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DIN EN 1090
Stahl- und Aluminiumtragwerke
Zertifizierung der werkseigenen Produktionskontrolle
Schutzgebühr: 30,– Euro
Herausgeber:
ZDH-ZERT GmbH
Ennemoserstraße 10
53119 Bonn
Dieser Leitfaden ist Eigentum der ZDH-ZERT GmbH, Bonn. Er darf nicht ohne Zustimmung kopiert oder
dritten Personen zugänglich gemacht werden, ohne das die ZDH-ZERT GmbH diesem ausdrücklich und
schriftlich zustimmt. Zuwiderhandlungen können strafrechtlich verfolgt werden.
Vorwort 5
Einleitung 5
Verordnung (EU) Nr. 305/2011 vom 09. März 2011 7
Aufbau und Handhabung des Leitfadens DIN EN 1090 8
Handbuch – Pro und Contra 8
Schlusswort 59
Damit Waren frei gehandelt werden können, müssen einheitliche Sicherheitsanforderungen definiert und
deren Ausführung in Normen, Vorschriften und Verordnungen geregelt werden.
Erst wenn diese erfüllt werden, darf der Hersteller diese mit dem CE-Kennzeichen versehen und auf den
Markt bringen. Beispiele für diese Vorgehensweise sind: die Maschinen-, Spielgeräte- oder auch die
Druckgeräterichtlinie. Während diese Richtlinien nur allgemeine Anforderungen definieren, spezifizieren
Normen deren Berechnung und Ausführung.
Einleitung
Wer in Deutschland bauen will, muss die jeweilige Landesbauordnung berücksichtigen, wenn sein Bauantrag
nicht scheitern soll. Baurecht ist Landesrecht – so ist es in Deutschland geregelt (Föderalismus). Jedoch
unter dem Aspekt eines geeinten Europas, stößt dieses Prinzip an seine Grenzen. Deshalb hat das Deutsche
Institut für Bautechnik (DIBt) quasi eine vereinheitlichende Aufgabe, nämlich die europäischen Vorgaben für
alle Bundesländer umzusetzen. Darum gibt es die Bauregelliste, die Musterliste der technischen
Baubestimmungen und die Musterbauordnung. Wer also nach Antworten auf die Frage der rechtlichen
Grundlagen stellt, findet hier die Regelungen, die alle Bundesländer umsetzen müssen, wenn sie nicht gegen
europäisches Recht verstoßen wollen.
§17 Musterbauordnung
(1) Bauprodukte dürfen für die Errichtung, Änderung und Instandhaltung baulicher Anlagen nur
verwendet werden, wenn sie für den Verwendungszweck
1. Von den nach Absatz 2 bekannt gemachten technischen Regeln nicht oder nicht wesentlich
abweichen (geregelte Bauprodukte) oder nach Ziffer 3 zulässig sind und wenn sie aufgrund des
Übereinstimmungsnachweises nach §22 das Übereinstimmungszeichen (Ü-Zeichen) tragen oder
b) zur Umsetzung der Richtlinie 89/106 EWG ………. das Zeichen der Europäischen Gemeinschaft
(CE-Kennzeichnung) tragen……
(2) Das Deutsche Institut für Bautechnik macht im Einvernehmen mit der obersten Bauaufsichtsbehörde,
….., in der Bauregelliste A die technischen Regeln bekannt, die zur Erfüllung der in diesem Gesetz
und in Vorschriften ….. erforderlich sind.
Für Stahl- und Metallbauten galt bis zum 30.06.2013 die Bauproduktenrichtlinie. Diese wurde am 01.07.2013
durch die europäische Bauproduktenverordnung (Eu-BauPVO) abgelöst. Im Anhang I der Eu-BauPVO sind
die Grundanforderungen an Bauwerke wie folgt definiert:
In der Vergangenheit fehlten die einheitlichen Normen für die Berechnung (Eurocode 3) und die
Ausführungsnorm (EN 1090). Für die Berechnung gibt es seit 1993 eine entsprechende Norm, die aber erst
2011 europäisch eingeführt (harmonisiert) wurde. Ähnlich erging es der EN 1090, welche bereits 1998
erschienen ist und ebenfalls im Jahr 2011 europäisch eingeführt wurde. Einige Länder in Europa haben die
Vorgängernorm jedoch national umgesetzt, so dass oftmals die Aussage getroffen wird, andere Länder in
Europa hätten die EN 1090 schon längst umgesetzt.
Ab dem 1. Januar 2011 kann die EN 1993 (Eurocode 3) und die EN 1090 angewendet werden.
Für Deutschland gibt es bis zum 30.06.2014 eine Koexistenzphase, in der die alte DIN 18800-7 noch
angewendet werden darf. Jedoch wurde am 01.07.2012 die Berechnung nach dem Eurocode ohne
Übergangsregelung eingeführt. Da ein allgemeines Mischungsverbot gilt, wonach nicht europäische und
nationale Regeln gemischt werden dürfen, d.h. Berechnung und Ausführung müssen entweder nach
deutschen oder nach europäischen Regeln erfolgen, ergibt sich faktisch, dass die Ausführung für alle nach
dem 01.07.2012 berechneten Bauvorhaben nach DIN EN 1090 erfolgen muss.
Für Zulieferer, z.B. von Maschinengestellen, die nicht im sog. bauaufsichtlichen Bereich tätig sind, kann die
Koexistenzphase noch bis zum 30.06.2014 ausgeschöpft werden. Dass bedeutet wiederum, dass es noch
gültige Bescheinigungen nach DIN 18800-7 (3-jährige Laufzeit) bis zum 30.06.2017 geben kann. Man muss
jedoch davon ausgehen, dass die Zulieferer Ihre Einkaufsbedingungen anpassen und künftig ebenfalls die
DIN EN 1090 verlangen.
Der gravierende Unterschied zwischen deutscher DIN 18800-7 und europäischer DIN EN 1090 ist, dass
nunmehr nicht nur das Schweißen im Fokus der Überprüfung steht, sondern der gesamte
Herstellungsprozess betrachtet wird. Hierbei sind grundsätzlich die Bemessung (Statische Berechnung nach
dem Eurocode) und die Produktion (Scheren-Lochen-Formgeben, Schweißen, mechanisches Verbinden und
Korrosionsschutz) zu unterscheiden.. Das Schlagwort lautet „Werkseigene Produktionskontrolle“ und hat viel
mit der Dokumentation der Fertigungsabläufe zu tun.
Für die Ausführung von Stahl- und Metallbauten werden die Teile 1 (CE-Kennzeichnung) und 2 (Ausführung
von Stahltragwerken), also insgesamt 253 Seiten Norm, benötigt.
Leistungserklärung (Artikel 11 (1) Die Hersteller erstellen eine Leistungserklärung gemäß den Artikeln 4 und 6
und bringen die CE-Kennzeichnung gemäß den Artikeln 8 und 9 an).
Verstöße (Bußgeld: 10.000 bis 50.000 Euro, Haftstrafen bis zu 1 Jahr bei Wiederholung oder Gefährdung von
Leib und Leben).
Marktüberwachungsbehörden (jeder Mitgliedstaat richtet eine Marktaufsichtsbehörde ein, die ggf. die
Konformität von Bauprodukten evaluiert und ggf. die Wirtschaftsakteure auffordert, ihr Produkt vom Markt zu
nehmen. Die Marktüberwachungsbehörden informieren die notifizierten Stellen und ggf. die anderen
Mitgliedsstaaten von Verstößen.
Bislang schon notifizierte Stellen müssen sich einer Akkreditierung durch die Deutsche Akkreditierungsstelle
(DAkkS) stellen und anschließend ihre Notifizierung neu beim Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt)
beantragen.
Jedes Bauprodukt wird, gemäß den festgelegten Sicherheitsanforderungen, in dem nachfolgenden System
eingestuft.
Hersteller
ii werkseigene Produktionskontrolle X X X X X
Systeme zur Bewertung und Überprüfung der Leistungsbeständigkeit nach Anhang V (EU-BauPVO) * notifiziertes Prüflabor
Als Ausnahmevoraussetzung von der Pflicht zur Erstellung einer Leistungserklärung heißt es im Artikel 5:
„Abweichend von Artikel 4 und bei Fehlen von Bestimmungen auf Ebene der Union oder auf nationaler
Ebene, die die Erklärung Wesentlicher Merkmale dort vorschreiben, kann der Hersteller davon absehen, eine
Leistungserklärung zu erstellen, wenn er ein von einer harmonisierten Norm erfasstes Produkt in Verkehr
bring und…
In der DIN EN 1090-1 ist das System 2+ für tragende Stahl- und Aluminiumprodukte festgelegt. Die DIN EN
1090 ist bauaufsichtlich eingeführt und in der Bauregelliste festgeschrieben. Das bedeutet, dass es sowohl
auf europäischer als auch auf nationaler Ebene entsprechende Festlegungen gibt.
Nachfolgende Ausarbeitung soll, bezogen auf die Herstellung von Stahl- und Metallbauten, erste Einblicke in
das neue Regelwerk und richtungsweisende Tendenzen der neuen Norm aufzeigen.
Änderungen sind aufgrund des derzeitigen Normstatus jederzeit möglich. Es wird weder der Anspruch auf
Vollständigkeit, noch auf inhaltliche Richtigkeit erhoben.
Die DIN EN ISO 3834 ist als erprobte Norm für die schweißtechnischen Qualitätsanforderungen die ideale
Grundlage für ein Handbuch, zumal diese auch schon bei einigen Unternehmen existiert und eingeführt ist.
Die Anpassung an die anderen Prozesse ist relativ einfach zu machen.
Ausführungsklassen können für das gesamte Tragwerk, für einen Teil des Tragwerks oder spezielle Details
gelten. Ein Tragwerk kann mehrere Ausführungsklassen enthalten.
Beanspruchungs- Merkmale
kategorie
SC1 - Tragwerke und Bauteile, bemessen nur für vorwiegend ruhende Beanspruchung (z.B.
(Service Gebäude)
Category) - Tragwerke und Bauteile mit deren Verbindungen, bemessen für
Erdbebeneinwirkungen in Regionen mit geringer Seismizität und in DCL*
- Tragwerke und Bauteile, bemessen für Ermüdungseinwirkung von Kranen (Klasse S0)**
SC2 - Tragwerke und Bauteile, bemessen für Ermüdungsbelastungen nach EN 1993
(Beispiele: Straßen- und Eisenbahnbrücken, Krane (Klasse S1 bis S9)**, schwingungs
empfindliche Tragwerke bei Einwirkung von Wind, Fußgängern oder rotierenden
Maschinen)
- Tragwerke und Bauteile mit deren Verbindungen, bemessen für Erdbebeneinwirkungen
in Regionen mit mittlerer oder starker Seismizität und in DCM* und DCH*
* DCL, DCM, DCH: Duktilitätsklassen nach EN 1998-1
** Zur Klassifizierung von Ermüdungseinwirkungen von Kranen siehe EN 1991-3 und EN 13001-1
Herstellungs- Merkmale
kategorien
PC1 - nicht geschweißte Bauteile, hergestellt aus Stahlprodukten aller Stahlsorten
(Production - geschweißte Bauteile, hergestellt aus Stahlprodukten der Stahlsorten unter S355
Category)
PC2 - Geschweißte Bauteile, hergestellt aus Stahlprodukten der Stahlsorte S355 und darüber
- Für die Standsicherheit wesentliche Bauteile, die auf der Baustelle miteinander
verschweißt werden
- Bauteile, die durch Warmumformung gefertigt oder im Verlauf der Herstellung einer
Wärmebehandlung unterzogen werden
- Bauteile aus Kreishohlprofil-Fachwerkträgern, die besondere geschnittene Endquerschnitte
erfordern
Die Zuordnung von Bauwerken, Tragwerken bzw. Bauteilen zu den genannten Ausführungsklassen wird in
den DIBt- Mitteilungen 2/2011 wie folgt erläutert:
Ausführungsklasse EXC 1
In diese Ausführungsklasse fallen vorwiegend ruhend beanspruchte Bauteile aus Stahl bis zur Festigkeits-
klasse S275, für die mindestens einer der folgenden Punkte zutrifft:
1. Tragkonstruktionen mit
2. Tragkonstruktionen mit max. 30° geneigten Belastungsebenen (z.B. Rampen) mit Beanspruchungen durch
charakteristische Achslasten von max. 63 KN oder charakteristische veränderliche, gleichmäßig verteilte
Einwirkungen/Nutzlasten von bis zu 17,5 kN/m² (vgl. Kategorie G3 in Tab. 4 DIN 1055-3) in einer Höhe von
max. 1,25 m über festem Boden wirkend.
Die Ausführungsklasse EXC 1 gilt auch für andere vergleichbare Bauwerke, Tragwerke und Bauteile.
Ausführungsklasse EXC 2
In diese Ausführungsklasse fallen vorwiegend ruhend und nicht vorwiegend ruhend beanspruchte Bauteile
oder Tragwerke aus Stahl bis zur Festigkeitsklasse S700, die nicht den Ausführungsklassen EXC 1, EXC 3
und EXC 4 zuzuordnen sind.
Ausführungsklasse EXC 3
In diese Ausführungsklasse fallen vorwiegend ruhend und nicht vorwiegend ruhend beanspruchte Bauteile
oder Tragwerke aus Stahl bis zur Festigkeitsklasse S700, für die mindestens einer der folgenden Punkte
zutrifft:
Die Ausführungsklasse EXC 3 gilt auch für andere vergleichbare Bauwerke, Tragwerke und Bauteile.
Ausführungsklasse EXC 4
In diese Ausführungsklasse fallen alle Bauteile und Tragwerke der Ausführungsklasse EXC 3 mit extremen
Versagensfolgen für Menschen und Umwelt, wie z.B.:
1. Straßenbrücken und Eisenbahnbrücken (siehe DIN EN 1991-1-7) über dicht besiedeltem Gebiet oder über
Industrieanlagen mit hohem Gefährdungspotenzial;
2. Sicherheitsbehälter in Kernkraftwerken;
1.2 Prozesse
Die DIN EN 1090 fordert die Zertifizierung der Werkseigenen Produktionskontrolle (WPK). Hierbei sind alle
relevanten Prozesse, sowohl für die statische Dimensionierung als auch für die Fertigung von Bedeutung.
Alle Fertigungsprozesse, angefangen vom Sägen, über Bohren, Brennschneiden, Warmformgebung, dem
Schweißen, Korrosionsschutz, mechanische Verbindungsmittel und zerstörungsfreier Prüfung sind
Bestandteile der Werkseigenen Produktionskontrolle. Eine Arbeitsgruppe aus notifizierten Stellen hat in der
DVS-Richtlinie 1711 eine Unterteilung in die Herstellungsprozesse: Scheren-Lochen-Formgeben, Schweißen,
mechanisches Verbinden und Korrosionsschutz festgelegt. Für diese speziellen Prozesse werden besondere
Bei EXC2, EXC3 und EXC 4 müssen folgende Punkte dokumentiert werden:
a) Organigramm und die für jeden Aspekt der Ausführung jeweils zuständigen Personen;
[DIN EN 1090-2:2011-10, Abs. 4.2.1]
b) ….
Wichtiger Bestandteil ist die Spezifikation, d.h. die zu erfüllenden Anforderungen an das Bauprodukt. Nur wer
die Anforderungen kennt, kann später die Übereinstimmung erklären! In der Regel sind die Anforderungen
aufgrund der Anfrage, dem Angebot und dem Auftrag bzw. der Auftragsbestätigung bekannt. Der Statiker, der
Konstrukteur und auch der Mitarbeiter in der Werkstatt müssen die für ihn relevanten Informationen bekom-
men. Je früher ein Fehler entsteht, desto teurer wird die spätere Beseitigung, ggf. ist ein solcher Fehler sogar
überhaupt nicht mehr zu beheben.
Für metallische Erzeugnisse müssen die Prüfbescheinigungen nach DIN EN 10204 den in Tabelle 1
entsprechen.
Konstruktionsmaterialien Prüfbescheinigungen
Baustähle nach Tabelle B.1 von EN 10025-1:2004 a,b
Nichtrostende Stähle 3.1
Stahlguss nach Tabelle B.1 von EN 10340:2007
Schweißzusätze 2.2
Garnituren für Schraubverbindungen für den 2.1 c
Metallbau
Selbstschneidende und selbstbohrende 2.1
Blechschrauben und Blindniete
Bolzen zum Lichtbogenbolzenschweißen 2.1 c
a
Für Baustahlsorten S355JR oder J0 sind Prüfbescheinigungen 3.1 für EXC 2, EXC 3 und EXC 4 erforderlich.
b
EN 10025-1 fordert, dass die in der CEV-Formel enthaltenen Elemente in der Prüfbescheinigung anzugeben sind. Die
Angabe weiterer, nach EN 10025-2 geforderter Elemente sollten Al, Nb und Ti enthalten.
c
Falls ein Abnahmeprüfzeugnis 3.1 gefordert wird, darf dieses durch eine Herstellungsloskennzeichnung ersetzt werden
Anforderung Prüfbescheinigung
a
Festgelegte Mindeststreckgrenze ≤ 355 MPa und eine festgelegte 2.2
Kerbschlagarbeit, die bei einer Temperatur von 0°C oder 20°C zu prüfen
ist
Festgelegte Mindeststreckgrenze ≤ 355 MPaa und eine festgelegte 3.1 b oder 3.2 c
Kerbschlagarbeit, die bei einer Temperatur unter 0°C zu prüfen ist.
Festgelegte Mindeststreckgrenze > 355 MPaa 3.1 b oder 3.2 c
a
1 MPa = 1 N/mm²
b
Abnahmeprüfzeugnis 3.1 nach EN 10204:2004 ersetzt Abnahmeprüfzeugnis 3.1.B nach EN 10204:1991
c
Abnahmeprüfzeugnis 3.2 nach EN 10204:2004 ersetzt Abnahmeprüfzeugnis 3.1.C nach EN 10204:1991
S275 X X X X 2.2
S355 + 20 °C ……0°C X X X
S355 < 0°C X X X 3.1 o. 3.2
> S355 alle X X X
Bei EXC3 und EXC4 muss die Rückverfolgbarkeit für Konstruktionsmaterialien in allen Stadien von der
Lieferung bis zum Einbau in der Stahlkonstruktion gegeben sein.
Enthalten Bauteile bei EXC2, EXC3 und EXC4 gleichzeitig Vorprodukte verschiedener Stahlsorten und/oder
Gütegruppen, muss jedes Element so gekennzeichnet werden, dass die jeweilige Sorte erkennbar ist.
2.3 Scheren-Lochen-Formgeben
2.3.1 Schneiden
Schneiden muss so erfolgen, dass die Anforderungen an geometrische Toleranzen, die maximalen Härten
und die Scharfkantigkeit erfüllt sind. Schneidverfahren sind Sägen, Scherschneiden/Stanzen/Nibbeln,
Schneiden mittels Trennscheibe, Wasserstrahlschneiden sowie maschinelles und manuelles Brenn-
schneiden.
Das Trennen, insbesondere durch Brennschneiden oder Stanzen/Nibbeln, kann zu negativen Einflüssen beim
Schweißen oder auch für den Korrosionsschutz führen. Ein Schleifen oder maschinelles Bearbeiten der
Schnittkanten hat mit einer Mindesttiefe von 0,5 mm zu erfolgen.
Wird auf das Entfernen der Schnittkanten verzichtet, so muss die Eignung, d.h. der Nachweis darüber, dass
das Verbleiben keine unzulässigen Fehler verursacht, nachgewiesen werden. Die maximal zulässigen Härten
an den Schnittkanten sind in Tabelle 10 festgelegt.
Bei Schweißkonstruktionen, bei denen die Brennschnittkanten im Bereich der Schweißnaht nicht entfernt
werden, muss dies in der Verfahrensprüfung berücksichtigt werden.
2.3.2 Lochen
Bei EXC 1 und EXC 2 dürfen Löcher durch Stanzen ohne Aufreiben hergestellt werden, sofern nichts anderes
festgelegt wird. Bei EXC 3 und EXC 4 ist ein Stanzen ohne Aufreiben nicht zulässig, wenn die Blechdicke 3
mm übersteigt. Bei Blechdicken größer als 3 mm sind die Löcher mit einem Untermaß des Durchmessers von
mindestens 2 mm zu stanzen. Für Blechdicken geringer oder gleich 3 mm dürfen die Löcher passend
gestanzt werden. Grate an Löchern müssen vor dem Zusammenbau entfernt werden.
2.3.3 Formgeben
Zu den formgebenden Verfahren gehören das Warmformgeben, das Kaltformgeben und das Flammrichten.
Das Biegen, Pressen und Schmieden sind die gebräuchlichen Formen der Warmformgebung. Für die
üblichen unlegierten Baustähle bis S355 gilt, dass der Warmumformprozess im Temperaturbereich von 600
bis 650°C (braunrot) stattzufinden hat. Biegen und Umformen im Bereich der Blausprödigkeit (250 bis 380 °C)
ist nicht zulässig.
Formgebung durch Kaltumformen erfolgt meist durch Pressen und Abkanten. Hämmern darf nicht verwendet
werden. Kaltumformen führt zu einem Verlust an Duktilität und kann infolge einer Wasserstoffversprödung
durch eine Säurebehandlung, wie sie z.B. beim Feuerverzinken üblich ist, zum Versagen führen.
Das Flammrichten dient der Beseitigung von Verzug (örtliche Verformung) von Schweißkonstruktionen, die
durch Schrumpfspannung oder durch falsche Lagerung entstehen können. Das Flammrichten von unlegierten
Stählen bis S355 erfolgt mit einer Temperatur von 650 bis 700°C (Dunkelrot) durch schnelle und örtlich
begrenzte Erwärmung. Die schnelle und örtlich begrenzte Ausdehnung des Werkstoffes bewirkt eine
Ausdehnung des Werkstoffes, der durch die angrenzenden kälteren Bereiche behindert wird und somit zur
Stauchung führt. Diese Stauchung führt beim Erkalten zur Schrumpfung. Aufgrund der geringen
Temperaturen von 650 bis 700°C wird der unlegierte Baustahl bis S355 nicht geschädigt.
2.4 Schweißen
Schweißen muss in Übereinstimmung mit den Anforderungen des maßgebenden Teils von DIN EN ISO 3834
durchgeführt werden.
Lichtbogenschweißen ferritischer Stähle und nichtrostender Stähle sollten den Anforderungen und Empfehl-
ungen von EN 1011-1, EN 1011-2 und EN 1011-3 folgen.
Ein Schweißplan muss vorliegen als Bestandteil der geforderten Planung der Produktrealisierung des
maßgebenden Teils von EN ISO 3834. Die Umsetzung des Schweißplans muss je nach Gegebenheiten
beinhalten:
- die Schweißanweisung
- den Schweißfolgeplan
- ggf. das Vorwärmen
- ggf. zu berücksichtigende Kontrollen und Prüfplan, einschl. der erf. Abnahmekriterien.
Das Vorwärmen der Bauteile vor dem Schweißen kann aus mehreren Gründen erforderlich werden.
1.) Eine sehr starke einseitige Wärmeableitung durch unterschiedlich dicke Bauteile
2.) Eine hohe Abkühlgeschwindigkeit durch eine geringe Bauteiltemperatur
3.) Rissbildung im Schweißgut und/oder der Wärmeeinflusszone durch Wasserstoff
Schweißen muss mit qualifizierten Verfahren durchgeführt werden, für die je nach Anwendungsfall eine
Schweißanweisung (WPS) entsprechend dem maßgeblichen Teil von EN ISO 15609 (Lichtbogenschweißen),
EN ISO 14555 (Bolzenschweißen) bzw. EN ISO 15620 (Reibschweißen) vorliegen muss.
Methoden der Qualifizierung von Schweißverfahren in Abhängigkeit von der Ausführungsklasse für
die Prozesse 111, 114, 12, 13 und 14 [Tabelle 12 aus EN 1090-
2:2011-10]
Schweißer müssen nach EN 287-1 und Bediener von Schweißeinrichtungen nach EN 1418 qualifiziert
werden.
Das Schweißen von Hohlprofilfachwerken mit Abzweigungen kleiner 60° muss durch eine spezielle Prüfung
qualifiziert werden.
Bei der EXC 2, EXC 3 und EXC 4 muss die Schweißaufsicht während der Ausführung der Schweißarbeiten
durch ausreichend qualifiziertes Schweißaufsichtspersonal sichergestellt sein. Sie muss über Erfahrung in
den zu beaufsichtigenden Schweißarbeiten, wie in EN ISO 14731 festgelegt, verfügen.
Alle Schweißzusätze müssen den Anforderungen von EN 13479 (CE-Kennzeichnung) und den geltenden
Europäischen oder internationalen Normen genügen.
Schweißzusätze müssen für den Schweißprozess, den zu schweißenden Werkstoff und das
Schweißverfahren geeignet sein. Der Nachweis der Eignung für den zu schweißenden Werkstoff und weitere
Einflussfaktoren lässt sich am besten über ein Zulassungszertifikat führen.
Bei nichtrostenden oder wetterfesten Stählen müssen Schweißzusätze verwendet werden, die ein
Schweißgut von mindestens gleichwertiger Korrosions- bzw. Wetterbeständigkeit wie der Grundwerkstoff
ergeben.
Schweißzusätze müssen in Übereinstimmung mit den Empfehlungen des Herstellers gelagert, gehandhabt
und verwendet werden.
Zerstörungsfreie Prüfung
Eine Zerstörungsfreie Prüfung (ZfP) muss, mit Ausnahme der Sichtprüfung, durch Personal ausgeführt
werden, dass für die Stufe 2, wie in DIN EN 473 (ersetzt durch DIN EN ISO 9712) definiert, qualifiziert ist.
Sichtprüfung
Alle Schweißnähte müssen über deren gesamte Länge einer Sichtprüfung unterzogen werden.
Die Abnahmekriterien für Schweißnahtunregelmäßigkeiten müssen unter Bezug auf EN ISO 5817, mit
Ausnahme von „Schroffer Nahtübergang“ (505) und „Mikro- Bindefehler“ (401), die nicht zu berücksichtigten
sind, wie folgt sein:
Verfahren der Zerstörungsfreien Prüfung (ZfP) müssen in Übereinstimmung mit DIN EN ISO 17635
ausgewählt werden. Im Allgemeinen ist bei Stumpfnähten Ultraschall oder Durchstrahlungsprüfung und bei
Kehlnähten Eindringprüfung oder Magnetpulverprüfung anzuwenden.
Prüfverfahren Abkürzungen
Wirbelstromprüfung ET
Magnetpulverprüfung MT
Eindringprüfung PT
Durchstrahlungsprüfung RT
Ultraschallprüfung UT
Sichtprüfung VT
Abkürzungen
Allgemein anerkannte Verfahren für den Nachweis von zugänglichen Oberflächeninhomogenitäten für
alle Arten von Schweißnähten, einschließlich Kehlnähten.
Werkstoffe Prüfverfahren
Ferritischer Stahl VT
VT und MT
VT und PT
VT und (ET)
Austenitischer Stahl VT
Aluminium, Nickel VT und PT
Kupfer und Titan VT und (ET)
Anmerkung: ( ) bedeutet, dass dieses Verfahren nur begrenzt anwendbar ist.
Die nach Tabelle 24 zu kontrollierenden Anschlüsse müssen eine Mindestgesamtlänge für ein Prüflos von
900 mm betragen und folgende Varianten soweit möglich abdecken:
die Anschlussart,
die Stahlsorte der Konstruktionsmaterialien,
die Schweißausrüstung,
die Arbeitsweise der Schweißer.
Dokumentation
2.5. Korrosionsschutz
Korrosion von Stahl hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Standsicherheit eines Bauwerkes. Die
Beseitigung von Rost verursacht jedes Jahr Milliarden an Kosten. Korrosionsschutz ist ein spezieller Prozess,
da die Qualität einer Beschichtung nur durch Zerstörung dieser Schicht nachgewiesen werden kann. Deshalb
sind Maßnahmen im Vorfeld zu treffen, die eine qualitativ hochwertige Ausführung vermuten lässt.
Man unterscheidet:
Laborprüfung
Ausführung und Überwachung Eignungsnachweis
ISO 12944-7
Schutzdauer
Die in der DIN EN ISO 12944-1 beschriebene Schutzdauer ist kein Gewährleistungselement, sondern dient
einzig und allein der Festlegung eines geeigneten Beschichtungssystems. Es beinhaltet also die vorgesehene
Verwendung eines Bauwerkes. Am Beispiel einer Montagestütze wird deutlich, dass diese z.B. nur für den
Zeitraum der Montage eine ausreichende Korrosionsschutzbeschichtung benötigt.
Ausschlaggebend für die Korrosionsbelastung ist die Luftfeuchtigkeit sowie Verunreinigungen der Luft, die
eine korrosionsfördernde Wirkung haben. Aber auch Stahlteile, die sich im Erdreich befinden, werden in der
Tabelle berücksichtigt.
Konstruktive Gestaltung
Bei der konstruktiven Gestaltung sind die Zugänglichkeit, das Vermeiden von Ansammlungen wie Schmutz
oder Feuchtigkeit sowie das Vermeiden von Spalten von Bedeutung. In der Fertigung sind überdies das
Brechen der Körperkanten und eine möglichst ebene Oberfläche zu berücksichtigen.
Die Oberflächenvorbereitung dient dem Entfernen von Oberflächen- Verunreinigungen, wie z.B. Walzhaut,
Zunder, Rost, alte Beschichtungen sowie Fette und Öle. Es gibt mechanische, thermische und chemische
Vorbereitungsverfahren. Darüber hinaus unterscheidet man die primäre Oberflächenvorbereitung (ganz-
flächig) und die sekundäre Oberflächenvorbereitung (partiell). Die Vorbereitungsgrade werden in folgender
Tabelle beschrieben.
Die Auswahl der Beschichtungssysteme erfolgt nach Teil 5 der DIN EN ISO 12944. Eine Wiedergabe aller
Möglichkeiten würde den Rahmen dieser Informationsschrift sprengen. Fragen Sie Ihren Anbieter für
Korrosionsschutzstoffe.
Schichtdicken messen
Das Messen der Schichtstärken kann als Nassschichtdicke oder als Trockenschichtdicke erfolgen. Das
Messen der Nassschichtdicke erfordert eine genaue Kenntnis über den Feststoffanteil im Verhältnis zum
Wasser- oder Lösemittelanteil. Das Messen selbst erfolgt relativ einfach durch einen Kamm mit definierten
Zahnlängen. Aufgrund der gemessenen Schichtdicke und dem Feststoffanteil kann die daraus resultierende
Trockenschichtdicke errechnet werden. Bei dem Messen von Trockenschichtdicken gibt es eine ganze Reihe
unterschiedlicher Messgeräte. Vorteil ist die direkt ermittelte Schichtdicke. Nachteil sind die relativ hohen
Kosten für die Anschaffung und die Kalibrierung.
Dokumentation
Die Messergebnisse der Schichtdicken sind zu dokumentieren. Hinzu kommen die Umgebungsbedingungen
bei der Applikation und die Trockenzeiten.
Für alle Verbindungen gilt eine besondere Sorgfaltspflicht, da ein Tragwerk insgesamt nur so gut ist, wie sein
schwächstes Glied. Und diese Sorgfalt beginnt schon bei der Herstellung der Löcher.
Schraubengarnituren
Eine Garnitur ist eine jeweils beliebig kombinierbare Zusammenstellung von einer Schraube und einer Mutter
sowie für den Verwendungszweck vorgeschriebene Anzahl Scheiben ein und desselben Schrauben-
herstellers. Schraubengarnituren können sowohl als planmäßig vorgespannte Verbindungen oder als nicht
planmäßig vorgespannte Verbindungen zum Einsatz kommen. Für planmäßig vorgespannte Verbindungen
werden HV Garnituren nach DIN EN 14399 verwendet. Sie benötigen keine zusätzlichen Elemente gegen
Lösen. An Schrauben bzw. Muttern ist aufgrund der Gefügeänderungen kein Schweißen zulässig.
Es gibt zwischen den Ausführungen nach DIN 18800-7 und nach DIN EN 1090-2 keine wesentlichen
Unterschiede. Die Garnituren müssen „handfest“ angezogen werden. Der Anziehvorgang ist so zu wählen,
dass von der Verbindung mit der höheren Steifigkeit hin zur Stelle mit der geringsten Steifigkeit angezogen
wird. Mehrere Anziehvorgänge können erforderlich sein. Der Gewindeüberstand mutterseitig muss min-
destens einen Gewindegang hinausragen.
Sowohl national, als auch auf europäischer Basis, kommen überwiegend Schrauben nach DIN EN 14399 als
HV-Systeme zum Einsatz. HV bedeutet: Hochfest (Materialeigenschaft) vorgespannt (Montagezustand der
Schraube). HV-Muttern werden werksseitig mit Molybdän-Sulfid (MoS2) eingeschmiert und dürfen daher vom
Anwender nicht zusätzlich mit Schmiermittel versehen werden. Schrauben aus nichtrostendem Stahl dürfen
nicht als planmäßig vorgespannte Verbindungen eingesetzt werden, falls nicht anders festgelegt.
Für Deutschland war nach DIN 18800-7 das bewährte Drehmomentverfahren mit fest definierten Anziehmo-
menten je Durchmesser festgelegt. Sofern keine Einschränkungen hinsichtlich der Anwendung vorliegen,
kann jedes nach DIN EN 1090 angegebene Anziehverfahren eingesetzt werden.
Drehmomentverfahren
kombiniertes Vorspannverfahren
HRC Anziehverfahren
Verfahren mit direkter Kraftanzeige (DTI)
Vorspannung erfolgt überwiegend durch Drehen der Mutter. Beim Drehen des Schraubenkopfes ist das
Erreichen der planmäßigen Vorspannkraft durch eine Verfahrensprüfung zum Anziehverhalten mit geeigneter
Schmierung nachzuweisen.
Die Kontrolle der Verbindungen nach dem Drehmomentverfahren muss zwischen 12 und 72 Stunden nach
dem abschließenden Anziehen erfolgen. Die Verbindung gilt als ausreichend vorgespannt, wenn durch
Aufbringen des 1,05-fachen Drehmomentes mittel kalibrierten Drehmomentschlüssels, sich die Mutter
weniger als 15° dreht.
Die Gesamtzahl der in einem Tragwerk zu kontrollierenden Garnituren muss (bei dem Drehmomentverfahren)
wie folgt sein:
5% bei EXC2
10% bei EXC3 und 4
Die zu kontrollierenden Garnituren müssen nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden und sollten ggf.
folgende Parameter erfassen: Anschlussart, Schraubengruppe, Los, Art und Größe der Verbindungsmittel,
verwendete Ausrüstung und die Arbeitskräfte.
Besondere Verbindungsmittel müssen verwendet werden in Übereinstimmung mit den Empfehlungen des
Herstellers. Das gilt auch für Schrauben, die ein Stahltragwerk mit anderen Konstruktionswerkstoffen
verbindet, einschließlich chemisch verdübelter Ankerschrauben.
Der Hersteller muss die vertraglichen Anforderungen und alle anderen Vorgaben zusammen mit den vom
Kunden bereitgestellten technischen Daten oder mit den hauseigenen Daten, wenn die Bauteile vom
Hersteller konstruiert werden, überprüfen.
Dieses Element stellt sicher, dass die vom Kunden gestellten Anforderungen, sowie gesetzliche Vorgaben bei
der Preisfindung und bei der Herstellung erfüllt werden. Nicht definierte Anforderungen sollen rechtzeitig
erkannt und in beiderseitigem Einvernehmen geklärt werden. Im Fokus stehen hierbei vor allem die
Produktqualität und betriebswirtschaftliche Forderungen.
Verantwortlichkeit:
Es sind Verantwortlichkeiten festzulegen. Insbesondere beim Prozess Schweißen ist die verantwortliche
Schweißaufsicht in die Prüfung der Anforderungen mit einzubeziehen.
Die technische Prüfung erfolgt durch den Hersteller, um sicherzustellen, dass die durchzuführenden Arbeiten
innerhalb seiner Fähigkeiten liegen und dass ausreichende Mittel vorhanden sind, um die Liefertermine
einzuhalten.
Im Rahmen der technischen Überprüfung wird die technische Realisierbarkeit untersucht. Grundlegend
stehen hier die Anforderungen an die Fertigung, wie z.B. das größte Stückgewicht in Bezug auf die Hubkraft
des Werkstattkranes, im Fokus der Betrachtung.
Die zerstörungsfreien Prüfungen sind auf ihre Durchführbarkeit zu prüfen und in den Fertigungsablauf
einzuplanen.
Verantwortlichkeit:
Es sind Verantwortlichkeiten festzulegen. Insbesondere beim Prozess Schweißen ist die verantwortliche
Schweißaufsicht in die technische Prüfung mit einzubeziehen.
3.3. Untervergabe
DIN EN ISO 3834-2, Abschnitt 6
Das Element Untervergabe regelt die Informationspflicht des Herstellers gegenüber seinem Unterlieferanten
und die Dokumentationspflicht des Unterlieferanten gegenüber dem Hersteller. Hierbei ist die Dokumentation
der Werkseigenen Produktionskontrolle von elementarer Bedeutung.
Für die Untervergabe der ZfP ist die Firmenqualifikation (akkreditiertes Prüflabor) und/oder die
Mitarbeiterqualifikation (EN ISO 9712) zu fordern. Eine entsprechende Dokumentation ist dann
selbstverständlich.
Der Hersteller hat entsprechende Vorgaben zur Untervergabe festzulegen (z.B. Verfahrensanweisung „Feuer-
verzinken“ und/oder „Zerstörungsfreie Prüfungen“).
Verantwortlichkeit:
Es sind Verantwortlichkeiten festzulegen. Insbesondere beim Prozess Schweißen ist die verantwortliche
Schweißaufsicht in die Untervergabe mit einzubeziehen.
Der Hersteller muss über ausreichendes und befähigtes Personal für die Planung, Ausführung und
Überwachung der Fertigung entsprechend den Anforderungen verfügen.
Der Hersteller muss über ausreichendes und befähigtes Personal für die Planung, Ausführung und
Beaufsichtigung der Überwachung und Prüfung der Fertigung entsprechend den Anforderungen verfügen.
Dieses Element stellt sicher, dass der Hersteller über geeignetes Personal für die Verantwortung über die
qualitätsrelevanten Fertigungsprozesse verfügt und diese mit den entsprechenden Vollmachten versehen
sind.
Aufsichtspersonal für zerstörungsfreie Prüfung muss als Stufe 2- Personal nach EN ISO 9712 (alt EN
473) qualifiziert sein.
Empfehlung: Die Handwerkskammer Dortmund bietet an ihrem Standort Barbarastraße in der alten
Zeche Hansemann einen 2-tägigen Kurs „Fachkraft für Korrosionsschutz nach DIN EN 1090“ an.
Überprüfung und Beurteilung der für die Produktion zur Verfügung stehenden Ressourcen (Räumlichkeiten,
Personal und betriebliche Einrichtungen), um festzustellen, ob sie für die Herstellung von Stahl- und/oder
Aluminiumbauteilen gemäß den in EN 1090-2 und EN 1090-3 festgelegten Anforderungen ausreichen.
Dieses Element stellt sicher, dass der Hersteller über Einrichtungen verfügt, die eine ausreichende Qualität
der Produkte erwarten lässt.
Der Hersteller muss dokumentierte Pläne für die Instandhaltung der Einrichtung haben. Der Plan muss
Instandhaltungskontrollen der Einrichtungsteile enthalten, mit denen die Parameter der betreffenden
Schweißanweisungen kontrolliert werden können. Die Pläne können auf die Einrichtungsteile begrenzt
werden, die zur Sicherstellung der Qualität des Bauteils wesentlich sind.
Dieses Element dient dazu sicherzustellen, dass alle qualitätsrelevanten Parameter eingehalten werden
können. Hierzu zählt insbesondere der Zustand der Einrichtung.
Der Betrieb hat eine Vorgehensweise zu beschreiben, wie er die Einrichtung instand hält bzw. instand halten
lässt.
Jeder Mitarbeiter in der Fertigung hat, vor der Inbetriebnahme einer Einrichtung, das Gerät einschließlich
deren Peripherie auf sichtbare Schäden zu prüfen. Schäden sind sofort dem Fertigungsleiter mitzuteilen, der
dann über eine weitere Verwendung oder dessen sofortige Stilllegung entscheidet.
Alle elektrischen Maschinen sind gemäß BGV A3 regelmäßig einer elektrischen Überprüfung zu unterziehen.
Fest installierte Maschinen sind alle 2 Jahre und mobile elektrische Geräte mindestens einmal jährlich einer
elektrischen Überprüfung zu unterziehen.
Sofern lediglich die Sichtprüfung und z.B. die Farbeindringprüfung mit Dosen durchgeführt wird, kann
dieser Punkt entfallen.
Der Hersteller muss eine Aufstellung der wesentlichen Einrichtungen, die für die Fertigung eingesetzt werden,
bereithalten. Diese Aufstellung muss Angaben der für die Fertigung wichtigen Einrichtungen enthalten, die für
die Bewertung der Kapazität und Eignung der Werkstatt wesentlich sind.
Überprüfung und Beurteilung der für die Produktion zur Verfügung stehenden Ressourcen (Räumlichkeiten,
Personal und betriebliche Einrichtungen), um festzustellen, ob sie für die Herstellung von Stahl- und/oder
Aluminiumbauteilen gemäß den in EN 1090-2 und EN 1090-3 festgelegten Anforderungen ausreichen.
Dieses Element beinhaltet eine Aufstellung der wesentlichen Fertigungseinrichtungen. Diese Aufstellung
eignet sich auch zur Dokumentation der elektr. Überprüfung (Kap. 3.8).
Wer bei der zerstörungsfreien Prüfung „nur“ mit Sicht- und Farbeindringprüfung arbeitet, hat keine
Angaben zu machen.
3.9. Fertigungsplanung
DIN EN ISO 3834-2, Kapitel 10
Es muss festgelegt sein, ob ein Qualitätsmanagementplan für die Ausführung der Stahlkonstruktion
erforderlich ist.
Dieser muss enthalten: b) Qualitätsdokumente im Vorfeld der Ausführung. Die Dokumente müssen vor dem
jeweiligen Herstellungsschritt abgefasst worden sein.
Dieses Element fordert eine ausreichende Fertigungsplanung. Gerade kleine Unternehmen verfügen über
den Vorteil, schnell und flexibel auf Kundenwünsche reagieren zu können. Eine detaillierte Fertigungsplanung
würde dem entgegenstehen, so dass nur eine grobe Fertigungsplanung zur Erfüllung dieser Forderung
genügen muss.
3.10. Arbeitsanweisungen
DIN EN ISO 3834-2; Abschnitt 10.2
Der Hersteller muss Arbeitsanweisungen vorbereiten und sicherstellen, dass diese in der Fertigung richtig
angewendet werden.
Dieses Element fordert, dass der Hersteller Arbeitsanweisungen erstellt, welche die angewendeten
Fertigungsprozesse sicherstellen. Grundsätzlich können die Arbeitsanweisungen allgemein gültig formuliert
werden, so dass in vielen Fällen nur der Auftrag auf der Arbeitsanweisung genannt werden muss. Dies spart
viel an bürokratischen Aufwand und erleichtert die tägliche Arbeit ungemein.
Für zerstörungsfreie Prüfungen gibt es Prüfanweisungen. Diese sollten z.B. für die VT und PT-
Prüfung erstellt werden. Auch hier gilt der Grundsatz, so allgemein gültig wie möglich formulieren,
dann muss in der Regel nur der betreffende Auftrag auf der Arbeitsanweisung genannt werden.
Die Fertigungsverfahren sind vor Beginn zu qualifizieren. Die Methode der Qualifizierung muss mit den
betreffenden Produktnormen oder mit den Festlegungen der Spezifikation übereinstimmen.
Dieses Element soll sicherstellen, dass die vorgegebenen Prozessabläufe zum gewünschten Ziel bzw. zur
gewünschten Qualität führen. Während für das Schweißen ein sehr ausgeklügeltes System von
Qualifizierungsregeln existiert, muss für die anderen Fertigungsprozesse in die “Trickkiste“ gegriffen werden.
Jeder Hersteller von mechanischen Verbindungsmittel, Korrosionsschutzmitteln und für zerstörungsfreie
Prüfung gewährleistet seine Produktqualität nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen. Hinzu kommen
nicht selten entsprechende Normen. Erstellt der Anwender nun seine Verfahrensanweisung und
Arbeitsanweisungen in Übereinstimmung mit den Angaben des Herstellers, so erhält man eine Qualifizierung
analog zur DIN EN ISO 15610 „Qualifizierung aufgrund des Einsatzes von geprüften Schweißzusätzen“.
Eine Qualifizierung der Fertigungsprozesse bezogen auf zerstörungsfreie Prüfung lässt sich nur über
Datenblätter der Hersteller von Prüfmittel (analog zur ISO 15610) herbeiführen.
Losprüfungen von Schweißzusätzen sind nur erforderlich, wenn sie festgelegt sind.
Alle Schweißzusätze müssen den Anforderungen von EN 13479 und der entsprechenden Europäischen
Norm genügen.
Eine Losprüfung der Grundwerkstoffe, Hilfsstoffe und Zusätze ist nur erforderlich, wenn Zweifel an den
mitgelieferten Bescheinigungen besteht und somit der Verdacht nahe liegt, dass die erforderliche Qualität
nicht erzielt werden kann. Bei Schweißzusätzen sollte ein Zulassungszertifikat die Eignung bestätigen. Liegt
dieses nicht vor, so muss der Verarbeiter den Beweis führen, dass der verwendete Schweißzusatz geeignet
ist (Verfahrensprüfung).
3.13.1 Losprüfung der Grundwerkstoffe, Hilfsstoffe und Zusätze bezogen auf Scheren-
Lochen-Formgeben
Die Eignung der Grundwerkstoffe zum Scheren-Lochen-Formgeben wird mittels Materialbescheini-
gung nach EN 10204 nachgewiesen.
3.13.2 Losprüfung der Grundwerkstoffe, Hilfsstoffe und Zusätze bezogen auf das
Schweißen
Für das Schweißen sind der Grundwerkstoff, der Schweißzusatz und das Schutzgas von
qualitätsrelevanter Bedeutung. Die Eignung zum Schweißen der Grundwerkstoffe wird mittels
Materialbescheinigung nach EN 10204 nachgewiesen. Der Schweißzusatz verfügt über ein
Zulassungszertifikat (i.d.R. von der DB AG). Das Zusammenwirken der Komponenten ist dem
Zulassungszertifikat zu entnehmen.
Prüfmittel für das Eindringverfahren (sowohl Farb- wie auch Magnetpulver) werden zugelassen und
erhalten eine vom MPA Hannover erstellte Musterprüfbescheinigung. Bestehen Bedenken über die
Verwendung der Prüfmittel, können diese entweder ausgetauscht oder mittels Kontrollkörper geprüft
werden.
3.13.4 Losprüfung der Grundwerkstoffe, Hilfsstoffe und Zusätze bezogen auf mechanische
Verbindungsmittel
Mechanische Verbindungsmittel erhalten ein Konformitätszertifikat oder eine europäische Zulassung
(EOTA) und können somit ohne weitere Prüfungen eingesetzt werden. Liegt dieser Nachweis nicht
vor, ist die Verwendbarkeit darzulegen.
Der Hersteller muss Verfahren für die Lagerung, Handhabung und Verwendung der Schweißzusätze erstellen
und einführen, um die Aufnahme von Feuchtigkeit, Oxidation, Beschädigung usw. zu vermeiden. Die
Verfahren müssen mit den Empfehlungen des Lieferanten übereinstimmen.
Konstruktionsmaterialien müssen nach den Empfehlungen des Produktherstellers gehandhabt und gelagert
werden. Konstruktionsmaterialien dürfen über das vom Hersteller angegebene Haltbarkeitsdatum hinaus nicht
mehr verwendet werden. Produkte, die auf eine Weise, die zu einer wesentlichen Verschlechterung der
Eigenschaften geführt haben können, behandelt oder gelagert oder zu lange gelagert wurden, müssen vor
ihrer Verwendung darauf geprüft werden, ob sie der betreffenden Produktnorm noch entsprechen.
Die Lagerung und Handhabung der Hilfsstoffe und Zusätze hat so zu erfolgen, dass keine schädlichen
Einflüsse und äußere Beschädigungen die Verwendbarkeit der Hilfsstoffe und Zusätze einschränkt.
3.14.1 Lagerung und Handhabung der Hilfsstoffe und Zusätze bezogen auf
Scheren-Lochen-Formgeben
Hilfsstoffe und Zusätze für die allgemeine Fertigung können Schneidöle, Bohremulsionen, Brenn- und
Schneidgase, etc. sein. Diese Stoffe sind entsprechend ihrer Relevance für den Grundwasserschutz
oder ihrer Explosionsgefahr zu lagern und zu Handhaben. Als typische Maßnahmen, werden
Gasflaschen gegen Umkippen gesichert und wassergefährdende Stoffe in bzw. auf Auffangwannen
gelagert.
3.14.2 Lagerung und Handhabung der Hilfsstoffe und Zusätze bezogen auf das Schweißen
Schweißzusätze, wie Drahtelektroden und Stabelektroden, sind nach den Vorgaben des Herstellers
zu lagern und zu handhaben. Hilfsstoffe, wie Schutzgase, sind sicher zu transportieren und gegen
Umfallen zu sichern.
3.14.3 Lagerung und Handhabung der Hilfsstoffe und Zusätze bezogen auf den
Korrosionsschutz
Gebinde von Farben und Lösemittel sind so zu lagern, dass eine äußere Beschädigung vermieden
wird. Nicht verbrauchte und angebrochene Gebinde sind mit dem Datum und der Restmenge zu
versehen und ggf. später ordnungsgemäß zu entsorgen.
3.14.4 Lagerung und Handhabung der Hilfsstoffe und Zusätze bezogen auf mechanische
Verbindungsmittel
Mechanische Verbindungsmittel sind trocken zu lagern, um Korrosion zu vermeiden.
Beschädigungen, z.B. an Klebkartuschen, sind zu vermeiden. Angebrochene Gebinde, wie z.B.
Verbundmörtel, sind innerhalb einer Frist zu verbrauchen oder danach ordnungsgemäß zu entsorgen.
Die Lagerung muss so erfolgen, dass die Werkstoffe eingeschlossen der vom Kunden beigestellten
Werkstoffe, nicht nachteilig beeinflusst werden. Die Kennzeichnung muss während der Lagerung erhalten
bleiben.
Konstruktionsmaterialien müssen nach den Empfehlungen des Produktherstellers gehandhabt und gelagert
werden.
Dieses Element stellt sicher, dass die verwendeten Grundwerkstoffe nicht schon im Vorfeld derart geschädigt
wurden, dass die Qualität des Produktes negativ beeinflusst wird.
Vor der zerstörungsfreien Prüfung, wie z.B. der Oberflächenrissprüfung, muss die Oberfläche der
Grundwerkstoffe oder Schweißnähte sauber und trocken sein. Hierzu muss die Konstruktion min. 12
Stunden in der Fertigungshalle gelagert werden oder aber der Temperaturunterschied zwischen dem
Grundwerkstoff und der Raumtemperatur muss < 2°C betragen. Die Bildung von Kondensat auf der
Bauteiloberfläche muss verhindert werden.
3.15. Nachbehandlung
DIN EN ISO 3834-2; Abschnitt 13
Der Hersteller ist voll verantwortlich für die Festlegungen und für die Durchführung etwaiger
Wärmenachbehandlungen. Das Verfahren muss auf Grundwerkstoff, Schweißverbindung, Bauteil usw.
abgestimmt sein und der Produktnorm und/oder den vorgeschriebenen Anforderungen entsprechen.
Ist eine Wärmenachbehandlung geschweißter Bauteile notwendig, muss nachgewiesen werden, dass die
eingesetzten Verfahren geeignet sind.
Zutreffende Überwachungen und Prüfungen sind zu geeigneten Zeitpunkten während des Herstellungspro-
zesses anzuordnen, um die Übereinstimmung mit den Anforderungen des Vertrages sicherzustellen. Lage
und Häufigkeit derartiger Überwachungen und/oder Prüfungen sind vom Vertrag und/oder von der
Produktionsform und von der Art des Bauteils unabhängig.
Die Kontrolle vor und während des Schweißens muss im Kontroll(Prüf-)plan enthalten sein und die
Anforderungen des maßgeblichen Teils von DIN EN ISO 3834 erfüllen.
Dieses Element stellt sicher, dass die vertraglichen und normativen Anforderungen an die Ausführung der
Bauteile erfüllt werden.
3.17.1 Überwachung und Prüfung bevor, während und nach den Fertigungsprozessen
bezogen auf Scheren-Lochen-Formgeben
Vor dem Scheren-Lochen-Formgeben sind die Materialeigenschaften anhand der Materialzeugnisse
zu prüfen. Falsches Material kann zu Schäden an Werkzeugen und Maschinen und ggf. sogar zur
Gefahr für die Mitarbeiter führen.
Während des Scheren-Lochen-Formgebens sind die Parameter, wie Materialtemperatur für das
Biegen oder Flammrichten zu prüfen. Abweichungen sind als „mangelnde Übereinstimmung“ zu
werten und die weitere Verwendung bzw. die Ertüchtigung mittel Protokoll zu dokumentieren.
Nach dem Scheren-Lochen-Formgeben sind, soweit erforderlich oder vertraglich vereinbart, die
Schnittgüten zu prüfen.
Während des Schweißens erfolgt eine Prüfung der Einhaltung wichtiger Parameter (z.B.
Zwischenlagentemperatur) und die sorgfältige Ausführung der Schweißnähte (z.B. Reinigung der
Lagen, Entfernen von Endkratern, etc.). In besonderen und seltenen Fällen kann eine
Zerstörungsfreie Prüfung, z.B. nach dem Schweißen einzelner Lagen, erforderlich werden.
Nach dem Schweißen erfolgt die Sichtprüfung der Schweißnähte. Insbesondere die Maß- und
Formhaltigkeit wird geprüft. Verzug infolge der Schweißspannungen wird geprüft und ggf. durch ein
nachträgliches Richten auf ein vertretbares Maß reduziert.
Vor dem Schweißen und vor der Durchführung der Zerstörungsfreien Prüfung sind Umfang und
Methode zu bestimmen. Grundsätzlich ist eine Sichtprüfung der Schweißnähte vorgesehen. Sofern
weitere zerstörungsfreie Prüfungen gefordert werden, sind diese Stellen in einer Skizze zu
bestimmen. Je nach vorgesehenem Prüfverfahren sind die Flächen vorzubereiten. Das kann von dem
Entfernen von Trennmitteln bis zum ebenen Beschleifen der Naht für die Ultraschallprüfung reichen.
Nach der Zerstörungsfreien Prüfung sind die verbliebenen Prüfmittel vollständig zu entfernen.
3.17.3 Überwachung und Prüfung bevor, während und nach den Fertigungsprozessen
bezogen auf den Korrosionsschutz
Vor dem Aufbringen von Korrosionsschutzstoffen erfolgt eine Sichtprüfung der Oberfläche auf
entsprechende Reinigung. Grundsätzlich erfolgt eine Oberflächenvorbereitung mittels Strahlen in
Reinheitsgrad SA2½. Nach dem Strahlen werden die Schweißnähte, Brennschnittkanten, Bohrlöcher,
etc. mit dem Vorbereitungsgrad P1 oder P2 auf das Aufbringen von Korrosionsschutzstoffen
vorbereitet. Trennmittelrückstände, Öle, etc. sind zu entfernen.
Während des Aufbringens sind die klimatischen Bedingungen möglichst konstant zu halten, um
Kondensatbildung auszuschließen. Staubbildung ist zu vermeiden. Die einzelnen Schichtdicken
werden mittels Nasskamm ermittelt bzw. eingestellt.
Nach dem Aufbringen von Korrosionsschutzstoffen erfolgt eine Messung der Schichtdicke bzw. der
Schichtdicken.
3.17.4 Überwachung und Prüfung bevor, während und nach den Fertigungsprozessen
bezogen auf mechanische Verbindungsmittel
Vor dem Setzen von Dübel oder HV-Schrauben erfolgt eine Begutachtung des Untergrundes.
Verschmutzungen, wie z.B. Bohrstaub, sind zu entfernen. Für HV-Schrauben ist zudem auf
Farbbeschichtungen zu achten und vor dem Setzen zu entfernen.
Während des Setzens von Dübeln oder HV-Schrauben sind insbesondere die Herstellerangaben z.B.
auf Aushärtezeiten zu beachten.
Nach dem Setzen von mechanischen Verbindungsmitteln ist das erforderliche Anziehmoment zu
prüfen. Das Prüfen sollte, sofern fertigungs- bzw. montagemäßig möglich, nach einer vorgesehenen
Zeit erfolgen, um Setzungsprozesse zu berücksichtigen.
Es sind Maßnahmen zur Überwachung von Einzelteilen oder Tätigkeiten, die den festgelegten Anforderungen
nicht entsprechen, vorzusehen, um eine unbeabsichtigte Akzeptanz zu verhindern. Wenn Reparaturen
und/oder Nachbesserungen durch den Hersteller vorgenommen werden, müssen Beschreibungen für
geeignete Verfahren an allen Arbeitsplätzen, an denen repariert oder nachgebessert wird, verfügbar sein.
Wenn Reparaturen ausgeführt werden, sind alle Einzelteile in Übereinstimmung mit den ursprünglichen
Anforderungen erneut zu prüfen. Außerdem sind Maßnahmen vorzusehen, die ein erneutes Auftreten von
mangelnder Übereinstimmung verhindern.
Der Hersteller muss schriftliche Festlegungen fixieren, die regeln, wie bei nichtkonformen Produkten zu
verfahren ist. Solche Fälle sind zu dokumentieren und die betreffenden Aufzeichnungen sind für die in der
WPK-Systembeschreibung angegebene Dauer aufzubewahren. Die Festlegungen müssen in
Übereinstimmung mit EN 1090-2 bzw. EN 1090-3 erfolgen.
Der Hersteller ist verantwortlich für eine geeignete Kalibrierung und Validierung der Mess-, Überwachungs-
und Prüfeinrichtungen. Alle Einrichtungen, die der Ermittlung der Qualität des Bauteils dienen, sind in
geeigneter Weise zu kontrollieren und in vorgeschriebenen Zeiträumen zu kalibrieren.
Wäge-, Mess- und sonstige Prüfeinrichtungen, die einen Einfluss auf die Konformität der Bauteile haben, sind
zu kalibrieren und regelmäßig nach den festgelegten Verfahren, Zeitabständen und Kriterien zu prüfen.
Kalibrierung: Maßprozess zur Feststellung und Dokumentation der Abweichungen eines Messgerätes.
Validierung: Ein Maß dafür, ob die bei der Messung erzeugten Daten, wie beabsichtigt, die zu messenden
Größen repräsentieren.
Für die zerstörungsfreie Prüfung mit Farbeindringmittel werden keine Messgeräte benutzt und
entsprechend ist eine Kalibrierung nicht möglich. Für die Magnetpulverprüfung ist die Kalibrierung der
Jochmagneten erforderlich. Ultraschall- oder Röntgengeräte müssen regelmäßig überprüft und
kalibriert werden.
Die Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit muss – falls gefordert – während des Fertigungsprozesses
aufrechterhalten bleiben. Die Dokumentationssysteme, die die Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit
schweißtechnischer Tätigkeiten sicherstellt, müssen – soweit gefordert – enthalten:
Zu allen Zeitpunkten der Fertigung muss jeder Bestandteil oder jede Verpackung gleichartiger Bestandteile
von Stahlbauteilen durch ein geeignetes System identifizierbar sein. Bei EXC 3 und EXC 4 müssen die
Prüfbescheinigungen den festgestellten Bauteilen zuzuordnen sein.
Halbzeuge und Bleche, werden i.d.R. auftragsbezogen bestellt. Während der Verarbeitung erfolgt
eine Kennzeichnung nur, wenn gleichartige Bauteile aus unterschiedlichen Stahlgüten gefertigt
werden oder aber innerbetrieblich zu besseren Zuordnung mit Auftrags- oder Stücklistenposition
gekennzeichnet werden.
Zerstörungsfreie Prüfungen werden auf den Prüfanweisungen und Prüfprotokollen mit Auftrags-/
Komm.-Nr. und Kennwort gekennzeichnet.
Dübel werden nach erfolgter Montage und aufgebrachten Drehmoment ebenfalls mit einem farblichen
Punkt gekennzeichnet.
3.21. Rückverfolgbarkeit
DIN EN ISO 3834-2; Abschnitt 17
Die Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit muss – falls gefordert – während des Fertigungsprozesses
aufrechterhalten bleiben. Die Dokumentationssysteme, die die Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit
schweißtechnischer Tätigkeiten sicherstellt, müssen – soweit gefordert – enthalten:
Bei EXC3 und EXC4 muss die Rückverfolgbarkeit für Konstruktionsmaterialien in allen Stadien von der
Lieferung bis zum Einbau in der Stahlkonstruktion gegeben sein.
Enthalten Konstruktionsmaterialien bei EXC2, EXC3 und EXC4 gleichzeitig Elemente verschiedener
Stahlsorten und/oder Gütegruppen, muss jedes Element so gekennzeichnet werden, dass die jeweilige Sorte
erkennbar ist.
3.22. Qualitätsaufzeichnungen
DIN EN ISO 3834-2; Abschnitt 18
Qualitätsberichte müssen – sofern nicht andere Anforderungen festgelegt sind – mindestens für einen
Zeitraum von 5 Jahren (Angabe steht so in ISO 3834, Regel ist 10 Jahre) aufbewahrt werden.
Der Hersteller muss ein System der werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) einrichten, dokumentieren und
aufrechterhalten, um sicherzustellen, dass die in Verkehr gebrachten Produkte die zu erklärenden
Leistungsmerkmale aufweisen.
Im Punkt „Qualitätsdokumentation“ gibt es zwischen dem harmonisierten Teil 1 und dem Teil 2 der DIN EN
1090 einen erheblichen Widerspruch. Nach Ansicht des Verfassers kann ein Hersteller der EXC1 nicht auf die
Dokumentation der WPK verzichten, da auch er die Leistungserklärung für sein Produkt abgeben muss. Eine
Dokumentation der WPK muss, wenn auch in einer stark reduzierten Form, für Produkte der EXC1 vorliegen.
Die Durchführung von zerstörungsfreien Prüfungen wird auf der Grundlage einer
Verfahrensbeschreibung durchgeführt. Die Durchführung erfolgt nach detaillierten Prüfanweisungen.
Die Prüfergebnisse werden in Protokollen dokumentiert. Die Ablage der Prüfprotokolle erfolgt
auftragsbezogen.
4.1 Deklarationsmethoden
Nach EN 1090-1 gibt es 4 Möglichkeiten, das Bauprodukt zu deklarieren. Deklaration bedeutet „Kundmachen“
oder „Offenbaren“. Im Kontext mit der CE- Kennzeichnung ist Deklaration also als Bekanntmachen der
Eigenschaften des Produktes zu verstehen. Nachfolgend erstellte Tabelle soll die 4 Möglichkeiten erläutern.
Verfahren 1 ist im Kapitel ZA.3.2 beschrieben. Danach fertigt ein Hersteller aufgrund einer eigenen
Bauteilspezifikation ein Bauteil, für das er dann die Konformitätserklärung abgibt. Der Kunde oder Käufer
muss dann selbst prüfen bzw. durch eine eigene statische Berechnung nachweisen, ob das Bauteil für seinen
Anwendungsfall geeignet ist. Beispiel hierfür wäre ein Fenstersturz. Der Kunde/Käufer muss anhand eigener
Berechnungen feststellen, ob der angebotene Fenstersturz ausreichend ist.
Im Verfahren 3b erfolgt die konstruktive Gestaltung durch den Auftraggeber bzw. durch den Hersteller. Die
statische Berechnung kann hierbei ebenfalls vom Auftraggeber beigestellt werden oder aber vom Hersteller
erstellt oder in Auftrag gegeben werden. Die Bauteilspezifikation erstellt der Hersteller. Die
Konformitätserklärung erfolgt entsprechend der Materialeigenschaften und der Bauteilspezifikation.
Verfahren 3a stellt den Fall dar, dass alle Details der Ausführung, einschließlich der Bauteilspezifikation vom
Auftraggeber kommen. Die Konformitätserklärung erfolgt mit Angabe der Materialeigenschaften nach den
Unterlagen des Auftraggebers. Dies stellt den klassischen Fall der Untervergabe einer Bauteilfertigung dar.
Bislang galten die Regelungen der DIN EN 1090-1, wonach ein Hersteller gemäß ZA.2.3 eine
Konformitätserklärung und nach ZA.3.1 eine separate CE-Kennzeichnung für ein Produkt zu erbringen hat.
Diese Regelung wird durch die Verordnung (EU) Nr. 305/2011 vom 09. März 2011 ersetzt, welche zum
01.07.2013 vollumfänglich in Kraft gesetzt wird. Im Artikel 4 heißt es:
„Ist ein Bauprodukt von einer harmonisierten Norm erfasst oder entspricht ein Bauprodukt einer europäischen
technischen Bewertung, die für dieses ausgestellt wurde, so erstellt der Hersteller eine Leistungserklärung
für das Produkt, wenn es in Verkehr gebracht wird.“
a) den Verweis auf den Produkttyp, für den die Leistungserklärung erstellt wurde;
(Anhang IV enthält eine Tabelle, wo dem Produktbereich „Metallbauprodukte und Zubehörteile“ der
Bereichscode 20 zugeordnet ist)
b) das System oder die Systeme zur Bewertung und Überprüfung der Leistungsbeständigkeit des
Bauproduktes gemäß Anhang V;
(Metallbauprodukte sind dem System 2+ zugeordnet, siehe auch 1.4)
c) die Fundstelle und das Erstellungsdatum der harmonisierten Norm oder der europäischen
technischen Bewertung, die zur Bewertung der einzelnen wesentlichen Merkmale verwendet wurde;
(DIN EN 1090-1:2012-02 [z.Zt. aktuelle Fassung])
d) soweit zutreffend, die Fundstelle der verwendeten spezifischen technischen Dokumentation und die
Anforderungen, die das Produkt nach Angaben des Herstellers erfüllt;
c) die Leistung von zumindest einem der wesentlichen Merkmale des Bauprodukts, die für den erklärten
Verwendungszweck beziehungsweise die erklärten Verwendungszwecke relevant sind;
d) soweit zutreffend, die Leistung des Bauproduktes nach Stufen oder Klassen oder in Beschreibung,
falls erforderlich, auf der Grundlage einer Berechnung in Bezug auf seine wesentlichen Merkmale, die
gemäß Artikel 3 Absatz 3 bestimmt wurden;
(Ausführungsklasse [EXC1 bis EXC4])
e) die Leistung derjenigen wesentlichen Merkmale des Bauproduktes, die sich auf den
Verwendungszweck oder die Verwendungszwecke beziehen, für den oder für die Bestimmungen dort
zu berücksichtigen sind, wo der Hersteller eine Bereitstellung des Produkts auf dem Markt
beabsichtigt;
f) für die aufgelisteten wesentlichen Merkmale, für die keine Leistung erklärt wird, die Buchstaben
„NPD“ (No Performance Determined/keine Leistung festgestellt)
g) wenn eine europäische technische Bewertung für das Produkt erstellt wurde, deren Leistung nach
Stufen oder Klassen oder einer Beschreibung des Bauprodukts in Bezug auf alle wesentlichen
Merkmale, die in der entsprechenden europäischen technischen Bewertung enthalten sind.
Die Leistungserklärung ist vom Hersteller mit Ort, Datum und Unterschrift zu versehen.
System 2+
Zertifikat Nr.: XXXX-CPR-YYYY
ZDH-ZERT GmbH, Ennemoserstraße 10, 53119 Bonn
Der Hersteller bestätigt auf der Grundlage des Zertifikates über die Werkseigene Produktionskontrolle
folgende Leistungsmerkmale in Bezug auf die Bauteilspezifikation:
In Deutschland wurde die DVS-Richtlinie 1711 nicht bauaufsichtlich eingeführt. Die in der Richtlinie
beschriebenen Inspektionsintervalle für bereits anerkannte Betriebe nach DIN 18800-7 und/oder DIN V 4113
dürfen nach Beschluss der europäischen Gruppe SG17 nicht angewendet werden.
Beträgt der vorgesehene Abstand zwischen den Inspektionen zwei oder drei Jahre, hat der Hersteller jedes
Jahr eine Erklärung abzugeben, dass keiner der folgenden Fälle eingetreten ist:
Dieser Leitfaden ist darum auch recht umfangreich geworden. Das Kapitel 3 mit der Umsetzung nimmt dabei
den größten Anteil ein. Wie bereits zu Beginn des Leitfadens erörtert, muss nicht jeder Hersteller alle
Prozesse darstellen. Es gilt ganz allgemein der Grundsatz: Der Hersteller muss nur die Prozesse
beschreiben, die er auch tatsächlich selbst ausführt. Alle Prozesse, die z.B. durch einen Unterlieferanten
ausgeführt werden, müssen als Untervergabe geregelt werden, Dies kann z.B. durch Verfahrensanweisungen
geschehen, in denen der Hersteller beschreibt, welche Anforderungen der Unterlieferant zu erfüllen hat. Die
Verfahrensanweisungen werden bei der Zertifizierung kritisch hinterfragt und müssen ggf. angepasst werden,
wenn z.B. wichtige normativen Hinweise fehlen sollten. Gleiches gilt selbstverständlich auch für die selbst
ausgeführten Prozesse. Ein weiterer wichtiger Grundsatz besagt, dass man nur beschreiben sollte, was auch
tatsächlich durchgeführt wird.
Das bedingt natürlich, dass der Hersteller sein Handbuch kennt. Jeder Verfasser von Muster- Handbüchern
sollte sich darüber bewusst sein, dass oftmals die Muster- Beschreibungen eins zu eins übernommen
werden, ohne dass der Hersteller wirklich verstanden hat, was der Autor damit gemeint hat. Dieser negative
Effekt liegt allen Muster- Handbüchern zugrunde. Noch gibt es keine Schadenfälle, wo ein solcher Umstand
zu Problemen geführt hat. Aber was nicht ist kann ja noch werden. Dieser Hinweis ist bitte als gutgemeinte
Warnung zu verstehen.
Die Umsetzung und die Einführung der DIN EN 1090 bleibt auch in den nächsten Jahren ein spannendes
Thema und, soviel kann man schon heute sagen, werden die Normen der DIN EN 1090-1 bis -3 und auch die
darin zitierten Normen einen ständigen Prozess der Veränderung und Anpassung beinhalten.