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83. Sitzung
Inhalt:
Erweiterung der Tagesordnung 4029 A vom 25. April 1961 mit dem Königreich
Griechenland über soziale Sicherheit;
Schriftlicher Bericht des Ausschusses für
Fragestunde (Drucksache IV/1379) Sozialpolitik (Drucksache IV/1322) —
Fragen des Abg. Höhmann (Hessisch Zweite und dritte Beratung — . . . . 4031 B
Lichtenau) :
Bau einer Panzerstraße durch die Ge- Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkom-
meinde Hützel men vom 30. Januar 1962 mit dem König-
reich Dänemark zur Vermeidung der
Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 4029 D Doppelbesteuerung und über gegensei-
Fragen des Abg. Wienand: tige Amts- und Rechtshilfe usw. (Druck-
sache IV/696); — Schriftlicher Bericht des
Abbruch der Drachenburg bei Königs- Finanzausschusses (Drucksache IV/1353)
winter — Zweite und dritte Beratung — . . . 4031 C
Dr. Dahlgrün, Bundesminister . 4030 A, B, C
Wienand (SPD) 4030 B, C Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag
vom 6. September 1962 mit der Republik
Osterreich über Zollerleichterungen im
Entwurf eines Vierzehnten Gesetzes zur kleinen Grenzverkehr und im Durch-
Änderung des Umsatzsteuergesetzes gangsverkehr (Drucksache IV/1184); —
(Abg. Dr. Dichgans, Müller-Hermann, Schriftlicher Bericht des Finanzausschus-
Dr. Schmidt [Wuppertal], Frau Funcke ses (Drucksache IV/1354) — Zweite und
[Hagen], Seuffert u. Gen.) (Drucksache dritte Beratung — . . . . . . . . . 4031 D
IV/1318); Schriftlicher Bericht des Finanz-
ausschusses (Drucksache IV/1364) —
Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkom-
Zweite und dritte Beratung — . . . . 4030 C men vom 20. September 1962 zwischen
der Bundesrepublik Deutschland und der
Republik Ecuador über den Luftverkehr
Entwurf eines Gesetzes zur Änderung (Drucksache IV/1165); Schriftlicher Bericht
des Bewertungsgesetzes (Drucksache des Ausschusses für Verkehr, Post- und
IV/1227); Schriftlicher Bericht des Finanz- Fernmeldewesen (Drucksache IV/1355) —
Entwurf eines Gesetzes über die Entschä- schusses für Inneres (Drucksache IV/1337)
digung von Zeugen und Sachverständi- — Zweite und dritte Beratung —
gen sowie des Gesetzes über die Entschä- Wilhelm (SPD) . . . . . . . . 4047 C
digung der ehrenamtlichen Beisitzer bei
den Gerichten (Drucksache IV/875) ; Brück (CDU/CSU) 4048 D, 4051 A, 4059 D,
Schriftlicher Bericht des Rechtsausschus- 4068 B, 40 73 C
ses (Drucksache IV/1194) — Fortsetzung Gscheidle (SPD) . 4048 C, 4058 D, 4066 D,
der zweiten und dritten Beratung — 4070 C
Busse (FDP) . . . . 4035 A, 4037 A Höcherl, Bundesminister . 4050 A, 4056 C,
4061 B, 4065 D
Dr. Müller-Emmert (SPD) 4035 B, 4038 A, C
Dr. Miessner (FDP) . . 4051 A, 4072 D
Bericht des Außenhandelsausschusses über Dr. Schäfer (SPD) 4051 B
die Dreiundsechzigste und Achtundsech- Matzner (SPD) 4052 D
zigste Verordnung zur Änderung des Wagner (CDU/CSU) . . 4054 B, 4066 B,
Deutschen Zolltarifs 1962 (Drucksachen 4068 C, 4070 B
IV/1293, IV/1294, IV/1393) 4039 B
Dorn (FDP) . . 4054 D, 4058 B, 4060 C
Frau Funcke (FDP) 4056 A
Schriftlicher Bericht des Ernährungsaus-
schusses über den Antrag betr. Förde- Sänger (SPD) 4057 B
rung des Tabakbaues (Abg. Leicht, Sei- Dr. Bieringer (CDU/CSU) . . . 4062 A
ther, Baier [Mosbach], Reichmann und
Gen.) (Drucksachen IV/1241, IV/1392) . . 4039 B Dr. Wuermeling (CDU/CSU) . . 4063 A
Baier (Mosbach) (CDU/CSU) . . . 4067 C
Mündlicher Bericht des Ernährungsaus- Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 4068 B
schusses über den Entschließungsantrag
der Abg. Ertl, Bauer (Wasserburg), Süh-
ler, Murr, Dr. Effertz und Gen. zur dritten Antrag betr. Vorlage eines Zweiten Aus-
Beratung des Entwurfs eines Gesetzes führungsgesetzes zu Art. 26 Abs. 2
zur Änderung des Gesetzes zur Durch- GG (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache
führung der Verordnung Nr. 19 (Ge- IV/1388 [neu])
treide) des Rates der EWG (Drucksache Dr. Weber (Koblenz) (CDU/CSU) . 4074 D
IV/1398, Umdruck 328) 4039 C
Schultz (FDP 4075 C
Erler (SPD) 4075 D
Antrag betr. finanzielle Verluste der
Küstenschiffahrt und der Nord-Ostsee-
Schiffahrt durch die Eisperiode im Winter Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des
1962/63 (SPD, FDP und Abg. Müller- Gesetzes zur Durchführung der Verord-
Hermann und Gen.) (Drucksache IV/1390) 4039 C nungen Nr. 20, Nr. 21 und Nr. 22 des
Rates der EWG sowie zur Änderung des
Gesetzes zur Förderung der deutschen
Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Eier- und Geflügelwirtschaft (Drucksache
Grundgesetzes (Art. 75 GG) (Drucksache IV/1372) — Zweite und dritte Bera-
IV/633); Schriftlicher Bericht des Rechts- tung — 4076 B
ausschusses (Drucksachen IV/1374, zu
IV/1374) — Zweite und dritte Bera-
Entwurf eines Gesetzes zur Änderung
tung —
des Gewerbesteuergesetzes (Drucksache
Höcherl, Bundesminister 4040 A IV/923); Schriftlicher Bericht des Finanz-
ausschusses (Drucksache IV/1343) —
83. Sitzung
Ich rufe Punkt 32 der Tagesordnung auf: Wer zustimmt, den bitte ich um ein Handzeichen. —
Ich bitte um die Gegenprobe. — Es ist so beschlos-
Erste Beratung des von der Bundesregierung sen.
eingebrachten Entwurfs eines Vierzehnten
Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuerge-
setzes (Drucksache IV/1371). Ich rufe nunmehr Punkt 35 der Tagesordnung auf:
Auf Begründung und Aussprache wird verzichtet. Beratung des Schriftlichen Berichts des Aus--
schusses für Gesundheitswesen (11. Ausschuß)
Ich schlage Ihnen Überweisung an den Finanzaus- über den von der Bundesregierung zur Unter-
schuß — federführend — sowie an den Wirtschafts- richtung vorgelegten Vorschlag der Kommis-
ausschuß und den Haushaltsausschuß zur Mitbera- sion der EWG für eine Richtlinie des Rates be-
tung vor. — Widerspruch erfolgt nicht; es ist so treffend die Angleichung der Rechtsvorschrif-
beschlossen. ten der Mitgliedstaaten für konservierende
Stoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden
Ich rufe Punkt 33 der Tagesordnung auf: dürfen (Drucksachen IV/1051, IV/1348).
Ich danke dem Berichterstatter, dem Abgeordneten
Erste Beratung des von der Bundesregierung
Biegler, für seinen Schriftlichen Bericht; er liegt
eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Geset-
Ihnen auf Drucksache IV/1348 vor.
zes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes
(Drucksache IV/1370). Das Wort wird nicht gewünscht. Wer dem Schrift-
lichen Bericht des Ausschusses zuzustimmen
Auf Begründung und Aussprache wird verzichtet. wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Ich
Ich schlage Ihnen Überweisung an den Ausschuß bitte um die Gegenprobe. — Keine Gegenstimmen.
für Gesundheitswesen vor. — Widerspruch erfolgt Enthaltungen? — Keine Enthaltungen. Einstimmig
nicht; es ist so beschlossen. beschlossen.
Ich rufe Punkt 34 der Tagesordnung auf: Wir kommen zu Punkt 36:
Beratung des Schriftlichen Berichts des Wirt Beratung des Mündlichen Berichts des Aus
schaftsausschusses (16. Ausschuß) über den schusses für gesamtdeutsche und Berliner
von der Bundesregierung zur Unterrichtung Fragen (4. Ausschuß) über den Antrag der
4034 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freihag, den 28. Juni 1963
Sodann rufe ich Punkt 38 der Tagesordnung auf: Der Bundestag wolle beschließen,
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- von einer Äußerung zu den nachstehend aufge-
schusses für Verteidigung (5. Ausschuß) über führten Streitsachen vor dem Bundesverfas-
den Antrag der Fraktion der SPD betr. Be- fassungsgericht abzusehen.
richt des Wehrbeauftragten in der Angele-
genheit des Oberstleutnants Barth (Druck- Wer diesem Antrag zuzustimmen wünscht, den bitte
sachen IV/1062, IV/1363). ich um das Handzeichen. — Gegenstimmen? —
Keine. Enthaltungen? — Keine Enthaltungen. Es ist
Berichterstatter ist der Abgeordnete Dr. Seffrin. einstimmig so beschlossen.
Ich nehme an, daß das Haus auf den Mündlichen
Bericht verzichtet. — Das ist der Fall.
Ich rufe auf Punkt 42:
Das Wort wird nicht gewünscht. Der Antrag des
Ausschusses liegt Ihnen auf Drucksache IV/1363 Beratung des Antrags der Abgeordneten
vor. Wer zuzustimmen wünscht, den bitte ich um Günther, Iven (Düren), Dr. Hoven und Genos-
ein Handzeichen. — Ich bitte um die Gegenprobe. — sen.
Keine Gegenstimmen. Enthaltungen? — Keine Ent-
haltungen. Einstimmig so beschlossen. betr. Öffnungszeiten beim Grenzübergang
Wahlerscheid-Rocherath (Drucksache IV/1367)
Ich rufe Punkt 39 auf: Auf Begründung und Aussprache wird verzichtet.
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Ich schlage Ihnen Überweisung an den Ausschuß
schusses für wirtschaftlichen Besitz des Bun- für Inneres vor. — Widerspruch erfolgt nicht. Es ist
des (28. Ausschuß) über den Antrag des Bun- so beschlossen.
desministers der Finanzen Meine Damen und Herren, der Abgeordnete
betr. Veräußerung eines Teils der ehemaligen Dr. Schäfer hat mir mitgeteilt, daß Punkt 31 abge-
Wehrkreisreit- und Fahrschule in Aalen setzt werden soll. Ich nehme an, daß das Haus,
(Württ.) an die Firma Carl Zeiss in Ober- nachdem die Antragsteller es so wünschen, damit
kochen (Drucksachen IV/1230, IV/1358). einverstanden ist. — Dann ist auch so beschlossen.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4035
Vizepräsident Dr. Jaeger
Wir setzen nun die gestern begonnene Beratung höchstens 5 DM pro Stunde zu steigern, ein Fort-
des Punktes 18 fort: schritt. Dieser Fortschritt ist unserer Auffassung
nach jedoch nicht ausreichend. Es gibt nämlich viele
Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
ehrenamtliche Richter — sei es, daß sie Arbeitneh-
desregierung 'eingebrachten Entwurfs eines mer sind, sei es auch, daß sie selbständig Schaffende
Gesetzes über die Entschädigung von Zeugen sind —, die durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit einen
und Sachverständigen sowie des Gesetzes Verlust erleiden, weil sie in der Stunde mehr als
über die Entschädigung der ehrenamtlichen 5 DM verdienen.
Beisitzer bei den Gerichten (Drucksache
IV/875) . Darüber hinaus ergibt sich für diejenigen ehren-
amtlichen Richter, die Lohn erhalten, ein eindeuti-
Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses ger Nachteil daraus, daß sich — sofern sie über
(12. Ausschuß) (Drucksache IV/1194). längere Zeit hinweg als ehrenamtliche Richter tätig
(Erste Beratung 54. Sitzung) sind — unter Umständen ihre spätere Rente aus der
Invaliden- und Altersversicherung erheblich min
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Busse, der dern kann. Dies ergibt sich zwangsläufig daraus,
als Berichterstatter dem Hause vielleicht darlegen daß diese ehrenamtlichen Richter während der Zeit
kann, wie weit wir gestern mit der Beratung dieses ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit keinen Lohn erhal-
Punktes gekommen sind. ten und daß während dieser Zeit seitens des Arbeit-
gebers geringere Sozialversicherungsbeiträge —
Busse (FDP) : Wir haben gestern Art. 1 des vor- also Beiträge für die Renten-, Kranken- und Arbeits-
liegenden Gesetzentwurfes behandelt. Herr Dr. losenversicherung — abgeführt werden. Über Jahre
Müller-Emmert hat dazu gesprochen, aber keine An- hinweg kann dies dann dazu führen, daß solche
träge gestellt. Wir müssen also jetzt zu Art. 2 über- Arbeitnehmer, die längere Zeit ehrenamtlich als
gehen, und ich nehme an, daß Herr Dr. Müller- Richter tätig waren, zu Verlusten bis 10, 11, 12 DM
Emmert zunächst die Anträge der SPD begründen monatlich kommen. Diese Arbeitnehmer, sofern sie
will. Lohnempfänger sind, können noch weitere Nachteile
dadurch erleiden, daß unter Umständen eine Minde-
Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich stelle fest, rung ihrer Krankengeld- und Arbeitslosenbezüge
Art. 1 ist vom Hause angenommen. Wir kommen eintritt, nämlich dann, wenn in dem jeweiligen Be-
damit zu Art. 2 mit den Umdrucken 324 *) und 327 *). rechnungszeitraum Ausfallzeiten liegen.
Zur Begründung erteile ich das Wort Herrn Abge Um diese Ungerechtigkeit zu beseitigen und um
ordneten Dr. Müller-Emmert. alle die gerecht zu behandeln, die als ehrenamtliche
Richter tätig sind — gleichgültig, ob sie selbständig
Dr. Müller-Emmert (SPD) : Herr Präsident! Schaffende oder Arbeitnehmer sind —, hat die Frak-
Meine Damen und Herren! Zunächst möchte ich kurz tion der SPD den Ihnen vorliegenden Änderungs-
bemerken, Herr Präsident, daß wir über Art. 1 des antrag eingebracht, der grundsätzlich von folgender
Gesetzentwurfs noch nicht abgestimmt haben. Das Regelung ausgeht. Als Neuerung soll ein sogenann-
möchte ich nur der Ordnung halber sagen. ter Anspruch auf Fortzahlung des Arbeitsentgelts
eingeführt werden. Das heißt, diejenigen Arbeit-
Namens der Fraktion der SPD möchte ich jetzt zu nehmer, die als ehrenamtliche Richter tätig sind,
dem von uns eingebrachten Änderungsantrag Stel- sollen ihre Entschädigung nicht von der Gerichts--
lung nehmen, der Ihnen als Umdruck 324 vorliegt. kasse erhalten, sondern für die Zeit, während der
Dieser unser Änderungsantrag bezieht sich aus- sie als ehrenamtliche Richter tätig sind, soll der
schließlich auf Art. 2 des eingebrachten Gesetzent- Arbeitgeber den Lohn voll fortzahlen. Der Arbeit-
wurfs, nämlich auf eine Änderung des Gesetzes über geber hat aber dadurch nicht den geringsten Nach-
die Entschädigung der ehrenamtlichen Beisitzer bei teil. Er kann jederzeit auf Antrag von der Gerichts-
Gericht. Ich sage dies zur Klarstellung, damit keine kasse diejenigen Beträge wieder zurückerstattet be-
Verwechslungen im Hinblick auf die andere Geset- kommen, die er dem Arbeitnehmer für die Fehl-
zesänderung möglich sein können. zeiten bezahlt hat.
Nach der derzeit gültigen Regelung erhält ein Diese Regelung ist nach unserer Auffassung des-
ehrenamtlicher Richter, der Beisitzer bei den ordent- halb besonders günstig, weil durch sie gewährleistet
lichen Gerichten, bei den Gerichten für Arbeits- ist, daß der Arbeitgeber für die Fehlzeiten auch die
sachen, bei den Gerichten der Verwaltungs-, der vollen Sozialversicherungsanteile, die ihm ohnehin
Finanz- und der Sozialgerichtsbarkeit ist, eine Ent- zufallen, fortbezahlt. Dadurch wird eine Schlechter-
schädigung für Zeitversäumnis, für Fahrtkosten und stellung des Arbeitnehmers, der als ehrenamtlicher
Fußwegstrecken und schließlich auch für Aufwand. Richter tätig ist, verhindert.
Die Entschädigung für Zeitversäumnis darüber
—
ist man sich wohl im Hause einig — ist offenbar zu Wir haben uns weiterhin Gedanken darüber ge-
gering. Sie entspricht nicht den heutigen wirtschaft- macht, wie nun diejenigen ehrenamtlichen Richter,
die selbständig Schaffende sind, in einer richtigen
lichen Verhältnissen. Daher ist auch der vom Rechts-
ausschuß beschlossene Vorschlag, die Entschädi- Weise entschädigt werden sollen. Ein jeder, der
gung, die bisher mindestens 2 DM und höchstens sich mit diesen Problemen etwas beschäftigt hat,
weiß, daß es tatsächlich heute sehr schwer ist,
4 DM für jede Stunde betrug, auf mindestens 3 und
ehrenamtliche Richter, die selbständig Schaffende
*) Siehe 82. Sitzung Anlagen 9 und 10. sind, überhaupt zu finden, weil diese ständig er-
4036 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
Dr. Müller-Emmert
klären und auch mit Recht erklären, daß die Ent- Beamten oder den Angestellten beschäftigt, keinen
schädigung, die sie für Zeitversäumnis bekommen, Erstattungsanspruch haben soll, und zwar deshalb
zu gering sei, so daß sie wirtschaftlich durch ihre nicht, weil dadurch eine Verkomplizierung verhin-
ehrenamtliche Tätigkeit einen klaren Verlust er- dert wird. Wenn aber ein Beamter oder ein Ange-
litten. stellter des öffentlichen Dienstes außerhalb seiner
Dienstzeit ehrenamtlich als Richter tätig ist, soll er
Wir sind der Auffassung, daß derjenige Bürger,
in diesem Falle selbstverständlich eine gewisse Ent-
der sich ehrenamtlich im Interesse des Staates zur
schädigung wegen Zeitversäumnis erhalten, die
Verfügung stellt, folglich auch einen Anspruch auf
3 DM pro Stunde betragen soll.
volle Entschädigung haben muß, es sei denn, daß
er wirtschaftlich so gut gestellt ist, daß diese Nach- Noch ein kurzes Wort zu unserer Vorlage zu § 5,
teile für ihn nicht von Bedeutung sind. der unter Buchstabe d) angeführt ist. Nach der der-
zeitigen Regelung kann ein selbständig Schaffender
Daraus erklärt sich die von uns vorgeschlagene unter Umständen auch die Kosten für eine notwen-
Regelung, die Sie auf Umdruck 324 finden, und zwar dige Vertretung ersetzt bekommen. Er kann also
in § 2 Abs. 3 unseres Änderungsantrags. Danach einen Vertreter einstellen und bei der Gerichtskasse
soll jeder ehrenamtliche Richter eine Entschädigung die Kosten für diesen Vertreter liquidieren.
für einen Verdienstausfall erhalten, wobei der
regelmäßige Bruttoverdienst maßgebend ist und (Abg. Dr. Dittrich: Das ist aber sehr teuer!)
wobei weiterhin eine Höchstgrenze in der Weise — Was heißt „sehr teuer", Herr Kollege Dr. Ditt-
festgelegt ist, daß im Höchstfall 10 Deutsche Mark rich?! Es ist bestehendes Gesetz. Daran können Sie
pro Stunde der versäumten Arbeitszeit gezahlt wohl nichts ändern. Es steht in § 5 des bestehenden
werden. Was über einen Verlust von 10 DM hinaus- Gesetzes.
geht, wird nach unserem Antrag nicht beachtet;
denn wir gehen davon aus, daß bei einem Höchst- Wir sind der Auffassung, daß in dem Falle, in
verdienst von 10 DM pro Stunde ein Bruttomonats- dem unsere Regelung Platz greifen würde, der selb-
lohn von etwa 2000 DM herauskommt, woraus sich ständig Schaffende alternativ die Wahlmöglichkeit
ergibt, daß diejenigen selbständig Schaffenden, die haben soll, entweder Ersatz der Kosten für eine
über 2000 DM verdienen, sicher auf Grund dieses notwendige Vertretung zu verlangen oder sich Ver-
doch verhältnismäßig hohen Verdienstes keine über dienstausfall, im Höchstfall 10 DM pro Stunde, ge-
10 DM pro Stunde hinausgehende Entschädigung ben zu lassen. Damit sind seine Interessen in jeder
beanspruchen sollten. Weise gewahrt.
Wir haben in dem von mir zitierten Änderungs- (Abg. Dr. Hauser: Also eine Verschlechte
antrag, und zwar in § 2 Abs. 3, noch eine spezielle rung gegenüber dem jetzigen Zustand!)
Regelung angeführt, die ich noch besonders erklären — Inwiefern, Herr Kollege Dr. Hauser?
möchte. Nach dem bisherigen Gesetz bekommt nur
derjenige selbständig Schaffende eine Entschädi- (Abg. Dr. Hauser: Weil bis jetzt noch die
gung, der nachweisen kann, daß tatsächlich für ihn Doppelmöglichkeit gegeben ist!)
ein Verdienstausfall eingetreten ist. Oftmals kann — Diese Doppelmöglichkeit ist wohl gegeben. Aber
aber ein Landwirt, ein Handwerksmeister, ein Arzt andererseits sind die Höchstsätze nach der derzeit
oder auch ein Steuerberater nicht nachweisen, daß geltenden Regelung so gering, daß die von uns vor-
während der Zeit, während der er ehrenamtlich als gesehene Regelung letztlich doch eine Verbesserung
Richter tätig war, ein Verdienstausfall eingetreten wäre. -
ist, und zwar deshalb nicht, weil er kaum nachweisen
kann, daß während dieser Zeit ein Kunde bei ihm Noch ,ein kurzes Wort zu § 10, der als Nummer 7
war oder daß während dieser Zeit eine Arbeit von in unserer Vorlage behandelt ist. Ich bitte darum,
ihm gerade aus besonders wichtigen Gründen hätte daß diese Nummer 7 unserer Vorlage unter Buch-
erledigt werden müssen. Dies führt dann . zu der Un- stabe e gestrichen wird. Wir wollen nicht haben —
gerechtigkeit, daß ehrenamtliche Richter oftmals nur eis war dies offenbar ein Versehen —, daß nur Vor-
eine sehr geringe Entschädigung bekommen. schuß bezüglich der Entschädigung für Verdienstaus-
fall oder Zeitversäumnis bezahlt werden soll. Wir
Um diese Ungerechtigkeit auszugleichen, haben wollen also haben, daß ein Globalvorschuß für alle
wir in unserem Antrag vorgesehen, es solle von Ge- im Gesetz festgelegten Ansprüche gegeben werden
setzes wegen vermutet werden, daß ein Verdienst- soll, so daß sich diese Bestimmung, die wir hier
ausfall immer dann eingetreten ist, wenn der ehren- vorgesehen haben,. erübrigt. Ich bitte also nochmals
amtliche Richter erwerbstätig ist. um Streichung des Antrags unter Buchstabe e, wo
In unserem Antrag ist weiterhin auch die Gruppe es heißt:
von Personen behandelt, die als ehrenamtliche Rich- Als Nummer 7 wird eingefügt:
ter tätig sind und die keiner Erwerbstätigkeit nach-
gehen. Sofern unser Antrag Gesetz würde, bekämen 7. § 10 wird wie folgt gefaßt: ..
Meine Damen und Herren, zum Schluß darf ich Zweitens: Verrechnung des Verdienstausfalls über
noch folgendes sagen. Es ist unbedingt notwendig, die Arbeitgeber und nicht mehr wie bisher aus-
daß die ehrenamtlichen Richter, wenn sie sich schon schließlich durch die Kasse.
freiwillig zur Verfügung stellen, um ein Ehrenamt
zu versehen, ein Ehrenamt, auf das beim besten Drittens: Die Schaffung der Möglichkeit, daß auch
Willen im Interesse der Gemeinschaft nicht verzich- die Sozialversicherungsbeiträge, die der Arbeitgeber
tet werden kann, dann auch den Anspruch gegen den zu leisten hat, künftig zu berücksichtigen sind.
Staat haben müssen, ordnungsgemäß entschädigt zu
werden. Daraus folgt unser Antrag. Ich bitte Sie, Von diesen drei Anliegen ist eines begründet,
unserem Antrag zuzustimmen. nämlich das letzte: daß die versicherungsrechtliche
Lage des Arbeitnehmers nicht dadurch beeinträchtigt
(Beifall bei der SPD.) werden kann, daß er als ehrenamtlicher Richter tätig
ist. Es entspricht bereits jetzt der Übung eines Teils
Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich danke dem der Gerichte, daß diese Beträge — die Arbeitgeber-
Herrn Abgeordneten Müller-Emmert für den Hin- anteile an den Sozialversicherungsbeiträgen — auf
weis, daß bei Art. 1 nur die Diskussion beendet, aber Antrag von den Gerichten gezahlt werden. Immer-
nicht abgestimmt worden ist. Ich möchte jetzt als hin haben die Koalitionsparteien eingesehen, daß
erstes diese Abstimmung nachholen. Wer dem Art. 1 es ratsam ist, diese von verschiedenen Gerichten
dieses Gesetzes zuzustimmen wünscht, den bitte ich bereits praktizierte Übung auch im Gesetz klar zum
um das Handzeichen. — Ich bitte um die Gegen- Ausdruck zu bringen. Diesem Anliegen trägt der
probe. — Keine Gegenstimmen. Enthaltungen? — Antrag auf Umdruck 327 unter Ziffer 1 Rechnung.
Keine Enthaltungen; einstimmig beschlossen.
Ich bitte also, diesem Antrag der Koalitions-
Wir fahren fort in .der Diskussion zu Art. 2. Ich parteien zuzustimmen. Damit wird dem Anliegen
erteile das Wort dem Abgeordneten Busse. der SPD, daß die Arbeitgeberanteile an den Sozial-
versicherungsbeiträgen künftig miterstattet werden
können, Rechnung getragen.
Busse (FDP) : Herr Präsident! Meine sehr ver-
ehrten Damen! Meine Herren Kollegen! Ich darf zu- Dem Antrag, den Satz für Verdienstausfall bis
nächst, ehe ich zu dem Antrag der SPD Stellung zu 10 DM pro Stunde zu erhöhen, bitte ich nicht zu
nehme, darauf hinweisen, daß in Art. 2 Ziff. 2 des entsprechen. Wir haben bei allen an Gerichtsver-
in der Drucksache IV/ 1194 enthaltenen Gesetzent- fahren Beteiligten, bei Zeugen und Sachverständi-
wurfs ein Druckfehler unterlaufen ist. Es muß dort gen, bewußt Beschränkungen gemacht, aus dem all
nicht „ehrenamtlicher Besitzer", sondern „ehren- gemeinen Grundgedanken heraus, daß sie alle hier
amtlicher Beisitzer" heißen. Es scheint mir doch ein Ehrenamt ausüben, das vom Staatsbürger eben
zweckmäßig zu sein, die Besitzer wieder in Beisitzer unter Umständen gewisse Opfer fordert. Wenn Sie
zu verwandeln. weiter bedenken, daß insbesondere dann, wenn eine
langfristige Tätigkeit eines ehrenamtlichen Richters
Zu dem Antrag der SPD selber möchte ich mich vorliegt, bereits jetzt — nach den im Rechtsausschuß
relativ kurz fassen, und ich bitte den Herrn Kollegen gefaßten Beschlüssen — die Stundenentschädigung
Müller-Emmert um Verzeihung, daß ich das im bis zu 7,50 DM betragen kann, so glauben wir, daß
Hinblick auf die Umstände des heutigen Tages tue; damit, wenn man die Relation zu den übrigen Ent-
denn ich weiß, welch ungeheure Arbeit gerade in schädigungen, insbesondere auch zu den Entschädi- -
der Regelung dieser sehr diffizilen Materie steckt gungen der Sachverständigen, herstellt, jedem be-
und welche mühevollen Überlegungen Sie, meine rechtigten Anliegen Rechnung getragen ist.
Damen und Herren von der SPD, angestellt haben.
Aber wenn wir die Dinge hier im Detail erörtern Was endlich die Abrechnung der Bezüge über den
würden, würden wir dafür Stunden brauchen, und Arbeitgeber anbelangt, so sprechen einmal ganz
für den Fall, daß der Antrag der SPD so, wie er einfach praktische Überlegungen dagegen. In jedem
jetzt vorliegt, angenommen würde, würde ich an- Falle würde ein Doppelabrechnung stattfinden müs-
schließend den Antrag stellen, die Sache noch ein- sen: bei dem Gericht und bei dem Arbeitgeber und
mal in den Rechtsausschuß zurückzuverweisen, weil dann anschließend wieder beim Arbeitgeber mit
eine Fülle von Nuancierungen zu beachten ist, die dem Gericht; eine zusätzliche Mehrbelastung, für
jetzt in der Beratung in diesem Hohen Hause nicht die darüber hinaus eine sachliche Notwendigkeit
beachtet werden können. nicht vorliegt. Die Dinge haben sich bisher reibungs-
los abgewickelt. Das, was hier vorgeschlagen ist,
(Abg. Jahn: Stellen Sie den Antrag doch kann nur zu erneuten Komplikationen im gesamten
gleich!)
Berechnungsverfahren führen.
— Nein, weil ich glaube, Ihr Antrag wird nicht an-
genommen, Herr Kollege Jahn. Ich wollte auch nur Ich bitte daher, den Antrag der SPD abzulehnen,
vorsorglich eingangs darauf hinweisen. dagegen dem Antrag der CDU/CSU und FDP auf
Umdruck 327 unter Ziffer 1 zuzustimmen.
Drei Anliegen sind es eigentlich, die in dem An-
trag der SPD ihren Ausdruck finden: (Beifall bei den Regierungsparteien.)
Erstens: Die Heraufsetzung des Höchstsatzes der
Zeugengebühr von 5 DM auf 10 DM pro Stunde bei Vizepräsident Dr. Jaeger: Wird zu Art. 2 noch
Verdienstausfall: das Wort gewünscht? — Herr Müller-Emmert!
4038 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
— Trotzdem muß aber immer von der Gerichtskasse Nr. 2 a — § 1 der Vorlage — abgestimmt wird und
die Höhe errechnet werden, 5 DM, 7 DM, 8 DM. wir in diesem Fall unterlägen, würden sich die an-
(Zuruf.) deren Anträge automatisch erübrigen. Deshalb wäre
es zweckmäßig, einzeln abstimmen zu lassen.
— Entschuldigen Sie, wenn Sie sich zu Wort mel-
d en wollen, bitte sehr, gern.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Meine Damen und
I) Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich bitte Herrn Herren, ich lasse zuerst über den Änderungsantrag
Müller-Emmert fortzufahren. der Fraktion der SPD Umdruck 324 Buchstabe a ab-
stimmen, in Art. 2 eine Nr. 2 a einzufügen. Wer die-
Dr. Müller Emmert (SPD) : Sie werden doch ge-
-
sem Antrag zuzustimmen wünscht, den bitte ich um
statten, Herr Kollege Weber, daß ich zumindest ver-
suche, auf Ihren Einwand einzugehen. das Handzeichen. — Ich bitte um die Gegenprobe.
— Wir müssen die Abstimmung wiederholen. Wer
(Abg. Dr. Weber [Koblenz] : Ich hindere S ie zuzustimmen wünscht, den bitte ich, sich zu erheben.
nicht daran!) — Ich bitte um die Gegenprobe. — Das zweite war
— Ich konnte Ihre Gestik nicht anders auffassen, die Mehrheit; der Antrag ist abgelehnt. Damit ist
Herr Kollege Weber. der weitere Teil Ihres Antrags erledigt, Herr Abge--
ordneter Müller-Emmert.
Ich wollte also darauf hinweisen, daß es sehr
kompliziert ist, wenn die Gerichtskasse jeweils (Abg. Dr. Müller-Emmert: Ja, damit er
immer noch aus der Entschädigung, die sie auf ledigt!)
Grund der Lohnbescheinigung, die möglicherweise Damit kommen wir zu dem Antrag Umdruck 327
der ehrenamtliche Richter vorlegt, , errechnet, erst Ziffer 1. Wer zuzustimmen wünscht, den bitte ich
noch die Sozialversicherungsanteile berechnen muß. um das Handzeichen. — Ich bitte um die Gegen-
Gut, wenn e s auch möglicherweise geschieht, dann probe. — Enthaltungen? — Bei zahlreichen Enthal-
erhebt sich immer noch die Frage, ob solche kleinen tungen angenommen.
Beträge dem Arbeitnehmer an die einzelnen Sozial-
versicherungsträger abgeführt werden. Erfahrungs- Ich rufe auf den Änderungsantrag Umdruck 327
gemäß werden viele Arbeitnehmer sagen, daß es Ziffer 2. Wer zuzustimmen wünscht, den bitte ich
sich um solch kleine Beträge handelt, daß dieses um ein Handzeichen. — Ich bitte um die Gegen-
ganze Verfahren eigentlich nutzlos sei. Deshalb probe. — Enthaltungen? — Bei zahlreichen Enthal-
wird nach der Erfahrung des Lebens doch kaum ein tungen angenommen.
solcher Sozialversicherungsanteil, der an den Wer nunmehr dem Art. 2 in der so beschlossenen
ArbeitnhmsdGrctkaeusgzhl Fassung zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein
würde, weiter abgeführt. Dies führt letztlich doch Handzeichen. — Ich bitte um die Gegenprobe. —
zu einem Nachteil für den Arbeitnehmer. Enthaltungen? — Bei zahlreichen Enthaltungen an-
Die andere Lösung, die von uns vorgeschlagen genommen.
wird, ist viel einfacher, Ich rufe auf Art. 3, und zwar zunächst § 1, § 2,
(Abg. Dr. Weber [Koblenz]: Unverant § 3, § 4, und § 5. Wird hierzu das Wort gewünscht?
wortlich!) — Das ist nicht der Fall.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4039
Vizepräsident Dr. Jaeger
Wer den aufgerufenen Paragraphen zuzustim- Ich rufe als drittes auf:
men wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. —
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? —
schusses für Ernährung, Landwirtschaft und
Bei zahlreichen Enthaltungen angenommen.
Forsten über den Entschließungsantrag der
Wir kommen zu § 6. Durch ein Versehen habe ich Abgeordneten Ertl, Bauer (Wasserburg),
soeben schon über den Änderungsantrag der Frak- Sühler, Murr, Dr. Effertz und Genossen zur
tionen dier CDU/CSU und der FDP Umdruck 327 dritten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes
Ziffer 2 abstimmen lassen. Ich darf 'ihn also hier als zur Änderung des Gesetzes zur Durchführung
angenommen erklären. der Verordnung Nr. 19 (Getreide) des Rates
Wer dem § 6 mit der beschlossenen Änderung des der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft
Datums zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das (Drucksache IV/1398, Umdruck 328).
Handzeichen. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Berichterstatter ist der Abgeordnete Pflaumbaum.
Enthaltungen? — Bei zahlreichen Enthaltungen an-
genommen. (Abg. Dr. Pflaumbaum: Ich verzichte!)
Ich lasse nunmehr über Einleitung und Überschrift — Der Abgeordnete Pflaumbaum schlägt vor, auf
abstimmen. Wer zuzustimmen wünscht, den bitte ich seinen Bericht zu verzichten. — Das Haus ist damit
um das Handzeichen. — Ichbitte um die Gegen- einverstanden.
probe. — Enthaltungen? — Bei zahlreichen Enthal-
Wird das Wort gewünscht? — Das ist nicht der
tungen angenommen.
Fall.
Damit ist die zweite Beratung abgeschlossen. Wir Der Antrag des Ausschusses liegt Ihnen auf Druck-
kommen zur sache IV/1398 vor. Wer diesem Antrag zuzustimmen
dritten Beratung. wünscht, den bitte ich um das 'Handzeichen. — Ich
bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Bei
Wird in dier allgemeinen Aussprache das Wort ge- mehreren Enthaltungen ohne Gegenstimmen verab-
wünscht? — Das ist nicht der Fall. — Wer dem Ge- schiedet!
setzentwurf als Ganzem zuzustimmen wünscht, den
bitte ich, sich zu erheben. — Ich bitte um die Gegen- Ich rufe als viertes auf:
probe. — Keine Gegenstimmen. Enthaltungen? —
Keine Enthaltungen. Das Gesetz ist einstimmig an- Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD,
genommen. FDP und der Abgeordneten Müller-Hermann
und Genossen betr. finanzielle Verluste der
Ich komme nunmehr zu den Zusatzpunkten, die Küstenschiffahrt und der Nord-Ostsee-Schiff
wir vorhin auf die Tagesordnung gesetzt haben, und fahrt durch die Eisperiode im Winter 1962/
rufe zunächst auf:
1963 (Drucksache IV/1390).
Beratung des Berichts des Außenhandelsaus-
schusses über die Dreiundsechzigste und Acht- Auf Begründung und Aussprache wird verzichtet.
undsechzigste Verordnung zur Änderung des Ich schlage Ihnen Überweisung an den Haushalts-
Deutschen Zolltarifs 1962 (Drucksachen ausschuß vor. — Widerspruch erfolgt nicht; es ist
IV/1293, IV/1294, IV/1393). so beschlossen.
Der Herr Abgeordnete Dr. Brenck hat einen Be- -
richt vorgelegt, für den ich ihm danke. Auf Ergän- Damit, meine Damen und Herren, komme ich zu
zung und Aussprache wird verzichtet. Ich stelle fest, Punkt 16 der gedruckten Tagesordnung:
daß gegen den Bericht des Außenhandelsausschusses
kein Widerspruch erhoben wird. Damit ist dieser Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
Punkt erledigt. desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes
Ich rufe nunmehr auf: (Artikel 75 GG) (Drucksache IV/633);
Beratung des Schriftlichen Berichts des Aus- Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (12.
schusses für Ernährung, Landwirtschaft und Ausschuß) (Drucksachen IV/1374, zu IV/1374).
Forsten über den Antrag der Abgeordneten (Erste Beratung 42. Sitzung)
Leicht, Seither, Baier (Mosbach), Reichmann
und Genossen betr. Förderung des Tabak- Ich danke dem Berichterstatter, dem Abgeordneten
baues (Drucksachen IV/1241, IV/1392). Dr. Reischl, für seinen Schriftlichen Bericht.
Ich danke dem Abgeordneten Dr. Roesch für seinen Wünschen Sie jetzt das Wort, Herr Minister, oder
Schriftlichen Bericht. Der Antrag des Ausschusses in der dritten Beratung? — In der dritten Beratung!
liegt auf Drucksache 1392 vor. Wird dazu das Wort Ich rufe dann in zweiter Beratung auf § 1, — § 2, —
gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Einleitung und Überschrift. Wird das Wort ge-
Wer dem Antrag des Ausschusses zuzustimmen wünscht? — Das ist nicht der Fall. Wer den aufge-
wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Ich rufenen Bestimmungen zuzustimmen wünscht, den
bitte um die Gegenprobe. — Keine Gegenstimmen! bitte ich um das Handzeichen. — Ich bitte um die
Enthaltungen? — Keine Enthaltungen! Der Antrag Gegenprobe. — Enthaltungen? — Mit Mehrheit be-
ist einstimmig angenommen. schlossen!
4040 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
Vizepräsident Dr. Jaeger
Ich komme zur öffentliche Tarifrecht. Wir haben vor wenigen Mo-
dritten Beratung naten einen sehr umfassenden, in langwierigen Ver-
handlungen abgeschlossenen Tarifvertrag erzielt,
und eröffne die allgemeine Aussprache. Ich erteile der die Rechtseinheit im Tarifbereich im öffentlichen
das Wort dem Herrn Bundesminister des Innern. Dienst zwischen Bund, Ländern und Gemeinden
wiederherstellt und auf 21 Monate hinaus regelt
— ebenfalls ein Beweis dafür, daß Einheitlich-
Höcherl, Bundesminister des Innern: Herr Präsi-
keit in diesem Bereich herrschen soll. Und wenn Sie
dent! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
die Beratung über das Besoldungsgesetz vom Jahre
Bei dieser Vorlage zur Neufassung des Art. 75 des
1957 nehmen, wenn Sie die Beratungen zur Har-
Grundgesetzes handelt es sich um ein staatspoliti-
monisierungsnovelle und zu diesem Gesetzentwurf
sches und verfassungsrechtliches Problem aller-
nehmen — überall hören Sie sehr starke und laute
ersten Ranges. Ich darf Ihnen die Bedeutung des Ge-
und überzeugende 'Bekenntnisse zu der Einheitlich-
genstandes dieser Vorlage noch einmal an Hand
keit dieser Regelungen. Wenn es dann aber um eine
der Entstehungsgeschichte demonstrieren. Vor allem
Entscheidung wie hier, um die rechtliche Veranke-
möchte ich mich an Sie, meine Herren von der linken
rung dieser Einheitlichkeit nach Art. 75 des Grund-
Seite des Hauses, wenden wegen der auch finanz-
gesetzes geht, gibt es Widerstände.
wirtschaftlichen und haushaltswirtschaftlichen Be-
deutung. Der erste Einwand, der immer gegen unsere Vor-
lage erhoben wird, ist der, daß den Ländern gar
Sie wissen, meine sehr verehrten Damen und Her-
nicht zugemutet werden könne, einer solchen Vor-
ren, daß dem Bunde die Rahmengesetzgebung über lage zuzustimmen. Meine Damen und Herren, die
die Regelung der Besoldung im öffentlichen Dienst Entwicklung und die Entstehungsgeschichte ist ge-
zusteht, und zwar unter der Voraussetzung des nau gegenteilig. Schon im Jahre 1957 haben die
Art. 72 des Grundgesetzes. In diesem Artikel ist Länder im Bundesrat — was an und für sich sehr,
auf zwei Tatbestände abgehoben: Es muß ein Be- sehr selten ist — eine Vorlage erarbeitet und als
dürfnis vorliegen, und zwar einmal ein Bedürfnis Initiativgesetzentwurf eingebracht zu einer einheit-
im Interesse mehrerer Länder, zum anderen aber lichen Regelung, wie wir sie Ihnen heute vorschla-
vor allem ein Bedürfnis im Interesse einer einheit- gen. Die Vorlage konnte damals nicht mehr ver-
lichen Lebensordnung auf einem wichtigen und ent- abschiedet werden. Zusammen mit den Ländern hat
scheidenden Gebiet. Ich glaube, es gibt nichts, was der Bund in einer gemeinsamen Kommission die
selbstverständlicher wäre als der Wunsch — von der Vorlage nun ausgearbeitet. Beim ersten Durchgang
Gesamtheit her und auch im wohlverstandenen im Bundesrat haben alle Länder mit Ausnahme
Interesse des Berufsstandes selbst —, daß beginnend eines einzigen Landes dieser Vorlage zugestimmt.
beim Bund über die Länder bis zu den Gemeinden
auf dem Gebiet des Besoldungsrechts einheitliche (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Nordrhein
Verhältnisse herrschen. Es werden dieselben Lei- Westfalen!)
stungen angeboten, und für dieselben Leistungen
soll es dieselben Entgelte geben. Das ist der sach- — Ja, ich gebe zu, daß das Nordrhein-Westfalen
liche Ausgangspunkt. war.IchdfSiebunws,HerKol-
lege Schmitt, daß auch die Länder, in denen Sie die
Nun erging das Urteil des Bundesverfassungsge- Regierung stellen, übereinstimmend dieser Vorlage
richts vom 1. Dezember 1954. In dieser Entscheidung zugestimmt haben, sogar ihre Ausweitung bean-
wurde der Begriff der Rahmengesetzgebungszustän- tragt haben. Ich würde Sie also bitten, Ihr Votum,-
digkeit behandelt, und es wurde zum Ausdruck ge- das Sie in der zweiten Lesung abgegeben haben,
bracht, daß die Rahmengesetzgebungszuständigkeit doch noch einmal zu überprüfen.
des Bundes für das Besoldungsrecht und das Dienst-
recht nur so weit gehe, daß der Bund in diesem Be- Der zweite Einwand, der erhoben wird, ist der,
reich entweder Maßstäbe und System oder aber Min- es sei ja nichts Vollständiges; die Uneinheitlichkeit
dest- oder Höchstsätze bestimmen könne, also ent- drücke sich ja nicht nur in diesem Bereich aus, son-
weder das eine oder das andere. Gerade die Tat- dern auch in Stellenplänen, Organisationsplänen,
sache, daß diese Zweiteilung besteht, hat nicht zu- Dienstpostenbewertung usw. Es trifft zu, daß diese
letzt dazu beigetragen, daß sich das Besoldungsrecht Unterschiede nicht so ohne weiteres in einer Rah-
in Bund und Ländern heillos auseinanderentwickelt mengesetzgebungs-Zuständigkeit eingefangen und
hat, daß von Land zu Land und von den Ländern eingefaßt werden können. Ich bin aber der Mei-
zum Bund ganz unterschiedliche Besoldungsverhält- nung, daß diese Unterschiede, die hier entstehen
nisse herrschen. Sie kennen auch das Ergebnis die- können, sehr, sehr überschätzt werden. Sie spielen
ser Aufsplitterung: das Ergebnis war, daß sich die vielleicht im Gemeindebereich eine besonders starke
interessierten Beteiligten — das kann man ihnen Rolle; bei den Ländern ist das schon nicht mehr in
gar nicht verdenken — jeweils an den Höchstsätzen diesem Maße der Fall. Es ist doch folgendes zu
orientiert, sich auf die Schultern der anderen ge- überlegen. Warum sollen wir denn einen Schritt,
der uns zu einer größeren Einheitlichkeit auf einem
stellt und immer die Höchstsätze angestrebt haben;
eine Entwicklung, die staatspolitisch durchaus uner- Sektor führt, unterlassen, weil wir einen ande-
freulich und außerordentlich abträglich ist. ren, der größere Schwierigkeiten macht, nicht
gleichzeitig tun können? Wir haben eine merkwür-
Wir haben ein verwandtes Gebiet, in dem wir dige Art von Perfektionismus. Ich spreche nieman-
ebenfalls entscheidenden Wert darauf legen, daß den hier im Hause an. Aber wenn Sie die öffent-
einheitliche Verhältnisse herrschen. Das ist das liche Meinung verfolgen, so können Sie feststellen,
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4041
Bundesminister Höcherl
daß es immer wieder Leute gibt, die das Beste wol- wohlverstandenen Interesse .des Berufsbeamten
len und dem Guten den Weg versperren. Es gibt tums, das auf allen drei Ebenen für gleiche Lei-
aber Pseudoperfektionisten, die eine Sache gar nicht stungen gleiche Entgelte bekommen sollte, dringend
wollen, sich aber elegante und vornehme Gründe um Ihre Zustimmung bitten. Warum versagen Sie
suchen. Ein solcher vornehmer Grund ist der Hin- sich? Ich bitte Sie dringend und sehr, sehr ernsthaft,
weis .auf eine noch bessere Lösung, von der die Be- im Interesse der Gesamtheit dieser Vorlage zuzu-
treffenden ganz genau wissen, daß sie aus vielen stimmen und die Zweidrittelmehrheit für die Ver-
Gründen nicht durchführbar ist. Auf diese Weise fassungsänderung zustande kommen zu lassen, die
verhindern sie mit einer sehr eleganten Darstellung von 10 Ländern, auch von den Ländern, in denen
eine vernünftige Regelung, die uns einen Schritt Sie die Regierung stellen — mit Ausnahme eines
weiterbringen würde. einzigen Landes, Nordrhein-Westfalens; das ist
Es ist gerade in den letzten Tagen in den letzten schon erwähnt worden —, angenommen worden ist.
Beratungen dieses Hauses sehr ausführlich über die Es ist unbegreiflich, warum Sie sich der Zustimmung
finanzielle Ordnung, über die Haushaltsordnung zu dieser Vorlage entziehen wollen. Ich darf Sie
und über die Schwierigkeiten des Bundes gespro- noch einmal herzlich bitten, Ihre Zustimmung zu
chen worden. Meine Damen und Herren, wenn Sie geben.
wirklich einen ernsthaften Beitrag zur finanziellen (Beifall bei den Regierungsparteien.)
und zur haushaltswirtschaftlichen Stabilität leisten
wollen, ganz gleich, wie die parteipolitischen Ent- Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich erteile das Wort
wicklungen sein werden, dann stimmen Sie dieser dem Abgeordneten Schmitt-Vockenhausen.
Vorlage zu, mit der der Bund Rechte aufgegeben
hat, die er gar nicht hätte aufzugeben brauchen, Schmitt - Vockenhausen (SPD) : Herr Präsident!
weil er die ausschließliche Gesetzgebungszuständig- Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Herr
keit hat, nämlich das Recht, die Besoldungsverhält- Bundesinnenminister hat eben noch einmal in sehr
nisse für die Beamten in seinem Bereich ausschließ- bewegten Worten um Unterstützung für seine Vor-
lich und allein zu bestimmen. Auf dieses Recht lage zur Änderung des Art. 75 des Grundgesetzes
wurde verzichtet, und es wurde in Zusammenarbeit gebeten. Der spärliche Beifall aus den Reihen seiner
mit den Ländern eine faire und loyale Lösung da- Freunde war ein deutlicher Beweis dafür, daß auch
hingehend gefunden, daß Bund und Länder das dort sehr viel Unbehagen über die Vorlage herrscht.
Schicksal der Besoldungsgesetzgebung, soweit sie
hier angesprochen ist, gemeinsam in die Hand neh- (Sehr richtig! bei der SPD. — Widerspruch
men und sich gegenseitig in eine Bindung begeben. bei den Regierungsparteien.)
Es wäre auch sehr merkwürdig, wenn das nicht so
Wir sind heute schon so weit, daß wir auf Grund
wäre. Wir haben die Sache im Innenausschuß näm-
des fortschreitenden Integrationsprozesses im euro-
lich sehr eingehend beraten. Ich würde mich an-
päischen Bereich Besoldungsrecht und Dienstrecht
heischig machen, hier darlegen zu können, wie sehr
über unsere Grenzen hinweg im Bereich der EWG
aus den Reihen der Koalitionsfraktionen die Beden-
zu beraten, mit den deutschen Verhältnissen zu ver-
ken, die wir hatten, in vielen Punkten unterstützt
gleichen und in Ausgleich zu bringen haben. Wie
worden sind.
stehen wir da, wenn wir das nicht einmal fertigbrin-
gen, nachdem wir im Tarifrecht diese Einheitlichkeit Der Bundesinnenminister hat zunächst davon ge-
Gott sei Dank hergestellt haben und nachdem sie sprochen, es handle sich hier um ein Verfassungs-
auf vielen Gebieten besteht! problem ersten Ranges. Nach dieser großen An--
kündigung hätte ich gern von ihm gehört, warum
Ich darf Sie daran erinnern, wie oft und mit wel- es sich um ein Verfassungsproblem ersten Ranges
chen guten Gründen gerade Sie, meine sehr verehr- handele. Ich habe aber nichts anderes gehört als die
ten Damen und Herren von der linken Seite des Bemerkung, die Haushaltslage erfordere es, daß wir
Hauses, darauf bedacht waren, die Einheitlichkeit das Grundgesetz ändern. Meine sehr verehrten Da-
der Lebensverhältnisse im Bereich des Bundes her- men und Herren, die Haushaltslage kann nicht
stellen zu helfen. Warum versagen Sie jetzt ausge- Grundlage dafür sein, beamtenrechtliche Neurege-
rechnet bei dieser entscheidenden und wichtigen lungen dieser Art durchzuführen und das Verfas-
Vorlage, deren Ablehnung dazu führen würde, daß sungsrecht zu ändern, sondern entscheidend muß
wir niemals Ruhe im besoldungspolitischen Bereich sein, ob die sachliche Notwendigkeit gegeben ist
bekommen werden, und angesichts der angespann- und ob die vorgeschlagene Regelung sachlich das
ten Haushaltslage, die zu den harten Auseinander- erfüllt, was sie erfüllen soll.
setzungen von gestern geführt hat, Ihre Zustim-
mung? Wenn wir ein einheitliches europäisches Be- (Abg. Jahn: Sehr wahr!)
soldungsrecht schaffen wollen, dann sollten Sie
Meine Damen und Herren, und da glaube ich, daß
nicht Ihre Zustimmung zur Herstellung der Einheit-
diese Regelung das nicht erfüllt.
lichkeit und Ordnung im eigenen Hause verweigern.
Ich möchte Sie nach der ganzen Entstehungs- Ich möchte zunächst einmal sagen, Herr Minister:
geschichte, bei der Bedeutung der Vorlage, ange- zwei Ihrer Argumente sind völlig abwegig. Sie ha-
sichts der haushaltspolitischen Situation und der ben das Tarifrecht mit dem Beamtenrecht verknüpft.
Notwendigkeit einer staatspolitischen Gesamtbe- Nun, im Tarifrecht wird die Tätigkeit des einzelnen
trachtungsweise und im Interesse des Rechtsfrie- Angestellten bewertet. Das Beamtenrecht geht in
dens auf dem Gebiet der Besoldungspolitik und im einem Stellenplan von Stellen aus, die fest ein-
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Schmitt-Vockenhausen
I gestuft sind. Daran läßt sich nicht deuteln. Das ist dene Arten von Rahmenvorschriften. Das läßt sich
Ihnen als Innenminister sicherlich auch bekannt. nicht bestreiten. Das ist ein unguter Zustand. Ver-
fassungsänderungen sollten nach unserer Meinung
Dann haben Sie von der europäischen Vereinheit-
ohnehin nicht vorgenommen werden, wenn sie —
lichung gesprochen. Meine Damen und Herren, ich
habe noch nicht gemerkt, daß es das europäische das ist ja doch das, was Sie hier getan haben —
Beamtenstatut notwendig macht, Art. 75 in dieser von der Bundesregierung undauch den Ländern
Form zu ändern. Das ist im Ausschuß nicht vor- nur aus Zweckmäßigkeitsgründen für richtig gehal-
gebracht worden. Im übrigen, wenn Sie den Europa- ten werden.
gedanken verfolgen wollen, dann fangen Sie bei Ich darf hier auf die Ausführungen meiner Kol-
Ihren Agrarpolitikern an. In den letzten Tagen hät- legen Arndt, Wittrock und Reischl als Berichterstat-
ten Sie Gelegenheit genug gehabt, die europäische ter Bezug nehmen, die mit Recht darauf hingewie-
Integration auf Gebieten zu fördern, wo es dringend sen haben, daß jede Verfassungsänderung eine
notwendig ist. staatspolitische Grundsatzentscheidung ist, von der
(Beifall bei der SPD.) man nur sparsamen Gebrauch machen sollte.
Beim Beamtenrecht hat noch niemand eine dring- Wir sehen aber auch keine Gründe, die es un-
liche Forderung erhoben. abweisbar notwendig machen, nach einer Neurege-
Wenn man den Herrn Innenminister gehört hat, lung der Gesetzgebungskompetenzen auf 'dem Ge-
mußte man das Gefühl haben, es herrsche in biet des Beamten- und Besoldungsrechts zu suchen.
Deutschland eine Art Besoldungsanarchie. Davon Erfeulicherweise ist es bisher in keinem Falle dazu
kann doch nicht die Rede sein, Herr Minister. Die gekommen, daß Bund und Länder bei Besoldungs-
Besoldungsordnungen der Länder zeigen, daß das änderungen auseinandergefallen sind, sondern —
nicht der Fall ist. bei 7%, 8% usw. — Bund und Länder haben sich
jeweils geeinigt. Es ist allerdings keine Frage: bei
Sie sagen nun, wir überschätzten die Frage der der einen oder anderen Besoldungserhöhung hat
Stellenpläne und der Bewertung. Herr Minister, wir der Bund die erforderlichen Erhöhungen zu spät
überschätzen sie nicht, sondern wir schätzen sie nur vorgenommen und damit seine Fürsorgepflicht als
richtig ein. Es ist auch kein Pseudo-Perfektionismus, Dienstherr nicht rechtzeitig und in dem erforder-
was wir wollen. Nur, wenn eine Regelung getroffen lichen Umfang wahrgenommen.
wird, muß sie so sein, daß sie für die Beamtenschaft
vertretbar ist und sich auch in die Gesamtordnung (Beifall bei der SPD.)
des Grundgesetzes einfügt. Das ist der springende Punkt.
Nun komme ich zu den Gründen, warum wir die- Der Vorschlag bringt darüber hinaus eine ver-
ser Vorlage ablehnend gegenüberstehen. Wir be- fassungssystematische Neuordnung, die im Grunde
grüßen — Sie haben das mit Recht gesagt — jede in die Gesamtordnung des Grundgesetzes nicht ein-
Vereinheitlichung des Beamten- und Besoldungs- zuordnen ist. Es erscheint uns außerordentlich be-
rechts und haben uns immer in dieser Richtung be- denklich, daß ohne zwingende Gründe erneut in
müht. Es läßt sich auch von Ihnen nicht bestreiten, die föderative Struktur der Bundesrepublik ein-
daß wir dazu bei diesen Verhandlungen im Rahmen gegriffen werden soll. Der nivellierenden Einheits-
der Harmonisierungsnovelle einen Teil beigetragen besoldung würde das Einheitsdienstrecht folgen,
haben. Die SPD-Fraktion hat aber stets unter Zustim- und die Verwaltungshoheit der Länder würde insge-
mung weiter Kreise der Öffentlichkeit deutlich ge- samt zweifellos erneut beeinträchtigt.
macht, daß für eine Vereinheitlichung der Besoldung -
in Bund, Ländern und Gemeinden die Festsetzung Der Bundestag sollte darauf verzichten, eine
von Höchstsätzen nicht entscheidend ist, sondern Sperrbestimmung als Antwort darauf zu schaffen,
daß durch die Haushaltshoheit und damit durch die daß die Länder früher als der Bund ihren Pflichten
Gestaltung der Stellenpläne diese Fragen entschei- als Dienstherr nachgekommen sind. Die vorge-
dend beeinflußt werden. Wer die Praxis kennt, weiß, schlagene Verfassungsergänzung ist nicht Ausdruck
daß das richtig ist. Die vorgesehene Regelung würde einer Gesamtkonzeption der Regierung auf dem Ge-
sich vor allem für die großen Bundesverwaltungen, biet des Beamten- und Besoldungsrechts, sondern
die in der Bewertung und in der Gestaltung der des Wunsches, das fehlende Gestaltungsvermögen
Stellenpläne sehr stark eingeengt sind, sehr nach- durch eine Sperrvorschrift der Öffentlichkeit und
teilig auswirken. Wir sehen daher in Ihrem Vor- vor allem der Beamtenschaft nicht deutlich werden
schlag nichts anderes, als den Versuch gerade im zu lassen.
Bereich der Bundesverwaltung die soziale Entwick- (Beifall bei der SPD.)
lung in Zukunft einfrieren zu lassen, statt daß eine
Vereinheitlichung herbeigeführt wird. Die SPD-Fraktion ist aber jederzeit zu einer Prü-
fung der Lage auf dem Gebiet des Beamtenrechts
Wir glauben aber auch aus verfassungsrechtlichen bereit. Wir haben daher einen Antrag auf Einset-
und verfassungspolitischen Gründen der vorge- zung einer unabhängigen Studienkommission ge-
schlagenen Regelung nicht zustimmen zu können. stellt. Wenn der Antrag auch vor der Sommerpause
Sie wissen, daß diese Änderung eine verfassungs- nicht mehr behandelt werden kann, so hoffen wir
systematische Neuordnungdarstellen würde, die doch mit Ihnen im Herbst auf ein fruchtbares Ge-
sollte aber ohne sorgfältige Prüfung nicht vorge- spräch, das die Grundlage für eine Gesamtprüfung
nommen werden. Wir bekämen allein in Art. 75 und Neuordnung 'darstellen kann. Wir werden un-
auf dem Gebiet des Beamtenrechts zwei verschie seren Antrag im einzelnen zu gegebener Zeit be-
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4043
Schmidt-Vockenhausen
gründen. Der Änderung des Grundgesetzes können Lesung und vor allem in den beteiligten Ausschüs-
wir heute leider nicht zustimmen. Ich bitte um Ab- sen getan.
lehnung. Ich darf aber zum Schluß sagen, Herr Kollege
(Beifall bei der SPD.) Schmitt-Vockenhausen: wenn Sie meinen, daß mit
der von der Bundesregierung vorgeschlagenen Maß-
Vizepräsident Dr. Jaeger: Das Wort hat der nahme ein Eingriff in die föderalistische Struktur
Abgeordnete Benda. der Bundesrepublik vorgenommen werde, dann
möchte ich das Hohe Haus noch einmal — der Herr
Benda (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine Da- Minister hat es bereits getan — nachdrücklich dar-
men und Herren! Nach den Ausführungen des Herrn auf hinweisen, daß es sich um eine Regelung han-
Kollegen Schmitt-Vockenhausen wird man wohl delt, die ursprünglich, bereits im Jahre 1957, vom
leider feststellen müssen, daß der leidenschaftliche Bundesrat selber verlangt worden ist, von dem-
Appell des Herrn Bundesinnenministers offenbar bei jenigen unserer Bundesorgane, das pflichtgemäß
ihm ohne Wirkung, jedenfalls ohne positive Wir- und mit vollem Recht bei jeder Gelegenheit auf die
kung geblieben ist. Einhaltung der Rechte der Länder besonderen Wert
legt und niemals gezögert hat, diese Rechte hier
(Wiederholte Zurufe des Abg. Matzner: deutlich geltend zu machen. Wenn selbst der Bun-
Nivellierung nach unten!) desrat meint, daß eine solche Regelung aus staats-
Ich möchte allerdings Herrn Kollegen Schmitt- politischen Erwägungen unbedingt notwendig sei,
Vockenhausen davor warnen, aus dem, wie Sie dann scheint es mir ein sehr problematisches und
meinen, spärlichen Beifall auf unserer Seite irgend- sehr wenig überzeugendes Argument zu sein, in der
welche voreiligen Schlüsse zu ziehen. Es ist eine vorgeschlagenen Maßnahme einen Eingriff in die
alte Sache, daß die Lautstärke, mit der eine Sache föderalistische Struktur des Grundgesetzes zu sehen.
vorgetragen oder unterstützt wird, durchaus nicht Meine Damen und Herren, wir werden die Abstim-
unbedingt mit dem Ausmaß der inneren Überzeu- mung durchführen; wir werden damit die Verant-
gung übereinstimmt. wortlichkeit für das — wie ich fürchte vorhersagen
(Zurufe von der SPD.) zu müssen — Scheitern der sachlich berechtigten
Ich meine, daß wir die Haltung unserer wie auch Regelung, die die Bundesregierung vorgeschlagen
Ihrer Fraktion in der nachfolgenden Abstimmung hat, festlegen.
sehr leicht und vor allem mit einer größeren Ge- (Beifall bei den Regierungsparteien.)
wißheit feststellen können. Herr Kollege Schmitt-
Vockenhausen, zumindest war der Beifall bei Ihnen Vizepräsident Dr. Jaeger: Das Wort hat Herr
auch nicht so furchtbar groß. Abgeordneter Dorn.
(Heiterkeit bei der CDU/CSU. — Zurufe
von der SPD.) Dorn (FDP) : Herr Präsident! Meine sehr ver-
Aber lassen wir das. ehrten Damen und Herren! Die Fraktion der Freien
Demokraten stimmt der Regierungsvorlage zu. Ich
In dieser Situation, in der man über die Wünsch- bin mit Ihnen der Meinung, Herr Kollege Schmitt
barkeit einer Regelung, wie sie die Bundesregie- Vockenhausen, daß es sich hier nicht um ein ver-
rung vorgeschlagen hat, offenbar nur noch im fassungsrechtliches Problem ersten Ranges handelt.
Irrealis sprechen kann, kommt es mir noch auf Vielmehr handelt es sich um eine vernünftige und-
eines an, und das möchte ich tun: die Verantwor- für uns alle, vor allen Dingen auch in den Länder-
tung, Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen, hier doch parlamenten — da bin ich der Meinung des Kol-
eindeutig festzulegen. Herr Kollege Schmitt-Vocken- legen Benda — durchaus vertretbare Lösung. Es geht
hausen hat für seine Fraktion gesagt, daß auch die auch gar nicht darum, was Sie hier vorgetragen ha-
SPD - Fraktion eine Vereinheitlichung des Besol- ben, ob die Stellenpläne primär in 'der Frage der
dungsrechts begrüßen würde. Behandlung der Beamtenbesoldung sind; es geht
(Abg. Matzner: Aber nicht so!) auch nicht um die Höchstsätze in den Gehaltsgrup-
pen. Es geht auch nicht darum, ob Bund und Länder
Ich erlaube mir die Feststellung — und ich glaube, bei prozentualen Besoldungserhöhungen einheitlich
diese Feststellung kann nicht bestritten werden —, vorgegangen sind. Es geht darum, daß in letzter
daß in dieser Stunde die dafür möglichen und not- Konsequenz die betroffenen Beamten, j e nachdem,
wendigen Schritte •durch die SPD-Fraktion nicht ge- in welchem Land ,sie wohnen, in eine schwierige
fördert, sondern verhindert werden. Besoldungssituation hineinkommen und Abwerbun-
(Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Matzner: gen innerhalb der einzelnen Länder stattfinden, weil
Die Vorlage ist denkbar ungeeignet!) sich hier und da plötzlich irgendwelche Möglich-
keiten und Besserstellungen, auf irgendwelchen
Die verfassungsrechtlichen und verfassungspoliti- Wahlterminen beruhend, ergeben.
schen Argumente, die Herr Schmitt-Vockenhausen
in diesem Zusammenhang vorgetragen hat, halte ich (Beifall bei der FDP. — Abg. Matzner: So
für nicht überzeugend. Ich verzichte aus Zeitgrün- soll man das nicht sehen!)
den, Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen, genauso — Aber, Herr Kollege Matzner, das ist doch ein
wie Sie es getan haben, darauf, die Einzelauffassun- tieferer Grund dieser Diskussion. Daß natürlich
gen dazu vorzutragen. Das haben wir in der ersten manche Befürworter aus gewerkschaftspolitischer
4044 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
Dorn
Sicht anders argumentieren, nehme ich ihnen gar Schmitt Vockenhausen (SPD) : Herr Präsident!
-
nicht übel. Aber die Betroffenen sind die Länder, die Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe
nicht in der Lage sind, manches so zu machen wie im letzten Winter das Wort von den Wechseln auf
andere Länder, die in vielen Fällen aus wahlpoli- die Zukunft, die nicht gedeckt sind, hier ausge-
tischen Gründen Dinge vorziehen, die manchmal sprochen. Wir werden nachher noch erleben, inwie-
auch nicht der Weisheit letzter Schluß ‘sind. Wir weit die Wechsel, die Sie damals ausgestellt haben,
sollten wirklich den Mut haben, eine Vereinheit- nicht gedeckt waren. Aus unserer Verantwortung
lichung durchzuführen, die im Endergebnis nur in für die soziale Fortentwicklung des Beamten- und
einem guten Sinne für die beteiligten Beamten er- Besoldungsrechts heraus werden wir im Interesse
forderlich ist. nicht zuletzt auch der Beamtenschaft diesen Vor-
(Abg. Matzner: Nivellierung nach unten, schlag nicht zustimmen.
Herr Dorn, das ist doch die Absicht!) (Beifall bei der SPD.)
— Aber, Herr Kollege Matzner, wenn Sie uns unter
stellen, daß eine Nivellierung nach unten beabsich Vizepräsident Dr. Jaeger: Das Wort hat der
tigt sei, dann muß ich Ihnen hier sagen, daß — — Herr Abgeordnete Dr. Zimmer.
(Abg. Matzner: Wir haben die Beweise!)
— Aber, Herr Kollege Matzner, beweisen kann man
Dr. Zimmer (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Nach den Ausführungen des
erst dann, wenn man einen Zustand herbeigeführt
Herrn Ministers und der verschiedenen Diskussions-
hat, den Sie gar nicht erst herbeiführen wollen. So
redner der Parteien möchte ich mir erlauben, einige
kann man doch nicht argumentieren, daß Sie von
Bemerkungen zu machen.
vornherein sagen: ,Wir haben Beweise.
(Abg. Matzner: Vergessen Sie nicht die Ver Erstens. Worum handelt es sich? Formal um den
fassungsklage gegen Nordrhein-Westfalen! Antrag, die Verfassung zu ändern. In Wirklichkeit
—GlockedsPräint.) handelt es sich um eine Legalinterpretation der Ver-
fassung, weil auf Grund des Urteils des Bundesver-
fassungsgerichts von 1954, das soeben schon zitiert
Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich bitte doch, dem worden ist, dem Begriff „Rahmengesetz" eine Aus-
Redner in Ruhe zuzuhören. Es haben sich schon legung gegeben ist, die ganz offensichtlich weder
einige weitere Redner gemeldet, die ihre abweichen- damals die Zustimmung der Mehrheit dieses Hauses
den Ansichten vortragen können. gefunden hat noch sie heute findet und auch nicht
zu einer inneren Übereinstimmung mit den Auffas
sungen bei zumindest 10 von den 11 Bundesländern
Dorn (FDP) : Ich meine, wir sollten in einem geführt hat. Mit anderen Worten, es handelt sich,
wohlabgewogenen Ausmaß und in einem gut ver- wie der Berichterstatter im Bundesrat am 11. April
standenen Sinne diese Dinge so regeln, wie ,es hier 1957 ausgeführt hat, um das Unternehmen, „dem Art.
vorgesehen ist. Ob das eine Nivellierung nach unten 75 des Grundgesetzes eine eindeutigere Fassung" zu
wird, Herr Kollege Matzner, liegt einzig und allein geben. Man kann, verehrter Herr Kollege Schmitt-
an uns allen in diesem Hause. Vockenhausen, wohl nicht davon sprechen, daß hier
(Zuruf von der SPD: Nein, nein!) aus nicht ausreichendem Anlaß das Grundgesetz in
wesentlicher Weise geändert werden solle.
Wir allein haben dann die Verantwortung dafür
-
zu tragen, wenn eine Nivellierung eintritt. So leicht In diesem Zusammenhang ist wichtig, zu betonen,
sollten wir es uns nicht machen, daß wir von vorn- daß die Weimarer Verfassung in Art. 10 eine „Grund-
herein sagen: Die Nivellierung kommt, und deswe- satzgesetzgebung" für das Recht des gesamten öffent-
gen lehnen wir ab. lichen Dienstes vorgesehen hatte. Die Redakteure
(Abg. Matzner: Aber wir haben es doch er des Grundgesetzes haben, wie wir alle wissen, die
lebt!) Bestimmungen der Weimarer Verfassung sehr ge-
nau gekannt und in jedem einzelnen Falle berück-
— Aber Herr Kollege Matzner, erlebt haben wir in sichtigt. Wenn sie bewußt von dieser „Grundsatz-
manchen Dingen, nicht nur hier, sondern auch in ver- gesetzgebung" abgegangen und zur „Rahmengesetz-
schiedenen Länderparlamenten, Auseinandersetzun- gebung" übergegangen sind, dann hatten sie schon
gen, die auch nicht zu einem guten Ende geführt ha- damals ausreichende Gründe für dieses Abweichen.
ben. Ich habe bereits in der ersten Lesung gesagt, Die Gründe liegen in den Erfahrungen, die man be-
wenn wir dieser Grundgesetzänderung zustimmen, reits in der Weimarer Republik mit der völlig unter-
dann kommt eine ganz besondere Verantwortung auf schiedlichen Entwicklung der Gehälter innerhalb der
uns alle zu. Wenn wir uns dieser Verantwortung be- Kommunalverbände in Ost- und Westdeutschland
wußt sind und den Mut haben, sie zu tragen, kön- gemacht hat — ich will das nur stichwortartig anfüh-
nen wir auch diesem Gesetz mit wirklicher Überzeu- ren —, und zweitens in den Erfahrungen, die nach
gung zustimmen. 1945 in den Ländern in der Bundesrepublik gemacht
(Beifall bei den Regierungsparteien.) worden sind. Das Ziel dieser „Verdeutlichung" ist
es, eine gewisse Einheitlichkeit zu schaffen. Hier sol-
len natürlich nicht sozialpolitische Zielsetzungen er-
Vizepräsident Dr. Jaeger: Das Wort hat Herr reicht werden, die man mit Recht als überholt be-
Abgeordneter Schmitt Vockenhausen.
- zeichnen müßte, wenn sie bestehen würden.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4045
Dr. Zimmer
Ich darf noch eine zweite Bemerkung machen hin- Ich freue mich schon darauf, Sie dann die Rolle spie
sichtlich des Wirkungsbereiches einer solchen Än- len zu sehen, die unsere Regierung heute aus staats-
derung. Hier ist von den Rednern nur das Verhält- politischer Verantwortung spielen muß, nämlich dem
nis Bund — Länder angeführt worden; natürlich Hause eine Vorlage zu machen, die die notwendige
steht das für uns im Vordergrund. Aber in Deutsch- Legalinterpretation des Grundgesetzes enthält. So-
land gibt es Tausende — das ist nicht übertrieben lange wir die nicht haben, bekommen wir im öffent-
— von Kommunalverbänden, und anderen öffent- lichen Dienstverhältnis in Deutschland nach meiner
lichen Körperschaften. Sie alle sind davon direkt Überzeugung keine befriedigende Gesamtlösung,
betroffen. Ich bin überzeugt, daß mindestens die keine Ruhe und auch nicht das Höchstmaß an Ord-
große Mehrheit der kommunalen Körperschaften nung.
und ebenso der verantwortlichen Behördenleiter es
dankbar begrüßen würde, wenn auf Grund einer (Beifall in der Mitte. — Abg. Schmitt
fundierten künftigen Bundesrahmengesetzgebung in Vockenhausen: Wir werden uns bemühen,
den öffentlichen Körperschaften hinsichtlich der Be- Ihnen im nächsten Jahr Freude zu machen!)
amtenverhältnisse endlich eine gewisse Ruhe ein-
treten würde. In den letzten Jahren hatten wir doch Vizepräsident Dr. Jaeger: Meine Damen und
eine große Zahl von Gesetzen, eine Fülle von Besol- Herren, wird noch das Wort gewünscht? — Das ist
dungsänderungen, die natürlich im Zuge der An- nicht der Fall. Ich schließe die allgemeine Aus-
passung notwendig gewesen sind. Sie müssen aber sprache.
in einen großen Rahmen gespannt werden, damit
wir in Deutschland — darin sind wir uns einig — Wir kommen zur Schlußabstimmung, die in die-
einen einheitlichen Rahmen der Rechtsverhältnisse, sem Fall so vorgenommen werden muß, daß ein
insbesondere natürlich auch in besoldungsrechtlicher zahlenmäßig einwandfreies Ergebnis feststeht. Wird
Beziehung, erreichen. der Antrag auf namentliche Abstimmung gestellt?
(Abg. Schmitt-Vockenhausen: Haben wir — Das ist nicht der Fall. Dann lasse ich auszählen.
doch!)
(Abg. Dr. Weber [Koblenz] : Ich stelle den
— Ob wir ihn haben und wieweit wir ihn in besol- Antrag auf namentliche Abstimmung!)
dungsrechtlicher Hinsicht zusammen mit den von
Ihnen erwähnten Stellenplänen haben, ist sehr die — Der Abgeordnete Weber stellt den Antrag auf
Frage. namentliche Abstimmung. Wieviele Abgeordnete
(Abg. Schmitt-Vockenhausen: Sie brauchen des Hauses unterstützen den Antrag? — Das sind
nur Ihren Freunden in Nordrhein-Westfalen mehr als 50 Mitglieder des Hauses. Dann findet
zu raten, ein paar Korrekturen vorzuneh namentliche Abstimmung statt.
men; dann ist alles erledigt!)
(Abg. Dr. Miessner: Ich möchte eine Erklä
— Sie werfen das Stichwort „Nordrhein-Westfalen" rung zur Abstimmung abgeben!)
in die Waagschale. Nun, das ist zunächst ein Stö-
rungsfaktor, gewiß; aber objektiv müssen wir doch — Das geht jetzt nicht mehr.
sagen, daß die Lebensverhältnisse in Nordrhein
Westfalen — ich spreche hier gar nicht pro domo; (Abg. Dr. Miessner: Dann darf ich Sie
ich bin gar kein „Nordrhein-Westfale", sagt man überreichen! *)
wohl, glaube ich —, die Arbeitsverhältnisse, die
-
sozialen und politischen Verhältnisse und der damit Wir schreiten zur Abstimmung. Ich mache darauf
verbundene Sog auch der Wirtschaft auf die öffent- aufmerksam, daß die Stimmen der Berliner Abge-
lichen Körperschaften, insbesondere im engeren ordneten hier nicht mitgezählt werden können. —
Rhein-Ruhr-Bereich, derartig sind, daß man von Wie ich eben erfahre, sind inzwischen neue Stimm-
einer Sonderlage in ganz Deutschland sprechen muß. karten für die Berliner Abgeordneten eingeführt
worden. Diese können in jede Urne eingeworfen
(Abg. Schmitt-Vockenhausen: Das ist also
werden, weil sie bei der Zählung sofort auffallen.
sogar berechtigt!)
Es ist die Frage, ob wir dem nun nicht in stärkerer Ich gebe das vorläufige Ergebnis der Abstimmung
Weise Rechnung tragen könnten bei der weiteren bekannt.
Behandlung dieser Vorlage, die wir hier vor uns
haben. Teilgenommen haben 378 stimmberechtigte Mit-
(Abg. Schmitt-Vockenhausen: Dann ist ja glieder, 14 Berliner Abgeordnete. Mit Ja haben von
sogar alles gut!) den Stimmberechtigten gestimmt 224 Mitglieder,
von den Berliner Abgeordneten 5; mit Nein 151,
Wir lösen das Gesamtproblem nicht, wenn wir Ihren von den Berliner Abgeordneten 9; enthalten haben
Weg gehen. Ich möchte das hier nur dargelegt sich 3 Stimmberechtigte. Für eine Änderung des
haben. Ich habe nicht mehr die Hoffnung, meine Grundgesetzes wären 333 Stimmen erforderlich; es
verehrten Herren, Sie heute zu einem Gesinnungs- haben aber nur 224 mit Ja gestimmt. Damit ist das
wandel zu bewegen. Aber Sie wollen doch auch Erfordernis für die Verfassungsänderung nicht er-
einmal auf dieser Bank sitzen, und ich freue mich reicht.
schon für den Fall, daß das einmal sein sollte.
(Zurufe von der SPD: Wir auch! — Beifall
bei der SPD.) *) Siehe Anlage 2
4046 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
Kohlberger Dr. Schmidt (Offenbach) Ich rufe in zweiter Beratung auf § 1. Wir müssen
Frau Korspeter Schmidt (Würgendorf) nummernweise abstimmen. Ich komme zu den Num-
Dr. Kübler Schmitt-Vockenhausen
Kulawig Schoettle mern 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15 und
Kurlbaum Schröder (Osterode) 16; 17 entfällt.
Lange (Essen) Schwabe
Langebeck Seibert Das Wort wird nicht gewünscht. Wer den aufge-
Lautenschlager Seidel (Fürth) rufenen Bestimmungen zustimmt, den bitte ich um
Lemper Seither das Handzeichen. — Es ist so beschlossen.
Lohmar Frau Seppi
Lücke (Osnabrück) Steinhoff Ich komme zu Umdruck 329 t), Änderungsantrag
Maibaum Striebeck
Marquardt Strohmayr der Fraktion der SPD auf Einfügung einer Nr. 17 a
Marx Dr. Tamblé und einer Nr. 17 b.
Matthöfer Theis
Matzner Wehner Wird das Wort gewünscht? — Bitte sehr, Herr
Merten Welke Abgeordneter Wilhelm!
Metzger Welslau
Dr. Meyer (Frankfurt) Weltner (Rinteln)
Meyer (Wanne-Eickel) Frau Wessel Wilhelm (SPD) : Herr Präsident! Meine Damen
Dr. h. c. Dr.-Ing. e. h. Wienand und Herren! Zur Begründung des Änderungsantra-
Möller Wilhelm
Dr. Morgenstern Frau Zimmermann ges lauf Umdruck 329 möchte ich namens der Frak-
Müller (Erbendorf) (Brackwede) tion der SPD folgendes ausführen.
Müller (Nordenham) Zühlke
Müller (Ravensburg) Das Hohe Haus wird heute nicht zum erstenmal
Müller (Worms)
Berliner Abgeordnete mit der Frage der Gewährung von Weihnachtszu-
Dr. Müller-Emmert wendungen an Bundesbeamte befaßt. Infolge ver-
Nellen Frau Berger-Heise
Dr. Nissen schiedener Initiativen meiner Fraktion in den letz-
Braun
Ollenhauer Frau Krappe ten Jahren haben das Hohe Haus und der Ausschuß
Peiter Frau Lösche für Inneres diesem Problem mehrmals in gründ-
Peters (Norden) Mattick lichen Beratungen ihre Aufmerksamkeit gewidmet.
Pöhler Neumann (Berlin)
Porzner Dr. Schellenberg Leider blieb diese Frage bis jetzt ungelöst und
Priebe Dr. Seume
Ravens wurde 'immer wieder vor uns hergeschoben, weil sich
Wellmann
Regling die Regierungsparteien nicht zu einer klaren und
Rehs positiven Entscheidung durchringen konnten. In den
Dr. Reischl Sitzungen des Bundestages vom 29. November 1961
Reitz Enthalten
Frau Renger und 24. Oktober 1962 haben die Kollegen Hübner
Dr. Rinderspacher CDU/CSU
und Wagner von der Fraktion der CDU/CSU betont,
Ritzel daß die Frage des Weihnachtsgeldes im Zusammen-
Dr. Roesch Lenze (Attendorn) hang mit der Besoldungsneuregelung bzw. der Har-
Rohde
Frau Rudoll
monisierungsnovelle gründlich geprüft und erörtert
Sänger SPD werden müsse, da ihnen an einer Vereinheitlichung
Saxowski Seuffert in Bund und Ländern sehr viel gelegen sei. Dabei
Dr. Schäfer wurden in einer gewissen Form Hoffnungen bei der
Scheuren Beamtenschaft erweckt, daß in absehbarer Zeit eine
Dr. Schmid (Frankfurt) FDP
Schmidt (Braunschweig) positive Entscheidung in dieser Frage getroffen wer-
Dr. Schmidt (Gellersen) Dr. Miessner den könnte.
Wir beraten heute abschließend diese Harmoni-
Endgültiges Ergebnis: sierungsnovelle, und ich meine, wenn sich eine Frage
Teilgenommen haben 377 und 14 Berliner Abgeordnete
zur Vereinheitlichung und Harmonisierung mit den
Ja: 224 und 5 Berliner Abgeordnete
Ländern eignen würde, wäre es gerade . das Pro-
Nein: 150 und 9 Berliner Abgeordnete
blem der Weihnachtszuwendungen, weil, wie be-
Enthalten: 3 Abgeordnete
kannt, seit langer Zeit in allen elf Ländern der Bun-
desrepublik ein Weihnachtsgeld ungefähr in der
Höhe gezahlt wird, wie es durch Tarifverträge den
Ich komme zum nächsten Punkt, Punkt 17 der Arbeitern und Angestellten im öffentlichen Dienst
Tagesordnung: zugebilligt ist. Gerade in dieser Frage müßte — und
Zweite und dritte Beratung des von der Bun- hier spreche ich auch den Herrn Bundesinnenminister
desregierung eingebrachten Entwurfs eines Höcherl an — der Beweis des guten Willens zur
Gesetzes zur Änderung des Bundesbesol- Harmonisierung nicht nur nach unten, sondern ge-
dungsgesetzes (Drucksache IV/625) ; legentlich auch mal nach oben gezeigt werden.
Schriftlicher Bericht des Ausschusses für In- Durch die Tatsache, daß 'in allen Bundesländern
neres (6. Ausschuß) (Drucksache IV/1337) seit langer Zeit ein Weihnachtsgeld gegeben wird
und alle Berufsorganisationen der Beamten diese
(Erste Beratung 42. Sitzung). Forderung immer wieder erhoben und begründet
Ich danke dem Berichterstatter, Herrn Abgeord- haben, ist das Argument, das immer wieder vorge-
neten Gscheidle, für seinen Schriftlichen Bericht.
Eine Ergänzung ist nicht notwendig. *) Siehe Anlage 3
4048 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
Wilhelm
bracht worden ist und vielleicht auch heute wieder Ich gestehe zu, daß man juristisch vielleicht nicht
vorgebracht werden wird, daß eine Weihnachtszu- von einem Verstoß gegen den in unserem Grund-
wendung an Beamte mit den hergebrachten Grund- gesetz verankerten Gleichheitsgrundsatz sprechen
sätzen des Berufsbeamtentums nicht vereinbar sei, kann. Betrachten wir aber einmal die Frage nicht
längst in seiner inneren Substanz ausgehöhlt und von der juristischen, sondern von der moralischen
der Gegenbeweis angetreten. Man müßte schon die Seite. Ich meine, daß in moralischer Hinsicht, wenn
Frage stellen, ob die Berufsorganisationen der Be- den Bundesbeamten weiterhin die Weihnachtszu-
amten und ob die elf Länder in der Sache unrecht wendungen versagt bleiben, eine Verletzung des
halben und nur der Bund, der noch allein mit seiner Grundgesetzes gegeben ist. Ich meine, daß man in
Argumentation dasteht, sich im Recht befindet. Ich dieser Form keine Besoldungspolitik machen kann.
glaube, diese Frage hat sich von selbst beantwortet. Wenn Sie heute nicht zustimmen, wird sich der
Vertrauensschwund draußen bei den Beamten noch
Darüber hinaus erlaube ich mir, noch darauf hin-
weiter verstärken. Die Bundesbeamten fühlen sich
zuweisen, daß vor recht langer Zeit den Arbeitern
zu Recht sehr ungerecht behandelt und zurückge-
und Angestellten in der freien Wirtschaft auf Grund
setzt gegenüber den Beamten der Länder, der Ge-
eines Gesetzes zur Vermögensbildung eine zwar be-
meinden und Körperschaften sowie den Arbeitern
scheidene Möglichkeit zur Vermögensbildung, aber
und Angestellten des gesamten öffentlichen Dien-
doch in einer gewissen Form eine Ergebnisbeteili-
stes. Sie haben für ein weiteres Ausweichen vor
gung in den einzelnen Betrieben eröffnet wurde.
einer klaren Entscheidung kein Verständnis. Daher
Nur der gesamte öffentliche Dienst, einschließlich
der Beamten, ist davon ausgeschlossen. muß bei der Abstimmung über den vorliegenden
Änderungsantrag heute Farbe bekannt werden.
Darüber hinaus wird in der freien Wirtschaft weit- Unser Antrag beinhaltet nur die Fixierung eines
gehend eine Weihnachtszuwendung gewährt, in wei- Anspruchs für die Bundesbeamten auf eine Weih-
ten Bereichen für die Angestellten sogar ein 13. und nachtszuwendung; die Höhe der Weihnachtszuwen-
14. Monatsgehalt gezahlt. dung soll nach unserem Antrag jährlich durch den
Nun ist wohl die Frage erlaubt: Welche Form der Haushaltsplan bestimmt werden.
Gerechtigkeit gibt es in unserem Staate? Ich habe Es ist endlich an der Zeit, daß die Bundesregie-
schon darauf hingewiesen, daß sowohl für die Ar- rung und die Mehrheit dieses Hohen Hauses
beiter, Angestellten und Beamten des öffentlichen die seit Jahren gezogene Bremse in der Besoldungs-
Dienstes in den Ländern, in den Kommunalverwal- politik lockern. So wird draußen bei der Beamten-
tungen und den Körperschaften als auch in der schaft — vielleicht nicht zu Unrecht — gesagt, daß
freien Wirtschaft das Weihnachtsgeld gezahlt wird. der Bund über die Änderung des Art. 75 des Grund-
Durch diese Form der Zuwendungen hat nun zu gesetzes, über , die wir soeben abgestimmt haben, als
Weihnachten dieser große Personenkreis eine zu- bisheriger Bremser in der Besoldungspolitik nun
sätzliche Kaufkraft. Die Bundesbeamten jedoch ste- auch die Funktion des Lokomotivführers überneh-
hen für sich allein da, ohne diese zusätzlichen Zu- men will. Diese weitverbreitete Meinung kann
wendungen. Man kann wohl nicht sagen, daß bisher nicht mit schönen Worten, sondern kann nur durch
Gerechtigkeit geübt worden ist. Deshalb ist wohl Taten entkräftet werden.
auch die Frage erlaubt, wieviel Arten von Staats-
Aus diesen Gründen bitte ich Sie, dem Ände-
bürgern es in unserem Staate eigentlich gibt.
rungsantrag der Fraktion der SPD auf Umdruck 329
Ferner möchte ich darauf hinweisen, daß in den Ihre Zustimmung zu geben.
letzten Jahren die Arbeiter und Angestellten so- (Beifall bei der SPD.)
wohl in der freien Wirtschaft als auch im öffent-
lichen Dienst auf manchen Gebieten — im Hinblick
auf den Kündigungsschutz, die Urlaubsregelungen Vizepräsident Dr. Jaeger: Das Wort hat der
usw. — an den sozialen Status der Beamtenschaft Abgeordnete Brück.
herangeführt worden sind. Auf der anderen Seite
sollen aber die Bundesbeamten von den Fortschrit- Brück (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine sehr
ten, die in den anderen Bereichen erzielt worden verehrten Damen und Herren! Bevor ich auf den
sind, ausgeschlossen werden. Bei Fortentwicklung Antrag der SPD Umdruck 329 eingehe, gestatten Sie
dieser Verhältnisse würde sich zwangsläufig eines mir eine allgemeine Bemerkung. Alle in diesem
Tages ergeben, daß zwar die anderen den Status der Hause, glaube ich sagen zu dürfen, sind daran inter-
Beamten erreicht hätten, aber die Beamten nicht an essiert, daß dieses Gesetz, das wir im Augenblick
der vorteilhaften Regelung für diesen Bereich be- in zweiter und dritter Lesung behandeln, unter allen
teiligt wären. Umständen, da wir den letzten Plenartag vor den
Die schon erwähnten Gründe, die man vielleicht Sommerferien haben, heute verabschiedet wird. Es
auch heute noch einmal gegen die Weihnachtszu- sind einige Änderungsvorschläge vorgelegt wor-
wendungen für Bundesbeamte ins Feld führen den — darunter auch der Änderungsantrag Um-
wird, sind weder stichhaltig noch überzeugend. Ich druck 329 —, die materielle Dinge zum Inhalt ha-
mache darauf aufmerksam, daß es sich bei den Bun- ben. Das bedeutet, wenn dieser Antrag und ein an-
desbeamten zu etwa 80% um Beamte des einfachen derer Antrag, an den ich speziell denke, heute hier
und mittleren Dienstes handelt, also gerade um die- angenommen werden, ist es nicht möglich — —
jenigen, die in unserem Lande zu den Kleinver- (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Warum diese
dienern gehören. vornehme Zurückhaltung?)
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4049
Brück
— Entschuldigen Sie, Herr Kollege Schmitt, ich will keiten mit unserem Haushalt für das Jahr 1963 ge-
es ganz deutlich sagen. raten sind, konnten wir keinen Beschluß dahinge-
(Zurufe von der SPD.) hend fassen, das Weihnachtsgeld jetzt, in diesem
Augenblick schon festzulegen. Wenn soeben der
— Ich habe .den Herrn Kollegen Wilhelm auch nicht Herr Bundesinnenminister angesprochen und dabei
unterbrochen. ein Beweis des guten Willens in der Zukunft ver-
(Erneute Zurufe von der SPD. — Abg. langt worden ist, so möchte ich hier meine feste
Schmitt-Vockenhausen: Ich lege schon die Überzeugung zum Ausdruck bringen, daß der Herr
Hände ,an!) Bundesinnenminister noch in diesem Jahr, noch im
Jahre 1963 in dieser Frage seinen guten Willen un-
— Ich werde Ihnen meine Meinung ganz deutlich
ter Beweis stellen wird.
sagen, und ich würde von Ihnen erwarten, Herr
Kollege Schmitt, daß Sie mich aussprechen lassen. Wenn wir im Augenblick — ich betone: im
(Abg. Schmitt-Vockenhausen: Dann muß Augenblick — ,dem Änderungsantrag Umdruck 329
nicht zustimmen, so wegen unserer Sorge um die
ich Sie leider um eine Zwischenfrage
Verabschiedung des Gesetzes. Wir möchten dieses
bitten!)
Gesetz unter allen Umständen in der heutigen Ple-
narsitzung zur Verabschiedung bringen.
Vizepräsident Dr. Jaeger: Herr Abgeordneter
Brück, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abge- Ich bitte Sie aus diesen kurz vorgetragenen Grün-
ordneten Schmitt-Vockenhausen? den, dem Antrag Umdruck 329 nicht zuzustimmen.
(Beifall bei der CDU/CSU.)
BrüCk (CDU/CSU) : Ja!
Höcherl, Bundesminister des Innern: Herr Präsi- Dr. Schaefer (SPD) : Herr Bundesminister, sind
dent! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sie willens, die Vorschriften, die für die Sitzungen
Herr Kollege Gscheidle, Sie haben sich da etwas des Vermittlungsausschusses gelten, zu brechen und
ganz besonders Schlaues einfallen lassen. sich nicht an die Geheimhaltung zu halten?
(Heiterkeit bei der SPD. — Abg. Matzner:
Wir wollen den guten Willen sehen!) Höcherl, Bundesminister des Innern: Ich habe
nur von der Fama erzählt.
Man sieht, — —
(Zurufe.) (Abg. Dr. Schäfer: Das werden wir uns für
das nächstemal merken!)
— Nein, Nein! Das ist ein reiner Testversuch, ein
politischer Testversuch, den Sie hier nun anstellen. Im übrigen, Herr Kollege Schäfer, wußte ich es gar
An der gewundenen und sehr komplizierten, ganze nicht so genau. Aber Sie haben es in der Zwischen-
Sätze erfassenden Formulierung sieht man, welche zeit mittelbar zugegeben.
geistigen Bemühungen Sie auf diese Aufgabe, auf
diesen Änderungsantrag verwendet haben. Trotz- Vizepräsident Dr. Jaeger: Gestatten Sie eine
dem hat er das Ziel verfehlt, Herr Kollege Gscheidle, weitere Frage des Herrn Abgeordneten Schäfer?
und zwar deswegen, weil eindeutig materielle Ver-
pflichtungen bzw. ein verbindlicher Rechtsanspruch
Höcherl, Bundesminister des Innern: Ja, bitte,
schon jetzt begründet würden und damit die Vor-
Herr Kollege Schäfer.
schriften des § 96 unserer Geschäftsordnung anzu-
wenden sind. Das ist das eine.
Dr. Schäfer (SPD) : Herr Minister, wollen Sie tat-
Sie hätten aber eine klassische Gelegenheit
sächlich hier vortragen, daß die unterschiedlichen
gehabt, alle materiellen Voraussetzungen für die-
Zahlen 38 % und 0 % sind? Wenn sie sagen, 0 %
sen Änderungsantrag zu schaffen, und zwar bei den
habe die SPD gewollt, ist das eine sachliche Irrefüh-
letznVrhadugübesBtilngz.
rung.
(Beifall bei der CDU/CSU.)
Dort war der klassische Anlaß, dem Bund angesichts Höcherl, Bundesminister des Innern: Herr Kol-
unserer Schwierigkeiten das Geld zur Verfügung zu lege Schäfer, ich bin bereit, folgendes zu sagen. Sie
stellen. wollten 0 % geben, und 38% sind bewilligt worden.
Das ist vielleicht besser.
(Abg. Schmitt-Vockenhausen: Jetzt fehlt
nur noch der Kennedy-Besuch!) (Abg. Dr. Schäfer: Das ist doch falsch!)
— Nein, der fehlt nicht. — Das können Sie gar — Ja, von 35 % .
nicht leugnen. Die Politik mit doppeltem Boden ist
halt furchtbar schwer: Vizepräsident Dr. Jaeger: Ich darf Sie um
Ruhe bitten. Es kann nach dem Herrn Innenminister
(Beifall bei den Regierungsparteien)
jeder von Ihnen das Wort ergreifen.
einmal hier großartige und nach außen wirkende
Forderungen zu erheben und sich auf der anderen Höcherl, Bundesminister des Innern: Ich darf
Seite bei der haushaltsmäßigen Ausstattung einer dazu folgendes sagen. Ich war über die Vorgänge
interessanten Zurückhaltung zu befleißigen. Beides noch gar nicht so genau informiert. Aber durch Ihre
läßt sich furchtbar schwer auf einen Nenner brin- Zwischenfrage bin ich nun sehr eindeutig aufgeklärt
gen. Ich hoffe aber, daß — — worden. Um die Formulierung ganz eindeutig zu fas-
(Zuruf des Abg. Strohmayr.) sen, darf ich sagen, daß es nach dem, was mir zu
Ohren gekommen ist, einen Streit gegeben hat, ob
— Die CSU in Bayern? Soll ich vielleicht aufzählen, man 0 oder 3 % geben sollte. Gerade in Ihren Rei-
Herr Kollege Strohmayr, welche Anträge Sie im hen soll es Leute gegeben haben, die 0 % geben
Vermittlungsausschuß ins Auge gefaßt haben? Sie wollten. Aber auch die 3 % reichen nicht aus.
wolten,ichgaurtebn,ich-
mal 38%; 0 % wollten Sie dem Bund geben, und (Vorsitz: Präsident D. Dr. Gerstenmaier.)
das angesichts Ihrer in die Milliarden gehenden
Anträge, die in diesem Hause zu verzeichnen sind. Ich hoffe, daß der gute Wille, von dem vorhin die
Rede war, die Frage im Herbst noch einmal anzu-
schneiden, dadurch entschieden wird, daß der Be-
Vizepräsident Dr. Jaeger: Herr Bundesmini- schluß, den die Mehrheit dieses Hauses gestern ge-
ster, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeord- faßt hat, den Vermittlungsvorschlag abzulehnen, zu
neten Dr. Schäfer? einem Ergebnis führt, das es uns tatsächlich mate-
riell und haushaltsgerecht möglich macht, das zu tun,
Höcherl, Bundesminister des Innern: Ja, bitte was Rechtens ist.
schön. (Beifall bei den Regierungsparteien.)
Vizepräsident Dr. Jaeger: Herr Abgeordneter Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat
Schäfer. der Herr Abgeordnete Brück.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4051
Brück (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine Damen Vermittlungsausschuß kann ja nicht einen Vorschlag
und Herren! Der Herr Kollege Gscheidle hat ge- akzeptieren, der allein von SPD-Mitgliedern ge-
meint, der Antrag habe keinen finanziellen Inhalt. stützt wird, sondern er braucht, um eine Mehrheit
Ich habe nun, als Ihr Antrag vorgelegt wurde, eine zu bekommen — er hat seinen Beschluß mit breiter
ganze Anzahl von Haushaltsleuten gefragt, weil ich Mehrheit gefaßt —, auch die Zustimmung von Län-
kein Experte in Haushaltsfragen bin. Alle haben derchefs, die der CDU angehören.
mir übereinstimmend erklärt — es war nicht eine (Beifall bei der SPD.)
abweichende Meinung dabei —, damit würde
materielles Recht Gesetz und, überspitzt ausge- Sie haben sich sehr darum bemüht — das ist Ihr
drückt, sogar ein klagbarer Anspruch geschaffen, gutes Recht —, mit den der CDU angehörenden
und infolgedessen sei es eine Finanzvorlage nach Länderchefs zu einem Arrangement zu kommen;
§ 96 der Geschäftsordnung. Herr Kollege Gscheidle, das ist Ihre Sache. Die Finanzpolitik, die betrieben
ich hatte mich bei Haushaltsexperten eingehend wurde, war besonders deswegen in eine schlechte
danach erkundigt, bevor ich in dieser Frage argu- Situation gekommen, weil die Bundesregierung im
mentierte. Jahre 1962 einen freiwilligen Länderbeitrag von
1050 Millionen DM in Anspruch nahm, obwohl es —
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat darüber ist sich alle Welt nachträglich einig — nicht
der Herr Abgeordnete Miessner. notwendig gewesen wäre.
(Sehr richtig! bei der SPD.)
Dr. Miessner (FDP) : Herr Präsident! Meine Da- Wenn man den Haushalt 1963 gewissenhaft über-
men und Herren! Ich muß namens der FDP-Fraktion prüft, meine Damen und Herren — Ihre Freunde aus
leider bitten, den SPD-Antrag in diesem Augenblick den Länderfinanzministerien haben es ebenfalls ge-
abzulehnen. Ich bitte darum sogar die Kollegen, die tan —, dann kommt man zu der Feststellung, daß
offensichtlich für ein Weihnachtsgeld für die Beam- auch er ausgeglichen werden könnte. Man hat aber
ten sind; denn aufgeschoben ist nicht aufgehoben! — darauf hat die SPD-Fraktion gestern durch ihren
(Ah!-Rufe von der SPD.) Sprecher Dr. Möller hingewiesen — mit Rücksicht
Wir kommen in unserer Schlußerklärung zur drit- darauf, daß eine Anzahl von Gesetzen zur Verab-
ten Lesung auf diesen Punkt noch einmal zurück. schiedung anstehen, die erhöhte Anforderungen an
den Haushalt bringen, für 1963 den Beteiligungssatz
auf 38% erhöht.
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Herr Abge-
ordneter Dr. Schäfer. Ich darf auch daran erinnern, was der Herr
Finanzminister von Baden-Württemberg, Herr Dr.
Müller, von diesem Platz aus vor 14 Tagen gesagt
Dr. Schäfer (SPD) : Herr Präsident! Meine Damen
und Herren! Wir haben vor einer Woche in diesem hat. Im Hinblick auf die zu erwartenden Mehran-
Hause über den Vorschlag des Vermittlungsaus- forderungen wegen der Kriegsopfer, wegen der
Beamten, wegen der Heimkehrer und wegen einiger
schusses abgestimmt und wir haben gestern über
anderer Gruppen hat man im Vermittlungsausschuß
einen Teil des Vermittlungsausschußvorschlages ab-
dem Vermittlungsvorschlag von 38 % auch für die-
gestimmt. Nach der Geschäftsordnung gibt es dar-
ses Jahr zugestimmt. Eine Zustimmung in dies e r
über keine Debatte, sondern es können nur Erklä-
Größenordnung hätte, Herr Innenminister, nicht zu-
rungen abgegeben werden. Wenn der Herr Bundes-
stande kommen können, wenn nicht die notwendige -
innenminister meint, hier und heute die Debatte
Zahl von Mitgliedern des Vermittlungsausschusses,
führen zu sollen, dann sind wir gern dazu bereit und
die der SPD angehören, zugestimmt hätten. Wir
klären gern die deutsche Öffentlichkeit auf, in wel-
haben doch in diesem Hohen Hause dann — wir
cher Weise von der Regierungskoalition Finanz-
von der SPD — diesem Vermittlungsvorschlag auf
politik betrieben wird.
38 % geschlossen — die ganze SPD-Fraktion — zu-
(Beifall bei der SPD.) gestimmt.
Nur um von vornherein einer gezielten Geschichts- (Abg. Rasner: Für zwei Jahre!)
klitterung und Fama entgegenzuwirken, die hier — Jawohl, natürlich, für zwei Jahre.
offensichtlich versucht wird, nicht in den letzten (Abg. Rasner: Das ist zu wenig!)
Äußerungen des Herrn Bundesinnenministers — er
ist nämlich ein Opfer einer Falschinformation — , — Darüber 'werden wir uns im Ältestenrat unter-
sondern ganz bewußt von anderer Seite, darf ich halten.
hier folgendes vortragen. (Abg. Rasner: Aber gründlich!— Weiterer
Die SPD-Fraktion hat schon bei der ersten Lesung Zuruf: Sehr genau!)
des Haushaltsgesetzes im November letzten Jahres Sie werden sehen, daß wir völlig recht haben, daß
ihre finanzpolitischen Vorstellungen entwickelt. Sie man den Haushalt 1964, wenn man die notwendige
hat bei der zweiten Lesung konsequent und klar Sparsamkeit endlich auch beim Bundeshaushalt wal-
diese Vorstellungen weiterentwickelt und hat Sie ten läßt, ausgleichen kann.
bei der dritten Lesung auf die Gefahren aufmerksam
(Beifall bei der SPD. — Zurufe und Lachen
gemacht, die sich aus Ihrer Haltung ergeben werden.
bei der CDU/CSU. — Unruhe. — Abg. Ras
Der Vermittlungsausschuß hat dann seinen Vor- ner: Mehr ausgeben, weniger einnehmen!
schlag mit 38% für beide Jahre gemacht. Aber der — Zuruf des Abg. Majonica.)
4052 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
Dr. Schäfer
— Seien Sie vorsichtig mit diesen Zwischenrufen, — Herr Bauer (Wasserburg), ich sage alles gern
Herr Majonica! Soll ich Ihnen hier jetzt einige noch einmal, damit am Schluß auch Sie es begreifen.
Dinge erzählen, die Ihnen unangenehm sind, wenn (Heiterkeit bei der SPD.)
wir sie in der Öffentlichkeit darlegen?
Meine Damen und Herren, wir haben von unse-
(Abg. Rasner: Ach, du lieber Gott!) rer Seite aus aus Verantwortungsbewußtsein seit
Soll ich Ihnen mal erzählen, wie der Verteidigungs- November letzten Jahres konsequent unsere Pflicht
haushalt gemacht worden ist? Soll ich Ihnen erzäh- als Opposition getan.
len, wie man innerhalb einer Stunde von Ihrer Seite (Abg. Rasner: Dann bleibt man auch dabei!)
500 Millionen DM kürzen konnte? Soll ich Ihnen er-
zählen, wie man unsere Streichungsanträge abge- Wir können Sie mit unseren Stimmen nicht zwin-
lehnt hat? Sollen wir uns mal darüber unterhalten, gen. Die Verantwortung liegt bei Ihnen. Aber Sie
wie dieser Haushalt vorgelegt wurde und mit wel- sollten auch nicht den Versuch machen, mit falschen
chen üblen Methoden gearbeitet wurde? Informationen die Öffentlichkeit irrezuführen.
(Lebhafter Beifall bei der SPD. — Abg. Ras (Beifall bei der SPD. — Abg, Rasner: Das
ner: Ja, ruhig! — Leere Drohungen!) ist wieder eine Unterstellung! Dunkle An
deutung und Unterstellungen! — Anhal
Darüber informieren wir die Öffentlichkeit gern, wie tende Zurufe.)
Sie, meine Damen und Herren, Finanzpolitik machen:
von einer Stunde auf die andere, und überhaupt
nicht wissen, was Sie wollen! Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Keine weite-
ren Wortmeldungen?
(Beifall bei der SPD. — Abg. Rasner: Leere
Drohungen!) (Anhaltende Unruhe.)
— Es juckte mich eben, Herr Rasner, Ihnen etwas — Ruhe, meine Herren!
zu sagen, was ein Freund von Ihnen mir gestern Abstimmung über den Änderungsantrag Um-
abend gesagt hat, druck 329.
(Abg. Rasner: Seien Sie ganz vorsichtig!) (Zuruf von der SPD: Stimmungsmache!)
an was es gescheitert sei bei Ihnen. Kann über die beantragten Änderungen zu den
(Zuruf von der CDU/CSU: Überlegen Sie es Nummern 17 a und 17 b gemeinsam abgestimmt
sich!) werden?
(Zustimmung.)
— Ja, ich überlege es gerade; deshalb tue ich es im
Augenblick noch nicht. Aber Sie könnten mich ver- Es handelt sich um den Änderungsantrag der
anlassen, es zu tun. Ich bin gern bereit, es nachzu- Fraktion der SPD, Umdruck 329. Wer zustimmen
holen. Wenn Sie mich dazu zwingen, sage ich Ihnen will, gebe bitte ein Handzeichen. — Gegenprobe! —
gern, was gestern abend gesagt worden ist. Das ist die Mehrheit. — Enthaltungen? — Der Än-
derungsantrag Umdruck 329 ist abgelehnt.
(Zuruf von der CDU/CSU: Der neue Stil der
Politik!) Ich rufe die Nummern 18, — 19, — 19 a, — 20, —
Meine Damen und Herren von den Koalitionspar- 21, — 22, — 23, — 24, — 24 a — 25 auf; soweit
teien, wir verstehen Ihre Sorge, wir verstehen auch keine Änderungsanträge. Wird das Wort ge-
Ihre Erregung, nachdem es Ihnen nicht gelingt, auf wünscht? — Das ist nicht der Fall. Ich lasse abstim-
-
diesem entscheidend wichtigen Gebiet eine ver- men. Wer den aufgerufenen Nummern zuzustimmen
nünftige Regelung zu treffen. Aber dann geht es wünscht, gebe bitte ein Handzeichen. — Gegen-
nicht, Herr Innenminister, daß Sie sich hier hinstel- probe! — Enthaltungen? — Die aufgerufenen Num-
len und falsche Informationen in die Welt setzen. mern bis einschließlich 25 sind angenommen.
(Beifall bei der SPD. — Zurufe von der Ich rufe Nummer 25 a auf. Hierzu liegt ein Ände-
CDU/CSU. — Abg. Rasner: Spielen Sie sich rungsantrag der Fraktion der SPD auf Umdruck 330 *)
nicht so auf, Herr Schäfer! — Unruhe. — vor auf Einfügung einer neuen Nummer 25 a in
Glocke des Präsidenten.) Art. I § 1. Das Wort zur Begründung hat Herr Ab-
Dagegen verwahren wir uns mit Nachdruck. geordneter Matzner.
(Abg. Rasner: Spielen Sie sich nicht so auf, Herr
Schäfer! — Weitere Zurufe.) Matzner (SPD) : Herr Präsident! Meine sehr ge-
ehrten Damen und Herren! Es ist auf den Tag genau
— Was unterstelle ich? Gar nichts. sechs Jahre her, daß wir hier aufgerufen wurden,
(Fortgesetzte Zurufe von der CDU/CSU.) in derselben Angelegenheit eine Entscheidung zu
— Entschuldigen Sie, das habe ich schon dargelegt. treffen. Es handelt sich heute darum, jenen halben
Ich bedaure; wenn Ihre Aufmerksamkeit so schwach Schritt, den Sie damals alle getan haben, nämlich
ist, kann ich es wiederholen. für die Hochschullehrer eine eigene Besoldungsord-
nung für zulässig zu erachten, heute auf die Lehrer
(Heiterkeit bei der SPD. — Abg. Rasner:
aller anderen Schulgattungen auszudehnen. Sie er-
Billige Unterstellungen, sonst nichts! — Ge
innern sich noch, daß unser leider zu früh verstor-
genruf von der SPD: So hat er es nicht ge
bener Kollege Prof. Dr. Gülich hier gesprochen hat.
sagt! — Zuruf des Abg. Bauer [Wasser
burg].) *) Siehe Anlage 4
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4053
Matzner
Ich will seine Worte nicht wiederholen; ich hatte es Ich will mich nun ganz kurz mit den Einwänden
eigentlich vor. Aber der Inhalt war eine beschwö- beschäftigen, die seit 1957 immer wieder vorgebracht
rende Mahnung, im Interesse des damals schon er- werden. Dabei will ich mich auf drei dieser Ein-
kennbaren Lehrermangels diese von uns vorge- wände beschränken.
schlagene Entscheidung zu treffen. Leider sind Sie Der erste Einwand ist der, wir würden mit diesem
in namentlicher Abstimmung mit 180 gegen 164 Antrag in die Kulturhoheit der Länder eingreifen.
Stimmen dieser Mahnung nicht gefolgt. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Wir wollen die
Sie können weiß Gott nicht sagen, daß sich in den Ländern durch das Grundgesetz gewährleistete
diesen sechs Jahren die Verhältnisse in dieser Hin- Kulturhoheit vollständig herstellen. Den Ländern
sicht gebessert haben. Im Gegenteil, es ist noch be- soll gestattet werden, gerade auf diesem Gebiet
deutend schlechter geworden. Wir haben die soge- ihren Weg zu gehen.
nannte Harmonisierungsnovelle vor uns, die damals (Zuruf von der Mitte.)
mit der Absicht begründet wurde, der Zersplitte-
rung der Besoldungsordnung Einhalt zu gebieten. — Lassen Sie diese lächerlichen Bemerkungen, Herr
Ich will nur mit wenigen kurzen Sätzen darauf ein- Philologe.
gehen, daß gerade die Zwangsjacke, in die Sie auch (Heiterkeit. — Zuruf von der Mitte: Ich habe
die Lehrer in der Besoldungsordnung A gesteckt den Zwischenruf ja gar nicht gemacht!)
haben, zu dieser Zersplitterung wesentlich beigetra- — Dann war es einer aus Ihrer Nachbarschaft; Sie
gen hat. können sich bei dem bedanken. Ich weiß nicht, ob
(Zurufe von der Mitte.) Ihnen das Problem so lächerlich vorkommt.
— Herr Kollege, wir wissen; daß das bei den Philo- (Zurufe von der Mitte: Nein!)
logen anders ist. Die haben viel mehr Möglichkeiten
— Das müssen Sie erst einmal beweisen.
als alle anderen. Ich werde es beweisen, daß in der
Besoldungsordnung A kein Platz ist für die Mög- (Zuruf von der Mitte: Ich wollte nur die Dis
lichkeit, hier einen Anreiz für den Zustrom zum kussion etwas auflockern!)
Lehrerberuf zu schaffen. Andere wieder meinen, daß dadurch die Besoldung
(Weitere Zurufe von der Mitte.) für die Lehrer in den verschiedenen Ländern ausein-
andergehe und immer größere Abstände entstünden.
— Ich lasse mich durch Ihre Zwischenrufe nicht be- Das erleben wir ja jetzt auch. Gerade durch die vie-
einflussen; ich weiß, aus welchem Geist sie entsprin- len Zwischengruppen in der Besoldungsordnung A ist
gen. diese Zersplitterung eingetreten und die Harmoni-
(Zuruf von der CDU/CSU: Immerhin Geist!) sierungsnovelle notwendig geworden. Wir sind der
Meinung, daß Sie den Ländern grünes Licht für die
— Ich habe zu den Zwischenrufern gesprochen. Einführung einer Besoldungsordnung L — neben der
Es geht hier nicht darum, den Lehrern aller Schul- Hochschullehrerbesoldung, die wir schon beschlos-
gattungen durch die Herausnahme aus der Besol- sen haben — geben sollten. Ich bin fest überzeugt,
dungsordnung A ein wesentlich höheres Einkommen daß sich dann die Länder zusammensetzen werden,
zu verschaffen. Es geht weit über die Fragen der um trotz der Differenzierung auf Grund der verschie-
Standespolitik hinaus. Vielleicht haben Sie alle die denen Lehrerbildung die Besoldungsordnung einheit-
Stellungnahme der Industriellen des Ettlinger Krei- lich auszubauen. Infolge der ungeheuren Zersplit-
ses gelesen, in der gesagt wird, daß der Lehrerman- terung ist das jetzt nicht möglich. -
gel ein Schlüsselproblem unserer Zeit ist. Damit er- Wichtig ist, daß der Bundestag den Ländern und
hebt sich dieses Anliegen über finanzielle Erwägun- ihren parlamentarischen Körperschaften die Verant-
gen weit hinaus auf die Ebene der Volksbildung wortung, die ihnen nach dem Grundgesetz zukommt,
überhaupt. Deshalb fordert der Ettlinger Kreis zu nicht abnimmt. Damit bin ich schon beim dritten
Recht eine Herauslösung der Lehrerschaft aus der Einwand, der heute bestimmt auch vorgebracht
Besoldungsordnung A, um den Lehrberuf anziehend werden wird und dessen Widerlegung ich vorweg-
zu machen und das Selbstbewußtsein der Berufs- nehmen wollte. Ich bin fest davon überzeugt, daß
gruppe zu erhöhen. Ich bin überzeugt, daß mit einer Sie sagen werden, daß durch diesen Schritt die ganze
eigenen Besoldungsordnung auch berufsgerechte Besoldungsreform sozusagen aufgesplittert werde.
Aufstiegsmöglichkeiten geschaffen werden können. Man bringt hier immer gern den Vergleich mit
Diese werden dann viel mehr jungen Menschen einem Dammbruch. Ich will darauf sehr deutlich
einen Anreiz geben, den Beruf zu ergreifen, der für antworten. Ich bleibe bei diesem Beispiel: Auch
die Zukunft unserer Kinder und unseres Volkes die Erbauer der Deiche gegen die Gewalt des Mee-
entscheidend ist. res sind oft genötigt, ihre Deiche nach neuen
Erkenntnissen umzubauen. Aber das bedeutet doch
Ich weiß, daß die Maßnahme, die wir heute vor- nicht, daß sie die Verantwortung ablehnen. In den
schlagen, für sich allein das Problem nicht löst. Aber Landtagen und in den Gemeinden kennt man bis
hier handelt es sich um einen wichtigen Teil der zumletnAbgordiVeantwug,d
diesbezüglichen Bemühungen. Man hört immer wie- Damm dort zu halten, wo es notwendig ist. Wenn
der die Äußerung, die Zeit sei noch nicht reif. Ver- jemand sagt, die Abgeordneten könnten diesem
gessen wir nicht, vielleicht haben wir die Zeit schon Druck nicht widerstehen, dann vergißt er, daß sie
überschritten! nach dem Grundgesetz ihre Entscheidungen auf
(Sehr richtig! bei der SPD.) Grund ihres Gewissens zu treffen haben. Das liegt
4054 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
Matzner
bei uns. Wir fürchten uns vor dieser Verantwor- Wir haben im Innenausschuß den Standpunkt ver-
tung nicht, und wir haben es in den vergangenen treten, daß Ausbildung, Auftrag und Besoldung nicht
Jahren, seit 1951 — ich erinnere an die Beratungen voneinander zu trennen sind. Da Ausbildung und
des 131 er Gesetzes — verstanden, mit Ihnen gemein- Auftrag sowohl für die Volksschullehrer wie für die
sam Dämme zu bauen, die notwendig waren, um Mittelschullehrer ausschließlich von den Ländern zu
das Gesetz nicht ins Unerträgliche auszuweiten. entscheiden sind, schien es uns unmöglich zu sein,
Ich weiß noch, wie gerade der damalige Innenmini- daß der Bund Höchstsätze für die Besoldung dieser
ster und seine Staatssekretäre auch der Opposition Berufsgruppen festlegt. Wir sind deshalb auch heute
dafür gedankt haben, daß wir hier eine vernünftige dafür, daß diese Ergänzung des § 54 ersatzlos ge-
Haltung eingenommen haben. Sie können gewiß strichen wird. Das heute zur Verabschiedung an-
sein, daß wir wieder da sein werden, wenn es gilt, stehende Gesetz ist inseinen Grundzügen in ge-
unnötige Dammaufrisse abzuwehren. Damit ist die meinsamen Beratungen von Vertretern der Länder
Verantwortlichkeit für uns, für das Haus und für und des Bundes gestaltet worden. Die Länder haben
unsere Kollegen draußen in den Landtagen fest- damals die Bindung der .Lehrergehälter gefordert.
gestellt. Der Bundestag wird nach den bisherigen Willens-
Ich will zum Schluß kommen. Es bleibt mir nur erklärungen der verschiedenen Fraktionen dieser
noch die wirklich herzliche Bitte: Geben Sie heute Forderung nicht nachkommen.
den Ländern grünes Licht zur Bewältigung einer Es erscheint mir nun unmöglich, dem Antrag der
Aufgabe, die uns als Bürger alle angeht und uns SPD-Fraktion, der im krassen Gegensatz zu den
zutiefst berührt. Absichten des ursprünglichen Gesetzentwurfes steht,
In dieser Woche — verzeihen Sie mir den Schluß zuzustimmen, ohne daß vorher hierüber noch ein-
— erlebten wir den Besuch von John F. Kennedy. mal Gespräche mit den Ländern geführt werden.
Ein solches Gespräch muß für die Länder Veranlas-
(Zuruf von der CDU/CSU: Was hat Ken sung sein, zu überlegen, welche Folgerungen sie im
nedy mit der Lehrerbesoldung zu tun?) Bereich der Besoldung aus den geänderten Ausbil-
— Warten Sie doch ab; das geht auch an die dungsvorschriften für den Lehrerberuf ziehen wollen,
Adresse des Herrn Innenministers. Wenn Sie es wie sie die im Vergleich zu allgemeinen Verwal-
nicht hören wollen, können Sie ja weghören. tung vorhandenen geringen Beförderungsmöglich-
(Heiterkeit.) keiten im Lehrerberuf ausgleichen wollen; es wird
für sie Veranlassung sein, zu prüfen, welcher Zu-
Unser Volk bereitete ihm einen begeisterten Emp- sammenhang zwischen Lehrermangel und Besol-
fang und pries in ihm nicht nur den mächtigsten dung besteht. Für den Bund wird ein solches Ge-
Verbündeten, sondern auch den klugen Staatsmann, spräch Anregungen zu Überlegungen geben, welche
der für sein Volk und darüber hinaus für die freie Konsequenzen sich allenfalls aus der Schaffung einer
Welt Ziele setzt und zugleich vor Fehlentscheidun- eigenen Besoldungsordnung L für andere Berufs-
gen warnt. Es sei mir deshalb gestattet, nur einen gruppen, die auch nicht ohne Schwierigkeiten in die
Satz zu erwärmen, der uns alle zutiefst berührt, Besoldungsordnung A einzugliedern sind, ergeben.
nämlich die Mahnung an seine Nation, die wir hier Unser Grundgesetz hat eine sehr klare Aufteilung
vom Minister bis zu den Abgeordneten der Land- der Aufgaben zwischen Bund und Ländern vor-
tage wirklich alle beherzigen sollten. Er sagte gesehen. Es wird sich daraus immer nur dann ein
nämlich: „Unsere weitere Entwicklung als Nation harmonisches Ganzes ergeben, wenn Bund und Län-
kannn nicht größer sein als unser Fortschritt im der bei sich überschneidenden Fragen rechtzeitig-
Erziehungswesen". miteinander Verbindung aufnehmen und nicht einer
(Beifall bei der SPD.) ohne den anderen Entscheidungen trifft.
Ich bitte Sie aus diesem Grunde, dem Antrag der
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat SPD auf Umdruck 330 nicht zuzustimmen. Ich richte
der Abgeordnete Wagner. , gleichzeitig an den Herrn Bundesinnenminister das
Ersuchen, mit den Vertretern der Länder unverzüg-
lich Gespräche über diesen Themenkreis aufzuneh-
Wagner (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine Da- men. Ich habe keinen Zweifel, daß sich der Herr
men und Herren! Der Gesetzentwurf der Bundes- Bundesinnenminister dazu bereit finden wird.
regierung zur Änderung des Bundesbesoldungs-
(Beifall bei der CDU/CSU.)
gesetzes sah eine Ergänzung des § 54 des Bundes-
besoldungsgesetzes vor. Ich persönlich erblicke hier-
in den Ausgangspunkt für den heutigen Antrag der Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat
SPD-Fraktion, der Bund solle den Ländern die Mög- der Herr Abgeordnete Dorn.
lichkeit eröffnen, eine eigene Besoldungsordnung L
zu schaffen. Nach dem seinerzeitigen Entwurf soll-
ten für die Gehälter der Volksschullehrer und der Dorn (FDP) : Herr Präsident! Meine sehr ver-
Mittelschullehrer vom Bund Höchstbeträge festge- ehrten Damen und Herren! In meiner Fraktion sind
setzt werden. Das Endgrundgehalt eines Volksschul- die Auffassungen zum Antrag der SPD geteilt. Ich
lehrers sollte den Betrag von 250 v. H., das End- kann deshalb nicht für die ganze Fraktion sprechen,
grundgehalt eines Mittelschullehrers den Betrag von sondern für einen Teil meiner Kollegen.
279 v. H. des Endgrundgehalts der Besoldungsgruppe Die Frage, ob eine gerechte Eingruppierung der
A 1 nicht übersteigen. Lehrer auf Grund der bisherigen Besoldungsgesetze
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4055
Dorn
der Länder in deren Besoldungsordnungen durchge- Gruppen 10 a und 10 b und 11 a und 11 b das Pro-
führt ist oder nicht, können wir hier gar nicht disku- blem in der Sache genauso gut lösen,
tieren, weil das eine Auftragsangelegenheit der Län-
(Zuruf von der SPD: Nein, ausgeschlossen!)
der ist. Meine Damen und Herren von der sozial-
demokratischen Fraktion, wir haben eine Fülle von ohne eine L-Besoldungsordnung. Sie können ja
Diskussionen auch über diese Frage in den einzel- auch in einer L-Besoldungsordnung, sehr verehrter
nen Landesparlamenten geführt. Der Kollege Dr. Herr Kollege, nur Zwischengruppen oder einzelne
Koch, der mit mir zusammen über zwei Legislatur- Stufen bilden und im Endergebnis genau das ein-
perioden hinaus in dem zuständigen Fachausschuß fügen, was wir in unserer Besoldungsordnung A ein-
des Landtages von Nordrhein-Westfalen gewesen gefügt haben. Und wenn die L-Besoldungsordnung,
ist, weiß, daß auch wir uns in der letzten Legislatur- wie Sie, Herr Kollege Matzner, sagen, seit 1951 in
periode unseres Landtages in Düsseldorf über diese der Diskussion ist und als Forderung vor uns steht,
Frage ernsthaft unterhalten haben. Wir sind damals dann muß ich sagen, daß sie anscheinend doch nicht
nach ausführlichen Diskussionen in allen Fraktionen so überzeugend den Länderparlamenten gegenüber
und nach wochenlangen Gesprächen in dem zustän- vorgetragen worden ist.
digen Fachausschuß einmütig mit den Stimmen aller
drei Fraktionen des Landtages zu der Auffassung (Abg. Matzner: Haben Sie die Zusammen
gekommen, daß eine L-Besoldungsordnung nicht der stellungen nicht gelesen?)
Weisheit letzter Schluß ist, um die Probleme der — Sehr verehrter Herr Kollege Matzner, selbstver-
Einstufung der Lehrer in eine gerechte Besoldungs- ständlich habe ich die Zusammenstellungen und die
ordnung zu lösen. Man sollte auch nicht glauben, Eingaben gelesen. Aber die beiden Länder, die die
daß mit der Einführung der L-Besoldungsordnung L-Besoldungsordnung hatten, haben sie inzwischen
allein die Probleme, die mit einer gerechten Ein- wieder abgeschafft, bevor wir zu einer endgültigen
stufung der Lehrer zusammenhängen, gelöst werden Entscheidung in dieser Frage gekommen sind. Wenn
können. wir uns das Besoldungsgefüge vor Augen führen,
(Abg. Matzner: Aber die Aufstiegsmöglich erkennen wir unzweideutig, daß mit der Einführung
keiten!) einer Besoldungsordnung L ein Damm aufgebrochen
— Eben, Herr Kollege Matzner, weil es x Möglich- würde. Und an die Auswirkungen eines solchen
keiten gibt, deshalb will ich das nun noch einmal Dammbruches müssen wir auch denken, wenn wir
ausführen. Sie sagen also selber, daß es x Möglich- die hier gestellte Forderung unterstützen. Sie wer-
keiten gibt. den dann nicht daran vorbeikommen, daß besondere
Besoldungsordnungen für die Soldaten, die Polizei,
(Abg. Matzner: Aufstiegsmöglichkeiten!) die Steuerbeamten und ähnliche Gruppen kommen;
Bei den bisherigen Besoldungsgesetzen der allein (Zustimmung bei der CDU/CSU — Wider
zuständigen Länder haben wir erlebt, daß in jedem spruch bei der SPD)
Lande die Eingruppierung der Lehrer praktisch
anders gewesen ist. Das würde, wenn wir eine denn alle diese Gruppen, Herr Kollege Matzner,
L-Besoldungsordnung expressis verbis mit in das werden mit Ihrer Argumentation sagen, daß auch
Gesetz aufnehmen, nicht anders werden. Der Zu- sie nicht in das Besoldungsgefüge der Besoldungs-
stand würde auch in den Landtagen sein wie jetzt ordnung A hineinpassen.
auch. Die L-Besoldung in den Ländern wäre also (Abg. Matzner: Sprechen Sie doch einmal
unterschiedlich. Im Endergebnis würde der Wirr- -
über die Volksbildung!)
warr von Land zu Land nur noch größer werden.
— Sehr verehrter Herr Kollege Matzner, Sie dürfen
Man sollte deswegen den anderen Weg gehen, mich nicht dauernd überfordern. Sie haben vorhin
den der Landtag von Nordrhein-Westfalen unter gemeint, der Geist der Zwischenrufe stelle sich
Anerkennung seitens der Lehrer gegangen ist. Ich durch die Zwischenrufe selbst dar. Ich meine, mit
könnte Ihnen viele Briefe und Telegramme von den Zwischenrufen allein kann man das Problem auch
einzelnen Lehrern, Gewerkschaften und Lehrerver- nicht lösen,
bänden vortragen, die einmütig und mit großer (Beifall bei den Regierungsparteien)
Freude begrüßt haben, was wir in unserem Gesetz
gemacht haben. und das, was Sie hier vorgetragen haben, ist in der
Sache selbst nicht sehr überzeugend gewesen.
(Zuruf des Abg. Matzner)
Ich meine also, daß es im Endergebnis sehr wohl
— Aber Herr Kollege Matzner, wir haben die Leh- die Möglichkeit gibt, die Lehrer in der Besoldungs-
rer gerecht eingestuft — das ist auch von den Leh- ordnung A gerecht einzustufen; darüber gibt es gar
rerverbänden anerkannt worden —, ohne die Be- keinen Zweifel. Die Länder, die guten Willens sind
soldungsordnung L bei uns einzuführen. und das machen wollen, haben das zum Teil getan:
(Zuruf des Abg. Matzner) Hessen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Wir
sollten uns also mehr darum bemühen — und des-
— Wir haben das einstimmig mit der Zustimmung halb begrüße ich den Vorschlag des Herrn Kollegen
aller drei 'Fraktionen getan. Die Frage, ob man es Wagner von der CSU —, daß die Bundesregierung
ohne Besoldungsordnung L machen kann, ist eine mit den Landesregierungen darüber spricht, ob nicht
Frage, die ich eindeutig mit Ja beantworte, wie wir in den Länderbesoldungsgesetzen eine richtige und
das bei uns bewiesen haben. Ich kann mit den gerechte Eingruppierung der Lehrer erfolgen kann.
4056 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
Dorn
Dann wird im Endergebnis das Problem von der Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat
Sache her einer durchaus vertretbaren Lösung zu- der Herr Bundesinnenminister.
geführt werden können.
(Beifall bei den Regierungsparteien.) Höcherl, Bundesminister des Innern: Herr Präsi-
dent! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat möchte mich zunächst deshalb äußern, weil Herr
Frau Abgeordnete Funcke. Kollege Wagner den Appell an das Bundesinnen-
ministerium gerichtet hat, mit den Ländern neuer-
Frau Funcke (FDP) : Herr Präsident! Meine Her- dings in Verhandlungen einzutreten. Das wird ge-
ren und Damen! Mein Kollege Dorn hat soeben ge- schehen, das darf ich offiziell erklären.
sagt, daß die Meinungen innerhalb der FDP-Fraktion
— wie vielleicht auch in anderen Fraktionen — Meine Damen und Herren von der Opposition,
nicht ganz einheitlich sind, und ich bitte daher um Sie stehen ja in dem Ruf, die Meinungen zwischen
Geduld, wenn auch ich noch ein paar Worte sage. den Landesregierungen, die Ihnen zugehören, und
Viele Argumente für und gegen sind hier schon Ihrer Bundestagsfraktion in einer erfreulichen Har-
vorgetragen worden, und ich möchte nichts wieder- monisierung zu gestalten.
holen. Zweifelsohne kann man vom Beamtenrecht (Zuruf von , der SPD.)
her Bedenken gegen eine Aushöhlung der Besol- In diesem Bereich weichen Sie aber von dieser groß-
dungsordnung A nach allen verschiedenen Seiten artigen Linie ab.
vortragen. Ich halte sie für durchaus beachtlich. Aber (Erneute Zurufe von der SPD.)
man muß doch auf der anderen Seite, so scheint mir,
anerkennen, daß der Berufsstand des Lehrers in — Ja, hier verstoßen Sie gleich zweimal gegen die-
seinen vielen Gruppierungen — wir haben in Nord- ses erfreuliche Prinzip.
rhein-Westfalen festgestellt, daß wir 24 verschie- (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Machen Sie
dene Lehrergruppen haben — sich doch nicht uner- erst die Harmonisierung in der Koalition,
heblich — in den Voraussetzungen, in der Vorbil- dann haben Sie genug zu tun!)
dung, im Studium, in den Relationen der Lehrer-
— Ich bin sehr zufrieden mit dem bisherigen Har-
gruppen zueinander und in den Aufstiegsmöglich-
monisierungsergebnis. Die Dinge entwickeln sich
keiten — unterscheidet von den Verwaltungsbeam- sehr erfreulich, für Sie wahrscheinlich weniger er-
ten, so daß einfach dieses ursprüngliche Gitterwerk
freulich!
der Verwaltungsbeamten bei den sich ständig wech-
(Zuruf von der SPD: Abwarten!)
selnden Relationen des Lehrerstandes nicht mehr
das richtige Koordinatensystem sein kann. Aus die- Sie haben also gleich zweimal gegen die Harmoni-
sem Grunde — einmal fernab von allem Pathos — sierung innerhalb des politischen Bereichs zwischen
scheint es uns einfach vernünftig zu sein, diese an- Bund und Ländern verstoßen.
deren Relationen anzuerkennen. Sie wissen, daß die Regierungsvorlage eine ge-
Wir haben vor einigen Jahren eine neue Besol- meinsame Arbeit einer Kommission von Bund und
dung eingeführt. Wir haben Untergruppen wie Ländern ist, daß die Frage der Lehrerbesoldung im
A 2 c 2 beseitigt und wieder einfache Ziffern — 1, 2, besonderen Maße Schwerpunktsache der Länder ist,
3 usw. — eingeführt. Wenn wir allein bei der A- im Ausmaß und nach vielen anderen Gesichtspunk-
Besoldung bleiben, wird es immer schwerer, die Re- ten; das ist bereits gesagt worden und versteht sich
lationen noch in der normalen Form aufzufangen. von selbst.
Inzwischen sind wir in den Ländern bei jeder Ziffer Diese Kommission von Bund und Ländern hat
bis zur Untergruppierung mit a, b, c und d gekom- Höchstgrenzen vorgeschlagen; diese Höchstgrenzen
men, einfach deswegen, weil es unendlich schwer sind gefallen. Damit wird eine gewisse Beweglich-
ist, zwischen den Lehrern einerseits und dem mitt- keit eröffnet. Ich sehe nicht ein, warum Sie dieser
leren, gehobenen oder höheren Dienst andererseits weggefallenen Einschränkung — eine Einschrän-
eine vernünftige Verbindung zu halten. Wenn das kung, die die Länder haben wollten, die in erster
so ist, sollten wir ganz deutlich auch die Konsequen- Linie zuständig sind, und die diejenigen Länder, in
zen ziehen und sagen: Hier werden dann eben unter- deren Regierungen die SPD vertreten ist, mitbe-
schiedliche Dinge auch unterschiedlich in ihrer Re- schlossen haben — noch eine weitere Möglichkeit
lation und Wertung festgesetzt. des Ausbruchs 'aus einer einheitlichen Besoldung
hinzusetzen wollen. Wir können nicht immer nur
Zudem wissen wir alle, daß in manchen Beamten-
Lippenbekenntnisse und platonische Liebeserklärun-
gruppen, aber ganz besonders im Bereich der Leh-
gen abgeben; es sind fast platonische Liebesorgien,
rerschaft, die Dynamik in der Ausbildung sehr groß
ist, nicht nur von Land zu Land, sondern auch inner- die hier gefeiert werden.
halb der Länder, und daß daher auch eine sehr (Heiterkeit und Zurufe von der SPD.)
starke Beweglichkeit aufrechterhalten werden In dem einen Antrag ist nur von Einheitlichkeit
müßte. Auch dies ist meiner Ansicht nach eine Be- der Besoldung die Rede, im Antrag vorher sind da-
gründung dafür, daß man die Gruppierung der Leh- gegen schon wieder spezifische Anliegen vorge-
rer gesondert vornehmen sollte. bracht.
Ich bitte daher namens eines Teils meiner Frak- Ich möchte noch etwas erklären: man sollte aus
tion, den Antrag der SPD anzunehmen. dem Wettlauf von Anerkennungen, Erklärungen
(Beifall bei der FDP und der SPD.) und Beteuerungen herauskommen.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4057
Bundesminister Höcherl
Herr Kollege Matzner, ich bin wie die Regierung sellschafts- und kulturpolitischen Situation unserer
und alle Parteien — ich glaube, niemand hier im Zeit gezogen haben,
Hause wird widersprechen — von der Bedeutung (Zuruf rechts: Aber auch in bezug auf die
des Lehrerstandes, von seiner besonderen Aufgabe Besoldung!)
in dieser Zeit durchaus überzeugt, auch ohne Be-
lehrung von außen. Wir brauchen all .das, was wir weil sie wissen, daß es notwendig ist, auch diese
täglich erleben, nicht zu wiederholen, und wir Maßnahmen zu treffen und andere dazu. Es geht
brauchen nicht einen solchen Wettlauf aufzuziehen. nämlich nicht nur — das sei dem Herrn Bundesinnen-
minister zu seiner vorhin abgegebenen Erklärung
(Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. gesagt — um technische Fragen der Mindest- und
Schmitt-Vockenhausen: Hic Rhodus, hic Höchstgehälter, sondern es geht um sehr viel wich-
salta!) tigere Möglichkeiten, die fortschrittliche Länder aus-
schöpfen könnten, wenn es ihnen darum zu tun ist,
— Aber, Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen, es
nicht nur eine genügende Zahl von Lehrern, sondern
Ist doch so: die Länder mußten jetzt schon auf die
auch eine genügend gebildete Lehrerschaft in ihren
Einschränkung wegen der Höchstsätze verzichten.
Schulen zu haben. Wir greifen damit nicht in Eigen-
Ich glaube, das genügt zunächst einmal, und wir
ständigkeiten der Länder ein. Es gibt keinen Grund
sollten uns wirklich davor hüten, mißt einer solchen
zur Bevormundung der Länder. Geben Sie den Län-
Maßnahme ein Besoldungschaos einzuleiten. Es gibt
dern die Möglichkeit, miteinander in Wettbewerb
nicht unberechtigte Forderungen in vielen anderen
zu treten, in Wettbewerb darum, wer die besten
Bereichen. Bei den Richtern, den Soldaten, den Ver-
Schulen entwickeln kann!
waltungsbeamten, den Steuerbeamten und den Zoll-
beamten sind die Unterschiede sehr groß. Die Leute Auch ein Wort zu einem ganz wichtigen Problem.
stehen alle schon vor der Tür und warten nur darauf, das uns nicht nur bei diesem Thema, sondern wahr-
daß durch einen solchen Antrag die Tür aufgestoßen scheinlich auch bei vielen sehr politischen Themen
wird. Wir erhalten dann das größte Tohuwabohu. der nächsten Zeit beschäftigen wird. Wir leiden noch
Ich glaube, niemand hat das nötig, vor allem die- unter der Last des West-Ost-Gefälles in der deut-
jenigen nicht, die so viel von Einheitlichkeit reden schen Kulturpolitik vergangener Jahrzehnte. Es ist
und sich dann, wenn e s darauf ankommt, sie durch eine sehr große Rührigkeit zu bemerken, die vor-
eine Verfassungsänderung zu verankern, versagen. handenen Unterschiede zu beseitigen. Geben Sie den
Ländern die Freiheit zu dieser Rührigkeit!
(Beifall in der Mitte.)
Ich frage die Antragsteller: Kann über diesen Än- (Lebhafte Zurufe von der SPD: Hört! Hört!)
derungsantrag Umdruck 339 Ziffern 1 bis 7 ins- Herr Minister, ich bedaure das außerordentlich und
gesamt abgestimmt werden? — Dann lasse ich zu- ich bitte Sie sehr dringend darum, den Herren in
nächst über Nr. 30, I. Bundesbesoldungsordnung A, Ihrem Hause klarzumachen, daß auch das zu den
Nrn. 1 bis 5 — soweit liegen Änderungsanträge Pflichten eines Beamten gehört. Wenn eine Fraktion
nicht vor — abstimmen. Wer zuzustimmen wünscht, oder Abgeordnete dieses Hauses sich mit einer sol-
den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! chen Bitte um Hilfestellung an Ihr Haus wenden,
— Enthaltungen? — Das ist angenommen. dann muß die entsprechende Hilfestellung in jedem
Falle garantiert sein.
Jetzt kommen wir zu den Nrn. 6 bis 9 a. Auf diese
bezieht sich der Änderungsantrag Umdruck 339 der (Beifall auf allen Seiten. — Glocke des
Abgeordneten Dorn, Ollesch und Genossen. Wer Präsidenten.)
diesem Änderungsantrag zuzustimmen wünscht, den
bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe. — Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Einen Augen-
Enthaltungen? — Der Änderungsantrag ist ab- blick, Herr Abgeordneter. — Herr Bundesinnenmini-
gelehnt. ster, wünschen Sie dazu jetzt das Wort — oder
nachher — zu nehmen? Sonst würde ich den Vor-
Ich lasse über die Nrn. 6 bis 9 a in der Ausschuß-
schlag machen — mir kommt das zum erstenmal zu
fassung abstimmen. Wer zuzustimmen wünscht, den
Ohren —, daß wir die Sache zunächst im Ältesten-
bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! —
rat des Bundestages erörtern. Aber ich habe nichts
Die Nummern sind in der Ausschußfassung ange-
nommen. dagegen — Sie können jederzeit das Wort nehmen!
Bitte, fahren Sie fort.
Ich rufe Nr. 10 auf — wir stehen jetzt bei Seite 22
der Vorlage —, ebenso die Nrn. 11 und 12. Soweit
sind keine Änderungsanträge gestellt. Wer zuzu-
Dorn (FDP) : Lassen Sie mich nun noch mit weni-
stimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. gen Worten den Antrag begründen. Wir haben in
— Gegenprobe! — Enthaltungen? — Die Nummern dem Besoldungsgesetz wieder festzustellen, daß
sind angenommen. *) Siehe Anlage 6.
Deutscher Bundestag -- 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4061
Dorn
25 Beamte über die besoldungsrechtliche Regelung — Meine Damen und Herren, lassen Sie mich erst
nunmehr zu ihrer Dienstbezeichnung, zu ihrem einmal ausreden. Ich frage nur, ob .das etwas so
Amtstitel den Zusatz „und Professor" erhalten sol- Außergewöhnliches ist. Zweitens gibt es keine
len. Meine Freunde sind der Auffassung, daß es Rechtsbestimmungen, und dieses ganze Gebiet hier
nicht richtig ist, qua Bundesbesoldungsgesetz — und ist terra incognita. Drittens weiß ich aber, daß es
wenn das realisiert wird, natürlich auch mit Aus- ein gewisses Gewohnheitsrecht im folgenden Rah-
wirkung auf die zuständigen Länderbesoldungs- men gibt und daß die Regierung in ihrer Noblesse
gesetze — eine große Zahl von Beamten, die keine sogar soweit geht
Vorlesungen halten und die an Universitäten nicht (Aha-Rufe!)
tätig sind, nunmehr mit einem Titel „Pröfessor" zu — ja! —, gegen die Regierungsvorlage allen Seiten
versehen, wenn sie ihn haben wollen. Wenn es des Hauses Formulierungshilfe zu leisten, wenn sich
zweckmäßig ist, daß diese Beamten in ihren Positio- eine Mehrheit des Hauses dafür ausspricht. Das war
nen den Professorentitel erhalten, dann gibt es ge- bisher Gewohnheitsrecht.
nügend Möglichkeiten, ihn durch die Universitäten
oder durch die Kultusminister der zuständigen Län- Ich darf aber eine Anregung des Herrn Präsiden-
der verliehen zu bekommen. ten aufgreifen, der gemeint hat, man sollte die
Frage dem Ältestenrat zuleiten. Diese Anregung ist
(Beifall bei der FDP.) deshalb besonders interessant, weil es ja in anderen
Wir halten es aber für ausgeschlossen, hier dazu Parlamenten so ist, daß die Abgeordneten Stäbe
überzugehen, eine Inflation des Professorentitels via haben, die es ihnen möglich machen, ohne Formu-
Besoldungsgesetz in unserem deutschen Beamten- lierungshilfe der Regierung auszukommen, die unter
recht einzuführen. Umständen gegen eigene Vorlagen handeln müßte
Das ist eine Frage, die Sie in Ihrer eigenen Zu-
(Zustimmung bei der FDP.)
ständigkeit entscheiden können. Ich stimme gern
Die Harmonisierung kann auch nicht in Anspruch zu, daß diese interessante Frage dem Ältestenrat
genommen werden, um vergleichbar mit Länderge- zur Beratung vorgelegt wird und daß man sich
setzen so etwas durchzuführen; denn in den Länder- überhaupt auf einen gewissen Grundsatz einigt.
gesetzen haben wir solche Formulierungen bislang Aber man sollte von Haus aus nicht behaupten, es
nicht. Wir sollten uns davor hüten, nunmehr die sei etwas Außergewöhnliches, daß wir nicht dazu
Länder anzureizen, diese Möglichkeit in ihren Be- beitragen, sozusagen unsere eigene Vorlage kaputt-
soldungsgesetzen vorzusehen. zumachen. Das finde ich ganz und gar nicht außer-
gewöhnlich, sondern menschlich und verständlich.
Nun mag vielleicht der eine oder andere von
Ihnen sagen: Aber was geschieht mit denjenigen, Zur Sache selbst möchte ich folgendes sagen. Ich
bitte den Antrag aus folgenden Gründen abzuleh-
die schon in ihren Positionen sitzen und zusätzlich
nen. Die aufgeführten Positionen sind im Wissen-
zu ihrem Dienstgrad den Professorentitel haben?
schafts- und Forschungsbereich bedeutsam. Sie wer-
Dazu darf ich sagen, daß wir in unserem Änderungs-
den in der Regel besetzt mit Professoren, also Leu-
antrag die Besitzstandsklausel vorgesehen haben,
ten, die durch die Hochschule bereits den Profes-
nach der diejenigen, die auf Grund des Besoldungs-
sorentitel bekommen haben — —
gesetzes von 1957 ihren Professorentitel erhalten
haben, ihn behalten können, bis sie aus ihrer Po- (Widerspruch. — Abg. Dorn: Nein, wenn
sition ausscheiden. Wir sollten uns aber dagegen das so wäre, Herr Minister, dann träfe das
wehren, daß nunmehr Weiterungen auf diesem Ge- ja nicht zu!)
-
biet erfolgen. Ich bitte Sie herzlich, unserem An- — Sie werden zum allergrößten Teil mit habilitier-
trag Ihre Zustimmung zu geben. ten Leuten besetzt. In ganz seltenen Ausnahmefäl-
(Beifall bei der FDP.) len handelt es sich um Kräfte, die sich weder habi-
litiert haben noch den Professorentitel bekommen
haben.
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat
der Herr Bundesminister des Innern. Es handelt sich vielmehr durch die Bank um hoch
qualifizierte wissenschaftliche Kräfte. Ich darf Ihnen
auch den Grund sagen. Das Titelrecht ist sehr
Höcherl, Bundesminister des Innern: Meine sehr schwierig vom Wesen her und im allgemeinen
verehrten Damen und Herren! Herr Präsident! Es Sache der Länder. Ich bitte mir zu glauben, daß die
ist eine ganz schreckliche Geschichte von dem Herrn sowieso schon schwierig gewordene Besetzung der
Kollegen Dorn aufgedeckt worden: daß unser Positionen noch schwieriger wird, wenn wir nicht
Bundesministerium sich geweigert hat, Formulie- auch von dieser Seite her — ja, es ist so — etwas
rungshilfe gegen eine Regierungsvorlage zu leisten. bieten können, was sich die betreffenden Persön-
Ich weiß nicht, ob das ein außerordentlicher Vor- lichkeiten, nachdem sie in ein solches Dienstverhält-
gang ist, wenn die Regierung, die daran interessiert nis getreten sind, auf dem ordentlichen akademi-
sein muß, mit ihren Vorlagen über die Runden zu schen Wege nicht mehr so leicht besorgen können.
kommen — das ist gar nicht so einfach, wie der Das ist der eigentliche Grund. Ich bitte also — —
heutige Tag wieder beweist —, ausgerechnet noch (Zuruf rechts: Das ist eine Titelinflation!)
dazu beitragen sollte, durch Formulierungshilfe nun
etwas gegen die Regierungsvorlage zu unter- —Wieso Inflation? 'Das sind ein paar Stellen! Wie
nehmen. kann man bei 5 oder 6 Stellen schon von Inflation
(Widerspruch von verschiedenen Seiten.) reden? Inflationäre Vorgänge sind ganz andere,
4062 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
Bundesminister Höcherl
nämlich solche, die in den Anträgen enthalten sind, um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltun-
die Gott sei Dank abgelehnt wurden. gen? — In der Ausschußfassung angenommen.
(Vereinzelter Beifall und Heiterkeit.) Wir kommen nun zu dem Kapital II, Besoldungs-
ordnung B. Dazu liegt auf Umdruck 341 Ziffer II ein
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Was die For- Änderungsantrag vor. Wünschen Sie dazu das Wort,
mulierungshilfe anlangt, werden wir die Sache zum Herr Abgeordneter Dorn?
Gegenstand einer Aussprache im Ältestenrat ma- (Abg. Dorn: Ich verzichte!)
chen. Ich rate davon ab, das jetzt im Parlament zu
behandeln. — Keine weiteren Wortmeldungen. Wir stimmen
Ich gebe das Wort dem Herrn Abgeordneten über den Änderungsantrag Umdruck 341 Ziffer II —
Bieringer. Unterziffern i bis 5 — ab. Wer zuzustimmen
wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. —
Dr. Bieringer (CDU/CSU) : Herr Präsident! Gegenprobe! — Enthaltungen? — Der Änderungs-
Meine Damen und Herren! Die Bezeichnung „Pro- antrag Umdruck 341 Ziffer II ist abgelehnt.
fessor" gibt es bei uns in Deutschland für Hoch- Nunmehr stimmen wir über das Kapitel II, Bundes-
schullehrer als akademische Würde, als Ehrentitel, besoldungsordnung B, in der Ausschußfassung ab.
der von den Ländern in sehr weitem Umfang ver- Wer zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein
liehen wird, und als Amtsbezeichnung. Wir haben Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? —
im Innenausschuß die Bundesregierung gebeten, uns In der Auschußfassung angenommen.
einmal eine Übersicht zu erstellen auch über die
Praxis der Länder bei der Verleihung des Profes- Ich rufe die Nrn. 7 und 8 sowie die Nr. 30 a und
die Nr. 31 auf. Dazu liegen keine Änderungsanträge
sorentitels als Ehrenbezeichnung. Bei dem Ände-
rungsantrag auf Umdruck 341 geht es um die Profes- vor. Wer zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein
soren kraft Amtsbezeichnung. Nur darauf haben wir Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? —
als Bundesgesetzgeber einen Einfluß. Es wird wohl Ist angenommen.
auch von den Antragstellern nicht bestritten, daß Nunmehr rufe ich die Nr. 32 auf. Dazu liegt auf
die Amtsinhaber, die nach dem Bundesbesoldungs- Umdruck 341 Ziffer III ein Änderungsantrag zu
gesetz den Titel Professor führen, sich wissenschaft- dem § 2 vor. Wird dazu das Wort gewünscht? —
lichen Forschungsaufgaben von sehr hohem Rang Das Wort wird nicht gewünscht. Wer dem Ände-
widmen. rungsantrag Umdruck 341 Ziffer III zuzustimmen
(Zuruf von der SPD: Das ist das Entschei- wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. —
dende!) (Zuruf: Ist erledigt!)
Sie sind allerdings — jedenfalls teilweise — nicht
im Bereich der wissenschaftlichen Lehre tätig, und Gegenprobe! — Enthaltungen? — Ist abgelehnt.
darauf ist bei der Begründung auch abgehoben wor- Ich rufe den Änderungsantrag Umdruck 341 Zif-
den. Ich bin der Meinung, daß jetzt nicht der rich- fer IV zur „Überleitungsübersicht" — Seite 35 der
tige Zeitpunkt ist, in tiefschürfende Erörterungen Drucksache IV/1337 — auf. Wird dazu das Wort ge
darüber einzutreten, ob es bei uns nur Professoren wünscht, oder ist dieser Antrag auch erledigt?
geben soll, die Forscher und Lehrer sind, oder ob es
diesen Titel auch für Forscher geben soll, die nicht (Zuruf: Ist erledigt!)
zugleich auch Lehrer sind. Wir sollten diese Frage Nachdem der Änderungsantrag Umdruck 341 Zif- -
aber auch nicht im Handgalopp entscheiden. Die fer IV erledigt ist, haben wir keine Änderungs-
Bezeichnung Professor für Wissenschaftler an staat- anträge mehr vorliegen.
lichen Forschungsanstalten ist bei uns seit einigen
Jahrzehnten eingeführt; wenn ich recht informiert Ich rufe nunmehr die Nr. 32 in der Ausschuß-
bin, gibt es sie in Preußen seit dem Jahre 1927. fassung, die Artikel II, III, IV, V, VI, VII, die Ein-
Ich glaube, wir sollten das jetzt nicht ändern, son- leitung und die Überschrift auf. Wer zuzustimmen
dern sollten es bei der Ausschußvorlage belassen. wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. —
Ich bitte Sie deshalb, den Änderungsantrag Um- Gegenprobe! — Enthaltungen? — Das ist einstim-
druck 341 Ziffer I abzulehnen. mig.
Dr. Wuermeling (CDU/CSU) : Herr Präsident! Inkrafttreten von Verbesserungen in diesem Gesetz
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn ich für Beamte, Angestellte und Arbeiter, Verbesserun-
vor Jahren von der Regierungsbank her dieses Po- gen, die nicht einzelne Dienstellungen betreffen,
dium betrat, wurde mitunter zugerufen: „Mönch sondern den gesamten Bereich, insbesondere auch
lein, Mönchlein, du gehst einen schweren Gang". alle 850 000 Arbeiter des öffentlichen Dienstes und
Das hat bezüglich der zweiten Hälfte dieses Zurufs besonders die Angehörigen der unteren Beamten-
ja auch gelegentlich gestimmt: Was die erste Hälfte und Angestelltengruppen. Um dieser Kleinen wil-
mit dem „Mönchlein" betrifft, so haben Minister len, die sicher niemand von uns unfreundlich behan-
und Mönche bloß das „M" miteinander gemeinsam delt wissen wollte und will, bitte ich, Ihre Auf-
und meist nicht viel mehr. merksamkeit wenige Minuten in Anspruch neh-
men zu dürfen.
(Heiterkeit.)
Man sagt, es sei zu spät für die Beseitigung eines
Diesmal aber würde die Formel von dem „schweren
zu Lasten der kleinen Beamten und Angestellten und
Gang" wahrlich nicht passen, denn ich bin über-
der Arbeiter und aller Familien sicher gutgläubig
zeugt, daß die Argumente, die ich Ihnen jetzt hier
gemachten Fehlers. In diesem Hause kann es dazu
zu dem Antrag, um den es geht — wenn er auch,
nie zu spät sein, darum der Antrag auf Umdruck 338,
wie ich zugebe, sehr spät kommt — vortragen darf,
jetzt in dritter Lesung, der von 50 Kollegen unter-
so überzeugend sind, daß ich hoffe, daß wir ihn
am Schluß einmütig werden annehmen können. zeichnet ist. Was bezweckt dieser Antrag?
Es ist, wie ich zugebe, ein außergewöhnliches Zeitlich berührt er nur den Zeitraum vom 1. April
Anliegen, in letzter Stunde diesen Antrag zu be- bis zum 30. September 1963. Nachher bleibt alles so,
gründen, dessen Behandlung wir alle — auch ich wie es in den Ausschüssen vorgesehen ist. Die Ver-
— lieber in einem früheren Stadium gesehen hät- wirklichung des Antrags hat also keine Folgen für
ten. Aber erstens ist der Tatbestand, um den es spätere Haushaltsjahre.
geht, erst in den letzten Tagen durch die Beschlüsse Sachlich geht es um die Differenzierung der Ter-
der beiden zuständigen Ausschüsse geschaffen mine für das Inkrafttreten. Ich möchte die Differen-
worden, und er ist mir vor kaum mehr als einer
zierung der Termine in dieser Harmonisierungsno-
Woche bekannt geworden; zweitens handelt es sich
velle gern durch eine Harmonisierung der Termine
um eine Frage, die auch von der Sache her wirklich
ersetzen. Es geht um drei Termine, nämlich a) um
am besten am Schluß entschieden wird, wenn andere
den für das Inkrafttreten der allgemeinen Erhöhung
Fragen dadurch nicht mehr kompliziert oder gefähr-
dier Ortszuschläge um 6 %, die auf den 1. April vor-
det werden können und im übrigen alles klar ist.
gesehen ist und für Beamte und wegen des Tarifs
Es geht gar nicht um eine sachliche Streitfrage, auch für Angestellte gilt; b) der zusätzlichen Sonder-
sondern ausschließlich um eine Terminfrage, die erhöhungen des Ortszuschlags für die untersten
im Gestrüpp der vielen, über ein halbes Jahr in den Gruppen der Beamten und Angestellten, die von den
Ausschüssen, Organisationen und Ministerien Fachleuten so genannte Halbierung des Unterschie-
geführten höchst komplizierten Verhandlungen — des zwischen den untersten Ortszuschlagtarifklassen
von denen mir eine Reihe, ich darf sagen, verun- III und IV, die nun erst am 1. Oktober in Kraft treten
glückt zu sein scheinen — selbst den Sachverstän- soll; c) um die Erhöhung der Kinderzuschläge je
digen der Ausschüsse schließlich unter dem Zeit- Kind für die Beamten, Angestellten 'und Arbeiter,
druck der letzten Tage der Beratungen wohl im vol- die nach der jetzigen Fassung auch bis zum 1. Ok-
len Umfang nicht zum Bewußtsein kommen konnte, tober hinausgeschoben werden soll. -
ohne daß ich einen Vorwurf erheben kann. Man
sagt: Ja, wenn du das eher beantragt hättest, hät- Meine Damen und Herren, überraschenderweise
ten wir das gern gemacht; aber jetzt geht es nicht sieht die Ausschußvorlage hiernach — sicher nicht
mehr, wenn nicht das ganze Gebäude gefährdet in überlegter Absicht — zwar die Versbesserung zu
werden soll. Nun, meine Damen und Herren, es a), die dem einzelnen ab Oberinspektor und dem
geht nicht ums Gebäude, es geht nur um das Gera- entsprechenden Angestellten aufwärts stärkere Er-
deziehen einer schiefen Wand oder besser zweier höhungen bringt, rückwirkend .ab 1. April vor, die
schiefer Wände, die parallel zueinander stehen und für die Kleinen und vor allem für die 850 000 Arbei-
nicht im rechten Winkel zueinander stehen sollen, ter des öffentlichen Dienstes und für .alle Familien
zwei Wände, die nicht tragende Wände sind, son- bedeutsamen Erhöhungen zu b) und c) aber erst ein
dern leicht und ohne Aufwand umgesetzt werden halbes Jahr später, ab 1. Oktober 1963. Nun der
können. Grund für diese Differenzierung! Für das Inkraft-
treten aller Erhöhungen ab 1. April — das hätten
Vorab eines, was für die meisten hier im Hause wir alle selbstverständlich am liebsten — ist nicht
das Wichtigste sein muß: ich beantrage keine Mehr- genug Geld da. Also sagte man: wir müssen schritt-
ausgaben zu Lasten des Bundeshaushalts, weil die weise, in zwei Stufen, vorgehen, am 1. April das
beiden Maßnahmen, um die es geht, einander aus- eine und am 1. Oktober das andere. Auf die Fragen
gleichen, ein Vorzug, den leider nicht jede gute hinsichtlich der Tarifverhandlungen komme ich nach-
Sache haben kann. Diese Sache aber hat ihn, und her noch im Zusammenhang zurück.
das macht uns die Sache sogar bei einer kleinen
Minderausgabe für den Haushaltsplan schon in Diese Differenzierung vor allem zugunsten der
einem entscheidenden Punkte leicht. Es geht um mittleren und 'höheren Einkommen und zu Lasten
eine sozial- und familienpolitisch in gleicher Weise der kleineren Einkommen und der Familien vor
bedenkliche Differenzierung der Termine für das allem der Arbeiter will natürlich niemand in diesem
4064 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
Dr. Wuermeling
Hause. Ich möchte das hier nachdrücklich als meine stärker gewesen als beim Vater von fünf Kindern.
Überzeugung feststellen, zumal ich deshalb mit der Wenn wir hier jetzt nicht die Dringlichkeit sehen
Annahme unseres Antrages rechne. Ich schlage mit und erkennen, diese Dinge zum frühesten Termin in
den 50 Unterzeichnern ,des Antrages nur vor, daß die die Reihe zu bringen, weiß ich nicht, was in diesem
beiden differenzierten Termine vom 1. April und Hause bei unserer Gesetzgebung überhaupt noch
1. Oktober harmonisiert werden, also auf einen Zeit- dringend sein soll.
punkt in der Mitte, d. h. auf den 1. Juli, zusammen- Nach dem Entwurf soll aber — sicher nicht in
gelegt werden. Nichts anderes als das bewirkt der klarer Erkenntnis dieser Dinge — der Ortszuschlag
Text des Antrages auf Umdruck 338. der Beamten und Angestellten den so dringenden
Kinderzuschlagserhöhungen vorgezogen werden. Die
Es geht uns dabei gewiß nicht nur — das darf ich
Beamten und Angestellten haben 1960 und 1961 zum
sagen — um Optik nach außen in dem Sinne, als
Ausgleich der nicht erfolgten Erhöhung des Kinder-
hätten wir etwa für den mittleren und höheren Be-
zuschlags schon entsprechende Erhöhungen der Orts-
reich eher und früher Geld als für die Kleinen. Es
zuschläge erhalten, während die Arbeiter aus Grün-
geht uns vielmehr um unsere gemeinsame innere
den, die damals noch Bedeutung hatten, jetzt aber
Überzeugung, daß eben die Kleineren nicht entschei-
überholt sind, leer ausgegangen sind. Deshalb sind
dend hinten nachgesetzt werden können, wenn zu-
sie jetzt in allererster Linie an der Reihe.
wenig Geld da ist. Als früheres Mitglied des Haus-
haltsausschusses der ersten vier Bundestagsjahre Das zweite, was ich vorziehen möchte, ist, daß für
weiß ich nur zu gut, daß man nicht mehr geben kann, die Beamten und Angestellten die Erhöhung des
als man hat. Aber ich bin mit Ihnen allen seit eh Kinderzuschlags nicht erst am 1. Oktober, sondern
und je der Meinung gewesen, daß man das am aller- am 1. Juli in Kraft tritt. Das ist meines Erachtens
wenigsten von den Kleinen und den Arbeitern mit auch für die Beamtengruppen oberhalb des Ober-
Familien und Kindern ausbaden lassen kann, son- sekretärs wichtiger und dringlicher als die Ortszu-
dern mindestens gleiches Recht für alle schaffen muß, schlagserhöhung allgemeiner Art um 6 %, die nach
wenn man nicht gar die Kleinen vorziehen will. dem Entwurf jetzt für den 1. April 1963 gedacht ist.
Aber für letzteres kann ich aus Gründen, die Ihnen
im Zusammenhang gleich erkennbar sein werden, Drittens: Ganz besonders dringlich vom Sozialen
her ist und bleibt die zusätzliche Erhöhung des Orts-
jetzt nicht plädieren.
zuschlags für die kleinen Beamten und Angestell-
Was das entscheidende Motiv des Antrags ist und ten, die schon erwähnte sogenannte Halbierung der
was mich vor allem zutiefst bedrückt, ist die Tat- Tarifklasse III und IV — das geht gerade die klei-
sache, daß ausgerechnet die Hunderttausende von nen Beamten und Angestellten an —, die erst recht
Arbeiterfamilien des öffentlichen Dienstes nun noch- auf den 1. Juli vorgezogen werden muß.
mals Monate auf eine seit Jahren erhoffte Erhöhung Als viertes und letztes Argument noch eines, was
ihrer Kinderzuschläge warten sollen — die letzte Er- unswohlaeirmHubsondaerz
höhung war 1957 —, obschon jeder weiß, daß gerade liegt. Stellen Sie sich einmal vor, daß alle Beamten-
in diesem Bereich allzu zahlreiche Familien mit Kin- und Angestelltengehälter auf Grund der Übergangs-
dern tatsächlich Fürsorgeleistungen, also Sozialhilfe, lösung zunächst zum 1. April neu berechnet wer-
beziehen — trotz vollen Arbeitseinkommens! —, den müßten und zum 1. Oktober auf Grund der dann
weil die Fürsorgeleistungen bei einer größeren Kin- in Kraft tretenden Änderungen nochmals! Wir soll-
derzahl höher sind als die hier gezahlten Löhne zu- ten der Verwaltung diese Mehrarbeit ersparen und
züglich des Kinderzuschlags vom ersten Kind an. auch aus rein technischen Gründen die Zusammen-
Fachleute wissen das, und ich weiß das aus den Un- ziehung der Termine vornehmen.
terlagen, die mir in meiner Amtszeit laufend vorge-
legen haben. Aber nun die beiden Bedenken, um die es geht,
und das ist das letzte, was ich vortragen werde.
Ich will jetzt, ohne damit irgendwelche Kritik üben
zu wollen, gerade in diesem Zusammenhang eine Das erste ist ein etwaiges finanzpolitisches. Ich
ganz alarmierende Tatsache vor Augen führen. Wäh- kann Ihnen dazu erklären nach eindeutiger Abstim-
rend die Löhne im öffentlichen Dienst — nominell mung mit den Sachverständigen der Ministerien,
natürlich — seit 1957, der letzten Festsetzung des also des Finanz- und des Familienministeriums:
Kinderzuschlags, um 53 % erhöht wurden — ich habe finanzielle Mehrbelastungen im Haushalt gibt es
das Beispiel der weitverbreiteten Lohngruppe 4, Orts- bei einer Realisierung des gestellten Antrages
klasse I genommen; in anderen Lohngruppen ist es nicht. Dieser Satz wird von niemandem bestritten
ähnlich; neuerdings ist noch eine Erhöhung um 5 % und durch die Mitunterzeichnung durch Herrn Baier
erfolgt —, ist der Kinderzuschlag unverändert ge- (Mosbach) vom Haushaltsausschuß auch schon be-
blieben. Daraus ergibt sich, daß in diesen Jahren legt. Aber, was besonders wichtig bleibt: die Zu-
der Alleinstehende und der kinderlose Verheiratete stimmung zu den Ziffern durch die Angehörigen der
eine Erhöhung um 53 % erhalten hat, der Arbeiter zuständigen Ministerien.
mit einem Kind eine Erhöhung um 48,6 %, der mit Tatsache ist, daß der Bundeshaushalt um 4,62 Mil-
zwei Kindern eine Erhöhung um 44,5 %, der mit lionen DM weniger belastet wird, während bei der
drei Kindern eine Erhöhung um 41,1 %, der mit vier Bundesbahn, bei der diese Maßnahme zugunsten der
Kindern eine Erhöhung um 38,%, der mit fünf Kin- Kleineren erfolgt, eine kleine Mehrbelastung von
dern eine Erhöhung um 35,6 % usw. Das heißt, die 7 Millionen DM entsteht, die sich gegengerechnet
Erhöhung der Bezüge des Ledigen und des kinder- ungefähr ausgleicht; bei der Bundespost ist es ähn-
losen Verheirateten ist in diesen Jahren um 50 % lich.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4065
Dr. Wuermeling
Hierzu haben wir jetzt den Änderungsantrag der einbart ist, in der netten bayerischen Art, wie Sie
SPD vorliegen; ich darf dazu gleich Stellung neh- das machen, indem Sie nicht sagen „zusammen-
men. setzen", sondern „zammensetzen" — mit zwei Buch-
staben weniger, aber es kommt hier nicht auf die
In diesem Änderungsantrag wird nicht, was wir
zwei Buchstaben an, sondern beim „Sitzen" spielen
vorschlagen, die Zusammenziehung .der beiden Ter-
die vier Buchstaben eine wesentliche Rolle. Dann
mine vorgeschlagen, sondern der Antrag will alles
würde man Sie freundlich begrüßen. Dann würde
lassen, was am 1. April in Kraft tritt, und alles, was
von der anderen Seite auch eine freundliche Be-
am 1. Juli in Kraft treten soll, auf den 1. April zu-
grüßungsrede gehalten. Nun sitzt die ÖTV ja in
rückziehen. Also keinerlei finanzieller Ausgleich für
Schwaben. Das würde dann natürlich nicht der
das Vorziehen der besonderen sozialen Maßnah-
schwäbische Gruß sein, an den jetzt die meisten
men. So geht es natürlich nicht. Wir können jetzt
denken, aber immerhin ein schwäbischer Gruß in
unmöglich die Anträge annehmen, die dazu führen,
einer etwas symbolischen Form, und dann wäre erst
daß zwangsläufig die Dinge noch einmal in den
einmal eine etwas freundliche Atmosphäre geschaf
Haushaltsausschuß zurückmüssen, daß das Gesetz
fen, und dann sind wir schnell am Ende.
jetzt unter Umständen überhaupt nicht zustande
kommt. Ich möchte dringendst dafür plädieren, die- (Beifall bei der SPD.)
sen von ,der Sache her allen erwünschten, aber Ich bin der Überzeugung, Herr Bundesminister
finanziell nicht tragbaren SPD-Antrag abzulehnen. daß die andere Seite der Tarifpartner ohne weiteres
Wenn wir solche Dinge machen, wenn wir die unserem Beschluß und Ihrem Vorschlag zustimmen
Termine zusammenziehen wollen, können wir es wird. Ich bitte deshalb um Annahme des Antrags
nur auf der Brücke des Haushalts tun, von den bei- und hoffe auf die Einmütigkeit des Hauses.
den Enden her. Solange nicht von beiden Enden (Beifall. — Zurufe rechts)
ausgegangen wird — Ersparnisse und Mehrausga-
ben —, ist die Schranke zu, und die Schranke kann Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Herr Abge
nur für solche Maßnahmen geöffnet sein, für die der ordneter, es ist nicht meine Sache, irgend jemanden
Ausgleich erfolgt. in diesem Hause zu korrigieren. Sie haben aber eine
Nun das letzte Argument, und zwar die Tatsache, Äußerung über die Berufung und Entlassung der.
auf die der Herr Bundesinnenminister hingewiesen Bundesminister gemacht. Ich verweise im Hinblick
hat. Wir könnten und dürften diese sechsprozentige auf diese Äußerung auf Art. 64 Abs. 1 des Grund
Erhöhung der allgemeinen Ortszuschläge nicht über gesetzes, weil dieses Haus verfassungstreu ist. Dort
den 1. April hinaus verzögern, weil — nicht im heißt es:
Tarifvertrag selbst, der zuletzt abgeschlossen wurde Die Bundesminister werden auf Vorschlag des
— in einem Protokollvermerk zum Tarifvertrag ge- Bundeskazlrvom päsidentr
sagt sei: Wenn diese Erhöhungen nicht erfolgten, nannt und entlassen.
müsse man sich noch einmal darüber unterhalten.
Bitte, meine Damen und Herren: Dann müsse man (Heiterkeit.)
sich noch einmal darüber unterhalten! Das heißt, Das Wort hat der Herr Bundesminister des Innern.
man muß sich aussprechen, ob nicht die Lösung, die
der Bundestag hoffentlich mit Einmütigkeit findet,
Höcherl, Bundesminister des Innern: Herr Präsi-
die sozial- und familienpolitisch bessere ist.
dent! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich-
Herr Bundesminister, ich habe es Ihnen gestern will nicht auf alles eingehen, was hier vorgetragen
schon angeboten, Sie bei diesen Tarifverhandlungen worden ist.
zu vertreten. Ich weiß wohl, wie schwer die Tarif- Bei der Beratung des Dritten Besoldungserhö-
verhandlungen sind. Ich bin sonst gar nicht so wild hungsgesetzes habe ich hier im Namen der Bundes
darauf, Sie da zu vertreten; aber bei diesen Ver-
regierung die Versicherung abgegeben, daß die Er-
handlungen bin ich absolut dazu bereit, denn eine
höhung des Ortszuschlags um 6% spätestens am
sachlich begrüßenswertere Angelegenheit in diesem
1. April in Kraft treten soll. Diese Erklärung habe
Kreise zu vertreten scheint mir überhaupt kaum
ich hier abgegeben, und ich bitte, mich nicht in die
möglich zu sein. Sie haben mir gestern aber gesagt,
Lage zu bringen, durch die Annahme dieses Antrags
daß Sie das nicht wollten. Ich weiß nicht, ob Sie es
das Wort nicht halten zu können. Ich glaube, daß
mirnchtzuae.Iwächbrit,neo
damit ein moralischer und politischer Anspruch be
das Wartegeld für den einen Tag zu bezahlen. Mini-
ster haben ja tägliche Kündigung. Das weiß ich ja, gründet ist, der von uns allen gemeinsam unter allen,
und das ist nicht nur täglich, das kann sogar in Umständen eingelöst werden muß.
einer Fraktionssitzung geschehen, manchmal sogar (Beifall in der Mitte.)
in Zeiten, in denen die Pförtner noch da sind. Die
tägliche Kündigung ist uns in der Verfassung ga- Ein zweites. Die Bezugnahme auf die Tarifver-
rantiert. Aber manche sind ja gar nicht böse dar- handlungen, Herr Kollege Wuermeling, ist keines
über, wenn es so kommt. egs so einfach, wie Sie sich das vorstellen. Es gab-w
sehr, sehr schwierige Tarifverhandlungen die in
Herr Bundesinnenminister, ich möchte, um Ihnen drei Stufen geführt wurden. Nach der ersten. Stufe
diese Verhandlungen zu erleichtern, einmal sagen, wurde eine Pause eingelegt, die über den 1. April
wie solche Verhandlungen etwa verlaufen. Sie wür- hinausging. Sowohl der Herr Oberbürgermeister
den sich also zusammensetzen, wie das hier ver- Klett und der Herr Finanzminister Pütz als auch ich;
4066 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
Brück
menhang muß ich aber auf etwas hinweisen. Es ist Das, was für uns in der Vergangenheit galt, gilt
gesagt worden, daß bestimmte Dinge nicht so dar- heute und wird auch in der Zukunft gelten.
gestellt werden könnten, als wären sie nicht ange- (Beifall bei den Regierungsparteien.)
sprochen worden. Natürlich sind im Ausschuß wei-
tergehende Anträge gestellt worden. Diesen weiter-
gehenden Anträgen, die ein Finanzvolumen zwi- Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Keine weite-
schen 500 und 600 Millionen DM im Jahr hatten, ren Wortmeldungen.
konnten wir aus der Verantwortung für das Ganze Über den Antrag des Ausschusses zu 2, 3, 4 ist
nicht zustimmen. Ich darf auch sagen, daß die Be- bereits abgestimmt; sie sind angenommen.
handlung einiger Probleme zurückgestellt werden
mußte, da diese Probleme wegen der Schwierigkeit Ich lasse abstimmen über den Entschließungsan-
der Materie, aber auch wegen ihrer finanziellen trag der Fraktion der SPD, Umdruck 331. Wer die-
Auswirkungen, im Augenblick nicht behandelt wer- sem Antrag zustimmt, den bitte ich um das Hand-
den können. zeichen. — Gegenprobe! — Der Entschließungs-
antrag ist abgelehnt.
Ich möchte drei ganz konkrete Dinge ansprechen.
Da ist zunächst das Zusammentreffen von Pension Damit, meine Damen und Herren, ist dieser Punkt
und Rente, jenes in Beamtenkreisen immer wieder der Tagesordnung erledigt.
erörterte Problem. Dazu darf ich erklären, daß wir
Ich unterstelle das Einverständnis des Hauses,
nicht daran denken, etwas rückwärts zu revidieren;
daß wir noch über einen interfraktionellen Antrag
aber nach vorwärts müssen wir unbedingt eine Kor-
verhandeln, der nicht auf der Tagesordnung steht.
rektur vornehmen, damit wir mit der Situation
Ich rufe auf:
fertig werden.
Zweitens darf ich die strukturelle Ü berleitung der Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD,
Versorgungsempfänger und drittens noch einmal FDP betreffend Vorlage eines zweiten Aus-
die Gewährung eines Weihnachtsgeldes ansprechen führungsgesetzes zu Art. 26 Abs. 2 des
und für uns erklären: zu gegebener Zeit werden Grundgesetzes (Drucksache IV/1388 [neu]).
wir uns mit diesen offenstehenden Fragen beschäf-
tigen. Ist das Haus damit einverstanden? — Kein Wider-
spruch. Wird das Wort zur Begründung des Antrags
Nun möchte ich an alle innerhalb und außerhalb gewünscht? — Herr Abgeordneter Dr. Weber
dieses Hauses die aufrichtige und aus tiefer Sorge (Koblenz) !
stammende Bitte richten, nicht immer nur das zu
sehen, was nicht erreicht ist, sondern sich über das
von ganzem Herzen zu freuen, was uns nach der Dr. Weber (Koblenz) (CDU/CSU) : Herr Präsi-
Katastrophe des Jahres 1945 im Laufe der Jahre zu- dent! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich
teil geworden ist. habe die Ehre, für die CDU/CSU-Fraktion zu dem
vorliegenden interfraktionellen Antrag Drucksache
(Beifall bei den Regierungsparteien.) IV/1388 folgendes auszuführen.
Gerade bei der Verabschiedung dieses Gesetzes, Unter dem Eindruck der Ereignisse, die zum zwei-
das auch Menschen jenseits der Mauer betrifft, ten Weltkrieg führten, der furchtbaren Erfahrungen,
möchte ich an jeden die Frage richten: Was nützt die dieser Krieg uns gebracht hat, und angesichts
ein verbrieftes Recht, wenn Unfreiheit über das des ungeheuren Leids, das dieser Krieg über alle
Recht herrscht? Völker der Welt gebracht hatte, suchte der Parla-
Abschließend darf ich noch einmal wiederholen, mentarische Rat, Sicherungen für den künftigen Bei-
was ich bereits in der Sitzung am 24. Oktober 1962 trag Deutschlands zu einem friedlichen Zusammen-
hier ausgeführt habe. leben der Völker zu schaffen.
(Unruhe bei der SPD.) Dieser Gedanke, den Friedenswillen des deut-
schen Volkes zu bekunden und alles zu tun, um den
Ich lese es ab. Herr Präsident, Sie gestatten es mir. Frieden auch zu sichern, kommt an mehreren Stel-
(Zuruf von der SPD: Wir lesen es nach!) len des Grundgesetzes eindeutig und klar zum Aus-
druck. Schon in der Präambel wird betont, daß das
— Entschuldigen Sie, ich tue es, damit es nicht so deutsche Volk von dem Willen beseelt sei, als
aussieht, als ob nur Sie sich um den öffentlichen gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa
Dienst kümmerten; es sind noch ein paar andere dem Frieden der Welt zu dienen. Art. 9 verbietet
Leute da. Ich habe damals gesagt: Vereinigungen, die sich gegen den Gedanken der
Das bedeutet keinesfalls, daß wir mit dem Er- Völkerverständigung richten. Art. 24 bestimmt, daß
reichten für alle Zukunft zufrieden sein wollen; sich der Bund zur Wahrung des Friedens einem
im Gegenteil, wir sind uns unserer Verpflich- System kollektiver Sicherheit einordnet, und es
tung gegenüber dem öffentlichen Dienst voll heißt dann weiter:
und ganz bewußt und werden uns im Rahmen ... er wird hierbei in die Beschränkungen sei-
unserer finanziellen Möglichkeiten immer für ner Hoheitsrechte einwilligen, die eine fried-
berechtigte Wünsche — ich betone ganz beson- liche und dauerhafte Ordnung in Europa und
ders die Worte „finanziell möglich" und „be- zwischen den Völkern der Welt herbeiführen
rechtigt" — mit ganzer Kraft einsetzen. und sichern.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4075
Dr. Weber (Koblenz)
Art. 26 proklamiert in Abs. 1: sen wird. Diesem Zweck dient der Ihnen vorliegende
Handlungen, die geeignet sind und in der Ab- Antrag aller Fraktionen dieses Hauses, der ein
sicht vorgenommen werden, das friedliche Zu- weiteres Gesetz zur Ausführung des Artikels 26
sammenleben der Völker zu stören, insbeson- Abs. 2 des Grundgesetzes fordert.
dere die Führung eines Angriffskrieges vorzu- Da sich Mitglieder aller Fraktionen in der ver-
bereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter gangenen Woche mit diesem Problem eingehend
Strafe zu stellen. befaßt haben und dabei einmütig zu dem Ergebnis
Abs. 2 konkretisiert diesen Gedanken der Friedens- gekommen sind, daß eine solche Regelung notwen-
sicherung dahin, daß zur Kriegführung bestimmte dig sei, sollten wir es uns ersparen, den Antrag
Waffen nur mit Genehmigung der Bundesregierung noch einmal an einen Ausschuß zu verweisen. Wir
hergestellt, befördert und in Verkehr gebracht wer- sind vielmehr der Meinung, daß dieser Antrag als
den dürfen. Und dann wird bestimmt: „Das Nähere Bekenntnis des deutschen Volkes zum Frieden und
regelt ein Bundesgesetz". als Bekenntnis zu dem im Grundgesetz verankerten
Prinzip der Friedenssicherung heute vom ganzen
In Ausführung dieses vom Verfassungsgesetz- Hause einmütig angenommen werden sollte, und
geber erteilten Auftrags hat der Bundestag das darum bitte ich Sie.
Gesetz über die Kontrolle von Kriegswaffen vom
20. April 1961 beschlossen. Damit schien der Grund- (Beifall im ganzen Hause.)
gesetzauftrag erfüllt.
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat
Zu regeln waren drei Tätigkeiten: die Herstel-
der Abgeordnete Schultz.
lung, die Beförderung und das In-Verkehr-Bringen
von Kriegswaffen. In § 4 des Gesetzes über die
Kontrolle von Kriegswaffen wird auch ein Tatbe- Schultz (FDP) : Herr Präsident! Meine sehr ver-
stand behandelt, der ein Tätigwerden außerhalb des ehrten Damen und Herren! Im Namen der Fraktion
Bundesgebiets betrifft. Dort 'heißt es: der Freien Demokratischen Partei habe ich die Ehre,
folgende Erklärung abzugeben.
Wer Kriegswaffen, die außerhalb des Bundes-
gebiets ein- und ausgeladen und durch das Die Fraktion der Freien Demokraten hat den vor-
Bundesgebiet nicht durchgeführt werden, mit liegenden Antrag mitunterzeichnet, weil sie in dem
Seeschiffen, die die Bundesflagge führen, oder darin vorgebrachten Begehren eine deutliche Mani-
mit Luftfahrzeugen, die in die Luftfahrzeug festation des Parlaments als der frei gewählten Ver-
rolle der Bundesrepublik eingetragen sind, be tretung der Bevölkerung der Bundesrepublik sieht,
fördern will, bedarf der Genehmigung. daß es nicht Aufgabe von Angehörigen der Bundes-
republik sein kann, sich an der Herstellung von
Hier wird also schon eine Tätigkeit erfaßt, die sich
Massenvernichtungsmitteln und zugehöriger Träger
im Ausland abspielt. Die Bundesregierung hat also
im Ausland zu beteiligen. Die Aufforderung an die
auf diesem Gebiet die Möglichkeit, eine uner-
Bundesregierung, die in diesem Antrag zum Aus-
wünschte Tätigkeit zu verhindern und damit den
druck kommt, ist eine gradlinige Fortsetzung der
Gedanken der Friedfertigkeit zu bekunden.
Politik, die mit dem Art. 26 des Grundgesetzes und
Es hat sich aber in der Folgezeit gezeigt, daß die dem feierlichen Verzicht auf Herstellung von atoma-
Vorschriften nicht ausreichend sind, um auch in der ren, biologischen und chemischen Kampfmitteln im
an erster Stelle genannten Tätigkeit — Mitwirken Brüsseler Protokoll von 1955 .eingeschlagen wurde.
bei der Herstellung von Kriegswaffen — ein Ein- Sie hatte die volle Unterstützung der Freden Demo- -
greifen und ein Verhindern zu ermöglichen, wenn kraten damals gefunden und findet sie noch heute.
sich diese Tätigkeit im Ausland abspielt. Andere
Länder, z. B. die USA und Italien, haben auf Grund Wir sind uns allerdings darüber klar, daß die
bestehender Gesetze schon diese Möglichkeit. Es Durchführung dieses Antrages die Bundesnegierung
scheint uns aber geboten, daß gerade das deutsche vor schwierige verfassungsrechtliche Probleme stel-
Volk und sein Friedenswille nicht durch die Tätig len wird, hoffen aber gleichzeitig, daß sie über-
kein Deutscher im Ausland diskreditiert wird. wunden werden können. Wir möchten aber auch in
dieser Stunde daran erinnern, daß der Bemühung
Wir selbst haben in den Verträgen auf die Her- des Parlaments und der Bundesregierung schließlich
stellung von Massenvernichtungswaffen, die soge- der Erfolg versagt sein muß, wenn es nicht gelingt,
nannten ABC-Waffen, verzichtet. Gerade angesichts zu einer wirklichen Abrüstung zu kommen.
dessen, daß der von Hitler-Deutschland begonnene
(Beifall bei der FDP.)
Krieg unermeßliches Leid über die ganze Welt ge-
bracht hat, können wir es nicht hinnehmen, daß
durch die Tätigkeit deutscher Staatsangehöriger im Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat
Ausland das im Grundgesetz feierlich ausgespro- der Abgeordnete Erler.
chene Bekenntnis zum friedlichen Zusammenleben
der Völker und zum Prinzip der Friedenssicherung Erler (SPD) : Herr Präsident! Meine sehr ver-
in Zweifel gezogen werden kann. ehrten Damen und Herren! Die sozialdemokratische
(Allgemeiner Beifall.) Bundestagsfraktion wird dem von ihr mit einge-
brachten Antrage selbstverständlich zustimmen.
Deshalb halten wir es für geboten, daß das Ge-
setz über die Kontrolle von Kriegswaffen nunmehr Wir wissen, daß die Annahme dieses Antrages
erweitert und die zutage getretene Lücke geschlos- nur dein ersten Schritt zur Lösung dieses schwierigen
4076 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
Erler
Problems darstellt. Wir hätten es begrüßt, wenn es (Schweinefleisch), Nr. 21 (Eier) und Nr. 22
möglich gewesen wäre, noch einen Schritt weiter (Geflügelfleisch) des Rates der Europäischen
zugehen und heute bereits eine Gesetzesvorlage den Wirtschaftsgemeinschaft sowie zur Änderung
Ausschüssen des Bundestages zur werteren Beratung des Gesetzes zur Förderung der deutschen
— an der dann auch die Regierung beteiligt gewesen Eier- und Geflügelwirtschaft (Drucksache IV/
wäre — zu überweisen. Immerhin liegt jetzt eine 1372, IV/1384).
Willenskundgebung des Bundestages vor, .die klar-
macht, daß wir — bei allem Respekt vor der Not- Ich frage den Herrn Berichterstatter, ob er das
wendigkeit der Verteidigung eines jeden einzelnen Wort wünscht. — Der Berichterstatter verzichtet.
Landes und Volkes gegen Angriffe von außen — Zweite Beratung! Art. 1, — 2, — 3, — Einleitung
wünschen, daß sich deutsche Staatsbürger und Ein- und Überschrift. Keine Wortmeldungen. Wer zuzu-
wohner der Bundesrepublik Deutschland nach unse- stimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen.
rem Grundgesetz und dem Geiste dieses Grundge- — Gegenprobe! — Enthaltungen? — In zweiter Le-
setzes richten, auch wenn sie eine Tätigkeit im Aus- sung angenommen.
land ausüben. Es muß .ausgeschlossen bleiben, daß
das deutsche Volk und die Bundesregierung für die Dritte Lesung!
Tätigkeit einzelner verantwortlich gemacht werden.
Wir tragen keine Verantwortung für das, was viel- Allgemeine Aussprache! — Keine Wortmeldungen.
leicht .ehemalige deutsche Staatsbürger tun. Soweit Antrag des Ausschusses auf Drucksache IV/1384.
es sich um deutsche Staatsbürger handelt, muß die Wer dem Gesetzentwurf in dieser Form in dritter Le-
Bundesregierung imstande sein, durch ihr Eingrei- sung zuzustimmen wünscht, den bitte ich, sich zu er-
fen politische Gefahren von unserem Volke abzu- heben. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Damit ist
wehren. diese Vorlage auch in dritter Lesung angenommen.
Es handelt sich bei diesem Problem — das sei
offen ausgesprochen — nicht nur um die unmittel- Ich rufe Punkt 20 der Tagesordnung auf:
bare außenpolitische Interessenwahrung der Bundes- Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
republik Deutschland; nach allem, was in der deut- desregierung eingebrachten Entwurfs eines
schen Geschichte geschehen ist, handelt es sich für Gesetzes zur Änderung des Gewerbesteuer-
den Deutschen Bundestag hierbei auch um ein mora- gesetzes (Drucksache IV/923) ;
lisches Problem.
(Allgemeiner Beifall.) Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses
(14. Ausschuß) (Drucksache IV/1343).
Wir sind uns selbstverständlich bewußt, daß bei
der Gesetzgebung, die der Bundesregierung die not- (Erste Beratung 63. Sitzung)
wendigen Handhaben zum Eingreifen verschaffen
soll, sorgsam eine Trennungslinie nicht überschritten Zweite Lesung! Zunächst Art. 1. Hierzu liegen
werden darf: Wir wollen dem deutschen Ansehen einige Änderungsanträge vor; zunächst der Antrag
nutzen, wollen Gefahren für das Ansehen unseres der Fraktion der SPD Umdruck 321*) zu Art. 1. Er
Volkes und die Politik unseres Staates vermeiden; bezieht sich auf Nr. 2. — Herr Abgeordneter Seuffert
aber wir wollen nicht zu einer Gesetzgebung gelan- zur Begründung!
gen, bei der eine Regierung allgemein die Tätigkeit
von freien Bürgern im In- oder Ausland unter ihre Seuffert (SPD) : Herr Präsident! Meine Damen
Vollmacht bekäme. Ich glaube, wir sind uns alle darin und Herren! Die zwei Punkte des Antrages auf -
einig, daß es nach allem, was in der deutschen Ver- Umdruck 321 gehören sachlich zwingend zusammen.
gangenheit geschehen ist, hier darauf ankommt, auch
Der Antrag richtet sich dagegen, daß die Aus-
in der Verteidigung lebenswichtiger Interessen unse-
schußmehrheit in die Vorlage eine Bestimmung ein-
res Ansehens und in der Anerkennung der morali-
schen Prinzipien, zu denen wir stehen, die Rechte gefügt hat, durch die eine angebliche Doppelbe-
steuerung bei der Gewerbesteuer in den Fällen be-
freier Bürger nicht über Gebühr einzuschränken.
seitigt werden soll, in denen eine Handelsfirma eine
In diesem Sinne stimmen wir dem Antrage zu. Beteiligung an einer Kapitalfirma in ihrer Bilanz
(Beifall.) führt.
Die Begründung für diese Maßnahme ist falsch,
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Keine weite- und diese Maßnahme ist in ihren Auswirkungen
ren Wortmeldungen. Wer dem Antrag der Fraktio- sehr bedenklich, weil sie in der Konsequenz dazu
nen der CDU/CSU, SPD, FDP Drucksache IV/1388 — führen müßte, daß man zu einer Art Schachtelprivi-
neu — zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das leg überhaupt für Handelsfirmen käme.
Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Das Anliegen, das hier verfolgt worden ist, ist
Das ist einstimmig angenommen. aber auch in der Sache unberechtigt. Wer als Ober-
gesellschaft eines Konzerns oder einer Verschachte-
Ich rufe den Punkt 9 unserer Tagesordnung auf: lung eine Personalfirma oder eine Personalhandels-
gesellschaft wählt, hat das aus guten Gründen ge-
Zweite und dritte Beratung des von der Bun- tan. Er ist, anders als wenn es sich um eine Kapi-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines talgesellschaft handelt, durchaus frei, ob er eine
Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur
Durchführung der Verordnungen Nr. 20 *) Siehe Anlage 12
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4077
Seuffert
Kapitalbeteiligung in diese Handelsgesellschaft oder esse der Einzelkaufleute und der Personengesell-
diese Einzelfirma einbringt oder nicht, es sei denn, schaften war daher so zu verfahren, wie es der
daß es sich um notwendiges Betriebsvermögen han- Ausschuß in seiner Mehrheit getan hat. Ich bitte
delt. Das sind aber Fälle, in denen der Nachweis daher, den Antrag der SPD abzulehnen.
gar nicht leicht zu führen ist. Außerdem sind die
Fälle, in denen es sich um notwendiges Betriebs- Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Keine weite-
vermögen handelt, in der Regel Fälle der künst- ren Wortmeldungen; Abstimmung über den Ände-
lichen Aufspaltung eines Geschäftsbetriebs, die für rungsantrag der Fraktion der SPD Umdruck 321
sich beurteilt werden sollten. Ziffer 1. Wer zuzustimmen wünscht, gebe ein Hand-
Wenn man diese Form der Verflechtung von Ge- zeichen. — Gegenprobe! — Das ist die Mehrheit;
sellschaften wählt, so handelt es sich in der Regel abgelehnt.
darum, daß in Wirklichkeit eine Vermögensverwal- Ich rufe auf die Nrn. 1 und 2 in der Fassung des
tung in dieser Form geführt wird, um damit sehr Ausschusses. Wer zuzustimmen wünscht, gebe bitte
erhebliche steuerliche Vorteile des Verlustaus- ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Angenommen.
gleichs und des Risikoausgleichs ausnutzen zu kön-
Ich komme zu Nr. 3. Hier liegen zwei Änderungs-
nen. Man hat also seine Gründe, um das in Kauf
anträge vor. „Art. 1 Nr. 3 wird gestrichen", das ist
zu nehmen. Man hat das bisher eben dieser Gründe der Änderungsantrag Umdruck 312*) der Herren
halber durchaus in Kauf genommen, und es besteht
Abgeordneten Dr. Artzinger, Schwörer und Genos-
kein Grund, nun plötzlich zu entdecken, hier sei sen. Wird er begründet? — Herr Dr. Artzinger,
eine unberechtigte Doppelbesteuerung, schon nicht bitte sehr!
wegen der Auswirkungen eines solchen Gedanken-
gangs auf andere Gebiete des Einkommen- und Kör-
perschaftsteuerrechts.
Dr. Artzinger (CDU/CSU) : Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! In aller gebotenen Kürze
Außerdem sind wir in Fragen der Gewerbesteuer- nur wenige Erläuterungen, ohne die der Antrag
minderung immer sehr empfindlich und müssen e s nicht recht verständlich ist.
auch sein, nicht etwa deshalb, weil wir den der-
zeitigen Zustand, daß die Gewerbesteuer in sehr Die Regierungsvorlage zur Änderung des Gewer-
vielen Fällen das Rückgrat des Gemeindehaushalts besteuergesetzes zieht im wesentlichen die Folge-
bildet, für erforderlich halten, sondern einfach des- rungen aus zwei Urteilen des Bundesverfassungs-
halb, weil wir, solange dieser Zustand noch nicht gerichts vom 24. Januar des vorigen Jahres. Das
eine dieser Urteile kommt zu dem Schluß, daß die
durch eine entsprechende Finanzreform geändert
des § 8 Nr. 6 des Gewerbesteuergeset- Bestimung
ist, Beeinträchtigungen des Steueraufkommens und
der Finanzkraft der Länder mit sehr kritischen Au-
zes verfassungswidrig sei. Diese Bestimmung sieht
vor, daß in sogenannten personenbezogenen Kapi-
gen ansehen müssen.
talgesellschaften das Gehalt des Gesellschafterge-
Wir bitten deswegen, den Antrag anzunehmen. schäftsführers dem Gewerbeertrag hinzugerechnet
(Beifall bei der SPD.) werden muß. Personenbezogene Kapitalgesellschaf-
ten sind nach der Legaldefinition des § 19 des Kör-
perschaftsteuergesetzes solche, die über ein Betriebs-
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Herr Abge- vermögen von nicht mehr als 5 Millionen DM verfü-
ordneter Dr. Schmidt (Wuppertal). gen, deren Anteile zu mindestens 76 vom Hundert
in Händen natürlicher Personen sind und die bei -
Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) : Herr Prä- Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften
sident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! auf Aktien nur auf den Inhaber lautende Anteile
Ich bitte, den Antrag der SPD abzulehnen. Mit haben. Bei diesen Gesellschaften mußte also bisher
Rücksihtaufdeorg nZituweg das Gehalt des Gesellschaftergeschäftsführers dem
Worte. Gewerbeertrag hinzugerechnet werden.
Wir haben hier eine Angleichung an zwei Ent- Das Bundesverfassungsgericht hat diese Bestim-
scheidungen des Bundesverfassungsgerichts vorge- mung mit Rücksicht auf den Gleichheitsgrundsatz
nommen. Wir hatten allen Grund, auch das Gesetz für nichtig erklärt, weil sie eine 'Schlechterstellung
im übrigen darauf zu prüfen, ob die Gleichbehand- gegenüber den anonymen Kapitalgesellschaften
lung gleicher Tatbestände im Gewerbesteuergesetz herbeiführe, die diese Gehälter unstreitig vom Ge-
nunmehr verwirklicht ist. Hier wurde deutlich — werbeertrag abziehen können.
und dagegen war auch vom Begrifflichen und Syste- Die Regierungsvorlage folgt dem, und wir müs-
matischen nichts einzuwenden —, daß der Einzel- sen daraus die Konsequenzen ziehen. Aber die
kaufmann und die Personengesellschaft bisher Regierungsvorlage geht weiter. Sie schließt aus die-
ungleich behandelt worden sind, soweit es sich um sem Urteil, daß auch eine bisher gesetzlich festge-
eine wesentliche Beteiligung an einer Kapitalgesell- legte Begünstigung der personenbezogenen Kapi-
schaft handelt. Ich will das im einzelnen nicht aus- talgesellschaften unhaltbar geworden sei, nämlich
führen. Eine Minderung des Gewerbesteueraufkom- die Begünstigung, die dieses Hohe Haus durch das
mens könnte nur ganz unbedeutend s ein, da es sich Steueränderungsgesetz 1961 eingeführt hat und die
um verhältnismäßig wenige Fälle handelt. Jeden- darin besteht, daß bei den personenbezogenen Ka-
falls war es unmöglich, diese Rechtsungleichheit, pitalgesellschaften der Meßbetrag vom Gewerbe-
die hier nachgewiesen und vom Ministerium aner-
kannt wurde, weiter aufrechtzuerhalten. Im Inter *) Siehe Anlage 13
4078 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963
Dr. Artzinger
ertrag genauso berechnet wird wie beim Einzel und Überschrift. — Änderungsanträge liegen nicht
unternehmer und bei Personengesellschaften. Diese mehr vor. Wer zuzustimmen wünscht, den bitte ich
Begünstigung macht in der Regel 300 DM vom Meß- um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltun-
betrag der Gewerbeertragsteuer aus; bei einem gen? — Das ist einstimmig.
Hebesatz von 300 % sind das 900 DM.
Ich rufe auf zur
Wir Antragsteller sind der Meinung, daß dieser
Schluß nicht zwingend ist und deshalb der Bundes- dritten Beratung.
tag entgegen der Regierungsvorlage diese Begün-
stigung der personenbezogenen Kapitalgesellschaf- Allgemeine Aussprache! Wird das Wort gewünscht?
ten aufrechterhalten sollte. Wir halten es nicht für — Änderungsanträge liegen nicht vor.
eine gute Sache, daß nach zwei Jahren eine bisher Wer dem Entwurf in der dritten Lesung zuzu-
gegebene Begünstigung aufgehoben wird, obschon stimmen wünscht, den bitte ich, sich vom Platz zu
dazu ein zwingender Grund nicht vorliegt. Wir bit- erheben. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Das
ten daher das Hohe Haus, dem Antrag zu folgen. ist einstimmig.
Entschließungsantrag des Ausschusses auf Seite 3
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Herr Abge- der Drucksache IV/1343. — Wer zuzustimmen
ordneter Seuffert! wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. — Ge-
genprobe! — Enthaltungen? — Der Entschließungs-
antrag ist angenommen.
Seuffert (SPD) : Herr Präsident! Meine Damen
und Herren! Dieser Antrag, entgegen der Regie- Damit, meine Damen und Herren, sind wir am
rungsvorlage die bisherige Tarifvergünstigung der Ende unserer Tagesordnung. Eine Rede findet nicht
personenbezogenen Kapitalgesellschaften beizube- statt.
halten, ist bereits im Ausschuß gestellt und dort mit (Heiterkeit.)
starker Mehrheit abgelehnt worden. Ich kann mich Die Ferien brechen aber nicht aus. Ich muß das aus-
deswegen auf die Begründung des Ausschußberichts drücklich einmal sagen — zur Vermeidung von ganz
beziehen, wo es heißt: profunden Irrtümern. Die meisten Mitglieder die-
Würde nun die Tarifvergünstigung der perso- ses Hauses eilen jetzt zu Tagungen, Konferenzen,
nenbezogenen Kapitalgesellschaften beibehal- zu Informationsreisen ins Inland und Ausland. Der
ten, so stellte dies ein weitere relative Benach- größere Teil dieses Hauses muß sich jetzt energisch
teiligung der mit diesen Kapitalgesellschaften um seinen Beruf kümmern. Dennoch, meine Damen
vergleichbaren Personenunternehmen dar ... und Herren, verabschiede ich Sie mit dem Wunsch,
daß Sie wenigstens einige Wochen in angemessener
Mit dieser Begründung, die auch mit der Begrün- Weise an Ihre Gesundheit und an Ihre Familien
dung der Regierungsvorlage übereinstimmt, bittet denken möchten. Ich mache darauf aufmerksam, daß
Sie die sozialdemokratische Fraktion, diesen An- wir in den mittleren Jahrgängen nach dem, was mir
trag abzulehnen. in den letzten Monaten zur Kenntnis gekommen ist,
einen ganz bedrohlichen Zustand von Gesundheits-
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Keine weite- schäden haben. Es sind vor allen Dingen die Mit-
ren Wortmeldungen. glieder des Hauses, die im besonderen die Arbeits-
last der Routinearbeit in diesem Hause tragen müs-
Abstimmung über den Änderungsantrag Um- -
sen und die man in der Öffentlichkeit nicht sieht. Ich
druck 312 der Abgeordneten Dr. Artzinger, Dr. kenne die Situation und möchte dringend an Sie
Schwörer und Genossen. Wer zuzustimmen wünscht, appellieren, auch die Monate, in denen wir keine
den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! Sitzung haben, dazu zu benutzen, an Ihre Gesund-
— Der eine Schriftführer zweifelt, der andere ist heit zu denken. Damit verbinde ich meine besten
ganz sicher. Der Präsident wiederholt die Abstim- Wünsche für die nächsten drei Monate. Die nächste
mung. Wer dem Änderungsantrag Umdruck 312 zu- Sitzung des Deutschen Bundestags wird, wenn nichts
zustimmen wünscht, den bitte ich, sich zu erheben. anderes geschieht, am Mittwoch, dem 9. Oktober,
— Gegenprobe! — Mehrheit; der Änderungsantrag stattfinden; die Uhrzeit wird noch bekanntgegeben.
ist abgelehnt. Ich danke Ihnen.
Der Änderungsantrag auf Umdruck 321 Ziffer 2 Die Sitzung ist geschlossen.
ist ebenfalls erledigt.
(Allgemeiner Beifall.)
Ich rufe auf die Nrn. 3, — 3 a, — 4 entfällt, — 5,
— 6, — 7, — 8, — Art. 2, — Art. 3, — Einleitung (Schluß der Sitzung: 14.23 Uhr.)
Deutscher Bundestag - 4. Wahlperiode - 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4079
könnte ohne weiteres dadurch erreicht werden, daß Der Bundestag wolle beschließen:
der Bund notwendige Besoldungsmaßnahmen in sei- In Artikel I § 1 wird eine neue Nummer 25 a einge-
nem Bereich jeweils ohne Zögern ergreift. Es be- fügt:
steht kein Anlaß zu Zweifeln darüber, daß die Län-
der einer fortschrittlichen und führenden Besol- ,25 a. § 52 Abs. 2 erhält folgende Fassung:
dungspolitik des Bundes nicht folgen würden.
„ (2) Für Lehrer und Hochschullehrer kön-
Andererseit kann auch mit der vorgeschlagenen nen besondere Regelungen mit Mindestge-
Änderung des Art. 75 GG allein die gewünschte hältern vorgesehen werden." '
Vereinheitlichung nicht erreicht werden, da die Län-
der in der Gestaltung ihrer Stellenpläne und Beför- Bonn, den 26. Juni 1963
derungsmaßnahmen völlig unabhängig bleiben.
Die — überdies noch verfassungsrechtlich zweifel- Ollenhauer und Fraktion
hafte — Grundgesetzänderung erscheint daher we-
der notwendig noch geeignet, die von uns allen ge-
wünschte Vereinheitlichung der Besoldung zu be-
wirken. Ich lehne sie daher ab. Anlage 5 Umdruck 339
Dr. Miessner
Änderungsantrag der Abgeordneten Dorn,
Ollesch, Ertl, Opitz, Dr. Danz, Ramms und Lemm-
rich zur zweiten Beratung des von der Bundesregie-
rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Anlage 3 Umdruck 329 Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes (Druck-
sachen IV/625, IV/1337).
Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur
zweiten Beratung des von der Bundesregierung ein- Der Bundestag wolle beschließen:
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung
des Bundesbesoldungsgesetzes (Drucksachen IV/625, In Artikel I Nr. 30 I. Besoldungsordnung A werden
IV/1337). 1. in Nr. 6 eingefügt:
Der Bundestag wolle beschließen: ,Hinter der Überschrift „Besoldungsgruppe 6"
wird ein Fußnotenhinweis „ 1)" angebracht und
Nach Nummer 17 werden folgende Nummern 17 a folgende Fußnote angefügt:
und 17 b eingefügt:
„ 1) Technische Beamte erhalten eine unwider-
,17 a. Nach § 21 wird folgender § 21 a eingefügt: rufliche, ruhegehaltfähige Stellenzulage von
30 Deutsche Mark, wenn während der er-
„§ 21 a forderlichen technischen Berufsausbildung
Weihnachtszuwendungen keine Dienstbezüge gezahlt wurden." ',
Die Bundesbeamten, Richter des Bundes, Be- 2. folgende Nr. 6 a eingefügt:
rufssoldaten und Soldaten auf Zeit sowie die
Versorgungsempfänger des Bundes erhalten ,6 a. Hinter der Überschrift „Besoldungsgruppe
eine Weihnachtszuwendung. Das Nähere, ins- 7" wird ein Fußnotenhinweis „ 1)" ange-
besondere die Abgrenzung des anspruchsbe- bracht und folgende Fußnote angefügt:
rechtigten Personenkreises, regelt die Bundes- „ 1) Technische Beamte erhalten eine un-
regierung durch Rechtsverordnungen. Die Höhe widerrufliche, ruhegehaltfähige Stel-
der Weihnachtszuwendungen wird jährlich lenzulage von 30 Deutsche Mark, wenn
durch den Haushaltsplan bestimmt." während der erforderlichen technischen
Berufsausbildung keine Dienstbezüge
17 b. In § 22 werden die Worte „in den §§ 10 und gezahlt wurden."
21" ersetzt durch die Worte „in den §§ 10, 21
und 21 a".' 3. in Nr. 7 eingefügt:
,Hinter der Überschrift „Besoldungsgruppe 8"
Bonn, den 26. Juni 1963
wird ein Fußnotenhinweis „ 1)" angebracht und
Ollenhauer und Fraktion folgende Fußnote angefügt:
„ 1) Technische Beamte erhalten eine unwider-
rufliche ruhegehaltfähige Stellenzulage von
30 Deutsche Mark, wenn während der er-
Anlage 4 Umdruck 330 forderlichen technischen Berufsausbildung
keine Dienstbezüge gezahlt wurden." ',
Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur
zweiten Beratung des von der Bundesregierung ein- 4. in Nr. 8 eingefügt:
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung ,Hinter der Überschrift „Besoldungsgruppe 9"
des Bundesbesoldungsgesetzes (Drucksachen IV/625, wird ein Fußnotenhinweis „ 1)" angebracht und
IV/1337). folgende Fußnote angefügt:
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4081
„ 1 ) Beamte und Soldaten bei denen neben der Anlage 6 Umdruck 341
Laufbahnprüfung die Abschlußprüfung einer
höheren technischen Lehranstalt als Anstel- Änderungsantrag der Abgeordneten Dorn,
lungsvoraussetzung vorgeschrieben ist und Hammersen, Dr. Miessner, Ollesch und Fraktion der
die diese Prüfungen abgelegt haben, erhalten FDP zur zweiten Beratung des von der Bundesregie-
eine unwiderrufliche, ruhegehaltfähige Stel- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
lenzulage von 50 Deutsche Mark. Dies gilt Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes (Druck-
nur, wenn während der gesamten Dauer des sachen IV/625, IV/1337).
Besuchs der höheren technischen Lehranstalt
keine Dienstbezüge gezahlt wurden." ', Der Bundestag wolle beschließen:
„Bei der Amtsbezeichnung ,Präsident und 1. In Artikel 1 wird § 4'b gestrichen. Die dazu-
Professor der Bundesanstalt für Material- gehörige Anlage 4 entfällt. (Redaktionell ist des-
prüfung' werden nach dem Wort ,Präsident' halb in Artikel VII Nr. 5 die Zitierung des § 4 b
die Worte ,und Professor' gestrichen.", und das davorstehende Komma zu streichen.)
unter „Es werden unter ,Ummittelbarer Bun- 2. In Artikel VII Nr. 5 und 8 werden die letzten
desdienst' eingefügt:" Worte „1. Oktober 1963" jeweils durch die
„Bei der Amtsbezeichnung ,Präsident und Worte „1. Juli 1963" ersetzt.
Professor der Bundesanstalt für Bodenfor-
schung' werden nach dem Wort ,Präsident' Bonn, den 27. Juni 1963
die Worte ,und Professor' gestrichen."
Dr. Wuermeling Dr. Jungmannn
wird folgender Satz gestrichen:
Baier (Mosbach) Katzer
„In die Amtsbezeichnung ,Präsident des Bun-
Adorno Klein (Saarbrücken)
desgesundheitsamtes' werden nach dem
Wort ,Präsident' die Worte ,und Professor' Baldauf Knobloch
eingefügt.", Becker Majonica
Frau Dr. Bleyler Maucher
5. folgende Nr. 6 a:
Frau Dr. Brauksiepe Menke
„Bei der Amtsbezeichnung ,Präsident und Bühler Müser
Professor der Physikalisch-Technischen Bun-
Dr. Czaja Nieberg
desanstalt' werden nach dem Wort ,Präsi-
dent' die Worte ,und Professor' gestrichen." Diebäcker Dr. Dr. Oberländer
Even (Köln) Frau Dr. Pannhoff
[II. In Artikel I wird dem § 2 folgender Absatz 2 Falke Frau Dr. Rehling
angefügt: Franzen Ruland
„(2 a) Wer bis zum Inkrafttreten dieses Ge- Gibbert Scheppmann
setzes den Titel ,Professor' zur Amtsbezeich- Glüsing (Dithmarschen) Schlick
nung geführt hat, ist berechtigt, diesen weiter- Dr. Götz Dr. Schwörer
zuführen." Goldhagen Dr. Serres
Harnischfeger Dr. Siemer
IV. In der Anlage 3 (Drucksache IV/1337) — „Über-
Heix Stauch
leitungsübersicht" — werden
Hilbert Teriete
1. in der Spalte „Bisherige Amtsbezeichnung"
Höfler Varelmann
bei den laufenden Nummern 5, 6, 7, 10, 13,
14, 15, 16 und 17 bei den Amtsbezeichnungen Hörnemann (Gescher) Dr. Freiherr
die Worte ,und Professor' gestrichen und die Holkenbrink von Vittinghoff-Schell
geänderten Amtsbezeichnungen in die Spalte Hoogen Dr. Weber (Koblenz)
,Neue Amtsbezeichnung' eingefügt., Dr. Huys Wullenhaupt
2. in der Spalte „Neue Amtsbezeichnung" bei Josten
den laufenden Nummern 11, 12, 22, 24 und
27 bei den Amtsbezeichnungen die Worte
,und Professor' gestrichen.
Anlage 8 Umdruck 342
Bonn, dien 27. Juni 1963
Dorn Änderungsantrag des Abgeordneten Schmitt-
Hammersen Vockenhausen und Fraktion der SPD zum Ände-
Dr. Miessner rungsantrag der Abgeordneten Dr. Wuermeling,
Baier (Mosbach)
Olesch und Genossen — Umdruck 338 —
Kubitza zur dritten Beratung des von der Bundesregierung
Schultz und Fraktion eingebrachten Entwurfs eines Bundesbesoldungs-
gesetzes (Drucksachen IV/625, IV/1337).
Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Wuer- In Nummer 2 werden die Worte „1. Juli 1963"
meling, Baier (Mosbach) und Genassen zur dritten ersetzt durch die Worte „1. April 1963".
Beratung des von der Bundesregierung eingebrach-
ten Entwurfs eines Bundesbesoldungsgesetzes Bonn, den 28. Juni 1963
(Drucksachen IV/625, IV/1337). Schmitt-Vockenhausen
Der Bundestag wolle beschließen: OlenhaurdFktio
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 83. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. Juni 1963 4083
Bonn, den 28. Juni 1963 Bonn, den 26. Juni 1963
Ollenhauer und Fraktion Ollenhauer und Fraktion