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8.1 Wirbelsäule
Lernziele: Entwicklung der Wirbelsäule, allge- „Säule" ist irreführend. Es handelt sich nicht
meiner Wirbelaufbau, spezieller Aufbau einzel- um ein in sich festes, starres Gebilde, sondern
ner Wirbel, Kopfgelenke, Anomalien um eine vielgliedrige Knochengelenkkette, die
passiv durch Bänder und aktiv durch Muskeln
stabilisiert wird, aber durch letztere auch bewegt
Die Wirbelsäule, Columna vertebralis, ist das
werden kann.
bezeichnende Merkmal aller Wirbeltiere, Ver-
tebrata, einschließlich des Menschen. Sie hat
zwei auf den ersten Blick sich widersprechende
Entwicklung
Aufgaben zu erfüllen. Zum einen ist sie Stütze
des Rumpfes, zum anderen ermöglicht sie aus- Die Wirbelsäulenelemente entwickeln sich früh-
giebige Bewegungen desselben. Der Begriff embryonal aus dem von den mesodermalen
M. deltoideus
ν jm \
\
\
\
V
« M.infraspinatus
Μ. latissimus dorsi
(Oberrand)
/ r
1§·:' ι ' Angulus inferior scapulae
Μ. serratus anterior
unter dem M. latissimus dorsi
/
Caput laterale
m. tricipitis brachii /
/
!
/
1
/ - - M . latissimus dorsi
Caput longum
(Unterrand)
m. tricipitis brachii
- M. erector Spinae
M. obliquus—
externus abdominis
-Crista iliaca
Μ. gluteus m e d i u s ^ ~~ ~~
Fossula lumbalis — —
. _ — — M . gluteus medius
Os sacrum
M. gluteus maximus
Trochanter major
-Sulcus gluteus
Somiten sich abgliedernden Skierotomen (Kap. dung unbeteiligt bleiben (sie liefern die bindege-
3.5.1.5, S. 147). Diese bilden, nachdem sie primär webigen Scheiden um die Spinalnervenäste), geht
eine Verschmelzung zeigen, eine axiale und eine aus den kaudalen die Anlage für die Wirbelbögen,
paraxiale Mesenchymzone (Kap. 3.5.1.3, S. 145). deren Wurzeln und Fortsätze sowie die der Rippen
Deren weiteres Schicksal ist different. Das para- hervor. Die axiale Mesenchymzone ist letztlich
xiale Mesenchym liefert, indem es sich spaltet, Bildner der Zwischenwirbelscheibe und des Wir-
kraniale und kaudale Sklerotomiten. Während die belkörpers. Die Zwischenwirbelscheibe nimmt in
kranialen Sklerotomiten an der späteren Wirbelbil- Form ihres inneren Gallertkerns Reste der Chorda
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8.1 Wirbelsäule 631
Systematische Anatomie
\
Proc. articularis
inferior
Fovea costalis
^ Corpus
Abb. 8.3: Brustwirbel von kranial und von rechts
8.1.1 Grundform des Wirbels lia. Form und Größe der Zwischenwirbellöcher
und ihre Lage zu den Zwischenwirbelscheiben
Im folgenden wird am Beispiel eines Brustwirbels sind in den einzelnen Abschnitten der Wirbelsäule
(Abb. 8.3) der generelle Aufbau eines Wirbels dar- unterschiedlich. Die Größe der Löcher nimmt von
gestellt. Auf die morphologische Spezialisierung kranial nach kaudal zu.
(d. h. das Abweichen) einzelner Wirbel von der
Grundform wird an entsprechender Stelle einge- Klinik: Ausgehend von einer mechanisch
gangen. Ein Wirbel besteht aus Körper (Corpus) bedingten, degenerativen Höhenminderung
und Bogen {Arcus). Der ventrale Wirbelkörper eines Discus intervertebralis kann es zur Ver-
0Corpus vertebrae) ist mechanisch fest und belast- engung des Foramen intervertebral kommen.
bar. Er hat eine dünne, kompakte Außenschicht und Dies fuhrt zum Druck auf die durchtretenden
eine dichte innere Spongiosa. An der kranialen und Spinalnerven und zu Störungen in deren Inner-
kaudalen Endfläche des Körpers ist der zentrale vationsgebiet. Häufig betroffen sind die Hais-
Teil porös, nur der Rand {Randleiste) besteht aus und Lendenwirbelsäule.
festerem Knochen. An 2 sich zugewandten Endflä-
chen erfahrt jeweils eine Zwischenwirbelscheibe Die Gelenkfortsätze, Processus articulares supe-
ihre Verankerung. Der Wirbelbogen {Arcus ver- riores und inferiores, tragen überknorpelte Artiku-
tebrae) entspringt mit 2 Wurzelanteilen {Pediculi lationsflächen und bilden mit den entsprechenden
arcus vertebrae) der Dorsalfläche des Körpers. Der Processus des benachbarten kranialen und kaudalen
Bogen trägt 2 seitliche Querfortsätze {Processus Wirbels die Wirbelbogengelenke (Abb. 8.2). Neben
transversi), 2 obere und 2 untere Gelenkfortsätze den Zwischenwirbelscheiben sind es die Wirbel-
{Processus articulares superiores und inferiores) bogengelenke, Articulationes zygapophyseales,
sowie einen unpaaren, nach dorsal gerichteten die Bewegungen der Wirbelsäule ermöglichen.
Dornfortsatz {Processus spinosus). Durch unterschiedliche räumliche Position der
Artikulationsflächen ergeben sich für die einzelnen
Wirbelbogen und Körperrückfläche umrahmen
Abschnitte der Wirbelsäule bevorzugte Bewe-
das Wirbelloch {Foramen vertebrale), welches
gungsmöglichkeiten.
das Rückenmark mit seinen Hüllen aufnimmt.
Die Fortsätze des Wirbelbogens dienen einer-
seits zur Befestigung von Bändern und Muskeln, 8.1.2 Halswirbel, Vertebrae cervicales
andererseits als gelenkbildende Elemente. Der
Wirbelbogen ist dort, wo er dem Körper entspringt, Die Halswirbelsäule (HWS) gliedert sich in
am oberen Rand seicht, am unteren Rand tief einge- 2 Abschnitte, wobei die obere HWS die Elemente
kerbt {Incisura vertebral is superior und inferior). C1 und C2 und die untere HWS C3 bis C7 umfasst.
Diese Inzisuren ergänzen sich mit den zugekehrten Diese Gliederung ist morphologisch und funktio-
des nächst oberen und unteren Wirbels zu den nell vorgegeben.
Zwischenwirbellöchern, Foramina intervertebra-
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8.1 Wirbelsäule 633
Tuberculum posterius
Arcus posterior atlantis
t I
Facies articulares Sulcus arteriae vertebralis
superiores (Var.) 7
Fovea articularis superior
\
\ / Foramen transversarium
/
Processus transversus
Processus
"acies articularis superior spinosus x
Processus transversus
Atlas. Der erste Halswirbel, Atlas, besitzt keinen lis auf, die sich dann nach hinten und medial zum
Körper. Vorderer Bogen, Arcus anterior, und hin- Hinterhauptsloch wendet. Sie erzeugt dabei auf
terer Bogen, Arcus posterior, formen einen Ring dem hinteren Atlasbogen eine Rinne, Sulcus arte-
(Abb. 8.4). Die beiden Bögen vereinigen sich in riae vertebralis, die gelegentlich zu einem Kanal,
den dicken Seitenteilen, den Massae laterales, die Canalis a. vertebralis, geschlossen sein kann.
sich in die seitlich stark ausladenden Processus
Axis. Der zweite Halswirbel (Abb. 8.5) trägt auf
transversi fortsetzen. Die Querfortsätze weisen ein
seinem Körper den Axiszahn, Dens axis. Der Dens
Foramen transversarium auf. Der Dornfortsatz ist
axis besitzt eine vordere und eine hintere über-
zu einem kleinen Höcker, Tuberculum posterius,
knorpelte Gelenkfläche. Die vordere Gelenkfläche,
reduziert. Eigentliche Gelenkfortsätze fehlen. Die
Facies articularis anterior, artikuliert mit der
Massae laterales tragen lediglich obere, ovale oder
Fovea dentis des vorderen Atlasbogens, die hintere,
schuhsohlenförmige, sagittal konkave und leicht
Facies articularis posterior, mit dem Ligamentum
nach medial geneigte Gelenkflächen, Facies arti-
transversum atlantis (Abb. 8.15). Rundliche, nach
culares superiores. Nicht selten sind die oberen
außen, dorsal und ventral abfallende obere Gelenk-
Gelenkflächen (ein- oder beidseitig) geteilt.
flächen erlauben eine Drehung von Atlas und Kopf
Die Facies articulares inferiores sind mehr plan um 40° zu jeder Seite, was die Hälfte der gesamten
und rund. Das Foramen vertebrate ist groß. Das HWS-Rotation ausmacht. Der kräftige Dornfort-
fehlende Corpus atlantis wird durch den kranial satz ist mehr oder minder deutlich gegabelt, die
gerichteten Zahn des 2. Halswirbels, Dens axis, Querfortsätze sind klein.
repräsentiert. Der Dens axis artikuliert mit der
Fovea dentis, die an der Innenseite des Arcus ante- Untere HWS. Die Elemente der unteren HWS,
rior gelegen ist. Der Axiszahn ist die eigentliche C3-C7, haben einen relativ niedrigen Körper, der
Anlage des Atlaskörpers. Das Foramen transversa- dorsal höher als ventral ist (Abb. 8.6). Die Endflä-
rium des Atlas nimmt die aufsteigende A. vertebra- chen sind sattelförmig gekrümmt, wobei die obere
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634 8 Rücken, Dorsum
Processus spinosus
Λ
/ \
Corpus
Processus spinosus
Arcus _ φχ • — Foramen transversarium
Corpus
/
/ /
/ Incisure vertebralis inferior
/
Processus articularis inferior Abb. 8.6: Halswirbel von kranial und von rechts
seitlich in einem hakenförmigen Fortsatz, Uncus dass die oberen und unteren Brustwirbelkörper
corporis, endet. Der grazile Bogen läuft im deutlich einen größeren Durchmesser aufweisen, während
gegabelten Dornfortsatz aus. Das von Körper und die mittleren mehr kartenherzförmig sind. Ventral
Bogen begrenzte Foramen vertebrale ist dreieckig ist der Wirbelkörper niedriger als dorsal. Die Brust-
und groß (zur Aufnahme der Halsanschwellung wirbel (Abb. 8.3) stehen mit voll ausgebildeten
des Rückenmarks, Intumescentia cervicalis). Die Rippen in Verbindung. Die Brustwirbelkörper II-
Querforsätze tragen ein Foramen transversarium IX haben seitlich am Ober- und Unterrand je eine
und sind rinnenförmig gestaltet (Sulcus η. spina- Fovea costalis. Die Foveae costales benachbarter
lis). Die vordere, in einem Tubercuium anterius Wirbel bilden zusammen mit der eingefassten Zwi-
auslaufende Rinnenbegrenzung stellt ein Rippen- schenwirbelscheibe die Gelenkfläche für einen Rip-
rudiment dar, während die hintere Spange mit dem penkopf. Der 1. Brustwirbelkörper hat eine ganze
Tubercuium posterius der eigentliche Querfortsatz obere Gelenkgrube fur die 1. Rippe und eine halbe
ist. Das Tubercuium anterius des 6. Halswirbels, untere für die obere Hälfte des Kopfes der 2. Rippe.
Tubercuium caroticum, ist besonders kräftig. Die Der 10. Wirbelkörper hat nur eine halbe, obere
Gelenkfortsätze tragen fast plane Artikulationsflä- Gelenkfläche; 11. und 12. Wirbelkörper schließlich
chen, die leicht nach kaudal zunehmend - schräg besitzen je eine ganze Fovea costalis für die 11. und
nach hinten abfallen. 12. Rippe.
Processus articularis
Processus spinosus — Processus articularis superior \
inferior Incisura vertebral is superior
Processus mammillaris Processus articularis
\ superior Processus
Processus accessorius / costalis N.
χ
\
Foramen vertebrate
\
Processus costalis
/
/
Processus spinosus Incisura vertebralis inferior
I! J f i ^
ι
Pars lateralis — p f -
Η
Foramina sacralia
pelvina
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\
\ imjÜN''
Lineae transversae
/ / V r «
w, rrs, ' ! I ( j
Processus articularis
Canalis sacralis
_ - Tuberositas sacralis
Facies auricularis
Cornu sacrale
Hiatus sacralis
Die Cristae intermediae laufen kranial in die 8.1.7 Variationen der knöchernen
Processus articulares superiores, nach kaudal in Wirbelsäule
die Cornua sacralia aus (Abb. 8.9). Die schräg
dorso-medial gerichteten oberen Gelenkfortsätze Es kann sowohl die Zahl der Wirbel verändert als
artikulieren mit dem letzten Lendenwirbel. Der auch die Grenze zwischen benachbarten Wirbelsäu-
Sakralkanal, Canalis sacralis, läuft im Hiatus lenabschnitten verschoben sein.
sacral is aus.
• Atlasassimilation. Der erste Halswirbel kann
partiell oder vollständig mit dem Hinterhaupt
Klinik: 1. Der sehr variabel ausgebildete Hiatus
knöchern verschmolzen sein. Während der
sacralis dient als Zugang bei der sog. Sakral-
Bewegungsverlust zwischen Hinterhaupt und
anästhesie. Ein Anästhetikum wird epidural,
Atlas von der HWS kompensiert wird, kann eine
d. h. zwischen meningealem und periostalem
assimilationsbedingte Verengung des Hinter-
Durablatt, gespritzt und erreicht so Spinalner-
hauptsloches (Foramen magnum) neurologische
venwurzeln, die im Canalis sacralis durch die
Störungen bedingen. Die Atlasassimilation ist
harte Rückenmarkshaut austreten. 2. Das kindli-
selten.
che Kreuzbein zeigt im Röntgenbild dort, wo die
• Proatlas. Die knöcherne Begrenzung des Hin-
noch nicht verknöcherten Zwischenwirbelschei-
terhauptsloches zeigt deutliche Wirbelgestalt.
ben liegen, radiologische Lücken.
Es manifestiert sich ein Okzipitalwirbel. Sehr
selten.
Das Kreuzbein ist straff-gelenkig mit den beiden
• Blockwirbel. Die HWS zeigt eine angeborene
Darmbeinen über die seitlich gelegene Facies auri-
Verschmelzung von 2 oder mehr benachbarten
cularis (Abb. 8.9) verbunden. Starke Bandmassen
Wirbeln. Liegt eine Blockwirbelbildung vor,
sichern das Sakroiliakalgelenk. An der oberflächen-
betrifft sie meist C2-C3. Erkrankungsbedingte,
rauhen Tuberositas sacralis sind solche Bänder
sekundäre Blockbildungen sind häufiger.
befestigt. Das männliche Kreuzbein ist lang, schmal
• Halsrippe. Das Rippenrudiment von C7 (selten
und stärker gekrümmt; das weibliche Os sacrum ist
von C6 oder C5) kann zur Rippe auswachsen,
kürzer, breiter und schwächer gekrümmt.
die entweder stummelförmig frei endet, oder
aber die (eigentliche) erste Rippe oder das
8.1.6 Steißbein, Os coccygis, coccyx Brustbein erreicht. Durch Druck auf Gefäße
und Nerven kann eine Halsrippe zu Ausfallen
Als Rudiment einer Schwanzwirbelsäule besteht im Bereich von Schulter und Arm führen. Sie
das Os coccygis aus Elementen, wobei nur muss dann operativ entfernt werden (s. Kap.
noch das erste Wirbelcharakter hat (Abb. 8.10). 10.2.2.1.2, S. 796).
Wirbelkörper, Querfortsätze und kleine kraniale • Lendenrippe. Das Rippenrudiment von LI,
Gelenkfortsätze, Cornua coccygea, sind erkennbar. Processus costalis, kann auswachsen und die
Die übrigen, untereinander gelenkig, knorpelig Gestalt einer unteren, thorakalen Rippe anneh-
oder knöchern verbundenen, stellen nur noch kleine men.
Knochenstücke dar. • Lumbalisation. Der erste Sakralwirbel geht
nicht mit in die Bildung des Kreuzbeins ein,
Cornu coccygeum
sondern liegt faktisch als ein 6. Lendenwirbel
vor.
• Sakralisation. Der 5. Lendenwirbel kann voll-
ständig (dann meist symmetrisch) oder partiell
(einseitig und dann asymmetrisch) mit dem
Kreuzbein verschmolzen sein. Eine asymmet-
rische Sakralisation von L5 kann eine Skoliose
«•IM* induzieren und durch Verengung des betreffen-
Abb. 8.10: Os coccygis von ventral und von dorsal
den Zwischenwirbellochs neurologische Störun-
gen bedingen. Auch der erste Steißbeinwirbel
kann knöchern mit dem kaudalen Ende des
Kreuzbeins verschmolzen sein.
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638 8 Rücken, Dorsum
{ Lig. interspinale
Corpus vertebrae
8.11). Das breitere, anteriore Band ist hauptsäch- Ligamentum supraspinale nach kranial bis an das
lich an den Wirbelkörpern, das schmalere poste- Hinterhaupt fortsetzt. Es besitzt noch elastische
riore an den Zwischenwirbelscheiben verankert. Bauelemente, was auf die Tragfunktion bei Vier-
Der von den Zwischenwirbelscheiben ausgehende füßlern hinweist. Beim Menschen ist es ein Mus-
Druck spannt beide Bänder, die somit ihrerseits zur kelseptum (Septum nuchae).
Aufrechterhaltung der Eigenform der Wirbelsäule
beitragen. Klinik: 1. Degenerativ bedingte Schwächung
des äußeren Faserrings einer Zwischenwirbel-
Ligamenta flava. Die gelben, vorwiegend aus
scheibe und belastungsbedingte, starke Druck-
elastischen Fasern bestehenden Bänder verknüpfen
erhöhung können zur Verlagerung von Nukleu-
die Bögen benachbarter Wirbel. Schon in der Ruhe-
santeilen führen (Abb. 8.13). Zu unterscheiden
oder Eigenform der Wirbelsäule sind sie gespannt.
ist beim vom Laien als Bandscheibenvorfall
Ihre weitere Dehnung bei Ventralflexion lässt sie
bezeichneten Krankheitsbild, ob (meistens nach
Energie speichern, die bei der Rückführung in die
dorso- lateral) weggedrängte Nukleusanteile den
Ausgangslage eingesetzt wird. Sie unterstützen
Faserring und das Lig. longitudinale posterius
passiv die Rückenmuskulatur.
durchbrechen (Nukleusprolaps mit Sequesterbil-
Ligamenta intertransversaria. Es handelt dung) oder diese buckelig vorwölben (Nukleus-
sich um rundliche Bänder (Abb. 8.12) zwischen protrusion). Erfolgt die Raumforderung nach
benachbarten Querfortsätzen. An der HWS können laterodorsal, kann durch Kompression des
sie fehlen. Ganglion spinale im Foramen intervertebrale
eine entsprechende neurologische Symptomatik
Processus articulares ausgelöst werden (s. Kap. 5.2.7.3, S. 425). 2. Bei
superiores
der Scheuermann-Erkrankung brechen Teile des
Processus transversus Gallertkerns kranial oder kaudal in den Wirbel-
Ligg. costotransversaria
körper ein, die im Röntgenbild als „Schmorl-
superiora Knoten" mit Knochenmetastasen verwechselt
werden können.
Lig. flavum
Lig. interspinale
/
Lig. supraspinale''
Lig. intertransversarium
Proc. spinosus
L4
Abb. 8.12: Bänder der Brustwirbelsäule von dorsal und Protrusion der
rechts Bandscheibe
Lig. longitudinale
Ligamenta interspinalia. Sie verbinden benach- posterius
barte Dornfortsätze. Ihr schräger, nach hinten-
L5
oben gerichteter Verlauf sichert den jeweiligen
kranialen Wirbel gegen eine Dorsalverschiebung
(Abb. 8.11).
Ligamentum supraspinale. Es ist an den Spitzen
der Dornfortsätze verankert und erstreckt sich vom
7. Halswirbel bis zum Kreuzbein (Abb. 8.11). Abb. 8.13: Magnetresonanztonnogramm der lumbosa-
kralen Wirbelsäule eines Erwachsenen mit Protrusion
Ligamentum nuchae. Das sog. Nackenband (Abb. der Bandscheiben zwischen L3 und L4 sowie zwi-
8.19) ist ein dünne Bindegewebsplatte, die in der schen L4 und L5. Abgehobenes, aber intaktes Lig. lon-
Mittellinie die Ligamenta interspinalia und das gitudinale posterius (Prof. Dr. N. Hosten, Greifswald)
abducens
Osoccipitale ~ ~
« N. glossopharyngeus, N. vagus, Ν. accessorius
N. hypoglossus
Membrana atlantooccipitalis '
anterior """ A
• Α. vertebralis, Ν. cervicaüs I
Lig. apicis dentis — __ Jf|
Membrana atlantooccipitalis
Lig. cruciforme .^ . C A ^ ·_ j g
posterior
,.,„ Jjg'Mmm
Atlas Lig. denticulatum
f <1
Articulatio atlantoaxialis mediana N. cervicaüs II
Membrana tectona
Lig. transversum atlantis
N. cervicaüs III
rau a Ν. cervicaüs IV
Lig longitudinale posterius
I M f e '
HP — =» Dura mater spinalis
Abb. 8.14: Medianschnitt durch das Hinterhauptsbein und die obere Halswirbelsäule von links
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8.2 Bänder und Gelenke der Wirbelsäule 641
Membrana tectoria
Abb. 8.16: Bänder zwischen Os occipitale, Atlas und Axis von dorsal
durch Eröffnung des Wirbelkanals freigelegt. Rückenmark mit Hüllen
und Membrana tectoria sind entfernt
Lernziele: Eigenform der Wirbelsäule, Alte- Wirbel und der Zwischenwirbelscheiben sowie
rungsprozesse, Lordose, Kyphose, Skoliose durch die Eigenspannung der Wirbelsäulenbän-
der aufrecht erhalten. Die mit Bändern isolierte
Die Ausprägung der Lordosen und Kyphosen ist Wirbelsäule behält ihre natürlichen Krümmungen
eng an die motorische Entwicklung des Menschen (Eigenform der Wirbelsäule).
geknüpft.
Alterungsprozesse führen zu Formveränderungen
Neugeborenes. Die Krümmungen sind nur ange- der Wirbelsäule. So verlieren die Zwischenwirbel-
deutet. Ein erster funktioneller Reiz für die Aus- scheiben an Höhe, die gesamte präsakrale Wirbel-
bildung der Halslordose ist beim Säugling das säule wird kürzer. Nachlassen der Bänderspannung
Anheben des Kopfes in Bauchlage. und des Muskeltonus verstärkt die Krümmungen
(Alterskyphose).
Kleinkind. Beim Sitzen lordosiert die HWS, wäh-
rend BWS und LWS erst durch das Stehen und
Klinik: 1. Die HWS ist besonders mobil, so
Gehen formenden mechanischen Reizen ausgesetzt
dass der Kopf ausgiebig beweglich wird. Das
werden (das Hüftgelenk wird gestreckt).
Blickfeld ist groß. Die HWS ist leicht verletzlich
Jugendlicher. Die Konsolidierung der normalen (sog. Schleuder- oder Beschleunigungstrauma)
Wirbelsäulenkrümmungen ist erst beim pubertären und unterliegt häufig (berufsspezifischen) Ver-
Jugendlichen erreicht. schleißprozessen. 2. Die LWS ist einerseits
mechanisch stark druckbelastet; andererseits
Erwachsener. Die Wirbelsäule zeigt in sagittaler
wirken auf sie, bedingt durch die ihr durch die
Ebene typische Krümmungen (Abb. 8.2). HWS
Bipedie „aufgezwungene" starke Lordosierung,
und LWS sind nach vorn konvex (Lordose), BWS
beachtliche Schwerkräfte, die insbesondere die
und SWS nach hinten konvex {Kyphose). Durch
Gelenkfortsätze und die Zwischenwirbelschei-
die Doppel- S- Form bekommt die Wirbelsäule
ben belasten. Es kann (häufig L4 oder L5) zum
elastische Eigenschaften. Sie federt Stöße beim
Wirbelgleiten (Spondylolisthese) kommen.
Gehen, Laufen, Springen ab. Insbesonders die Len-
denlordose lässt das Schwerpunktslot des Körpers
Krümmungen. Eine geringgradige Krümmung der
nahe an die Wirbelsäule herantreten, eine wichtige
Wirbelsäule in der Frontalen (Brust- und Lenden-
Voraussetzung für die aufrechte Haltung und Fort-
wirbelsäule) ist normal. Sie etabliert sich im frü-
bewegungsweise des Menschen.
heren Schulalter und kann im Zusammenhang mit
Beim Erwachsenen werden die Krümmungen der kleinen Beinlängendifferenzen gesehen werden.
Wirbelsäule noch zusätzlich durch die Form der Allerdings entwickelt sich gehäuft während der
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8.4 Bewegungen der Wirbelsäule 643
Adoleszenz auch die Skoliose, worauf geachtet mung und Rotationsfehlstellung. Es wird zwischen
werden muss. Haltungsschwächen und Fehlbelas- funktionellen und statischen Skoliosen unterschie-
tungen bei Jugendlichen müssen deshalb erkannt den. So fuhrt eine Beinlängendifferenz von mehr
und behandelt werden (sog. Rückenschule). Der als 2 cm zu einer funktionellen Skoliose, die durch
Begriff Skoliose beschreibt immer das pathologi- Schuherhöhung ausgeglichen werden kann. Eine
sche Bild einer Wirbelsäule mit seitlicher Verkrüm- halbseitige Anlage eines Wirbels (Keilwirbel) bei-
spielsweise fuhrt zur statischen Skoliose.
8.5 Rückenmuskulatur
Unterscheidung. Am Rücken gilt es, eingewan- L. (alle Teile): Ramus externus des N. accessorius
derte, durch ventrale Spinalnervenäste innervierte, und Äste aus C2-C4 (Plexus cervicalis). Können
sog. zonale Muskeln und ortsständige, autochthone getrennt in den Muskel eintreten oder sich vorher
(durch dorsale Spinalnervenäste versorgte) Mus- vereinigen (Plexus accessoriocervicalis). Die Pars
kulatur zu unterscheiden. Diese Unterscheidung ascendens wird nur durch den N. accessorius, die
berücksichtigt genetische (differente Innervation) Pars transversa durch die Halsnerven und die Pars
und funktionelle Merkmale. Die eingewanderten descendens von beiden versorgt. A. transversa
Muskeln liegen oberflächlich. colli, A. cervicalis superficialis und entsprechende
Venen.
Wir unterteilen
Varianten. Die Pars ascendens reicht mit Ursprung
• Schultergürtel- und Schultermuskeln
(meist rechts) einen Wirbeldorn tiefer. Teilweises
• Spinokostale Muskeln
Zusammenfließen mit M. sternocleidomastoideus
(ein Blastem, gleiche Innervation).
M. latissimus dorsi
N. itiohypogastricus — __ ___
Fascia thoracolumbalis
ν
Μ gluteus medius
• — M. gluteus maximus
Abb. 8.18: Oberflächliche Rückenmuskulatur. Links: Rr. dorsales der Spinalnerven. Rechts: Μ. trapezius,
Μ. latissimus dorsi gefenstert
Μ. semispinalis capitis
Μ. sternocteidomastoideus
M. splenius capitis
Μ. splenius capitis
Lig. (Septum) nuchae
M. levator scapulae
Μ. trapezius (Schnittrand)
Μ. serratus anterior
Fascia infraspinata
Μ. iliocostalis —
Μ. longissimus j
Angulus inferior
scapulae
Μ mtercostalis
externus
Abb. 8.19: Spinokostale Muskeln und Muskeln der autochthonen Rückenmuskulatur. Der Schultergürtel ist
nach lateral gezogen
Μ. longissimus capitis
M. obliquus capitis superior
Μ. semispinalis capitis
M. multifidus
Μ. (ongisssimus cervicis
Μ intercostaiis externus
—— Μ iliocostalis thoracis
Μ. spinalis
Μ. longissimus thoracis
M. multifidus
M. intertransversarius
M. gluteus medius
M. gluteus maximus
Mm. intertransversarii
M. longissimus cervicis
M. interspinalis
M. iliocostalis cervicis
M. iliocostalis thoracis
M. longissimus dorsi —
Transversospinales System
(Schema für Semispinalis,
Multifidus und Rotatores)
M. spinalis —
M. iliocostalis lumborum —
Mm. intertransversari i
— M. intercostal is
• M. semispinalis (Kopf-, Hals-, Brustteil)
externus
O.: 11.-7. Brustwirbel- und 7.-3. Halswirbelquer-
Abb. 8.22: Autochthone Rückenmuskulatur, tiefe Schicht fortsätze
(Mm. rotatores) und Mm. levatores costarum breves /.: Dornfortsätze der oberen Brust- und unteren
Halswirbel; unterhalb Linea nuchae superior,
Mm. levatores costarum (Abb. 8.22) 4-6 Wirbel überspringend.
F.: Seiteneigung, Drehung, Streckung
• Mm. levatores longi
• Mm. levatores breves
3. Tiefe Nackenmuskulatur
Ο.: Querfortsätze 7. Hals- und l . - l 1. Brustwirbel
/..· Medial des Angulus costae an der Außenfläche Die autochthone Rückenmuskulatur ist besonders
der nächsten (kurze Mm.) oder übernächsten stark im Bereich der Hals- und Lendenlordose aus-
(lange Mm.) Rippe gebildet. Während die Muskeln im Lendenbereich
F.: Trotz ihrer Bezeichnung weniger Rippenhe- wesentlich für die Gleichgewichtsregulierung im
bung; mehr Seiteneigung und Drehung. Stand und beim Gehen sind, ist die Hauptfunktion
der Nackenmuskeln die Ausführung und Kontrolle
Die Muskeln weisen eine Doppelinnervation
der weiträumigen Hals- und Kopfbewegungen.
(sowohl dorsale als auch ventrale Spinalnervenäste)
auf. Ob es ursprünglich rein epaxonische oder hyp- Für die beiden Kopfgelenke sind spezifische autoch-
axonische Muskeln sind, ist nicht geklärt. thone Muskelindividuen ausgebildet, die sog.
tiefen Nackenmuskeln, Mm. suboccipitals (Abb.
8.20). Diese gehören dem spinalen, intertransver-
2. Medialer Trakt
salen und dem spinotransversalen System an und
Spinales System werden vom ersten dorsalen Spinalnervenast, N.
• M. spinalis suboccipitalis, versorgt.
Ο.: Domfortsätze 2., 3. Lendenwirbel und 11., 12. Spinales System
Brustwirbel.
• M. rectus capitis posterior major
/..· Dornfortsätze 3.-9. Brustwirbel
Inkonstant kann im Hals- und im Hals-Kopfbe- 0 . : Dornfortsatz C2
reich ein M. spinalis ausgebildet sein. 1.: Linea nuchae inferior, lateral
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652 8 Rücken, Dorsum
F.: Einseitig: Drehung, Neigung des Kopfes zur gungsausschläge, die von den tief gelegenen,
selben Seite. Beidseitig: Streckung kleinen Muskeln hervorgerufen werden, sind
gering, addieren sich aber über einen größeren
• M. rectus capitis posterior minor
Wirbelsäulenabschnitt. Die Muskulatur streckt
0 . : Tuberculum posterius C1 und dreht nicht nur die Wirbelsäule, sondern
1.: Linea nuchae inferior, medial startet auch eine Seiteneigung durch ipsilaterale
F.: Einseitig: Neigung; beidseitig: Streckung Kontraktion insbesondere des lateralen Traktes.
Gleichzeitig erfolgt eine Kontrolle der Seitenei-
Intertransversales System
gung durch die kontralateralen Muskeln, die erst
• M. obliquus capitis superior durch Dehnung nachgeben und sich dann zuneh-
mend kontrahieren. Dies gilt auch für die Vent-
Ο.: Proc. transversus C1 ralbeugung: Die Rückenmuskeln verhindern ein
7.: Linea nuchae inferior „auf die Nase-Fallen".
F.: Einseitig: Neigung; beidseitig: Streckung
Einige wenige der Wirbelsäule zugeordnete Mus-
Spinotransversales System keln werden von ventralen Spinalnervenästen
• M. obliquus capitis inferior versorgt: Mm. intertransversales anteriores finden
sich zwischen den Rippenrudimenten (HWS und
0 . : Dornfortsatz C2
LWS) als Reste der Zwischenrippenmuskeln. Zu
1.: Querfortsatz C1
ihnen gehört auch der M. rectus capitis lateralis
F.: Einseitig: Drehen zur gleichen Seite; beidseitig:
(Abb. 8.21).
geringe Extension im unteren Kopfgelenk, Sta-
bilisierung des Gelenks
Klinik: Eine umgrenzte Schädigung der Musku-
latur (ζ. B. bei operativem Eingriff an Rücken-
Funktionelle Gesichtspunkte mark oder Wirbelsäule) wird kompensiert.
der autochthonen Muskulatur Ein einseitiger langstreckiger Ausfall bedeutet
muskuläres Ungleichgewicht, es entwickeln
• Die tiefen Nackenmuskeln sind Feinregulato-
sich Skoliosen. Beidseitige Lähmung führt zur
ren der Kopfbewegung. Sie weisen eine hohe
Verstärkung der sagittalen Krümmungen. Der
Dichte an Muskelspindeln auf.
Patient kann nur aufrecht stehen, indem er mit
• Die ortsständige Muskulatur des Rückens
verstärkter Lendenlordose den Rumpf nach
ist gleichermaßen für die Haltung und die
dorsal verlagert, d. h. das Schwerpunktslot des
Bewegung der Wirbelsäule wichtig. Die in der
zu tragenden Körpers nach hinten bringt.
Sagittalen gelegenen Krümmungen werden
ständig unterstützt und kontrolliert. Die Bewe-
Fascia thoracolumbalis,
Processus spinosus
Processus costalis Lamina superficialis M. erector Spinae
\
I
Fascia thoracolumbalis. Lamina profunda
Μ latissimus dorsi
M. quadratus lumborum
- Fascia lumbalis
Μ. transversus abdominis
Fascia transversalis
Peritoneum
Abb. 8.23: Schematischer Querschnitt durch den Rücken in der Lendengegend. Faszien
und Muskellogen
Fascia thoracolumbalis,
M. serratus posterior inferior
Fascia thoracolumbalis,
Schnittkante
Costa XII
Fascia thoracolumbalis,
tiefes Blatt thoracolumbalis,
M. obliquus tiefes Blatt; Schnittkante
externus abdominis Fascia renalis
Μ. obliquus
Capsula adiposa
internus abdominis
Ren
M. intertransversarius
Μ. gluteus medius
M. multifidus
Μ. gluteus maximus
Abb. 8.24: Tiefe Lendengegend. Fascia thoracolumbalis und die autochthone Rückenmuskulatur zum
größten Teil entfernt. Links ist das tiefe Blatt der Fascia thoracolumbalis (Lamina profunda) dargestellt,
rechts der M. quadratus lumborum (nach medial gezogen) und die Nieren mit ihren Hüllen
2. Nerven
Lernziele: Nerven, Arterien, Venen, Anord-
nung Die motorische Innervation der autochthonen
Muskeln und die sensible (und vegetative) Haut-
1. Gefäße versorgung des Rückens übernehmen die Rami
dorsales der Spinalnerven (s. Kap. 2.6.5.1, S. 94).
Segmentale Arterien, Aa. intercostales posterio-
Ein Ramus dorsalis teilt sich in einen lateralen und
res. Sie geben einen Ramus dorsalis zum Rücken
medialen Ast, um mit diesen den lateralen und
ab, der zwischen Wirbelkörper und Lig. costo-
medialen Muskeltrakt zu versorgen und als Ramus
transversarium post, dorsalwärts verläuft, einen
cutaneus lateralis und medialis zu enden.
R. spinalis in den Wirbelkanal schickt und mit Rr.
mediales et laterales die Muskeln und Haut des I> Die Hautäste des 1.-3. Lumbalnerven versorgen
Rückens versorgt. als Nn. clunium superiores die kraniolaterale
Gesäßregion.
Venöser Rückfluss. Er erfolgt über Rami dorsales
t> Die Hautäste des 1.-3. Sakralnerven, Nn. clu-
der Vv. intercostales posteriores, V. subcostalis
nium medii, innervieren die Haut der medialen
und Vv. lumbales in die V. lumbalis ascendens, V.
Gesäßregion.
azygos, V. hemiazygos und V. hemiazygos acces-
\> Nn. clunium inferiores als ventrale Spinalner-
soria. venäste vervollständigen die Hautversorgung
der Regio glutealis.
Die Topographie der Nerven- und Gefäßbahnen in • Lateral: Linie zwischen Proc. mastoideus und
der Regio nuchae (Abb. 8.25) ist komplexer als im Acromion
eigentlichen Rückenbereich. Bedingt ist dies zum • Kaudal: Linie zwischen Dornfortsatz C7 und
einen durch die generelle Vermittlerfunktion des Acromion
Halses (Nacken = dorsaler Hals) zwischen Kopf
Arterien
und Rumpf. Zum anderen weist der Kopf-Nacken-
übergang Spezialisierungen des passiven und akti- t> A. occipitalis, Ast der A. carotis externa, liegt
ven Bewegungsapparates auf (Kopfgelenke). medial der Incisura mastoidea im Sulcus a.
occipitalis, tritt seitlich in die Nackenregion und
Begrenzungen der Nackenregion
geht hier wechselnd starke Verbindungen mit der
• Kranial: Linea nuchae superior, Protuberantia A. vertebralis ein. Sie gibt Äste an die Nacken-
occipitalis externa muskulatur ab, verläuft unter dem M. splenius
capitis und auf dem M. semispinalis und erreicht
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8.9 Nackenregion, Regio nuchae 655
occipitalis
N. occipitalis minor
Μ. auricularis
posterior M. semispinals
capitis
Ν. occipitalis
minor M. obliquus capitis
superior
Μ. semispinalis
N. suboccipitals
capitis
A. vertebralis
Arcus posterior
atlantis
s p i f — M. rectus capitis
f posterior minor
Ν auricularis magnus—
M. rectus capitis
M. splenius capitis — posterior major
occipitalis major
M. sternocleidomastoideus . multifidus
Μ trapezius occipitalis tertius
. semispinalis capitis
. splenius capitis
. semispinalis cervicis
cervicalis profunda
Abb. 8.25: Regio nuchae. Links oberflächliche, rechts tiefe Schicht(en) mit Muskeln, Arterien und Nerven
nach Durchtritt durch den M. trapezius das Hin- hauptsursprung des M. trapezius auf —» Nil. cervi-
terhaupt. cales profundi (s. Kap. 4.11, S. 253).
> A. vertebralis, Ast der A. subclavia, wird im
Nerven
Subokzipitaldreieck (gebildet von den Mm.
rectus capitis posterior major, obliquus capitis Ο Rr. cutanei mediales, treten paramedian durch
superior und obliquus capitis inferior) sichtbar, den M. trapezius (Pars descendens und Sehnen-
dem Arcus posterior atlantis aufliegend. spiegel des Muskels).
[> A. cervicalis profunda, Ast des Truncus costo- D> N. suboccipitalis (R. dorsalis Cl), tritt zwischen
cervicalis, verläuft zwischen den Mm. splenius Hinterhaupt und Arcus posterior in die tiefe
und semispinalis. Nackenregion ein und innerviert die Mm. capi-
tis (tiefe, kleine Nackenmuskeln). Er hat meist
Venen. Gleichnamige Venen begleiten die Arte-
keine sensiblen Anteile, beteiligt sich demnach
rien, welche mit zahlreichen Verästelungen einen
auch nicht an der Hautinnervation.
im Subokzipitaldreieck liegenden Plexus venosus
\> N. occipitalis major (R. dorsalis C2), sensib-
suboccipitalis bilden.
ler Hautast, verläuft zwischen Atlas und Axis,
Lymphknoten, Nil. occipitales (1-3), welche erscheint unter dem M. obliquus capitis inferior,
die Lymphe aus dem Hinterhauptsgebiet und der durchbohrt die Mm. semispinalis capitis und tra-
Nackenregion aufnehmen, liegen dem Hinter- pezius. Er versorgt die Haut am Hinterkopf bis
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656 8 Rücken, Dorsum