Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
articles
from
the
past
20
years
ausgewählte
Beiträge
aus
20
Jahren
∂
selected
articles
from
the
past
20
years
ausgewählte
Beiträge
aus
20
Jahren
∂
Impressum • Credits
Redaktion • Editors:
Christian Schittich (Chefredakteur • Editor-in-Chief);
Steffi Lenzen (Projektleitung • Project Manager);
Sophie Karst, Michaela Linder
Zeichnungen • Drawings:
Institut für internationale Architektur-Dokumentation
GmbH & Co. KG, München
Herausgeber • Publisher:
Institut für internationale Architektur-Dokumentation
GmbH & Co. KG, München
www.detail.de
This work is subject to copyright. All rights reserved, whether the whole
or part of the material is concerned, specifically the rights of translation,
reprinting, recitation, reuse of illustrations and tables, broadcasting, re-
production on microfilm or in other ways and storage in data processing
systems. Reproduction of any part of this work in individual cases, too, is
only permitted within the limits of the provisions of the valid edition of the
copyright law. A charge will be levied. Infringements will be subject to the
penalty clauses of the copyright law.
ISBN 978-3-920034-53-9
Inhalt • Contents
Diskussion • Discussion
10 Die Inszenierung der Oberfläche • Masterly Surfaces
14 Ehrliches Konstruieren – ein zeitloses Ideal? • Honest construction – a timeless ideal?
20 »Material ist wie eine Lektüre« • “Material is like reading”
Berichte • Reports
30 Der High-Line-Park in New York • The High Line in New York
32 Spektakel im Weinberg • Vineyard spectacle
Dokumentation • Documentation
36 Die Kirche mit dem Licht in Osaka • The church with the light in Osaka
40 Vasamuseum in Stockholm • The Vasa Museum in Stockholm
44 Flughafenterminal in Stansted • Stansted Airport terminal
52 Zentralgebäude der Universität von Girona • Main building, Girona University
60 Kulturzentrum in Nouméa, Neukaledonien • Arts centre in Nouméa, New Caledonia
68 Fußgängerbrücke in London • Footbridge in London
73 Wohn- und Atelierhaus in Beijing • Private house and studio in Beijing
76 Museum in Nürnberg • Museum in Nuremberg
80 Herz-Jesu-Kirche in München • Church of the Sacred Heart in Munich
88 Synagoge in Dresden • Synagogue in Dresden
90 Wohnungsbau in Wien • Housing development in Vienna
92 Architekturbüro in Flims • Architectural practice in Flims
98 Galeriegebäude in Berlin • Gallery in Berlin
106 Bürogebäude »Kraanspoor« in Amsterdam • “Kraanspoor” office building in Amsterdam
111 Wohnhaus in Basel • Apartment block in Basel
116 Spiel- und Schlafmöbel • Furniture unit for sleep and play
119 Eingangsgebäude Verkehrshaus in Luzern • Entrance building to Museum of Transport in Lucerne
124 »House before House« in Utsunomiya • “House before House” in Utsunomiya
128 Museum in Herning • Museum in Herning
134 Bahnhof in Lüttich • Railway station in Liège
142 Glasdach im Victoria and Albert Museum in London • Glass roof to Victoria and Albert Museum in London
Technik • Technology
150 Aktuelle Geschosswohnungsbauten aus Holz • Modern multi-storey housing in timber
156 Sichtbeton – Techniken der Flächengestaltung • Exposed concrete – surface finish techniques
162 Bauen mit Bestand • Building with the context
Typologie • Typologie
172 Bibliotheken – Gebäude, Betrieb, Nutzung • Libraries – building, operation, use
180 Fakultätsbibliothek in Zürich • Faculty library in Zurich
182 Universitätsbibliothek in Rostock • University library in Rostock
184 Kulturelle Veranstaltungsräume – Die Typologie des Theaterbaus an Beispielen •
Auditoriums for the arts – a typology of theatre buildings with examples
192 Guthrie-Theater in Minneapolis • Guthrie Theatre in Minneapolis
195 Theater und Kongresszentrum Agora in Lelystad • Agora Theatre and congress centre in Lelystad
Prozess • Process
200 Opernhaus in Oslo • Opera house in Oslo
212 Kindergarten in Tokio • Kindergarten in Tokyo
Anhang • Appendix
224 Projektbeteiligte / Hersteller • Design and construction teams
232 Bildnachweis • Picture credits
Vorwort • Preface
1961 in München gegründet, hat sich DETAIL längst zu einer der beliebtesten Fachzeit-
schriften für Architekten entwickelt, die auch international in kaum einem der führenden
Büros fehlt. Unter dem Leitmotiv »Ästhetik und Konstruktion« veranschaulicht sie das Zu-
sammenwirken von Gestaltung und Technik anhand herausragender Gebäudebeispiele.
Mit ihren Fachartikeln und mit der Auswahl der vorgestellten Projekte leistet sie aber auch
einen wesentlichen Beitrag zur Architekturdiskussion, bietet Inspiration und Hilfestellung für
die tägliche Arbeit.
Jede Seite von DETAIL wird dabei von den Redakteuren selbst gestaltet, die präzisen,
möglichst zusammenhängenden Detailschnitte aufwendig recherchiert und anschließend
in einheitlicher Darstellung neu gezeichnet.
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums hat die Redaktion erstmals in einem Band ausgewähl-
te Artikel und Projektbeispiele aus zwei Jahrzehnten zusammengefasst – einem Zeitraum,
in dem Verbreitung und Einfluss der Zeitschrift kontinuierlich gewachsen sind, Konzept und
Erscheinungsbild beständig weiterentwickelt wurden und in den Jahren 1997 und 1998 die
behutsame Umstellung von der Hand- zur digitalen Zeichnung erfolgte.
Wie in jedem Themenheft sind die einzelnen Beiträge unterteilt in die Rubriken Diskussion,
Berichte, Dokumentation und Technik, aber auch in Typologie und Prozess wie sie Bestand-
teil der zwei Mal jährlich erscheinenden Konzepthefte sind. Bei der Auswahl der Artikel und
Beispiele wurde auf die für jede einzelne DETAIL-Ausgabe typische Mischung geachtet, auf
unterschiedliche Bauaufgaben, kleine und große, einfache und aufwendigere Lösungen und
Konzepte wie natürlich auch auf die für DETAIL typische Internationalität. So veranschaulicht
der Band nicht nur die Entwicklung der Zeitschrift selbst, sondern zeichnet kaleidoskopartig
auch ein Bild der Architektur der letzten zwei Jahrzehnte, seiner Strömungen und Trends,
aber auch seiner konstruktiven Eigenheiten.
Founded in Munich in 1961, DETAIL has long since become one of the most popular journals
among architects, found in almost all leading architectural practices at home and abroad. With
its leitmotif of “aesthetics and construction”, DETAIL demonstrates the interplay between
design and technology through outstanding examples of architecture. And through its articles
written by experts and its choice of projects it undeniably makes a significant contribution to
the architecture debate and contains much to inspire and assist readers in their daily work.
Every page of every issue of DETAIL is prepared by the editors themselves. The precise details,
presented in context as far as possible, are researched in depth and then redrawn in the cha-
racteristic uniform style.
To celebrate this 50th anniversary, the editors have for the first time brought together a number
of articles and case studies from the past two decades in one publication. Twenty years – a
period in which the popularity and influence of the journal have grown continuously, the concept
and presentation have developed steadily, and which, in 1997–98, saw the wary changeover
from drawings done by hand to drawings done by computer.
As in every “normal” issue, the individual articles appear under the headings of Discussion, Re-
ports, Documentation and Technology, but also the Typology and Process labels that form part
of the biannual “Concept” editions. In choosing the articles and examples, care was taken to
retain the mix so typical of every issue of DETAIL, i.e. diverse constructional issues, large and
small, simple and more complex solutions and concepts, and of course DETAIL’s distinctive in-
ternational flavour. This anniversary edition therefore depicts not only the progress of the journal
itself, but also paints a kaleidoscopic picture of the architecture of the last 20 years, its moods,
trends and constructional idiosyncrasies.
Christian Schittich
∂ 6
7 ∂
Diskussion
Discussion
03 »Material ist wie eine Lektüre« – ein Gespräch mit David Adjaye
“Material is like reading” – an interview with David Adjaye
Heide Wessely
∂ 8
Die Inszenierung der Oberfläche: David
Chipperfields Neues Museum in Berlin
Christian Schittich
Reste überschwänglicher historischer Deko- dern und Eindrücken, aber auch ein einzig- bevor das Neue Museum als drittes general-
rationen von sorgfältig freigelegten Wand- artiges Experiment im Umgang mit dem saniertes Haus der Museumsinsel wieder-
gemälden und bunten Mosaikböden im geschichtsträchtigen Bestand. Denn Chip- eröffnet werden kann.
Wechsel mit fleckigem Putz und rohem perfield und sein Team entschieden sich
Ziegelmauerwerk oder den in ihrem bröseln- nicht zur Wiederherstellung der alten Pracht Das neue Neue Museum, zwischen 1841
den Verfall konservierten Tontopfdecken, durch originalgetreue Rekonstruktion, son- und 1859 nach Plänen des preußischen
dazwischen neue Einbauten aus archaisch dern ganz im Einklang mit der Charta von Hofarchitekten Friedrich August Stüler
strengen Fertigteilen aus weißem Beton, mal Venedig zu einer im heutigen Berlin unpo- entstanden, war zur Zeit seiner Erbauung
sinnlich rau, dann wieder glatt poliert oder pulären ergänzenden Sanierung unter Ein- mit seinen Leichtbaugewölben und seinen
aus spiegelndem Glas: Mit der soeben fer- beziehen der alten, stark in Mitleidenschaft vorgefertigten Ausbauelementen ein techni-
tiggestellten Generalsanierung des Neuen gezogenen Bausubstanz. sches Meisterwerk, aber auch einzigartig
Museums in Berlin führt uns David Chipper- So ging im März mit der feierlichen Schlüs- mit seinen raumfüllenden Wandgemälden,
field eine ebenso beispiellose wie souverä- selübergabe eine der umstrittensten, aber die mit Darstellungen von vorgeschicht-
ne Inszenierung des Materials an sich und auch faszinierendsten Baustellen Deutsch- lichen Gräbern, ägyptischen oder griechi-
seiner Oberfläche in ihren unterschiedlichen lands zu Ende. In den kommenden Monaten schen Tempeln und Landschaften die zur
Schichtungen vor – eine wahre Flut an Bil- werden nun die Sammlungen aufgebaut, Schau gestellten Exponate illustrierten.
2 3
∂ 10 »Die Inszenierung der Oberfläche« – David Chipperfields Neues Museum in Berlin • “Masterly Surfaces”: David Chipperfield’s Neues Museum in Berlin
4 5
Im Zweiten Weltkrieg war es von allen Bau- der Bestand. Dabei zeigt er neben einem entschieden sich die Architekten im Ägyp-
ten auf der Museumsinsel am schwersten bemerkenswerten Umgang mit dem Material tischen Hof und in der Haupttreppenhalle.
von Fliegerbomben und Artilleriebeschuss großes Fingerspitzengefühl und historisches Den Ägyptischen Hof ließen sie (ebenso wie
beschädigt und in Teilbereichen zerstört Bewusstsein, indem er Brüche und Entwick- den gegenüberliegenden Griechischen Hof)
worden; seit damals war es nicht zugäng- lungen in der Geschichte sichtbar werden mit einem Glasdach überdecken und berei-
lich. Über Jahrzehnte hinweg war die unge- lässt. So offenbart sich dem Besucher das cherten ihn, entgegen dem Zustand vor der
sicherte Kriegsruine der Witterung ausge- Schicksal des Museums bereits an den Zerstörung, mit neuen Ausstellungsräumen
setzt und erlitt weitere Schäden, denn auch Fassaden. Denn das, was sich von Weitem auf eingestellten Plattformen, die von einem
die Verantwortlichen während der DDR-Zeit betrachtet als geschlossener, unversehrter System aus bis zu 15 m hohen Säulen ge-
hielten den Verfall kaum auf. 1987 dachten Baukörper mit gleichmäßiger Farbgebung tragen werden und jetzt den Zugang zu den
sie erstmals über eine Restaurierung nach, zeigt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen gut erhaltenen Wandbildern ermöglichen
die schließlich nach der deutschen Wieder- als uneinheitliche Außenhaut. Zwischen den (Abb. 2). Die großartige neue Treppenanla-
vereinigung in Angriff genommen wurde. alten verputzten Wandteilen mit ihrer Qua- ge nimmt Form und Volumen des histori-
1997 gewannen David Chipperfield Ar- dergliederung ließen die Architekten verlo- schen Originals auf, bleibt dabei aber sehr
chitects als Ergebnis eines vorangegange- ren gegangene Abschnitte wieder aufmau- modern und abstrakt. Sie ist, wie die ande-
nen Gutachterverfahrens zusammen mit ern. Als Material dafür verwendeten sie ren Einbauten auch, komplett gefügt aus
dem englischen Denkmalpfleger Julian handverlesene historische Ziegel aus abge- Fertigteilen aus weißem Marmorbeton und
Harrap den internationalen Wettbewerb für brochenen alten Scheunen in Brandenburg, kontrastiert auf gelungene Art mit den sie
den Wiederaufbau des Neuen Museums. die aus der gleichen Bauzeit stammten und umgebenden rohen Ziegelwänden, auf
Im Gegensatz zu den Restaurierungen der somit dem ursprünglichen Bestand entspra- welchen die ursprünglichen farbigen Wand-
beiden benachbarten Institutionen knüpft chen, ohne Putz. Sie sind mit einer zarten gemälde von Wilhelm von Kaulbach nun
Chipperfield mit seinem Sanierungskonzept Schlämme in einem ähnlichen lichten Ocker- fehlen (Abb. 4, 5). Ihre Stöße sind so exakt
nicht an einer heilen Vorkriegsgeschichte ton wie die benachbarten Putzfelder über- ausgebildet und gefügt, dass die Konstruk-
an, sondern stellt es unter das Motto einer zogen. Auf die gleiche Weise wurden der tion monolithisch wirkt. Die Betonoberflächen
»ergänzenden Wiederherstellung«, mit dem vollkommen zerstörte Nordwestflügel sowie an den Wangen und Brüstungen ließen die
Ziel, so viel wie irgend möglich von der Teile der Südfassade wieder errichtet. Architekten sandstrahlen, sie geben sich
bestehenden Substanz zu erhalten – ein Mit der Ruine des Neuen Museums habe er haptisch rau, während die mit einer Dia-
Ansatz, der bereits jeden Versuch im Keim ein »piranesisches Gebilde aus Ziegelmau- mantfräse eingeschnittenen Handläufe der-
erstickt, Dinge nach altem Vorbild wieder- ern und architektonischen Fragmenten« art blank geschliffen sind, dass sich das
herzustellen, der es auf der anderen Seite vorgefunden, erläutert Chipperfield. Seine Muster des Marmorzuschlags zeigt. Nicht
aber ermöglicht, die Spuren der Vergangen- Faszination, davon so viel wie möglich zu zuletzt auch bei den neuen Einbauten de-
heit, einschließlich aller Narben, sichtbar zu erhalten, zeigt sich vor allem im Innenraum monstriert Chipperfield seine Sensibilität im
lassen. Dort aber, wo die ursprüngliche mit seinem an vielen Stellen konservierten Umgang mit dem Material, wie wir sie auch
Substanz unwiederbringlich zerstört ist, morbiden Charme. Fehlstellen wurden dabei von anderen seiner Bauwerke kennen –
fügen die Architekten behutsam neue Teile überwiegend repariert, bleiben aber in Far- eines der eindrucksvollsten Beispiele ist
ein. Die Übergänge zwischen alt und neu bigkeit, Glanz und Oberfläche hinter dem das Galeriegebäude gegenüber am Kupfer-
sind dabei oft fließend und erst bei genau- Bestand zurück, um nicht mit dem gealter- graben (siehe S. 98ff.).
em Hinsehen zu erkennen. Damit nimmt ten Original zu konkurrieren. Damit erhält Einzelne Kritiker hielten dem Architekten
Chipperfield eine Gegenposition zur lange der Betrachter einen Eindruck von der ur- vor, er würde mit seiner Sanierung des alten
gültigen Meinung unter Denkmalpflegern und sprünglichen Pracht, aber auch von den Museums die Ruine und den Verfall zeleb-
Architekten ein, die eine klare ästhetische einstigen Proportionen. Insgesamt, so beto- rieren. Das ist mit Sicherheit zu weit gegrif-
Trennung (in Form einer Fuge) verlangt zwi- nen die Architekten, verlangte jeder Saal, fen. Vielmehr gelingt es Chipperfield, dem
schen der erhaltenen alten Substanz und jede Situation eine eigene Vorgehensweise. Vergänglichen eine eigene Ästhetik abzu-
modernen Zutaten. Vor allem aber bleibt er Was in welchem Zustand erhalten oder er- ringen, indem er die grafischen Qualitäten
weit davon entfernt, die Eingriffe als gestal- gänzt werden soll, wurde unter Leitung von von bröckelndem Putz, von Farbresten und
terische Neuschöpfungen zu zelebrieren, Julian Harrap jeweils sorgfältig abgewogen sonstigen Spuren der Verwitterung heraus-
wie es in Anlehnung an die kongenialen Neu- und entschieden. »Hierbei wurde der jewei- stellt. Jetzt muss sich nur noch zeigen, ob
interpretationen von Carlo Scarpa in Verona lige Zustand des betrachteten Bauteils stets das an Bildern reiche Bauwerk auch später
lange Zeit unter Planern Mode war. Ganz im eingebunden in die Vorstellung vom fertigen mit seinen Ausstellungen harmoniert.
Gegenteil: Was Chipperfield inszeniert, ist Ganzen.« Zu den weitreichensten Eingriffen DETAIL 5/2009
»Die Inszenierung der Oberfläche« – David Chipperfields Neues Museum in Berlin • “Masterly Surfaces”: David Chipperfield’s Neues Museum in Berlin 11 ∂
6 7
Vestiges of the exuberant ornamentation of As a ruin, it was exposed to the elements for barns that have been demolished in Branden-
painstakingly revealed murals and colourful decades and suffered further damage be- burg – in other words, these bricks originated
floor mosaics alternating with patches of cause little was done during the GDR era to in the same era in which the Neues Museum
plaster and exposed brickwork, crumbling prevent the deterioration. Restoration was was erected. They have been slurried in a
ceilings containing ceramic pots whose dete- first considered in 1987, but was not pursued shade of light ochre similar to that of the ad-
rioration has been arrested and conserved, until after German unification. In 1997 David jacent rendering. The completely destroyed
and between them new interventions, almost Chipperfield Architects, working with Julian north-west wing and parts of the south fa-
archaic in their rigour, made from precast Harrap, won the second stage of an interna- cade were rebuilt in the same manner.
white concrete, some sensually unrefined, tional design competition for the reconstruc- Chipperfield described the Neues Museum
others polished or in mirror glass. This is the tion of the Neues Museum. In contrast to the prior to renovation as a “Piranesian pile” of
scene at the recently completed overhaul of restoration of the two other institutions on the brick walls and architectural fragments. His
the Neues Museum in Berlin, where David Museum Island, David Chipperfield’s refur- fascination for retaining as much of that pile
Chipperfield demonstrates both a masterly bishment concept does not buy into an ideal- as possible is most apparent in the interior,
and unprecedented staging of materiality per ized account of pre-war history, but seeks which in many places exhibits a preserved
se, and of finishes in their different disposi- to retain as much as possible of the existing morbid charm. The gaps were largely filled,
tions. The result is a veritable deluge of imag- substance – an approach that nips in the bud but to avoid competing with the original, the
es and impressions, but also a unique ap- any attempt to recreate something according colours of the new materials and finishes are
proach to historic structures. Chipperfield and to past standards, but on the other hand more subdued than those of the original. This
his team decided not to attempt to restore the makes traces of the past – including the makes it possible for visitors to receive an
former grandeur with a reconstruction true to scars– visible. But where the original sub- impression of the original splendour as well
the original, but to incorporate the remnants stance was irretrievably lost, the architects as the former proportions. The architects
of the building, in accordance with the Venice inserted new parts with great sensitivity. In emphasize that each and every space and sit-
Charter for the Conservation and Restoration many instances the transitions between old uation required an approach of its own. This
of Monuments and Sites (a stance currently and new are seamless and only discernible occurred under Julian Harrap’s direction and
unpopular in Berlin), in a “complementary res- upon close inspection. This approach is con-
toration”. This March a ceremony was held – trary to that of conservationists and architects
in which the keys to the museum were hand- who long demanded clear aesthetic separa-
ed over to the society that runs it – to mark tion (in the form of a seam or joint) between
the completion of one of Germany’s most that which is preserved and the modern inter-
controversial and fascinating building sites. In vention. But above all, these interventions are
the coming months, the collection will be set far from celebrating an architect’s wilful crea-
up and the Neues Museum will be reopened – tion – as in the emulations of Carlo Scarpa’s
the third building on Berlin’s “Museum Island” work in Verona that were long fashionable
to be completely renovated. among planners. On the contrary: Chipperfield
puts what remains of the building on centre
The Neues Museum was the work of the stage. And he seemingly has a sixth sense
Prussian architect Friedrich August Stüler. At for employing materials and comprehending
the time of its construction – 1841 to 1859 – history: the refurbishment makes the ruptures
its shallow-domed, lightweight ceiling vaults and developments in the building’s narrative
and prefabricated interior fittings made it a legible. The museum’s story is already re-
technological masterpiece, but its sweeping vealed in the facades. Though from a dis-
murals depicting prehistoric tombs, Egyptian tance, the building’s envelope and mass
or Greek temples and landscape scenes, all appear to be intact and uniform in colour, up
of which illustrated the items on display in close, the variegated exterior skin becomes
the museum, were a premiere as well. During apparent. Between surviving plastered wall
the Second World War, of all the buildings on segments with ashlar bond, the missing
the Museum Island, this was the one that suf- portions were reset but were not plastered,
fered the worst, and significant portions were instead, coated with a slurry in the same
destroyed. The building had not been made delicate shade of ochre. The hand-selected
accessible since. bricks specified by the architects are from 8
∂ 12 »Die Inszenierung der Oberfläche« – David Chipperfields Neues Museum in Berlin • “Masterly Surfaces”: David Chipperfield’s Neues Museum in Berlin
6 Schnitt, von links: Nordflügel, Ägyptischer Hof,
Treppenhalle, Griechischer Hof, Südflügel
Maßstab 1:1000
7 Tontopfdecke, Vestibül
8 Türrahmen, Majolikasaal
9 Westfassade, Maßstab 1:1000
10 konservierte Farbreste, Bacchussaal
»Die Inszenierung der Oberfläche« – David Chipperfields Neues Museum in Berlin • “Masterly Surfaces”: David Chipperfield’s Neues Museum in Berlin 13 ∂
»Material ist wie eine Lektüre« –
ein Gespräch mit David Adjaye
David Adjayes Arbeiten sind wie konzep- Schritttempo herrschte. Die Stadt ähnelte sen und abweisend. Ihre Mauern bilden
tionelle Kunstwerke: düstere Fassaden, die eher einem Jahrmarkt und hatte einen den Hintergrund für einen aktiven, öffent-
nicht unbedingt schön sein wollen, oder sehr durchlässigen städtebaulichen Plan. lichen Bereich, der aber mit dem privaten
opulente Interieurs, die das Auge schwir- Hauswände und Fassaden waren ent- inneren Bereich überhaupt nichts zu tun
ren lassen. Sie haben den 38-Jährigen sprechend der damals verfügbaren tech- hat. Die Mauer ist wie eine Schwelle, die
in England längst zu einem Medienstar nischen Mittel gestaltet. Daraus ergab sich zwei Welten trennt. Bei meinem Haus
gemacht. das einheitliche und klare Stadtbild. In der muss man diese Schwelle erst übertreten,
Doch nicht nur seine Architektur beein- Straße, in der das Elektra House steht, ist um von einer dunklen Umgebung in eine
druckt, sondern auch die Person: ein elo- die Bebauung unmittelbar an den Geh- lichte Umgebung zu gelangen. Im Grunde
quenter Charmeur, der vor Energie sprüht wegrand gesetzt, sie fasst einen öffent- geht es in dem ganzen Projekt um Licht,
und vor Begeisterung für Architektur nur so lichen Raum ein, in dem gelebt, ja sogar um das besondere Licht des East End.
sprudelt. Als Diplomatensprössling ghana- gewohnt wurde. Licht hat einen sehr emotionalen Effekt,
esischer Eltern hielt sich Adjaye die ersten Das urbane Leben heute ist ein völlig aber in diesem Haus sind auch die techni-
Jahre seines Lebens mal hier, mal dort auf. anderes – und hier setzt meine kritische schen Aspekte interessant, die wir benutzt
Die Welten wechselt er auch heute noch: Stellungnahme mit dem Entwurf des Elek- haben, um umweltfreundlich zu bauen:
zwischen Kunst und Architektur, zwischen tra House an. Seine Fassade sollte keinen Sonnenkollektoren, ein System für Solar-
afrikanischen Wurzeln und weißer Wahl- Lebensraum einfassen. Es sollte sich nach thermie, die Wände leiten die Wärme
heimat. innen orientieren und alles, was sich drau- durch das gesamte Haus und es gibt ein
ßen abspielt, aussperren. Denn heute doppeltes Lüftungssystem. Das Haus ist
durchschneidet der Verkehr die Stadt klein, aber sehr komplex.
Detail: In Ihrem Buch »Häuser«, das vor und die Menschen schotten sich ab: Sie
Kurzem erschienen ist, bemerkt Deyan schließen die Fenster, ziehen die Vorhän- Detail: Woraus besteht die Fassade?
Sudjic: »Man muss kein Architekt sein, um ge zu, sie wenden der Urbanität ihren Rü- Adjaye: Aus Sperrholz. Der Umbau musste
David Adjayes Architektur zu verstehen.« cken zu. Besonders in einer pulsierenden kostengünstig sein, er hat nur 60 000 Pfund
Wie sehen Sie das? Stadt wie London ist das so. Je dichter gekostet. Daher haben wir die mit Kunst-
Adjaye: Ich stelle immer wieder fest, dass und aktiver es draußen ist, desto mehr harz imprägnierten Platten gewählt, ob-
meine Arbeiten im öffentlichen Raum auf wird das Zuhause zu einem Zufluchtsort, wohl wir ihr Langzeitverhalten nicht ken-
sehr warme Art aufgenommen werden. einer Rückzugsmöglichkeit, wo man Kräfte nen, denn das Material existiert erst seit
Das liegt wahrscheinlich daran, dass mei- sammelt, um erneut in die Welt hinauszu- den 1970er-Jahren. Aber wir haben selbst
ne Architektur auf einem ganz spezifi- treten. Tests durchgeführt mit guten Ergebnissen.
schen Verständnis des Kontexts basiert, Daher ist das Projekt nicht eine Antwort 30 Jahre wird es leicht bestehen. Selbst
und dass dieser Kontext London ist. Meine auf den städtebaulichen Kontext, sondern Mauerwerk hält heute nicht mehr so lange,
Projekte sind alle sehr direkt, sehr klar und auf die Bedürfnisse der Bewohner inner- es wird meist sehr schlecht ausgeführt.
sie sind eine Interpretation Londons. Kolle- halb des städtischen Kontexts. Und das Ich habe dieses Material eingesetzt, weil
gen erkennen das aufgrund ihrer archi- führte zu der absolut simplen Entschei- es noch keinen Status hat und diese natür-
tektonischen Sichtweise, Laien fühlen das dung, das Haus nach innen zu orientieren. liche dunkle Qualität aufweist. Ich finde
eher als Stimmung. Ich versuche immer, diese Materialität sehr verlockend, weil sie
Gebäude zu schaffen, die nicht allein für Detail: Das erklärt, warum das Haus keine das Licht absorbiert; ihre Oberfläche sieht
sich stehen, sondern eine Verbindung zu Fenster hat. Aber musste es denn auch aus, als wäre sie überpudert, Tiefe und
unserer kulturellen Zeit und dem heutigen noch schwarz sein? Textur sind vollkommen anders als bei
Tempo der Stadt eingehen. Adjaye: Wände sind eine Art Mechanis- einer Metallfassade, die zu stark reflektiert
mus innerhalb der Stadt, weil sie in ganz und zu opak aussieht.
Detail: Das Elektra House stand wegen spezifischer Weise auf ihre Umgebung re-
seiner schwarzen Fassade, die keine Öff- agieren. Die schwarzen Fassaden spielen Detail: So war auch diese Fassade ein Ex-
nungen zum Straßenraum hat, in der Kritik. genau dieses Spiel, denn sie orientieren periment, ähnlich wie die des Dirty House,
Es hieß, das sei unmenschlich. sich zum düsteren Norden hin und außer- die einen Brandschutzanstrich bekam.
Adjaye: Das Elektra House befindet sich in dem ist die Lage des Grundstücks ernst Wie kommen Sie auf solche Materialien?
Whitechapel, im Osten von London, einer und herb. Wenn Sie sich eine nordafrika- Adjaye: Ich mache mir bei jedem Projekt
Stadt aus viktorianischer Zeit – das war nische Stadt anschauen, zeigen sich die bewusst, dass es einen Diskurs gibt.
eine Ära, in der noch ein ganz anderes Häuser zum Stadtraum hin auch geschlos- Und dabei steht folgende Frage im
∂ 20 »Material ist wie eine Lektüre« – ein Gespräch mit David Adjaye • “Material is like reading” – an interview with David Adjaye
1 2
»Material ist wie eine Lektüre« – ein Gespräch mit David Adjaye • “Material is like reading” – an interview with David Adjaye 21 ∂
4
sie dem Inhalt der Bücherei dient, und finden, in der sie wieder direkter mit den Adjaye: Vielleicht habe ich eine andere
benutzten kommerzielle Symbole, um die Menschen kommuniziert. Ich wünsche mir Wahrnehmung, eine andere Sensibilität.
Leute anzuziehen. meine Gebäude als eine Art Dirigent, der Durch das Kunststudium habe ich eine
den öffentlichen Raum orchestriert. Das ist größere Resistenz gegen Indoktrination und
Detail: Mit welchen Mitteln haben Sie das eine sehr romantische Vorstellung, denn Dogmatismus entwickelt. In den 1980er-
erreicht? sie ist nicht zeitgemäß. In der Blütezeit der Jahren basierte das Architekturstudium
Adjaye: Wir bauten Rolltreppen ein, als Renaissance haben Gebäude die kulturelle hier in London auf einer sehr theoretischen
Anspielung auf ein Kaufhaus. Es gibt Bedeutung der damaligen Gesellschaft wi- Lehre. Studenten waren die Zöglinge ihrer
bestimmte Symbole, mit denen du die Leu- dergespiegelt. Aber heute haben wir keine Lehrer, deren Theorien sie auf direktestem
te schon fast verführst. Dabei handelt es kohärente Gesellschaft mehr, sondern eine Wege folgten. Weil ich von der Kunst kam,
sich um ganz einfache Dinge: So sind die vielgesichtige, facettenreiche. Die Heraus- fand ich das Lernen durch Imitieren ver-
Buchdeckel ausgestellt und nicht die Buch- forderung ist: Wie agiere ich innerhalb die- dächtig; ich fand, dass dadurch ein großes
rücken, statt reglementierten Bücherrega- ser Gesellschaft? Man muss immer noch Potenzial ungenutzt blieb. Ich war eher dar-
len haben wir mäandernde Landschaften etwas tiefer schürfen und sich bewusst auf gepolt, alles was man sieht, irgendwie
geschaffen mit sich öffnenden und schlie- sein: Wenn ich dem einen nachkomme, zu verarbeiten – das prägte meine Kunst,
ßenden Räumen, welche die Besucher vernachlässige ich den anderen. Deshalb das war wie eine Obsession. In der Archi-
hineinziehen. Wir haben die vorgefasste bin ich gezwungen, wenn ich ein öffent- tektur habe ich das nicht gespürt, und da-
Meinung, wie eine britische Bücherei in liches Gebäude entwerfe, zu verstehen, gegen habe ich gewissermaßen revoltiert.
den Köpfen der Leute aussieht, total um- was der Nutzer braucht, wo er sich in eine Architekten kochen doch sehr im eigenen
gedreht. Es war verblüffend, wie gut die- Folge von Systemen eingliedert. Saft, sie verstehen sich nur unter ihresglei-
ses Konzept funktionierte – es gibt eine chen, machen unter sich aus, wohin die
Fotodokumentation darüber: Junge, Alte – Detail: Inwieweit gehen in diese Überle- Architektur gehen soll. Aber die große Idee
sie alle nehmen das Gebäude heute als ihr gungen die Einflüsse verschiedener Stand- wird nicht mehr verfolgt. Da orientiere ich
neues Gemeindezentrum an. orte ein? mich lieber an Leuten wie den CIAM-Mit-
Detail: Hier also das komplett entgegen- Sie bauen ja nicht nur in London, sondern gliedern, deren konkrete Ideen zwar heute
gesetzte Konzept zum Elektra House. auch in anderen Ländern? keine Gültigkeit mehr haben, die sich aber
Adjaye: Ja, das ist für mich Ausdruck Adjaye: Das Bauen im Ausland ist wie eine sehr dafür en-gagiert haben einen architek-
unserer heutigen Zeit, die durch extreme Schulaufgabe, in der erst die Geschichte tonischen Kontext zu überlegen, der in die
Gegensätze geprägt ist. Deshalb interpre- ausgepackt werden muss, die verschiede- Realität passte.
tiere ich den privaten und den öffentlichen nen Schichten untersucht und die Dinge
Raum so unterschiedlich. betrachtet werden müssen, die im Moment Detail: Macht Ihr afrikanischer Hintergrund
an diesem Ort passieren. einen Unterschied?
Detail: Muntere Gebäude überzeugen die Architektur ist sehr kompliziert, sie handelt Adjaye: Auf jeden Fall. Ich habe ein ande-
Öffentlichkeit natürlich eher als düstere. Da von Menschen, sie handelt von kulturellen res kulturelles Temperament als ein Euro-
passt es ganz gut, dass Sie diese für die und von politischen Systemen, von Ge- päer. Zwar bin ich hier in England zur
Öffentlichkeit bauen. Welche Rolle spielt die schichte und Gegenwart. Deshalb ist es Schule gegangen, deshalb habe ich eine
Öffentlichkeit für Ihre Architektur? unendlich spannend, in anderen Kontexten europäische Art, mich zu artikulieren, und
Adjaye: Natürlich fühle ich mich viel stärker zu bauen, denn all diese Dinge müssen mein psychologischer Aufbau ist europä-
der Öffentlichkeit, dem Volk, verpflichtet, erst gelesen werden; manchmal sind sie isch, aber genetisch und kulturell bin ich
wenn ich ein öffentliches Gebäude ent- ganz offensichtlich und manchmal kom- Afrikaner. Ich habe, glaube ich, eine an-
werfe. men sie gar nicht zum Vorschein. dere Matrix an Gedanken, was mir selber
Ich habe in einer Zeit studiert, in der die Ich nehme mir die Freiheit, wenn ich an aber gar nicht auffällt.
Naturwissenschaft im Vordergrund stand einen fremden Ort komme, bestimmte Intuitiv fühle ich einen Unterschied, aber
und bauliche Monumente total an Bedeu- Dinge auszuwählen – und sie als Idee für ich kann ihn nicht benennen. Ich merke
tung verloren hatten – eine Entwicklung, ein Gebäude zu verwenden. nur, dass ich oft anders denke – nicht
die mir persönlich nicht gefällt. Am liebsten grundsätzlich anders, aber ein bisschen.
würde ich die Architektur wieder in den Detail: Sie haben Kunst studiert und nicht Denn es gibt definierte psychologische
Vordergrund stellen und die Wissenschaf- Architektur. Wäre Ihre Architektur eine an- Zustände. Aber weil ich keine durchgängi-
ten verdrängen. Zumindest aber möchte dere, wenn Sie den klassischen Bildungsweg ge persönliche Geschichte habe, finde ich
ich mit meiner Architektur eine Position gewählt hätten? es manchmal unheimlich schwierig, meine
∂ 22 »Material ist wie eine Lektüre« – ein Gespräch mit David Adjaye • “Material is like reading” – an interview with David Adjaye
5 4–6 Dirty House, London, 2002
»Material ist wie eine Lektüre« – ein Gespräch mit David Adjaye • “Material is like reading” – an interview with David Adjaye 23 ∂
7– 9 Idea Store, London, 2004
7 8 10, 11 Nobel Peace Centre, Oslo, 2005
sehr dort Ökonomie und Effizienz die Qua- Detail: In the book “Houses”, which ap- surroundings. The black facades play this
lität eines Gebäudes verdrängen, selbst peared recently, one of the co-authors says: game, for they are oriented to the dark north
wenn das grundsätzliche Konzept gut “You don’t have to be an architect to under- side; and anyway, the whole location is rather
ist, wie z.B. in Berlin die städtebaulichen stand David Adjaye’s architecture.” What stern and austere. If you look at a North Afri-
Vorgaben von Hans Stimmann, mit dem would you say to that? can city, you’ll see that the houses are also
inte-ressanten Ansatz der Ecklinien inner- David Adjaye: I think what he means is that closed off from the urban space. Their walls
halb der Stadt. Aber in diese Struktur my work receives a very warm reception from form the backdrop to an active public realm,
wurden Gebäude von so billiger Qualität certain sections of the public. I think he’s but this has nothing to do with the private
implementiert, dass nun eine Monotonie alluding to the fact that my work is grounded internal realm. The wall is like a threshold sep-
vorherrscht, die anstrengend ist, auslau- in a specific reading of the context in London. arating two worlds. In my building, you have
gend. So ist aus dem blühenden Paradig- My projects are very clear and direct. I think to cross this threshold to move from dark to
ma ein Minimalstandard geworden. Das lay people see them as capturing a certain light surroundings. Basically, the project was
finde ich sehr traurig für Berlin, denn es ist mood within London. Colleagues recognize about light, the special light of the East End.
eigentlich eine einzigartige Stadt – mitten that with their architectural way of seeing Light has a very emotional effect. In this build-
im Zentrum Europas. things. The public feels it more as a mood. ing, though, the technical aspects are also very
The work does not stand in isolation. For me, interesting. The building’s a solar collector, an
Detail: Denken Sie, dass eine solche it’s allied to a cultural period and a specific environmental system; it stores heat, and the
Entwicklung typisch für deutsche Architek- kind of place. But you would have to ask the walls conduct it through the entire building.
tur ist? author what he really means. We also have a kind of double ventilation sys-
Adjaye: Nein, es gibt großartige deutsche tem. The building is small but very complex.
Architekten – und Bauherren. Und noch Detail: Elektra House was subject to a lot of
vor rund 100 Jahren war Deutschland ein criticism because it’s a closed structure and Detail: How is the facade constructed?
außerordentlicher Ort, es war ein kulturel- very dark. Some critics say it’s inhuman. Adjaye: Basically it’s made of plywood be-
les sehr reiches Zentrum – gerade in Be- Adjaye: Elektra House stands in a part of the cause it had to be a lightweight and cheap
zug auf Architektur. In den vergangenen city that dates from Victorian times – an era in
Jahren war ich oft in Deutschland, aber which a different pace of life existed. The city
von der früheren Blüte ist derzeit nicht viel was more like a fair, and it had a very porous
zu spüren. layout and very porous facades. Houses
Hier in England war die Situation vor eini- would be built right on the edge of the pave-
gen Jahren sehr ähnlich; dann wechselte ment. Urban life today, however, is completely
die Regierung. Kulturell ist das sehr inte- different. That’s why Elektra House is meant
ressant: Für eine bestimmte Zeit schwingt to be introspective. The wall should lock out
ein Land in eine konservative Richtung, everything that takes place externally. The
aber nach einer Weile lässt der Schwung minute the city is intersected by a transport
nach, die Menschen werden müde und sie network and you have cars lining the streets,
wollen einen Wechsel. Nach den Thatcher- the entire ground and first floors become a
Jahren spürte man hier in Großbritannien refuge, a place of retreat, as the city grows
eine Erschöpfung der Individuen und der more active and dense. People shut them-
Kultur. Als dann Tony Blair an die Macht selves off; they close their windows, draw the
kam, war da plötzlich das erstaunliche curtains, turn their backs on the urban envir-
Bewusstsein, dass wir uns wieder über onment, especially in a city that’s as vibrant
unsere Gesellschaft Gedanken machen as London. That’s why the project is not an
können. DETAIL 11/2005 answer to the urban context as traditional
architecture is. It’s an answer to the needs
of the residents within this context.
∂ 24 »Material ist wie eine Lektüre« – ein Gespräch mit David Adjaye • “Material is like reading” – an interview with David Adjaye
10 11
form of construction. The whole project cost themselves what’s going on there. Here in discourse about the decline of building monu-
only £60,000. People don’t believe it, but Britain, a library is an institution a lot people ments was taking place – a development that
that’s the truth. We therefore chose resin- wouldn’t be seen dead in! We have become I didn’t like at all. Ideally, I would like to place
impregnated plywood. No life-cycle tests have so Americanized that for young people the architecture in the forefront once more. In
been done on it because it has been in pro- shopping mall is a far more interesting place its heyday, architecture reflected the cultural
duction for only 30 years, but we know it to go. Even old people go to libraries only significance of a society. In a way, my roman-
will last at least that long. Even brickwork because they’ve been kicked out at home. tic tendencies go against the modern trend,
wouldn’t last 30 years any more; it’s usually It’s really sad. I’d like to change that. My cli- and I try to find a position where architecture
so badly done. I used a material that has a ent was very interested in the idea of making can communicate directly with people in the
kind of non-status and that possesses this shopping the main component and then chal- public realm again. But nowadays, we don’t
natural dark quality. I’m attracted to this emo- lenging the concentration of the public on the have a coherent society any more. It is frag-
tional kind of material because it has depth side. So I said, “Fine. If that’s the problem, mented, multifaceted. How one works in this
and texture. It absorbs light and dust in a way let’s use the scenario of shopping!” We adapt situation is a rich source of stimulation for me.
that metal cladding doesn’t. Metal is too the concept and try to attract people in the You have to dig deeper, and you have to be
reflective, too opaque. So there is a kind of way commercial undertakings do. Escalators, aware that if you do one thing, you can’t do
choice there that goes beyond all the func- for example, are ubiquitously associated with the other. For that reason, when I design a
tional reasons – although the functional rea- shopping, so I wanted to bring escalators into public building, I have to understand what the
sons guide me very much at the start before the building. There are certain icons you need users need, where they interact with a series
the other readings are applied. to bring to the public’s consciousness. Simi- of systems.
larly, the covers of the books are displayed,
Detail: Then this facade is also an experi- not just the spines; and instead of regimented Detail: To what extent do the influences of
ment, rather like that of the Dirty House, rows of books, there is a sort of meandering different locations play a role in all this?
which was given a protective fire coating. landscape that draws the public through it. You don’t build only in London, but in other
How do you come to use such materials? We turned the picture that people have of countries as well.
Adjaye: I am aware that in any city project the British library completely upside down, Adjaye: More and more of my work is hap-
there has to be a discourse, and the main and it was amazing to see how this concept pening in other countries suddenly – not in
question is: “What should the building say?” worked. A photo documentation was made the UK. My reading of the context is appreci-
The first indication in this respect is always the about it. Everyone, young and old, has ac- ated: the idea that a stranger can come in and
form, but the second – a very powerful aspect cepted this building. It’s become their new read the situation in a very direct way. I think
– is the choice of material. It’s a visual starting community centre. my readings are sometimes incredibly obvi-
point, “reading the portrait”, as I call it. That’s ous, but they haven’t been played through
why I use materials as a tool to comment on Detail: This is the very opposite approach because of the local complexities – the politics
the location, the environment or other as- to that of Elektra House. and the social context. Building abroad is a bit
pects. Obviously, a material has to perform its Adjaye: Twenty years ago, I would probably like an exercise: first of all, the history has to
role, but it has to do more than that. It has to have been called a schizophrenic designer: be unravelled and the various layers investi-
be a reading of an industrialized condition. If a first, you make this jolly-looking building; then gated. Architecture is so complicated. Maybe
material simply has a functional purpose, a you make this building that’s really broody on it sounds crazy, but I don’t think I’ve ever
homogeneous state often comes about that the outside. For me, though, that’s the time heard a satisfactory explanation of what it
frightens me and that I like to avoid. I prefer a we live in. The private realm is interpreted in really is. It’s about people, about cultural and
world in which the expression of the material one way, and the public realm in quite a differ- political systems, about past and present.
has more to do with the underlying phenom- ent way. Some say it’s completely useless, but when
ena of a place and with human habitation in a it’s great, it’s great. That’s why it’s very excit-
very specific way. Detail: Cheerful buildings are more convin- ing to build in a different context. When I arrive
cing for the general public than gloomy in a new place, I take the liberty of picking out
Detail: Does that mean you use materials ones. What role does the public realm play certain things that I can use as an idea for a
that catch the eye? in your architecture? building.
Adjaye: Not always. Sometimes they should Adjaye: When I do public projects, I feel obli-
disappear completely. But sometimes they’re gated to try to understand what system the Detail: You studied fine art, not architecture.
meant to catch the eye, as in the Idea Store, user needs. I studied in an age of science. I Would your work be different if you had fol-
where I want people to double-take and ask studied when a French kind of philosophical lowed the classical path of studies?
»Material ist wie eine Lektüre« – ein Gespräch mit David Adjaye • “Material is like reading” – an interview with David Adjaye 25 ∂
12, 13 Swarovski House, London, 2001 12
13
∂ 26 »Material ist wie eine Lektüre« – ein Gespräch mit David Adjaye • “Material is like reading” – an interview with David Adjaye
14 Museum of Contemporary Art, Denver;
Wettbewerbsgewinn 2004
first prize in competition, 2004
15 Bernie Grant Centre, London;
Baubeginn 2005
14 start of construction, 2005
Adjaye: I think studying art provided me with found way – without them noticing it – even really. There’s not much of the former glory
a certain resistance to that kind of teaching, more than reading. I think architecture is the to be felt at present.
a different perception and sensibility. In the first cognitive kind of intelligence of something
1980s, you know, architectural studies re- new. It poses new ideas that influence the Detail: But the situation was very similar in
volved very much around a certain kind of way we view the world. We underestimate the Britain a few years ago.
theory, with which students were indoctrinat- power of vision. Information transported via Adjaye: Yes, it used to be like that. Awful!
ed. They were the pupils of their teachers and the retina has an enormous influence on our
followed their theories implicitly. Coming from intelligence. Detail: Then all of a sudden, something
art, I was deeply suspicious of this. I saw that happened.
a great potential remained unused. One had Detail: Are we less intelligent than man was Adjaye: It’s very interesting culturally. When
somehow lost sight of the bigger idea. Archi- in earlier times, then? there’s a swing in a conservative direction for
tects worked in their own private worlds, very Adjaye: A lot of commercial architecture a certain time, it becomes physically exhaust-
closed off, and I found myself looking back today is extremely shallow. But quite honestly, ing for people, so they want a change. After
to people like those connected with CIAM to it reflects fairly accurately the attitude of the the Thatcher years, when Blair won, there
find a more engaged contextualism and to try people it serves. was suddenly a sense of “Oh, my God! We’ve
to synthesize reality into a kind of discourse knocked out the idea of society.”
about how to make things. It’s totally out of Detail: Does that hold true for Britain as
date now, but it was the only approach that well? Haven’t things changed here in recent Detail: In Germany, though, the new govern-
addressed reality. years? ment immediately found itself in a recession.
Adjaye: In the past four or five years, things Adjaye: Yes. That killed it in a way. If the politi-
Detail: Does your African background make have really changed here. But you’re right: cal change had brought about an economic
a difference? we’ve just started working in Germany, and renaissance, things might have been different.
Adjaye: Hugely, of course. My cultural tem- I’m shocked. We won a competition in Darm- But that will resolve itself, I’m sure.
perament is different from that of a European, stadt for a small private museum for a collec-
I think. My education is European, so the ar- tor, and we’re looking at something in Berlin
ticulation of my emotive and psychological at present. I’m surprised about how much
make-up is European, but genetically and cul- economics and efficiency override the quality
turally, I’m African. That’s why I think I have a of a building there, even though the basic
different matrix of thoughts on various issues, concept is good. Despite the interesting ap-
although I’m sometimes not even aware of it. proach of the master plan for Berlin by Hans
First of all, I have to clarify in my head what I Stimmann, for example, buildings of such
wish to say. That’s frustrating because within cheap quality have been created for inade-
the education system there is no reference quate reasons. I find that very sad in such a
for what I am within the design world. I feel unique city as Berlin.
it intuitively, but I don’t know why I’m doing
what I am doing. If you don’t have a coherent Detail: Do you think this development is
history and a background that’s structured to something typically German?
support it, it becomes very difficult to articu- Adjaye: No. There are great German archi-
late your position on a subject. The European tects – and clients. But there is something
model has constructed its narrative very happening there at present that is culturally
beautifully, so if you come from somewhere paralysing. I don’t think it’s endemic to the
else and talk about architecture, you have to culture, but there is something nullifying going
be in a position to negotiate the European on. I don’t think it is the people either because
context and history. At the same time, you people are capable of extraordinary things
have somehow to unpack your own thing. and can change the world. A hundred years
ago, Germany was the most remarkable place
Detail: Do you think architecture has an on this planet, a rich cultural centre, especially
educational influence? in respect of architecture. I’ve visited Germany
Adjaye: I’m convinced that architecture is the a lot in the past year. I’ve been speaking to
one area that can change people in a pro- young architects, and it’s quite depressing 15
»Material ist wie eine Lektüre« – ein Gespräch mit David Adjaye • “Material is like reading” – an interview with David Adjaye 27 ∂
Berichte
Reports
∂ 28
Der High-Line-Park in New York
Thomas Madlener
Architekten • Architects:
Diller Scofidio + Renfro, New York
James Corner Field Operations, New York
Knapp drei Jahrzehnte lang lag die High erkannten den Wert der inzwischen grün ßend Fertigteile, die wiederum in Holzbänke
Line im Dornröschenschlaf, selbst vielen wuchernden Trasse als friedliches Idyll. 1999 übergehen. So mäandert der Weg auf der
New Yorkern war das Bauwerk kaum be- gründeten sie die Initiative »Friends of the 10 bis 20 m breiten Trasse sanft hin und
kannt. Im Sommer dieses Jahres ist nun High Line« mit dem Ziel, die Strecke zu er- her. Leichte Aufkantungen der Platten mar-
ein erster, rund 800 m langer Abschnitt als halten und zum öffentlichen Raum umzu- kieren die Ränder zu den »Grasslands« und
öffentlicher Park wiedererwacht. widmen. Glücklicherweise erwies sich die »Woodlands«, die punktuell gesetzten Mini-
1934 war die Hochbahntrasse für Güterzüge alte, gusseiserne Konstruktion als tragfähig geländer wären wohl nicht zwingend nötig.
eröffnet worden, um den unfallträchtigen genug, einen neuen Park aufzunehmen. Andere Beete sind in Cortenstahl gefasst,
Bahnverkehr auf Straßenniveau entlang Linear verlegte, schmale Betonplatten, die der auch an einigen Aufgängen Verwen-
Manhattans West Side abzulösen. Fabriken an den Enden ausfransend in Schotterbeete dung findet.
und Lagerhäuser waren direkt angebunden, übergehen oder sich mit scheinbar liegen Vorgefundene Raumsituationen sowie neu
die Züge konnten teils bis in die Gebäude gebliebenen – in Wahrheit jedoch wieder entworfene Elemente rhythmisieren das
einfahren. 1980 kam das Aus für den rosti- verlegten – Gleisen verzahnen, finden sich lange, schmale Band. An der 13. Straße
gen Schienenstrang. Grundstückseigentü- als wiederkehrendes Motiv über die ganze überspannt das jüngst erbaute Standard
mer entlang der Strecke forderten daraufhin Länge des High-Line-Park wieder. Aus dem Hotel von Polshek Partnership Architects
den Rückbau, einige Anwohnern jedoch Belag erheben sich an diversen Stellen flie- den Park, etwas weiter nördlich teilt dieser
∂ 30 Der High Line-Park in New York • The High Line in New York
sich auf unterschiedliche Höhenniveaus zierung. Wo ehedem Fleischereien und This summer an 800 m segment of the High
oder taucht durch das Chelsea Market Buil- Gewerbebetriebe das Bild prägten, breiten Line opened to the public. The elevated rail-
ding hindurch. Hier, in einem halb offenen sich nun trendige Restaurants und Bouti- way once bore freight traffic on Manhattan’s
Tunnel, sind wechselnde Kunstinstallationen quen aus, etwa der von Junya Ishigami ent- southwest edge, but had been derelict since
geplant. Besucher können sich auch auf worfene Laden für Yohji Yamamoto in der 1980. Varying in width from 10 to 20 m, the
verschiebbaren Holzliegen vor dem Hud- Gansevoort Street. Der Park wertet die Ge- platform gently navigates the ubiquitous street
son-Panorama entspannt niederlassen oder gend noch weiter auf – und zieht Investoren grid, while its rhythm is determined by a mix
von hölzernen Sitzstufen durch großforma- teurer Luxusapartments an, die sich gerne of existing spatial situations and new elements.
tige Scheiben das Großstadttreiben an der mit bekannten Architekten schmücken. So A hotel by Polshek and Partners, for example,
10. Avenue betrachten. Entlang der ganzen entsteht an der 23. Straße gerade das HL23 straddles the park at one such juncture. And
Strecke bieten sich großartige Ein- und Aus- von Neil Denari und an der 19. Straße Shi- elsewhere the platform is div-ided into multiple
blicke auf Stadt und Fluss und ein sich rapi- geru Bans Metal Shutter Houses, direkt ne- levels or penetrates a building. Property own-
de wandelndes Quartier. Der ehemalige ben Frank Gehrys ICA Building. Zwischen ers adjacent to the tracks once fought the
«Bauch und Hinterhof» Manhattans erlebte südlichem Parkaufgang und Hudson folgt project – initiated by the “Friends of the High
in den letzten Jahren einen mächtigen, im- bis 2012 Renzo Pianos Downtown-Ableger Line” – but now find that the value of their real
mer noch anhaltenden Schub der Gentrifi- des Whitney Museum. DETAIL 11/2009 estate has increased significantly.
Der High Line-Park in New York • The High Line in New York 31 ∂
Spektakel im Weinberg – Gehrys Hotel
Marqués de Riscal in Elciego
Christian Schittich
Architekt • Architect:
Frank Gehry, Los Angeles 1
Was kann man mit 60 Millionen Euro im Summe. Da in der organisch zerklüfteten hatte seinerzeit mit dem Guggenheim Muse-
Hotelbau erreichen? Man könnte etwa Ste- Plastik neben zwei Restaurants und einer um in Bilbao eindrucksvoll demonstriert,
ven Holl beauftragen und sich fünf Häuser Weinbar beim besten Willen aber nur welchen Impuls für Attraktivität und Touris-
wie das Weinhotel in Langenlois (DETAIL 14 Luxussuiten untergebracht werden kön- mus ein einziges signifikantes Gebäude in
3/2007) errichten lassen. Das Ergebnis wä- nen, lässt man für den Rest der Summe einer bis dahin unscheinbaren Stadt aus-
ren ungefähr 400 Gästezimmer. Oder man einen ebenso unscheinbaren wie äußerlich lösen und nachhaltig zur Wertschätzung von
gibt 50 Low-Budget-Herbergen wie den ungeplant wirkenden Zweckbau daneben- Markenarchitektur nicht nur in Spanien bei-
Ryokan in Tokio (DETAIL 3/2007) in Auftrag, stellen, um darin weitere 29 Hotelzimmer tragen kann. Einen ähnlichen Effekt wünsch-
um über 1000 kleine Tatamiräume zu erhal- zu integrieren. Wenn es dann noch gelingt, te sich der Investor nun im 150 Kilometer von
ten. Die dritte Möglichkeit aber wäre, sich diesen ungeliebten Flügelbau auf allen ver- der baskischen Hauptstadt entfernten Elcie-
von einem kalifornischen Stararchitekten mit breiteten Prospekten und Publikationen zu go und auch diesmal hat der Architekt das
kanadischen Wurzeln eine medienwirksame negieren, ist einem die große Show garan- verlangte Spektakel geliefert. Mit seinem
Skulptur in ein traditionsreiches spanisches tiert. Das Marketingkonzept geht auf und am vielfach gewellten Titandach, das mit seiner
Weingut stellen zu lassen. Für diesen Publi- Rande eines trostlosen spanischen Dorfs optischen Leichtigkeit fasziniert, schafft er
kumsmagneten (plus unterirdischer Abfüll- lassen sich Zimmerpreise zwischen 300 und Bezüge zum Wein und damit Corporate
anlage) verwendet man den Großteil der 700 Euro pro Nacht erzielen. Frank Gehry Identity. Seinen eigenen Ansprüchen, »die
∂ 32 Spektakel im Weinberg – Gehrys Hotel Maqués de Riscal in Elciego • Vineyard spectacle – Gehry’s Marqués de Riscal Hotel in Elciego
3
kommerziellen Markenaspekte in die Außen- With 60 million euros to spend on a hotel, Die sich vom Flaschenhals lösende Folie eines Rioja hat
Gehry zur geschwungenen Dachform inspiriert (Abb. 2),
hülle eines Gebäudes zu importieren, ohne you could appoint someone like Steven Holl die Farben stehen für den Wein (rosé), das feine Draht-
dass Würde und Charakter der Architektur to design five structures like the Loisium Hotel netz, das die Flasche umhüllt (gold), und die Metallkap-
Schaden leiden«, wird er mit der hilflos an- near Vienna (DETAIL 3/2007), which would sel über dem Korken (silber). Der Flügelbau beherbergt
zwei Drittel der Gästezimmer sowie den Spa-Bereich.
mutenden Teilung des Hotels in zwei unglei- give you about 400 bedrooms. Or you could Im Gegensatz zu dem hilflos anmutenden Äußeren
che Hälften dagegen kaum gerecht. ask for 50 low-budget establishments like the sind die Räume qualitätvoll und luxuriös ausgestattet
Marqués de Riscal im Zentrum der Region Ryokan in Tokyo (DETAIL 3/2007), adding up (Abb. 3, 5). Eine aufwendig überdachte Brücke
(rechts) führt zum »Anbau«, der sogar in der Zeich-
Rioja Alavesa gehört zu den renommiertes- to 1000 small tatami rooms. nung fehlt (Abb. 3). Abb. 5: Eingang Hauptgebäude.
ten Weingütern Spaniens. Das neue Hotel, A third option would be to employ a star ar- Gehry’s curving roof form was inspired by the foil un-
das im September 2006 vom spanischen chitect to build you a sculpture no one can winding from the neck of a bottle of Rioja wine (fig. 2).
König Juan Carlos persönlich eingeweiht ignore in an established Spanish vineyard. The colours represent the wine (rosé), the fine netting
around the bottle (gold) and the metal foil over the cork
wurde, bietet neben der Übernachtungs- Most of the money went on this eye-catching (silver). The spa facilities and two-thirds of the bedrooms
möglichkeit und kulinarischen Genüssen edifice and the bottling plant underground. are housed in the “other” wing. In contrast to the dull
auch Weinseminare, Einblicke in die Weiner- But as beneath this organic, craggy construc- exterior, the rooms are of a high standard with luxurious
fittings (fig. 3, 5). A bridge with an elaborate roof (right)
zeugung sowie einen noblen Spa-Bereich tion there was room for only 14 luxury suites, leads to the “extension”, which is even missing from the
mit Vinotherapien. DETAIL 3/2007 two restaurants and a wine bar, the rest of the drawing (fig. 3).Fig. 5: entrance to main building.
money could only fund a dull, functional struc-
ture alongside to house a further 29 rooms.
If it is possible to ignore this unpopular wing
in the hotel’s extensive PR material, then a
grand show is guaranteed. But the market-
ing concept works and guests pay between
300 euros and 700 euros per night to stay on
the edge of a dreary Spanish village.
Frank Gehry had already demonstrated, with
his Guggenheim Museum in Bilbao, how one
single, significant building can raise the tourist
appeal of an otherwise unremarkable city and
make a lasting contribution to the merit of
brand-name architecture.
The hotel investor was hoping to achieve a
similar effect in Elciego in Spain’s Basque
Country. Gehry supplied the spectacle he was 4
looking for.
The twisting, turning titanium roof, fascinating
in its visual lightness, creates a link with wine
and thus a corporate identity.
However, the seemingly random division of
the hotel into two unequal halves hardly does
justice to Gehry’s aspirations of importing
commercial aspects into the building enve-
lope without damaging the dignity and spirit
of architecture.
Marqués de Riscal is one of the most re-
nowned vineyards in Spain. The new hotel,
opened personally by King Juan Carlos in
September 2006, offers culinary delights,
wine seminars, wine production tours and
top-class spa facilities with vinotherapies as
well as accommodation. 5
Spektakel im Weinberg – Gehrys Hotel Maqués de Riscal in Elciego • Vineyard spectacle – Gehry’s Marqués de Riscal Hotel in Elciego 33 ∂
Dokumentation
Documentation
01 Die Kirche mit dem Licht in Osaka (J) • The church with the light in Osaka (J)
04 Zentralgebäude der Universität von Girona (E) • Main building, Girona University (E)
05 Kulturzentrum in Nouméa, Neukaledonien (F) • Arts centre in Nouméa, New Caledonia (F)
07 Wohn- und Atelierhaus in Beijing (J) • Private house and studio in Beijing (J)
17 Eingangsgebäude Verkehrshaus in Luzern (CH) • Entrance building to Museum of Transport in Lucerne (CH)
18 »House before House« in Utsunomiya (J) • “House before House” in Utsunomiya (J)
21 Glasdach im Victoria and Albert in London (GB) • Glass roof to Victoria and Albert Museum in London (GB)
∂ 34
Die Kirche mit dem Licht in Osaka
Architekt • Architect:
Tadao Ando, Osaka
∂ 36 Die Kirche mit dem Licht in Osaka • The church with the light in Osaka
The church is located on a sliver of land in a quiet tradition, but in adopting it, Ando renews the way
residential suburb of Osaka, and was planned they link together. The entrance to the church is
as an annex to the existing wooden church and on the side with the cross-shaped light slits. One
vicarage. The manner in which the new building follows the diagonal wall, which is 18 cm lower
was integrated into the natural and built environ- than the building, creating another slit for more
ment and orientated towards the sun shows the light to penetrate into the sombre interior. On
familiar hand of the architect. The church is aus- passing through the 1.6 m wide and about 5 m
tere in shape, material and ambience and reflects high wall opening, church-goers now face the
the constants in the architect’s style and design cross shaped opening in the altar wall. Rays of
concept. The apparently long and labyrinthe light slice into the interior space playing changing
approachway along the dominating diagonal wall patterns of light as the sun shifts with the hours of
that penetrates the rectangular building at an the day and the seasons. With this unconvention-
angle of 15 degrees is, in fact, clear and simple, al way of introducing filtered light, Ando achieves
if one only lets oneself be guided. The long se- the desired meaningful relationship between man,
quence of approach is recurrent in Japanese nature and architecture.
Die Kirche mit dem Licht in Osaka • The church with the light in Osaka 37 ∂
Horizontalschnitt Vertikalschnitt Grundriss mit Perspektive
Fenster Maßstab 1:10 Fenster Maßstab 1:10 Maßstab 1:50
1 Flacheisen 50/6 mm 5 Stahlzarge Wände und Decke
2 Festverglasung 6 Oberlicht Sichtbeton
3 ‰ 150/75/6,5 mm 7 ∑ 75/125/7 Lichtkreuz
4 Schiebeelement 4 Zedernbohlen Floatglas 5 mm
∂ 38 Die Kirche mit dem Licht in Osaka • The church with the light in Osaka
Die Kirche mit dem Licht in Osaka • The church with the light in Osaka 39 ∂
Das Vasamuseum in Stockholm Querschnitt Maßstab 1:1000
Section scale 1:1000
Architekten • Architects:
Mansson Dahlbäck Arkitektkontor,
Stockholm
1 Modell 1 Model
2 Modellauflager 2 Model support
∑ 120 ≈ 80 ≈ 10 mm, 120 ≈ 80 ≈ 10 mm angle,
Flachstahl 225 ≈ 10 mm 225 ≈ 10 mm steel flat
3 ÅPE 360 3 ÅPE 360
4 ∑ 120 ≈ 80 ≈ 10 mm 4 ∑ 120 ≈ 80 ≈ 10 mm
5 Flachstahl 225 ≈ 10 mm, 5 Steel flat, 225 ≈ 10 mm,
unterlegt mit Stahl 150 ≈ 15 mm steel base plate, 150 ≈ 15 mm
1800 bzw. 1300 mm lang 1800 and 1300 mm long
Verankerung HEA M 10 HEA M10 anchors
6 Stahlbetonwand 6 Reinforced concrete wall
7 Aussteifungswinkel, t = 12 mm 7 Bracing angle, t = 12 mm
8 Zusammengesetzte Stahlstütze 8 Compound column
aus Flachstählen 300 ≈ 12 mm, made from steel flats,
170 ≈ 12 mm, 80 ≈ 12 mm 300 ≈ 12, 170 ≈ 12, 80 ≈ 12 mm
9 Aussteifungsblech t = 12 mm 9 Bracing plate, t = 12 mm
10 Auflagerplatte 200 ≈ 330 ≈ 12 mm 10 Support plate, 200 ≈ 330 ≈ 12 mm
11 zusammengesetzte Blende 11 Compound fascia,
∑ 90 ≈ 70 ≈ 10 mm, ∑ 90 ≈ 70 ≈ 10,
Flachstahl 130 ≈ 10 mm 130 ≈ 10 mm steel flat
12 Betonsockel 12 Concrete plinth
13 Natursteinmauer 13 Stone wall
Architekten • Architects:
Foster Asssociates, London
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Ove Arup & Partners, London
1 Vorfahrt 1 Approach
2 Check-in-Schalter 2 Check-in desks
3 Passkontrolle 3 Passport control
4 Abflughalle 4 Departure hall
5 Ausgang zur Zubringerbahn 5 Exit to rail link
6 Inlandroute 6 Inland routes
7 Ankunft der Zubringerbahn 7 Arrival from rail link
8 Gepäckausgabe 8 Baggage return
9 Zoll 9 Customs
10 Büros 10 Offices
Bereits in den 1960er-Jahren wurde die Not- 11 Läden 11 Shops
wendigkeit, die beiden Londoner Großflug- 12 Restaurant 12 Restaurant
häfen Heathrow und Gatwick durch einen
dritten internationalen Airport zu entlasten,
erkannt. Nach einer Vielzahl von Untersu-
chungen und Gutachten fiel 1985 die Ent-
scheidung, den ehemaligen Militärflughafen
Stansted in zwei Bauabschnitten auf eine
Kapazität von 15 Millionen Fluggästen pro
Jahr auszubauen. Die Bauarbeiten für den
ersten Abschnitt begannen 1986 und wur-
den 1991 fertiggestellt. Kennzeichnend für
den Entwurf ist die konsequente Ausnut-
zung der Möglichkeiten, die die Errichtung
einer neuen Anlage im freien Gelände so-
wohl hinsichtlich der Grundrissorganisation,
als auch hinsichtlich der Einbindung in die
Landschaft bietet. Großer Wert wurde da-
rauf gelegt, alle Bewegungsabläufe so ein-
fach und so direkt wie möglich zu gewähr-
leisten, wobei als Vorbild die Abfertigungs-
gebäude aus der Pionierzeit des Fliegens
dienen. Alle den Fluggästen zugänglichen
Einrichtungen befinden sich auf einer einzi-
gen Ebene, auf welcher auch die Auto- bzw.
Busvorfahrt liegt. Der Bahnhof für den Stan-
sted-Express liegt im Untergeschoss, von
wo die Passagiere auf kurzen Wegen über
Rampen und Aufzüge auf die Abfertigungs-
ebene gelangen. An diesen Bereich an-
schließend ist die gesamte Gebäudetechnik
vom Gepäckfördersystem bis hin zur Haus-
technik untergebracht.
Die Dachkonstruktion aus Stahlrohr über- Für die Entwässerung kam kein herkömmli- It was already apparent in the 1960s that
spannt ein Quadrat von 198 m Seitenlänge ches System mit senkrechten Fallrohren, die London needed a third international airport,
und ist ca. 20 m hoch. Die darunterliegende durch das Gebäude laufen, infrage, da die- to supplement Heathrow and Gatwick. After
Halle hat die Maße 198 ≈ 162 m, sodass im se die Klarheit der Konstruktion zu stark be- much investigation, Stansted, a former military
Süden zur Vorfahrt bzw. im Norden zum einträchtigt hätten. Kennzeichnend für das airfield, was chosen, and plans made to ex-
Rollfeld ein Vordach bleibt. Das 36 ≈ 36 m- verwendete System ist die Absaugung des tend its capacity to 15 million passengers per
Raster für die Baumstützen ergibt sicht aus Wassers durch Unterdruck. Spezielle Ventile year in two separate construction stages. The
Untersuchungen von Bewegungsabläufen, in den Ablaufgullys sorgen dafür, dass kei- first stage was started in 1986 and completed
insbesondere von Warteschlangen vor ne Luft in die horizontalen, immer mit Was- in 1991.
Check-in-Schaltern. Jede Stütze besteht ser gefüllten Entwässerungsrohre gelangt, The design by Foster Associates is character-
aus einem Bündel von vier Stahlrohren die ohne Gefälle in Ost-West-Richtung lau- ized by two factors – firstly, the opportunity to
(Ø 458 mm), die im Grundriss ein Quadrat fen. Auf jeder der beiden Stirnseiten gibt es reconsider the configuration of an airport ter-
von 3 m Seitenlänge bilden. Sie durchsto- acht sichtbare Fallrohre, über die das Was- minal building from first principles, and sec-
ßen die Bodenplatte des Erdgeschosses, ser durch einen Sogeffekt abgeleitet wird. ondly, the integration of the terminal buildings
die als Kassettendecke in Ortbeton ausge- Auf dem gesamten Dach liegen 121 Gullys into the landscape. Great emphasis was
bildet ist, und sind auf Einzelfundamenten in den Kehlen zwischen den Kuppeln, was placed on maintaining simple, direct patterns
gegründet. Im Kern jedes Pfeilerbündels einem Gully pro 324 m2 entspricht. Ein wei- of passenger movement within the building.
führen sämtliche Versorgungsleitungen so- terer Vorteil des verwendeten Systems sind Terminal buildings from the pioneering days
wie eine Wendeltreppe zur Wartung nach die wesentlich geringeren Rohrdurchmes- of flying were influential in this respect. All the
oben. Dort enthält der Stützenkopf die Zu- ser, da in den Rohren kein Luftraum erfor- passenger facilities, including car and bus
und Abluftöffnungen, die Strahler für die derlich ist. ccess, are to be found on one level. Passen-
Deckenbeleuchtung, Monitore mit Fluginfor- Die Fassade aus Isolierverglasung ist in gers arriving by rail come in at the lower level,
mationen, Hinweisschilder, Uhren, Feuer- liegende Felder von 3,60 ≈ 1,80 m unterteilt and are brought into the main hall quickly and
melder und Schläuche. und wird von Vierendeelpfosten aus Stahl- simply via ramps or lifts. The lower level also
Die an die Stützen gelenkig angeschlosse- rohr, die dem Momentenverlauf nachgebil- houses all the mechanical and engineering
nen Äste, die durch zwei gegeneinander det sind, gehalten. Der besonders ausge- services for the building, as well as baggage
gestellte Pyramiden ausgesteift werden, bildete Übergang zum Dach nimmt die Be- handling facilities.
tragen den Rost aus 18 ≈ 18 m-Feldern, der wegung des Dachs auf, das sich in alle drei The tubular steel roof construction is 198 ≈
die Dachebene bildet. Die Schalenform ent- Richtungen frei ausdehnen kann. Das Ge- 198 m on plan and approx. 20 m high, cover-
steht aus Tonnengewölben mit orthogona- wicht der Fassade wird auf den Rand der ing a hall area of 198 ≈ 162 m. Roof canopies
lem Grundriss und einer Pfeilhöhe von 2 m. Kassettendecke über dem Untergeschoss therefore extend beyond the facades on land
In jedem 18 ≈ 18 m-Feld gibt es vier drei- abgetragen, die zusammen mit den 8 m ho- side and air side. The 36 m grid for the sup-
eckige Oberlichter mit zusammen 11 m2 hen Betonstützen als Rahmen ausgebildet port “trees” results from a study of movement
Fläche, was einem Anteil von 3 % an der ist. Sie wurde erst nach der Montage der patterns within airports, particularly the
gesamten Dachfläche entspricht. Unter den Baumstützen eingezogen und steift diese queues at check-in desks. Each tree consists
Oberlichtern sind dreieckige Tageslichtre- aus. Wichtig für die Einbauten im Inneren, of a 3 m square bundle of four tubular steel
flektoren aus weiß gespritztem Lochblech die Läden, Büros und Sanitärräume beher- columns (458 mm dia.). Founded on pad
abgehängt. Diese haben drei verschiedene bergen, ist, dass sie sich in der Höhe be- foundations, the trees pass through the in situ
Funktionen: Sie streuen das Sonnenlicht, scheiden und frei im Raum stehen, sodass reinforced concrete waffle slab forming the
reflektieren einen Teil davon an die Decke die optische Wirkung des Dachs nicht be- ground floor. All the HVAC and lighting (up-
und bieten auch an ihren Unterseiten eine einträchtigt wird. Das Konstruktionssystem lighters) services for the concourse, also spiral
reflektierende Fläche für die Kunstlichtstrah- spiegelt das des Hauptdaches wider: stairs for maintenance staff, are housed in the
ler. Somit gewährleisten sie eine gleichmäßi- Pilzstützen, die die Versorgungsleitungen centre of each tree. Flight information moni-
ge Ausleuchtung am Tag und in der Nacht, beherbergen stehen in einem Raster von tors, information signs, clocks or fire alarms
wobei gerade nachts schwarze Löcher im 6 ≈ 6 m. Alle Einbauten sind nach oben hin and fire hoses are also mounted on the trees.
Bereich der Oberlichter vermieden werden. abgeschlossen, feuerhemmend ausgebildet From the top of the “trunks”, four “branches”
Die Dachrandprofile sind als Windableiter und teilweise mit Sprinkleranlagen und spread out diagonally to support the roof at
ausgebildet, die für eine günstige Luftströ- Rauchmeldern versehen. Bei der Hauptkon- the corners of an 18 ≈ 18 m square.
mung über das Dach sorgen sowie Sog- struktion konnte auf Brandschutzmaßnah- The lattice shell form is produced by orthogo-
kräfte vermeiden helfen. men verzichtet werden. DETAIL 3/1992 nal barrel vaults with a rise of 2 m. In each of
2 5
1, 2 Erection of the
18 ≈ 18 m roof
modules
3 All roof modules
were assembled on
the ground first
4 View of completed
roof
5 Schematic represen-
tation of individual
construction stages
6 Exploded view of
4 “tree” structure 6
A Hauptsprosse
A Main glazing bar
B Nebensprosse
B Secondary glazing bar
C Randausbildung
C Edge detail
Architekten • Architects:
Josep Fuses, Joan Maria Viader, Girona
B Querschnitt
Maßstab 1:200
B Section
scale 1:200
C Detail Oberlicht
Maßstab 1:20
1 Acrylglas
in Metallhalterung
mit Gummidichtung
2 Ziegeldeckung
3 Stahlblech verzinkt 2 mm
4 Verbindungslasche
5 Stahlträger
C Detail of rooflight
scale 1:20
rechts:
Blick in den Flur
des Neubautrakts
der Bibliothek
mit Lichtführung
über Betongewölbe
right:
Corridor of new library
wing, with light reflected
around the curved con-
crete soffit
D Skizze Treppe
Verwaltung
oberer Abschnitt
E Skizze Übergang
Altbau zu neuer Bibliothek
D Sketch of stair
in administrative
wing, upper flights
E Sketch of link
between existing
building and
new library
Architekten • Architects:
Renzo Piano Building Workshop, Paris/Genua
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Ove Arup & Partners, London
Section • Plan
scale 1:1500
Details Details
6 Ansichten • Aufsicht Elevations • Plan
Maßstab 1:10 scale 1:10
7 5
4
aa 6
9
10
11
11
bb
b
5
Verglaste Fassade Glazed façade
Horizontal- und Vertikalschnitt Horizontal and vertical sections
Maßstab 1:5 scale 1:5
Footbridge in London
Architekten • Architects:
Future Systems, London
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Anthony Hunt Associates, Cirencester
Das West India Dock liegt nur einen Stein- Standort geschleppt. Für die Rückveranke- Unlike Canary Wharf, only a stone’s throw
wurf vom Canary Wharf entfernt, dem höchs- rungen wurden Stahlrohre tief in die Sohle away, the west side of West India Dock has
ten Gebäude Londons, das in den 1980er- des Docks gerammt, an denen jeweils ein remained undeveloped up to now. The floating
Jahren im Rahmen der umstrittenen Dock- Pontonpaar befestigt ist. Die Vorspannung footbridge designed to link the two districts is
landsentwicklung entstand. An der Westseite der mit Beton ausgegossenen Rohre ist auf an essentially independent structure based on
des Docks hingegen befinden sich unge- maximale Auflast bei Ebbe ausgelegt. So the pontoon principle. The 94 m wide dock is
nutzte kleine Lagerhäuser aus dem 19. Jahr- verursacht der Tidenhub von ca. 40 cm und bridged by a series of elements with a maxi-
hundert. Diese beiden Stadtgebiete, deren das variierende Gewicht durch Menschen mum span of 15 m. The entire structure was
Charakter und Maßstab sich stark vonein- keine Auf- und Abbewegung der Brücke. factory-prefabricated, assembled and towed
ander unterscheiden, sollten durch einen Zwei 6,60 m breite Segmente am Scheitel in two parts to its final location. To prevent the
Fußgängerübergang verbunden werden. Mit der leicht bogenförmigen Konstruktion kön- bridge drifting out of position, the pairs of pon-
dem Entwurf einer schwimmenden Brücke nen mittels eines hydraulisch betriebenen toons are fixed to tubular steel piles driven into
wurde ein autarkes Bauteil geschaffen, das Gewichts aufgeklappt werden. So wird the bed of the dock. The prestressing of the
sich in seiner Gestalt weder an die eine noch Schiffen die Durchfahrt ins Dock gewährt. concrete-filled tubes is designed to resist the
an die andere Uferbebauung anlehnt. Das Gegen anprallende Boote sind die Pontons maximum loading at ebb tide. As a result, the
Prinzip der Pontonbrücke bietet in dieser durch Gummipuffer geschützt. Sie sind zu- bridge does not rise and fall with the tide
Situation überzeugende Vorteile. So konnte dem mit geschlossenzelligem Polyurethan- (roughly 40 cm range) and with the changing
das 94 m breite Becken mit Einzelspannwei- schaumstoff gefüllt, um das Eindringen von load of pedestrians. Two 6.60 m segments in
ten von maximal 15 m überbrückt werden, Wasser zu verhindern. Der Grundriss der the middle can be raised hydraulically to allow
ohne die Kaimauern zu belasten. Ein weite- Brücke verjüngt sich in der Mitte, wodurch ships to pass. Rubber fenders protect the pon-
rer positiver Aspekt ist, dass der beengte die perspektivische Verzerrung verstärkt toons against the impact of boats. The pon-
Standort nicht durch einen lang andauern- wird. Bunte Bodenleuchten entlang des toons are also filled with polyurethane foam to
den Baustellenbetrieb beeinträchtigt wurde. Stegs und in den Handlauf integrierte Lam- prevent water entering in the event of damage.
Die komplette Konstruktion wurde in der pen zeichnen die Konstruktion nach und On plan, the bridge tapers towards the centre.
Fabrik vorgefertigt, an einem geräumigen lassen die Brücke bei Dunkelheit wie ein Coloured lights along the sides of the deck and
Kai am Stadtrand von London zusammenge- großes, auf dem Wasser sitzendes gelbes lamps in the handrails articulate the lines of the
setzt und auf der Themse an ihren späteren Insekt erscheinen. DETAIL 8/1999 construction.
Section aa
Elevation
Plan
scale 1:250
aa
5 6 5
3
4
7
10
11
12
13
Schnitt
Maßstab 1:20
Section
scale 1:20
Architekt • Architect:
Ai Wei Wei, Beijing
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Fake Design, Beijing
Xiao Ji Ba
Das 500 m2 umfassende Studio liegt in lichen Lichteinfall sorgen. Kernstück des Designed for an artist, this studio building has
einem Vorort der chinesischen Hauptstadt Entwurfs ist das über beide Geschosse rei- a floor area of 500 m2. It consists of a rein-
Beijing. Leitende Entwurfselemente waren chende, im rechten Winkel zum Wohntrakt forced concrete frame structure – left exposed
im Hinblick auf die vorgesehene Nutzung angeordnete, fensterlose Studio, das durch internally – with reddish brick infill panels.
als Atelier für einen Künstler der sensible zwei Oberlichtbänder belichtet wird. Es wur- An outer skin of grey facing bricks clads the
Umgang mit Maßstab, Proportion und Mate- den nur örtlich verfügbare Baumaterialien structure, articulated with a few carefully pro-
rialien sowie eine zurückhaltende architekto- verwendet, die sich räumlich wie farblich portioned window openings. The principal ele-
nische Formensprache. Konstruktiv handelt zu einem harmonischen Ganzen zusammen- ment of the scheme is the two-storey-high
es sich um ein Stahlbetonskelett, das im fügen: Beton, graue und rote Ziegelsteine studio space set at right angles to the living
Innenraum sichtbar bleibt und dort mit röt- sowie Holz – allein weiß getünchte Flächen quarters. The windowless studio receives
lichem Ziegel ausgefacht wurde. Die äußere differenzieren zusätzlich im Innenraum ein- daylight solely from above via two skylight
Verblendung aus grauem Sichtmauerwerk zelne Teilbereiche. Nach Angaben des strips. The number of materials used was re-
verläuft vor dem Betonskelett und wird ge- Architekten lag zwischen Entwurf und Fertig- duced to a minimum. According to the archi-
gliedert durch einige wenige, in Ausmaß stellung des Gebäudes eine Zeitspanne von tect, the studio was designed and built in a
und Anordnung wohlüberlegte Fensteröff- sieben Monaten, die Bauzeit für das Studio period of seven months, with a construction
nungen, die im Inneren für außergewöhn- betrug nur 100 Tage. DETAIL 1–2/2002 time of only 100 days.
4 4
2 5
b b
EG a
8 9
OG
10
Museum in Nuremberg
Architekt • Architect:
Volker Staab, Berlin
Tragwerksplaner • Structural engineers:
H. Fink GmbH, Berlin und
A. Schöppler + D. Kästner,
Nürnberg • Nuremberg
Lageplan
Maßstab 1:3000
Site plan
scale 1:3000
Für den Passanten, der sich auf der touristi- fenster und somit Teil des Platzes werden. The glimpse of the gently curving facade of
schen Hauptachse zwischen Handwerkerhof Dieser wird von der Stadtmauer, einigen this building which passers-by catch from the
und Fußgängerzone bewegt, zeigt sich das historischen Wohnhäusern und dem Muse- entrance to a narrow alleyway may attract
Neue Museum nur sehr unauffällig mit der um selbst begrenzt und weist somit eine them into the urban space beyond. Here, they
Schmalseite des Designforums. Er könnte mediterran anmutende Geschlossenheit auf. are confronted with the 100 m long glazed
achtlos daran vorbei gehen, wäre nicht in Dominierendes Element im Innenraum des front of the museum. The dominant element
dem schmalen Durchgang die leicht ge- Museums ist die elegant geschwungene visible through the transparent facade is an
schwungene Glasfassade schon sichtbar, Treppe im Foyer. Sie dient nicht nur als Ver- elegantly curving concrete staircase in the
die erahnen lässt, dass sich dahinter noch kehrsfläche, sondern auch als Ort zum Ver- foyer. With a radius of 3.5 m at the base,
mehr verbirgt. Neugierig betritt man die enge weilen, zum Kommunizieren und um einen diminishing to 3.1 m on the upper floor, the
Gasse, läuft zwischen den Gebäuden hin- Blick auf den im Sommer belebten Platz zu staircase cantilevers out by up to 3 m and
durch, um schließlich unvermittelt auf einem werfen. Ihr Radius verjüngt sich von 3,5 m spirals up around a solid inner balustrade. It
geschlossenen Platz vor der 100 m langen auf 3,1 m im oberen Geschoss. Die Beton- serves not only as a circulation route, but as a
Glasfassade zu stehen. Sie gewährt Einblicke konstruktion schwingt sich bis zu 3 m weit place of communication, where visitors may
ins Foyer und auch in die Ausstellungsräume auskragend um die massive innen liegende also pause and observe the activities in the
selbst, wird also zu einem belebten Schau- Brüstung nach oben. DETAIL 2/2000 square outside.
Section
Upper floor plan
Ground floor plan
scale 1:1000
aa
1 Eingangsfoyer
2 Lichthof
3 Buchladen 11
4 Ausstellungsräume
Neue Sammlung, Design
(aus den Beständen der
Neuen Sammlung, München)
5 Anlieferung
6 Museumscafé
7 Verwaltung
8 Bibliothek
9 Luftraum Wechselausstellung
10 Ausstellungsräume Sammlung 8
11 Designforum 10
9
7
1 Entrance foyer
2 Atrium
3 Bookshop
4 Exhibition spaces 6
(design exhibits from the “Neue
Sammlung” collection, Munich)
5 Deliveries
6 Museum café
7 Offices 4
8 Library
9 Void above for temporary
exhibitions 3 2 1
10 Exhibition spaces for museum
collection
a a
11 Design forum
b b
1
A Vertikalschnitt B 4
Maßstab 1:5
B Vertikalschnitte
Maßstab 1:20
1 Brüstung innen:
5 Profile St 37 verschweißt
Befestigung über
justierbare Stahlwinkel
Stahlbeton 150 mm
Putz beidseitig 25 mm
2 Sandsteinplatten Pietra Serena
geschliffen 40 mm 7 3
Fugen 4 mm
Mörtelbett 40 mm
Stahlbeton 4
Putz 25 mm 5
3 VSG 12 mm
4 L-Profil St 37 60/30 mm 6
5 Befestigung Geländer:
Konsole mit Verstärkungsprofil an
jedem Pfosten, St 37 verschweißt
6 Blende L-Profil St 37 60/40/5 mm
7 Blockstufen Sandstein
Pietra Serena geschliffen
40–250 mm
8 Abdeckung Sandsteinplatte
Pietra Serena, Kanten gebrochen
40 mm
A Vertical section 8
scale 1:5
B Vertical sections
scale 1:20
1 Inner balustrade:
5 No. welded steel flats fixed to 7
adjustable steel angles
150 mm reinforced concrete
25 mm plaster on both faces
2 Polished Pietra Serena sandstone
flags, 40 mm, with 4 mm joints
40 mm bed of mortar
reinforced concrete slab
25 mm plaster 2
3 Laminated safety glass, 12 mm
4 Steel angle, 60 ≈ 30 mm
5 Balustrade fixing:
welded grade 37 steel bracket with
stiffening member to each post
6 Steel angle fascia, 60 ≈ 40 ≈ 5 mm
7 Solid polished Pietra Serena sand
stone steps, 40 – 250 mm
8 Balustrade capping:
40 mm Pietra Serena sandstone
with chamfered arrises
Architekten • Architects:
Allmann Sattler Wappner,
München • Munich
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Ingenieursgesellschaft Hagl,
München • Munich
Im Gegensatz zu den multifunktionalen Ge- quent wurde hier ein Raum-im-Raum-Konzept dass die Helligkeit in Richtung des Altars
meindezentren, wie sie in den letzten Jahr- umgesetzt. Ein transluzenter Glaskubus be- kontinuierlich zunimmt. Gegenläufig dazu
zehnten zahlreich in den Neubaugebieten herbergt einen hölzernen Schrein, den eigent- verhält sich der Grad der Transparenz der
entstanden sind, ist ein innerstädtischer Kir- lichen Gottesdienstraum. Die beiden über- Fassade. Den Altarbereich vor äußeren Ein-
chenneubau zur Seltenheit geworden. Inmit- dimensionalen Kirchentore an der Stirnseite blicken schützend, ist sie hier gänzlich opak,
ten des alten Stadtviertels München-Neuhau- zum Vorplatz vermitteln sogar den Eindruck, während sie im Vorraum aus Klarglas besteht.
sen ergab sich für ein solches Bauvorhaben dass man diesen erst nachträglich in die Neben der großen Bedeutung des Lichts, das
die Gelegenheit, nachdem 1995 ein offener Glashülle eingeschoben hätte. Normalerweise den Raum im Tagesverlauf immer wieder neu
Wettbewerb ausgelobt wurde, um Ersatz für betritt man jedoch die Kirche durch zwei klei- in Szene setzt, ist auch die Kunst zu einem
die 1994 von einem Feuer völlig zerstörte ne Schlupftüren in dem großen Portal. Von wesentlichen Bestandteil der Architektur ge-
Herz-Jesu-Kirche zu schaffen. Die dazugehö- dem Vorraum führt der Weg, flankiert von worden. Die gesamte Altarwand nimmt ein
rigen Gemeinderäume sind in unmittelbarer Beichtstuhl und Krippe, unter der schweren golden schimmernder, raumhoher Vorhang
Nachbarschaft erhalten geblieben, mussten Sichtbetonempore hindurch. Eindrucksvoll ein (Künstler: S. u. B. Lutzenberger). In des-
allerdings saniert werden. Der Kirchenraum öffnet sich dann das lichtdurchflutete Kir- sen Metallgewebe aus Tombak, einer Legie-
entspricht im Grundriss einer klassischen chenschiff. Mehr als 2000 senkrecht stehen- rung aus Messing und Kupfer, ist das Motiv
Wegkirche. Ungewöhnlich präsentiert sich de Holzlamellen des inneren Raumabschlus- eines großen Kreuzes eingewebt. Der schma-
dagegen der Baukörper selbst. Sehr konse- ses sind in ihren Holzrahmen so ausgerichtet, le Zwischenraum zwischen Fassade und
Holzlamellenwand ist in Form eines komplet- The church previously occupying this inner-city ing this area from the outside. Another im-
ten Umgangs als Kreuzweg ausgeführt. Für site was destroyed by fire in 1994. The new portant feature of the design is the programme
die einzelnen Kreuzwegstationen sind aktuel- church consists of a volume set within another of art. The entire altar wall is taken up by a
le Schwarz-Weiß-Fotografien der Via Dolorosa volume: a translucent glass cube envelops a shimmering, golden, metal-fabric curtain, into
in Jerusalem in kleinen Leuchtkästen aufge- timber shrine, which houses the main liturgical which the form of a cross is woven (artists:
stellt worden (Künstler: M. Wähner). Fünf space. Access to the church from the forecourt S. and B. Lutzenberger). The narrow space
Kammern sind in den Fußboden des Kirchen- is via two small wicket doors within the huge between the outer facade and the louvred wall
schiffs eingelassen, durch deren kleine ver- entrance portal. From the vestibule, the route is a way of the Cross, the various Stations of
glaste Öffnungen man die hell erleuchteten leads beneath a massive concrete organ loft which are formed by black-and-white photos
abstrakten Darstellungen der fünf Wunden into the main space, which is filled with light. of the Via Dolorosa in Jerusalem (artist: M.
Jesu sehen kann (Künstler: M. Weiss und The inner spatial enclosure consists of a Wähner). Sunk into the floor of the nave are five
M. de Mattia). Die 436 Glasscheiben der bei- timber-framed screen containing more than chambers containing abstract depictions of the
den Hauptportale sind mit einer Vielzahl von 2000 vertical wood louvres, arranged in such five wounds in Christ’s body (artists: M. Weiss
Feldern mit Nagelmotiven gestaltet worden, a way that the light increases in intensity and M. de Mattia). The 436 glass panels in the
die einer Keilschrift ähnlich, den Text der towards the altar. In contrast, the outer fa- main portal bear images of nails arranged to
Johannespassion wiedergeben (Künstler: cade is in clear glass at the vestibule end, but form an inscription of Christ’s Passion from the
A. Beleschenko). DETAIL 2/2001 completely opaque at the altar end, thus shield- St John’s Gospel (artist: A. Beleschenko).
b
1 3
a
2
a
5 3 6
3
3 7
4
3 3
aa
6 7
10
11
Fassadenschnitt
Maßstab 1:50
1 Dachverglasung Stufenisolierglas
2 Klappflügel Abluft / Entrauchung Aluminium
3 Fassadenaufhängung höhenjustierbar
4 Randträger Stahlrohr ¡ 420/500/20 mm
geschweißt mit integrierten Leuchten
5 Hängeprofil Stahlrohr ¡ 50/70/5 mm
6 aussteifendes Glasschwert 36/300 mm
7 Holzrahmen 120/240 mm Ahorn massiv
8 Holzlamellen Ahorn furniert mit Rahmen verdübelt
9 Doppelstützen 2≈ Stahlprofil ¡ 170/420/60 mm
geschweißt
10 Abstandhalter Lamellenwand Stahlrohr 12 13 17 18
Ø 38/8 mm
11 Bindebleche zwischen Stahldoppelstützen
12 Sandsteinplatte 80 mm auf Splittbett 50 mm 14
13 Abdeckung Zuluftschacht:
Sandsteinplatte 60 mm mit Lüftungsschlitzen
Gitterrost 40 mm
Stahlkonsole HEA 100 15 16
14 Stahlkonsole als Auflager für Glasschwerter
15 Klappflügel Zuluft Aluminium
16 Konvektor
17 Fußbodenaufbau:
Natursteinplatten Kalksandstein 40 mm
Mörtelbett 30 mm
Heizestrich armiert mit Stahlfasern 85 mm
Trennlage PE-Folie
Wärmedämmung Polystyrol-Hartschaum 120 mm
Bitumenschweißbahn
Stahlbetonbodenplatte 300 mm
18 Schwellholz Ahorn massiv 240/50 mm
c c
Ansicht • Schnitte
Holzlamellenwand
5 Maßstab 1:10
Elevation • sections:
wood-louvre screen
scale 1:10
e
7
dd d ee
7 6
Detailschnitte • Ansichten
Ambo, Tabernakel, Altar
Maßstab 1:20
Details • Elevations
lectern, tabernacle, altar
scale 1:20
14
11 7
10
13
12
Synagogue in Dresden
Architekten • Architects:
Wandel Hoefer Lorch + Hirsch, Saarbrücken
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Schweitzer Ingenieure, Saarbrücken
Zehn jüdische Männer, die sich unter einem In theory, 10 Jewish men gathered beneath a
Dach versammeln, ein Thoraschrein und ein roof with a Torah shrine and a bimah (a raised
Almemor (Lesetisch) genügen theoretisch, reading place) suffice to define a synagogue.
um eine Synagoge zu definieren. Der Begriff Derived from ancient Greek, the word implies
geht auf das altgriechische Wort für »Zu- an act of “bringing together”. In other words,
sammenkunft« zurück, beschreibt also ei- it is a meeting place. Since 1990, many emi-
nen Ort der Versammlung. Seit 1990 ziehen grants from the former Soviet Union have
viele Immigranten aus der ehemaligen Sow- come to Dresden, and the Jewish population
jetunion nach Dresden und die jüdische of the city is growing again. That required the
Bevölkerung der Stadt wächst. Deshalb soll- construction of a new synagogue to replace
te eine neue Synagoge den 1840 von Gott- the one designed by Gottfried Semper in
fried Semper errichteten und 1938 zerstörten 1840 and destroyed in 1938. The only site
Bau ersetzen. Zur Verfügung stand nur ein available for this was a narrow strip of land
schmaler Streifen zwischen Straßenbahn- between railway lines and a road.
trasse und Straße. Die neue Synagoge und The architects decided to accommodate the
das Gemeindehaus sind in zwei autonomen two functions defined in the brief – synagogue
und doch aufeinander bezogenen Baukör- and community centre – in two autonomous
pern untergebracht. Im zentralen Innenhof yet related structures. The footprint of the
zeichnet grober Glasbruch den Grundriss historical Semper building is marked in the
des historischen Semper-Baus nach. Auf- sand of the central courtyard by an area of
grund der räumlichen Gegebenheiten war coarsely crushed glass. In view of the spatial
eine exakte Ausrichtung der Synagoge nach constraints imposed by the shape of the site,
Osten nicht möglich. Mittels eines Kunst- a precise orientation of the synagogue to the
griffs gelang es dennoch, der rituellen Ge- east was not possible. The architects never-
betsrichtung zu entsprechen: Die 34 Schich- theless availed themselves of a clever device
ten des Formsteinmauerwerks drehen sich to achieve the ritual direction in which prayers
sukzessive nach Osten, bis sie die richtige are addressed. Each of the 34 courses of the
Lage erreichen. Mit ihrer geschlossenen blockwork walls are rotated slightly at the cor-
monolithischen Fassade nimmt die Synago- ners until they face in the right direction at the
ge Bezug auf den salomonischen Tempel, top. With its closed, monolithic facades, the
der, fest mit dem Berg Zion verbunden, für synagogue makes reference to the Temple
Dauerhaftigkeit und Ortsverbundenheit of Solomon, firmly linked with its location on
steht. Der eigentliche Gebetsraum im Inne- Mount Zion and therefore representing per-
ren symbolisiert dagegen das erste Gottes- manence. The internal prayer space, on the
haus der Juden: das provisorische Stiftszelt, other hand, symbolizes the first place of wor-
das als mobile Hülle für die Bundeslade ship of the Jews: the provisional tabernacle
diente. Dargestellt wird das Zelt durch ein in the form of a movable tent that was the
weich fallendes Metallgewebe, als Raum im sanctuary for the Ark of the Covenant. The
Raum. In dessen Textur ist in Anspielung tent is signified by softly draped, golden metal
auf das jüdische Bildverbot ein Rapport von fabric, forming a space within a space. Woven
Davidsternen eingewebt. Der Thoraschrein into it is the repetitive pattern of the Star of
befindet sich an der östlichen Schmalseite. David. The Torah shrine is located at the nar-
Der Almemor besetzt nach row eastern end, whereas the almemor is
historischem Vorbild die Mitte des Raums, situated, in accordance with historical models,
hervorgehoben durch ein Oberlicht in der in the centre of the space, accentuated by
Kassettendecke – die typisch ambivalente the light that falls through the coffered ceiling.
Orientierung des jüdischen Gebetshauses The typically ambivalent orientation often
entsteht. Sie weist sowohl Eigenschaften found in Jewish houses of prayer has been
eines Zentralraums als auch eines längs- re-created here, with the characteristics of
gerichteten Raums auf. DETAIL 9/2004 both a central and a directional space.
aa
2
6 a
a 5
Architekten • Architects:
querkraft architekten, Wien • Vienna
Jakob Dunkl, Gerd Erhartt, Peter Sapp
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Zemler + Raunicher ZT GmbH, Wien • Vienna
2 1
1 Bauabschnitt 1 Development by
7
querkraft architekten querkraft architekten
11 2 Bauabschnitt 2 Development by
August Sarnitz August Sarnitz
3 Mietergarten 3 Tenant’s garden
9 4 Spielplatz 4 Play area
5 Müllraum 5 Refuse
6 Fahrradabstellfläche 6 Bicycles
9
7 Wohnküche 7 kitchen /living room
8 Laden-/Büro-/Praxisfläche 8 Shop /Office /Surgery
9 Schlafzimmer 9 Bedroom
10 Balkon 10 Balcony
Dachgeschoss • Roof storey aa 11 Terrasse 11 Terrace
9 9
7 9 7
10 9 10 9
7 7
9 9 9 9
9 9 9
10 10 7 7
7 7
9 9
3 4 5 1
6
2 6
a a
3 3 7 8
Architekt • Architect:
Valerio Olgiati, Flims
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Conzett, Bronzini, Gartmann, Chur
1 Bestandsgebäude
2 Galerie
3 Eingang Büroebene
4 Eingang Parkebene
Site plan
scale 1:2000
Floor plans • Section aa
scale 1:400
1 Existing building
2 Gallery
3 Entrance, office level
4 Entrance, parking level
Vertical section
Horizontal section
scale 1:20
1
b b
c 7 d
3 c d
bb
3
Vertikalschnitt Festverglasung
Vertikalschnitt Tür
Maßstab 1:20
4
7
5 8
cc dd
Gallery in Berlin
Architekten • Architects:
David Chipperfield Architects, Berlin
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Ingenieurgruppe Bauen, Karlsruhe / Berlin
Der skulpturale Galeriebau für Wechselaus- gelb marmorierte Steine im »Reichsformat« bäudeecken auf. Die Mauern lagern ohne
stellungen zeitgenössischer Kunst besetzt von 250/120/65 mm ausgewählt und mit Gleitfuge auf den Konsolen. Am oberen
eine der prominentesten Baulücken Berlins Hochdruckgeräten von Mörtelresten befreit. Anschluss war jedoch eine Bewegungsfuge
direkt an der Museumsinsel. Gegenüber Das Mauerwerk ist im Blockverband ausge- für Höhenänderungen notwendig. An sehr
erhebt sich das Neue Museum, dessen um- führt und sollte keine vertikalen Dehnfugen kritischen Stellen sind die Fugen bewehrt.
strittener Wiederaufbau ebenfalls von David aufweisen, deshalb musste die Vormauer- Für die Oberfläche der Fassade wurde ein
Chipperfield Architects realisiert wurde. Das schale mindestens 250 mm stark sein, damit spezielles Verfahren entwickelt, bei dem in
zurückhaltend gestaltete Volumen orientiert sie Zwangskräfte aus Temperaturunterschie- einem Arbeitsgang verfugt und geschlämmt
sich in Traufhöhe und Farbgebung an den den aufnehmen kann, ohne Risse zu bilden. wird. Der eingefärbte Kalkmörtel wird dabei
angrenzenden historischen Gebäuden. Das Die Ziegelfelder sind durch große Öffnun- großflächig in den Fugen und auf dem Mau-
elegante Erscheinungsbild ist nicht zuletzt gen und streifenförmige Fertigteilkonsolen erwerk aufgebracht und dann partiell mit
Resultat einer sehr sorgfältigen Detailpla- begrenzt. Die Konsolen aus sandgestrahl- Spachteln oder Metallschlingen wieder ent-
nung und Ausführung. tem Beton mit Natursteinzuschlag bilden fernt. Die großen Fensteröffnungen gliedern
Für die monochrom anmutende Ziegelfassa- geschossweise horizontale Bänder mit Stoß- Klappläden aus dem robusten, FSC-zertifi-
de wurden recycelte Steine abgerissener fugen. Bewegungen des Ziegels in Längs- zierten Tropenholz Ipe, das lediglich ge-
Altbauten verwendet, dabei aber helle rot- richtung nehmen die Laibungen und Ge- schliffen wurde. DETAIL 5/2009
Sections
Floor plans
scale 1:500
aa
3. Obergeschoss
3rd floor
7 7
6 8 3
10
bb
2. Obergeschoss
2nd floor
2 4
4
cc
b
d c
Erdgeschoss
Ground floor
a a
2 3
5
4
1 4
d c b
7 6
12 15
5 13
8 9
ee
1 1 6
3 2
5
11 15 4 7
ff gg
10
12 11
5
4
13
Architekten • Architects:
OTH Ontwerpgroep Trude Hooykaas,
Amsterdam
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Aronsohn raadgevende ingenieurs,
Amsterdam
Lageplan
Maßstab 1:15 000
Site plan
scale 1:15 000
aa bb
3. Obergeschoss 1 Eingang
3rd Floor 2 Technik
2 3 Rezeption
4 Büros
1
Erdgeschoss 1 Entrance
Ground floor 2 Plant room
3 Reception
4 Offices
12
2
3 9
8
6 7
4
11
10
17
16
5
1 VSG beschichtet 20 mm 13 Motorantrieb für Glaslamellen
2 ESG beschichtet 12 mm 14 Gitterrost 24 mm
3 Glaslamellen ESG mit 15 Isolierverglasung
Siebdruckmuster 12 mm ESG 12 + SZR 12 + VSG 8 mm
4 Glashalter Aluminium 16 Deckleiste Holz
5 Unterkonstruktion Aluminium 17 Fensterrahmen Schichtholz verleimt
6 Stahlprofil fi 200 verzinkt beschichtet 18 Konvektor mit Gitterrostabdeckung
7 Stahlprofil } 80 ≈ 80 ≈ 9 mm 19 Stahlbetondecke 70 mm mit
verzinkt beschichtet Betonkernaktivierung
8 Fassadenverkleidung Stahlprofil Å IPE 270 verzinkt
Aluminium 3 mm einbrennlackiert 20 Stahlprofil Å HEB 270 verzinkt
9 Folie wasserabweisend diffusionsoffen Abdeckung Aluminium
Mineralwolle 120 mm beschichtet 3 mm
10 Stahlprofil ∑ 80 ≈ 80 mm verzinkt 21 Teppich
11 Stahlprofil fi 280 verzinkt Tragschicht Multiplexplatte 30 mm
12 Abdichtung Kunststofffolie Auflager Gummigranulatmatte 15 mm
15 Gefälledämmung, Dampfsperre, 22 Vlies
Trapezblech 40 mm Schalldämmung Mineralfaser 25 mm
Stahlprofil Å 270, Dämmung 50 mm 23 Wärmedämmung
Stahlbetondecke mit Mineralwolle 130 mm
Betonkernaktivierung 70 mm Holzfaserplatte gestrichen 14 mm
14
18
19 20
13 1 Laminated safety glass, 20 mm, coated 70 mm RC slab with concrete core
2 Toughened safety glass 12 mm, activation
coated 13 Motor for glass louvres
3 Toughened safety glass louvres, 14 Grating, 24 mm
12 mm, with screen print pattern 15 Insulating glass: 12 mm tough. safety
4 Aluminium glass bead glass + 12 mm cavity + 8 mm lam.
5 Aluminium supporting structure safety glass
6 Steel channel, 200 mm, galvanized, 16 Wood trim
coated 17 Glulam window frame
7 Steel T-section, 80 ≈ 80 ≈ 9 mm, 18 Convector below grating
galvanized, coated 19 RC slab, 70 mm, with concrete core
8 Facade cladding: activation, steel I-section, IPE 270,
3 mm stove-enamelled aluminium galvanized
9 Vapour-permeable, water-repellent 20 Steel I-section, HEB 270, galvanized
membrane, 120 mm mineral wool 3 mm aluminium cover, coated
10 Steel angle, 80 ≈ 80 mm, galvanized 21 Carpet, 30 mm veneer plywood
11 Steel channel, 280 mm, galvanized 15 mm rubber granulate mat
12 Synthetic waterproofing sheeting, 22 Fleece, 25 mm mineral-fibre sound
insulation laid to falls, vapour barrier insulation board
40 mm trapezoidal profile metal sheeting 23 Thermal insulation, 130 mm mineral
270 mm I-section, 50 mm insulation wool, 14 mm wood fibreboard, painted
21
22 23
Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
Vertical section
scale 1:20
Architekten • Architects:
Miller & Maranta, Basel
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Conzett /Bronzini/Gartmann, Chur
Lageplan
Maßstab 1:6000
Site plan
scale 1:6000
5 5 5
5
2
4
2
3 5 5
3
6 6 4
5
4 2 5 5
3 2
6 4
5
3
5 5
a 6
5 5 5
aa 2
4
1 3
3 5 5 5
2
6
5 1 5 5
5
Grundrisse • Schnitt Floor plans • Section a 2
Maßstab 1:500 scale 1:500
4
5
1 Eingang 1 Entrance 3
2 Vorraum 2 Hallway 5 5
3 Küche 3 Kitchen 6
4 Wohnen/Essen 4 Living/dining
5 Zimmer 5 Room
6 Loggia 6 Loggia
2 7
9
1 Roof with extensive planting
100 mm substrate, filter mat, drainage
1 mm root barrier
2 No. 3 mm bitumen waterproofing
11 separating membrane
200 mm rigid polystyrene thermal insulation
200 – 300 mm reinforced concrete laid to falls
10 mm gypsum plaster
2 Slatted sunblind, 70 mm, aluminium
3 Handrail, 25 ≈ 70 ≈ 4 mm, powder-coated steel
profile
4 Lam. safety glass balustrade, 2 No. 8 mm tough.
safety glass
10 5 Steel flat, 5 ≈ 80 mm, powder-coated
6 Steel RHS, 40 ≈ 60 ≈ 4 mm, powder-coated
7 Thermal insulation, mineral wool
8 Insulating glass: 2 No. 6 mm float glass, 12 mm
cavity, softwood/aluminium window frame
9 Insulating glass: 2 No. 6 mm tough. safety glass,
16 mm cavity, in aluminium post-and-rail facade
10 Aluminium entrance door, 84 mm,
in stove-enamelled steel frame with thermal break
11 Precast concrete element, 250 mm, colour-stained
80 mm mineral wool thermal insulation, vapour
barrier, 30 mm thermal insulation between
40 ≈ 80 mm battens, 25 mm plasterboard,
double layer
12 Oak wood-block flooring, 10 mm
100 (80) mm cement screed with underfloor
heating, impact-sound insulation
20 (40) mm mineral wool,
220 mm reinforced concrete,
10 mm gypsum plaster
Sections
scale 1:5
1 Handlauf
zinkstaubgrundiert und gestrichen
Flachstahl ¡ 50/10 mm
Kanten abgerundet
2 Geländerstab
zinkstaubgrundiert und gestrichen
Stahlrohr Ø 20/4 mm
3 Estrich hochfest
eingefärbt 30 mm
Treppenlauf Ortbeton
4 Fugenband Schaumstoff 3 mm
5 Fußplatte
Flachstahl ¡ 8/190/60 mm
6 Ausgleichsschicht Fließzement
bb
1 1
b
2 2
c c
3 5 6 3 4 5
Architekten • Architects:
h2o architectes, Paris
Charlotte Hubert, Jean-Jaques Hubert,
Antoine Santiard
∂ 116 Spiel- und Schlafmöbel • Furniture unit for sleep and play
Schnitte • Grundriss Sections • Plan
Maßstab 1:50 scale 1:50
3
1
aa bb
b c
a a
d
d
2
4
b c
cc
Spiel- und Schlafmöbel • Furniture unit for sleep and play 117 ∂
Horizontalschnitt
Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
Horizontal section
Vertical section
1 2 3 scale 1:20
5 5
4
1 Platte MDF graublau
beschichtet 20 mm
2 Kantholz 50/50 mm
3 Schiebetür MDF
20 mm
4 Stütze Kantholz
40/230 mm
5 Klappe für Stauraum
MDF 20 mm
6 Träger Kantholz
40/370 mm,
Front MDF
7 Träger Kantholz
40/230 mm,
Front MDF
8 Trittstufe MDF 20 mm
1 MDF, 20 mm,
with grey-blue coating
2 Timber framing,
50 ≈ 50 mm
3 MDF sliding door,
20 mm
1 4 Timber support,
40 ≈ 230 mm
5 MDF flap, 20 mm,
to storage space
6 Timber beam,
6 40 ≈ 370 mm,
with MDF fascia
7 Timber beam,
40 ≈ 230 mm,
with MDF fascia
7 8 MDF tread, 20 mm
2 1
dd
∂ 118 Spiel- und Schlafmöbel • Furniture unit for sleep and play
Eingangsgebäude Verkehrshaus in
Luzern
Architekten • Architects:
GIGON /GUYER, Zürich • Zurich
Tragwerksplaner • Structural engineers: 1
Henaver/Gugler, Luzern • Lucerne
Auf dem Weg von der Luzerner Altstadt zum Ein Blick auf die Fassade des Eingangsge- hellere Kongressbereich mit großer Loggia
wichtigsten Technikmuseum der Schweiz bäudes genügt, um die thematische Aus- zum Seeufer. Hier sind die in die Brüstung
passiert der Besucher zunächst die Pracht- richtung des Komplexes zu erfassen: Als eingelegten Räder auch von innen sichtbar.
bauten der Fünfsternehotels entlang des Hommage an das Grundelement der mecha- Sie sind auf Gitterroste montiert, die in der
Vierwaldstättersees, um schließlich das nisierten Bewegung finden sich alle Arten Fassade vor die Dämmung geschraubt sind.
»Verkehrshaus« in eindrucksvoller Lage di- von Rädern, Propellern, Felgen, Turbinen, Die Außenhaut aus Profilbaugläsern wirkt
rekt am Ufer zu erreichen. Schon vor zehn Zahnrädern etc. hinter den transparenten aus der Ferne transparent, bei näherer Be-
Jahren wurde ein Wettbewerb zur städte- Profilbaugläsern der Gebäudehülle wieder. trachtung verlieren die gewalzten Gläser –
baulichen Entwicklung des Areals ausge- Die großzügige Verglasung im Erdgeschoss im Gegensatz zu Floatgläsern – an Transpa-
schrieben. Nun sind die beiden Neubauten macht das Foyer transparent und einladend, renz und lassen ihre leicht ungleichmäßige
eröffnet: der Eingangsbau an der Straße und ein Restaurant öffnet sich von hier aus zur Struktur erkennen. Je nach Blickwinkel und
dahinter die Halle für Straßenverkehr, die Straße, ein weiteres zum Innenhof. Hinter Lichteinfall präsentiert sich die originelle Vitri-
plakativ mit Straßenschildern verkleidet ist. den Rädern im oberen Bereich verstecken ne mal als Reflexionsfläche des Parks, mal
Die neuen Volumen bilden mit den heteroge- sich die introvertierte Ausstellungsfläche für als Schaufenster für die Räder und bildet
nen Bestandsbauten einen Hof, der für tem- Kommunikationsmedien in dunkler, medien- so eine abwechslungsreiche Kulisse für die
poräre Ausstellungen genutzt werden kann. tauglicher Atmosphäre und weiter oben der Badegäste am See. DETAIL 7– 8/2009
Lageplan
Maßstab 1:5000
Schnitte • Grundrisse
Maßstab 1:1000
Site plan 10
scale 1:5000 11
Sections • Floor plans
scale 1:1000 12 12 12
9
7
8 9
7
bb
4
c 4
b d
7
cc
6 4
2
a 3 5
4 a
1
dd
c d
b
On the way from the old part of Lucerne to courtyard, which is used for temporary exhibi- brighter congress area with a spacious loggia
Switzerland’s most important museum of tions. A glance at the facade of the entrance overlooking the lakeside. Only here can visi-
technology, the Swiss Museum of Transport, building gives an immediate clue as to the tors get a close-up view from the inside of the
the visitor first passes by the grand five-star purpose of the complex: as a homage to the collection of wheels set into the parapet. The
hotels overlooking the shores of Lake Lucerne core element in mechanised transport, all wheels are mounted individually on metal
before reaching the museum, which occupies kinds of wheels, propellers, hubs, turbines, grids screwed in front of the insulation. From
an impressive position on the banks of the gears, etc. are displayed behind the trans- a distance the outer skin of profiled glass
lake. The two new buildings of the museum parent profiled glass facade. looks transparent, but on closer inspection
opened in 2009, a good 10 years after an Generous glazing on the ground floor makes the rolled glass, in contrast to float glass,
urban design competition was held to find a for a transparent and inviting foyer, a restau- loses its transparency and reveals its slightly
solution for the further development of this rant opens up from here onto the street, and irregular structure. Depending on the position
site. Fronting the road is the entrance building, another onto the inner courtyard. In the upper of the observer and the incident light, this in-
and behind it is the road transport hall, clad area, behind the wheels, there is a more intro- genious display window at times reveals its
distinctively and appropriately with street signs. verted space for an exhibition of communi- contents, while at others it mirrors the park,
The two new volumes are aligned with the cation media, presented in a suitably dark, presenting a lively and changing aspect to the
diverse existing buildings on the site to form a media-friendly atmosphere. Further up is the people relaxing on the banks of the lake.
10
Architekten • Architects:
Sou Fujimoto Architects, Tokio • Tokyo
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Jun Sato Structural Engineers, Tokio • Tokyo
Das »House before House« steht in einem Geschaffenen strebt. Das Haus ist für zwei ausbreiten und höhlenartige Außenräume,
Wohngebiet in Utsunomiya, 100 km nördlich bis vier Personen konzipiert. Zehn Kuben die sich zwischen den Boxen und Treppen
von Tokio. Der Entwurfsidee liegt die These sind auf einem Grundstück von nur 163 m2 bilden. Die Klarheit der Baukörper entspricht
zugrunde, dass Wohnen nicht nur im Inne- scheinbar willkürlich verteilt und übereinan- der Einfachheit der vorgefertigten Konstruk-
ren, sondern auch im Außenraum stattfinden dergestapelt. Dadurch entstehen sowohl tion. Als äußere Hülle sind Stahlplatten auf
kann. Bei diesem experimentellen Projekt offene als auch geschützte Freiräume. Trep- einen Stahlrahmen geschweißt. In die Ku-
begreift der Architekt Wohnen nicht als be- pen und Leitern erschließen und verbinden ben integriert sind Pflanztröge für die Bäu-
grenzten Raum, sondern entwickelt es im die einzelnen Würfel miteinander. Dort, wo me. Auf der Baustelle wurden die Boxen mit
Rahmen einer dörflichen Struktur mit einzel- die weißen Würfel am dichtesten stehen, einem Kran platziert, die Stahlwände innen-
nen »Gebäuden«, Plätzen und Treppenwe- bilden sie eine Schnittmenge, in der sich seitig mit Dämmmaterial ausgesprüht und
gen. Innen und außen, Haus und Garten der Wohnraum befindet, flankiert von Küche, mit Gipskartonplatten verkleidet. Großflächig
bilden ein räumliches Kontinuum. Diese so- Bad und Schlafzimmer. Weitere Nebenräu- verglast öffnen sich die Kuben nach außen.
wohl zeitlose als auch futuristisch anmuten- me sind separat zugänglich. Den Eindruck Dort erheben sich die Stahltreppen filigran
de Interpretation trifft auf traditionelle japani- einer natürlich gewachsenen Siedlung ver- zwischen den Bäumen und erlauben den
sche Wohnvorstellungen, die nach Harmo- stärken Bäume in kompakten Boxen auf den Bewohnern, den Außenraum stets aufs
nie von Natur und dem vom Menschen Dächern, Terrassen, die sich kaskadenartig Neue zu entdecken. DETAIL 12/2009
1 8 8
7
b b 9 10
2
7
4 8
8
3
4 1
5
8
4
4
8
6
1 Schlafen 1 Bedroom 4
2 Wohnen/Essen 2 Living/dining 7
3 Küche 3 Kitchen
4 Freisitz 4 Outdoor living area
5 Gast 5 Guest room
6 Abstellraum 6 Store 5 4 6 3 2 1
7 Galerie 7 Gallery
8 Terrasse 8 Terrace
9 Luftraum 9 Void aa
10 Arbeitszimmer 10 Study
This development, known by the name of Conceived for two to four people, the house as in cavern-like external spaces between the
“House before House”, is located in a residen- consists of ten cubes that are stacked on boxes and stairs.
tial area of Utsunomiya in Japan. The design top of each other and scattered seemingly at The clarity of the built volumes corresponds to
is based on the concept that people live not random about a site only 163 m2 in area. This their prefabricated form of construction. The
just in indoors, but in the outdoor realm, too. results in open as well as sheltered outdoor outer skin consists of steel sheeting welded
In this experimental scheme, therefore, the spaces. The individual volumes are reached to steel framing. Integrated into the housing
architects did not understand the home just and linked by staircases and ladders. The cubes are planting troughs for the trees. The
as a limited space, they developed their idea area at the point of insection between the boxes were placed in position by means of a
along the lines of a village structure, with indi- most densely grouped white cubes has been crane. Internally, the steel walls were sprayed
vidual “buildings”, open areas and stairways. developed as a living space, flanked by kitch- with insulating material and clad with plaster-
Indoors and outdoors, the house and the en, bathroom and bedroom. Separate access board. Generous areas of glazing allow the
garden form a spatial continuum. This inter- is provided to the other spaces. cubes to be opened to the outdoor world.
pretation is both timeless and futuristic. It also The impression one has of a naturally grown At these points, the light, finely dimensioned
reflects the Japanese tradition of the dwelling, environment is reinforced by the trees planted design of the steel staircases rising between
in which one seeks to attain a harmony be- in compact boxes, in terraced areas that ex- the trees allows the occupants to discover the
tween natural and man-made things. tend in a series of cascading steps, as well outdoor realm in ever new forms.
bb
7
2 8
9
10
8 7
11 Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
Vertical section
scale 1:20
Architekten • Architects:
Steven Holl Architects, New York
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Niras, Aarhus
Das neue Museum für zeitgenössische streckten Grashügeln und verweben so den men, strukturierten Oberflächen, die mithilfe
Kunst (HEART) in der dänischen Stadt Baukörper mit der Landschaft. Dieser bietet in die Schalung eingelegter Kunststoffnetze
Herning liegt auf einer Anhöhe zwischen aus jeder Perspektive überraschende An- realisiert wurden, erinnern zugleich auch an
Gewerbegebiet und Schnellstraßen in Nach- sichten, Durchblicke und Staffelungen; sei- Arbeiten des italienischen Konzeptkünstlers
barschaft zu einer ehemaligen Hemden- ne skulpturale Qualität wird durch Licht- und Piero Manzoni, die einen Schwerpunkt der
fabrik. Der weiße Sichtbetonbau nimmt Schattenspiele noch verstärkt. Sammlung darstellen.
mehrfach Bezug auf den Kontext des Orts: Der aufgefächerten Figur liegt die Idee zu- Das Zentrum des Hauses bilden die beiden
auf die Geschichte der Textilindustrie eben- grunde, fünf streifenförmige Dachsegmente »treasure boxes« mit den Ausstellungsräu-
so wie auf Kunstwerke der Sammlung wie Ärmel eines Hemds übereinander zu men. Um sie gruppieren sich Foyer, Kon-
des Fabrikanten Aage Damgaard, die den legen. Bis in die Haptik der Fassaden ist die zertsaal, Bibliothek, Café-Restaurant und
Grundstock des Museums bilden. architektonische Idee des Textilen ablesbar. Open-Air-Bühne. Diese können unabhängig
Aus den mit Wasserbecken und Grashügeln Die Wandscheiben aus Weißbeton erschei- vom Museumsbetrieb genutzt werden –
gestalteten Gelände scheint das Museum nen wie mit einem Faltenmuster überzogen. ohne die kontemplative Stimmung in den
gleichsam emporzuwachsen: Vier »Finger« Nähert man sich dem Gebäude, erinnern Kunstkabinetten zu stören. Geprägt sind die
strahlen vom Zentrum des Gebäudes aus, die Oberflächen an geknitterten Stoff, jede Innenräume von den gewölbten Dachele-
finden ihre Fortsetzung in den lang ge- Pore ist sicht- und fühlbar. Die monochro- menten, die mit ihren konvex gebogenen
11 12 12
bb
Untersichten an Stoffbahnen oder Segel The new museum for contemporary art ment are arranged and laid over one another
erinnern. Die Dachelemente sind, entgegen (HEART) in Herning lies on a hill between an like shirt sleeves. The architectural leitmotif is
dem ersten Eindruck, keine monolithischen industrial estate and an expressway, near a even evident in the facades: the white con-
Betonschalen, sondern bestehen aus Stahl- former shirt factory. The building makes refer- crete walls appear to be cloaked in a pattern
fachwerkträgern mit verputzter Unterkons- ence to the significance of the site, the history of creases. Treasure troves – the exhibition
truktion. Die Dachsegmente sind so gegen- of the textile industry and to the museum’s spaces – are the heart of the building; they
einander versetzt, dass große vertikale collection, in large part donated by the indus- are surrounded by the foyer, concert hall,
Oberlichter entstehen. Sie versorgen auch trialist Aage Damgaard. The museum appears library, restaurant and open-air stage. These
die Ausstellungsbereiche mit Tageslicht, to rise up from the reflecting pool and the can all be used without disturbing the quiet
das von sandgestrahlten Profilglaselemen- grass-covered berms: four arms radiate out atmosphere in the exhibition spaces. The in-
ten mit dazwischenliegender transluzenter from the building’s centre and extend out- teriors are characterized by vaulted ceiling ele-
Wärmedämmung gefiltert wird. Das Gegen- doors in the form of elongated berms con- ments whose convex surfaces are reminiscent
stück zur expressiven Deckenlandschaft necting architecture and landscape. This in- of billowing fabric or sails. Contrary to first im-
stellt der anthrazitfarbene Betonboden dar, terplay furnishes surprising changes in view, pressions, the roof elements are not monolith-
der industriell und elegant zugleich wirkt. and the play of light and shadow underscores ic shells, but rather are constructed of steel
DETAIL 1–2/2010 the sculptural quality. Five strips of roof seg- lattice girders and a plastered substructure.
Lageplan
Maßstab 1:5000
9 Schnitte • Grundriss
9 Maßstab 1:1000
9 Site plan
scale 1:5000
10
Sections • Floor plan
8 scale 1:1000
b 1 Foyer
2 ständige Ausstellung
3 Wechselausstellung
6 4 Café-Restaurant
7 5 Terrasse/
2 Open-Air-Bühne
a 6 Museumspädagogik
5 1 7 Bibliothek
b 8 Verwaltung
9 Probenraum
10 Konzertsaal/
Auditorium
11 Technik
12 Depot
3 1 Foyer
2 Permanent exhibition
8 3 Temporary exhibition
4
4 Café/Restaurant
a 5 Terrace/Open-air stage
6 Educational
7 Library
8 Offices
9 Rehearsal
10 Concert hall/
Auditorium
11 Building services
12 Depot
3
4
6
1 Dachaufbau:
Abdichtung Kunststoffbahn weiß
Wärmedämmung Mineralwolle
2≈ 120 mm
Dampfsperre
Wärmedämmung Mineralwolle 60 mm
Trapezblech 100 mm
2 Primärkonstruktion Fachwerkträger
Stahlprofil Å 180 mm
3 Sekundärkonstruktion Stahlblech
gekantet verzinkt
4 Gipsputz 40 mm auf Putzträger
Drahtnetz mit eingelegter
Absorptionspappe
Abstandsprofil 25 mm
5 Stahlblech verzinkt
weiß beschichtet 2 mm
Sperrholz 19 mm
6 transluzente Verglasung:
Profilbauglas sandgestrahlt, Weißglas
durch reduzierten Eisenanteil 232 mm
mit transluzenter Wärmedämmung
Kapillareinlage aus Acrylglasröhrchen
40 mm in Aluminiumrahmen
7 Sicherheitsrollo
8 Akustikputz auf Mineralwolle 40 mm
Gipskarton 3≈ 13 mm
Abstandsprofil 25 mm
9 Isolierverglasung VSG in Aluminium-
rahmen
10 Bodenaufbau:
Beton mit Heiz- und Kühlrohren,
schwarz durchgefärbt 100 mm,
Oberfläche flügelgeglättet,
gewachst
Wärmedämmung Schaum-
glas 150 mm
Sauberkeitsschicht Beton 100 mm
Ausgleichsschicht Blähton 150 mm
11 Gitterrost mit integriertem Konvektor-
element
3
2
6
8
Vertikalschnitt
Oberlicht • Fassade
Maßstab 1:20
Vertical section
Rooflight • Facade
scale 1:20
1 Roof construction:
waterproofing, synthetic sheeting, white,
2 No. 120 mm mineral wool thermal
insulation
vapour barrier
60 mm mineral wool thermal insulation
100 mm trapezoidal profile metal sheeting
2 Primary truss structure:
180 mm steel Å-beam
3 Secondary structure:
steel sheet bent to shape,
galvanized
4 Gypsum plaster, 40 mm,
on wire netting,
with absorption board inlay
25 mm spacer section
5 Sheet steel, 2 mm, galvanized,
coated white
19 mm plywood
6 Translucent glazing:
232 mm profiled glass, sandblasted,
reduced iron oxide content with
translucent thermal insulation
capillary inserts of consisting of
40 mm PMMA tubes in aluminium frame
7 Security shutter
8 Acoustic plaster on mineral wool, 40 mm
3 No. 13 mm plasterboard
25 mm spacer section
9 Insulating glass: lam. safety glass,
9
in aluminium frame
10 Floor construction:
100 mm concrete with
heating and cooling tubes,
with black pigment,
surface power trowelled, waxed 10 11
150 mm cellular glass thermal insulation
100 mm concrete blinding
150 mm lightweight expanded clay
aggregate levelling course
11 Grating with integral convector element
Architekt + Tragwerksplaner •
Architect and structural engineer:
Santiago Calatrava, Zürich • Zurich
Die belgische Stadt Liège ist ein wichtiger des Bahnhofs reichen. Zudem sollte das besitzt, prägt vor allem das Dach das Ge-
Knotenpunkt des europäischen Schienen- Gebäude die seit Langem durch die Bahn- samtbild des Bahnhofs. In seiner transpa-
verkehrs. Mit dem neuen Hauptbahnhof linie voneinander getrennten Stadtviertel renten Erscheinung rahmt es die Blicke der
besitzt sie nun, nach einer Bauzeit von Cointe und Guillemins, beide im Nordwes- Ankommenden auf die Stadt und bezieht
mehr als zwölf Jahren, einen den modernen ten Lièges, wieder stärker verbinden. Des- sich zugleich mit seiner flach gewölbten
Hochgeschwindigkeitszügen angemesse- halb erhielt der insgesamt fast 490 m lange Form auf die nahen Hügel des vornehmen
nen Bahnhof, der mit seiner ungewöhnli- Bahnhof eine außergewöhnlich große Halle, Stadtviertels Cointe.
chen Stahl-Glas-Konstruktion die Tradition deren etwa 160 m weit gespannte Trag- Das Haupttragwerk des Dachs besteht aus
der großen Bahnhofshallen Europas neu werksbögen sich längs, in Richtung der 39 Stahlbögen im Abstand von etwa 1,90 m.
definiert. Bei der Planung verfolgte Santiago Gleise, erstrecken. Dadurch öffnet sich das Da die Pfetten des transparenten Hallen-
Calatrava von Anfang an das Ziel, die Züge gewölbte Dach mit seinen weit auskragen- dachs biegesteif mit diesen verschweißt
vollständig in einer großen Bahnhofshalle den Vordächern quer zur Bahnlinie zu den wurden, wirkt das gesamte Dach wie ein
unterzubringen, sodass nur überlange Fern- angrenzenden Stadtteilen und die Bahn- Schalentragwerk. Die Stahlhohlprofile der
züge bis auf die verlängerten Bahnsteige steighalle ist von beiden Seiten aus unmittel- Bögen verjüngen sich zum Scheitelpunkt
mit ihren Perrondächern am südlichen Ende bar zugänglich. Da die Halle keine Fassade auf lediglich 1,20 m Höhe. Diese für die
a
1
12 b
b
11
11 12
13 13
a
1
2 3 1 Vorplatz 1 Forecourt
5
4 2 Eingang 2 Entrance
3 Fahrkartenverkauf 3 Ticket sales
6 4 Personal 4 Staff
5 Gastronomie 5 Catering
8 6 Ladenpassage 6 Shopping arcade
7 10 7 Aufzug / Treppen 7 Lift/Stairs
zum Bahnsteig to platform
8 Laden 8 Shop
8 8 9 Parkhaus 9 Parking
10 Bahnsteigzugang 10 Platform access
11 Aufgang zur 11 Access to gallery/
14 14 14 Galerie/Passerelle footbridge
12 Bahnsteig 12 Platform
13 Schließfächer 13 Left luggage lockers
14 Büros SNCB 14 SNCB offices
9
große Spannweite äußerst geringe Quer- Die Stahlkonstruktionen der Fußgängerbrü- Ladenpassage mit Fahrkartenbereich das
schnittshöhe der linear angeordneten cken fassen die Lasten aus den einzelnen Gebäude unterhalb der Gleise bis hin zum
Bögen sorgt für eine von Klarheit und Trans- Bögen zusammen und geben diese an je- hangseitigen, über eine Treppenhalle an-
parenz bestimmte Wirkung der Halle. In weils fünf Auflagerpunkte an jeder Hallen- gebundenen dreigeschossigen Parkhaus.
Richtung der Auflagerpunkte teilen sich die seite ab. Diese bestehen aus stählernen, Auf dessen Dach befinden sich Pkw-Vor-
Bogenquerschnitte in Ober- und Untergurt. mit der Fundamentierung verbundenen fahrt und Taxistand sowie einige Büros.
Erst an den weit über die Auflager auskra- und in Bogenlängsrichtung gelenkigen Tageslicht dringt reichlich in alle Bereiche
genden Enden sind diese zum Dachrand Fußpunkten, die sich in je vier Stahlhohlpro- des Gebäudes. In die Bahnsteige eingelas-
hin wieder zusammengeführt. Hierdurch file verzweigen. Eingedeckt ist das insge- sene Lichtbänder aus Glasbausteinen sor-
entsteht an jedem Hallenende ein span- samt 33 000 m2 große Glasdach mit 23 mm gen in der Ladenpassage für Helligkeit und
nungsvoller Zwischenraum, in dem jeweils dicken VSG-Scheiben. markieren zugleich die Lage der Aufgänge
eine 14 m breite Fußgängerbrücke oberhalb Das Basisgeschoss unterhalb der Bahn- zu den Gleisen. Als Dreingabe zur Zugfahrt
der Bahnsteigebene die Gleise überquert hofshalle ist in hellem, organisch ausge- bietet sich den Reisenden im neuen Bahn-
und einen fließenden Verkehr zwischen bei- formtem Sichtbeton ausgeführt. Vom Vor- hof in Liège ein außergewöhnliches räum-
den Bahnhofsseiten erlaubt. platz ausgehend durchquert eine zentrale liches Erlebnis. DETAIL 6/2010
aa bb
3
2 2
A
c
4
1 5
d
d
6
4
8 9
7
dd cc
1 2
3
C
D
5
1 Glaseindeckung VSG 22,8 mm 5 Auflager Stahlguss 1 1 Lam. safety glass roofing, 22.8 mm 5 Cast steel base
2 Obergurt Stahlhohlprofil 6 Rolltreppe zum Bahnsteig 2 Steel upper chord, 6 Escalator to platform
267/1134 –1284 mm geschweißt aus 7 Belag Naturstein 40 mm 267 ≈ 1134 –1284 mm, welded from 7 Stone flags, 40 mm, on mortar bed
Stahlrohr Ø 267/25 mm und Mörtelbett 267 dia. ≈ 25 mm steel CHS and 8 Struts welded from
Stahlblech 15 –30 mm 8 Stützen geschweißt aus 15 – 30 mm steel plates 50 mm steel plates
3 Untergurt Stahlhohlprofil Stahlblech 50 mm 3 Steel lower chord, 9 Stainless steel hinge bolt,
267/888 –2092 mm geschweißt aus 9 Gelenkbolzen in Gleitlager 267 ≈ 888 – 2092 mm, welded from 460 mm dia., in sliding bearing
Stahlrohr Ø 267/20 –50 mm und Edelstahl Ø 460 mm 267 dia. ≈ 20 – 50 mm steel CHS and 10 Cast steel element fixed in foundation
Stahlblech 25 – 40 mm 10 Stahlgussteil mit 6 Schraubankern 25 – 40 mm steel plates with 6 No. 40 mm dia. threaded
4 Fußgängerbrücke Stahlkonstruktion Ø 40 mm im Fundament verankert 4 Footbridge: steel structure welded anchors
geschweißt aus Stahlblech 20 – 40 mm 11 Einbauleuchte 20 – 40 mm steel plates 11 Built-in light fitting
4 7
10
ee
11
1 2
4
11
5
3
8 6
10
7
12
13
14 15
16
17
18
Detailschnitte Maßstab 1:20 10 Träger Vordach Stahlhohlprofil Details scale 1:20 10 Canopy beam:
verschweißt welded hollow steel section
1 Verglasung VSG 22,8 mm 11 Abdeckung Aluminiumblech 1 1 Lam. safety glass, 22.8 mm, 11 White-coated sheet aluminium
auf Aluminium-Profilsystem weiß beschichtet 3 mm in aluminium framing system covering, 3 mm
2 Pressleiste mit Abdeckprofil 12 Deckleiste Verglasung 2 White-coated aluminium glazing bar 12 Aluminium capping strip to
Aluminium weiß beschichtet Aluminiumprofil with capping strip glazing
3 Pfette Stahlprofil ¡ 120/80/4 –12 mm 13 Einlaufblech Aluminium 3 mm 3 Steel RHS purlin, 80 ≈ 120 ≈ 4 –12 mm 13 Aluminium drip, 3 mm
4 biegesteifer Anschluss Pfette 14 Abdeckrost 4 Purlin rigidly welded to 14 Grating
Stahlblech verschweißt 15 mm 15 Epoxidharzbeschichtung 15 mm steel plate 15 Epoxy resin coating
5 Stahlblech 25 mm 16 Dachrandprofil Stahlblech weiß 5 Steel plate, 25 mm 16 White-coated sheet steel edge
6 Stahlblech 15 mm beschichtet 4/6 mm 6 Steel plate, 15 mm section, 4/6 mm
7 Stahlrohr Ø 267/25 mm 17 Entwässerung 7 Steel CHS, 267 ≈ 25 mm 17 Drainage outlet
8 Sonderprofil Randträger 18 Hauptträger Hallendach 8 Custom edge beam for canopy 18 Main beam to roof structure,
für Vordachanschluss Stahlhohlprofil geschweißt aus connection welded from
9 Aussteifung Randträger Stahlrohr Ø 267/20 – 50 mm und 9 Steel CHS bracing, 267 dia. ≈ 20 – 50 mm steel CHS
Stahlrohr Ø 82,5/10,6 mm Stahlblech 15 –40 mm 82.5 dia. ≈ 10.6 mm, to edge beam and 15 – 40 mm steelplates
Architekten • Architects:
MUMA (McInnes Usher McKnight Architects),
London
Das Victoria and Albert Museum (V&A) Kultur Europas vom Niedergang des Römi- Geometrie, Konstruktion und Montage
gehört zu den bedeutendsten Museen schen Reichs bis zum Beginn der Neuzeit. Radial angeordnete Träger aus transluzen-
für Design und Kunsthandwerk weltweit. Zehn Galerien wurden hier in den Original- tem Glas vermitteln zwischen den unter-
45 000 m² Ausstellungsfläche verteilen sich zustand zurückversetzt, Maßstab, Propor- schiedlichen Geometrien der raumbegren-
auf 145 Räume, die Sammlung umfasst ca. tionen und Rhythmus der ursprünglichen zenden Flächen. Ihre Auflager bleiben dem
vier Millionen Objekte. Im Jahr 2001 startete Raumfolge wiederhergestellt sowie ein kla- Besucher verborgen: Aufseiten der Apsis
»FuturePlan«, ein Programm zur Renovie- res Erschließungskonzept umgesetzt. Durch liegen sie hinter dem bestehenden Mauer-
rung des seit gut 150 Jahren genutzten den Abbruch bestehender Treppen zwi- sims verdeckt, gegenüber verschwinden sie
Standorts im Londoner Stadtteil South Ken- schen den Bauteilen des Bestands ließen in Wandschlitzen. Zu diesem Zweck wurden
sington, das die Umgestaltung zahlreicher sich die Hofräume neu nutzen. Neben einem die entsprechenden Mauerwerksabschnitte
Galerien, aber auch Café und Garten sowie Treppen- und Aufzugsturm, der barrierefrei erst abgetragen und nach Montage der
Eingangssituation, Leitsystem und Räume sechs Ebenen des Museums anbindet, ent- Glasträger samt dahinterliegender Auflager
für Museumspädagogik umfasst. Zuvor hat- stand eine mit Tageslicht belichtete Halle für wieder aufgebaut.
te sich etwa der Zugang zu den sogenann- große Architekturfragmente. Die gekurvte Die Hoch- und Tiefpunkte der Träger ver-
ten Perimeter Galleries im Südosten des Rückwand der Apsis der East Hall sowie laufen jeweils entlang einer geraden Höhen-
Museumskomplexes vor allem aufgrund die leicht aus dem orthogonalen Raster linie. Dies ergibt aufgrund der Bestands-
diverser Höhenversprünge schwierig gestal- gedrehten, geraden Außenwände der be- geometrie unterschiedliche Neigungen der
tet. Es gab nur unzureichende Wegeverbin- nachbarten Gebäudeteile definieren diesen diversen Träger und Dachelemente – mit
dungen und kaum Blickbeziehungen zu den neu geschaffenen, vier Geschosse hohen doppelt gekrümmten Scheiben in den Eck-
benachbarten Ausstellungen; größtenteils Raum. Darüber spannt ein bemerkenswer- bereichen als Folge.
war kein barrierefreier Zugang gewährleis- tes Glasdach. Transluzente Träger erzeu- Aufgrund der geringen Krümmungsradien
tet. In diesem Flügel präsentiert die Mittel- gen in Kombination mit transparenten Schei- war die Konstruktion prädestiniert für kalt
alter- und Renaissanceabteilung anhand ben vielfältige Licht- und Schattenstimmun- bei der Montage gebogene Glaselemente.
von rund 1800 Artefakten – darunter Notiz- gen, je nach Blickwinkel erscheint der Raum Passgenau vorgefertigte, warm gebogene
bücher Leonardo da Vincis – Kunst und nach oben offen oder geschlossen. Scheiben hätten eine deutlich aufwendigere
Herstellung bedeutet.
Die Dachelemente aus Isolierglas wurden
dementsprechend flach angeliefert und
erst vor Ort bei der Montage in Position ge-
presst. Bis zu 150 mm weichen dabei die
Eckpositionen von der Scheibenebene ab.
Trotz der auftretenden Spannungen bleiben
die Kanten gerade, die Krümmung erfolgt in
der Scheibenfläche. Dies musste anhand
von Mustern im Maßstab 1:1 nachgewiesen
werden, um die Gewährleistung des Her-
stellers der Isolierglaselemente sicherzustel-
len. Punktuelle Befestigungen in regelmäßi-
gen Abständen entlang der Träger fixieren
die Dachelemente. Über ein mit Silikon line-
ar auf die Trägeroberkante geklebtes Stahl-
profil werden die auftretenden Kräfte in die
Glasträger eingeleitet.
Die neuen Elemente wie etwa das Glas-
dach oder der Treppenturm sind klar und
zurückhaltend gestaltet, aber eindeutig als
moderne Eingriffe ablesbar; aufgrund ihrer
Formgebung und Materialität sowie der kon-
zeptionellen Logik harmonieren sie dennoch
gut mit dem Bestand. DETAIL 1–2/2011
∂ 142 Glasdach im Victoria and Albert Museum in London • Glass roof to Victoria and Albert Museum in London
Glasdach im Victoria and Albert Museum in London • Glass roof to Victoria and Albert Museum in London 143 ∂
The Victoria and Albert Museum is one of the
world’s most important museums for design
and applied arts. The floor area of the exhibi-
tion space totals 45 000 m2, divided among
145 rooms, and the musuem has about 4 mil-
lion items in its collection. The “Future Plan”
was implemented in 2001. It includes a reno-
vation phase expected to last about 10 years.
The site, in South Kensington, has been in
use for over 150 years; it had become neces-
sary to remodel several galleries, but also
to come up with new ideas for the café and
garden as well as for the entrance situation,
signage system and pedagogical concept.
Access to the so-called Perimeter Galleries on
the museum complex’s south-east side was
difficult because of the many different levels.
aa
In addition, there was almost no visual con-
nection between adjacent exhibitions. In this
wing, the Medieval and Renaissance Collec-
b
tion provides a glimpse of Europe’s art and
culture, from the decline of the Roman Em-
pire to the beginning of the modern era, in
an exhibit of 1800 artefacts – among them
Leonardo da Vinci’s notebooks.
Ten galleries were returned to their original
state; the scale, proportions and rhythm of
a
the original sequence of rooms were reinstat-
ed and a clear circulation concept was imple-
a
mented. The architects removed existing
b stairways between the different wings so that
the courtyards could be used in new ways. In
addition to the new vertical circulation tower,
which makes these six levels of the museum
accessible to all visitors, they created a hall
bathed in daylight to house large fragments of
historic buildings. The curved back wall of the
apse in the East Hall and the slightly skewed
exterior walls of the adjacent wings provide
the spatial definition of the new, four-storey-
Schnitt • Grundriss (Südostflügel) Section • Floor plan (south-east wing) high space, now sheltered by a glass roof. In
Maßstab 1:1250 scale 1:1250
combination with transparent panes of glass,
the translucent beams create a great variety
of moods and, depending on one’s stand-
point in the room, it appears to be either open
to the sky or enclosed. Beams of translucent
glass fan out, mediating between the differ-
ent geometries of the surfaces defining the
space. Their supports are hidden to museum
visitors: originating in the curved surfaces be-
hind the entablature, the beams disappear on
the other side in slits in the walls. To this end,
brickwork was removed where necessary,
and once the glass beams were installed, the
gaps were filled in again. The high and low
points of the beams are always at the same
elevation, inscribing straight lines. Due to the
geometry of the existing structures and the
different angles of the beams and roof ele-
ments, curved panes of glass were necessary
in the corners. The curves are gentle and so
the glass was cold-bent. Prefabricated, hot-
bent panes would have required a more elab-
orate production sequence. The roof ele-
ments, of insulating glass, were still flat when
delivered to the building site; during assembly
they were pressed to shape.
∂ 144 Glasdach im Victoria and Albert Museum in London • Glass roof to Victoria and Albert Museum in London
In einem ehemaligen Hof entstand eine mit Tageslicht
belichtete Halle für große Architekturfragmente, darü-
ber spannt das außergewöhnliche Glasdach. Radial
angeordnete transluzente Träger vermitteln zwischen
den unterschiedlichen Geometrien der Bestands-
wände. Die teils gekrümmten transparenten Scheiben
der Dachdeckung wurden flach angeliefert und kalt
bei der Montage in Position gepresst.
Glasdach im Victoria and Albert Museum in London • Glass roof to Victoria and Albert Museum in London 145 ∂
1 2
1 3
bb cc
3
1
4
Schnitte
Maßstab 1:500
Maßstab 1:10
7
1 Klemmplatte Edelstahlguss 120/60 mm,
zum Fixieren der kalt gebogenen Isolierglas- 8
elemente
2 Deckung Isolierglaselement transparent, 9
kalt gebogen: ESG 6 mm + SZR 12 mm +
VSG aus 2≈ ESG 5 mm
3 Abstandshalter Edelstahlguss gebürstet,
100/35 mm
4 Stahlprofil fi mit Silikon kraftschlüssig auf c
Oberkante Glasträger geklebt 5
5 Glasträger VSG transluzent 455 – 545/39 mm aus
3≈ 12 mm ESG Weißglas mit weißen PVB-Folien
6 Abdeckblech Edelstahl schwarz 2 mm
7 Aluminiumpaneel perforiert abnehmbar
(Rückseite mit schwarzem Filz beklebt,
Unterkonstruktion Winkelrahmen)
8 Aufbau Attika (neu):
Sperrholzplatte wasserfest schwarz 18 mm
Lattung 12/50 mm im Abstand 400 mm
Holzrahmen 100/50 mm (an Stahlschuh/
Auflager Glasträger befestigt), dazwischen
Wärmedämmung Mineralfaser
Sperrholzplatte wasserfest 25 mm
Dampfbremse
Lattung 40/50 mm im Abstand 400 mm, dazwi-
schen Wärmedämmplatte Hartschaum 40 mm
Sperrholzplatte wasserfest 12 mm
Windsperre diffusionsoffen
Lattung 10/50 mm im Abstand 400 mm
Sperrholzplatte wasserfest 12 mm
Verkleidung Zinkblech vlieskaschiert
9 Stahlschuh/Auflager Glasträger
10 Ziegelmauerwerk (Bestand) gesäubert
11 Ziegel (Bestand) zur Montage der Glasträger
abgetragen und anschließend neu ausgefacht
12 Verkleidung Edelstahl matt abnehmbar 2 mm
13 Nische in Mauerwerk (Bestand)
235 mm tief/900 mm hoch, Oberfläche verputzt
∂ 146 Glasdach im Victoria and Albert Museum in London • Glass roof to Victoria and Albert Museum in London
10 13
9
11
11 5
12
dd
2
11
d d
Sections
13 scale 1:500
5 scale 1:10
Glasdach im Victoria and Albert Museum in London • Glass roof to Victoria and Albert Museum in London 147 ∂
Fakultätsbibliothek in Zürich Lageplan Site plan
Maßstab 1:3000 scale 1:3000
Schnitt • Grundrisse Section • Floor plans
Faculty library in Zurich Maßstab 1:1000 scale 1:1000
Jahrzehntelang begegnete man den wach- aus Glas und Stahl, in dem die Verwaltung bieten Blicke auf die gegenüberliegenden
senden Bedürfnissen der Züricher Universi- sowie Bücher und Leseräume unterge- Galerien. Parallel zu den Leseplätzen, als
tät mit Erweiterungsbauten am Stadtrand. bracht sind. In den Altbauten befinden sich rückwärtiger Raumabschluss, verläuft ein
Dieser Entwicklung steht in jüngerer Zeit die die Fakultätsräume. Konstruktiv losgelöst, Bücherregal, hinter dem sich wiederum ein
Verdichtung des historischen Univiertels im aber dennoch im Herzen der Anlage liegt Luftraum befindet. So gelangt auch in den
Zentrum gegenüber. Auch die Fakultäten der Hauptteil der neuen Bibliothek. Er ist in Altbau Tageslicht. Ein Freihandbereich
der Rechtswissenschaften, die bisher auf den ehemaligen Innenhof gehängt, berührt spannt zwischen Altbau und Galerie.
acht Standorte verteilt waren, galt es dort den Altbau an nur vier Stellen. Sechs sich Der Zugang zur Bibliothek liegt im Hinterhof,
unter einem Dach zusammenzuführen und nach oben aufweitende elliptische Ringe während sich der Eingang zu den Fakultä-
die Bibliothek auszubauen. staffeln sich hinauf zu einem gewaltigen ten an der Straße befindet. Doch auch von
Der historische Trakt des dafür vorgesehe- Oberlicht, durch das Licht bis in die Erdge- dort aus gelangt der Besucher über lange
nen Gebäudes stammt aus dem Jahr 1908 schossebene fällt. Im Sommer verschattet Flure in die Eingangslobby mit Garderobe
und diente früher als Laboratorium. Diesen ein hydraulisch betriebenes Lamellensystem und Infosäule. Sobald er die Zugangskont-
einst L-förmigen Bau ergänzte 20 Jahre den Raum. Die Leseplätze sind zum zen- rolle passiert hat, erhält er Zutritt zum Foyer
später ein weiterer niedrigerer Winkel. tralen Luftraum orientiert. Sie reihen sich mit großartigem Blick auf das Zusammen-
Auf ihm sitzt heute ein neuer Gebäudeteil entlang der hölzernen Brüstungen auf und spiel von Alt und Neu. DETAIL 3/2005
For decades, the growing needs of Zurich and reading rooms. The faculty spaces are lery levels opposite. The study area is closed
University were met by structures erected on housed in the old buildings. Structurally dis- off to the rear by bookshelves, behind which
the outskirts of the city. In recent times, how- crete, yet at the heart of the development, is is a furtherlightwell that channels daylight into
ever, attempts have been made to increase the main section of the new library. Supported the old part of the building. Spanning between
the density of the existing facilities in the on steel columns in what was formerly the in- the existing structure and the gallery is an
historical university district in the city centre. ternal courtyard, the new development touch- open-shelf area.
The faculty of law, hitherto scattered over es the old structure at only four points. Six The entrance to the library is via the rear
eight different locations, was to be united and elliptical rings, increasing in size towards the courtyard, whereas access to the various
the library extended. The original L-shaped top, are stacked above each other to form a faculties is from the street. Visitors can, how-
library building dates from 1908 and was gigantic atrium crowned by a glass roof so ever, make their way along corridors from
designed as a laboratory. Twenty years later, that daylight is ble to penetrate to ground floor the library to the entrance lobby, where there
this was complemented with a further, lower, level. In summer, hydraulically operated lou- are cloakroom facilities and an information
angular wing to create a central courtyard. vres provide shading for the interior. point. Having passed the checkpoint at the
This height of this extension has been in- The reading places face the central atrium entrance, one has access to the foyer, with a
creased by adding a structure in steel and and are laid out along the wooden balustrade superb view of the relationship between the
glass that accommodates offices, book stores walls, from where there are views to the gal- old and new sections of the building.
9
7
11
10
6. OG
6th floor
5 4 5
2 2
EG
Ground
floor 1 a
Architekten • Architects:
Henning Larsens Tegnestue,
Kopenhagen • Copenhagen
Tragwerksplaner • Structural engineers:
GTB Berlin
Die Raumnot der Unibibliotheken in Rostock ben, um die Bücher von acht ingenieur- tet werden. Die Fassade der Buchbereiche
hat eine lange Tradition: Bereits 1419 wurde und naturwissenschaftlichen Fakultäten hingegen ist mit fest montierten Klinkerla-
die Universität gegründet; über die Jahrhun- unter einem Dach zu vereinen. An der einsti- mellen bestückt, durch die das Licht fällt,
derte hinweg lagerten Schriften in oft unge- gen Stelle der Mensa markiert heute der mit die eine direkte Sonneneinstrahlung auf die
eigneten Räumen oder in Bauten, die bin- Glas und hellen Ziegeln verkleidete Neubau Bücher jedoch verhindern.
nen Kürze schon wieder zu klein waren. den Eingangsbereich zum Unicampus. Zu Die Organisation des fünfgeschossigen Ge-
Bücher, die in der Zentralbibliothek keinen ihm öffnet sich der L-förmige Grundriss, der bäudes ist schnell zu erfassen. Direkt hinter
Platz fanden, verteilten sich seit den 1970er- an ein aufgeschlagenes Buch erinnern soll. dem Eingang, der in der Südostecke liegt,
Jahren über die ganze Stadt. Nach der In Analogie dazu ist auch das Gebäude- befinden sich Foyer mit Garderobenschrän-
Wende spitzte sich die Situation weiter zu: innere organisiert. Die durch einen Luftraum ken, Verwaltung, Schulungs- und Vortrags-
Der Bestand an Büchern schwoll schlag- von den Buchbereichen losgelösten Lese- räume und die Leihtheke. Entlang einer
artig an und auch die technologischen galerien wirken wie Regale, in die die Ar- geschwungenen Brüstung, die den Blick
Anforderungen an einen modernen Biblio- beitsplätze eingeschoben sind. Von dort in das Kellermagazin freigibt, gelangt der
theksbau entsprachen nicht mehr der Zeit. bietet sich der freie Blick auf den Hof. Bei Besucher in die Nutzerbereiche. Dank des
Um diesem Missstand Abhilfe zu schaffen, starker Sonneneinstrahlung kann dank des viergeschossigen Luftraums sind Lese- und
wurde 2000 ein Wettbewerb ausgeschrie- textilen Blendschutzes individuell verschat- Büchergalerien von der Eingangsebene aus
aa bb
9 8 11
9 8
7
a 6 a
2 5 6
b 4
1 Eingang 1 Entrance
2 Leihtheke 2 Issue/returns counter 6 8 10
3 Vortragsraum 3 Lectures
4 Schulungsraum 4 Training space
5 Verwaltung 3 5 Offices
6 Lese-/ PC-Plätze 6 Reading/computer places
7 Infotheke 7 Information counter
1
8 Freihandbereich 8 Open-shelf area
9 Gruppenraum 9 Group room
10 Kompaktmagazin EG 10 Compact store 1. OG
11 Dachterrasse Ground floor 11 Roof terrace 1st floor
Site plan
scale 1:3000
Sections • Floor plans
scale 1:1000
Nutzfläche •
Floor area: 7 055 m2
Bände Freihand •
Open-shelf books:
392 000
Bände Magazin •
Books in store: 551 750
Leseplätze • Reading
places: 320
Leseplätze vernetzt •
Digital reading places: 65
zu überblicken. Im Erdgeschoss selbst liegt Rostock University, founded in 1419, has book spaces is lined with fixed brick “louvres”,
ein Medienbereich mit speziell ausgestat- always suffered from a lack of library space. which allow natural light to enter, but screen
teten Rechnerplätzen für elektronische With increasing stocks, the technical equip- off direct sunlight. After passing through the
Informationsdienste. Im ersten bis dritten ment was no longer up to date either. A com- entrance foyer and proceeding along a curved
Geschoss sind neben den Leseplätzen die petition was held in 2000 with a brief to unite balustrade (with a view into the basement
Bücher untergebracht. Sie lagern teils im the books of eight faculties under one roof. book store), visitors gain access to the user
Freihandbereich, teils in offenen Magazinen. A structure clad in glass and light-coloured areas. The reading and book galleries are visi-
Eine Kastenförderanlage transportiert die bricks now marks the entrance to the universi- ble from the entrance level, thanks to the four-
Bücher nach oben und unten. Das gesamte ty campus. The L-shaped layout of this new storey atrium. On the ground floor is a media
Gebäude ist mit Niederdrucklüftung ausge- building is meant to suggest an open book. area with computer places; on the first to third
stattet und teilklimatisiert. Nur die Verwal- Within the library, the reading galleries – sepa- floors are reading areas and openly accessi-
tung wird natürlich belüftet. Beheizt wird das rated from the stocks by an open space – ble stocks of books. The entire structure is
Haus mit einem Mischsystem, das sich aus resemble a stack of shelves and offer an equipped with a low-pressure ventilation sys-
Bauteilaktivierung, statischer Heizung und unimpeded view out to the courtyard. Here, tem and is partly air-conditioned. Only the of-
vorgewärmter Luft unter Nutzung der Geo- textile blinds permit individual control of the fices wing is naturally ventilated. The building
thermie zusammensetzt. DETAIL 3/2005 sunshading. In contrast, the facade to the has a mixed heating installation.
Architekten • Architects:
Ateliers Jean Nouvel, Paris
Architectural Alliance, Minneapolis
Tragwerksplaner • Structural engineers:
Ericksen & Roed, St. Paul
Der englische Theaterregisseur Tyrone arenaartigen Großen Saal beinhaltete sowie Theater und gelangt über zwei lange Roll-
Guthrie gründete 1963 in Minneapolis ein zusätzlich eine rechtwinklige Guckkasten- treppen direkt in die dritte Etage. Von hier
Sprechtheater europäischer Prägung, das bühne und ein kleines Studio. aus sind die auf beiden Seiten des lang ge-
in der Folge zu einer der bedeutendsten Als Grundstück wurde der einstige Getrei- streckten Raums liegenden großen Theater-
Bühnen der USA avancierte. Mit einer auf deumschlagplatz am Ufer des Mississippis säle zugänglich. Besucher gehen innerhalb
drei Seiten vom Publikum umschlossenen, gewählt. Mit dem Konzept, die drei Theater- des Kragarms über eine flache Rampe bis
leicht asymmetrischen Bühne wurde das säle in die Höhe zu heben und so den Be- zum Umkehrpunkt, an dem man einen spek-
»Guthrie« zum Zentrum für klassisches und suchern einen Ausblick auf die industriell takulären Blick auf den Fluss genießt, und
experimentelles Theater, ebenso wie für die geprägte Flusslandschaft zu ermöglichen, weiter in das vierte Geschoss. Hier liegen
Schauspielausbildung. 40 Jahre später, das erhielt Jean Nouvel im Jahr 2001 den Pla- das obere Foyer mit Bar und die Zugänge
alte Gebäude war für die Vielzahl an Nut- nungsauftrag. Ein 53 m langer Kragarm und zu den Sitzplätzen im Rang. Zwei runde
zungen längst zu klein geworden, versuchte das verschachtelte Volumen aus vertikalen Deckenausschnitte verbinden die beiden
man nicht nur in Minneapolis, mit neuen und liegenden Quadern wecken Assoziati- Foyerebenen. Das Studiotheater in der sieb-
Kulturbauten gegen die fortschreitende onen zu Industriebauten wie den gewaltigen ten Etage kann nur mit dem Aufzug erreicht
Verödung der Innenstädte vorzugehen. Im ehemaligen Getreidesilos in direkter Nach- werden. Sein Foyer hängt als gelb verglas-
Zuge dessen entstanden dort die Erweite- barschaft. So bezieht sich das Gebäude te Box frei vor der Fassade und bildet den
rung des Walker Art Centre durch Herzog auf seine Umgebung und steht mit seiner Schlusspunkt einer im besten Sinn ein-
& de Meuron, die neue öffentliche Bibliothek glatten Verkleidung aus tiefblauen Metall- drucksvollen Promenade: Verfremdete Aus-
von Cesar Pelli und das Institute of Art von paneelen gleichzeitig im Kontrast zu ihr. blicke durch farbiges Glas, gezielte Des-
Michael Graves. Ein Zusammenschluss Eine Fuge, die auf Fußgängerniveau Fluss- orientierung durch verspiegelte Flächen,
aus privaten, städtischen und staatlichen und Straßenseite verbindet, teilt das Ge- Tiefblicke durch verglaste Böden und das
Einrichtungen entwickelte für das Guthrie- bäude über die gesamte Höhe in zwei Spiel zwischen Enge und Weite sind einige
Theater ein umfangreiches Programm, das Hälften. An den Enden dieses 12 m breiten der für Nouvel typischen Elemente opulenter
in Anlehnung an den Vorgängerbau einen Zwischenraums betritt der Besucher das räumlicher Inszenierung. DETAIL 3/2009
In 1963, Tyrone Guthrie founded a theatre on The new structure is thus related to its sur-
European lines in Minneapolis. The “Guthrie”, roundings, yet at the same time contrasted
as it was known, became one of the most with them by virtue of its smooth cladding of
important theatres in the USA, but 40 years dark-blue
later, the old building was too small for the metal panels. A vertical seam divides the
many functions it had to accommodate. To complex into two halves and forms a link at
counter the advancing desolation of its inner- ground level between the river front and the
urban areas, Minneapolis, like other US cities, street face. Visitors enter the theatre at the
has erected a number of buildings for the arts, ends of this 12 m wide space and ascend to
and the new Guthrie Theatre can be seen in the foyer at level 3 via two long escalators.
this context. The site chosen was a former From there, they have access to the two large
grain distribution area on the banks of the auditoriums. Many theatregoers proceed to
Mississippi. The new complex contains an the turning point of a long ramp within the
arena-like auditorium – as in the previous cantilevering arm – from where they have a
building – as well as a rectangular theatre spectacular view over the river – before con-
space and a small studio stage. tinuing to the upper foyer. Two circular open-
In 2001, Jean Nouvel was entrusted with ings in the floor create visual links between
the planning. His concept proposed three the foyer levels. The studio theatre on level 7
auditoriums raised above the ground to af- can be reached only by lift. The foyer to this
ford visitors a view over the largely industrial space, a yellow glazed box suspended freely
riverscape.A 53 m long cantilevering arm and in front of the facade, forms the culmination of
a series of vertical and horizontal cubic vol- a spectacular promenade. In this building, one
umes conjure up associations of industrial finds many of the opulent spatial features that
buildings such as the huge grain silos nearby. are typical of the architecture of Jean Nouvel.
Lageplan
Maßstab 1:5000
Schnitte
Maßstab 1:1500
Site plan
scale 1:5000
Sections
scale 1:1500
BGF: 15 800 m2
Großer Saal:
1100 Plätze
Saal: 700 Plätze
Studio: 250 Plätze
Gesamtkosten:
97 Mio. €
13
Grundrisse
Maßstab 1:1500
1 Eingang
2 Lobby Ebene 3 • Level 3 Ebene 7 • Level 7
3 Restaurant
4 Shop
5 Probensaal
6 Requisiten
7 unteres Foyer b
8 Brücke
9 Großer Saal
10 Kleiner Saal 5 5
11 oberes Foyer
12 Aussichtsplattform 10
13 Foyer Studiotheater 6
14 Studiotheater 5
Floor plans
scale 1:1500 a 1 2 1 a 12 11
1 Entrance
2 Lobby 4
3 Restaurant
4 Shop
5 Rehearsal hall 3 9
6 Property store
7 Lower foyer
8 Bridge
9 Large hall
10 Small hall
11 Upper foyer
Ebene 0 • Level 0 Ebene 4 • Level 4
12 Viewing platform
13 Studio theatre foyer b
14 Studio theatre
Architekten • Architects:
UNStudio, Amsterdam,
mit • in cooperation with
B+M, Den Haag • The Hague
Nachverdichtung bis Wo heute die niederländische Provinz Flevo- oben hin zum zentralen Oberlicht verjüngt.
2015 nach Masterplan
von West 8 (grau) land liegt, war bis vor 60 Jahren noch die Die unterschiedlichen Raumqualitäten
Zuidersee. Im Zuge der Neulandgewinnung werden durch knallige Farben akzentuiert.
BRI: 30 000 m3 wurden große Teile dieser Nordseebucht Das Foyer leuchtet in frischem Pink, der
BGF: 7000 m2
Großer Saal: 753 Plätze trockengelegt, um mehrere Städte zu grün- Große Saal strahlt durch den roten Plüsch
Bühne: 195 m2 den, u. a. 1967 die Hauptstadt Lelystad. die festliche Intimität eines klassischen Wie-
Backstage: 500 m2 Die damals angestrebte Einwohnerzahl von ner Theaters aus, während der rechteckige
Kleiner Saal: 207 Plätze
Bühne: 81 m2 120 000 wurde jedoch bei Weitem nicht er- Kleine Saal als multifunktionale Blackbox
Backstage 135 m2 reicht. Während sich das benachbarte Al- neutral gehalten ist. Ganz in zurückhaltend
Kosten pro m3: 413 € mere aufgrund seiner Nähe zu Amsterdam kühles Dunkelblau ist der 350 m2 große
zur schnell expandierenden Pendlerstadt Konferenzbereich getaucht, der in drei un-
entwickelte, blieben in Lelystad große Flä- abhängige Mehrzwecksäle und ein eigenes
chen mitten im Zentrum bis heute unbebaut. Foyer mit Balkon unterteilbar ist.
Infill development by
2015 according to master In diesem unwirtlichen Umfeld erscheint das Das gestalterisch verbindende Element zwi-
plan by West 8 (grey) neue Theater Agora von UNStudio wie ein schen der Gebäudehülle und dem großen
Raumschiff von einem anderen Stern, das Saal sind die prismatisch gekanteten Ober-
Gross volume: 30 000 m3
Gross floor area: 7000 m2 gelandet ist, um das kulturelle Leben in eine flächen. Akustikspezialisten haben in der
Large hall: 753 seats bunte und attraktive Zukunft zu führen. Selbst Planungsphase die Lage jedes einzelnen
Stage: 195 m2 an den typisch trüben Wintertagen lässt das Wandpaneels mit einem Simulationspro-
Backstage: 500 m2
Small hall: 207 seats leuchtende Orange eine heitere Stimmung gramm optimiert, um trotz unterschiedlicher
Stage: 81 m2 aufkommen, sorgt der dynamische Baukör- Anforderungen an die Raumakustik – für
Backstage: 135 m2 per nach außen mit seinem »dramatischen Kindertheater über Musicals bis zu Konzer-
Cost per m3: € 413
Auftritt« für Lebendigkeit – auch wenn im ten und Oper – einen ausgewogenen Klang
Inneren gerade keine Vorstellung stattfindet. an jedem Sitzplatz zu garantieren. Mobile
Er steht an der Stelle des unattraktiven Mehr- einstellbare Reflektorflächen gibt es nur
Lageplan zweckbaus »Agora« aus den 1970er-Jahren für den Bühnenbereich. Der erscheint mit
Maßstab 1:5000 mit Bibliothek, Theater, Hallenbad und Kon- 700 m2 im Verhältnis zu 753 Sitzplätzen sehr
gresszentrum, der 2004 abgerissen wurde. großzügig. Diese Dimensionen sind jedoch
Site plan
scale 1:5000 Das neue Theater ist der erste Baustein eines erforderlich, um auch große Produktionen in
umfangreichen Revitalisierungsprogramms das Programm aufnehmen zu können. Der
nach dem Masterplan von West 8, der bis Orchestergraben für 60 Musiker ist höhen-
2015 weitgehend abgeschlossen sein soll. verstellbar und kann tagsüber bei Kongres-
Dann wird das Theater nicht mehr wie eine sen als Bühne vor dem Vorhang dienen.
Skulptur frei auf der grünen Wiese stehen, Dadurch können die Kulissen der Abendvor-
sondern in die neu geschaffene Blockstruktur stellung aufgebaut bleiben. Der Kleine Saal
integriert sein. verfügt über eine Tribüne mit 207 gelben Sit-
Die klaren kubischen Volumina des 19 m zen, die sich unsichtbar in die Wand einfah-
hohen Bühnenturms und die zwei Säle blei- ren lässt. Die 250 m2 große Fläche verwan-
ben unter der prismatisch gefalteten Metall- delt sich dann in einen Speisesaal oder in
hülle wie hinter einem Theatervorhang ver- eine Diskothek. Das gesamte Gebäude lässt
borgen. Unterschiedlich abgestufte Orange- sich durch die Kombinationsmöglichkeiten
töne verstärken den Effekt der Lichtbre- sämtlicher Säle, Bühnen und Foyers auf ei-
chung, Öffnungen sind durch eine Schicht ner Fläche von 2100 m2 für Veranstaltungen
aus Lochblech geheimnisvoll verschleiert. mit bis zu 1800 Personen nutzen. Aufgrund
Zwischen den Veranstaltungssälen, wo kei- der spektakulären Architektur zieht das
ne stringenten Anforderungen an Sichtlinien Gebäude inzwischen Kongresse aus ganz
und Akustik bestehen, macht sich der Ent- Holland mit 60 000 Teilnehmern pro Jahr an,
wurf frei vom rechten Winkel, wird die Foyer- die zusätzlich zu den 150 Aufführungen der
halle zum dynamisch schleifenartigen Er- von Oktober bis Mai dauernden Spielzeit
schließungsraum, der sich diagonal nach abgehalten werden. DETAIL 3/2009
Theater und Kongresszentrum Agora in Lelystad • Agora Theatre and congress centre in Lelystad 195 ∂
10
18
7
21
9 20
6
19
17
5
14 14
14 5 5
15
13
6 7
10 8 9
2
b b
3
6
5
4
5
11
a
12
∂ 196 Theater und Kongresszentrum Agora in Lelystad • Agora Theatre and congress centre in Lelystad
bb aa
Theater und Kongresszentrum Agora in Lelystad • Agora Theatre and congress centre in Lelystad 197 ∂
Prozess
Process
∂ 198
Opernhaus in Oslo
Glaciers, ice floes, mounds of snow: rising from the waters of the fjord,
the new opera house in Oslo, with its angular roof surfaces, is more like
part of the landscape than a classical building for the arts. It was with
these associations conjured up by the form of the structure and the idea
of a roofscape accessible to all that Snøhetta won the international com-
petition for the design of the new Norwegian State Opera in 2000. With
this building in Bjørvika Bay, the team of architects and landscape archi-
tects from Oslo has also created a new public realm. Since the opening
of the opera house in April 2008, it has become a popular destination
for walks and a platform affording views over the city and the fjord. The
forms of the foyer and the two auditoriums merge with the roofscape so
that the large volume of the building is cleverly concealed. As abstract
and cool as the structure may appear externally with its white Carrara
marble and reflecting glass surfaces, the interior is warm and welcoming.
The foyer, flooded with light, is distinguished by a curved, timber-clad
wall. From here, ramps and staircases lead to the heart of the house –
the horseshoe-shaped main auditorium. Panelled throughout in dark
oak, this space is relatively small, accommodating an audience of 1360,
but it has acoustics developed in a close collaboration between the
architects and the acoustics consultant.
Ist ein Tarnkappenflugzeug im Osloer Hafen schen multidisziplinären Site-Gruppe und – der Bühne des Publikums – , haben die
notgelandet? Oder hat sich eine Sphinx im der Landart-Bewegung – aus Architekten Architekten hier eine große und kunstreich
Wasser niedergelassen? Die neue Oper und Landschaftsarchitekten besteht. Archi- ausgeformte Platzfläche geschaffen, einen
sieht nicht aus wie ein Gebäude, jedenfalls tektur als Landschaft und das Schaffen von öffentlichen Raum, der nicht nur Opernbesu-
nicht wie ein gewöhnliches Gebäude. Sie Bildern kennzeichnet bereits die frühen Pro- chern vorbehalten ist. Seit der Eröffnung der
verbirgt sich unter schrägen Flächen und jekte des Büros. Bei einem Wettbewerb für Hauses pilgert die Bevölkerung nach Bjørvi-
ähnelt eher einer Landschaft. Hat man be- ein Kongresszentrum im japanischen Nara ka. Die Menschen strömen in das Foyer und
gonnen, die Natur zu imitieren? Oder erin- war der Ausgangspunkt ein unregelmäßig bringen Café-Bar und Restaurant beinahe
nert die Oper uns nicht vielmehr daran, geformtes Grundstück, das die Architekten zum Platzen. Sie wandern über das Dach,
dass auch die Landschaft und nicht nur aus Papier nachfalteten, inspiriert von der Oslos größtes Kunstwerk, und gewinnen da-
Gebäude von Menschenhand geformt sind? japanischen Faltkunst Origami. Die Oper in bei eine ganz neue Aussicht über ihre Stadt.
Das ist auch in der Bjørvika-Bucht so. An Oslo ist verwandt mit dem Entwurf für Nara:
der Mündung dreier Flüsse gelegen, war Snøhetta verwendet die gesamte Grund- Ulf Grønvold publiziert Artikel über historische und
sie aufgrund natürlicher Gegebenheiten stücksfläche und behandelt sie als gefaltete zeitgenössische Architektur, war Redakteur der Zeit-
schrift »Byggekunst« und Direktor des Norwegischen
schon seit altersher ein Handelsplatz. Der Platte. Anstelle der opulenten Treppenanla- Architekturmuseums und ist Kurator für Architektur im
Oslo-Fjord dringt hier tief in das Land. Aus gen der Opernhäuser des 19. Jahrhunderts Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design.
den anfänglich wenigen Holzhäusern der
Flößer wuchs im 11. Jahrhundert rasch eine
größere Siedlung, die sich zum wichtigsten
Umschlagplatz für Holz entwickelte. An der
Nordseite der Bucht wurde mit Aufschüttung
Land gewonnen und für die Lagerung von
Holz genutzt (an dieser Stelle steht jetzt die
Oper). Im Zuge der weiteren Entwicklung
wandelte sich Bjørvika zum Hafen und zum
Eingangstor der Stadt. Auf der Landseite
kamen ab 1854 Norwegens erste Eisen-
bahnlinie und der Bahnhof hinzu. Damit wur-
de die Bucht zum Knotenpunkt, der sie jetzt
immer noch ist. Gleichzeitig bilden Bahn-
trasse und die parallel verlaufende mehr-
spurige Straße eine Barriere zu den nördlich
gelegenen Vierteln und riegeln auch den
Zugang zum Wasser vollständig ab. Seit
den 1980er-Jahren wird eine Lösung für
die Verkehrsführung und Neunutzung der
Hafenareale gesucht. Der neue Tunnel unter
dem Fjord soll ab 2012 das Gebiet vom
Durchgangsverkehr befreien, Oslos brach-
liegender Stadtteil soll aufgewertet werden,
die Stadt sich wieder zum Fjord öffnen. Die
Neugestaltung von Bjørvika sieht eine Be-
bauung mit Wohnungen und Büros sowie
eine Uferpromenade vor. Die Oper ist das
erste Projekt der Revitalisierung des Areals.
Als Solitär im Hafenbecken vermittelt sie
zwischen Fjord und Innenstadt.
Die Verknüpfung von Architektur und Land-
schaft ist ein Schwerpunkt des Büros Snø-
hetta, das – inspiriert von der amerikani-
The new opera house doesn’t look like any urban areas and the water. The construction origami. The opera house in Oslo is related to
ordinary building. Camouflaged beneath its of a tunnel beneath the fjord should relieve the the design for Nara. Snøhetta takes the entire
sloping surfaces, it is more like part of the district from through-traffic after 2012 and site area and treats it as a folded sheet. In
landscape. Does it remind us that not just help to upgrade Oslo’s most neglected urban place of the grand staircases of 19th-century
buildings are shaped by human hand, but the area. The opera house is the first project in opera houses – the stage on which the public
landscape, too? That is certainly the case in the revitalization programme. moves – the architects have here created a
Bjørvika Bay. Situated at the confluence of Linking architecture and landscape is central large and sensitively shaped public area. The
three rivers, this has been a trading centre to the work of the Snøhetta practice, which – people of Oslo now pilgrimage to Bjørvika and
since time immemorial. In the past, further inspired by the American multidisciplinary Site wander over the roof, Oslo’s largest work of
areas of land were claimed from the sea for group and the Land Art movement – consists art, where they gain a completely new picture
the storage of timber, and it is here that the of architects and landscape architects. In a of their city.
new opera house stands. Over the course of competition design for a congress centre in
time, Bjørvika became the gateway to the city. Nara, Japan, for example, the team took as its Ulf Grønvold writes about historical and modern archi-
Unfortunately, the railway line and the parallel starting point the shape of an irregular site, tecture. He was an editor at the journal “Byggekunst”
and director of the Norwegian Architectural Museum.
multilane highway built here form a barrier that which it then transferred to paper and folded Today, he is curator for architecture at the National
divides the northern districts from the main in a manner inspired by the Japanese art of Museum for Art, Architecture and Design.
Snøhetta
1 2
3 4
Auch wenn sich das Opernhaus während zugleich funktional und flexibel während der Even if the opera house design underwent
der Ausarbeitung verändert hat, so wurden Planungsphase wie auch im Gebrauch sein. various changes in the course of its develop-
doch die grundlegenden Ideen aus dem Dies erwies sich als wichtig, denn einige ment, the basic ideas from the competition
Wettbewerb beibehalten. Die Bjørvika-Halb- Räume wurden in Zusammenarbeit mit den stage were retained. The Bjørvika peninsula
insel gehört zum Hafen, der die tatsächli- Nutzern umgeplant. Das Gebäude wird belongs to the harbour, which forms a real
che wie auch die symbolische Schwelle durch einen Korridor in Nord-Süd-Richtung, and symbolic transition between land and
zwischen Land und Wasser darstellt. Diese die »Opernstraße«, in zwei Hälften geteilt: sea. In the design, this threshold was given
Schwelle wurde im Entwurf als große Wand Nach Westen orientieren sich alle öffentli- the form of a great wall or “wave wall” (Fig. 1),
umgesetzt, die »Wellenwand« (Abb. 1), wo chen Bereiche und die Bühnen. Im Ostteil where Norway and the world, art and every-
fester Boden und das Meer, Norwegen und sind Verwaltung und Werkstätten unterge- day life come together. The production areas
die Welt, Kunst und das tägliche Leben auf- bracht, die in Form und Ausführung wesent- in the opera house – workshops and offices
einander treffen. Die »Produktionsbereiche« lich einfacher ausfallen. – are conceived as a self-contained, inde-
der Oper – Werkstätten und Verwaltung, in Laut Wettbewerbsausschreibung sollte die pendent, rationally planned “factory” (Fig. 2).
denen 600 Mitarbeiter arbeiten – sind als Oper eine hohe architektonische Qualität This realm was to be both functional and flex-
eigenständige, rational geplante »Fabrik« aufweisen und monumental wirken. Als ible during the planning stage and in later use.
konzipiert (Abb. 2). Dieser Bereich sollte Legitimation für die Monumentalität stand The building is divided into two halves by a
für uns ein Gedanke im Vordergrund: die north-south corridor, the “opera street”. To
Vorstellung von Zusammengehörigkeit, Ge- the west of this are all public and stage areas;
meinschaftseigentum und freiem Zugang für to the east the offices and workshops, which
alle. Um unter diesen Prämissen Monumen- are much simpler in their form and execution.
talität zu schaffen, wollten wir die Oper zu- According to the competition brief, the opera
gänglich im weitesten Sinn machen, indem house had to exhibit a high architectural quali-
wir auf dem Gebäudedach einen »Teppich« ty and have a monumental appearance. One
aus ebenen und geneigten Flächen ausleg- idea stood out for us as a legitimation for this
ten (Abb. 3). Der Teppich wurde in Bezug call for monumentality: a sense of common
zur Stadtlandschaft moduliert. Als marmor- property and free, open access for all. We
verkleidete Fläche bildet er einen großen wished, therefore, to make the opera house
öffentlichen Platz. Monumentalität entsteht accessible to the public in the broadest sense
durch seine horizontale Ausdehnung, nicht of the word by laying out a “carpet” over the
durch Vertikalität (Abb. 4). horizontal and sloping surfaces of the roof
Die Materialwahl war entscheidend für den (Fig. 3). Monumentality is achieved through
Entwurf. Bereits in der Wettbewerbsphase its horizontal extension, not through verticality
waren weißer Stein für den »Teppich«, Holz (Fig. 4). As early as the competition stage,
für die »Wellenwand« und Metall für die white stone was specified for the “carpet”,
»Fabrik« festgelegt. Während der Arbeit am timber for the “wave wall” and metal for the
Projekt kam ein viertes Material – Glas – da- ”factory”.
zu, das einen Blick auf die Unterseite des The Italian marble that was selected retains its
Teppichs erlaubt. Der als Bodenbelag innen brilliance and colour even when wet.
wie außen verwendete italienische Marmor In the course of ongoing work on the scheme,
behält Glanz und Farbe, auch wenn er nass a fourth material was specified, namely glass,
ist. Das vorherrschende Material im Innen- which allows a view of the underside of the
raum ist Eichenholz. Die Wellenwand ist aus carpet. The primary material used internally is
kleineren Elementen zusammengesetzt, oak. The wave-like walls are made up of small
um einerseits die komplexe Geometrie aus elements, on the one hand in order to cope
miteinander verbundenen konischen Seg- with the complex geometry of the interlinked
menten zu bewältigen und um andererseits conical segments, and on the other to achieve
eine schalldämpfende Wirkung im Foyer zu a sound-absorbing effect in the foyer. Oak
erzielen. Auch für den Großen Saal wurde was also chosen for the interior of the large
Eiche gewählt: Sie ist hart, doch leicht zu auditorium: it is dense, yet easy to shape,
formen, stabil und schön anzufassen. stable and pleasant to touch.
Detail: An einem sonnigen Tag nutzen sehr Ansicht nach – ihre Bereiche mit Kuchen- auf eine bestimmte Form des Zuschauer-
viele Menschen das Dach als Park, in dem sie theken, Tassenablagen etc. überladen. Für raums oder der Bühne?
spazieren gehen. War es die Grundidee des so viele Besucher hatten wir das Haus ur- TL: Hinsichtlich der Größe und des hufei-
Entwurfs, mit dem Operngebäude einen neu- sprünglich nicht geplant, und so wird jetzt senförmigen Grundrisses war der Zuschau-
en öffentlichen Raum zu schaffen? daran gedacht, den Shop und die Café-Bar erraum der Semper-Oper in Dresden in der
Tarald Lundevall: Ja. In der Wettbewerbs- etwas zu verändern. Aber natürlich ist es Ausschreibung als grundlegendes Konzept
auslobung wurde vorgegeben, dass die fantastisch, dass so viele Menschen hierher vorgegeben. Kein anderer Theaterraum
neue Oper repräsentativ, sogar monumental kommen, etwas über Architektur erfahren oder anderes Gebäude war so wichtig. Aber
sein sollte. Über Monumentalität wird selten und angeregt werden. Diese Offenheit ver- wenn man als Architekt für ein Projekt wie
ernsthaft gesprochen. Wir haben lange dis- mittelt auch, dass Oper keine allzu exklusive dieses viel reist und eine große Anzahl von
kutiert, wie man Monumentalität ausdrücken Angelegenheit ist. Und viele sehen sich Gebäuden analysiert, sieht man sehr viele
kann. Es gibt die skandinavische Vorstel- plötzlich zum ersten Mal eine Ballett- oder Lösungen: Wie ist das Restaurant hier ge-
lung großer öffentlicher Bereiche, die frei Opernaufführung an. macht, wie die Lobby dort, wie die Beleuch-
zugänglich sind – wie unsere Natur, die tung etc. Aber es ist die Semper-Oper, die
jedem gehört. Detail: Gibt es ein Gebäude, das Sie für das in gewisser Weise die ältere Schwester des
Wir wollten eine neue Art von großzügigem, Osloer Projekt inspiriert hat? Beziehen Sie sich Opernhauses in Oslo ist.
öffentlichen, gemeinschaftlichen Raum
schaffen und den Menschen dieses vorher
brachliegende Areal zurückgeben. Mit den
Künstlern unseres Teams diskutierten wir
lange, ob man Installationen oder Kunst-
objekte auf dieser riesigen, 18 000 m2 gro-
ßen Fläche vorsehen sollte. Doch das hätte
die Form des Gebäudes verunklärt. Statt-
dessen sollte eine interessante Oberfläche
dem Auge Impulse bieten. Das Dach sollte
eine Plattform bilden, einen Aussichtspunkt
auf Stadt, Fjord und Inseln. Wenn man vom
Wasser den ganzen Weg bis nach oben
spaziert, erlebt man eine Reihe räumlicher
Verknüpfungen beim Blick in oder durch
das Gebäude. Unsere Absicht war, einen
nicht kommerziellen, offenen Bereich zu
schaffen, in dem jeder machen kann, was
er möchte. Es ist fantastisch, wie dies nun
angenommen wird. Bislang haben 800 000
Menschen das Dach besichtigt, was für eine
kleine Stadt wie Oslo sehr viel ist.
Detail: Warum ist der Zuschauerraum in sein und nicht vom Bühnengeschehen ab-
diesem dunklen Ton mit Räuchereiche zulenken.
gestaltet?
TL: Das Eichenholz ist mit Ammoniak be- Detail: Welche Bedeutung hat die Zusammen-
dampft, was ihm einen dunkleren Ton ver- arbeit mit Künstlern für Snøhetta?
leiht. Dies verändert auch das Holz und TL: Snøhetta arbeitet bei allen Projekten mit
macht es fester. Es gab viele Gründe für Künstlern zusammen. Es gibt zwei unter-
uns, Holz zu verwenden. Die geschwun- schiedliche Ausgangssituationen dafür:
gene Wand des Foyers war sehr wichtig, einerseits internationale Kunstwettbewerbe,
schon vom ersten Wettbewerbskonzept an. wie beispielsweise für den Bühnenvorhang,
Diese Idee wurde weiterentwickelt: Wir se- hier waren die Künstler in ihrer Arbeit völlig
hen diese Holzwand fast wie die Rinde ei- frei. Auf der anderen Seite haben wir von
nes Baumstamms. Und je weiter man in das Anfang an mit Künstlern zusammengearbei-
Innere des Stamms kommt, desto härter, tet, die ähnlich wie Ingenieure und Fach-
glatter und dichter wird das Holz. Wir such- planer in unser Planerteam integriert waren.
ten ein Material, das schwer genug ist, Töne So entstanden die direkt mit dem Gebäude
zu reflektieren und nicht anfängt zu vibrie- verbundenen Kunstwerke. Eine Zwischen-
ren und das sich gleichzeitig in komplexen form ist Olafur Eliassons perforierte Wand-
Formen gestalten lässt. Was die dunkle verkleidung im Foyer als integraler Bestand-
Farbgebung betrifft: Das Beleuchtungsteam teil der Architektur, die Ergebnis eines Wett-
wollte kein helles Auditorium, weil dies zu bewerbs war. Wir glauben, dass es extrem
starke Blendung und Reflexionen verursacht wichtig ist, Künstler einzubeziehen und mit
hätte. Eine »Blackbox« ist aus demselben ihnen zu diskutieren, denn sie inspirieren
Grund schwarz: um möglichst neutral zu uns Architekten.
19 19
4 12
10 11
13 18
5
1 6
b 3 7 9 15 16 b
2 15 17
14
8
Erdgeschoss
Ground floor
a
21 22
12
12 22
12 12 12
24
20 21 12 22
23 23
14
24 24 24 24
3. Obergeschoss
3rd floor
Snøhetta
Die enge Zusammenarbeit mit Künstlern The close collaboration Snøhetta maintains textures. Each of the 36 000 Carrara marble
hat einen großen Einfluss auf die Projekte with artists has a great influence on the slabs used here was individually cut to size.
von Snøhetta – wie etwa bei der Bibliothek projects the practice undertakes. In the case A committee was formed with responsibility
in Alexandria oder bei den Nordischen of the opera house in Oslo, artists were invited for art in the opera house. The committee
Botschaften in Berlin. Bei der Oper in Oslo to take part at the competition stage in an commissioned the artists Astrid Løvaas and
wurden Künstler bereits in der Wettbe- open discussion of the design with craftsmen, Kirsten Wagle to draw up a joint design for
werbsphase dazu geladen. Dabei sollten tradespeople and other specialists. A team the metal cladding. Durability and malleability
sie die Architektur nicht »dekorieren«, son- consisting of the artists Kristian Blystad, Kalle were important in conjunction with the ques-
dern die Gestaltungsmöglichkeiten wichti- Grude and Jorunn Sannes was put together tion of aesthetics, which led to aluminium
ger Bauteile mit Handwerkern und anderen to design the stone roof, for example. With an being chosen as the appropriate material. The
Fachleuten offen diskutieren. Für den Stein- area of 18 000 m2, the roof was to be capable panels were embossed with a pattern of con-
belag des Dachs etwa wurde früh ein Team of bearing foot traffic and to have an expres- vex, hemispherical forms and concave conical
mit den Künstlern Kristian Blystad, Kalle sive charecter that would nevertheless not indentations designed by the two artists and
Grude und Jorunn Sannes zusammenge- distract attention from the overall form of the based on an old weaving pattern. The eight
stellt. Die begehbare Dachfläche beträgt building. A non-repetitive pattern was chosen different panel types result in constantly
etwa 18 000 m2, deren Oberfläche nicht von with changes of level and different surface changing visual effects.
der großen Gebäudeform ablenken, aber
ausdrucksvoll durchgestaltet sein sollte,
um aus der Nähe interessant zu wirken. Zu-
sammen mit den Künstlern wurden mehrere
Alternativen entwickelt. Wir entschieden uns
für ein sich nicht wiederholendes Muster
mit Höhenversprüngen und unterschiedli-
chen Oberflächenstrukturen – scharriert,
gestockt oder geschliffen. Jede der 36 000
Platten aus Carraramarmor wurde individuell
zugeschnitten.
Gemäß den Richtlinien für staatlich finan-
zierte Bauprojekte wurde ein Ausschuss für
die Kunst am Bau gebildet. Dieser enga-
gierte die Künstlerinnen Astrid Løvaas und
Kirsten Wagle für einen gemeinsamen Ent-
wurf der Metallverkleidung. Ein Opernhaus
wird für eine lange Lebensdauer entwor-
fen. Das heißt, dass eine moderne Metall-
fassade, wie man sie bei Fabriken und
Werkstätten findet, anders aufgefasst und
neu gestaltet werden muss. Im Hinblick auf
Ästhetik, Langlebigkeit, Formbarkeit und
die Möglichkeit, sehr flache Paneele herzu-
stellen, wurde Aluminium gewählt. Um den
Paneelen zusätzliche Qualität und größere
optische Wirkung zu geben, wurden sie mit
konvexen halbkugelförmigen und konkaven
konischen Formen geprägt. Das Muster
entwickelten die beiden Künstlerinnen nach
Vorlagen alter Webarbeiten. Die acht ver-
schiedenen Paneele ergeben je nach Win-
kel, Intensität und Farbe des Lichts stets
variierende, optische Effekte.
Der Große Saal hat eine traditionelle Huf- Raum ist optisch klein, sollte aber akustisch
eisenform mit drei Rängen, die in vielen groß wirken. Deshalb bleibt zum einen das
Opernhäusern zu finden ist. Sie war von Stahltragwerk des Dachs im Zuschauerraum
Bauherrenseite vorgegeben, da sie eine sichtbar, sodass dieser eine Höhe von 20 m
große räumliche Nähe zwischen Zuschau- erreicht. Zum anderen sind die Wände des
ern und Sängern ermöglicht sowie gute Auditoriums über dem dritten Rang zurück-
Sicht und exzellente akustische Vorausset- versetzt. Der Raum ist also unten schmal,
zungen bietet. Beim Osloer Opernhaus war was Tonklarheit und Intimität erzeugt, und
eine Nachhallzeit von mindestens 1,70 s im weitet sich oben, um das Raumvolumen zu
mittleren Frequenzbereich erwünscht. Zum ver-größern. Sowohl die beweglichen Wän-
Vergleich: Ein Theater- oder Kinosaal hat de des Bühnenportals, die Brüstungen der
eine kurze Nachhallzeit von etwa 1 s und Ränge, Teile des kreisförmigen, holzverklei-
klingt »trocken«, während ein Konzertsaal deten Beleuchtungsstegs und Elemente des
üblicherweise eine Nachhallzeit von 2 s hat. zentralen Kronleuchters erfüllen spezielle
In europäischen Opernhäusern liegt sie akustische Funktionen. Durch Vorhänge vor
1 meist zwischen 1,10 und 1,60 s. Die akusti- den Saalrückwänden kann die Resonanz
sche Ausgewogenheit zwischen dem ge- gedämpft werden, etwa für zeitgenössische
sungenen Wort und der Orchestermusik ist elektronische Opern und für akustisch ver-
entscheidend in der Oper und hat seit jeher stärkte Konzerte. In traditionellen Opernhäu-
die Gestaltung von Opernhäusern bestimmt. sern sorgt die reiche plastische Dekoration
Viele alte italienische Operngebäude haben für die Streuung des Schalls. Hier wird dies
kurze Nachhallzeiten, während die meisten mit einer klaren modernen Formensprache
modernen Häuser längere aufweisen und ei- umgesetzt. Die gewellte Rückwand des
nen eher konzertartigen, orchestralen Klang Auditoriums, von den Architekten bereits
hervorbringen. Das Opernhaus in Oslo sollte früh festgelegt, besteht aus konvexen Holz-
beides verbinden: vollen Orchesterklang paneelen, um unerwünschte Schallbünde-
und klare Verständlichkeit des Librettos. lungen zu vermeiden, was Echos hervorru-
2 Die akustische Analyse des Entwurfs wurde fen kann. Die Form der Rangbrüstungen
mithilfe der Akustiksoftware Odeon vorge- verändert sich kontinuierlich, je nach ihrer
1 Saalmodell M 1:50 für akustische Messungen nommen, die es nicht nur ermöglicht, exakte akustischen Funktion: Seitlich und zur Büh-
2 Computermodell: Die Farben symbolisieren die
unterschiedlichen erwarteten Lautstärken, ausge- Schallwerte vorherzusagen, sondern den ne neigen sich die Fronten nach unten, um
hend von einem Sänger auf der Bühne. Die roten Raum auch tatsächlich zu hören, bevor er den Schall zum Publikum zu reflektieren. Im
Felder bezeichnen die lautesten Bereiche in der gebaut ist: über Kopfhörer am PC oder im hinteren Bereich sind sie nach oben gerich-
Nähe des Sängers.
1 Model of hall (scale 1:50) for acoustic measurements »SoundLab« (Akustiklabor). Die Erkenntnis- tet, um den Schall zu verteilen. Nach den
2 Computer model: the colours represent the predicted se flossen in den Entwurf vieler Elemente Vorstellungen der Architekten sollte der Saal
loudness levels from a singer on the stage. The red ein wie beispielsweise bei Rangbrüstungen mit Holz vertäfelt werden. Für einen satten
areas denote the loudest zones close to the singer.
und Wandformen. Über 340 Mal wurde das Bassklang muss das Holz schwer sein. So
Raumakustik Großer Saal: Arup Acoustics; Kleiner Computermodell variiert und modifiziert. Die besteht die gewellte Wand aus 100 mm
Saal, Probe-, Werkstatträume: Brekke Strand Akustikk Saalakustik wurde zusätzlich an Modellen dicken, furnierten MDF-Platten. Die Bestuh-
Rob Harris ist einer der Geschäftsführer von Arup und
leitet den Bereich Darstellende Kunst. im Maßstab 1:50 getestet – mit maßstabsge- lung wurde so gestaltet, dass sie so wenig
Jeremy Newton ist Akustikplaner für Auditorien und rechten Raumkomponenten, die den Schall Schall wie möglich absorbiert und zudem
Projektleiter bei Arup. im Verhältnis genauso absorbieren und re- die durch die Zuschauerzahl bedingten un-
Lars Strand ist Bauingenieur und Partner bei Brekke
Strand Akustikk. flektieren wie Oberflächen, Sitze, Zuschauer terschiedlichen akustischen Situationen von
Room acoustics in main hall: Arup Acoustics; in small und Musiker in der Realität. Probe und Vorstellung ausgleicht. Die Sitze
hall, rehearsal room and workshops: Brekke Strand sind dünn gepolstert und haben schallre-
Akustikk, Oslo
Rob Harris is a director of Arup and head of the Per- Die Gestaltungsprinzipien flektierende hölzerne Rückenlehnen und
forming Arts Division. Eine lange Nachhallzeit erfordert ein großes Unterseiten. Der Schallabsorptionswert der
Jeremy Newton is an auditorium acoustic designer and Raumvolumen. Dies musste mit der Intimität, Sitze – mit und ohne Zuschauer – wurde im
project manager at Arup.
Lars Strand is a construction engineer and partner at die ein Haus für nur 1360 Zuschauer ver- Akustiklabor gemessen und im Computer-
Brekke Strand Akustikk. langt, in Einklang gebracht werden. Der modell verwendet.
Großer Saal
Maßstab 1:800
Large auditorium
cc scale 1:800
The main auditorium has a traditional horse- for opera demands a large spatial volume, the sides and towards the stage are splayed
shoe shape with three balcony levels. This which in this case had to be balanced against downwards to reflect sound to the audience
form was specified by the client because it the degree of intimacy implied by a house below; to the rear, the surfaces are splayed
ensures a relatively short distance between seating an audience of only 1360. A dual so- upwards to diffuse the sound.
audience and performers as well as good lution was found: firstly, the steel roof struc- For aesthetic reasons, the hall is clad with
sightlines and acoustic conditions. A mid- ture was left exposed internally, creating an wooden panels, which have to be heavy to
frequency reverberation time of at least 1.7 s overall spatial height of 20 m; secondly, the ensure a full bass sound. The wavy wall thus
was desired. (In European opera houses, the auditorium walls above third-floor level were consists of 100 mm timber-faced medium-
range is usually between 1.1 and 1.6 s.) The stepped back. In other words, the space is density fibreboard. The seats, designed to
brief for the building in Oslo sought to com- narrower lower down (providing the requisite absorb as little sound as possible and to bal-
bine a full orchestral sound with legibility of tonal clarity and intimacy) and wider at the top ance out acoustic differences, are thinly up-
vocal lines. An analysis of the design was (creating greater spatial volume and reverber- holstered and have sound-reflecting wooden
carried out with the aid of Odeon acoustics ance). The diffusion of sound is achieved with backs and undersides. The first trials with
software. The hall acoustics were also tested a wavy rear wall to the auditorium, which musicians took place in December 2007 with
using a physical model to a scale of 1:50. serves to avoid any undesirable focusing that good results. Members of the Den Norske
Obtaining the long reverberation time required might cause echoes. The balcony fronts at Opera were very happy with what they heard.
Kindergarten in Tokyo
A Roof House in
Hadano, 2001
Detail: Das Konzept des Fuji-Kindergartens ist werden dort oft ignoriert und sie werden, Detail: Welche neuen Konzepte und Elemente
ziemlich ungewöhnlich. Wie sind Sie auf die den einheitlichen viereckigen Gruppenräu- waren Vorschläge der Architekten?
Idee mit der Dachterrasse gekommen? men entsprechend, einheitlich erzogen. In Kato: Sie machten uns darauf aufmerksam,
Kato: Das war unsere erste Idee, als wir konventionellen Kindergärten sind die Kin- dass die üblichen viereckigen Gruppen-
gemeinsam mit Kashiwa Sato, dem Grafiker der nach Alterstufen getrennt; bei uns wer- räume viele Nachteile haben, z. B. dass
für das gesamte Erscheinungsbild des Fuji- den Kinder im Alter von drei und vier Jahren es in einem kontinuierlichen Raumgefüge
Kindergartens, über den Umbau gespro- derselben Gruppe zugeteilt. ohne ein wirkliches Ende, das lediglich
chen haben. Sein ursprüngliches Konzept mit mobilen Elementen zoniert wird, kein
lautete »ein Kindergarten als ein großes Detail: Wie haben Sie das pädagogische bösartiges Hänseln geben wird. Vor allem
Spielzeug«. Aufgrund des Raumprogramms Konzept in Architektur übersetzt? dient diese Übersichtlichkeit aber auch
musste das Gebäude viel größer werden als Kato: In unserem Kindergarten vermeiden der Sicherheit der Kinder, da wir so stän-
der Vorgängerbau. Wir wollten unbedingt wir die heute übliche Automatisierung, bei dig alle im Blick haben. Das ist besonders
vermeiden, dass das auf Kosten der Frei- der Gebäude über Bewegungsmelder und beruhigend, weil wir auch kleine Kinder
flächen geht. Beim neuen Gebäude ist das Bus-Systeme alles von selbst regeln. Wir aufnehmen.
Dach selbst ein Spielplatz, so ist der ge- möchten der virtuellen Welt eine reale, mög- Durch eine Architektur, die vom Hof, von
samte Freibereich statt kleiner, sogar noch lichst direkt erfahrbare Welt gegenüber- der Straße, durch das Dach, also von über-
größer geworden. Wir dachten, dass es stellen. Das ist zwar manchmal unbequem, all einsehbar ist, ergibt sich die Philosophie,
schön wäre, wenn man auf dem Dach he- aber es trägt dazu bei, Zusammenhänge zu alle unterschiedlichen Formen des Daseins
rumgehen könnte. Kashiwa Sato kannte das verstehen und einen gesunden Menschen- zu erkennen und zu akzeptieren. Außerdem
Roofhouse der Architekten Takaharu und verstand zu entwickeln. Man schließt die können die Kinder unterschiedliche Licht-
Yui Tezuka (Abb. A) und empfahl uns die Tür, weil es zieht. Man versteht, wie ein Licht stimmungen, den Himmel, den Regen, das
Architekten. So wir haben wir sie mit dem angeht, indem man die Schnur an der Lam- Wetter allgemein und den Wechsel der Jah-
Bau beauftragt. pe zieht. Den altmodischen Wasserhahn zu reszeiten wahrnehmen, auch wenn sie sich
drehen, dient dazu, dass Kinder merken, gerade im Gebäude aufhalten.
Detail: Nach welchen pädagogischen dass man damit die Wassermenge steuern Außerdem kann, wenn wir alle Trennwände
Konzepten wird der Kindergarten geführt? kann und die Füße nass werden, wenn man beiseite räumen, die Abschlussfeier mit
Kato: Seit der Gründung des Kindergartens das Wasser fließen lässt. Das führt dazu, rund 600 Menschen nun in einem eigenen
arbeiten wir nach den Prinzipien der Mon- dass Kinder selbst darauf kommen, den Raum stattfinden. Bisher mussten wir dafür
tessori-Pädagogik. Das bedeutet, dass Hahn zuzudrehen. einen Saal in einem nahe gelegenen Hotel
die Architektur, die Gestaltung der Klassen- Erde, Bäume, Wasser oder Luft – alles ge- mieten.
zimmer, vor allem aber das Umfeld sehr hört zu dieser Realität. Das Gebäude stellt
wichtig sind. Spielzeug und Werkzeug für die Entwick- Detail: Wie hat sich die Dachterrasse bisher
Unsere Aufgabe besteht darin, Kindern lung der Kinder dar. Das Wichtigste ist die bewährt?
dabei zu helfen, aus eigener Kraft erwach- Atmosphäre, die die Kinder umgibt. Außer- Kato: Das Dach dient mal als Spielplatz,
sen zu werden. Dazu trägt ein Umfeld ent- dem dient die Offenheit der Architektur zum mal als Gruppenraum, wo wir Kinderbücher
scheidend bei, das es den Kinder ermög- Erlernen alltäglicher Manieren. Kinder ler- lesen, Singen üben oder Englischunterricht
licht, die Jahreszeiten wahrzunehmen und nen, eine gewisse Ordnung zu halten, etwa abhalten. Alle 560 Kinder können gleich-
Basiserfahrungen sammeln zu können. Wir indem sie Schuhe ordentlich sortieren. Ge- zeitig am Dachrand zum Innenhof sitzen
möchten sie zu rücksichtsvollem Handeln wagter gesagt, zwingt diese Architektur sie und dabei ihre Beine durch das Gitter in der
erziehen und dazu, zu lernen, auf eigenen zur Unbequemlichkeit. Luft baumeln lassen. Auf dem Innenhof hält
Beinen zu stehen. Kinder brauchen aus- die Kindergartenleiterin ihre Ansprache oder
reichend Freiraum, um sich mit dem, was Detail: Wie war die Zusammenarbeit mit es finden kleine Konzerte statt. Das erzeugt
sie interessiert, intensiv beschäftigen zu den Architekten? Wurden Ihre Wünsche als das starke Gefühl, miteinander verbunden
können. Nur dann sind sie zufrieden und Erzieher berücksichtigt? zu sein und zueinander zu gehören.
werden Selbstvertrauen aufbauen. Kato: Wir hatten von Anfang an volles Ver- Bei Regen macht es Spaß, auf dem Dach
Darin unterscheiden wir uns von der übli- trauen zu den Architekten. Die Mitarbeiter macht es Spaß, die Bäume machen uns
chen japanischen Kindererziehung, die das des Büros waren sehr engagiert und leiden- Spaß.
Ziel hat, alle Kinder nach einem vorgefass- schaftlich bei der Sache. Daher haben wir Als logische Konsequenz ist der Kindergar-
ten Schema auf gleiches Niveau zu bringen. außer der anfänglichen Entwurfphase alles ten der Lieblingsort der Kinder geworden,
Der Wille und die Individualität der Kinder ihnen überlassen. glauben wir.
3
1 2
Detail: The Fuji Kindergarten is quite unusual. up through their own efforts, to be consider- elements had many advantages. The clear
Kato: When we first discussed the conversion ate towards others and to stand on their own sightlines from every conceivable angle allow
with Kashiwa Sato, the graphic artist respon- two feet. Children need scope to occupy us to keep an eye on the children. What’s
sible for the overall appearance of the kinder- themselves intensely with the things that inter- more, even from inside the building, they can
garten, his concept was to create a building est them. We want to set against the virtual perceive different lighting moods, the sky, the
“in the form of a large toy”. In the new struc- world a real world that can be experienced as weather and the changing seasons.
ture, the roof itself is a playground, so the directly as possible. You close the door be- The roof serves both as a playground and as
outdoor realm has become even larger than cause there’s a draught. Similarly, by turning a classroom. All 550 children can sit along
before. Kashiwa Sato recommended the on a tap, children learn that they can control the edge of the roof overlooking the internal
architects Takaharu and Yui Tezuka, who had the volume of water and that they’ll get wet courtyard with their legs dangling through the
built the Roof House (Fig. A), so we awarded feet if they leave it on too long. Earth, trees, railings. In the courtyard itself, the head of the
them the commission. In the Fuji Kindergar- water and air all form part of this reality. The kindergarten can make a speech, or small
ten, we follow Montessori pedagogic princi- building is a plaything and also a tool that’s concerts can be held. Things like that rein-
ples. In other words, the architecture, the instrumental in the children’s development. force the feeling that we all belong together.
classroom design and the environment are The architects pointed out to us that a spatial The kindergarten has become the favourite
important. We wish to help children to grow continuum divided into zones simply by mobile location of the children, as we see it.
supply
A B
A There are no underground beams in the zones from the trees toward the courtyard and the exterior.
B There will be absolutely no cutting of the roots in a 4m-diameter zone from the centers of the trees.
»Wir möchten, dass Sie ein Dachhaus für schaffen, am liebsten auf einem kreisförmi- es sich um eine dreidimensionale, sanft ge-
500 Kindergartenkinder bauen.« So lautete gen Grundriss. Aber drei große Zelkoven wellte hyperbolische Hülle.
die einzige Vorgabe der Bauherrn.Das standen uns im Weg. Eines Tages zeich- In diesem Kindergarten sind weder die Pul-
Dachhaus hatten wir 2001 für die Familie neten wir ein Oval, das die Bäume in das te noch sonstige Einrichtungsgegenstände
Takahashi gebaut (Abb. A, S. 214), die auch Gebäude einbezog. Wir behielten die Idee in Reihen angeordnet. Die ovale Grundform
heute noch ihre Mahlzeiten gemeinsam auf bei, obwohl wir wussten, dass es schwierig führte auch dazu, dass, anstatt die Stan-
dem Dach einnimmt. werden könnte, die großen Bäume zu erhal- dardmöbel zu modifizieren, Möbel gewählt
Bevor wir mit dem Entwurf begannen, be- ten, da einige davon mitten im Gebäude wurden, die sich gar nicht dazu eignen, in
sichtigten wir den bestehenden Kindergar- standen. Reih und Glied aufgestellt zu werden. Die
ten auf dem Grundstück des geplanten Als wir die von Hand gezeichneten Skizzen Kindergartenkinder sitzen in zufällig verteil-
Neubaus. Das Gebäude erinnerte an einen einscannten und auf dem Computer zu ex- ten Richtungen und drehen ihre Köpfe nur
Bungalow. Die Mitglieder der Kindergarten- akt definierten Kurven verbanden, merkten dann zu den Erziehern, wenn es nötig ist.
leitung schotteten sich nicht in ihren Büros wir, dass wir das Grundstück effektiver nut-
von den umtriebigen Kindern ab, sondern zen, wenn wir das Oval verzerren. Unseren Geländer oder Fangnetze?
gingen ständig von einem Gruppenraum Mitarbeitern und den Leuten auf der Bau- Die Kindergartenleitung wollte für das Kin-
zum anderen, sodass sie in ständigem Kon- stelle brachte das ziemliche Probleme ein. dergartengebäude keine Brüstung. Schließ-
takt mit allen Gruppen waren. In jedem Es gibt keine gleichmäßigen Kurvenradien, lich besitzt auch unser vor fünf Jahren ge-
Raum, den wir betraten, herrschte fröhlicher zum Teil gibt es Linien, die nur leicht von bautes Dachhaus keine Brüstung. Natürlich
Trubel. Die Atmosphäre war so gut, dass wir einer Geraden abweichen. Bei einem Oval kann man aus Sicherheitsgründen einen
meinten, es sei am besten, das Gebäude wäre die Tragstruktur wahrscheinlich radial Kindergarten nicht ohne Brüstung um die
genau so wiederaufzubauen. Die Kindergar- angeordnet. Es gibt weder ein Zentrum Dachterrasse bauen.
tenleitung wies uns auf undichte Stellen im noch einen Bezugspunkt für die Struktur Die Bauherren schlugen vor, ein Netz an der
Dach hin und meinte, dass die Kinder sehr unserer Grundrissform. Das Anbringen von Dachtraufe anzubringen, das die Kinder
gut darin seien, Eimer darunter zu stellen. radialen Dachsparren im Modell erwies sich auffangen würde, wenn sie herunterfielen.
Wir liebten dieses Gebäude, das wir zerstö- tatsächlich als anstrengend. Wie sollten aber die Kinder, die so aufgefan-
ren sollten. Den weitläufigen Garten mit den Die unterschiedlichen Neigungen des gen würden, wieder hinauf- oder hinunter-
schattenspendenden Zelkoven wollten wir Dachs sind nicht auf eine ungenaue Kon- kommen? Wir alle lehnten eine Brüstung
trotz des Neubaus unbedingt so weit wie struktion zurückzuführen. Die Breite des nicht allein aus gestalterischen Gründen ab:
möglich erhalten. Gebäudes ist mal größer, mal kleiner. Die Es ist angenehm, auf dem Dachrand zu sit-
Dachränder entlang des inneren und äuße- zen. Nach einer Phase des Ausprobierens
Kreis, Oval oder ... ren Rings sind jedoch horizontal. Das führt haben wir die Lösung gefunden: Wir fass-
Wir wollten unbedingt ein Gebäude mit flie- dazu, dass die Plattform fast gleichmäßig ten die Dachfläche mit einem filigranen
ßenden, ineinander übergehenden Räumen geneigt erscheint, aber eigentlich handelt Geländer aus vertikalen Stäben ein, deren
Abstände von maximal 11 cm verhindern, Vom Boden aus ist es für ein Kind schwie- kann schnell jemand aus einem anderen
dass ein Kind seinen Kopf durchstrecken rig, eine Zelkove zu erklettern, vom Dach Raum herbeieilen. Laut der Kindergartenlei-
könnte. Entscheidend ist, dass die Beine aus ist das jedoch kein Problem, sodass die tung sind Räume mit hohem Geräuschpegel
durchpassen. Am Tag der Übergabe des Netze rund um die Bäume von den Kindern besser dazu geeignet, den Kindern gute
Gebäudes saßen 450 Kindergartenkinder regelrecht belagert werden. Konzentrationsfähigkeit beizubringen und
auf dem Dachrand und alle Beteiligten wein- zu sozialverträglichem Verhalten zu erzie-
ten fast vor Freude über diesen Anblick. Offenheit – Kontrolle und Selbstdisziplin hen. In ihrem späteren Leben werden die
Auf der tieferen Hofseite wurde die Trauf- In diesem Kindergarten gibt es keine Hierar- wenigsten Kinder in einem ruhigen Zimmer
höhe auf das gesetzlich erlaubte Minimum chien zwischen den Kollegen und keine lernen. Sie werden sich in der Küche oder
von 210 cm abgesenkt. Dies ist ausreichend abgeschotteten Orte. Das Büro der Leitung in Bibliotheken aufhalten, und das sind in
hoch für ein Kind, das auf dem Hof steht, befindet sich auf einer Seite der Eingangs- der Regel keine ruhigen Orte. Ein ruhiger
um sehen zu können, was sich auf der nach halle; es ist eher eine Nische als ein eigenes Raum ist auch in unserer Berufswelt eine
außen ansteigenden Dachfläche der gegen- Büro. Die Leiter fungieren auch als Aufsichts- Ausnahme.
überliegenden Seite abspielt. Selbst wenn personen. Im Grunde werden Probleme wie
sich jemand am äußeren Rand des Dachs beispielsweise Mobbing, das in anderen Möbel als sanfte Raumteiler
befindet, bleibt er auf der ganzen Länge Kindergärten in den letzten Jahren zuneh- Die Boxen, mit denen das Gebäudeinnere
aus dieser Perspektive sichtbar. mend aufgetreten ist, dadurch verursacht, unterteilt wird, wurden ursprünglich von Jyo
Die Dachrinne an der Traufe wurde sehr dass viele Räume von außen nicht ein- Gakkai entwickelt, einer Studentenorgani-
breit ausgebildet, damit sie auch bei einer sehbar sind. In diesem Kindergarten kann sation des Musashi Institute of Technology.
großen Menge herabfallenden Laubs nicht man von jedem Raum aus in den nächsten Vor drei Jahren produzierten sie für ein
verstopft. Das gesammelte Regenwasser blicken. Universitätsfest in nur drei Tagen und Näch-
fließt an vier Stellen aus Wasserspeiern in Es gibt keine fest eingebauten Wände, der ten 500 solcher Elemente aus MDF-Platten.
vier große Auffangbehälter im Hof. Wenn es Schall wird von einem Bereich in den ande- Für die Boxen des Kindergartens verwen-
regnet, machen sich die Kinder einen Spaß ren übertragen und nur teilweise von der deten wir weiches Paulownia-Holz. Daher
daraus, sich um diese Wasserfälle zu ver- Akustikdecke gemindert. Lediglich zwi- werden höchstens die Boxen Dellen be-
sammeln. schen dem Betreuerzimmer und dem Grup- kommen, wenn sich ein Kind den Kopf an-
Im Dach wurden Öffnungen belassen, die penraum mussten wir den Bauvorschriften schlägt. Die Ecken erhielten einen Radius
die Bäume durchdringen. Wir versuchten entsprechend eine Wand einziehen. Die von 5 mm, um Verletzungen und abgebro-
zuerst, die Öffnungen mit einem 1,10 m ho- Kinder können jederzeit für einen Moment chenen Kanten vorzubeugen. Die Basismo-
hen Geländer einzufassen, aber die Kinder in ein anderes Gruppenzimmer gehen. Die dule der Boxen haben die Maße 300 ≈ 300
konnten es problemlos überwinden, also Räume sind nur durch beliebig stapelbare ≈ 300 mm. Davon gibt es Varianten mit den
brachten wir schlussendlich ein speziell Einrichtungsgegenstände getrennt. Wenn Maßen 300 ≈ 450 ≈ 300, 300 ≈ 600 ≈ 300
angefertigtes Netz rund um die Stämme an. es in einem Gruppenraum Probleme gibt, und 600 ≈ 600 ≈ 600 mm, da es unpraktisch
wäre, die Unterrichtsmaterialien in Boxen Licht unverkleideter Glühbirnen Jetzt stehen die Wasserhähne frei, während
derselben Größe zu verstauen. Paulownia- Die Beleuchtung kommt von nackten Glüh- die Abflüsse nur sichtbar sind, wenn man sie
Holz ist sehr leicht, die Kisten können des- birnen. Neonlicht ist zwar heller, aber die freilegt, denn gewöhnliche, sichtbare Ablauf-
halb selbst von einem Kind leicht hochgeho- Kinder können von Glühbirnen lernen, wie wannen aus Beton wären unansehnlich. Die
ben werden. Trotzdem sind sie stabil genug Licht entsteht. Nachdem es keine Trenn- gebogenen Wasserhähne sehen aus wie
sind, auch wenn die Kinder auf ihnen her- wände gibt, gibt es auch keine Wände, an Grashalme, die aus dem Boden wachsen
umhüpfen oder sie herumwerfen. denen man Lichtschalter anbringen könnte. und ihr Wasser wiederum auf den Boden
Nachdem wir die Boxen fertiggestellt hatten, In den Räumen hängen Strippen von der zurückspeien. Sie werden von einem Boden-
übergaben wir sie den Kindern. Die Kinder Decke, mit denen das Licht ein- und ausge- belag aus runden Baumstämmen umgeben,
wuselten wild durcheinander, quetschten schaltet wird. Jede Strippe betätigt aber nur zwischen denen das Wasser versickert. Im
sich in die Boxen und stapelten sie mit enor- eine kleine Gruppe von Lampen; wenn man Innenhof laufen Ziegen umher, die das Gras
mem Getöse aufeinander. Auch ohne unse- alle Lichter eines Raums einschalten möch- auf biologische Weise mähen.
re Anleitung gelang es ihnen, die Boxen te, muss man zu jeder einzelnen Lampen-
sehr sorgfältig aufeinander zu türmen. Wenn gruppe gehen und an der jeweiligen Schnur … und auf dem Dach
man ihnen Befehle erteilt, wollen sie nicht ziehen. Die Kinder kommen dort zusammen, Die Rutsche ist das einzige Spielgerät. Der
arbeiten, aber eigentlich lieben es Kinder, wo die Lichter an sind und schaffen so ei- wahre Grund dafür ist, dass uns das Geld
sich sinnvoll zu beschäftigen. Das Ergebnis nen nur durch das Licht definierten Aufent- ausging; aber wir denken, dass es ganz gut
war ein Erfolg, aber diese Boxen waren haltsort. Jede Glühbirne verfügt auch über ist, nun keine weiteren Spielgeräte zu haben
eigentlich für die Erzieher bestimmt. Würde eine Dimmerfunktion. Zweck dabei ist nicht – denn so wird das Dach selbst zum Spiel-
man die Boxenstapel völlig frei stehend nur, die Lebensdauer jeder Lampe zu ver- gerät. Zur Rutsche gelangt man über eine
lassen, wären sie im Fall eines Erdbebens längern, sondern auch, den Kindern die Treppe, die sich auf einem 1 m hohen Hügel
instabil, also wurden, wo nötig, Streben zur Möglichkeit zu geben, die Leuchtdrähte zu befindet, den unsere Studenten selbst auf-
Aussteifung angebracht. inspizieren, wenn diese erloschen sind. geschüttet haben. Wir wollten eine mög-
lichst flache Treppe, sodass sich niemand
Offene Fassaden Wasserbrunnen in den Gruppenräumen beim Herunterfallen verletzt. Die Kinder ha-
Zu zwei Dritteln des Jahres sind die ver- Anstelle der üblichen Waschräume planten ben gemerkt, dass das Erdreich des Hügels
glasten Schiebetüren geöffnet, das Ge- wir mitten in den Gruppenräumen Brunnen- weicher ist als das des Bodens, und so
bäude wird in jeder Beziehung offen ge- tröge, wie man sie sonst nur im Freien wühlen sie jeden Tag darin und machen
nutzt – es fungiert als riesige Veranda. kennt. Wir wollten den Kindern die Möglich- Matsch daraus. Der Hang ist dadurch schon
Außen- und Innenbereiche befinden sich keit geben, ganz ungezwungen um diese ziemlich abschüssig geworden, sodass wir
auf demselben Niveau; es wird nicht diffe- Brunnen zu stehen und sich beim Hände- ihn bald erneut mit unseren Studenten auf-
renziert, wo »außen« aufhört und »innen« waschen zu unterhalten. Das ist lustiger für bauen müssen. Beim gemeinsamen Rund-
anfängt. Es gibt hier auch keine Haus- alle, als dabei auf eine Wand zu starren. gang auf dem Dach am ersten Tag blieben
schuhe. Wenn man darüber nachdenkt, Wir waren schon auf Überschwemmungen die Kinder nie bei ihren Erziehern. Sie ver-
ist die Angewohnheit, Hausschuhe in Innen- gefasst, aber die Kinder haben die Hand- sammelten sich um die Dachluken und wa-
räumen anzuziehen, ein seltsamer Brauch habung gut verstanden und die Brunnen ren begeistert, dass man von oben in die
japanischer Erziehungseinrichtungen. In werden problemlos und gerne benutzt. Gruppenräume sieht und von unten in die
einer Arbeitsstätte gibt es schließlich auch Gesichter der Kinder auf dem Dach. Die
keine Hausschuhe. Da wir im ganzen Ge- Außengestaltung im Hof … geringe Neigung der Dachfläche reicht
bäude ein Warmluft-Heizsystem nach dem Wasserhähne sind im Freigelände eines Kin- schon aus, um zum Laufen zu animieren.
Prinzip traditioneller koreanischer Behei- dergartens unverzichtbar. Bevor wir Wasch- Selbst die Kinder, die sonst nicht oft rennen,
zung installiert haben, bekommt man nicht becken für den Garten anfertigten, unter- flitzen auf dem Dach herum. Manche laufen
einmal im Winter kalte Füße. Ein solches suchten unsere Studenten verschiedene am Morgen 30 Runden, das sind 5500 m!
System strahlt auch nicht die unnatürliche Kindergärten und stellten fest, dass kein In ganz Tokio gibt es wahrscheinlich kein
Hitze elektrischer oder mit Warmwasser einziges Waschbecken zu finden war, das Kindergartenkind, das diese Strecke freiwil-
betriebener Fußbodenheizungen ab. Über nicht verstopft war. Im Fuji-Kindergarten lig laufen würde. Moderne Annehmlichkeiten
Klappen können wir den Luftstrom unter konnten wir beobachten, warum die Becken haben die Kinder in der heutigen Gesell-
dem gesamten Fußboden verteilen oder verstopfen: Die Kinder pressen mithilfe von schaft wichtiger Erfahrungen beraubt. Wir
auf den Kanal entlang der Fassaden kon- Schaufeln Matsch durch die Abflussgitter, versuchen, ihnen mit diesem Gebäude ge-
zentrieren. was natürlich zu Verstopfungen führt. sunden Menschenverstand beizubringen.
“We’d like you to build a roof house for 500 railings with a maximum spacing of 11 cm a student organization at the Musashi Institute
kindergarten pupils.” That was the only in- around the edges. That’s too tight for a child’s of Technology. For the kindergarten, we speci-
struction we received from the clients. We head, but the legs go through easily. On the fied soft paulownia wood for the containers, so
had built our Roof House for the Takahashi day when the building was handed over, that if a child hits its head on one of them, it will
family in 2001 (see p. 214, Fig. A), but before 450 children were sitting on the edge of the be the box that gets damaged! The corners
we began designing the present building, we roof, and all those involved had tears of joy in were also rounded to a radius of 5 mm to avoid
visited the existing kindergarten that stood on their eyes at the sight of this. injuries as well as broken edges. The basic
the site of the proposed new development. On the lower courtyard side, the eaves height module is 300 ≈ 300 ≈ 300 mm, with dimen-
The atmosphere was so good that it almost was reduced to the minimum allowed by law, sional variations up to 600 ≈ 600 ≈ 600 mm.
seemed best to rebuild the kindergarten ex- namely 2.10 m. That enables a child standing Paulownia is robust, but also very light, so the
actly as it was, but the roof leaked and more in the courtyard to see people on the roof op- children can easily lift the containers.
space was required. We were at least deter- posite, which rises towards the outside. The When the empty boxes were handed over,
mined to retain the extensive garden with the eaves gutter has wide dimensions to avoid there was a great uproar among the children,
shady zelkova trees as far as possible; and we being blocked by falling leaves. At four points, who ran around them, squeezing into them
wanted to create a building with continuous rainwater flows off through spouts into large and stacking them up. The result was a suc-
flowing spaces laid out to a circular plan. One troughs in the courtyard. When it rains, the cess, but the containers were really intended
day, we drew an oval form that allowed the children like to gather round the water pouring for the use of the teachers. A pile of boxes left
zelkova trees to be integrated into the layout from the gargoyles. Openings were left in the standing on its own would be unstable in the
of the kindergarten, and we persevered with roof through which the trees can grow, with event of an earthquake, so bracing was add-
this idea. When we scanned the hand-drawn railings and nets fixed around the trunks. ed where necessary.
sketches into the computer and linked up the Although it’s difficult for a child to climb the For two-thirds of the year the kindergarten is
lines with spline curves, we saw that we could trees from the ground, it’s no problem from used in a wholly open manner. The glazed
exploit the site more efficiently if we distorted the roof (see p. 216). sliding doors are kept open and the building
the oval form. There are no consistent radii of There are no hierarchical distinctions between is like an extensive terrace, with indoor and
curvature, and some sections of the perimeter members of the staff in this kindergarten, and outdoor areas on the same level. The entire
deviate only slightly from a straight line. With there are no secluded places to which they kindergarten is heated by a Korean stove-type
our plan form, the structure has no central can withdraw. The main office is situated warm-air system, which rules out cold feet
point. In this kindergarten, neither the desks on one side of the entrance hall and is more even in the harshest of winters. A system of
nor other furnishings are arranged in rows. in the nature of a recess than an enclosed this kind does not radiate the unnatural heat
The children sit facing in random directions space. The head teachers also act as super- of electrical or hot-water underfloor installa-
and turn their heads to the teachers only vising staff. The problems that have arisen in tions. Lighting is provided by naked bulbs.
when necessary. schools in recent years – like bullying – have Fluorescent strips may be brighter, but chil-
The roof has different angles of slope, and the come about largely because many rooms are dren can learn from bulbs how light comes
building varies in width between the outside not overlooked, because there is no visual about. And as there are no partitions be-
face and the courtyard. The inner and outer control. In this kindergarten you can see from tween the spaces, there are no surfaces
edges of the roof are horizontal, though, so one space to the next. There are no perma- where switches could be installed. The light-
that the platform seems to have an almost nent walls. Sounds are transmitted from one ing is turned on by pulling cords that hang
equal slope everywhere. In fact, the roof skin area to another and only partially absorbed by down from above. The children congregate in
follows a gentle, hyperbolic curve. the acoustic soffit. The spaces are divided the areas where the lamps are on; in other
We all rejected a solid balustrade on the roof, solely by stacked furnishing elements. If prob- words, locations are defined solely by light.
and not just for design reasons: it’s simply lems arise in one group space, help is soon Each light has a dimmer, the function of which
very pleasant to be able to sit on the edge on its way from another nearby. According is not only to prolong the life of the bulbs, but
of the roof and look down. On the other hand, to the teachers, rooms with a high noise level to give children the opportunity to inspect the
it is practically impossible to build a kindergar- are better for training children to concentrate filaments inside when the lights are turned off.
ten of this kind without a balustrade. The cli- and for them to learn socially acceptable be- In place of the usual washing facilities, we
ents suggested fixing a net to the eaves that haviour. Later in life, few children can study in wanted to install fountains or “wells” in the
would catch children if they fell off; but we quiet rooms, and even at work, peaceful middle of the nursery spaces as one normally
didn’t know how children who were caught in spaces are a rare exception. knows only outdoors. Standing casually
this way should get back on to the roof or The boxes used to divide up the interior of the around these basins and chatting while wash-
climb down. Finally, we set slender vertical building were originally created by Jyo Gakkai, ing your hands is more fun than facing a wall.
Outdoor water taps are indispensable in the seeps away through the gaps between them. available for that purpose. On the first day,
garden of a nursery school. Before having In the garden is a slide, access to which is up each class was guided round the rooftop. The
washbasins made for the external areas, a flight of steps set in a roughly 1 m high children gathered about the skylights and
however, we got our students to do a survey mound of soil. This was given a quite gentle were delighted that they could look into the
of various kindergartens, and we discovered slope so that children would not be hurt if they group spaces from above, while those down
that there wasn’t a single basin that was fell. The children noticed that the soil in the below were fascinated to see the faces of the
not blocked up. We could see why this hap- mound was softer than the surface of the children on the roof. In itself, the sloping roof
pened: the children use shovels to press mud ground, so they scraped away some of the surface animates the children to run around it
pies through the gratings of the drainage out- earth every day to make mud pies. As a re- – even those who don’t usually run very
lets. As a result, the taps now stand on their sult, the slope has become quite steep, and much. It’s reported that some do 30 laps in
own, and the drainage outlets are visible only we shall soon have to renew it. the morning, which adds up to about 5.5 km!
when uncovered. The curved tap fittings look The slide is the only piece of play equipment In today’s society, modern conveniences have
like tall stalks of grass that pour water back in the kindergarten. The real reason for this is deprived children of many important experi-
on to the ground from which they grow. The that there was no money left for further items; ences and sensations. What we’d like to
surrounding pavings consist of round pieces but we also believe it’s a good thing that there teach them through this kindergarten building
of wood cut from tree trunks, and the water is no other play equipment. The roof itself is is plain common sense.
1 Handlauf: Stahlstab Ø 16 mm
2 Brüstung: Stahlstab Ø 13 mm Abstand 123 mm
3 Verbindungsrohr: Stahlrohr Ø 42 mm 2
Anker Stahlrohr | 90/90 mm Abstand 900 mm 4
feuerverzinkt
4 Beplankung Kirschholz 20 mm
Lattung 60/45 mm Abstand 450 mm
Abstandshalter Stahllaschen auf Stahlkonstruk- 3
tion geschweißt
Abdichtung EPDM-Folie
Aufbeton 50 mm nicht tragend, Trapezblech,
Wärmedämmung 50 mm 7
5
Installationsraum 200 mm
Wärmedämmung 50 mm
Gipskarton 15 mm
Akustikdecke Gipskarton perforiert 9 mm 11
5 Trägerrost Nebenträger Stahlprofil IPE 260 6
6 Nebenträger Stahlprofil IPE 140
7 Hauptträger Stahlprofil HEA 300 8 9 12
8 Schiebewände Dreifach-Isolierverglasung in
Holzrahmen 5 mm + SZR 12 +10 mm +
SZR 12 + 5 mm
9 Stütze Stahlrohr Ø 150/25 mm
Bodenplatte Flachstahl 350/200/25 mm auf
Mörtel 25 mm verschraubt mit 4≈ M 20
10 Auslass Bodenwarmluftheizung Bohrungen
Ø 8 mm Abstand 15 mm, Luftwechselrate 20 %
11 Glühbirne
12 Lichtschalter Kordel
13 Parkett Kiefer unbehandelt 14 mm
Sperrholz 15 mm 10
Luftraum Warmluftheizung 121 mm
Wärmedämmung 40 mm
Stahlbeton 230 mm
Dampfsperre, Wurzelschutzfolie
Ausgleichsschicht Beton, Kies 50 mm
14 mobile Boxen als Möbel und Raumteiler
Paulownia-Holz 300/300/300, 450/300//300,
600/300/300, 900/300/300 mm
15 Geländer um Baumstamm Stahlrohr Ø 19 mm
16 Absturzsicherung um Baumstamm:
Fangnetz Vinyl 6 mm, Maschenweite 60 mm
16
14 8
13
∂ 224
Seite 52 • page 52 Seite 60 • page 60 Seite 68 • page 68 Seite 73 • page 73
Zentralgebäude der Universität von Kulturzentrum in Nouméa, Fußgängerbrücke in London Wohn- und Atelierhaus in Beijing
Girona Neu-Kaledonien Footbridge in London Private house and studio in Beijing
Main building Girona University Arts centre in Nouméa,
New Caledonia
Carrer de la Muralla Rue des accords de Matignon, Tina West India Docks Chao Chang Di
E – 17004 Girona B.P. 378 98845, Nouméa Cedex, GB – London VRC – Beijing
F – Nouméa, New Caledonia
225 ∂
Seite 76 • page 76 Seite 80 • page 80 Seite 88 / page 88 Seite 90 • page 90
Museum in Nürnberg Herz-Jesu-Kirche in München Synagoge in Dresden Wohnungsbau in Wien
Museum in Nuremberg Church of the Sacred Heart in Munich Synagogue in Dresden Housing development in Vienna
• Bauherr / Client:
Wohnbauvereinigung für
Privatangestellte, Wien
• Architekten / Architects:
querkraft architekten, Wien
Jakob Dunkl, Gerd Erhartt, Peter Sapp
• Mitarbeiter / Assistants:
Andreas Schleicher
• Bauleitung / Construction management:
Schwalm-Theiss & Gressenbauer ZT
GmbH, Wien
• Tragwerksplaner / Structural engineers:
Zemler + Raunicher ZT GmbH, Wien
• Haustechnik / Mechanical services:
F & G Haustechnik GmbH, Purgstall
• Elektroplaner / Electrical planning:
Schmied & Fellmann, St. Georgen
• Landschaftsplaner / Landscape
planning:
Doris Haidvogl, Wien
• Lichtplanung / Lighting planning:
Lichtwitz – Büro für visuelle
Kommunikation, Wien
∂ 226
Seite 92 • page 92 Seite 98 • page 98 Seite 106 • page 106 Seite 111 • page 111
Architekturbüro in Flims Galeriegebäude in Berlin Bürogebäude »Kraanspoor« in Wohnhaus in Basel
Architectural practice in Flims Gallery in Berlin Amsterdam Apartment block in Basel
“Kraanspoor” office building in
Amsterdam
227 ∂
Seite 116 • page 116 Seite 119 • page 119 Seite 124 • page 124 Seite 128 • page 128
Spiel- und Schlafmöbel Eingangsgebäude Verkehrshaus »House before House« in Utsunomiya Museum in Herning
Furniture unit for sleep and play in Luzern
Entrance building to Museum of
Transport in Lucerne
∂ 228
Seite 134 • page 134 Seite 142 • page 142 Seite 180 • page 180 Seite 182 • page 182
Bahnhof in Lüttich Glasdach im Victoria and Albert Fakultätsbibliothek in Zürich Universitätsbibliothek in Rostock
Railway station in Liège Museum in London Faculty library in Zurich University library in Rostock
Glass roof to Victoria and Albert
Museum in London
• Bauherr / Client: • Bauherr / Client: Fertigstellung / Completion: 08/2004 Fertigstellung / Completion: 2004
SNCB Holding, Infrabel et Euroliege, Victoria & Albert Museum, London Grundstücksfläche / Site area: 7100 m2 Nutzfläche / Floor area: 13 000 m2
Liège • Architekten / Architects: Nutzfläche / Floor area: 720 m2 Umbauter Raum / Volume: 55 000 m3
• Architekten / Architects: MUMA (McInnes Usher McKnight Umbauter Raum / Volume: 24 000 m3 Baukosten / Construction
Santiago Calatrava, Zürich Architects), London Baukosten / Construction costs: 13 850 000 €
• Tragwerksplaner / Structural engineers: • Tragwerksplaner / Structural engineers: costs: 32 100 000 € Anzahl Medien / No. of media: 1 150 000
Santiago Calatrava SSL, Zürich Dewhurst Macfarlane & Partners Ltd., Anzahl Medien geplant / Anzahl Bücher Freihandbereich /
• Bauleitung / Construction management: London No. of media planned: 150 000 No. of books in open-shelf area: 500 000
Georges Theate – Euroliege, Liège • Projektsteuerung / Project control: Fläche Magazinbereich Anzahl Bücher Magazinbereich /
• Landschaftsplanung / Landscape March Consulting Ltd., Buckinghamshire Anzahl Bücher Freihandbereich / No. of books in store: 650 000
planning: Lend Lease Projects, Middlesex No. of books in open-shelf area: 150 000 Anzahl Leseplätze /
Santiago Calatrava, Zürich • Denkmalpflege / Historic building Anzahl Leseplätze / No. of reading places: 385
consultant: No. of reading places: 500 Anzahl Leseplätze mit Internet-
Julian Harrap Architects, London Anzahl Leseplätze mit Internet- zugang / No. of reading places
• Haustechnikplanung, Elektroplaner, zugang / No. of reading places with Internet access: 65
Aufzugsplanung, Tageslichtplanung / with Internet access: 500 Anzahl Leseplätze ohne Internet /
Mechanical engineering, Electrical Anzahl Leseplätze ohne Internet / No. of reading places without
engineering, Vertical transportation No. of reading places without Internet access: 320
consultant, Daylight consultant: Internet access: 0 Anzahl Mitarbeiter / No. of employees: 66
Arup, London
• Lichtplanung / Lighting consultant: • Bauherr / Client: • Bauherr / Client:
DHA Designs, London Kanton Zürich Betrieb für Bau- und Liegenschaften,
• Kostensteuerung / Cost control: • Architekten / Architects: Mecklenburg-Vorpommern
Davis Langdon Plymouth Calatrava Valls, Zürich • Architekten / Architects:
• Betonfachberater / Concrete • Tragwerksplaner / Structural engineers: Henning Larsens Tegnestue,
consultant: Calatrava Valls, Zürich Kopenhagen
David Bennett Associates, Old Harlow • Haustechnik / Mechanical services: • Entwurf / Design:
• Akustikplanung / Acoustic planning: Haerter & Partner, Zürich Troels Troelsen,
Sound Space Design Ltd., London • Elektroplaner / Electrical planning: Johnny Svendborg Andersen,
Mosimann und Partner, Dübendorf Klaus Troldborg (Projektleiter)
• Bauleitung / Construction management: • Mitarbeiter / Assistants:
Santiago Calatrava, Caretta Weidmann Werner Frosch, Matthias Lehr,
Krisztina Vago, Anders Sælan,
Jacob Kurek
• Tragwerksplaner / Structural engineers:
Gesellschaft für Technische Baupla-
nung, Berlin
• Haustechnik- und Elektroplaner /
Mechanical and electrical engineers:
Inros-Lackner, Rostock
• Landschaftsplaner / Landscape
planning:
HLT, Kopenhagen
• Projektsteuerung / Project control:
CBP Beratende Ingenieure, Leipzig
• Bauüberwachung / Construction
supervision:
BDC Dorsch Consult, Berlin
229 ∂
Seite 192 • page 192 Seite 195 • page 195 Seite 200 • page 200 Seite 212 • page 212
Guthrie-Theater in Minneapolis Theater und Kongresszentrum Agora Opernhaus in Oslo Kindergarten in Tokio
Guthrie Theatre in Minneapolis in Lelystad Opera house in Oslo Kindergarten in Tokyo
Agora Theatre and congress centre
in Lelystad
818 South 2nd Street Agorabaan 12 Kirsten Flagstads plass 1 Tachikawa Kamisuna 2-7-1
USA – 55415 Minneapolis NL – 8224 Lelystad N – 0150 Oslo J – 190-0032 Tokio
Fertigstellung / Completion: 6/2006 Fertigstellung / Completion: 4/2007 Fertigstellung / Completion: 4/2008 Fertigstellung / Completion: 01/2007
Gebäudekosten gesamt / Kosten pro m3 / Costs per m3: 413 € Gebäudekosten gesamt / Bruttogeschossfläche /
Total construction costs: 97 Mio € Bruttorauminhalt / Total construction costs: 500 Mio. € Gross floor area: 1 094 m2
Bruttogeschossfläche / Gross volume: 30 000 m3 Bruttogeschossfläche / Größe Gruppenbereiche /
Gross floor area: 25 500 m2 Bruttogeschossfläche / Gross floor area: 38 500 m2 Size of group rooms: 110 – 325 m2
Großer Saal / hall: 1100 Plätze / Seats Gross floor area: 7 000 m2 Großer Saal / hall: 940 m2 Freiflächengröße /
Saal / 2nd hall: 700 Plätze / Seats Großer Saal / hall: 753 Plätze / Seats Plätze / Persons: 1360 External area:
Studio / Studio: 250 Plätze / Seats Bühne / Stage: 195 m2 Bühne / Stage: 3350 m2 Innenhof / Courtyard 869 m2
Backstage / Backstage: 500 m2 Kleiner Saal / Small hall: 400 Plätze / Seats Dach / Roof 1608 m2
• Bauherr / Client: Kleiner Saal / Small hall: 207 Plätze / Seats Öffentliche Bereiche / Anzahl der Gruppen / No. of groups: 16
Guthrie Theater Bühne / Stage: 81 m2 Public areas: 11 200 m2 Anzahl der Kinder / No. of children: 560
• Vertretung Bauherr / Owner Backstage / Backstage: 135 m2 Probenräume, Werkstätten, Alter / Age: 3 – 5 Jahre / years
representative: Sondernutzungen / Special uses: Verwaltung / Rehearsal rooms, Anzahl der Betreuer / No. of staff: 35
The Keewaydin Group Partybereich kleiner Saal / workshops and administration: 19 100 m2 Baukosten /
• Architekten / Architects: Event area small hall: 225 m2 Construction costs: 1,54 Mio. €
Ateliers Jean Nouvel, Paris
• Berater von Jean Nouvel / • Bauherr / Client:
• Bauherr / Client: • Träger und Bauherr / Client:
Adviser of Jean Nouvel: Ministry of Church and Cultural Affairs
Municipality of Lelystad Mikio Kato, Sekiichi Kato, Kumiko Kato
Hubert Tonka Statsbygg
• Architekten / Architects: • Architekten / Architects:
• Ortsansässige Architekten / • Architekten, Landschaftsarchitekten,
UNStudio, Amsterdam Tezuka Architects, Tokio
Local architects: Innenarchitekten / Architects, Landscape
Ben van Berkel, Gerard Loozekoot Masahiro Ikeda Co. Ltd., Tokio
Architectural Alliance, Minneapolis architects, Interior architects:
B+M, Den Haag • Projektleiter / Project architects:
• Beteiligte Architekten / Snøhetta A/S, Oslo, Craig Dykers,
• Mitarbeiter / Assistants: Takaharu Tezuka, Yui Tezuka
Assistant architects: Tarald Lundevall, Kjetil Trædal Thorsen
Jacques van Wijk, Job Mouwen, • Mitarbeiter / Assistants:
APS • Projektleiter / Project architects:
Holger Hoffmann, Khoi Tran, Chie Nabeshima, Asako Komparu,
Vincent Laplante, Nathalie Sasso, Tarald Lundevall, Sigrun Aunan, Craig
Christian Veddeler, Christian Bergmann, Kousuke Suzuki, Naoto Murakaji,
Eric Stéphany, Anna Ugolini Dykers, Simon Ewings, Kjetil Trædal
Sabine Habicht, Ramon Hernandez, Shigefumi Araki, Shuichi Sakuma,
APD, DCE Thorsen, Rune Grasdal, Tom Holtmann,
Ron Roos, Rene Wysk, Ryuya Maio
Damien Faraut, Michel Calzada, Elaine Molinar, Kari Stensrød, Øystein
Claudia Dorner, Markus Berger, • Bauleitung, Tragwerksplaner /
Athina Lazaridou-Faraut, Tveterk
Markus Jacobi, Ken Okonkwo, Construction management, Structural
Edwin Herkens, Julie Fernandez, • Mitarbeiter / Assistants:
Jörgen Grahl-Madse, Hanka Drdlova engineers:
Yann Salmon Anne-Cecilie Haug,Ibrahim El Hayawan,
• Tragwerksplaner / Structural engineers: Masahiro Ikeda Co. Ltd., Tokio
• Tragwerksplaner / Structural engineers: Tine Hegli, Jette Hopp, Zenul Khan,
Pieters Bouwtechniek, Almere • Haustechnik, Elektroplaner /
Ericksen & Roed, St. Paul Frank Kristiansen, Cecilia Landmark,
• Bauleitung / Construction management: Mechanical services, Electrical planning:
• Haustechnik / Camilla Moneta, Aase Kari Mortensen,
BBN, Houten Takenaka Corporation, Tokio
Mechanical services: Frank Nodland, Andreas Nygaard,
• Haustechnik / Mechanical services: • Lichtplanung / Lighting design:
Michaud & Cooley, Minneapolis Michael Pedersen, Harriet Rikheim,
Valster Simones, Apeldoorn Masahide Kakudate
• Projektleiter / Project architects: Margit Tidemann Ruud, Marianne Sætre,
• Theatertechnik / Theatre technique: Lighting Architect & Associates Inc.,
Brigitte Métra, Knut Tronstad, Tae Young Yoon
pbtheateradviseurs, Uden Tokio
Bertram Beissel • Landschaftsplanung / Landscape
• Lichtplaner / Lighting planning:
• Bühnenbild / Scenery concept: planning:
Arup, Amsterdam
Jaques Le Marquet Ragnhild Momrak, Andreas Nypan
• Akustik / Acoustics:
• Planung Bühnenbild / Office of scenery • Tragwerksplaner / Structural engineers:
DGMR, Arnhem
study: Reinertsen Engineering, Trondheim/Oslo
Ducks et Fisher Dachs • Berater / Advisors:
• Akustik / Acoustics: Inger Buresund, Axel Hellstenius, Henrik
The Talaske Group Hellstenius, Peder Istad, Jorunn Sannes
• Lichtplaner / Lighting planning: • Innenarchitekten / Interior design:
L'Observatoire International Bjørg Aabø, Christina Sletner
• Landschaftsplaner / Landscape • Akustik / Acoustics:
planning: Brekke Strand Akustikk, Oslo
Tom Oslund Arup Acoustics, Winchester
• Grafik Design / Graphic design: • Planung Theater / Theatre planning:
Marie Maillard (Entwurf) Theatre Project Consultants, London
Natalie Saccu de Franchi (Produktion) • Bühnentechnik / Stage technical
services: Die Nennung der Projektbeteiligten und
• Renderings / Renderings: der Hersteller erfolgt nach Angabe der
Artefactory, Paris Theatre Projects Consultants, London
• Haustechnik / Mechanical services: jeweiligen Architekten.
Andrew Hartness
Erichsen & Horgen A/S, Oslo
• Elektroplaner / Electrical planning: Details of design and construction teams
Ingeniør Per Rasmussen A/S, are based on information provided by the
Vøyenenga respective architects.
∂ 230
Bildnachweis • Picture credits
Photographs not specifically credited were taken by the architects or are works
photographs or were supplied from the DETAIL archives.
Seite 7, 10 unten, 12 oben rechts, Seite 44, 45 unten: Seite 157 unten: Seite 182, 183:
unten, 13 unten, 33, 35, 45 oben, Ken Kirkwood, Stoke Albany Heinrich Helfenstein, Zürich Reinhard Görner, Berlin
47 oben, 49 unten, 98 oben, 102, 147, Seite 47 unten, 48, 49 oben, 51, 68, 69, Seite 159 links, 160: Seite 192 unten:
156, 161 oben rechts: 70 oben, 72: Dyckerhoff Weiss AG, Wiesbaden Philippe Ruault, Nantes
Christian Schittich, München Richard Davies, London
Seite 161 unten: Seite 199, 204 links Mitte, 207:
Seite 9, 11, 175 unten, 178, 195, Seite 52–57, 59: Hélène Binet, London
Fabio del Re, BR–Porto Alegre
196 oben, Mitte, 197, 201, 211: Hisao Suzuki, Barcelona Seite 202 / 203 unten, 210 oben:
Christian Richters, Münster Seite 162, 174:
Seite 60 – 61: Erik Berg / Den Norske Opera & Ballett
Seite 10 oben, 12 oben links, 13 oben, Gerald Zugmann, Wien
Hans Schlupp, Düsseldorf Seite 203 oben rechts, 208 Mitte:
100 oben: Seite 164: Statsbygg, Oslo
David Chipperfield Architects, London, Seite 62– 64, 66 – 67, 172, 214: Andrea Kroth, Berlin
Shinkenchiku-Sha, Tokio Seite 204 unten, 205 unten,
Berlin Seite 171: 209 oben:
Seite 14: Seite 73, 74, 75: Michael Rasche / artur, Dortmund Claudia Fuchs, München
aus: Gössel, Leuthäuser, Architektur des Ma Xiao Chun, Peking
Seite 173: Seite 209 oben rechts:
20. Jahrhunderts, Köln 1990 Seite 76, 77: Jens Sölvberg, Stockholm
Georges Fessy, Paris
Udo Meinel, Berlin
Seite 15 oben: Seite 177 oben: Seite 209 unten:
aus: Andrea Palladio, Barcelona 2002 Seite 78: Nicolas Buisson / Den Norske Opera &
Nürnberger Nachrichten, Nürnberg Paul Raftery / view /artur, London
Seite 15 Mitte rechts, 19 oben: Ballett
Seite 79, 91 Mitte, unten: Seite 180, 181 Mitte: Seite 215 oben, 219, 221 oben links:
aus: Phyllis Lambert (Ed.),
Margherita Spiluttini, Wien Monika Nikolic /artur, Kassel Edmund Sumner / view /artur, Essen
Mies van der Rohe in America,
Montreal / New York 2001 Seite 88, 89, 128, 129, 130, 131, 132 Seite 181 oben und unten: Seite 215 unten:
Seite 15 unten rechts: unten, 133, 192 oben, 193, 194: Santiago Calatrava, S.A. Katsuhisa Kida, Tokio
aus: Jean-Louis Cohen, Roland Halbe, Stuttgart
Ludwig Mies van der Rohe, Seite 90, 91 oben:
Basel 1995 Rupert Steiner, Wien
Rubrikeinführende s/w-Aufnahmen:
Seite 16, 149, 150, 175 oben, Seite 98 unten, 99 –101, 103 –105: Full-page black-and-white plates:
196 unten: Ioana Marinescu, London
Frank Kaltenbach, München Seite 106 –110:
Rob Hoekstra, B–Kalmhout Seite • page 9: Neues Museum in Berlin
Seite 17:
Architekten / Architects: David Chipperfield Architects,
aus: Wojciech Lesnikowski, Die neue Seite 116 –118:
französische Architektur, Stuttgart 1991 Stéphane Chalmeau, Nantes London, Berlin
Seite 119 –121, 123: Seite • page 29: Der High-Line-Park in New York
Seite 18 oben:
Sabine Drey, München The High Line in New York
aus: Papadakis, Steele, Architektur der
Gegenwart, Paris 1991 Seite 124, 126. 127: Architekten / Architects: Diller Scofidio + Renfro, New York
Daici Ano, Tokio Seite • page 35: Die Kirche mit dem Licht in Osaka
Seite 18 unten: The church with the light in Osaka
Jean-Michel Landecy, Genf 134, 136 –141:
Palladium, Köln Architekt / Architect: Tadao Ando, Osaka
Seite 19 unten: Seite • page 149: Holzversuchsbau in Bad Aibling
Seite 142 –145:
Nacása & Partners, Tokio Experimental block in Bad Aibling
Alan Williams Photography
Seite 20, 25: Architekten / Architects: Schankula Architekten, München
Seite 152, 154 Mitte:
Tim Soar, London Seite • page 171: Stadtbibliothek in Stockholm
Norman A. Müller, Dornbirn
Seite 21, 22, 23, 26: City Library in Stockholm
Seite 153 links:
Lyndon Douglas, London Architekten / architects: Erik Gunnar Asplund
Binderholz GmbH, A–Fügen
Seite 24: Seite 153 rechts, 155 links: Seite • page 199: Opernhaus in Oslo
Heide Wessely, München Giuseppe Micciché, Zürich Opera house in Oslo
Seite 27: Architekten / Architects: Snøhetta, Oslo
Seite 154 links:
Toni Yli-Suvanto, London Will Pryce, London
Seite 29, 30 oben, 31, 125: Seite 154 rechts:
Iwan Baan, Amsterdam Ole Jais, S –Viken Cover • Cover:
Seite 29: Seite 155 Mitte:
Thomas Madlener, München Bernd Borchardt, Berlin Nicolas Borel, Paris; Frank Kaltenbach, München; Thomas Madlener, München;
Seite 32, 177 unten: Seite 155 rechts: Duccio Malagamba, Barcelona; Corinne Rose, Berlin; Christian Schittich, München;
Duccio Malagamba, Barcelona hage-haus/Gerhard Zwickert, Berlin Heide Wessely, München
Seite 37: Seite 157 oben:
Yoshio Shiratori, Tokio aus: Peck, Bose, Bosold,
Seite 41, 42, 43: Technik des Sichtbetons,
Sou Lindmann, Schweden Düsseldorf 2007
231 ∂
Seit nunmehr 50 Jahren steht DETAIL DETAIL has been reporting on high-
für die Dokumentation qualitätvoller quality architecture from around the
Architektur rund um den Globus, hinter- world, questioning designs and get-
fragt Konstruktionen und geht in die ting below the surface for the past
Tiefe. Anspruchsvolle Architektur wird 50 years. DETAIL does not simply
hier nicht ausschließlich durch Hoch- parade ambitious architecture in the
glanzfotos präsentiert, sondern unter form of glossy photos, but instead
dem Leitmotiv Ȁsthetik und Kon- examines backgrounds under the leit-
struktion« Hintergründe, konstruktive motif of “aesthetics and construction”,
Zusammenhänge und Abhängigkeiten reveals constructional contexts and
aufgezeigt. relationships.
Anlässlich dieses Jubiläums hat die To celebrate this anniversary, the edi-
Redaktion erstmals in einem Band aus- tors have for the first time brought
gewählte Artikel und Projektbeispiele together a number of articles and case
aus zwei Jahrzehnten zusammengefasst studies from the past two decades
– einem Zeitraum, in dem Verbreitung in one publication. Twenty years – a
und Einfluss der Zeitschrift kontinuierlich period in which the popularity and influ-
gewachsen sind, Konzept und Erschei- ence of the journal have grown contin-
nungsbild beständig weiterentwickelt uously, the concept and presentation
wurden und in den Jahren 1997 und have developed steadily, and which,
98 die behutsame Umstellung von der in 1997–98, saw the wary changeover
Hand- zur digitalen Zeichnung erfolgte. from drawings done by hand to draw-
Unterteilt in die Rubriken Diskussion, ings done by computer.
Berichte, Dokumentation, Technik Subdivided into sections with the titles
sowie in Typologie und Prozess veran- Discussion, Reports, Documentation,
schaulicht dieser Band nicht nur die Technology, Typology and Process,
Entwicklung der Zeitschrift selbst, son- this anniversary edition depicts not only
dern zeichnet kaleidoskopartig auch the progress of the journal itself, but
ein Bild der Architektur der letzten zwei also paints a kaleidoscopic picture of
Jahrzehnte, seiner Strömungen und the architecture of the last 20 years, its
Trends, aber auch seiner konstruktiven moods, trends and constructional idio-
Eigenheiten und leistet damit nicht syncrasies. Not surprisingly, it makes
zuletzt einen wesentlichen Beitrag zur a significant contribution to the archi-
Architekturdiskussion. Wie die Zeit- tecture debate. Just like the “normal”
schrift selbst, bietet die Publikation issues, this special edition contains
weitreichende Inspirationen und Hilfe- plenty of material to inspire and assist
stellungen für die tägliche Arbeit. readers in their daily work.
www.detail.de