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Kreuz- und Nackenschmerzen gehören zu den häufigsten Gründen für

einen Arztbesuch. Ursache für die Schmerzen sind zumeist Erkrankungen


des Bewegungsapparats – insbesondere der Wirbelsäule, einschließlich
der Wirbelknochen (Wirbelkörper), der Bandscheiben sowie der
stützenden Muskeln und Bänder. Manchmal sind Kreuzschmerzen aber
auch auf Störungen zurückzuführen, die nichts mit dem
Bewegungsapparat zu tun haben.
Kreuzschmerzen nehmen mit dem Alter zu. Etwa die Hälfte der über 60-
Jährigen ist davon betroffen. Sie verursachen enorme Kosten durch
Krankenkassenleistungen, Berufsunfähigkeitsrenten und Arbeitsausfälle.

Die Wirbelsäule setzt sich aus kleinen Knochen (Wirbeln) zusammen.


Zwischen den Wirbeln befinden sich stoßdämpfende Bandscheiben. Die
Bandscheiben haben eine feste äußere Schicht aus Faserknorpel und
einen weichen, gallertartigen Kern. Jeder Rückenwirbel hat zwei Gelenke
hinter den Bandscheiben. Diese Gelenke werden Wirbelbogen- oder
Facettengelenke genannt. Die Gelenkfortsätze eines Wirbelkörpers ruhen
auf den Gelenkfortsätzen des darunter liegenden Wirbelkörpers und bilden
ein Gelenk. Die Facettengelenke und damit die Wirbelsäule werden durch
Bänder und Muskeln stabilisiert, die Folgendes umfassen:

 Zwei Lenden-Darmbein-Muskeln (musculus iliopsoas) verlaufen


seitlich entlang der Wirbelsäule.

 Zwei Rückenstrecker-Muskeln (musculus erector spinae) verlaufen


über die gesamte Länge hinter der Wirbelsäule.

 Zwischen den Rückenwirbeln verlaufen viele kurze Muskeln entlang


der Wirbelsäule (paraspinale Muskeln).

Auch die Bauchmuskulatur (die vom unteren Rippenbogen zum Becken


verläuft) trägt dazu bei, die Wirbelsäule zu stabilisieren, indem sie den
Bauchinhalt stützt. Auch die Muskeln im Gesäß stabilisieren die
Wirbelsäule. All diese Muskeln werden als Rumpfmuskulatur bezeichnet.

Im Inneren der Wirbelsäule liegt das Rückenmark. Über die gesamte


Länge der Wirbelsäule treten aus Lücken zwischen den Rückenwirbeln die
Spinalnerven aus, die mit Nerven im ganzen Körper in Kontakt stehen. Der
dem Rückenmark am nächsten gelegene Teil der Spinalnerven wird als
Spinalnervenwurzel bezeichnet. Aufgrund ihrer Lage können die Wurzeln
der Spinalnerven gequetscht werden, wenn die Wirbelsäule verletzt wird,
und das führt zu Schmerzen.
Die untere Wirbelsäule (Lendenwirbelsäule) ist mit der Wirbelsäule im
oberen Rückenbereich (Brustwirbelsäule) und über das Kreuzbein
(Sakrum) unten mit dem Becken verbunden. Das Kreuzbein (Sakrum) ist
der große dreieckige Knochen an der Wirbelsäulenbasis, dessen unterer
Teil das Steißbein (Os coccygis) ist. Die Lendenwirbelsäule ist flexibel,
damit man sich drehen, winden und beugen kann, und bietet die nötige
Kraft, um zu stehen, zu gehen und Dinge zu heben. Somit ist das Kreuz
an fast allen täglichen Aktivitäten beteiligt, sodass Schmerzen in diesem
Bereich viele Aktivitäten beeinträchtigen und die Lebensqualität mindern
können.

Arten von Rückenschmerzen


Zu den typischen Rückenschmerzen gehören lokale, ausstrahlende und
übertragene Schmerzen.

Lokale Kreuzschmerzen sind auf einen bestimmten Bereich im unteren Rücken


beschränkt. Sie sind die häufigste Form der Rückenschmerzen. Ursache ist zumeist
eine kleinere Bandscheibenverletzung, Arthritis in einem Gelenk sowie eine
Muskelverstauchung oder -zerrung. Die Schmerzen können anhaltend und stumpf
sein, aber auch periodisch und scharf. Bei einer Verletzung treten die Schmerzen
plötzlich auf. Lokale Schmerzen können sich durch eine Positionsänderung
verstärken oder bessern. Der untere Rücken kann berührungsempfindlich sein. und
es kann zu Muskelkrämpfen kommen.
Ausstrahlende Schmerzen strahlen vom Kreuz in die Beine aus. Die Schmerzen
können dumpf oder stechend und intensiv sein. Sie betreffen typischerweise nur die
Seite oder den hinteren Teil des Beins und können bis zum Fuß oder nur bis zum
Knie reichen. Ausstrahlende Schmerzen sind in der Regel ein Anzeichen für eine
Nervenwurzelkompression, z. B. aufgrund eines Bandscheibenvorfalls,
einer Ischialgie, einer Arthrose oder einer Spinalkanalstenose. Die Schmerzen
können durch Husten, Niesen, Strecken oder Vorbeugen mit geraden Beinen
ausgelöst werden. Bei Druck auf die Nervenwurzel kann zu den Schmerzen noch
Muskelschwäche in den Beinen oder ein kribbelndes Gefühl bis hin zur
Gefühllosigkeit hinzukommen. In seltenen Fällen verlieren die Betroffenen auch die
Kontrolle über ihre Blase (Harninkontinenz) oder ihren Darm (Stuhlinkontinenz).
Übertragene Schmerzen (auch fortgeleitete Schmerzen) treten an einer Stelle
abseits der eigentlich betroffenen Stelle auf. Bei einem Herzinfarkt kann der
Betroffene z. B. Schmerzen im linken Arm verspüren. Übertragene Schmerzen im
unteren Rücken, die von inneren Organen herrühren, sind in der Regel tiefliegend
und ziehend und lassen sich nur schwer genau lokalisieren. Anders als bei
Schmerzen aufgrund einer Erkrankung des Bewegungsapparats werden sie
normalerweise durch Bewegung nicht verstärkt.
Ursachen für Kreuzschmerzen
Grund für die meisten Rückenschmerzen ist eine Störung der Wirbelsäule,
der umgebenden Gelenke, Muskeln, Bänder und Nervenwurzeln oder der
Bandscheiben. Oft lässt sich keine bestimmte Ursache ausmachen. Bei
jeder schmerzhaften Erkrankung der Wirbelsäule können sich die Muskeln
um die Wirbelsäule reflexartig verhärten (verkrampfen). Diese Krämpfe
verstärken den Schmerz möglicherweise noch. Stress kann
Kreuzschmerzen verschlimmern; auf welche Weise, ist jedoch unklar.

In einigen Fällen können Rückenschmerzen auch durch eine Erkrankung


hervorgerufen werden, die nichts mit der Wirbelsäule zu tun hat, wie
Krebs, gynäkologische Erkrankungen (z. B. prämenstruelles Syndrom),
Störungen der Nieren- (z. B. Nierensteine), Harnwegs- (z. B. Infektionen
der Nieren, der Harnblase und der Prostata) und Verdauungsfunktion (z.
B. Divertikulitis) sowie Erkrankungen der großen Blutbahnen in der Nähe
der Wirbelsäule.
Häufige Ursachen
Häufige Ursachen für Kreuzschmerzen:

 Verletzungen von Muskeln und Bändern


 Arthrose
 Kompressionsfrakturen der Wirbelsäule
 Ein Bandscheibenriss oder -vorfall
 Lumbale Spinalkanalstenose
 Spondylolisthese
 Fibromyalgie
Verletzungen können bei alltäglichen Tätigkeiten auftreten (z. B. Dinge
heben, Sport treiben, sich auf unerwartete Weise bewegen) oder durch
Traumata wie etwa Stürze oder Autounfälle verursacht werden. Häufig
werden mit bildgebenden Verfahren keine spezifischen verletzten
Strukturen identifiziert, die Ärzte gehen jedoch davon aus, dass einige
Muskeln und/oder Bänder betroffen sind.
Arthrose (eine durch Abnutzung entstandene Gelenkentzündung) führt
dazu, dass der Knorpel zwischen den Facettengelenken beschädigt wird
und sich Knochensporne (Osteophyten) bilden. Diese Störung geht
teilweise auf eine altersbedingte Abnutzung zurück. Die wiederholte
Belastung eines Gelenks oder einer Gelenkgruppe kann das Auftreten von
Arthrose in diesem Bereich begünstigen. Die Bandscheiben zwischen den
Wirbeln verschlechtern sich und die Zwischenräume zwischen den
Wirbeln verengen sich, wodurch sich der Druck auf die Facettengelenke
erhöht und es zu Entzündungen (Arthritis) und der Bildung von
Knochenspornen in den Öffnungen für die Nervenwurzeln kommt. Bei
einer starken Degeneration und dem Verlust der Bandscheibendicke
können diese Osteophyten in den Öffnungen die Spinalnervenwurzeln
zusammendrücken. All diese Veränderungen können zu Schmerzen und
Steifheit im unteren Rücken führen.
Zu Kompressionsfrakturen der Wirbelkörper
(Wirbelsäulenbrüchen) kommt es meist, wenn die Knochendichte
aufgrund von Osteoporose abnimmt, vorwiegend im fortgeschrittenen
Alter. Die Rückenwirbel werden von Osteoporose besonders stark in
Mitleidenschaft gezogen. Kompressionsfrakturen der Wirbelkörper (die zu
plötzlichen, starken Rückenschmerzen führen können) können von einer
Kompression der Spinalnervenwurzeln begleitet sein, die chronische
Rückenschmerzen verursachen kann. Die meisten Knochenbrüche
aufgrund einer Osteoporose treten jedoch im oberen und mittleren
Rückenbereich und nicht im Kreuz auf.
Ein Bandscheibenriss oder -vorfall kann ebenfalls Kreuzschmerzen
verursachen. Eine Bandscheibe hat eine harte Außenschicht und einen
weichen, gallertartigen Kern. Wenn eine Bandscheibe wiederholt von den
Wirbeln darüber und darunter überlastet wird (etwa, wenn man sich zum
Heben eines schweren Gegenstands nach vorne beugt), kann die
Außenschicht reißen (Ruptur) und Schmerzen verursachen. Der Kern der
Bandscheibe wölbt sich durch den Riss nach außen (Vorfall). Diese Wulst
kann die benachbarte Spinalnervenwurzel quetschen, reizen und sogar
beschädigen, was zu weiteren Schmerzen und Symptomen in einem oder
beiden Beinen führt. Ein Bandscheibenriss oder -vorfall im unteren
Rückenbereich, der auf die Nerven drückt, ist auch eine häufige Ursache
für ein Ischiassyndrom. Bildgebende Verfahren wie eine
Magnetresonanztomografie (MRT) zeigen jedoch oft auch
Bandscheibenvorfälle bei Menschen, die keine Symptome oder Probleme
haben.
Bei einer lumbalen Spinalkanalstenose verengt sich der Spinalkanal in
der Lendenwirbelsäule, der mittig durch die Wirbelsäule verläuft, und der
das Rückenmark sowie das sich am unteren Ende weiter erstreckende
Nervenbündel enthält. Bei älteren Menschen ist sie häufig der Grund für
Kreuzschmerzen. Bei Menschen mit einer angeborenen Verengung des
Spinalkanals kann sie bereits im mittleren Alter auftreten. Eine
Spinalkanalstenose wird durch Erkrankungen
wie Arthrose, Spondylolisthese, Spondylitis ankylosans (Morbus
Bechterew) und Morbus Paget der Knochen ausgelöst.
Eine Spinalkanalstenose kann ein Ischiassyndrom sowie Kreuzschmerzen
hervorrufen.
Als Spondylolisthese (Wirbelgleiten) bezeichnet man die teilweise
Verschiebung eines Lendenwirbels. Eine Art davon kommt bei
Jugendlichen und jungen Erwachsenen (vor allem bei Sportlern) vor, wenn
eine Verletzung zu einer Fraktur in einem Teil eines Wirbels führt. Sind
beide Seiten des Wirbels betroffen, kann er über den darunter liegenden
Wirbel nach vorne rutschen. Spondylolisthese kann auch bei älteren
Erwachsenen auftreten, ist dann aber meistens das Ergebnis einer
degenerativen Erkrankung. Wenn es bei Erwachsenen zu einer
Spondylolisthese kommt, haben sie auch ein höheres Risiko für eine
lumbale Spinalkanalstenose.
Fibromyalgie ist eine häufige Ursache für Schmerzen in verschiedenen
Bereichen des Körpers, auch im unteren Rücken. Diese Erkrankung ruft
chronische, weit verbreitete (diffuse) Schmerzen in den Muskeln und
anderem Weichteilgewebe um die Lendenwirbelsäule hervor. Fibromyalgie
ist auch durch Schlafstörungen und Müdigkeit gekennzeichnet.
Wussten Sie ...
 Die Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur kann die Wirbelsäule stützen
und dadurch Kreuzschmerzen vorbeugen.

Seltenere Ursachen
Seltenere Ursachen für Kreuzschmerzen:

 Wirbelsäuleninfektionen
 Wirbelsäulentumoren
 Eine Ausbuchtung (Aneurysma) der großen Baucharterie
(Bauchaortenaneurysma)
 Bestimmte Verdauungsstörungen wie z. B. Divertikulitis
 Bestimmte Erkrankungen der Harnwege, wie z.
B. Niereninfektionen, Nierensteine und Entzündungen der
Vorsteherdrüse (Prostatitis)
 Bestimmte Erkrankungen des Beckens, wie
eine Eileiterschwangerschaft, Beckenbodenentzündungen und Krebs
an den Eierstöcken oder anderen Geschlechtsorganen
 Gürtelrose (vor und nach dem Ausschlag)
 Morbus Paget der Knochen
 Verschiedene Arten von entzündlicher Arthritis, wie z. B. Spondylitis
ankylosans
 Entzündliche oder infiltrative Krankheiten im Raum hinter der
Bauchhöhle (Retroperitoneum), wie Vernarbungen, Blutungen,
vergrößerte Lymphknoten und Immunglobulin-G4-assoziierte
Erkrankung (IgG4-RD)
 Entzündliche Muskelerkrankungen, wie etwa Polymyositis und
andere entzündliche Myopathien und Polymyalgia rheumatica
Beurteilung von Kreuzschmerzen
Der Arzt versucht, ernsthafte Erkrankungen zu erkennen. Da
Kreuzschmerzen viele Ursachen haben können, lässt sich ein einzelner
Auslöser nur schwer ausmachen. Möglicherweise lässt sich nur
bestimmen, dass eine Erkrankung des Bewegungsapparats vorliegt und
wie ernst sie ist.
Warnsignale
Bei Kreuzschmerzen geben bestimmte Symptome und Merkmale Anlass
zu Besorgnis. Hierzu gehören:

 Eine frühere Krebserkrankung


 Die Einnahme von Immunsuppressiva, eine HIV-Infektion oder AIDS,
die Anwendung von Spritzen, eine kürzliche Operation oder eine
Wunde – Bedingungen mit erhöhtem Infektionsrisiko
 Taubheit, Schwäche in einem oder beiden Beinen, Probleme beim
Entleeren der Blase (Harnverhalt) oder Kontrollverlust über Blase
oder Darm (Harninkontinenz oder Stuhlinkontinenz) – Symptome, die
auf eine Nervenschädigung oder eine Kompression des
Rückenmarks hindeuten
 Fieber
 Gewichtsverlust
 Starke nächtliche Schmerzen
 Bauch- oder Brustschmerzen oder ein Pochen im Oberbauch –
Symptome, die auf ein Bauchaortenaneurysma hindeuten
 Erbrechen, starke Bauchschmerzen, schwarzer oder blutiger Stuhl –
Symptome einer Erkrankung der Verdauungsorgane
 Probleme beim Wasserlassen, Blut im Urin, schwere, krampfartige
Schmerzen an der Seite, die in die Lende ausstrahlen – Symptome
einer Harnwegserkrankung
Wann ein Arzt zu konsultieren ist:
Bei Fieber oder Warnsignalen, die auf eine Nervenschädigung,
ein Bauchaortenaneurysma, eine Verdauungsstörung oder eine
Erkrankung der Harnwege hindeuten, sollte unverzüglich ein Arzt
aufgesucht werden. Bei den meisten anderen Warnsignalen sollten die
Betroffenen nach spätestens einem Tag einen Arzt aufsuchen. Wenn
außer einem leichten Schmerz über mehr als 6 Wochen keine weiteren
Warnzeichen auftreten, ist ein Arztbesuch nicht so dringend.
Was der Arzt unternimmt:
Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur
Krankengeschichte des Patienten. Darauf folgt eine körperliche
Untersuchung. Die Befunde aus der Krankengeschichte und der
körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache und auf die
eventuell erforderlichen Untersuchungen hin (siehe Tabelle Ursachen und
Merkmale von Kreuzschmerzen ).
Der Arzt stellt Fragen zu den Schmerzen:

 Wie fühlen sich die Schmerzen an?


 Wann und wie hat es begonnen?
 Wie stark sind sie?
 Wo tut es weh und wohin strahlen die Schmerzen aus?
 Wodurch werden sie stärker oder schwächer (z. B. Positionswechsel
oder Gewichtsbelastung)?
 Gibt es andere Symptome (z. B. Taubheit, Schwäche, Harnverhalt
oder Inkontinenz)?

Bestimmte Schmerzmerkmale können Hinweise auf die mögliche Ursache


geben:

 Schmerzen in einem berührungsempfindlichen Bereich, die sich


durch einen Positionswechsel oder Gewichtsbelastung verstärken,
sind meist lokal.
 Schmerzen, die in das Bein ausstrahlen, z. B. bei einem
Ischiassyndrom, werden normalerweise durch eine gequetschte
Spinalnervenwurzel verursacht.
 Schmerzen, die sich durch Änderung der Stellung des Rückens nicht
verändern und nicht von Berührungsempfindlichkeit begleitet sind,
können übertragene Schmerzen sein.
 Andauernde starke Schmerzen, die sich stetig verschlechtern und
durch Ruhigstellung nicht verbessern, sondern den Betroffenen
nachts wachhalten, können ein Bandscheibenvorfall oder Anzeichen
für Krebs oder eine Infektion sein.

Die körperliche Untersuchung konzentriert sich auf die Wirbelsäule und


eine Überprüfung der Nerven in der Lende und den Beinen auf eine
Quetschung der Nervenwurzeln. Anzeichen für eine
Nervenwurzelkompression hängen davon ab, welche Nervenwurzeln
beteiligt sind. Sie umfassen u. a. Schwäche in einer der Muskelgruppen in
den Beinen, ungewöhnliche Reflexe (überprüft durch Antippen der Sehnen
unter dem Knie und hinter dem Fußgelenk), Gefühlsstörungen in einem
Bereich des Beins sowie äußerst selten Harnverhalt und Harn-
oder Stuhlinkontinenz.
Um die Art der Schmerzen zu bestimmen, bittet der Arzt den Betroffenen,
sich auf eine bestimmte Weise zu bewegen, Der Arzt bittet den Patienten
in der Regel, sich nach vorne und hinten zu beugen. Der Patient muss
sich möglicherweise flach hinlegen und dann sein Bein anheben, ohne das
Knie zu beugen, damit der Arzt sehen kann, ob dies Schmerzen bereitet,
was auf einen Bandscheibenvorfall hindeuten könnte. Der Arzt kann auch
den Bauch des Patienten auf empfindliche oder verhärtete Stellen
abtasten und den Puls fühlen, vor allem bei Patienten über 55 Jahre, bei
denen ein Bauchaortenaneurysma vorliegen könnte. Bei Männern wird
möglicherweise die Prostata digital rektal untersucht. Bei Frauen werden
die inneren Geschlechtsorgane bei einer Beckenuntersuchung überprüft.
Anhand der Informationen zu den Schmerzen, der körperlichen
Untersuchung und der Krankengeschichte lässt sich eine mögliche
Ursache bestimmen.

TABELLE
Ursachen und Merkmale von Kreuzschmerzen

Tests
In der Regel sind keine Untersuchungen erforderlich, da die meisten
Rückenschmerzen durch Arthrose, Verstauchungen und Zerrungen oder
andere leichtere Erkrankungen des Bewegungsapparats ausgelöst werden
und innerhalb von 6 Wochen wieder zurückgehen. Bildgebende Verfahren
sind in den folgenden Fällen erforderlich:

 Wenn eine andere Ursache vermutet wird


 Wenn Warnzeichen auftreten
 Wenn die Rückenschmerzen anhalten

Patienten, die auf die anfängliche Behandlung nicht angesprochen oder


deren Symptome sich verschlimmert oder sonst verändert haben, können
ebenfalls weiter untersucht werden.

Röntgenaufnahmen des unteren Rückens zeigen nur die Knochen. Damit


können degenerative Veränderungen aufgrund
von Arthrose, Kompressionsfrakturen der
Wirbel, Spondylolisthese und Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew)
erkannt werden. Eine Magnetresonanztomografie (MRT)
oder Computertomografie (CT) dagegen gibt Knochen detaillierter wieder,
und vor allem in einer MRT ist das Weichteilgewebe (einschließlich der
Bandscheiben und einiger Nerven) gut zu erkennen. MRT oder CT sind
normalerweise erforderlich, um Erkrankungen zu erkennen, die winzige
Knochenveränderungen und Erkrankungen des Weichteilgewebes
hervorrufen. Mit diesen Verfahren lassen sich z. B. Bandscheibenvorfälle,
eine Spinalstenose, Krebs und Infektionen erkennen oder ausschließen.
Mit ihrer Hilfe können auch Nervenquetschungen erkannt werden.
Wenn eine Kompression des Rückenmarks vermutet wird, wird
unverzüglich eine MRT gemacht. In seltenen Fällen, wenn die MRT kein
klares Bild ergibt, ist eine Myelographie mit CT erforderlich. Wenn der
Verdacht einer Krebserkrankung oder einer Infektion besteht, wird eine
Gewebeprobe entnommen (Biopsie). Gelegentlich werden Vorhandensein,
Position, Dauer und Schwere einer Nervenwurzelkompression mit
einer Elektromyographie und Nervenleitfähigkeitsuntersuchung überprüft.

Vorbeugung von Kreuzschmerzen


Die folgenden Maßnahmen können das Risiko senken, dass es bei
jemandem zu Kreuzschmerzen kommt:

 Körperliche Aktivität
 Kräftigung und Dehnung der Muskeln
 Aufrechterhalten eines gesunden Körpergewichts
 Gute Körperhaltung
 Angemessene Methoden zum Aufheben von Gegenständen

Der effektivste Weg, Kreuzschmerzen zu vermeiden, ist regelmäßige


Bewegung. Ausdauertraining und bestimmte Muskelkräftigungs- und
Dehnübungen sind sehr hilfreich.

Ausdauertraining, z. B. Schwimmen und Gehen, verbessert den


körperlichen Zustand und stärkt die Muskulatur.

Spezielle Übungen zur Kräftigung der Bauch-, Gesäß- und


Rückenmuskulatur (Rumpfmuskulatur) können dazu beitragen, die
Wirbelsäule zu stabilisieren und die Belastung der Bandscheiben, welche
die Wirbelsäule abfedern, und der Bänder, die sie an Ort und Stelle halten,
zu verringern.

Zu den Übungen zur Muskelkräftigung gehören z. B. Beckenkippung und


Bauchpresse. Zu den Dehnungsübungen gehört die Beugung des Knies
zur Brust. Bei manchen Personen können Dehnübungen
Rückenschmerzen verstärken und müssen daher vorsichtig durchgeführt
werden. Ganz allgemein gilt, dass man mit einer Übung aufhören sollte,
wenn sie zu Schmerzen führt oder diese verschlimmert. Die Übungen
sollten so lange wiederholt werden, bis sich die Muskeln leicht ermüden,
aber nicht völlig kraftlos anfühlen. Richtiges Atmen während des Trainings
ist wichtig. Wer Rückenschmerzen hat, sollte einen Arzt konsultieren,
bevor er mit dem Sport beginnt.
Übungen gegen Kreuzschmerzen
Beckenkippung
In Rückenlage die Füße aufstellen, die Fersen stehen auf
dem Boden, das Gewicht ruht auf den Fersen. Das Kreuz
gegen den Boden drücken, die Gesäßmuskulatur
anspannen (dabei das Gesäß leicht [1 cm] vom Boden
abheben) und die Bauchmuskulatur anspannen. Diese
Position halten und bis 10 zählen. Diese Übung 20-mal
wiederholen.

Bauchpresse
In Rückenlage die Füße aufstellen. Die Arme liegen
gekreuzt auf der Brust. Die Bauchmuskeln anspannen und
die Schultern langsam rund 25 cm vom Boden abheben,
wobei der Kopf gerade gehalten wird (das Kinn soll die
Brust nicht berühren). Dann die Bauchmuskulatur
entspannen und die Schultern langsam wieder senken.
Drei Sätze mit je zehn Wiederholungen durchführen.

Dehnung der Gesäßmuskulatur durch Heraufziehen


des Knies auf die Brust
Flach auf den Rücken legen. Beide Hände hinter ein Knie
legen und das Knie an die Brust ziehen. Halten und bis 10
zählen. Dann das Bein langsam zurückführen und die
Übung mit dem anderen Bein wiederholen. Diese Übung
10-mal durchführen.

Sport kann dazu beitragen, das Idealgewicht zu halten.


Gewichtsbelastende Aktivitäten können helfen, die Knochendichte zu
bewahren. So kann Sport dazu beitragen, zwei Ursachen für
Kreuzschmerzen zu verringern: Übergewicht und Osteoporose.
Eine richtige Körperhaltung beim Stehen und Sitzen verringert die
Belastung des Rückens. Ein krummer Rücken sollte vermieden werden.
Der Stuhl sollte so hoch sein, dass die Füße flach auf dem Boden stehen,
wobei die Knie leicht nach oben weisen, der Lendenwirbelbereich sollte
flach an der Rückenlehne anliegen. Wenn der Stuhl den
Lendenwirbelbereich nicht stützt, kann die Sitzposition durch ein
Keilkissen angepasst werden. Es ist besser, die Füße flach auf den Boden
zu stellen, als die Beine zu überkreuzen. Langes Sitzen und Stehen
sollten vermieden werden. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, sollte die
Position regelmäßig verändert werden, um den Rücken zu entlasten.

Richtiges Heben verhindert Rückenverletzungen. Die Hüften sollten sich


unter den Schultergelenken befinden (d. h. nicht nach rechts oder links
verdreht). Beim Anheben nicht mit durchgedrückten Beinen und
ausgestreckten Armen nach vorn beugen. Stattdessen an der Hüfte
einknicken und die Knie beugen. Dadurch bleibt der Rücken gerade und
die Ellenbogen liegen seitlich am Körper. Die Last eng am Körper
anheben, indem die Beine gestreckt werden. So kommt die Kraft aus den
Beinen und nicht aus dem Rücken. Das Anheben einer Last über den Kopf
und Drehbewegung mit angehobener Last erhöht das Risiko einer
Rückenverletzung.

Behandlung von Kreuzschmerzen


Wenn eine bestimmte Ursache diagnostiziert wird, wird diese Erkrankung
behandelt. Eine Infektion der Vorsteherdrüse (Prostatitis) z. B. wird mit
Antibiotika behandelt. Für Schmerzen aufgrund von Verstauchungen und
Zerrungen und viele andere Erkrankungen des Bewegungsapparats gibt
es jedoch keine Behandlungsmethoden. Sie können aber durch viele
allgemeine Maßnahmen gelindert werden, die auch bei der Kompression
einer Spinalnervenwurzel helfen.
Allgemeine Maßnahmen bei Rückenschmerzen
Zu den Maßnahmen gehört:

 Änderung der Aktivitäten


 Einnahme von Schmerzmitteln
 Kälte- oder Wärmeanwendungen am betroffenen Bereich
 Leichte sportliche Betätigung, die auszuhalten ist
Bei neu auftretenden Kreuz- und Rückenschmerzen besteht die
Behandlung zunächst darin, Aktivitäten zu meiden, die die Wirbelsäule
belasten und Schmerzen hervorrufen, wie schweres Heben und Bücken.
Die Schmerzen verbessern sich nicht durch Bettruhe, sodass Ärzte zu
leichter Aktivität raten. Bettruhe bei schweren Schmerzen sollte max. ein
bis zwei Tage dauern. Längere Bettruhe schwächt die Rumpfmuskulatur
und führt zu erhöhter Steifheit, was die Rückenschmerzen verstärkt und
die Genesung beeinträchtigt. Stützkorsetts und Streckungen sind nicht
hilfreich. Eine Streckung kann die Genesung verzögern.
Wenn keine Entzündung vorliegt, reicht Paracetamol als Schmerzmittel
aus. Mit rezeptfreien oder rezeptpflichtigen nichtsteroidalen
Antirheumatika (NSAR) können Schmerzen gelindert und Entzündungen
reduziert werden. Wenn Paracetamol oder NSAR keine ausreichende
Schmerzlinderung bieten, werden gelegentlich Opioidanalgetika verordnet,
die aber nur kurzfristig angewendet werden sollten, da eine langfristige
Anwendung von Opioidanalgetika die Schmerzempfindlichkeit sogar
erhöhen, Nebenwirkungen verursachen und das Risiko
einer Substanzgebrauchsstörung zur Folge haben kann.
Muskelrelaxanzien wie Carisoprodol, Cyclobenzaprin, Diazepam,
Metaxalon oder Methocarbamol können Muskelkrämpfe lindern, ihre
Wirksamkeit ist jedoch umstritten. Diese Medikamente sind aufgrund ihrer
Nebenwirkungen für ältere Patienten nicht ratsam, da sie bei ihnen zu
Nebenwirkungen wie Benommenheit und Verwirrtheit neigen.
Muskelrelaxanzien werden in der Regel nur bei sicht- und tastbaren
Muskelkrämpfen verschrieben. Wenn sie verschrieben werden, sollten
Muskelrelaxanzien nicht länger als 72 Stunden angewendet werden,
außer bei einigen Menschen mit Erkrankungen, bei denen die Schmerzen
im Gehirn oder Rückenmark entstehen (zentrales Schmerzsyndrom). Zum
Beispiel kann Cyclobenzaprin die Schlafqualität verbessern und die
Schmerzen bei Patienten mit Fibromyalgie lindern. Manchmal wird der
Patient gebeten, sie nur vor dem Schlafengehen einzunehmen.
Wärme- oder Kälteanwendungen können helfen (siehe Behandlung von
Schmerzen und Entzündungen). In den ersten 2 Tagen nach einer
Verletzung wirkt Kälte häufig besser. Eis und Kühlpacks sollten nicht direkt
auf die Haut gelegt werden, Eis kann z. B. in einen Plastikbeutel gepackt
und in ein Handtuch gewickelt werden. Das Eis wird nach 20 Minuten
entfernt und dann nach etwa 60 bis 90 Minuten für weitere 20 Minuten
wieder aufgelegt. Dieser Vorgang kann in den ersten 24 Stunden
kontinuierlich wiederholt werden. Wärmeanwendungen mit einem
Heizkissen können über denselben Zeitraum durchgeführt werden. Da die
Haut am Rücken wärmeunempfindlich sein kann, sollten Heizkissen
vorsichtig eingesetzt werden, um Verbrennungen zu vermeiden. Vor dem
Einschlafen sollte kein Heizkissen aufgelegt werden, um nicht darauf
einzuschlafen.
Massagen können Kreuzschmerzen vorübergehend lindern. Einige
Untersuchungen haben ergeben, dass Akupunktur eine ähnliche Wirkung
haben kann, während andere eine geringe oder gar keine Wirkung
belegen. Die Manipulation der Wirbelsäule, durchgeführt von einem
Chiropraktiker oder einigen anderen Ärzten (z. B. Osteopathen), kann
ebenfalls Linderung verschaffen, wenn sie mit einem Trainingsprogramm
kombiniert wird. Die Manipulation der Wirbelsäule kann jedoch das Risiko
einer weiteren Verletzung erhöhen und sollte bei Menschen vermieden
werden, die entzündliche Arthritis, Nackenprobleme mit Instabilität der
Halswirbel oder einen Bandscheibenvorfall haben.
Nach Abklingen der Schmerzen können leichte Aktivitäten und vom Arzt
oder einem Physiotherapeuten empfohlene Übungen die Genesung
beschleunigen. In manchen Fällen kann ein physiotherapeutisches
Behandlungsprogramm helfen. Gewöhnlich werden spezielle Übungen zur
Kräftigung und Dehnung des Rückens und zur Stärkung der
Rumpfmuskulatur empfohlen, die verhindern sollen, dass die
Rückenschmerzen chronisch werden oder wiederkehren.
Eine bequeme Schlafposition auf einer Matratze mittlerer Härte wird
empfohlen. Rückenschläfer sollten ein Kissen unter die Knie legen.
Seitenschläfer sollten ihren Kopf durch ein Kissen in eine gerade Position
bringen (nicht nach unten zum Bett oder nach oben zur Decke geneigt).
Sie sollten ein weiteres Kissen zwischen die Knie legen und Hüfte und
Knie leicht beugen, falls sich dadurch die Rückenschmerzen lindern
lassen. Die Betroffenen können weiterhin auf ihrem Bauch schlafen, wenn
sie sich dabei wohlfühlen.

Weitere vorbeugende Maßnahmen (gute Körperhaltung, richtiges Heben)


sollten weitergeführt oder eingeführt werden. Mithilfe dieser Maßnahmen
lassen die Rückenschmerzen in den meisten Fällen nach spätestens 2
Wochen nach. Unabhängig von der Behandlung klingen 80 bis 90 Prozent
der Rücken- und Kreuzschmerzen innerhalb von 6 Wochen ab.
Behandlung chronischer Rückenschmerzen
Chronische Rückenschmerzen erfordern zusätzliche Maßnahmen.
Ausdauertraining kann helfen, ebenso wie eine Gewichtsabnahme, falls
erforderlich. Wenn Betäubungsmittel unwirksam bleiben, können andere
Behandlungsmaßnahmen in Erwägung gezogen werden.

Eine transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) kann hilfreich sein.


Das TENS-Gerät erzeugt durch einen schwachen Reizstrom ein
kribbelndes Gefühl. Dieser Strom kann die Übertragung einiger
Schmerzsignale vom Rückenmark zum Gehirn unterbinden. Je nach
Stärke der Schmerzen kann die Anwendung mehrmals am Tag 20
Minuten bis mehrere Stunden lang eingesetzt werden.
In einigen Fällen kann auch hin und wieder ein Kortikosteroid (wie
Dexamethason oder Methylprednisolon) zusammen mit einem örtlichen
Betäubungsmittel (wie Lidocain) in die Wirbelbogengelenke oder in den
Epiduralraum zwischen der Wirbelsäule und der äußeren Gewebeschicht
um das Rückenmark gespritzt werden. Die Epiduralinjektionen sind bei
einem Ischiassyndrom aufgrund eines Bandscheibenvorfalls
möglicherweise wirksamer als bei einer lumbalen Spinalstenose. Es ist
jedoch ungewiss, ob sie auf Dauer einen Nutzen ergeben. Ihre Wirkung
hält gewöhnlich nur einige Tage bis Wochen an. Sie sollen hauptsächlich
die Schmerzen so weit lindern, dass ein Übungsprogramm durchgeführt
werden kann, um die Schmerzen langfristig zu beheben.

Operation bei Rückenschmerzen


Wenn ein Bandscheibenvorfall zu einem anhaltenden oder chronischen
Ischiassyndrom, Schwäche, Gefühllosigkeit oder Kontrollverlust über
Blase und Darm führt, müssen möglicherweise die hervortretenden Teile
der Bandscheibe (Diskektomie) oder Teile des Wirbels (Laminektomie)
operativ entfernt werden.
Bei einer schweren Spinalkanalstenose kann der Wirbelkanal dadurch
erweitert werden, dass ein großer Teil der Rückseite des Wirbels (die
Lamina) operativ entfernt wird (lumbale Laminektomie). Diese Operation
wird unter Vollnarkose durchgeführt. Dies erfordert einen vier- bis
fünftägigen Krankenhausaufenthalt. Bis die Betroffenen ihre
Alltagsgeschäfte wiederaufnehmen können, vergehen in der Regel drei bis
vier Monate. Etwa zwei Drittel der Patienten erholen sich gut bis
vollständig. Bei den restlichen Betroffenen beugt eine solche Operation
möglicherweise Schmerzen und einer Verschlechterung der weiteren
Symptome vor.
Bei einer instabilen Wirbelsäule (aufgrund eines schweren
Bandscheibenvorfalls, einer Spondylolisthese oder nach einer
Laminektomie bei einer Spinalkanalstenose) können die Wirbel operativ
fixiert werden (sogenannte Wirbelkörperverblockung). Das vermindert
jedoch die Beweglichkeit und belastet die übrige Wirbelsäule zusätzlich,
was weitere Probleme mit sich bringen kann.

Kreuz- und Nackenschmerzen gehören zu den häufigsten Gründen für


einen Arztbesuch. Ursache für die Schmerzen sind zumeist Erkrankungen
des Bewegungsapparats – insbesondere der Wirbelsäule, einschließlich
der Wirbelknochen (Wirbelkörper), der Bandscheiben sowie der
stützenden Muskeln und Bänder. Manchmal sind Kreuzschmerzen aber
auch auf Störungen zurückzuführen, die nichts mit dem
Bewegungsapparat zu tun haben.
Kreuzschmerzen nehmen mit dem Alter zu. Etwa die Hälfte der über 60-
Jährigen ist davon betroffen. Sie verursachen enorme Kosten durch
Krankenkassenleistungen, Berufsunfähigkeitsrenten und Arbeitsausfälle.

Die Wirbelsäule setzt sich aus kleinen Knochen (Wirbeln) zusammen.


Zwischen den Wirbeln befinden sich stoßdämpfende Bandscheiben. Die
Bandscheiben haben eine feste äußere Schicht aus Faserknorpel und
einen weichen, gallertartigen Kern. Jeder Rückenwirbel hat zwei Gelenke
hinter den Bandscheiben. Diese Gelenke werden Wirbelbogen- oder
Facettengelenke genannt. Die Gelenkfortsätze eines Wirbelkörpers ruhen
auf den Gelenkfortsätzen des darunter liegenden Wirbelkörpers und bilden
ein Gelenk. Die Facettengelenke und damit die Wirbelsäule werden durch
Bänder und Muskeln stabilisiert, die Folgendes umfassen:

 Zwei Lenden-Darmbein-Muskeln (musculus iliopsoas) verlaufen


seitlich entlang der Wirbelsäule.
 Zwei Rückenstrecker-Muskeln (musculus erector spinae) verlaufen
über die gesamte Länge hinter der Wirbelsäule.
 Zwischen den Rückenwirbeln verlaufen viele kurze Muskeln entlang
der Wirbelsäule (paraspinale Muskeln).

Auch die Bauchmuskulatur (die vom unteren Rippenbogen zum Becken


verläuft) trägt dazu bei, die Wirbelsäule zu stabilisieren, indem sie den
Bauchinhalt stützt. Auch die Muskeln im Gesäß stabilisieren die
Wirbelsäule. All diese Muskeln werden als Rumpfmuskulatur bezeichnet.

Im Inneren der Wirbelsäule liegt das Rückenmark. Über die gesamte


Länge der Wirbelsäule treten aus Lücken zwischen den Rückenwirbeln die
Spinalnerven aus, die mit Nerven im ganzen Körper in Kontakt stehen. Der
dem Rückenmark am nächsten gelegene Teil der Spinalnerven wird als
Spinalnervenwurzel bezeichnet. Aufgrund ihrer Lage können die Wurzeln
der Spinalnerven gequetscht werden, wenn die Wirbelsäule verletzt wird,
und das führt zu Schmerzen.
Lendenwirbelsäule
Die untere Wirbelsäule (Lendenwirbelsäule) ist mit der Wirbelsäule im
oberen Rückenbereich (Brustwirbelsäule) und über das Kreuzbein
(Sakrum) unten mit dem Becken verbunden. Das Kreuzbein (Sakrum) ist
der große dreieckige Knochen an der Wirbelsäulenbasis, dessen unterer
Teil das Steißbein (Os coccygis) ist. Die Lendenwirbelsäule ist flexibel,
damit man sich drehen, winden und beugen kann, und bietet die nötige
Kraft, um zu stehen, zu gehen und Dinge zu heben. Somit ist das Kreuz
an fast allen täglichen Aktivitäten beteiligt, sodass Schmerzen in diesem
Bereich viele Aktivitäten beeinträchtigen und die Lebensqualität mindern
können.

Wirbelsäule und Rückenmark

3D MODEL:

Arten von Rückenschmerzen


Zu den typischen Rückenschmerzen gehören lokale, ausstrahlende und
übertragene Schmerzen.

Lokale Kreuzschmerzen sind auf einen bestimmten Bereich im unteren Rücken


beschränkt. Sie sind die häufigste Form der Rückenschmerzen. Ursache ist zumeist
eine kleinere Bandscheibenverletzung, Arthritis in einem Gelenk sowie eine
Muskelverstauchung oder -zerrung. Die Schmerzen können anhaltend und stumpf
sein, aber auch periodisch und scharf. Bei einer Verletzung treten die Schmerzen
plötzlich auf. Lokale Schmerzen können sich durch eine Positionsänderung
verstärken oder bessern. Der untere Rücken kann berührungsempfindlich sein. und
es kann zu Muskelkrämpfen kommen.
Ausstrahlende Schmerzen strahlen vom Kreuz in die Beine aus. Die Schmerzen
können dumpf oder stechend und intensiv sein. Sie betreffen typischerweise nur die
Seite oder den hinteren Teil des Beins und können bis zum Fuß oder nur bis zum
Knie reichen. Ausstrahlende Schmerzen sind in der Regel ein Anzeichen für eine
Nervenwurzelkompression, z. B. aufgrund eines Bandscheibenvorfalls,
einer Ischialgie, einer Arthrose oder einer Spinalkanalstenose. Die Schmerzen
können durch Husten, Niesen, Strecken oder Vorbeugen mit geraden Beinen
ausgelöst werden. Bei Druck auf die Nervenwurzel kann zu den Schmerzen noch
Muskelschwäche in den Beinen oder ein kribbelndes Gefühl bis hin zur
Gefühllosigkeit hinzukommen. In seltenen Fällen verlieren die Betroffenen auch die
Kontrolle über ihre Blase (Harninkontinenz) oder ihren Darm (Stuhlinkontinenz).
Übertragene Schmerzen (auch fortgeleitete Schmerzen) treten an einer Stelle
abseits der eigentlich betroffenen Stelle auf. Bei einem Herzinfarkt kann der
Betroffene z. B. Schmerzen im linken Arm verspüren. Übertragene Schmerzen im
unteren Rücken, die von inneren Organen herrühren, sind in der Regel tiefliegend
und ziehend und lassen sich nur schwer genau lokalisieren. Anders als bei
Schmerzen aufgrund einer Erkrankung des Bewegungsapparats werden sie
normalerweise durch Bewegung nicht verstärkt.
Ursachen für Kreuzschmerzen
Grund für die meisten Rückenschmerzen ist eine Störung der Wirbelsäule, der
umgebenden Gelenke, Muskeln, Bänder und Nervenwurzeln oder der
Bandscheiben. Oft lässt sich keine bestimmte Ursache ausmachen. Bei jeder
schmerzhaften Erkrankung der Wirbelsäule können sich die Muskeln um die
Wirbelsäule reflexartig verhärten (verkrampfen). Diese Krämpfe verstärken den
Schmerz möglicherweise noch. Stress kann Kreuzschmerzen verschlimmern; auf
welche Weise, ist jedoch unklar.

In einigen Fällen können Rückenschmerzen auch durch eine Erkrankung


hervorgerufen werden, die nichts mit der Wirbelsäule zu tun hat, wie Krebs,
gynäkologische Erkrankungen (z. B. prämenstruelles Syndrom), Störungen der
Nieren- (z. B. Nierensteine), Harnwegs- (z. B. Infektionen der Nieren,
der Harnblase und der Prostata) und Verdauungsfunktion (z. B. Divertikulitis) sowie
Erkrankungen der großen Blutbahnen in der Nähe der Wirbelsäule.
Häufige Ursachen
Häufige Ursachen für Kreuzschmerzen:

 Verletzungen von Muskeln und Bändern


 Arthrose
 Kompressionsfrakturen der Wirbelsäule
 Ein Bandscheibenriss oder -vorfall
 Lumbale Spinalkanalstenose
 Spondylolisthese
 Fibromyalgie
Verletzungen können bei alltäglichen Tätigkeiten auftreten (z. B. Dinge heben,
Sport treiben, sich auf unerwartete Weise bewegen) oder durch Traumata wie etwa
Stürze oder Autounfälle verursacht werden. Häufig werden mit bildgebenden
Verfahren keine spezifischen verletzten Strukturen identifiziert, die Ärzte gehen
jedoch davon aus, dass einige Muskeln und/oder Bänder betroffen sind.
Arthrose (eine durch Abnutzung entstandene Gelenkentzündung) führt dazu, dass
der Knorpel zwischen den Facettengelenken beschädigt wird und sich
Knochensporne (Osteophyten) bilden. Diese Störung geht teilweise auf eine
altersbedingte Abnutzung zurück. Die wiederholte Belastung eines Gelenks oder
einer Gelenkgruppe kann das Auftreten von Arthrose in diesem Bereich
begünstigen. Die Bandscheiben zwischen den Wirbeln verschlechtern sich und die
Zwischenräume zwischen den Wirbeln verengen sich, wodurch sich der Druck auf
die Facettengelenke erhöht und es zu Entzündungen (Arthritis) und der Bildung von
Knochenspornen in den Öffnungen für die Nervenwurzeln kommt. Bei einer starken
Degeneration und dem Verlust der Bandscheibendicke können diese Osteophyten
in den Öffnungen die Spinalnervenwurzeln zusammendrücken. All diese
Veränderungen können zu Schmerzen und Steifheit im unteren Rücken führen.
Zu Kompressionsfrakturen der Wirbelkörper (Wirbelsäulenbrüchen) kommt es
meist, wenn die Knochendichte aufgrund von Osteoporose abnimmt, vorwiegend im
fortgeschrittenen Alter. Die Rückenwirbel werden von Osteoporose besonders stark
in Mitleidenschaft gezogen. Kompressionsfrakturen der Wirbelkörper (die zu
plötzlichen, starken Rückenschmerzen führen können) können von einer
Kompression der Spinalnervenwurzeln begleitet sein, die chronische
Rückenschmerzen verursachen kann. Die meisten Knochenbrüche aufgrund einer
Osteoporose treten jedoch im oberen und mittleren Rückenbereich und nicht im
Kreuz auf.
Ein Bandscheibenriss oder -vorfall kann ebenfalls Kreuzschmerzen verursachen.
Eine Bandscheibe hat eine harte Außenschicht und einen weichen, gallertartigen
Kern. Wenn eine Bandscheibe wiederholt von den Wirbeln darüber und darunter
überlastet wird (etwa, wenn man sich zum Heben eines schweren Gegenstands
nach vorne beugt), kann die Außenschicht reißen (Ruptur) und Schmerzen
verursachen. Der Kern der Bandscheibe wölbt sich durch den Riss nach außen
(Vorfall). Diese Wulst kann die benachbarte Spinalnervenwurzel quetschen, reizen
und sogar beschädigen, was zu weiteren Schmerzen und Symptomen in einem
oder beiden Beinen führt. Ein Bandscheibenriss oder -vorfall im unteren
Rückenbereich, der auf die Nerven drückt, ist auch eine häufige Ursache für
ein Ischiassyndrom. Bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie
(MRT) zeigen jedoch oft auch Bandscheibenvorfälle bei Menschen, die keine
Symptome oder Probleme haben.
Bei einer lumbalen Spinalkanalstenose verengt sich der Spinalkanal in der
Lendenwirbelsäule, der mittig durch die Wirbelsäule verläuft, und der das
Rückenmark sowie das sich am unteren Ende weiter erstreckende Nervenbündel
enthält. Bei älteren Menschen ist sie häufig der Grund für Kreuzschmerzen. Bei
Menschen mit einer angeborenen Verengung des Spinalkanals kann sie bereits im
mittleren Alter auftreten. Eine Spinalkanalstenose wird durch Erkrankungen
wie Arthrose, Spondylolisthese, Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew)
und Morbus Paget der Knochen ausgelöst.
Eine Spinalkanalstenose kann ein Ischiassyndrom sowie Kreuzschmerzen
hervorrufen.
Als Spondylolisthese (Wirbelgleiten) bezeichnet man die teilweise Verschiebung
eines Lendenwirbels. Eine Art davon kommt bei Jugendlichen und jungen
Erwachsenen (vor allem bei Sportlern) vor, wenn eine Verletzung zu einer Fraktur
in einem Teil eines Wirbels führt. Sind beide Seiten des Wirbels betroffen, kann er
über den darunter liegenden Wirbel nach vorne rutschen. Spondylolisthese kann
auch bei älteren Erwachsenen auftreten, ist dann aber meistens das Ergebnis einer
degenerativen Erkrankung. Wenn es bei Erwachsenen zu einer Spondylolisthese
kommt, haben sie auch ein höheres Risiko für eine lumbale Spinalkanalstenose.
Fibromyalgie ist eine häufige Ursache für Schmerzen in verschiedenen Bereichen
des Körpers, auch im unteren Rücken. Diese Erkrankung ruft chronische, weit
verbreitete (diffuse) Schmerzen in den Muskeln und anderem Weichteilgewebe um
die Lendenwirbelsäule hervor. Fibromyalgie ist auch durch Schlafstörungen und
Müdigkeit gekennzeichnet.
Wussten Sie ...
 Die Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur kann die Wirbelsäule stützen
und dadurch Kreuzschmerzen vorbeugen.

Seltenere Ursachen
Seltenere Ursachen für Kreuzschmerzen:

 Wirbelsäuleninfektionen
 Wirbelsäulentumoren
 Eine Ausbuchtung (Aneurysma) der großen Baucharterie
(Bauchaortenaneurysma)
 Bestimmte Verdauungsstörungen wie z. B. Divertikulitis
 Bestimmte Erkrankungen der Harnwege, wie z.
B. Niereninfektionen, Nierensteine und Entzündungen der Vorsteherdrüse
(Prostatitis)
 Bestimmte Erkrankungen des Beckens, wie
eine Eileiterschwangerschaft, Beckenbodenentzündungen und Krebs an den
Eierstöcken oder anderen Geschlechtsorganen
 Gürtelrose (vor und nach dem Ausschlag)
 Morbus Paget der Knochen
 Verschiedene Arten von entzündlicher Arthritis, wie z. B. Spondylitis
ankylosans
 Entzündliche oder infiltrative Krankheiten im Raum hinter der Bauchhöhle
(Retroperitoneum), wie Vernarbungen, Blutungen, vergrößerte Lymphknoten
und Immunglobulin-G4-assoziierte Erkrankung (IgG4-RD)
 Entzündliche Muskelerkrankungen, wie etwa Polymyositis und andere
entzündliche Myopathien und Polymyalgia rheumatica
Beurteilung von Kreuzschmerzen
Der Arzt versucht, ernsthafte Erkrankungen zu erkennen. Da Kreuzschmerzen viele
Ursachen haben können, lässt sich ein einzelner Auslöser nur schwer ausmachen.
Möglicherweise lässt sich nur bestimmen, dass eine Erkrankung des
Bewegungsapparats vorliegt und wie ernst sie ist.

Warnsignale
Bei Kreuzschmerzen geben bestimmte Symptome und Merkmale Anlass zu
Besorgnis. Hierzu gehören:

 Eine frühere Krebserkrankung


 Die Einnahme von Immunsuppressiva, eine HIV-Infektion oder AIDS,
die Anwendung von Spritzen, eine kürzliche Operation oder eine Wunde –
Bedingungen mit erhöhtem Infektionsrisiko
 Taubheit, Schwäche in einem oder beiden Beinen, Probleme beim Entleeren
der Blase (Harnverhalt) oder Kontrollverlust über Blase oder Darm
(Harninkontinenz oder Stuhlinkontinenz) – Symptome, die auf eine
Nervenschädigung oder eine Kompression des Rückenmarks hindeuten
 Fieber
 Gewichtsverlust
 Starke nächtliche Schmerzen
 Bauch- oder Brustschmerzen oder ein Pochen im Oberbauch – Symptome,
die auf ein Bauchaortenaneurysma hindeuten
 Erbrechen, starke Bauchschmerzen, schwarzer oder blutiger Stuhl –
Symptome einer Erkrankung der Verdauungsorgane
 Probleme beim Wasserlassen, Blut im Urin, schwere, krampfartige
Schmerzen an der Seite, die in die Lende ausstrahlen – Symptome einer
Harnwegserkrankung

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:


Bei Fieber oder Warnsignalen, die auf eine Nervenschädigung,
ein Bauchaortenaneurysma, eine Verdauungsstörung oder eine Erkrankung der
Harnwege hindeuten, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Bei den
meisten anderen Warnsignalen sollten die Betroffenen nach spätestens einem Tag
einen Arzt aufsuchen. Wenn außer einem leichten Schmerz über mehr als 6
Wochen keine weiteren Warnzeichen auftreten, ist ein Arztbesuch nicht so
dringend.
Was der Arzt unternimmt:
Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur
Krankengeschichte des Patienten. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Die
Befunde aus der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung deuten
häufig auf eine Ursache und auf die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin
(siehe Tabelle Ursachen und Merkmale von Kreuzschmerzen ).
Der Arzt stellt Fragen zu den Schmerzen:

 Wie fühlen sich die Schmerzen an?


 Wann und wie hat es begonnen?
 Wie stark sind sie?
 Wo tut es weh und wohin strahlen die Schmerzen aus?
 Wodurch werden sie stärker oder schwächer (z. B. Positionswechsel oder
Gewichtsbelastung)?
 Gibt es andere Symptome (z. B. Taubheit, Schwäche, Harnverhalt oder
Inkontinenz)?

Bestimmte Schmerzmerkmale können Hinweise auf die mögliche Ursache geben:

 Schmerzen in einem berührungsempfindlichen Bereich, die sich durch einen


Positionswechsel oder Gewichtsbelastung verstärken, sind meist lokal.
 Schmerzen, die in das Bein ausstrahlen, z. B. bei einem Ischiassyndrom,
werden normalerweise durch eine gequetschte Spinalnervenwurzel
verursacht.
 Schmerzen, die sich durch Änderung der Stellung des Rückens nicht
verändern und nicht von Berührungsempfindlichkeit begleitet sind, können
übertragene Schmerzen sein.
 Andauernde starke Schmerzen, die sich stetig verschlechtern und durch
Ruhigstellung nicht verbessern, sondern den Betroffenen nachts wachhalten,
können ein Bandscheibenvorfall oder Anzeichen für Krebs oder eine Infektion
sein.

Die körperliche Untersuchung konzentriert sich auf die Wirbelsäule und eine
Überprüfung der Nerven in der Lende und den Beinen auf eine Quetschung der
Nervenwurzeln. Anzeichen für eine Nervenwurzelkompression hängen davon ab,
welche Nervenwurzeln beteiligt sind. Sie umfassen u. a. Schwäche in einer der
Muskelgruppen in den Beinen, ungewöhnliche Reflexe (überprüft durch Antippen
der Sehnen unter dem Knie und hinter dem Fußgelenk), Gefühlsstörungen in einem
Bereich des Beins sowie äußerst selten Harnverhalt und Harn-
oder Stuhlinkontinenz.
Um die Art der Schmerzen zu bestimmen, bittet der Arzt den Betroffenen, sich auf
eine bestimmte Weise zu bewegen, Der Arzt bittet den Patienten in der Regel, sich
nach vorne und hinten zu beugen. Der Patient muss sich möglicherweise flach
hinlegen und dann sein Bein anheben, ohne das Knie zu beugen, damit der Arzt
sehen kann, ob dies Schmerzen bereitet, was auf einen Bandscheibenvorfall
hindeuten könnte. Der Arzt kann auch den Bauch des Patienten auf empfindliche
oder verhärtete Stellen abtasten und den Puls fühlen, vor allem bei Patienten über
55 Jahre, bei denen ein Bauchaortenaneurysma vorliegen könnte. Bei Männern
wird möglicherweise die Prostata digital rektal untersucht. Bei Frauen werden die
inneren Geschlechtsorgane bei einer Beckenuntersuchung überprüft.
Anhand der Informationen zu den Schmerzen, der körperlichen Untersuchung und
der Krankengeschichte lässt sich eine mögliche Ursache bestimmen.

TABELLE
Ursachen und Merkmale von Kreuzschmerzen

Tests
In der Regel sind keine Untersuchungen erforderlich, da die meisten
Rückenschmerzen durch Arthrose, Verstauchungen und Zerrungen oder andere
leichtere Erkrankungen des Bewegungsapparats ausgelöst werden und innerhalb
von 6 Wochen wieder zurückgehen. Bildgebende Verfahren sind in den folgenden
Fällen erforderlich:

 Wenn eine andere Ursache vermutet wird


 Wenn Warnzeichen auftreten
 Wenn die Rückenschmerzen anhalten

Patienten, die auf die anfängliche Behandlung nicht angesprochen oder deren
Symptome sich verschlimmert oder sonst verändert haben, können ebenfalls weiter
untersucht werden.

Röntgenaufnahmen des unteren Rückens zeigen nur die Knochen. Damit können
degenerative Veränderungen aufgrund von Arthrose, Kompressionsfrakturen der
Wirbel, Spondylolisthese und Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew) erkannt
werden. Eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT)
dagegen gibt Knochen detaillierter wieder, und vor allem in einer MRT ist das
Weichteilgewebe (einschließlich der Bandscheiben und einiger Nerven) gut zu
erkennen. MRT oder CT sind normalerweise erforderlich, um Erkrankungen zu
erkennen, die winzige Knochenveränderungen und Erkrankungen des
Weichteilgewebes hervorrufen. Mit diesen Verfahren lassen sich z.
B. Bandscheibenvorfälle, eine Spinalstenose, Krebs und Infektionen erkennen oder
ausschließen. Mit ihrer Hilfe können auch Nervenquetschungen erkannt werden.
Wenn eine Kompression des Rückenmarks vermutet wird, wird unverzüglich eine
MRT gemacht. In seltenen Fällen, wenn die MRT kein klares Bild ergibt, ist
eine Myelographie mit CT erforderlich. Wenn der Verdacht einer Krebserkrankung
oder einer Infektion besteht, wird eine Gewebeprobe entnommen (Biopsie).
Gelegentlich werden Vorhandensein, Position, Dauer und Schwere einer
Nervenwurzelkompression mit einer Elektromyographie und
Nervenleitfähigkeitsuntersuchung überprüft.
Vorbeugung von Kreuzschmerzen
Die folgenden Maßnahmen können das Risiko senken, dass es bei jemandem zu
Kreuzschmerzen kommt:
 Körperliche Aktivität
 Kräftigung und Dehnung der Muskeln
 Aufrechterhalten eines gesunden Körpergewichts
 Gute Körperhaltung
 Angemessene Methoden zum Aufheben von Gegenständen

Der effektivste Weg, Kreuzschmerzen zu vermeiden, ist regelmäßige Bewegung.


Ausdauertraining und bestimmte Muskelkräftigungs- und Dehnübungen sind sehr
hilfreich.

Ausdauertraining, z. B. Schwimmen und Gehen, verbessert den körperlichen


Zustand und stärkt die Muskulatur.

Spezielle Übungen zur Kräftigung der Bauch-, Gesäß- und Rückenmuskulatur


(Rumpfmuskulatur) können dazu beitragen, die Wirbelsäule zu stabilisieren und die
Belastung der Bandscheiben, welche die Wirbelsäule abfedern, und der Bänder, die
sie an Ort und Stelle halten, zu verringern.

Zu den Übungen zur Muskelkräftigung gehören z. B. Beckenkippung und


Bauchpresse. Zu den Dehnungsübungen gehört die Beugung des Knies zur Brust.
Bei manchen Personen können Dehnübungen Rückenschmerzen verstärken und
müssen daher vorsichtig durchgeführt werden. Ganz allgemein gilt, dass man mit
einer Übung aufhören sollte, wenn sie zu Schmerzen führt oder diese
verschlimmert. Die Übungen sollten so lange wiederholt werden, bis sich die
Muskeln leicht ermüden, aber nicht völlig kraftlos anfühlen. Richtiges Atmen
während des Trainings ist wichtig. Wer Rückenschmerzen hat, sollte einen Arzt
konsultieren, bevor er mit dem Sport beginnt.

Übungen gegen Kreuzschmerzen


Beckenkippung
In Rückenlage die Füße aufstellen,
die Fersen stehen auf dem Boden,
das Gewicht ruht auf den Fersen.
Das Kreuz gegen den Boden
drücken, die Gesäßmuskulatur
anspannen (dabei das Gesäß
leicht [1 cm] vom Boden abheben)
und die Bauchmuskulatur
anspannen. Diese Position halten
und bis 10 zählen. Diese Übung
20-mal wiederholen.
Bauchpresse
In Rückenlage die Füße aufstellen.
Die Arme liegen gekreuzt auf der
Brust. Die Bauchmuskeln
anspannen und die Schultern
langsam rund 25 cm vom Boden
abheben, wobei der Kopf gerade
gehalten wird (das Kinn soll die
Brust nicht berühren). Dann die
Bauchmuskulatur entspannen und
die Schultern langsam wieder
senken. Drei Sätze mit je zehn
Wiederholungen durchführen.

Dehnung der Gesäßmuskulatur


durch Heraufziehen des Knies
auf die Brust
Flach auf den Rücken legen. Beide
Hände hinter ein Knie legen und
das Knie an die Brust ziehen.
Halten und bis 10 zählen. Dann
das Bein langsam zurückführen
und die Übung mit dem anderen
Bein wiederholen. Diese Übung
10-mal durchführen.

Sport kann dazu beitragen, das Idealgewicht zu halten. Gewichtsbelastende


Aktivitäten können helfen, die Knochendichte zu bewahren. So kann Sport dazu
beitragen, zwei Ursachen für Kreuzschmerzen zu
verringern: Übergewicht und Osteoporose.
Eine richtige Körperhaltung beim Stehen und Sitzen verringert die Belastung des
Rückens. Ein krummer Rücken sollte vermieden werden. Der Stuhl sollte so hoch
sein, dass die Füße flach auf dem Boden stehen, wobei die Knie leicht nach oben
weisen, der Lendenwirbelbereich sollte flach an der Rückenlehne anliegen. Wenn
der Stuhl den Lendenwirbelbereich nicht stützt, kann die Sitzposition durch ein
Keilkissen angepasst werden. Es ist besser, die Füße flach auf den Boden zu
stellen, als die Beine zu überkreuzen. Langes Sitzen und Stehen sollten vermieden
werden. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, sollte die Position regelmäßig
verändert werden, um den Rücken zu entlasten.

Richtiges Heben verhindert Rückenverletzungen. Die Hüften sollten sich unter den
Schultergelenken befinden (d. h. nicht nach rechts oder links verdreht). Beim
Anheben nicht mit durchgedrückten Beinen und ausgestreckten Armen nach vorn
beugen. Stattdessen an der Hüfte einknicken und die Knie beugen. Dadurch bleibt
der Rücken gerade und die Ellenbogen liegen seitlich am Körper. Die Last eng am
Körper anheben, indem die Beine gestreckt werden. So kommt die Kraft aus den
Beinen und nicht aus dem Rücken. Das Anheben einer Last über den Kopf und
Drehbewegung mit angehobener Last erhöht das Risiko einer Rückenverletzung.
Behandlung von Kreuzschmerzen
Wenn eine bestimmte Ursache diagnostiziert wird, wird diese Erkrankung
behandelt. Eine Infektion der Vorsteherdrüse (Prostatitis) z. B. wird mit Antibiotika
behandelt. Für Schmerzen aufgrund von Verstauchungen und Zerrungen und viele
andere Erkrankungen des Bewegungsapparats gibt es jedoch keine
Behandlungsmethoden. Sie können aber durch viele allgemeine Maßnahmen
gelindert werden, die auch bei der Kompression einer Spinalnervenwurzel helfen.
Allgemeine Maßnahmen bei Rückenschmerzen
Zu den Maßnahmen gehört:

 Änderung der Aktivitäten


 Einnahme von Schmerzmitteln
 Kälte- oder Wärmeanwendungen am betroffenen Bereich
 Leichte sportliche Betätigung, die auszuhalten ist

Bei neu auftretenden Kreuz- und Rückenschmerzen besteht die Behandlung


zunächst darin, Aktivitäten zu meiden, die die Wirbelsäule belasten und Schmerzen
hervorrufen, wie schweres Heben und Bücken. Die Schmerzen verbessern sich
nicht durch Bettruhe, sodass Ärzte zu leichter Aktivität raten. Bettruhe bei schweren
Schmerzen sollte max. ein bis zwei Tage dauern. Längere Bettruhe schwächt die
Rumpfmuskulatur und führt zu erhöhter Steifheit, was die Rückenschmerzen
verstärkt und die Genesung beeinträchtigt. Stützkorsetts und Streckungen sind
nicht hilfreich. Eine Streckung kann die Genesung verzögern.
Wenn keine Entzündung vorliegt, reicht Paracetamol als Schmerzmittel aus. Mit
rezeptfreien oder rezeptpflichtigen nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) können
Schmerzen gelindert und Entzündungen reduziert werden. Wenn Paracetamol oder
NSAR keine ausreichende Schmerzlinderung bieten, werden gelegentlich
Opioidanalgetika verordnet, die aber nur kurzfristig angewendet werden sollten, da
eine langfristige Anwendung von Opioidanalgetika die Schmerzempfindlichkeit
sogar erhöhen, Nebenwirkungen verursachen und das Risiko
einer Substanzgebrauchsstörung zur Folge haben kann.
Muskelrelaxanzien wie Carisoprodol, Cyclobenzaprin, Diazepam, Metaxalon oder
Methocarbamol können Muskelkrämpfe lindern, ihre Wirksamkeit ist jedoch
umstritten. Diese Medikamente sind aufgrund ihrer Nebenwirkungen für ältere
Patienten nicht ratsam, da sie bei ihnen zu Nebenwirkungen wie Benommenheit
und Verwirrtheit neigen. Muskelrelaxanzien werden in der Regel nur bei sicht- und
tastbaren Muskelkrämpfen verschrieben. Wenn sie verschrieben werden, sollten
Muskelrelaxanzien nicht länger als 72 Stunden angewendet werden, außer bei
einigen Menschen mit Erkrankungen, bei denen die Schmerzen im Gehirn oder
Rückenmark entstehen (zentrales Schmerzsyndrom). Zum Beispiel kann
Cyclobenzaprin die Schlafqualität verbessern und die Schmerzen bei Patienten
mit Fibromyalgie lindern. Manchmal wird der Patient gebeten, sie nur vor dem
Schlafengehen einzunehmen.
Wärme- oder Kälteanwendungen können helfen (siehe Behandlung von Schmerzen
und Entzündungen). In den ersten 2 Tagen nach einer Verletzung wirkt Kälte häufig
besser. Eis und Kühlpacks sollten nicht direkt auf die Haut gelegt werden, Eis kann
z. B. in einen Plastikbeutel gepackt und in ein Handtuch gewickelt werden. Das Eis
wird nach 20 Minuten entfernt und dann nach etwa 60 bis 90 Minuten für weitere 20
Minuten wieder aufgelegt. Dieser Vorgang kann in den ersten 24 Stunden
kontinuierlich wiederholt werden. Wärmeanwendungen mit einem Heizkissen
können über denselben Zeitraum durchgeführt werden. Da die Haut am Rücken
wärmeunempfindlich sein kann, sollten Heizkissen vorsichtig eingesetzt werden,
um Verbrennungen zu vermeiden. Vor dem Einschlafen sollte kein Heizkissen
aufgelegt werden, um nicht darauf einzuschlafen.
Massagen können Kreuzschmerzen vorübergehend lindern. Einige
Untersuchungen haben ergeben, dass Akupunktur eine ähnliche Wirkung haben
kann, während andere eine geringe oder gar keine Wirkung belegen. Die
Manipulation der Wirbelsäule, durchgeführt von einem Chiropraktiker oder einigen
anderen Ärzten (z. B. Osteopathen), kann ebenfalls Linderung verschaffen, wenn
sie mit einem Trainingsprogramm kombiniert wird. Die Manipulation der Wirbelsäule
kann jedoch das Risiko einer weiteren Verletzung erhöhen und sollte bei Menschen
vermieden werden, die entzündliche Arthritis, Nackenprobleme mit Instabilität der
Halswirbel oder einen Bandscheibenvorfall haben.
Nach Abklingen der Schmerzen können leichte Aktivitäten und vom Arzt oder
einem Physiotherapeuten empfohlene Übungen die Genesung beschleunigen. In
manchen Fällen kann ein physiotherapeutisches Behandlungsprogramm helfen.
Gewöhnlich werden spezielle Übungen zur Kräftigung und Dehnung des Rückens
und zur Stärkung der Rumpfmuskulatur empfohlen, die verhindern sollen, dass die
Rückenschmerzen chronisch werden oder wiederkehren.
Eine bequeme Schlafposition auf einer Matratze mittlerer Härte wird empfohlen.
Rückenschläfer sollten ein Kissen unter die Knie legen. Seitenschläfer sollten ihren
Kopf durch ein Kissen in eine gerade Position bringen (nicht nach unten zum Bett
oder nach oben zur Decke geneigt). Sie sollten ein weiteres Kissen zwischen die
Knie legen und Hüfte und Knie leicht beugen, falls sich dadurch die
Rückenschmerzen lindern lassen. Die Betroffenen können weiterhin auf ihrem
Bauch schlafen, wenn sie sich dabei wohlfühlen.

Schlafpositionen bei Rückenschmerzen


Weitere vorbeugende Maßnahmen (gute Körperhaltung, richtiges Heben) sollten
weitergeführt oder eingeführt werden. Mithilfe dieser Maßnahmen lassen die
Rückenschmerzen in den meisten Fällen nach spätestens 2 Wochen nach.
Unabhängig von der Behandlung klingen 80 bis 90 Prozent der Rücken- und
Kreuzschmerzen innerhalb von 6 Wochen ab.
Behandlung chronischer Rückenschmerzen
Chronische Rückenschmerzen erfordern zusätzliche Maßnahmen.
Ausdauertraining kann helfen, ebenso wie eine Gewichtsabnahme, falls
erforderlich. Wenn Betäubungsmittel unwirksam bleiben, können andere
Behandlungsmaßnahmen in Erwägung gezogen werden.

Eine transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) kann hilfreich sein. Das


TENS-Gerät erzeugt durch einen schwachen Reizstrom ein kribbelndes Gefühl.
Dieser Strom kann die Übertragung einiger Schmerzsignale vom Rückenmark zum
Gehirn unterbinden. Je nach Stärke der Schmerzen kann die Anwendung mehrmals
am Tag 20 Minuten bis mehrere Stunden lang eingesetzt werden.
Facetteninfiltration
Epidurale Kortikosteroid-Injektion
In einigen Fällen kann auch hin und wieder ein Kortikosteroid (wie Dexamethason
oder Methylprednisolon) zusammen mit einem örtlichen Betäubungsmittel (wie
Lidocain) in die Wirbelbogengelenke oder in den Epiduralraum zwischen der
Wirbelsäule und der äußeren Gewebeschicht um das Rückenmark gespritzt
werden. Die Epiduralinjektionen sind bei einem Ischiassyndrom aufgrund eines
Bandscheibenvorfalls möglicherweise wirksamer als bei einer lumbalen
Spinalstenose. Es ist jedoch ungewiss, ob sie auf Dauer einen Nutzen ergeben.
Ihre Wirkung hält gewöhnlich nur einige Tage bis Wochen an. Sie sollen
hauptsächlich die Schmerzen so weit lindern, dass ein Übungsprogramm
durchgeführt werden kann, um die Schmerzen langfristig zu beheben.

Operation bei Rückenschmerzen


Wenn ein Bandscheibenvorfall zu einem anhaltenden oder chronischen
Ischiassyndrom, Schwäche, Gefühllosigkeit oder Kontrollverlust über Blase und
Darm führt, müssen möglicherweise die hervortretenden Teile der Bandscheibe
(Diskektomie) oder Teile des Wirbels (Laminektomie) operativ entfernt werden.
Bei einer schweren Spinalkanalstenose kann der Wirbelkanal dadurch erweitert
werden, dass ein großer Teil der Rückseite des Wirbels (die Lamina) operativ
entfernt wird (lumbale Laminektomie). Diese Operation wird unter Vollnarkose
durchgeführt. Dies erfordert einen vier- bis fünftägigen Krankenhausaufenthalt. Bis
die Betroffenen ihre Alltagsgeschäfte wiederaufnehmen können, vergehen in der
Regel drei bis vier Monate. Etwa zwei Drittel der Patienten erholen sich gut bis
vollständig. Bei den restlichen Betroffenen beugt eine solche Operation
möglicherweise Schmerzen und einer Verschlechterung der weiteren Symptome
vor.
Bei einer instabilen Wirbelsäule (aufgrund eines schweren Bandscheibenvorfalls,
einer Spondylolisthese oder nach einer Laminektomie bei einer
Spinalkanalstenose) können die Wirbel operativ fixiert werden (sogenannte
Wirbelkörperverblockung). Das vermindert jedoch die Beweglichkeit und belastet
die übrige Wirbelsäule zusätzlich, was weitere Probleme mit sich bringen kann.

Kreuzschmerzen: Operation

Diskektomie

Bei der Diskektomie wird der hervortretende Teil der Bandscheibe operativ entfernt.
Dieses Verfahren kann durchgeführt werden, wenn ein Bandscheibenvorfall zu
einem unangenehmen oder chronischen Ischiassyndrom, Schwäche,
Gefühlsverlust oder Verlust der Kontrolle über Blase und Darm führt. Manchmal
muss auch ein Teil des Wirbels entfernt werden. Dieses Verfahren wird
Laminektomie genannt.

Lumbalwirbelfusion

Die Bandscheiben machen ein Viertel der Wirbelsäule aus, dienen als deren
Stoßdämpfer und schützen so die Wirbel, das Rückenmark und andere Strukturen.
Manchmal werden die Bandscheiben jedoch dünner und verkümmern, wodurch die
von ihnen gestützten Wirbel enger zusammenrücken und die Nerven, die zwischen
ihnen hervorgehen, einklemmen.
In schweren Fällen werden diese Bandscheiben entfernt und durch
Knochenmaterial ersetzt, das aus der Hüfte entnommen wurde. Das wird als
Wirbelkörperfusion bezeichnet. Viele Ärzte entscheiden sich für eine
Vorgehensweise, bei der sie sich der erkrankten Bandscheibe von vorne nähern,
indem sie zuerst den Darm und andere Organe zur Seite schieben, um so die
Wirbelsäule offenzulegen. Dann wird die beschädigte Bandscheibe entfernt. In die
umliegenden Wirbel werden Öffnungen gebohrt, die nur etwas größer sind als die
entfernte Bandscheibe. In diese Öffnungen werden dann Titangehäuse oder -käfige
eingesetzt, die mit dem entnommenen Knochenmaterial aus der Hüfte gefüllt sind.
Spezialisierte Zellen, sogenannte Osteozyten, in diesem Knochen produzieren
neuen Knochen und unterstützen die Heilung an den betroffenen Stellen. Durch die
Öffnungen in diesen Käfigen kann der Knochen um den Käfig herum wachsen.
Zudem dienen sie dem Knochen während des Heilungsprozesses als Stütze und
bieten ihm eine Struktur.

Um sicherzustellen, dass der neue Knochen auch richtig verheilt, sollte die
Wirbelsäule 6 Wochen, 3 Monate, 6 Monate, ein Jahr und 2 Jahre nach dem
Eingriff wiederholt geröntgt werden.

Kompressionsfrakturen der Wirbelsäule


Kompressionsfrakturen der Wirbelsäule treten ziemlich häufig bei über 50-jährigen
Frauen auf. Sie können konservativ mit nicht operativen Maßnahmen wie einer
Orthese, mit Schmerzmitteln und möglicherweise mit einem Calcitonin-Nasenspray
behandelt werden. Letzteres trägt nicht zur Knochenheilung bei, kann aber
schmerzlindernd wirken.
Wenn die Schmerzen nicht ausreichend unter Kontrolle gebracht werden können,
stehen zwei chirurgische Verfahren zur Auswahl:

 Vertebroplastie: Injektion einer Zementmischung in den gebrochenen


Wirbelknochen.
 Kyphoplastie: Einführung eines Ballons in den gebrochenen Wirbelknochen,
der anschließend aufgeblasen. und mit Zement gefüllt wird.

Neuere Studien haben jedoch gezeigt, dass diese chirurgischen Eingriffe nicht
wirksamer als nicht operative Verfahren sind.

Wichtigste Punkte
 Kreuzschmerzen sind sehr häufig und werden in der Regel
durch eine Erkrankung der Wirbelsäule und weitere Faktoren wie
Erschöpfung, Übergewicht und Bewegungsmangel
hervorgerufen.
 Bei jungen Menschen haben Kreuzschmerzen selten eine ernste
Ursache und erfordern in der Regel nur eine Untersuchung,
wenn die Symptome über mehrere Wochen anhalten.
 Personen, bei denen Warnzeichen auftreten oder die über 55
Jahre alt sind, sollten unverzüglich einen Arzt aufsuchen.
 Durch eine Kräftigung der Bauch- und Rückenmuskulatur mit
speziellen Übungen kann den üblichen Kreuz- und
Rückenschmerzen vorgebeugt werden.
 In den meisten Fällen reicht es aus, rückenbelastende
Tätigkeiten zu vermeiden, Schmerzmittel einzunehmen und
Wärme- oder Kältebehandlungen durchzuführen.
 Längere Bettruhe und Streckungen können die Genesung
verzögern.
 In schweren Fällen ist möglicherweise ein chirurgischer Eingriff
notwendig, beispielsweise wenn ungewöhnliche Gefühle und
Schwäche in den Beinen verspürt werden.
 Kompressionsfrakturen der Wirbelsäule können konservativ (mit
Orthesen, Schmerzmitteln und einem Calcitonin-Nasenspray)
oder bisweilen aggressiver mit einem chirurgischen Eingriff
behandelt werden.

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