Sie sind auf Seite 1von 3

Trägheitsmomente

Bei einer geradlinigen Bewegung hängt die Änderung des Bewegungszu-


standes eines Körpers von der wirkenden Kraft und von der Masse des Kör-
pers ab. Die analogen Größen bei der Rotation sind das Drehmoment und das
Trägheitsmoment.

Das Trägheitsmoment gibt an, wie träge ein drehbar gelagerter Körper ge-
genüber der Änderung seines Bewegungszustandes ist.

Formelzeichen: J
Einheit: ein Kilogramm mal Quadratmeter (1 kg · m2)
Bild 1
Berechnung von Trägheitsmomenten
Das Trägheitsmoment eines beliebigen Körpers ist von seiner Masse und der
Masseverteilung bezüglich der Drehachse abhängig (Bild 1). Wir betrachten
nachfolgend nur die Trägheitsmomente von Körpern, bei denen die Dreh-
achse durch den Schwerpunkt (Massemittelpunkt) verläuft. Allgemein gilt für
das Trägheitsmoment eines beliebigen Körpers:

Bild 2

Trägheitsmoment eines Massepunktes


Einem um eine Achse umlaufenden Massepunkt kann ebenfalls ein Trägheits-
moment zugeordnet werden (Bild 3). Wendet man Gleichung (1) darauf an, Bild 3
so ergibt sich:

Für einen dünnen Kreisring kommt man zum gleichen Ergebnis.

Trägheitsmoment eines dünnen Hohlzylinders um die Längsachse


Ein Hohlzylinder der Gesamtmasse m rotiere um seine Längsachse. Ist die
Zylinderwand im Vergleich zum Radius r sehr dünn, so trägt jedes kleine
Masseelement
mi mit Ji = mi · r2
zum gesamten Trägheitsmoment J bei. Dieses ergibt sich dann durch Sum-
mation:

Bild 4

Trägheitsmoment eines Vollzylinders um die Längsachse


Im Falle eines Vollzylinders ist keine einfache Summation möglich, sondern
das Trägheitsmoment erhält man durch Integration. Die Herangehensweise
ist dabei in allen Fällen ähnlich:
Ausgangspunkt ist die allgemeine Gleichung:

Nun überlegt man sich, wie man am günstigsten das Masseelement dm aus-
drücken kann. Ein solches Masseelement wäre z.B. die Masse eines dünnen
Kreisringes (in der Skizze rot gezeichnet) mit
dem Umfang 2  · r, der Dicke dr und der Länge I.
Bild 5

© PAETEC Gesellschaft für Bildung und Technik mbH Berlin. Alle Rechte vorbehalten. ISBN 3-89818-311-4. Internet: www.paetec.de
Nachschlagewerke im Internet: www.schuelerlexikon.de
Seine Masse ergibt sich als Produkt aus der Dichte des Stoffes und dem Volumen. Also würde man für das
Masseelement erhalten:
dm = p · dV
dm = p · 2  · r · dr · I

Setzt man das in die Gleichung für das Trägheitsmoment ein, so erhält man:

Hauptträgheitsachsen und Hauptträgheitsmomente


Bei den durch den Schwerpunkt eines Körpers verlaufenden Drehachsen be-
zeichnet man die in den drei Raumrichtungen x, y und z verlaufenden Achsen Bild 6
als Hauptträgheitsachsen, die betreffenden Trägheitsmo-
mente als Hauptträgheitsmomente . Dabei hat stets eines
dieser drei Trägheitsmomente den größten und eines den
kleinsten Wert (Ausnahme: die Kugel). Das spielt nicht nur
für die Masseanordnung bei Wellen oder Schwungrädern
eine Rolle, sondern muss auch bei Kreiseln und ihren An-
wendungen beachtet werden.

In Bild 7 ist ein Überblick über die Trägheitsmomente


unterschiedlicher Körper gegeben. Genannt sind häufig
auftretende Fälle. Dabei ist immer zu beachten, dass sich
ein bestimmtes Trägheitsmoment immer nur auf eine be-
stimmte Drehachse bezieht und dass sich mit dem Wechsel
der Drehachse auch das Trägheitsmoment ändert.
Bild 7
Der Satz von STEINER
Alle bisherigen Betrachtungen bezogen sich auf Drehachsen, die durch den
Schwerpunkt des betreffenden Körpers verlaufen. Es sind natürlich auch an-
dere Drehachsen möglich. Bild 8 zeigt dafür ein Beispiel: Dort verläuft eine
Drehachse durch den Punkt A. In diesem Fall kann das Trägheitsmoment nach
dem Satz von STEINER berechnet werden. Dieses nach dem schweizer Mathe-
matiker JAKOB STEINER (1796–1863) benannte Gesetz lautet:

Bild 8

Experimentelle Bestimmung von Trägheitsmomenten


Für die experimentelle Bestimmung von Trägheitsmomen-
ten gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Nachfolgend
sind zwei dieser Möglichkeiten dargestellt.

Nutzung von Drehschwingungen: Man kann dabei einen


Körper an einem Torsionsdraht aufhängen oder auf ei-
nem drehbaren, mit einer Spiralfeder verbundenen Tisch
lagern (Bild 9a). Für die Schwingungsdauer eines solchen
Drehpendels gilt:
Bild 9

© PAETEC Gesellschaft für Bildung und Technik mbH Berlin. Alle Rechte vorbehalten. ISBN 3-89818-311-4. Internet: www.paetec.de
Nachschlagewerke im Internet: www.schuelerlexikon.de
Zu bestimmen sind also die Schwingungsdauer T und das Direktionsmoment D. Das Direktionsmoment kann
über den Zusammenhang
M=D·
ermittelt werden.

Ermittlung mithilfe einer gleichmäßig beschleunigten Drehbewegung:


Es wird eine Experimentieranordnung entsprechend Bild 9b genutzt. Dann kann man das Trägheitsmoment
berechnen mit der Gleichung:

Diese Gleichung kann in verschiedener Weise hergeleitet werden. Nachfolgend sind zwei verschiedene Mög-
lichkeiten angegeben.

a) Aus dem Energieerhaltungssatz folgt:

b) Aus dem Grundgesetz der Dynamik für die Rotation

© PAETEC Gesellschaft für Bildung und Technik mbH Berlin. Alle Rechte vorbehalten. ISBN 3-89818-311-4. Internet: www.paetec.de
Nachschlagewerke im Internet: www.schuelerlexikon.de

Das könnte Ihnen auch gefallen