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FH München Schrauben-V305 - Eng PDF
FH München Schrauben-V305 - Eng PDF
Kapitel 8: Schrauben
Inhalt
Inhalt .......................................................................................................................................... 2
8 Schrauben............................................................................................................................... 2
8.1 Grundlagen ................................................................................................................. 2
8.1.1 Verwendung 2
8.1.2 Schraubenlinie 2
8.1.3 Gewinde 3
8.1.4 Kraftübertragung und Wirkungsgrad 6
8.2 Schraubenberechnung................................................................................................ 7
8.2.1 Das Verspannungsschaubild 7
8.2.2 Festigkeit längs belasteter Schrauben 11
8.2.3 Anziehfaktoren αA 13
8.2.4 Querbelastete Schrauben 15
8.3 Ausführungsformen................................................................................................... 16
8.3.1 Schraubenformen 16
8.3.2 Muttern 16
8.3.3 Schraubensicherungen 17
8.3.4 Allgemeine Gestaltungsregeln 18
8.3.5 Gefahrenquellen bei Schrauben: 19
8.3.6 Verbesserung der Gewindebeanspruchung 20
8.3.7 Formen des Kraftangriffs am Schraubenkopf 20
8.3.8 Ausführung von Schraubverbindungen 20
8 Schrauben
8.1 Grundlagen
8.1.1 Verwendung
a) Befestigungsschrauben:
− für lösbare Verbindungen
− zum Erzeugen einer Vorspannung (z.B. Spannschloss, Kettenspanner)
− zum Verschließen (z.B. Ölablassschraube)
b) Bewegungsschrauben:
− zur Umsetzung einer Dreh- in eine Längsbewegung
− zum Einstellen und Justieren
− zum Messen (z.B. Feinmessuhr)
− zur Kraftübertragung (Presse, Schraubstock)
− als Differenzschraube
8.1.2 Schraubenlinie
Konstruktion der Schraubenlinien: Abwicklung
einer Steigung über einem Zylinder
Konstanter Steigungswinkel ϕ:
P
tan ϕ =
d2 ⋅ π
P= Steigung,
d2 = Flankendurchmesser
8.1.3 Gewinde
Gewindearten sind genormt in DIN 202
Profilform (Dreieck, Trapez, etc.)
o Üblicher Flankenwinkel 60° bei Spitzgewinde (Ausnahme Withworth Gewinde,
55°)
o Kleinerer Flankenwinkel für Bewegungsschrauben (Kräfte möglichst in axialer
Richtung)
o Rundes Profil: Gewinde aus Blech und für leichten Lauf
Steigung
o Bestimmt Übersetzung (Hebel und Wirkungsgrad)
o Kleine Steigung für Einstellschrauben und für hohe Kräfte
o Grosse Steigung für große Bewegung
o Steigungswinkel ist am Profil nicht konstant (außen kleiner als innen)
o Für die Berechnung maßgeblich: Steigungswinkel ϕ am mittleren Profildurch-
messer.
o Für Schrauben mit metrischem ISO-Gewinde nach DIN 13 M3 … M10 ist Stei-
gung : Nenndurchmesser etwa 1 : 6 P ≈ 0,16 d
Gangzahl (eingängig, mehrgängig)
o Für Befestigungsschrauben, für Bewegungsschrauben
Windungssinn (Rechts-, Linksgewinde)
o Bezeichnung durch LH in der Schraube und an der Schraube selbst durch Pfeil
oder Rille am Schraubenkopf (DIN 202, DIN EN 20898)
Kerndurchmesser Bolzengewinde:
o d 3 = d − 1,23P ≈ d − 1,23 ⋅ 0,16d ≈ 0,8d
o Siehe Kernbohrer für Gewindeschneiden auch ≈ 0,8d
Spannungsquerschnitt:
o Für die statische Festigkeit einer Schraube im Gewindebereich ist der
Spannungsquerschnitt maßgebend.
2
π d + d3
o AS = 2
4 2
Einige Werte für metrische Schrauben
Flankenwinkel α = 60°, Reibwert µ = tan ρ = 0,14 (übliche Annahme für Gewinde und Kopf im
Maschinenbau)
tan ρ
Mit µ = 0,14 und α = 60° wird ρ′ = 9,18° aus tan ρ′ =
α
cos
2
Gewinde Spannungsquerschnitt ϕ [°] Steigung Flanken- Kernlochbohrer Durchgangsloch
DIN 13 AS [mm²] P [mm] ∅ d2 ∅ [mm] DIN EN 20273
[mm] mittel ∅ [mm]
M1,2 0,732 4,38 0,25 1,038 0,95 1,4
M2 2,07 4,19 0,4 1,740 1,6 2,4
M2,5 3,39 3,71 0,45 2,208 2,1 2,9
M3 5,03 3,41 0,5 2,675 2,5 3,4
M4 8,78 3,60 0,7 3,545 3,3 4,5
M5 14,2 3,25 0,8 4,480 4,2 5,5
M6 20,1 3,40 1 5,350 5 6,6
M8 36,6 3,17 1,25 7,188 6,8 9
M10 58,0 3,03 1,5 9,026 8,5 11
Gewindeformen:
Ähnlich aufgebaut wie ISO-Toleranzen, je weiter vorn der Buchstabe im Alphabet ist, um
so mehr Spiel zum Nullprofil
Gebräuchliche Toleranzfelder
Muttergewinde Bolzengewinde
5H, 6H, 7H, 8H, 6G 4h, 6g, 8g 6e, 6f
7H/8g handelsüblich bei Produktklasse C (früher g)
6H/6g handelsüblich bei Produktklasse A und B (früher m)
Beispiel Gewinde M6 7H/8g
Muttergewinde 7H Bolzengewinde 8g
Durchmesser D D2 D1 d d2 d3
Nennmaß 6 5,350 4,917 6 5,350 4,773
Größtmaß − 5,540 5,217 5,974 5,324 4,747
Kleinstmaß 6 5,350 4,917 5,694 5,144 4,528
Toleranz Gewindegrund 0,190 0,300 0,280 0,180 0,219
beliebig
Ettemeyer, Olbrich HOCHSCHULE MÜNCHEN Fk 06 V 3.05
Konstruktionselemente - 8.6 - Kapitel 08 - Schrauben
Kräfte an der Drehen nach Drehen nach Drehen nach Drehen nach un-
Schraube mit oben oder un- oben mit Rei- unten mit Rei- ten mit Reibung
Flachgewinde ten ohne Rei- bung bung ρ>ϕ = Selbst-
bung hemmung
Selbsthemmung bedeutet, dass der Reibungswinkel größer als der Steigungswinkel ist. Damit
kann sich eine Schraube durch eine Axialkraft nicht drehen. Eine richtig angezogene Schraube
kann sich also nicht selbständig lösen. Teilweise Ausnahme: Schrauben, auf die Schwingungen
hoher Frequenz wirken, sind durch selbständiges Losdrehen gefährdet.
Beim Flachgewinde gilt:
Hangabtriebskraft FH = FS ⋅ sin ϕ
Die Mutter gleitet, wenn FH > FR ; FR = µ ⋅ FN = µ ⋅ FS ⋅ cos ϕ
1)
Selbsthemmung , wenn FR ≥ FH µ ⋅ FS ⋅ cos ϕ ≥ FS ⋅ sin ϕ
sin ϕ
µ ≥ = tan ϕ
cos ϕ
Mit Reibungszahl µ = tan ρ wird ρ ≥ ϕ ; µ ≥ tan ϕ
Umfangskraft: FU = FS ⋅ tan ϕ ohne Reibung
FU = FS ⋅ tan(ϕ ± ρ)
(+ für Anziehen, − für Lösen)
1)
Reibung wirkt so stark, als ob die Ebene in der entgegengesetzten Richtung geneigt wäre; (es
muss zusätzliche Kraft zum Lösen aufgebracht werden)
Nicht berücksichtigt ist bei diesen Formeln, dass vielfach die Krafteinleitung etwas entfernt von
der Kopf- bzw. Mutterauflage erfolgt und damit ein Teil des Flansches gestaucht wird.
Man kann nun die elastische Dehnung von Schraube (Zug) und Flansch (Druck) in einem Dia-
gramm eintragen. Die Vorspannkraft wird aufgenommen durch die Dehnungen bzw. Stauchun-
gen von Schraube und Flansch.
a) Ohne Vorspannung:
− Gesamte Betriebskraft wird von der Schraube aufgenommen
− Erzeugt Schraubendehnung
− Kein Einfluss des Flansches.
b) Mit Vorspannung FV und steiler Kennline der Schraube
− Hohe Zusatz-Beanspruchung des Schraubenschaftes
− aber geringere Entlastung des Flansches, Kraft FF hoch.
c) Mit Vorspannung FV und flacher Kennline der Schraube z.B. Dehnschrauben
− Größerer Teil der Kraft FB wird durch Entlastung des Flansches aufgenommen.
− Zusatz-Kraft FDiff der Schraube ist geringer.
− Restklemmkraft FF wird niedrig.
Verhältnis der Zusatz-Kraft FDiff der Schraube zur Betriebskraft FB
F
Kräfteverhältnis C K = Diff
FB
FDiff 1 cF
Kräfteverhältnis =
FB 1 cS + 1 c F
Schraubenzusatzkraft FDiff = C K ⋅ FB
Flanschentlastungskraft FV − FF = (1 − C K )FB
Re stklemmkraft F F
Verhältnis = F = 1 − (1 − C K ) B
Vorspannkraft FV FV
δx
Vorspannungsverlust: ∆FV = = δx ⋅ CK ⋅ cF
1 cS + 1 c F
δx = Setzbetrag
− ca. 3…4 µm pro Trennfuge bei Zugbelastung
− ca. 4 …7 µm pro Trennfuge bei Schubbelastung
− ca. 5 µm im Gewinde
CK = Kraftverhältnis FDiff/FB, ca. 0,1…0,3 für übliche Fälle
Anhaltswerte für die Auslegung: FV ≈ 1,5 ⋅ FB bei statischer Betriebslast
bei dynamischer Betriebslast
FV ≈ 2...2,5 ⋅ FB
Die Streuung der Vorspannkraft beim Anziehen der Schraube mit Hand kann durch Einsatz ei-
nes Drehmomentschlüssels reduziert werden (ca. ±15% bei wenig schwankenden Reibwerten).
8.2.2 Festigkeit längs belasteter Schrauben
Durch Anziehen mit Drehmoment treten folgende Spannungen im Schraubenquerschnitt auf
(durch Zug und durch Torsion):
FV
Zugspannung: σz =
AS
M F ⋅ d ⋅ tan(α + ρ′)
Torsionsspannung: τt = t = V 2
Wp π ⋅ d S3
2
16
Vergleichsspannung: σ v = σ 2z + 3τ 2t
2
2
F FV ⋅ d 2 ⋅ tan(α + ρ′)
σ v = V +3 ≤ σ v zul
π ⋅ d S3
AS
2
16
Kommt zusätzlich zur Vorspannung noch der Anteil FDiff der Betriebskraft FB, dann lautet das
2
F + FDiff
erste Glied unter der Wurzel V
AS
Für Regelgewinde ist σ v zul = 0,9σ 0, 2
Festigkeitsklasse von Schrauben aus Bau- und Vergütungsstahl DIN EN ISO 898-1:
Festigkeitsklasse der Schraube 4.6 5.6 8.8 10.9 12.9
Mindest-Zugfestigkeit Rm [N/mm2] 400 500 800 1040 1220
2
Midest-Streckgrenze Re [N/mm ] 240 300
2
Mindest-0,2% Dehn-grenze Rp0,2 [N/mm ] 640 940 1100
Bruchdehnung A5 [%] 22 20 12 9 8
Werkstoffe für Schraube (Beispiele) S235 C35 C35 41Cr4 42CrMo4
9S20 E295 C45 34CrMo4 30CrNiMo8
Festigkeitsklasse der Mutter 4 5 8 10 12
Zahl vor dem Punkt: Mindest-Zugfestigkeit = σ B / 100 = R m / 100
Zahl nach dem Punkt: Mindest-Streckgrenze = R p 0, 2 bzw.R e / R m ⋅ 10
Festigkeitsklasse von Schrauben aus Edelstahl DIN EN ISO 3506-1
Stahlgruppe Stahlsorte Festig- Zugfestig- 0,2% Dehn-
keitsklas keit Rm min grenze RP 0,2
se [N/mm2] min [N/mm2]
50 500 210
austenitisch A1, A2.A3, A4, A5
70 700 450
50 500 250
martensitisch C1, C4
70 700 410
45 450 250
ferritisch F1
60 600 410
8.2.3 Anziehfaktoren αA
Je nach Anziehverfahren streuen die bei der Montage erreichten Vorspannkräfte mehr oder
weniger stark. Dies wird durch den Anziehfaktor vor der eigentlichen Schraubendimensionie-
rung mit dem Anziehfaktor αA berücksichtigt.
Ein Anziehen von Hand nach Gefühl kann nur dann in Betracht gezogen werden, wenn ein Ver-
sagen der Schraubverbindung nur geringe Folgen hat und keine Dokumentation erforderlich ist.
Der Anziehfaktor ist das Verhältnis von max. zu min. Montagevorspannkraft.
αA = FM max/ FM min
Die Schraube muss mit der Vorspannkraft FM max berechnet werden, FM min = min Betriebsvor-
spannkraft + Vorspannkraftverlust durch Setzen.
FM = Mittelwert, auf den das Anziehwerkzeug eingestellt wird. Damit:
α −1
FM max = FM 1 + A
αA + 1
α −1
FM min = FM 1 − A
αA +1
Anziehfaktor αA Streuung der Vorspannkräfte
Anziehverfahren
kontrollierter Drehmomentschlüssel und
1,6 ±23%
bekannter Reibwert
2,5 ±43% Schlagschrauber mit Einstellkontrolle
4,0 ±60% Schlagschrauber ohneEinstellkontrolle
Bei Anziehfaktor 1,6 sind die Anzugsmomente nach Tabelle um 10%, bei Anziehfaktor 2,5 sind
diese Anzugsmomente um 30% und bei 4,0 um 50% zu reduzieren, damit beim Anziehen die
Streckgrenze der Schraube nicht überschritten wird. 10% sind in den Tabellenwerten bis zur
Streckgrenze bereits berücksichtigt.
Flächenpressung
Für Schrauben < M8 sind die Werte um 10 N/mm² zu erhöhen, für > M18 um 10 N/mm² zu er-
niedrigen.
FDiff σ max − σ min σ
σa = = ≤ σ azul = A mit SD ≥ 1,5
2 A3 2 SD
8.2.4 Querbelastete Schrauben
a) Durchsteckschrauben
Normale Schraubverbindungen übertra-
gen Querkräfte durch die Reibkraft, die
durch die Längskraft der Schraube er-
zeugt wird. (Herstellung billig).
Erforderliche Vorspannkraft:
FQ ⋅ S R
FV =
n ⋅ mi ⋅ µ
FQ = Querkraft n = Schraubenzahl m i = Schnittzahl
SR = Sicherheit gegen Durchrutschen (typ. 1,25 im Maschinenbau, 1,6 im Kranbau)
µ = Reibwert zwischen den Teilen
b) Passschrauben
Querkraft wird analog Niete oder Bolzen durch Quer-
spannung übertragen (teuer in der Herstellung)
FQ
Scherspannung: τa =
A ⋅ mi
FQ s
Lochleibung: σl =
d ⋅s
π ⋅ d2
FQ = Querkraft A = Schaftquerschnitt A =
4
m i = Schnittzahl s = kleinste tragende Länge der Schraube im Bauteil
8.3 Ausführungsformen
8.3.1 Schraubenformen
8.3.3 Schraubensicherungen
Formschlüssige Sicherung
Verliersicherung
l) Schraube – Stift
m) Pappscheibe
n) Halsschraube
o) Aufspreizen des
Schraubenendes
l m n o
p) Mutter –Stift
q) Sicherungsscheibe
r) Anstauchen des Bolzenendes
p q r
Losdrehsicherung
Gefährdet gegen selbständiges Losdrehen sind hauptsächlich Schraubverbindungen mit
Querbelastung bei hoher Schwingfrequenz. Aber auch kurze Schrauben können sich bei ho-
her axialer Frequenz selbständig losdrehen. Ursache ist, dass dabei die Reibwerte stark re-
duziert werden und damit die Selbsthemmung verloren geht.
Maßnahmen dagegen sind:
− Lange Schrauben, Anhaltswert für freie Dehnlänge 6·d
− Schrauben mit vollem Moment anziehen.
− Schraubenkopf und Mutter mit Verriegelungszähnen oder -rippen an der Auflagefläche;
je härter die Auflagefläche, umso geringer die Wirkung.
− Klebstoffe, die im Gewinde einen Stoffschluss erzeugen. Bis max. 150°C geeignet.
Schwierig zu lösen und meist nicht wieder verwendbar.
− Selbstsichernde Muttern teilweise geeignet.
− Kleine Gewindesteigung.
8.3.4 Allgemeine Gestaltungsregeln
- ebene Auflageflächen für Schrauben und Muttern (sonst zusätzliche Biegung!)
[s]