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Organische Chemie Teil 1

Allgemeines

Die organische Chemie ist die Chemie der Kohlenstoffverbindungen. Alle


Kohlenstoffverbindungen ausser CO2, CO, Carbonate, Cyanate und Isocyanate nennt man
organische Verbindungen.
Der Name organische Verbindungen kommt von der widerlegten Annahme, dass man
früher glaubte, sie könnten nur von Pflanzen und Tieren, also von Organismen hergestellt
werden.
Alle anderen chemischen Verbindungen heissen anorganische Verbindungen.
Es gibt um ein Vielfaches mehr organische als anorganische Verbindungen, da Kohlenstoff
als Element mittlerer Elektronegativität in einer Vielzahl verschiedener Verbindungen
enthalten ist.
1828 bewies Friedrich Wöhler, dass organische Verbindungen auch synthetisch hergestellt
werden können. Dazu erhitzte er die anorganische Verbindung Ammoniumcyanat
(NH4OCN), wodurch entstand die organische Verbindung Harnstoff CO(NH2)2 entstand.

NH4OCN → CO(NH2)2.

Zu den organischen Verbindungen gehören fast alle in Lebensprozessen (Metabolismus,


Reproduktion, Bewegung, Regeneration) wichtigen Verbindungen, wie Proteine, Fette,
Kohlenhydrate und Nucleinsäuren.
Der Grossteil aller heute bekannten organischen Verbindungen kommt nicht in der Natur
vor (Arzneimittel, Düngemittel, Schädlingsbekämpfungsmittel, Farben und Sprengstoffe,
aber auch verbotene Substanzen wie Drogen, Amabolika und die meisten chemischen
Kampfstoffe.

Die Valenzschale des Kohlenstoffatoms

Kohlenstoff ist ein Element der 2. Perionde des Periodensystems der Elemente (PSE),
kann daher maximal 8 Valenzelektronen haben. Es ist in der Gruppe 14 des PSE, hat
daher als Atom 4 Valenzelektronen.
Im Grundzustand, also im Zustand als ungebundenes Atom hat Kohlenstoff die

Valenzelektronenkonfiguration [He]2s22p2.

Die Energie der p-Orbitale ist etwas grösser als die Energie der s-Orbitale.
Das C-Atom kann in diesem Zustand nur 2 Bindungen formen, da das doppelt besetzte
2s-Orbital ein Elektronenpaar ist.
Der Vorgang, der dazu führt, dass Kohlenstoff 4 Bindungen formen kann, heisst
Hybridisierung.
Dazu wird vom Grundzustand ausgehend, ein Elektron aus der Unterschale 2s in das freie
Orbital der Unterschale 2p überführt. Dazu müssen die beiden 2s-Elektronen mit
antiparallelem Spin entkoppelt werden. Da die Energie der Unterschale 2p etwas grösser
als die der Unterschale 2s ist, muss Energie zugeführt werden. Die Gesamtenergie der
Spin-Entkopplung und des Hebens des einen 2s-Elektrons in die Unterschale 2p nennt
man Promotionsenergie.
Der resultierende Zustand wird angeregter Zustand genannt.
Die 4 Orbitale (1 mal 2s, 3 mal 2p) werden jetzt kombiniert und ergeben neue Orbitale.
Es existieren folgende Möglichkeiten.
1. sp3-Hybridorbitale: Es kombinieren das s-Orbital und die drei p-Orbitale, wodurch 4
gleiche Orbitale gebildet werden, die ¼ s-Anteil und ¾ p-Anteil
haben (sp3-Hybridisierung)
2
2. sp -Hybridorbitale: Weiterhin können das s-Orbital und 2 p-Orbitalen zu 3 gleichen
Orbitalen kombiniert werden mit 1/3 s-Anteil und 2/3 p-Anteil: sp2.
Das dritte p-Orbital nimmt nicht an der Kombination teil (sp2-+p-
Hybridisierung)
3. sp-Hybridorbitale: Es besteht auch die Möglichkeit, dass das s-Orbital mit einem p-
Orbital kombiniert wird. Es entstehen 2 gleiche Orbitale mit 1/2-Anteil
und ½ p-Anteil. Zwei p-Orbitale nehmen nicht an der Kombination
teil (sp-+ 2p-Hybridisierung).

Zusammenfassung: man unterscheidet folgende Hybridzustände des Kohlenstoffs:

(sp3)4: 4 sp3-Hybridorbitale in der L-Schale (2. Schale, 2. Periode),


(sp2)3 + p1: 3 sp2-Hybridorbitale und 1 p-Orbital in der L-Schale und
(sp)2 + p2: 2 sp-Hybridorbitale und 2 p-Orbital in der L-Schale.

Abbildung 1 zeigt den Grundzustand des C-Atoms, den angeregten Zustand und die
Hybridzustände sp3, sp2+p und sp + 2p.

Die Energie der Hybridorbitale ist kleiner als die Energie der p-Orbitale.

Die 4 sp3-hybridisierten Orbitale haben die gleiche Energie. Sie bilden um das C-Atom ein
Tetraeder. C ist das Zentrum des Tetraeders. Die 4 Bindungen, für die das C-Atom sp3-
Hybridorbitale verwendet, sind drehbar.

Die sp2-Hybridorbitale bilden ein Dreieck mit C im Zentrum, das p-Orbital steht senkrecht
auf dem Dreieck.

Die sp-Hybridorbitale bilden eine Linie, die 2 p-Orbitale stehen senkrecht zur Linie.
Bindungen, für die das C-Atom sp2- und sp-Hybridorbitale verwendet, sind nicht drehbar.

Auch in Bindungen anderer Atome als Kohlenstoff sind in die Atomorbitale hybridisiert. Im
Ammoniak hat Stickstoff den Hybridzustand sp3. Das gilt für die 3 bindenden Orbitale der
NH-Bindungen und das nichtbindende Orbital des freien Elektronenpaars am
Stickstoffatom.

Abbildung 2 zeigt die geometrische Anordnung der bindenden Orbitale von Kohlenstoff mit
den Hybridzuständen sp3, sp2+p und sp+2p und entsprechende Verbindungen.

Abbildung 2.
Eigenschaften organischer Verbindungen

Alle organische Verbindungen enthalten Kohlenstoff. Weitere Elemente können sein:


Wasserstoff (H), Sauerstoff (O), Stickstoff (N), Fluor (F), Phosphor (P), Schwefel (S), Chlor
(Cl), Brom (Br) und Iod (I).
Seltener sind Metalle, Bor (B) und Silicium (Si).

Die Elemente der organischen Verbindungen sind durch Atombindung miteinander


verbunden. Die CH-Bindung ist unpolar, da die Elektronegativitätsdifferenz zwischen C
und H kleiner als 0,5 ist (EN(C-H)=0,4). Die Bindung zwischen Sauerstoff und
Kohlenstoff ist eine polare Atombindung (EN(CO-C)=1,0).
Da Atombindungen durch Wärmezufuhr leicht gebrochen werden können, sind organische
Verbindungen wenig temperaturbeständig. Aus diesem Grund ist Leben nur in einem
begrenzten Temperaturbereich möglich.

Kohlenstoffatome können sich miteinander verbinden zu unverzweigten und verzweigten


Ketten und Ringen. Es bestehen C-C-Einfachbindungen der Hybridisierung sp3, C=C-
Doppelbindungen der Hybridisierung sp2 + p, und C≡C-Dreifachbindungen der
Hybridisierung sp + p2.
Verbindungen mit ausschliesslich Einfachbindungen heissen gesättigt, Verbindungen mit
einer Doppel- oder Dreifachbindung ungesättigt, Verbindungen mit zwei oder mehr
Doppel- oder Dreifachbindungen heissen zweifach oder mehrfach ungesättigt.
Atomgruppen, die die Eigenschaft der Verbindung bestimmen heissen funktionelle
Gruppen. Beispiele sind die Hydroxylgruppe -OH, die Aminogruppe -NH2 und die
Carbonylgruppe -C=O.
Abbildung 3 zeigt typische Beispiele der Anordnung von Kohlenstoffatomen in Molekülen
organischer Verbindungen.

Abbildung 3

Aufgrund der grossen Zahl an Möglichkeiten der Anordnung der C-Atome im Molekül
ergibt sich eine enorme Zahl organischer Verbindungen. Obwohl die anorganischen
Verbindungen aus einer weit grösseren Zahl an Elementen bestehen als die organischen
Verbindungen, ist die Zahl der organischen Verbindungen mit mehreren Millionen um ein
Vielfaches grösser als die der anorganischen (rund 400000).

Es gibt Gruppen von organischen Stoffen, die den gleichen strukturellen Aufbau haben
(Ketten, Ringe), sich aber unterscheiden durch die Anzahl der Atome. Ihre Eigenschaften
ändern sich regelmässig in Abhängigkeit der Atomzahl. Diese Stoffgruppen nennt man
homologe Reihen.

Organische Verbindungen mit der gleichen Summenformel aber unterschiedlicher


Anordnung der Atome (Struktur) nennt man Isomere. Das Vorhandensein von Isomeren
heisst Isomerie.

Teil 1: Kohlenwasserstoffe und substituierte Kohlenwasserstoffe

Kohlenwasserstoffe

Kohlenwasserstoffe bestehen nur aus den Elementen Kohlenstoff und Wasserstoff (CNHM).
Der einfachste Kohlenwasserstoff ist Methan (CH4). In Methan ist jedes Valenzelektron
des Kohlenstoffs (2 (sp3)4) verbunden mit dem Valenzelektron eines Wasserstoffatoms
(1s). Bindungen zwischen einem Hybridorbital und einem s-Orbital, zwischen 2 s-Orbitalen
und zwischen 2 Hybridorbitalen nennt man -Bindungen.
Zu den -Bindungen gehören Bindungen aus 2 Atomorbitalen der folgenden Kombination:

s-Orbitale,
sp3-Hybridorbitale,
sp-Orbitale und
einem s-Orbital und einem Hybridorbital (sp3, sp2 und sp).

-Bindungen haben ein Bindungselektronenpaar zwischen den gebundenen Atomen, in


der Bindungsachse. Sie sind um die Bindungsachse drehbar.

Homologe Reihe der Alkane

Alkane sind Kohlenwasserstoffe, bei denen zwischen den Kohlenstoffatomen nur


Einfachbindungen, also -Bindungen sind. Die Kohlenstoffatome können unverzweigte
(gerade) Ketten (n-Alkane) oder verzweigte Ketten bilden oder können ringförmig
angeordnet sein (Cycloalkane).

Alkane haben die Summenformel CnH2n+2.

Nomenklatur (Benennung) der n-Alkane: Die Namen sind aufgebaut aus dem Wortstamm
für die Zahl der C-Atome in der Kette und der Endung -an.

Die Wortstämme für 1 bis 4 C-Atome (Meth-, Eth-, Prop- und But-) sind historischen
Ursprungs, man kannte die Verbindungen, bevor man ihre Summenformel kannte.
Ab 5 C-Atome wird das griechische Zahlwort als Wortstamm verwendet.
Als Beispiele sind die Namen der Alkane mit einem bis 6 C-Atomen gegeben:

1 C-Atom: Methan
2 C-Atome: Ethan
3 C-Atome: Propan
4 C-Atome: Butan
5 C-Atome: Pentan
6 C-Atome: Hexan.

Halbstrukturformeln: Die Strukturformeln (Lewisformeln) sind für Verbindungen mit vielen


Atomen sehr aufwendig und beanspruchen viel Platz. Daher
verwendet man sogenannte Halbstrukturformeln (Abbildung 4).

Abbildung 4
Tabelle 1 zeigt eine Übersicht über die ersten 10 n-Alkane: Wortstamm für die C-Zahl, Zahl
der C-Atome, Name, Summenformel, Halbstrukturformel und Aggregatszustand.
Meth- 1 C-Atom Methan CH4 CH4 gasförmig
Eth- 2 C-Atome Ethan C2H6 CH3-CH3 gasförmig
Prop- 3 C-Atome Propan C3H8 CH3-CH2-CH3 gasförmig
But- 4 C-Atome n-Butan C4H10 CH3-CH2-CH2-CH3 gasförmig
Pent- 5 C-Atome n-Pentan C5H12 CH3-CH2-CH2-CH2-CH3 flüssig
Hex- 6 C-Atome n-Hexan C6H14 CH3-CH2-CH2-CH2-CH2-CH3 flüssig
Hept- 7 C-Atome n-Heptan C7H16 CH3-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH3 flüssig
Oct- 8 C-Atome n-Octan C8H18 CH3-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH3 flüssig
Non- 9 C-Atome n-Nonan C9H20 CH3-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH3 flüssig
Dec- 10 C-Atome n-Decan C10H22 CH3-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH2-CH3 wachsartig
Tabelle 1

Die Kennzeichnung n- ist erst ab n-Butan notwendig, da erst ab dem Butan verzweigte
Kohlenstoffketten möglich sind.

Eigenschaften der n-Alkane: Alle n-Alkane sind brennbar, Methan bis n-Butan sind Gase,
Pentan bis Nonan sind Flüssigkeiten, Decan ist wachsartig,
wie auch die Verbindungen mit 11 bis 20 C-Atomen. N-Alkane
mit mehr als 20 C-Atomen sind fest.
Alle gasförmigen und flüssigen Alkane können mit Luft
explosive Gemische bilden.
N-Heptan bis n-Nonan finden als Gemische Verwendung in
Treibstoffen für Kraftfahrzeuge und Flugzeuge.

Vorkomen: Methan und Ethan sind Bestandteile des Erdgases, flüssige Alkane befinden
sich im Erdöl.
Methan bis Butan entstehen bei Fäulnis- und Zersetzungsprozessen.

Verwendung: N-Heptan bis n-Nonan finden als Gemische Verwendung als Treibstoffe für
Kraftfahrzeuge und Flugzeuge.
Methan bis Propan werden als Heizmittel verwendet. Dabei wird die
Verbrennungswärme genutzt.
Alkane sind ebenfalls Ausgangsstoffe für Produkte der chemischen Industrie.

Die Eigenschaften der verzweigten Alkane sind ähnlich den Eigenschaften unverzweigter
Alkane. Ihre Schmelz- und Siedepunkte sind bei gleicher Summenformel meist etwas
höher.

Nomenklatur verzweigte Alkane

Die Beispiele der folgenden Nomenklaturregeln (a bis f) sind in Abbildung 5 mit Bezug auf
die Nomenklaturregeln erläutert.

a) Die längste durchgehende Kohlenstoffkette ist die Hauptkette, die davon abzweigenden
Ketten nennt man Seitenketten.
Die Hauptkette ergibt den Stammnamen. Hat sie z- B. 4 C-Atome ist der
Stammname Butan.

b) Seitenketten benennt man nach folgendem Schema: Man nennt den Wortstamm für die
Zahl der C-Atome und ergänzt mit der Endung -yl.

Beispiele: Methyl- CH3,


Ethyl- CH3-CH2 (C2H5),
Propyl- CH3-CH2-CH2 (C3H7).

Seitenketten werden auch Substituenten genannt.

c) Die Hauptkette wird durchnummeriert, und zwar so, dass die C-Atome mit Seitenkette
eine möglichst kleine Nummer bekommen.

d) Die C-Atome der Hauptkette mit Seitenkette (die substituierten C-Atome) bekommen
eine vorangestellte Zahl. Das ist die Nummer des C-Atoms in der Hauptkette.

e) Seitenketten werden alphabetisch geordnet: Ethyl wird also vor Methyl genannt.

f) Die Zahl der Seitenketten im Molekül wird durch vorangestellte griechische Zahlwörter
angegeben, z. B. Dimethyl für 2 Methylseitenketten, Tripropyl für drei Propylseitenketten
et c.

Abbildung 5 zeigt die Nomenklatur verzweigter Alkane.


Abbildung 5

n-Butan und 2-Methylpropan haben die gleiche Summenformel: C4H10. Sie sind Isomere
der Summenformel C4H10.

Aufgabe 1: Geben Sie die Strukturformel, die Halbstrukturformel und die Summenformel
der folgender Verbindungen.
a) 3,4-Diethyl-2,5,6-Trimethyloctan
b) 2,5,6-Trimethyl-4-Propylheptan
c) Hauptkette mit 6 C-Atomen, C2 der Hauptkette: Methylseitenkette, C3 der
Hauptkette: Ethylseitenkette: auch Molekülnamen geben.
d) Hauptkette: 9 C-Atome, C5 der Hauptkette Methylseitenkette, C6 der
Hauptkette Ethylseitenkette,C6 der Hauptkette: Methylseitenkette:
auch Molekülnamen geben.
e) Hauptkette 7 C-Atome, C1-Seitenketten an C2, C4, C6, C2-Seitenketten an
C3, C5: auch Molekülnamen geben.

Aufgabe 2a: Bestimmen Sie die Namen, Halbstrukturformeln und Summenformeln


folgender Verbindungen (Abbildung 6a).

Abbildung 6a.

Aufgabe 2b: Bestimmen Sie die Namen, Strukturformeln und Summenformeln folgender
Verbindungen (Abbildung 6b).

Abbildung 6b.
Homologe Reihe der Alkene: Kohlenwasserstoffe mit Doppelbindungen

Alkene haben mindestens eine Doppelbindung zwischen 2 Kohlenstoffatomen.


Sie haben ähnliche physikalische Eigenschaften (Schmelz- und Siedetemperatur, Dichte)
wie die Alkane. Die chemischen Eigenschaften Brennbarkeit und Bildung explosiver
Gemische mit Luft (gasförmige und flüssige Alkene) haben sie auch mit den Alkanen
gemeinsam. Alkane und Alkene haben jedoch eine Reihe verschiedener chemischer
Eigenschaften, die später diskutiert werden.

Das einfachste Alken ist das Ethen (auch Ethylen genannt). Seine Summenformel ist C 2H4.
Es hat die Halbstrukturformel CH2=CH2.

Die Namen der Alkene werden gebildet durch den Wortstamm (Zahlwort für Länge der
Hauptkette) die Nummer des C-Atoms der Hauptkette mit der Doppelbindung und der
Endung -en:

Propen: CH2=CH-CH3
Im Propen ist die Doppelbindung immer zwischen C1 und C2, daher ist eine
Angabe des C-Atoms mit der Doppelbindung nicht notwendig.

But-1-en: CH2=CH-CH2-CH3
But-2-en: CH3-CH=CH-CH3
Beide Verbindungen haben die Summenformel C4H8. Sie sind Isomere der
Summenformel C4H8.

Hat ein Molekül mehr als eine Doppelbindung, so wird die Zahl der Doppelbindungen
durch ein vorangestelltes griechisches Zahlwort angegeben,

z. B. Buta-1,3-dien: CH2=CH-CH=CH2,
Hexa-1,2,4-trien: CH2=C=CH-CH=CH-CH3.

C-Atome mit Doppelbindungen bekommen die kleinstmögliche Nummer.


Bei Strukturformeln und Halbstrukturformeln ist darauf zu achten, dass Kohlenstoff als
Element der 2. Periode maximal 8 Valenzelektronen haben kann.
Alkene haben folgende Summenformeln:

1 Doppelbindung: CNH2N
2 Doppelbindungen: CNH2N-2
3 Doppelbindungen: CNH2N-4.

Tabelle 2 zeigt Alkene mit 2 bis 5 C-Atomen.

Ethen C2H4 CH2=CH2 gasförmig


Propen C3H6 CH2=CH-CH3 gasförmig
Propa-1,2-dien C3H4 CH2=C=CH2 gasförmig
But-1-en C4H8 CH2=CH-CH2-CH3 gasförmig
But-2-en C4H8 CH3-CH=CH-CH3 gasförmig
Buta-1,2-dien C4H6 CH2=C=CH-CH2 gasförmig
Buta-1,3-dien C4H6 CH2=CH-CH=CH2 gasförmig
Pent-1-en C5H10 CH2=CH-CH2-CH2-CH3 flüssig
Pent-2-en C5H10 CH3-CH=CH-CH2-CH3 flüssig
Penta-1,2-dien C5H8 CH2=C=CH-CH2-CH3 flüssig
Penta-1,3-dien C5H8 CH2=CH-CH=CH-CH3 flüssig
Penta-1,2,3-trien C5H6 CH2=C=C=CH2-CH3 flüssig
Penta-1,2,4-trien C5H6 CH2=C=CH-CH=CH2 flüssig
_________________________________________________________

Aufgrund der unterschiedlichen Lage und Zahl der Doppelbindungen in den einzelnen
Butenen und Pentenen existieren folgende Isomere:

Summenformel C4H8: But-1-en, But-2-en,


Summenformel C4H6: Buta.1,2-dien, Buta-1,3-dien,
Summenformel C5H10: Pent-1-en, Pent-2-en,
Summenformel C5H8: Penta-1,2-dien, Penta-1,3-dien,
Summenformel C5H6: Penta-1,2,3-trien, Penta-1,2,4-trien.

C=C-Doppelbindungen

Die folgende Erklärung ist in Abbildung 7 demonstriert am Beispiel des Ethens.

Die C=C-Doppelbindung der Alkene besteht aus 2 Bindungselektronenpaaren in 2


bindenden Molekülorbitalen: einem -Orbital und einem -Orbital.

Das -Orbital wird gebildet durch die Überlappung zweier sp2-Hybridorbitale von je einem
Kohlenstoffatom.
sp2-Hybridorbitale an einem Atom haben einen Winkel von 120°, daher sind C=C-
Doppelbindungen planar (in der Ebene). Das -Orbital befindet sich genau zwischen den
C-Atomen, in der Bindungsachse. Solch eine Bindung ist eine -Bindung. -Bindungen
sind drehbar.

Das -Orbital wird gebildet durch die Überlappung von je einem p-Orbital der beiden C-
Atome. Man nennt dieses Orbital -Orbital, die Bindung nennt man -Bindung.
Die p-Orbitale überlappen in 2 Bereichen: in einem Bereich oberhalb der C-C-
Verbindungsachse und in einem Bereich unterhalb der C-C-Verbindungsachse. Die 2
Elektronen sind entweder im oberen oder im unteren Bereich. Es ist nicht möglich, dass
ein Elektron im oberen und ein Elektron im unteren Bereich ist.
-Bindungen sind daher nicht drehbar.

Abbildung 7 zeigt den Aufbau der C=C-Doppelbindung am Beispiel des Ethens.


Abbildung 7

Aufgabe 3: Geben Sie die Halbstrukturformeln folgender Verbindungen und die


Hybridisierung aller C-Atome.
a) Hex-1-en, Hex-2-en, Hex-3-en.
b) Hexa-1,2-dien, Hexa-1,3-dien, Hexa-2-3-dien,
c) Hexa-1,2,3-trien, Hexa-1,2,4-trien, Hexa-1,3-5-trien.
d) Geben Sie Name und Halbstrukturformeln der restlichen Hexatriene.

Aufgabe 4: Geben Sie die Namen der folgenden Alkene und die Hybridisierung aller C-
Atome.
a) CH2=CH-CH2-CH3, CH3-CH=CH-CH2-CH3, CH2=CH-CH2-CH2-CH3
b) CH2=C=CH-CH2-CH3, CH3-CH=CH-CH=CH-CH2-CH3
c) CH2=CH-CH=CH-CH2-CH=CH2, CH3-CH=CH-CH=CH-CH=CH-CH3
d) CH3-CH=CH-CH=CH-CH=CH-CH2-CH=CH2
Beachten Sie bei der Numerierung der C-Atome der Hauptkette, dass die
Doppelbindungenmöglichst kleine Nummern haben.
Nomenklatur verzweigter Alkene

Die Seitenketten der verzweigten Alkene werden genauso bezeichnet wie die der
verzweigten Alkane.
Die Hauptkette ist die längste Kette mit mindestens einer Doppelbindung. Die
Numerierung der Kohlenstoffe richtet sich nach der Position der Doppelbindung in der
Hauptkette, die am nächsten zum Kettenanfang oder Kettenende liegt. Das C-Atom mit
dieser Doppelbindung bekommt die kleinstmögliche Nummer.
Der Rest ist gleich der Nomenklatur der verzweigten Alkane. Abbildung 8 zeigt das
Beispiel der Numerierung der Kohlenstoffatome in 3-Methylbut-1-en und 2-Methylbutan.

________________________________________________________________________
Abbildung 8: Numerierung der C-Atome in 3-Methylbut-1-en und 2-Methylbutan

1 2 3 4 4 3 2 1
CH2=CH-CH-CH3 CH3-CH-CH-CH3
| |
CH3 CH3
3-Methylbut-1-en 2-Methylbutan

In 2-Methylbutan bestimmt das C-Atom mit der Methyl-Seitenkette die Numerierung, in 3-


Methyl-but-1-en die Doppelbindung, da Doppelbindungen eine höhere Priorität als
Seitenketten haben.
Die Hybridisierung der C-Atome der Hauptkette im 3-Methylbut-1-en ist:
C1, C2: sp2+p,
C3, C4: sp3.

Abbildung 9 zeigt die systematische Nomenklatur verzweigter Alkene. (hier weiter)


Abbildung 9
Numerierung der C-Atome substituierter Alkene mit symmetrischer Verteilung der
Doppelbindungen:
C-Atome mit Seitenketten bekommen die kleinstmögliche Nummer. Beispiel:

1 2 3 4
CH2=C-CH=CH2
|
CH3
2-Methylbut-1-en.

Eine Besonderheit der C=C-Doppebindung ist die cis-trans-Isomerie. Sie ist eine
Konsequenz der Nichtdrehbarkeit (Starrheit) der C=C-Doppelbindung. Cis-trans-Isomerie
tritt bei allen Doppelbindungen auf, ausser denen an C1.

CH3
|
CH2-C = C-CH3 CH2-C = C-CH3
| | |
CH3 CH3 CH3
cis-But-2-en trans-But-2-en

In cis-Alkenen sind Seitenketten und Substituenten auf der gleichen Seite der
Doppelbindung, in trans-Alkanen sind sie auf der jeweils entgegebgesetztzen Seite.
Abbildung 9.
Aufgabe 5 a) Geben Sie die Halbstrukturformel, die Hybridisierung aller C-Atome die
Strukturformel und die Summenformel folgender Verbindungen.
2-Methyl-3,5-dimethylhexa-1,4-dien,
3,6-diethyl-4,5-dimethyl-hepta-2,4,5-trien.
b) Geben Sie Name, Halbstrukturformel, Strukturformel und Hybridisierung der
C-Atome der Hauptkette:
Hauptkette: 6 C-Atome, Doppelbindungen an C2 und C4,
Methylseitenketten an C2, C5, Propylseitenkette an C3.
c) Geben Sie Name, Halbstrukturformel, Strukturformel und Hybridisierung der
C-Atome der Hauptkette:
Hauptkette 5 C-Atome, Doppelbindungen an C1 und C3, C1-Seitenkette an
C2, C2-Seitenkette an C3.

Aufgabe 6a: Bestimmen Sie die Namen, Halbstrukturformeln und Summenformeln


folgender Verbindungen (Abbildung 10a).
Aufgabe 6b: Bestimmen Sie die Namen, Strukturformeln und Summenformeln folgender
Verbindungen (Abbildung 10b).

Abbildung 10b

Homologe Reihe der Alkine: Kohlenwasserstoffe mit Dreifachbindungen

Alkine haben mindestens eine Dreifachbindung zwischen 2 Kohlenstoffatomen.


Sie haben ähnliche physikalische Eigenschaften (Schmelz- und Siedetemperatur, Dichte)
wie die Alkane und Alkene. Die chemischen Eigenschaften Brennbarkeit und der Bildung
explosiver Gemische mit Luft (gasförmige und flüssige Alkine) haben sie auch mit den
Alkanen und Alkinen gemeinsam. Andere chemische Eigenschaften sind ähnlich der von
Alkenen.

Das einfachste Alkin ist das Ethin (auch Acetylen genannt). Seine Summenformel ist C 2H2.
Es hat die Halbstrukturformel CH≡CH.
Die Namen der Alkine werden gebildet durch den Wortstamm (Zahlwort für Länge der
Hauptkette), die Nummer des C-Atoms der Hauptkette mit der Dreifachbindung und der
Endung -in. Hat ein Molekül mehr als eine Dreifachbindung, so wird die Zahl der
Dreifachbindungen durch ein vorangestelltes griechisches Zahlwort angegeben,

z. B. Buta-1,3-dien: CH≡C-C≡CH,
Hexa-1,3,5-triin: CH≡C-C≡C-C≡CH.

C-Atome mit Dreifachbindungen bekommen die kleinstmögliche Nummer.


Bei Strukturformeln und Halbstrukturformeln ist darauf zu achten, dass Kohlenstoff als
Element der 2. Periode maximal 8 Valenzelektronen haben kann.
Alkine haben folgende Summenformeln:

1 Dreifachbindung: CNH2N-2
2 Dreifachbindungen: CNH2N-6
3 Dreifachbindungen: CNH2N-10

Die Dreifachbindung hat eine höhere Priorität als die Doppelbindung. Verbindungen mit
Dreifachbindungen und Doppelbindungen sind Alkine mit Doppelbindungen, keine Alkene
mit Dreifachbindungen..
Daher ist der Name der Verbindung CH≡C-CH=CH2 Tetra-3-en-1-in. Das C-Atom der
Dreifachbindung hat die kleinstmögliche Nummer.
Tabelle 3 zeigt Alkine mit 2 bis 4 C-Atomen.

Ethin C2H2 CH≡CH gasförmig


Propin C3H4 CH≡C-CH3 gasförmig
But-1-in C4H6 CH≡C-CH2-CH3 gasförmig
But-2-in C4H6 CH3-C≡C-CH3 gasförmig
Buta-1,3-diin C4H2 CH≡C-C≡CH gasförmig
But-3-en-1-in C4H4 CH≡C-CH-CH2 gasförmig
Tabelle 3.

C≡C-Dreifachbindungen

Die C≡C-Dreifachbindung der Alkine besteht aus 3 Bindungselektronenpaaren in


bindenden Molekülorbitalen.
Ein Bindungselektronenpaar ist ein in einem -Molekülorbital, dass durch die Überlappung
zweier sp-Hybridorbitale von je einem Kohlenstoffatom gebildet wird. Es befindet sich
genau zwischen den C-Atomen, in der Bindungsachse(-Bindung). sp-Hybridorbitale an
einem Atom haben einen Winkel von 180°, daher ist die C≡C-Dreifachbindung gestreckt.
Die anderen 2 Bindungselektronenpaare sind in -Molekülorbitalen, die durch die
Überlappung der p-Orbitale von je einem C-Atom gebildet wird (-Orbital). Die beiden -
Bindungen sind jeweils oberhalb und unterhalb der Bindngsachse der -Bindung und
stehen senkrecht zueinander. Sie sind nicht drehbar, daher ist die C≡C-Dreifachbindung
nicht drehbar.

Abbildung 11 zeigt den Aufbau der C≡C-Dreifachbindung am Beispiel des Ethins.


Nomenklatur verzweigter Alkine

Die Seitenketten der verzweigten Alkine werden genauso bezeichnet wie die der
verzweigten Alkane und Alkene.
Die Hauptkette ist die längste Kette mit mindestens einer Dreifachbindung. Die
Numerierung der Kohlenstoffe richtet sich nach der Position der Dreifachbindung in der
Hauptkette, die am nächsten zum rechten oder linken Kettenende liegt. Das C-Atom mit
dieser Dreifachbindung bekommt die kleinstmögliche Nummer.
Der Rest ist gleich der Nomenklatur der verzweigten Alkane und Alkene. Abbildung 12
zeigt das Beispiel der Numerierung der Kohlenstoffatome in 3-Methylbut-1-in, 3-Methyl-
but-1-en und 2-Methylbutan.
_______________________________________________________________________
Abbildung 12: Numerierung der C-Atome in 3-Methylbut-1-in, 3-Methyl-but-1-en und 2-
Methylbutan

1 2 3 4 1 2 3 4 4 3 2 1
CH≡C-CH-CH3 CH2=CH-CH-CH3 CH3-CH-CH-CH3
| | |
CH3 CH3 CH3
3-Methylbut-1-in 3-Methylbut-1-en 2-Methylbutan
Die Hybridisierung der C-Atome der Hauptkette im 3-Methylbut-1-in ist:

C1, C2: sp+p2,


C3, C4: sp3.

Abbildung 13 zeigt die systematische Nomenklatur der substituierten Alkene.

Abbildung 13

a) CH3-C≡C-CH-CH-C≡CH
| |
CH3 CH3

Hauptkette: 7 C-Atome, 3 Doppelbindungen, 2 Methylseitenketten.

Die rechte Dreifachbindung ist näher am rechten Kettenende als die linke Dreifachbindung
am linken Kettenende. Die Numerierung beginnt rechts.

7 6 5 4 3 2 1
CH3-C≡C-CH-CH-C≡CH
| |
CH3 CH3

2 Dreifachbindungen: an C1 und C5: ein Hepta-1,5-diin


Methylseitenketten an C3 und C4.

Molekülname: 3,4-Dimethylhepta-1,5-diin

b) CH≡C-C = C-CH2-C=CH2
| | |
CH3 CH2 CH3
|
CH3

Hauptkette: 7 C-Atome, 2 Doppelbindungen, eine Dreifachbindung, 2 Methylseitenketten,


eine Ethylseitenkette.

Numerierung von links, da die Dreifachbindung näher dem linken als dem rechten
Kettenende ist:
1 2 3 4 5 6 7
CH≡C-C = C-CH2-C=CH2
| | |
CH3 CH2 CH3
|
CH3
2 Methylgruppen an C3 und C6: 2,6-Dimethyl
1 Ethylgruppe an C4, Ethyl im Alfabet vor Methyl (E vor M): 4-Ethyl, 2,6-Dimethyl

Molekülname: 3,6-Dimethyl-4-ethylhepta-3,6-dien-1-in.
Aufgabe 7 a) Geben Sie die Strukturformel, die Halbstrukturformel, die Hybridisierung aller
C-Atome, und die Summenformel folgender Verbindungen.
2,5-Dimethylhexa-1-en-3-in.
3,4-Diethyl-7-methyl-1,5-diin.

b) Geben Sie den Namen, die Strukturformel, die Halbstrukturformel, und die
Hybridisierung der C-Atome der Hauptkette:
Hauptkette: 6 C-Atome, Dreifachbindungen an C1 und C4,
Methylseitenkette an C3, Propylseitenkette an C3.

c) Geben Sie den Namen, die Strukturformel, die Halbstrukturformel, und die
Hybridisierung der C-Atome der Hauptkette:
Hauptkette 6 C-Atome, Dreifachbindung an C1, Doppelbindung an C5, zwei
C1-Seitenketten an C3, eine C1-Seitenkette an C5.

Aufgabe 8a: Bestimmen Sie die Namen, Strukturformeln, Hybridisierung der C-Atome der
Hauptkette und Summenformeln folgender Verbindungen (Abbildung 14a).

Abbildung 14a

Aufgabe 8b: Bestimmen Sie die Namen, Halbstrukturformeln, Hybridisierung der C-Atome
der Hauptkette und Summenformeln folgender Verbindungen (Abbildung
13b).
Abbildung 14b

Cyclische Kohlenwasserstoffe

Die bisher vorgestellten organischen Verbindungen bestanden aus unverzweigten und


verzweigten Kohlenstoffketten.
In cyclischen Kohlenwasserstoffen bilden die Kohlenstoffatome Ringe. Abbildung 15 zeigt
einige cyclische Alkane (Cycloalkane) als Halbstrukturformel, Strukturformel und
Summenformel.
Cycloalkane haben die Summenformel CNH2N, das ist die gleiche Summenformel wie die
der Alkene. Daher sind Alkene und Cycloalkane der gleichen Summenformel Isomere.
n-Alkane und Cycloalkane der gleichen Summenformel mit mehr als 4 C-Atomen haben
ähnliche Eigenschaften.
Cyclopropan reagiert beim Erhitzen zu Propen. Ein Molekül Cyclobutan reagiert beim
Erhitzen zu 2 Molekülen Ethen Abbildung 16a).
Diese Reaktionen sind Reaktionen erster Ordnung. Ihr Zeitgesetz lautet daher:

r = k*cEdukt.

Abbildung 16a.

Da das Schreiben von Halbstrukturformeln cyclischer Kohlenwasserstoffe oft viel Zeit in


Anspruch mit, gibt es vereinfachte Halbstrukturformeln. Man zeichnet die
Kohlenstoffatome als Ecken des Polygons. Wasserstoffatome werden nicht geschrieben.
Methylseitenketten sind Striche, Ethylseitenketten sind Winkel (Abbildung 16b).

Abbildung 16b.

C1 ist das Atom mit der im Alfabet zuerst erscheinenden Seitenkette.

Auch für kettenförmige Kohlenwasserstoffe werden die vereinfachten Halbstrukturformeln


oft verwendet.
Bei Cycloalkenen sind immer C1 und C2 die C-Atome mit Doppelbindungen. Dort beginnt
die Numerierung Abbildung 17).
Abbildung 17.

Cycloalkine sind instabil und sind nicht Thema des Unterrichts.

Aufgabe 9a: Bestimmen Sie die Namen, Summenformeln, vereinfachten


Halbstrukturformeln und Strukturformeln der in Abbildung 18a abgebildeten
cyclischen Kohlenwasserstoffe. Geben Sie die Hybridisierung der
Kohlenstoffatome im Ring.

Abbildung 18a.
Aufgabe 9b: Bestimmen Sie die Namen, Summenformeln, Halbstrukturformeln und
Strukturformeln der in Abbildung 18b abgebildeten cyclischen
Kohlenwasserstoffe. Geben Sie die Hybridisierung der
Kohlenstoffatome im Ring.

Abbildung 18b.

Aufgabe 9c: Bestimmen Sie die Halbstrukturformeln, vereinfachten Halbstrukturformeln


und Strukturformeln der folgenden cyclischen Kohlenwasserstoffe. Geben
Sie die Hybridisierung der Kohlenstoffatome im Ring:

2,3-Dimethyl,4-Propylcyclopentan,
3,5-Diethyl-4-Propylcyclo-1,4-hexadien,
3,5-Diethyl-4-Methylcyclo-1,3,5-heptatrien.

Aromatische Kohlenwasserstoffe (Aromaten, Arene)

Aromatische Kohlenwasserstoffe sind cyclische Verbindungen mit formal abwechselnden


Einfach- und Doppelbindungen (konjugierte Doppelbindungen). Sie sind ebene Moleküle.
Die Bezeichnug „aromatisch“ ist historisch bedingt, da viele Aromaten einen aromatischen
Geruch haben.
Die bekannteste Verbindung dieser Stoffklasse ist das Benzol, C6H6. Das Benzolmolekül
ist ein ebener Ring aus 6 Kohlenstoffatomen, die je eine Bindung zu einem
Wasserstoffatom haben.
Abbildung 19a zeigt die Strukturformel des Benzols, wie sie aus den 2 Resonanzformeln
(mesomeren Grenzformeln) resultiert und die vereinfachte Strukturformel.
Abbildung 19a

Benzol ist ein wichtiger Ausgangsstoff der chemischen Industrie. Derivate des Benzols
(Benzolverbindungen mit Substituenten) finden Verwendung in der Herstellung von
Medikamenten, Pflanzenschutzmitteln, Farben und Sprengstoffen. Sie sind auch
Bestandteile von Proteinen und anderen biologisch wichtigen Stoffen.
Benzol ist eine klare Flüssigkeit mit einentümlichem Geruch. Es ist brennbar und bildet mit
Luft explosive Gemische. Benzol ist giftig und krebserregend. Daher ist bei der Arbeit mit
Benzol äusserste Vorsicht notwendig. Die meisten Benzolverbindungen mit Seitenketten
sind jedoch harmlos.

Chemische Bindung in Benzol

Die Kohlenstoffatome sind sp2-hybridisiert. Daher bilden sie 3 sp2-Hybridorbitale. Von


jedem der 6 C-Atome nimmt ein p-Orbital nicht an der Hybridisierung teil.
Die 3 sp2-Hybridorbitale bilden 2 sp2-sp2--Bindungen zu benachbarten
Kohlenstoffatomen.
Die CH-Bindungen bestehen aus dem s-Orbital des H-Atoms und dem 3. sp2-Hybridorbital
des C-Atoms. Es sind sp2-s--Bindungen.
Die p-Orbitale der C-Atome bilden p-p--Bindungen. Die p-Bindungselektronen sind nicht
zwischen 2 C-Atomen lokalisiert, man nennt die Gesamtheit der p-Orbitale ein
delokalisiertes -System.
Daher bestehen die Bindungen zwischen den C-Atomen des Benzolmoleküls aus einem
sp2-sp2--Teil und einem delokalisierten p-p--Teil.
Abbildung 19b zeigt die Bindungen im Benzolmolekül. Die -Bindungen sind als Striche
dargestellt.

Abbildung 19b

Benzolverbindungen mit Seitenketten (Benzolderivate)

In Benzol können die Wasserstoffatome durch Seitenketten ersetzt sein. Solche


Verbindungen nennt man Benzolderivate. Das C-Atom mit der zuerst im Alfabet
erscheinenden Seitenkette ist C1. Die weiteren Seitenketten werden von dort gezählt.
Abbildung 20 zeigt einige Benzolderivate.
Abbildung 20.

Die linke Seite in Abbildung 20 zeigt die Seitenketten in Halbstrukturformeln, was häufig in
der Fachliteratur zu finden ist. Die vereinfachten Halbstrukturen sind auf der rechten Seite
in Abbildung 20.
Der Benzolring als Seitenkette (C6H5) trägt en Namen Phenylseitenkette.

Aufgabe 10a: Geben Sie die Namen, Summenformeln und vereinfachten


Halbstrukturformeln der folgenden Benzolderivate in Abbildung 21a.

Aufgabe 10b: Geben Sie die Namen, Summenformeln und Halbstrukturformeln der
folgenden Benzolderivate in Abbildung 21b.
Aufgabe 10 c: Geben Sie die Halbstrukturformel, vereinfachte Halbstrukturformel und
Summenformel der folgenden Benzolderivate.
1,4-Diethyl, 3,5-dimethylbenzol,
1,3-Diethyl, 2,4-dipropylbenzol,
1,4-Diphenylbenzol,
1,3,5-Triethyl, 2,4,6-trimethylbenzol.

Halogenkohlenwasserstoffe

In Halogenkohlenwasserstoffen ist sind Wasserstoffatome durch ein Halogenatome ersetzt.


Die Halogenatome nennt man Substituenten.
Halogenkohlenwasserstoffe haben einen höheren Schmelz-und Siedepunkt als die
unsubstituierten Verbindungen. Der Grund ist die höhere Masse der Halogenatome im
Vergleich zu Wasserstoff. Die Halogen-Kohlenstoffbindungen sind sehr schwach polar. Es
existieren zwar Parialladungen, sie reichen aber nicht, um die entsprechenden Moleküle
polar genug zu machen, damit sich die Substanzen in Wasser lösen. Daher sind sie nicht
wasserlöslich, aber löslich in unpolaren organischen Lösungsmitteln, wie z. B. In flüssigen
kettenförigen Kohlenwasserstoffen (z. B. die Alkane Hexan bis Decan), Cyclohexan und
Benzol.
Sie sind wichtige Zwischenprodukte der chemischen Industrie. Da sie giftig und zum Teil
krebserregend sind, werden sie nicht mehr als Lösungsmittel, Reinigungsmittel oder
Betäubungsmittel genutzt. Daher erfordert die Arbeit mit Halogenkohlenwasserstoffen
hohe Sicherheitsstandards.

Beispiele und Nomenklatur

Monochlormethan: CH3Cl
Dichlormethan: CH2Cl2
Trichlormethan: CHCl3
Tetrachlormethan: CCl4
Monochlorethan: CH2Cl-CH3
1,2-Dichlorethan: CH2Cl-CH2Cl
1,1-Dichlorethan: CHCl2-CH3
Monochlorethen: CHCl=CH2
1,2-Dibromethen: CHBr=CHBr

Bei Raumtemperatur ist Monochlormethan wie Methan ein Gas, siedet aber bei höheren
Temperaturen. Monochlorethan siedet bei 14°C. Dichlormethan, Trichlormethan und
Tetrachlormethan sind bei Raumtemperatur flüssig. Auch die mit Halogenen substituierten
Kohlenwasserstoffe mit 2 C-Atomen bis 8 C-Atomen sind Flüssigkeiten, die mit mehr C-
Atomen sind wachsartig bis fest.

Bei der Numerierung der C-Atome in den Hauptketten verzweigter Kohlenwasserstoffe


wird kein Unterschied zwischen Halogensubstituenten und Seitenketten gemacht.

CHBr=CH-CHBr-CH-CH3 CH2Cl-CHCl-CHB-CH-CH3
| | |
CH2-CH3 CH3 CH3
1-Brom-2-ethyl-4-methylpent-1-en 1,2-Dichlor-4-methylpentan

Die Numerierung der Kohlenstoffatome in der Hauptkette in Alkenen wird durch die
Doppelbindung bestimmt, in Alkinen durch die Dreifachbindung.
In Alkanen bestimmen die Substituenten und Seitenketten die Numerierung. Da in 1,2-
Dichlor-4-methylpentan das Chloratom näher am linken Kettenende ist als die
Methylseitenkette rechts, ist C1 das C-Atom mit der Bindung zum Chloratom.

In Halogenalkenen mit Halogenatom oder Seitenkette an beiden C-Atomen der


Doppelbindung gibt es cis-trans-Isomerie. Die Isomere nennen sich cis-Isomer und trans-
Isomer.

cis bedeutet, die Halogenatome oder Seitenketten sind auf einer Seite der Doppelbindung,
trans bedeutet, auf der entgegengesetzten Seite.
Cl
|
CH2-C=C-CH3 CH2-C=C-CH3
| | |
Cl Cl Cl
cis-2,3-Dichlorbut-2-en trans-2,3-Dichlorbut-2-en

CH3
|
CH2-C=C-CH3 CH2-C=C-CH3
| | |
Cl CH3 Cl
cis-2-Chlor-3-methylbut-2-en trans-2-Chlor-3-methylbut-2-en
Cl
|
CH=CH CH=CH
| | |
Cl Cl Cl
cis-1,2-Dichlorethen trans-1,2-Dichlorethen

Aufgabe 11a: Bestimmen Sie die Namen, die Summenformeln und die Hybridisierung der
C-Atome der Hauptkette in folgenden Verbindungen (Abbildung 22).
In dieser Aufgabe brauchen Sie die cis-trans-Isomerie nicht zu
berücksichtigen.
Aufgabe 11b: Bestimmen Sie die Halbstrukturformeln, Summenformeln und die
Hybridisierung der C-Atome der Hauptkette in folgenden Verbindungen.
2-Chlor-3,5-diethyl-hexa-3,5-dien,
1,3,5-Tribrom-2,4-diemethylhepta-1,3-dien-1-in
2,4-Dibrom.3,5-dichlor-1,6-diethylcyclohexan,
1,3-Dichlor-2,4-Diphenylbenzol.

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