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Anker (Bauwesen)
Anker (Bauwesen)
Inhaltsverzeichnis Mauerwerksanker
Zur Verbindung der Ankerschiene mit dem zu verankernden Bauteil dient meist ein weiteres Flacheisen,
ein Bolzen, ein Stabeisen oder eine Gewindestange.
Traditionell wurden die Holzbalkendecken und der Dachstuhl eines
Gebäudes über Balkenanker bzw. Kopfanker mit dem
Mauerwerk verbunden, um dieses auszusteifen, wenn nicht
genügend stabilisierende Querwände vorhanden waren.
Zieranker Kreuzanker
Die Ankersplinte der an der Fassade sichtbaren Maueranker wurden an aufwändigen Bauten oft kunstvoll
zu Zierankern geschmiedet oder als Doppelsplint zu einem Kreuzanker ausgebildet. Gelegentlich
wurden sie als Zahlen und Buchstaben ausgeformt, die das Baujahr und den Bauherrn (mit seinen Initialen)
erkennen lassen oder sie wurden mit geschmiedeten Ornamenten oder Rosetten verziert.
Maueranker sind seit der Antike bekannt und wurden bis in das 20. Jahrhundert verwendet, um
beispielsweise das Abkippen einer Fassade vom Gebäude zu verhindern.
Heute können freistehende
Wände durch Ringanker oder ein Pfosten-Riegel-System aus Stahlbeton biegesteifer gestaltet werden, so
dass weniger Verbindungen zum Tragwerk des Gebäudes benötigt werden, als früher.
Giebelanker
Wenn eine Giebelwand nicht durch Querwände gegen Kippen gesichert wird, muss sie über Giebelanker
mit in der Kehlbalkenlage oder den Mittel- und Firstpfetten des Dachstuhls verbunden werden. Da die
Balkenlage parallel zum Giebel verläuft, sollte der Giebelanker zusätzlich zum Streichbalken mit
mindestens zwei weiteren Balken verbunden werden. Der Dachstuhl selber wird durch Kopfbänder oder
Windrispen in Längsrichtung ausgesteift.
Ringanker
Ein Ringanker ist ein ringförmig geschlossenes Bauteil aus Holz, Eisen
oder Stahlbeton, das ein Auseinanderfallen der umschlossenen Bauteile
verhindern soll. Ein Ringanker wird im Mauerwerksbau üblicherweise in
allen Außenmauern unterhalb der Deckenebene umlaufend ins Mauerwerk
eingelassen. Seine tatsächliche Form entspricht daher der Kontur des
Gebäudes und beschreibt nur bei Kuppelbauten tatsächlich einen
kreisrunden Ring. Speziell bei Kuppeln und Klostergewölben lässt sich der
in die Umfassungswände eingeleitete (Gewölbe-)Schub am einfachsten
durch einen Ringanker aufnehmen. Werden Ringanker aus einzelnen
Bauteilen zusammengesetzt, so müssen diese untereinander zugfest
verbunden werden.
Berühmtes Beispiel einer solchen Konstruktion ist die Kuppel des Doms von Florenz. Ebensolche eiserne
Ringanker finden sich aber bereits an der karolingischen Kuppel des Aachener Doms, wahrscheinlich aus
der Erbauungszeit (um 800). Die an den Chorpolygonen von gotischen Kirchen auftretenden Schubkräfte
des Gewölbes und des Dachstuhls können gleichfalls durch
Ringanker neutralisiert werden. Dies wird besonders dann nötig,
wenn die Mauern wie seit der Hochgotik üblich durch große
Glasflächen in ihrer Widerstandsfähigkeit geschwächt sind.
Beispiele finden sich an den Chören der Dome von Köln und
Aachen.[1] Schließlich sind auch bei Turmbauten die in große
Höhe aufstrebenden Mauern durch Ringanker zu sichern, schon bei
Bauten auf quadratischem Grundriss, besonders aber bei
Oktogontürmen mit spitzen Turmhelmen, die diagonale Kräfte
ausüben. Prominente Beispiele sind der Turm des Freiburger
Münsters mit mehreren Ringankerlagen und weitere ähnlich
konstruierte Beispiele (Turmhelme des Magdeburger Doms). Oft
werden Ringanker auch in der denkmalpflegerischen Bautätigkeit
zur Ertüchtigung des Baus nachträglich eingebracht oder bei der
Rekonstruktion historischer Steinkuppeln als zusätzliche Sicherheit
verbaut, so in der Dresdner Frauenkirche. Außerdem werden
Ringanker auch eingesetzt, um den Schub von Dachwerken Ringanker am karolingischen
abzufangen. Oktogon des Aachener Doms, der
nachträglich angebracht wurde, um
Bei konventionell gefertigten Häusern (Stein auf Stein) besteht der die Außenmauern gegen die
Ringanker aus Moniereisen, die zum Korrosionsschutz in Beton Schubkräfte der Kuppel zu sichern
eingegossen werden. Verwendung finden Ringanker zum Beispiel
am Kopf von Mauerwerkswänden, bei Bauten ab zwei Geschossen
und Wänden mit vielen großen Wandöffnungen sowie Längen von über 18 Metern, wenn die
Baugrundverhältnisse es erfordern. Auch hier stellen sie die Scheibenwirkung der Wand sicher, indem sie
im Mauerwerk ein Zugband ausbilden. Gängigerweise wird der Ringanker als geschlossenes Polygon
ausgeführt, d. h. umlaufend um das Gebäude, entweder im Deckenrand als Bewehrung in der
Deckenscheibe, oder z. B. als eingelegter Blechstreifen in Mauerwerkswänden, daher der Name „Ring“-
Anker. Die Funktion der Ringanker in Bauwerken ohne schubsteife Deckenscheiben (z. B. bei
Holzbalkendecken) kann auch von den Ringbalken übernommen werden, die dann dafür gesondert
bemessen werden müssen.
Litzenanker
Litzenanker kommen im Felsbau und in der Böschungssicherung zum Einsatz. Sie bestehen im
Allgemeinen aus einem Drahtseil mit sieben Litzen (Einzeladern) aus hochzugfestem Stahl. Sie werden in
ein Bohrloch eingeführt und mit Zementmörtel oder Kunstharz fixiert. Das äußere Ende wird am
Bohrlochmund mit Spannvorrichtungen gespannt und mit Keilen und Ankerplatten fixiert. Alternativ kann
ein Stabanker verwendet werden.
Spundwandanker
Spundwandanker finden bei der Verankerung von dauerhaften oder temporären (weniger als 2 Jahre)
Spundwandbauwerken ihre Anwendung. Bei Dauerankern ist der Korrosionsschutz von Bedeutung. Die
Anker können horizontal als Totmannanker mit einer Ankerwand oder geneigt als sogenannte
Verpressanker eingesetzt werden. Das Ankermaterial bei horizontal verankerten Bauwerken ist in der Regel
ein Rundstahl aus Baustahl (S355). Bei sogenannten Schrägverankerung (Verpresspfahl) kann alternativ
auch ein GEWI-Stahl zum Einsatz kommen.
Luftschichtanker
→ Hauptartikel: Luftschichtanker
Luftschichtanker dienen bei zweischaligen Außenmauern zur Verankerung der Vormauerschale und
bestehen heute in der Regel aus Edelstahl. Früher wurde auch verzinkter oder einfacher Stahl verwendet
oder einige Mauersteine wurden zur Überbrückung der Luftschicht quer vermauert.
Literatur
Otto Gruber: Anker (in der Architektur) (http://www.rdklabor.de/wiki/Anker_(B._In_der_Archite
ktur)). In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Band 1, Stuttgart 1935, Sp. 708–714.
Weblinks
Commons: Anker (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Wall_anchors?uselang=de) –
Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Der Baueranker (https://www.bauer.de/export/shared/documents/pdf/bst/print/905_025_1_A
nker.pdf)
Technisches Handbuch der Befestigungstechnik für Hoch- und Ingenieurbau (https://www.hil
ti.de/medias/sys_master/documents/h31/9188891197470/Technisches_Handbuch_der_Bef
estigungstechnik_DE_Technische_Information_ASSET_DOC_LOC_2584401.pdf)
Transportanker und -systeme von Betonfertigteilen (https://www.bgbau.de/fileadmin/Medien-
Objekte/Medien/DGUV-Regeln/101_001.pdf)
Bohranker (https://www.bbr-server.de/bauarchivddr/archiv/plarchiv/00777-1576/akten-und-m
appen-pdf/00777-1576-bohranker-teil-1.pdf)
Bauen mit Betonfertigteilen (https://www.betontage.de/content/user_upload/AW-Precast_Ele
ments-D.pdf)
Einzelnachweise
1. Maren Lüpnitz: Der mittelalterliche Ringanker in den Chorobergadenfenstern des Kölner
Domes. In: Kölner Domblatt 62.1997, S. 65–84. Dorothee Hugot: Die Erneuerung des
mittelalterlichen Ringankersystems der Chorhalle durch Dombaumeister Dr.-Ing. Leo Hugot
und die damit verbundene Öffnung der beiden mittelalterlichen Fenster. In: Berichte des
Karlsvereins zur Wiederherstellung des Aachener Doms, 1984, S. 1–22.
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