Originalia und Übersichten 47
R. Klopp, W. Niemer
Einfluss eines pulsierenden
elektromagnetischen Feldes
mit vasomotorischer Sti-
mulation auf einen einge-
schränkten Funktionszustand
der Mikrozirkulation
Zusammenfassung
Anhand der Merkmale „Venolenseitige Sauerstoffaus-
schöpfung“, „Spontane arterioläre Vasomotion“, „Ve-
nulärer Strömungsfluss“ und „Anzahl der blutzellper-
fundierten Knotenpunkte“ wurde der Einfluss eines
bestimmten elektromagnetischen Wechselfeldes auf
die subkutane und intestinale Mikrozirkulation unter
den Bedingungen ihres eingeschränkten Funktionszu-
standes untersucht.
Die Messwert-Erhebungen erfolgten in einem 27-tä-
gigen Beobachtungs- bzw. Behandlungszeitraum an ei-
ner Gesamtstichprobe aus 36 älteren Rehabilitanden
(Kontrolle, Verum) mit nicht invasiven, hochauflösenden
Untersuchungsmethoden: Intravitalmikroskopie, Refle-
xionsspektrometrie, kombinierte Weißlicht-Spektros-
kopie und Laser-Doppler-Mikrofluss-Messung (biomet-
rische Analyse mit dem Wilcoxon-Rangsummentest).
Als Ergebnis der Untersuchungen zeigten sich ab dem
6. Tag bis zum Ende des Behandlungszeitraumes si-
gnifikante Merkmalunterschiede zwischen der Kon-
troll-Gruppe und der Verum-Gruppe. Im Gegensatz
zur Kontroll-Gruppe, bei der keine Verbesserungen
des Funktionszustandes der Mikrozirkulation auftra-
ten, wurden am 27. Tag in der Verum-Gruppe folgende
Merkmaländerungen in der Subkutis und im Intesti-
num ermittelt: Steigerung der venolenseitigen Sauer-
stoffausschöpfung um ca. 11 bzw. 15%, Verbesserung
der spontanen arteriolären Vasomotion um ca. 13 bzw.
19%, Erhöhung des venulären Strömungsflusses um
ca. 19 bzw. 21%, Zunahme der blutzellperfundierten
Knotenpunkte um ca. 22 bzw. 24%.
Der Einsatz eines elektromagnetischen Wechselfeldes
mit vasomotorischem Stimulationssignal bewirkt in der
subkutanen und intestinalen Mikrozirkulation eine deut-
liche, therapierelevante Erweiterung der lokalen Regel-
breite. Zudem kommt es zu einer verbesserten Vertei-
lung des Blutes in den mikrovaskulären Netzwerken
mit der Folge einer höheren Sauerstoffausschöpfung.
Originalia_Klopp 47
The influence of a pulsed
electromagnetic field with
vasomotoric stimulation on
impaired microcirculation
function
Summary
The aim of this study was to analyse the effect of a
certain alternating electromagnetic field on impaired
subcutaneous and intestinal microcirculation with ref-
erence to the following factors: venular oxygen utilisa-
tion, spontaneous arteriolar vasomotion, venular flow
rate, and number of nodal points perfused with blood
cells.
Measurements were analysed over a 27-day period of
observation and treatment in a random-selection test
covering thirty-six older rehabilitation patients (test pa-
tients and controls) using high-resolution, non-invasive
testing methods as follows: intravital microscopy, re-
flection spectrometry, combined white-light spectros-
copy, and laser Doppler velocimetry for micro-flow
measurement, followed by biometric analysis using
Wilcoxon’s rank-sum test.
The result showed significant differences in the fac-
tors measured between the control and test groups
from the sixth day until the end of the test period. In
contrast to the control group, which failed to show any
improvement in microcirculation proficiency, the fol-
lowing changes in subcutaneous and intestinal micro-
circulation function, respectively, were measured in
the test group: increase in venular oxygen utilisation
by approximately 11 respectively 15%; improvement in
spontaneous arteriolar vasomotion by approximately 13
respectively 19%; increase in venular flow rate by ap-
proximately 19 respectively 21%; and increase in per-
fused nodal points count by approximately 22 respec-
tively 24%.
The use of an alternating electromagnetic field with va-
somotoric stimulation signal led to a significant exten-
sion of the standard width in local vessels in the subcu-
taneous and intestinal microcirculation, and therefore
to improved blood distribution in microvascular net-
works, resulting in improved oxygen utilisation to a de-
gree suitable for therapeutic applications. To conclude,
Komplement. integr. Med. · 08/2007
31.07.2007 13:22:55
 48 Originalia und Übersichten
Als Schlussfolgerung wird ein prophylaktischer bzw. ein
komplementärtherapeutischer Einsatz des angewende-
ten elektromagnetischen Wechselfeldes auch bei ande-
ren Funktionseinschränkungen der Mikrozirkulation als
Erfolg versprechend angesehen.
Schlüsselwörter
Mikrozirkulation, Magnetfeldbehandlung, Vasomotion,
Rehabilitation, Komplementärmedizin
Mikrozirkulations-
störungen als
Krankheitsursache
Es ist bekannt, dass eine große Rei-
he von Erkrankungen durch einen li-
mitierten Funktionszustand der Mi-
krozirkulation determiniert bzw. durch
diesen verursacht ist. Paradigma der
gestörten Mikrozirkulation ist die Dif-
fusionsstörung. Der Erfolg einer the-
rapeutischen Maßnahme ist davon ab-
hängig, ob und in welchem Ausmaß
die Transportphänomene im Bereich
der kleinsten Blutgefäße (Arteriolen,
Kapillaren, Venolen), der extravasku-
lären Flüssigkeitsbewegungen im In-
terstitium und im initialen Lymphstrom
beeinflusst werden können, da hier
die diffusionären Stoffaustauschvor-
gänge mit den Zellen und die ersten
Schritte immunologischer Reaktionen
stattfinden. Indikatoren für therapiere-
levante Wirkungen einer Behandlung
sind die Leitmerkmale der gestörten
Mikrozirkulation: venolenseitige Sau-
erstoffausschöpfung, venulärer Strö-
mungsfluss, Verteilung des Blutes in
den mikrovaskulären Netzwerken und
spontane arterioläre Vasomotion. [4-9,
12, 13, 17-21, 27]
Als eine wirksame Behandlungsoption
wird die Anwendung extrem langsam
und breitbandig gepulster elektromag-
netischer Felder niedriger Energie
propagiert. Über deren Wirkmecha-
Alter (Jahre)
Mittelwert 77,3
Standardabweichung 3,9
Tab. 1: Konstitutionsmerkmale der Rehabilitanden. n-gesamt = 36 (18 ♂, 18 ♀)
Komplement. integr. Med. · 08/2007
Originalia_Klopp 48
the authors view the alternating electromagnetic field
as a promising approach for prophylactic or comple-
mentary therapeutic treatment for microcirculation im-
pairment.
Key words
Microcirculation, magnetic field therapy, vasomotion,
rehabilitation, complementary medicine
nismen im subzellulären, molekular-
biologischen Bereich wird derzeit noch
diskutiert. [16] Ungeachtet dessen
sind Wirkungen dieser elektromagne-
tischen Wechselfelder im zellulären,
geweblichen und Organbereich jedoch
bereits durch zahlreiche Erfahrungsbe-
richte über erfolgreiche Anwendungen
dokumentiert, und zwar sowohl zur
Prophylaxe als auch als komplemen-
täre Behandlungsoption bei verschie-
denen Krankheitsbildern. [16] Mit der
Innovation eines zusätzlichen vaso-
motorischen Stimulationssignals sind
gesteigerte Wirkungen auf die mi-
krozirkulatorische Regelbreite mög-
lich. Es war durch valide Messungen
mit hochauflösenden Untersuchungs-
methoden an einer Stichprobe geria-
trischer Rehabilitanden zu prüfen, ob
und in welchem Ausmaß eine einge-
schränkte Regelbreite der Mikrozir-
kulation durch den komplementären
Einsatz eines Behandlungsgerätes mit
vasomotorischem Stimulationssignal
therapierelevant beeinflusst werden
kann.
Material und Methoden
In die Untersuchungen war eine Ge-
samtstichprobe aus 36 männlichen
und weiblichen älteren Rehabilitanden
einbezogen (Tab. 1), die im Untersu-
chungszeitraum ambulant physiothera-
peutisch betreut wurden: Zustand nach
Körpermasse (kg) Körperlänge (cm)
75,4 171,6
5,7 4,1
Abschluss der unfallchirurgischen Be-
handlung (Schenkelhalsfraktur, Ober-
schenkelfraktur, Tibia- und Fibulafraktur,
Mittelfußfraktur), Angebot zur freiwilli-
gen Nutzung einer zusätzlichen, regel-
mäßigen Behandlung mit einem pul-
sierenden elektromagnetischen Feld
im Rahmen der physiotherapeutischen
häuslichen Nachbetreuung.
Aus der Gesamtstichprobe rekrutier-
ten sich zwei gleich große Teilstich-
proben:
• Kontroll-Gruppe (n = 18): Physiothe-
rapeutische Betreuung ohne zusätz-
liche Behandlung mit einem elektro-
magnetischen Wechselfeld.
• Verum-Gruppe (n = 18): Physiothera-
peutische Behandlung + zusätzliche
Anwendung eines elektromagne-
tischen Wechselfeldes.
Die Definition der Ein- und Aus-
schlusskriterien erfolgte GCP-kon-
form. Auf Wunsch der Patienten wur-
den sie gemäß der Empfehlung des
behandelnden Arztes und des Physio-
therapeuten der Kontroll- bzw. der Ver-
um-Gruppe zugeteilt.
Als Behandlungsgerät für die Verum-
Gruppe diente „Bemer 3000 Plus“
(handelsübliches Gerät der Fa. Inno-
med International AG, Liechtenstein).
Die Applikation erfolgte 2-mal täglich
im Liegen (Matte) für je 10 Minuten.
Sie fand stets zur gleichen Uhrzeit
statt (ca. 11.00 Uhr und ca. 18.00 Uhr).
Der Behandlungszeitraum betrug 27
Tage.
Die Messwert-Erhebungen erfolgten
zu äquidistanten Messzeitpunkten im
27-tägigen Behandlungsintervall (am
jeweiligen Messtag 1 Stunde nach
der zweiten Behandlung, also ca. um
19.00 Uhr) an folgenden Tagen: 0. Tag
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 Originalia und Übersichten 49

(Bestimmung der Ausgangswerte vor Beginn der ersten Be-

handlung), 3. Tag, 6. Tag, 9. Tag, 12. Tag, 15. Tag, 18. Tag, 21. System LEA
Tag, 24. Tag und 27. Tag.
Dabei waren die Randbedingungen konstant – die Werte
wurden im Liegen unter konstanten makrozirkulatorischen Weißlicht -
und temperaturregulatorischen Bedingungen erhoben. Laser-Doppler Spektroskopie
Zwei Stunden vor den Untersuchungen durften die Un- ( Reflektionsspektrometrie )
tersuchungsteilnehmer keinen Alkohol, keinen Kaffee, Tee
oder Cola-Getränke zu sich nehmen. Sie hatten mindestens
6 Stunden täglich zu schlafen und vor den Messungen eine Mikrofluss Sauerstoffsättigung
Stunde Akklimatisierungs- und Ruhezeit einzuhalten. Es
gab keine biotrope Wetterlage im Beobachtungsintervall.
RBC - Geschwindigkeit relativer Hämatokrit
Targetgewebe
a)
Als repräsentative Targetgewebe für die Erfassung von
Funktionsmerkmalen der Mikrozirkulation wurden Subkutis
und Intestinum ausgewählt:
• definierte subkutane Geweberegion (untere Extremität
oder Hüftbereich, in der Nähe des Frakturortes)
• definierte Rektum-Region (Muscularis, Eindringtiefe ca.
60 mm).
Die Messungen wurden in beiden Geweberegionen zu je-
dem Messzeitpunkt nahezu zeitgleich durchgeführt. Derma
und Intestinum sind kreislaufrelevante Organe und zählen
zudem zu den immunologisch aktivsten Organen des Or-
ganismus. Ihre Auswahl als Targetgewebe für vitalmikros-
kopische und reflexionsspektrometrische Untersuchungen
der Mikrozirkulation hat sich im Rahmen anderer Untersu-
chungen vielfach bewährt. [17-21]
Die zur Therapiekontrolle eingesetzten Untersuchungsme-
thoden erlauben nicht invasive Messungen mit Eindring-
tiefen von 3 mm bis maximal 8 mm. Erfasst wurden in b)
den definierten Targetgeweben (Volumen V = 1.200 µm³)
zusammenhängende mikrovaskuläre Netzwerke mit Ge-
fäß-Diametern d ≤ 200 µm. Als jeweiliger Ausgangswert
zum Messzeitpunkt t = 0 wurde definiert: 60 blutzellper-
fundierte Knotenpunkte (Verzweigungsorte der Mikroge-
fäße) in einem zusammenhängenden Mikrogefäß-Netz-
werk.

Untersuchungseinheiten

Die Abbildung 1 zeigt die Blockdiagramme der kombinierten

Untersuchungseinheiten zur Messung von Merkmalen der
Mikrozirkulation im Targetgewebe.
Das Gerätesystem zur Laser-Doppler-Mikrofluss-Mes-
sung und Weißlicht-Spektroskopie (Abb. 1a, LEA,
Deutschland) erlaubt die Bestimmung spektrometrischer c)
und dynamischer Merkmale in Mikrogefäßnetzwerken mit
Abb. 1: Blockdiagramme der Untersuchungseinheiten; a) kom-
Gefäßdurchmessern von 7 µm ≤ d ≤ 200 µm. Angaben zur
binierte Laser-Doppler-Mikrofluss-Messung mit Weißlicht-Spekt-
Validierung und zu den Messvorschriften sind der Literatur roskopie, b) reflexionsspektrometrische Untersuchungseinheit,
zu entnehmen. [11, 22, 24, 28, 29] c) intravitalmikroskopische Untersuchungseinheit
Die reflexionsspektrometrische Untersuchungseinheit
(Abb. 1b, System Spex, USA) wurde durch ein handelsüb- kopischen Targetvolumina Relativmessungen von Konzent-
liches Interface mit der mikroskopischen Untersuchungs- rationsänderungen anregbarer organischer Substanzen
einheit kombiniert (Zeiss Axiovert, Deutschland; Nikon (computergestützte Spektrenauswertung). Die Validierung
Diaphot, Olympus IMT-2, Japan) und ermöglicht in mikros- der Methode und die Messvorschriften (insbesondere zum

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 50 Originalia und Übersichten

zeitpunkten sind am Computer anhand

eines digitalen Subtraktionsprogramms
mit dem Ausgangsbefund vom 0. Tag
verglichen worden. Kriterium des Ver-
gleichs war das geringste Differenz-
signal (nahe Null). Angaben zur Validie-
rung sind der Literatur zu entnehmen.
[1, 2, 4-9, 12, 13, 17-21, 27]

Erfasste Merkmale

Im subkutanen und gingivalen Target-

a) b)
gewebe wurden folgende Merkmale
Abb. 2: Änderung der subkutanen Mikrozirkulation nach Anwendung eines pulsierenden des Funktionszustandes der Mikrozir-
elektromagnetischen Feldes bei einem Patienten der Verum-Gruppe. Vitalmikrosko- kulation gemessen:
pisches Befundbeispiel, Mikrofotografie 1/2.000 s: Subkutis – Kapillaren, Arteriolen, Ve- • Venolenseitige Sauerstoffausschöp-
nolen; a) Funktionszustand der Mikrozirkulation vor der Behandlung (0. Tag), b) gleiche
Mikrogefäßregion am 27. Behandlungstag fung ∆pO2: Differenz der Sauerstoff-
sättigung des Hämoglobins in den
zuführenden Arteriolen und abfüh-
renden Venolen des mikrovaskulären
Änderungen pO2 in % Target-Netzwerkes), angegeben als
16
prozentuale Änderung im Vergleich
12 Kontrolle mit dem jeweiligen Ausgangswert
Verum zum Zeitpunkt t = 0. Tag, der gleich
8 Null gesetzt wurde.
• Anzahl der aktuell blutzellperfun-
4 dierten Knotenpunkte nNP im defi-
nierten mikrovaskulären Netzwerk:
0 Gezählt wurde die Anzahl blutzell-
perfundierter Verzweigungsorte
-4
im definierten Target-Netzwerk als
Maß für den Verteilungszustand
-8
des Blutes in der Mikrozirkulation.
Die Grenzströmungsgeschwindig-
-12
keit der roten Blutzellen war vRBC
0 3 6 9 12 15 18 21 24 27
= 80 µm/s. Die Auswertung erfolgte
Zeit [ Tage ] in + oder – (verglichen mit dem
Abb. 3: Messwerte zum Merkmal „Venolenseitige Sauerstoffausschöpfung ∆pO2“ (Mittel- definierten Ausgangswert n = 60).
werte und Standardabweichungen) im 27-tägigen Behandlungsintervall bei der Kontroll-Grup- Grenzfälle wurden mit +0,5 oder
pe und der Verum-Gruppe. Ordinate: Änderungen in %, Abszisse: Messzeitpunkte (Tag)
–0,5 bewertet.
• Venulärer Strömungsfluss Qven bzw.
Weiß-Abgleich) sind in der Literatur land) mit einer Bildfolgefrequenz von ∆Qven: Blutzell-Strom in definierten
ausführlich dargestellt. [3, 14, 15, 23, 60 bzw. 90 Bildern pro Sekunde. Für Venolen bzw. Änderungen des Strö-
24, 25, 26] die Bild-zu-Bild-Analyse wurden das mungsflusses, angegeben in µm³/s
Als bildgebendes Messverfahren fand Überspielsystem Cipro (Cipro, USA) 106 bzw. als Änderungen in %.
eine vitalmikroskopische Untersu- und das Computersystem IBAS • Flächeninhalt unter der einhüllenden
chungseinheit (Abb. 1c) im kombi- 2000 (Interaktives Bild Analyse Sys- Kurve des Amplituden-Frequenz-
nierten Aufl icht-Durchlicht-Verfahren tem, Kontron, Deutschland; Software spektrums der arteriolären (spon-
mit sekundärer computergestützter Mipron, Medical Image Processing) tanen) Vasomotion AVM, angegeben
Bildverarbeitung Anwendung (Auf- verwendet. als prozentuale Änderung im Ver-
licht-Durchlicht-Mikroskope mit Pris- Die Erhebung der Messdaten erfolgte gleich mit dem jeweiligen Ausgangs-
mengelenken zur Objektivankopp- zu jedem Messzeitpunkt in der glei- wert zum Zeitpunkt t = 0. Tag, der
lung, Zeiss, Deutschland; Nikon, chen Geweberegion. Hierzu wurde gleich Null gesetzt wurde.
Olympus, Japan). Zur Befunddoku- die Messregion beim ersten Mess- Für die statistische Auswertung der er-
mentation dienten 35-mm-Cinefilm zeitpunkt (0. Tag) markiert und das je- hobenen Messdaten wurde auf ein pa-
(Agfa-spezial, hochauflösend) und das weilige Target-Netzwerk im Computer rameterfreies Prüfverfahren für kleine
Hochgeschwindigkeits-Kamerasys- gespeichert. Die Mikrogefäß-Darstel- Stichproben zurückgegriffen. Zur An-
tem Arri (Arnold & Richter, Deutsch- lungen zu den nachfolgenden Mess- wendung gelangte der Wilcoxon-Rang-

Komplement. integr. Med. · 08/2007

Originalia_Klopp 50 31.07.2007 13:23:12

 Originalia und Übersichten 51

0. Tag 3. Tag 6. Tag 9. Tag 12. Tag 15. Tag 18. Tag 21. Tag 24. Tag 27. Tag

Kontrolle 0,0 –0,6 –1,3 –1,8 –2,3 –3,0 –3,6 –4,2 –4,3 –4,0
(0,0) (0,5) (1,1) (2,1) (2,1) (2,7) (2,9) (3,1) (3,3) (3,7)

Verum 0,0 –0,2 +3,9 +5,8 +7,8 +10,1 +12,7 +13,8 +15,7 +15,3
(0,0) (0,5) (2,1) (3,4) (3,9) (4,3) (3,9) (4,6) (4,2) (4,6)

Tab. 2: Messdaten zum Merkmal „Venolenseitige Sauerstoffausschöpfung ∆pO2“ im rektalen Targetgewebe der Kontroll- und der Verum-
Gruppe (Mittelwerte und Standardabweichungen in Klammern)

0. Tag 3. Tag 6. Tag 9. Tag 12. Tag 15. Tag 18. Tag 21. Tag 24. Tag 27. Tag

Kontrolle 0,0 –1,4 –3,6 –3,9 –4,2 –4,5 –6,3 –7,5 –8,5 –8,0
(0,0) (1,3) (3,1) (2,8) (3,3) (3,7) (3,9) (4,1) (4,3) (3,9)

Verum 0,0 +0,9 +4,4 +7,3 +9,2 +12,1 +14,8 +16,7 +18,7 +18,5
(0,0) (0,5) (2,1) (3,7) (3,9) (4,6) (4,9) (4,3) (4,8) (4,3)

Tab. 3: Messdaten zum Merkmal „Flächeninhalt unter der einhüllenden Kurve des Amplituden-Frequenzspektrums der arteriolären Vaso-
motion AVM “ im rektalen Targetgewebe der Kontroll- und der Verum-Gruppe (Mittelwerte und Standardabweichungen in Klammern)

summentest auf dem Signifikanzniveau

Änderungen AVM in %
α = 5%. Die kritischen Werte für T wur- 20
den der Literatur entnommen. [10]
15 Kontrolle
Geprüft wurden in jeder Teilstichpro-
be die Ausgangswerte zum Zeitpunkt Verum
t = 0 gegenüber den Messwerten zu 10
den nachfolgenden Messzeitpunkten.
Ferner erfolgte ein Vergleich der Mess- 5
daten beider Teilstichproben zu glei-
chen Messzeitpunkten t = t. 0

Ergebnisse
Die Abbildung 2 zeigt als ausgewähltes
vitalmikroskopisches Befundbeispiel
den geänderten Funktionszustand der
subkutanen Mikrozirkulation bei einem
Rehabilitanden der Verum-Gruppe vor
und nach 27-tägiger Behandlung. Beim
Vergleich des Ausgangszustandes der
Mikroperfusion am 0. Tag mit dem
Funktionszustand der Mikrozirkulation
in der gleichen Geweberegion am 27.
Behandlungstag erkennt man höhere
Strömungsgeschwindigkeiten der ro-
ten Blutzellen und einen gesteiger-
ten venulären Strömungsfluss. Des
Weiteren ist auffällig, dass mehr Mi-
krogefäße von Blutzellen durchströmt
werden. Ähnliche Beobachtungen wur-
den auch im rektalen Targetgewebe
gemacht. Die erhobenen Messdaten
bestätigen diese vitalmikroskopischen
Beobachtungen.
In der Abbildung 3 sind die Mess-
daten zum Merkmal „Venolensei-
tige Sauerstoffausschöpfung ∆pO 2“
im subkutanen Targetgewebe der
-5
-10
-15
0 3 6 9 12 15 18 21 24 27
Zeit [ Tage ]
Abb. 4: Messwerte zum Merkmal „Flächeninhalt unter der einhüllenden Kurve des Amp-
lituden-Frequenzspektrums der spontanen arteriolären Vasomotion AVM“ (Mittelwerte und
Standardabweichungen) im 27-tägigen Behandlungsintervall bei der Kontroll-Gruppe und der
Verum-Gruppe. Ordinate: Änderungen in %, Abszisse: Messzeitpunkte (Tag)
Kontroll- und der Verum-Gruppe gra- einander. In den Tabellen 2 und 3 sind
fisch dargestellt. Die Messdaten zum die nahezu zeitgleich im rektalen Tar-
Merkmal „Flächeninhalt unter der getgewebe erhobenen Messdaten zu
einhüllenden Kurve des Amplituden- den Merkmalen ∆pO 2 und AVM auf-
Frequenzspektrums der arteriolären gelistet. Signifikante Merkmalunter-
Vasomotion AVM“ im subkutanen Tar- schiede werden in der Verum-Gruppe
getgewebe zeigen die Graphen in der vom 6. Tag bis zum 27. Tag im Vergleich
Abbildung 4. mit den Ausgangswerten und mit der
Vom 6. Tag bis zum Ende des Beob- Kontroll-Gruppe festgestellt. In der
achtungsintervalls am 27. Tag unter- Kontroll-Gruppe tritt im subkutanen
scheiden sich die Messdaten beider und im rektalen Targetgewebe ab dem
Merkmale in der Verum-Gruppe so- 6. Tag eine geringe Abnahme der ve-
wohl von den Ausgangswerten (0. nolenseitigen Sauerstoffausschöp-
Tag) als auch von den Messwerten fung und des spontanen arteriolären
der Kontroll-Gruppe signifikant von- Vasomotionsverhaltens auf.

Komplement. integr. Med. · 08/2007

Originalia_Klopp 51 31.07.2007 13:23:20

 52 Originalia und Übersichten
∆Qven ∆Qven nNP nNP
Subkutis Rektum Subkutis Rektum
Kontrolle -4,8 -5,3 -4,7 -7,7
(2,3) (3,1) (2,9) (3,6)
Verum +19,1 +21,2 +22,4 +24,3
(4,2) (4,4) (5,2) (4,8)
Tab. 4: Prozentuale Änderungen des venulären Strömungsflusses ∆Qven und der Anzahl
blutzellperfundierter Knotenpunkte nNP im subkutanen und rektalen Targetgewebe von
Kontroll- und Verum-Gruppe am 27. Tag im Vergleich mit den jeweiligen Ausgangswerten
am 0. Tag (Mittelwerte und Standardabweichungen in Klammern)
deutlich gering unverändert gering
gebessert gebessert verschlechtert
Kontrolle 3 3 11 1 onsstimulation ist bekannt, dass die
Verum 8 6 4 0
Tab. 5: Subjektive Bewertung des Behandlungserfolges durch die Rehabilitanden am
27. Tag im Vergleich mit dem 0. Tag (Anzahl der Antworten von n = 18 je Teilstichprobe)
Die Messdaten zum venulären Strö- serung des Verteilungszustandes des
mungsfluss und zum Verteilungs- Blutes in den mikrovaskulären Netz-
zustand des Blutes in den mikro- werken beider Targetgewebe in der
vaskulären Netzwerken (Anzahl der Subkutis und im rektalen Intestinum
blutzellperfundierten Knotenpunkte) werden auf die Stimulation der spon-
korrespondieren gleichgerichtet mit tanen arteriolären Vasomotion zurück-
den oben genannten Merkmalände- geführt. Der Einfluss der spontanen
rungen, wobei sich ebenfalls ab dem arteriolären Vasomotion auf die Ent-
6. Tag die Messdaten von Kontroll- mischungsphänomene von Blutzel-
Gruppe und Verum-Gruppe in beiden len und Blutplasma in den mikrovas-
Targetgeweben bis zum 27. Tag signi- kulären Netzwerken und damit auf
fikant voneinander unterscheiden. In den Funktionszustand der Mikrozirku-
der Tabelle 4 sind die Messdaten für lation konnte bereits im Rahmen von
die Merkmale „Änderungen des ve- Untersuchungen zu anderen Thera-
nulären Strömungsflusses ∆Q ven “ pieoptionen nachgewiesen werden.
und „Anzahl der aktuell blutzellperfun- [20, 21] Die Erhöhung der venulären
dierten Knotenpunkte nNP“ im sub- Stromstärke und die Blutzell-Perfusi-
kutanen und rektalen Targetgewebe on einer größeren Anzahl von Mikro-
(auszugsweise) für den 27. Messtag gefäßen (kapilläre Netzwerke) bedeu-
angegeben. ten eine verbesserte Anpassung der
Mikrozirkulation an geänderte Stoff-
Diskussion wechselbedürfnisse in den immuno-
logisch aktiven und kreislaufrepräsen-
Die vorliegenden Messresultate zeigen tativen Organen Haut und Darm der
eine threapierelevante Verbesserung behandelten Rehabilitanden. Als eine
des Funktionszustandes der subkuta- Folge der erweiterten Regelbreite der
nen und intestinalen Mikrozirkulation Mikrozirkulation wird die erhöhte ve-
der untersuchten Rehabilitanden nach nolenseitige Sauerstoffausschöpfung
der Behandlung mit extrem langsam angesehen.
und breitbandig gepulsten elektromag-
netischen Feldern, kombiniert mit ei- Anmerkung
ner Vasomotionsstimulation. Hinweise
Die Forschungsarbeiten wurden unterstützt
auf unerwünschte Wirkungen wurden durch die Fa. Innomed International AG, Trie-
nicht gefunden. sen (Liechtenstein). Herrn Prof. Dr. med. J.
Die in der Verum-Gruppe ermittelte Schulz, Direktor der Geriatrischen Klinik Berlin,
Steigerung des venulären Abstromes wird für seine Beratung und Unterstützung
gedankt.
und die gleichzeitige deutliche Verbes-
Komplement. integr. Med. · 08/2007
Originalia_Klopp 52
Ab dem 6. Behandlungstag werden
bei den folgenden Messzeitpunkten
Steigerungen der Merkmalbeträge
festgestellt, am Ende des 27-tägigen
Messzeitraumes nehmen die Merkmal-
Graphen die Form von „Sättigungskur-
ven“ an. Die Beträge der ermittelten
Merkmaländerungen sind vergleichbar
mit Wirkungen anderer etablierter The-
rapieoptionen zur Beeinflussung einer
eingeschränkten oder gestörten Mikro-
zirkulation. [17-21]
Aus vorangehenden Untersuchungen
mit elektromagnetischen Wechsel-
feldern ohne spezielle Vasomoti-
spontane Vasomotion und damit auch
der Verteilungszustand des Blutes in
der Mikrozirkulation zwar vorüber-
gehend physiologisch vorteilhaft be-
einflusst werden, jedoch mit gerin-
geren Merkmalbeträgen und einem
rascherem Abklingen (ca. 15 bis 20
Minuten nach einer Behandlung wer-
den die Ausgangswerte wieder er-
reicht). Bei der vorliegenden Untersu-
chungsreihe wurden die Messungen
60 Minuten nach der letzten Behand-
lung am Messtag vorgenommen,
so dass die höheren Merkmalbeträ-
ge und zugleich länger anhaltenden
Merkmaländerungen bei Anwendung
des Behandlungsgerätes mit vaso-
motorischem Stimulationssignal her-
vorzuheben sind.
In der Kontroll-Gruppe (keine zusätz-
liche Behandlung mit dem elektro-
magnetischen Wechselfeld) wurden
Änderungen des Funktionszustan-
des der Mikrozirkulation in der Haut
und im Darm erst nach dem 27-tä-
gigen Untersuchungsintervall fest-
gestellt. Die Messresultate stehen
im Einklang mit den subjektiven Be-
wertungen der untersuchten Reha-
bilitanden zum Behandlungserfolg
am Ende des Beobachtungsintervalls
(Tab. 5).
Zusammenfassend kann festgestellt
werden, dass durch den komplemen-
tären Einsatz des angewendeten elek-
tromagnetischen Wechselfeldes der
therapeutische Erfolg etablierter (phy-
siotherapeutischer) Therapiekonzepte
gesteigert werden kann. Ein prophy-
laktischer oder komplementärthera-
peutischer Einsatz des angewendeten
Behandlungsgerätes auch bei ande-
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 Originalia und Übersichten 53

ren Zuständen einer eingeschränkten Dr. med. Rainer Klopp Dr. med. Wolfgang Niemer
oder gestörten Mikrozirkulation er-
Facharzt für Pathophysiologie / Klinische Facharzt für Pathophysiologie / Klinische
scheint Erfolg versprechend.
Funktionsdiagnostik Funktionsdiagnostik
Abschließend ist ausdrücklich darauf
hinzuweisen, dass die vorliegenden Institut für Institut für
Untersuchungsresultate nach Anwen- Mikrozirkulation, Berlin Mikrozirkulation, Berlin
Wolfener Straße 32–34 Wolfener Straße 32–34
dung eines bestimmten Behandlungs-
12681 Berlin 12681 Berlin
gerätes ermittelt wurden und daher
nicht auf beliebige andere sogenannte Tel.: (0 30) 93 49 12 15
Magnetfeld-Behandlungsgeräte über-
tragbar sind.

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Komplement. integr. Med. · 08/2007

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