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2. Deutscher Bundestag - 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22.

Januar 1954 303

Beratung des Mündlichen Berichts des Haus-


haltsausschusses über den Antrag des
Bundesministers der Finanzen betr. Nach-
trägliche Mitteilung an den Bundestag von
der Bestellung eines Erbbaurechts an einem
reichseigenen Teilgrundstück des früheren
Munitionsdepots in Kiel-Dietrichsdorf
(Drucksachen 123, 26) 319 C
Beschlußfassung 319 D

Beratung des Schriftlichen Berichts des Aus-


schusses für Außenhandelsfragen über den
Entwurf einer Zweiten Verordnung über
Zolltarifänderungen aus Anlaß der Errich-
tung des Gemeinsamen Marktes der Euro-
päischen Gemeinschaft für Kohle und
Stahl (Drucksachen 130, 69) in Verbindung
11. Sitzung mit der

Beratung des Schriftlichen Berichts des Aus-


Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954.
schusses für Außenhandelsfragen über den
Entwurf einer Dritten Verordnung über
Zolltarifänderungen aus Anlaß der Errich-
tung des Gemeinsamen Marktes der Euro-
Geschäftliche Mitteilungen 304 A päischen Gemeinschaft für Kohle und
Stahl (Drucksachen 131, 1) sowie mit der
Mitteilung über Zurückziehung des An-
trags der Fraktion der DP betr. Genocide-
Beratung des Schriftlichen Berichts des Aus-
Konvention (Drucksache 23), des Antrags
schusses für Außenhandelsfragen über den
der Fraktion der FDP betr. Stillegung von
Entwurf einer Vierten Verordnung über
Getreidemühlen (Drucksache 145) und des
Zolltarifänderungen aus Anlaß der Errich-
- Antrags der Fraktion der DP betr. Finanz tung des Gemeinsamen Marktes der Euro-
und Steuerreform (Drucksache 177) . . . 304 A päischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl
(Zollkontingents-Verordnung) (Druck-
Absetzung der Großen Anfragen betr. Rege- sachen 132, 2) 319 D
lung der verbrieften Reichsschulden
(Drucksache 95) und betr. Regelung der Birkelbach (SPD):
Anleihen des Deutschen Reiches und des als Berichterstatter 320 A
Landes Preußen (Drucksache 140) von der
Tagesordnung 304 A Schriftliche Berichte . . . 321, 322, 323
Erste Beratung des von der Fraktion der DP Beschlußfassung 320 C
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung des Körperschaftsteuergesetzes
(Drucksache 151) 304 B Nächste Sitzung 304 C, 319 C, 320 C

Überweisung an den Ausschuß für Finanz-


und Steuerfragen und an den Ausschuß
für Kommunalpolitik 304 B, 320 C
Anlage 1: Schriftlicher Bericht des Ausschus-
Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes ses für Außenhandelsfragen über den Ent-
über die Feststellung des Bundeshaushalts- wurf einer Zweiten Verordnung über Zoll-
plans für das Rechnungsjahr 1954 (Haus- tarifänderungen (Drucksache 130) . . . . 321
haltsgesetz 1954) einschließlich Ergänzungs-
vorlage (Drucksache 200) in Verbindung
mit der Anlage 2: Schriftlicher Bericht des Ausschus-
ses für Außenhandelsfragen über den Ent-
wurf einer Dritten Verordnung über Zoll-
Ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes
über die Inanspruchnahme eines Teils der tarifänderungen (Drucksache 131) . . . . 322
Einkommensteuer und der Körperschaft-
steuer durch den Bund im Rechnungsjahr Anlage 3: Schriftlicher Bericht des Ausschus-
1954 (Drucksache 201) 304 B ses für Außenhandelsfragen über den Ent-
Schäffer, Bundesminister der Finanzen 304 C wurf einer Vierten Verordnung über Zoll-
tarifänderungen (Zollkontingents-Verord-
Weiterberatung vertagt 319 C nung) (Drucksache 132) 323
804 2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954

Die Sitzung wird um 9 Uhr 34 Minuten durch ersten Beratung am 4. Februar stattfindet. — Das
den Präsidenten D. Dr. Ehlers eröffnet. Haus ist mit dieser Regelung einverstanden.
Das Wort hat der Herr Bundesminister der Fi-
Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und nanzen.
Herren! Ich eröffne die 11. Sitzung des Deutschen
Bundestages und bitte um Bekanntgabe der Namen Schäffer, Bundesminister der Finanzen: Herr
der entschuldigten Abgeordneten. Präsident! Meine Damen und Herren! Im Namen
der Bundesregierung habe ich die Ehre, Ihnen den
Lange, Schriftführer: Der Präsident hat für die Haushalt der Bundesrepublik für das Jahr 1954
heutige Sitzung Urlaub erteilt den Abgeordneten vorzulegen. Der Bundesrepublik! Eine echte und
Sabaß, Fürst von Bismarck, Frau Wolff (Berlin), wahre Republik wird ein Staat nicht dadurch, daß
Ziegler, Fassbender, Raestrup, Brese, Stahl, Dr. er nur keine Monarchie ist. Er wird sie dadurch,
Bucerius, Diekmann, Schneider (Hamburg), Keu- daß der Gedanke der „res publica" in allen
ning, Seuffert, Brandt (Berlin) und Oetzel. Staatsbürgern lebt und von allen Staatsbürgern
verstanden wird. Die res publica spiegelt
Präsident D. Dr. Ehlers: Danke vielmals. sich in dem Haushaltsplan des Staates wider. Er
Die übrigen amtlichen Mitteilungen werden ohne und die gesamte Finanzpolitik gehen a 11 e an. Er
Verlesung ins Stenographische Protokoll aufge- setzt sich aus Teen zusammen, die sich. an Teile
nommen: des Staatsvolkes richten; aber als Ganzes ist er
das Bild des Staates und des gesamten Staats-
Die Fraktion der DP hat unter dem 10. November 1953 ihren lebens und sollte in dem Sinne auch gewürdigt
Antrag betreffend Genocide-Konvention — Drucksache 23 werden.
—zurückgezogen.
Die Fraktion der FDP hat mit Schreiben vom 20. Januar 1954 Bundesregierung, und Bundesfinanzministerium
ihren Antrag betreffend Stillegung von Getreidemühlen —
bemühen sich auch, die Anteilnahme der tiffent-
Drucksache 145 — unter Bezugnahme auf die Antwort des Herrn
Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten auf lichkeit an den Fragen der öffentlichen Finanz-
ihre Kleine Anfrage 4 — Drucksachen 80, 147 — zurückgezogen. wirtschaft allseits zu wecken. Wenn der Steuer-
Die Fraktion der DP hat mit Schreiben vom 20. Januar 1954 zettel in das Haus geflattert kommt, dann findet
ihren Antrag betreffend Finanz- und Steuerreform — Druck- die Finanzpolitik des Staates wohl immer eine
sache 177 — zurückgezogen.
„Würdigung" durch den Steuerzahler,
Ich habe bekanntzugeben, daß nach einer inter- (Heiterkeit)
fraktionellen Vereinbarung die Punkte 1 a und b, die dann aber nicht aus der Sachkunde und Kennt-
GroßeAnfagdFktierDPbfnd nis der Zusammenhänge, sondern aus seiner augen-
Regelung der verbrieften Reichsschulden und Große blicklichen Gefühlsstimmung geboren ist, und die
Anfrage der Fraktion der SPD betreffend Regelung Vertreter dies Volkes in den deutschen Parlamenten
der Anleihen des Deutschen Reiches und des Landes spüren das Echo dieser Gefühlsstimmung. Es wäre
I) Preußen, Drucksachen 95 und 140, heute von der wohl besser, wenn von vornherein die öffentliche
Tagesordnung abgesetzt werden. — Das Haus ist Finanzpolitik mit einem Teil jener Anteilnahme
mit dieser Änderung der Tagesordnung einver- wenigsten verfolgt und beurteilt würde, die der
standen. einzelne seinem Steuerbescheid endlich widmet;
Ich rufe auf den Punkt 2: denn letzten Endes ist der Steuerbescheid der Aus-
fluß der gesamten Finanzpolitik des Staates.
Erste Beratung des von der Fraktion der
DP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes Über diese Finanzpolitik des Staates habe ich
zur Änderung des Körperschaftsteuergesetzes heute wieder zu sprechen. Im Vorjahr, das das
Abschlußjahr einer Session gewesen ist, gab ich
(Drucksache 151). Ihnen einen Rechenschaftsbericht über das, was
Nach der Vereinbarung im Ältestenrat soll auf in der Vergangenheit getan wurde und was sie
eine Begründung und eine Aussprache in der ersten gebracht hat. Lassen Sie mich heute an Hand des
Beratung verzichtet werden. Ich schlage vor, diesen Ihnen vorliegenden Haushaltsplans einen Blick in
Gesetzentwurf dem Ausschuß für Finanz- und die Zukunft werfen, d. h. einen Blick auf all die
Steuerfragen zu überweisen. — Das Haus ist Fragen, die sich im Haushaltsplan abzeichnen und
damit einverstanden.*) die Gegenstand Ihrer künftigen Verantwortung
und der von Ihnen zu treffenden Entscheidungen
Ich rufe auf den Punkt 3: sein werden.
a) Erste Beratung des Entwurfs eines Ge- Es ist nicht lange her, daß wir die deutsche
setzes über die Feststellung des Bundes- Finanzpolitik vor dem deutschen Wähler zu ver-
haushaltsplans für das Rechnungsjahr treten hatten und daß der Wähler auch über diese
1954 (Haushaltsgesetz 1954) einschließlich Finanzpolitik sein Votum abgegeben hat. Wir
Ergänzungsvorlage (Drucksache 200); haben darauf verwiesen, daß Grundsatz der deut-
schen Finanzpolitik die Wahrung der finanziellen
b) Erste Beratung des Entwurfs eines Ge- Ordnung sein muß. Dem deutschen Volk ist im
setzes über die Inanspruchnahme eines Jahre 1948 eine neue junge Währung gegeben
Teils der Einkommensteuer und der Kör-
perschaftsteuer durch den Bund im Rech- worden, einem Volk, das in einer Generation zwei-
mal eine Zerrüttung seiner Währung mit dem Ende
nungsjahr 1954 (Drucksache 201). der Inflation und der Währungsumstellung erlebte.
Ich weise darauf hin, daß im Ältestenrat verein- Die Finanzpolitik schafft die Voraussetzung
bart worden ist, daß heute nur die Begründung dafür, ob eine Währung gesund bleibt oder nicht.
dieser Gesetzentwürfe durch die Regierung vor- Wir alle haben dem deutschen Wähler versprochen,
genommen wird und daß die Aussprache in der die finanzielle Ordnung zu wahren, und zwar um
der Währung willen. Wir haben aber alle aner-
*) Siehe ergänzenden Beschluß Seite 320 C. kannt, daß es notwendig gewesen ist — um die
2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954 305
(Bundesfinanzminister Schäffer)
Folgen des Krieges zu überwinden, um die äuße- Planung, Ausführung und Kontrolle des Bundes-
ren und inneren Lasten zu tragen und um den haushalts vollzieht und daß die verfassungsmäßige
Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft zu ermög- Sicherung dieser zeitgerechten Erledigung letzten
lichen —, dem deutschen Steuerzahler eine Last Endes eine Errungenschaft und gleichzeitig Voraus-
aufzubürden, die die höchste Steuerlast von allen setzung unserer Demokratie ist. Ich stimme dem
Kulturvölkern geworden ist. Wir haben dem deut- zu, und gerade deshalb bitte ich, diesem heute
schen Volk versprochen, eine Finanzpolitik mit dem eingebrachten Haushaltsplan für 1954 eine schnelle
Ziel zu treiben, eine Erhöhung dieser Steuerlast zu Verabschiedung zu sichern. Ich habe diese Bitte
vermeiden, die Voraussetzungen für eine Milde- schon in Ihrem Haushaltsausschuß vortragen lassen
rung der Steuerlast zu treffen und dabei den ersten und danke für das Verständnis, das diese Anregung
Grundsatz, die finanzielle Ordnung, doch zu dort gefunden hat. Jede übermäßige Verzögerung
wahren. könnte auch die Gefahr finanzieller Unordnung
Wir wissen, wie schwer dies ist, weil es bedeutet, bedeuten, und an dieser Unordnung gewinnt einer
daß sich nicht mehr, wie es die Finanztheorie der bestimmt nicht, nämlich das Parlament, das sein
Vergangenheit dargestellt hat, in der öffentlichen Budgetrecht zu wahren hat.
Finanzwirtschaft die Einnahmen nach den Aus- Der Aufstellung des Haushaltsplans 1954 haben
gaben zu richten haben, sondern daß ich dann, sich in diesem Jahr — ganz abgesehen von den
wenn ich die Ausgaben nicht mehr erhöhen will, zeitlichen Schwierigkeiten, die sich aus dem Datum
den Mut finden muß, mich zu dem Grundsatz zu der Wahl, 6. September, ergaben — besondere sach-
bekennen, daß sich die Ausgaben nach den Ein- liche Schwierigkeiten entgegenstellt. Er konnte
nahmen richten müssen, und daß es infolgedessen trotzdem rechtzeitig fertiggestellt und rechtzeitig
das Bestreben sein muß, alle vermeidbaren Aus- dem Bundesrat und nunmehr Ihnen zugeleitet wer-
gaben auch wirklich zu vermeiden. den. Als Kennzeichen der bestehenden sachlichen
Wir wissen, daß diese Politik zum Gegensatz zu Schwierigkeiten darf ich nur ganz kurz hervor-
den Wünschen vieler führt, die an den Staat mit heben, daß zeitweise die Mehranforderungen, die
Forderungen herantreten, manchmal ohne daran zu an den Bundeshaushaltsplan 1954 gestellt wurden,
denken, ob eine Steigerung der Belastung der All- einen Betrag von 5 Milliarden DM — mit Einschluß
gemeinheit über das erträgliche und über das des früheren Fehlbetrags 1951 sogar 6 Milliar-
wirtschaftsmögliche Maß hinaus herbeigeführt den DM — erreicht haben. Ich darf daran erinnern,
wird. Aber ich darf doch sagen, daß wir mit die- daß ein großer Posten im ordentlichen Haushalt
ser Grundlinie die Sache der res publica, die Sache 1953, nämlich der Beitrag des außerordentlichen
Haushalts zum ordentlichen Haushalt, in diesem
aller vertreten.
Jahr nicht mehr wiederkehren durfte und daß es
Dem Bestreben, die öffentliche Anteilnahme und so eines engen und vertrauensvollen Zusammen-
öffentliche Aufmerksamkeit auch für den Haus- arbeitens aller Verwaltungszweige in der Bundes-
haltsplan des Bundes zu erwecken, scheint die Tat- regierung bedurft hat, um den Haushalt auch recht-
sache entgegenzuwirken, daß unser Haushaltsplan ein zeitig aufzustellen; einen Haushalt, der trotz der
Buch von 2000 Seiten ist und daß viele infolgedessen, in Aussicht genommenen höheren Einnahmen an
erschreckt darüber, gar nicht wagen, dieses Buch Steuern und Zöllen aller Art im Ergebnis dann
auch nur in die Hand zu nehmen. Das Bundes- doch in seinen beiden Teilen zusammen kleiner ist
finanzministerium hat nun an eine gute Tradition als der Haushalt des Jahres 1953.
der Weimarer Republik angeknüpft und die „All-
gemeinen Vorbemerkungen zum Bundeshaushalt" Wenn ich demgegenüber den Haushaltsplan des
herausgegeben, die Ihnen zugegangen sind. Die Landes, in dem die Bundesverwaltung zu Gast ist,
Presse, auf deren Arbeit für die öffentliche Anteil- für 1954 lese, beschleicht mich leiser Neid; konnte
nahme an dem deutschen Bundeshaushalt wir an- man doch den ordentlichen Haushalt dort gegen-
gewiesen sind, hat zu diesen Vorbemerkungen über dem Vorjahr um 10 0/o steigern! Das würde
auch schon geschrieben, daß der Finanzminister im Bundeshaushalt eine Steigerung des ordent-
nun einen großen Teil seiner Karten aufgedeckt lichen Haushalts um 2 1 /2 Milliarden DM bedeutet
habe, um sich nicht ständig der Geheimnistuerei be- haben. Wieviel leichter hätten wir uns bei der
zichtigen zu lassen. Der Finanzminister will wirk- Aufstellung des Haushalts getan, wenn wir diese
lich. daß die Öffentlichkeit weiß, daß die Finanz- Möglichkeiten gehabt hätten! Ich glaube aber sagen
politik der deutschen Bundesrepublik eine Ge- zu dürfen, daß es trotz der Beschränkung des
heimnistuerei nicht kennt. Er fordert Sie alle daher Haushalts gelungen ist, nicht nur die alten Leistun-
zum Studium dieser kleinen Finanzgeschichte der gen aufrechtzuerhalten, sondern auch neue und
wichtige Vorhaben im Bundeshaushaltsplan 1954
Bundesrepublik herzlich auf.
finanziell sicherzustellen.
(Abg. Frau Dr. Weber [Aachen] : Das werden
Welches sind nun die volkswirtschaftlichen
wir tun!)
Grundlagen und Voraussetzungen, von denen wir
Es ist ihm dabei auch darum zu tun, daß durch bei der Aufstellung dieses Haushaltsplans aus-
diese Kenntnis der inneren Entwicklung und der gehen? Wir müssen bei unseren Überlegungen
inneren Zusammenhänge die Beratungen über den davon ausgehen, daß die Steigerung unseres
Bundeshaushaltsplan beschleunigt werden können. Sozialprodukts sich auf die Dauer nicht in dem
An einer Beschleunigung liegt in diesem Jahr um Maße fortsetzen kann, wie es in den ersten Jahren
so mehr, als der Bundeshaushaltsplan 1954 die des Wiederaufbaus der Fall gewesen ist. Die Kurve
Grundlage für viele wichtige Reformen, nicht nur des jährlichen Zuwachses unseres Sozialprodukts
auf finanziellem Gebiet, ist. Ich brauche nur an die muß natürlicherweise abflachen. Wenn der Bundes-
Worte Finanzreform, Steuerreform etc. zu erinnern. finanzminister das ausspricht, so ist er deswegen
kein Pessimist. Er hat bei der Schätzung der
In einem Ausschuß ist kürzlich das Wort gefallen, Steuereinnahmen die Annahme zugrunde gelegt,
daß sich die finanzwirtschaftliche Ordnung unseres daß unser Sozialprodukt in diesem Jahr um weitere
ganzen Staatswesens in dem zeitgerechten Ablauf von rund 5°/o steigen wird. Das ist eine Schätzung, die
306 2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954
(Bundesfinanzminister Schäffer)
weit über den Schätzungen in den meisten euro- schonen. Es liegt darin auch der erste Ansatz für
päischen Ländern liegt. Sie bedeutet, daß, wenn eine Senkung der Steuerbelastung.
wir von einem Bruttosozialprodukt — einschließ-
lich der volkswirtschaftlichen Abschreibungen - „Aber wer will bauen an der Straßen,
von etwa 133 Milliarden DM im Jahre 1953 aus- Muß die Leute reden lassen."
gehen, wir für das Jahr 1954 ein Bruttosozialpro- Gleichzeitig mit dem Bestreben der Entlastung
dukt von voraussichtlich 140 Milliarden DM an- der Wirtschaft und des Steuerzahlers tauchen schon
nehmen können. Das ist also nicht ein Pessimismus, wieder die kritischen Stimmen und gerade aus
sondern ich möchte sagen: fast ein fröhlicher Opti- Kreisen der Wirtschaft auf, daß die Finanzwirt-
mismus, der es uns auch ermöglicht, den bisherigen schaft damit die Konjunktur gefährde, weil die
Kurs der finanzpolitischen Linie beizubehalten. öffentlichen Aufträge und Ausgaben fehlen.
Die Bundesregierung hat sich die Mühe gemacht, (Abg. Pelster: Richtig!)
auch im Haushaltsplan 1954 die Stetigkeit der bis- Ich werde noch in einem anderen Zusammenhang
herigen wirtschaftlichen Entwicklung zu sichern, auf diese Ideen zu sprechen kommen, möchte hier
eine weitestgehende Beschäftigung aller Arbeits- aber betonen: ich halte es für unmöglich, gleich-
fähigen einschließlich der Heimatvertriebenen und zeitig nach finanzieller Entlastung der Wirtschaft,
Flüchtlinge anzustreben und überall die vorhan- des Steuerzahlers durch den Staat und nach höhe-
denen Wirtschaftskräfte zu beleben. ren öffentlichen Aufträgen durch den Staat zu
Die Finanzpolitik des Staates hat dabei Hand rufen.
in Hand zu gehen mit der Wirtschaftspolitik des Was die öffentlichen Investitionen anbetrifft, so
Staates. In einem Staat, der sich zur sozialen muß ich Sie hier doch mit einigen Zahlen be-
Marktwirtschaft bekennt, ist die Aufgabe des helligen, auch wenn ich sonst Zahlen möglichst
öffentlichen Haushalts bei der Lösung der wich- vermeiden will. Die Investitionen von Bund, Län-
tigsten Frage zwischen Wirtschaft und allgemei- dern und Gemeinden haben 1950 rund 5 Milliar-
ner Finanzpolitik, nämlich der Frage der Finan- den DM betragen. Davon trafen 17 % auf den
zierung der Investitionen, grundsätzlich nicht so Bund. Im Jahre 1953 betrugen sie rund 8,1 Mil-
schwer. Der Staat hat Hilfsstellung zu geben, wo liarden DM; davon trafen 29 % auf den Bund. Im
solche notwendig ist, und Schwierigkeiten bei der Jahre 1954 steigen sie auf fast 9 Milliarden DM;
Entfaltung der Kräfte innerhalb des sozialen Rah- davon treffen den Bund 26 %. In diesem Jahr
mens zu überwinden. Der soziale Haushalt des haben sich also die Länder und Gemeinden wieder
Haushaltsplans 1954 stellt die Konsumseite sicher. stärker in den Vordergrund geschoben.
Der Investitionssteil des Haushalts bevorzugt die
Förderung der Grundlagen der Wirtschaft und hält Scheidet man die Investitionen nach ihrer Art, so
sich von den vielen Einzelgebieten fern, die der wird auch dort die Normalisierung deutlich, von
unternehmerischen Initiative überlassen werden der ich vorhin gesprochen habe. Während bis 1952
müssen. Dabei ist natürlich Voraussetzung, daß die öffentlichen Investitionen, wie Verwaltungs-
Staat und Wirtschaft denselben Weg gehen. bauten, Schulbauten, Straßenbau usw., die Hälfte
und mehr der gesamten öffentlichen Investitionen
Der Staat hat den Krieg und die Kriegsschäden ausmachen, treten nunmehr die wirtschaftsfördern-
zu liquidieren. Er versucht dies, indem er die den Darlehen in den Vordergrund.
Voraussetzung einer neuen blühenden Wirtschaft
zu schaffen sucht und insbesondere allen Arbeits- Die eigenen Investitionen in Bund, Ländern und
fähigen und Arbeitswilligen einen Arbeitsplatz, Gemeinden betragen 1953 etwa 3,6 Milliarden DM
den Nichtarbeitsfähigen doch eine auskömmliche — ich brauche nicht zu erwähnen, daß die öffent-
Lebenshaltung zu sichern sucht. Daneben etwa noch lichen Investitionen des Bundes lauter Aufgaben
die Tatsache der Währungsumstellung ausgleichen sind, die von der Privatwirtschaft nicht übernom-
zu wollen und alle Vermögenswerte der Vorkriegs- men werden können und die die Privatwirtschaft
zeiten wiederherstellen zu wollen, wäre zuviel auch nicht übernehmen will —, die wirtschafts-
vom Staate oder, richtiger gesagt, vom deutschen fördernden Darlehen dagegen betragen 4,5 Mil-
Steuerzahler verlangt. Der grundsätzlich richtige liarden DM. Dieses Verhältnis wird sich 1954 noch
Weg scheint mir der zu sein, den wir in den ver- stärker zugunsten der Gewährung von Darlehen
gangenen Jahren und im Lastenausgleich gehalten zur Förderung der Wirtschaft und in prozentualer
haben, nämlich die Zusammenfassung unserer Minderung der eigenen öffentlichen Investitionen
finanziellen Kräfte auf ein soziales Programm und verändern.
auf den Wiederaufbau einer Wirtschaft, die jedem Auch in der Finanzierungsform wird dies sicht-
Arbeitsmöglichkeiten gibt, zu legen. bar. Bisher wurden die Investitionen der öffent-
Ein Wort zu der Belastung, die diese Aufgabe lichen Hand vorwiegend aus Steuermitteln finan-
dem deutschen Steuerzahler bringt. Die Finanz- ziert. Es beginnt nunmehr die stärkere Umlagerung
minister in der gesamten Bundesrepublik in Bund auf Mittel des Kapitalmarktes. Für das vor uns lie-
und Ländern und die Finanzverwalter der Ge- gende Rechnungsjahr 1954 wird der Anteil der
meinden werden im kommenden Rechnungsjahr Kapitalmarktmittel etwa 43 % der gesamten
rund 35 % des Volkseinkommens in Form von Deckungsmittel für Investitionen ausmachen. 1949
Steuern und Abgaben an sich ziehen, nämlich statt waren es noch 12 %. Im gleichen Verhältnis wird
bisher 46 Milliarden DM im Jahr 1953 voraussicht- der Anteil der Steuern an der Finanzierung der
lich 48 Milliarden DM. Dabei geht der Anteil des Investitionen zurückgehen. Es werden 1954 nur
Bundes an diesem gesamten Finanzbedarf etwas noch etwa 46 % aus Steuermitteln gedeckt, wäh-
zurück. Denn erstmalig in diesem Haushaltsjahr rend es in den Jahren 1949 und 1950 80 % waren.
liegt im Bund das Mehr an öffentlichen Ausgaben Selbstverständlich ist das nur der Beginn einer
unter dem Zuwachs des Bruttosozialprodukts. allmählichen Wandlung, aber es scheint mir doch
Ich betrachte das als erfreuliches Zeichen einer wichtig, auf sie hinzuweisen, und vielleicht stärkt
Konsolidierung. Der Wille ist, die Kraft der Wirt- sich bei Würdigung dieser Zahlen die Über-
schaft zugunsten ihrer eigenen Aufgaben zu zeugung, daß dem öffentlichen Haushalt nur eine
2. Deutscher Bundestag 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954 307
(Bundesfinanzminister Schäffer)
Hilfsstellung für die gesunde Entwicklung rechnungsmäßige Fehlbetrag des Jahres 1951
der natürlichen Kräfte der Volkswirtschaft zuge- konnte im Jahre 1952, um rund 300 Millionen DM
dacht ist. gemindert werden.
Ich darf als Beispiel auf ein Kennzeichen des Im Jahre 1953 werden wir voraussichtlich - ein
Jahres 1953 verweisen. In diesem Jahr hat sich bestimmtes Ergebnis kann erst nach Abschluß der
innerhalb des Sozialprodukts eine bedeutende Bücher genannt werden — wieder ohne kassen-
Verschiebung zugunsten der Lebenshaltung breiter mäßigen Fehlbetrag abschließen. Es bleibt jedoch
Bevölkerungschichten gezeigt. Die Produktion von ein rechnungsmäßiger Fehlbetrag dieses Jahres von
Verbrauchsgütern ist von 1952 auf 1953 um rund rund 1,3 Milliarden DM. Zusammen mit dem
16 % gestiegen. Es beweist dies, daß die breiten kassenmäßigen Fehlbetrag des Jahres 1951 und
Verbraucherschichten an dem allgemeinen Aufstieg unter 'Einbeziehung aller Reste aus den Vorjahren
teilgenommen haben. Der Finanzminister darf wohl ist der zu erwartende Fehlbetrag nach Abschluß
die Hoffnung aussprechen, daß die Senkung des des Rechnungsjahres 1953 also wieder rund 2,3
Einkommensteuertarifs vom 1. Juli vergangenen Milliarden DM. Die Besserung des Jahres 1952 ist
Jahres zu dieser Entwicklung beigetragen hat. verlorengegangen, und die kommenden Jahre sind
Ich fürchte trotz dieses Beispiels, daß es mir wieder stark vorausbelastet. Wenn — und nach
schwer möglich sein wird, das Verständnis dafür den Erklärungen der Vertreter der Alliierten muß
zu wecken, welche Wechselwirkungen zwischen das als sicher angenommen werden — die rückstän-
dem Haushalt des Staates und der Wirtschaft in- digen Besatzungskosten voll abgerufen werden,
nerhalb des Staates bestehen. Ich möchte den Satz wird der Schleier, von dem ich sprach, zerreißen
wagen, daß eine Volkswirtschaft und die Währung und der rechnungsmäßige Fehlbetrag mit seinem
eines Landes auf die Dauer nicht gesund bleiben vollen Gewicht in Erscheinung treten.
können, wenn nicht auch die Finanzwirtschaft des Ich darf diese Entwicklung in den einzelnen Jahren
Staates gesund bleibt. Ein Blick in manches unserer kurzelätn.ImJah1952sideEnm
Nachbarländer sollte das beweisen, sowohl, was die und Ausgaben um rund 300 Millionen DM hinter
Erholung der Wirtschaft eines Landes gleichzeitig dem Soll zurückgeblieben. Bei den Steuern beträgt
mit der Gesundung seiner Finanzwirtschaft be trifft, der Ausfall gegenüber den Schätzungen, die- die
wie andererseits die Gefährdung der Wirtschaft Bundesregierung aufgestellt hatte, genau 0,7 %.
eines Landes durch eine ungesunde Finanzwirt- Verringert haben sich daneben die Einnahmen aus
schaft des Staates. dem Münzgewinn und die Einnahmen aus dem Ge-
winn der Bundesnotenbank u. a. Bemerkt muß
Nun zur Lage unserer Finanzwirtschaft: werden, daß der Anleihebedarf des außerordent-
Die finanzielle Lage des Bundes in unseren Bü- lichen Haushalts in Höhe von rund 237 Millio-
chern ist leider nicht so gut, wie ich es wünschen nen DM ungedeckt geblieben ist.
würde. Es treffen hier eine Anzahl von Faktoren Bei den Besatzungs- und Verteidigungsausgaben
zusammen. traeinEspduch,aßinesm
Hier muß ich zum Verständnis folgendes voraus- Rechnungsjahr der EVG-Vertrag nicht in Kraft
schicken: getreten ist und dadurch die vorgesehenen Vertei-
digungsausgaben — über die Besatzungskosten hin-
Wir haben vom Jahr 1951 ab in Abänderung des aus — nicht anfielen. Die Ersparnis betrug 900
§ 75 der Reichshaushaltsordnung in den Haushalts- Millionen DM rund. Sie ist ausgeglichen durch
plänen nur das sogenannte kassenmäßige Defizit, Mehrausgaben für Subventionen und Vorratshal-
also den Überschuß der Auszahlungen über die tung, für soziale Leistungen, zusätzlichen Woh-
Einzahlungen, ausgewiesen. Richtig müßte der so- nungsbau, weitere Siedlungsvorhaben, Mehrzuwen-
genannte rechnungsmäßige Fehlbetrag ausgewiesen dungen an Berlin und an Schleswig-Holstein, für
werden, das ist neben dem etwaigen Überschuß der die Durchführung des Israel-Vertrags und für die
Ausgaben des Jahres über die Einnahmen auch die Teilabdeckung des kassenmäßigen Fehlbetrags
Berücksichtigung der sogenannten Ausgabenreste, 1951. Dabei konnte im Jahre 1952 der Investitions-
also der Ausgaben, die künftig noch zu leisten sind teil des außerordentlichen Haushalts trotz des Aus-
und für die die Einnahmen in der Vergangenheit falls von Anleihemitteln in Höhe von 237 Mil-
bereits eingegangen sind. Dieser rechnungsmäßige lionen DM zum großen Teil, bis auf einen Rest von
Fehlbetrag gibt das wirkliche Bild darüber, wie 93 Millionen DM, bedient werden.
das kommende Haushaltsjahr voraussichtlich vor-
ausbelastet ist. Der rein kassenmäßige Fehlbetrag Anders liegt das Bild für das Rechnungsjahr
gibt dieses Bild in Tagen, wo der Überhang an 1953. Auch hier ist dadurch, daß der EVG-Vertrag
Besatzungskosten alles verschleiert, nicht zutref in diesem Rechnungsjahr vermutlich nicht mehr in
fend wieder. Kraft tritt, eine hohe Ersparnis eingetreten. Im
Haushalt war für die Monate ab November ein
Kassenmäßig haben wir im Jahre 1951 einen Verteidigungsbeitrag von je 950 Millionen DM vor
Fehlbetrag von rund 1300 Millionen DM ausgewie- gesehen. Für diese fünf Monate sind nunmehr die
sen. Daneben bestanden aber noch sogenannte Aus- Besatzungskosten im Höchstbetrag von je 600 Mil-
gabenreste in Höhe von rund 1 Milliarde DM, so lionen DM zu rechnen, so daß sich eine Ersparnis
daß der rechnungsmäßige Fehlbetrag des Jahres von 1750 Millionen DM ergibt. Diese Ersparnis
1951 2,3 Milliarden DM betragen hat. wird aber durch Verschlechterungen des Haushalts
Im Rechnungsjahr 1952 haben wir kassenmäßig nicht nur voll verbraucht, sondern es wird sich
nach Abdeckung von 300 Millionen DM des. kassen- sogar, wie gesagt, darüber hinaus ein rechnungs-
mäßigen Defizits 1951 mit ± 0 abgeschlossen. Rech- mäßiger Fehlbetrag von 1,3 Milliarden DM erge-
nungsmäßig ist ein Fehlbetrag von 966 Millionen ben.
D-Mark, also rund i Milliarde DM entstanden. Ein- Das hat folgende Ursachen: In dem ordentlichen
schließlich des Fehlbetrags aus dem Jahre 1951 Haushalt des Jahres 1953 war im Zusammenhang
ergab sich also ein rechnungsmäßiger Fehlbetrag mit der Senkung der Einkommensteuer zur Über-
von insgesamt rund 2 Milliarden DM, d. h. der brückung des ersten Jahres ein Beitrag des außer-
308 2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954
(Bundesfinanzminister Schäffer)
ordentlichen Haushalts an den ordentlichen Haus- des heutigen Tages, dem Haushaltsplan 1954. Der
halt mit 721 Millionen DM eingesetzt. Im Jahre Haushaltsplan 1954 hat einen Umfang von 27,1
1953 konnten Anleihen vom Bund aber überhaupt Milliarden DM. Ich darf daran erinnern, daß der
nicht aufgenommen werden. Dieser Zuschuß fällt letzte Haushaltsplan der Weimarer Republik mit
also weg. Außerdem wurden durch den Deutschen den durchlaufenden Posten einen Umfang von 8,
Bundestag und den Bundesrat nachträglich Aus- ohne durchlaufende Posten einen Umfang von
gaben bewilligt, für die eine Deckung nicht vor- 6 Milliarden RM hatte. Auch wenn hier die Kauf-
gesehen war, und Einnahmen des Staates verkürzt. kraft der Mark zu berücksichtigen ist, so beweisen
Die Erhöhung des Bundesanteils auf 40 % konnte diese Zahlen doch die ganze Entwicklungsrichtung
nicht durchgesetzt werden. Auch die Gesetzent- unseres Jahrhunderts, den Weg in die soziale Be-
würfe über die Begrenzung der Entschädigungen treuung durch den Staat einerseits, den starken
an die Länder für die Verwaltung von Bundes- Zugriff des Staates andererseits in die wirtschaft-
steuern und über die Heranziehung der Länder zu liche Bewegungsfreiheit des gleichen Individuums.
den Unterbringungskosten der Sowjetzonenflücht-
linge konnten nicht in Kraft treten. Diese letzteren Das muß uns zum Nachdenken veranlassen. Ich
machten allein eine Haushaltsverschlechterung von habe schon einleitend gesagt, daß der Haushalts-
220 Millionen DM aus. Die Beförderungsteuer der plan 1954 deshalb wichtig ist, weil er der Aus-
Bundesbahn ging nicht ein. Die Kaffeesteuer und gangspunkt für die Planung einer Reihe von Refor-
Teesteuer wurden gesenkt, was zusammen einen men, insbesondere der Finanz- und Steuerreform
weiteren Ausfall von rund 300 Millionen DM be- ist. Er soll nur die Grundlage dafür schaffen; die
deutet. Anleihemittel zur Deckung der Ausgaben Reformen sollen ihn später umgestalten. Er zeigt
für den Investitionsteil des außerordentlichen Haus- schon eine charakteristische eigene Note darin, daß
halts gingen nicht ein. Er mußte erfüllt werden. der ordentliche Haushalt 1954 sich nur mit einem
Das bedeutet weitere 1175 Millionen DM. Hinzu Drittel des Einnahmemehrs, nämlich mit 500 Mil-
kommen unvermeidbare soziale Mehraufwendun- lionen DM, über seinen Vorgänger erhebt. Zwei
gen und eine zeitliche Verschiebung in der Durch drittel des Einnahmemehrs werden zur inneren
führung des Israel-Vertrages. Außerdem sind Aus- Festigung und Konsolidierung des Haushalts ver-
gabenreste des Vorjahres zu berücksichtigen, die wandt. -
im laufenden Jahre be friedigt werden müssen. Es hat auch der Grundsatz der Sparsamkeit Pate
Ich wiederhole, daß all dies zusammen mit dem gestanden. Auch die öffentliche Verwaltung muß
kassenmäßigen Fehlbetrag des Jahres 1951 den sich Opfer auferlegen, solange vielen Mitbürgern
rechnungsmäßigen Fehlbetrag des Jahres 1953 mit nur ein bescheidenes Leben ermöglicht ist.
2,3 Milliarden DM — trotz der Ersparnis am Ver- (Sehr richtig! rechts.)
teidigungsbeitrag — ergibt. Dabei haben sich die Was nun zunächst die Einnahmeschätzung des
Einnahmen und Ausgaben des Rechnungsjahres Haushalts 1954 angeht, so geht sie, wie schon be-
1953 nicht etwa außergewöhnlich ungünstig ent- tont, nicht von einer pessimistischen, sondern einer
wickelt. Insgesamt bleibt das Steueraufkommen optimistischen Wirtschaftsbetrachtung aus. Die
voraussichtlich um rund 200 bis 250 Millionen DM Steuern und Zölle sind mit rund 685 Millionen DM,
hinter der Schätzung zurück. Die Umsatzsteuer der Bundesanteil an der Einkommen- und Körper-
steht dabei mit einem Weniger von rund 320 Mil- schaftsteuer ist mit rund 860 Millionen DM höher
lionen DM im Vordergrund. Dieser Ausfall an Um- veranschlagt. Es ist also ein Gesamtmehr von 1500
satzsteuer wird a ber durch Mehreinnahmen an an- Millionen DM. Der bescheidene Hinweis, daß die
derer Stelle zum Teil ausgeglichen. früheren Einnahmeschätzungen durch die Wirklich-
Wie bereits erwähnt, sind es die rückständigen keit am Ende des jeweiligen Rechnungsjahres fast
Besatzungskosten, die den Blick für die wirkliche ausnahmslos bestätigt worden sind, mag diesen
Lage der Bundesfinanzen vielfach trüben. Ich Optimismus stützen.
möchte hier mit aller Klarheit erklären, daß der Ich glaube sagen zu dürfen, daß dieser gesunden
Bundesfinanzminister seinerseits alles versucht hat, Einnahmeseite eine Ausgabenseite entspricht, die
um diesen Schwebezustand zu klären. Verhandlun- ebenfalls auf gesunden Überlegungen beruht.
gen mit den Vertretern der Alliierten haben statt- Selbstverständlich gilt das alles nur unter Voraus-
gefunden. Ich möchte als Ergebnis sagen, daß nie- setzungen, die zum Teil politischer Natur sind,
mand die Hoffnung haben kann, daß diese rück- nämlich daß Bundesanteil, Limitierungsgesetze
ständigen Besatzungskosten nicht abgehoben wer- über Steuerverwaltungskosten, Verlängerung des
den und dem Bund verbleiben. Nach der Erklä- Notopfers, Anteil an den Kosten des Wiedergut-
rung der Vertreter der Alliierten sind über den machungsgesetzes nicht eine Änderung erfahren.
gesamten, den Alliierten bis zum 31. Dezem be r
1953 eingeräumten Kredit bereits Verpflichtungen Wie Ihnen bekannt ist, wird die Bundesregie-
eingegangen, und dadurch ist der gesamte Über- rung das Inkrafttreten einer Steuerreform zum
hang haushaltsrechtlich gebunden. Der Finanz- 1. Januar 1955 vorschlagen. Ich möchte schon
minister bedauert, daß diese Gelder bis zu ihrer jetzt der Vorstellung vorbeugen, als ob diese Re-
endgültigen Verwendung als Besatzungskosten ge- form zu einer grundlegenden Umgestaltung des
bunden sind und ü be r sie nicht verfügt werden gegenwärtigen Steuersystems führen würde. Diese
kann. Er hat auch schon wiederholt an die Alliier- Steuerreform soll zwar das gesamte Steuersystem
ten die Bitte herangetragen, einen klaren Zah- auf seine Richtigkeit und Haltbarkeit überprüfen
lungsplan zu vereinbaren, der dann die Möglichkeit und zieht daher jede Steuerart in den Kreis ihrer
des Einsatzes dieser Mittel bis zum Zeitpunkt ihres Betrachtung. Ich vermute jedoch, daß sie im we
Abrufes gegeben hätte. Ein solcher Zahlungsplan sentlichen den Weg gehen wird, der mit der kleinen
konnte bis heute nicht erreicht werden. Steuerreform begonnen worden ist. Das Schwer
(Hört! Hört! rechts.) gewicht wird bei der Einkommen- und Körper-
schaftsteuer liegen, und zwar entsprechend den
Nach Betrachtung der Entwicklung der letzten übereinstimmenden Vorschlägen des Wissenschaft-
Rechnungsjahre komme ich nun zum Hauptthema lichen Beirats und des Troeger- Ausschusses bei
2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954 309
(Bundesfinanzminister Schäffer)
einer Ermäßigung der Tarife und einem verstärk- der allgemeinen Verkehrssicherheit angestrebt. Ich
ten Abbau der Steuervergünstigungen. Ich selbst kann hier vorläufig noch keine Einzelheiten nennen,
habe nie bestritten, idaß die Tarife auch nach der möchte aber mitteilen, daß voraussichtlich Ände-
letzten Senkung weiterhin reformbedürftig geblie- rungen der Beförderungsteuer, der Kraftfahrzeug-
ben sind, da sie in Verbindung mit der starken steuer und der Treibstoffsteuer mit dem allge-
Vermögensbelastung durch Vermögensteuer und meinen Ziel einer Gesundung der Verkehrswirt
insbesondere Lastenausgleich ,die Kapitalbildung schaft vorgeschlagen werden. Näheres zu diesen
und die privaten Investitionen zu lähmen drohen. Fragen wird bei der Einbringung der Gesetze zu
Man darf sich von einer Steuersenkung auch einen sagen sein. Mir kommt es heute nur darauf an,
Anreiz zur Abstandnahme von unwirtschaftlichen, diese Grundzüge bekanntzugeben.
aber steuerlich abzugsfähigen Ausgaben erhoffen.
Wenn nicht die Ausgabenseite des Haushalts sich Die Gesamtreform ist natürlich mit einem haus-
unerwartet ändert, sollen die Tarife soweit gesenkt haltsmäßigen Wagnis verbunden. Für die Durch-
werden, daß das Sparen und das eigene Sorgen führung dieser Grundsätze kommt es aber nicht
für Familie und Bedürftige wieder einen neuen allein auf den Mut des Finanzministers an. Wer
Anreiz bekommen. an eine so große Aufgabe herangeht, muß natürlich
Mut haben. Mut und kühle Berechnung schließen
(Bravo! in der Mitte.) sich aber gegenseitig nicht aus;
Ein Opfer müssen aber diejenigen bringen, denen (Bravo! in , der Mitte)
die steuerlichen Sondervergünstigungen bisher zu-
gute gekommen sind. Oft sind das nur einzelne im Gegenteil: „erst wäg, dann wag!" ist ein guter
Personengruppen. Was wir durch diese Vergünsti- alter Grundsatz, und gerade der ruhige Mut be-
gungen für Wohnungsbau und Schiffbau getan rechnet die Schwierigkeiten, aber auch die eigene
haben, ist bekannt. Der Abbau dieser Vergünsti- Kraft und die eigenen Hilfsmittel, um die Schwie-
gungen ist und bleibt aber nötig, um zu einer rigkeiten zu überwinden, die sich dem gewünschten
Gleichmäßigkeit der Besteuerung und zur dringend Ziel entgegenstellen.
notwendigen Vereinfachung des Steuerrechts zu (Beifall in der Mitte.)
kommen. Voraussetzung für die Durchführung der - Pro-
Zu den Steuervergünstigungen, die nur als Über- jekte ist, daß diese Berechnungen nicht zerstört
gangsmaßnahme Berechtigung hatten, gehören werden. Sie würden zerstört, wenn die Ausgaben-
auch die Vorschriften zur Förderung des Kapital- seite des Haushalts unvermutete und unnötige
markts. Sie sollen zum Teil schon vor der Steuer- Erhöhungen erfährt und damit der Finanzbedarf
reform schrittweise abgebaut werden. Damit wird des Staates unnötig und unvermutet gesteigert
eine wichtige Voraussetzung für einen freien Kapi- würde. Sie würden gestört, wenn die Ausgewogen-
talmarkt für alle Arten von Wertpapieren geschaf- heit des Planes, der immer den Grundsatz der
fen werden. finanziellen Ordnung aufrechterhalten muß, im
Die Wünsche für eine steuerliche Reform betref- Laufe der Beratungen durch ungemessene An-
fen aber nicht nur die Einkommen- und Körper- sprüche verlorenginge.
schaftsteuer, sondern auch die Umsatzsteuer. Von In unserem Bundeshaushalt wird sich die Steuer-
verschiedenen Seiten ist angeregt worden, bei die- reform voraussichtlich nur für ein Vierteljahr, also
ser Steuer das System zu ändern und künftig an für die Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1955 aus-
Stelle des Bruttoumsatzes nur den Nettoumsatz mit wirken. Ich möchte keinen Zweifel darüber lassen,
einem entsprechend höheren Steuersatz zu ver- daß wir einen Rückgang der Einnahmen des Bun-
steuern. Die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit des für dieses Vierteljahr nicht einkalkuliert haben;
einer solchen Systemänderung wird verschieden insbesondere ist auch das Notopfer als fortbeste-
beurteilt. Die Untersuchungen sind aber wohl noch hend unterstellt. Auf die 900 Millionen DM, die
nicht so ausgereift, daß eine Systemänderung in das Notopfer im Jahr einbringt, können wir auch
Betracht gezogen werden kann. Besonders unge- im Rahmen der Steuerreform nicht verzichten. Ich
klärt ist die Frage der Auswirkung des Netto- meine aber, daß es wohl überall als gute Chance
systems auf das Preisgefüge. Hier liegen Risiken für die Zukunft verstanden wird, wenn wir diese
nicht nur für die Bundes- und Länderfinanzen, 900 Millionen DM als selbständige und zusätzliche
sondern auch für unsere Wirtschaft; und gerade Bundeseinnahme behandeln, anstatt — wie von
aus den Kreisen unserer Wirtschaft, insbesondere mancher Seite gedacht — das Notopfer gleich in die
des Großhandels, ist darauf hingewiesen worden, dauernde Steuerbelastung einzubeziehen. Vielleicht
daß jede tiefgreifende Änderung der Umsatzsteuer bietet sich in einigen Jahren die Möglichkeit, diesen
Unruhe in die Wirtschaft trägt, die ihre bisherigen Einnahmeposten unseres Haushalts nochmals auf
Kalkulationen auf dem bestehenden Umsatzsteuer seine weitere Beibehaltung zu prüfen.
system aufgebaut hat. Weniger gewiß als das Inkrafttreten der Steuer-
Es wird daher wohl bei der bisherigen Umsatz- reform, von der ich annehmen möchte, daß sie bis
steuer bleiben, was nicht ausschließt, daß kleine zum 1. Januar nächsten Jahres vorbereitet werden
Änderungen des Umsatzsteuergesetzes anläßlich kann, ist das Wirksamwerden eines anderen
der Steuerreform vorgenommen werden. Die Postens unseres Haushalts — diesmal auf der Aus-
Steuerreform wird voraussichtlich auch eine gabenseite —, nämlich des Verteidigungsbeitrags
Revision der Erbschaftsteuer, insbesondere der der Bundesrepublik. Über die Verwendung der
Steuerklassen und Tarife enthalten. Eine grund- 1750 Millionen DM Ersparnisse, die der Bundes-
legende Änderung des Steuersystems, wie gesagt, haushalt im laufenden Rechnungsjahr aus der Ver-
ist aber auch hier nicht beabsichtigt. spätung des EVG-Vertrags erhalten hat, habe ich
Ihnen schon berichtet. Sie werden fragen, ob ähn-
Auf dem Gebiet der Verkehrsteuern werden schon liche Chancen für 1954 bestehen. Ich muß die Frage
vor der Steuerreform wesentliche Änderungen im verneinen, ohne dieses Thema — wie Sie vielleicht
Rahmen einer Ordnung des Verhältnisses von verstehen werden — heute schon in allen Einzel-
Schiene und Straße und zum Schutz der Straße und heiten behandeln zu können. Die jetzigen vorläu-
310 2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954
(Bundesfinanzminister Schäffer)
figen vertraglichen Regelungen beziehen sich nur Ganz von selbst kommt man, wenn man von der
auf den Zeitraum bis zum 30. Juni 1954. Über den Großausgabe auf dem Besatzungs- und Verteidi-
Betrag der späteren Monate müssen wieder Ver- gungsgebiet gesprochen hat, zu dem inneren Gegen-
handlungen stattfinden. posten, dem Sozialhaushalt des Bundes. Es liegt in
unserem Kurs, daß auch der neue Haushaltsplan
Zur Problematik dieser Verhandlungen darf ich für die Sicherstellung des Existenzminimums der
folgendes feststellen: Die Pariser Vereinbarung des sozial Schwachen neue und zusätzliche Mittel zur
Vorjahres hat dahin gelautet, daß wir ab 1. No-
Verfügung stellt. Auch hier will ich Sie nicht mit
vember 1953 bis zum 30. Juni 1954 monatlich einen allzuviel Zahlen belasten, da die Unterlagen ja in
Beitrag von 950 Millionen DM bezahlen. Diese Zahl
war von uns errechnet in Anlehnung a n die im Ihren Händen sind. Im Rechnungsjahr 1953 gaben
deutschen Haushaltsplan 1953 vorgesehene Summe wir für den Sozialhaushalt einen Zuschuß von
für den Verteidigungsbeitrag des Rechnungsjahres 9,67 Milliarden DM; 1954 werden es 10,76 Milliar-
1953. Die drei Monate April, Mai und Juni des den DM sein.
Rechnungsjahres 1954 waren als Übergangsmonate Dies scheint ein Mehr von rund 1100 Millionen DM
gedacht, und es war ausdrücklich vereinbart, daß zu enthalten. In der Summe von 1953 stecken aber
ein Präjudiz daraus, daß diese drei Monate in die nicht die Schuldbuchforderungen von insgesamt 740
Vereinbarung einbezogen wurden, für , die spätere Millionen DM, die wir der Bundesanstalt und den
Zeit nicht gezogen werden dürfe. Die Verhandlun- Rentenversicherungsträgern überlassen haben. Auch
gen für die Zeit nach dem 1. Juli 1954 haben also ist zu berücksichtigen, daß sich 1954 der durchlau-
neu, ohne jedes Präjudiz zu beginnen. Wir haben fende Posten der Lastenausgleichsabgaben gegen-
in den Haushaltsplan des Jahres 1954 wieder die über 1953 um 280 Millionen DM erhöht. Bereinigt
gleiche Summe wie im Vorjahr 1953, nämlich ins- man in dieser Hinsicht die Haushaltszahlen, so er-
gesamt 9000 Millionen DM eingesetzt. Es ist richtig, gibt sich, daß der Zuschuß für soziale Leistungen
daß andere Staaten ihre Verteidigungsleistungen im Rechnungsjahr 1954 nicht um so viel höher ist,
gegenüber dem Vorjahr der finanziellen Höhe nach als er äußerlich erscheint.
inzwischen herabgesetzt haben. Es ist ebenfalls Wie ich Ihnen schon darlegte, soll der Haushalts-
richtig, daß nach Überzeugung der Bundesregierung plan 1954 ja nur den Ausgangspunkt für die er-
die Leistungskraft der Bundesrepublik höhere wartete Sozialreform abgeben. Die neuen Mittel
Leistungen nicht verträgt.
fließen den Sowjetzonenflüchtlingen, den Heim-
Die Verhandlungen haben aber noch nicht be- kehrern und dem Personenkreis des Art. 131 des
gonnen. Ich kann deshalb auch wenig über Einzel- Grundgesetzes zu. Die finanzielle Belastung für
heiten auf diesem Gebiete sagen, vor allem keine die im Vorjahr beschlossene Erhöhung der Leistun-
Prognosen stellen, auch nicht zu der Frage der gen für die Kriegsopfer hält sich im Rahmen des
Stationierungskosten, die ja auch nur für den Zeit- vorjährigen Ansatzes, da die Nachzahlungen nach
raum bis zum 30. Juni 1954 durch die bisherigen dem Bundesversorgungsgesetz, die bisher den So-
Abmachungen geregelt sind. zialhaushalt des Bundes belasteten, wegfallen. Glei-
ches gilt für die Arbeitslosenfürsorgeunterstützun-
Eine drastische Einsparung mußten wir zum
gen. Hier wird erwartet, daß die Leistungserhöhung
Haushaltsausgleich auf dem Gebiet der Verteidi- im großen und ganzen kompensiert wird durch den
gungsfolgekosten vornehmen. Während 1952 die
zu erwartenden Rückgang an Arbeitslosen infolge
nicht anerkannten Besatzungskosten, wie diese einer weiterhin günstigen Wirtschaftsentwicklung.
Folgekosten heute noch heißen, 814 Millionen DM,
1953 490 Millionen DM betrugen, ist im Haushalts- Im Vorjahr wurde von den Zuschüssen, die der
plan 1954 nur ein Ansatz von 200 Millionen DM Bund an die Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung
verblieben. Ich darf aber, ohne in diesem Augen- und Arbeitslosenversicherung und die Versiche-
blick schon feste Zusagen geben zu können, darauf rungsträger gibt, ein Betrag von 740 Millionen DM
hinweisen, daß diese Ansätze mit den sonstigen in Schuldverschreibungen statt in bar gegeben. In
Ausgabemitteln des Verteidigungshaushalts gegen- diesem Jahr soll bis zu einem Höchstbetrag von
seitig deckungsfähig sind; auch stehen noch größere 512 Millionen DM durch Vereinbarung ein ähn-
Ausgabereste zur Verfügung. Zusammen mit den licher Weg versucht werden. Die Höhe dieses Be-
Alliierten können wir davon ausgehen, daß auch trages hängt davon ab, wie sich die Ausgaben für
aus dem Monatsbetrag von bis zu 600 Millionen Unterstützungen in der Arbeitslosenfürsorge ge-
D-Mark Besatzungskosten wesentliche Mittel für den stalten. Besprechungen mit der Bundesanstalt für
alliierten Wohnungsbau und für die beschleunigte Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung
Regelung von Besatzungsschäden bereitgestellt haben bereits begonnen. Ich möchte bemerken, daß
werden können. Ich möchte dies hier unterstrei- nach meiner Überzeugung sowohl die Bundesan-
chen. Das wird die Lage der Besatzungsgeschädig- stalt wie die Sozialversicherungsträger auf Grund
ten und Besatzungsverdrängten wesentlich er- der Überschüsse, die sie durch ihre Beiträge und
leichtern. sonstigen Einnahmen erzielen und die zur Anlage
eines Deckungskapitals bestimmt sind, wirtschaft-
Auf einen anderen Umstand will ich auch gleich lich in der Lage wären, die Schuldbuchforderungen
aufmerksam machen. Er ist allerdings weniger an- in dieser Höhe zu übernehmen.
genehm. Im Haushaltsplan 1954 befinden sich kei-
nerlei Reserven, die es ermöglichen würden, etwaige Das führt mich zu einer kurzen Betrachtung
Investitionsbedürfnisse der Industrie für den Fall der bisherigen Leistungen und künftigen Möglich-
des Inkrafttretens des EVG-Vertrages aus Haus- keiten auf sozialem Gebiet.
haltsmitteln zu finanzieren. In besonderen Fällen Wenn ich einmal aus unseren Sozialleistungen
wird die EVG mit großzügigen Anzahlungen hel- die Guthaben des Ausgleichsfonds und die Ver-
fen müssen. Wir selbst werden uns auf die übliche waltungskosten ausscheide, komme ich für den
Hilfsstellung außerhalb des Haushalts beschrän- Bundeshaushalt 1954 auf Sozialleistungen von rund
ken müssen. Hier liegt wohl auch eine wichtige 8,75 Milliarden DM. Im Jahre 1938 waren es im
neue Aufgabe des ERP-Sondervermögens. alten Reich 2,6 Milliarden RM, im Bund im Jahre
2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954 311
(Bundesfinanzminister Schäffer)
1949 4,2 Milliarden DM, 1950 5,2 Milliarden DM, nen DM - nur noch 141 Millionen DM, und in dem
1952 7,6 Milliarden DM und jetzt 1954 8,75 Mil- bevorstehenden Jahr werden es 38,8 Millionen DM
liarden DM. Gegenüber 1938 sind das 229 % Stei- sein.
gerung, gegenüber 1949 108 %. Bezieht man nun (Bravo! in der Mitte.)
die sozialen Leistungen aus dem Bundeshaushalt Dieser starke Rückgang erklärt sich aus dem
in die gesamt en Sozialleistungen der Bundes- Wegfall einer ganzen Anzahl von Subventionsarten,
republik einschließlich der übrigen Gebietskörper- insbesondere für Konsumbrot und Margarineroh-
schaften und des Lastenausgleichs ein, ergibt sich stoffe, sowie daraus, daß die Subventionsbeträge
folgendes Wachstum der sozialen Leistungen: 1949 für Getreide und Zucker auf ein Minimum zurück-
10,1 Milliarden DM, 1950 12,8 Milliarden DM, 1951 gegangen sind. Die inneren Gründe für diese Ver-
15,4 Milliarden DM, 1952 17,4 Milliarden DM, 1953 änderung sind bekannt. Sie liegen bei Getreide
19,2 Milliarden DM. Für 1954 fehlen die Zahlen. und Zucker in dem starken Rückgang der Welt-
Die 53er Zahlen sind bereits eine Steigerung gegen- marktpreise, die aus der Funktion der Einfuhr-
über 1938 von 217 % und gegenüber 1949 von 89 %. schleuse sogar augenblicklich zu beträchtlichen
Abschöpfungsbeträgen führten.
Diese Leistung des deutschen Volkes zur Behe Der Haushaltsplan 1954 enthält rund 198 Mil-
bung der sozialen Nöte ist unser Stolz gewesen lionen DM Einnahmen aus Abschöpfungen. Wenn
und ist anzuerkennen. Wir werden aber bei allen nach dem Bekanntwerden dieser Einnahmequelle
künftigen Maßnahmen nicht vergessen dürfen, daß gleich Forderungen auf Finanzierung neuer Vor-
mit einer Steigerung des Bruttosozialprodukts und haben aus diesen Mitteln lautgeworden sind,
damit mit einer Steigerung der Steuerkraft des möchte ich schon jetzt mit allem Nachdruck auf
deutschen Volkes in dem alten Maß nicht mehr zu einen ehernen Grundsatz unseres Finanzrechts hin-
rechnen ist. weisen, nämlich den, daß alle Einnahmen zur
Auf einem anderen Gebiet der Versorgung, näm- Deckung aller Ausgaben und nicht zur Finanzie-
lich demjenigen der Ernährung unseres Volkes, be- rung einzelner bestimmter Zwecke verwendet wer-
schreitet der Bundeshaushaltsplan 1954 gewisse den können und dürfen. Nachdem der Bundes-
neue Wege. Die Zielsetzung des Agrarprogramms haushalt bis 1952 rund 2 Milliarden DM für Sub-
ist von dem Herrn Bundeskanzler formuliert wor- ventionen aufgebracht hat, muß jetzt ein Ausgleich
-
den. Es handelt sich darum, in einem größeren stattfinden. Die Bundesregierung hat trotzdem
einen beträchtlichen Teil der Abschöpfung, näm-
Zeitraum die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen lich rund 80 Millionen DM, zur Finanzierung vor-
Landwirtschaft überhaupt und im Rahmen eines dringlichster Maßnahmen des Agrarprogramms
gemeinsamen europäischen Marktes insbesondere vorgeschlagen.
herzustellen. Selbsthilfe und Staatshilfe sind die
Wege, die mein landwirtschaftlicher Kollege wie- Bei den Zuschüssen an die Einfuhr- und Vorrats-
derholt proklamiert hat. Bei der Staatshilfe stehen stellen liegt es leider umgekehrt. Hier ist eine zu-
natürlich die Länder im Vordergrund, denen die nehmende Belastung des Haushalts festzustellen.
Sorge für die Landwirtschaft nach der Aufgaben Diesen Stellen obliegt bekanntlich eine doppelte
verteilung unseres Grundgesetzes zusteht. Das Funktion, die Betätigung der Einfuhrschleuse und
Problem, ob der Bundeshaushalt daneben über- die Einlagerung von Lebensmitteln mit dem Ziel
haupt Mittel zur Verfügung stellen kann, ist von eines innerdeutschen Marktausgleichs und der
uns nach seiner verfassungsmäßigen und prakti- Sicherung der Versorgung durch Bildung von Vor-
schen Seite im Einvernehmen mit dem Bundesrat räten. Über das Ausmaß der Intervention der. Vor-
sehr eingehend geprüft worden. ratsstellen an den deutschen Märkten und über die
Notwendigkeit der Bildung und Haltung von Vor-
Für 1954 sind wir mit dem Bundesrat einig ge- räten gehen die Meinungen sehr weit auseinander.
worden. Im Rechnungsjahr 1954 werden die Mittel. Ich kann auf die vielfältige Problematik hier nicht
hierzu aus erwarteten Mehrerträgen, den sogenann- eingehen, möchte aber doch mit einer gewissen
ten Abschöpfungsbeträgen, gewonnen. Diese Quelle Sorge auf die Tendenz hinweisen, die Einfuhr- und
ist natürlich keine dauernde, und es kann nicht Vorratsstellen nicht nur für den marktwirtschaft-
vorausgesagt werden, ob sie in den nächsten Jah- lichen Ausgleich im Jahresablauf, sondern auch bei
ren noch fließt. strukturellen Verlagerungen mit preissenkender
Tendenz einzuschalten. Mit einer solchen Funktion
Die Länder haben angekündigt, daß sie sich für der Einfuhr- und Vorratsstellen sind Risiken
1955 und die folgenden Jahre noch einmal beraten größten Umfangs verbunden. Ganz abgesehen
wollen. Bis dahin wird hoffentlich die Gesetzgebung davon ist der Landwirtschaft nicht gedient, wenn
nach Art. 107 des Grundgesetzes abgeschlossen die Vorräte doch wieder einmal aufgelöst werden
sein, und es kann im Rahmen dieser Gesetzgebung müssen und dann die Preissituation nicht ver-
auch diese Frage zusammen mit der Grundsatz- bessern, sondern weiterhin verschlechtern. Aus
frage der Aufgabenverteilung zwischen Bund und einer Zahl sehen Sie aber, daß der Bund Erheb-
Ländern geregelt werden. liches auf dem Gebiet der Vorratshaltung getan
In dem Landwirtschaftshaushalt in Höhe von hat. Von 1949 mit seinen rund 60 Millionen DM
rund 560 Millionen DM ist ein Posten kleiner ge- hat sich die Ausgabenkurve für Vorratshaltung
worden, der uns früher stärker beschäftigt hat, die auf 193 Millionen DM im Jahre 1954 hinaufbewegt.
Subventionen. Als Finanzminister brauche ich kein Diesem hohen Ansatz kommt nur noch die länd-
Bekenntnis zu dem Grundsatz abzulegen, daß ein liche Siedlung nahe, die für 1953 rund 103 Mil-
Minimum an Subventionen das finanzielle und lionen DM kosten soll. Die Bundesregierung er-
wirtschaftliche Ideal darstellt. Die Subventions- kennt damit die Siedlung als eine Aufgabe ganz
kurve unserer Bundesrepublik ist wahrlich beacht- besonderer sozialer und politischer Bedeutung an.
lich. 1949 waren es 563 Millionen DM , 1950 Zwar konnte der im Bundesvertriebenengesetz als
531 Millionen DM, 1951 728 Millionen DM, 1952 optimale Lösung genannte Betrag von 150 Mil-
491 Millionen DM, 1953 - allerdings ohne die lionen DM ebenso wie im laufenden Haushaltjahr
Roggenablieferungsprämie mit mehr als 20 Millio- nicht voll finanziert werden; der Fortschritt für
812 2. Deutscher Bundestag - 11. Sitzung. Bonn, Freitag. den 22. Januar 1954
(Bundesfinanzminister Schäffer)
1954 besteht aber darin, daß die Mittel ganz aus haltsplan noch keinen Niederschlag gefunden. Daß
dem ordentlichen Haushalt aufgebracht werden. wir kürzlich genötigt waren, der Bundesbahn unter
Zwei Drittel der Mittel kommen der Siedlung der die Arme zu greifen, als die Weihnachtshilfe für
Vertriebenen und der Sowjetzonenflüchtlinge Kinder gezahlt wurde, unterstreicht die Situation,
zugute. Echte Bundesmittel sind jedoch auch die, über die ich im gegenwärtigen Augenblick keine
die daneben für diese Zwecke aus dem Ausgleichs- näheren Mitteilungen machen kann, aufs deut-
fonds, aus ERP-Mitteln und dem Arbeitsbeschaf- lichste.
fungsprogramm aufgebracht werden. Für das
laufende Jahr ist allein aus Mitteln des Lasten Was nun unser Hauptverkehrsproblem angeht,
ausgleichs mit rund 180 Millionen DM an Aufbau- so bin ich mir klar darüber, daß die im außer-
darlehen zu rechnen. Es darf angenommen werden, ordentlichen Haushalt ausgebrachten Mittel für den
daß ähnliche Größenordnungen auch für die fol- Ausbau der Autobahnen und der Fernverkehrs-
genden Jahre in Frage kommen. Der Siedlung straßen in keiner Weise ausreichen werden, um die
dienen auch die durch Anleihen zu deckenden fünf- Verkehrsverhältnisse auf dem Straßennetz im
mal jährlich je 100 Millionen DM, die den Ländern Bundesgebiet entscheidend zu bessern. Gewiß wer-
als Darlehen zur Verfügung gestellt werden, sowie den zahlreiche Brücken und Straßen umgebaut und
der Betrag von 70 Millionen DM, den wir aus dem erweitert werden können. Es werden auch beson-
höheren Bundesanteil für den Wohnungsbau der ders gefährliche Ortsdurchfahrten durch Um-
Flüchtlinge verwenden wollen. Schließlich tragen gehungsstraßen beseitigt werden. Die Mittel
auch die Emslandmittel Siedlungscharakter. Sie reichen aber nicht aus, um das Gesamtbild zu ver-
sollen für 1954 ohne die Rückflüsse aus Zinsen und ändern. Dazu bedarf es sehr viel weiterreichender
Tilgung 25 Millionen DM 'befragen und damit die Maßnahmen, darunter der Schließung der wichtig-
Leistungen des Bundes für das Emsland in den sten Autobahnlücken. Die Bundesregierung prüft
Vorjahren auf rund 100 Millionen DM steigern. zur Zeit das Projekt, die Finanzierung des Baues
der noch fehlenden Bundesautobahnen auf eine
Bei einem solchen Rundgang durch den Bundes- Gesellschaft privaten Rechts zu übertragen, die
haushalt, wie ich ihn im Augenblick vornehme, durch Ausschöpfung aller Möglichkeiten des Geld-
hätte in früheren Jahren die Verkehrspolitik keine und Kapitalmarktes in die Lage versetzt werden
-
so im Vordergrund stehende Stellung eingenom- soll, die Autobahnen in einem ganz anderen Um-
men, wie dies jetzt der Fa ll sein muß. Ich will aber fang zu fördern, als dies in den letzten Jahren im
gleich sagen, daß ich mich mit all den schwierigen Rahmen unseres bedrängten Haushalts möglich
Fragen der Verkehrsfinanzpolitik hier nicht be- war. Aber auch dies ist eine Frage des Verkehrs-
schäftigen kann; sie sind demnächst in diesem finanzgesetzes, das anläßlich seiner Einbringung
Hause zu entscheiden. Wie Sie wissen, ist das Bun- in diesem Hause ausführlich gewürdigt werden
deskabinett zur Zeit in abschließende Besprechun- wird.
gen dieser wichtigen Fragen eingetreten. Es ist Die Liquidation des Krieges ist ein weiteres
hier unmöglich, dieser Entscheidung vorzugreifen. Thema, dem wir nicht mehr ausweichen können.
Ausgangspunkt und Hauptsorgenkind ist die Zwar stelle ich auch hier fest, daß der Ihnen vor
Deutsche Bundesbahn, die nach dem Bundesbahn- liegende Bundeshaushaltsplan noch keine Be-
gesetz als Sondervermögen in ihrer Haushalts- und lastungszahlen enthält, ganz einfach deswegen,
Wirtschaftsführung von dem Bundeshaushalt un- weil die Dinge noch nicht etatreif sind. Aber für
abhängig isst. Der Bund ist aber nach § 4 dieses Ihre Betrachtungen der finanziellen Belastbarkeit
Gesetzes verpflichtet, der Bundesbahn im Rahmen und der weiteren finanziellen Entwicklung der
des haushaltsmäßig Möglichen zur Erhaltung der Bundesrepublik ist es wichtig, diesen Komplex der
Betriebssicherheit und Leistungsfähigkeit Dar- finanziellen Liquidation des Krieges mit einzube-
lehen zu gewähren. Sie werden wissen, daß ich mit ziehen. Auf wichtigen Teilgebieten ist diese Liqui-
dieser Feststellung nur die Mittel anspreche, die dation schon durchgeführt. Ungeregelt sind aber
im Haushaltsplan 1954 vorgesehen sind. Eine noch die großen Bereiche der verbrieften und nicht-
durchgreifende Sanierung der Bundesbahn berüh- verbrieften Reichsverbindlichkeiten, der Auslands-
ren diese Mittel und diese Dinge nicht. Wir haben schäden, der Demontage.- und Restitutionsschäden.
wiederum, wie im Vorjahr, ein Investitions- Ich muß hier darauf verzichten, Ihnen im einzel-
darlehen an die Bundesbahn in Höhe von 90 Mil- nen die Gründe darzulegen, die für eine alsbaldige
lionen DM vorgesehen. Ferner ist ein Bundeskredit Schlußregelung dieser noch offenen Fragen
von 250 Millionen DM geplant, der dem Abliefe- sprechen. Es wird dies zu gegebener Zeit ge-
rungssoll der Bundesbahn an Beförderungsteuern schehen. In aller Klarheit möchte ich aber schon
entspricht. Dieser Kredit soll für laufende Unter- jetzt darauf hinweisen, daß die auf den Bund aus
haltungs- und Instandsetzungsarbeiten an den diesem Anlaß zukommenden zusätzlichen Belastun-
Bundesbahnanlagen und dem Fahrzeugpark ver- gen sehr erheblich sein werden, selbst wenn sich
wendet werden und insoweit fehlende Eigenmittel die Regelung der wesentlichsten Schäden auf das
der Bundesbahn ersetzen. Dadurch werden aber bei Notwendige beschränkt. Damit deute ich schon un-
der Bundesbahn Mittel in gleicher Höhe für andere gefähr den Kurs unseres Kriegsfolgenschlußgesetzes,
Zwecke, insbesondere auch für die sogenannten das ich dem Kabinett bisher nur in Umrissen vor-
politischen Lasten, frei. Ich komme auf diesen tragen konnte, an. Die Regelung wird mit Rück-
Kredit später auch noch in anderem Zusammen- sicht auf das riesige Ausmaß der bestehenden Ver-
hang zurück. Die Krise der Bundesbahn, die seit bindlichkeiten, Schäden und Verluste nur nach
Ende 1952 sichtbar geworden ist, hat letzten Endes sozialen Gesichtspunkten und unter Heranziehung
in der zunehmenden Verlagerung der Transporte von Gedanken des Lastenausgleichs und der Alt-
von der Schiene auf die Straße und die Wasser- sparergesetzgebung erfolgen können.
straße ihre Ursache. Die Maßnahmen, die nötig Für die Wiedergutmachung nationalsozialisti-
sind, um dieser Entwicklung entgegenzutreten, schen Unrechts sind im Haushaltsplan über 400 Mil-
gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und lionen DM eingesetzt. Hier steht der Israel-Vertrag
die Betriebsrechnung der Bundesbahn wieder aus- im Vordergrund. Angesichts unserer Haushaltslage
zugleichen, haben in dem Ihnen vorliegenden Haus hat die Bundesregierung von der vertraglichen
2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn. Freitag. den 22. Januar 1954 319
(Bundesfinanzminister Schäffer)
M ö gl i chkeit Gebrauch gemacht, den Jahresbetrag Jahren ist also mit einer jährlichen Belastung von
auf 250 Millionen DM zu beschränken. Hinzu rund 200 Millionen DM zu rechnen, für die die
kommt aber ein Betrag von 60 Millionen DM, der Deckungsmittel erst noch geschaffen werden müs-
in den Vorjahresansätzen noch nicht gedeckt ist sen. Die Kannaufwendungen des Gesetzes — § 28
und nun in diesem Haushaltsjahr aufgebracht wer- ff. — sollen nach dem Wortlaut des Gesetzes ge-
den muß. Die Durchführung des eigentlichen währt werden nach Maßgabe der Haushaltsmittel des
Wiedergutmachungsgesetzes, das von Bund und Bundes und der Länder. Daß solche Haushaltsmittel
Ländern bis 1962 einen Aufwand von etwa 4 Mil- für diese Zwecke daneben noch zur Verfügung ste-
liarden DM erfordert, wird im Rechnungsjahr 1954 hen, erscheint unwahrscheinlich.
die Bundeskasse voraussichtlich nur mit rund Einen großen Beitrag zum diesmaligen Ausgleich
66 Millionen DM in Anspruch nehmen, da sich die des Haushalts hat der Wohnungsbau bringen müs-
Bestimmungen im kommenden Haushaltsjahr noch sen, der mit seinem größten Posten vom ordent-
nicht voll auswirken. Die Bundesregierung geht lichen in den außerordentlichen Haushalt verlagert
davon aus, daß die derzeitige Kostenverteilung wurde. Während es 1953 noch 400 Millionen DM
zwischen Bund und Ländern auch in Zukunft so im ordentlichen und 100 Millionen DM im außer-
bleiben wird, wie sie jetzt ist. ordentlichen Haushalt waren, ist jetzt die Gesamt-
Für Restitutionsverbindlichkeiten haben wir summe von 576 Millionen DM im außerordent-
30 Millionen DM eingesetzt. Die Grundlage dafür lichen Haushalt ausgebracht. Das hat die Bedeu-
ist der Zusatzvertrag zum Deutschlandvertrag, tung, daß der soziale Wohnungsbau nicht mehr aus
durch den der Bund seine Haftung für die rück- Steuern, sondern zu Lasten der natürlichen Inve-
erstattungspflichtigen Geldverbindlichkeiten des stitionsquelle des Staates, des Kapitalmarktes, auf-
Reiches auf 1,5 Milliarden DM begrenzt hat. Ein gebracht wird. Mit dieser Maßnahme ist ein erster
entsprechender Gesetzentwurf befindet sich in Vor- Schritt zu der angestrebten Systemänderung getan.
bereitung. Da in das Rechnungsjahr 1954 nur die Die Bundesregierung hat erklärt, daß sie trotz der
Anlaufzeit dieses Gesetzes fallen wird, erscheinen Verweisung in den außerordentlichen Haushalt die
30 Millionen DM ausreichend. Ich darf aber keinen gesamte Summe mit Sicherheit zur Verfügung
Zweifel darüber lassen, daß für die folgenden stellen wird und daß diese Summe schon jetzt ver-
Haushaltsjahre Beträge nicht unter 150 Millio- plant werden kann.
nen DM in Betracht kommen.
Einen immer wesentlicher werdenden Faktor für
In diesem Zusammenhang möchte ich auch ein
die Wohnungsbaufinanzierung bilden übrigens die
Wort über unsere Fürsorge für die überlebenden Rückflüsse an Zinsen und Tilgungen, die im kom-
Opfer von Menschenversuchen während der
menden Jahr um rund 20 Millionen DM ansteigen
nationalsozialistischen Herrschaft sagen. Voraus-
sichtlich wird es im Rechnungsjahr 1954 gelingen, werden. Sie dienen zum Teil zum Erwerb von
unsere fürsorgerische Aktion zur Betreuung dieser Beteiligungen an wohnungswirtschaftlichen Un-
Opfer zum Abschluß zu bringen. Von den bisher ternehmungen.
ausgeworfenen Mitteln sind 1,2 Millionen DM ver- Ich komme nun zu einem Posten unseres Haupt-
ausgabt. Der Rest mit dem im Haushaltsjahr 1954 buches, der immer weiter ansteigt, nämlich zur
angesetzten Betrag wird genügen, um auch die Bedienung unserer Bundesschuld. 1954 ist es eine
noch unerledigten Fälle in befriedigender Weise runde Milliarde, die wir hier aufwenden müssen.
zu regeln. Im wesentlichen sind es die höheren Zinsverpflich-
tungen, die die Steigerung verursachen. Aber auch
Zum Thema der Liquidation der hinter uns lie- das Londoner Schuldenabkommen und unser Ab-
genden Zeit gehört auch die Frage des Entschä-
kommen mit der Schweiz über die sogenannte
digungsgesetzes für ehemalige deutsche Kriegs-
Clearing-Milliarde wirken sich entsprechend aus.
gefangene. Die Entscheidung der Bundesregierung
soll in einer Sitzung fallen, die für heute nach- Der Schuldenstand des Bundes hat sich in den
mittag angesetzt ist. Ich kann der Entscheidung des letzten neun Monaten von etwa 10 Milliarden DM
Kabinetts hier nicht vorgreifen, darf aber folgendes auf 17 Milliarden DM erhöht. Der Grund ist im
bemerken: wesentlichen das Londoner Schuldenabkommen.
Im Haushaltsplan 1954 sind bereits 50 Millio- Die schwebende Schuld hat sich dagegen um rund
nen DM für diesen Zweck vorgesehen. Auch im 180 Millionen DM ermäßigt, was mit unserer gün-
Fall einer Verkündung des Gesetzes wird dieser stigen Kassenlage zusammenhängt. Da wir eine
Betrag in diesemRestrechnungsjahr ausreichend sein. Anleihe nicht aufgelegt haben, hat sich der Schul-
Das Gesetz sieht auch Dringlichkeitsstufen vor, die denhaushalt von dieser Seite her nicht geändert.
in einer Rechtsverordnung durch die Bundes- Die runde Milliarde aber, von der ich gespro-
regierung mit Zustimmung des Bundesrats zu chen habe, gibt uns zu denken, wenn wir uns mit
regeln sind. der künftigen finanziellen Bewegungsfreiheit des
Bundes beschäftigen. Ich kann hierauf nicht ernst
Wenn aber auch für dieses Haushaltsjahr die genug hinweisen.
Mittel bereits vorgesehen sind, so muß ich doch
in allem Ernst darauf hinweisen, daß die kommen- Die Bundesregierung hat aus dieser Lage des
den Haushaltsjahre sehr schwer belastet werden. Bundeshaushalts gewisse Folgerungen gezogen, auf
die ich nicht ohne Genugtuung aufmerksam machen
Es läßt sich heute zahlenmäßig noch nicht sagen, kann. Sie betreffen die Organisation und die Per-
wie groß die Belastungen aus den Mußaufwendun- sonalwirtschaft des Bundes. Was zunächst die Or-
gen des Gesetzes genau sein werden. Die Schätzun- ganisation angeht, sind wesentliche Änderungen
gen schwanken unter der Annahme, daß höchstens gegenüber früher unterblieben; der Aufbau der
noch 10 000 Heimkehrer zu erwarten sind, zwischen Bundesverwaltung kann im großen und ganzen
900 und 1200 Millionen DM. Sollte die Zahl der noch als abgeschlossen gelten. Das neue Bundesministe-
Zurückkehrenden höher sein — was wir natürlich rium für Familienfragen ist mit seinen 4 Referaten
wünschen —, so würden sich diese Aufwendungen bescheiden ausgefallen; die 4 Bundesminister für
noch entsprechend vermehren. In den folgenden Sonderaufgaben haben ebenfalls nur einen kleinen
314 2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954
(Bundesfinanzminister Schäffer)
Stab erhalten. Ich weiß mich mit dem Hause einig, wortung einen angemesseneren Ausdruck in der
wenn ich sage, daß es hier weniger um die Aus- Besoldung finden muß als bisher. Hier liegt eine
stattung für heute als um die Sorge für morgen alte Forderung vor, der man jetzt wohl nähertre-
geht. ten kann. Der zu beschreitende Weg bedarf jedoch
(Sehr richtig! bei der SPD.) noch sorgfältiger Abwägung — auch zusammen mit
In der Tat würde es in weitesten Kreisen der Öf- den Ländern —, so daß das Thema wohl erst in
fentlichkeit nicht verstanden werden, wenn wir absehbarer Zeit in diesem Hause erörtert werden
jetzt größere organisatorische Neuerungen oder An- sollte.
derungen innerhalb der jetzigen Zuständigkeits- Ich möchte diesen Rundgang, bevor ich mich dem
regelung eingeführt hätten. Haushaltsausgleich widme, nicht abschließen, ohne
auch einen Blick auf die Kulturfonds des Bundes
Was die Personalwirtschaft angeht, möchte ich zu werfen. Diese Kulturfonds sind Gegenstand
vor der Vorstellung warnen, daß in der Bundes-
ständiger Betrachtung auf den verschiedensten Sei-
verwaltung die Aufgaben geringer geworden seien,
ten unserer Öffentlichkeit. Zu der verfassungsrecht-
weil die meisten Ressorts keine Personalverbesse-
rungen im Haushaltsplan erlangt haben. Der Stopp lichen Frage, in welchem Umfange es gesamtdeut-
in den Personalzahlen geht auf einen Beschluß des sche Kulturangelegenheiten gibt, die der Bundes-
Bundeskabinetts zurück und trägt dem Gesichts- haushalt zu finanzieren hat, will ich mich nicht
punkt Rechnung, daß man der Öffentlichkeit nicht äußern. Auch hier soll meine Stellungnahme von
Verzichte auf Leistungen des Bundeshaushalts zu- vorhin gelten, daß wir uns mit den Ländern kon-
muten kann, wenn man nicht selbst bereit ist, kret über alle Einzelheiten einigen sollten. Einem
Opfer zu bringen. In der Arbeitslast der Bundes- Wunsche dieses Hauses entsprechend, haben wir
verwaltung hat sich nichts verändert. Ich möchte einmal die die wissenschaftliche Forschung betref-
fenden Ansätze zusammengefaßt; die Übersicht
das mit aller Deutlichkeit sagen. Die Frage ist nur,
wird Ihnen in diesen Tagen vorgelegt. Es stellt sich
ob heraus, daß der Bundeshaushaltsplan gar nicht so
(Vizepräsident Dr. Jaeger übernimmt den forschungsfeindlich ist, wie er von mancher Seite
Vorsitz.) oft dargestellt wird. Sind es doch nicht weniger
an unserer hohen Geschäftsbelastung ein Mangel als rund 71 Millionen DM, die sich in der verschie-
-
oder ein Zuviel an Personal schuld ist. Ich glaube, densten Gewandung in allen Einzelplänen unseres
wir beschäftigen uns alle vielleicht viel zuviel Bundeshaushalts befinden.
miteinander. Die übrigen kleinen und großen Ausgabeposi-
(Abg. Mellies: Sehr richtig!) tionen unseres Haushalts lasse ich unerörtert, um
Sie nicht zu sehr zu ermüden. Ich verweise nach
Eine Ausnahme von dem Personalstopp macht der dieser Richtung nur auf die vielen Unterlagen und
Bundesgrenzschutz, der auf Grund Ihres Beschlus Übersichten, die wir Ihnen vorlegen. Ich möchte
ses von 10 000 auf 20 000 erhöht wird, der Aus aber ausdrücklich auf die Fortsetzung unserer
wärtige Dienst im In- und Ausland sowie das Pa- Finanzhilfe für Berlin hinweisen, um darzutun, daß
tentamt und einige andere Behörden. Die größe- sich unsere Bundesrepublik ihrer Pflicht gegen-
ren Ressorts sind ausnahmslos ohne Personalver- über der alten Reichshauptstadt immer bewußt ge-
mehrung geblieben. Das Mehr im Auswärtigen blieben ist.
Dienst geht darauf zurück, daß die Zahl der Ver-
tretungen sich erhöht. Wir werden 1954 folgende Eine Ausgabe werden Sie allerdings nicht fin-
Vertretungen haben: 28 Botschaften, 34 Gesandt- den, nämlich die Ausgabeposition für den Deut-
schaften, 31 Generalkonsulate und 54 Konsulate. schen Bundestag selber. Diese wird nachgereicht
Da sich die Verhandlungen hierüber sehr stark hin- werden, wie mir die Verwaltung des Bundestages
gezogen haben, können Ihnen erst jetzt die weite- in Aussicht gestellt hat.
ren Einzelheiten vorgelegt werden. Die Erhöhung Der außerordentliche Haushalt hat sich gegen-
des Personalstandes beim Patentamt geht auf über dem laufenden Jahr erheblich geändert.
Wünsche der Wirtschaft zurück. In meiner eigenen Einige Dinge daraus habe ich schon genannt. Es
Verwaltung ist kein Mann mehr angefordert, vor ist von einer schädlichen Einschrumpfung der über-
allem auch nicht in der Zollverwaltung, die nach wiegend durch den außerordentlichen Haushalt
Bahn und Post die größte Bundesverwaltung ist. finanzierten volkswirtschaftlichen Investitionen ge-
In diesem Zusammenhang darf ich ein paar sprochen worden. Unsere Zahlen bescheinigen die
Worte über die Pläne sagen, die über eine Besol- Unrichtigkeit einer solchen Behauptung. Die im
dungsreform bestehen. Zunächst muß ich einmal Gesamthaushalt finanzierten Investitionen liegen
ganz grundsätzlich die Meinung äußern, daß eine um rund 170 Millionen DM über den Zahlen des
allgemeine Besoldungsaufbesserung im öffentlichen Vorjahres. Der Wohnungsbau steigt von 813 auf
Dienst, wie sie vielleicht erhofft wird, nicht nötig 917 Millionen DM, die Investitionen der Land- und
und nicht möglich ist, da eine Anpassung an die Forstwirtschaft steigen von 152 auf 220 Millionen
Kaufkraftverhältnisse in der zurückliegenden Zeit D-Mark. Die Verkehrsinvestitionen sinken von 477
stattgefunden hat und die Haushalte eine entspre- auf 451 Millionen DM, aber ohne die 250 Millionen
chende Mehrbelastung nicht vertragen. Mehr noch, DM für die Bundesbahn, auf die ich nachher noch
es besteht die Gefahr, daß das Lohn- und Preisge- zu sprechen komme. Die sonstigen Investitionen
füge in Unordnung gerät und zu einer Bedrohung steigen dagegen von 259 auf 443 Millionen DM.
unserer derzeitigen Kaufkraft führt. Ich bin aber Was den Umfang des außerordentlichen Haus-
mit den Finanzministern der Länder darin einig, halts angeht, so muß er naturgemäß unter dem des
daß eine Vereinfachung des Besoldungsrechts statt- Vorjahres liegen, da jetzt aus ihm der fiktive Bei-
finden muß, um zu einer Einschränkung des Ver- trag an den ordentlichen Haushalt der ERP-Mittel
waltungsaufwands bei den Besoldungsberechnun- und einige andere Posten ausscheiden. Die Deckung
gen zu kommen. Wir sind ferner darüber einig, soll durch Anleihen stattfinden, und ich bin auf-
daß im Einzelfall die höhere Leistung und Verant richtig genug, Ihnen schon jetzt zu sagen, daß ich
2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954 315
(Bundesfinanzminister Schäffer)
keineswegs mit einer Leistung des Kapitalmarktes beiden Steuern noch genügend Spielraum verbleibt.
für den Bund in voller Höhe dieser 1500 Millionen Nach unseren Berechnungen behalten die Länder
D-Mark für 1954 rechne. Wir müssen aber auf min- — ohne Berlin — nach Berücksichtigung aller Aus-
destens 1000 Millionen DM rechnen können und so- gaben in ihren laufenden Staatshaushalten und in
dann den Rest kurzfristig finanzieren. Damit ist den Investitionshaushalten noch einen Spielraum
schon gesagt, daß die Bundesregierung mit dem von rund 700 Millionen DM, voraussichtlich sogar
Volumen des außerordentlichen Haushalts an die 750 Millionen DM. Aus der Einkommen- und Kör-
äußerste Grenze gegangen ist und daß alles andere perschaftsteuer allein werden die Länder trotz
unrealistisch ist. Ich darf das betonen, weil gerade einer Inanspruchnahme des Bundes von 42 % noch
der außerordentliche Haushalt für manche Wünsche in diesem Rechnungsjahr 125 Millionen DM mehr
immer als Ausweichgeleise betrachtet wird. In die- einnehmen als im Rechnungsjahr 1951. Damit wer-
sem Jahre hat der Bund bekanntlich überhaupt den die Länder in der Lage sein, ihre Fehlbeträge
keine Anleihe am offenen Markt erhalten und ist aus früheren Rechnungsjahren voll abzudecken,
damit in eine haushaltsmäßig schwierige Lage ge- während der Bund, wie ich gerade dargelegt habe,
raten. Mit um so stärkerem Nachdruck möchte ich nicht in der Lage ist, sein Gesamtdefizit aus 1951
noch einmal betonen, daß der Bund im kommenden und 1952 abzudecken.
Jahr diesen Anleiheerlös von mindestens 1000 Mil-
lionen DM erwartet. Der Bundesrat hat im sogenannten ersten Durch-
gang eine Bundesbeteiligung in Höhe von 42 %
Der Ausgleich im ordentlichen Haushalt ist mit nicht für tragbar erklärt. Er hat seinen Standpunkt
mindestens ebenso schwerwiegenden Hypotheken nicht im einzelnen begründet, sondern auf die stei-
belastet. Ich nannte Ihnen schon die 512 Millionen gende Tendenz bei gewissen Länderausgaben hin-
D-Mark an Schuldverschreibungen, die wir der gewiesen. Grundsätzlich wollen doch auch die Län-
Bundesanstalt und den Rentenversicherungsträgern der öffentliche Investitionen künftig mehr mit
überlassen müssen. Es handelt sich hier um einen außerordentlichen Mitteln als bisher finanzieren.
der entscheidenden Punkte des Haushaltsausgleichs Wir sind bei unserer Berechnung aber sogar davon
1954. Müßten wir diese Summe in bar aufbringen, ausgegangen, daß die Länder im Rechnungsjahr
wäre der Haushalt nicht auszugleichen. Ich nannte 1954 noch rund 1200 Millionen DM aus Steuer-
Ihnen weiter das Defizit aus 1951, das nach den mitteln für Investitionsausgaben verwenden kön-
Regeln einer geordneten Finanzführung im laufen- nen. In diesem Zusammenhang hat der Bundesrat
den Rechnungsjahr 1953 bereits hätte eingestellt auch darauf hingewiesen, daß sich im Bundeshaus-
werden müssen. Weder erscheint dieses Defizit aus halt noch zahlreiche Ansätze befinden, die ihrer
1951 in unserem Voranschlag noch das Defizit aus Natur nach zur Zuständigkeit der Länder gehören.
1952, das aus Ausgaberesten besteht und von mir Der Bundesrat hat es aber leider unterlassen, prak-
vorhin mit ebenfalls rund 1 Milliarde DM beziffert tische Folgerungen aus seiner Feststellung zu
worden ist. Ich habe mich zu diesem letzteren ziehen. Er hat lediglich eine Überprüfung in Aus-
Punkt damit abgefunden, daß die Reste in diesem sicht gestellt, deren Ergebnis für das Gesetz nach
laufenden Haushaltsjahr erwirtschaftet werden; Art. 107 des Grundgesetzes bedeutungsvoll werden
sie stehen dann in dem Gesamtfehlbetrag von rund kann.
2,3 Milliarden DM, den ich Ihnen für den Ab- Wie Sie wissen, ist dieser Haushaltsplan 1954,
schluß des Rechnungsjahres 1953 vorausgesagt wie wir hoffen, der letzte, der unter den derzeiti-
habe. Wie ich nochmals unterstreichen darf, habe gen Bestimmungen des Art. 106 Abs. 3 des Grund-
ich einen ausdrücklichen Beschluß der Bundes- gesetzes über den sogenannten bundesstaatlichen
regierung herbeigeführt, daß das Defizit aus 1951 Finanzausgleich verabschiedet wird. Bis zum
und 1952, um überhaupt einen Haushaltsausgleich 31. Dezember dieses Jahres ist die neue Finanz-
zu ermöglichen, in den Bundeshaushaltsplan 1954 reform, das neue Steuerverteilungsgesetz zu er-
nicht eingestellt wird, weil es mir notwendig er- lassen, zu dem wir im Bundesfinanzministerium
schien, die Verantwortung hierfür auf breitere in diesen Tagen die Arbeiten abgeschlossen haben.
Schultern zu legen. Ich hoffe, noch im Februar dem Bundeskabinett
Ich komme nun zu der Frage des höheren Bun- den Entwurf vorzulegen und damit unter das trübe
desanteils. Dieses Problem berührt nicht nur den Kapitel der jährlichen Auseinandersetzungen über
Ausgleich des Bundeshaushalts entscheidend, es die Beteiligung des Bundes an der Einkommen- und
rührt auch an das Grundverhältnis zwischen Bund Körperschaftsteuer einen endgültigen Strich ziehen
und Ländern. zu können.
(Abg. Dr. Dresbach: Die ganze Bundesratsbank (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)
ist leer!) Um angesichts der für ihn unangenehmen finanz-
— Sie werden es lesen, ich werde es ihnen zuschik- wirtschaftlichen Untersuchungen, die wir angestellt
ken. — Wie Sie wissen, haben Bund und Länder haben, auch haushaltsmäßig eine Grundlage für
gemeinschaftlichen Anspruch auf die Einkommen- seinen Widerspruch zu haben, hat der Bundesrat
und Körperschaftsteuer. Der Bund ist nun in die einige Ausgabeposten des Haushaltsplans 1954 be-
eigentümliche Lage versetzt, daß er für die größ- anstandet und sich hierbei eine Streichung von
ten Ausgabegruppen des Gesamtbudgets einzutre- genau 480 Millionen DM herausgerechnet. Genau
ten hat, für die Inanspruchnahme der beiden 480 Millionen DM beträgt nämlich der vom Bund
Steuern aber der Zustimmung der Länder bedarf, geforderte höhere Bundesanteil.
die ihrerseits dem Bund keine Mitwirkung beim (Hört! Hört! und Heiterkeit.)
Zustandekommen ihrer Haushalte schuldig sind.
Wir fordern nun in diesem Jahr 42 %, und ich Zwar hat der Bundesrat auf einem Gebiet sogar
rechtfertige, von der Ausgabenseite einmal ganz die Ausgaben erhöht, nämlich bei den Steuer-
abgesehen, dieses Mehr von 4 % gegenüber den verwaltungskosten, die wir den Ländern für die
bisherigen 38 % mit der Feststellung, daß den Län- Verwaltung der Bundessteuern zu bezahlen haben.
dern bei einer Verkleinerung ihres Anteils an den (Hört! Hört! links.)
316 2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954
(Bundesfinanzminister Schäffer)
Bekanntlich hat die Bundesregierung einen Ge- von Anleiheerlösen in den Bundeshaushalt. Man
setzentwurf auf Limitierung dieser Posten schon hat sich damals für eine Nettolösung entschieden,
1953 vorgelegt, der aber damals nicht mehr zum wobei ausdrücklich von einzelnen Rednern darauf
Zuge kam und gerade jetzt in diesem Haus bera- aufmerksam gemacht wurde, daß das Disagio in
ten wird. Die Entschädigung, die wir nach den zur den ordentlichen Haushalt gehört, wo es in der Tat
Zeit geltenden Bestimmungen an die Länder zu als vorweggenommene Verzinsung seinen Platz
zahlen haben, erreicht im Durchschnitt nicht weni- haben muß. Es ist eine unbestrittene Regel der
ger , als zwei Drittel, 64 % der Gesamtkosten der öffentlichen Finanzwirtschaft, daß Zinsen und Til-
Länder, in einzelnen Ländern fast 100 % , und ist gungen der Anleihen aus dem ordentlichen Haus-
daher einfach unhaltbar. halt genommen werden müssen. Auch der Bundes-
In den letzten Tagen hat nun Ihr Ausschuß be- schuldenausschuß — dem Mitglieder des Bundes-
schlossen, diese Steuerverwaltungskosten nicht, wie rats angehören — hat für die Behandlung des
von der Bundesregierung vorgeschlagen, auf ein Disagios einen ähnlichen Beschluß gefaßt. Ich be-
Drittel, sondern nur auf die Hälfte zu begrenzen. dauere deshalb, auch in diesem Punkt der Auf-
Damit entsteht in dem Bundeshaushalt 1954 eine fassung des Bundesrats nicht beitreten zu können.
neue Lücke — Verschlechterung — von rund 108 Ich darf noch bemerken, daß unter dem Disagio
Millionen DM, für die ich erst eine Deckung finden Titel des Haushalts auch alle gelegentlich einer
muß, wenn der Abgleich des Haushalts aufrecht- Schuldaufnahme anfallenden sonstigen Kosten ver-
erhalten werden soll. Es wird schwierig sein, eine rechnet sind.
solche Deckung zu finden. (Abg. Dr. von Brentano: Leider ist der
Der Bundesrat, zu dessen Kritik an unseren Bundesrat nicht anwesend!)
Ausgaben ich zurückkehre, hat eine sehr zweck- — Er ist entschuldigt, weil er eine Sitzung hat.
bestimmte Rechnung aufgemacht, die genau bewei- Aber er wird wohl die Rede übersandt erhalten
sen sollte, daß gerade die Erhöhung des Bundes- und kann dann Stellung nehmen.
anteils und die Begrenzung der Steuerverwaltungs-
kosten nicht notwendig seien. Schließlich ist noch der Zinsfonds beanstandet
worden, aus dem die Zinsen für die Betriebsmittel-
Er bringt zunächst die 250 Millionen DM Anleihe kredite des Bundes finanziert werden. Das Problem
-
für die Bundesbahn. Der Tatbestand ist folgender. hängt mit der Frage zusammen, mit welcher effek-
Die Bundesbahn schuldet dem Bundeshaushalt Be- tiven Inanspruchnahme des Bundes durch Betriebs-
förderungsteuer im Jahre 1954 im voraussichtlichen mittelkredite wir für das kommende Haushaltsjahr
Betrag von 250 Millionen DM. Angesichts der rechnen. Ich bin kein Prophet, aber ich beziehe
Finanzlage der Bundesbahn ist nicht damit zu mich auf die Erklärung der Alliierten, daß sie den
rechnen, , daß diese Beförderungsteuer entrichtet Überhang an Besatzungskosten , abziehen wollen,
werden kann. Auf den Rechtsanspruch kann der ferner darauf, daß der EVG-Vertrag von der ersten
Bund als Steuerträger nicht verzichten. Es wäre Stunde seines Bestehens an von uns volle Zahlung
aber Selbstbetrug, wenn diese Einnahme von unseres Monatsbeitrags fordert, mehr noch, daß wir
250 Millionen DM als echte Einnahme in den Haus- nach dem Pariser Vertrag unter Umständen zur
halt eingesetzt würde. Jeder Kaufmann würde in Bevorschussung in Höhe eines ganzen Monatsbei-
einem solchen Fall einen Wertberichtigungsposten trags genötigt sind. Ich möchte bemerken, daß es
entgegenstellen. In der kameralistischen Buchfüh- bei dieser Aufstellung für den Bundesrat wohl auch
rung ist das leider nicht möglich. Deshalb wurde Pflicht gewesen wäre, Rücksicht zu nehmen auf
der Weg gewählt, in Form eines Darlehns an die einige Beträge, die als Einnahmen im Haushalt des
Bundesbahn einen Ausgleichsposten in den Haus- Bundes enthalten sind, die aus Gründen der Auf-
halt einzustellen. rechterhaltung des Rechtsanspruchs eingesetzt wer-
Das soll zugleich verhindern, daß der Bund als den müssen, deren Eingang aber recht unsicher ist.
Steuerträger eine schlechtere Rechtsstellung erhält Ich erinnere hier, weil es gerade Einnahmen von
als die übrigen Gläubiger der Bundesbahn. Die Ländern sind, z. B. an eine Forderung an das Land
Bundesbahn soll diesen Betrag zur Erhaltung ihres Bayern in Höhe von 50 Millionen DM und an eine
Vermögens verwenden. Es handelt sich also in solche an das Land Berlin — Gerechtigkeit nach
Wirklichkeit um eine Steuerstundung für das Haus- allen Seiten! — in Höhe von 20 Millionen DM.
haltsjahr 1954. Den Anleihebetrag von 250 Mil- Von dem Ausfall, der eintritt, wenn die Steuer-
lionen DM, der nicht ausbezahlt, sondern nur ver- verwaltungskosten nicht auf ein Drittel, sondern
rechnet wird gegen die gestundete Steuer, in den auf die Hälfte begrenzt werden, habe ich vorhin
außerordentlichen Haushalt einzusetzen, wie es der schon gesprochen.
Bundesrat vorschlägt, wäre daher völlig sinnwidrig.
Es würde bedeuten, daß eine Lücke im ordentlichen Besonders überraschend ist aber der letzte Vor-
Haushalt durch Aufnahme einer Anleihe im außer- schlag des Bundesrats, der die Bundesregierung
ordentlichen Haushalt gedeckt werden müßte. So veranlassen will, ihre prozentuale Kürzung der
gehen auch die Länder nicht vor. Ansätze des Bundeshaushalts schärfer auszu-
schöpfen. Wir haben diese Kürzung von 4 % ein-
Ein zweiter Punkt - Sie kennen diese Dinge führen müssen, um überhaupt einen Haushalts-
aus der Drucksache 200 — ist die Einstellung des ausgleich zustande zu bringen, und sie wird aus-
Disagios bei den Bundesanleihen in den ordent- nahmslos bei allen Personal- und sonstigen Ver-
lichen Haushalt. Hier darf ich für die Mitglieder waltungskosten zum Zuge kommen. Eine Kürzung
des Hauses, die schon Abgeordnete des ersten derjenigen Fonds, für die internationale oder
Bundestages waren, auf die Debatte zurückkom- sonstige rechtliche Verpflichtungen bestehen, ist
men, die seinerzeit unter besonderer Beteiligung schlechterdings unmöglich. Da solche Ver-
des jetzt leider verstorbenen Kollegen, Präsidenten pflichtungen aber in vielen Sammelfonds ent-
des Bundesverfassungsgerichts, Höpker-Aschoff halten sind und nicht einzeln ausgeschieden
und verschiedener anderer Herren der Regierungs- werden können, mußte eine Kürzung des
und Oppositionsparteien stattgefunden hat. Sie be- gesamten Ansatzes stattfinden, wobei dann
traf die Frage der Brutto- und Nettoeinstellung künftig die zu bewilligenden Ausnahmen von der
2. Deutscher Bundestag - 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954 317
(Bundesfinanzminister Schäffer)
Regel als Ausgaben erscheinen. Der Vorschlag des Von der Verpflichtung, die der Gesetzgeber des
Bundesrats, die Kürzungen so zu handhaben, daß Grundgesetzes in Erinnerung an Inflation und
statt der von uns veranschlagten 330 Millionen DM Währungsumstellung in Art. 110 des Grundgesetzes
rund 500 Millionen DM sich ergeben, ist undurch- aufgestellt hat, brauche ich in diesem Zusammen-
führbar, weil wir weder unsere nationalen und hang gar nicht sprechen.
internationalen Vertragspartner im Stich lassen, Ich hätte über diese Frage auch nicht gesprochen,
noch z. B. unsere Beamten ohne Besoldung und wenn ich nicht gleichzeitig auf eine andere Bestim-
unsere Behörden ohne Sachmittel lassen können, mung des Grundgesetzes, den Art. 113, verweisen
kurz, weil wir unsere Rechtsverpflichtungen er- müßte. Auch der Art. 113 des Grundgesetzes ist von
füllen müssen. Die Einsparung von 4 % kann nur dem Gesetzgeber geschaffen in Erinnerung an die
dort erreicht werden, wo ein gewisser Spielraum Zeit der In fl ation und an die Zeit der Währungsum-
gegeben ist. stellung, vielleicht auch in dem Gedankendaran, daß
Im übrigen scheint mir eine Kritik nur dann be- die Parlamente, die den demokratischen Gedanken
rechtigt, wenn sie konkrete Vorschläge für be- und gerade den Gedanken ihres Budgetrechts seit
stimmte einzelne Etatpositionen gebracht hätte. An Jahrhunderten in der Welt am stärksten und er-
dieser Konkretisierung durch den Bundesrat fehlt folgreichsten vertreten haben, wie das englische
es völlig. Wenn die vorgesehenen Einsparungen Parlament, es als selbstverständlichen Grundsatz
von 330 Millionen DM, die der Bundeshaushalts- anerkennen, daß die Parlamente ihrem ganzen
plan vorsieht, erreicht werden, hat nach meinem Ursprung, ihrem ganzen Gedankengang und ihrer
Dafürhalten die Bundesregierung den Beweis einer Aufgabe nach das Volk, d. h. den Steuerzahler, vor
äußersten Sparsamkeit unter den gegebenen Um- Überlastung durch den Staat schützen sollen
ständen erbracht und kann anderen öffentlichen (Beifall bei den Regierungsparteien)
Körperschaften als Muster dienen.
und deswegen von sich aus das Schwergewicht auf
(Sehr richtig! in der Mitte.) die finanzielle Ordnung des gesamten Staatswesens
Ich glaube daher, daß die Bundesregierung mit zu legen haben.
Fug und Recht dem Bundesrat geantwortet hat, (Zustimmung in der Mitte.)
daß sie seine Vorschläge nicht übernehmen kann -
und daß diese Vorschläge zweckbestimmte Wunsch- Der Art. 113 des Grundgesetzes gibt der Bundes-
träume sind. Ich hoffe aber trotzdem, daß die Be- regierung das Recht, aber noch mehr die Pflicht,
sprechungen mit den Ländern noch zu einem beide ihrerseits neben dem Parlament als Hüter dieser
Teile befriedigenden Ergebnis führen. Das ist finanziellen Ordnung zu wirken.
schon deshalb dringend notwendig, weil wir gleich- In einer Zeit, in der wir alle darin einig sind,
zeitig mit den Ländern über das Gesetz nach daß der deutsche Steuerzahler" überlastet ist, daß
Art. 107 des Grundgesetzes im Gespräch stehen wir seine Belastung nicht vermehren, sondern min
und die Aussichten für eine Einigung auf diesem dern wollen, daß wir infolgedessen die Ausgaben
Gebiet wohl nicht groß wären, wenn wir uns schon nach den Einnahmen und nicht umgekehrt einzu-
über den Ausgleich des Bundeshaushalts 1954 nicht richten haben, ist die im Art. 113 des Grundgesetzes
verständigen könnten. vorgesehene Zusammenarbeit zwischen Bundes-
Ich möchte aus diesem Anlaß aber doch noch regierung und Parlament ein Gebot, das dringlicher
ein ernsthaftes Wort zu einem Vorschlag sagen, der ist denn je. Ich hoffe, daß sich Parlament, Bundes-
in solchen Zeiten auch aus Kreisen der Wirtschaft — rat und Bundesregierung in diesem Bestreben zu-
Gott sei Dank vereinzelt — an den Bundesfinanz- sammenfinden. Ich würde es auch begrüßen, wenn
minister herangetragen wird. Es ist nicht weniger gesetzlich oder in der Geschäftsordnung des Deut-
als der Vorschlag, sich zur Politik des deficit schen Bundestags ein Weg gefunden würde, um
spending, also zu einer Politik der bewußten Miß- dieses Zusammenwirken aller Beteiligten von vorn-
achtung des Grundsatzes des Ausgleichs des Haus- herein zu sichern.
halts zu bekennen In der Öffentlichkeit wurde manchmal der Ge-
(Zuruf von der Mitte: Gewerkschaften!) danke vertreten, der Bund könne durch Verwer-
tung seines Vermögens sich die notwendigen Ein-
und den Weg der Geldschöpfung zu betreten. nahmen zur Deckung seiner Fehlbeträge verschaf-
Man hält mir das amerikanische Beispiel ent- fen. Ich will hier nicht auf die haushaltsrechtliche
gegen. Die Vereinigten Staaten haben eine Politik Frage eingehen, sondern möchte nur darauf hin-
des deficit spending 1932 begonnen, in einer Zeit weisen, daß mit dem Haushaltsgesetz, das Ihnen
absinkender, aber nicht in einer Zeit aufsteigender, vorliegt, auch eine Darstellung und der Nachweis
stabiler Wirtschaftskonjunktur. Auch der amerika- des Vermögens des Bundes gegeben worden sind,
nische Finanzminister hat in Interviews darauf die die Öffentlichkeit auf die geringen Möglich-
hingewiesen, daß die Folge dieses deficit spending keiten aufmerksam machen, die 'hier bestehen.
dochiegwsnt,aßdKufkresDola Ich freue mich, daß es gelungen ist, einen solchen
in dieser Zeit der Politik des deficit spending um Vermögensnachweis vorzulegen. Wie Sie wissen,
50 % gesunken ist. In den Vereinigten Staaten er- schuldet der Finanzminister nach der Verfassung
strebt die Finanzpolitik daher heute auch eine dem Parlament einen solchen Vermögensnachweis.
Einschränkung der staatlichen Ausgaben, eine Es war in den vergangenen Jahren leider noch
Minderung des Umfangs des öffentlichen Haus nicht möglich, ihn aufzustellen. Während wir
halts. früher nur eine Einnahmen- und Ausgabenrech-
In Deutschland kann nach meiner Überzeugung nung hatten, liegen nunmehr die ersten Ergebnisse
dieser Weg des deficit spending nicht beschritten einer Sachrechnung, also einer Bestandsaufnahme
werden. Die Erhaltung der Kaufkraft der Währung unseres ganzen Vermögens einschließlich der Schul-
ist die Vertrauensgrundlage, auf der unsere ganze den vor.
Wirtschaft aufgebaut ist.
Sie werden verstehen, daß ich dazu einige Worte
(Beifall bei den Regierungsparteien.) sagen muß, da es sich immerhin um einen besonde-
318 2. Deutscher Bundestag - 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954
(Bundesfinanzminister Schäffer)
ren und wichtigen Anlaß handelt. Im abgelaufenen Gesamtwert der Beteiligungen doch 2 Milliarden
Jahr haben wir zunächst die verwaltungsmäßigen DM sicher nicht übersteigen. Ich weise darauf hin,
Voraussetzungen schaffen müssen. Ganz einfach daß in den angegebenen Werten die in den Bilan-
sind die Dinge nicht, weil sich gewisse Vermögens- zen nicht passivierte Vermögensabgabe für den La-
werte der öffentlichen Hand ihrer marktmäßigen stenausgleich nicht berücksichtigt ist, so daß etwa
Bewertung entziehen. Wir haben die Dinge aber vorhandene stille Reserven durch die Vermögens-
in einer möglichst einfachen und beamtensparenden abgabe für den Lastenausgleich zumindest teil-
Weise zu läsen versucht. weise wieder aufgezehrt werden.
Das Vermögen des Bundes einschließlich des frü- Die Einnahmen aus den Beteiligungen sind bis-
heren Reichsvermögens, jedoch ohne die Sonder- her gering. Im Jahre 1954 werden Einnahmen von
vermögen Bundesbahn, Bundespost, ERP-Sonder- 9 Millionen DM immer noch Ausgaben von 15 Mil-
vermögen und Ausgleichsfonds, wurde bei der Be- lionen DM gegenüberstehen. Der Grund hierfür
standsaufnahme am 31. März 1953 mit rund 13 Mil- liegt in den hohen Kriegs- und Nachkriegsschäden,
liarden DM bewertet. Noch nicht bewertet sind die die zahlreiche bundeseigene Gesellschaften erlitten
Sachen im Gemeingebrauch, nämlich Autobahnen, haben. Ich verweise besonders auf die bekannte Si-
Bundesstraßen und Bundeswasserstraßen, die für tuation im Salzgittergebiet.
eine Verwertung auch nicht in Betracht kommen.
Bei den ausgewiesenen Schuldenzahlen fehlen die Die Bundesregierung hat sich, nachdem sie im
ehemaligen Reichsverbindlichkeiten. Sie wollen Jahre 1951 die Verwaltung der Beteiligungen des
dies freundlichst berücksichtigen. Reiches und des früheren Landes Preußen über-
nahm, wiederholt bemüht, einzelne Gesellschaften
Die 13 Milliarden DM setzen sich zusammen aus zu privatisieren. Diese Bemühungen haben bisher
a) 8 Milliarden DM Wert des unbeweglichen Ver- nicht zu einem Erfolg geführt. Das hängt u. a. mit
mögens, b) Kapitalbeteiligungen von 1,2 Milliar- der Enge des Kapitalmarkts zusammen und wird
den DM und c) Darlehnsforderungen und ähnlichen sich vielleicht in den nächsten Jahren bessern. Ich
Rechten im Betrage von 3,3 Milliarden DM. Der brauche aber auch nicht zu betonen, daß Vorausset-
Rest ist der Wert der beweglichen Sachen. zung jeder Verwertung ein angemessener Kaufer-
In der Öffentlichkeit werden immer wieder Stim- lös sein muß.
men laut, der Bund sammle ein riesiges Grund- (Abg. Albers: Sehr richtig!)
vermögen, das er für seine Aufgabe überhaupt -
nicht benötige. Die 8 Milliarden DM, von denen ich Eine weitere Voraussetzung ist, daß die rechtlichen
gesprochen habe, sind zunächst einmal 4,8 Milliar- Verhältnisse, insbesondere die Frage des Eigen-
den DM Grundbesitz, der für Verwaltungszwecke tums, geklärt sind.
genutzt wird. (Abg. Pelster: Sehr gut!)
(Abg. Albers: Hört! Hört!) Für viele Bewerber sind die Unternehmungen
auch erst interessant, nachdem die Kriegs- und
Unter die übrigen Grundstücke fallen die ehemali Kriegsfolgeschäden beseitigt sind, eine Aufgabe,
gen Wehrmachtsliegenschaften, die für ähnliche für die wir die Wirtschaftskraft der Unternehmen
Zwecke einschließlich einer etwaigen Wehrverwal- selbst heranziehen mußten.
tung bereitgehalten werden müssen. Von einem
entbehrlichen Grundbesitz des Bundes in wesent (Abg. Schoettle: Die wollen es noch ge
lichem Umfang kann also nicht die Rede sein. schenkt haben! - Abg. Heiland: Da
für sollen Sie öffentliche Mittel zur
Ein Blick auf die Einnahmen von diesem unbe- Verfügung stellen!)
weglichen Vermögen zeigt, daß sie schon einen
recht stattlichen Posten ausmachen. Sie sind von Die Darlehnsforderungen des Bundes betreffen
rund 57 Millionen DM im Jahre 1951 auf rund hauptsächlich den sozialen Wohnungsbau und das
86 Millionen DM in dem vor Ihnen liegenden Plan Siedlungswesen. Bei einer Vielzahl der hingegebe-
angewachsen. Hier kommt die Arbeit der neuen nen Darlehen kann mit der Rückzahlung erst nach
Vermögensverwaltung des Bundes am sichtbarsten einer langen Reihe von Jahren gerechnet werden.
zum Ausdruck. Übrigens stecken in den Beträgen Bei Abwägung des Für und Wider möchte ich glau-
auch die Erlöse aus der Veräußerung von Grund- ben, daß der tatsächliche Wert der Darlehensfor-
stücken, wo diese bisher möglich war. Tatsächlich derungen erheblich von den Nennbeträgen nach
entbehrliche Grundstücke sind nämlich nicht etwa unten abweicht.
zurückgehalten, sondern abgegeben worden, ins- Bei den Sondervermögen hat außer der Bundes-
besondere für sozialen Wohnungsbau und indu- bahn, die ich schon gewürdigt habe, auch unser an-
strielle Zwecke. Es dürfte aber klar sein, daß wir deres Betriebsvermögen, die Bundespost, nicht un-
kein ehemaliges Wehrmachtsgelände verkaufen beträchtliche Sorgen.
können, solange wir damit rechnen müssen, es (Abg. Schoettle: Z. B. die Sorge um
morgen wieder teurer zurückkaufen zu müssen. zwei Staatssekretäre, Herr Bundes
(Abg. Dr. Dresbach: Sehr richtig!) finanzminister! - Heiterkeit.)
Die Beteiligungen des Bundes an wirtschaftlichen Da unsere Erhebungen erst im Gange sind, will
Unternehmen liegen Ihnen in einem ausführlichen ich von einer Äußerung absehen.
Verzeichnis vor. Die weitaus überwiegende Mehr- Der Ausgleichsfonds hat sich dagegen recht gün-
heit dieser Beteiligungen hat der Bund vom Reich stig entwickelt, da die Einkünfte aus den Aus-
und vom früheren Land Preußen übernommen. gleichsabgaben die Voranschläge nicht unerheblich
Das Schwergewicht der Beteiligungen liegt bei den überschritten haben. Durch Maßnahmen der Vor-
drei großen Konzernen: Viag, Veba und der AG finanzierung konnten dem Fonds als zusätzliche
für Berg- und Hüttenbetriebe, früher Reichswerke: Einnahmen 200 Millionen DM aus einer Anleihe
Der Wert der Beteiligungen beträgt nach den vor- der Lastenausgleichsbank, rund 75 Millionen DM
liegenden Bilanzziffern 1,2 Milliarden DM. Auch aus der vorzeitigen Ablösung von Lastenausgleichs
wenn man davon ausgeht, daß in den Bilanzen ge- abgaben und rund 230 Millionen DM durch Dar-
wisse stille Reserven enthalten sind, so dürfte der lehen nach § 7 f des Einkommensteuergesetzes be-
2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954 319
(Bundesfinanzminister Schäffer)
schafft werden. Insgesamt standen somit dem Er verschließt einer sachlichen Kritik sein Ohr
Fonds rund 3000 Millionen DM im laufenden Rech- bestimmt nicht, aber auf eines darf er verweisen:
nungsjahr zur Verfügung. Der Abfluß der Mittel Unter den Wünschen, die im Laufe seiner Tätig-
war in der ersten Hälfte des Rechnungsjahres ver- keit an ihn herangetragen wurden, mußte er unter-
langsamt, weil sich die Ausgleichsbehörden in das scheiden zwischen den Wünschen, die nur dem Ge-
neue — nicht ganz einfache — Recht erst einarbei- danken der „res privata" entspringen, und den
ten mußten. In der zweiten Hälfte dieses Rech- Wünschen, die getragen waren von dem Gedanken
nungsjahres wurde dieser Stau in der Kasse über- der res publica, dem Gedanken auf das Wohl der
wunden und der Kassenbestand auf eine angemes- Allgemeinheit. Um der Allgemeinheit willen muß
sene Höhe zurückgeführt. Es wurde möglich, die das Ziel seiner Tätigkeit bleiben, der deutschen
Leistungen aus dem Währungsausgleich statt im Finanzpolitik den Vorwurf zu ersparen, daß sie die
Verlauf von etwa fünf bis sieben Jahren schon im finanzielle Ordnung und damit den Schutz der
Rechnungsjahr 1953 voll freizugeben. Währung nicht gewahrt habe.
(Sehr gut! in der Mitte.) Ich bitte daher, bei aller Kritik nicht zu verges-
sen, daß er und wir alle Diener der deutschen
Auch die Hausratshilfe ist mit rund 1200 Millionen Bundesrepublik sind und damit den Gedanken der
DM sehr spürbar geworden. Im kommenden Haus- res publica zu wahren haben.
haltsjahr wird dagegen der Schwerpunkt mehr auf
den produktiven Leistungen des Ausgleichsfonds (Anhaltender lebhafter Beifall bei den
liegen. Regierungsparteien.)
Uneingeschränkt produktiv wirkt auch unser Vizepräsident Dr. Jaeger: Das Haus hat die
letztes großes Sondervermögen, das ERP-Sonder- Budgetrede des Herrn Bundesfinanzministers ent-
vermögen, das am 31. März 1953 einen Bestand von gegengenommen. Die Beratung über die Punkte 3a
5,6 Milliarden DM auswies. Während bisher die und b der Tagesordnung ist erst für die Sitzung am
Einnahmen und Ausgaben des Vermögens im Bun- 4.FebruavogshnIcließdarsn
deshaushaltsplan veranschlagt wurden, wird der Punkt der Tagesordnung für heute ab.
Bundestag künftig einen besonderen Wirtschafts-
plan dieses Sondervermögens durch Gesetz ver- Ich rufe auf Punkt 4 der Tagesordnung:
abschieden. An der Eigenschaft des Sondervermö- Beratung des Mündlichen Berichts des Haus-
gens als einer sich ständig erneuernden und zen- haltsausschusses (18. Auschuß) über den An-
tral gesteuerten Kapitalmasse ändert sich aber
trag des Bundesministers der Finanzen be-
nichts. Das ERP-Sondervermögen bleibt damit ein treffend Nachträgliche Mitteilung an den
sehr wesentliches Kreditinstrument der Bundes- Bundestag von der Bestellung eines Erbbau-
regierung, das alljährlich mit etwa 300 bis 400 Mil- rechts an einem reichseigenen Teilgrund-
lionen DM Rückflüssen und Zinsen rechnen kann.
Bis zum 30. September 1953 sind an Krediten und stück des früheren Munitionsdepots in Kiel-
Dietrichsdorf (Drucksachen 123, 26).
Zuschüssen rund 6,3 Milliarden DM gegeben wor-
den, besonders für Engpaßbereiche der Wirtschaft, Das Wort als Berichterstatter hat der Abgeord-
vornehmlich Elektrizitätswirtschaft und Kohlen- nete Schoettle.
bergbau. Aber auch der Wohnungsbau ist mit fast (Zuruf des Abg. Schoettle.)
einer halben Milliarde DM beteiligt. Die im kom-
menden Haushaltsjahr erwarteten Einnahmen von — Wira auf die Berichterstattung verzichtet? —
rund 320 Millionen DM sind bereits vorfinanziert Das ist der Fall. Wird das Wort gewünscht? — Das
und sollen vornehmlich der Grundindustrie, dem ist nicht der Fall.
Schiffbau, der Eisen- und Stahlwirtschaft zugute Ich bitte diejenigen Damen und Herren, die dem
kommen. Berlin spielt im Rahmen des gesamten Antrag des Ausschusses auf Drucksache 123 zu-
Investitionsprogramms eine besondere Rolle. Da stimmen wollen, die Hand zu heben. — Ich bitte
ich hier nur als Finanzminister spreche, der über um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Der
die Vermögen Rechnung zu legen hat, kann die Dar- Antrag ist einstimmig angenommen.
stellung aller Einzelheiten dem Wirtschaftsplan
vorbehalten bleiben, der Ihnen demnächst vor- Ich rufe auf Punkt 5 der Tagesordnung:
gelegt wird. a) Beratung des Schriftlichen Berichts des
Ausschusses für Außenhandelsfragen (23.
Ich bin am Ende meiner Betrachtungen ange- Ausschuß), über den Entwurf einer Zwei-
langt. Neben den sachlichen waren auch die tech- ten Verordnung über Zolltarifänderungen
nischen Schwierigkeiten groß, um Ihnen den Haus- aus Anlaß der Errichtung des Gemein-
haltsplan rechtzeitig vorzulegen. Mit dem Haus- samen Marktes der Europäischen Gemein-
haltsplan sind in diesem Jahr zum erstenmal die schaft für Kohle und Stahl (Drucksachen
allgemeinen Vorbemerkungen und der Vermögens- 130, 69);
nachweis vorgelegt worden. Dies alles war nur
möglich durch die aufopfernde Tätigkeit meiner b) Beratung des Schriftlichen Berichts des
Mitarbeiter. Ausschusses für Außenhandelsfragen
(Beifall bei den Regierungsparteien.) (23. Ausschuß) über den Entwurf einer
Dritten Verordnung über Zolltarifände-
Ich möchte daher zunächst schließen mit einem rungen aus Anlaß der Errichtung des
Wort des Dankes an diese. Gemeinsamen Marktes der Europäischen
Gemeinschaft für Kohle und Stahl
Meine Damen und Herren! Der Bundesfinanz- (Drucksachen 131, 1);
minister selbst stellt sich Ihnen nun zur Kritik
seiner Tätigkeit. Er wagt es nicht, vorauszusagen, c) Beratung des Schriftlichen Berichts des
wie diese Kritik ausfallen wird. Ausschusses für Außenhandelsfragen
(23. Ausschuß) über den Entwurf einer
(Abg. Dr. von Brentano: Wohlwollend!) Vierten Verordnung über Zolltarif-
320 2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954
(Vizepräsident Dr. Jaeger)
änderungen aus Anlaß der Errichtung ihnen die Zustimmung gibt, den bitte ich, die Hand
des Gemeinsamen Marktes der Euro- zu erheben. — Ich bitte um die Gegenprobe. —
päischen Gemeinschaft für Kohle Enthaltungen? — Einstimmig angenommen.
und Stahl (Zollkontingents-Verordnung)
(Drucksachen 132, 2). Meine Damen und Herren, ich darf noch einen
Ich schlage Ihnen vor, die Berichterstattung und Augenblick um Aufmerksamkeit bitten. Das Hohe
Beratung über die drei Punkte, miteinander zu ver- Haus hat zu Punkt 2 der Tagesordnung den Ent-
binden. — Es wird nicht widersprochen. wurf eines Gesetzes zur Änderung des Körper-
schaftsteuergesetzes an den Finanz- und Steuer-
Das Wort als Berichterstatter hat der Abgeord- ausschuß überwiesen. Herr Abgeordneter Dr.
nete Birkelbach. Dresbach bittet, diesen Gesetzentwurf auch dem
Ausschuß für Kommunalpolitik zur Mitberatung
Birkelbach (SPD), Berichterstatter: Ich beziehe zu überweisen. Federführend soll der Ausschuß für
mich auf den Schriftlichen Bericht.') Finanz- und Steuerfragen bleiben. Wird gegen die-
sen nachträglichen Antrag Widerspruch erhoben?
Vizepräsident Dr. Jaeger: Der Herr Bericht- — Das ist nicht der Fall. Dann ist einstimmig so be-
erstatter bezieht sich auf den Schriftlichen Bericht. schlossen.
Ist das Haus damit einverstanden? — Das ist der
Fall. Wird das Wort gewünscht? — Das ist nicht Ich berufe die nächste, die 12. Sitzung des Deut-
der Fall. schen Bundestages auf Donnerstag, den 4. Februar
Meine Damen und Herren, ich darf dann über die 1954, 9 Uhr 30, und schließe die 11! Sitzung des
drei Punkte gemeinsam abstimmen lassen. Wer Deutschen Bundestages.

*) Siehe Anlagen 1 bis 3, Seiten 321, 322, 323 (Schluß der Sitzung: 11 Uhr 44 Minuten.)
2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954 321

Anlage 1 zum Stenographischen Bericht der 11. Sitzung

Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Außenhandelsfragen
(23. Ausschuß)
(Drucksache 130)

über den

Entwurf einer Zweiten Verordnung über Zolltarifänderungen aus Anlaß der


Errichtung des Gemeinsamen Marktes der Europäischen Gemeinschaft
für Kohle und Stahl
(Drucksache 69)

Berichterstatter : Abgeordneter Birkelbach

Nachdem dem Ausschuß für Außenhandelsfragen Weiterhin wurde auf Anregung der Bundesregie-
die Stellungnahme des Wirtschaftspolitischen Aus- rung vom Ausschuß beschlossen, an die Stelle der
schusses zugeleitet worden war, wurde in der Sit- bisherigen Fassung der Eingangsformel eine Neu-
zung vom 4. Dezember 1953 zu der Zweiten Verord- fassung treten zu lassen. Das gleiche gilt für die
nung über Zolltarifänderungen—Drucksache 69 — Fassung des § 3. Nach dieser Abänderung wurde die
in der Diskussion zu den handelspolitischen Kon- Vorlage vom Außenhandelsausschuß einstimmig an-
sequenzen Stellung genommen. Dabei ergab sich, genommen.
daß nach Ansicht der Bundesregierung die handels-
politischen Beziehungen zu den nicht zur Euro- Bonn, den 4. Dezember 1953
päischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl ge-
hörenden Ländern durch die nun eingeräumten
Zölle in einer günstigen Richtung beeinflußt wor- Birkelbach
den sind. Berichterstatter
322 2. Deutscher Bundestag — 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954

Anlage 2 zum Stenographischen Bericht der 11. Sitzung

Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Außenhandelsfragen
(23. Ausschuß)
(Drucksache 131)

über den

Entwurf einer Dritten Verordnung über Zolltarifänderungen aus Anlaß


der Errichtung des Gemeinsamen Marktes der Europäischen Gemeinschaft
für Kohle und Stahl
(Drucksache 1)

Berichterstatter : Abgeordneter Birkelbach

Nachdem dem Ausschuß für Außenhandelsfragen Weiterhin wurde auf Anregung der Bundesregie-
die Stellungnahme des Wirtschaftspolitischen Aus- rung vom Ausschuß beschlossen, an die Stelle der
schusses zugeleitet worden war, wurde in der Sit- bisherigen Fassung der Eingangsformel eine Neu-
zung vom 4. Dezember 1953 zu der Dritten Verord- fassung treten zu lassen: Das gleiche gilt für die
nung über Zolltarifänderungen — Drucksache 1 — Fassung des § 3.
in der Diskussion zu den handelspolitischen Kon-
sequenzen Stellung genommen. Dabei ergab sich, Nach dieser Abänderung wurde die Vorlage vom
Außenhandels ausschuß einstimmig angenommen.
daß nach Ansicht der Bundesregierung die handels-
politischen Beziehungen zu den nicht zur Europäi-
schen Gemeinschaft für Kohle und Stahl gehören- Bonn, den 4. Dezember 1953
den Ländern durch die nun eingeräumten ermäßig-
ten Zölle in einer günstigen Richtung beeinflußt Birkelbach
worden sind. Berichterstatter
2. Deutscher Bundestag - 11. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1954 323

Anlage 3 zum Stenographischen Bericht der 11. Sitzung

Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Außenhandelsfragen
(23. Ausschuß)
(Drucksache 132)

über den

Entwurf einer Vierten Verordnung über Zolltarifänderungen aus Anlaß


der Errichtung des Gemeinsamen Marktes der Europäischen Gemeinschaft
für Kohle und Stahl
(Zollkontingents-Verordnung)
(Drucksache 2)

Berichterstatter : Abgeordneter Birkelbach

Nachdem dem Ausschuß für Außenhandelsfragen Weiterhin wurde auf Anregung der Bundesregie-
die Stellungnahme des Wirtschaftspolitischen Aus- rung vom Ausschuß beschlossen, an die Stelle der
schusses zugeleitet wonden war, wurde in der Sit- bisherigen Fassung der Eingangsformel eine Neu-
zung vom 4. Dezember 1953 zu der Vierten Verord- fassung treten zu lassen. Das gleiche gilt für die
nung über Zolltarif änderungen — Drucksache 2 — Fassung des § 3.
in der Diskussion zu den handelspolitischen Konse-
quenzen Stellung genommen. Nach dieser Abänderung wurde die Vorlage vom
Außenhandelsausschuß esstimmig angenommen.
Der Außenhandelsausschuß begrüßt die durch die
Initiative der Bundesregierung eingeleiteten Ent Bonn, den 4. Dezember 1953
-wicklungsmöhet,übrdnAuswikge Birkelbach
erst nach längerem Zeitablauf ein endgültiges Bild
gewonnen werden kann. Berichterstatter

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