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Neuroanatomie

I. Aufbau des Gehirns - Einführung in die Neurohistologie

Zellen des Nervensystems


1. Nervenzellen (Neurone)
- Generierung & Weiterleitung von Aktionspotenzialen (elektrisch)
- Kommunikation über Synapsen (chemisch)
- durch Nissl-Färbung (basisch) anfärbbar
2. Gliazellen
- Isolation, Schutz, Ernährung

Nervenzellen (Neurone)
1. Zellkörper (Soma, Perikaryon)
2. Fortsätze: Dendriten & Axone (=Neuriten)
- Dendriten:
• Aufnahme von Aktionspotenzialen
• i.d.R. mehrere: in Kontakt mit anderen Nervenzellen
• Ende: Dornfortätze (=Spines)
- Axone:
• Weiterleitung von Aktionspotenzialen
• nur eines: über Boutons in Kontakt mit Dendriten
• Ende: Verzweigung in Telodendra mit Endknöpfchen (=Boutons, Axonterminale) =
präsynaptischer Synapsen-Anteil

Der neuronale Zellkörper und das Zytoskelett


- Zytosol
• salzige kaliumhaltige Lösung innerhalb Zelle
• durch Neuronenmembran nach außen abgegrenzt
- Zellorganellen
• Zellkern
• raues endoplasmatisches Retikulum
• viel: ausgeprägte Proteinbiosynthese (Nissl-Schollen!)
• Golgi-Apparat
• Mitochondrien
- Zytoplasma
• alles innerhalb Zellmembran (inkl. Organellen)
- Zytoskelett
• aus Protein aufgebautes dynamisches Netzwerk von Filamenten
• Funktion:
• Stabilisierung
• aktive Bewegung der gesamten Zelle
• Transport innerhalb Zelle
• sensorische Signalübertragung
• Bestandteile: von groß nach klein
1. Mikrotubuli (=Neurotubuli)
• röhrenförmige Polymere aus globulären Tubulinuntereinheiten
• Verlauf: in Längsrichtung der Neuriten
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• Transport von Substanzen innerhalb Zelle
• Bewegung im Rahmen der Entwicklung
• Mikrotubuli-assoziiertes Protein (MAP)= Gruppe von Proteine, an Regulierung des
Zusammenbaus & an der Funktion der Mikrotubuli beteiligt (z.B. Tau-Protein)
2. Intermediärfilamente (=Neurofilamente)
• aus 3 Polypeptid-Ketten (Neurofilament heavy protein, Neurofilament medium
protein, Neurofilament light protein, a-Internexin)
• strukturbestimmend für Axone: v.a. für strukturelle Integrität von Axonen mit großem
Durchmesser bedeutend
3. Mikrofilamente
• aus 2 umeinander gewundenen Aktin-Polymer-Strängen
• in Neuriten zu finden: v.a. da wo Dendriten Synapsen ausbilden
• Stabilisierung von Ionen-Kanälen & Rezeptorproteinen

Das Axon und die Synapse


1. Axon
- Beginn: Axonhügel
- keine Nissl-Substanz (in Nissl-Färbung heller)
- Bildungsort des Aktionspotenzials bei Erregung über Dendriten
- je dicker: desto schneller Aktionspotenzial
- Ende: Axonterminale (= Boutons, Synapsenendknöpfchen): Synapsenausbildung
• nur ein Axon, aber viele Boutons: Kontakt zu mehreren Zellen (Nervenzellen,
Muskelzellen, Drüsenzellen)
• boutons-en-pasant: Ausbildung von Synapsen entlang der Axonlänge
2. Synapse
- präsynaptische Seite: Synapsenendknöpfchen (=Boutons)
- postsynaptische Seite: Dornfortzsatz (=Spine) oder Soma anderer Nervenzelle (bei
boutons-en-passant auch Axon)
- synaptischer Spalt (= Raum zwischen prä- & postsynaptischer Membran):
• Umwandlung elektrischer Information in chemisches Signal (= Neurotransmitter) durch
chemische Synapsen
• Überquerung des Spalts (in Vesikeln)
• postsynaptische Membran: Umwandlung in elektrisches Signal
- Neurotransmitter
• Speicherung in Vesikeln im Synapsenendknöpfchen, Freisetzung bei Bedarf
• verschiedene Neuronen -> verschiedene Neurotransmitter (namensgebend)
• Klassifizierung nach chemischen Merkmalen
• Monoamine (z.B. Adrenalin, Dopamin, Serotonin)
• Peptide (z.B. Endorphine, Substanz P)
• Aminosäuren (z.B. y-Aminobuttersäure (GABA), Aspartat, Glutamat, Glycin)
• Acetylcholin
• Wirkung: abhängig von Transmitter & Rezeptoren
• exzitatorisch: erregend: Ausbildung eines Aktionspotenzials
• inhibiorisch: hemmend
• i.d.R.: Zielzelle erhält Signale verschiedener Neurone (exzitatorisch/inhibitorisch):
Überschreitung eines Schwellenwerts am Axonhügel —> Auslösung eines
Aktionspotenzials

Axonaler Transport
= Synthese von Substanzen im Perikaryon: Transport zur Synapse
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1. anterograd (stromabwärts)
• vom Zellkörper zur Synapse
• z.B. Membranmaterial, zur Sekretion bestimmte Substanzen (z.B: Neurotransmitter)
• über Granula / Vesikel
• Motorportein: Kinesin
2. retrograd (stromaufwärts)
• geringere Geschwindigkeit
• Rücktransport von Stoffwechselendprodukten zum Perikaryon,
Nervenwachstumsfaktoren, Membranmaterial für Ab- & Umbau
• Vesikel
• Motorprotein: Dynein

Dendriten von Nervenzellen


- Gesamtheit der Dendriten eines Neurons = Dendritenbaum
- im Zytoplasma (d. Dendriten): Polyribosomen
• oft direkt unter Spines
• Signalübertragung löst lokal begrenzte Proteinsynthese aus (Lernprozesse!)
- Einteilung:
1. Multipolare Neurone
• am häufigsten
• 1 Axon, mehrere Dendriten
2. Bipolare Neurone
• 1 Axon, 1 Dendrit
3. Pseudounipolare Neurone
• Entwicklung aus bipolaren Neuronen
• zunächst: 1 Fortsatz aus Soma —> Aufzweigung im Verlauf in Axon & Dendrit
(Verwachsung an Abgangsstelle)
4. Unipolare Neurone
• selten
• keine Dendriten: Reizwahrnehmung am Soma oder Axon

Gliazellen
- besitzen Rezeptoren für Neurotransmitter
- im ZNS & PNS vorkommend
- Funktion:
• Halte- & Stützfunktion für Neurone
• elektrische Isolation
• Stoff- & Flüssigkeitsproduktion
• Aufrechterhaltung der Homöostase im Gehirn
• Informationsverarbeitung, -speicherung & -weiterleitung
- Einteilung:
1. Mikroglia
• aus Blut eingewanderte Zellen (aus Mesoderm)
• Immuneffektorzellen: Zellen des mononuklär-phagozytären Systems
• amöboide Fortbewegung
• Funktionen:
• Gewebeläsionen: Umformung in Makrophagen (Abräumzellen) —> Eliminierung
apoptotischer Zellen
• Antigenpräsentation
• Zytokin-Sekretion
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2. Makroglia
• im ZNS: Astrozyten, Oligodendrozyten, Ependymzellen (aus Neuroektoderm)
A. Astrozyten
• häufigste Gliazellen
• Verbindung untereinander: Nexus (Gap junction)
• Eigennamen: Bergmann-Glia (Kleinhirn), Müller-Zellen (Retina), Pituizyten
(Neurohypophyse)
• 2 Typen:
—> protoplasmatische (v.a. in grauer Substanz des ZNS)
—> fibrilläre (v.a. in weißer Substanz)
• Regulation des chemischen Milieus des EZR:
—> umhüllen Synapsen: Begrenzung der Ausbreitung freigesetzter Neurotransmitter
—> Rezeptoren für Neurotransmitter: Auslösen biochem. Reaktionen im Gliazell-
Inneren -> Kommunikation mit Neuronen
• Bildung der Membrana limitans gliae perivascularis an Blutgefäßen (Aufbau &
Funktion der Blut-Hirn-Schranke)
• Bildung der Membrana limitans gliae superficialis gemeinsam mit einer angrenzenden
Basalmembran: äußere Grenzfläche des Hirngewebes (jenseits: Pia mater) (Schutz
vor Erregern)
• Neurovaskuläre Kopplung:
—> Fortsätze gehen engen Kontakt mit Synapsen ein
—> binden freigesetzte Neurotransmitter -> Aktivierung von Signalen innerhalb der
Zelle -> Ausschüttung von z.B Stickstoffmonoxid -> Vasodiliation -> Anstieg des
Blutstroms
—> Regulierung der Blutversorgung des Gehirns: lokale Steigerung -> mehr
Sauerstoff & Glukose
—> = tri-partite Synpase
B. Oligodendrozyten
• Bildung von Myelin
• pro Oligodendrozyt: Versorgung mehrerer Axone mit Myelin
—> = lipidreiche Biomembran: Lipide 70% vs. Proteine 30% (weiße Färbung)
—> Ranviersche Schnürringe: Myelinunterbrechungen -> Entstehung von
Aktionspotenzialen
—> myelinisierte Bereiche: Internodien -> keine Aktionsotenziale
—> Sinn: saltatorische Erregungsleitung (schneller Reizweiterleitung),
Energieersparnis
1. Kontinuierliche Erregungsweiterleitung
• verbraucht mehr Energie: fortlaufende Bildung eines Aktionspotenzials
• Depolarisation an jeder Stelle des Axons
• v.a. bei wirbellosen Tieren: dafür größerer Axondurchmesser zur
Geschwindigkeitssteigerung (geringerer Innenwiderstand)
2. Saltatorische Erregungweiterleitung
• Isolierung des Axons mittels Myelin
• Auslösung des Aktionspotenzials nur an Ranvierschen-Schnürringen
• schneller, energiesparender: Erregung „springt“
• Depolarisation nur an unisolierten Schnürringen
• Myelin dient funktionell auch der Durchmesservergößerung
C. Ependymzellen
• kubische/prismatische Epithelzellen
• Hervorgehen aus Neuroepithel

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• Auskleidung der Hirnventrikel & des Zentralkanals
• Kinozilien
• Verbindung über Nexus & Zonulae adhaerentes: Flüssigkeitsaustausch zwischen
Ventrikeln und Hirngewebe
• Plexus choroideus (= spezielle Ependymzellen): Bildung des Liquor cerebrospinalis
• Zusammensetzung Liquor = Zusammensetzung EZR des Gehirns
—> Liquorentnahme durch Lumbalpunktion: Untersuchung auf Bakterien,
Verfärbungen, Antikörper, Zellen, Proteine usw.
• im PNS: Schwann-Zellen, Satellitenzellen
A. Schwannzellen
• Bildung von Myelin (entspricht Oligodendrozyt im ZNS, siehe oben)
• pro Schwann-Zelle: Versorgung eines Axons mit Myelin

II. Allgemeiner Aufbau des Nervensystems

Graue und weiße Substanz


A. Gehirn (Frontale / koronare Schnittführung):
1. Substantia grisea
- Großhirnrinde bzw. Cortex cerebri (= Kortex):
• Sitz der Zellkörper
• evolutionär großer Schritt: hoch kognitive Funktionen
• Sulci & Gyri: Oberflächenvergößerung (<-> Lysenzephalie bei Mäusen)
- subkortikale graue Substanz:
• z.B. Nucleus caudatus, Putamen, Globus pallidus: Regulation motorischer Impulse
• z.B. Thalamus: Weiterleitung sensibler Informationen an den Kortex
2. Substantia alba
• Marklager
• Sitz der Axone (mit Mark/Myelin umgeben): Kommunikation der grauen Nervenzellen
• Corpus callosum (=Balken) : verbindet Marklager beider Hemisphären

Farbunterschied:
- Axone: im ZNS durch Oligodendrozyten mit Myelinscheide umgeben
• Lipide: makroskopisch weiß-gelblich
• Substantia grisea = nicht-myelinisierte Zellkörper & Dendriten
• Substantia alba = myelinisierte Axone
Gliazellen:
- in weißer & grauer Substanz

B. Rückenmark
- Substantia grisea: zentral (Schmetterling)
- Substantia alba: umgebend
• Hinterstränge
• Seitenstränge
• Vorderstränge
- kein Äquivalent zum Kortex: primitive Aufgaben (z.B. Reflexe)

Kerne & Ganglien: Definition


- neuronale Zellkörper an Großhirnoberfläche = Kortex
• weitere Ansammlungen an Zellkörpern im Gehirn = Kern (=Nucleus) (abgrenzbar)
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—> Ausnahme bzgl. Benennung: bestimmte Kerngebiete im Gehirn = Basalganglien
• im Rückenmark: zur Schmetterlingsform verschmolzen
—> erstrecken sich über weitere Abschnitte: Kernsäulen
• Äquivalent im PNS = Ganglion
1. Kopfganglien: Funktion des Parasympathikus
2. Spinalganglien: sensibles System
3. Grenzstrangganglien: Funktion des Sympthikus

Peripheres und zentrales Nervensystem


1. ZNS
- Strukturen die knöchern umgeben sind: Wirbel (RM) bzw. Schädel (Gehirn)
A. Rückenmark
B. Medulla oblongata (verlängertes Mark)
C. Pons (Brücke)
D. Mesencephalon (Mittelhirn)
E. Diencephalon (Zwischenhirn)
F. Cerebrum/Telencephaon (Großhirn)
G. Cerebellum (Kleinhirn)
2. PNS
- außerhalb knöcherner Umhüllung
- periphere Nerven & Großteil der Hirnnerven

Unterschiedliches Regenerationspotenzial von Nervenzellfortsätzen im ZNS/PNS


- Regeneration von Neuriten des PNS (<-> ZNS)
• komplette Regeneration möglich
• Beginn: Ort der Durchtrennung / Beschädigung
• Entfernung der Axonreste hinter Bruchstelle: Makrophagen
• Bildung einer Leitschiene am Axonstumpf: Schwann-Zellen
• Abgabe von Wachstumsfaktoren: Eiweiße (Schwann-Zellen u.A.): Lockstoff für
nachwachsendes Axon
• Neuausprossung, Wachsen in Richtung Leitschiene

Somatisches und vegetatives Nervensystem


1. Somatisches Nervensystem (körperhaft, physisch)
- willkürliche Bewegung bzw. bewusstes Wahrehmen
2. Vegetatives Nervensystem
- nur bedingt willkürlich beeinflussbar, unbewusst
- = autonomes, viszerales Nervensystem
- motorische Komponente: Parasympathikus /Sympathikus (ergotrop, Gefahrensituationen:
fight & flight vs. trophotrop, Stoffwechsel, Erholung, Aufbau körpereigener Reserven)
3. Enterisches Nervensystem
- eigenes NS innerer Organe (v.a. Gastrointestinaltrakt)
- an Darmwand lokalisiertes Geflecht: Ösophagus-Anus
- wesentliche Bestandteile:
• Plexus myentericus (Auerbach-Plexus): zwischen beiden äußeren Muskelschichten
• Plexus submucosus (Meissner-Plexus): innen direkt Mucosa anliegend
- Funktion: Regulation lebenswichtiger Magen-Darm-Funktionen (Motilität, Sekretion,
Mikrozirkulation) & Abwehrfunktionen
- eng mit vegetativem NS verbunden: von ihm reguliert
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Afferenzen und Efferenzen
1. Efferenzen: wEgführend, Effekt
- vom ZNS in Peripherie
- Somato-Efferenz: Ablauf Bewegungsausführung
• Aktivierung des Gyrus praecentralis u.A. (Kortex)
• über RM
• in Peripherie zu Muskel
- Viszero-Efferenz:
• Info aus ZNS zur Steigerung Herzaktivität, Verdauungsaktivität, Atmung
2. Afferenzen: Ankommend, Arrival
- von Peripherie zum ZNS
- Somato-Afferenz: Ablauf Schmerzleitung
• Signal in Peripherie
• über Spinalnerven, RM und weitere Bahnen der Großhirnrinde
• Gyrus postcentralis
- Viszero-Afferenz:
• Info über Sauerstoffpartialdruck, Blutdruck, Magenaktivität

Topographische Betrachtung des Nervensystems


1. Apikale Ansicht
- Telencephalon
• 2 Hemisphären
• Vertiefungen (Sulci) vs. Erhebungen (Gyri): Oberflächenvergrößerung (mehr
Nervenzellen)
• Spezialisierung:
A. Links: Sprache, Logik
B. Rechts: Kreativität, Orientierungssinn
• vorne: Polus frontalis / hinten: Polus occipitalis / seitlich: Polus temporalis
- Fissura longitudinalis cerebri
• Trennlinie zwischen Hemisphären
• in Tiefe: Corpus callosum (= Balken) als Verbindung
- Falx cerebri
• Duplikatur der Dura mater
• ragt in Fissura longitudinalis cerebri
2. Medio-sagittale Ansicht
- Hirnbestandteile:
1. Medulla oblongata
• anschließend an Medulla spinalis: Grenze Austrittsort oberstes Spinalnervenpaar
• kranial anschließend: Pons
• Zentrum: Blutkreislauf, Atmung, Reflexzentrum, Brechzentrum (Area postrema),
Säure-Base-Haushalt, Kerngebiete von Hirnnerven
2. Pons
• anschließend an Medulla oblongata
• dorsal anliegend: Cerebellum
• kranial: Diencephalon
• ventraler Wulst: Umsmchaltstelle zwischen motorischem Kortex & Kleinhirn (kortiko-
pontine Fasern)
• auch hier: Kerngebiete von Hirnnerven
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3. Mesencephalon
• zwischen Pons & Diencephalon
• Gliederung:
A. Hirnschenkel (Crura cerebri)
• v.a. absteigende Bahnen vom Kortex zum Pons, Medulla, RM
• liegen ventral
• erhalten kortikospinale, kortikonukleäre & kortikopontine Fasern
• enstprechen Brückenfuß (Pons) & Pyramide (Medulla oblongata)
• Grube dazwischen: Fossa interpeduncularis: Nervus oculomotorius
B. Tegmentum (Haube)
• motorische Kerne: Nucleus ruber, Substantia nigra
• v.a. aufsteigende Fasersyteme: z.B. Lemniscus medialis (sensible Info vom RM
über Thalamus zum Gyrus praecentralis)
• dorsal: Aquaeductus mesencephali (Verbindung 3. + 4. Ventrikel)
—> = Grenze zwischen Tegmentum & Tectum
• Kerngebiete 3. & 5. Hirnnerv (N. oculomotorius / N. trigeminus)
C. Tectum (Dach)
• Lamina quadrigemina:
—> Colliculi superiores: visuelle Information (reflektorische Augenbewegungen)
—> Colliculi inferiores: Hörbahn (Integration beider Sinnesmodalitäten)
—> Hirnstamm (Truncus cerebri)
- Medulla oblongata
- Pons
- Mesencephalon
4. Diencephalon
• nach oben dem Mesencephalon angeschlossen
• Funktion:
• Umschaltstation für aufsteigende sensible und motorische Bahnen
• regulatorisches Zentrum für vegetatives & endokrines System
• umschießt beideits 3. Ventrikel:
A. hinten: Zirbeldrüse (Corpus pinealis, Teil des Epithalamus)
—> bildet Melatonin: zirkadianer Rhytmus
B. vorne (Boden): Hypophyse
—> über Infundibulum (Hypophysenstil) mit Diencephalon verbunden
—> nur Neurohypophyse (=Hypophysenhinterlappen, Teil des Hypothalamus):
ADH (antidiuretische & vasopressorische Wirkung -> Wasserrückresoprtion &
Blutdruckerhöhung); Oxytocin (Wehentätigkeit, Milchsekretion, emotionale
Bindung)
C. Dach: Fornix
—> verbindet Hippocampus mit Corpus mamillare (Diencephalon)
—> Funktion: Kurz-& Langzeitgedächtnis (Rolle beim Lernen)
D. oben & vorne: Balken (Teil des Telencephalons)
E. lateral: Thalamus
—> mit Adhaesio interthalamica
—> Funktion: Tor des Bewusstseins (Verschaltung sensibler Information,
Entscheidung welche Information weitergeleitet/unterdrückt werden)
5. Telencephalon
• an Diencephalon anschließend
• Gyri & Sulci
• Interhemisphärenspalt = Fissura longitudinalis cerebri
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• Gliederung in 4 Lappen
(1) Lobus frontalis
Funktionen:
—> höhere geistige Funktionen
—> motorische Areale
—> präfrontaler Kortex (vorderster Bereich): Aufmerksamkeit, Nachdenken,
Entscheidung, Planung, Sitz der Persönlichkeit
Besondere Strukturen:
—> Gyrus praecentralis (vor Sulcus centralis) = Motokortex, primär
motorischer Kortex (willentliche Bewegung, Somatomotorik)
—> Broca-Areal (Gyrus frontalis inferior der dominanten Hemisphäre) =
motorisches Sprachzentrum (Schädigung: motorische Aphasie),
(1) Lobus parietalis
—> Sulcus centralis: Trennung zum Lobus frontalis
—> Sulcus partietooccipitalis: Trennung zum Lobus occipitalis
Funktionen
—> somato-sensibles System
—> Schmerz, Druck, Vibration, Temperatur (Schädigung: eingeschränkte
Empfindungsfähigkeit von Körperteilen)
—> integrative Funktion: Abgleich, Interaktion zwischen Sinneseindrücken &
Gelerntem
Gyrus postcentralis (hinter Sulcus centralis)
(2) Lobus occipitalis
—> keine klare Grenze zum Temporallappen: Überschneidung auditiver &
visueller Funktionen (Erkennung geschriebener & gesprochener Sprache)
—> Sulcus calcarinus = Sitz primärer Sehrinde (Verarbeitung von
Sinneseindrücken)
—> sekundäre Sehzentren: Integration der Sehinformation (Abgleich)
(3) Lobus temporalis
—> Sulcus lateralis: Trennung zum Frontal- & Parietallappen
—> ohne scharfe Grenze Übergang in Lobus occipitalis
Funktionen:
—> primäres Hörzentrum (=Herschl’sche Querwindungen/ Gyrus temporalis
transversus anterior/posterior in Tiefen des Sulcus)
—> Ende der Hörbahn: Signale von Sinneszellen der Cochlea
—> Wernicke-Zentrum (Gyrus temporalis superior) = sensorisches
Sprachzentrum, Sprachverständnis
(4) Gyrus cinguli: Aufmerksamkeit & Konzentration, Schmerzverarbeitung,
Regulierung von Affekten
6. Cerebellum
• direkt unterhalb Telencephalon
• hinter Hirnstamm:
• Pedunculus cerebellaris inferior/medius/superior als Verbindung
• 4. Ventrikel (zwischen Hirnstamm & Kleinhirn)
—> vordere Begrenzung: Rautengrube (Fossa rhomboidea)
—> Rombencephalon: Cerebellum, Pons, Medulla oblongata
• 2 Hemisphären: Folia cerebelli (= Fältchen, Arbor vitae)
• Velum medullares superius und inferius (oberes/unteres Marksegel)
• Funktion: Koordination & Modulation von Bewegungen & höhere kognitive
Prozesse

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3. Laterale Ansicht
- Hirnbestandteile:
• Medulla oblongata (verlängertes Mark)
• untere Abschnitte Pons (Mesencephalon: v.a. vom Lobus temporalis überlagert)
• Cerebellum
- Sulcus lateralis (Fissura Sylvii):
• Trennung Lobus temporalis von Lobus partietalis & Lobus frontalis
• in Tiefe:
• Lobus insularis
—> primär gustatorischer Kortex
—> Weiterleitung an sekundär olfaktorische Rindengebiete
—> emotionale Bewertung von Schmerzen
—> Spracherzeugung/-motorik: automatisierte Sprache, Wortwiederholungen
—> Empathie, Fairness, Mutterliebe, Orgasmus, plötzlichen Eingebungen,
Entscheidungsfindung, (Selbst)aufmerksamkeit & aktuelle Befindlichkeit
(introspektive Qualität)
• primäre Hörrinde (= auditiver Kortex)
—> = Gyri temporales transversi, Herschl’sche Querwindungen
4. Basale Ansicht
- Hirnbestandteile:
• Hirnnerven
• Medulla oblongata
• Pons:
• Begrenzungen oben & unten: zwei Hirnnerven
1. Nervus abducens: Übergang Medulla - Pons
2. Nervus oculomotorius: Übergang Pons - Mesencephalon (Fossa interpeduncularia
zwischen Crura cerebri des Mesencephalon)
• Anteile des Diencephalon:
• Übergang Mesencephalon - Diencephalon (Orientierung an Corpora mamillaria)
• Infundibulum der Hypophyse
• Nervus opticus mit Chiasma opticum
• Anteile des Telencephalons:
• Bulbus olfactorius & Tractus olfactorius (Riechen)
• basale Anteile des Lobus frontalis / temporalis

Lagebeschreibungen im Zentralnervensystem: Meynert- & Forel-Achse


- Meynert-Achse: folgt allgemeiner Körperachse (bezogen auf Hirnstamm / RM)
• vor Körpermite bauchwärts ventral
• hinter Körpermitte rückenwärts: dorsal
• vom Körpermittelpunkt nach vorne/oben dem Mund zugewandt: rostral/oral
• vom Körpermittelpunkt nach hinten/unten dem Schwanz zugewandt: kaudal
- Forel-Achse: parallel zur Achse durch Di- & Telencephalon (bezogen auf Di-/Telencephalon)
• basal ventral
• dorsal partietal
• rostral frontal
• kaudal okzipital

Systematik der Verbindungen des Nervensystems


- Substantia alba bzw. Mark: 3 Arten von Fasersystemen (aus axonalen Fortsätzen)
1. Assoziationsbahnen
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- verbinden Teile derselben Hemisphären
- besonders mächtig ausgebildet: hohe kognitive Funktionen
- Kurze Assoziationsfasern:
• verbinden benachbarte Gyri
• U-Form: u-Fasern oder Fibrae arcuatae
- Lange Assoziationsfasern:
• verbinden kortikale Areale über Abstände
• z.B.:
A. Fasciculus uncinatus: Verbindung Frontal- & Temporallappen
B. Fasciculus arcuatus: Verbindung Gyrus frontalis superior & medius mit Gyrus
temporalis superior & medius
C. Fasciculus longitudinalis superior: Bündel zwischen Frontal- & Okzipitallappen mit
Verbindungen zu Parietal- & Temporallappen
D. Fasciculus longitudinalits inferior: verbindet Temporallappen mit Okzipitallappen
2. Kommissurenbahnen
- verbinden rechte & linke Hemisphäre miteinander
A. Corpus callosum: Forceps minor (rostral) & major (okzipital) —> am besten im Medio-
sagittal Schnitt
• Rostrum: oral
• Genu: vordere Biegung
• Truncus/Corpus: zentraler Anteil
• Splenium: hinterer Ausläufer
B. Commissura anterior: —> am besten im Koronarschnitt
• Höhe Chiasma opticum, basal des Globus pallidus
• Fasern des Riechhirns
C. Commissura posterior
D. Commissura fornicis
3. Projektionsbahnen
- verbinden Telencephalon mit anderen Hirnabschnitten & Rückenmark
- Verbindungen in beide Richtungen
- z.B.:
A. Tractus corticospinalis:
• Gyrus praecentralis —> Motorneurone im RM —> Muskeln (Somatomotorik)
• = Pyramidenbahn: Fasern kreuzen in Pyramide (Medulla oblongata) zur Gegenseite
B. Tractus thalamocorticalis:
• sensible Information —> Thalamus (Umschaltung) —> Gyrus postcentralis
(Somatosensibilität: Zuleitung zum Kortex im Sinne von Afferenzen)
- Corona radiata / Capsula interna: fast alle Projektionsfasern (auf- & absteigend) verlaufen
gebündelt durch diese Strukturen vom Kortex in tiefer gelegene Abschnitte

III. Rückenmark & Spinalnerven

Grundlagen
- Zusammentreffen von Afferenzen & Efferenzen
• Austausch zwischen Gehirn & Skelettmuskulatur/(Sinnes-)organen
- Histologisch: Faserbündel, Nerven- & Gliazellen
- Schutzmechanismen:
• Wirbelkanal
• Rückenmarkshäute
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• Liquor cerebrpspinalis
- Beginn: Foramen magnum / Ende: Lende
• Grenze zur Medulla oblongata: Abgang 1. Spinalnervenpaar
• zervikaler, thorakaler, lumbaler, sakraler Anteil
- Auffälligkeiten:
• Fissura mediana anterior: ventral mittige Zweiteilung
• Sulcus medianus posterior: dorsale Zweiteilung
• Intumescentia cervicalis & Intumescentia lumbosacralis
• viele Nervenzellen für motorische/sensorische Versorgung der Extremitäten
• Verdickungen als Ausdruck intensiver Versorgung der Extremitäten
• Conus medullaris (=Markkegel): kegelförmige Verjüngung am kaudalen Ende (Höhe L1/L2)
• Cauda equina mit Filum terminale (=Endfaden): in Durasack
• unterhalb: Liquorpunktion im Subarachnoidalraum
• kraniale Befestigung: Foramen magnum
• kaudale Befestigung: Os coccygis
- Arterien
• Arteriae spinalis posteriores:
• 2x beidseits Sulcus spinalis posterior
• Hauptzufluss: A. vertebralis
• segmentale Zuflüsse
• Anastomose mit A. spinalis anterior
• Arteria spinalis anterior
• aus Vereinigung der Arteriae vertebrales Höhe Decussatio pyramidum
• entlang Fissura mediana anterior
• segmentale Zuflüsse
• Anastomose über Äste mit Aa. spinales posteriores

Verbindungen des Rückenmarks zum PNS


- Axone verlassen RM vorne und hinten als Nervenfaserbündel = Radix anterior et posterior / Fila
radicularia
• Motorische Vorderwurzel: motorische Impulse vom RM in Peripherie (motorische Efferenzen)
• Sensorische Hinterwurzel: Zuleitung sensibler Impulse von Peripherie zum RM (sensible
Afferenzen)
- Vereinigung der Radix im Foramina intervertebralia = Spinalnerven (Nervus spinalis)
- Knöcherne Wirbelsäule: Zusammensetzung:
• 7x Halswirbel
• 12x Brustwirbel
• 5x Lendenwirbel
• 5x Sakralwirbel
• 3-5x Steißwirbel
- Austritt der Spinalnerven:
• 1. Paar: direkt unter Os occipitale oberhalb Atlas
• 8. Paar (C8): direkt unter 7. HW
• wird Halsbereich zugeordnet
• daher: 8 zervikale Spinalnervenpaare bei nur 7 Halswirbeln
• Folgende Paare: gleiche Namen & Nummer wie jeweils darüber liegende Wirbelkörper
- Spinalnervenpaare: 31-32 Paare
• 8 zervikale Paare
• 12 thorakale Paare
• 5 lumbale Paare
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• 5 sakrale Paare
• 1-2 kokzygeale Paare
- Rückenmarkssegment = Ursprungsort der Vorder- & Hinterwurzel die sich zum Spinalnerv
vereinigen
- Spinalganglien:
• Verdickung der Hinterwurzel vor Vereinigung zum Spinalnerv
• = Ansammlung von Perikaryen
• hier: Zellkörper des 1. sensiblen Neurons (pseudounipolare Nervenzelle)

Aszensus des Rückenmarks


- Längenwachstum RM begrenzt, umgebender Wirbelkanal wächst deutlich: Conus medullaris
„steigt“ bezogen auf Wirbelkanal
- Kleinkind: Ende 3. Lumablwirbel <-> Erwachsener: 1./2. Lumbalwirbel
- Cauda equina:
• = Ansammlung intraduraler Spinwalnervenwurzeln
• ungleiches Längenwachstum RM vs. Wirbelsäule <-> Spinalnervenpaare in jew. Foramen
intervertebrale fixiert
• Folge: Spinalnervenwurzeln der unteren Rückenmarkssegmente wie Pferdeschweif vom
unteren Ende des RM zu „ihrem“ Foramen intervertebrale

Rückenmarkshäute
- Schutzfunktion
- = Verlängerung der Hirnhäute
- umschließen Rückenmark & Spinalnervenwurzeln
- 3 Schichten:
1. Dura mater spinalis (=Durasack)
• Befestigung: Foramen magnum, Zwischenwirbelkörper, 2. Kreuzbeinwirbel
• Ende: S2
• Epiduralraum
• zwischen Knochen des Wirbelkanals & Dura mater
• enthält Fettgewebe & venöse Blutgefäße
• hier physiologisch
• Epiduralanästhesie (durch Fettgewebe begrenzte Wirkung auf wenige Segmente)
2. Arachnoidea mater spinalis
• liegt Dura mater direkt an
• Subarachnoidalraum
• zwischen Arachnoidea & Pia mater
• hier: Liquor cerebrospinalis
• Spinalanästhesie (freie Verteilung im Liquor -> Betäubung gesamter unterer
Körperhälfte)
3. Pia mater spinalis
• über feine BG-Stränge mit Arachnoidea verbunden
• folgt Unebenheiten des RM
• Fortsetzung auf Vorder- & Hinterwurzel

Mikroskopischer Aufbau des Rückenmarks


1. Substantia grisea
- Vorderhorn (Cornu anterius)
• Motorneurone (größte: alpha-Motorneurone) = Somatomotorik
• Weiterleitung von Signalen an Skelettmuskulatur über Vorderwurzel
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- Hinterhorn (Cornu posterius)
• Sitz der 2. sensiblen Neurone (Verschaltung) = Somatosensibilität
• 1. sensibles Neuron = im Spinalganglion
• Weiterleitung von Impulsen von peripheren Fortsätzen als Hinterwurzel zum Hinterhorn
- Seitenhorn (Cornu laterale)
• Höhe thorakales/lumbales/sakrales RM
• motorische Nervenzellen des vegetativen NS
• über Vorderwurzel in Peripherie zu Erfolgsorganen:
• Drüsen, innere Organe, Blutgefäße
• Impulse unterteilbar in Sympathikus & Parasympathikus
- Commissura grisea:
• Verbindung der beiden Schmetterlinghälften
- Canalis centralis (Zentralkanal)
• Ependym Auskleidung
• enthält Liquor cerebrospinalis (entspricht innerem Liquorraum des Gehirns)
• kranial: grenzt ab 4. Ventrikel (=Obex)
2. Substantia alba
- Commissura alba
• Kreuzung von Axonen auf Gegenseite
- Sulcus lateralis anterior
• motorische Vorderwurzeln verlassen RM
- Sulcus lateralis posterior
• sensible Hinterwurzeln treten in RM ein
- 3 Stränge (=Funiculi): Verlauf wichtiger auf- & absteigender Bahnen
1. Vorderstrang (Funiculus anterior)
• zwischen beiden Cornu anterius
• Grenze: Sulcus lateralis anterior
2. Seitenstrang (Funiculus lateralis)
• zwischen Sulcus lateralis anterior & posterior
3. Hinterstrang (Funiculus posterior)
• zwischen dorsalen Ausläufern des Cornu posterius
• Begrenzung untereinander: Sulcus medianus posterior
• Grenze lateral: Sulcus lateralis posterior

Bahnen in der Übersicht


1. Absteigende Bahnen (in Funiculus anterior & lateralis)
- Tractus corticospinalis
• enthält Fasern der Pyramidenbahn (= Projektionsfasersystem)
• somato-motorisches System, willkürliche Motorik
• Gyrus praecentralis —> Corona radiata —> Capsula interna —> Hirnstamm
• Höhe Medulla oblongata: 80% kreuzen auf Gegenseite (= Pyramidenkreuzung) —>
weiter als Tractus corticospinalis lateralis im Funiculus lateralis zu alpha-
Motorneuronen im Vorderhorn des RM (Umschaltung) —> periphere Nerven —>
Muskulatur
• 20% kreuzen: als Tractus corticospinalis anterior im Vorderstrang —> kreuzen in
Commissura alba anterior auf Segmenthöhe auf Gegenseite
—> Steuerung rechter Körperhälfte vom linken Kortex vice versa
—> Schädigung: schlaffe Lähmung (Parese) -> spastische Lähmung
- Extrapyramidales System
• Fasern kreuzen nicht auf Pyramidenhöhe
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• Regulation der Somatomotorik
• Tractus rubrospinalis (Seitenstrang)
• Tractus retoculospinalis anterior & lateralis (Vorder- bzw. Seitenstrang)
• Tractus vestibulospinalis
• Tractus olivospinalis
2. Aufsteigende Bahnen (in allen Funiculi)
- Qualitäten der Sensibilität:
A. Epikitische Sensibilität
• diskriminatorische Wahrnehmung von Druck, Berührung, Vibration (=
Feinwahrnehmung)
• Fasciculus gracilis (Funiculus posterior, medial)
—> untere Körperhälfte
—> lumbales/thorakales RM: nur Fasciculus gracilis
• Fasiculus cuneatus (Funiculus posterior, lateral)
—> obere Körperhälfte
—> erst ab zervikales RM
• Weiterleitung der Info zum Thalamus —> Gyrus postcentralis —> bewusste
Wahrnehmung
B. Protopathische Sensibilität
• Nozizeption, Temperaturwahrnehmung, grobe Mechanorezeption (=
Grobwahrnehmung)
• Tractus spinothalamicus anterior (Funiculus anterior)
• Tractus spinothalamicus lateralis (Funiculus lateralis)
• Weiterleitung der Info zum Thalamus —> Gyrus postcentralis & auf andere
neuronale Zentren (Alarmbereitschaft z.B. bei Schmerzen) —> bewusste
Wahrnehmung
• Schädigung: i.d.R. Ausfall / Einschränkung aller Qualitäten
C. Propriozeption
• Stellung & Lage von Gelenken, Sensoren in Muskeln/Sehnen/Bändern/Gelenken
• Tractus spinoolivaris (Funiculus lateralis)
• Tractus spinocerebellaris anterior (Funiculus lateralis)
• Tractus spincocerebellaris posterior (Funiculus lateralis)
• Information endet:
• überwiegend im Kleinhirn (Koordination): keine bewusste Wahrnehmung da nicht
im Kortex!
• Teil der Information über Funiculus posterior —> Thalamus —> Kortex

Spinalnerven und periphere Nerven


- Austritt motorischer Vorderwurzel (Cornu anterius) / Eintritt sensibler Hinterwurzeln (Cornu
posterius) / vegetatives NS Austritt mit motorischer Vorderwurzel (Cornu laterale)
- Vereinigung der Vorder- & Hinterwurzel = Spinalnerv (i.d.R. gemischte Nerven, Teilung nach
kurzem Verlauf):
1. Ramus dorsalis: Versorgung wirbelsäulennaher Haut & autochtoner Rückenmuskulatur
• Spinalganglion ( = Anhäufung sensibler pseudounipolarer Zellkörper)
2. Ramus ventralis (= Nervi intercostales):
A. Thorakaler Bereich des RM (Th1-Th12)
• als eigenständige Nerven in Peripherie
• Versorgung wirbelsäulenferner Haut & seitliche/ventrale Körperabschnitte
• tragen Information nur eines Rückenmarkssegments
B. Zervikaler, lumbaler & sakraler Bereich des RM
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•Bildung von Nervenplexus: Geflecht verschiedener Rami ventrales
•tragen Informationen verschiedener Rückenmarkssegmente
•periphere Nerven führen Informationen mehrerer Segmente
•evolutionärer Vorteil: bei Schädigung des peripheren Nervs nur teilweiser Ausfall von
Rückenmarkssegmenten, nie gesamte Funktion eines Segments
• Plexus:
• Plexus cervicalis: C1-C5
—> motorisch: Halsmuskulatur, infrahyaler Muskulatur, Zwerchfell
—> sensibel: Ohr, Hals, Haut über Schlüsselbein zu Schulter
• Plexus brachialis: C5-C8 + Th1
—> Trunci, Fasciculi
—> Arm, Schulter, Brust
• Plexus lumbalis: L1-L3, Th12 + S4
—> motorisch: untere Bauchwandmuskulatur, vordere Oberschenkelregion
—> sensibel: Haut Unterbauch & Genitalregion, vordere Oberschenkelregion,
Unterschenkel
• Plexus sacralis: L5-S3, L4 + S4
—> motorisch: Gesäßmuskulatur, hinterer Obeschenkel, Unterschenkel, Fuß
—> sensibel: After, hinterer Oberschenkel, Unterschenkel, Fuß
3. Ramus communicans albus et griseus: viszero-efferente Information
- Dermatom / Myotom
• vom Spinalnerv eines Rückenmarkssegments innerviertes Hautgebiet/Muskelgruppe
• segmentale Innervation

Prinzipieller Aufbau eines Reflexbogens


- Reflex = unwillkürliche, rasche, gleichartige Reaktion auf unbestimmten Reiz
- Allgemeines Prinzip: einfacher Reflexbogen
• Reiz: Rezeptor
• afferente Zuleitung zum ZNS
• Verschaltung
• efferente Zuleitung zum Erfolgsorgan
• Reaktion: Effektor
- Monosynaptische Eigenreflexe (=Muskeleigenreflexe)
• Reflexbogen nur über eine Synpase: Verbindung zweier Neurone (afferentes sensibles &
efferentes motorisches)
• Reiz & Antwort in einem Organ: Rezptor- & Effektororgan identisch
• z.B: Bizeps- & Trizepssehnenreflex, Patellar- & Achillessehnenreflex
- Polysynaptische Fremdreflexe
• Verschaltung über mehrere Synapsen: Einbettung von Interneuronen in Schaltkreis
• Rezeptor & Effektor nicht im gleichen Organ
• z.B. Bauchhautreflexe, Krematserreflex
- Pathologische Reflexe
• bei Säuglingen oft physiologisch
• Erwachsene: Hinweis auf Erkrankung des ZNS
• z.B. Pyramidenbahnzeichen: Babinski-Reflex, Gordon-Zeichen, Oppenheim-Zeichen,
Stümpell-Zeichen

Das vegetative Nervensystem im Rückenmark


- Somatisches NS:
• bewusst ansteuerbar
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• Innervation: motorisch v.a. quergestreifter Muskulatur
- Vegetatives NS:
• = autonomes, viszerales NS
• Anpassung & Regulierung biologisch definierter, automatisch ablaufender innerkörperlicher
Vorgänge: willentlich nicht direkt beeinflussbar
• Innervation: v.a. glatte Muskulatur der Eingeweide & Gefäße, exo- & endokrine Drüsen
• Steuerung vegetativer Parameter: Atmung, Kreislauf, Wasserhaushalt, Körpertemperatur,
Stoffwechsel, Verdauung, Fortpflanzung
• Einteilung:
1. Sympathikus
• ergotrope Wirkung: erhöht nach außen gerichtete Handlungsbereitschaft
2. Parasympathikus
• trophotrope Wirkung: Stoffwechsel, Regeneration & Aufbau körpereigener Reserven
• Aufbau: 2 hintereinandergeschaltete Nervenzellen
• Sympathikus: Zellkörper des 1. Neurons im Cornu laterale des Thorakal- & oberen
Lumbalmark (C8-T3) = thorakolumbal
• Parasympathikus: Zellkörper des 1. Neurons im Hirnstamm (Ncl. Edinger-Westphal, Ncl.
salivatorius superior et inferior, Nucleus dorsalis nervi vagi) & Cornu laterale des
Sakralmarks (S2-S4) = kraniosakral

IV. Hirnhäute und Liquorräume des Zentralnervensystems

Allgemeines
Hirnhäute (Meningen) & Liquor cerebrospinalis umhüllen Gehirn
- Innerer Liquorraum = Hirnventrikel: Produktion des Liquors
- Äußerer Liquorraum = Subarachnoidalraum: Resoprtion des Liquors

Hirnhäute
1. Dura mater encephali (Pachymeninx)
- Schädelknochen direkt anliegend
- umspannt Gehirn & RM als Ganzes (kein Folgen von Sulci & Gyri)
- Durasepten:
• Funktion: Fixierung & Stabilisierung
• Falx cerebri:
• sichelförmig in Fissura longitudinalis cerebri
• Verwachsung: Christa falli (Os ethmoidale)
• oberer Rand: Sinus sagittalis superior
• unterer Rand: Sinus sagittalis inferior
• Tentorium cerebelli:
• trennt mittlere & hintere Schädelgrube
• aufgespannt über Kleinhirn
• Falx cerebelli:
• zwischen Hemisphären des Kleinhirns
- Histologie:
• Periostales Blatt (außen):
• sehr fest am Schädelknochen verwachsen
• kein physiologischer Epiduralraum!
• Unterschied zur Dura mater spinalis: physiologischer Epiduralraum zwischen Dura &
Periost des Wirbelkörpers (Fettgewebe & Venen —> Periduralanästhesie)
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• Meningeales Blatt (innen)
• Neurothel als Verbindung zur Arachnoidea
• Verbindung der Neurothelzellen untereinander: Tight junctions
• verhindert Eindringen von Erregern/Toxinen ins Hirngewebe
2. Arachnoidea mater encephali (Leptomeninx)
- „nur“ über Neurothel mit Dura verbunden: Spatium subdurale
• Brückenvenen (Zuleitung oberflächlicher Gehirnvenen in Sinus durae matris)
- überspannt Gehirn als Ganzes:
• kein Folgen der Gyri & Sulci
• Entstehung des Subarachnoidalraums:
• Liquor cerebrospinalis
• Verlauf der großen Gefäße & Hirnnerven (Bereich Schädelbasis, vor Durchtritt durch
Dura)
- Ausbildung der Granulationes arachnoideae (Pacchioni-Granulationen)
• Aussackungen im Bereich Sinus durae matris
• Funktion: Liquorresorption
3. Pia mater encephali (Leptomeninx)
- Gehirnparenchym aufliegend
- solgt Sulci & Gyri
- Beteiligung an Begrenzung des Virchow-Robin Raumes:
• Subarachnoidalraum: zwischen Arachnoidea & Pia
• Verlauf großer hirnversorgender intrakraniellen Arterien
• Abzweigen der Hirnparenchym versorgenden kleineren Arterien (penetrierend)
• Durchtritt durch Pia:
a) Anlegen einer leptomeningealen Zellschicht: bis zu Kapillaren
—> einfache Zellschicht
—> Desmosome & Gap junctions
—> = innere Begrenzung
b) Weitere leptomeningeale Schicht/Basalmembran astrozytärer Glia limitans
perivascularis
—> = äußere Begrenzung
= perivaskulärer Raum: umgibt intrazerebrale Gefäße bis zu Kapillaren (danach:
Verschmelzung)

Sensible & arterielle Versorgung der Hirnhäute


- Nerven:
• Äste des N. trigeminus: N. ophtalmicus, N. maxillaris, N. mandibularis
• Nervus vagus: hintere Bereiche
- Gefäße:
• A. meningea anterior (A. carotis interna)
• A. meningea media / posterior (A. carotis externa)

Blutungen
- Epiduralblutung
• Ruptur der in Dura eingebetteten Gefäße (z.B. A. meningea media)
• Entstehung eines pathologischen Epiduralraums
- Subduralblutung
• Ruptur der Brückenvenen zwischen Dura & Arachnoidea
• Ausbildung eines Spatium subdurale innerhalb Neurothel
- Subarachnoidalblutung
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• Ruptur der großen hirnversorgenden Arterien der Arachnoidea
• Folge: Subarachnoidalblutung

Liquor- & Ventrikelsystem


1. Innerer Liquorraum
- Produktion des Liquor cerebrospinalis durch Plexus choroideus
- entspricht 4 Ventriculi cerebri & Canalis centralis (RM):
- Verbindungen:
a) Seitenventrikel (paarig)
• Telencephalon
• C-Form durch Hemisphärenrotation & Operkularisierung
• Bestandteile:
• Cornu frontale
• Pars centralis
• Cornu occipitale
• Cornu temporale
• Verbindung zum 3. Ventrikel rechts & links über: Foramen interventriculare (=
Foramen Monroi)
b) Ventriculus tertius (unpaar)
• Diencephalon
• Aussackungen:
• Recessus supraopticus & Recessus infundibularis: frontal
• Recessus suprapinealis & Recessus pinealis: okzipital
• Verbindung zum 4. Ventrikel über: Aquaeductus mesencephali
c) Ventriculus quartus (unpaar)
• Pons, Medulla oblongata, Cerebellum
• Aussackungen: Verbindungen zum Subarachnoidalraum (äußerer Liqorraum)
• Recessus medialis: dorsal
—> Apertura mediana (Foramen Magendi): unpaar
—> Übergang in Cisterna cerebellomedullaris (Cisterna magna)
• Recessus lateralis: lateral
—> Apertura lateralis (Foramen Luschkae): paarig
—> Plexus choroideus ragt in Subarachnoidalraum (= Bochdalek’sches
Blumenkörbchen)
• Rautengrube & Rhombencephalon
• Fossa rhomboidea = ventraler Boden des 4. Ventrikels
• Begrenzung:
—> Pedunculi cerebellares
—> Pons
—> Medulla oblongata
• wichtige Kerngebiete für Hirnnerven, Kreislaufregulation & auf- bzw. absteigende
Bahnsysteme: z.B. Area postrema
—> = Brechzentrum
—> durchlässiges Endothel: Blut-Hirn-Schranke lückenhaft
—> Detektion toxischer Stoffe im Blut durch Nervenzellen (Aktivierung auch
durch Dopaminagonisten -> therapeutisches Erbrechen)
d) Canalis centralis (kaudal)
• Rückenmark
• Lumen inkonstant, u.U. verschlossen
2. Äußerer Liquorraum

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- Resorption des Liquor cerebrospinalis
- entspricht Subarachnoidalraum
- Verbindungen zum inneren Liquorraum: v.a. im Bereich des 4. Ventrikels
• Foramina Luschkae
• Foramen Magendi
- wichtigste Zisternen:
• Cisterna ambiens: oberhalb Kleinhirn
• Cisterna cerebellomedullaris: zwischen Kleinhirn & Medulla oblongata
(Subokzipitalpunktion)
• Cisterna interpeduncularis: Bereich Hirnschenkel des Mittelhirns
• Cisterna chiasmatica: Bereich Chiasma opticum

Liquor- & Liquorproduktion


- Liquorbildung: Plexus choroidei
• in allen vier Ventrikeln
• spez. neuroepitheliale Zellschicht: Ependym
• iso- / hochprismatische Zellen mit Mikrovilli & Kinozilien (hohe Sekretionsleistung, gerichteter
Transport: von innen nach außen)
• Entstehung durch Ultrafiltration aus Blut
- Blut-Liquor-Schranke:
• funktionelle Einheit: Gefäßendothel, Basallamina & Plexusepithel (Tight junctions)
• nur für Wasser & gelöste Gase durchlässig
• makromolekulare Bestandteile des Liquors: Sezernierung durch selektiven Transport
• arm an Proteinen & Zellen
• Glukosegehalt ca. 30-50%
• Gesamtmenge (innerer & äußerer Liquorraum): 150-200ml
- Funktion des Liquors:
• Reduktion des Effektivgewichts des Gehirns (1500g —> 50g auf Schädelknochen)
• Schutz bei Stößen/ruckartigen Bewegungen
• Abtransport schädlicher Stoffwechselschlacken
• Gehirnentwicklung
• Transport von Wachstumsfaktoren & Signalmolekülen
• Kommunikation mit PNS

V. Schädelbasis und Hirnnerven

Der knöcherne Schädel


- Neurocranium: Schädelkalotte & Schädelbasis
• Os occipitale
• Os parietale
• Os temporale
• Os sphenoidale
• Os forntale
• Os ethmoidale
- Viszerocranium
• Os frontale
• Os zygomaticum
• Maxilla
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• Mandivula
• Os nasale
• Os lacrimale
• Os palatinum
• Vomer
• Os ethmoidale

Basis cranii interna


- Fossa cranii anterior
• bildet: Orbitadach & Nasenhöhle
• trägt: Frontallappen (Impressionen)
• Aufbau:
• Os frontale
• Os ethomidale
• Os sphenoidale
• Strukturen:
• Crista galli: Befestigung Falx cerebri
• Crista frontalis: forntale Fortsetzung Christa galli
• Foramen caecum: Übergang Crista galli - Crista frontalis
—> Kindesalter: V. emissaria
—> Erwachsenenalter: verschlossen
• Lamina cribrosa ossis ethmoidalis: beideits Crista galli
—> Fila olfactoria von Nasenhöhle zu Bulbus olfactorius (= N. opticus)
• Übergang in Fossa cranii media: Os sphenoidale
• seitlich: Ala minor ossis sphenoidalis
• mittig: Processus clinoideus anterior
- Fossa cranii media
• trägt Temporallappen
• Aufbau:
• Os sphenoidale
• Os temporale
—> Pars squamosa
—> Pars tympanica
—> Pars petrosa
• Strukturen
• Sella turcica
—> vorne: Processus clinoideus anterior
—> hinten: Processus clinoideus posterior
—> Mitte: Fossa hypophysialis
—> überspannt vom Diaphragma sellae (Dura mater): Öffnung mit Infundibulum
(Hypophyse)
• Canalis opticus: Durchgang zur Orbita
—> N. opticus
—> A. opthalmica (A. carotis interna)
• Fissura orbitalis superior: Durchgang zur Orbita
—> N. oculomotorius
—> N. trochlearis
—> N. opthalmicus (V1)
—> N. abducens
—> V. opthalmica superior
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• Foramen rotundum
—> N. maxillaris zur Fossa pterygopalatina
• Foramen ovale
—> N. mandibularis
—> Plexus venosus foraminis ovalis
—> zur Fossa infratemporalis
• Foramen spinosum
—> R. meningeus (N. mandibularis, V3)
—> A. meningea media
• Fissura sphenopetrosa
—> zw. Os sphenoidale & Pars petrosa (Os temporale)
—> N. petrosus minor
• Foramen lacerum
—> zw. Ala major Os sphenoidale & Pars petrosa (Os temporale)
—> durch Faserknorpel verschlossen
—> N. petrosus major / profundus
—> A. canalis pterygoidei
—> Emissarvenen
• Canalis caroticus
—> A. carotis interna
—> Plexus caroticus internus
• Übergang in Fossa cranii posterior: Dorsum sellae
• absteigend: Clivus (Os sphenoidale & Os occipitale)
- Fossa cranii posterior
• trägt Pons, Medulla oblongata, Okzipitallappen
• Strukturen:
• Foramen magnum
—> Crista occipitalis interna: teilt Fossa cranii posterior in 2 Hälften
—> Übergang RM in Medulla oblongata
—> Radix spinalis (N. accessorius)
—> Aa. vertebrales
—> RM-Arterien
• Canalis nervi hypoglossi
—> N. hypoglossus
—> Venenplexus
• Foramen jugulare
—> V. jugularis interna
—> N. glossopharyngeus
—> N. vagus
—> N. accessorius
• Porus acusticus internus
—> verbindet Fossa cranii posterior mit Mittel- & Innenohr
—> N. intermediofacialis
—> N. vestibulocochlearis
—> Gefäße für Innenohr

Basis cranii externa


- Vorderer Abschnitt
• bildet Boden d. Nasenhöhle & Dach d. Mundhöhle
• Aufbau:
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• Maxilla
• Os palatinum
—> bilden Palatum durum
—> 3/4: Proc. palatinus Maxilla, 1/4: Lamina horizontalis Os palatinum
—> Grenze: Sutura palatina transversa
• Choanen
• posteriore Öffnungen der Nasenhöhle
• Vomer als Trennung
• Strukturen:
• Foramen incisivum
—> Eingang in Canalis incisivus: Verbindung Mund- & Nasenhöhle
—> N. nasopalatinus (V2)
• Foramen palatinum majus
—> Verbindung Mundhöhle - Fossa pterygopalatina
—> N. palatinus majus
—> A. palatina majora
• Foramina palatina minora
—> Verbindung Mundhöhle - Fossa pterygopalatina
—> N. palatini minores
—> A. palatina minora
- Mittlerer Abschnitt
• Aufbau:
• Os sphenoidale
—> Processus pterygoideus: Auslaufen in Lamina medialis & lateralis
—> dazwischen: Fossa pterygoidea
• Os temporale
• Fossa pterygopalatina
• zwischen Proc. palatinus der Maxilla & Proc. pteroygoideus des Os sphenoidale
• Inhalt:
—> Ganglion pterogypalatinum
—> Teile der A. maxillaris
—> N. maxillaris
—> Anfang N. zygomaticus
—> Anfang N. infraorbitale
• Processus styloideus
• Entwicklung: Reichert-Knorpel
• Ursprung für Bänder/Muskeln
• Processus mastoideus
• Pneumatisationsräume = Cellulae mastoideae
• Condylus occipitalis: Artikulation mit Atlas
• Strukturen:
• Foramen ovale
• Foramen lacerum
—> N. petrosus major & profundus
—> durch Faserknorpel verschlossen
• Fissura orbitalis inferior
—> N. zygomaticus (V2)
—> N. infraorbitalis (V2)
• Foramen stylomastoideum
—> N. intermediofacialis
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—> A. stylomastoidea
• Foramen jugulare
—> Beginn V. jugularis interna
• Canalis nervi hypoglossi
—> i.d.R. vom Condylus occipitalis überlagert
• Canalis caroticus
—> A. carotis interna
—> veg. sympathische Nervenfasern (Plexus caroticus internus)
• Fissura petrotympanica
—> Verbindung zw. Paukenhöhle & Fossa infratemporalis
—> Chorda tympani (N. intermediofacialis): in Richtung N. lingualis
- Hinterer Abschnitt
• Aufbau: Os occipitale
• Pars basilaris
• Partes laterales mit Condyli occipitales
• Squama occipitalis mit Protuberantia occipitalis
—> umschließen Foramen magnum
• Strukturen:
• Foramen magnum
—> Übergang Medulla oblongata - RM
—> Radis spinalis (N. accessorius)
—> Aa. vertebrales
—> A. spinalis anterior / posterior
—> V. spinalis
• Canalis condylaris
—> V. emissaria condylaris
• Canalis nervi hypoglossi
—> N. hypoglossus
—> Plexus venosus canalis N. hypoglossi

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Hirnnerven
- Funktionelle Gruppen
• Sinnesnerven
• N. olfactorius
• N. opticus
• N. vestibulochochlearis
• N. intermediofacialis
• Augenmuskelnerven
• N. oculomotorius
• N. trochlearis
• N. abducens
• Pharyngealbogennerven
• N. trigeminus
• N. intermediofacialis
• N. glossopharyngeus
• N. vagus
• N. accessorius
- Allgemeines:
• alle ventral aus Gehirn: Ausnahme N. trochlearis
• Kerngebiete Hirnnerven III-XII: Tegmentum (Mesencephalon) bis Medulla oblongata
• sensibel: eher lateral
• motorisch: eher medial
—> Teile des PNS: Myelinscheide von Schwann-Zellen
• Kerngebiete I & II Hirnnerv: Ausstülpungen des Tel- bzw. Diencephalon
—> Teile des ZNS: Myelinscheide von Oligodendrozyten
- Faserqualitäten
• Viszeromotorische Efferenzen
• allgemein-viszeromotorische Efferenzen: Eingeweidemuskulatur
• speziell-viszeromotorische Efferenzen: Muskulatur aus Pharyngealbögen
• Somatosensibele Afferenzen
• allgemein-somatosensible Afferenzen: Exterozeption & Propriozeption
• speziell-somatosensible Afferenzen: Weiterltiung von Impulsen großer Sinnesorgane
• Viszerosensible Afferenzen
• allgemein viszerosensible Afferenzen: Impulse aus Eingeweiden & Blutgefäßen
• speziell-viszerosensible Afferenzen: Riechen & Schmecken
- Nervus olfactorius (I)
• primäre Sinneszellen der Riechschleimhaut: Generierung eigener Aktionspotenziale
• Fila olfactoria durch Lamina cribrosa
• Bulbus olfactorius: Umschaltung auf 2. Neuron
• Tractus olfactorius: Teilung am Trigonum olfactorium
• Stria olfactoria medialis
• Stria olfactoria lateralis
• höhere olfaktorische Zentren: Inselrinde, Areae piriformis, Amygdala, Hippocampus
• kein Passieren des Thalamus vor Erreichen der Cortexgebiete!
- Nervus opticus (II)
• Verlauf:
• Retina: Stäbchen- & Zapfenzellen (= sekundäre Sinneszellen)
—> weiter zu bipolaren Zellen

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—> weiter zu Ganglienzellen
• Bündelung der Axone der Ganglienzellen an Papilla nervi optici
• Bildung N. opticus
• durch Canalis opticus (mit A. opthalmica)
• Chiasma opticum (Bereich Sella turcica)
• weiter als Tractus opticus
—> rechter Tractus: Signale des linken Gesichtsfelds
—> linker Tractus: Signale des rechten Gesichtsfelds
• Corpus geniculatium laterale (Thalamus): Verschaltung
• als Radiatio optica zur Area striata
• Pupillenreflex / Tag-Nacht-Rhythmus: Fasern die nicht zu Corpus geniculatum laterale ziehen
• zum Hypothalamus (Tag-Nacht-Rhythmus)
• zu Colliculi superiores & zur Are praetectalis (Pupillenreflex)
—> Parasympathisch
—> konsensuelle Pupillenreaktion: Koordination der Pupillen durch Querverbindungen
—> Verlauf:
-> Reizaufnahme Retina
-> über Sehnerv zu Area praetectalis: Interneurone
-> Weiterleitung zu Edinger-Westphal-Kernen (Mesencephalon): Zellkörper prägangl.
parasympathischer Nervenzellen
-> Anlagerung von Axonen des Edinger-Westphal-Kerns an N. oculomotorius
-> durch Fissura orbitalis superior
-> Ganglion ciliare: Umschaltung
-> zu M. sphincter pupillae: Miosis
- Nervus oculomotorius (III)
• Innervationsgebiet:
• äußere Augenmuskeln: M. rectus superior / inferior / medialis, M. obliquus inferior, M.
levator palpebrae superioris
• innere Augenmuskeln: M. ciliaris, M. sphincter pupillae
• Verlauf:
• Austritt: Fossa interpeduncularis mediale Seite Hirnschenkel
• lateraler Rand Sinus cavernosus
• durch Fissura orbitalis superior
• Teilung: in Orbita
—> R. superior: M. levator palpebrae superioris & M. rectus superior
—> R. inferior: M. rectus medialis / inferio & M. obliquus inferior
-> Abzweigung Radix oculomotoria zu Ganglion ciliare: prägangl. parasympathische
Fasern für M. sphincter pupillae & M. ciliaris
- Nervus trochlearis (IV)
• Verlauf:
• Austritt: dorsal (!) des Hirnstamms Unterrand Lamina tecti (Mesencephalon)
• lateraler Rand Sinus cavernosus
• Fissura orbitalis superior
• über M. levator palpebrae schräg hinweg
• zu M. obliquus superior: motorische Innervierung
—> Sehne: Umlenkung an Trochlea
- Nervus trigeminus (V)
• Innervationsgebiet:
• Radix sensoria (Großteil): Haut/Schleimhaut Gesicht, Kornea & Konjunktiva, vordere 2/3
Zunge, Zähne mit Paradontium, Großteil Meningen
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• Radix motoria: Kaumuskulatur, z.T: Muskulatur Zungenbein & Gaumen
• Verlauf:
• Austritt: Seitenrand des Pons
• Zellkörper sensibler Fasern: Ganglion trigeminale
• Zellkörper motorischer Äste: Nucleus motorius nervi trigemini (Pons)
• Aufteilung in Äste:
1. N. opthalmicus: Meningen
—> durch Fissura orbitalis superior
2. N. maxillaris: Meningen
—> durch Foramen rotundum
3. N. mandibularis: Meningen, Kaumuskulatur
—> durch Foramen ovale
—> Besonderheit: rückläufige Fasern für Meningen durch Foramen spinosum mit A.
meningea media
• N. ophthalmicus (V1)
• verlässt Ganglion trigeminale
• rein sensibel
• Seitenrand Sinus cavernosus
• Fissura orbitalis superior: Orbita
• Äste: noch vor Orbita
A. N. nasociliaris
—> durch Anulus tendineus
—> als N. infratrochlearis: Augenlid, Tränensack, Caruncula lacrimalis, Konjunktiva
B. N. frontalis
—> Orbitadach auf M. levator palpebrae
—> Teilung:
1. N. supratrochlearis
-> über Trochlea nach vorne
-> Versorgung: oberes Augenlid, Nasenwurzel, Haut & Konjunktiva med.
Augenwinkel
2. N. supraorbitalis
-> Ramus medialis: Incisura frontalis
-> Ramus lateralis: Foramen supraorbitale
-> Versorgung: Stirn- & Kopfhaut, Konjunktiva, Schleimhaut & Stirnhöhle
C. N. lacrimalis
—> oberer lateraler Orbitarand auf M. rectus lateralis
—> zur Glandula lacrimalis
—> Teilung:
-> Ramus superior:
> durch Tränendrüse,
> Innervation: Haut & Konjunktiva Oberlid, lat. Augenwinkel
-> Ramus inferior:
> seitliche Orbitawand
> Aufnahme postgangl. parasympathischer Fasern vom N. zygomaticus
> Innervation: Tränendrüse
• N. maxillaris (V2)
• durch Foramen rotundum in Fossa pterygopalatina
• Teilung:
A. Rami ganglionares
—> Übergang nach kurzem Verlauf in Ganglion pterygopalatinum: keine Verschaltung

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—> Innervation: Nasenhöhlen, Mundhöhle, harter & weicher Gaumen
B. N. zygomaticus
—> Abgabe Verbindungsangst zu N. lacrimalis (aus V1)
-> Zuleitung postgangl. parasympathischer Fasern (Zuleitung an Ganglion
pterygopalatinum wiederum über N. intermediofacialis)
-> Innervation: Glandula lacrimalis
—> durch Os zygomaticum
—> Innervation: als N. zygomaticofacialis Haut Schläfe & obere Wangenregion
C. N. infraorbitales
—> Boden der Orbita nach vorne in Canalis infraorbitalis
—> Austritt durch Foramen infraoribtale
—> Innervation: Haut & Konjunktive Unterlid, Oberlippe, Gesichtshaut
—> Abgabe: Rami alveolares superiores für Oberkiefer
• N. mandibularis (V3)
• durch Foramen ovale in Fossa infratemporalis
• Abgabe: R. meningeus
—> durch Foramen spinosum mit A. meningea edia
• Teilung:
1. Sensible Äste
A. N. auriculotemporalis
—> Abzweigung mit 2 getrennten Wurzeln: Schlinge um A. meningea media
—> unterhalb Ohrspeicheldrüse ventral Meatus acusticus externus
—> zur Schläfengegend
—> Versorgung:
-> R. articulares: sensibel Kiefergelenk, äußerer Gehörgang, Trommelfell,
Ohrmuschel
-> R. temporales supericiales: Haut Schläfengegend
-> R. parotidei: Parotis
> postgangl. parasympathische Fasern vom N. glossopharyngeus
> Umschaltung: Ganglion oticum (Jacobson-Anastomose)
B. N. alveolaris inferior
—> bis Foramen mandibulare mit N. lingualis
—> Eintritt in Canalis mandibulae (Alveolarkanal)
-> Bildung plexus dentalis inferior: sensible Versorgung Zähne des Unterkiefers
—> als N. mentalis durch Foramen mentale: sensibe Versorgung Haut Kinn /
Unterlippe
C. N. lingualis
—> zieht zur Zunge
—> Aufnahme Chorda tympani (aus N. facialis)
-> sensorische & parasympathische Fasern
-> verlässt N. facialis im Verlauf durch Felsenbein
-> zieht zur Paukenhöhle
-> durch Fissura petrotympanica
-> Anlagerung an N. lingualis
-> Innervation: Umschaltung im Ganglion submandibulare
> sensorisch: Geschmackssinn vordere 2/3 Zunge
> parasympathisch: Sekretion Glandula sublingualis/submandibularis &
Zungendrüsen
—> Innervation: Tonsillengegend, Mundhöhlenboden, vordere 2/3 Zunge
D. N. buccalis

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—> Versorgung: sensibel Wangengegend
2. Motorische Äste
A. N. massetericus
B. Nn. temporales profundi
C. Nn. pterygoidei
D. N. mylyhoyoideus
• Klinik:
• Periphere Trigeminusläsion
—> proximal des Ganglion trigeminale / am Ganglion trigeminale
-> Folge: Sensibilitätsstörungen einer gesamten Gesichtshälfte
—> distal des Ganglion trigeminale
-> Folge: Ausfälle im Versorgungsgebiet eines Asts (z.B. N. mandibularis im Bereich
Foramen ovale)
• Zentrale Trigeminusläsion
—> Läsion im Kerngebiet des N. trigeminus: 3 Kerngebiete (fast nie alle 3 betroffen)
-> Ncl. mesencephalicus nervi trigemini: Propriozeption
-> Ncl. principalis nervi trigemini: epikritische Information
-> Ncl. spinalis nervi trigemini: protopathische Sensibilität
—> Somatotope Anordnung der Fasern jeder Sensibilitätsqualität
-> Trennlinien: Sölder-Linien
- N. abducens (VI)
• Verlauf
• Austritt zwischen Pons & Pyramide
• im Sinus cavernosus Nähe A. carotis interna
• durch Fissura orbitais superior: in Orbita
• Sinus cavernosus
• Wand: N. oculomotorius, N. trochlearis, N. opthalmicus (V1) , N. maxillaris (V2)
• Mitten durch: N. abducens mit A. carotis interna
- N. intermediofacialis (VII)
• Versorgunsgebiet:
• Motorisch (N. facialis)
—> Gesichtsmuskulatur, M. stapedius
• Parasympathisch, sensibel/sensorisch (N. intermedius)
—> prägangl. parasympathische Fasern: Tränendrüse, Nasenschleimhaut, Glandula
sublingualis, Glandula submadibularis
• Verlauf:
• mit N. vestibulocochlearis am Kleinhirnbrückenwinkel
• über Porus acusticus internus
• im Canalis facialis: Abgabe von Ästen
A. N. petrosus major
—> prägangl. parasympathische Fasern
—> Innervation: Tränendrüse, Nasendrüsen, Gaumendrüsen, Pharyngealdrüsen
—> Verlauf:
-> Höhe Ganglion geniculatum: zurück zur mittleren Schädelgrube
-> im Sulcus nervi petrosi majoris zu Foramen lacerum
-> durch Canalis ptyerygoideus
-> zur Fossa pterygopalatina: Verschaltung im Ganglion pterygopalatinum
-> Anlagerung an N. zygomaticus, dann an N. lacrimalis (V1)
-> zur Tränendrüse
B. N. stapedius
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—> Innervation: M. stapedius im Mittelohr
C. Chorda tympani
—> Äußeres Faszialisknie: scharfe Wendung im Canalis facialis
-> Inneres Faszialisknie: Biegung um Kerngebiet N. abducens in Medulla oblongata
—> Ganglion geniculatum: sensible/sensorische Nervenzellköprer N. facialis
—> Verlauf:
-> durch eigenes Knochenkanälchen zurück in Paukenhöhle
-> zwischen Malleus & Incus
-> durch Fissura petrotympanica
-> Anschluss an N. lingualis (V3)
—> Innervation:
-> Geschmackswahrnehmung vordere 2/3 Zunge (sensorisch)
-> Glandula submandibularis & sublingualis (prägangl. parasympathische Fasern,
Verschaltung vor Drüseneintritt im Ganglion submandibulare)
• Foramen stylomastoideum: Aufteilung
A. N. auricularis posterior
—> Innervation: äußere Ohrmuskeln, M. occipitas, sensibel Ohrmuschel
B. Ramus stylohyoideus
—> Innervation: M. stylohyoideus
C. Ramus digastricus
—> Innervation: M. digastricus
D. Plexus intraparotideus
—> Abgang Äste für Innervation mimischer Muskulatur
• Klinik: Besonderheit des Kerngebiet
• Stirn- & Lidmuskulatur: Innervation von ipsilateraler & kontralateraler Hemisphäre
• Restliche mimische Muskulatur: Innervation von kontralateral
• Zentrale Faszialisparese:
—> einseitige Schädigung motorischer Kortex bzw. Tractus corticonuclearis
—> Bewegung der Stirnmuskulatur möglich (Ausgleich durch Gegenseite)
—> Bewegung restlicher mimische Muskulatur nicht möflich
• Periphere Faszialisparese:
—> Schädigung im peripheren Verlauf des Nervs
—> Ausfall gesamter mimischer Muskulatur
—> Zusatzsymptome: Hyperakusis, Geschmacksstörungen …
- Nervus vestibulochochlearis (VIII)
• N. vestibularis (Gleichgewichtsnerv)
• Zellkörper im Ganglion vestibulare (Boden Meatus acusticus internus)
• Empfang von Signalen aus Bogengängen & Makulaorganen
• N. cochlearis (Hörnerv)
• Zellkörper im Ganglion chochleare (Zentrum der Schneckenwindungen)
• Empfang von Signalen der inneren Haarzellen des Corti-Organs
• Verlauf:
• gemeinsam Austritt aus Hirnstamm im Kleinhirnbrückenwinkel
• Porus acusticus internus
• zum Innenohr
- Nervus glossopharyngeus (IX)
• Innervationsgebiet:
• sensibel: Mittelohrm Tuba auditiva, hinteres 1/3 Zunge, Pharynx
• motorisch: Pharynx
• parasympathisch: Glandula parotidea, Geschmacksfasern hinteres 1/3 Zunge
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• Verlauf:
• Austritt dorsal der Olive an Seitenfläche Medulla oblongata im Sulcus retroolivaris
• zusammen mit N. vagus durch Foramen jugulare
• Ganglien:
—> in Schädelhöhle: Ganglion superius
-> Nervenzellkörper für Berührungs-, Schmerz- & Temperazurreize
—> außerhalb Schädelhöhle: Ganglion inferius
-> Nervenzellkörper für Geschmacksfasern
• zwischen A. carotis interna & M. stylopharyngeus
• weiter zu Zungengrund
• Äste:
A. N. tympanicus: sensible Versorgung Mittelohr
B. Ramus pharyngeus: motorische & sensible Versorgung Rachen
C. Ramus stylopharyngeus: M. stylopharyngeus
D. Rami linguales: sensible/sensorische Versorgung hinteres Zungendrittel
E. Äste zu Sinus caroticus & Glomus caroticum
F. N. petrosus minor: parasympathisch für Parotis
—> Verlauf parasympathischer Fasern Innveration parotis:
-> im N. glossopharyngeus bis Durchtritt Foramen jugulare
-> Abzweigung als N. tympanicus zur Paukenhöhle
-> als N. petrosus minor in mittlere Schädelgrube
> im Sulcus nervi petrosi minoris
> durch Fissura sphenopetrosa
> Einstrahlen in Ganglion oticum (nahe Foramen ovale): Verschaltung
> Anlagerung an N. auroculotemporalis (V3): zur Parotis
- Nervus vagus (X)
• Versorgungsgebiet:
• Kopf-Hals-Bereich
• große Teile des Thorakal- & Abdominalraums
• größter parasympathischer Nerv
• Beteiligung an Regulation innerer Organe: Versorgung der Eingeweide bis Flexura coli
sinistra (Cannon-Böhm-Punkt)
• überwiegend sensible Fasern
• Verlauf:
• Austritt kaudal des N. glossopharyngeus im Sulcus retroolivaris der Medulla oblongata
• durch Foramen jugulare
• am Hals zwischen V. jugularis & A. carotis communis
• Eintritt in Brusthöhle:
—> rechts: vor A. subclavia
—> links: vor Aortenbogen
• Anlagerung an Oesophagus: Plexus oesophageus
—> Truncus vagalis anterior: linke Anteile
—> Truncus vagalis posterior: rechte Anteile
• Durchtritt durch Hiatus oeseophageus (Zwerchfell)
• Äste:
• Kopfteil:
A. R. meningues: sensible Versorgung Hirnhaut
B. R. auricularis: sensible Versorgung äußerer Gehörgang & Ohrmuschel
• Halsteil:
A. R. pharyngei

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—> bilden mit Ästen des N. glossopharyngeus Plexus pharyngeus
—> Innvervation:
-> motorisch: Schlundmuskulatur
-> sensibel: Pharynxschleimhaut
B. N. laryngeus superior
—> R. externus (motorisch): Versorgung M. cricothyroideus
—> R. internus (sensibel): Schleimhaut Kehlkopf oberhalb Stimmlippe
• Brustteil:
A. N. laryngeus recurrens
—> links um Aortenbogen / rechts um A. subclavia
—> an Trachea zurück zum Kehlkopf
—> Versorgung:
-> motorisch: alle Kehlkopfmuskeln (Ausnahme: M. circothyoideus)
-> sensibel: Schleimhaut Larynx bis Stimmlippe
B. Rami cardiaci
C. Rami oeseophagei
D. Rami bronchiales
E. Rami pericardiaci
- Nervus accessorius (XI)
• Zusammensetzung aus:
• Radix spinalis
—> aus Lateralfläche zervikales RM
—> durch Foramen magnum
—> Versorgung: M. sternocleidomastoideus & M. trapezius
• Radix cranialis
—> Kerngebiet: Ncl. ambiguus
—> unterhalb N. Vagus aus Sulcus posterolateralis (Medulla oblongata)
—> Anschluss an Radix spinalis
—> Versorgung: Pharyngealmuskulatur (mit N. vagus & N. glossopharyngeus)
• Verlauf: gemeinsam
• durch Foramen jugulare
• Höhe Foramen jugulare:
—> Anschluss des Radix cranialis als Ramus internus auf N. vagus
- Nervus hypoglossus (XII)
• Verlauf:
• zwischen Olive und Pyramide aus Medulla oblongata
• durch Canalis nervi hypoglossi
• zur Zunge
• Versorgungsgebiet: rein motorisch
• Binnenmuskeln & Außenmuskeln der Zunge

Innervation: Zunge
- sensibel:
• N. trigeminus (V3): vordere 2/3
• N. glossopharyngeus: hinteres 1/3
- sensorisch (Geschmack):
• N. intermediofacialis (Chorda tympani): vordere 2/3
• N. glossopharyngeus: hinteres 1/3
- motorisch:
• N. hypoglossus
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VI. Subkortikale Strukturen und Diencephalon

Vorbemerkung
- Kerngebiete im Dienste der Motorik:
• Subkortikale Kerngebiete: Endhirnkerne (Telencephalon)
4. Nucleus caudatus
5. Putamen
6. Claustrum
7. Corpus amygdaloideum (=Amygdala)
• Subkortikale Kerngebiete: Diencephalon
1. Globus pallidus (Pallidum)
2. Nucleus subthalamicus
—> Basalganglien:
• Nucleus caudatus
• Putamen
• Globus pallidus
• Nucleus subthalamicus
• Substantia nigra (Mittelhirn)
- Kerngebiete zur Regulation der Körperhomöostase (Diencephalon):
1. Hypothalamus
2. Epiphyse
3. Habenulae
4. Neurohypophyse (= Hypophysenhinterlappen)

Topographische Betrachtung
- Nucleus caudatus
• Septum pellucidum: trennt unterhalb Corpus callosum die Seitenventrikel
• von lateral ins Lumen einstülpend: Nucleus caudatus
• Kopf (Caput nuclei caudati)
• Corpus
• Schwanz (Cauda nuclei caudati)
• folgt im Verlauf Seitenventrikeln
- Putamen
• auf Höhe des Caput nuclei caudati von lateral anschmiegend
• Trennung durch Capsula interna: Nucleus caudatus & Putamen = Striatum (Streifung)
- Globus pallidus
• medio-basal des Putamens
- Claustrum
• lateral des Putamens: zwischen Außenfläche Putamen & Inselregion
• Trennung zum Putamen: Capsula externa
• Trennung zur Insel: Capsula extrema
- Hypothalamus
• unterhalb Septum pellucidum: 3. Ventrikel
• lateral vorne: Hypothalamus
- Corpus amygdaloideum
• basal des Globus pallidus
• Spitze des Lobus temporalis am Unterhorn des Seitenventrikels
• Funktion: Riechzentrum, Vermittlung von Angst & Furcht
- Nucleus subthalamicus

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• Großteil lateraler Wand des 3. Ventrikels: Thalamus
• unterhalb Thalamus: Ncl. subthalamicus
- Substantia nigra
• basal des Ncl. subthalamicus
• medial der Substantia nigra: Nucleus ruber (Mittelhirn)

Funktionelle Betrachtung der Basalganglien


- Basalganglien
• = subkortikal gelegene Kerngebiete für Steuerung & Modulation der Motorik
(Bewegungsimpulsmodulation)
• wesentlicher Bestandteil des extrapyramidalmotorischen System (EPMS)
• Anteile:
1. Nucleus caudatus (Telencephalon)
2. Putamen (Telencephalon)
3. Globus pallidus (Diencephalon)
4. Nucleus subthalamicus (Diencephalon): Hemmung von Bewegungsimpulsen
5. Substantia nigra (Mesencephalon): Förderung von Bewegungsimpulsen
- Klinik
• Morbus Parkinson
• Dopaminmangel: Degeneration dopaminerger Zellen der Substantia nigra (Pars compacta)
des Mittelhirns —> ziehen mit Axonen ins Striatum: Freisetzung von Dopamin (nigro-
striatale Projektion)
• Symptome: Hypokinese, Rigor, Tremor
• Chorea Huntington
• autosomal-dominante Vererbung: Gendefekt auf Chromosom 4 —> Amplifikation von
Triplett-Repeats —> instabiles codiertes Genprodukt
• Folge: Degeneration GABAerger Neurone im Striatum (bewegungsfördernde & -hemmende
Anteile)
• Symptome: Hyperkinesen (frühes Stadium), Hypokinese (spätes Stadium)
• Ballismus bzw. Hemiballismus
• Schädigung des Ncl. subthalamicus oder dessen Verbindungen zum Globus pallidus
• Ursachen: Hirninfarkte, intrazerebrale Blutungen, Hirntumore
• Symptome: Hyperkinesen (oft nur einer Körperhälfte)
- Regelkreis der Basalganglien
• Entstehung eines unreifen Bewegungsmusters im sekundärmotorischen Cortex
• Weiterleitung ans Striatum über kortiko-striatale Projektionen:
• Erregung der Zellen über Glutamatfreisetzung
A. Direkter Weg
—> Erregung -> GABA vermittelte Hemmung der Pars interna des Globus pallidus
—> Aufgabe Globus pallidus: Inhibierung des motorischen Thalamus
—> Disinhibition des motorischen Thalamus -> motorischer Thalamus-Anteil projiziert
erregend auf motorischen Kortex
—> Bewegungsförderung
B. Indirekter Weg
—> Erregung -> Gaba vermittelte Inhibierung der Pars externa des Globus pallidus
—> Verringerung des hemmenden Einfluss der Pars externa auf Ncl. subthalamicus
—> dieser aktiviert Pars interna des Globus palidus
—> stärkt hemmenden Einfluss des Globus pallidus auf Motorik
—> Bewegungshemmung
• Einfluss der Substantia nigra:
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—> Hemmung des indirekten Weges über Dopaminfreisetzung
—> Förderung des direkten Weges
—> wirkt selbst bewegungsfördernd
• Ausführung über Pyramidenbahn
- Kleinhirnschleife
• ebenfalls an Bewegungsmodulation beteiligt
• Zuleitung von Bewegungsmustern über Pons zum Kleinhirn
• Modifikation der Bewegungsimpulse
• Zusammentreffen mit modifizierten Impulsen der Basalganglienschleife im Thalamus
• Aktivierung des motorischen Kortex

Thalamus
- Zentrum des Diencephalons
- Zusammensetzung aus verschiedenen Kerngebieten: z.T. ausgeprägte Verbindung zur
Großhirnrinde
- Topographie:
• annähernd eierfärmig
• mediale Fläche: Seitenwand 3. Ventrikel
• laterale Fläche: grenzt an Capsula interna
• Adhaseio interthalamica: Berührungspunkt der Thalami beider Seiten im Bereich hinteres
Septum pellucidum
• Forel-Achse
• anterior: vorderes Ende
• posterior: hinteres Ende
• medial: 3. Ventrikel zugewandte Fläche
• lateral: entgegengesetzte Fläche
• ventral: Schädelbasis zugewandte Seite
• dorsal: entgegengesetzt Seite
- Funktion
• Verschaltung sensibler (& motorischer) Impulse vor Weitergabe an Kortex
• Information aller Art: epikritisch, protopathisch, visuell, auditiv, gustatorisch
• Kontrolle unseres Bewusstseins: Entscheidung welche Information wichtig/unwichtig ist
• Bewusstwerdung erst im Kortex
- 2 Kernarten:
A. Spezifische Thalamuskerne
• mit funktionell gut abgrenzbaren Bereichen des Kortex verbunden
• erhalten sensible (Tasten, Vibration, Schmerz) & sensorische (Sehen, Hören, Schmecken)
aus Peripherie sowie Information aus motorischen Zentren (Kleinhirn, Basalganglien)
• nach Umschaltung: Weiterleitung an zuständige Kortexareale
• Kerngruppen:
1. Nucleus ventralis anterolateralis
• aus Ncl. ventralis anterior & lateralis
• Verbindung zwischen motorischen Kleinhirnzentren + Basalganglien sowie
motorischen Bezirken des Kortex
• Afferenzen u.a. von: Kleinhirnkernen, Pars interna Globus pallidus & Substantia nigra
—> Modulierung & Feinabstimmung von Bewegungen
• Efferenzen: leiten zum prä- & pimärmotorischen Kortex
—> Auslösung der Bewegung
2. Nucleus ventralis posterior
• Ncl. ventralis posteromedialis: sensible Informationen aus Gesicht)
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—> Schmerz, Temperatur- & Tastsinn, Propriozeption: Zuleitung über Lemniscus
trigeminalis
—> Umschaltung: zur Großhirnrinde (v.a. Gyrus postcentralis: Lamina IV)
• Ncl. ventralis posterolatealis: sensible Information aus Extremitäten + Rumpf
—> Schmerz- & Temperatursinn (prothopathisch): Zuleitung über Tractus
spinothalamicus
—> Tastsinn, Empfindungen über Gelenkstellung (Propriozeption, epikritische
Sensibilität): Zuleitung über Lemniscus medialis
3. Corpus geniculatum laterale
• Afferenzen über Tractus opticus: Teil der Sehbahn
• Verschaltung von Sehinformationen
• über Radiatio optica in primäre Sehrinde (Okzipitallappen)
4. Corpus geniculatum mediale
• Teil der Hörbahn: mit Colliculus inferior in Verbindung
• über Radiatio acustica zu Herschl’schen Querwindungen (Temporallappen)
5. Nuclei anteriores thalami
• Bestandteil der Verschaltung des limbischen Systems (Papez-Neuronenkreis)
• Afferenzen von Corpora mammillaria über Fasciculus mammillothalamicus
• Efferenzen zum Gyrus cinguli
6. Pulvinar
• posteriores Ende oberhalb Corpora geniculata
• u.a. Einbettung in visuelle Bahnen
• Afferenzen aus Retina: keine Umschaltung im Corpus geniculatum laterale
= extragenikulärer Anteil der Sehbahn
• Schädigung: Neglect
B. Unspezifische Thalamuskerne
• wenige direkte Verbindungen zur Großhirnrinde, bestehende sind diffus
• efferente Verbindungen mit spezifischen Thalamuskernen:
• Folge: Erregung eines unspezifischen Thalamuskernes —> globale Aktivierung des
gesamten Kortex

Epithalamus
- dorsaler Teil des Diencephalons
- Bestandteile:
1. Epiphyse (= Glandula pinealis, Zirbeldrüse)
• ZNS vs. endokrines Organ
• Funktion: Steuerung zirkadianer & jahreszeitlicher Rhythmen
• wichtiges Produkt: Melatonin
• Hemmung der Synthese durch Licht
• = Schlafhormon
• Weg: Retina —> Ncl. suprachiasmaticus (Kerngebiet Hypothalamus) —> Epiphyse
2. Habenulae (= Zügel, Epiphysenstil)
• = 2 dünne Markbündel
• Verbindung zwischen Zirbeldrüse & Thalamus
• Funktion: Umschaltstation für olfaktorische Bahnen zw. Riechhirn & autonomen
Hirnstammzentren
3. Subkommissuralorgan
• Nähe Eingang ins Äquadukt (Mesencephalon)
• Funktion: wenig bekannt
4. Area praetectalis
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• grenzt an Colliculi superiores (Dach des Mesencephalons)
• Funktion: Einbettung in Pupillenreflex

Hypophyse & Hypothalamus


- Hypophyse (=Hirnanhangsdrüse, Glandula pituitaria)
• in Sella turcica (mittlere Schädegrube)
• über Infundibulum (Hypophysenstil) mit Hypothalamus verbunden
• Funktion: Regulation von Wachstum, Fortpflanzung & Stoffwechsel über Hormone
• Unterteilung:
1. Hypophysenvorderlappen (= Adenohypophyse)
• Ausstülpung des Rachendachs (Rathke-Tasche)
• in Ballen angeordnete endokrine Drüsenzellen
• eigenständige Bildung von Hormonen (Kontrolle durch Hypothalamus)
2. Hypophysenhinterlappen (= Neurohypophyse)
• Ausstülpung des Zwischenhirns
• Axone mit Zellkörpern v.a. im Hypothalamus
• Speicher- & Sekretionsorgan für im Hypothalamus gebildete Hormone
- Hypothalamus
• Bildung des Zwischenhirnbodens mit:
• Chiasma opticum
• Tuber cinerum
• Corpora mammillaria
• Funktion: Regulator der Körperhomoöstase
• physiologische Referenzbereiche: z.B. für Sauerstoffpartiakldruck, Blutdruck,
Natriumkonzentration, Herzfrequenz, Körpertemperatur usw.
• Zuleitung sensorischer Informationen bzgl. dieser Faktoren über Rezeptoren
• über Efferenzen: Einleitung von Maßnahmen welche inneres Gleichgewicht
wiederherstellen
• Möglichkeiten:
1. Regulation der sympathischen & parasympathischen Zentren des Hirnstamms und RMs
2. Freisetzung von Effektorhormonen in Blutkreislauf (über Neurohypophyse):
Wirkungsentfaltung an Zielorganen (z.B. ADH, Oxytozin)
3. Indirekte Regulation der Abgabe von Steuerhormonen aus Hypophysenvorderlappen
(Adenohypophyse) durch Releasing- & Inhibiting Hormone (Liberine/Statine)
—> Regulation der Ausschüttung nachfolgender Hormone:
A. Glandotrope Hormone (wirken auf endokrine Drüsen)
-> TSH (thyeoideastimulierendes Hormon)
-> ACTH (adrenokortikotropes Hormon)
-> FSH (follikelstimulierendes Hormon)
-> LH (luteinisierendes Hormon)
B. Nicht-glandotrope Hormone (wirken auf Erfolgsorgane)
-> STH (somatotropes Hormon)
-> MSH (Melanozytenstimulierendes Hormon)
-> Prolaktin
4. Verbindungen mit limbischem System: Beeinflussung unseres Verhaltens und damit
Einfluss auf Körperhomöostase (Papez-Neuronenkreis)
5. Regulation der Glukokortikoid-Freisetzung in Nebennierenrinde: Einfluss auf
Immunsystem
6. Regulation des Schlafs (innere Homöostase) über Ncl. suprachiasmaticus (in
Verbindung mit Epiphyse)
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• Enge Verbindungen zu zirkumventrikulären Organen:
• sensorische zirkumventrikuläre Organe: Zuleitung von Informationen
• sekretorische zirkumventrikuläre Organe: Abgabe von Stoffen ins Blut
• Kerne des Hypothalamus
1. Anteriore Gruppe
A. Nucleus supraopticus & Nucleus paraventricularis
• Vasopressin (ADH): Förderung der Wasserrückresoprtion der Niere &
Gefäßverengung
• Oxytocin (Wehenhormon): Konteraktion der Gebärmuttermuskulatur & Milchejektion
—> über Axone zur Neurohypophyse, Zwischenspeicherung, Abgabe bei Bedarf
B. Nucleus suprachiasmaticus
• Zirkadiane Rhythmik
• Anpassung über retinale Verbindungen an äußere Anforderungen: retinale
Ganglienzellen ziehen zur Epiphyse: Regulation der Melatoninausschüttung
C. Nuclei praeoptici
• Regulation Körpertemperatur, Sexualverhalten, gondadotrope Hormone
2. Mittlere Gruppe
• Funktion: Produktion von Relelasing- & Inhibiting Hormonen für Adenohypophyse
—> über Axone zur Eminentia mediana (Region im Hypophysenstil)
—> Ausschüttung in hyoiohysären Pfortaderkreislauf
—> erreichen Adenohypophyse: Förderung/Hemmung der Hormonproduktion &
-freisetzung
• Beispiel:
—> Releasing Hormon TRH
—> bewirkt Ausschüttung von TSH aus Adenohypophyse
—> bewirkt wiederum vermehrte Produktion der Schilddrüsenhormone in der
Schilddrüse
• Eminentia mediana:
—> = zirkumventrikuläres Organ
—> enge Kommunikation zwischen Nervenzellen bzw. deren Produkten & Blutgefäßen:
ermöglicht Aufnahme der Releasing/Inhibiting Hormone des Hypothalamus durch
Eminentia
3. Posteriore Gruppe
A. Corpora mammillaria
• Erhebung zwischen Crura cerebri, am Vorderrand des Fornix
• funktionell limbischem System zugehörig: Papez-Neuronenkreis
—> Funktion: Gedächtnisbildung
—> Ursprung: Hippocampus
—> über Fornix zu Corpora mammillaria
—> über anteriore Gruppe des Thalamus
—> zum zingulären Kortex
—> zurück zum Hippocampus

VII. Hirnstamm

Vorbemerkung
- Bestandteile:
• Medulla oblongata
• Pons
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• Mesencephalon
- Beispiele durchlaufender Faserbahnen:
• Sensible aufsteigende Bahnen:
1. Tractus spinothalamicus anterior & lateralis: RM —> Hirnstamm —> Thalamus —> Cortex
2. Tractus spinocerebellaris anterior & posterior: durchläuft Hirnstamm nicht vollständig:
Abbiegen zum Zielgebiet
• Motorische absteigende Bahnen:
1. Tractus corticospinalis: Cortex —> Hirnstamm —> Vorderhorn des RM
2. Tractus corticonuclearis: Cortex —> endet im Hirnstamm: Innveration motorischer
Hirnnervenkerne
- Fasertrakte mit Ursprung im Hirnstamm:
• vom Hirnstamm in Richtung Dienecephalon/Kortex
• Beispiel: ARAS (= aufsteigendes retikuläres Aktivierungssystem):
—> Formatio reticularis —> Thalamus —> Aktivierung bei Gefahrensituationen
• vom Hirnstamm in Richtung RM
• Kerngebiete des Hirnstamms —> Hinterhorn des RM —> Hemmung der
Schmerzweiterleitung

Topographischer Hirnstamm
A. Ansicht von unten
1. Medulla oblongata
- Teilung durch Fissura mediana anterior
- Trennlinie auf halber Höhe zum Pons unterbrochen: Decussatio pyramidum
(Pyramidenbahn)
- kranial der Pyramidenkreuzung: Pyramide
• = beidseitiger Wulst an ventraler Fläche
• von absteigender Pyramidenbahn aufgeworfen
- direkt lateral der Pyramiden: Nervus hypogossus (XII)
- weiter lateral der Pyramiden: Oliven
• = Vorwölbung
• enthalten Ncl. olivaris inferior
• Aufgabe: Verbindung motorischer Zentren mit Cerebellum (Tractus olivocerebellaris)
• Fasern enden als Kletterfasern in Kleinhirnrinde
- hinter Olive: Sulcus postolivaris
• Ursprung des Nervus glossopharyngeus (IX) & Nervus vagus (X)
- kaudal des Sulcus postolivaris: Ursprung Nervus accessorius (XI)
- Grenze zum Pons: Nervus abducens (VI)
2. Pons
- ventrale Abschnitte: Brückenfuß
- laterale Seite: Austritt Nervus trigeminus (V)
- kranial: Crura cerebri (Mesencephalon)
- Grenze zum Mittelhirn: Nervus oculomotorius (III)
B. Ansicht von medio-sagittal
- entlang gesamter Länge: innere Liquorräume (dorsal)
• Höhe Mittelhirn: Aquaeductus mesencephali
—> dorsal: Lamina quadrigemina mit Colliculi superiores & inferiores
• Höhe Pons & Medulla oblongata: 4. Ventrikel
—> dorsal: Kleinhirn
C. Stammhirnpräparat (Hirnstamm & Diencephalon)
- Austrittstellen von Hirnnerven alle sichtbar (Ausnahme: Nervus olfactorius (I))
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- alle ventral austretend (Ausnahme: Nervus trochlearis (IV)
- heißt: fast alle Kerngebiete der Hirnnerven im Bereich des Hirnstamms!
• Nervus olfactorius (I): Telencephalon
• Nervus opticus (II): Dienecephalon (Corpus geniculatum laterale)
D. Ansicht von dorsal
- Mittelhirn: Lamina quadrigemina
• unterhalb Lamina quadrigemina: Nervus trochlearis (IV)
- Einblick in 4. Ventrikel (bei entferntem Cerebellum)
• Blick auf ventralen Boden: Fossa rhomboidea
• kaudales Ende: Übergang in Spinalkanal
• Colliculus facialis: prägt Relief der Fossa rhomboidea
• Nervus facialis schlingt sich um Hirnnervenkern des Nervus abducens
• = inneres Faszialisknie

Graue Substanz des Hirnstamms


- Gliederung des Hirnstamms in 3 Etagen
• Basis (ventral)
• Tegmentum
• Tectum (dorsal)
- Aufbau Hirnstamm:
• weiße Substanz: myelinisierte Fasertrakte (auf- & absteigende Bahnsysteme)
• graue Substanz: Ansammlung von Nervenzellkörpern
1. Bildung abgrenzbarerer Kerngebiete (Nuclei)
2. Locker netzartig verstreute Anteile (= Formatio reticularis): vom Hirnstamm bis RM
- Graue Substanz Medulla oblongata
• Hirnnervenkerne (siehe Kapitel V)
• Olive
• Vorwölbung durch unteren Olivenkomplex (Nuclei olivares inferiores)
• bildet offenen Sack mit nach medial zeigendem Hilum
• Funktion: Koordination von Bewegung
• kranial davon: oberer Olivenkernkomplex (Umschaltstation der Hörbahn)
• Nucleus gracilis & cuneatus
• seitlich des Obex: Tuberculum gracile
• lateral davon: Tuberuculum cuneatum
• Funktion: Verschaltung sensibler Impulse epikritischer Sensibilität (Ncl. gracilis: UE, Ncl.
cuneatus: OE & Rumpf) —> als Lemniscus medials —> Thalamus
• Qualitäten der Sensibilität:
1. Epikritische Fasern
—> keine Verschaltung auf Segmentebene
—> aufsteigend in Fasciculus cuneatus & gracilis (Hinterstränge)
—> Umschaltung im Ncl. cuneatus/gracilis (Sitz des 2. Neurons)
—> Kreuzung zur Gegenseite
—> aufsteigend als Lemniscus medialis
—> durch Hirnstamm zum Thalamus (Sitz des 3. Neurons)
2. Protopathische Fasern
—> Verschaltung auf Segmentebene im Hinterhorn (Sitz des 2. Neurons)
—> Kreuzung zur Gegenseite
—> als Tractus spinothalamicus durch RM & Hirnstamm
—> zum Thalamus
—> = extralemniskales System
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• Ncl. gracilis & cuneatus = Teil des Hinterhorns des RM, in Hirnstamm verlagert
- Graue Substanz des Pons
• Pontine Kerne (Nuclei pontis)
• prämotorischer Kortex —> Verschaltung in pontinen Kernen —> Kleinhirn (Modulation &
Anpassung)
• an pontinen Kernen enden also: kortikopontine Fasern die nach Verschaltung
—> als Tractus pontocerebellaris
—> durch Pedunculus cerebellaris medius
—> zum Kleinhirn ziehen
• Kerne der Hirnnerven
- Graue Substanz des Mesencephalons
• Substantia nigra
• grenzt nach dorsal an Crura cerebri
• Funktion: Bewegungseinleitung
• Histologische Unterscheidung:
1. Pars compacta:
—> dicht gelagerte melaninhaltige Nervenzellen
—> Neurotransmitter: Dopamin
—> Verbindung mit Putamen & Ncl. caudatus (Striatum): nigrostriatale Fasern
—> Ausfall: Morbus Parkinson
2. Pars rericularis:
—> weniger dicht
—> Neurotransmitter: GABA
—> Projektion auf motorische Kerngebiete des Thalamus
• Nucleus ruber
• nahe Mittellinie, dorsal der Substantia nigra
• Schaltzentrale der Extrapyramidalmotorik
—> Tractus rubrospinalis: Kommunikation mit RM (Aktivierung von Beugemuskulatur OE)
—> Tractus rubroreticularis: Kommunikation mit motorischen Formatio reticularis Anteilen
—> Tractus rubroolivaris: Kommunikation über Tractus tegmentalis centralis mit unteren
Olivenanteil (Kontrolle der direkten Ausführung motorischer Impulse)
• Lamina quadrigemina (Vierhügelplatte)
• hinter Aquaeductus mesencephali im Tectum (Lamina tecti)
• Bestandteile: untereinander verschaltet (schnelle Blickwendung bei lautem Geräusch)
1. Colliculi superiores
—> Verschaltung visueller Reflexe
—> Entstehung von Sakkaden (= schnelle Bewegungen der Bulbi nach
Augenbewegung bei der Gegenstand neu fixiert wird): hierzu Verbindung mit
Corpus geniculatum laterale
2. Colliculi inferiores
—> Verschaltung von Fasern der Hörbahn: Verbindung zum Corpus geniculatum
mediale
- Formatio reticularis
• Atemzentrum (Medulla oblongata)
• Luft anhalten: Steigen des Kohlendioxid-Partialdrucks, Sinken des Sauerstoff-
Partialdrucks
• Zuleitung zu Nervenzellen im Atemzentrum: Einleitung entsprechender Reaktionen
(Exspiration, Inspiration)
• Verknüpfung mit Rückenmarkssegmenten C3-C5: Sitz motorischer Nervenzellen deren
Axone als Nervus phrenicus Zwerchfell & Atemhilfmuskulatur innervieren
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• Kreislaufzentrum (Medulla oblongata)
• Rückmeldung über Blutdruck: entsprechende Reaktion
• zu niedrig: Kontraktion der Gefäße, Erhöhung der Herztätigkeit
• wichtigster Informationslieferant: Sinus caroticus
• Brechzentrum (Übergang Medulla oblongata - Pons)
• Area postrema: grenzt an hintere Wand 4. Ventrikel
—> Gefäße hier: durchlässiges Endothel
—> Wechselwirkungen zwischen toxischen Stoffen (Blut) & Rezeptoren der Nervenzellen
(Area postrema)
—> Schutzfunktion: Erbrechen
• Koordination des Erbechens durch Brechzentrum: Aktivierung von Kerngebieten des N.
vagus & N. glossopharyngeus
• Absteigendes motorisches retikuläres System
• Teil der extrapyramidalmotorik
• Beeinflussung der prox. Extremitätenmuskulatur & Muskulatur des Rumpfes (Halte- &
Stützmotorik)
• Regulation durch Ncl. ruber
• ARAS (aufsteigendes retikuläres Aktivierungssystem)
• erhalten sensible Afferenzen: Schmerzfasern, optische & vestibuläre Bahnen
• Erregung —> Aktivierung des unspez. Thalamus —> Versetzung des gesamten Kortex in
Alarmbereitschaft
• Funktion im Schlaf herabgesetzt
• Miktionszentrum (Pons)
• Förderung der Blasenentleerung über Aktivierung sakraler Miktionszentren
• Kontrolle durch kortikale Steuerzentren (Präfrontalkortex)
• Monoaminerge Zellgruppen
• Dopaminerge Zellen (v.a. Mittelhirn)
—> Projektion ins limbische System: Beeinflussung psychischer Vorgänge
—> = mesolimbisches System
—> Beteiligung an Suchtentstehung & -aufrechterhaltung
• Serotoninerge Zellen: Raphe-Kerne (Verschmelzungsstelle beider Hirnstammseiten)
—> Projektionen in viele Gebiete des ZNS
—> Beeinflussung der Gemütslage & emotionaler Vorgänge, Schmerzunterdrückung
• Noradrenerge Zellen: Locus caeruleus (Übergang Medulla oblongata - Pons)
—> Entstehung körperlicher Abhängigkeiten, Stressreaktionen & Depressionen,
Schmerzunterdrückung (hierfür auch zentrales Höhlengrau (um Aquädukt herum)
wichtig: verhindern Weiterleitung zu Thalamus & Kortex)
• Augenbewegungszentren
• Paramediane pontine Formatio reticularis (Pons)
—> Generierung horizontaler Blickbewegungen
—> höhere Hirnregionen -> Colliculi superiores -> Aktivierung PPFR -> Ansteuerung der
Augenmuskelkerne
• Rostrale mesencephale Formatio reticularis (Mittelhirn)
—> Generierung vertikaler Blickbgewegungen
—> Kerngebiete (z.B. Ncl. interstitialis Cajal) -> verbinden über Commissura posterior
Kerngebiete des N. oculomotorius -> Ansteuerung der Augenmuskeln

Klinik: Interazerebrale Druckerhöhung


- Obere Einklemmung: Höhe Mittelhirn
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• Druckerhöhung mittlere Schädelgrube
• Temporallappen durch Schlitz des Kleinhirnzeltes: Druck auf Mittelhirn
• Symptome: komatös (ARAS), lichtstarre Pupillen (III. Hirnnerv), Hyperreflexie (Ausfall
Pyramidenbahn), Strecksynergismen (Beschädigung Ncl. ruber bzw. Tractus rubrospinalis)
- Untere Einklemmung: Höhe Medulla oblongata
• Druckerhöhung hintere Schädelgrube
• Drängung des Kleinhirns ins Foramen magnum: Tonsillen pressen seitlich auf Medulla
oblongata
• Symptome: Beeinträchtigung der Formatio reticularis —> Kreislauf- & Atemzentrum
minderdurchblutet, Nervenzellen sterben ab, oft tödlich

Wichtige Bahnsysteme des Hirnstamms


- Lemniscus medialis
• Verlauf:
• Ursprung: Ncl. gracilis & cuneatus (dorsale Medulla oblongata)
• Kreuzung in Decussatio lemnisci medialis (in Medulla oblongata)
• lateral des Ncl. ruber nach kranial
• zu sensiblen Kerngebieten des Thalamus (v.a. Ncl. ventralis posterolateralis)
• Information:
• Fein diskriminierende Mechanosensortik (= epiktirische Sensibilität)
• Propriozeption
- Tractus tegmentalis centralis (= zentrale Haubenbahn)
• medial vom Lemniscus medialis
• Leitung von Impulsen des extrapyramidalmotorischen Systems
• Verbindung wichtiger motorischer Zentren:
• Ncl. ruber
• Globus pallidus
• Ncl. dentatus
• Thalamus
• Ncl. olivaris inferior
- Fasciculus longitudinalis medialis
• medial der zentralen Haubenbahn
• Verschaltung verschiedener Kerngebiete der Augenmuskelnerven miteinander: koordinierte
Augenbewegungen
- Fasciculus longitudinalis posterior
• in unmittelbarer Umgebung des Aquädukts
• Faserbündel vom Diencephalon bis zur Medulla oblongata: Verbindung des
Hypothalamuszentrum mit den Hirnstammzentren
• aufsteigend: Hypothalamus erhält Afferenzen vegetativer Kerne des RM & Hirnstamms:
Einleitung entsprechender Reaktionen
• absteigend: Hypothalamus schickt Efferenzen zu vegetativen Zentren des Hirnstamms
—> Auslösung Erbrechen bei Ekel: emotionale Hirnzentren -> Aktivierung Kerngebiete
Hypothalamus -> Aktivierung Brechzentrum (Formatio reticularis)

VIII. Cerebellum

Vorbemerkung
- Integrationszentrum für Erlernen/Koordination & Feinabstimmung von Bewegungen
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• empfängt & verrechnet sensible bzw. sensorische Impulse
• moduliert daraufhin motorische Impulse: Überwacher & Modulatur
- Rhobencephalon: zusammen mit Medulla oblongata & Pons
- 2 Hemisphären
- Oberflächenvergrößerung durch Hügel/Täler
• Folia Cerebelli = Gyri
• Fissurae cerebelli = Sulci
- Gliederung:
• Pontocerebellum: Interaktion v.a. mit motorischem Kortex
• Vestibulocerebellum: Interaktion v.a. mit Vestibularorgan
• Spinocerebellum: Interaktion v.a. mit Rückenmark

Makroskopischer Aufbau
- fast vollständig von Großhirnhemisphären überlagert
- überlagerst selbst Medulla oblongata & Teil des Pons
- infratentoriell in hinterer Schädelgrube
- Kleinhirnhemisphären
• Verbindung durch Vermis cerebelli (zieht fast einmal rund um Kleinhirn)
• an Hemisphären grenzender Anteil der Hemisphären: paravermale Zone (Pars intermedia)
- Anteile des Vermis cerebelli: von oben-vorne (Velum medullare superius) nach unten-vorne
(Velum medullare inferius)
• Lingula (Kleinhirnzunge)
• Lobus centralis (Zentralläppchen)
• Culmen (Gipfel)
• Declive (Abhang)
• Folium (Blatt)
• Tuber (Höcker)
• Pyramis (Pyramide)
• Uvula (Zäpfchen)
- Nodulus: anschließend an Uvula (kein Teil des Vermis)
- Fissuren & Lobi:
• Fissura prima: trennt Culmen & Declive bzw. Lobus anterior von Lobus posterior
• Sulcus praepyramidalis: trennt Tuber vom Pyramis
• Fissura posterolateralis: trennt Uvula vom Nodulus
• Fissura horizontalis: trennt Lobus posterior in oberen & unteren Teil
• nach ventral: Flocculus & Nodulus (= Lobulus flocculonodularis)
• Flocculus: Nachbarschaft zum Pedunculus cerebellaris medius
• auf Vorderfläche Hirnstamm: Oliven & Pyramiden
- Kleinhirntonsillen
• überdecken kaudale Anteile des Vermis
• direkt über Foramen magnum (siehe Klinik: untere Einklemmung)
- Substantia grisea & Substantia alba
• graue Substanz:
• bedeckt Streifen auf gesamter Oberfläche des Kleinhirns (= Cortex cerebelli)
• umhüllt Substantia alba (= Mark)
• weiße Substanz:
• Arbor vitae
• im Inneren: zusammenhängende Masse (hier: Kleinhirnkerne)
• Fortsetzung in Form von 3 Kleinhirnstielen (Pedunculi cerebellares)

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1. Pedunculus cerebellaris superior
—> Verbindung zum Mittelhirn
2. Pedunculus cerebellaris medius
—> Verbindung zur Brücke
—> am weitesten lateral: scheint in Basalansicht wie Fortsetzung des Pons ins Kleinhirn
3. Pedunculus cerebellaris inferior
—> Verbindung zur Medulla oblongata
- Verbindungen zum Hinstamm
• Pedunculi (s.o.)
• Marksegel (Vellum medullare): bilden Dach des 4. Ventrikels
1. Velum medullare superius
2. Velum medullare inferius
• Anheftung des Plexus choroideus des 4. Ventrikels

Kleinhirnkerne
- liegen in Tiefen des Marks
- jeweils paarig angelegt
- 4 Gebiete:
A. Nucleus fastigii
• am weitesten medial, nähe Giebel des 4. Ventrikels
B. Nuclei globosi & Nucleus emboliformis
• bilden gemeinsam Nucleus interpositus
C. Nucleus dentatus
• größter Kleinhirnkern
• umschließt nach hinten offenen Teil des Marks
• Funktion: Modulation & Regulation zielmotorischer Bewegungen (Interaktion mit
Pontocerebellum)
- Funktionsmechanismus:
• Ursprung der Fasern: Kleinhirnkerne
• verlassen Kleinhirn über Pedunculi cerebellaris
• Regulation der Kernaktivität durch Purkinjezellen: inhibieren via GABA

Funktionelle Kleinhirnanteile & Makroskopische Zuordnung


1. Pontocerebellum
- Bestandteile: beide Hemisphären
- über Pons: Kontakt zum Großhirn
- Verlauf:
• Signalempfang v.a. aus prämotorischen Zentren (Frontallappen): Bewegungsentwürfe
• Sendung an laterale Kleinhirnhemisphären: Weiterentwicklung, Feinabstimmung,
Modulation, Korrektur, Abgleich mit Vorerfahrungen
• Ergebnis wird an motorischen Thalamus-Anteil geschickt: Integration mit Ergebnis der
Basalganglien
• Weiterleitung zum motorischen Kortex
• Ausführung über Pyramidenbahn
- Läsion: Bewegungsplanung
• Asynergie: Einsatz einzelner Muskeln nicht abgestimmt/synergistisch
2. Vestibulocerebellum
- Bestandteile: Nodulus & Flocculus (Lobus flocculonodularis)
- Funktion:
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• erhält Information aus Gleichgewichtsorgan: Lage des Kopfes & Körperbewegung
(Beschleunigung) —> Nutzung für Steuerung der Halte- & Stützmotorik
• Feinabstimmung von Augenbewegungen
- Läsion:
• Nystagmus: Störung der Koordination der Augenbewegung
• Rumpfataxie: mangelnde Stützmotorik, keine unbewussten Korrekturbewegungen die
für Stehen / Sitzen notwendig sind
3. Spinocerebellum
- Bestandteile: Vermis & paravermale Zone
- Funktion:
• erhält Afferenzen v.a. aus RM: Stellung von Gelenken & Musklen
• erhält kontinuierliche Rückmeldung über in Peripherie gesendete Bewegungssignale
- Funktionell 2 Zonen:
• Vermis:
• Regulation von Stand-, Gang- & Stützmotorik
• Paravermale Zone:
• Regulation der Zielmotorik
• Abgleich von Efferenzen & Afferenzen: Anpassung (z.B. Sprechen: Abstimmung
mimischer & Kehlkopfmuskulatur)
- Läsion:
• Vermale Zone: Stand- & Gangataxie: unsicherer, wankender Stand & Gang
• Paravermale Zone:
• Gestörter Finger-Nase-Versuch: mangelnde Kontrolle & Koordination der Durchführung
• Hypermetrie mit Intensionstremor: überschießende Bewegung & Zittern
• Adiadochokinese bzw. Dysdiadochokinese: schnell wiederholende Bewegungen
unmöglich (z.B. Eindrehen einer Glühbirne)
• Dysarthrie: undeutliche, verwaschene, unverständliche Sprache

Funktionelle Verbindungen des Kleinhirns


- Prinzip der kürzesten Wegstrecke
- Histologie:
1. Moosfasern:
• = Afferenzen des Kleinhirns
• enden an Körnerzelllen des Stratum granulosum
2. Kletterfasern:
• = Afferenzen des Kelinhirns,
• enden an Purkinjezellen,
• Ursprung: untere Olivenanteile
• verlassen Kleinhirn über Kleinhirnkerne
- Pontocerebellum
• Funktion: Modifizierung/Anpassung motorischer Impulse an äußere Umstände: über 2
parallel verlaufende Schleifen
A. Basalganglienschleife
B. Kleinhirnschleife: Pontocerebellum
• entspricht Kleinhirnhemisphären
• Zuordnung v.a. des Nucleus dentatus
• enge Beziehung zu Großhirnrinde:
• Koordination Feinabstimmung willkürlicher Zielmotorik
• Bewegungsentwürfe des Großhirns: nicht direkt zum Kleinhirn, Verschaltung in pontinen
Kernen
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• z.B.: Tractus corticopontinus: Umschaltung in pontinen Kernen —> Tractus
pontocerebellaris
• Fasersysteme:
1. Tractus corticopontinus + pontocerebellaris = Tractus corticopontinocerebellaris (Großhirn-
Brücken-Kleinhirn-Bahn)
• Verlauf:
—> Mittellinie Pons: Kreuzung Tractus pontocerebellaris
—> durch Pedunculus cerebellaris medius
—> ins Pontocerebellum: Ende als Moosfasern
2. Tractus cerebellothalamicus
• Verschaltung von Info des Tractus pontocerebellaris im Kleinhirn
• Verlauf:
—> über Pedunculus cerebellaris superior aus Kleinhirn (Tractus cerebellothalamicus)
—> zu ventrolateralen Thalamusabschnitten (motorischer Thalamus)
—> Projektion auf Motokortex
-> geschlossener Regelkreis: danach Ausführung über Pyramidenbahn
-> Merke:
• Tractus corticopontinus: Ende in ipsilateralen Brückenkernen
• Tractus pontocerebellaris: kreuzt nach kontralateral
• Tractus cerebellothalamicus:
—> kreuzt wieder zurück
—> linke Kleinhirnhemisphäre für rechten Motokortex zuständig
• Pyramidenbahn: kreuzt nach kontralateral
—> daher bei Schäden des Pontocerebellums: Beeinträchtigung ipsilateraler Motorik
- Vestibulocerebellum
• Funktion:
• Koordination von Bewegungen
• Abstimmung mit Körperlage (v.a. Kopf)
• Koordination von Augenbewegungen
• Erhalt der Informationen aus: Vestibularorgan
• 3 Bogengänge: Drehbeschleunigung der Endolymphe
• 2 Makulaorgane (Sakkulus & Utrikulus): Linearbeschleunigung der Endolymphe
• Fasersysteme:
1. Tractus vestibulocerebellaris
• Afferenzen von Nuclei vestibulares zum Lobus flocculonodularis (entspricht
Vestibulocerebellum)
• auch: direkte Fasern aus Vestibularogan
2. Tractus cerebellovestibularis
• Verbindungen zwischen Kleinhirn & Vestibulariskernen: direkt reziprok
• Verlauf:
—> zurückziehen der Axone als Tractus cerebellovestibularis (Ursprung: Purkinje-
Zellschicht / Kleinhirnkerne) zu Vestibulariskernen
-> heißt: Purkinjezellen projizieren z.T. direkt (Umgehung der Kleinhirnkerne) in
Peripherie
—> verlassen Kleinhirn über Pedunculus cerebellaris inferior
—> z.T. Umschaltung in Vestibulariskernen
—> mit Tractus vestibulospinalis ins RM (Extensoren der Extremitäten)
3. Fasciculus longitudinalis medialis
• Axone aus allen 4 Vestibulariskernen
• Kommunikation mit Augenmuskelkernen (Blickkoordination)

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4. Verbindungen zum Hypothalamus
• Seekrankheit, Erbrechen bei Trunkenheit
• Vestibulookulärer Reflex
• ermöglicht stabile visuelle Wahrnehmung bei plötzlicher Kopfbewegung: Kopfdrehung —>
Bewegen der Augen mit gleicher Geschwindigkeit in entgegengesetzte Richtung
• Projektion des Kleinhirns zu vestibulären Kernen: Unterdrückung des Reflexes
• ermöglicht visuelle Fixation: Verfolgen sich bewegender Gegenstände möglich
- Spinocerebellum
• entspricht Vermis cerebelli & paravermaler Zone
• Funktion: Prüfung ob ausgeführte Befehle zur Lage & Stellung der Extremitäten passen
(auch: Sprechen!)
• Informationen über Muskulaturspannung
• Informationen über Lage & Stellung der Gelenke
—> Propriozeption
• Verlauf:
• Messen in Muskelspinden & Golgi-Sehnenorganen
• Zuleitung ins RM über sensible Nervenbahnen
• über Tractus spinocerebellairs anterior/posterior ins Spinocerebellum
1. Tractus spinocerebellaris posterior
—> Ursprung: Nucleus dorsalis (Cornu posterius des RM) = Stiling-Clarke-Säule
—> ungekreuzt im Funiculus lateralis
—> über Pedunculus cerebellaris inferior ins Kleinhirn
-> heißt: unbewusste Information ipsilateraler Körperhälfte
2. Tractus spinocerebellaris anterior
—> führt gekreuzte & ungekreuzte Fasern
—> gekreuzte Fasern: kreuzen nach Eintritt ins Spinocerebellum wieder zurück
-> heißt: unbewusste Information ipsilateraler Körperhälfte
• über Tractus cerebellorubralis aus Spinocerebellum hinaus
1. Tractus cerebellorubralis
—> Efferenzen des Spinocerebellums
—> nach Verschaltung in Kleinhirnkernen
—> über Pedunculus cerebellaris superior
—> Kreuzung auf Gegenseite
—> zum kontralateralen Nucleus ruber (Mittelhirn)
—> als Tractus rubrospinalis ins RM: Beeinflussung der Extrapyramidalmotorik
• Läsionen: Ataxien (z.B. Diadochokinese) & Intensionstremor (keine Information über
Propriozeption)
- Zusammenspiel von Oliven & Kleinhirn
• Nucleus olivaris superior:
• Teil der Hörbahn
• Beteiligung an Lokalisation von Schallquellen
• Projektion über Lemniscus lateralis beidseitig in Colliculi inferiores (Tectum Mittelhirn)
• Nucleus olivaris inferior:
• Afferenzen vom Nucleus ruber (Guillain-Mollaret-Dreieck, s.u.) & direkt vom motorischen
Kortex
• Projektion als Tractus olivocerebellaris über Pedunculus cerebellaris inferior in
kontralaterale Kleinhirnhemisphäre
• enden als Kletterfasern an Purkinjezellen
- Weitere Kleinhirnbahnen

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• Kollateralen der Pyramidenbahn: Empfang von Information über momentan ausgeführte
Bewegungen
• Guillain-Mollaret-Dreieck
• Kontrolle von Impulsen die Kleinhirn selbst gesendet hat
• Nucleus ruber —> Tractus tegmentalis centralis —> untere Olive —> Kleinhirn —> Nucleus
ruber
• Verlauf Tractus olivoverebellairs: Pedunculus cerebellaris inferior
• Läsion: Ataxie / Tremor

Entwicklungseschichtliche Einordnung des Kleinhirns


- Neocerebellum
• jüngster Teil = Pontocerebellum
• parallele Entwicklung zum Neokortex des Großhirns
• nimmt Großteil Kleinhirnhemisphären ein
• Erlernen & Ausführen komplexer Bewegungsabläufe
- Archicerebellum
• ältester Teil
• besteht v.a. aus Lobus flocculonodularis
• Verarbeitung von Impulsen aus Vestibulariskernen (entspricht mehr oder weniger
Vestibulocerebellum)
- Palaeocerebellum
• älterer Teil
• entspricht weitgehend Spinocerebellum

Histologische Verschaltung des Kleinhirns


- Afferenzen aus:
• Muskulatur
• Vestibularorgan
• Großhirnrinde
- Funktion der Purkinjezellen: Integration & Bildung resultierender efferenten Erregungen
- Kortexgliederung: 3 Schichten
1. Stratum moleculare
2. Stratum purkinjese
• Zellkörper der Purkinjezellen
3. Stratum granulosum
• Aufsteigen der Dendriten der Purkinjezellen
• Ende: an Kleinhirnkernen: Ausbildung inhibitorischer GABAerger Synpasen
- Impulszuleitung
1. Kletterfasern: Efferenzen des unteren Olivenkomplexes
• klettern an Purkinjezellen hervor: synaptische Kontakte
2. Moosfasern: Erregung der Körnerzellen durch Ausschüttung von Glutamat
• Körnerzellen im Stratum granulosum
• Axone steigen durch Stratum purkinjense ins Stratum moleculare
• Spaltung: als Parallelfasern parallel zur Kleinhirnoberfläche
—> Kreuzen Dendritenbäume der Purkinjezellen: synaptischer Kontakt
—> erregende Wirkung der Parallelfasern auf Purkinjezellen (Glutamat)
• Kollateralen der Parallelfasern
—> synaptische Kontakte:
A. Sternzellen: Stratum moleculare, projizieren inhibierend auf Dendriten der

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Purkinjezellen
B. Korbzellen: Grenze Stratum moleculare/purkinjense, projizieren inhibierend auf
Zellkörper der Purkinjezellen (axosomatische Synpase)
C. Golgi-Zellen: inhibieren Aktivität der Körnerzellen (negativer Feedback-
Mechanismus)
—> Sinn: Purkinjezellen unterdrücken von Moosfasern eingebrachtes Signal
- Unterschiede Moosfasern vs. Purkinjezellen
• Moosfasern:
• erregen Purkinjezellen nur indirekt unter Zwischenschaltung von Körnerzellen bzw.
Parallelfasern
• eine exzitatorische Parallelfaser bildet nur 1 Synpase pro Purkinjezelle —>
Zusammenwirken mehrerer Parallelfasern um Aktionspotenzial auszulösen
• Kletterfasern:
• erregen Purkinjezellen direkt
• eine Kletterfaser pro Purkinjezelle, aber 200 Synpasen pro Purkinjezelle: stark erregend
—> fast immer Aktionspotenzial
- Verschaltungsprinzip:
• Purkinjezellen zunächst kurz erregt
• kurz danach durch Korb- & Sternzellen gehemmt
• Weiterleitung von Erregung/Hemmung an Kleinhirnkerne: diese durch Kollateralen der Moos-
& Kletterfasern unter bewegungsförderndem Dauertonus
• Aufgabe Purkinjezellen: Hemmung überschwänglicher Motorik

IX. Telencephalon

Prinzipieller Aufbau des Telencephalons


- Untergliederung:
1. Rinde (Kortex)
• außen
• Teil der Substantia grisea: neuronale Zellkörper
2. Mark
• innen
• Großteil: Substantia alba: myelinisierte Axone
• Rest: Subkortikale graue Substanz (=Endhirnkerne)
- Fissura longitudinalis cerebri
• Trennung der Hemisphären
• Duraseptum: Falx cerebri
• Facies medialis (Medianebene zugewandte Fläche) vs. Facies lateralis (konvexer Teil
telencephaler Oberfläche)
• Mantelkante als Übergang
• Mantel = Pallium = oberste Schichten des Telencephalons (Kortex mit angrenzendem
Mark)
- Endhirnkerne: Nachbarschaft zu Seitenventrikeln
• Ncl. caudatus
• Entwicklung in enger Beziehung zu Seitenventrikeln
• schweifartige Form entlang Seitenventrikel
• Gliederung:
—> Kopf (Caput nuclei caudati): seitliche Wand des Vorderhorns der Seitenventrikel

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—> Corpus nuclei caudati
—> Schwanz (Cauda nuclei caudati): okzipitale Richtung, Umbiegen nach vorne
• Striatum:
—> Ncl. caudatus + Putamen: Hervorgehen aus gemeinsamer telenzephaler Anlage
—> Capsula interna trennt Kerne (unvollständig)
—> streifenartige Verbindungen grauer Substanz zwischen Kerngebieten
• Putamen
• schalenförmig
• medial der Capsula interna, lateral der Capsula externa
• in mediale Konkavität: Einbettung des Globus pallidus
• Putamen + Globus pallidus = Ncl. lentiformis
—> Putamen: Entwicklung aus telencephaler Anlage gemeinsam mit Ncl. caudatus
—> Globus pallidus: Entwicklung aus Diencephalon
• Claustrum
• schmale Scheibe lateral vom Putamen
• von Capusla externa & Capsula extrema begrenzt
• lateral Capsula extrema: Iinselrinde in Tiefen der Fossa lateralis
• Septum verum
• oberhalb Commissura anterior, unterhalb Basis Septum pellucidum
• Teil des limbischen Systems
• Hippocampus
• in Tiefen des Temporallappens
• wöbt sich in temporalen Seitenventrikel hinein
• Amygdala
• medial an Spitze des Unterhorns des Seitenventrikels
• funktionell: olfaktorisches & limbisches System
• Bulbus olfactorius

Topographie des Cortex cerebri


- Großhirnmantel (Pallium)
• umgibt mit Cortex cerebri & weißem Mark Seitenventrikel
• Gliederung in 4 Lappen + Insel:
1. Lobus frontalis (Frontallappen, Stirnlappen)
2. Lobus parietalis (Parietallappen, Scheitellappen)
3. Lobus occipitalis (Okzipitallappen, Hinterhauptlappen)
4. Lobus temporalis (Temporallappen, Schläfenlappen)
5. Insula (Insel)
- Trennung der Lappen: Furchen
• Sulcus centralis
• Grenze Frontallappen + Parietallappen (laterale Hemisphärenfläche)
• schneidet Mantelkante
• rostral: Gyrus praecentralis
• okzipital: Gyrus postcentralis
• Sulcus lateralis (Fissura Sylvii)
• Grenze Frontal- & Parietallappen zu Temporallappen
• in Tiefe: Inselregion & Hessl’sche Querwindungen (primäre Hörrinde)
• Grenze Parietal / Temporal: in Seitenansicht nur rostral durch Sulcus getrennt, okzipital
keine scharfe Grenze
• Sulcus parietooccipitalis
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• Grenze Parietallappen zu Okzipitallappen (mediale Hemisphärenfläche)
- Lobus frontalis
• 3 bogenförmige Windungen:
• getrennt durch unvollständige Furchen
• Ende: Sulcus praecentralis vor Gyrus praecentralis
1. Gyrus frontalis superior
2. Gyrus frontalis medius
3. Gyrus frontalis inferior:
—> Pars orbitalis, triangularis, opercularis
—> links (dominante Hemisphäre): Broca-Sprachzentrum
• Mediale Hemisphärenfläche: Übergang Gyrus praecentralis in Lobus paracentralis
• vordere Anteile Lobus paracentralis + Gyrus praecentralis
—> Ursprung ausführenden somatomotorischen Systems (Primärmotorischer Kortex)
—> als Tractus corticonuclearis / Tractus corticospinalis (Pyramidenbahn) zu 2. Neuronen
des Hirnstamms (motorische Hirnnervenkerne) & des RM (a-Motorneurone)
• hintere Anteile Lobus paracentralis + Gyrus postcentralis
—> Endstation aufsteigender sensibler Bahnen aus Thalamus
• außerdem: Kontrolle von Defäkation & Miktion
• Basalansicht:
• Gyri orbitales: variabel, durch Sulci orbitales begrenzt
• Sulcus olfactorius:
—> laterale Begrenzung des Gyrus rectus
—> beherbergt Bulbus olfactorius: Aufzweigung in Stria olfactoria medialis/lateralis
(Trigonum olfactorium)
—> Ränder der Stria: Substantia perforata anterior: Arterien zur Versorgung von Teilen der
Endhirnkerne (oft: sklerotisch bedingte Veränderungen der Gefäßwände)
• Funktionen
• Motorik
—> Gyrus praecentralis (Area 4 nach Brodmann, = primärmotorischer Kortex bzw.
Motokortex)
—> Prämotorischer Kortex (Area 6) & Supplementärmotorischer Kortex:
-> Willkürmotorik einschließlich Initiierung & Planung der Bewegung
-> Entwurf & Abspeicherung von Bewegungsprogrammen, Weiterleitung an Kleinhirn
& Basalganglien zur Modulation
-> Läsion: Lähmung gegenseitiger Körperhälfte
—> Frontales Augenfeld (dominante Hemisphäre): willkürliche horizontale
Augenbewegungen
—> Broca-Sprachzentrum
—> Miktionszentrum
• Denkprozesse: Einbezug emotionaler & rationaler Elemente
—> Präfrontalkortex bzw. Präfrontalregion
-> Analyse von Informationen, Planung von Aktionen
—> Ncl. basalis Meynert
-> cholinerges Kerngebiet: bei Morbus Alzheimer beschädigt
-> Gedächtnisverluste: kognitive Funktionen
- Lobus parietalis
• grenzt mit Gyrus postcentralis an Sulcus centralis
• Empfang & Verarbeitung sensibler Impulse
• Gyrus postcentralis:
• dorsal: Sulcus postcentralis
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• somatosensible Fasern mit epikritischen/protopathischen/propriozeptiven Sensibilität
• aus kontralateraler Körperhälfte
• Läsion:
—> kontralaterale Einschränkung bzgl. Berührung, Druck, Temperatur, Schmerz
—> Aufhebung diskriminativer Wahrnehmung
• Gyrus supramarginalis & Gyrus angularis
• Vernetzung von Seh- & Hörzentren: Lesen/Schreiben
• Gyrus angularis: Rechnen, weitere höhere kognitive Funktionen
- Lobus occipitalis
• klare Grenze zum Parietallappen: nur medial durch Sulcus parietooccipitalis
• Gyri occipitales: Facies lateralis
• Gyri occipitotemporales lateralis / medialis: basale Fläche (z.T. Okzipital-, z.T.
Temporallappen)
• Funktion: pimäre Sehrinde
• Sulcus calcarinus teilt Ozipitallappen in 2 Teile: oberen Drittel = Cuneus
• primäre Sehrinde: Rindenareal beideits des Sulcus calcarinus
—> obere Lippe / untere Lippe
—> Ende visueller Informationen der Sehbahn (Ursprung: Retina, Verschaltung: Corpus
geniculatum laterale)
• angrenzend: sekundäre & tertiäre Sehzentren: Verarbeitung wahrgenommener optischer
Impulse
- Lobus temporalis
• Gyri temporales superior / medius / inferior
• geteilt durch Sulci temporalis superior + inferior
• Herschl’sche Querwindungen (Gyri temporales transversus anterior + posterior)
• in Tiefe
• Sitz primärer Hörrinde
• Empfang akustischer Impulse aus Cochlea des Innenohrs
—> Zuleitung über Hörbahn
—> Verschaltung
—> Weiterleitung an sekundäre/tertiäre Rindenfelder zur Verarbeitung & Interpretation
• basale Fläche:
• Gyri occipitotemporales lateralis & medialis
• medial: Gyrus parahippocampalis -> nach vorne als Uncus auslaufend
• Funktion: Wernicke-Sprachzentrum
• hintere Anteile des Gyrus temporalis superior
• Sprachverständnis: nur Gyrus dominanter Hemisphäre
• Verknüpfung mit Gyrus angularis: Verknüpfung mit höheren visuellen Zentren
• Läsion:
—> sensorische Aphasie: fehlendes Erkennen der Bedeutung von Worten
—> schlechter Abruf, inkorrekte Aussprache, Neologismen
- Insula (Insel)
• in Tiefe des Sulcus lateralis
• Funktion:
• Wahrnehmung chemischer Reize (Geruchs- & Geschmackssinn) = pimär gustatorischer
Kortex
• Integration mit vegetativem Nervensystem
• Beteiligung an emotionalen, kognitiven & empathischen Prozessen
- Gyrus cinguli
• Medialfläche Telencephalon: Balken umgibt Saum von Windungen
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• = Gyrus cinguli
• vordere Ausläufer Gyrus cinguli: Area subcallosa
• Funktion:
• hinterer Anteil Verknüpfung mit Parietallappen: visuelle Prozesse, räumliches Gedächtnis
bzw. räumliche Orientierung
• vorderer Anteil: Motorik, Schädigung: Bewegungsarmut
• außerdem: Schaltstation des Papez-Neuronenkreis (limbisches System)

Histologie des Cortex cerebri


- Unterteilung histologisch:
1. Isokortex
• phylogenetisch jüngster Teil der Großhirnrinde
• Aufbau in 6 Schichten: Unterschiede in regionaler Ausprägung einzelner Schichten
2. Allokortex
• alte Großhirnabschnitte (v.a. Riechhirn, Hippocampus)
- Histologischer Aufbau des Isokortex
1. Lamina molecularis (Lamina 1, Molekularschicht)
• v.a. Fortsätze tiefer gelegener Neurone
2. Lamina granularis externa (Lamina 2, Äußere Körnerschicht)
• viele kleine Pyramidenzellen
• dicht nebeneinander: körnchenartiges Aussehen
3. Lamina pyramidalis externa (Lamina 3, Äußere Pyramidenschicht)
• viele große Pyramidenzellen
• Axone bilden Assoziations- & Kommissurenfasern
4. Lamina granularis interna (Lamina 4, innere Körnerschicht)
• erhält Afferenzen sensorischer/sensibler Neurone
• in primärer Sehrinde/Hörrinde oder Gyrus postcentralis stark ausgebildet (granulärer
Kortex) <—> motorische Rinde weniger stark ausgebildet (agranulärer Kortex)
• äußerer Baillarger-Streifen (v.a. in primärer Sehrinde)
• horizontale myelinisierte Fasern
• aus thalamo-kortikale Projektionen spezifischer Thalamuskerne
5. Lamina pyramidalis interna (Lamina 5, innere Pyramidenschicht)
• größte Pyramidenzellen des Kortex: Betz-Riesenzellen im Gyrus praecentralis
• Ursprung der Pyramidenbahn
• innerer Baillarger-Streifen: assoziative Querverknüpfungen von Neuronen anderer
Schichten
6. Lamina multiformis (Lamina 6, multiforme Schicht)
• Zellen morphologisch unterschiedlich
• Axone ziehen u.A. zu spezifischen Kernen des Thalamus
• ohne scharfe Grenze Übergang in darunterliegendes Mark

Histologischer Aufbau des Allocortex


- Atypischer Schichtenbau
- Teil der Großhirnrinde (Cortex cerebri)
1. Riechirn
2. Hippocampus
• im Temporallappen an medialer Wand des Seitenventrikels
• Hippocampusformation:
A. Ammonshorn (Cornu ammonis): 3 Zonen (CA1-CA3)

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B. Gyrus dentatus: durch hippocampale Fissur vom Cornu getrennt
C. Subiculum
• Beziehungen des Hippocampus:
• Gyrus parahippocampalis
• entorhinaler Kortex (Gedächtnisfunktion des Hippocampus)
- Topographie:
• Frontale Teilung Höhe Mammillarkörper
• Cornu frontale (Seitenventrikel): unterhalb Balken, getrennt durch Septum pellucidum
• Cornu temporale (Seitenventrikel): weiter basal, mittig des Lobus temporale
—> hier: Hervorwölbung des Hippocampus von medial in Seitenventrikel
-> Hippocampus in Tiefe Lobus temporalis als randgebende Struktur des
Seitenventrikels
• Horizontale Teilung
• Hippocampi als gebogene wurmartige Gebilde
• beidseits Bildung basaler Begrenzung der Seitenventrikel
• enden jeweils in Pes hippocampi
• Auslaufen nach okzipital als Fimbria hippocampi (= Fasertrakte, setzen sich als Fornix bis
zum Corpus mammillare fort)
—> Trennung Fimbriae zum Gyrus dentatus: Sulcus fimbriodentatus
• Basal
• Gyrus dentatus: lagert sich von medial an Gyrus parahippocampalis an
—> Trennung: Sulcus hippocampalis
- Histologischer Aufbau:
A. Gyrus dentatus:
• zentral
• durch breites Band kleiner runder Zellen erkennbar
• Schichtung:
1. Stratum moleculare
2. Stratum granulosum
3. Stratum multiforme (= Hilus)
B. Cornu ammonis (Ammonshorn):
• Strang von Zellen, ins Hilum hineingestülpt
• bildet eingerolltes Kortexband
• Rinde: außen in Richtung Seitenventrikel mit dichten Axonen bedeckt
—> = weiße Substanz des Hippocampus (= Alveus)
• Abschnitte:
1. CA3: Nähe Hilus
2. CA2
3. CA3
C. Subiculum
• = Übergang aus CA3-Abschnitt in Gyrus parahippocampalis
- Afferenzen und Efferenzen des Hippocampus
• Afferenzen
• über entorhinalen Kortex als Tractus perforans
—> aus Isokortex, Riechhirn & Amygdala
• Fasern aus Gyrus cinguli, Thalamus, Septumregion & Hirnstammkernen
• Efferenzen
• Verlauf v.a. im Fornix
• zu: Septum, Amygdala, Hypothalamus, Corpora mammillaria
—> Sinn der Verbindungen: Hippocampus als polysensorisches assoziatives Zentrum
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• erhält sensorische Informationen unterschiedlichster Qualität
• Verarbeitung & Weiterleitung an andere Gehirnzentren

Verschaltung der Hippocampusformation


1. Extrinsische Neuronenschleife
- Rindenschicht Gyrus parahippocampalis = entorhinaler Kortex
• Übergangzone zwischen Archikortex (Hippocampus) + Neokortex
• Ursprung des Tractus perforans (= Eingangsseite) —> Dendriten der Körnerzellen des
Gyrus dentatus (Hippocampus)
• erhält Information verschiedener sensorischer Zentren: Filterung & Weiterleitung
- Verlauf Tractus perforans:
• Fasern überqueren Sulcus hippocampi vor erreichen Hippocampusformation
• Verschaltung
• über Moosfasern zu Pyramidenzellen der CA3-Region
• dann: 2 Wege
A. Direkt
• über Alveus
• weiter über Fornix: verlassen des Hippocampus
• Einspeisung in Papez-Neuronenkreis (= Ausgangsseite)
B. Indirekt
• Zuleitung über Schaffer-Kollateralen zu anderen Hippocampus-Rindengebieten
(v.a. CA1-Feld)
• Projektion über Alveus & Fornix nach außen (= Ausgangsseite)
- 3 Verschaltungen: tri-synaptisches Verschaltungsprinzip
• zwischen Tractus perforans & Dendriten der Körnerzellen (Stratum moleculare)
• zwischen Moosfaern (Axone der Körnerzellen des Gyrus dentatus) & Pyramidenzellen
CA3-Region
• Schaffer-Kollateralen der CA3-Pyramidenzellen & CA1-Pyramidenzellen
2. Intrinsische Neuronenschleife
- Projektion von Impulsen die über Schaffer-Kollateralen dem CA1-Feld zugeleitet wurden
zum Subiculum
- Projektion vom Subiculum an entorhinalen Kortex zurück
- = intrinsische (innere) Neuronenschleife

Hippocampus & Forschung


- einfaches Verschaltungsprinzip der Neuronenschleifen: Untersuchung synaptischer
Übertragung
- Neurogenese im Gyrus dentatus: Entstehung neuer Nervenzellen (sonst nur unterhalb Ependym
der Seitenventrikel)
- Rolle bei Gedächtnisbildung

Limbisches System und Papez-Neuronenkreis


- oberhalb Hirnstamm: limbisches Systrem
- Funktionen:
• Sorge um Nachwuchs, Angst, Liebe, Lust, Spieltrieb
• Lernen durch Nacnahmen
—> Funktion oft nur Teilbaustein: Kooperation mit anderen Gehirnregionen
-> z.B. Furchtreaktion: Zusammenarbeit mit Amygdala
- Krankheiten: Schizophrenie, Morbus Alzeimer: Veränderungen des limbischen Systems

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- Definition: Assoziationszentrum zur Verarbeitung von Sinnesimpulsen und zum in-Einklang-
bringen mit individuellen körperlichen Bedürfnissen
- Aufbau:
1. Hippocampus
2. Fornix
3. Corpus mammillare
4. Gyrus cinguli
5. Amygdala
6. anteriore Kerngruppe (spezifischer Thalamus)
7. Gyrus parahippocampalis
- Papez-Neuronenkreis: Zentrum des limbischen Systems
• Zentrum unseres Gedächtnisses (auch Rolle bei Emotionen)
• Läsion: kein Lernen neuer Fakten (anterograde Amnesie)
• Verlauf:
• vom Hippocampus über Fornix zum Corpus mamillare
• Projektion über Fasciculus mammillothalamicus zum Thalamus (anteriore Kerngruppe)
• weter zum Gyrus cinguli
• Teil der Fasern: zurück zu Hippocampus (geschlossener Kreis)
- Amygdala
• paariges Kerngebiet im medialen Temporallappen
• Funktion: Entstehung von Angst (Angstzentrum)
• emotionale Bewertung & Wiedererkennung von Situationen
• Analyse möglicher Gefahren
• Verarbeitung externer Impulse, Einleitung vegetativer (Gegen-)Reaktionen
• Afferenzen & Efferenzen: Verlauf
• Großteil in Stria terminalis: verbindet Amygdala u.A. mit Hypothalamus & Hirnstamm
• Vergleich zum Hippocampus: Fornix (Hippocampus) entspricht Stria terminalis (Amygdala)
• Läsion: keine Zuordnung von Emotionen in Gesichtern möglich

Grundlagen zur Gedächtnislehre


- Dauer der Speicherung:
1. Sensorisches Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis)
• Speicherung sehr kurz
• z.B. auditives sensorisches Gedächtnis
2. Kurzzeitgedächtnis (Arbeitsgedächtnis)
• Speicherung eng begrenzter Informationsmenge in unmittelbar verfügbarem Zustand
3. Langzeitgedächtnis
A. Nondeklaratives Gedächtnis
• Lernprozesse ohne Bewusstmachung des Lernprozesses
• Unterteilung: Implizites Gedächtnis (unterbewusstes Lernen)
a) Perzeptuelles Gedächtnis
—> erleichtertes Erlernen von ähnlich erlebten / früher wahrgenommenen
Reizmustern
b) Prozedurales Gedächtnis
—> umfasst motorische Fähigkeiten & definierte Handlungsabläufe
—> Beispiel: Fahrradfahren
c) Konditionierung
—> Training mit Belohnung
d) Priming

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—> Erlebtes wird durch Gelerntes in „Richtung gedrückt“ (Bahnung)
B. Deklaratives Gedächtnis
• Lernen durch bewusste Aufnahme von Informationen
• Bewusster & aktiver Abruf möglich
• Unterteilung:
a) Episodisches Gedächtnis
—> persönliche Erfahrungen & autobiographische Informationen
—> wichtig für Erleben eigener Persönlichkeit
b) Semantisches Gedächtnis
—> Abspeicherung von Fakten (kein persönlichen Bezug)
—> „Allgemeinwissen“
- Räumliche Trennung verschiedener Gedächtnisinhalte:
• Spezialisierung von Regionen vorhanden
• Hippocampus: v.a. deklarative Gedächtnisinhalte
• Hemisphärendominanz: z.B. verbale Gedächtnisinhalte v.a. in Hippocampusformation
dominanter Hirnhemisphäre
- Konsolidierung
• = Überführung von Informationen aus Arbeitsgedächtnis (KZG) ins LZG zur langfristigen
Speicherung
• Grundlage:
• perseverierende Aktivität von Neuronenverbänden, die Ausbildung permanenter
Gedächtnisspuren fördert (v.a. beim semantischen Gedächtnis)
• dauerhafte Speicherung setzt strukturelle Veränderungen auf Synapsenebene voraus:
1. Bildung neuer Synpasen
2. vermehrte Neurotransmitter-Ausschüttung auf präsynpatischer Seite
3. vermehrte Expression von Rezeptoren auf postsynaptischer Seite
• negativer Einfluss auf Konsolidierung: Interferenzen
• positiver Einfluss: Schlaf
• bessere Gedächtnisleistung bei Schlaf zwischen Erwerb & Abruf
• Reaktivierung von Erlebtem: Kategorisierung, Systematisierung, Verfestigung
- Hippocampus(formation) als polysensorisches assoziatives Zentrum
• erhält von vielen sensiblen/sensorischen Zentren über entorhinalen Kortex Informationen zur
Konsolidierung (Überführung ins LZG)
• daher: auditive / visuelle / kommunikative / motorische Lerntypen
—> Verbindungen von entsprechenden Kortexarealen zum entorhinalen Kortex besonders
ausgeprägt

X. Blutversorgung des Gehirns

Grundlagen
- Getrennter Verlauf großer Arterien & Venen: in Schädelhöhle
• bilden an Hirnbasis arteriellen Ring: Circulus arteriosus
• venöses Blut sammelt sich in Sinus durae matris (Duplikaturen der Dura mater)
• äußere Wandstruktur: wie Hirnhäute
• innen zum Lumen hin: Endothel
• keine Venenklappen
• Blut von Gehirn, Augenhöhlen, Hirnhäuten & Schädeldach zu Venae jugulares internae
—> Venae brachiocephalicae
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—> Vena cava superior
—> rechter Vorhof des Herzen
- Ringschluss 4 großer Arterien: vom Herzen in die Schädelkalotte
- Abdichtung des Raums zwischen Endothelzellen: Blut-Hirn-Schranke

Circulus arteriosus Willisi


- Blutzufuhr: Vereinigung an Hirnbasis zum Circulus arteriosus
1. Arteriae carotis interna
2. Arteriae vertebralis
3. Kommunizierende Arterien:
• je 2x A. communicans posterior: hinten
• 1x A. communicans anterior: vorne
- Abgang 3 großer Hirnarterien
1. Arteria cerebri anterior
• vorderer Teil des Gehirns
• mittlere Oberfläche um Fissura longitudinalis
2. Arteria cerebri media
• laterale Oberfläche des Gehirns
3. Arteria cerebri posterior
• hintere & basale Teile des Gehirns
- Kompensation eines totalen Verschlusses der Gefäße vor dem Ring:
• Plötzlich auftretend
• Ringsystem nicht stark ausgeprägt
• keine Kompensation möglich
• Langsam fortschreitend
• Verstärkung der Anastomosen
• ein speisendes Gefäß u.U. ausreichend
- Blut-Hirn-Schranke
• Zerebrale Endothelien: eingeschränkte Durchlässigkeit
• Gründe:
1. Schutz des Gehirnes: Nervenzellen i.d.R. durch Neurogenese nicht ersetzbar
2. Stetige Sicherstellung der Funktion des Gehirns
3. Hinderung einer Diffusion von Stoffen (z.B: Glycin, Glutamat) vom Bluts ins ZNS: würden
Gehirnfunktion beeinträchtigen
• Barrierestruktur: kapilläre Endothelzellen
• über Tight junctions verbunden
• behindern parazelluläre Passage
• Gesamtheit aller Endothelien = Blut-Hirn-Schranke
• Histologie & Aufbau
• Endothelzellen:
—> kleiden Hirngefäße aus
—> Verbindung über Tights junctions: verhindern unkontrollierte Diffusion
• Astrozyten:
—> umhüllen Hirngefäße
—> bilden Glia limitans perivascularis
—> sezernieren Faktoren: induzieren Bildung von tight junctions der Endothelzellen
• Spezielle Transportproteine:
—> beeinflussen Menge & Art der aus Blut ins Gehirngewebe eindringenden Stoffe
—> z.B. Aquaporine: Wassertransporter, Transport für Glukose (Nährstoffversorgung der

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Nervenzellen)

Zirkumventrikuläre Organe
- Fehlen der Blut-Hirn-Schranke in wenigen Gehirnregionen
• fenestriertes Endothel
• um Mittellinie der Hirnventrikel
- Einteilung in sensorisch / sekretorisch
1. Sensorisch
• Area postrema
• am kaudalen Ende der Fossa rhomboidea
• Teil der Formatio reticularis
• funktionelles Brechzentreum: zusammen mit
—> Ncl. tractus solitarii
—> Teilen der Formatio reticularis des Hirnstamms
• Auslöser des Erbechens:
—> Giftstoffe im Blut erreichen Gehirn
—> erhöhter intrakranieller Druck
• Efferenzen (v.a. über N. vagus) zur Bauchmuskulatur, Muskulatur der
Gastrointestinaltrakts, Mundhöhle
• Organum vasculosum laminae terminalis (OVLT)
• Rückseite Lamina terminalis
—> zwischen Commissura anterior & Chiasma opticum
—> schließt 3. Ventrikel nach rostral ab
• Kontrolle des Wasserhaushaltes, Osmo- & Thermoregulation
• Organum subfornicale
• zwischen Foramina interventricularia Montroi
—> unterhalb Fornixsäulen
• Kontrolle des Wasserhaushaltes, Osmo- & Thermoregulation
2. Sekretorisch: Abgabe von Peptiden in Blutkreislauf
• Neurohypophyse
• Abgabe der Hormone Oxytocin & ADH in Blutkreislauf
• Synthese beider in vorderen Kerngruppen des Hypothalamus
• Eminentia mediana
• Sekretabgabe hypothalamischer Nervenzellen in Blutkreislauf
• Neuropeptide erreichen Adenohypophyse
• werden als Releasing- / Inhibiting-Hormone wirksam
• = Nahtstelle zwischen Nerve- & Hormonsystem
• Glandula pinealis
• Produktion & Abgabe von Melatonin in Blutkreislauf

Arterielle Versorgung des Gehirns


Circulus arteriosus Willisi: Gefäße von vorne nach hinten
- A. communicans anterior (unpaar)
- A. cerebri anterior (links & rechts)
- A. carotis interna (links & rechts) bzw. Arteria cerebri media (als direkte Fortsetzung)
- A. communicans posterior (links & rechts)
- A. cerebri posterior (links & rechts): beide aus Arteria basilaris
1. Arteria carotis interna
• Hervorgehen aus A. carotis communicans
• rechts: aus Truncus brachiocephalicus
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• links: aus Aortenbogen
• Teilung: Karotisbifurkation (4. HWK)
• keine Äste auf Weg in Richtung Schädelbasis
• Sinus caroticus
• Druckrezeptoren an Bifurkation: überwachen Blutdruck, übermitteln Info ans Gehirn
• Glomus caroticum
• Chemorezeptoren am Ursprung der A. carotis interna: überwachen Kohlenstoffdioxid,
Sauerstoff, pH-Wert im Blut
• Verlauf:
A. Pars cervicalis
• zwischen Bifurkation & äußerer Schädelbasis
B. Pars petrosa
• im Canalis caroticus (Felsenbein)
• S-förmiger Verlauf: Karotissiphon
C. Pars cavernosa
• innerhalb Sinus cavernosus
• S-förmiger Verlauf: Karotissiphon
D. Pars cerebralis
• Äste:
• Pars cavernosa
—> A. hypophysialis inferior: versorgt mit A. hypophysialis superior (Pars cerebralis)
Neurohypophyse
• Pars cerebralis
—> A. ophtalmica:
-> Verlauf: lateral/kaudal des N. opticus durch Canalis opticus in Orbita
-> Abgabe von Ästen für Orbita, Tränendrüsen, Stirn, Schleimhaut der Siebbeinzellen,
Dura, Nasenschleimhaut: A. centralis retinae (Eintritt in N. opticus, zieht zur Papille)
—> A. choroidea anterior:
-> versorgt Plexus choroideus der Seitenventrikel, hintere Anteile Capsula interna
—> Endäste:
-> A. cerebri media
-> A. cerebri anterior
2. Arteria vetrebralis
• Hervorgehen aus A. subclavia
• aufsteigend zum 6. HWK: Eintritt ins Foramen transversarium
• Verlauf im Querfortsatzkanal
• Abgabe von Ästen an umgebende Muskulatur & RM
• Durchtritt durch Foramen magnum
• Abgabe: A. cerebelli inferior posterior
—> Verlauf:
-> Windung um Medulla oblongata
-> durch Kleinhirnbrückenwinkel
-> Verzweigung auf kaudaler Fläche des Kleinhirns:
—> Versorgung:
-> Teile der Medulla oblongata
-> kaudale Bereiche des Kleinhirns
-> Plexus choroideus 4. Ventrikel
• Abgabe: A. spinalis anterior
—> Versorgung: Beteiligung am RM
• Vereinigung an Oberrand Medulla oblongata zur unpaaren A. basilaris
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• Verlauf
• aufsteigend an Ventralfläche des Pons
• Strecke: nur 3-3,5cm
• Äste:
—> Aa. cerebelli inferiores anteriores
-> Versorgung: Teil vorderer Kleinhirnhemisphären, lateraler Pons
-> A. labyrinthi: Gleichgewichtsorgan, Sinneszellen des Innenohrs
—> Aa. pontis
—> Aa. cerebelli superiores
-> Verlauf: unter N. oculomotorius, um Pedunculi cerebri, zur oberen Fläche des
Kleinhirns
-> Versorgung: Großteil Kleinhirnrinde, oberer Anteil des Vermis, Teile oberer Brücke
• Gabelung: Übergang Pons-Mesencephalon
—> 2x Aa. cerebri posteriores
3. Communicans-Arterien
• A. communicans anterior
• verbindet Aa. cerebri anteriores
• A. communicans posterioes
• verbinden: Aa. cerebri posteriores mit Aa. carotides internae
• also Kommunikation: Stromgebiet Vertebralartieren (hinterer Kreislauf) mit Stromgebiet der
Karotiden (vorderer Kreislauf)
—> kein Nennenswerter Blutaustausch zwischen Abschnitten des Ringsystems
—> bei normalen Druckverhältnissen: jede Hirnhemisphäre von ipsilateraler A. carotis
interna bzw. A. cerebri posterior mit Blut versorgt
4. Arteria cerebri anterior
• Pars praecommunicalis (A1-Segment)
• Ursprung: beidseits aus A. carotis interna
• Verbindung mit gegenseitiger Arterie über A. communicans anterior
• Pars postcommunicalis (A2-Segment)
• zwischen Hirnhemisphären im Interhemisphärenspalt
• um Genu des Corpus callosum
• Dorsalseite: Teilung: beide zur Grenze Parietal- / Okzipitallappen
—> A. pericallosa
—> A. callosomarginalis
5. Arteria cerebri media
• Verlauf: M1-Segment (Pars sphenoidalis)
• direkte Fortsetzung der A. carotis interna
• Abgabe: Arteriae centrales anterolaterales
—> Verlauf:
-> rechtwinkliger Abgang
-> Eintritt in Gehirnparenchym hinter Tractus olfactorius
—> Versorgung:
-> Striatum
-> Anteile des Ncl. lentiformis (Putamen + Globus pallidus)
-> Teile der Capsula interna
-> Teile des diencephalen Thalamus
• Verlauf: M2-Segment (Pars insularis)
• weiter nach lateral zwischen Temporallappen & Inselrinde in Fossa lateralis
• Aufzweigung in Endäste (Pars terminalis)
• Klinik: Gerinnsel A. carotis communis meist in A. cerebri media
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• Kopf- & armbetonte Hemiplegie & Hemianästhesie
—> Weite Teile des motorischen Gyrus praecentralis & sensiblen Gyrus postcentralis
betroffen
—> Ausnahme: Teile an Mantelkante (Versorgung: A. cerebri anterior)
—> daher DD: beinbetonte Hemiplegie bzw. Hemianästhesie -> A. cerebri anterior
Verschluss
• Blickdeviation zur erkrankten Seite:
—> z.B. Verschluss linke A. cerebri media: Ausfall des linken frontalen Augenfelds
(prämotorischer Kortex) -> Patient blickt zerstörtes kortikales Gebiet an
—> Neglect: Störung Aufmerksamkeitszuwendung zu einer Seite (Läsion des Kortex /
Pulvinars (Thalamus))
• motorische Aphasie (Broca-Aphasie)
—> Gyrus frontalis inferior der dominanten Hemisphäre
—> Telegrammstil, Agrammatismus, Ausbeiben der Sprache (Verständnis intakt)
• sensorische Aphasie (Wernicke-Aphasie)
—> Gyrus temporalis superior der dominanten Hemisphäre
—> Verständnis der Sprache eingeschränkt, durch Fehlen von Wortklangbildern: Sprechen
ebenfalls erschwert
• Leitungsaphasie
—> Störung des Fasciulus arcuatus
—> Sprachverständnis & -produktion intakt, Verbindung zwischen beiden unterbrochen
—> Fähigkeit zum Nachsprechen eingeschränkt (v.a. neue unbekannte Begriffe)
• Alexie & Agraphie
—> Lese- & Schreibunfähigkeit
—> Broca- & Wernicke-Areal müssen mit optischem Apparat verknüpft sein: Bsp. Lesen
-> Sehimpulse —> primäre Sehrinde (über Sehbahn) —> Erkennung in sekundärer
Sehrinde
-> Weiterleitung über Gyrus angularis an Wernicke-Zentrum —> Zuordnung einer
Bedeutung
6. Arteria cerebri posterior
• Verlauf: P1-Segment, Präkommunikales Segment
• bis Abgang A. communicans posterior
• Verlauf: P2-Segment, Postkommunikales Segment
• um Hirnstamm herum nach okzipital
• an mediale Fläche der Hemisphären
• hinteres Ende Gyrus cinguli: Teilung
—> Aa. occipitales medialis et lateralis
• Versorgung:
• gesamter Okzipitallappen
• weite Teile des Mittelhirns
• Anteile des Thalamus
• Klinik:
• Sehstörungen: Hemianopsie
—> halbseitiger Gesichtsfeldausfall
—> Heteronyme Hemianopsie (mediale oder laterale Seitenhälften)
-> Schädigung Chiasma opticum
-> Folge: v.a. bitemporale Hemianopsie
-> „hetero“ = Ausfall entgegengesetzter Gesichtsfelder
—> Homonyme Hemianopsie (mediale oder laterale Seitenhälften)
-> Schädigung des Tractus opticus oder Sehzentrum einer Hirnhälfte

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-> „homo“ = Ausfall gleicher Hälfte in beiden Augen
• Makula (scharfes Sehen auf Retina): durch Kollateralen der A. cerebri media mitversorgt,
zentrales, scharfes Sehen also intakt

Capsula interna: Topographie und Blutversorgung


- Begrenzungen:
• medial: Thalamus & Nucleus caudatus
• lateral: Putamen & Globus pallidus
- Verlauf auf- & absteigender Fasern
• sensible & willkürmotorische Bahnen auf engstem Raum
• Folge: bereits geringe Blutungen / raumfordernde Prozesse verursachen gravierende Ausfälle
- Gliederung:
• Crus anterius
• absteigend:
—> Tractus frontopontinus (leiten Kleinhirn motorische Bewegungsmuster zu,
Umschaltung: Brückenkerne)
• aufsteigend:
—> Radiatio thalami anterior (verbindet Thalamus mit Frontallappen, enge Verbindungen
zum limbischen System)
• Blutversorgung: Aa. centrales anteriomediales (aus A. cerebri anterior)
• Genu:
• absteigend:
—> Tractus corticonuclearis (vom Kortex zu motorischen Hirnnervervenkernen)
• Blutversorgung: Aa. centrales anterolaterales (aus A. cerebri media)
• Crus posterius:
• absteigend:
—> Tractus corticospinalis (Pyramidenbahn)
—> Tractus temporopontinus (von Kortex des Temporallappens zum Pons)
• aufsteigend:
—> Seh- & Hörstrahlung
• Blutversorgung:
—> A. choroidea anterior (aus A. carotis interna)
- Corona radiata
• Gesamtheit aller auf- & absteigenden Fasern strahlen nach Durchlauf der Capsula interna
fächerförmig auseinander
• dadurch: Corona radiata unterhalb des Kortex

Venöse Versorgung des Gehirns


- Oberflächliche (kortikale) Hirnnvenen
• sammeln Blut der Hirnrinde
• Leitung über Brückenvenen direkt in Hirnsinus
• Verlauf: variabel
- Tiefe Hirnvenen
• Leitung des Bluts in Vena cerebri magna (Vena Galeni)
• dann weiter in Sinus rectus
- Sinus durae matris = große ableitende Strukturen
• keine Venenklappen
• außen: Aufbau wie harte Hirnhaut, innen: einschichtiges Endothel
• Falx cerebri:
• 3 große venöse Blutleiter: an Rändern
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1. Sinus sagittalis superior
2. Sinus sagittalis inferior
3. Sinus rectus:
—> Einmündung Sinus sagittalis inferior & Vena magna cerebri
—> Vereinigung mit Sinus sagittalis superior & rechten/linken Sinus transversus =
Confluens sinuum
• Tenorium cerebelli:
• Ummantelung Sinus transversus
• Verlauf:
—> über Sinus sigmoideus (Bereich Foramen jugulare)
—> in V. jugularis interna
—> rechter Herzvorhof
• Sella turcica
• Sitz des Sinus cavernosus
—> vom Sinus transversus nach vorne über Sinus petrosus superior
—> Sinus cavernosus Syndrom:
-> Keimverschleppung aus Nasen- / Augenbereich über V. facialis —> V. opthalmica
superior —> Sinus cavernosus
-> Thrombose: Okulomotoriusparese, Trochlearisparesen, Abduzensparese,
Sensibilitätsausfälle durch Ausfall Trigeminusäste (N. opthalmicus, N. maxillaris)
• Sitz von Leitungsbahnen
—> Hypophyse
-> Neurohypophyse gibt hier Hormone ins Blut ab
-> über Sinus petrosus superior zum Sinus sigmoideus
-> V. jugularis interna
-> rechter Herzvorhoft: Lungen- & Körperkreislauf
—> Pars cavernosa (A. carotis interna)
—> N. oculomotorius, N. trochlearis, N. opthalmicus, N. maxillaris, N. abducens

XI. Motorik

Motorische Areale des ZNS


1. Telencephalon
- Lobus frontalis
• Primärmotorischer Kortex
• Prämotorischer Kortex
• Supplementärmotorischer Kortex
- Subkortikale Kerngebiete
• Nucleus caudatus
• Putamen
2. Kerngebiete Diencephalon
- Globus pallidus
- Nucleus subthalamicus
3. Graue Substanz Hirnstamm
- Substantia nigra
- Nucleus ruber
- Formatio reticularis
4. Kleinhirn

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Ausführung: über motorische Kerngebiete
- Extremitäten & Rumpf: Gebiete im Vorderhorn des RM (a-Motorneurone)
- Kopfmuskulatur: Gebiete im Hirnstamm (motorische Nrvenzellen)
—> Aktivierung der Motorneurone über absteigende Bahnen
A. Tractus corticonuclearis:
• Ursprung: Gyrus praecentralis (pimärmotorischer Kortex)
• Ziel: motorische Hirnnervenkerne
B. Tractus corticospinalis
• Ursprung: Gyrus praecentralis (pimärmotorischer Kortex)
• Ziel: a-Motorneurone
—> Kreuzung der Fasern im Verlauf: Motorik linker Körperhälfte durch rechte Kortexhemisphäre
reguliert u.U.
-> Schädigung motorischer Rindenareale/Bahnen: kontralaterales motorisches Defizit
(Parese, Paralyse, spastische Parese)

Motorik des Rumpfes & der Extremitäten


- Hierarchische Gliederung der Motorik & ihr Zusammenspiel
1. Ebene: Planung & Steuerung
• supplementärmotorischer Kortex: Planung & Einleitung der Bewegung
• prämotorischer Kortex: Erstellung von Bewegungsentwürfen, Abstimmung mit Kleinhirn
& Basalganglien
—> Zellen regulieren v.a. Aktivität des Gyrus praecentralis oder projizieren direkt/indirekt
über Formatio reticularis (Hirnstamm) auf motorische Kerngebiete des RM
-> Axonverlauf: extrapyramidalmotorisches System (Innervation v.a. prox.
Extremitäten & Rumpfmuskulatur)
2. Ebene: Feinmodulation der Bewegungsmuster & Anpassung an äußere Umstände
• Basalganglien
• Kleinhirn
3. Ebene: Weiterleitung zu motorischen Kerngebieten
• Nervenzellen des Gyrus praecentralis (primärmotorischer Kortex) = 1. Motorneuron
4. Ebene: Weiterleitung von motorischen Kerngebieten zur Skelettmuskulatur (Ausführung)
• Nervenzellen im Vorderhorn des RM / Hirnstamm = 2. Motorneuron
—> Zellen repräsentieren gemeinsame motorische Endstrecke (Ziel aller absteigenden
motorischen Bahnen)
-> Axone führen direkt zur Skelettmuskulatur
- Gliederung in Halte- & Stützmotorik
• Zielmotorik = Willkürmotorik
• zielhafte, auf Erreichen eines bestimmten Punktes gerichtete Bewegungen
• Voraussetzung: Intaktheit der Halte- & Stützmotorik
• pyamidalmotorisches System
• Stütz- & Haltemotorik
• Voraussetzung für Zielmotorik
• extrapyramidalmotorisches System
- Primärmotorischer Kortex
• im Gyrus praecentralis des Lobus frontalis
• Histologische Merkmale:
• schwache Lamina IV (Lamina granularis interna)
—> Grund: v.a. Somata an denen sensible/sensorische Projektionen des Thalamus enden
• starke Lamina V (Lamina pyramialis interna)
—> Grund: sehr große Pyramidenzellen (BETZ-Riesenzellen)
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—> großer Zellkörper: Zeichen ausgeprägter metabolischer Leistung
-> Transport von Zellbestandteilen durch Axone der Betz-Zellen über weite Strecken
-> Tractus corticospinalis verlässt Vorderhirn, wird erst im zervikalen/sakralen RM auf
2. Motorneuron umgeschaltet (Bahnsystem sehr lang)
• Klinik: ALS
• Erkrankung des motorischen Systems im zentalen & peripheren Anteil (1. Motorneuron in
Gehirn/Pyramidenbahn + 2. Motorneuron in Hirnstamm/Rückenmark)
• Symptome:
—> Faszikulationen, Atrophie, Paresen der Arme, Beine & Atemmuskulatur (Schädigung
v.a. motorische Nervenzellen des RM + Fortsätze zur Muskulatur)
—> Sprach-, Kau- & Schluckmuskulatur geschwächt (Schädigung v.a. motorischer
Nervenzellen im Hirnstamm)
—> Muskellähmung & erhöhter Muskeltonus (spatische Lähmung) (Schädigung der
motorischen Nervenzellen der Hirnrinde + Verbindungen zum RM)
- Motorischer Homunkulus
• Somatotope Anordnung motorischer Nervenzellen des Gyrus praecentralis
• = Abbildung relativer Lage von Körperregionen auf bestimmten Nervenzellalreale des
Gehirns
• Zuordnung somatotoper Anordung der Nervenzellen des Gyrus praecentalis zu jeweils
innervierten Bereichen —> Homunkulus
• Überdimensionalität bestimmter Bereiche
• je größer Region, umso feiner Bewegungsansteuerung entsprechender Muskeln
• Grundlage: Anzahl an Muskelfasern die von einem Neuron innerviert werden (= motorische
Einheit)
• Beispiele: Finger, Zunge, Mund vs. Rumpf
—> hohe Anzahl an Nervenzellen im Gyrus praecentralis (Sprechen motorisch sehr präzise
Handlung)
—> eine Nervenzelle innerviert viele Muskelnzellen (Rumpf)
• dasselbe gilt für primäres somatosensibles Rindengebiet (Gyrus postcentralis)
—> Finger: viele Nervenzellen
-> feine Empfindungen möglich
—> Bein: wenige Nervenzellen
- Pyramidales System der Motorik
• Pyramidenbahn: führt motorische Bahnen der Pyramidalmotorik
• Klinik:
• hemmender Einfluss auf Reflexmotorik: Modulation automatisierter stereotyper
Bewegungen
—> Ausfall: ermöglicht Auslösen pathologischer Reflexe (z.B. Babinski-Reflex)
• zunächst: schlaffe Lähmung (muskuläre Hypotonie), später: spastische Lähmung
(muskuläre Hypertonie)
—> Grund: „Freiwerden“ von Synapsen auf a-Motorneuronen durch Wegfall der
Innveration der Pyramidenbahn
-> Besetzung durch Afferenzen der Muskelspindeln: sensibler für Eigenreflexe
• Verlauf:
• Ursprung Neokortex: v.a. Betz-Riesenzellen in Lamina V Gyrus praecentralis
• Ziel: Neurone im RM bzw. motorische Hirnnervenkerne
• ohne Unterbrechungen durch Gehirn
—> unter Beibehaltung der Somatotopie
—> durch Capsula interna (Genu bzw. Crus posterius)
-> = größte Ansammlung von Nervenfasern die zum Kortex auf bzw. von ihm
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absteigen
—> Mesencephalon: Crura cerebri (mittig)
-> beinhalten alle zu Hirnstamm/RM absteigende Bahnen der Großhirnrinde
1. Tractus corticospinalis: Fasern für UE (lateral), Ziel: a-Motorneurone RM
2. Tractus corticonuclearis: Fasern für Hals & Kopf (medial), Ziel: a-Motorneurone
RM
3. Tractus corticonuclearis: Abgang in Höhe Hirnstamm, Ziel: motorische
Hirnnervenkerne
• Weiterer Verlauf: Tractus corticospinalis
• in einzelnen Bündeln durch Pons
• Unterrand Pons: Vereinigung zur Pyramide
A. Kreuzen von 70-80% der Fasern nach kontralateral: Decussatio pyramidalis
—> durch Seitenstrang des RM als Tractus corticospinalis lateralis
B. Nicht-kreuzende Fasern:
—> als Tractus corticospinalis anterior im Vorderstrang des RM abwärts
—> Kreuzung zur Gegenseite auf Segmenthöhe
• Weiterer Verlauf: Tractus corticonuclearis
• siehe Motorik Hals-Kopf-Bereich
- Extrapyramidales System der Motorik
• Funktionen:
• Ausführung der Halte-& Stützmotorik: z.B. stabiler aufrechter Stand beim Jonglieren,
stabile Sitzhaltung beim Fahrradfahren
• unbewusste/unwillkürliche/automatisierte Bewegungsabläufe: z.B. Mitpendeln der Arme
beim Gehen
• Bestandteile:
• Basalganglien
• Nucleus ruber: Aktivierung der Flexoren der Extremitäten (Tractus rubrospinalis)
• Nuclei vestibulares: v.a. Ncl. vestibulares lateralis: vestibulospinaler Reflex (Abfangen bei
Stürzen, Aktivierung der Extensoren)
• Formatio reticularis
• unterer Olivenkomplex (Medulla oblongata)
• Kleinhirn
• Trennung vom pyramidalen System:
• keine klare funktionelle Trennung möglich
• Läsionen:
—> Lähmung (Pyramidales System)
—> Störungen bei Durchführung von Bewegungen (Extrapyramidales System)

Motorik des Kopf-Hals-Bereichs


- Tractus corticonuclearis
• Funktion: Ansteuerung Muskulatur für Kopf & Hals
• Verlauf:
• Abgang Höhe Hirnstamm
• zu motorischen Hirnnervenkerngebieten (Hirnstamm): Aktivierung von Motorneuronen
(äquivalent der a-Motorneuronen des RM)
—> Ncl. nervi oculomotorii: Augemuskulatur
—> Ncl. nervi abducentis: Augenmuskulatur
—> Ncl. nervi trochlearis: Augenmuskulatur
—> Ncl. nervi hypoglossi: Zungenmuskulatur
—> Ncl. motorius nervi trigemini: Kaumuskulatur
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—> Ncl. nervi facialis: mimische Muskulatur
—> Ncl ambiguus: Pharynx- & Larynxmuskulatur
—> Ncl. nervi accessorii: M. sternocleidomastoideus, M. trapezius
• Klinik: Schädigung Kerngebiete im Hirnstamm
• Bulbäre Symptomatik: Schluckstörungen, Sprechstörungen
- Frontales Augenfeld
• Ansteuerung der Kerngebiete für Augenmuskulatur über frontales Augenfeld (nicht Gyrus
praecentralis)
• Verlauf:
• absteigende Fasern des frontalen Augenfelds
• Verschaltung: präokulomotorische Zentren
—> Area praetectalis (Diencephalon)
—> Colliculi superiores (Mesencephalon)
—> Pontine Formatio reticularis (mittlere Anteile)
• zu entsprechenden Augenmuskelkernen
• Sinn komplexer Verschaltung: Abstimmung von Augenbewegungen mit anderen Modalitäten
(z.B. Kopfdrehung)
- Sprache
1. Sensorisches Wernicke Zentrum
• hinterer Bereich Gyrus temporalis superior
• Brodmann-Arale: 22 (+42, 39)
• Areal 39: hinteres Ende Sulcus temporalis superior (= Gyrus angularis)
—> okzipital davon: Brodman-Areal 19 = Tertiäre Sehrinde
—> Sehen & Sprechen funktionell verbunden (z.B. Schreiben & Lesen)
2. Motorisches Broca Zentrum
• hinterer Anteil des Gyrus frontalis inferior
• Brodmann-Areale: 44 + 45
• Begrenzungen:
• dorsal: Sulcus frontalis inferior
• okzipital: Sulcus praecentralis
• Sprachdominanz: linke Hemisphäre
3. Kortikale Areale
• primärmotorischer & prämotorischer Kortex
• Planung & Abspeicherung motorischer Muster
—> Beispiele eines Sprachassoziierten Schaltkreises
• Vorlesen
-> Retina —> Sehbahn —> Okzipitallappen (pimäre Sehrinde): Bewusstwerdung visueller
Impulse
-> Gyrus angularis (Wernicke-Zentrum): Verknüpfung mit sprachlichem Sinn
-> über Assoziationsfasersysteme zum Broca Areal —> über Basalganglien &
Kleinhirnschleife —> Gyrus praecentralis
-> über Tractus corticonuclearis: Befehle an motorische Hirnnervenkerne (Vorlesen)
• Nachsprechen
-> Beginn in Hörrinde statt Sehrinde
—> 2 Arten von Assoziationsfasern zwischen Broca- & Wernicke-Areal
• dorsal: Fasciculus longitudinalis superior + Fasciculus arcuatus
-> Nachsprechen gehörter Wörter/Sätze (sound-to-motor-mapping)
• ventral: Capsula extrema & Fasciculus uncinatus
-> Verstehen gehörter Wörter/Sätze (sound-to-meaning-mapping)
—> Klinik: Leitungsaphasie
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• Sprechen, Objekte benennen, Sprache verstehen: möglich
• Wörter wiederholen/nachsprechen: unmölglich
• Ursache: Läsion des Fasciculus arcuatus (sound-to-motor-mapping dorsaler
Projektionsfasersysteme)
- Weitere Besonderheiten: Motorische Innervation Kopf-Hals-Bereich
• Steuerung mimischer Muskulatur durch N. facialis
• mimische Muskulatur oberhalb Nase: Stirnmuskulatur & Augenschließmuskeln
• Impulse beider Hemisphären (Tractus corticonuclearis)
• einseitige Läsion des Tractus: Restfunktion supraorbitaler mim. Muskulatur bleibt erhalten
• infraorbitale Muskulatur: v.a. im Mundbereich ersichtlich
• Impulse nur unilateral
• einseitige Läsion des Tractus: Ausfall unterer Gesichtsmuskeln

Basalganglien
- Funktion:
• kontinuierlicher Abgleich mit Umwelt, ständige Anpassung an äußere Gegebenheiten (bzgl.
Motorik)
• Motorisches Lernen: Abspeicherung von Bewegungsmustern
- 2 große Neuronenschleiifen
• Kortex —> Basalganglien —> motorischer Thalamus (Nucleus ventralis anterolateralis —>
Kortex
• Kortex —> Kleinhirn —> motorischer Thalamus (Nucleus centralis anterolateralis) —> Kortex
- Aufbau & Verschaltung der Basalganglien
• Bestandteile der Basalganglien
• Ncl. caudatus + Putamen (Telencephalon)
• Globus pallidus internus/externus + Ncl. Subthalamicus (Diencephalon)
• Substantia nigra Pars reticularis/compacta (Mesencephalon)
• Eingansseite & Ausgangsseite
• Eingang:
1. Striatum:
—> erhält erregende glutamaterge kortikale Afferenzen (Tractus corticostriatalis)
—> vom gesamten Kortex
2. Ncl. subthalamicus:
—> erhält erregende glutamaterge kortikale Afferenzen (Tractus corticosubthalamicus)
—> v.a. aus prä- & supplementärmotorischem Kortex
• Ausgang:
1. Globus pallidus internus:
—> projiziert über Ansa lenticularis inhibitorisch mittels GABA auf motorischen Teil des
spez. Thalamus (Ncl. centralis anterolateralis)
-> Weiterleitung vom Thalamus: erregend durch Glutamat an Kortex
2. Pars reticularis Substantia nigra:
—> projiziert über Ansa lenticularis inhibitorisch durch GABA auf motorischen Teil des
spez. Thalamus (Ncl. centralis anterolateralis)
-> Weiterleitung vom Thalamus: erregend durch Glutamat an Kortex
- Motivation & Belohnung als Elemente motorischen Lernens
• Voraussetzung motorischen Lernens:
• Förderung funktionierender motorischer Impulse
• Unterdrückung undienlicher motorischer Impulse
• Striatum: erhält Afferenzen vom gesamten Kortex
• auch Motivation- & Belohnungszentren (z.B. Ncl. accumbens) projizieren ins Striatum
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• Mitteilung über dienliche/undienliche Impulse
- Direkter und indirekter Weg der Basalganglien
• Direkter Weg
• Informationen aus gesamten Kortex —> mit glutamatergen, kortikostriatalen Projektionen
—> Striatum
• Nervenzellen Striatum: GABAerge medium-sized spiny neurons (Spines = Dendriten) —>
inhibieren direkt Ausgangsseite der Basalganglien (Globus pallidus internus + Pars
reticularis Substantia nigra)
• Nervenzellen Globus pallidus + Substantia nigra —> wirken tonisch hemmend auf
Thalamus (Regulation in beide Richtungen möglich)
• Aktivierung des direkten Weges —> Enthemmung motorischer Thalamus
—> Funktion: Förderung von Bewegungsimpulsen (direkter Weg: bewegungsfördernd)
—> Läsion: Bewegungsarmut
• Indirekter Weg
• GABAerge medium-sized spiny neurons —> projizieren hemmend auf Globus pallidus
externus
• Globus pallidus externus —> wirkt hemmend auf Nucleus subthalamicus
• Ncl. subthalamicus —> projiziert erregend auf Ausgangseite der Basalganglien
• Aktivierung des indirekten Weges —> Steigerung der Aktivität der Ausgangsseite der
Basalganglien —> verminderte Aktivität des motorischen Thalamus
—> Funktion: bewegungshemmend
—> Läsion: Hyperkinese
- Heterogenität der medium-sized spiny neurons
• Projektion über direkten Weg: 50%
• Projektion über indirekten Weg: 50%
• Klinik:
• Chorea Huntington
—> Symptome: plötzlich auftretende, unwillkürliche Bewegungen des Kopfes, der Hände,
Beine oder des Rumpfes
—> Grundlage:
-> zunäcjst: MSNs des indirekten Wegs btroffen
-> Resultat: Enthemmung des Globus pallidus externus mit verminderter Aktivität des
Ncl. subthalamicus —> Hyperkinese
• (Hemi-)Ballismus
—> Symptome: Hyperkinesen (oft nur eine Körperhälfte)
—> Grundlage:
-> Schädigung des Ncl. subthalamicus oder Verbindungen zum Globus pallidus
-> bei Hemiballismus: kontralateraler Ncl. subthalamicus
-> Wegfall aktivierender Projektionen Globus pallidus internus Substantia nigra Pars
reticularis
-> ausbleibende Hemmung des motorischen Thalamus
-> Resultat: Hyperkinesen
- Projektionen der Substantia nigra in die Basalganglien
• Substantia nigra: Tegmentum des Mesencephalon
1. Pars reticularis (Ausgangsseite Basalganglien): Hauptneurotransmitter GABA
2. Pars compacta: Hauptneurotransmitter Dopamin
• Projektion über Tractus nigrostriatalis auf medium-sized spiny neurons des Striatum
• Wirkung: abhängig vom Dopaminrezeptor
—> Aktivierung D1-Rezeptor (MSN d. direkten Wegs): Steigerung der Feuerungsrate
—> Aktivierung D2-Rezeptor (MSN d. indirekten Wegs): Verminderung der Feuerungsrate
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• Fazit: Substantia nigra ist bewegungsfördernd:
—> kann bewegungsfördernden direkten Weg stärken
—> kann bewegungshemmenden indirekten Weg schwächen
• Dopaminrezeptoren & motorisches Lernen:
• Aktivierung D1-Rezeptoren (MSN d. direkten Wegs): ermöglicht sensiblere Reaktion dieser
auf Neurotransmitter Glutamat
—> = Langzeit-Potenzierung: lang andauernde Verstärkung synpatischer Übertragung
• Aktivierung D2-Rezeptoren (MSN d. indirekten Wegs): verringern Empfindlichkeit dieser
gegenüber Glutamat
—> = Langzeit-Depression
• Klinik: Morbus Parkinson
• Ausgangspunkt: Substantia nigra (Pars compacta)
• Sterben Dopamin-produzierender Nervenzellen (Gründe unbekannt)
• Folge: erniedrigter Dopaminspiegel im Striatum
—> MSNs sind Dopaminmangel ausgesetzt
—> dadurch: direkter Weg der Basalganglien vermindert aktiv, indirekter Weg überaktiv
• Resultat: Hypokinese

Kleinhirnschleife
- Verarbeitung motorischer Impulse: neben Basalganglien auch hemisphärischer Anteil des
Kleinhirns involviert
• Zuleitung motorischer Bewegungsentwürfe prämotorischer Zentren ans Kleinhirn über:
• Tractus corticopontinus
• Tractus pontocerebellaris
• Pontocerebellum: Modifizierung
• Weiterleitung an kontralateralen motorischen Thalamus über Tractus cerebellothalamicus
• Ursprung der Fasern v.a. Ncl. dentatus: wirken erregend auf Thalamus
• Wirkungen:
• Kleinhirnschleife: Erregung des Thalamus
• Basalganglienschleife: tonische Hemmung des Thalamus
• Unterschied der Schleifen: betreffen Afferenzen des Kleinhirns
• erhält sensible & sensorische Impulse der Propriozeption & des Gleichgewichtsorgans
- Steuerungsmechanismen des Kleinhirns
• Zwei Kontrollmodi:
1. Steuerung
• Ablauf nach festgelegtem Plan/Schema/Programm
• keine Berücksichtigung eventueller Folgen/Störungen
• nicht sensitiv für Effekte der Aktionen des Systems: unflexibel
• heißt: ZNS sendet motorische Kommandos an Muskelapparat (unabhängige Umsetzung
von Umgebungsbedingungen (Vgl. Ampelschaltung)
• open-loop Steuerungsprozess: Information nur in eine Richtung
2. Regelung
• u.U. Plan/Programm
• aber: Berücksichtigung der Folgen, veränderndes Eingreifen möglich, Möglichkeit
flexibel auf Änderungen zu reagieren
• Registrierung & Kompensation von Abweichungen: flexibel
• closed-loop Regel-Schaltkreis: Informationsfluss kreisförmig geschlossen
• Bsp: monosynaptischer Eigenreflex dient Konstanthaltung der Muskellänge oder
Zielfolgebewegungen (Tracking) (Vgl. Thermostat mit Ist-/Soll-Zustand)
• Zwei Modelle der Steuerung von Motorik:
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1. Vorwärtsmodelle
• Annahme: Kleinhirn berechnet wie sich Kommando auf Lage/Stellung der Gelenke
auswirkt (wie nah man Soll-Zustand kommt)
• Modulation:
—> Kommando über Pyramidenbahn ausgeführt, Zuleitung einer Kopie des
Kommandos an Kleinhirn
—> Kleinhirn: Berechnung der Auswirkungen für Bewegungsapparat mittels sensibler
Afferenzen
—> passt Kommando nicht: Gegensteuerung
• Prinzip: „…was passiert, wenn …“
2. Inverse Modelle
• Annahme: Zuerst Berechnung welche Bewegung ausgeführt werden muss um gewissen
Soll-Zustand zu erreichen, danach: Generierung eines Bewegungsimpulses
• Prinzip: „…was muss ich tun, um …“
• Belege für Vorwärtsmodell: 3 Voraussetzungen
A. Zuleitung einer Kopie des motorischen Kommandos ans Kleinhirn
• Zuleitung motorischer Efferenzen der Pyramidenbahn über unteren Olivenkomplex (oder
direkte Kollateralen der Pyramidenbahn)
—> von Olive durch Pedunculi cerebellaris inferiores als Kletterfasern ins Kleinhirn
—> Ausübung eines modulatorischen Effekts auf Purkinjezellen
• Guillain-Mollaret-Dreieck: hilft Kleinhirn bei Informationsbeschaffung über momentan zur
Ausführung gebrachte motorische Impulse
B. Zuleitung sensibler Informationen über Stellung/Lage der Gelenke (Propriozeption)
• Kleinhirn: Ziel Vielzahl propiozeptiver & vestibulärer Afferenzen
C. Aktivität des Kleinhirns zeitlich erst nach motorischem Impulsgeber (Gyrus praecentralis)
• Ausführung einfacher Handlungen: elektrische Impulse zuerst im Gyrus praecentralis
(motorische Impulse werden zuerst hier generiert)
• Kleinhirn zeigt erst kurz danach Aktivität

XII. Sensibilität

Rezeptoren der Sensibilität


- Aufgabe: Detektion sensibler Impulse & Zuleitung ans ZNS
- Einteilung der Sinnesmodalitäten
1. Exterozeption
• Außenwahrnehmung: Aufnahme & Verarbeitung externer Reize und Sinneseindrücke
• Rezeptoren = Exterozeptoren
• z.B.: visuelle Wahrnehmung (Sehen), auditive Wahrnehmung (Hören), gustatorische
Wahrnehmung (Schmecken), olfaktorische Wahrnehmung (Riechen), vestibuläre
Wahrnemung (Gleichgewichtssinn) & Sinneseindrücke der Haut (Fühlen)
2. Interozeption
• Erfassung von Vorgängen aus Körperinnerem
• 2 Kernelemente:
A. Propriozeption
• Reize aus muskuloskelettalem System
• Bestimmung der Körperlage & -bewegung
B. Viszerozeption
• Reize aus inneren Organen
• über Afferenzen des vegetativen NS zum ZNS
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3. Protopathische Sensibilität
• Bedrohung der Vitalsphäre (Grobwahrnehmung)
• Nozizeption, Temperaturwahrnehmung, grobe Mechanozeption
4. Epikritische Sensibilität
• diskriminatorische Wahrnehmung von Druck, Berührung & Vibration (Feinwahrnehmung)
- Rezeptoren der Exterozeption
• Freie Nervenendigungen
• periphere Fortsätze enden frei in Haut
• schwach myelinisiert (A-delta-Fasern) / gar nicht myelinisert (C-Fasern): langsame Leitung
• Detektion v.a. Kälte/Wärme / Schmerzen/Jucken (Pruritus): Schmerz- & Thermorezeptoren
(>45 Grad und <10 Grad: Temperatur —> Schmerz: zusätzliche Aktivierung von
Schmerzrezeptoren)
• Korpuskuläre Nervenendigungen
• von spez. zellulären Elementen (Schwann-Zellen & Perineuralzellen) umgeben
• z.B. Meissner-Körperchen, Vater-Paticini-Körperchen, Ruffini-Körperchen, Merkel-
Endigungen (Merkel & Meissner am oberflächlichsten)
• Reaktion auf Dehnung/Druck: Mechanorezeptoren
—> Mechanorezeptoren der Haut = primäre Sinneszellen:
-> Generieren selbst Aktionspotenzial
-> Axone stark myelinisiert (Aß-Fasern)
—> Schnell vs. langsa adaptierende Mechanorezeptoren
-> schnell: Reaktion auf Veränderung der Reizstärke (z.B. Meissner-Körperchen,
Haarfollikel-Sensoren)
-> langsam: bilden auf lang andauernden Reiz kontinuierliche Aktionspotenziale (z.B.
Merkel-Endigungen & Ruffini-Körperchen)
- Rezeptoren der Propriozeption
• Muskelspindeln
• Sitz in Muskulatur: parallel zur quergestreiften Skelettmuskulatur
• Funktion: Propriozeption, Steuerung des Bewegungssinns (Kinästhesie)
• Aufbau:
—> Bindegewebskapseln mit 3-10 spez. Muskelfasern (intrafusale Muskelfasern)
—> um mittlere Anteile: spiralförmige periphere Nervenendigungen (stark myelinisiert Ia-
Fasern = Muskelspindelafferenzen)
• Reiz:
—> Verlängerung mittlerer Anteile intrafusaler Muskelfasern
-> Muskelspindelafferenzen bilden bei passiver Dehnung Aktionspotenziale aus
—> Verkürzung bei Kontraktion: intrafusale Fasern entspannt
-> weniger Aktionspoteniale
• Mechanismus
—> kontraktile Enden der Intrafusalfasern: hier enden Axone der y-Motorneurone (y-
Fasern) mit Zellkörpern in a-Motorneuronen
—> Entladung y-Fasern: Verkürzung der Außenzone der Intrafusalfasern
-> dynamische Anpassung der Länge der Muskelspindel
—> damit Muskelspindel während Kontraktion aktiv bleibt: a-y-Koaktivierung
-> zeitgleiche Verkürzung des peripheren Anteils der Muskelspindel: wirkt Erschlaffung
entgegen
• Golgi-Apparate
• Sitz in Sehnen/Gelenken
- Weitere Rezeptortypen
• Viszerale Rezeptoren: in Eingeweiden & serösen Häuten (Pleura, Peritoneum)
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• Vermittlung mechanischer Reize (Dehnung Lunge, Spannung Blase), Schmerz- &
Temperaturreize
• Registrierung von Daten zur Konstanthaltung physiologischer Abläufe (z.B. Blutdruck)
(Integrationsorgan innerer Körperhomöostase: Hypothalamus)

Periphere und zentrale Bahnen der Sensibilität


- Art des Reizes:
• Mechanorezeption (Druck, Vibration, Dehnung usw.)
• Thermozeption (Temperatur)
• Nozizeption (Schmerz)
- Ort der Erregung:
• Exterozeption (Wahrnehmung Haut & Schleimhäute)
• Viszerozeption (Wahrnehmung innerer Organe)
• Propriozeption (Wahrnehmung von Stellung, Anspannung & Lage der Gelenke)
- Anatomisch: zentripetale Weiterleitung
• Lemniskales vs. extralemniskales System: Verlauf sensibler Fasern auf Weg zum Thalamus
durch Lemniscus medials (Hirnstamm) oder nicht?
1. Lemniskales System
• Ursprungsort: periphere Rezeptororgane
—> Fasern aus schnell adaptierenden korpuskulären Nervenendigungen
—> Rezeptoren um Haarfolikel
• aufsteigend im Hinterstrang des RM (= Hinterstrangsystem)
• Leitung von Informationen epikritischer Sensibilität
2. Extralemniskales System
• Ursprungsort: periphere Rezeptororgane
—> Fasern aus langsam adaptierenden korpuskulären Nervenendigungen
—> Fasern aus freien Nervenendigungen
• aufsteigend im Vorder- & Seitenstrang des RM (Vorder- bzw. Seitenstrangsystem)
• Leitung von Informationen protopathischer Sensibilität
• Gemeinsamkeiten & Unterschiede der Systeme
• Gemeinsamkeit: Unterscheidung 4 sensibler Neurone
—> Zuleitung von Aktionspotenzialen zum ZNS über Nervenzellen vom Typ der
pseudounipolaren Ganglienzelle (1. Neuron)
-> Zellkörper für Rumpf & Extremitäten: in Spinalganglien
-> Zellkörper für Kopf: im Ganglion trigeminale
—> Zellkörper 3. Neuron: im spezifischen Thalamus
—> Zellkörper 4. Neuron: Gyrus postcentralis (somatosensible Hirnrinde)
• Unterschiede:
—> Lage des Zellkörpers des 2. Neurons
—> Kreuzungsort der Bahnen auf Gegenseite
- Lemniskales System
• v.a. mechanorezeptive epikritische Sensibilität (+ propriozeptive Fasern)
• Bildung des Hinterstrangsystems:
• durch zentrale Fortsätze der Spinalganglienzellen (1. Neuron)
• über Hinterwurzel direkt in Hinterstränge des RM
• Teilung in auf- & absteigenden Teil:
1. absteigende Fasern:
• gebündelt
• enden v.a. an Schaltzellen der Hintersäule
• gehören zum Eigenapparat des RM: Generierung von Reflexen
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2. aufsteigende Fasern:
• bilden eigentliche Hinterstrangbahn: Fasciculus gracilis et cuneatus
• enden an Zellen der Hinterstrangkerne: Nucleus gracilis bzw. cuneatus (Höhe
Medulla oblongata)
—> Verschaltung auf 2. Neuron
• Kreuzen der Fasern über Decussatio lemniscorum medialium
• über Lemniscus medialis
• zu kontralateralem Thalamus (Ncl. ventralis posterolateralis, 3. Neuron)
• Projektion auf Gyrus postcentralis (somatosensible Region des Kortex. 4. Neuron)
3. Fasern für Gesichtshaut
• durch zentrale Fortsätze des Ganglion trigeminale (1.Neuron)
• zum Ncl. principalis nervi trigemini (Pons, 2. Neuron): Verschaltung
—> Kern entspricht Ncl. gracilis & Ncl. cuneatus
• Kreuzung auf Hirnstammebene zur Gegenseite
• Verlauf im kontralateralen Lemniscus trigemini
• endet im sensiblen Thalamus: eigenes Kerngebiet (Ncl. ventralis posteromedialis, 3.
Neuron)
• weiter zum somatosensorischen Kortex
• Fazit:
• 1. Neuron: Spinalganglion / Ganglion trigeminale (Peripherie)
• 2. Neuron: Ncl. gracilis / Ncl. cuneatus / Ncl. principalis tervi trigemini (Pons)
• 3. Neuron: Thalamus
• 4. Neuron Gyrus postcentralis (primär somatosensibles Rindengebiet)
- Extralemniskales System
• v.a. protopathische Sensibilität (Schmerz, grober Druck, Temperatur)
• Nozizeptives System:
—> 2 Arten von Schmerzfasern:
1. A-delta-Fasern: dicke Axone, Myelinscheide, schnelle Leitung
2. C-Fasern: dünne Axone, nicht myelinisiert, langsame Leitung
—> erzeugen zeitliche Verzögerung der Schmerzempfindung
1. A-delta—Fasern: innerhalb Bruchteilen einer Sekunde: strechend/brennend
(Schutzreflex)
2. C-Fasern: einige Sekunden: bohrend/dumpf
• Juckreiz (Pruritus)
—> Vermittlung durch freie Nervenendigungen
—> C-Fasern: langsame Leitung
• Verlauf: direkte Wege (gute Lokalisierung des Schmerz, Zuordnung von Intensität & Ursache)
• über Hinterwurzel ins RM eintretend
• Verschaltung auf 2. Neuron bei Eintritt ins RM (Segmenthöhe): sensibles Hinterhorn
• Teilung: auf- & absteigende Fasern
1. Aufsteigend:
—> kreuzen auf Segmentebene durch vordere Kommisur
—> als Tractus spinothalamcius anterior /lateralis
—> zum Ncl. ventralis posterolateralis des Thalamus (Umschaltung auf 3. Neuron)
—> weiter zum Gyrus postcentralis
2. Fasern für Kopfbereich
—> über Tractus trigeminothalamicus
—> Zellkörper 1. Neuron: Ganglion trigeminale
—> Verschaltung auf 2. Neuron: Ncl. spinalis nervi trigemini
—> Kreuzung auf Gegenseite nach Austritt aus Kern

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—> aufsteigend zum Thalamus (Ncl. ventralis posteromedialis, 3. Neuron)
—> Gyrus postcentralis
• Verlauf: indirekte Wege
• zur Formatio reticularis (Hirnstamm)
• Aktivierung des aufsteigenden retikulären aktivierenden Systems (ARAS)
• schlagartige Aktivierung des gesamten Kortex & aller Sinnesmodalitäten
• hierbei auch Aktivierung des Hypothalamus und des vegetativen Nervensystems
- Mechanismen der Schmerztransduktion
• Schmerztransduktion = Auslösen eines Aktionspotenzials an freien Nervenendigungen als
Antwort auf Schmerzreiz
• Verstärken der Mechanismus durch verschiedene Mechanismen:
• Sensibilisierung der Nozizeption
—> z.B. Bradykinin bindet an Rezeptor
—> induziert Bildung von Prostaglandinen
—> sensibilisieren Schmerzrezeptor: Hyperalgesie
• Neuropeptide Substanz P und CGRP
—> Freisetzung aus aktivierten Nozizeptoren
—> Beitrag zur Entstehung einer neurogenen Entzündung
—> Substanz P: fördert Freisetzung von Histamin aus Mastzellen ->
Durchblutungssteigerung, Schwellung & Rötung
• Übertragener Schmerz
• Erkankungen innerer Organe
• Empfinden von Schmerzen auch auf Körperoberfläche (Haut)
• oft durckempfindlich
• Entstehung:
—> Aufnahme von Schmerzfasern (Aß- & C-Fasern) verschiedener Organe ins
Hinterhorn des RM
—> neuronale Konvergenz: somatosensorische & viszerosensible Afferenzen projizieren
auf gemeinsame sensible Neurone im Hinterhorn des RM
—> genaue Information über Herkunft des Schmerzsignals geht verloren
• Inhibition der Schmerzweiterleitung
• Schmerzafferenzen: enden in oberflächlichen & tiefen Anteilen des Hinterhorns
—> tiefe Enden: Projektion auf Nervenzellen die über Interneurone auch von Aß-
Fasern erreicht werden
—> Stimulation der mechanosensitiven Aß-Fasern: Unterdrückung der
Schmerzweiterleitung (z.B. Massage oder reflektorisches Schütteln der Hand nach
schmerzhaftem Ereignis)
• Kontrolle & Modulation aufsteigender Bahnen durch absteigende Bahnen: Prinzip
absteigender Hemmung
—> Ursprung: Locus caeruleus (Noradrenalin) & Raphe-Kerne (Serotonin)
—> Antrieb durch zentrales Höhlengrau (Mesenecephalon)
—> Projektion auf Interneurone des RM: Sezernierung endogener Opioide (z.B.
Endorphine)
—> Endorphine inhibieren Schmerzweiterleitung auf 2. sensibles Neuron
- Aufsteigendes propriozeptives System
• Funktion: Lage & Stellung der Gelenke, Informieren des Kleinhirns über Tonus &
Gelenkstellung (= Afferenzkopie)
—> zusammen mit Info aus Vestibularapparat wichtig für zielgerichtete
Bewegungsausführung
—> kontinuierliche Rückmeldung notwendig um entworfene Bewegungsimpulse zu
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modulieren
• Fasern z.T. zusammen mit epikritischem System aufsteigend im Hinterstrang / Großteil
propriozeptiver Fasern: über Tractus spinocerebellaris anterior/posterior zum Kleinhirn
• Tractus spinocerebellaris posterior
—> Ursprung: Hinterhorn RM vom Ncl. dorsalis (= Ncl. Stilling-Clarke)
—> ipsilateral aufsteigend nach oben
—> über Pedunculi cerebellaris inferior
—> ins Kleinhirn
• Tractus spinocerebellaris anterior
—> Ursprung: Neurone in unmittelbarer Umgebung des Vorderhorns
—> kreuzen auf Segmentebene zur Gegenseite
—> vor Eintritt ins Kleinhirn über Pedunculi cerebellaris superior: Zurückkreuzen
—> Kleinhirn erhält propriozeptive Information der ipsilateralen Körperhälfte
- Klinik: Brown-Sequard-Syndrom
• Halbseitenlähmung des RM
• z.B.:
• RM rechte Seite Höhe Th6 halbseitig beschädigt
• Verletzung sowohl protopathischer als auch epikritischer Fasern
—> Protopathische Fasern: von kontralateraler Körperhälfte (links): Kreuzung zur
Gegenseite schon bei Eintritt ins RM
—> Epikritische Fasern: stammen von ipsilateraler Körperhälfte (rechts)
• Folge: unterhalb Läsionshöhe
• ipsilaterale Seite: Ausfall epikritischer Sensibilität
• kontralaterale Seite: Ausfall protopathischer Sensibilität
• Motorikstörung: ipsilateral (Pyramidenbahn kreuzt Höhe Medulla oblongata)

Sensible Kerngebiete des Rückenmarks


- Sensible Kerne:
A. Substantia gelatinosa
• im Hinterhorn des RM direkt unterhalb Spitze
• glasiger Anschein
• 1. Umschaltstation der Schmerzbahn: A-delta- & C-Fasern:
• Übertragung der Impulse auf Strangzellen
—> bilden Tractus spinothalamicus lateralis: weiterführende Bahn der Schmerzleitung
• Übertragung auf Interneurone
—> greifen modulierend in Schmerzverarbeitung ein
B. Nucleus proprius
• vor Substantia gelatinosa
• prothopatische Schmerz- & Temperaturfasern
C. Nucleus dorsalis
• hier enden propriozeptive Fasern
• als Tractus spinocerebellaris zum Kleinhirn
- Vegetative Kerne:
• Nucleus intermediolateralis in Seitenhörnern
• Sitz 1. vegetativer Nervenzellen
- Motorische Kerne:
• im Vorderhorn
- Schichtengliederung des RM: Rexed-Laminae

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• 10 Schichten grauer Substanz: unterschiedliche zelluläre Struktur
• Laminae I-IX: von dorsal nach ventral
• Lamina X: um Calanis centralis

Kortikale Verarbeitung der Sensibilität


- Verschaltung epikritischer & propriozeptiver Informationen im Thalamus
- danach: Weiterleitung zum Kortex über Tractus thalamocorticalis zum Gyrus postcentralis
- Gyrus postcentralis:
• sensible Fasern enden hier somatotop (sensibler Homunkulus): Lippen & Spitze des
Zeigefingers überrepräsentiert
• viele Nervenzellen zur Verarbeitung sensibler Impulse: Fasern enden in Lamina IV (Lamina
granularis interna) = granulärer Kortex
- Organisation des sensiblen Kortex: Säulen
• senkrecht zur Gehirnoberfläche
• durchspannen alle 6 Schichten
• Nervenzellen einer Säule: empfangen/verarbeiten Signale gleicher peripherer Rezeptoren
• z.B. Säulen mit Afferenzen von langsam adaptierenden Merkel-Zellrezeptoren
• Säulen mit Afferenzen von schnell adaptierenden Meissner-Körperchen
• Neurone primär somatosensibler Rinde: spontanaktiv
• Eingang afferentes Signal —> Ansteigen der Aktivität der Zellen im Zentrum der Säulen
• Zellen in Peripherie: Hemmung durch laterale Inhibition
—> erlaubt hohe Ortsauflösung
- Neuronen Laminae II & III
• leiten Information als Assoziationsfasern in andere Rindengebiete = Efferenzen des
somatosensiblen Kortex
• Projektion v.a. in assoziative Areale beider Großhirnhemisphären: Abgleich mit bereits
bewerteten Empfindungen
• Projektion im Rahmen von Feedback-Mechanismen auch zu Pons, Kleinhirn,
Basalganglien, Pyramidenbahn
- Klinik: Agnosie
• Verlust feiner taktiler Sensibilität
• keine Zuordnung von Schmerz möglich
• Schmerz bleibt jedoch schmerzhaft (indirekte Schmerzbahnen: nicht vom Thalamus zum
Gyrus postcentralis)

XIII. Gleichgewicht, Sehen und Hören

Gleichgewicht
- Peripheres vs. zentrales Sytem
1. Peripheres vestibuläres System
• Rezeptororgane: Info über Stellung im Raum & Beschleunigung
• Sakkulus & Utrikulus (Makulaorgane) + Bogengänge
• Zuleitung ins zentrale System über VIII. Hirnnerv
2. Zentrales vestibuläres System
• Verarbeitung peripherer Reize aus Gleichgewichtsorgan, visuelle Reize & Propriozeption
- Peripheres vestibuläres System: Vestibularorgan
• zusammen mit Cochlea im Felsenbein
• Bestandteile:
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• Knöchernes Labyrinth
—> zwischen Knöcherndem & häutigen Labyrinth: Perilymphe
—> natriumreich
• Häutiges Labyrinth:
—> gefüllt mit Endolymphe
—> kaliumreich
—> beinhaltet 2 Makulaorgne & Bogengänge
• Aufbau Sinnesapparate Bogengänge / Makulaorgane
1. Sinnesapparat Bogengänge
• in Auftreibungen an Mündungsstelle in Utrikulus
• bestehen aus Sinnesepithelzellen (Haarzellen)
—> apikal: Stereozilien & 1x Kinozilium
—> in gallertartige Membran eingelagert (Cupula)
—> sensible Innervation durch vestibulären Anteil N. vestibulocochlearis
-> Zellkörper: Ganglion vestibulare (Felsenbein)
-> Axonende: Ncl. vestibulares (Hirnstamm) / einige ohne Umschaltung direkt ins
Vestibulocerebellum (enden als Moosfasern an Körnerzellen)
• von Stützzellen umgeben
2. Sinnesapparat Makulaorgane
• prinzipiell gleicher Aufbau
• Unterschied:
A. Einlagerung von Otolithen in gallertige Membran (Otolithenmembran)
—> Vergrößerung der Dichte
—> Dichte Cupula entspricht Dichte umgebender Endolymphe <-> Dichte
Otolithenmembran größer
B. Anhaftung der Cupula / Otholoitenmembran
—> Cupula: fest am oberen Ende mit Bogengängen befestigt
—> Otolithenmembran: freie Mündung (Endolymphe kann sich vorbei bewegen)
• Funktionsprinzip der Makulaorgane
• Reiz zur Aktivierung der Haarzellen: Auslenkung
• Bewegungen:
—> Stereozilien zum Kinozilium hin: Öffnung von Transduktionskanälen
—> Stereozilien vom Kinozilium weg: Schließung der Transduktionskanäle
• Öffnung: Kaliumeinstrom —> Freisetzung von Glutamat —> Aktivierung N. vestibularis
—> Freisetzung von Glutamat: spontanaktiv (Auslenkung Stereozilien verstärken/
schwächen nur)
—> ermöglicht kontinuierliche Auswertung von Lage- & Bewegungsinformationen
• Rolle der Otolithen:
—> Utrikulus: waagrecht, Sakkulus: annähernd senkrecht
—> höheres Gewicht der Otolithenmembran ggü. Endolymphe: rutscht aufgrund
Gravitation über Sinnesepithel hinweg -> Auslenkung der Stereovilli
—> bei jeder Kopfstellung: Teil der Haarzellen aktiv
—> ermöglicht Berechnung der Kopfstellung im Raum
• Messen von Beschleunigung
—> Kristalle verschieben sich aufgrund Trägheit entlang gallertartiger Membran
—> Abscherung der Stereovili -> Veränderung des Aktivitätszustands der Haarezellen
—> ermöglicht Erfassen von Linearbschleunigungen
-> Utrikulus: horizontale Linearbeschleunigung
-> Sacculus: vertikale Linearbeschleunigung
• Funktionsprinzip der Bogengänge

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• Drehbewegungen
• Cupula gleiches Gewicht wie umgebende Endolymphe
—> keine Auslenkung durch Gravitation
—> Drehbeschleunigung: Endolymphe bleibt wegen Trägheit kurz stehen, elastische
Cupula wird entgegengerichtet ausgelenkt
—> erfassen durch Haarzellen
• Initiale Drehbewegung
—> kurze Auslenkung der Stereovili der Haarzellen am Anfang & Ende der Bewegung
—> beides wird detektiert & Gehirn zugleitet
• Langandauernde Drehbewegung
—> Cupula kehrt in Ausgangsposition zurück: Aktivität der Haarzellen im Normalzustand
—> Ende der Bewegung: Auslenkung der Cupula -> Aktivität der Haarzellen in
gegensätzliche Richtung beeinflusst
—> im Gehirn: Bremsen wird als „Andrehen“ fehlinterpretiert
- Zentrales vestibuläres System
• 4 Kerngebiete im Hirnstamm:
1. Ncl. vestibulares superior (Bechterew)
2. Ncl. vestibulares medialis (Schwalbe)
3. Ncl. vestibularis lateralis (Deiters)
4. Ncl. vestibularis inferior (Roller)
• Empfang von Informationen über:
• Vestibularorgan
• Propriozeption
• Augenmuskelkerne: visuelles System dominiert oft bei Auswertung
• Kleinhirn
• Funktionelle Verbindungen der Vestibulariskerne
• Tractus vestibulospinalis
—> Ursprung: v.a. Deiters-Kern
—> zu a-Motorneuronen der Extensoren der Extremitäten
—> Funktion: Schutzreflex beim Hinfallen
• Fasern zum Hypothalamus
—> Grundlage von Kinetosen (z.B. Seekrankheit / Reisekrankheit)
—> ungewohnte Bewegungen: widersprüchliche Signale aus Augen, Vestibularorgan &
mechanorezeptoren der Gelenke an Vestibulariskerne
• Bahnen zu Motorneuronen der Rumpfmuskulatur & prox. Extremitätenmuskeln
—> Funktion: Stabilisierung des Gleichgewichts
—> v.a. reflektorisch: vestibulospinaler Reflex
-> setzt kontinuierliche Rückmeldung von Sinnesmodalitäten voraus
—> posturale Reflexe
-> antizipatorische Regulation: Muskelgruppen zur Gleichgewichtserhaltung zeitlich
vor Aktivierung ausführender Muskeln
-> Beeinträchtigung: posturale Instabilität
• Zusammenspiel zwischen Augenbulbus & Vestibularorgan
—> vestibulookulärer Reflex
—> Grundlage: bei Kopfdrehung entgegengesetzte Bewegung der Augen mit gleicher
Geschwindigkeit
—> Ablauf:
-> Kopfdrehung: Aktivierung der Sinneszellen in Bogengängen
-> Aktivierung der Ncl. vestibulares
-> direkter Weg: Inhibierung des gleichseitigen Kerngebiets des N. abducens

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—> Kopf nach links: rechtes Auge nach rechts
-> indirekter Weg: Interneurone vom Ncl. nervi abducens im Fasciculus longitudinalis
medialis zum gegenseitigen Kern des N. oculomotorius —>
Aktivierung des M. rectus medialis
—> rollt linkes Auge nach rechts
—> ermöglicht Abduktion eines Auges & Adduktion des anderen
Auges zu koordinieren
—> Unterdrückung des vestibulookulären Reflex
-> vom Vestibulocerebellum: inhibitorische Axone der Purkinjezellen
-> projizieren an Kleinhirnkernen vorbei direkt auf Vestibulariskerne
—> Optokinetischer Nystagmus
-> vor Erreichen des Maximum der Augenbewegung beim vestibulookulären Reflex
-> Augen springen in Drehrichtung des Kopfes um neues Ziel zu fixieren
-> Nystagmus nach rechts: Verfolgung eines Gegenstands nach links
Sehen
- Optischer Apparat: im Bulbus oculi (Orbita)
- Elemente:
• Linse: bündelt Lichtstrahlen
• Pupille: entscheidet über Menge des Lichteinfall
• Retina: Umsetzung von Lichtstrahlen in Aktionspotenziale
- Weg der Verarbeitung
• Netzhaut
• über Nervus opticus
• Chiasma opticum
• Kreuzung von Fasern mit visueller Information medialer (nasaler) Hälfte der Retina
• Fasern aus lateralen (temporalen) Retinahälften kreuzen nicht
• als Tractus opticus zum Corpus geniculaturm laterale (Thalamus)
• auf Weg: Abzweigung von Fasern zur Area praetectalis, Hypothalamus & Colliculi
superiores
• Funktion: Verschaltung von Lichtreflexen
• vom Thalamus als Sehstrahlung (Radiatio optica) durch Capsula interna
• zur primären Sehrinde (Okzipitallappen): Verarbeitung
• Weiterleitung zu höheren Zentren: z.B. über Gyrus angularis zum sensorischen
Sprachzentrum
- Allgemeiner Aufbau des Auges: Bulbus oculi
• 3 Schichten:
1. Tunica fibrosa
• Kornea
—> lichtdurchlässig
—> mit Tränenfilm bedeckt
—> 3 Schichten:
-> Muzine (innen)
-> Lipide (außen)
-> wässrige Phase (dazwischen)
• Sklera
—> mit schützender Schleimhaut (= Konjunktiva) bedeckt
2. Tunica vasculosa (= Uvea)
• Iris
—> bildet Pupille: Regulation des Lichteinfalls
-> Miosis: M. sphincter pupillae (parasympathisch)

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-> Mydriasis: M. dilatator pupillae (sympathisch)
• Corpus ciliare
—> reguliert Brechkraft der Linse: Akkomodation
-> Eigenelastizität der Linse:
> Tendenz zur Abrundung —> erhöhte Brechkraft da Brennpunkt nach vorne
verlagert —> Nahsehen
> abgeflachte Linse: Brennpunkt weiter hinten -> Fernsehen
-> Zonulafasern: verhindern Eigenelastizität (Ursprung: Corpus ciliare, Ansatz: Linse)
> Corpus ciliare: entspannt —> Zonulafasern Zugspannung —> keine Abrundung
(Fernsehen)
> Corpus ciliare: kontrahiert —> Zonulafasern entspannt —> Abrundung der
Linse (Nahsehen)
—> sezerniert Kammerwasser
• Choroidea
—> pigmentierte vaskularisierte Schicht (Pigmentbildung: Melanozyten)
—> hintere Hälfte des Bulbus zwischen Sklera & Retina
—> Ora serrata: Übergang in Corpus ciliare
3. Tunica interna bulbi
- Strukturen des Bulbus
• Linse & Ziliarkörper (s.o.)
• Pupille: ringförmige Öffnung der Iris (Regulation Lichteinfall)
• Linse:
• max. Brechkraft: 33dpt
• Kornea: 45dpt
—> keine flexible Anpassung (keine Akkomodation)
• Abnahme der Eigenelastizität im Alter: Nahakkomodation nicht vollständig möglich —>
Altersweitsichtigkeit
• Augenkammern
• Äußere Augenkammer
—> zwischen Linse, Ziliarkörper & Iris
—> Epithel Ziliarkörper: Produktion von Kammerwasser
—> durch Spalt zwischen Iris & Linse in vordere Augenkammer
• Vordere Augenkammer
—> hinten durch Iris, vorne durch Kornea begrenzt
—> im Iridokornealwinkel über Erweiterungen der Sklera in Schwemm-Kanal
—> Verbindungen zu episkleral verlaufenden Venen (Abflusskanälchen als Trabekelwerk)
-> Augeninnendruck: Beziehung von Kammerwasserproduktion & Widerstand des
Trabekelwerks (Abfluss)
-> Klinik: Glaukom (grüner Star): erhöhter Augeninnendruck durch gestörten Abfluss
• Glaskörper (Corpus vitreum)
• zellarmes Gebilde, füllt Augapfel dorsal der hinteren Augenkammer aus
• 97% Wasser, 2% Hyaluronsäure, <1% Netz aus Kollagenfasern
- Histologischer Aufbau der Retina
• Zelltypen:
• Hintereinanderschaltung von 3 Neuronen der Sehbahn: lichtempfindlich
A. Äußere: Stäbchenzellen (Licht) & Zapfenzellen (Farbe)
B. Mittlere: Bipolarzellen
C. Innere: Ganglienzellen
• dahinter: Horizontalzellen & Amakrinzellen: Modulation des visuellen Signals
• Pars optica / Pars caeca
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• Pars optica: lichtempfindlich, hinten
• Pars caeca: lichtunempfindlich, vorne
• Übergang: Ora serrata (Ansatz äußerer Augenmuskeln)
• Zehn Schichten: „Inverses Auge“
1. Retinales Pigmentepithel (Stratum pigmentosum retinae)
• Verbindung zur Choroidea (dazwischen: Bruch-Membran)
• Abbau von Membranbestandteilen der Photorezeptorzellen durch Makrophagen
2. Photorezeptorenschicht (Stratum neuroepitheliale retinae)
• Fortsätze der Photorezeptorzellen (Stäbchen- & Zapfenzellen)
• Detektion des Lichts, Übersetzung in neuronales Signal
• Transmitter: Glutamat
3. Äußere Grenzmembran (Membrana limitans externa)
• Fortsätze retinaler Gliazellen (Müller-Zellen)
4. Äußere Körnerschicht (Stratum nucleare externum)
• Zellkörper der Stäbchen- & Zapfenzellen
5. Äußere plexiforme Schicht (Stratum plexiforme externum)
• synaptische Kontakte zwischen Stäbchen- & Zapfenzellen und 2. Neuronen der
Sehbahn: Bipolarzellen
• Transmitter: Glutamat
6. Innere Körnerschicht (Stratum nucleare internum)
• Zellkörper retinaler Interneurone: Bipolarzellen, Amakrinzellen, Horizontalzellen
• auch: Zellkörper der Müller-Zellen
7. Innere plexiforme Schicht (Stratum plexiforme internum)
• synaptische Kontakte zwischen Bipolarzellen & Ganglienzellen
8. Ganglienzellschicht (Stratum ganglionare)
• Zellkörper der 3. Neurone der Sehbahn: Ganglienzellen
9. Nervenfaserschicht (Stratum neurofibrarum)
• nicht myelinisierte Axone der Ganglienzellen ziehen in Richtung blinder Fleck (Papilla
nervi optici)
• große Gefäße der Netzhaut:
—> Kapillare nur bis innere Körnerschicht
—> Ernährung der Photorezeptorzellen per Diffusion
10. Innere Grenzmembran (Membrana limitans interna)
• Fortsätze retinaler Gliazellen (Müller-Zellen)
- Schaltplan der Retina
• Allgemein:
• Lichtsinneszellen: Umwandlung elektromagnetischer Wellen in elektrisches Signal —>
chemisches Signal (Neurotransmitter)
• Dunkelheit: kontinuierliche Freisetzung von Glutamat
• Lichtstrahl: verringerte Glutamat-Ausschüttung
—> Licht schaltet Photorezeptor aus
• Schnellster Weg der Reizweiterleitung
• Stäbchen- & Zapfenzellen: 1. Neuron
• Bipolarzellen via Glutamat an Ganglienzellen: 2. Neuron
• Axone aller Ganglienzellen: bündeln sich an Papilla nervi optici zu N. opticus: 3. Neuron
• Regulation der Lichtimpulse durch Retina
1. Recheneinheit: Stratum plexiforme externum
• keine einfache Weiterleitung von Photorezeptorzellen an Bipolarzellen
• sondern: Modulation durch inhibitorische Horizontalzellen
• danach: Weiterleitung an 2. Recheneinheit zur weiteren Integration & Verarbeitung
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2. Recheneinheit: tiefere Retinaschichten
• nachgeschaltete Zellen: Bipolarzellen, Ganglienzellen, Amakrinezellen
• Bipolarzellen: keine homogene Gruppe
—> 11 Arten: Interaktion mit Zapfenzellen (= Zapfenbipolare)
—> 1 Art: Interaktion mit Stäbchenzellen (= Stäbchenbipolare)
—> Unterscheidung ON- / OFF-Bipolarzellen
• Amakrinellen: heterogen (30 Subtypen)
• Ganglienzellen: heterogen
—> magnozelluläre Typ
—> parvozellulärer Typ
• Rezeptive Felder der Retina
• Rezeptives Feld = Bereich der Netzhaut, der Einfluss auf Erregungszustand einer
Ganglienzelle hat
—> je schärfer gesehen werden muss, desto kleiner rezeptives Feld
—> je größer rezeptives Feld, desto mehr Signale von Photorezeptorzellen konvergieren
auf eine Ganglienzelle
• Größe der Felder abhängig vom Typ der Ganglienzelle & Positionierung auf Netzhaut
—> Macula lutea (gelber Fleck): kleine rezeptive Felder: umfassen wenige
Photorezeptorzellen
—> Fovea centralis (Bereich schärfsten Sehens): Konvergenz 1:1
—> Netzhautperipherie: rezeptive Felder umfassen mehr Sinneszellen
- Zellen der Retina
1. Photorezeptoren
a) Zapfenzellen
• Farbzellen
• 3 Arten: rotes Licht / grünes Licht / blaues Licht
• Scharfsehen
• Beeinträchtigung: Farberkennung schwierig, Sehschärfe herabgesetzt
• Projektion auf verschiedene Zapfenbipolare
b) Stäbchenzellen
• Lichtzellen: Sehen in der Dämmerung
• v.a. in peripheren Anteilen der Retina
• Beeinträchtigung: eingeschränktes peripheres Gesichtsfeld, Sehen im Dunkeln
schwierig
• Projektion auf einen Typ Stäbchenbipolare
2. Horizontalzellen
• Beeinflussung umliegender Lichtsinneszellen (Photorezeptorzellen) über inhibitorische
Verbindungen (negativer Feedback-Mechanismus)
• Ausschüttung von u.A. GABA: Inhibierung von Photorezeptoren, die wenig Licht
ausgesetzt sind (viel Glutamatausschüttung)
—> Angleichung des Niveaus von Photorezeptoren: Verarbeitung in einem neuronalen
Schaltkreis möglich
—> heißt: Modifikation des Signals der Photorezeptorzellen auf Ebene 1 zur effizienten
Nutzung in tiefer gelegenen Schichten
3. Bipolarzellen
• Impuls von Zapfen- ODER Stäbchenzellen
• Variabilität im Zapfensystem: 11 Subgruppen
• Stäbchensystem: 1 Subtyp
• Funktion:
—> Sammeln der Info der lichtempfindlichen Photorezeptorzellen

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—> Gewichtung
—> Weiterleitung an Ganglienzellen der Netzhaut
• Fortsätze: bilden Synapsen in äußerer & innerer plexiformer Schicht der Retina
• Zellkörper: innere Körnerschicht
• Besonderheit der Erregungsleitung:
• Kodierung von Information durch graduierte Potenzialänderungen
• Folge: Veränderungen in Menge ausgeschütteter Neurotransmitter
• ON- bzw. OFF-Bipolarzellen
• OFF: aktiv bei Licht-aus
• On: aktiv bei Licht-an
• Vorgang:
—> wenig Licht: Ausschüttung von Glutamat -> Inhibierung der ON-Zellen /
Aktivierung der OFF-Zellen
—> Fazit: Bipolarzellen reagieren auf Beleuchtung unterschiedlich
• Funktion: Erkennen von Kontrasten zusammen mit lateraler Inhibition der
Horizontalzellen & Amakrinzellen
4. Amakrinzellen
• betreiben Lateralinhibition: Modifikation des Outputs der Bipolarzellen
• Funktion: Detektion absolouter Bewegung
5. Ganglienzellen
• v.a. im Stratum ganglionare
• Dendriten: reichen in innere plexiforme Schicht
—> Synapsenausbildung mit Amakrinzellen & Bipolarzellen
• Einteilung:
a) Parvozellulärer Typ
• Dendritenbaum wenig ausgeprägt
• empfängt über Bipolarzellen Signale weniger Photorezeptorzellen
• heißt: sehr begrenzte Konvergenz, wenig Verlust ortauflösender Information
• Verlauf:
—> Axone im N. opticus
—> Corpus geniculatum laterale (Thalamus): Verschaltung auf 4. Neuron
-> thalamische Neurone rel. klein: Konvergenz minimal
b) Magnozellulärer Typ
• Detektion von Bewegungsimpulsen
• ausgeprägter Dendritenbaum: Sammeln von Info vieler Photorezeptorzellen
• heißt: große Konvergenz auf Kosten der Ortsauflösung
• Verlauf:
—> Axone im N. opticus
—> Corpus geniculatum laterale (Thalamus): Verschaltung auf 4. Neuron
-> thalamische Neurone rel. groß: Konvergenz größer
c) Intrinsisch photosensitive retinale Ganglienzellen
• direktes Ansprechen auf Licht (ohne Zapfen- / Stäbchenzellen)
• = echte Photorezeptoren (Pigment: Melanopsin)
• Ursprung:
—> Bahn zum Ncl. suprachiasmaticus (zirkadianer Rhytmus)
—> Bahn zur Area praetectalis (Pupillenreflex)
- Fovea centralis
• = Grube im Bereich der Macula lutea (gelber Fleck)
• Punkt d. schärften Sehens: Ort an dem gebündelte Lichtstrahlen der Linse beim Fokussieren
auf Objekt zusammenfallen

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• Dichte der Zapfenzellen (Farbzellen) am größten
—> ermöglicht zwei Punkte mit minimalem Abstand als getrennte Punkte zu erkennen
• keine Stäbchenzellen (Lichtzellen): in Richtung Peripherie (Ora serrata) zunehmend
—> geht auf Kosten der Lichtempfindlichkeit
• minimale Konrvergenz
• Blutgefäße & Kapillare nach außen gedrängt: dadurch farbliche Abhebung von Umgebung
- Papilla nervi optici
• = blinder Fleck
• hier verlassen Axone der Ganglienzellen gebündelt den Aufapfel: bilden N. opticus
• außerdem: Eintritt A. cenrtalis retinae
• keine Photorezeptoren
- Zentrale Sehbahn
• Axone der Ganlienzellen über N. opticus
• zum Chiasma opticum
• Kreuzung: Fasern nasaler Hälfte der Retina (temporales Gesichtsfeld)
• Fasern temporaler Retinahälften bleiben ipsilateral (nasales Gesichtsfeld)
• als Tractus opticus zum Corpus geniculatum laterale (Thalamus)
• 90% der Fasern enden hier: Verschaltung auf 4. Neuron der Sehbahn
• 10% der Fasern:
—> zu Area praetectalis (Pupillenreflex)
—> zu Colliculi superioes (Mesencephalon, Blickwendung)
—> Ncl. suprathalamicus (Hypothalamus, zirkadiane Rhythmen)
-> Nervenzellen medialer Hälfte des Corpus geniculatum laterale
• ziehen kurz vor Capsula interna
• nach okzipital: Ende in primärer Sehrinde oberhalb Sulcus calcarinus (= obere
Lippe Area striata)
• enthält Information des oberen Quadranten der Retina (= unterer Quadrant des
Gesichtsfelds)
-> Nervenzellen lateraler Hälfte des Corpus geniculatum laterale
• als Genu temporale der Sehstrahlung
• seitlich um Unterhorn der Seitenventrikel
• nach okzipital: Ende in primärer Sehrinde unterhalb Sulcus calcarinus (= untere
Lippe Area striata)
• enthält Information des unteren Quadranten der Retina (= oberer Quadrant des
Gesichtsfelds)
• Ausfälle des Gesichtsfelds
A. Zerstörung linker Tractus opticus
• Info ipsilateraler linker Retinaabschnitte
• entspricht kontralateralm rechten Gesichtsfeld
• = homonyme Hemianopsie
B. Zerstörung Chiasma opticum
• Schädigung kreuzender Fasern (nasale Retinahälfte)
• = bitemporale heteronyme Hemianoposie (<—> ggü. binasal)
C. Einseitige Schädigung primärer Sehrinde (z.B. Schlaganfall)
• = homonyme Hemianopsie
D. Schädigung beider Seiten der Sehrinde (Tumoröser Prozess)
• = vollkomene Blindheit
• Reflexe (z.B. Pupillenreflex) bleiben erhalten
- Visueller Kortex
• primäre Sehrinde (= Area striata):
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• in nächster Umgebung des Sulcus calcarinus
• Wahrnehmung visueller Impulse
• Ausfall: echte Blindheit
• Makroskopisch: weißer Streifen innerhalb grauer Substanz
—> = Gennari-Streifen
—> Afferenzen aus Corpus geniculatum laterale: enden in Lamina IV
—> in Lamina IV: myelinisiertes Gasergeflecht (äußerer Baillarger-Streifen)
• sekundäre Sehrinde & tertiäre Sehrinde
• Lokalisierung optischer Erinnerungsbilder
• Interpretation visueller Impulse
• Ausfall: Seelenblindheit (Sehen der Objekte aber kein Erkennen)
• Verlauf ab Sehrinde:
• ventral in Richtung Temporallappen
—> Erkennung von Objekten & Gegenständen (what-pathway)
• dorsal in Richtung Parietallappen
—> Lage & Orientierung von Gegenständen im Raum (where-pathway)

Hören
- Gliederung:
1. Äußeres Ohr
a) Auricula
b) Meatus acusticus externus
c) Membrana tympani (Pars flaccida / Pars tensa)
2. Mittelohr
a) Cavitas tympani mit Gehörknöchelchen
• Schallleitung durch Mittelohr —> Weitergabe an Innenohr
• Impedanzwandlung
—> Ansatzfläche des Hammers auf Trommlfell: größer als Steigbügel-Insertion am
ovalen Fenster (Eingang zum Vestibulum des Innenohrs)
—> größerer Hebelarm des Hammers gegenüber Steigbügel: Schallverstärkung —>
Übertragung auf wässrige Perilymphe
• Muskeln: Ausfall resultiert in Hyperakusis
b) Tuba auditiva
• Verbindung zum Epipharynx
• Funktion: Druckausgleich
3. Innenohr
• in Aussparung der Felsenbeinpyramide
• enthält: Vestibularorgan & Cochlea
• Cochlea: 3 Räume
1. Scala vestibuli: Perilymphe (natriumreich)
2. Ductus cochlearis:
• enthält Endolmphe (kaliumreich)
• endet blind in Spitze der Cochlea: Helicotrema
—> Verbindung zu Scala vestibuli & Scala tympani
• Boden: Lamina basilaris
—> unten: Epithel der Scala tympani
—> Oberfläche: Corti-Organ
• Dach: Reissner-Membran (Membrana vestibuli)
• laterale Wand: Stria vascularis
—> vaskularisiertes Epithel: bildet Endolymphe
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• Innenwand: Modiolus mit Ganglion spirale cochleae (= 1. Neuron Hörbahn)
• Corti-Organ
—> zwischen Ductus cochlearis & Scala tympani
—> Bestandteile:
-> Stütz- & Sinneszellen: tragen Sinneszellen (Haarzellen)
> aus inneren & drei äußeren Reihen von Haarzellen
> apikal: Stereovilli: Kontakt zur Membrana tectoria (Auslenkung —>
Reiztransduktion)
-> gallertartige Membrana tectoria
3. Scala tympani: Perylymphe (natriumreich)
- Hörvorgang
• Ablauf:
• Übertragen einer Schwallwelle über Trommelfell & Gehörknöchelchen auf Perilymphe der
Scala vestibuli
• Auslenkung der Membranen in der Schnecke: Reissner- , Basilar- , Tektorialmembran
• Auslenkung des Corti-Organs relativ zur Membrana tectori
—> Scherbewegung der Membrana tectoria ggü. Haarzellen
—> Abbiegen der Stereovilli der äußeren Haarzellen —> Erregung
—> Verbindung der Stereovilli über tip-links: gemeinsame Auslenkung
• Öffnung von Kaliumkanälen: Einstrom von Kalium der Endolymphe in äußere Haarzellen
• Depolarisierung der Zellmembran: oszillierende Längenänderung der äußeren Haarzelen
• Lokale Verstärkung der Schwingungen
• Zentraler Zelltyp fürs Hören: Innere Haarzellen
• Wahrnehmung von Wasserbewegungen durch Auslenkung ihrer Stereovili
• Endolymphe: kaliumreich
—> Auslenkung in Richtung Zilien:
-> vermehrte Öffnung der Kaliumkanäle: Einstrom von Kalium aus Endolymphe in
innere Haarzelle
-> erhöhter Kaliumspiegel: Einstrom von Kalzium
-> Abgabe von Glutamat
—> Zellen sind spontanaktiv:
-> Ruhebedingung: wenig Kalium, wenig Glutamat
-> Auslenkung in Richtung größerer Zilie: Erhöhung des Kaliumeinstroms
-> Auslenkung in entgegengesetzte Richtung: Verringerung des Kaliumeinstroms
• Basilarmembran
• Basis straffer als Apex
—> Töne niedriger Frequenz (tiefe Töne): Spitze der Cochlea
—> Töne hoher Frequenz (hohe Töne): Basis der Cochlea
• Erregung: Freisetzung von Glutamat durch innere Haarzellen
—> Diffusion zu peripheren Nervenendigung einer Faser des N. cochlearis
—> Auslösung eines Aktionspotenzials
• Nervenzellen N. cochlearis:
—> bipolar
—> Zellkörper in Modiolus als Ganglion spirale (1. Neuron der Hörbahn)
—> Faseranordnung:
-> tiefe Töne: Mitte
-> hohe Töne: außen
—> Kompression: Reizung der Axone höherer Töne (Tinnitus)
- Zentrale Hörbahn
• von peripheren Fortsätzen des N. cochlearis
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• durch Hirnstamm
• zur primären Hörrinde (Gyrus temporales transversi, Herschl’sche Querwindungen)
• Reihe auditorischer Neurone
• Verbindung über Axone
• jeder Hirnkern: Umschaltstation & Schritt bei Verarbeitung
1. Ganglion spirale
2. Ncl. cochlearis
3. obere Olive
4. Ncl. corporis trapezoidei
5. Ncl. lemnisci lateralis
6. Colliculus inferior (Mittelhirn):
—> ab hier: Querverbindungen zwischen Kerngebieten für Richtungshören
7. Corpus geniculatum mediale
8. auditorischer Kortex
• Zwei verschiedener Systeme zentraler Hörbahn
A. Schnell leitendes System
• Funktion: v.a. Warnsystem
• führt von Ncl. cochlearis dorsalis/posterior
• Kreuzung zur Gegenseite
• aufsteigend als Lemniscus lateralis
• zu Colliculi inferiores (Mesencephalon)
• über Corpus geniculatum mediale (Thalamus)
• primäre Hörrinde
B. Langsam leitendes System
• Funktion: Lokalisation von Geräuschen & Tönen
• führt von Ncl. cochlearis ventralis
• zu ipsilateralen & kontralateralen oberen Olivenkerngebieten
—> kreuzende Fasern: Verlauf im Corpus trapezoideum
—> obere Olive: 1. Ort der Hörbahn mit Info aus beiden Ohren: Richtungshören
• zu Colliculi inferiores (Mesencephalon)
• Corpus geniculatum mediale
• primäre Hörrinde
• Tonotopische Anordnung der primären Hörrinde:
• Tiefe Töne (Spitze Cochlea): enden anterolateral
• Hohe Töne (Basis Cochlea): enden posteromedial
—> Funktion: Bewusstwerdung auditiver Impulse
• sekundäre Zentren: Interpretation bzw. sinnvolle Verknüpfung
—> dominante Hemisphäre: Abgleich auditorischer Impulse mit rationalen Inhalten
—> nicht dominante Hemisphäre: Erkennung nicht rationaler Inhalte (z.B. Musik)

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