Das Muster der Denervati-
4 Bestätigung der Beteiligung des noise ratio“, CNR), was von Vorteil für onszeichen ist ein erster Hinweis für
Plexus und Einschätzung des Aus- die anatomische Charakterisierung und eine spezifische periphere Nervenläsi-
maßes bei Tumoren und anderen die Suche nach Läsionen ist. on. Darüber hinaus können anhand
raumfordernden Erkrankungen. des Verteilungsmusters des Muskelbe-
4 Bewertung peripherer Beteiligung Protokoll der MR-Neurographie falles auch zentrale Denervationsmuster,
und assoziierter Läsionen, beispiels- des Plexus lumbosacralis Myositis oder Muskeldystrophien von
weise iatrogener Nervenverletzungen neurogenen Läsionen richtungsweisend
(eingriffs- oder lagerungsbedingt, Die Gestaltung des Untersuchungs- differenziert werden.
Piriformissyndrom und andere peri- protokolls (. Tab. 2) ist abhängig von Die parakoronale fettgesättigte, T2-
phere Kompressionssyndrome, Pu- den lokalen technischen Gegebenheiten. gewichtete 3-D-Fast-spin-echo-Sequenz
dendusneuralgie, fokale Neuritiden Grundsätzlich sollte eine Abklärung mit („volume isotropic turbo spin echo acqui-
[10, 11, 23]). einer 3-T-MRT mit Körperspule ange- sition“ [VISTA], „sampling perfection
4 Planung und Durchführung HRUS- strebt werden. Die Untersuchung erfolgt with application optimized contrasts
oder MR-gestützter diagnostischer in Rückenlage der Patienten. using different flip angle evolution“
Blockade, Schmerztherapie oder Da klinisch eine Plexopathie von [SPACE], CUBE) erlaubt die hochauf-
Punktion. einer Spinalkanalstenose bzw. multiseg- gelöste Darstellung auch sehr kleiner
mentalen neuroforaminellen Stenosen Plexusnerven. Diese sollte gezielt im
Technik der MR-Neurographie oft nicht zu unterscheiden ist, sollte Bereich der Läsion eingesetzt werden.
auch bei dedizierten Plexus-MRT-Pro- T1-gewichtete Sequenzen vor und
Die MR-Neurographie ist ein gewebe- tokollen eine Darstellung im Überblick nach Kontrastmittel(KM)-Applikation
spezifisches Bildgebungsverfahren, opti- der Lendenwirbelsäule bzw. des lum- sollten in Abhängigkeit von der klini-
miert für die Beurteilung peripherer Ner- bosakralen Übergangs erfolgen. Dazu schen Indikation durchgeführt werden.
ven und deren assoziierter Pathologien eignet sich beispielsweise eine sagitta- Eine KM-Gabe ist insbesondere bei
[20]. le T2-Turbospinechosequenz (T2-TSE, onkologischen Fragestellungen sowie
Im Allgemeinen erfolgt die MR-Neu- Repetitionszeit [TR] 2487 ms, Echozeit bei Neuritiden, Polyneuropathien oder
rographie T2- oder diffusionsbasiert. Da- [TE] 120 ms, rekonstruierte Voxelgrö- postoperativen Komplikationen diag-
beiermöglichtdie diffusionsbasierte MR- ße 0,49 mm/0,49 mm/3,5 mm), die den nostisch hilfreich [20]. Für eine größere
Der Radiologe
Leitthema
Der Radiologe
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