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Membranfiltration in der Milchverarbeitung - Fouling und mikrobiologische


Risiken

Article · October 2015

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5 authors, including:

Carolin Wedel Britta Büthe


University of Hohenheim ResearchGate
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Alina Sonne Jörg Hinrichs


University of Hohenheim University of Hohenheim
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Flavour release from foamed food systems View project

Yield, Composition and Processability of Dahlem Cashmere Goats' Milk View project

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filtration

Carolin Reich*, Britta Büthe*, Alina Sonne*, Mareike Wenning+ und Jörg Hinrichs*

Membranfiltration
in der Milchverarbeitung
h Fouling und mikrobiologische Risiken

Membrantrennverfahren wie Mikrofiltration (MF), Ultrafiltration Produktstrom parallel zur Filteroberfläche


(UF), Nanofiltration (NF), Umkehrosmose (UO) oder Elektro- gepumpt.

membranfiltration (EMF) können Stoffsysteme nach Partikel-


größe und/oder –ladung trennen. Grundsätzlich entscheidet Verminderte Permeation durch
die Größe der abzutrennenden Partikel über die Auswahl des Fouling
geeigneten Filtrationsprozesses. Neben den Vorteilen der Durch Ablagerungen und Ansammlungen
Membran­filtration können sich Probleme durch Ansatzbildung von Inhaltstoffen auf oder in Membranen
(Fouling) und teilweise dadurch bedingt mikrobiologische Risi- entsteht das sogenannte Fouling. Wird die
Filteranlage nur mit destilliertem Wasser be-
ken ergeben. trieben, so bleibt der Flux zeitlich konstant
(Abbildung 1). Der Flux (auch Permeation in

D
kg ⋅ s-1m-2) ist definiert als der Quotient aus
en größten Marktanteil der Filtrati- Membranfilter bestehen aus dünnen perme- Permeatmassenstrom und Filterfläche:
onstechniken machen Ultrafiltration ablen Polymer- oder Keramikschichten, die
(35  Prozent), Mikrofiltration (33  Prozent) auf einer Stützschicht aufgebracht sind. Im mp
sowie Nanofiltration und Umkehrosmose druckunterstützten Filtrationsprozess von J = 
(30  Prozent) aus; das Haupteinsatzgebiet ist flüssigen Lebensmitteln werden in Abhän- A
die Molkereibranche[1]. Die eingesetzten gigkeit von der Porengröße makromolekula-
re Bestandteile im Retentat zurückgehalten, Während einer Membranfiltration ohne Fou-
kleinere Moleküle passieren die Membran ling stellt sich nach anfänglichem Fluxabfall
und finden sich im Permeat. Die meisten ein Gleichgewicht zwischen Auf- und Abbau
* Universität Hohenheim, Fachgebiet Milchwissenschaft
und -technologie Membranprozesse für Flüssigkeiten werden der Deckschicht ein. Entsteht kein Gleichge-
+ Technische Universität München, Zentralinstitut für Er- in der Milchbe- und -verarbeitung als „Cross- wicht, wächst die Deckschicht, verdichtet
nährungs- und Lebensmittelforschung, Mikrobielle
Ökologie flow“-Prozesse betrieben; dabei wird der sich, oder Poren der Membran werden blo-
ckiert. Der Flux während der Filtration sinkt
(Phase 1)[2]. In Phase 2 sinkt der Flux weiter
Abbildung 1:
Schematische aufgrund von Fouling, Adsorption und wei-
Darstellung der terer Ablagerung, z. B. von Proteinen, an der
Veränderung des Membran. Phase 3 ist durch einen andauern-
Flux in Abhän- den, aber eher langsameren Fluxabfall ge-
gigkeit von der
kennzeichnet. Dabei verfestigt sich die Fou-
Zeit mit und ohne
Fouling lingschicht weiter und es kommt zur Ablage-
rung weiterer Partikel.
Das Deckschichtwachstum wird kontrolliert
durch die Wandschubspannung τW, die
durch die Überströmgeschwindigkeit indu-
ziert wird (Abbildung 2). Ziel ist ein Gleich-
gewicht zwischen der Ablagerung von In-
haltsstoffen und deren Abtransport. Um den
Massenstrom des Permeats zu erhöhen (sie-
he Gleichung in Abbildung 2), können die
Parameter Temperatur (Viskosität υp sinkt)

794 DMW · Die Milchwirtschaft 22/2015 (6. Jg.)


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und Transmembrandruckdifferenz (ΔpTM ) Abbildung 2: Einfluss des Membranfoulings ζF auf den Permeatmassenstrom m p
geändert werden. Eine erhöhte Temperatur
kann jedoch zu einem vermehrten Wachs-
tum von Mikroorganismen in der Deck-
schicht führen. Wird der Transmembran-
druck erhöht, kann dies zu einem Verdichten
der Foulingschicht führen[3].
Im Spezialfall der Fraktionierung von Pro­
tein­hydrolysaten, z. B. Gewinnen funktionel-
ler Peptide, bietet das Anlegen eines elektri-
schen Feldes eine weitere Möglichkeit, die
Trennselektivität der Membran zu verbes-
sern (Abbildung 3). Die Selektivität ϕ eines
Membrantrennprozesses kann nach der un-
tenstehenden Gleichung berechnet werden,
wobei x1 der Molenbruch des abzutrennen-
den Stoffes im Gemisch und xF der Molen-
bruch des abzutrennenden Stoffes im Filtrat
ist:

 x1 – xF
ϕ=
x1
Abbildung 3:
Bewegung eines
Durch das überlagerte elektrische Feld bei geladenen Par-
der Cross-flow Electro Membrane Filtration, tikels in einem
werden geladene Moleküle von der jeweils elektrischen
Feld während
entgegengesetzt geladenen Elektrode ange- der „Cross-flow
zogen. Die Wirkungsweise verdeutlicht Ab- Electro Membra-
bildung 4. ne Filtration“[8]
Gezeigt sind rasterkraftmikroskopische
(AFM) Aufnahmen einer sauberen Memb-
ran (oben) sowie einer Membran nach 240
min Querstromfil­tration mit dem Hydrolysat
einer Caseinlösung, bei der eine Fouling-
schichtbelegung von 3,6 ± 0,3 g m-2 ermittelt
wurde (rechts unten). Wirkt während der

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DMW · Die Milchwirtschaft 22/2015 (6. Jg.) 795


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Stockholm unterstützt
Milchbauern
Schweden hat mehrere Hebel in Bewegung Abbildung 4: Rasterkraftmikroskopische Aufnahmen von Oberflächen a) einer
gesetzt, um seine Milchbauern in der gegen- sauberen Membran, b) einer Membran nach 240 min Querstromfiltration und c)
wärtigen angespannten Situation zu unter- einer Membran nach 240 min (5 kDa Polyetherulfon‑UF‑Membran, elektrische
stützen. Wie die dortige Landwirtschaftsbe- Feldstärke = 2333 Vm-1 [8]).
hörde Jordbruksverket vergangene Woche
mitteilte, sind insgesamt Zahlungen von
150 Mio skr (16 Mio €) für die Milcherzeu-
ger vorgesehen.
Die erste Rate in Höhe von 96  Mio skr
(10 Mio €) ist bereits für Anfang Dezember
geplant. Dabei handelt es sich zu 80 Prozent
um EU-Gelder; der Rest kommt aus dem
nationalen Haushalt. Eine zweite Rate wird
es im Frühjahr 2016 geben. Die Beihilfen
finden ihren Weg zu den Milchbauern über
die Molkereien; das heißt, die Milchbauern
müssen die Fördergelder nicht selbst bean-
tragen. Grundlage ist die tatsächlich produ-
zierte Milchmenge im Milchwirtschaftsjahr
2014/15. Es gibt fünf Öre (0,5 Cent) pro Ki-
logramm Milch, was in etwa 430 skr (46 €)
bis 440 skr (47 €) pro Kuh entspricht. Jord-
bruksverket forderte Betriebsneueinsteiger,
die im betreffenden Zeitraum noch nicht
selbst produzierten, dazu auf, schnellstmög-
lich Kontakt zum Landwirtschaftsministeri-
um aufzunehmen, um das Prozedere für sie
abzuklären.
Ein einfacher Übertrag der Daten des Vor-
gängers scheint nicht möglich gewesen zu
sein. Mitte Oktober wurde zudem mit einer gleichen Filtrationszeit ein überlagertes elek- eine Charakterisierung von Membranen
Auszahlung von Geldern aus den Agrarum- trisches Feld (E = 2333 V m-1) ergab sich eine oder die Optimierung von Membrantrenn-
weltprogrammen in der Höhe von insge- Belegung mit 2,0 ± 0,1 g m-2. Nicht nur der prozessen hinsichtlich Retention (Rückhal-
samt 443  Mio  skr (47  Mio  €) begonnen. Flux, auch die Selektivität des Filtrationspro- tung) gewünschter Inhaltsstoffe. Der Zusam-
Weitere Mittel aus diesen Programmen soll zesses wurde verbessert, denn die bioaktiven menhang der Retention für eine Substanz i
es im Dezember geben. Die Fördergelder für Peptide wurden zusätzlich aufgrund ihrer ist in Gleichung 3 gegeben mit der Konzen­
den Ökolandbau und die Umstellung darauf
Ladung fraktioniert[4]. tration des Permeats (cPi) und des Retentats
konnten dagegen nicht vorgezogen werden;
sie wurden für Anfang nächsten Jahres an- (cRi).
gekündigt.  (AgE) y
Charakterisierung von Fouling  c
σi = 1 – Pi
   cRi
Die Zusammensetzung und der Aufbau der
Müller-Milch übernimmt Foulingschicht können wertvolle Informati-
britischen Konkurrenten onen liefern, um einen Filtrationsprozess zu Gleichzeitig erlaubt die Kenntnis der am
Die Unternehmensgruppe Theo Müller verbessern. In der Literatur finden sich zahl- Fouling beteiligten Inhaltsstoffe oder Kom-
übernimmt das Frischmilchgeschäft der bri- reiche analytische Methoden. Grundsätzlich ponenten eine Optimierung von Prozesspa-
tischen Molkerei Dairy Crest. Für rund 100 lassen sich die analytischen Methoden in die rametern.
Millionen € gehen vier große Molkereien, Kategorien „in situ“, wie z. B. Messung der Wird zum Beispiel das Fraktionieren von
über 70 Vertriebsdepots und eine Milchge- Abnahme des Massenstroms an Permeat bei Milchproteinen mittels Mikrofiltration II
tränk-Marke in den Besitz des britischen konstantem Membrandruck, Kernspinreso- oder das Konzentrieren von Molkenprotei-
Tochterunternehmens von Müller über. nanz (NMR)[5], direkte Beobachtung der nen mittels Ultrafiltration betrachtet, so soll-
Dairy Crest will sich auf die Käseherstellung Membran[6], Ultraschall-Zeitbereichsreflek- te die Filtration nicht bei einem pH-Wert in
konzentrieren. Müller erwartet dadurch
tometrie[7] und „ex situ“, wie z. B. konfokale der Nähe des isoelektrischen Punkts (IEP)
Kosteneinsparungen.
Die britische Kartellbehörde CMA habe der Mikroskopie[8], Rasterkraftmikroskopie der Proteine durchgeführt werden. Denn am
Übernahme des Geschäfts für Trinkmilch, (AFM)[4] einteilen. Ergänzt werden können IEP ist die Nettoladung der Proteine ausge-
Sahne, Milchdrinks und Butter zugestimmt. diese summativen Methoden durch die Ana- glichen, sodass die hydrophoben Bereiche
Auflage dafür war, dass Müller eine be- lyse einzelner Komponenten in der Zusam- der Proteine miteinander (Aggregation) und
stimmte Menge Frischmilch für den Frisch- mensetzung der Foulingschicht bzw. des Per- mit der Membranoberfläche (Anhaftung)
milchverarbeiter Medina Dairy weiter­ meats, wie z. B. Protein- oder Peptidzusam- wechselwirken. Letzterer Effekt wird durch
verarbeitet. Damit soll der Wettbewerb in mensetzung mittels analytischer „Reverse Verwendung hydrophober Membranen[9]
Teilen Großbritanniens sichergestellt wer- Phase High Performance Liquid Chromato- und dem Aufbringen superhydrophober Be-
den.  (topagrar.com) y
graphy“ (RP-HPLC). Diese Daten erlauben schichtungen verstärkt[10].

796 DMW · Die Milchwirtschaft 22/2015 (6. Jg.)


filtration

Mikrobiologische Risiken durch Foulingschicht. Während der Standzeit der rotolerante Mikroorganismen, wie Pseudo-
Membranfiltration Anlage kann es dann unter optimalen Bedin- monas sp. vermehren, die sehr hitzestabile
gungen zu einem exponentiellen Wachstum Peptidasen bilden[11],[12].
Grundsätzlich lässt sich Fouling bei Mem­ kommen. Die Keimzahl Nt zum Zeitpunkt t Diese können, z. B. eingetragen über ein
branfiltrationsprozessen von Milchproduk- berechnet sich aus der Ausgangskeimzahl N0 ultrafiltriertes Molkenkonzentrat zu einer
­
ten nicht vollständig vermeiden. Deshalb und der Wachstumsrate µ. Milch, trotz Erhitzung zu strukturellen und
wird angestrebt, die unerwünschten Ablage- sensorischen Fehlern in daraus hergestellten
rungen auf ein Minimum zu reduzieren. Nt =  N0 · exp(µt) Produkten führen. Ebenso stellen erhöhte
Dazu werden im Wesentlichen drei Strategi- Filtrationstemperaturen von ≥  50 °C eine
en genutzt: ökologische Nische für (sporenbildende)
• Auslegen der Anlage optimiert auf die Dies kann nach einer gewissen Standzeit zu thermophile Bakterien dar. Temperaturen
Produkteigenschaft einer erhöhten mikrobiologischen Kontami- von 55 °C fördern mitunter die Vermehrung
• Anpassen der Prozessparameter nation des Retentats, aber auch des Permeats von Bakterien, die hitzeresistente bakterielle
• Zwischenschalten von Reinigungsschrit- führen. Denn Mikroorganismen können Endosporen bilden. Prinzipiell bietet eine
ten in regelmäßigen Abständen auch durch Poren wachsen, die geringer als Foulingschicht auf der Membran ideale
Membranfouling hat nicht nur eine Verrin- ihr Durchmesser sind. Wachstumsbedingungen für Mikroorganis-
gerung des Flux und der Membranselektivi- Darüber hinaus können durch Mikroorga- men, denn die Foulingschicht wird über-
tät zur Folge, sondern die Foulingschicht nismen gebildete Enzyme ins Permeat über- und durchströmt, sodass die Nährstoffver-
stellt mit ihren spezifischen Prozessbedin- gehen, sodass dies trotz Keimfreiheit mit mi- sorgung optimal ist und störende Metaboli-
gungen eine ökologische Nische für Mikro- krobiellen Enzymen belastet sein kann. Ak- ten abtransportiert werden. In der Biotech-
organismen dar. Wird ein Mikroorganismus tuell wird üblicherweise bei Temperaturen nologie nutzt man diese günstigen Bedin-
mit dem zu filtrierenden Produkt in den Ap- von 5 bis 10 °C oder 50 bis 55 °C filtriert, um gungen in Mem­branreaktoren[12].
parat eingetragen, sind die Milieubedingun- außerhalb des optimalen Wachstumsbe- In den letzten Jahren fand das Vorkommen
gen für die Vermehrung geeignet und kann reichs der großen Gruppe mesophiler Mi­ thermophiler Sporenbildner in Milch- und
dieser die Inhaltsstoffe des Produkts verwer- kroorganismen zu arbeiten. Bei Temperatu- Molkenpulver mehr Aufmerksamkeit und
ten, kommt es zu einer Vermehrung in der ren von 5 bis 10 °C können sich aber psych- Forschung wurde initiiert[13, 14], um daraus

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DMW · Die Milchwirtschaft 22/2015 (6. Jg.) 797


filtration

Abbildung 5: Vereinfachtes Fließschema zur Herstellung von Milchproteinkonzen- Strategien zu deren Minimierung zu erarbei-
tratpulver ten. Die klassischen Kontaminanten thermo-
philer Sporenbildner in Milch– und Molken-
pulver, wie die Gattungen Geobacillus oder
Anoxybacillus, besitzen häufig zusätzlich die
Fähigkeit zur Biofilmbildung[15]. Ausgelöst
durch Zell-Biofilm- sowie durch Zell-Zell-
Wechselwirkungen können sich Bakterien
anheften, sich vermehren und extrazelluläre
polymere Substanzen (EPS) bilden, wie z. B.
Heteropolysaccharide, Lipoproteine und
Glykoproteine[16]. Neben einer Kontaminati-
on der Endprodukte kann die Membranse-
lektivität verändert oder sogar die Membran
beschädigt werden.
Prinzipiell können, wie anhand des Beispiels
für Milchkonzentratpulver (Abbildung 5)
dargestellt, in der Membranfiltration und
Eindampfung Temperaturen auftreten, in de-
nen sich eine ökologische Nische für die Ver-
mehrung von Bakterien thermophiler Spo-
renbildner findet. Die vegetativen Bakterien
sporulieren z.  T. und werden retentatseitig
oder in der nachfolgenden Eindampfung
weiter angereichert und gelangen damit in
konzentrierter Form ins Endprodukt. Mit

Milchquote 2014/15 von zwölf Mitgliedstaaten überschritten


Im letzten Milchquotenjahr 2014/15 ist in insgesamt zwölf EU-Mitglied- „Dieses Geld stammt von unseren Milchbauern und deckt die entstande-
staaten die jeweils zulässige Produktionsmenge überschritten worden. nen Einkommensausfälle nach dem Erlass des russischen Importembar-
Das gab die Europäische Kommission am 21. Oktober bekannt. Deutsch- gos nur in geringem Umfang ab“, erklärte der DBV-Präsident. Er rief die
land führt die Liste mit einem Überschuss von 1,11 Mio t Molkereimilch Bundesregierung auf, die europäischen Hilfsmittel durch nationale Maß-
an. Es folgen Polen mit 0,58 Mio t, die Niederlande mit 0,49 Mio t, Irland nahmen zu begleiten. Berlin habe bereits die von der EU-Kommission ge-
mit 0,26 Mio t und Österreich mit 0,16 Mio t. Weitere betroffene Länder botene Möglichkeit der Ratenzahlung der Superabgabe ungenutzt gelas-
sind Belgien, Dänemark, Estland, Italien, Luxemburg, Spanien und Zy- sen. Deshalb sollte das europäische Hilfspaket durch ergänzende nationa-
pern. Zusammen belaufen sich die Quotenüberschreitungen, die nicht mit le Maßnahmen flankiert werden, verlangte Folgart. Diese Forderung sei
Unterlieferungen in anderen Staaten verrechnet werden können, auf insbesondere deshalb wichtig, da eine nationale Kofinanzierung des EU-
2,94 Mio t. Dadurch wird eine Superabgabe von insgesamt 817,7 Mio € be- Hilfspakets in Deutschland nicht vorgesehen sei. Das führe zu Wettbe-
zogen auf die Molkereianlieferungen fällig. Die Kommission bestätigte, werbsverzerrungen zu Lasten der deutschen Tierhalter innerhalb der EU.
dass dabei 309,0 Mio € auf deutsche Betriebe entfallen. Diese Zahl war be- Unterdessen zeigen sich am europäischen Milchmarkt weiter leichte Er-
reits im Juli von der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung GmbH holungszeichen.
(ZMB) genannt worden. Erzeuger in den Niederlanden und Belgien über- Wie aus aktuellen Daten der EU-Preisbeobachtungsstelle für den Milch-
schritten auch ihre Quote für die Direktvermarktung; dafür wird in diesen markt hervorgeht, entwickelten sich die Preise aller wichtigen Milchpro-
beiden Ländern eine zusätzliche Strafzahlung von zusammen 0,7 Mio € dukte in der Woche zum 18. Oktober positiv. So verteuerte sich Mager-
angesetzt. Ein Teil der Superabgabe wird an die EU-Landwirtschaft in milchpulver im Durchschnitt um 1,6 Prozent auf 183 €/100 kg und Butter
Form unterschiedlicher Beihilfen aufgrund der schwierigen Lage auf ver- um 0,9 Prozent auf 300 €/100 kg. Gleichzeitig stieg der Preis für Cheddar
schiedenen Märkten zurückfließen. Die EU-Kommission hat für den Ag- auf 301 €/100 kg, für Gouda auf 254 €/100 kg und für Molkenpulver auf
rarbereich im EU-Haushalt 2016 insgesamt 698 Mio € zusätzlich einge- 65 €/100 kg; das entsprach einem Plus von jeweils 0,8 Prozent. Vollmilch-
plant. Diese Summe verteilt sich auf das im September vorgestellte Hilfs- pulver und Edamer wurden im Durchschnitt für 239  €/100  kg bezie-
paket von 500 Mio €, das insbesondere auf die Milchvieh- und Schweine- hungsweise 248  €/100  kg gehandelt, was einen Aufschlag von jeweils
halter abzielt, sowie auf die bereits im August angekündigten rund 0,5 Prozent im Vergleich zur Vorwoche bedeutete. Emmentaler verteuerte
200 Mio € für Marktrücknahmen im Obst- und Gemüsebereich. sich bei einem mittleren Preis von 393 €/100 kg um 0,2 Prozent. Die At-
Der für den Milchmarkt zuständige Vizepräsident des Deutschen Bauern- traktivität der Milchmarktinstrumente hat derweil nachgelassen. Eben-
verbandes (DBV), Udo Folgart , sieht sich durch die Veröffentlichung der falls in der Woche zum 18. Oktober wurde die Beihilfe zur privaten Lager-
Statistik in seiner Ansicht bestätigt, dass die Landwirte durch eine Regu- haltung EU-weit für nur noch 970 t Magermilchpulver und 626 t Butter
lierung von Produktionsmengen „finanziell enorm“ belastet werden. nachgefragt. In die Intervention wurden lediglich 417 t Trockenmilch ver-
„Diese Zahlen verdeutlichen, wie sehr eine Mengenregulierung die Wett- bracht. Aus Deutschland trafen in allen drei Fällen überhaupt keine An-
bewerbsfähigkeit von Landwirten gefährdet“, so Folgart. Ferner zeige sich fragen mehr ein. Allerdings wurde in der vergangenen Woche erstmals die
nun, dass mit dem jüngst beschlossenen Hilfspaket in Höhe von 500 Mio € neue Beihilfe für eine besonders lange Lagerung von Milchpulver bis
andere Politikfelder des europäischen Haushalts nicht belastet würden. 365 Tagen gewährt.  (AgE) y

798 DMW · Die Milchwirtschaft 22/2015 (6. Jg.)


filtration

der Hocherhitzung des Konzentrats würden 3. Kulozik, U., Novel approaches for the separation of Scherer S., Wenning M., , Biodiversity of refrigera-
dairy components and manufacture of dairy ingre- ted raw milk microbiota and their enzymatic spoila-
zwar die vegetativen thermophilen Bakterien dients, in Dairy-derived ingredients. 2009. p. 1-23. ge potential. Int J Food Microbiol, 2015. 211: p.
inaktiviert, aber nicht die gebildeten Endo- 57-65.
4. Pope J.M., Yao S., Fane A.G., Quantitative measu-
sporen, die eine erhöhte thermische Resis- rements of the concentration polarization layer 12. Baur C., Krewinkel M., Kutzlia I., Kranz B., von Neu-
thickness in membrane filtration of oil-water emul- beck M., Huptas C., Wenning M., Scherer S., Stoe-
tenz besitzen[17, 18]. Eine vorgeschaltete Mi­ sions using NMR micro-imaging J Membr Sci, ckel M., Hinrichs J., Stressler T., Fischer L., Isolati-
krofiltration oder Baktofugation erlaubt, den 1996(118): p. 247-257. on and characterisation of a heat-resistant pepti-
5. Li, H., Fane, A. G., Coster, H. G. L., Vigneswaran, S., dase from Pseudomonas panacis withstanding
Ausgangssporen- und Bakteriengehalt zu re- general UHT processes. Int Dairy J, 2015. 49: p.
Direct observation of particle deposition on the
duzieren, sodass das Risiko eines Wachstums membrane surface during crossflow microfiltration. 46-55.

von Mikroorganismen in den potenziell vor- J Membr Sci, 1998. 149(1): p. 83-97. 13. Scott, S. A., Brooks J. D., Rakonjac J., Walker K. M.
6. Peterson R.A., Greenberg A.R., Bond L.J., Krantz R., Flint S. H., The formation of thermophilic spores
handenen Nischen nachfolgender Prozess- W.B., Use of ultrasonic TDR for real-time non-inva- during the manufacture of whole milk powder. Int J
schritte minimiert wird. In Bezug auf ther- sive measurement of compressive strain during Dairy Technol, 2007. 60(2): p. 109-117.
mophile Sporenbildner ist jedoch noch nicht membrane compaction. Desalination, 1998(116): 14. Yuan D., Liu G.-C., Ren D.-Y., Zhang D., Zhao L., Kan
p. 115-122. C.-P., Yang Y.-Z., Ma W., Li Y., Zhang L.-B., A survey
bekannt, ob und wie stark durch die Mikro- 7. Chen M., Lee D., Yang Z., Peng X.F., Lai J.Y., Fluore- on occurrence of thermophilic bacilli in commercial
filtration I bzw. Baktofugation das Risiko cent Staining for Study of Extracellular Polymeric milk powders in China. Food Control, 2012. 25(2):
Substances in Membrane Biofouling Layers. Envi- p. 752-757.
thermophiler Sporenbildner im Endprodukt ron Sci Technol, 2006. 21(40): p. 6642-6646. 15. 
Burgess S.A., Brooks J.D., Rakonjac J., Walker
minimiert werden kann. Unter anderem 8. Holder, A., Weik. J., Hinrichs, J, A study of fouling K.M., Flint S.H., The formation of spores in biofilms
wird diesen Fragen in einem vom MIV (Mil- during long-term fractionation of functional pepti- of Anoxybacillus flavithermus. J Appl Microbiol,
des by means of cross-flow ultrafiltration and 2009(107): p. 1012-1018.
chindustrie-Verband) unterstützten For- cross-flow electro membrane filtration. J Memb Sci, 16. Cui Z., Wan Y., Biofouling in membrane separation
schungsprojekt (AiF 18356 N) der Universi- 2013(446): p. 440-448. systems, in Surfaces and Interfaces for Biomateri-
tät Hohenheim und der Technischen Univer- 9. Shi X., Talb G., Hankinsa N.P., Gitis V., Fouling and als. 2005. p. 493-542.
cleaning of ultrafiltration membranes: A review. J
sität München nachgegangen. Systematisch Water Process Engineer, 2014. 1: p. 121-138.
17. Witthuhn M., Lücking G., Atamer Z., Ehling-Schulz
M., Hinrichs J. , Thermal resistance of aerobic spo-
werden die Einflussfaktoren der Sporulation 10. Privett B.J., Youn J., Hong S.A., Lee J., Han J., Shin re formers isolated from food products. Int J Dairy
erforscht, um Prozesse besser gestalten zu J.H., Schoenfisch M.H., Antibacterial Fluorinated Technol, 2011. 64(4): p. 486-493.
Silica Colloid Superhydrophobic Surfaces. J Am
können. So ist z. B. unklar, an welchen Stellen Chem, 2011. 15(27): p. 9597-9601.
18. Stoeckel M., Abduh S., Atamer Z., Hinrichs J. , Inac-
tivation of Bacillus spores in batch vs continuous
und mit welcher Rate sich thermophile Spo- 11. von Neubeck M., Baur C., Krewinkel M., Stoeckel heating systems at sterilisation temperatures. Int J
renbildner im Prozess vermehren und war- M., Kranz B., Stressler T., Fischer L., Hinrichs J., Dairy Technol, 2014. 67(3): p. 334-341.
um sie unter guten Wachstumsbedingungen
sporulieren. Im Fokus des Projekts liegen
erstens die Entwicklung einer Quantifizie-
rungsmethode für vegetative thermophile
Zellen und Sporen in Zwischen- und End-
produkten der Pulverherstellung, zweitens
die Lokalisierung von Wachstum und Sporu-
lation im Prozess, drittens die Untersuchung
von prozessassoziierten Einflussfaktoren auf
Wachstum und Sporulation. Mit diesen Er- IE uNS!
kenntnissen sollen technologische Strategien BESuCHEN S
015
und Maßnahmen zur Minimierung vegetati- BrauBeviale 2 134
Halle 4, S ta n d
ver thermophiler Zellen und Sporen in der
Milch- und Molkenpulverproduktion abge-
leitet werden.

Danksagung
Das IGF-Vorhaben (AiF 18356 N) der For- INNOWATECH
schungsvereinigung Forschungskreis der Er-
nährungsindustrie e.V. (FEI) wurde über die
AiF im Rahmen des Programms zur Förde-
Hygienekonzepte
rung der industriellen Gemeinschaftsfor-
schung (IGF) vom Bundesministerium für Schützen Brüdenwasser
Wirtschaft und Energie aufgrund eines Be-
schlusses des Deutschen Bundestages geför-
vor Verkeimung und Biofilmen
dert.

Literatur
1. Lipnizki, F, Cross-flow membrane applications in Beratung und Referenzen:
the food industry, in Membrane Technology. 2010. INNOWATECH GmbH, 72186 Empfingen
p. 1-24. Tel. +49 (0) 7485 / 97 87 47- 0, info@innowatech.de
2. Defrise D., Gekas V., Microfiltration and the prob- www.innowatech.de
lem of microbial adhesion. Process Biochemistry,
1988. 23: p. 105-115.

INN DMW_250815_MH_Sondergröße.indd 1 25.08.15 17:46

DMW · Die Milchwirtschaft 22/2015 (6. Jg.) 799


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