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ordnung) 14071C
Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953. Abstimmungen 14072B
Namentliche Schlußabstimmung 14072C, 14073B,
14224
Zweite und dritte Beratung des von der Seuffert (SPD), Berichterstatter
Fraktion der SPD eingebrachten Ent- (Schriftlicher Bericht) 14179
-
wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Abstimmungen 14104B, 14120B
Gesetzes über Arbeitsvermittlung und
Arbeitslosenversicherung (Nr. 4301 der
Drucksachen); Schriftlicher Bericht des Beratung des Schriftlichen Berichts des Un-
Ausschusses für Arbeit (Nrn. 4587, zu tersuchungsausschusses (49. Ausschuß)
4587 der Drucksachen; Antrag Umdruck gemäß Antrag der Fraktion der SPD zur
Nr. 1040, 1048) 14093B Prüfung der unzulänglichen Einstellung
von Schwerbeschädigten bei den Bundes-
Sabel (CDU), Berichterstatter dienststellen (Nrn. 4609, 3645 der Druck-
(Schriftlicher Bericht) 14175 sachen) 14104B, 14119B
sachen); Mündlicher Bericht des Aus- dite zur Finanzierung der Lebensmittel-
schusses für Rechtswesen und Verfas- bevorratung (Nr. 4447 der Drucksachen);
sungsrecht (Nr. 4486 der Drucksachen) 14105A, Mündlicher Bericht des Haushaltsaus-
14120C schusses (Nr. 4575 [neu] der Drucksachen)
14106C, 14121B
Frau Nadig (SPD), Berichterstatterin
(Schriftlicher Bericht) 14190 Beschlußfassung 14106C, 14121B
Beschlußfassung 14105D, 11419D Zweite und dritte Beratung des von der
Fraktion der SPD eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Änderung des
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Gesetzes über das Branntweinmonopol
schusses für Verkehrswesen über den (Nr. 3623 der Drucksachen); Mündlicher
Antrag der Abg. Günther u. Gen. betr. Bericht des Ausschusses für Finanz- und
Straßenpersonenverkehr (Nrn. 4588, Steuerfragen (Nr. 4580 der Drucksachen)
4002 der Drucksachen) . . . 14105D, 14119D 14107A, 14121D
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
schusses für Verkehrswesen über den eines Gesetzes über die Ergänzung von
Antrag der Abg. Günther u. Gen. betr. Vorschriften des Umstellungsrechts und
Paket- und Expreßgutbeförderung (Nrn. über die Ausstattung der Berliner Alt-
4589, 4003 der Drucksachen) . 14106A, 14119D banken mit Ausgleichsforderungen (Um-
stellungsergänzungsgesetz) (Nr. 4327 der
Beschlußfassung 14106B, 14119D Drucksachen); Mündlicher Bericht des
Ausschusses für Geld und Kredit (Nr.
4605 der Drucksachen; Umdruck Nr.
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs 1055) 14107B, 14122A
eines Gesetzes zur Änderung des Geset-
zes über die Landwirtschaftliche Renten- Dr. Will (FDP), Berichterstatter
bank (Nr. 4202 der Drucksachen); Schrift- (Schriftlicher Bericht) 14196
licher Bericht des Ausschusses für Ernäh-
rung, Landwirtschaft und Forsten (Nr. Beschlußfassung 14107B, 14122A
4498 der Drucksachen) . . . . 14106B, 14120D
Revenstorff (FDP), Berichterstatter
(Schriftlicher Bericht) 14192 Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
schusses für Außenhandelsfragen über
Abstimmungen 14106B, 14120D den Entwurf einer Fünften Verordnung
über Zollsatzänderungen (Nrn. 4595, 4483
der Drucksachen) in Verbindung mit der
Erste, zweite und dritte Beratung des Ent-
wurfs eines Gesetzes über den Beitritt
der Bundesrepublik Deutschland zu dem Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Abkommen vom 13. April 1953 zur Re- schusses für Außenhandelsfragen über
vision und Erneuerung des Internatio- den Entwurf einer Sechsten Verordnung
nalen Weizenabkommens (Nr. 4577 der über Zollsatzänderungen (Nrn. 4596, 4458
Drucksachen) 14106B, 14121A der Drucksachen), mit der
Beschlußfassung 14106C, 14121A
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
schusses für Außenhandelsfragen über
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs den Entwurf einer Siebenten Verord-
eines Gesetzes zur Änderung des Geset- nung über Zollsatzänderungen (Nrn. 4495
zes über eine Bundesbürgschaft für Kre [neu], 4358 der Drucksachen), mit der
Deutscher Bundestag - 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14061
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Beratung des Mündlichen Berichts des
schusses für Außenhandelsfragen über Haushaltsausschusses über den Antrag
den Entwurf einer Achten Verordnung des Bundesministers der Finanzen betr.
über Zollsatzänderungen (Nrn. 4597, 4391 Zustimmung des Bundestages zur Bestel-
der Drucksachen), mit der lung eines Erbbaurechts an einem reichs-
eigenen Grundstück in Wilhelmshaven
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- an der Gökernstraße, ehemalige Bau-
schusses für Außenhandelsfragen über werft der Kriegsmarine (Nm. 4535, 4070
den Entwurf einer Neunten Verordnung der Drucksachen) 14108B, 14123B
über Zollsatzänderungen (Nrn. 4598, 4484
der Drucksachen), mit der Beschlußfassung 14108B, 14123B
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Beratung des Mündlichen Berichts des
Haushaltsausschusses über den Antrag -
schusses für Außenhandelsfragen über
den Entwurf einer Zehnten Verordnung des Bundesministers der Finanzen betr.
über Zollsatzänderungen (Nrn. 4599, 4445 Nachträgliche Mitteilung an den Bundes-
der Drucksachen), mit der tag von der Bestellung eines Erbbau-
rechts an einem reichseigenen Grund-
stück in Wilhelmshaven auf der Schleu-
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- seninsel (Nrn. 4541, 3649 der Druck-
schusses für Außenhandelsfragen über sachen) 14108B, 14123B
den Entwurf einer Elften Verordnung
über Zollsatzänderungen (Nrn. 4600, 4456 Beschlußfassung 14108C, 14123B
der Drucksachen) sowie mit der
Mündlicher Bericht des Ausschusses für Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
Wirtschaftspolitik (Nr. 4581 der Druck- eines Gesetzes zur Änderung des Han-
sachen) 14110A, 14125C delsgesetzbuchs (Recht der Handelsver-
treter) (Nr. 3856 der Drucksachen);
Lange (SPD), Berichterstatter . . . 14110A Mündlicher Bericht des Ausschusses für
Abstimmungen 14110B, 14125C Rechtswesen und Verfassungsrecht (Nr.
4604 der Drucksachen) . . . . 14111A, 14126C
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs Dr. Leuze (FDP), Berichterstatter
eines Gesetzes über das Handelsabkom- (Schriftlicher Bericht) 14206
men vom 7. Oktober 1951 zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und dem Abstimmungen 14111B, 14126C
Königreich Irak (Nr. 4390 der Druck-
sachen); Mündlicher Bericht des Aus- Beratung der Übersicht Nr. 5 über die dem -
schusses für Außenhandelsfragen (Nr. Deutschen Bundestag zugeleiteten Streit-
4496 der Drucksachen) . . . 14110B, 14125D sachen vor dem Bundesverfassungs
Beschlußfassung 14110B, 14125D gericht (Umdruck Nr. 877 [neu]) 14111B, 14126D
Beschlußfassung 14111C, 14126D
Erste, zweite und dritte Beratung des Ent-
wurfs eines Gesetzes über den Zollver-
trag vom 20. März 1953 zwischen der Erste, zweite und dritte Beratung des von
Bundesrepublik Deutschland und dem den Fraktionen der CDU/CSU, SPD,
Königreich Belgien (Nr. 4556 der Druck- FDP, DP eingebrachten Entwurfs eines
sachen) 14110C, 14125D Gesetzes zur Ergänzung des Wohnraum-
bewirtschaftungsgesetzes (Nr. 4594 der
Beschlußfassung 14110C, 14126A Drucksachen) 14111C, 14126D
Wirths (FDP) 14127A
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Jacobi (SPD) 14127A
schusses für Rechtswesen und Verfas-
sungsrecht über die Streitsache vor dem Abstimmungen 14111C, 14127A, B
Bundesverfassungsgericht Az. 1 BvF 2/53
betr. Antrag der Regierung des Landes
Nordrhein-Westfalen auf Feststellung, Zweite Beratung des von den Abg. Dr.
daß das Gesetz über das Bundesverwal- Solleder, Fürst Fugger von Glött, Strauß
tungsgericht vom 23. September 1952 u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines
(Bundesgesetzbl. I S. 625) in den Vor- Gesetzes zur Änderung des Mieterschutz-
schriften des § 9 Abs. 1 Buchst. a, b, e gesetzes vom 15. Dezember 1942 (Nr. 761
und f mit dem Grundgesetz unvereinbar der Drucksachen); Mündlicher Bericht des
und daher nichtig sei (Nr. 4555 der Ausschusses für Wiederaufbau und Woh-
Drucksachen) in Verbindung mit der nungswesen (Nr. 4553 der Drucksachen)
14111C, 14127B
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Ablehnung 14111D, 14127B
schusses für Rechtswesen und Verfas-
sungsrecht über die Streitsache vor dem
Bundesverfassungsgericht Az. 1 BvF 3/53 Zweite Beratung des von der Fraktion der
betr. Antrag der Bayerischen Staats- CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines
regierung auf Feststellung, daß das Ge- Gesetzes zur Änderung der Hessischen
setz über die vorläufige Regelung der Verordnung über die einstweilige Rege-
Errichtung neuer Apotheken vom 13. Ja- lung von Mietstreitigkeiten vom 23. No-
nuar 1953 (Bundesgesetzbl. I S. 9) mit vember 1946 (Hess. GVBl. 1946, S. 222)
dem Grundgesetz nicht vereinbar und (Nr. 2129 der Drucksachen); Mündlicher
daher nichtig sei (Nr. 4559 der Druck- Bericht des Ausschusses für Wiederauf-
sachen) sowie mit der bau und Wohnungswesen (Nr. 4549 der
Drucksachen) 14111D, 14127C
nungswesen über den Antrag der Frak- Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
tion der BP betr. Wohnungsbaupro- schusses für Geld und Kredit über den
gramm 1950 und 1951 (Nrn. 4551, 1795 Antrag der Fraktion der DP betr. Devi-
der Drucksachen) 14112A, 14127D senzuteilung für Seeleute (Nrn. 4539, 4133
der Drucksachen) 14113A, 14128C
Beschlußfassung 14112A, 14127D
Walter (DP) 14113A
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Beschlußfassung 14113A, 14128D
schusses für Wiederaufbau und Woh-
nungswesen über die Entschließung der
Fraktion der SPD zur dritten Beratung Beratung des Schriftlichen Berichts des
des Entwurfs eines Gesetzes über einen Ausschusses für Wirtschaftspolitik über
Allgemeinen Lastenausgleich (Nr. 4550 den Antrag der Fraktion der FU betr.
der Drucksachen, Umdruck Nr. 560) Einfuhr von Schnittholz (Nrn. 4489, 3873 -
14112B, 14127D der Drucksachen; Umdruck Nr. 884)
14113B, 14128D
Beschlußfassung 14112B, 14128A
Dr. Atzenroth (FDP), Bericht
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- erstatter (Schriftlicher Bericht) . . 14209
schusses für Wiederaufbau und Woh-
nungswesen über den Antrag der Frak- Beschlußfassung 14113B, 14128D
tionen der CDU/CSU, FDP, DP betr.
Notlage des Althausbesitzes (Nrn. 4548,
2418 der Drucksachen) 14112B, 14128A Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
schusses für Wirtschaftspolitik über den
Beschlußfassung 14112B, 14128A Antrag der Fraktion der FU betr. Ein-
fuhr von Ziegeln (Nrn. 4490, 4147 der
Drucksachen) 14113B, 14128D
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
schusses für Wiederaufbau und Woh- Wehr (SPD), Berichterstatter
nungswesen über den Antrag der Frak- (Schriftlicher Bericht) 14210
tion der SPD betr. Aufhebung der Ver-
ordnung über Ausnahmen von Mieter- Beschlußfassung 14113C, 14129A
schutz und Vorlage eines Gesetzes zur
Regelung von Miet- und Pachtverhält- Mündliche Berichterstattung des Ausschus-
nissen für Geschäftsräume und Bewerb ses für Petitionen gemäß § 113 Abs. 1
lich genutzte unbebaute Grundstücke Satz 2 der Geschäftsordnung in Verbin-
(Nrn. 4547, 3044 [neu] der Drucksachen) dung mit der
14112C, 14128A
Beschlußfassung 14112C, 14128B Beratung der Übersicht Nr. 68 über Anträge
von Ausschüssen des Deutschen Bundes-
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs tages über Petitionen (Umdruck Nr. 1020) 14113C
eines Gesetzes über die Statistik für
Bundeszwecke (StatGes) (Nr. 4168 der Frau Albertz (SPD), Bericht
Drucksachen); Mündlicher Bericht des erstatterin 14113C
Ausschusses für Angelegenheiten der
inneren Verwaltung (Nr. 4617 der Druck- Beschlußfassung 14116B
sachen) 14112C, 14128B
Abstimmungen 14112C, 14128B Zweite und dritte Beratung des von der
Fraktion der SPD eingebrachten Ent-
wurfs eines Kaffeesteuergesetzes (Nr.
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- 4266 der Drucksachen); Mündlicher Be-
schusses für auswärtige Angelegenheiten richt des Ausschusses für Finanz- und
über den Antrag der Fraktion der FU Steuerfragen (Nr. 4565 der Drucksachen;
betr. Maßnahmen zur Stützung der Be- Anträge Umdrucke Nrn. 1060, 1061, 1065)
herbergungs-, Gaststätten und Kur- in Verbindung mit der
betriebe (Nrn. 4485, 3104 der Druck-
sachen) 14112D, 14128C
Zweiten und dritten Beratung des von der
Beschlußfassung 14112D, 14128C Fraktion der SPD eingebrachten Ent-
wurfs eines Teesteuergesetzes (Nr. 4267
der Drucksachen); Mündlicher Bericht des
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Ausschusses für Finanz- und Steuer-
schusses für Geld und Kredit über den fragen (Nr. 4566 der Drucksachen, Um-
Antrag der Fraktion der FU betr. Rege- druck Nr. 1062) 14107A, 14129A
lung der Verhältnisse der Pensionskassen
Deutscher Privateisenbahnen (Nrn. 4540, Günther (CDU) 14129B
4228 der Drucksachen) . . . 14112D, 14128C
Schäffer, Bundesminister der
Beschlußfassung 14112D, 14128C Finanzen . . . 14129C, 14131C, 14134C
14064 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Beratung des Mündlichen Berichts des Ver- Dr. Schröder (Düsseldorf) (CDU) . . 14154C
mittlungsausschusses zu dem Entwurf Dr. von Brentano (CDU) 14155A
eines Gesetzes über die Änderung und
Ergänzung fürsorgerechtlicher Bestim-
mungen (Nrn. 4639, 3440, 4371, 4616 der Nächste Sitzung 14155C
Drucksachen) 14141A
Abstimmungen 14141B
Anlage 1: Schriftlicher Bericht des Aus-
schusses für Beamtenrecht über den Ent-
wurf eines Gesetzes zur Ergänzung des
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Gesetzes zur Regelung der Wiedergut-
schusses für Sozialpolitik über den An- machung nationalsozialistischen Unrechts
trag der Fraktion der SPD betr. Neu- für Angehörige des öffentlichen Dienstes
vom 11. Mai 1951 (Nr. 4607 der Druck- -
regelung der Steigerungsbeträge und
Grundbeträge in der Rentenversiche- sachen) 14156
rung der Angestellten (Nrn. 4634, 4271
der Drucksachen) 14070A, 14153C
Frau Dr. Mulert (FDP): Anlage 2: Schriftlicher Bericht des Aus-
schusses für Beamtenrecht über den Ent-
als Berichterstatterin 14153D wurf eines Gesetzes zur Änderung des
Schriftlicher Bericht 14220 Gesetzes zur Regelung der Rechtsver-
hältnisse der unter Art. 131 des Grund-
Beschlußfassung 14154A gesetzes fallenden Personen (Nr. 4591
der Drucksachen) 14157
Beschlußfassung 14154B
Anlage 4: Ergänzung zum Schriftlichen
Bericht (zu Nr. 4567 der Drucksachen)
Beratung des Schriftlichen Berichts des des Ausschusses für Sozialpolitik über
Ausschusses für Finanz- und Steuer- den Entwurf eines Sozialgerichtsgesetzes 14164
fragen über den Antrag der Abg. Struve,
Dr. Kneipp, Tobaben, Hoffmann (Lind
lar) u. Gen. betr. Entwurf eines Gesetzes
zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes Anlage 5: Schriftliche Erklärung des Abg.
über den Antrag der Abg. Struve, Dr. Dr. Jaeger (Bayern) (CSU) gemäß § 59
Kneipp, Tobaben, Hoffmann (Lindlar) der Geschäftsordnung zur Schlußabstim-
u. Gen. betr. Durchführungsbestimmun- mung des Entwurfs eines Sozialgerichts-
gen zum Umsatzsteuergesetz und über gesetzes (Nrn. 4567, 4225, 4357 der
den Antrag der Fraktion der SPD betr. Drucksachen) 14166
Umsatzsteuer auf Obst und Gemüse
(Nrn. 4630, 4361, 4362, 4333 der Druck-
sachen) 14070B, 14154B Anlage 6: Schriftlicher Bericht des Aus-
schusses für Arbeit über den Entwurf
Dr. Bertram (Soest) (FU), Bericht-
eines Gesetzes betr. das Übereinkommen
erstatter (Schriftlicher Bericht) . 14231
der Internationalen Arbeitsorganisation
vom 28. Juni 1951 (Nr. 99) über die Ver-
Beschlußfassung 14154C fahren zur Festsetzung von Mindestlöh-
nen in der Landwirtschaft (Nr. 4359 der
Drucksachen) 14167
Feststellung der Beschlußunfähigkeit bei
der Schlußabstimmung über den Ent-
wurf eines Gesetzes zur Änderung und Anlage 7: Schriftlicher Bericht des Aus-
Ergänzung des Ersten Wohnungsbau- schusses für Außenhandelsfragen über
gesetzes den Entwurf eines Gesetzes betr. das
Abkommen zwischen den Rheinuferstaa-
zur Geschäftsordnung: ten und Belgien vom 16. Mai 1952 über
Dr. Menzel (SPD) 14154C die zoll- und abgabenrechtliche Behand-
14066 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
lung des Gasöls, das als Schiffsbedarf in Entwurf eines Gesetzes zur Änderung
der Rheinschiffahrt verwendet wird der Verordnung zum Schutze der Wirt-
(Nr. 4641, 4342 der Drucksachen) . . . . 14168 schaft (Nr. 4486 der Drucksachen) . . . 14190
Anlage 8: Schriftlicher Bericht des Aus- Anlage 16: Schriftlicher Bericht des Aus-
schusses für Beamtenrecht über den von schusses für Außenhandelsfragen über
den Fraktionen der CDU/CSU, FDP, DP, den Antrag der Fraktion der FU betr.
FU eingebrachten Entwurf eines Gesetzes Einfuhr von Pflastersteinen (Nr. 4610
zur vorläufigen Regelung der Rechtsver- der Drucksachen) 14191
hältnisse der Polizeivollzugsbeamten des
Bundes (Nr. 4488 [neu] der Drucksachen) 14169
Anlage 17: Schriftlicher Bericht des Aus- -
Anlage 9: Ergänzung zum Schriftlichen schusses für Ernährung, Landwirtschaft
Bericht des Ausschusses für Beamten- und Forsten über den Entwurf eines
recht über den Entwurf eines Gesetzes Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über
zur vorläufigen Regelung der Rechtsver- die Landwirtschaftliche Rentenbank (Nr
hältnisse der Polizeivollzugsbeamten des 4498 der Drucksachen) 14192
Bundes 14174
setz über das Bundesverwaltungsgericht über den Antrag der Abg. Struve, Dr.
vom 23. September 1952 in den Vor- Kneipp, Tobaben, Hoffmann (Lindlar)
schriften des § 9 Abs. 1 Buchstaben a, b, u. Gen. betr. Entwurf eines Gesetzes
e und f mit dem Grundgesetz unverein- zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes
bar und daher nichtig sei (zu Drucksache und betr. Durchführungsbestimmungen
Nr. 4555) 14205 zum Umsatzsteuergesetz und über den
Antrag der Fraktion der SPD betr. Um-
satzsteuer auf Obst und Gemüse (Nrn.
4630, 4361, 4362, 4333 der Drucksachen) 14222
Anlage 24: Schriftlicher Bericht des Aus-
schusses für Rechtswesen und Verfas-
sungsrecht über den Entwurf eines Ge-
setzes zur Ä nderung des Handelsgesetz-
buchs (Recht der Handelsvertreter) (Nr Zusammenstellung der namentlichen Ab-
4604 der Drucksachen) 14206 stimmungen
Beschlußfassung 14241A
zur Geschäftsordnung:
281. Sitzung
Dr. Menzel (SPD) . . 14241B, D, 14242B
Dr. von Brentano (CDU) 14241B, 14242A
Zur Geschäftsordnung (Bezweiflung der Dr. Becker (Hersfeld) (FDP) . . . 14241B
Beschlußfähigkeit): Dr. Schröder (Düsseldorf) (CDU) . 14241C
Dr. Menzel (SPD) 14240A
Feststellung der Beschlußunfähigkeit . 14243A
Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Meine Damen und Herren, dann werden wir
Herren! Ich eröffne die 280. Sitzung des Deutschen fortfahren in der Beratung der gestern nicht er-
Bundestages und bitte den Herrn Schriftführer, ledigten Punkte, wobei ich Ihnen allerdings vor-
die Namen der entschuldigten Abgeordneten be- schlage, Berichte des Vermittlungsausschusses, so-
kanntzugeben. weit sie heute erledigt werden sollen, vorwegzu-
nehmen, damit die Herren Berichterstatter des
Spies, Schriftführer: Entschuldigt fehlen die Vermittlungsausschusses in der Lage sind, an der
Abgeordneten Mensing, Determann, Brandt, Dr. Sitzung des Bundesrats teilzunehmen. soweit sie
Königswarter, Woenner, Jaeger (Essen), Schmitz dazu verpflichtet sind.
und Euler.
Ich schlage Ihnen weiterhin vor, die Tages-
ordnung zu ergänzen um die zweite und dritte
Präsident D. Dr. Ehlers: Die übrigen amtlichen Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betreffend
Mitteilungen werden ohne Verlesung ins Steno- das Abkommen zwischen den Rheinuferstaaten
graphische Protokoll aufgenommen: und Belgien vom 16. Mai 1952 über die zoll- und
abgabenrechtliche Behandlung des Gasöls, das als
Der Herr Bundesminister der Finanzen hat Schiffsbedarf in der Rheinschiffahrt verwendet
unter dem 1. Juli 1953 auf Grund des Be- wird, Nr. 4641 der Drucksachen. Weiter soll die
schlusses des Deutschen Bundestages in seiner Tagesordnung um den Bericht des Ausschusses für
231. Sitzung wegen der Übernahme der Pri- Sozialpolitik über den Antrag der Fraktion der
wallfähre auf den Bund berichtet. Sein Schrei- SPD betreffend Neuregelung der Steigerungsbe-
ben wird als Drucksache Nr. 4647 verviel- träge und Grundbeträge in der Rentenversiche-
fältigt. rung der Angestellten — Drucksache Nr. 4634 —
Präsident! Meine Damen und Herren! Der Aus- die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Dieses Ge-
schuß für Angelegenheiten der inneren Verwal- setz ist ohne Enthaltungen gegen die Stimmen
tung und der Gesamtdeutsche Ausschuß haben der kommunistischen Gruppe
gestern in einer gemeinsamen Sitzung die beiden (Hört! Hört! rechts )
vorliegenden Gesetzentwürfe, den SPD-Entwurf
eines Gesetzes über den Nationalfeiertag des deut- in der zweiten Beratung gebilligt.
schen Volkes (Drucksache Nr. 4624) und den von
Ich komme zur
den Regierungsparteien eingebrachten Entwurf
eines Gesetzes über den nationalen Gedenktag dritten Beratung.
(Drucksache Nr. 4625) beraten.
Die allgemeine Aussprache soll entfallen, ebenso
Da beide Anträge in dem Grundgedanken die Einzelbesprechung.
übereinstimmen, die bedeutsamen geschichtlichen
Ereignisse um den 17. Juni 1953 als das große Bei- Ich bitte die Damen und Herren, die dem Ent-
spiel für den deutschen Willen zur Einheit in Frei- wurf eines Gesetzes über den Tag der deutschen
heit zu würdigen, waren alle Mitglieder der beiden Einheit in seiner Gesamtheit in der Schlußab-
Ausschüsse bemüht, für das zu beschließende Ge stimmung zuzustimmen wünschen, sich von ihren
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14071
(Präsident D. Dr. Ehlers)
Plätzen zu erheben. — Ich bitte um die Gegen- Zur Geschäftsordnung hat das Wort Herr Abge-
probe. — ordneter Dr. Menzel.
(Lebhafte Pfui-Rufe von der Mitte und
rechts zur KPD. — Gegenrufe links.) Dr. Menzel (SPD): Herr Präsident! Meine Damen
und Herren! Die Zulassung der dritten Lesung
Meine Damen und Herren, ich stelle fest, daß das entspricht nicht der Geschäftsordnung. Es kann
Gesetz über den Tag der deutschen Einheit in der bei komplizierten Abstimmungen sicherlich vor-
Schlußabstimmung gegen die Stimmen der kom- kommen, daß sich Mitglieder des Hohen Hauses
munistischen Gruppe von allen Abgeordneten darüber im Irrtum befinden, welcher Antrag
dieses Hauses gebilligt worden ist. gerade zur Abstimmung steht, und bei der Fülle
(Lebhafter 'Beifall bei der SPD, den von Änderungsanträgen, die vor allem bei der
Regierungsparteien und rechts.) zweiten Lesung von Gesetzentwürfen vorliegen,
ist ein solcher Irrtum durchaus verständlich. Wir
Meine Damen und Herren! Ich glaube, daß es sind damit einverstanden, daß in solchen Fällen
in diesem Augenblick nötig ist, zwei Dinge zu möglichst großzügig verfahren wird und die Ab-
sagen: erstens, daß dieses Gesetz vom Deutschen stimmungen wiederholt werden.
Bundestag unter dem starken Eindruck der Tat-
sache verabschiedet worden ist, daß Menschen, Aber darum handelt es sich im vorliegenden
deutsche Brüder, im Osten und in Berlin für die Fall überhaupt nicht. Nach den Mitteilungen des
Verteidigung und die Erkämpfung der deutschen Herrn Präsidenten haben diejenigen Abgeord-
Einheit ihr Leben hingegeben haben. Wir haben neten, die gestern in der zweiten Lesung des Ge-
in diesem Augenblick die Pflicht, dieser Toten des setzentwurfs über das Abkommen vom 27. Fe-
deutschen Volkes zu gedenken. bruar 1953 zwischen Deutschland und Frankreich
(Die Abgeordneten erheben sich.) über die Regelung der Ansprüche der französi-
schen Regierung aus der Deutschland geleisteten
Wir wissen, daß die Aufgabe der Erringung der Nachkriegshilfe gestimmt oder sich der Stimme
deutschen Einheit keine Frage von Demonstra- enthalten haben, sich nicht in einem Irrtum dar-
tionen und von Paragraphen ist, sondern eine über befunden, worüber abgestimmt wurde. Sie
Frage des persönlichen Einsatzes und Opfers. haben nach ihrer jetzigen Einlassung lediglich ge-
Dieses Opfer ist am 17. Juni gebracht worden. glaubt, daß ihr Nein nicht zur Ablehnung des Ge-
Der Deutsche Bundestag gedenkt aller Opfer die- setzes führen würde. Ein solcher Irrtum ist völlig
ses Tages, der bekannten und der unbekannten, unbeachtlich. Es mag dahingestellt bleiben, ob ein
in der Gewißheit, daß dieser Tag und seine Opfer Irrtum über die geschäftsordnungsmäßigen Folgen
ein Beitrag zur deutschen Einheit sein werden. einer Abstimmung nachträglich korrigiert werden
Ich danke Ihnen. kann und zu erneuter Abstimmung führt, denn
diejenigen, die gestern gegen das Abkommen
Ein Zweites. Ich 'bin gewiß, daß die Tatsache, stimmten, haben es doch in der Hoffnung getan,
daß der Deutsche Bundestag am letzten Tag seiner daß das Gesetz von den übrigen Mitgliedern des
normalen Sitzungsperiode dieses Gesetz verab- Hauses angenommen werde. Sie waren also ledig-
schiedet hat, eine eindrucksvolle Bekundung des lich einem Irrtum im Motiv unterlegen. Sie hat-
Willens aller demokratischen Kräfte dieses Hauses ten gehofft, daß die übrigen Abgeordneten die
ist, daran mitzuwirken — heute und in Zukunft Sache schon in Ordnung bringen würden. Ledig-
—, daß der Tag der deutschen Einheit nicht nur lich in dieser Hoffnung sind sie getäuscht worden.
in einem Gesetz und in einem Gedenktag, sondern Ein solcher Irrtum ist weder rechtlich beachtlich,
im Leben des deutschen Volkes bald Gestalt ge- noch sollte er politisch akzeptiert werden.
winnt. (Sehr gut! bei der SPD.)
(Beifall im ganzen Hause mit Ausnahme
der KPD.) Es bleibt schließlich, das sei zum Schluß gesagt,
die erstaunliche Tatsache festzustellen, daß eine
Ich kehre zurück zur so große Anzahl von Mitgliedern der Regierungs-
parteien nach vier Jahren Bundestag noch immer
zweiten und dritten Beratung des Entwurfs
im unklaren über geschäftsordnungsmäßige Folgen
eines Gesetzes betreffend das Abkommen
einer Abstimmung ist
vom 27. Februar 1953 zwischen der Regie-
rung der Bundesrepublik Deutschland und (Lachen in der Mitte)
der Regierung der Französischen Republik
über die Regelung der Ansprüche der Fran- oder glaubt, sich vor einer politischen Verantwor-
zösischen Regierung aus der Deutschland tung bei der Abstimmung drücken zu können.
geleisteten Nachkriegs-Wirtschaftshilfe (Nr.
4260 der Drucksachen). (Beifall bei der SPD.)
(Erste Beratung: 262. Sitzung; zweite Be-
ratung: 279. Sitzung). Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und
Herren! Da es sich um eine Frage der Auslegung
Ich habe vorhin bereits darauf hingewiesen, aus der Geschäftsordnung handelt, muß ich dazu fol-
welchen Gründen eine nochmalige Abstimmung gendes sagen. Es ist für den Bundestag eine Prü-
über dieses Gesetz erforderlich erscheint. fung in „Geschäftsordnung" noch nicht eingeführt
14072 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Präsident D. Dr. Ehlers)
worden, so daß ich unterstellen muß, daß auch im gen des Gesetzes sind in der zweiten Beratung
vierten Jahr und am letzten Sitzungstag Irrtümer angenommen.
über die Geschäftsordnung vorkommen. Das (Große Unruhe. — Auseinandersetzungen
scheint mir in allen Teilen des Hauses möglich zwischen Abgeordneten der SPD und der
zu sein. CDU. — Glocke des Präsidenten.)
Ich habe darauf hingewiesen, daß bereits ein- Ich komme zur
mal die Frage des Irrtums bei einer Abstimmung
dritten Beratung
zur Debatte gestanden hat. Ich gestatte mir, aus
dem Protokoll der 132. Sitzung vom Dienstag, dieses G esetzes.
dem 10. April 1951, nicht das, was ich dazu gesagt (Anhaltende große Unruhe.)
habe, sondern das, was Herr Vizepräsident Dr.
Schmid dazu geäußert hat, dem Hause noch ein- Ich bitte die Damen und Herren, die diesem Ge-
mal in Erinnerung zu rufen. Er hat gesagt: setz betreffend das Abkommen vom 17. Februar -
1953 — —
Ich möchte nur kurz auf einen Vorgang hin- (Anhaltende Unruhe. — Abg. Dr. Men-
weisen. Wir haben schon einmal in diesem zel: Zur Abstimmung! Wir beantragen
Hause so gehandelt, wie der Herr Präsident namentliche Abstimmung!)
es für möglich erklärt hat. Es war bei
der namentlichen Abstimmung zum Umsatz- — Der Herr Abgeordnete Menzel beantragt
namentliche Abstimmung. Das kann das Ergebnis
steuergesetz. Die Stimmzettel waren schon
eingesammelt. Nach Ende der Abstimmung nur klären. Ich bitte die Herren Schriftführer, die
haben einige Abgeordnete — ich glaube, es Stimmzettel einzusammeln.
waren Herren der kommunistischen Frak- (Einsammeln der Abstimmungskarten.)
tion — erklärt, sie hätten unter falschen Vor-
aussetzungen abgestimmt. Daraufhin wurde Meine Damen und Herren, ich schlage Ihnen
unter Zustimmung des Hauses die Abstim- vor, daß wir während der Auszählung der Stim-
mung insoweit wiederholt, als man den men — ich habe die Abstimmung noch nicht ge-
Herren von der kommunistischen Fraktion schlossen — zwei Berichte des Vermittlungsaus-
gestattete, ihre Stimmen erneut abzugeben. schusses entgegennehmen, die heute erledigt wer-
den sollen.
Meine Damen und Herren, es handelt sich nach (Unruhe. — Glocke des Präsidenten.)
meiner Auffassung — ich glaube, wir wollen das
nicht in einer Geschäftsordnungsdebatte vertiefen — Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich freund-
— nicht um einen Irrtum im Motiv, sondern lichst auf Ihre Plätze bemühen könnten. — Ich
rufe also zunächst auf:
genau um den Irrtum über die Voraussetzungen
der Abstimmung, von dem Herr Kollege Schmid Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
gesprochen hat. Über den Irrtum im Motiv gibt schusses nach Artikel 77 des Grundgesetze
es eine erhebliche Literatur in der zivilistischen (Vermittlungsausschuß) zu dem Entwurf
Praxis, die wir im einzelnen wohl nicht zu erör- eines Dritten Strafrechtsänderungsgesetzes
tern brauchen. (Nrn. 4640, 3713, 4250, 4614 der Drucksachen).
(Abg. Schoettle: Es wäre aber vielleicht Berichterstatter ist der Justizminister Dr. Krapp.
ganz interessant! — Zurufe rechts.) Darf ich ihn bitten, das Wort zu nehmen.
Renner (KPD): Meine Damen und Herren! Ich gesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem
bitte, diesen Punkt bis heute abend 8 Uhr zurück- Entwurf eines Gesetzes zur Ergänzung
zustellen in der Hoffnung, daß bis dahin die Aus- des Ersten Überleitungsgesetzes (Nrn.
schußberichte fertiggestellt sind. Ich erinnere Sie 4638, 4007, 4337, 4544 der Drucksachen);
daran, daß in der vergangenen Woche von Ihnen e) Beratung des Mündlichen Berichts des
allen sehr eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht Ausschusses nach Artikel 77 des Grund-
worden ist, wie sehr Sie daran interessiert sind, gesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem
daß dieses Plenum noch vor seinem Auseinander- Entwurf eines Gesetzes über die Ä nde
gehen dieses Gesetz beschließt. Ich habe schon in ungdEräzfüsogechtlir
der vorigen Woche hier ausgesprochen, daß alles Bestimmungen (Nm. 4639, 3440, 4371,
dagegen spricht, daß Sie wirklich die Absicht 4616 der Drucksachen),
haben, das noch zu tun. Und es wäre doch außer- d. h. den vier Berichten des Vermittlungsaus-
ordentlich peinlich, wenn Sie sich jetzt mit der schusses, die nicht rechtzeitig verteilt werden
Begründung, daß der Ausschußbericht noch nicht konnten, da sie nicht fristgemäß vorlagen, ist mir-r-
vorliegt, an der Verabschiedung dieses von Ihnen mitgeteilt worden, daß ein Widerspruch gegen die
als so außerordentlich dringlich bezeichneten Ge- Behandlung zu erwarten sei, da diese Berichte
setzes vorbeidrücken wollten. Ich beantrage also, nicht vorliegen. Ich darf Ihnen unter diesen Um-
bis heute abend 8 Uhr abzuwarten und den Aus- ständen vorschlagen, diese Punkte von der Tages-
schuß zu ersuchen, den fehlenden Bericht so ordnung abzusetzen. Sind Sie damit einverstan-
schnell wie möglich fertigzustellen, damit wir den? — Die Absetzung ist erfolgt.
heute abend endgültig über das Gesetz beschlie- Meine Damen und Herren, darf ich die Frage
ßen können, damit Sie den vielen Phrasen, die Sie stellen: Können wir die
während langer Monate über das Gesetz verloren
haben, Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
eines Gesetzes betreffend das Abkommen
(Zuruf von der CDU: Das waren keine zwischen den Rheinuferstaaten und Belgien
Phrasen!) vom 16. Mai 1952 über die zoll- und ab-
endlich Taten folgen lassen. gabenrechtliche Behandlung des Gasöls, das
Präsident D. Dr. Ehlers: Herr Abgeordneter als Schiffsbedarf in der Rheinschiffahrt ver-
Renner, Sie haben das Wort zur Geschäftsord- wendet wird (Nr. 4342 der Drucksachen);
nung und nicht zur Sache. Mündlicher Bericht des Ausschusses für
Außenhandelsfragen (14. Ausschuß) (Nr.
Renner (KPD): Ich stelle den Antrag: Vertagung 4641 der Drucksachen).
bis 20 Uhr.
(Erste Beratung: 269. Sitzung.)
Präsident D. Dr. Ehlers: Herr Abgeordneter — das ist der neu eingefügte Punkt — noch er-
Renner beantragt also, die Beratung bis 20 Uhr ledigen?
zu vertagen. Meine Damen und Herren, die Be-
richte des Ausschusses liegen nicht vor. Im übrigen Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Kuhle-
mann. Wird auf Berichterstattung verzichtet?
müssen für die Vorlage der Ausschußberichte ja
auch Fristen gewahrt werden. Ich bitte die Damen (Zuruf rechts: Ja!)
und Herren, die dem Antrag des Abgeordneten Meine Damen und Herren! Es liegt der Münd-
Renner, diesen Punkt nicht abzusetzen, sondern liche Bericht * ) des Ausschusses für Außenhandels-
bis heute abend 20 Uhr zurückzustellen, zuzustim- fragen, Drucksache Nr. 4641, vor, der in dem Ge-
men wünschen, eine Hand zu erheben. — Dieser setzentwurf lediglich Art. 3 Abs. 1 mit einer neuen
Antrag ist gegen die Stimmen der kommunisti- Fassung versieht. Der Gesetzentwurf selbst ist in
schen Gruppe abgelehnt. Ich darf also feststellen, der Drucksache Nr. 4342 enthalten.
daß dieser Punkt von der Tagesordnung abgesetzt
Ich rufe zur Einzelbesprechung der zweiten
ist. — Das ist der Fall.
Beratung die Art. 1, — 2, — 3, — 4, — Einleitung
Zu den Punkten 1 b bis 1 e der heutigen Tages- und Überschrift — auf. — Keine Wortmeldungen.
ordnung: Ich bitte die Damen und Herren, die den aufge-
b) Beratung des Mündlichen Berichts des rufenen Artikeln, Einleitung und Überschrift zu-
Ausschusses nach Artikel 77 des Grund- zustimmen wünschen, eine Hand zu erheben. —
gesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Das ist die Mehrheit; angenommen.
Gesetz zum Ausgleich der von den Trä- Die allgemeine Aussprache der
gern der gesetzlichen Rentenversicherun-
gen für das Rechnungsjahr 1952 zu tra- dritten Beratung
genden Mehraufwendungen für Renten- soll entfallen, ebenfalls ihre Einzelbesprechung.
zulagen (Nrn. 4636, 4033, 4341, 4528 der Ich bitte die Damen und Herren, die den Art. 1, -
Drucksachen); 2, — 3, — 4, — Einleitung und Überschrift des
c) Beratung des Mündlichen Berichts des Entwurfs eines Gesetzes betreffend das Abkom-
Ausschusses nach Artikel 77 des Grund- men zwischen den Rheinuferstaaten und Belgien
gesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem vom 16. Mai 1952 über die zoll- und abgabenrecht-
Entwurf eines Gesetzes über die Dek liche Behandlung des Gasöls, das als Schiffsbedarf
kung der Rentenzulagen nach dem Ren- in der Rheinschiffahrt verwendet wird, insgesamt
tenzulagengesetz für das Rechnungsjahr zuzustimmen wünschen, eine Hand zu erheben. —
1953 (Nrn. 4637, 4005, 4338, 4615 der Das ist die Mehrheit; dieses Gesetz ist angenom-
Drucksachen); men. Die Schlußabstimmung entfällt gemäß § 88
der Geschäftsordnung.
d) Beratung des Mündlichen Berichts des
Ausschusses nach Artikel 77 des Grund *) Schriftlicher Bericht: Anlage 7 Seite 14168
14092 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Präsident D. Dr. Ehlers)
Meine Damen und Herren! Die Abstimmung behandelt und lediglich an zwei Stellen Polizei-
über den Sitz des Bundessozialgerichts hat fol vollzugsbeamten betrifft. Und doch werden die
gendes Ergebnis gehabt: Es haben sich 345 stimm- Polizeivollzugsbeamten von diesem Gesetz be-
berechtigte Abgeordnete beteiligt. Davon haben troffen, weil es das erste Polizeigesetz ist, welches
für Kassel 210, für Berlin 76 und für Mannheim der Bund erläßt, und daher präjudizierende Kraft
59 gestimmt. Die 12 Berliner Abgeordneten haben für alle Polizeigesetze der Länder hat. Wir soll-
ihre Stimmen für Berlin abgegeben. Damit ist die ten bei Gesetzen dieser Art immer daran denken,
gemäß § 55 der Geschäftsordnung erforderliche daß in den neun Ländern neun verschiedene
Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen auf Polizeigesetze bestehen und daß man logischer-
Kassel entfallen. § 38 würde also in seinem ersten weise in den Ländern die Bundesgesetze als Kor-
Absatz den Wortlaut haben: „Das Bundessozial- rektiv betrachtet. Dies wird vor allem gerade auf
gericht hat seinen Sitz in Kassel." So war auch dieses Gesetz zutreffen.
der Ausschußbeschluß. Das Hohe Haus hat vor 14 Tagen der Erhöhung
Damit kommen wir zur Schlußabstimmung über des Grenzschutzes auf 20 000 Beamte zugestimmt. -
den Entwurf eines Sozialgerichtsgesetzes. Ich bitte Damit verdoppelt sich auch die Verpflichtung, die
die Damen und Herren, die dem Sozialgerichtsge- dem Bund aus der Fürsorgepflicht erwächst. Die
setz insgesamt in der Schlußabstimmung zuzu- Besoldung der Polizei- und Grenzschutzbeamten
stimmen wünschen, sich von ihren Plätzen zu er- ist bekanntlich schlecht, ja sie ist sehr schlecht.
heben. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthal- Die längst fällige Verbesserung der Besoldung
tungen? — Das Gesetz ist bei einigen Enthaltun- muß für alle Polizeibeamten schnellstens durch-
gen in der Schlußabstimmung angenommen wor- geführt werden. Da nun die Besoldung schon
den.**) schlecht ist, dürfen wir es auf keinen Fa ll zu-
Meine Damen und Herren! Ich schlage Ihnen lassen, daß dieses neue Polizeigesetz die in den
vor, da wir eine allgemeine Aussprache der dritten Ländern einigermaßen geregelten Ansprüche in
Beratung zu Punkt 12 der Tagesordnung nicht Gefahr bringt. So fehlen in diesem Gesetz die
vornehmen und zu Punkt 9 eine ganze Reihe von Vorschriften für Heilfürsorge, freie Dienstbeklei-
Änderungsanträgen vorliegt, zunächst noch den dung, Kleidergeld, Unkostenbeihilfe usw. Wir ver-
Punkt 12 zu erledigen, den ich hiermit aufrufe: langen von unseren Polizisten sehr viel mehr als
Zweite und dritte Beratung des von den von jedem anderen Beamten im Bund. Sie haben
Fraktionen der CDU/CSU, FDP, DP, FU Residenzpflicht, Heiratsbeschränkung,, müssen Tag
(BP-Z) eingebrachten Entwurfs eines Ge- und Nacht, ja sonntags, bei jedem Wetter Dienst
setzes zur vorläufigen Regelung der Rechts- tun und bereit sein, im Kampf mit Gesetzes-
verhältnisse der Polizeivollzugsbeamten des brechern und solchen Menschen, die auf der Naht-
Bundes (vorl. BPolBG) (Nr. 4307 der Druck- stelle der Gesetze leben, unter Einsatz von Ge-
sachen); sundheit und Leben einzuschreiten. Bis auf die
Heiratsbeschränkung sind diese Forderungen un-
Schriftlicher Bericht des Ausschusses für erläßlich. Wenn dem so ist, dann haben wir auch
Beamtenrecht (25. Ausschuß) (Nr. 4488 (neu) Verpflichtungen zu übernehmen, die allein aus
der Drucksachen). der Fürsorgepflicht erwachsen.
(Erste Beratung 266. Sitzung) (Anträge Um-
drucke Nrn. 1003, 1010). Hier hat aber dieses Gesetz manche Lücken. Es
fehlt vor allem eine Regelung des Anspruchs für
Berichterstatter ist Abgeordneter Etzenbach. die Beamten, die mit dem 60. Lebensjahr aus kör-
Wünscht er neben seinem Schriftlichen Bericht*) perlichen Gründen ausscheiden müssen. Die For-
keinen Mündlichen Bericht mehr zu geben? — derung nach der 60-Jahres-Grenze der Polizei-
Offenbar nicht. Oder doch? — Bitte!
beamten ist so alt wie der Beruf und entspricht
Etzenbach (CDU), Berichterstatter: In der Vor- auch nur den Eigentümlichkeiten des Berufs.
lage ist ein Schreibfehler vorgekommen. Das Ge- Präsident D. Dr. Ehlers: Wir sind nicht in einer
setz soll am 1. September in Kraft treten und allgemeinen Besprechung. Ich hatte zur Einzel-
nicht, wie es in der Vorlage heißt, am 1. Juli. besprechung der zweiten Beratung aufgerufen Es
Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und ist im Ältestenrat eine Vereinbarung getroffen
Herren, in meinem § 22 steht: „Dieses Gesetz worden, daß eine allgemeine Aussprache in de
tritt am 1. September 1953 in Kraft." Offenbar dritten Beratung nicht stattfinden soll.
ist das die richtige Berichterstattung. (Sehr richtig! in der Mitte.)
Meine Damen und Herren, ich rufe auf zur Gleisner (SPD): Meine Fraktion hat einen Än-
Einzelbesprechung in der zweiten Beratung. §§ 1 derungsantrag eingebracht, der Ihnen auf Um-
bis 10. — Bitte, Herr Abgeordneter! druck Nr. 1003 vorliegt. Wir bitten das Hohe
Gleisner (SPD): Herr Präsident! Meine Damen Haus, diesem Änderungsantrag zuzustimmen. Ich
und Herren! Das Gesetz zur vorläufigen Regelung bitte bemerken zu dürfen, daß nach Ziffer 2 un-
der Rechtsverhältnisse der Polizeivollzugsbeamten seres Antrags in § 17 die Worte „mehr als" zu
des Bundes hätte richtiger heißen müssen: „Gesetz streichen sind. Ich bitte das Hohe Haus, diesem
zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Grenz- Antrag zuzustimmen.
schutzbeamten des Bundes", zumal der Inhalt des Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und
Gesetzes fast nur Fragen der Grenzschutzbeamten Herren, Sie haben die Begründung des Antrags
*) Siehe Anlage 8 Seite 14169 und Anlage 9 Seite 14174 der Fraktion der SPD auf Umdruck Nr. 1003 ge-
**) Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Dr. Jaeger hört. Ich hatte bisher nur die §§ 1 bis 10 aufge-
(Bayern) zur Schlußabstimmung siehe Anlage 5 rufen. Dazu liegen offenbar Wortmeldungen nicht
Seite 14166 mehr vor.
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14093
(Präsident D. Dr. Ehlers)
Ich bitte die Damen und Herren, die den §§ 1 tet ist. Wird auf eine mündliche Berichtersattung
bis 10 zuzustimmen wünschen, eine Hand zu er- verzichtet?
heben. — Das ist die Mehrheit des Hauses; sie (Abg. Sabel: Ein Schriftlicher Bericht
sind angenommen. liegt vor!)
Es liegt dann vor ein Antrag sämtlicher Frak- — Ein Schriftlicher Bericht wird zu Protokoll ge-
tionen des Hauses, einen § 10 a bezüglich der ein- nommen.*)
maligen Umzugskostenbeihilfe einzufügen. Er be- (Abg. Sabel: Er liegt schon vor!)
darf wohl keiner besonderen Begründung? — Jawohl; ich sehe ihn zwar nicht.
(Zurufe: Nein!) (Abg. Sabel: Zu Drucksache Nr. 4587!)
— Dann bitte ich die Damen und Herren, die der — Dieser Bericht ist noch nicht ganz zu mir ge-
Einfügudes§10a—itrUmduckN. langt, Herr Abgeordneter Sabel; aber ich glaube
1010 — zuzustimmen wünschen, eine Hand zu er- es Ihnen aufs Wort.
heben. — Das ist die Mehrheit; angenommen. Ich rufe auf zur Einzelbesprechung der zweiten-
Dann rufe ich auf die §§ 11 bis 22. Der Herr Beratung. § i. Dazu liegt unter Ziffer 1 des Um-
Abgeordnete Gleisner hat die Änderungsanträge drucks Nr. 1040 ein Änderungsantrag der kommu-
der Fraktion der SPD auf Umdruck Nr. 1003 be- nistischen Gruppe vor. Herr Abgeordneter Kohl
gründet, einmal im § 15 dem Abs. 1 einen neuen hat zur Begründung das Wort.
Abs. 2 hinzuzufügen und zweitens in § 17 Worte
zu streichen, also einen neuen Wortlaut herzu- Kohl (Stuttgart) (KPD): Herr Präsident! Meine
stellen. Sie haben diese Anträge auf Umdruck Nr. Damen und Herren! Wir wiederholen mit der Stel-
1003 Ziffern 1 und 2 vor sich. Wird das Wort dazu lung dieses Antrags eine Formulierung, die wir
noch gewünscht? — Das ist nicht der Fall. bereits vor ungefähr anderthalb Jahren bei der
Einreichung eines Gesetzentwurf zur Änderung
Dann bitte ich die Damen und Herren, die dem der Arbeitslosenversicherungsgesetzgebung ge-
Änderungsantrag Umdruck Nr. 1003 Ziffer 1 zu- stellt haben. Nach der jetzigen Formulierung des
zustimmen wünschen, eine Hand zu erheben. — § 1 in bezug auf die Änderungen des § 99 schaffen
Ich bitte urn die Gegenprobe. — Enthaltungen? - Sie Verhältnisse, die den bisherigen Zustand im
Das ist die Mehrheit; angenommen. AVAVG verwirren. Die bisherige Fassung des
Ich bitte die Damen und Herren, die dem Ände- AVAVG ist eindeutiger als das, was Sie hier
rungsantrag Umdruck Nr. 1003 Ziffer 2 zuzustim- schaffen. Ich möchte behaupten, daß sich — rein
men wünschen, eine Hand zu erheben. — Das ist rechnerisch und versicherungsmathematisch be-
auch angenommen. trachtet — irgendwelche entscheidenden Verbesse-
rungen durch die Änderungen, wie Sie sie vorge-
Ich bitte die Damen und Herren, die den §§ 11
sehen haben, wirklich nicht ergeben.
bis 22 sowie der Einleitung und Überschrift, die
ich gleich aufrufen darf, insgesamt zuzustimmen 'Unser Antrag basiert auch auf der Grundlage,
wünschen, und zwar unter Berücksichtigung der daß wir keine Trennung mehr zwischen Arbeits-
beiden beschlossenen Änderungen, eine Hand zu losenversicherung und Arbeitslosenfürsorge wün-
erheben. — Das ist die Mehrheit; angenommen. schen, sondern im Interesse einer gewissen Ver-
einheitlichung zur Einsparung von Verwaltungs-
Damit kommen wir zur kosten nur noch das Prinzip der Arbeitslosenver-
dritten Beratung. sicherung gelten lassen wollen. Wir waren des-
halb der Auffassung, daß der § 99 des Gesetzes
Eine allgemeine Aussprache soll nach dem Vor- über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversiche-
schlag des Ältestenrates entfallen. Auch die Ein- rung auf einen einheitlichen Nenner gebracht
zelbesprechung kann entfallen, da Änderungsan- werden muß. Wir sagen: „Die Arbeitslosenunter-
träge nicht gestellt sind. Ich bitte die Damen und stützung wird für die Dauer der unfreiwilligen
Herren, die dem Gesetzentwurf zur vorläufigen Arbeitslosigkeit gewährt." Wir sagen weiter, im
Regelung der Rechtsverhältnisse der Polizeivoll- zweiten Absatz: „Die Arbeitslosenunterstützung
zugsbeamten des Bundes insgesamt zuzustimmen beträgt die Hälfte des zuletzt bezogenen Arbeits-
wünschen, sich zu erheben. — Ich bitte um die einkommens." Wir können uns dabei grundsätzlich
Gegenprobe. — Enthaltungen? — Dieser Gesetz- auf die Forderungen berufen, die von seiten der
entwurf ist in der Schlußabstimmung gegen Gewerkschaften gestellt worden sind. Wenn ich
wenige Stimmen angenommen worden. die Ziffern zugrunde lege, die für die jetzige Be-
Meine Damen und Herren, ich komme jetzt zu rechnung der Arbeitslosenunterstützungssätze gel-
Punkt 9 der gestrigen Tagesordnung: ten, so muß ich sagen, daß sie bei 19 bis 25 %
liegen, also auf einem Prozentsatz, der zur Auf-
Zweite und dritte Beratung des von der rechterhaltung auch nur einigermaßen normaler
Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs Lebensbedingungen absolut unzulänglich ist.
eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes
über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosen- Interessant ist dabei, daß die beigefügte Tabelle
versicherung (Nr. 4301 der Drucksachen). dem neuen Plan des Herrn Bundesarbeitministers
Schriftlicher Bericht des Ausschusses für entspricht, wie er sich die Gestaltung und die Neu-
Arbeit (20. Ausschuß) (Nrn. 4587, zu 4587 formung der Arbeitslosenversicherungsgesetzge-
der Drucksachen); (Antrag Umdruck Nr. bung denkt. Eine entscheidende Besserung wird
1040). also auch hier nicht Platz greifen.
(Erste Beratung: 265. Sitzung.) Rein rechnerisch ergibt sich, daß beispiels-
weise bei dem Antrag der SPD, der zur Grundlage
Ein Bericht des Ausschusses liegt Ihnen vor, der
von Herrn Abgeordneten Sabel noch nicht erstat *) Siehe Anlage 10 Seite 14175
14094 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Kohl [Stuttgart])
genommen worden ist, und den jetzt vorliegenden Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
Unterstützungstabellen, die der Ausschuß für Ar- eines Gesetzes über die Errichtung der Bun-
beit vorlegt, immerhin Differenzen von weit über desversicherungsanstalt für Angestellte
10 bis 12 DM im Unterstützungssatz vorhanden (Nr. 4319 der Drucksachen);
sind. Mündlicher Bericht des Ausschusses für So-
zialpolitik (21. Ausschuß) (Nr. 4608 der
Sie können nicht behaupten, meine Damen und Drucksachen; Anträge Umdrucke Nrn. 1038,
Herren, daß die Arbeitslosenversicherung nicht 1039).
über die notwendigen Mittel verfügt, um eine Er-
(Erste Beratung: 266. Sitzung.)
höhung der Unterstützungssätze durchzuführen.
Es ist nicht Aufgabe der Arbeitslosenversiche- Berichterstatter ist — —
rungsgesetzgebung, Aufgaben des Bundes zu über- (Abg. Dr. Mende: Es liegt ein Schriftlicher
nehmen, sagen wir beispielsweise, indem der Bericht vor! Der Berichterstatter beruft
Bundesbahn Millionen zur Verfügung gestellt sich auf den Schriftlichen Bericht und ver-
werden, sondern die Mittel der Arbeitslosenver- zichtet auf mündliche Ergänzung!)
sicherung müssen in Form von Rücklagen zur — Es wird auf eine mündliche Ergänzung verzich-
Sicherung der Unterstützungssätze festgelegt wer- tet. Der Schriftliche Bericht liegt Ihnen vor.*)
den. Die Rücklagen sind so hoch, daß eine Er-
höhung der Unterstützungssätze zweifelsohne Ich rufe auf zur zweiten Beratung §§ 1, — 2, —
Platz greifen könnte. 3, — 4, — 5. — Dazu Wortmeldungen? — Das ist
nicht der Fall. Ich bitte die Damen und Herren,
Wir sind deshalb der Auffassung, daß Sie, wenn die den aufgerufenen §§ 1 bis 5 zuzustimmen wün-
Sie wirklich praktisch helfen wollen, unserem schen, eine Hand zu erheben. — Das ist die Mehr-
Antrag zustimmen sollten, worum ich Sie hiermit heit; angenommen.
bitte. Ich rufe auf § 6. — Dazu liegt ein Änderungsan-
trag der Fraktion der SPD, Umdruck Nr. 1058 Zif-
Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und fer 1, vor. Herr Abgeordneter Schellenberg zur
Herren, Sie haben die Begründung der Anträge Begründung!
der Gruppe der KP Umdruck Nr. 1040 Ziffern 1
bis 4 gehört. Dr. Schellenberg (SPD): Herr Präsident! Meine
Weiter liegt ein Änderungsantrag zu den §§ 3 Damen und Herren! Nach der Vorlage sollen Ur-
kunden für die Grundbuchämter von zwei Mitglie-
und 9 auf Umdruck Nr. 1048 vor, der von vier dern der Geschäftsführung ausgefertigt werden.
Fraktionen des Hauses gestellt ist. Eine mündliche Meine Fraktion ist der Auffassung, daß das dem
Begründung erübrigt sich wohl. Recht der Selbstverwaltung widerspricht. Wir
Ich rufe zur Abstimmung auf die §§ 1 bis 9, haben deshalb beantragt, an die Stelle der Worte
Einleitung und Überschrift. „von zwei Mitgliedern der Geschäftsführung" zu
setzen „vom Vorstand", damit der Vorstand, der
Zunächst die kommunistischen Änderungsan- die Bundesversicherungsanstalt gerichtlich und
träge Umdruck Nr. 1040 Ziffern 1 bis 4. Ich bitte außergerichtlich zu vertreten hat, auch die Voll-
die Damen und Herren, die diesen Anträgen zu- ziehung der Urkunden vornehmen kann.
zustimmen wünschen, eine H and zu erheben. — Präsident D. Dr. Ehlers: Herr Abgeordneter
Diese Anträge sind gegen die Stimmen der An- Horn!
tragsteller abgelehnt.
Horn (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und
Ich komme zur Abstimmung über den Antrag Herren! Ich bitte, diesen Antrag abzulehnen. Wenn
der vier Fraktionen Umdruck Nr. 1048 Ziffern 1 der Ausschuß sich in diesem Punkte für die An-
und 2 zu den §§ 3 und 9 des Gesetzes. Ich, bitte die nahme der Regierungsvorlage entschieden hat,
Damen und Herren, die diesen Änderungsanträgen dann tat er es, um die Geschäftsführung nicht un-
zuzustimmen wünschen, eine Hand zu erheben. — nötig zu erschweren. Wenn in jedem Fall, der in
Das ist die Mehrheit; angenommen. Frage kommt, der Vorstand die Entscheidung tref-
Ich bitte die Damen und Herren, die den §§ 1 fen sollte, dann müßte jedesmal ein Gremium von
bis 9, der Einleitung und der Überschrift unter 12 Personen tätig werden. Wenn man einfach die
Berücksichtigung der beschlossenen Änderungen Worte „der Vorstand" hineinschreibt, würde das
zuzustimmen wünschen, eine Hand zu erheben. heißen, daß zunächst einmal, wenn in den Satzun-
— Das ist die Mehrheit; angenommen. gen nichts anderes vorgeschrieben ist, jedesmal diese
12 Mitglieder eine solche Urkunde auszufertigen
Ich komme zur haben. Wir bitten um der Vereinfachung der Ge-
schäftsführung willen, es bei der Regierungsvor-
dritten Beratung. lage zu belassen und den Antrag der SPD abzu-
Der Ältestenrat schlägt Ihnen Verzicht auf eine lehnen.
Aussprache in der allgemeinen Besprechung vor. Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und
Eine Einzelberatung entfällt. Herren, darf ich Ihnen den Vorschlag machen, an-
gesichts der überraschend „guten" Besetzung des
Ich bitte die Damen und Herren, die dem Ent- Hauses eine Abstimmungspause bis 15 Uhr ein-
wurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes treten zu lassen und die Beratungen inzwischen
über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversiche-
fortzusetzen.
rung insgesamt zuzustimmen wünschen, sich von
ihren Plätzen zu erheben. — Ich stelle fest, daß (Zustimmung.)
das Gesetz einstimmig angenommen worden ist. Wird zu § 6 noch das Wort gewünscht? Herr Ab-
geordneter Schellenberg, bitte!
Dann rufe ich Punkt 8 der gestrigen Tagesord-
nung auf: *) Siehe Anlage 11 Seite 14177
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14095
Dr. Schellenberg (SPD): Herr Präsident! Meine nicht die souveräne Versammlung der Versicherten
Damen und Herren! Ich muß dem, was Kollege entscheidend ist, sondern der Bundesminister für
Horn ausgeführt hat, widersprechen. Es tritt keine Arbeit oder die Bundesregierung in ihrer Gesamt-
Komplizierung bei der Geschäftsführung ein. Denn heit diesem Gesetz Fesseln auferlegen kann. Dazu
nach § 8 regelt die Satzung die Beschlußfassung sind wir nicht bereit. Wir sind der Auffassung, daß
des Vorstandes. Es ist durchaus möglich und auch dieser Absatz im Interesse der Erhaltung des Selbst-
bisher üblich gewesen, dann in der Satzung zu verwaltungsgedankens unter allen Umständen ge-
regeln, daß beispielsweise zwei Mitglieder des Vor- strichen werden muß.
standes den Vorstand in diesen Fragen vertreten. Dann haben Sie weiter in § 16 eine gewisse Be-
Präsident D. Dr. Ehlers: Zu § 6 offenbar keine lastung für einen Teil der Landesversicherungs-
weiteren Wortmeldungen. anstalten, die bisher rein — ich möchte einmal
sagen — treuhänderisch die Angestelltenversiche-
Ich rufe auf § 7, dazu Änderungsantrag der rung mitverwaltet haben. Mit der Errichtung der
Gruppe der KPD Umdruck Nr. 1039. Darf ich bit- Bundesversicherungsanstalt versuchen Sie nun,
ten, alle Änderungsanträge, d. h. die Ziffern 1 bis einen Teil der entstehenden Kosten der Landes-
5, im Zusammenhang zu begründen, Herr Abgeord- versicherungsanstalt aufzubürden, indem Sie fest-
neter Kohl. legen, daß die Hälfte der Ruhegehälter auf die
Kohl (Stuttgart) (KPD): Herr Präsident! Meine Schultern der Landesversicherungsanstalten abge-
Damen und Herren! Es bleibt bedauerlich, daß eine wälzt wird. Sie belasten also die Rentenversiche-
grundsätzliche Aussprache über die Frage der Er- rungen mit materiellen Lasten, die nur Angelegen-
richtung der Bundesversicherungsanstalt für Ange- heit der Bundesversicherungsanstalt für Ange-
stellte nicht mehr möglich ist. Aber es ist zu hof- stellte sein können. Wir sind damit nicht einver-
fen, daß sich vielleicht der nächste Bundestag Ge- standen. Wir sagen in unserem Antrag eindeutig,
danken über eine Reform der gesamten Sozialver- daß für Beamte, die in den Wartestand versetzt
sicherung macht und daß diese Frage dann erneut werden, die Bundesversicherungsanstalt den Ver-
aufgerollt wird. sorgungsaufwand erstattet.
Was jetzt zu diesem Gesetz zu sagen ist, haben Wir verlangen dann weiter die Streichung des
wir in einer Reihe von Anträgen, die sich konkret § 19. Sie versuchen mit der Errichtung der Bundes-
mit dieser Materie beschäftigen, festzustellen ver- versicherungsanstalt einen Fakt zu schaffen, der
sucht. Der § 7 spricht beispielsweise davon, daß politisch außerordentlich bedenklich ist und nach
die Vertreterversammlung die Satzung beschließt; unserer Überzeugung sehr einseitig wirkt. Sie
aber sie bedarf der Genehmigung des Bundes- haben nicht das Recht, die Reichsversicherungs-
ministers für Arbeit. Wird die Genehmigung ver- anstalt aufzulösen und an deren Stelle eine Bundes-
sagt, so hat die Vertreterversammlung in der vom versicherungsanstalt zu setzen, solange die Frage
Bundesminister für Arbeit festgesetzten Frist eine der Herstellung der deutschen Einheit nicht ent-
neue Satzung zu beschließen. Meine Damen und schieden ist. Wir sind der Auffassung, daß die
Herren, ich frage Sie, wie eigentlich die Selbstver- Reichsversicherungsanstalt — wenn auch nur pro
waltung in der neu errichteten Bundesversiche- forma — bestehen bleiben muß und auch vermö-
rungsanstalt nach Ihrer Meinung in der Praxis aus- gensmäßig und materiell nicht durch Bestimmun-
sehen soll. Ich glaube nicht, daß Sie in der Ver- gen ersetzt werden kann, die Sie gesetzlich fest-
gangenheit in der Angestelltenversicherung der- legen und die dann später sowieso korrigiert wer-
artige Verhältnisse hatten, daß man die Selbstver- den müssen. Wir verlangen deshalb die Streichung
waltung einfach drosselt und die letzte Entschei- des Paragraphen.
dung beispielsweise über eine der entscheidend- Dann noch eine andere Frage, die den § 23 be-
sten Fragen der Selbstverwaltung einfach auf die trifft. Dazu nur einige Worte. Wir haben uns bei
Ebene der Bürokratie schiebt und dem Minister allen Fragen sozialpolitischer Art mit diesen Din-
einen entscheidenden Einfluß in dieser Angelegen- gen auseinandersetzen müssen. Hier soll unter allen
heit zugesteht. Für diese Fassung des Paragraphen Umständen der Bundesjustizminister eingesetzt
finden Sie auch im Selbstverwaltungsgesetz nach werden. Wir können nicht einsehen — das ist nach
meiner festen Überzeugung keine rechtliche Stütze. unserer Meinung auch sachlich absolut nicht be-
Die gegenwärtige Fassung des § 7 entspricht auch rechtigt —, daß, wenn eine Schiedsstelle errichtet
nicht den wirklich nicht allzu hohen Anforderun- werden soll, dann unter allen Umständen der Bun-
gen, die das Selbstverwaltungsgesetz stellt. Wir desjustizminister den Vorsitzenden stellen soll.
sagen deshalb, daß der § 7 die Fassung erhalten Dieser Bundesminister der Justiz in der Regierung
sollte: Adenauer, der in der Vergangenheit über Renten-
Die Vertreterversammlung beschließt die fragen so viel geredet hat, ohne etwas davon zu
Satzung. verstehen, genießt nicht unser Vertrauen zur Stel-
Die Vertreterversammlung ist souverän. Sie genießt lung eines unparteiischen Schiedsrichters und Vor-
das Vertrauen der Versicherten. Deswegen muß der sitzenden. Wir sind der Meinung, daß auch das An-
Abs. 2 wegfallen, der die Eingriffsmöglichkeit des gelegenheit des Arbeitsministers allein sein muß.
Bundesarbeitsministers festlegt. Die gesamte Angelegenheit muß unter die Dienst-
aufsicht des Arbeitsministers gestellt werden, und
In § 13 verlangen wir die Streichung des Abs. 4. es sollte nicht der Justizminister eingeschaltet
Hier heißt es: werden.
Die Vertreterversammlung stellt den Haushalt
fest. Werden bei der Feststellung die Bean- Wir bitten Sie, unseren Anträgen Ihre Zustim-
standungen der Bundesregierung nicht berück- mung zu geben.
sichtigt, so kann diese den Feststellungs- Präsident D. Dr. Ehlers: Zu § 7 ein Antrag der
beschluß aufheben und den Haushalt selbst Fraktion der SPD Umdruck Nr. 1038 Ziffer 1.
feststellen. Zur Begründung — soweit möglich auch der
Auch hier haben Sie eine absolute Drosselung des folgenden Anträge — Herr Abgeordneter Schel-
Selbstverwaltungsgedankens, weil letzten Endes lenberg!
140g6 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Dr. Schellenberg (SPD): Herr Präsident! Meine ren Anträgen und Anfragen bis zum heutigen Tag
Damen und Herren! Wir beantragen, § 7 Abs. 2 nicht aufgehört, in diesem Hause Mahner zu sein,
zu streichen, der die Möglichkeit zum zwangs- die deutsche Angestelltenversicherung in die eigene
weisen Erlaß der Satzung schafft. Das Satzungs- Verwaltung der Angestellten zurückzugeben. Es ist
recht ist der markanteste Ausdruck der Selbstver- sehr erfreulich, daß heute so schöne und anerken-
waltung. Wir sind deshalb der Auffassung, daß, nende Worte für den Willen der Angestellten zur
wenn eine Satzung nicht ohne weiteres zustande Selbstverwaltung gefunden worden sind. Es wird
kommt, der Weg von Verhandlungen zwischen den sich zeigen, ob die Vertreter der Fraktionen, die
Organen der Selbstverwaltung und der Aufsichts- diese Worte gesprochen haben, auch in der Praxis
behörde beschritten werden muß. Der Gesetzgeber danach handeln. Das wäre zur Freude aller, am
sollte nicht die Möglichkeit eines zwangsweisen meisten zur Freude der deutschen Angestellten,
Erlasses der Satzung vorsehen. das positive Ergebnis dieser Debatten.
Im übrigen entspricht die Streichung des § 7 Daß wir einige Änderungsanträge gestellt haben,
Abs.2auch§9deGtzsübriEchung liegt daran, daß sich in der Praxis einige Probleme -
der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und ergeben werden. Im Ausschuß haben unsere An-
Arbeitslosenversicherung. träge leider keine Mehrheit gefunden. Ich möchte
aber annehmen, daß das nicht auf Gegnerschaft,
Präsident D. Dr. Ehlers: Dann ist dieser Ände- sondern auf Unkenntnis der Zusammenhänge zu-
rungsantrag zu §` 7 damit begründet. Wird das rückzuführen ist. Gestatten Sie mir deshalb, daß
Wort zu § 7 gewünscht? — Das ist nicht der Fall. ich Ihnen unsere Anträge begründe.
Ich schließe die Einzelbesprechung zu § 7 und rufe
Der § 8 bestimmt, worüber die Satzung Vor-
§ 8 auf. Dazu liegt der Änderungsantrag der Frak- schriften enthalten muß. Er sagt also, was die Ver-
tion der DP Umdruck Nr. 1053 Ziffer 1 vor. treterversammlung an Bestimmungen in der ersten
Das Wort hat Frau Abgeordnete Kalinke. Satzung festzulegen hat. Anknüpfend an die prak-
tischen Erfahrungen der Vergangenheit und an-
Frau Kalinke (DP): Herr Präsident! Meine Damen knüpfend an die Bekenntnisse zur Selbstverwal-
und Herren! Der Herr Vorredner hat sein außer- tung als große demokratische Tugend, die so oft
ordentliches Bedauern darüber zum Ausdruck ge- in diesem Hause niedergelegt worden sind, möchte
bracht, daß die Reichsversicherungsanstalt nicht ich besonders darauf aufmerksam machen, daß
mehr bestehe. Diesen Ausführungen gegenüber weder die Selbstverwaltung noch die Demokratie
möchte ich in Erinnerung bringen, daß der erste ihre Aufgabe erfüllen kann, wenn nicht alle
Antrag der Fraktion der Deutschen Partei, die Staatsbürger hier verantwortlich mitwirken. Zu
Reichsversicherungsanstalt für Angestellte wieder diesen Staatsbürgern gehören Männer und Frauen,
geschäftsfähig zu machen, die Nr. 44 trägt und und es ist eines der bedauerlichsten Zeichen bei der
vom 27. September 1949 stammt. Vier Jahre hat Wiedergewinnung demokratischer Einrichtungen
dieses Haus gebraucht, und eine unendliche Zeit nach 1945, daß die Frauen selbst — den Vorwurf
hat auch unser Arbeitsminister in Anspruch ge- kann ich ihnen nicht ersparen — zu zurückhaltend
nommen, bis das Gesetz zur Errichtung der Bun- sind — das liegt an ihrer Bescheidenheit —, zum
desanstalt für Angestellte vorgelegt wurde. Es anderen aber, daß die hohen Herren in diesem
wäre eine wirkliche Freude, wenn auch die Geg- Hause sehr oft vergessen, daß eben eine gute Zu-
ner der Angestelltenversicherung, überzeugt von sammenarbeit in allen Gemeinschaften des Lebens,
dem Bekenntnis zur Selbstverwaltung der deut- so auch in der Selbstverwaltung, nur möglich ist,
schen Angestellten, endlich bereit wären, heute das wenn Männer und Frauen gemeinsam Verant-
zu tun, was sie schon im Jahre 1949 hätten tun wortung tragen.
müssen, nämlich das Unrecht von 1945 und das Nun haben bei der Beratung des Gesetzes über
Unrecht des Terrors so schnell wie möglich zu be- die Errichtung der Bundesanstalt für Arbeitslosen-
seitigen. versicherung und Arbeitsvermittlung, in dem schon
Diejenigen, die um die Erneuerung des Reiches vor dem Kriege immer die Bestimmung gestanden
hat, daß die Frauen den Organen in angemessener
besorgt sind — und es ist besonders tragisch, daß Zahl angehören sollen, der jetzige Präsident der An-
diese Besorgnis von einem Kommunisten ausge- stalt und der Herr Arbeitsminister mich seinerzeit
sprochen worden ist —,
darauf aufmerksam gemacht, ein solcher Antrag sei
(Abg. Müller [Frankfurt]: Sie lehnen das doch gar nicht mehr notwendig, weil es sich von selbst
ja ab; das haben Sie vorgestern bewiesen!) verstehe, daß Männer und Frauen gleichberechtigt
mögen darauf vertrauen, daß die deutschen An- indesOrgabufwüdenizh
gestellten mit ihrer Selbstverwaltung selber dafür würden. Die Praxis hat dann gezeigt, als wir trotz-
sorgen werden, daß die Deutschen in der Ostzone, dem darauf beharrten und ich meinen Antrag
die den Terror noch ertragen müssen, eines Tages nicht zurückzog, daß nur durch diesen Antrag und
mit uns gemeinsam die Sozialversicherung nach diese Bestimmung im Gesetz über die Errichtung
deutschem Recht selber verwalten können. der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Ar-
(Zurufe von der KPD.) beitslosenversicherung die DAG ihre Vorschlags-
listen geändert hat und eine Frau hineingekom-
Alle, die die Verantwortung dafür mit tragen, men ist. Wäre dieser mein Antrag damals nicht
daß dieses deutsche Recht 1945 in Berlin gebrochen von Ihnen angenommen worden, wäre keine Frau
worden ist, mögen jetzt in sich gehen. in den Vorstand der Bundesanstalt gekommen.
Mehr möchte ich zu diesem Punkt jetzt nicht (Zuruf des Abg. Richter [Frankfurt].)
sagen, um nicht noch peinlichere Auseinander- — Und ich glaube auch, Herr Richter, für den
setzungen heraufzubeschwören. DGB wird es sehr zu empfehlen sein, nicht nur
Wir haben auch in der Folgezeit — ich möchte auf seinen Mitgliederzahlen zu fußen, sondern
unsere Anträge nicht alle aufzählen — von dem auch dort in echter demokratischer Anerkennung
Antrag Drucksache Nr. 44 über den Antrag Druck- der Grundrechte Männer und Frauen gleich-
sache Nr. 1609 vom Jahre 1950 und unseren weite berechtigt vorzuschlagen.
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14097
(Frau Kalinke)
Ich möchte dazu noch — zur Erklärung für die- lichen Verhältnisse in Berlin hier im Westen nicht
jenigen, die Zweifel hinsichtlich der Wirkung bekannt waren —, noch einen kleinen Zusatz-
haben — einiges sagen. Zwei Kollegen haben in antrag gestellt. Lassen Sie mich bitte auch hier be-
der Debatte im Ausschuß einerseits und ein ande- gründen, warum wir das getan haben.
rer Kollege hier im Hause — ich möchte die Namen Die Beamten der alten Reichsversicherungs-
taktvoller Weise nicht nennen — folgende Fragen anstalt für Angestellte, die sich nach dem Westen
an mich gerichtet. Der eine hat gesagt: Wollt ihr abgesetzt haben und bei den Landesversicherungs-
Frauen nun die Männer entrechten, weil Sie mit anstalten des Westens untergekommen sind, haben
Ihrer Formulierung der angemessenen Berücksich- hier in den Jahren seit 1945 bis in die Gegenwart
tigung der Minderheiten und der weiblichen Ver- hinein in Ruhe ihre Arbeit tun können, sind hier
sicherten nun vielleicht im Vorstand nur vier Män- als Beamte befördert worden und waren in einer
ner und sechs Frauen haben? Ich sage Ihnen, meine viel besseren Situation als die Angestellten und
Herren und Damen, ich fände solche Möglichkeit Beamten, die bei der RfA, bei der Restanstalt in
gar nicht so schlimm; denn wir Frauen sind immer Berlin, geblieben sind. Ich möchte — ich habe das -
bereit, für schwache Männer einzutreten, und wir an dieser Stelle schon sehr oft getan — nicht wie-
sind immer stolz und glücklich, wenn sich starke der an jene Stunden des Terrors erinnern, als
Männer finden, die sich für schwache Frauen ein- man sie in Berlin in der scheußlichsten und ver-
setzen. abscheuungswürdigsten Weise bedroht hat. Ich
(Abg. Dr. Wellhausen: Aber sechs Frauen möchte auch nicht an die großen seelischen und
für vier Männer ist zuviel, Frau Kalinke, physischen Belastungen erinnern, die diese Men-
das ist verboten!) schen getragen haben, als sie diese Restanstalt
— Trotzdem bin ich mißverstanden worden, Herr gegen diejenigen verteidigten, die glaubten, daß
Kollege Wellhausen, auch von Ihnen. Wir wollen man im Zuge der Umgestaltung und der Revo-
keineswegs die Männer majorisieren, obwohl nach lution die Angestelltenversicherung insgesamt am
der Zahl der Versicherten zweifelsohne die Frau- besten beseitigen könne. Diese Menschen, die heute
en, auch in der Beitragszahlung, die Mehrheit noch bei der Restanstalt sind, sind auch im Gegen-
haben dürften. Im Gegenteil, ich bin sogar über- satz zu den Beamten, die zur Landesversicherungs-
zeugt, daß es schwerfallen wird, den Prozentsatz anstalt Berlin übernommen wurden und die nun
der Frauen zu finden, der notwendig ist. in diesen Tagen und Wochen ihre Ernennungs-
Ich sehe aber eine wichtige Aufgabe auch der urkunden als Beamte wiederbekommen haben,
Selbstverwaltungsorgane darin, dafür zu sorgen, wesentlich schlechter dran. In Berlin war nämlich
daß in den Organen aller unserer Sozialversiche- seit 1945 das deutsche Sozialversicherungsrecht,
rungsträger die Frauen verantwortungsbewußt aber auch das Beamtenrecht beseitigt, und erst
mitarbeiten und auch dazu ermutigt werden und seit 1952 gibt es dort wieder eine Beamtengesetz-
— eine andere Forderung - daß die Gewerk- gebung. Die Beamten der LVA, die in Berlin sind,
schaften und die Arbeitgeber, die das Vorschlags- und die Beamten der RfA, die sich nach dem We-
recht haben, geradezu verpflichtet werden, nicht sten abgesetzt haben, sie alle sind in einer weit
vier zu sechs oder sechs zu vier, sondern min- besseren Situation als die Beamten, die bei der
destens eine Frau — nach Möglichkeit aber so Restanstalt geblieben sind und nach der Tarif-
viele, als eben befähigte Frauen vorhanden sind ordnung A besoldet wurden.
(Sehr gut! bei der FDP) Um nun die Möglichkeit zu schaffen, daß bei
und sich bereit finden — vorzuschlagen. So ist das der Übernahme dieser Beamten kein bitteres Ge-
immer nur aufzufassen. Wir sind niemals der Mei- fühl von Unrecht zurückbleibt und daß vor allem
nung gewesen, man solle nach dem Gesetz der nicht etwa diejenigen belohnt werden, die sich
großen Zahl handeln. Wäre das der Fall, müßten rechtzeitig abgesetzt haben, und diejenigen be-
auch in diesem Hause, weil die Zahl der Wählerin- straft werden, die tapfer ausgehalten haben, be-
nen eben größer ist als die der Wähler, mehr antragen wir, den § 15 wie folgt zu ergänzen:
Frauen als Männer sitzen. Das ist, wie die An- Soweit bei der Treuhandverwaltung der
schauung zeigt, auch nicht der Fall. Reichsversicherungsanstalt für Angestellte be-
(Zuruf von der SPD: Frau Kalinke, Sie schäftigte frühere Beamte der Reichsversiche-
denken nur an sich!) rungsanstalt für Angestellte in der Zeit nach
— Ich darf Ihnen sagen, Sie dürfen sehr beruhigt dem 8. Mai 1945 bis zum Inkrafttreten dieses
sein, ich denke nicht an mich. Ich bin weder Gesetzes eine höhere Vergütungsgruppe nach
Funktionär einer Gewerkschaft, noch bin ich an der Tarifordnung A erreicht haben, als sie ihrer
einem Beamtenposten oder etwas anderem inter- früheren Besoldungsgruppe nach der Reichs-
essiert. Ich gehöre zu den Leuten in diesem Hause besoldungsordnung entspricht, ist diese bei der
— und das ist auch die Antwort auf die Frage von Übernahme als Beamte vergleichsweise heran-
Herrn Renner —, die schon in ihrer Jugend ein zuziehen.
Ehrenamt übernommen haben und die der Mei- Wir glauben, daß das nur ein Akt der Gerechtig-
nung sind, daß die Wiederherstellung der ehren- keit ist und daß sich hier niemand finden wird, der
amtlichen Tätigkeit und der Bereitschaft zur etwa gegen eine solche Regelung sprechen will.
ehrenamtlichen Mitarbeit und Verantwortung erst Der dritte Punkt unseres Antrages bezieht sich
die Grundlage für die Wiederherstellung demo- auf den § 30. Hier muß ich auf das zurückkommen,
kratischer Einrichtungen ist. was sich bei den Beratungen über das Selbstver-
(Beifall rechts.) waltungsgesetz hier in diesem Hause begeben hat.
Bei der Beratung des Gesetzes zur Wieder-
(Vizepräsident Dr. Schmid übernimmt herstellung der Selbstverwaltung in der Sozial-
den Vorsitz.) versicherung habe ich hier an diesem Platze leider
Zum § 15 haben wir, weil sich auch da meine vergeblich um eine Mehrheit dafür gebeten, daß
Auffassung im Ausschuß nicht durchgesetzt hat den Berlinern endlich das gleiche Recht eingeräumt
— nicht weil die Mehrheit etwa anderer Meinung wird, das alle Versicherten in der Bundesrepublik
war, sondern weil ich meine, daß dort die wirk haben. Wir haben darum gebeten, daß dieses
14098 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Frau Kalinke)
Selbstverwaltungsgesetz mit allen seinen Zusatz- Gruppe die Möglichkeit hat, ihre Vorschläge zu
bestimmungen — ich sage das ausdrücklich, weil machen.
ich weiß, was die Opposition, insbesondere Herr Ich habe mich bei dieser sachlichen Begründung
Schellenberg, dazu zu vermerken hat — nun auch unserer Anträge damit begnügt, nur das Anliegen
für Berlin gilt. Damals hat sich nicht nur die auszusprechen, das uns hier bewegt, unter An-
Opposition, sondern leider auch ein Teil der erkennung all der Bemühungen, die jetzt im Aus-
Koalition dagegen gewehrt. Man hat gar zu leicht schuß noch dazu geführt haben, sozusagen in aller-
- auch meine Freunde aus der Koalition — den letzter Stunde um 25 Uhr dieses Gesetz zu ver-
Versprechungen des Herrn Arbeitsministers ge- abschieden.
glaubt, der in guter Meinung — ich möchte das Ich möchte nicht schließen, ohne auch an den
von ihm annehmen — auf das hereingefallen ist, Bundesrat zu appellieren. Nachdem wir nach vier
was ihm Herr Senator Fleischmann in Berlin so Jahren Kampf den Beschluß des Bundestages erst
oft zugesagt hat, nämlich schnellstens ein Gesetz in der letzten Sitzung verwirklichen können, bin
zur Wiederherstellung der Selbstverwaltung in ich der Meinung, daß der Bundesrat der Deutschen
der Sozialversicherung und eine Wahlordnung für Angestelltenversicherung zum Beginn des fünften
Berlin zu erlassen. Man hat erklärt — ich sagte Jahrzehnts ihres Bestehens kein besseres Geschenk
das heute schon bei einer anderen Gelegenheit —, machen könnte, als daß er dieses Gesetz ohne Ein-
daß man in Berlin nach unseren Bestimmungen wände schnellstens verabschiedet, damit es am
nicht wählen könne, weil dann die Vereinigungen 1. August in Kraft treten kann und damit dann im
von Arbeitnehmern auch in Berlin auftreten wür- August die Selbstverwaltungsorgane mit der ver-
den und weil man in Berlin außer dem DGB und antwortlichen Vertretung der Angestellten be-
der DAG, die dort in einer Aktionsgemeinschaft ginnen können.
gleicher Farbe sind, möglichst niemand anders zu-
lassen wolle. Aus diesem Grunde hat man es ver- (Beifall bei der DP.)
hindert, daß die Angestellten in Berlin mitwählen
können. Vizepräsident Dr. Schmid: Ich rufe § 9 auf.
Wir könnten uns ja darüber freuen, daß wir Hier liegt ein Änderungsantrag — —
so recht behalten haben, aber ich finde es sehr be- (Abg. Richter [Frankfurt]: Entschuldigen
dauerlich. Denn nun ist der Tatbestand eingetre- Sie, Herr Präsident! Zu § 8 ist noch etwas
ten, daß die Angestellten in Berlin ihre Organe zu sagen!)
nicht in Urwahlen wählen können, sondern daß -- Wollen Sie zu § 8 noch das Wort?
die neugebildete Vertreterversammlung die Ber-
liner Vertreter — und zwar soll das prozentual (Abg. Richter [Frankfurt]: Ja, wenn ich
ausgerechnet sein — nach der Zahl der in Berlin dazu um das Wort bitten darf!)
Versicherten hinzuwählt, damit Berlin überhaupt — Bitte, Herr Abgeordneter Richter.
vertreten ist. Das ist bedauerlich, weil die Wahl
in Berlin eindeutig gezeigt hätte — und das wäre Richter (Frankfurt) (SPD): Herr Präsident! Meine
auch für die Berliner Gewerkschaftssituation die Damen und Herren! Die SPD-Fraktion hat sich bei
Klärung gewesen —, was denn die Angestellten in allen Gesetzen, die der Bundestag verabschiedet
Berlin meinen. Nach dem, was an Fragebogen- hat, ganz gleich, ob es sich um sozialpolitische,
aktion in Berlin vor sich gegangen ist, hätte es wirtschaftspolitische oder finanzpolitische Gesetze
eigentlich das Anliegen der Berliner Gewerkschaft gehandelt hat, in positivem Sinne ausgesprochen,
sein müssen, sich diesen Vertrauensbeweis der An- wenn es darum ging, die Gleichberechtigung von
gestellten zurückzuerobern, indem sie ihr Bekennt- Frau und Mann herzustellen. Wir haben dies auch
nis für die Angestelltenversicherung jetzt nicht an- hei der Durchführung des Art. 3 des Grundgesetzes
läßlich der bevorstehenden Wahlen — denn einige bewiesen. Daher erübrigt es sich eigentlich, Nähe-
Millionen Angestellte sind immerhin eine bedeut- res dazu zu sagen. Wir halten jedoch den Vorschlag
same Wählergruppe —, sondern schon damals ein- in Ziffer 1 des Antrags der DP entsprechend un-
deutig abgelegt hätten. serer positiven Grundeinstellung für die Gleich-
Wir glauben, daß unser Antrag, an die Steile der berechtigung von Frau und Mann für mehr als
drei Vertreter vier zu setzen, nur eine praktische überflüssig und sind der Auffassung, daß er nicht
Bedeutung hat. Vier Gewerkschaften haben Listen in das Gesetz aufgenommen zu werden braucht.
eingereicht, und vier Gruppen sind nun zum Vor- Wir vertreten trotzdem die Ansicht, daß Frauen so-
schlagsrecht nach den Bestimmungen des § 30 in wohl in den Organen der Selbstverwaltung als
der Lage. Nach den Bestimmungen des Selbstver- auch in der Verwaltung und somit der Geschäfts-
waltungsgesetzes und der Wahlordnung werden führung sehr wohl tätig sein sollten, ja tätig sein
in den Vertreterversammlungen die vier Grup- müssen — das um so mehr, als sich ja gerade bei
pen, nämlich der Deutsche Gewerkschaftsbund, die der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte ein
DAG, der Deutsche Handlungsgehilfenverband und wesentlicher Teil der Versicherten bei den Ange-
der Verband der weiblichen Angestellten, ihre Vor- stellten aller Art aus weiblichen Beschäftigten zu-
schläge machen können. Da der Deutsche Hand- sammensetzt.
lungsgehilfenverband und der Verband der weib- Nun hat Frau Kalinke als Beweismittel für die
lichen Angestellten Listenverbindungen haben, wer- Notwendigkeit ihres Antrags auf eine ähnliche Be-
den diese sich verständigen. Daß sich der Deutsche stimmung in dem Gesetz zur Errichtung der Bun-
Gewerkschaftsbund und die DAG verständigen desanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeits-
werden, wäre politisch wohl möglich. Wenn man losenversicherung hingewiesen. Da hat sie, glaube
aber bedenkt, daß der Deutsche Gewerkschafts- ich, etwas mehr getan als sich nur geirrt, wenn sie
bund bei dem Stimmenergebnis in der Minderheit glaubt, daß der Erfolg, der darin besteht, daß eine
ist, so muß ich hier wie im Ausschuß aus dem weitere Frau vom Bundesarbeitsminister in den
echten demokratischen Anliegen, die Minderheit Vorstand der Bundesanstalt berufen wurde, nur
zu verteidigen, sogar den DGB verteidigen. Ich auf die Bestimmung des Gesetzes zurückzuführen
bin deshalb der Auffassung, daß an die Stelle der sei, wonach den Organen auch Frauen angehören
drei Vertreter vier treten sollten, damit jede sollen. Das ist ein alter Rechtsgrundsatz, der so-
Deutscher Bundestag 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14099
(Richter [Frankfurt])
wohl in den Verwaltungsausschüssen der Arbeits- rechtigte Rolle gespielt hat, dann nicht etwa, weil
ämter wie der Landesarbeitsämter als auch im Ver- man sie errichten wollte, sondern weil man ein
waltungsrat der Bundesanstalt verwirklicht wurde, Recht, das in der Reichsversicherungsordnung ver-
da dies alles Organe mit 10, 20, 30, ja an die 40 ankert ist, auch in Berlin wiederherstellen wollte,
Personen aus allen Gruppen der Arbeitnehmer wenn schon gleiches Recht hier und in Berlin gelten
und Arbeitgeber und auch der Regierung sind. Aber soll. Das Verlangen besteht auch heute noch, und
die Berufung des in Betracht kommenden weib- es wird der Zeitpunkt kommen, wo Sie sich auch in
lichen Vorstandsmitglieds der Bundesanstalt an Berlin dieser Anpassung an das Bundesrecht nicht
Stelle des ursprünglich von der DAG vorgeschla- mehr werden entziehen können.
genen Mannes ist nicht wegen dieser Bestimmung Zu den Änderungsanträgen der Deutschen Par-
erfolgt, tei möchte ich sagen: Was den § 8 — Ziffer 1 des An-
(Abg. Frau Kalinke: Weshalb denn sonst?) trages — angeht, bin ich persönlich der Meinung,
sondern aus rein parteipolitischen Erwägungen der daß man ihm sehr wohl in der Gesetzgebung Rech-
Bundesregierung. nung tragen könnte, allein schon, um damit zu-
(Abg. Dr. Schellenberg: Sehr richtig!) dokumentieren, daß das Anliegen, das hier vor-
getragen ist, auch dort seinen Niederschlag findet.
Das will ich in aller Deutlichkeit und unmißver-
ständlich hier zum Ausdruck bringen. Ich nenne Was die Ziffer 2, § 15, angeht, so werden wir
nicht den Namen der Betreffenden und nicht die diesem Änderungsantrag zustimmen.
Funktion, die sie ausübt, weil das nicht üblich ist; Was die Ziffer 3 angeht, so bedaure ich aller-
sonst wäre es für Sie alle auch bewiesen. dings, eine Zusage für meine Fraktion nicht machen
Aus all diesen Erwägungen heraus ist der zu können. Wir waren auch im Ausschuß der Mei-
Antrag unter Ziffer i nicht erforderlich. nung, daß bei einem Verhältnis von 3,6 Millionen
Angestellten insgesamt zu 600 000 in Berlin — das
Vizepräsident Dr. Schmid: Weitere Wortmeldun- ist ein Sechstel der Gesamtzahl — die Festlegung
gen zu § 8? — Das Wort hat der Abgeordnete eines Sechstels die richtige Lösung ist, so daß man,
Schellenberg. wenn man eine völlig korrekte und objektive Fest-
legung treffen will, von diesem Verhältnis nicht
Dr. Schellenberg (SPD): Herr Präsident! Meine abgehen sollte.
Damen und Herren! Nur eine Bemerkung zu dem,
was Kollegin Kalinke über die Frage der Selbst- Vizepräsident Dr. Schmid: Weitere Wortmeldun-
verwaltung in Berlin gesagt hat. Meine Fraktion gen zu § 8? — Herr Abgeordneter Schellenberg.
hat sich damals gegen diese Vorschriften gewandt,
weil mit der Selbstverwaltung Dinge verknüpft Dr. Schellenberg (SPD): Herr Präsident! Meine
werden sollten und verknüpft wurden, die mit der Damen und Herren! Herr Kollege Horn hat in Zu-
Wiederherstellung der Selbstverwaltung überhaupt sammenhang mit der Berliner Sozialversicherung
nichts zu tun haben. von politischem Mut gesprochen. Herr Kollege
(Abg. Frau Döhring: Sehr richtig!) Horn, ich nehme an, daß das nur ein falscher
Es ging damals um die Frage der Errichtung von Zungenschlag war. Sprechen Sie im Zusammenhang
Sonderkassen in Berlin, und, Frau Kollegin Ka- mit Berlin nicht von politischem Mut, sondern
linke, mit Ihrem Antrag bezweckten Sie im Zu- überlassen Sie das den Berlinern!
sammenhang mit der Wiederherstellung der Selbst- (Beifall bei der SPD. — Abg. Horn: Das
verwaltung in Berlin Sonderkassen auf dem Ge- wäre aber damals richtig gewesen! Das
biete der Sozialversicherung einzuführen. Die war kein falscher Zungenschlag! — Abg.
Mehrheit des Hauses hat damals aus diesen Frau Schroeder [Berlin]: Wir haben den
Gründen Ihren Antrag abgelehnt. Mut in Berlin bewiesen!)
Vizepräsident Dr. Schmid: Das Wort hat der Vizepräsident Dr. Schmid: Keine weiteren Wort-
Abgeordnete Horn. meldungen zu § 8; dann schließe ich die Beratung
zu § 8 ab.
Horn (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Gegen diese letzten Ausführungen des Ich rufe auf § 9. Dazu ein Antrag Umdruck
Herrn Kollegen Schellenberg muß ich mich wenden. Nr. 1058 Ziffer 2. Wird er begründet? — Herr Ab-
Damals haben interfraktionelle Überlegungen geordneter Schellenberg!
schließlich dazu geführt, daß man der Situation, Dr. Schellenberg (SPD): Herr Präsident! Meine
wie sie in Berlin war, Rechnung trug. Aber, meine Damen und Herren! Ich darf im Interesse der Ver-
Damen und Herren, ich habe schon im Ausschuß einfachung die Änderungsanträge zu § 9, § 10 und
gesagt: es wäre bei etwas mehr politischem Mut § 11 zusammen kurz begründen. Es handelt sich
sehr wohl auch möglich gewesen, zum damaligen dabei unter anderem darum, wer die Verantwor-
Zeitpunkt dem durchaus berechtigten Verlangen, tung für die Bediensteten tragen soll. Nach Auf-
auch auf dem Gebiete der Krankenversicherung fassung meiner Fraktion muß die oberste Dienst-
das Recht in Berlin wieder an das Bundesrecht an- behörde ausschließlich das Organ der Selbstverwal-
zugleichen, Rechnung zu tragen. Aber es ist eben tung, nämlich der Vorstand sein. Deshalb haben
damals nicht geschehen. wir beantragt, in § 10 die Worte „soweit nicht die
(Abg. Frau Schroeder [Berlin] : Was heißt Zuständigkeit des Bundesministers für Arbeit be-
denn „politischer Mut"? Das können Sie gründet ist" zu streichen. Wir sind der Auffassung,
doch gar nicht beurteilen!) daß allein der Vorstand für die Bediensteten zu-
Es ist nicht geschehen, weil eben Fakten vorlagen, ständig sein muß. Im übrigen entsprechen unsere
die im Moment nicht zu ändern waren. Aber hier Anträge zu § 9 und § 11 dem Gesetz über die Er-
lediglich zu sagen: „Weil man Sonderkassen er- richtung der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung.
richten wollte, deshalb —", — nein, Herr Kollege Wir sind der Meinung, daß hier in § 9 entsprechend
Schellenberg, wenn dieser Gesichtspunkt eine be § 24 des Errichtungsgesetzes und in § 11 ent-
14100 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Dr. Schellenberg)
sprechend § 28 des Errichtungsgesetzes die aus- Es geht hier um das Haushaltsrecht der Bundes-
schließliche Zuständigkeit des Vorstandes begründet versicherungsanstalt. Das Haushaltsrecht ist eines
werden muß. der wichtigsten Rechte der Selbstverwaltung.
Meine Fraktion ist der Ansicht, daß nicht der Erlaß
Vizepräsident Dr. Schmid: Weitere Wortmeldun- eines Zwangetats vorgesehen werden darf. § 13 soll
gen? — Herr Abgeordneter Horn. so lauten, daß Beanstandungen der Aufsichts-
behörde in bezug auf den Haushalt nur dann erge-
Horn (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und hen können, wenn der Haushaltsplan gegen Gesetz
Herren! Ein Wort zu § 9 bzw. § 11 des Änderungs- und Satzung verstößt. Im übrigen ist im § 25 der
antrags. Wir stehen in dieser Frage zur Regierungs- Reichsversicherungsordnung festgelegt, daß die
vorlage und sind der Meinung, daß es notwendig Versicherungsträger ihre Mittel nur für gesetzlich
ist, wie früher so auch für die Zukunft zu sagen, vorgeschriebene und zugelassene Zwecke verwen-
daß hier für bestimmte Hoheitsaufgaben Beamte den dürfen. Dadurch ist eine ausreichende Siche-
notwendig sind. Wir können uns nicht damit ein- rung gegeben. Jede Erweiterung des Beanstan-
verstanden erklären, daß ausschließlich Angestellte dungsrechts der Aufsichtsbehörde führt zu einer
mit privatrechtlichem Dienstvertrag dort tätig sein Erweiterung der Staatsaufsicht in Richtung auch
sollen. Ich bin dabei im übrigen auch der Ansicht auf eine Entscheidung über Fragen der Zweck-
— ich lasse mich gern belehren —, daß Ihr Ände- mäßigkeit. Gerade nach den Erfahrungen, die mit
rungsantrag zu § 11 Satz 2 zu § 9 im Widerspruch einer solchen Erweiterung der Aufsichtsbefugnisse
steht; denn in § 11 sagen Sie: „Die übrigen Beam- gemacht wurden, sind wir der Auffassung, daß die
ten werden vom Vorstand ernannt." Nach § 9 Abs. 1 Aufsichtsbehörde beim Haushaltsrecht nur dann
wollen Sie aber gar keine Beamten. tätig werden soll, wenn der Haushalt gegen Gesetz
(Abg. Richter [Frankfurt]: Absatz 2!) und Satzung verstößt.
Sie wollen doch, daß dort nur Privatdienstverträge
Geltung haben sollen. Vizepräsident Dr. Schmid: Weitere Wortmeldun-
gen zu § 13 liegen nicht vor. Dann schließe ich die
(Abg. Richter [Frankfurt]: Absatz 2!) Beratung darüber ab.
— Abs. 2 steht dann nach meinem Dafürhalten auch
im Widerspruch zu Ihrem Änderungsantrag. Wenn Ich rufe auf: §§ 14, — 15, — ist schon begründet!
Sie Abs. 2 bestehenlassen wollen, können Sie in — 16. Zu § 16 ist noch der Antrag der SPD Um-
Abs. 1 des § 9 nicht davon sprechen, daß ausschließ- druck Nr. 1038 Ziffer 5 zu begründen. Bitte, Herr
lich privatrechtliche Dienstverträge und keine Be- Abgeordneter Schellenberg.
amtenverhältnisse bestehen sollen. Dr. Schellenberg (SPD): Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Es handelt sich um die Befug-
Vizepräsident Dr. Schmid: Herr Abgeordneter nisse des Vorstands gegenüber den zu übernehmen-
Schellenberg! den Bediensteten. Wir stehen auf dem Standpunkt,
daß sich die Fassung des § 37 des Gesetzes über die
Dr. Schellenberg (SPD): Herr Präsident! Meine Errichtung der Bundesanstalt für Arbeitsvermitt-
Damen und Herren! Ich glaube, Herr Kollege Horn lung und Arbeitslosenversicherung
ist hier einem Irrtum unterlegen. Wir wollen ledig-
lich eine Fassung, die dem § 24 des Errichtungs- (Abg. Frau Kalinke: O nein!)
gesetzes über die Bundesanstalt für Arbeitsvermitt- voll bewährt hat, und sind deshalb der Auffassung,
lung und Arbeitslosenversicherung entspricht. daß die Regierungsvorlage in dieser Hinsicht wie-
derherzustellen ist.
(Abg. Richter [Frankfurt]: Sehr richtig!)
(Abg. Frau Kalinke: Die Bundesanstalt
Es heißt dort: „Die Geschäfte der Bundesanstalt war doch nicht in Berlin und wurde nicht
werden durch Arbeitskräfte, die durch privatrecht- zerschlagen! Das ist doch etwas ganz
lichen Dienstvertrag angestellt sind, wahrgenom- anderes!)
men." Und weiter im Absatz 2: „Stellen für Beamte
sollen nur in dem Umfange vorgesehen werden, als Vizepräsident Dr. Schmid: Wortmeldungen zu
sie zur Erfüllung hoheitsrechtlicher Aufgaben erfor- § 16 liegen nicht vor.
derlich sind." An diesem Grundsatz halten wir fest. §§ 17, — 18, — 19 — die Änderungsanträge sind
Wir sind der Meinung, daß die Fassung des § 24 des schon begründet —, 20, — 21, — 22, — 23, — 24, —
Errichtungsgesetzes — Herr Kollege Horn, das kön- 25, — 26, — 27. — Nun soll seitens der SPD ein
nen Sie wohl nicht bestreiten—keinen Widerspruch Antrag eingebracht werden — Umdruck Nr. 1038
enthält. Deshalb beantragen wir, daß das gleiche Ziffer 6 —, zwischen dem zweiten und dem dritten
Recht für die Bediensteten sowohl für die Bundes- Abschnitt einen weiteren Abschnitt mit der Be-
anstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosen- zeichnung „Leistungen" einzufügen. Herr Abgeord-
versicherung, als auch für die Bundesversicherungs- neter Schellenberg, wollen Sie ihn begründen? —
anstalt für Angestellte gelten soll. Ich gebe Ihnen , das Wort dazu.
Vizepräsident Dr. Schmid: Weitere Wortmeldun- Dr. Schellenberg (SPD): Herr Präsident! Meine
gen? — Keine! Dann schließe ich die Besprechung Damen und Herren! Meine Fraktion ist der Ansicht,
zu den §§ 9, 10, 11 und 12. daß dieses Gesetz nicht nur organisatorische Fra-
Zu § 13 ist ein Antrag der SPD zu begründen, gen zum Gegensand haben, sondern sich auch mit
Umdruck Nr. 1038 Ziffern 3 und 4. Das Wort hat den wichtigsten Leistungsfragen für die Angestell-
der Abgeordnete Schellenberg. ten beschäftigen sollte. Bei dem Antrag auf Ein-
fügung eines § 27 a und eines § 27 b handelt es sich
Dr. Schellenberg (SPD): Herr Präsident! Meine um eine Angelegenheit, mit der sich der Bundestag
Damen und Herren! Ich darf zuerst einen Druck- bereits wiederholt beschäftigt hat. Es geht dabei
fehler berichtigen. Es darf nicht heißen: „§ 13 Abs. 4 um die Schaffung eines bundeseinheitlichen Lei-
ist zu streichen", sondern es muß lauten: „§ 13 Abs. 4 stungsrechts für alle Angestellten. Der Bundestag
letzter Satz ist zu streichen". hat in dei Sitzung vom 26. November 1952 einstim-
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14101
(Dr. Schellenberg)
mig den Beschluß gefaßt, die Bundesregierung zu ein Errichtungsgesetz ist kein Leistungsgesetz.
ersuchen, baldigst einen Gesetzentwurf über die Diese Dinge sollte man doch auseinanderhalten.
Schaffung bundeseinheitlichen Leistungsrechts vor- (Zurufe von der SPD: O nein! — Weitere
zulegen. Hierdurch sollen insbesondere die Unter- Zurufe links.)
schiede im Leistungsrecht zwischen der amerikani-
schen und französischen Zone einerseits und der Im übrigen müssen Sie doch bedenken, daß erst
britischen Zone andererseits beseitigt werden. Es vor ganz kurzer Zeit die Wahlen zur Selbstverwal-
handelt sich dabei um die Leistungsgewährung für tung auch dieses Versicherungsträgers vorgenom-
über 60jährige Angestellte, die länger als ein Jahr men worden sind. Wenn man eine derartige neue
Leistungsordnung herbeiführen will, muß man
arbeitslos sind. Die Länder der britischen Zone
haben mit besonderem Nachdruck darauf hinge- doch, nachdem die Selbsverwaltung vorhanden ist,
wiesen, daß die Wiedereinführung des § 397 AVG dieser das Recht geben, dazu Stellung zu nehmen.
ein dringendes Gebot der sozialen Gerechtigkeit im (Abg. Dr. Schellenberg: Darüber ist sich
Interesse der älteren Angestellten der britischen die Selbstverwaltung einig, Herr Bundes-
Besatzungszone ist. arbeitsminister!)
Wir beantragen deshalb, in das Gesetz einen — Sie werden vielleicht mit einer großen Verwun-
dritten Abschnitt „Leistungen" einzufügen und derung hören, was ich Ihnen zu sagen habe, Herr
durch § 27 a und § 27 b festzulegen, daß der § 397 Professor Schellenberg. Diese Anträge haben Sie
AVG auch in der britischen Zone wieder Anwen- 14 Tage vor der Wahl für die Selbstverwaltung
dung findet. herausgebracht in der Meinung, daß Sie damit ge-
(Beifall bei der SPD.) wissen Organisationen, die Ihnen sehr nahestehen,
einen großen Dienst täten. Wenn Sie sich das Ergeb-
Vizepräsident Dr. Schmid: Das Wort hat der nis der Wahlen ansehen, finden Sie, daß diese Leute
Abgeordnete Horn. erst einmal genau die Situation in ihrer Versiche-
rungsanstalt kennenlernen wollen, ehe sie Ver-
pflichtungen übernehmen, von denen sie nicht wis-
Horn (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und
sen, ob sie sie nachher auch erfüllen können.
Herren! Ein Teil dieses Antrags auf Einfügung des
dritten Abschnitts ist auch im Sozialpolitischen Vizepräsident Dr. Schmid: Das Wort hat Frau
Ausschuß schon Gegenstand der Erörterung gewe- Abgeordnete Kalinke.
sen. Auch dort haben die Vertreter der Sozial-
demokratie versucht, diesen Abschnitt in die Ge- Frau Kalinke (DP): Herr Präsident! Meine Herren
setzesvorlage einzufügen. Ich versage es mir, auf und Damen! Leider steht der Wahlkampf vor der
den sachlichen Inhalt dieses Antrages einzugehen. Tür. Damit den deutschen Angestellten nicht ge-
(Abg. Dr. Schellenberg: Warum, Herr Ho rn ?) sagt wird, die SPD so wird es nämlich sein .—
wolle jedem mit 60 Jahren eine Rente geben, die
— Sie wissen es ja ganz genau! Ich beschränke mich Grundbeträge und die Steigerungsbeträge erhöhen,
auf die kurze Feststellung: Hier handelt es sich nur alle Fehler des Anpassungsgesetzes beseitigen, und
um das Errichtungsgesetz für die Bundesversiche- nur die bösen Regierungsparteien hätten das nicht
rungsanstalt für Angestellte. In diesem Gesetz ist gewollt, sie hätten es abgelehnt, möchte ich Herrn
nicht der Platz, Anträge zu verwirklichen, die man Schellenberg folgendes in Erinnerung rufen.
schon auf anderem Wege zu verwirklichen versucht Wenn Herr Schellenberg nicht am 26. September
hat, die aber eben hier nicht hineingehören. Wenn 1945 — ich möchte ihn an seine Begleitung nicht
auch in den §§ 27 a und 27 b Dinge angesprochen erinnern — in der Angestelltenversicherung in
sind, über die sich der Bundestag schon mehrfach Berlin erschienen wäre und wenn unsere Ange-
unterhalten hat und über die man sich im Grunde stelltenversicherung als Reichsanstalt, wie es alle
genommen einig war und einig ist, daß die Wieder- Angestellten wünschten, erhalten geblieben wäre,
herstellung gleichen Rechts in der Bundesrepublik
hätten wir wahrscheinlich schon sehr lange über
ein unerläßliches Erfordernis ist, so sind wir doch die Leistungsneugestaltung in Ruhe und ohne
der Meinung, daß der gesamte hier angesprochene
Wahlkampffieber verhandeln können.
Komplex — das müssen wir halt leider immer wie-
derholen, sooft solche Anträge kommen — eben zu Leider ist uns das in diesem Hause von der
der Materie gehört, die dem neuen Bundestag nach Opposition verwehrt worden. Sie hatte aber an-
gründlicher Prüfung und Vorbereitung zu irgend- dere Möglichkeiten: Als die Fraktion der Deut-
einem, hoffentlich sehr nahen Zeitpunkt in einer schen Partei, nicht jetzt vor den Wahlen, auch nicht
Gesamtvorlage zur Neuordnung der sozialen Ren- vor den Sozialwahlen, sondern schon in den Jahren
tenversicherung unterbreitet werden wird. Zur Zeit 1950 und 1951, einen Antrag nach dem andern
sind wir jedenfalls — auch aus finanziellen Grün- stellte — ich erinnere nur an unsere Anträge auf
den —, was die §§ 27 c und folgende angeht, nicht Überprüfung des Sozialversicherungs-Anpassungs-
ohne weiteres in der Lage, diesen Forderungen bei gesetzes und Beseitigung der den Angestellten zu-
dieser zweiten und dritten Lesung Rechnung zu gefügten nivellierenden Tendenzen in diesem Ge-
tragen, weil man die Auswirkungen finanzieller Art setz, und ich erinnere an unsern Antrag auf
dabei sehr gewissenhaft in Rechnung zu stellen hat. Schaffung einheitlichen Rechts in der Angestellten-
Wir beantragen also, diesem Antrag der SPD versicherung mit der ganz besonderen Betonung,
nicht stattzugeben und die Einfügung eines dritten § 397 AVG und folgende einheitlich anzuwenden —,
Abschnitts in dieses Errichtungsgesetz abzulehnen. haben die Sprecher der Sozialdemokratischen Partei
gesagt, sie seien zwar auch dafür, aber nicht nur
Vizepräsident Dr. Schmid: Das Wort hat der für einheitliches Recht in der Angestelltenversiche-
Herr Bundesarbeitsminister. rung, sondern wenn, dann für Reform und ein-
heitliches Recht auch in der Invalidenversicherung.
Storch, Bundesminister für Arbeit: Herr Präsi- Wir haben leider — das muß ich sagen — bis zur
dent! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Stunde diesen Gesetzentwurf vom Arbeitsministe-
Wesentliche zu diesem Punkt hat soeben der Abge- rium nicht bekommen. Ich bedaure das außeror-
ordnete Horn ganz klar zum Ausdruck gebracht: dentlich.
14102 Deutscher Bundestag - 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Frau Kalinke)
Es ist ein ganz großes Anliegen meiner poli- Nun sagt der Minister S t o r c h , es seien erst
tischen Freunde, daß dieser unser Antrag so schnell die Organe der Selbstverwaltung zu hören, und
wie möglich verwirklicht wird. So gern ich mit dem diese Organe müßten zu den Leistungen Stellung
Kollegen Horn und mit meinen Freunden von der nehmen. Ich weiß nicht, auf Grund welcher Be-
CDU übereinstimmen möchte —, hier, glaube ich, stimmung des Grundgesetzes oder eines sonstigen
können wir nicht bis zu der Reform warten, Herr Gesetzes der Herr Minister Storch zu dieser Idee
Kollege Horn. Wir möchten vielmehr, daß der gekommen ist. Ich habe auch bis heute noch nicht
Gesetzentwurf zur Schaffung eines einheitlichen erlebt, daß dieser gleiche Bundesarbeitsminister
Rechtes, der, wie ich weiß, im Arbeitsministerium Storch beispielsweise die Organe der Selbstverwal-
als Referentenentwurf schon lange weitgehend vor- tung der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und
bereitet ist, schnellstens im neuen Parlament aus Arbeitslosenversicherung oder die Organe der Lan-
der Schublade kommt, damit das einheitliche Recht desversicherungsanstalten über die Zwangsanleihen
die Grundlage für die Reform sein kann. gehört hätte, die in Höhe von insgesamt über
Was aber die Gewährung der zusätzlichen Lei- 700 Millionen DM auf Grund des mit Ihren Stim-
stungen angeht, Herr Kollege Schellenberg, so men in den letzten Tagen gefaßten Beschlusses von
möchte ich nur wiederholen, was ein verantwor- den Versicherungsträgern erhoben werden. Man
tungsbewußter Beamter, der noch aus der Zeit des soll nicht mit solchen Argumenten kommen, die
preußischen Beamtentums stammt und auch noch stechen doch nicht. Für Sie geht es lediglich dar-
das hat, was man Haltung nennt, dazu gesagt hat. um, eine gute Ausrede zu finden, wie Sie den An-
Er sagte nach einer solchen Aussprache, es sei un- trag der SPD beerdigen können, so wie Sie es mit
verantwortlich und geradezu unglaublich, daß man der Kinderbeihilfe gemacht haben. Der Antrag der
in einer halben Stunde im Ausschuß Anträge be- SPD trägt die Drucksachennummer 4271 und das
raten und beschließen wolle — denn so war der Datum 15. April 1953. Dieser Antrag der SPD
Zeitdruck: in einer halben Stunde sollte die Aus- wurde wiederholt auf die Tagesordnung des Sozial-
schußsitzung beendet sein und das Plenum be- politischen Ausschusses des Bundestages gesetzt,
ginnen —, Anträge von einer solchen Auswirkung wurde aber von Ihnen durch Umstellung der Tages-
und von einem solchen Ausmaß, Anträge, die ja ordnung und durch Ausdehnung der Diskussion zu
nicht nur die jetzigen Empfänger von Renten, son- anderen Punkten und derartiges mehr nicht be-
dern auch die Generation der Beitragszahler von raten. Wir müssen deshalb darauf bestehen, daß
heute und von morgen berühren. Die Annahme der heute die Klärung geschaffen wird, insbesondere da
Anträge, die Sie in dem Geist, der Sie beseelt, fort- der Bund nicht mit Mehrausgaben belastet wird,
gesetzt in diesem Hause gestellt haben, würde da- sondern die dadurch entstehenden Mehrleistungen
hin führen, daß wir keine Selbstverwaltung und von der Angestelltenversicherung durch die Bei-
keine Versicherungsanstalt für Angestellte mehr träge der Angestellten aufgebracht werden können.
hätten, sondern nur noch eine Staatsbürgerversor-
gung, in der alle Steuerzahler immer die Defizite Vizepräsident Dr. Schmid: Das Wort hat der
trügen. Herr Bundesarbeitsminister.
Vizepräsident Dr. Schmid: Das Wort hat der Storch, Bundesminister für Arbeit: Herr Präsi-
Abgeordnete Richter. dent! Meine Damen und Herren! Ich möchte Herrn
Kollegen Richter doch noch einmal darauf auf-
Richter (Frankfurt) (SPD): Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Der Herr Abgeordnete Horn merksam machen, daß wir sehr ernst bestrebt sind,
und der Herr Bundesarbeitsminister Storch haben bei allen Neuerungen in der Sozialversicherung die
darauf hingewiesen, daß es sich bei diesem Gesetz Selbstverwaltungseinrichtungen mit heranzuziehen.
um ein Errichtungsgesetz und nicht um ein Lei- Sie wissen, daß wir die Novelle zum AVAVG der
stungsgesetz handele. Das ist grundsätzlich richtig. Bundesanstalt bzw. ihren Selbstverwaltungsorga-
Der Gesetzentwurf, den die Bundesregierung ein- nen übermittelt haben. Es hat mir sehr leid getan,
gebracht hat, betrifft nur die Errichtung einer Bun- daß man dort dieser Aufgabe offenbar nicht ganz
desversicherungsanstalt für Angestellte. Aber wir die Bedeutung beilegt, die man einer derartigen
sind ja nicht erst seit heute oder seit gestern zu- Befragung eigentlich beilegen müßte. Daß die Ge-
sammen, sondern schon vier Jahre, und in dem Ge- setzgebung letzten Endes durch dieses Hohe Haus
setzentwurf über die Wiederherstellung der zu geschehen hat, darüber braucht kein Streit zu
Selbstverwaltung in der Sozialversicherung, den bestehen. Aber es ist doch immer gut, wenn man
die Bundesregierung vor Jahren eingebracht hat, neue Ordnungen in Verbindung mit den Einrich-
waren keine Bestimmungen über sonstige Gebiete tungen herstellt, die nachher durch die Selbstver-
der Sozialversicherung enthalten. In den damaligen waltung die nötige Ordnung in der Geschäftsfüh-
Ausschußsitzungen haben Sie aber, Herr Kollege rung zu schaffen und die Maßnahmen zur Gesund-
Horn, Frau Kollegin Kalinke und andere den § 14 erhaltung zu treffen haben. Ich wäre also bei der
in die Vorlage hineingebracht. Auch in dem Gesetz ganzen Neuordnung der Sozialversicherung, wenn
über die Rentenerhöhungen von 1951 waren keine die Arbeit mit dem Beirat in meinem Ministerium
Bestimmungen über die Neugestaltung der Berufs- abgeschlossen ist, sehr gern bereit, mit den Selbst-
genossenschaften in Berlin oder über die Landes- verwaltungsorganen der Sozialversicherungsträger
versicherungsanstalt für Invalidenversicherung in darüber zu reden, ehe die Dinge auf die rein partei-
Berlin usw. enthalten. Sie haben es zusätzlich hin- politische Ebene des Parlaments gebracht werden.
eingebracht. Sie haben die Erhöhung der Mittel für
Berlin davon abhängig gemacht, daß die Berufs- Vizepräsident Dr. Schmid: Das Wort hat der
genossenschaften dort ad hoc wiedererrichtet wur- Abgeordnete Schellenberg.
den, und anderes mehr.
Dr. Schellenberg (SPD): Herr Präsident! Meine
(Sehr richtig! bei der SPD.) Damen und Herren! Der Herr Bundesarbeits-
Bitte, Sie haben es uns ja vorgemacht! Warum sind minister hat hier vorgetragen, daß vor Änderun-
Sie nicht konsequent und machen es jetzt auch gen des Leistungsrechts erst die Selbstverwaltung
weiter, wenn es notwendig ist? befragt werden müsse. Herr Bundesarbeitsminister,
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn. Freitag. den 3. Juli 1953 14103
(Dr. Schellenberg)
über § 397 AVG und seine Anwendung in der nahme der Abschöpfungen ein Überschuß von
britischen Zone steht die Meinung aller Beteiligten 324 Millionen DM. Das sind rund 11 % der Bei-
fest. Die Deutsche Angestelltengewerkschaft, die tragseinnahmen. In der Rentenversicherung der
bekanntlich bei den Wahlen zur Selbstverwaltung Angestellten beträgt aber der Überschuß nur
der Angestelltenversicherung die absolute Mehrheit 90 Millionen DM. Das sind rund 6 % der Beitrags-
errungen hat, einnahmen. Die Lage ist also heute so, daß die An-
(Zuruf rechts: Gott sei Dank!) gestelltenversicherung, bezogen auf die Beitrags-
einnahmen, nur etwa halb soviel Überschuß erzielt
hatte unter dem 7. Mai an den Sozialpolitischen wie die Rentenversicherung der Arbeiter. Unge-
Ausschuß dieses Hauses ein Schreiben wegen der achtet dieser Situation soll nun die gegenseitige
Wiedereinführung des § 397 AVG in der britischen Hilfe im Notfalle zwischen der Rentenversicherung
Besatzungszone gerichtet, in dem es wörtlich heißt: der Arbeiter und der Rentenversicherung der An-
Von der Deutschen Angestelltengewerkschaft gestellten beseitigt werden. Deshalb muß nach An-
ist dem Herrn Bundesminister für Arbeit wie sicht meiner Fraktion, wenn die Trennung bei den
derholt, z. B. in Beantwortung seiner Umfrage Finanzen voll durchgeführt werden soll, eine unbe--
vom 7. Dezember 1951, der Wunsch vorgetragen dingte Sicherung dier Leistungsgewährung erfolgen.
worden, die Nichtanwendung des § 397 AVG
in der britischen Besatzungszone zu beseitigen. Die Fassung des § 28 ist in dieser Hinsicht in
keiner Weise ausreichend. Es wird dort — genau
Bisher ist in dieser Hinsicht durch die Regierung so wie in § 5 des Sozialversicherungs-Anpassungs-
nichts geschehen, obwohl sich das Haus wiederholt gesetzes — gesagt: „Das nähere bestimmt ein zu
mit dieser Angelegenheit beschäftigt hat und die erlassendes Gesetz." Seit dem Jahre 1949 ist aber
Deutsche Partei unter dem 22. April 1952 sowie kein Gesetz über die Bundesgarantie erlassen
die Freie Demokratische Partei am 26. März dieses worden. Deshalb ist jetzt bei der Errichtung der
Jahres diesbezügliche Anträge gestellt haben. Die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte die
Schaffung eines bundeseinheitlichen Rechts in der Frage der Garantie nicht zweifelsfrei geregelt. Es
Angestelltenversicherung steht immer noch aus. muß aber eine unbedingte Bundesgarantie in das
Nach Ansicht meiner Fraktion ist es unmöglich, eine Gesetz hinein. Aus diesem Grunde haben wir zu
bundeseinheitliche Anstalt zu errichten, aber Lei § 28 einen Änderungsantrag gestellt. Nach Fest-
stungen unterschiedlich nach Zonen zu gewähren. stellung des Bundesrechnungshofs, also einer objek-
Deshalb muß im Zusammenhang mit diesem Er tiven Instanz, sollen Bundesmittel dann gewährt
richtungsgesetz auch die Frage bundeseinheitlicher werden, wenn die Aufrechterhaltung der gesetz-
Leistungen für alle Angestellten geregelt werden. lichen und freiwilligen Leistungen der deutschen
Vizepräsident Dr. Schmid: Weitere Wortmeldun- Rentenversicherung nicht gewährleistet ist.
gen liegen nicht vor. Dann ist die Beratung über
den Änderungsantrag Umdruck Nr. 1438 Ziffer 6 Vizepräsident Dr. Schmid: Das Wort hat Frau
abgeschlossen. Abgeordnete Kalinke.
Ich rufe § 28 auf. Herr Abgeordneter Schellen- Frau Kalinke (DP): Herr Präsident! Meine Herren
berg, begründen Sie auch den Antrag Umdruck und Damen! Ich möchte hier nur drei Dinge fest-
Nr. 1038 Ziffer 7? steilen. Erstens: Wenn es Herrn Schellenberg mit
seiner Sorge um den Bestand der deutschen Ange-
Dr. Schellenberg (SPD): Herr Präsident! Meine stelltenversicherung, um die Kapitaldeckung und
Damen und Herren! Bei dem § 28 handelt es sich um die Garantie der Leistungen für die Zukunft so
um die Sicherung der Leistungen der Bundesver- außerordentlich ernst wäre, dann hätte er heute
sicherungsanstalt für Angestellte. Hierdurch soll keine solchen Änderungsanträge gestellt, ohne zu
§ 5 Abs. 2 des Sozialversicherungs-Anpassungs- wissen, ob sie auch verwirklicht werden können.
gesetzes geändert werden, und zwar dergestalt, daß Zweitens: Wenn es ihm mit der Stellungnahme des
die bisher bestehende gegenseitige Finanzhilfe der Bundesrechnungshofs wirklich ernst wäre, hätte er
Rentenversicherung der Arbeiter und der Renten- die Versicherungsanstalt Berlin, deren Geschäfts-
versicherung der Angestellten beseitigt werden soll. führer er ist, längst liquidiert und dort auf den Bun-
Meine Fraktion bedauert das gerade im Interesse desrechnungshof gehört. Drittens: Was in dem Para-
der Angestellten. Die Zeiten sind vorbei, in denen graphen des Sozialversicherungs-Anpassungsgeset-
die Angestelltenversicherung der wirtschaftlich zes, den man beseitigen möchte, drinsteht, ist „der
stärkste Träger der deutschen Rentenversicherung Gedanke der Gemeinlast". Damit haben wir einige
war. Heute müssen zur Rentenversicherung der Erfahrungen aus der Vergangenheit; leider haben
Angestellten, bezogen auf die einzelne Rente, hö- sie nur die Fachleute. Wir sind jedenfalls nicht da-
here Staatszuschüsse gewährt werden als zur Ren- für, daß der Gedanke der Gemeinlast verewigt
tenversicherung der Arbeiter. Der Staatszuschuß wird.
zur einzelnen Rente beträgt in der Rentenversiche-
rung der Arbeiter gegenwärtig 26 DM monatlich, (Zurufe von der SPD: Schreien Sie doch
in der Rentenversicherung der Angestellten 32 DM nicht so!)
monatlich. Der Staat muß also heute schon für die
Vizepräsident Dr. Schmid: Keine weiteren Wort-
Angestelltenversicherung verhältnismäßig mehr
meldungen? - Dann schließe ich die Beratung zu
Mittel aufwenden als für die Rentenversicherung § 28 ab. §§ 29 und 30 sind begründet. §§ 30a, 31, —
der Arbeiter. 32, — 33! — Herr Abgeordneter Schellenberg, wün-
Trotz dieser Sachlage ist die finanzielle Stellung schen Sie das Wort zur Begründung des dazu ge-
der Angestelltenversicherung weitaus schwächer als stellten Änderungsantrags?
die der Rentenversicherung der Arbeiter. Aus den (Abg. Dr. Schellenberg: Ergibt sich
Zahlenunterlagen, die der Herr Bundesarbeits- zwangsläufig aus der anderen Vorschrift!)
minister bei Beratung des Gesetzes über die Dek
kung der Rentenzulagen vorgelegt hat, ergibt sich - Sie wollen also nicht besonders begründen;
in der Rentenversicherung der Arbeiter nach Vor- ebenso auch nicht den Änderungsantrag Umdruck
14104 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Vizepräsident Dr. Schmid)
Nr. 1038 Ziffer 9 betreffend die Überschrift, die ich supranationale Behörden (Nrn. 4606, 4222
mit der Einleitung aufrufe. der Drucksachen).
Damit ist die zweite Beratung abgeschlossen. Die Hier ist Berichterstatter der Herr Abgeordnete
Abstimmung können wir erst um 15 Uhr vorneh- Kleindinst. Ich nehme an, daß auch hier auf Entge-
men. Die Frage ist nur, ob wir jetzt nicht die all- gennahme des mündlichen Berichts verzichtet wird.
gemeine Aussprache der dritten Lesung halten Allgemeine Zustimmung? — Dann stellen wir die
sollen. weitere Beratung bis 15 Uhr zurück.
(Zurufe von der SPD: Nein!) Punkt 16 der Tagesordnung:
— Sie möchten sie nicht haben. Dann müssen wir Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
die Behandlung dieses Tagesordnungspunktes jetzt schusses für Arbeit (20. Ausschuß) über den
unterbrechen. Antrag der Fraktion der SPD betreffend Miß-
Wir fahren mit Punkt 13 der gestrigen Tagesord- stände bei Großbaustellen (Nm. 4557, 4037
nung fort: der Drucksachen).
Zweite und dritte Beratung des von den Ab- Hier ist Berichterstatter der Abgeordnete Dr. -
geordneten Seuffert, Scharnberg, Dr. Preus- Kneipp. Legt das Haus Wert auf einen mündlichen
ker und Genossen eingebrachten Entwurfs Bericht?
eines Gesetzes über die Aufhebung der All- (Zurufe: Nein! — Abg. Dr. Kneipp: Ich
gemeinen Anordnung Nr. 3 zum Gesetz Nr. 52 bin sehr schnell fertig!)
der amerikanischen Militärregierung betref- — Dann, Herr Abgeordneter, bitte.
fend die Bank der Deutschen Arbeit A.G. Dr. Kneipp (FDP), Berichterstatter: Der Ausschuß
(Nr. 4425 der Drucksachen);
für Arbeit, dem der sozialdemokratische Antrag zur
Mündlicher Bericht des Ausschusses für Geld Beratung zugewiesen war, hat durch einen Teil sei-
und Kredit (12. Ausschuß) (Nr. 4583 der ner Mitglieder an Ort und Stelle in der Pfalz die
Drucksachen). entsprechenden Feststellungen getroffen, die Sie
(Erste Beratung: 272. Sitzung.) nun in der Drucksache Nr. 4557 finden. Der Aus-
Auch hier werden wir uns nur mit der Bericht schuß hat diese Feststellungen in vollster Harmonie
erstattung befassen können. Berichterstatter ist getroffen, so daß ich Sie bitte, dem Antrag zuzu-
Herr Abgeordneter Seuffert. Ich sehe, er ist nicht da. stimmen.
(Abg. Mellies: Verzichtet!) Vizepräsident Dr. Schmid: Ich danke dem Herrn
Berichterstatter. Wir stellen die Abstimmung bis
- Verzichtet das Haus auf die Entgegennahme 15 Uhr zurück.
eines mündlichen Berichts?
(Zustimmung.) Punkt 17 der Tagesordnung:
— Das Haus verzichtet.*) Dann rufe ich die einzelnen Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Bestimmungen auf: § 1, — § 2, — Einleitung und schusses für gesamtdeutsche Fragen (8. Aus-
Überschrift. — Wortmeldungen liegen nicht vor. schuß) über den Antrag der Fraktion der
Dann ist die zweite Beratung vorbehaltlich der Ab- SPD betr. Verurteilung des Berliner Jour-
stimmung abgeschlossen. Ich kann nicht gut in die nalisten Herbert Kluge in der sowjetischen
Besatzungszone (Nrn. 4584, 4194 der Druck-
dritte Beratung sachen).
eintreten, es sei denn, das Haus verzichtet jetzt, Hier hat mich Herr Dr. Reif gebeten, ihm Ge-
was es durchaus kann, auf eine allgemeine Aus- legenheit zu geben, um 15 Uhr einige wenige Worte
sprache. zu sprechen, oder wollen Sie es jetzt gleich tun?
(Zurufe: Wird verzichtet!) (Abg. Dr. Reif: Ja!)
— Auf eine allgemeine Aussprache wird verzichtet, — Dann erteile ich Ihnen das Wort.
so daß nach 15 Uhr nur noch abgestimmt zu werden
braucht. Dr. Reif (FDP), Berichterstatter: Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Ich möchte der An-
Ich rufe Punkt 14 auf: regung des Herrn Präsidenten folgen und den de-
Beratung des Schriftlichen Berichts des Un- taillierten Bericht des Ausschusses für gesamt-
tersuchungsausschusses (49. Ausschuß) gemäß deutsche Fragen über die Verurteilung des Ber-
Antrag der Fraktion der SPD zur Prüfung liner Journalisten Herbert Kluge zu Protokoll
der unzulänglichen Einstellung von Schwer- geben.*) Ich möchte aber einige Worte zu diesem
beschädigten bei den Bundesdienststellen Bericht sagen, der nicht nur den Fall Kluge, son-
(Nrn. 4609, 3645 der Drucksachen). dern auch eine Reihe anderer Fälle darstellt, die
Hier ist Berichterstatter der Abgeordnete Leon- mit dem Fall Kluge darin übereinstimmen, daß in
hard. Wird auch hier verzichtet? jedem dieser Fälle die Ausübung der journalisti-
schen Tätigkeit und allein diese als Grundlage der
(Abg. Leonhard: Verzichte, liegt schriftlich Anklage und der Verurteilung vorliegt. Es han-
vor!) delt sich in diesen Fällen außerdem um west-
— Herr Abgeordneter Leonhard, Sie beziehen sich deutsche Journalisten. Es handelt sich also um die
auf Ihren Schriftlichen Bericht.**) Auch hier müs- Verletzung eines international seit Jahrzehnten
sen wir die Abstimmung bis 15 Uhr zurückstellen. unter zivilisierten Völkern anerkannten Rechts auf
Punkt 15: journalistische Betätigung.
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- In unserem Bericht haben wir weiterhin an die
schusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß) Fälle erinnert, in denen die Verurteilung bzw. die
über den Antrag der Fraktionen der CDU/ Prozeßführung nur auf Grund von Menschenraub
CSU, FDP, DP betreffend Nachwuchs für möglich war, und wir haben schließlich auf einige
*) Schriftlicher Bericht: Anlage 12 Seite 14179
Fälle hingewiesen, die zu den sogenannten Wald-
**) Siehe Anlage 13 Seite 14180 *) Siehe Anlage 14 Seite 14184
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14105
(Dr. Reif)
heimer Fällen gehören, Fälle, bei denen ebenfalls Wir haben nichts dagegen einzuwenden, wenn
lediglich die Ausübung einer journalistischen Tätig- Kundenzeitschriften allgemein aufklärenden Inhalts
keit zur Grundlage eines Urteils, das in einigen der Kundenwerbung dienstbar gemacht werden.
Fällen auf 20 und mehr Jahre Zuchthaus lautet, Wir möchten aber verhindern, daß das allgemeine
gewählt worden ist. Zugabeverbot durch allzu umfangreiche und allzu
Der Ausschuß legt Wert darauf, dem Hohen reichlich illustrierte Zeitschriften ausgehöhlt wird.
Hause diese Fälle in dem dem Protokoll beige- 13m dem Letztverbraucher die damit verbundenen
gebenen Bericht in nüchterner Sachlichkeit vorzu- unnötigen Reklamekosten zu ersparen, bitten wir
legen. Der Auschuß ist der Überzeugung, daß ge- Sie, den Text des Buchstaben e, wie ich es eingangs
rade in der nüchternen Sachlichkeit, in der diese erwähnen durfte, zu ergänzen.
Fälle dargestellt sind, und in dem Inhalt dessen, Ich darf mir erlauben, Herr Präsident, Ihnen den
was hier in schlichter Sachlichkeit berichtet wird, Änderungsantrag zu überreichen. Ich bitte das
eine erschütternde Anklage gegen diejenigen er- Hohe Haus, unserem Antrag zuzustimmen.
hoben wird, die das Recht mißbrauchen, um die (Beifall bei der SPD.)
Freiheit der Meinungsäußerung und der Bericht-
erstattung zu unterdrücken.
Vizepräsident Dr. Schmid: Er ist schon verviel-
Die Bitte des Ausschusses geht, wie Sie aus der fältigt, Herr Abgeordneter.
Drucksache ersehen wollen, dahin, den Mündlichen
Bericht durch einen formellen Beschluß des Hau- Wortmeldungen hierzu? — Bitte, Herr Abge-
ses zu akzeptieren. ordneter Schatz!
Vizepräsident Dr. Schmid: Ich danke dem Herrn Dr. Schatz (CSU) : Herr Präsident! Meine Damen
Berichterstatter. Wir stellen auch hier die Ab- und Herren! Dieser Änderungsantrag entspricht
stimmung bis 15 Uhr zurück. durchaus den Rechtsgedanken, die wir im Rechts-
ausschuß, im Ausschuß für Fragen der Presse, des
Punkt 18 der Tagesordnung: Rundfunks und des Films sowie im Wirtschafts-
Zweite und dritte Beratung des von den ausschuß erörtert haben. Es wäre deshalb nicht
Fraktionen der CDU/CSU, FDP, DP einge- nötig gewesen, diese Formulierung, wie sie die SPD
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände- jetzt vorschlägt, noch in das Gesetz einzubauen,
rung der Verordnung zum Schutze der Wirt- weil aus der Struktur, aus der Eigenart der Kun-
denzeitschrift ohne weiteres hervorgeht, was jetzt
schaft (Nr. 4312 der Drucksachen).
noch ausdrücklich in das Gesetz hineingebaut wer-
Mündlicher Bericht des Ausschusses für den soll. Wir haben in unseren Ausschüssen die
Rechtswesen und Verfassungsrecht (23. Aus- Gedankengänge des Herrn Kollegen, der diesen
schuß) (Nr. 4486 der Drucksachen). Antrag begründet hat, bereits berücksichtigt. Wir
(Erste Beratung: 265. Sitzung.) glaubten nur, daß es nicht nötig sei, dies im Ge-
Berichterstatterin ist Frau Abgeordnete Nadig. setz besonders zu erwähnen.
(Zurufe von der SPD: Wird verzichtet!) Nachdem wir jetzt aber die Zugabeverordnung
Der Bericht ist schriftlich abgegeben.*) Das Haus in den drei Ausschüssen einstimmig ändern, wird
verzichtet auf mündliche Berichterstattung. auch die Fraktion der CDU/CSU diesem Ände-
rungsantrag zustimmen.
(Abg. Dr. Bleiß: Ein Änderungsantrag!)
Es ist lediglich ein Änderungsantrag gestellt, aber Vizepräsident Dr. Schmid: Weitere Wortmeldun-
dazu muß ich zunächst die einzelnen Bestimmun- gen liegen nicht von.
gen aufrufen. Wir treten ein in die zweite Be- Ich rufe auf Art. 2, — Art. 3, — Einleitung und
ratung. Ich rufe auf Art. 1. Hier ist ein Ände- Überschrift. — Die Abstimmungen müssen wir bis
rungsantrag angekündigt. Ich bitte ihn zu begrün- 15 Uhr aussetzen.
den, Herr Abgeordneter. Ich rufe auf Punkt 19 der Tagesordnung:
Dr. Bleiß (SPD): Herr Präsident! Meine Damen Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
und Herren! Wir bitten Sie, den Wortlaut des Art. 1 schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
Buchstabe e auf Drucksache Nr. 4486 in der Weise schuß) über den Antrag der Fraktion der
zu ändern, daß die Worte „und in ihrem Kosten- FU (BP-Z) betreffend Einfuhr von Pflaster-
aufwand geringwertig sind" angefügt werden. steinen (Nrn. 4610, 4029 der Drucksachen).
Zur Begründung dieses Änderungsantrags möchte Berichterstatter ist hier Herr Abgeordneter
ich kurz folgendes ausführen. Die Sozialdemokra- Spies. Wird auf mündliche Berichterstattung ver-
tische Partei hat sich seit jeher gegen das Zugabe- zichtet?
wesen ausgesprochen. Wir sind der Meinung, daß (Zustimmung. — Abg. Spies: Ich kann
Zugaben dazu mißbraucht werden können, den darauf verzichten und meinen Bericht
Wettbewerb im Warenverkehr in unzulässiger auch schriftlich zu Protokoll geben!)
Weise einzuschränken, zu stören und den Ver-
braucher durch ein geschickt gehandhabtes Zugabe- — Das Haus verzichtet auf Entgegennahme des
wesen zum Ankauf von Waren minderer Qualität mündlichen Berichts. Der Bericht wird schriftlich
zu verleiten. Hinzu kommt, daß den Aufwand für zu Protokoll gegeben.*) Die Abstimmung wird bis
das Zugabewesen in , der Regel der Verbraucher zu 15 Uhr ausgesetzt.
tragen hat. Punkt 20 der gestrigen Tagesordnung:
Was nun für das Zugabewesen in seiner Gesamt- Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
heit gilt, das kann man auch für Zeitschriften schusses für Verkehrswesen (27. Ausschuß)
annehmen, die der Werbung von Kunden dienen. über den Antrag der Abgeordneten Günther
*) Siehe Anlage 15 Seite 14190 *) Siehe Anlage 16 Seite 14191
14106 Deutscher Bundestag - 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Vizepräsident Dr. Schmid)
und Genossen betreffend Straßenpersonen- Wir beginnen mit der ersten Beratung. Ich eröffne
verkehr (Nrn. 4588, 4002 der Drucksachen). die allgemeine Aussprache. Wortmeldungen liegen
Hier ist Berichterstatter Herr Abgeordneter Baur. nicht vor. Dann schließe ich die erste Beratung.
Wird auch hier auf die Entgegennahme des münd- Ich rufe auf zur
lichen Berichts verzichtet? zweiten Beratung.
(Zustimmung.) Ich rufe auf Art. I, - Art. II, - Art. III, - Ein-
- Der Verzicht ist allgemein. Wird das Wort ge- leitung und Überschrift. Wortmeldungen liegen
wünscht? - Das ist nicht der Fall. Die Aussprache nicht vor. Damit ist die zweite Beratung geschlos-
darüber ist geschlossen. Ebenso wie zu Punkt 19 sen. Die Abstimmung bleibt ausgesetzt bis 15 Uhr.
der Tagesordnung bleibt also nur noch die Abstim- Ich rufe auf Punkt 5 der Tagesordnung:
mung vorzunehmen.
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
Punkt 21 der gestrigen Tagesordnung: eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- über eine Bundesbürgschaft für Kredite zur -
schusses für Verkehrswesen (27. Ausschuß) Finanzierung der Lebensmittelbevorratung
über den Antrag der Abgeordneten Günther (Nr. 4447 der Drucksachen);
und Genossen betreffend Paket- und Ex- Mündlicher Bericht des Haushaltsausschus-
preßgutbeförderung (Nrn. 4589, 4003 der ses (10. Ausschuß) (Nr. 4575 [neu] der Druck-
Drucksachen). sachen).
Auch hier ist als Berichterstatter Herr Abgeordne- Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Hoffmann
ter Baur vorgesehen. Verzichtet das Haus auch (Lindlar). Will das Haus auf eine Entgegennahme
hier auf mündliche Berichterstattung? der mündlichen Berichterstattung verzichten? -
(Zustimmung.) (Zurufe links: Wird verzichtet!)
- Wortmeldungen liegen nicht vor. Dann schließe - Allgemein?
ich auch hierzu die Beratung. (Zustimmung.)
Damit ist die gestrige Tagesordnung bis auf die Dann rufe ich zur
noch fälligen Abstimmungen erledigt. Wir kehren zweiten Beratung
zur heutigen Tagesordnung zurück.
auf: Art. 1, - Art. 2, - Art. 3, - Einleitung und
Ich rufe auf Punkt 2 der Tagesordnung. Überschrift. Wortmeldungen liegen nicht vor. Die
(Zuruf: Das ist schon geschehen!) zweite Beratung ist damit abgeschlossen mit Aus-
- Ist Punkt 2 schon erledigt? Ich kann aus der nahme der Abstimmungen, die um 15 Uhr erfolgen
werden.
Vorlage nicht ersehen, ob dieser Punkt betreffend
die Petitionen schon erledigt ist. Punkt 6 der Tagesordnung entfällt.
(Abg. Mellies: Nein! Das soll um 15 Uhr Punkt 7 der Tagesordnung:
nach den Abstimmungen geschehen!) Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
- eines Zweiten Gesetzes zur Änderung und
Also auch erst um 15 Uhr.
Ergänzung des Wertpapierbereinigungsge-
Dann rufe ich auf Punkt 3 der Tagesordnung: setzes (Nr. 4304 der Drucksachen);
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs Mündlicher Bericht des Ausschusses für Geld
eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes und Kredit (12. Ausschuß) (Nr. 4564 der
über die Landwirtschaftliche Rentenbank Drucksachen).
(Nr. 4202 der Drucksachen); (Erste Beratung: 265. Sitzung.)
Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Er Hier ist Berichterstatter Herr Abgeordneter
nährung, Landwirtschaft und Forsten Seuffert. Wird auch hier auf mündliche Bericht-
(19. Ausschuß) (Nr. 4498 der Drucksachen). erstattung verzichtet? -
(Erste Beratung: 260. Sitzung.) (Zurufe: Wird verzichtet!)
Der Ältestenrat schlägt Ihnen vor, auf die Entge- - Der Verzicht ist allgemein. Der Schriftliche Be-
gennahme des mündlichen Berichts*) und auf eine richt liegt vor; er wird im Protokoll enthalten
Aussprache zu verzichten. Ist das Haus einver- sein.*)
standen?
(Zustimmung.) Wir treten in die Einzelberatung zweiter Lesung
ein. Ich rufe auf die §§ 1, - 2, - 3, - 4, - 4 a,
Ich rufe auf Art. I, - Art. II, - Art. III, - - 5, - 6, - 7, - 8, - 9, - 10, - 11, - 12, -
Art. III a, - Art. IV, - Einleitung und Über- 13, - 14, - 15, - 16, - 17, - 18, - 19, - 20,
schrift. Wortmeldungen zu diesen aufgerufenen Be- - 21, - 22, - 23, - 24, - 25, - 26, - 27, -
stimmungen liegen nicht vor. Die Einzelberatung 28, - 29, - 30, - 31, - 32, - 33, - 34, - 35,
ist damit abgeschlossen. Die Abstimmung wird bis - 36, - 37, - 38, - 39, - 40, - 41, - 42, - 43, -
15 Uhr ausgesetzt. 44, - 45, - 46 entfällt, - 47, - 48, - 49, - 50,
Ich rufe auf Punkt 4 der Tagesordnung: - 51, - 52, - 53, - 54, - 54 a, - 55, - 56, -
56a,-57,-58,-59,-60,-61,-62,-63,
Erste, zweite und dritte Beratung des Ent- - 64, - 65, - 66, - 67, - 68, - 69, - 70, -
wurfs eines Gesetzes über den Beitritt der 71, - 72, - Einleitung und Überschrift. Wird das
Bundesrepublik Deutschland zu dem Ab- Wort zu einer dieser Bestimmungen gewünscht? -
kommen vom 13. April 1953 zur Revision Das ist nicht der Fall. Damit schließe ich die Einzel-
und Erneuerung des Internationalen Wei- beratung zweiter Lesung ab. Die Abstimmung wird
zenabkommens (Nr. 4577 der Drucksachen). bis 15 Uhr ausgesetzt.
*) Schriftlicher Bericht: Anlage 17 Seite 14192 *) Siehe Anlage 18 Seite 14194
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14107,
(Vizepräsident Dr. Schmid)
Punkt 8 der Tagesordnung entfällt. schuß) über den Entwurf einer Fünften Ver-
Punkt 9 der Tagesordnung: ordnung über Zollsatzänderungen (Nrn. 4595,
4483 der Drucksachen);
Zweite und dritte Beratung des von der
Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs b) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
eines Gesetzes zur Ä nderung des Gesetzes schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
über das Branntweinmonopol (Nr. 3623 der schuß) über den Entwurf einer Sechsten
Drucksachen); Verordnung über Zollsatzänderungen (Nrn.
4596, 4458 der Drucksachen);
Mündlicher Bericht des Ausschusses für Fi-
nanz- und Steuerfragen (11. Ausschuß) (Nr. c) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
4580 der Drucksachen). schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
schuß) über den Entwurf einer Siebenten
(Erste Beratung: 231. Sitzung.) Verordnung über Zollsatzänderungen (Nrn.
Berichterstatter ist auch hier der Abgeordnete Dr. 4495 [neu], 4358 der Drucksachen);
Kneipp. Verzichtet das Haus auf die Entgegen- d) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
nahme eines mündlichen Berichts? — Das ist der schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
Fall. Das Haus verzichtet auch auf eine Aussprache; schuß) über den Entwurf einer Achten Ver-
der Ältestenrat hat es wenigstens in Vorschlag ge- ordnung über Zollsatzänderungen (Nrn. 4597,
bracht. 4391 der Drucksachen);
Wir treten ein in die Einzelberatung zweiter e) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Lesung. Ich rufe auf Art. I, — Art. II, — Art. III, schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
— Einleitung und Überschrift. — Das Wort hierzu schuß) über den Entwurf einer Neunten Ver-
wird nicht gewünscht; die Beratungen zweiter Le- ordnung über Zollsatzänderungen (Nrn. 4598,
sung sind damit abgeschlossen. Die Abstimmung 4484 der Drucksachen);
wird bis 15 Uhr ausgesetzt.
f) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Ich rufe auf Punkt 10 a und b der Tagesordnung: schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
Zweite und dritte Beratung des von der schuß) über den Entwurf einer Zehnten Ver-
Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs ordnung über Zollsatzänderungen (Nrn. 4599,
eines Kaffeesteuergesetzes; 4445 der Drucksachen);
Zweite und dritte Beratung des von der g) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
eines Teesteuergesetzes. schuß) über den Entwurf einer Elften Ver-
(Abg. Dr. Menzel: Herr Präsident, ich ordnung über Zollsatzänderungen (Nrn. 4600,
schlage vor, daß wir jetzt erst die Sachen 4456 der Drucksachen);
*nehmen, die ohne Aussprache erledigt h) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
werden können, und dann erst die Kaffee- schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
und Teesteuer!) schuß) über den Entwurf einer Zwölften
— Dann stellen wir Punkt 10 bis nach 15 Uhr Verordnung über Zollsatzänderungen (Nrn.
zurück. 4601, 4546 der Drucksachen).
Ich rufe Punkt 11 der Tagesordnung auf: Zu Punkt 12 a bis h sind 40 Minuten Redezeit
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs vorgesehen, offenbar nur vorsorglich. Ich darf da-
eines Gesetzes über die Ergänzung von Vor- von ausgehen, daß, obwohl es sich um Zollsatzan-
schriften des Umstellungsrechts und über gelegenheiten handelt, niemand das Wort ergrei-
die Ausstattung der Berliner Altbanken mit fen wird. Die „Grüne Front" scheint erschöpft zu
Ausgleichsforderungen (Umstellungsergän- sein.
zungsgesetz) (Nr. 4327 der Drucksachen); (Heiterkeit. — Zuruf rechts: Scheinbar!)
Mündlicher Bericht des Ausschusses für Berichterstatter zu Punkt 12 a ist Herr Abgeord-
Geld und Kredit (12. Ausschuß) (Nr. 4605 neter Dr. Serres. Verzichtet das Haus auf Entge-
der Drucksachen).
gennahme des mündlichen Berichts?
(Erste Beratung: 268. Sitzung.)
(Zurufe: Ja!)
Berichterstatter ist der Abgeordnete Dr. Will.
Vielleicht kann ich die Frage ganz allgemein stel-
Wird auf mündlichen Bericht*) verzichtet? len — denn überall ist der Abgeordnete Dr. Serres
(Zurufe: Ja!) als Berichterstatter vorgesehen —: Verzichtet das
Haus überhaupt auf mündliche Berichterstattung
— Der Verzicht ist allgemein, wie ich feststelle. zu allen Teilpunkten von Punkt 12?
Wir treten ein in die Einzelberatung zweiter Le-
sung. Änderungsanträge sind nicht gestellt. Ich (Zurufe: Ja!)
kann somit sämtliche Bestimmungen geschlossen Wird das Wort gewünscht?
aufrufen: §§ 1 bis 63, — Einleitung und Über- (Zurufe: Nein!)
schrift. Das Wort wird zu keiner dieser Bestimmun-
gen gewünscht. Damit ist die Einzelberatung zwei- — Zu keinem der Teilpunkte von Punkt 12? —
ter Lesung abgeschlossen. Die Abstimmung wird Das ist nicht der Fall; dann ist die Beratung hier-
um 15 Uhr erfolgen. über abgeschlossen.
Punkt 12 a der Tagesordnung: Ich rufe auf Punkt 13:
a) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus- schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
schuß) über den Entwurf der Verordnung
*) Schriftlicher Bericht: Anlage 19 Seite 14196 über Zolltarifänderungen aus Anlaß der Er-
14108 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Vizepräsident Dr. Schmid)
richtung des Gemeinsamen Marktes der rechts an einem reichseigenen Grundstück
Europäischen Gemeinschaft für Kohle und in Wilhelmshaven auf der Schleuseninsel
Stahl (Nrn. 4602, 4355 der Drucksachen). (Nrn. 4541, 3649 der Drucksachen).
Auch hier sind 40 Minuten offenbar nur vor- Berichterstatter ist Abgeordneter Steinhörster.
sorglich angesetzt. Hier ist Berichterstatter eben- Auch hier darf ich wohl annehmen, daß das Haus
falls der Abgeordnete Dr. Serres. Ist das Haus be- auf die Entgegennahme des mündlichen Berichts
reit, auf Entgegennahme des mündlichen Berichts und auf Besprechung verzichtet.
zu verzichten? (Zustimmung.)
(Zurufe: Jawohl!)
Dann ist die Beratung dieses Punktes abgeschlossen.
— Der Verzicht ist allgemein. Wird das Wort zu
diesem Punkt gewünscht? — Das ist nicht der Fall; Punkt 18:
dann sind die Beratungen darüber abgeschlossen. (Abg. Dr. Menzel: Bitte zurückstellen!)
Die Abstimmung wird um 15 Uhr erfolgen. -
- Punkt 18 wird zurückgestellt.
Punkt 14:
Beratung des Mündlichen Berichts des Haus- Punkt 19 soll dann wohl auch zurückgestellt
haltsausschusses (10. Ausschuß) über den werden.
Antrag des Bundesministers der Finanzen (Abg. Dr. Menzel: Nein, können wir
betreffend Verkauf des Grundstücks ehem. machen!)
Finanzschule Mölln in Holstein an die Lan- — Es sind aber 60 Minuten vorgesehen. Die wer-
desversicherungsanstalt Schleswig-Holstein den nicht in Anspruch genommen. Dann rufe ich
(Nrn. 4537, 4331 der Drucksachen). auf:
Berichterstatter ist Abgeordneter Dr. Gülich. Ich Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
nehme an, daß das Haus auch hier auf die Ent- eines Gesetzes über die Verwaltung des
gegennahme des mündlichen Berichts verzichtet. ERP-Sondervermögens (Nr. 4283 der Druck-
(Zurufe: Jawohl!) sachen);
Wird das Wort gewünscht? — Das ist nicht der Schriftlicher Bericht des Ausschusses für
Fall; dann sind die Beratungen hierzu abge- ERP-Fragen (15. Ausschuß) (Nr. 4433 [neu]
schlossen. der Drucksachen).
Punkt 15: (Erste Beratung: 264. Sitzung.)
Beratung des Mündlichen Berichts des Haus- Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Dr. Sem-
haltsausschusses (10. Ausschuß) über den ler. Auch hier nehme ich an, daß das Haus auf die
Antrag des Bundesministers der Finanzen Entgegennahme des mündlichen Berichts verzich-
betreffend Verkauf eines Teils des ehemali tet. Ein schriftlicher Bericht*) liegt vor; auf die-
gen Heereszeugamtes in Ulm, Söflinger- sen wird Bezug genommen. Hier ist eine Reihe
straße 96, an die Firma Telefunken Gesell- von Änderungsvermerken, aus denen ich nicht ohne
schaft für drahtlose Telegraphie m.b.H. in weiteres ersehen kann, ob es sich um Änderungs-
Berlin SW 61, Mehringdamm 32-34 (Nrn. 4533, anträge oder lediglich um Ausschußbeschlüsse han-
4069 der Drucksachen). delt. — Änderungsanträge liegen nicht vor. Offen
Berichterstatter ist Abgeordneter Brandt. Auch bar hat der Ausschuß gewisse Änderungen der
hier verzichtet das Haus auf die Entgegennahme Regierungsvorlage beschlossen, so zu § 2, § 6, § 12,
des mündlichen Berichts, und es wird wohl auch § 15, § 16. Außerdem ist ein § 17 vom Ausschuß
allgemein auf das Wort verzichtet, neu beschlossen worden.
(Zurufe: Jawohl!) Ich kann wohl sämtliche Bestimmungen summa-
risch aufrufen. Ich rufe also auf die Einzelberatung
so daß die Beratung dazu abgeschlossen werden zweiter Lesung, §§ 1 bis 17, Einleitung und Über-
kann. schrift. Wird das Wort zu diesen Bestimmungen
Punkt 16: gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Damit ist die
Beratung zweiter Lesung abgeschlossen. Die Ab-
Beratung des Mündlichen Berichts des Haus- stimmung wird bis 15 Uhr ausgesetzt.
haltsausschusses (10. Ausschuß) über den
Antrag des Bundesministers der Finanzen Punkt 20:
betreffend Zustimmung des Bundestages zur Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
Bestellung eines Erbbaurechts an einem
reichseigenen Grundstück in Wilhelmshaven eines Gesetzes zur Änderung der Titel II,
an der Gökernstraße, ehem. Bauwerft der III, IV und X der Gewerbeordnung (Nr. 4170
der Drucksachen);
Kriegsmarine (Nrn. 4535, 4070 der Druck-
sachen). Schriftlicher Bericht des Ausschusses für
Wirtschaftspolitik (13. Ausschuß) (Nrn. 4491,
Berichterstatter ist Abgeordneter Dr. Bärsch. zu 4491 der Drucksachen).
Auch hier wohl allgemeiner Verzicht auf münd- (Erste Beratung: 258. Sitzung.)
liche Berichterstattung und auf Besprechung. Da-
mit ist die Beratung dieses Punktes ebenfalls ab- Berichterstatter ist der Abgeordnete Lange.
geschlossen. Wird auf Berichterstattung verzichtet?
Punkt 17: (Zuruf rechts: Bericht liegt schriftlich vor!)
Beratung des Mündlichen Berichts des Haus- — Liegt schriftlich**) vor; das Haus verzichtet
haltsausschusses (10. Ausschuß) über den ebenfalls.
Antrag des Bundesministers der Finanzen
betreffend Nachträgliche Mitteilung an den *) Siehe Anlage 20 Seite 14199
Bundestag von der Bestellung eines Erbbau **) Siehe Anlage 21 Seite 14200
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14109
(Vizepräsident Dr. Schmid)
Es wird mir gesagt, es liege ein Änderungsantrag auskommen, werden nachher unseren notleidenden
vor. Dieser Änderungsantrag betrifft Art. I Nr. 18. Krankenversicherungsträgern präsentiert. Dieses zu
Ich rufe in der Einzelberatung der zweiten Lesung einem Überpreis verkaufte Bruchband erscheint ja
Art. I auf. Wer begründet diesen Änderungsantrag dann mit der Quittung am Schalter der Kranken-
auf Umdruck Nr. 1056? — Offenbar sind sich die versicherung.
Fraktionen der FDP, CDU/CSU, SPD und DP hier Im übrigen ist die Volksgesundheit dadurch
einig. schwer bedroht. Um ein Bruchband zu verpassen,
(Abg. Naegel: Ich möchte nicht begründen, muß man einen Bruch von einer Geschwulst in der
sondern widersprechen!) Leistengegend unterscheiden können. Man muß
— Sie wollen widersprechen. Ich erteile Ihnen das feststellen können, ob das ein Bruch ist oder eine
Wort. — Der Antrag gilt als eingebracht und be- Drüse, die zu einer Krebsgeschwulst gehört. Das
gründet. alles interessiert die Verkäufer überhaupt nicht
oder doch nur insofern, als ein außerordentlicher
Naegel (CDU): Herr Präsident! Meine Damen „Rebbach" dabei zu machen ist.
und Herren! Der auf Umdruck Nr. 1056 vorgelegte Es ist richtig, daß beim kommenden Arzneimittel-
Änderungsantrag findet nicht unsere Zustimmung. verkehrsgesetz diese Probleme in der Beratung ge-
Wir haben die Materie im Wirtschaftspolitischen prüft und entschieden werden müssen. Uns scheint
Ausschuß sehr eingehend beraten, sind aber zu der aber die Frist bis dahin doch so lang zu sein, daß
Überzeugung gekommen, daß wir diese vielen inzwischen sehr viel Unhe il geschehen kann. Des-
Änderungsanträge, die zu dem § 56 der Gewerbe- halb bitte ich Sie, unserem Antrag nachzukommen.
ordnung in der bisherigen Fassung gestellt worden Der Antrag findet die Billigung aller Leute, die
sind, nur im ganzen und nur eingehend behandeln sich in Deutschland auf eine seriöse Art und Weise
könnten, wenn wir gerechterweise verfahren woll- mit der Behandlung von Krankheiten befassen.
ten. Deshalb haben wir es für notwendig gehalten,
gewisse gewerbepolizeiliche Vorschriften demnächst Vizepräsident Dr. Schmid: Herr Abgeordneter
einmal einer Änderung zu unterwerfen. Wir konn- Dr. Vogel!
ten aber im Augenblick keinen Entschluß fassen,
den vorliegenden Antrag zu behandeln. Insbeson- Dr. Vogel (CDU): Herr Präsident! Meine Damen
dere konnten wir uns nicht entschließen, die Vor- und Herren! In meinem Wahlkreis befindet sich
schriften über den Verkauf und das Feilbieten von gerade eines der größten dieser Unternehmen, die
Arznei- und Heilmitteln sowie die Ausübung von Herr Dr. Hammer eben angesprochen hat. Ich
Heilkunde in Abänderung der bisherigen Bestim- möchte darauf hinweisen, daß es sich hier keines-
mungen neu zu fassen. wegs um ein Hausiergewerbe handelt, sondern um
eine sehr alte, sehr große Firma, die das in einer
Ich bitte Sie deshalb, den Antrag Drucksache durchaus legalen und ärztlich in jeder Weise ver-
Nr. 1056 abzulehnen, insbesondere auch unter Hin- tretbaren Form unternimmt. Wenn der Antrag des
weis auf die Entschließung, die wir mit dem Kollegen Dr. Hammer hier durchginge, würde eine
Schriftlichen Bericht übergeben haben, in der es schwere unmittelbare Schädigung einer Firma ein-
heißt: treten, die, soviel ich weiß, über 150 Menschen
Die Bundesregierung wird ersucht, beschäftigt. Es wäre durch nichts zu vertreten,
dem Bundestag so bald wie möglich eine den Be- wenn hier nur zum Schutze einer bestimmten In-
dürfnissen der Volkswirtschaft entsprechende teressentengruppe ein bestimmtes anderes Unter-
Neufassung der §§ 56 und 56 a der Gewerbeord- nehmen, das sich mit der Herstellung von Bruch-
nung vorzulegen. Dabei sind die Grundrechte des bändern und derartigen Erzeugnissen befaßt, zer-
Staatsbürgers und die Interessen der Allge- stört würde. Das kann nicht der Sinn eines solchen
meinheit zu wahren und gleiche Wettbewerbs- Gesetzes sein.
bedingungen sicherzustellen.
Vizepräsident Dr. Schmid: Bitte, Herr Abgeord-
Vizepräsident Dr. Schmid: Wortmeldungen neter Naegel!
hierzu? — Das Wort hat der Abgeordnete Dr.
Naegel (CDU): Herr Präsident! Meine Damen
Hammer. und Herren! Nur eine kurze Ergänzung. Es ist davon
gesprochen worden, daß sich gefährliche Entwick-
Dr. Hammer (FDP): Meine Damen und Herren! lungen zeigen würden, wenn wir den Antrag Ham-
Es ist durchaus einzusehen, daß der Wirtschafts- mer und Genossen nicht annähmen. Ich darf aber
politische Ausschuß geprüft hat, wieweit er einer nach Rücksprache mit den Ministerien feststellen,
solchen Bestimmung nachgehen könnte, ohne das daß bisher bei den Ministerien noch gar keine
ganze System dieser Paragraphen durcheinander- Beschwerde in dieser Richtung vorliegt, sondern
zurütteln. Ich bitte Sie trotzdem, unserem Antrag daß dieser Antrag lediglich von Interessentenkrei-
zu folgen. sen verursacht worden ist. Das macht uns beson-
Die Konsequenzen, die bei einer Außerachtlas- ders stutzig, wenn wir hier gerechterweise ent-
sung unseres Vorschlages zu erwarten wären, sind scheiden wollen. Wir waren deshalb im Wirtschafts-
doch ganz ungeheure. Es hat sich in Deutschland politischen Ausschuß der Auffassung, es bedürfe
ein Gewerbe herausgebildet, das unter Umgehung wirklich einer tiefgründigen Überprüfung der wirt-
der Arzneimittelvorschriften und des Heilpraktiker- schaftlichen und wirtschaftspolitischen Konsequen-
gesetzes Heilkunde im Umherziehen ausübt unter zen, die sich aus diesem Antrag ergäben, ehe man
dem Vorwand, Bestellungen entgegenzunehmen. zu einer immerhin voreiligen Änderung des § 56
Wenn Sie die Zeitschriften durchblättern, dann fin- kommen könne. Wir wollen ja eine Angleichung an
den Sie Angebote für Werber, für sogenannte Ge- die gegenwärtigen Verhältnisse und an die neue
sundheitsmalocher, denen eine Provision von 2-, S- wirtschaftspolitische Entwicklung erreichen. Aber
und 4000 DM pro Monat in Aussicht gestellt wird. wir sind nicht der Meinung, daß das in dieser
Ein großer Teil dieser Bestellungen, die hier her- Kürze der Zeit, vor allen Dingen heute, noch
1411 0 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Naegel)
grundlegend entschieden werden kann. Ich bitte Ich rufe Punkt 23 der Tagesordnung auf:
deshalb noch einmal um Ablehnung des Antrags.
Erste, zweite und dritte Beratung des Ent-
(Abg. Dr. Vogel: Sehr richtig!) wurfs eines Gesetzes über den Zollvertrag
vom 20. März 1953 zwischen der Bundes-
Vizepräsident Dr. Schmid: Weitere Wortmeldun- republik Deutschland und dem Königreich
gen liegen nicht vor. Dann ist die Beratung zu Belgien (Nr. 4556 der Drucksachen).
Art. I abgeschlossen. Ich eröffne die erste Beratung und die allge-
Art. II, — Art. II a, — Art. III, — Art. IV, — meine Aussprache. — Keine Wortmeldungen. Dann
Art. IV a, — Art. V, — Art. VI, — Einleitung und schließe ich die allgemeine Aussprache und die
Überschrift. — Keine Wortmeldungen zu den auf- erste Beratung.
gerufenen Bestimmungen. Dann schließe ich die Ich rufe auf zur
Beratung dieses Gesetzentwurfs in zweiter Lesung zweiten Beratung.
ab. Die Abstimmungen erfolgen wie bei den an-
deren Vorlagen um 15 Uhr. Wir treten in die Einzelaussprache ein. Ich rufe
auf Art. 1, — 2, — 3, — 4, — Einleitung und Über-
Punkt 21 der Tagesordnung: schrift. — Wird das Wort gewünscht? — Das ist
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs nicht der Fall. Damit ist die zweite Beratung bis
eines Gesetzes über den Vertrieb von Blin- auf die Abstimmung, die um 15 Uhr erfolgen wird,
denwaren (Nr. 4381 der Drucksachen); abgeschlossen.
Mündlicher Bericht des Ausschusses für Wirt- Ich rufe Punkt 24 a der Tagesordnung auf:
schaftspolitik (13. Ausschuß) (Nr. 4581 der Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Drucksachen). schusses für Rechtswesen und Verfassungs-
(Erste Beratung: 273. Sitzung.) recht (23. Ausschuß) über die Streitsache
Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Lange. vor dem Bundesverfassungsgericht Az. 1 BvF
2/53 betreffend Antrag der Regierung des
Wird auf Entgegennahme des Berichts verzichtet?
Landes Nordrhein-Westfalen auf Feststel-
(Abg. Lange: Zwei Sätze nur!) lung, daß das Gesetz über das Bundesver-
waltungsgericht vom 23. September 1952
— Herr Abgeordneter Lange, bitte, Sie haben das (Bundesgesetzbl. I S. 625) in den Vorschriften
Wort als Berichterstatter. des § 9 Abs. 1 Buchst. a, b, e und f mit dem
Grundgesetz unvereinbar und daher nichtig
Lange (SPD), Berichterstatter: Herr Präsident! sei. (Nr. 4555 der Drucksachen).
Meine Damen und Herren! Soweit es sich um die
Drucksache Nr. 4381 handelt, hat sich der Ausschuß Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Dr. Arndt.
für Wirtschaftspolitik der Begründung der Regie- (Zuruf von der SPD: Verzichtet!)
rung angeschlossen. Er hat aber gleichzeitig, da hin- — Auch hier verzichtet das Haus auf Entgegen-
sichtlich der Fassung einiger Bestimmungen be- nahme des Berichts*).
rechtigte Wünsche vorgetragen worden sind, auch
diesen Wünschen Rechnung getragen, und ich bitte Ich rufe Punkt 24 b auf:
Sie, den in der Drucksache Nr. 4581 in der Aus- Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
schußfassung enthaltenen Entwurf eines Gesetzes schusses für Rechtswesen und Verfassungs-
über den Vertrieb von Blindenwaren anzunehmen. recht (23. Ausschuß) über die Streitsache
vor dem Bundesverfassungsgericht Az. 1
Vizepräsident Dr. Schmid: Ich danke dem Herrn BvF 3/53 betreffend Antrag der bayerischen
Berichterstatter. Wir treten in die Einzelberatung Staatsregierung auf Feststellung, daß das
in zweiter Lesung ein. Ich rufe auf §§ 1 bis 11, Gesetz über die vorläufige Regelung der Er-
Einleitung und Überschrift. — Wortmeldungen richtung neuer Apotheken vom 13. Januar
liegen nicht vor. Damit ist die Beratung in zweiter 1953 (Bundesgesetzbl. I S. 9) mit dem Grund-
Lesung abgeschlossen. Die Abstimmung bleibt bis gesetz nicht vereinbar und daher nichtig sei
15 Uhr ausgesetzt. (Nr. 4559 der Drucksachen).
Ich rufe Punkt 22 der Tagesordnung auf: Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Dr. Schatz.
Verzichtet das Haus auch hier auf die Entgegen-
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs nahme des Mündlichen Berichts?
eines Gesetzes über das Handelsabkommen (Zustimmung.)
vom '7. Oktober 1951 zwischen der Bundes-
republik Deutschland und dem Königreich Ich rufe Punkt 24 c der Tagesordnung auf:
Irak (Nr. 4390 der Drucksachen) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Mündlicher Bericht des Ausschusses für schusses für Rechtswesen und Verfassungs-
Außenhandelsfragen (14. Ausschuß) (Nr. 4496 recht (23. Ausschuß) über die Streitsache vor
der Drucksachen). dem Bundesverfassungsgericht Az. 2 BvE
1/53 betreffend Antrag der Fraktion der
(Erste Beratung: 273. Sitzung.) FDP gegen den Bundesrat wegen des Um-
fanges der Rechte des Bundesrates beim Er-
Hier ist Herr Abgeordneter Kuhlemann Bericht- laß des Bundesbankengesetzes (Nr. 4586 der
erstatter. Verzichtet das Haus auf mündliche Be- Drucksachen).
richterstattung? — Ich stelle diesen einmütigen
Verzicht fest. Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Dr. Wahl.
Auch hier scheint auf Entgegennahme des Münd-
Ich rufe auf Art. I bis IV, — Einleitung und lichen Berichts verzichtet zu werden.
Überschrift. — Wortmeldungen liegen nicht vor. (Zustimmung.)
Die Beratung in zweiter Lesung ist abgeschlossen.
Die Abstimmung erfolgt um 15 Uhr. *) Schriftlicher Bericht: Anlage 23 Seite 14205
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14111
(Vizepräsident Dr. Schmid)
Wünscht jemand zu diesen drei Teilpunkten des Kenntnisnahme. Ich kann mir nicht gut vorstellen,
Punktes 24 der Tagesordnung das Wort? — Das ist was man bei einer solchen Übersicht beraten soll.
nicht der Fall. Dann schließe ich die Aussprache
über Punkt 24 ab. Die Abstimmung erfolgt wie bei (Abg. Mellies: Das Einverständnis feststellen,
den anderen Gegenständen um 15 Uhr. daß sich der Bundestag nicht dazu äußert! —
Abg. Dr. Weber [Koblenz] : Daß er sich nicht
Ich rufe Punkt 25 a der Tagesordnung auf: beteiligt!)
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- — Wir werden darüber also auch noch um 15 Uhr
schusses für Geschäftsordnung und Immuni- abstimmen müssen.
tät (3. Ausschuß) betreffend Genehmigung
zum Strafverfahren gegen den Abgeordneten Punkt 28:
Dr. Henn gemäß Schreiben des Bundes- Erste, zweite und dritte Beratung des von
ministers der Justiz vom 7. Mai 1953 — Az. den Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, DP
1044/1 E — 49/53 — (Nr. 4618 der Druck- eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
sachen). Ergänzung des Wohnraumbewirtschaftungs-
gesetzes (Nr. 4594 der Drucksachen).
Hier ist Abgeordneter Müller (Hessen) Bericht-
erstatter. Ich eröffne die allgemeine Aussprache in erster
Lesung. — Keine Wortmeldungen. — Ich schließe
(Zuruf von der SPD: Verzichtet!)
die erste Beratung ab.
— Wird hier auf Entgegennahme des Mündlichen Ich rufe auf zur
Berichts verzichtet? Ich habe gewisse Bedenken.
Bei den anderen Sachen haben die Damen und zweiten Beratung.
Herren eine Vorlage vor sich, von der man an- Wir treten in die Einzelaussprache ein. Art. I, —
nehmen kann, daß sie gelesen worden ist, während Art. II, — Art. III, — Einleitung und Überschrift.
wir bei diesen Immunitätssachen keine Vorlagen — Keine Wortmeldungen. Dann schließe ich die
vor uns haben. Es wissen also nur die Eingeweihten, zweite Beratung bis auf die Abstimmung ab, die
worüber abgestimmt wird.
um 15 Uhr erfolgen wird.
(Abg. Mellies: Zurückstellen!)
Punkt 30:
— Dann stellen wir also Punkt 25 a bis 15 Uhr zu- Zweite Beratung des von den Abgeordneten
rück. Dr. Solleder, Fürst Fugger von Glött, Strauß
Punkt 26: und Genossen eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Mieterschutzge-
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs setzes vom 15. Dezember 1942 (Nr. 761 der
eines Gesetzes zur Änderung des Handels- Drucksachen);
gesetzbuches (Recht der Handelsvertreter)
(Nr. 3856 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Wie-
deraufbau und Wohnungswesen (18. Aus-
Mündlicher Bericht des Ausschusses für schuß) (Nr. 4553 der Drucksachen).
Rechtswesen und Verfassungsrecht (23. Aus- (Erste Beratung: 59. Sitzung.)
schuß (Nr. 4604 der Drucksachen).
Auf der Tagesordnung steht nur die zweite Be-
(Erste Beratung: 244. Sitzung.) ratung. Ich kann mir nicht denken — —
Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Dr. Leuze. (Abg. Dr. Menzel: Das ist im Ausschuß für
Verzichtet das Haus auf die Berichterstattung? erledigt erklärt!)
(Zustimmung.)
— Offenbar scheint eine dritte Beratung nicht
— Ist der Verzicht allgemein? stattfinden zu können, weil das Gesetz abgelehnt
(Erneute Zustimmung.) wird. Ich muß das Gesetz in der Einzelberatung
aufrufen. Es bleibt mir nichts anderes übrig — —
— Dann stelle ich einmütigen Verzicht auf Ent-
gegennahme des Mündlichen Berichts*) fest. (Abg. Wirths: Punkt 29 ist noch nicht auf-
gerufen! Darf ich ums Wort bitten?)
Ich eröffne die zweite Beratung. Wir treten in
— Entschuldigung, ich habe eine Ziffer übersprun-
die Einzelbesprechung ein. Ich rufe auf Art. 1, —
gen. Punkt 29 soll bis 15 Uhr zurückgestellt werden.
Art. 2, — Art. 3, — Art. 4, — Art. 5, — Art. 6, —
Einleitung und Überschrift. — Wird zu diesen Be- Zu Punkt 30 ist Herr Abgeordneter Faller Be-
stimmungen das Wort gewünscht? — Das ist nicht richterstatter. Ich stelle fest, daß der Ausschuß vor-
der Fall. Dann schließe ich die Aussprache zur schlägt, dieses Gesetz für erledigt zu erklären. Ich
zweiten Beratung. Die Abstimmungen erfolgen um kann die Formulierung des Ausschußantrags an
15 Uhr. sich nicht recht verstehen. Es müßte heißen: „abzu-
lehnen" und nicht „für erledigt zu erklären", wenn
Ich rufe Punkt 27 auf: es sich um einen Gesetzesantrag handelt. — Auch
Beratung der Übersicht Nr. 5 über die dem hier wird die Abstimmung zurückgestellt.
Deutschen Bundestag zugeleiteten Streit- Punkt 31:
sachen vor dem Bundesverfassungsgericht
(Umdruck Nr. 877 [neu]). Zweite Beratung des von der Fraktion der
CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Ge-
Wird das Wort dazu gewünscht? — Das ist nicht setzes zur Änderung der hessischen Verord-
der Fall. Eine Abstimmung brauchen wir hier wohl nung über die einstweilige Regelung von
nicht vorzunehmen. Es handelt sich nur um eine Mietstreitigkeiten vom 23. November 1946
(Hess. GVBl. 1946, S. 222) (Nr. 2129 der
*) Schriftlicher Bericht: Anlage 24 Seite 14206 Drucksachen);
14112 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Ju li 1953
(Vizepräsident Dr. Schmid)
Mündlicher Bericht des Ausschusses für Punkt 36:
Wiederaufbau und Wohnungswesen (18. Aus-
schuß) (Nr. 4549 der Drucksachen). Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
(Erste Beratung: 135. Sitzung.) schusses für Wiederaufbau und Wohnungs-
wesen (18. Ausschuß) über den Antrag der
Berichterstatter ist der Abgeordnete Grundmann. Fraktion der SPD betreffend Aufhebung
Verzichtet das Haus auf Berichterstattung? der Verordnung über Ausnahmen von
Mieterschutz und Vorlage eines Gesetzes zur
(Zuruf rechts: Erledigt!) Regelung von Miet- und Pachtverhältnissen
für Geschäftsräume und gewerblich genutzte
— Auch hier scheint offenbar der Ausschuß Erledi-
unbebaute Grundstücke (Nrn. 4547, 3044
gung zu empfehlen; richtiger wäre wohl Ableh-
[neu] der Drucksachen).
nung.
Ich rufe auf Punkt 32: Auch hier empfiehlt der Ausschuß, den Antrag
für erledigt zu erklären. Auf Berichterstattung
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- wird wohl verzichtet. Wünscht jemand das Wort?
schusses für Wiederaufbau und Wohnungs- — Das ist nicht der Fa ll . Dann schließe ich die
wesen (18. Ausschuß) über den Antrag der Aussprache über diesen Punkt der Tagesordnung
Fraktion der SPD betreffend Umlegung von ab. Die Abstimmung erfolgt um 15 Uhr.
Grundsteuererhöhungen auf die Mieter (Nrn.
4552, 772, 946 der Drucksachen). Punkt 37:
Berichterstatter ist der Abgeordnete Grundmann. Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
(Zuruf rechts: Erledigt!) eines Gesetzes über die Statistik für Bundes-
— Auf Berichterstattung wird verzichtet. — Das zwecke (StatGes) (Nr. 4168 der Druck-
Wort wird nicht gewünscht. Der Ausschuß schlägt sachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses
vor, den Antrag für erledigt zu erklären. Abstim- für Angelegenheiten der inneren Verwaltung
mung erfolgt um 15 Uhr. (24. Ausschuß) (Nr. 4617 der Drucksachen).
(Erste Beratung: 258. Sitzung.)
Punkt 33:
Berichterstatter ist der Abgeordnete Gleisner.
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Wird auf Berichterstattung verzichtet?
schusses für Wiederaufbau und Wohnungs-
wesen (18. Ausschuß) über den Antrag der (Zustimmung.)
Fraktion der Bayernpartei betreffend
Wohnungsbauprogramm 1950 und 1951 Ich rufe auf in zweiter Beratung §§ 1 bis 17, —
(Nrn. 4551, 1795 der Drucksachen). Einleitung und Überschrift. — Wird das Wort ge-
wünscht? — Das ist nicht der Fall. Dann ist die
Auch hier schlägt der Ausschuß vor, den Antrag zweite Beratung bis auf die Abstimmung abge-
1 für erledigt zu erklären. Das Haus verzichtet wohl schlossen. Die Abstimmungen erfolgen um 15 Uhr.
auf den Bericht des Abgeordneten Faller? — Wird (Abg. Dr. Menzel: Herr Präsident, die
das Wort gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Punkte 38, 39 und 40 bitten wir zurück-
Dann schließe ich die Aussprache über diesen Punkt zustellen!)
ab. Die Abstimmung erfolgt um 15 Uhr.
Punkt 34: Punkt 41 kann behandelt werden:
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
schusses für Wiederaufbau und Wohnungs- schusses für auswärtige Angelegenheiten
wesen (18. Ausschuß) über die Entschließung (7. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion
der Fraktion der SPD zur dritten Beratung der FU (BP-Z) betreffend Maßnahmen zur
des Entwurfs eines Gesetzes über einen Stützung der Beherbergungs-, Gaststätten-
Allgemeinen Lastenausgleich (Nr. 4550 der und Kurbetriebe (Nrn. 4485, 3104 der Druck-
Drucksachen, Umdruck Nr. 560). sachen).
Berichterstatter ist der Abgeordnete Grundmann. Hier empfiehlt der Ausschuß, dem Antrag un-
Der Ausschuß empfiehlt, den Umdruck für erledigt verändert nach der Vorlage zuzustimmen. Unter
zu erklären. Auf Entgegennahme einer Bericht- diesen Umständen wird auf Berichterstattung ver-
erstattung wird verzichtet. Wird das Wort ge- zichtet werden. Wird das Wort gewünscht? — Das
wünscht? — Das ist nicht der Fall. Dann schließe ist nicht der Fall. Dann schließe ich die Aussprache
ich die Aussprache ab. Die Abstimmung erfolgt um über diesen Punkt. Die Abstimmung wird um
15 Uhr. 15 Uhr erfolgen.
Punkt 35: Punkt 42:
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
schusses für Wiederaufbau und Wohnungs- schusses für Geld und Kredit (12. Ausschuß)
wesen (18. Ausschuß) über den Antrag der über den Antrag der Fraktion der FU (BP-Z)
Fraktionen der CDU/CSU, FDP, DP betref- betreffend Regelung der Verhältnisse der
fend Notlage des Althausbesitzes (Nrn. 4548, Pensionskassen Deutscher Privateisenbahnen
2418 der Drucksachen). (Nm. 4540, 4228 der Drucksachen).
Auch hier empfiehlt der Ausschuß, den Antrag Wird auf Berichterstattung verzichtet? — Be-
für erledigt zu erklären. Auf Entgegennahme einer richterstatter wäre der Abgeordnete Ruhnke. Das
Berichterstattung wird verzichtet. Wird das Wort Haus verzichtet auf Berichterstattung. Wünscht
gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Dann schließe jemand das Wort? — Das ist nicht der Fall. Dann
ich die Aussprache ab. Die Abstimmung erfolgt um schließe ich die Besprechung zu diesem Punkt der
15 Uhr. Tagesordnung. Die Abstimmung erfolgt um 15 Uhr.
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14113
(Vizepräsident Dr. Schmid)
Punkt 43: — Das ist der Fall. Wird das Wort in der Ausspra-
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- che gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Ich schlie-
schusses für Geld und Kredit (12. Ausschuß) ße die Aussprache.
über den Antrag der Fraktion der DP be- Die Abstimmung zu allen diesen Punkten der
treffend Devisenzuteilung für Seeleute (Nrn. Tagesordnung erfolgt ab 15 Uhr.
4539, 4133 der Drucksachen).
Ich bitte, dann zú Punkt 2 der heutigen Tages-
Berichterstatter ist der Abgeordnete Dr. Hoff- ordnung zurückzukehren:
mann (Schönau). Der Ausschuß empfiehlt, den An-
trag für erledigt zu erklären. Wird auf Bericht- a) Mündliche Berichterstattung des Aus-
erstattung verzichtet? — schusses für Petitionen (6. Ausschuß) ge-
mäß § 113 Abs. 1 Satz 2 der Geschäfts-
(Abg. Walter meldet sich zum Wort.) ordnung;
— Sie wollen das Wort? b) Beratung der Übersicht Nr. 68 über An-
(Abg. Walter: Ich möchte träge von
kurzAusschüssen
eine des Deutschen
Be-
richtigung vorbringen!) Bundestages über Petitionen (Umdruck
Nr. 1020).
— Sie wollen das Wort in der Aussprache erteilt
bekommen? Ich erteile Ihnen das Wort. Das Wort zur Berichterstattung erteile ich der
Abgeordneten Frau Albertz.
Walter (DP): Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Da Bonn ein wenig weit weg von der Wa- Frau Albertz (SPD), Berichterstatterin: Herr Prä-
terkante liegt, konnte man hier natürlich nicht wis- sident! Meine Damen und Herren! Ich habe die
sen, daß der Begriff „Landungsgeld" ganz falsch Aufgabe, Ihnen im Namen des Petitionsausschus-
ist. Es darf nicht — wie in der Vorlage — „Lan- ses letztmalig in dieser Legislaturperiode einen zu-
dungsgeld", sondern muß „Landganggeld" heißen. sammenfassenden Bericht über seine bisherige Ar-
beit in insgesamt 272 Sitzungen vorzulegen. Diese
Ich bitte, dies als Vorschlag zur Berichtigung ent- vierteljährliche mündliche Berichterstattung hat
gegenzunehmen. sich, nachdem die neue Geschäftsordnung bereits
11/2 Jahre in Kraft ist, gut bewährt. Dem Ausschuß
Vizepräsident Dr. Schmid: Ich habe berichtigt. ist hierdurch die Möglichkeit gegeben, aus seiner
Das Haus ist für diese Unterweisung in der See- früheren Abgeschlossenheit hervorzutreten und dem
mannssprache sicher sehr dankbar. Plenum und der Öffentlichkeit einen Einblick in
Ich rufe dann Punkt 44 auf: seine Tätigkeit zu geben.
Beratung des Schriftlichen Berichts des Aus- Daß sich die vierteljährliche Berichterstattung
schusses für Wirtschaftspolitik (13. Ausschuß) bewährt hat, beweist am besten die Tatsache, daß
über den Antrag der Fraktion der FU (BP-Z) sich die Präsidenten der Landtage auf einer kürz-
betreffend Einfuhr von Schnittholz (Nrn. lich stattgefundenen Konferenz in Mainz entschlos-
4489, 3873 der Drucksachen, Umdruck sen haben, dem Beispiel des Bundestages zu fol-
Nr. 884). gen; sie haben beschlossen, sich für eine größere
Berücksichtigung der Petitionen im parlamentari-
Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Dr. Atzen- schen Leben einzusetzen und zukünftig alle Vier-
roth. Verzichtet das Haus auf Entgegennahme eines teljahre öffentlich über Petitionen berichten zu
mündlichen Berichts? *) lassen, weil dieser Arbeit größte Bedeutung für
(Zustimmung.) das Ansehen der Demokratie zukomme und sie
einen bedeutsamen Faktor der politischen Aktivität
- Ich stelle einmütigen Verzicht fest. des Volkes darstelle und in dem einzelnen Staats-
Der Ausschuß beantragt: bürger die Freude an der Mitwirkung und Lösung
staatlicher Probleme erwecke.
Der Bundestag wolle beschließen:
Auf diese Gedanken habe ich schon früher in
Die Bundesregierung wird dringend ersucht, meiner Berichterstattung hingewiesen.
bei künftigen Handelsvertragsverhandlungen
besonderen Wert auf die erhöhte Einfuhr von Damit wird sich, wenn die Landtage die öffent-
Rundholz zu legen. liche Berichterstattung übernehmen, die Notwen-
digkeit der Ergänzung oder Änderung der Ge-
Wird dazu das Wort gewünscht? — Das ist nicht schäftsordnung der Landtage ergeben. Auch für den
der Fall. Dann schließe ich die Aussprache zu die- Bundestag dürfte bei der Behandlung von Petitio-
sem Punkt. nen die bloße Bezugnahme auf das Grundgesetz
Dann kommt der letzte Punkt der heutigen Ta- unzureichend sein; zumindest muß der Wortlaut
gesordnung, Punkt 45: von Art. 17 des Grundgesetzes mit den Bestimmun-
gen der Geschäftsordnung zusammen gelesen wer-
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- den.
schusses für Wirtschaftspolitik (13. Ausschuß)
über den Antrag der Fraktion der FU (BP-Z) In diesem Zusammenhang ist insbesondere bedeut-
betreffend Einfuhr von Ziegeln (Nm. 4490, sam, daß in § 113 Abs. 4 der Geschäftsordnung klar
4147 der Drucksachen). festgelegt ist, daß die Art der Erledigung einer Pe-
tition dem Petenten mitgeteilt werden muß und daß
Berichterstatter ist der Abgeordnete Wehr. Ver- die Mitteilung mit Gründen versehen sein soll.
zichtet das Haus auf Entgegennahme des mündli- Wenn bisher die Meinungen darüber, ob der Petent
chen Berichts? **) einen Anspruch auf Bescheidung habe und welche
(Zustimmung.) Anforderungen gegebenenfalls an den Bescheid ge-
stellt werden müssen, auseinandergingen, so dürfte
*) Schriftlicher Bericht: Anlage 25 Seite 14209 die Frage jetzt endlich durch die Bestimmung
**) Schriftlicher Bericht: Anlage 26 Seite 14210 der Geschäftsordnung geklärt sein. Wollte man der
14114 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Frau Albertz)
gegenteiligen Auffassung folgen, so nähme man zigen Bundestages beratenen Eingaben von den
dem Petitionsrecht seinen praktischen Wert. Die Mitgliedern des neuen Bundestages erledigt werden.
Übernahme eines solchen „Scheinrechts" in den
Grundrechtskatalog wäre kaum verständlich. Of- Von den bisher beim Bundestag eingegangenen
25 000 Eingaben konnten 23 163 — das sind 92,6 %
fenbar hat dem Bundesverfassungsgericht bei einer
kürzlich getroffenen Entscheidung über eine Ver- — erledigt werden. Das bedeutet eine weitere Zu-
fassungsbeschwerde aus Baden-Württemberg die nahme der erledigten Eingaben gegenüber der letz-
Bestimmung der Geschäftsordnung des Bundestags ten Berichterstattung von rund 4 %. Vergleicht
nicht vorgelegen; denn es vertritt die Auffassung, man dieses Ergebnis mit den Arbeiten des Weima-
daß, soweit nicht ein besonderes Gesetz eine Be- rer Reichstags — erlauben Sie mir, das zu sagen -,
gründungspflicht statuiere, den mit einer Petition der nach seiner Tätigkeit Tausende unerledigte Pe-
angegangenen Verwaltungsbehörden und Verfas- titionen zurückließ oder sie den Petenten zurück-
sungsorganen eine Pflicht, ihren Bescheid mit einer schickte, so ergibt sich offenkundig, daß in dem
Begründung zu versehen, nicht obliege. jetzt vorliegenden Ergebnis eine unermüdliche
Arbeit zum Ausdruck kommt. -
Gegen die Erteilung eines Bescheids ohne Grün-
de hat sich schon Herr Kollege Kahn in seiner Be- (Bravo! bei der SPD.)
richterstattung am 18. Juli 1952 ausgesprochen. Als Es ist selbstverständlich, daß das Schwergewicht
Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und wieder beim Petitionsausschuß lag, der 12 472 Ein-
Immunität hat er seinerzeit besonders darauf hin- gaben — das sind 50 % — zu behandeln hatte. We-
gewiesen, daß bei den Beratungen über den Ent- gen der reichhaltigen Tagesordnung darf ich heute
wurf einer neuen Geschäftsordnung der Ausschuß ausnahmsweise auf die Übersicht verweisen, aus
einstimmig der Auffassung war, daß die Mitteilung der Sie die Verteilung der Petitionen auf die ein-
mit Gründen versehen sein soll. zelnen Fachausschüsse entnehmen wollen. Insge-
Der Anspruch des Petenten auf Annahme und samt wurden 41 Fachausschüssen 8112 Eingaben —
sachliche Erledigung seiner Eingabe umfaßt auch das sind 33 % — überwiesen. Hiervon sind 6557
den Anspruch auf einen sachlichen Bescheid. Dies - das sind 80 % — erledigt. Das bedeutet eine
ergibt sich eindeutig aus der Bewertung des Peti- Zunahme der erledigten Eingaben bei den Fach-
tionsrechts als eines subjektiven öffentlichen Rechts. ausschüssen gegenüber der letzten Berichterstat-
tung von 6 %. Dem stehen für den Petitionsaus-
Vielleicht läßt sich die Bescheiderteilung mit einer schuß 12 472 Eingaben — 50 010 — und hiervon
Begründung im neuen Bundestag auch bei allen 12 190 Eingaben — 97,7 % — gegenüber.
Fachausschüssen erreichen. Zumindest sollte das
für d i e Fälle gelten, in denen die Berichterstatter Wegen ihrer äußeren Form und wegen ihres In-
bei der Formulierung ihrer Anträge mitunter sehr halts waren 258 Petitionen — das sind 1 % —
ausführliche sachliche Angaben machen. Die Arbeit unbehandelbar. Hierbei handelte es sich um Ein-
der Abgeordneten, die Petitionen in den Fachaus- gaben, bei denen die Darstellung vollkommen ver-
schüssen zu behandeln haben, ist jedoch wirkungs- worren, unsubstantiiert, anonym oder beleidigen-
los, wenn dies von der Verwaltung des Bundesta- den Inhalts war.
ges bei der Bescheiderteilung nicht verwertet wird. 4158 Eingaben — das sind 16 % — mußten zu-
(Abg. Dr. Menzel: Sehr richtig!) ständigkeitshalber an die Eingabenausschüsse der
Landtage oder der Bundesregierung zur weite-
Bei der Behandlung von Petitionen hatte sich der ren Veranlassung abgegeben werden. Hierbei han-
Ausschuß kürzlich mit der Frage zu beschäftigen, delte es sich um solche Petitionen, für die der Bund
ob auch juristische Personen petitionieren können auf Grund der Kompetenzabgrenzung — Grund-
Hierbei wurde einstimmig der Standpunkt vertre- gesetz — weder sachlich noch örtlich zuständig
ten, daß als Rechtsträger des Petitionsrechts neben war.
den natürlichen Personen auch die juristischen Per-
sonen in Betracht kommen. Das ergibt sich meines In der letzten Berichterstattung hat Herr Kol-
Erachtens im übrigen auch aus Art. 19 Abs. 3 lege Sassnick den Fall erwähnt, daß ein Petent
des Grundgesetzes. ein Rede- und Sprechverbot für General Ramcke
beantragt hatte. Der Bundesminister des Innern
Meine Damen und Herren, der 6. Ausschuß hat hatte seinerzeit hierüber dem Petitionsausschuß
Ihnen heute wiederum eine Übersicht vorgelegt, berichtet, daß man erwäge, Ramcke die ihm nach
aus der Sie entnehmen wollen, daß den Ausschüs- dem Gesetz zu Art. 131 des Grundgesetzes zu-
sen des Deutschen Bundestages in der Zeit von Sep- stehenden Versorgungsbezüge zu entziehen. Trotz
tember 1949 bis zum 15. Juni 1953 25 000 Petitionen mehrmaliger Anfragen des Petitionsausschusses
zugeleitet worden sind. hat sich der Bundesminister des Innern bisher
(Hört! Hört! links.) nicht geäußert, wie weit diese Erwägungen gedie-
hen sind.
Hierbei muß berücksichtigt werden, daß bis zum (Hört! Hört!)
6. September 1953, dem Ende der Legislaturperiode
also, noch einige tausend Petitionen eingehen wer- In der gleichen Berichterstattung wurde darauf
den. hingewiesen, daß nach den geltenden Bestimmun-
gen des BGB jeder berechtigt ist, sich bei der Ab-
Nach § 126 der Geschäftsordnung sind Petitionen gabe einer Willenserklärung durch Bevollmächtigte
am Ende der Wahlperiode nicht als erledigt anzu- vertreten zu lassen. Dies ist in einem Fall so ver-
sehen, da als Adressat nicht der jeweilige Bundes- standen worden, saß sich die Ehefrau eines Staats-
tag, sondern die Volksvertretung anzusehen ist. bürgers an den Bundestag wandte mit der Bitte,
(Sehr richtig!) zu veranlassen, daß ihr Mann zum Oberpostinspek-
tor befördert werde. Nach einem Bericht des Bun-
Damit im Geschäftsgang der Erledigung von Peti- desministeriums für das Post- und Fernmeldewe-
tionen keine Stockung oder Anhäufung eintritt, sen konnte der Ehemann inzwischen zum Ober-
wird es sich meines Erachtens nicht vermeiden las- postinspektor befördert werden. Der Minister
sen, daß die zum Teil im Petitionsausschuß des jet schrieb hierzu, daß der Ehemann der Petentin da-
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14115
(Frau Albertz)
mit die Eingabe seiner Ehefrau als erledigt anzu- Haben Sie Dank, daß Sie sich für mich ver-
sehen habe. wendet haben. Ihr Brief hat den Staub ein
(Heiterkeit.) wenig von meinen Akten geblasen.
Aus den zahlreichen Schreiben der letzten Zeit Neben diesen erfreulichen Stimmen des Dankes
möchte ich Ihnen, meine Damen und Herren, eben finden sich aber auch Stimmen der Kritik und Un-
wegen der reichhaltigen Tagesordnung, nur einige geduld. Kürzlich teilte eine Frau den plötzlichen
wenige Auszüge bekanntgeben. Zu einer Eingabe Tod ihres Mannes mit. Sie ist in dem Glauben, daß
schrieb die Petentin wörtlich: dieser in erster Linie darauf zurückzuführen sei,
daß bei der ihm gezahlten Unterhaltshilfe nach
Ich darf Ihnen für Ihre freundliche Mitteilung einer Prüfung ihrer Einkommensverhältnisse rück-
und Ihre Bemühungen danken, da mir die wirkend ein überzahlter Betrag festgestellt wor-
Rente in den letzten Tagen gewährt wurde. den sei. Dieser Betrag sei rücksichtslos eingetrie-
Die prompte Erledigung meiner Eingabe und ben worden ohne irgendwelche Zeichen mensch-
die freundliche Beantwortung hat mich beson- lichenEmpfds.wärünchet,mi
ders wohltuend berührt. Damen und Herren, wenn durch die zuständigen
Behörden die Überprüfung der Vermögensverhält-
In einem anderen Fall war eine Postassistentin, nisse so genau erfolgte, daß eine nachträgliche Ein-
die in Breslau beschäftigt war, als Beamtin entlas-
ziehung von überzahlten Beträgen vermieden wird.
sen worden. Sie bat um die Auszahlung einer Ab- Es ist geradezu auffallend, daß sich in letzter Zeit
findungssumme. Da dies nach den gesetzlichen Be- die Fälle, in denen große Beträge von überzahlten
stimmungen seinerzeit jedoch nicht möglich war, Renten, Arbeitslosenfürsorge-Unterstützungen usw.
wurde auf Grund ihres Gesundheitszustandes ihre zurückgefordert werden, erschreckend gehäuft
Pensionierung nach dem Gesetz zu Art. 131 des
haben.
Grundgesetzes veranlaßt. Wörtlich schreibt die
Petentin: Ein Wort muß noch gesagt werden zu der gro-
Nur der Initiative des Bundestages und der ßen Zahl von Petitionen, in denen ältere Ange-
von wirklich sozialem Empfinden getragenen stellte um die Beschaffung eines Dauerarbeits-
Einstellung des Petitionsausschusses ist es zu- platzes bitten. Der Minister für Arbeit stellte sich
zuschreiben, daß mir nunmehr Gerechtigkeit auf den Standpunkt, daß die zunächst beabsichtigte
widerfahren ist. Ich werde das stets zu wür- Gewährung steuerlicher Vergünstigungen für Ar-
digen wissen. beitgeber bei der Einstellung älterer Angestellter
nach seiner Auffassung nicht möglich erscheine.
In einem weiteren Fall hat sich ein 60%ig
Der Staat habe bewußt auf eine Lenkung des Ar-
Kriegsbeschädigter jahrelang um Einstellung bei
beitsmarktes verzichtet, weil sich nach den bisher
der Bundespost als Nachwuchskraft für den geho-
gemachten Erfahrungen Zwangsmaßnahmen auf
benen Postdienst bemüht. Trotz guter Prüfungen dem Gebiet der Arbeitsvermittlung für den Per-
mußte seine Bewerbung zurückgewiesen werden.
sonenkreis, der durch diese Maßnahmen begünstigt
) Erst durch die Intervention des Ausschusses wurde sei, oft nachteilig ausgewirkt haben. Wenn diese
über den Bundespostminister erreicht, daß der Pe-
tent zum nächsten Einstellungstermin in den ge- Ansicht zutrifft, dürfte sich nach Meinung des Pe-
hobenen Postdienst eingestellt wird. titionsausschusses auch kaum eine gesetzliche Re-
gelung über die Arbeitsplatzbeschaffung bei dem
In einem anderen Schreiben führt der Petent Gesetz zu Art. 131 gefunden haben. Mitunter sind
wörtlich aus: gerade bei diesen Eingaben Fälle dabei, die als
ehemalige Behördenangestellte über 200 Bewer-
Der diesjährige Erfolg ist durch den Einsatz bungsgesuche eingereicht haben. Oberwiegend
des angerufenen Ausschusses erreicht worden. können sie gute Zeugnisse vorzeigen, aber es fin-
Sie verhalfen mir zu diesem Recht. Sieg der det sich offenbar keine Regelung, die das Los der
Gerechtigkeit, auf den in diesem Falle das älteren Angestellten erleichtert.
Wort eines großen Mannes keine Anwen-
dung findet: Gerechtigkeit — ein schönes Wort, Das Drängen weiter Volkskreise, die das Inkraft-
doch auf Enden höchst selten anzutreffen. treten des Evakuiertengesetzes verlangen, spiegelt
Auch bei der Werbung für die Fremdenlegion sich deutlich in der zunehmenden Anzahl von Pe-
konnte durch die Einschaltung des Auswärtigen titionen wieder, besonders von Frauen, die vom
Amtes u. a. in einem Fall noch in letzter Minute Land in ihre Heimatstädte zurückkehren wollen.
erreicht werden, daß der Sohn eines Petenten, der Meine Damen und Herren! Außer der allgemeinen
bereits von Marseille, dem Einschiffungshafen der Übersicht finden Sie eine graphische Darstellung
Fremdenlegion, nach Oran in Nordafrika verfrach- der Struktur und des wesentlichen Inhaltes der
tet worden war, die endgültige Verpflichtungser- beim Ausschuß für Petitionen behandelten Einga-
klärung nicht unterschrieben hat und wieder aus ben. Ich darf, auch wegen der Kürze der Redezeit,
der Fremdenlegion entlassen worden ist. Auch hier auf die Übersicht verweisen.
bedankt sich der Vater des Sohnes.
(Anhaltende Unruhe. — Abg. Kunze: Kön-
In einem weiteren Fall wurde durch die Über- nen Sie das nicht zu Protokoll geben! —
prüfung durch den Bundesminister für Arbeit und Glocke des Präsidenten!)
das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und
soziale Fürsorge festgestellt, daß der. Rentenberech-
nung irrtümlich ein zu hohes Einkommen zugrunde Vizepräsident Dr. Schmid: Ich bitte um Ruhe!
gelegt worden war. Die Witwe erhielt daraufhin Frau Albertz (SPD), Berichterstatterin: Es folgen
die Grundrente und die volle Ausgleichsrente. Es
konnte ihr eine Nachzahlung von 1300 DM ange- die Beschwerden über Gerichtsentscheidungen
wiesen werden. und Wiederaufnahmeverfahren. Zahlreiche Peten-
ten fordern vom Bund das Gesetz über Entschädi-
Zu einer anderen Eingabe schrieb kürzlich ein gung für Wiedergutmachung nationalsozialistischen
Petent: Unrechts usw.
14116 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Frau Albertz)
Weiter halte ich es für meine Pflicht, an dieser 10, 18, 25, 29, 38, 39 und 40. Die von mir jetzt
Stelle auch die Behandlung von Petitionen in den verlesenen Punkte sind noch nicht beraten; alle
Fachausschüssen zu würdigen. Wenn auch die Be- anderen Punkte sind beraten, es steht lediglich
handlung der Petitionen im Hause vollkommen noch die Abstimmung aus.
unterschiedlich gehandhabt wird, so macht sich
doch mehr und mehr die Überzeugung breit, daß Ich bitte Sie, zu Punkt 8 der gestrigen Tages-
ein an den Bundestag gerichtetes Schreiben nicht ordnung zurückblättern:
durch ein vorgedrucktes Formular erledigt werden Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
kann. Daß auch bei den Fachausschüssen in bezug eines Gesetzes über die Errichtung der Bun-
auf Petitionen intensiv gearbeitet worden ist, be- desversicherungsanstalt für Angestellte (Nr.
weist die Tatsache, daß die erledigten Eingaben 4319 der Drucksachen);
gegenüber der letzten Berichterstattung um 6 %
zugenommen haben. Mündlicher Bericht des Ausschusses für So-
zialpolitik (21. Ausschuß) (Nr. 4608 der
Lassen Sie mich abschließend kurz folgendes aus- Drucksachen) (Anträge Umdrucke Nrn. 1038, -
führen. Die Verfassunggebende Versammlung von 1039, 1053).
Baden-Württemberg hat in einem Entwurf für die (Erste Beratung: 266. Sitzung.)
Landesverfassung eine Ergänzung des Petitions-
rechts vorgesehen. In der Begründung hierzu Wir stimmen nunmehr ab, und zwar in zweiter
heißt es u. a.: Beratung. Alle Änderungsanträge sind begründet.
Bis zu § 5 ist die Abstimmung schon erfolgt.
Der demokratische Staat ängstigt den Bürger Wir beginnen mit § 6. Zunächst Änderungsan-
nicht durch die Drohung mit rechtlosen Ge- trag Umdruck Nr. 1058 Ziffer 1. Wer diesem Antrag
waltmaßnahmen. Dennoch kann er ihm un- zustimmen will, den bitte ich, die Hand zu erhe-
vertraut bleiben bis zur Unheimlichkeit, weil ben. — Gegenprobe! — Das ist die Mehrheit; der
die Demokratie das Labyrinthische des moder- Änderungsantrag ist abgelehnt.
nen Massenstaates noch steigert durch die mit
ihr einhergehende Unpersönlichkeit und die Wer § 6 in der Ausschußfassung zustimmen will,
zwar sinnvolle, aber komplizierte Aufteilung den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe!
der Funktionen und Verantwortungen. Daß — Angenommen.
— ich zitiere wörtlich — § 7. Zunächst Änderungsantrag Umdruck Nr. 1039
dieser Staat einen von Pontius zu Pilatus Ziffer 1. Wer diesem Änderungsantrag zustimmen
schickt, ist ein Hauptgrund der Staatsverdros will, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegen-
senheit. Dem sollte entgegengewirkt werden. probe! — Gegen die Stimmen der Antragsteller
abgelehnt.
Meine Damen und Herren! Wenn Art. 17 des Antrag Umdruck Nr. 1038 Ziffer 1. Wer diesem
Grundgesetzes dem Staatsbürger das Petitionsrecht Antrag zustimmen will, den bitte ich, die Hand zu
gegeben hat, so hat die Behandlung der in der erheben. — Nr. 1038 Ziffer 1, der Antrag der SPD!
ersten Legislaturperiode eingegangenen Petitionen Wer diesem Antrag zustimmen will, — —
— 25 000 — nicht nur ein echtes Bindeglied zwi-
schen Bürger und Volksvertretung zu schaffen ge- (Abg. Richter [Frankfurt]: Nennen Sie doch
sucht, sondern darüber hinaus sicherlich auch zu bitte die antragstellende Fraktion! Man
einem Teil der weithin grassierenden Staatsver- kann doch nicht die ganzen Nummern im
drossenheit entgegengewirkt. Kopfe haben!)
(Beifall bei der SPD und den Regierungs — Ich dachte, Herr Abgeordneter, es sei bekannt,
parteien.) welche Fraktion ihre Anträge auf Umdruck Nr. 1038
Vizepräsident Dr. Schmid: Ich danke der Frau eingereicht hat. — Wir behandeln also Antrag Um-
Berichterstatterin. Ich eröffne die allgemeine Aus- druck Nr. 1038 Ziffer 1. Es dreht sich um einen
sprache über diesen Bericht. Wird das Wort ge- Antrag der SPD. Wer diesem Antrag zustimmen
wünscht? — Das ist nicht der Fall. Dann kommen will, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegen-
wir zur Abstimmung. Wer der Übersicht Nr. 68 probe! — Das letzte ist die Mehrheit, dieser Antrag
Umdruck Nr. 1020 zustimmen will, den bitte ich, ist abgelehnt.
die Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Enthal- Wer dem § 7 in der Ausschußfassung zustimmen
tungen? — Ich stelle einstimmige Annahme fest. will, den bitte ich, die Hand zu erheben. — Ge-
Nun, meine Damen und Herren, kommen wir genprobe! — Enthaltungen? — Bei zahlreichen Ent-
zu einer Reihe von haltungen angenommen.
Abstimmungen. § 8. Antrag der Deutschen Partei, Umdruck
Ich hoffe, daß es möglich sein wird, einigermaßen Nr. 1053 Ziffer 1. Wer diesem Antrag zustimmen
durch diesen Berg von Papier hindurchzufinden, will, den bitte ich, die Hand zu erheben. — Gegen-
der sich inzwischen auf diesem Tische aufgehäuft probe! — Ich muß die Abstimmung wiederholen
hat. Ich schlage Ihnen vor, daß wir zunächst die lassen. Wer diesem Antrag zustimmen will, den
Abstimmungen zu Punkt 8 der gestrigen Tages- bitte ich, die Hand zu erheben. — Gegenprobe! -
ordnung vornehmen — zweite Beratung des Ent- Das ist die Mehrheit; der Antrag ist abgelehnt.
wurfs eines Gesetzes über die Errichtung der Bun-
desversicherungsanstalt für Angestellte — und als- Wer § 8 in der Ausschußfassung zustimmen will,
den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe!
dann die Abstimmungen über die Tagesordnung — Enthaltungen? — Angenommen.
von gestern ab Punkt 13. Ausgenommen von der
Abstimmung bleiben dann lediglich die zurückge- § 9. Änderungsantrag Umdruck Nr. 1058 Ziffer 2.
stellten Punkte. Ich will sie verlesen. Das ist zu- Es handelt sich um einen Änderungsantrag der
nächst Punkt 17 der gestrigen Tagesordnung. Dann sozialdemokratischen Fraktion. Wer diesem Antrag
werden wir fortfahren mit den Abstimmungen ab zustimmen will, den bitte ich um ein Handzeichen.
Punkt 3 der heutigen Tagesordnung. Es bleiben — Gegenprobe! — Das letzte ist .die Mehrheit; der
übrig — zurückgestellt — die Tagesordnungspunkte Antrag ist abgelehnt.
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14117
(Vizepräsident Dr. Schmid)
Wer § 9 in der Ausschußfassung zustimmen will, Nunmehr stimmen wir ab über den Änderungs-
den bitte ich, die Hand zu erheben. — Das ist die antrag der sozialdemokratischen Fraktion Um-
Mehrheit; der Paragraph ist angenommen. druck Nr. 1038 Ziffer 5. Wer für die Annahme die-
ses Änderungsantrags ist, den bitte ich, die Hand
§ 10. Änderungsantrag der sozialdemokratischen zu erheben! — Gegenprobe! — Das ist die Mehr-
Fraktion auf Umdruck Nr. 1038 Ziffer 2. Wer die- heit; der Änderungsantrag ist abgelehnt.
sem Änderungsantrag zustimmen will, den bitte
ich, die Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Das Wer für die Annahme von § 16 in der Ausschuß-
ist die Mehrheit; der Änderungsantrag ist ab- fassung ist, den bitte ich, die Hand zu erheben.
gelehnt. — Gegenprobe! — Ich stelle einstimmige Annahme
fest.
Wer § 10 in der Ausschußfassung zustimmen will,
den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! Nun stimmen wir ab über Paragraphen, zu denen
— Einstimmige Annahme. kein Änderungsantrag vorliegt: § 17 und § 18. Wer
für die Annahme dieser Bestimmungen in der-
§ 11. Zunächst Abstimmung über den Änderungs- Ausschußfassung ist, den bitte ich um ein Hand-
antrag der sozialdemokratischen Fraktion Um- zeichen. — Ich stelle einstimmige Annahme fest.
druck Nr. 1058 Ziffer 3. Wer dafür ist, den bitte
ich, die Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Das § 19. Zunächst Abstimmung über den Ände-
ist die Mehrheit; der Änderungsantrag ist abge- rungsantrag der kommunistischen Gruppe Um-
lehnt. druck Nr. 1039 Ziffer 4. Wer für diesen Än-
derungsantrag ist, den bitte ich um ein Handzei-
Wer § 11 und § 12 in der Ausschußfassung zu- chen. — Gegenprobe! — Gegen die Stimmen der
stimmen will, den bitte ich um ein Handzeichen. — Antragsteller abgelehnt.
Gegenprobe! — Einstimmige Annahme. Wer für §§ 19, 20, 21 und 22 in der Ausschuß-
Zu § 13 zwei Änderungsanträge. Zunächst ein fassung ist, den bitte ich, die Hand zu erheben.
Antrag der kommunistischen Gruppe Umdruck — Gegenprobe! — Ich stelle einstimmige Annahme
Nr. 1039 Ziffer 2. Wer dafür ist, den bitte ich, die fest.
Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Das ist die Zu § 23 zunächst Abstimmung über den Ände-
Mehrheit; der Antrag ist abgelehnt. rungsantrag der kommunistischen Gruppe Um-
Nunmehr der Änderungsantrag der sozialdemo- druck Nr. 1039 Ziffer 5. Wer für die Annahme
dieses Änderungsantrags ist, den bitte ich, die
kratischen Fraktion Umdruck Nr. 1038 Ziffern 3
Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Gegen die
und 4. Wer für diesen Änderungsantrag ist, den
bitte ich, die Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Stimmen der Antragsteller abgelehnt.
Letzteres ist die Mehrheit; der Änderungsantrag Wer für die Annahme von §§ 23, 24, 25, 26 und
ist abgelehnt. 27 ist, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegen-
probe! — Ohne Gegenstimme angenommen.
1 Wer für die Annahme von §§ 13 und 14 in der
Ausschußfassung ist, den bitte ich, die Hand zu Nunmehr stimmen wir ab über den Antrag der
erheben. sozialdemokratischen Fraktion Umdruck Nr. 1038
(Abg. Richter [Frankfurt]: Getrennte Ab Ziffer 6, einen Antrag, der darauf ausgeht, einen
stimmung, Herr Präsident! 13 und 14 jeden Dritten Abschnitt mit der Überschrift „Leistun-
für sich!) gen" einzufügen. Wer diesem Antrag zustimmen
will, den bitte ich, die Hand zu erheben. — Gegen-
— Gut. Wer für die Annahme von § 13 ist, den probe! — Das ist die Mehrheit; der Antrag ist ab-
bitte ich, die Hand zu erheben. — Gegenprobe! — gelehnt.
Enthaltungen? — Bei zahlreichen Enthaltungen
angenommen. Ich rufe auf § 28. Zunächst Abstimmung über
den Antrag der sozialdemokratischen Fraktion
Wer für § 14 in der Ausschußfassung ist, den Umdruck Nr. 1038 Ziffer 7. Wer für diesen Ände-
bitte ich, die Hand zu erheben. — Gegenprobe! — rungsantrag ist, den bitte ich, die Hand zu erheben.
Ich stelle einstimmige Annahme fest. — Gegenprobe! — Das ist die Mehrheit; der An-
§ 15. Zunächst Abstimmung über den Änderungs- trag ist abgelehnt.
antrag der Deutschen Partei Umdruck Nr. 1053 Wer § 28 in der Ausschußfassung zustimmen
Ziffer 2. Wer für die Annahme dieses Änderungs- will, den bitte ich, die Hand zu erheben. — Ge-
antrags ist, der möge die Hand erheben. — Gegen- genprobe! — Enthaltungen? — Bei zahlreichen Ent-
probe! — Ich bitte, die Abstimmung zu wieder- haltungen angenommen.
holen; das war schwer zu erkennen. Wer für die
Annahme des Antrags der Deutschen Partei Um- Ich rufe § 29 auf. Wer diesem Paragraphen zu-
druck Nr. 1053 Ziffer 2 ist, den bitte ich, die Hand stimmen will, den bitte ich, die Hand zu heben.
zu erheben. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — — Gegenprobe! — Ich stelle einstimmige Annahme
Das erste war die Mehrheit; dieser Änderungs- fest.
antrag ist angenommen.
Ich rufe § 30 auf und lasse zunächst über den
Wer für § 15 in der nunmehr festgestellten Fas- Änderungsantrag der Deutschen Partei Umdruck
sung ist, den bitte ich, die Hand zu erheben. Nr. 1053 Ziffer 3 abstimmen. Wer diesem Ände-
— Gegenprobe! — Enthaltungen? — Bei zahl- rungsantrag zustimmt, der möge die Hand er-
reichen Enthaltungen angenommen. heben. — Gegenprobe! — Die große Mehrheit; der
Antrag ist abgelehnt.
§ 16. Zunächst Abstimmung über den Antrag der
kommunistischen Gruppe Umdruck Nr. 1039 Zif- Wer den §§ 30, 30 a, 31 und 32 in der Ausschuß-
fer 3. Wer für den Antrag ist, den bitte ich, die fassung zustimmen will, den bitte ich um ein
Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Der Antrag Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? —
ist abgelehnt. Bei einigen Enthaltungen angenommen.
14118 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Vizepräsident Dr. Schmid)
Zu § 33 lasse ich zunächst über den Änderungs- — §§ 27 a und 27 b zusammen! Darf ich die Herren
antrag der sozialdemokratischen Fraktion Um- Schriftführer bitten, die Stimmkarten einzusam-
druck Nr. 1038 Ziffer 8 abstimmen. Wer diesem meln.
Änderungsantrag zustimmen will, der möge die (Einsammeln der Abstimmungskarten.)
Hand erheben. — Gegenprobe! — Das ist die
Mehrheit; der Änderungsantrag ist abgelehnt. Ich schlage Ihnen vor, daß wir, solange diese
namentliche Abstimmung ausgezählt wird, die
Ziffer 9 des Umdrucks Nr. 1038 ist erledigt. Wir Abstimmung einiger Punkte vornehmen, bei denen
brauchen darüber nicht mehr abzustimmen. es sich nicht um Gesetzentwürfe, sondern um
(Zuruf des Abg. Richter [Frankfurt].) schlichte Anträge und ähnliches handelt. — Meine
Damen und Herren, ich muß meinen Vorschlag zu-
— Habe ich Sie falsch verstanden, Herr Abgeord- rücknehmen. Es sollen noch Erklärungen zu dem
neter Richter? — Der Antrag ist erledigt. Punkt unserer jetzigen Beratung abgegeben wer-
(Abg. Richter [Frankfurt]: Ja, schön, Herr den. Das Wort zu einer Erklärung hat der Abgeord-
Präsident; in dritter Lesung kann anders nete Schellenberg. -
beschlossen werden!)
Dr. Schellenberg (SPD): Herr Präsident! Meine
Einleitung und Überschrift! Wer § 33, Einleitung Damen und Herren! Frau Kollegin Kalinke hat
und Überschrift in der Ausschußfassung zustimmen bei der Aussprache über die Stillegung der Reichs-
will, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegen- versicherungsanstalt für Angestellte über meine
probe! — Enthaltungen? — Bei zahlreichen Ent- Person einige Behauptungen aufgestellt, zu denen
haltungen angenommen. ich folgendes zu erklären habe.
Damit ist die zweite Beratung abgeschlossen. Erstens: Die Stillegung der reichseinheitlichen
Ich eröffne die Versicherungsträger, also auch der Reichsversiche-
rungsanstalt für Angestellte, die ich als der damals
dritte Beratung, für Sozialfragen in Berlin fachlich Verantwort-
die allgemeine Aussprache. Ich bitte um Wort- liche durchgeführt habe, war eine zwangsläufige
meldungen. Folge des Zusammenbruchs. Mit der Auflösung der
(Zurufe: Verzichten!) staatlichen Verwaltungsorganisation verlor auch
die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte die
— Auf die allgemeine Aussprache wird verzich- Grundlage ihrer reichseinheitlichen Arbeit. Ohne
tet. Dann darf ich bitten, mir mitzuteilen, zu eine zentrale Regierungsstelle, ohne Staatsaufsicht
welchen Paragraphen Änderungsanträge gestellt war auch die Durchführung einer reichseinheit-
werden. Ich muß das wissen. lichen Sozialversicherung unmöglich geworden.
(Abg. Richter [Frankfurt]: Ich bitte ums Zweitens: Die Stillegung diente ausschließlich
Wort!) der Sicherung der noch verbliebenen Vermögens-
— Bitte, Herr Abgeordneter Richter! Ich bitte, werte. Es mußte der Zustand beseitigt werden, daß
diese Änderungsanträge vielleicht insgesamt zu die restlichen Gelder der Angestelltenversicherung
begründen. vorwiegend zur Bestreitung des Lebensunterhalts
der noch verbliebenen Verwaltungsangestellten
Richter (Frankfurt) (SPD): Herr Präsident! Meine verwendet wurden.
Damen und Herren! Die sozialdemokratische Bun- Drittens: Mit der Verwaltung der stillgelegten
destagsfraktion nimmt ihren Antrag Umdruck Nr. Reichsversicherungsanstalt für Angestellte habe
1038 Ziffer 6 wieder auf, beantragt also, einen ich den erfahrensten Experten des früheren Reichs-
Dritten Abschnitt mit der Bezeichnung „Leistun- versicherungsamts beauftragt, der auch heute noch
gen" einzufügen. Sie bittet, daß über die §§ 27 a im Auftrage der Bundesregierung und, wie im
und 27 b in namentlicher Abstimmung Beschluß Ausschuß bestätigt wurde, zur vollsten Zufrieden-
gefaßt wird und ebenso über die §§ 27 c und fol- heit diese Aufgabe durchführt.
gende.
(Hört! Hört! bei der SPD.)
Vizepräsident Dr. Schmid: Ich habe nicht ganz Viertens: Das vorliegende Gesetz bestätigt die
folgen können. Sie beantragen zunächst Abstim- Rechts- und Zweckmäßigkeit der von mir seiner-
mung über Antrag Umdruck Nr. 1038 Ziffer 6? zeit veranlaßten Stillegung. Denn die Stillegung
(Abg. Richter [Frankfurt]: Ja. Aufnahme erfährt jetzt im § 19 durch die Auflösung der
eines Dritten Abschnitts „Leistungen". Zu Reichsversicherungsanstalt ihre Vollendung.
den §§ 27 a und 27 b beantragen wir (Beifall bei der SPD.)
namentliche Abstimmung, ebenso nament
liche Abstimmung über die §§ 27 c und Vizepräsident Dr. Schmid: Das Wort zur Begrün-
folgende.)
dung eines Änderungsantrags in dritter Lesung hat
— Sie beantragen namentliche Abstimmung über Frau Abgeordnete Kalinke.
den Antrag Umdruck Nr. 1038 Ziffer 6, und zwar
über die §§ 27 a, 27 b und 27 c. Herr Abgeordneter Frau Kalinke (DP): Ich wiederhole meinen An-
Richter, habe ich Sie recht verstanden? Nament- trag zu § 8, nach Nr. 4 die Nr. 5 einzufügen und eine
liche Abstimmung lediglich über die §§ 27 a, 27 b angemessene Berücksichtigung der Minderheiten
und 27 c. Sonst stellen Sie keine Änderungsanträge? und der weiblichen Versicherten im Vorstand und
(Abg. Richter [Frankfurt]: Nein!) in der Geschäftsführung in der Satzung zu ver-
ankern.
Dann haben wir namentlich abzustimmen über
den Antrag Umdruck Nr. 1038 Ziffer 6, zunächst Vizepräsident Dr. Schmid: Meine Damen und
über das Teilstück § 27 a. Herren, wünscht noch ein Mitglied des Hauses seine
(Abg. Richter [Frankfurt]: a und b zu Stimmkarte abzugeben? — Das ist nicht der Fall.
sammen!) Dann schließe ich die Abstimmung.
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14119
(Vizepräsident Dr. Schmid)
Frau Abgeordnete Kalinke. wollen Sie Ihren An- Wer diesem Antrag des Ausschusses zustimmen
trag nicht zum Druck geben? will, den bitte ich, die Hand zu erheben. — Gegen-
(Abg. Frau Kalinke: Ich habe erklärt, den probe! — Gegen die Stimmen der kommunistischen
selben Antrag noch einmal!) Gruppe angenommen. Damit ist Punkt 15 der ge-
— Verzeihung, ich kann Sie von hier aus nicht strigen Tagesordnung erledigt.
hören. Es ist bei den vielen Anträgen, die hier Nunmehr Ziffer 16 der gestrigen Tagesordnung:
liegen, ausgeschlossen — — Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
(Abg. Frau Kalinke: Herr Präsident, ich schusses für Arbeit (20. Ausschuß) über den
habe gebeten, denselben Antrag, der in Antrag der Fraktion der SPD betreffend
Umdruck Nr. 1053 enthalten ist wieder Mißstände bei Großbaustellen (Nrn. 4557,
aufzunehmen!) 4037 der Drucksachen).
— Zu welchem Paragraphen ist er gestellt? Besteht Klarheit über den Gegenstand der Ab-
(Abg. Frau Kalinke: Zu § 8, nach Nr. 4 soll stimmung? -
eine neue Nr. 5 eingefügt werden!) (Zustimmung.)
Es ist keine namentliche Abstimmung beantragt. Wer diesem Antrag zustimmen will, den bitte ich
Wir können hierüber gleich abstimmen. Wer dafür um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthal-
ist, § 8 in der in Umdruck Nr. 1053, gewünschten tungen? — Bei einigen Enthaltungen angenommen.
Weise zu ändern, den bitte ich, die Hand zu er-
heben. — Gegenprobe! — Das ist die Mehrheit; Nunmehr Ziffer 17:
dieser Antrag ist abgelehnt.
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Das vorläufige Ergebnis*) der namentlichen Ab- schusses für gesamtdeutsche Fragen (8. Aus-
stimmung ist: es haben sich an der Abstimmung schuß) über den Antrag der Fraktion der SPD
337 stimmberechtigte Abgeordnete und 14 Berliner betreffend Verurteilung des Berliner Journa-
Abgeordnete beteiligt. Mit Ja haben gestimmt 137 listen Herbert Kluge in der sowjetischen Be-
Abgeordnete, mit Nein 198, 2 haben sich der satzungszone (Nrn. 4584, 4194 der Druck-
Stimme enthalten. Von den Berliner Abgeordneten sachen).
haben 5 mit Ja und 9 mit Nein gestimmt. Damit
ist der Antrag abgelehnt. Wer diesem Antrag zustimmen- will, der möge
die Hand erheben. — Gegenprobe! — Gegen die
Wir kommen nunmehr zur namentlichen Abstim- Stimmen der kommunistischen Gruppe angenom-
mung über § 27 c gemäß Umdruck Nr. 1038 Ziffer 6. men.
Ich bitte, die Stimmkarten einzusammeln. Ziffer 19 der gestrigen Tagesordnung:
(Einsammeln der Abstimmungskarten.) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Meine Damen und Herren, es ist eine zweifache schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
namentliche Abstimmung beantragt worden. Neh- schuß) über den Antrag der Fraktion der FU
men Sie bitte Umdruck Nr. 1038 zur Hand: über (BP-Z), betreffend Einfuhr von Pflaster-
dieuntrZf6agühe27undba steinen (Nrn. 4610, 4029 der Drucksachen).
wir soeben abgestimmt; nunmehr soll noch über den Der Ausschuß schlägt vor, den Antrag, der seinen
Antrag, einen § 27 c einzufügen —das ist auf Beratungen zugrunde lag, für erledigt zu erklären.
Seite 2 oben —, namentlich abgestimmt werden. Ich Wer diesem Antrag zustimmen will, den bitte ich
hoffe, daß keine Unklarheit mehr besteht. um ein Handzeichen. — Das ist die überwiegende
Ich schlage Ihnen vor, daß wir nunmehr einige Mehrheit; der Antrag ist angenommen.
Abstimmungen zu Punkten vornehmen, bei denen
es sich um einfache Anträge und nicht um Gesetzes- Nunmehr Ziffer 20:
vorlagen handelt. Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
schusses für Verkehrswesen (27. Ausschuß)
Punkt 14 der gestrigen Tagesordnung: über den Antrag der Abgeordneten Günther
Beratung des Schriftlichen Berichts des und Genossen betreffend Straßenpersonen-
Untersuchungsausschusses (49. Ausschuß) ge- verkehr (Nrn. 4588, 4002 der Drucksachen).
mäß Antrag der Fraktion der SPD zur Prü-
fung der unzulänglichen Einstellung von Wer diesem Antrag zustimmen will, den bitte ich,
Schwerbeschädigten bei den Bundesdienst- die Hand zu erheben. — Das ist die überwiegende
stellen (Nrn. 4609, 3645 der Drucksachen). Mehrheit; ich stelle die Annahme fest.
Die Aussprache ist abgeschlossen. Der Ausschuß Ziffer 21 der gestrigen Tagesordnung:
schlägt vor, den vom Untersuchungsausschuß vor- Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
gelegten Bericht zu genehmigen. Wer diesen An- schusses für Verkehrswesen (27. Ausschuß)
trag annehmen will, den bitte ich, die Hand zu er- über den Antrag der Abgeordneten Günther
heben. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Ich und Genossen betreffend Paket- und Expreß-
stelle einstimmige Annahme fest. Damit ist gutbeförderung (Nrn. 4589, 4003 der Druck-
Punkt 14 der gestrigen Tagesordnung erledigt. sachen).
Punkt 15 der gestrigen Tagesordnung: Wer diesem Antrag zustimmen will, den bitte ich
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- um ein Handzeichen. — Das ist die überwiegende
schusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß) Mehrheit; ich stelle die Annahme fest.
über den Antrag der Fraktionen der CDU/ Nunmehr kehren 'wir zurück zu Punkt 8 der
CSU, FDP, DP betreffend Nachwuchs für gestrigen Tagesordnung:
supranationale Behörden (Nrn. 4606, 4222 der Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
Drucksachen). eines Gesetzes über die Errichtung der Bun-
*) Vgl. das endgültige Ergebnis Seite 14238, 3. Abstim- desversicherungsanstalt für Angestellte
mung (Nr. 4319 der Drucksachen);
14120 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Ju li 1953
(Vizepräsident Dr. Schmid)
Mündlicher Bericht des Ausschusses für Ich rufe nunmehr Punkt 18 der gestrigen Tages-
Sozialpolitik (21. Ausschuß) (Nr. 4608 der ordnung auf. Wir führen die
Drucksachen); (Anträge Umdrucke Nrn. 1038, Zweite und dritte Beratung des von den
1039, 1053). Fraktionen der CDU/CSU, FDP, DP einge-
(Erste Beratung: 266. Sitzung.) brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung der Verordnung zum Schutze der Wirt-
Will ein Mitglied des Hauses noch seine Stimm- schaft (Nr. 4312 der Drucksachen);
karte abgeben? — Das ist nicht der Fall. Dann
schließe ich die Abstimmung. Mündlicher Bericht des Ausschusses für
Rechtswesen und Verfassungsrecht (23. Aus-
(Auszählen der Abstimmungskarten.) schuß) (Nr. 4486 der Drucksachen)
Ich gebe das vorläufige Ergebnis*) der zweiten (Erste Beratung: 265. Sitzung.)
namentlichen Abstimmung, die zu Umdruck
Nr. 1038 vorgenommen worden ist, bekannt. An der zu Ende. Es ist zunächst über den Änderungsantrag
Abstimmung haben sich 340 stimmberechtigte Ab- Umdruck Nr. 1057 zu Art. 1 abzustimmen. Wer für
geordnete und 13 Berliner Abgeordnete beteiligt. die Annahme dieses Änderungsantrages ist, den
Mit Ja haben gestimmt 142 stimmberechtigte Ab- bitte ich, die Hand' zu erheben. — Gegenprobe! —
geordnete, mit Nein 196 stimmberechtigte Abgeord- Enthaltungen? — Ich stelle einstimmige Annahme
nete; 2 stimmberechtigte Abgeordnete haben sich fest.
der Stimme enthalten. Von den Berliner Abgeord-
neten haben 5 mit Ja und 8 mit Nein gestimmt. Der Wer für die Annahme von Art. 1 in der nunmehr
festgestellten Fassung, — Art. 2, — Art. 3, — Ein-
Antrag ist damit abgelehnt. leitung und Überschrift in der Ausschußfassung ist,
Wir haben nunmehr durch Handzeichen über den den bitte ich, die Hand zu erheben. — Gegenprobe!
Rest des Antrags Umdruck Nr. 1038 Ziffer 6 abzu- — Enthaltungen? — Bei einigen Enthaltungen an-
stimmen. Wer für die Annahme ist, den bitte ich, genommen. Damit schließe ich die zweite Beratung.
die Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Das letzte
ist die Mehrheit; der Antrag ist abgelehnt. Ich eröffne die
dritte Beratung.
Damit haben wir über das Gesetz im ganzen ab-
zustimmen; denn in dritter Lesung sind keine Allgemeine Aussprache? — Das Haus verzichtet. —
Änderungen des Ergebnisses zweiter Lesung vorge- Wortmeldungen liegen nicht vor; ebenso keine Än-
nommen worden. Wer für die Annahme dieses Ge- derungsanträge.
setzes im ganzen ist, den bitte ich, dies durch Er- Wir kommen zur Schlußabstimmung. Wer das
heben zu bezeugen. — Gegenprobe! — Enthaltun- Gesetz zur Änderung der Verordnung zum Schutze
gen? — Ich stelle einstimmige Annahme dieses Ge- der Wirtschaft annehmen will, den bitte ich, sich
setzes fest. von seinem Sitz zu erheben. — Gegenprobe! —
(Bravo! in der Mitte.) Enthaltungen? — Bei einigen Enthaltungen ange-
Wir führen nunmehr die nommen.
Zweite und dritte Beratung des von den Ab- Damit ist die gestrige Tagesordnung erledigt.
geordneten Seuffert, Scharnberg, Dr. Preusker (Bravo-Rufe.)
und Genossen eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes über die Aufhebung der Allge- Ich bitte um eine Minute Pause, um die Papiere
meinen Anordnung Nr. 3 zum Gesetz Nr. 52 auf diesem Tisch in Ordnung bringen zu können.
der amerikanischen Militärregierung betref-
fend die Bank der Deutschen Arbeit A.G. Ich bitte Sie, nunmehr die heutige Tagesordnung
(Nr. 4425 der Drucksachen). vorzunehmen. Wir beginnen mit Punkt 3:
Mündlicher Bericht des Ausschusses für Geld Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
und Kredit (12. Ausschuß) (Nr. 4583 der eines Gesetzes zur Ä nderung des Gesetzes
Drucksachen). über die Landwirtschaftliche Rentenbank
(Nr. 4202 der Drucksachen);
(Erste Beratung: 272. Sitzung.)
Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Er-
zu Ende. Es handelt sich um Punkt 13 der gestrigen nährung, Landwirtschaft und Forsten (19.
Tagesordnung. Die Einzelbesprechung in zweiter Ausschuß) (Nr. 4498 der Drucksachen).
Beratung ist abgeschlossen. Wir haben nur noch ab-
zustimmen. Wer § 1, — § 2, — Einleitung und Über- (Erste Beratung: 260. Sitzung.)
schrift dieses Gesetzentwurfs Drucksache Nr. 4425 Die Besprechungen zweiter Beratung sind abge-
zustimmen will, den bitte ich, die Hand zu er- schlossen. Wir kommen zur Abstimmung. Art. I bis
heben. — Gegenprobe! — Ich stelle einstimmige IV, — Einleitung und Überschrift. — Wer zustim-
Annahme fest. Damit ist die zweite Beratung abge- men will, den bitte ich, eine Hand zu erheben. —
schlossen. Gegenprobe! — Bei einigen Enthaltungen ange-
Ich rufe auf zur nommen.
dritten Beratung. Damit schließe ich die zweite Beratung ab und
eröffne die
Auf allgemeine Aussprache wird verzichtet. Ich dritte Beratung.
rufe auf § 1, — § 2, — Einleitung und Überschrift.
Wir können gleich zur Schlußabstimmung kommen. Die allgemeine Aussprache ist eröffnet. — Das
Wer dem Gesetz im ganzen zustimmen will, den Wort wird nicht gewünscht. Änderungsanträge lie-
bitte ich, sich zu erheben. — Gegenprobe! — Enthal- gen nicht vor. Wer dem Gesetz im ganzen zustim-
tungen? — Ich stelle einstimmige Annahme fest. men will, den bitte ich, sich zu erheben. — Gegen-
probe! —
*) Vgl. das endgültige Ergebnis Seite 14238, 4. Abstim-
mung (Zurufe: Dieses fortgesetzte Aufstehen!)
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14121
(Vizepräsident Dr. Schmid)
— Es kommen alle dran, auch die, die sich enthal- Ich rufe zur
ten wollen. dritten Beratung
(Heiterkeit.) auf. — Das Wort wird nicht gewünscht. Wer dem
Enthaltungen? — Das Gesetz ist bei einigen Ent- Gesetz im ganzen zustimmen will, der möge sich
haltungen angenommen. von seinem Sitz erheben. — Gegenprobe! — Ent-
haltungen? — Ich stelle einstimmige Annahme fest.
Nunmehr Punkt 4 der heutigen Tagesordnung: Punkt 7:
Erste, zweite und dritte Beratung des Ent- Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
wurfs eines Gesetzes über den Beitritt der eines Zweiten Gesetzes zur Änderung und
Bundesrepublik Deutschland zu dem Abkom- Ergänzung des Wertpapierbereinigungsge-
men vom 13. April 1953 zur Revision und setzes (Nr. 4304 der Drucksachen);
Erneuerung des Internationalen Weizenab-
kommens (Nr. 4577 der Drucksachen). Mündlicher Bericht des Ausschusses für Geld
und Kredit (12. Ausschuß) (Nr. 4564 der
Wir stimmen in zweiter Beratung über die Art. I Drucksachen).
bis III, Einleitung und Überschrift ab. — Wer die- (Erste Beratung: 265. Sitzung.)
sen Bestimmungen zustimmen will, der möge die
Hand erheben. — Gegenprobe! — Enthaltungen? Änderungsanträge sind nicht gestellt. Ich rufe zur
— Bei einigen Enthaltungen angenommen. Abstimmung auf die §§ 1 bis 72, Einleitung und
Überschrift. Wer für die Annahme dieser Bestim-
(Zurufe von der KPD: Wir haben dagegen mungen ist, den bitte ich um ein Handzeichen. —
gestimmt, nicht uns enthalten!) Gegenprobe! — Gegen die Stimmen der kommuni-
stischen Gruppe angenommen. Die zweite Bera-
— Gegen die Stimmen der kommunistischen tung ist abgeschlossen.
Gruppe angenommen. Damit ist die zweite Bera-
tung abgeschlossen. Ich eröffne die
Ich eröffne die dritte Beratung.
dritte Beratung. — Das Wort wird nicht gewünscht. Änderungsan-
träge sind nicht gestellt. Wer dem Entwurf eines
In der allgemeinen Aussprache wird das Wort nicht Zweiten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung
gewünscht? — Änderungsanträge liegen nicht vor. des Wertpapierbereinigungsgesetzes zustimmen
Wir kommen zur Schlußabstimmung. Wer dem Ge- will, der möge sich von seinem Sitz erheben. —
setz über den Beitritt der Bundesrepublik Deutsch- Gegenprobe! — Gegen die Stimmen der kommuni-
land zu dem Abkommen vom 13. April 1953 zur Re- stischen Gruppe angenommen.
vision und Erneuerung des Internationalen Weizen-
abkommens zustimmen will, der möge sich von Wir haben bei diesem Punkt noch abzustimmen
seinem Sitz erheben. — Gegenprobe! — Gegen die über Ziffer 2 der Drucksache Nr. 4564. Wer diesem
Stimmen der kommunistischen Gruppe angenom- Teil des Antrags des Ausschusses zustimmen will,
men. den bitte ich, die Hand zu erheben. — Das ist die
(Zurufe: Immerfort aufstehen!) Mehrheit; angenommen.
Nun stimmen wir ab über Punkt 9:
— Meine Damen und Herren! Sie haben die Ge-
schäftsordnung beschlossen. Zweite und dritte Beratung des von der
Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs
(Heiterkeit. — Abg. Dr. Hasemann: Da eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes
müßte man einen Änderungsantrag stellen!) über das Branntweinmonopol (Nr. 3623 der
— Wenn Sie mit zwei Dritteln der Stimmen be- Drucksachen);
schließen, daß anders verfahren werden soll, als Mündlicher Bericht des Ausschusses für Fi-
in der Geschäftsordnung steht, können wir in einer nanz- und Steuerfragen (11. Ausschuß) (Nr.
andern Form abstimmen. 4580 der Drucksachen).
(Abg. Dr. Schäfer: Dazu müßten wir dann (Erste Beratung: 231. Sitzung.)
wieder aufstehen! — Erneute Heiterkeit. Auch hier sind die Besprechungen abgeschlossen.
Weitere Zurufe.) Wir stimmen ab. Art. I, II, III, Einleitung und Über-
Punkt 5: schrift. Wer für die Annahme dieser Bestimmungen
ist, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegen-
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs probe! — Enthaltungen? — Gegen einige Enthal-
eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes tungen angenommen.
über eine Bundesbürgschaft für Kredite zur
Finanzierung der Lebensmittelbevorratung Ich schließe die zweite Beratung und eröffne die
(Nr. 4447 der Drucksachen); dritte Beratung.
Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses — Das Wort wird offenbar nicht gewünscht. —
(10. Ausschuß) (Nr. 4575 [neu] der Druck- Änderungsanträge liegen nicht vor. Wir kommen
sachen). gleich zur Schlußabstimmung. Wer dem Entwurf
eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über
Auch hier sind die Besprechungen zweiter Bera-
das Branntweinmonopol im ganzen zustimmen will,
tung abgeschlossen. Wir brauchen nur noch abzu-
der möge sich von seinem Sitz erheben. — Gegen-
stimmen. Art. 1, — Art. 2, — Art. 3, — Einleitung
probe! — Enthaltungen? — Bei Enthaltung der
und Überschrift. — Wer diesen Bestimmungen
kommunistischen Gruppe angenommen.
seine Zustimmung geben will, den bitte ich, eine
Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Angenom- Wir haben noch abzustimmen über Ziffer 2 des
men! Dann ist die zweite Beratung abgeschlossen. Ausschußantrags Drucksache Nr. 4580. Wer diesem
14122 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Vizepräsident Dr. Schmid)
Teil des Ausschußantrags seine Zustimmung ge- 12 c:
ben will, den bitte ich, die Hand zu erheben. — Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Gegenprobe! — Enthaltungen? — Ich stelle ein- schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
stimmige Annahme fest. schuß) über den Entwurf einer Siebenten
Punkt 10 ist zurückgestellt. Verordnung über Zollsatzänderungen (Nrn.
4495 [neu], 4358 der Drucksachen).
Punkt 11:
Wer dem Antrag des Ausschusses auf Drucksache
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs Nr. 4495 (neu) zustimmen will, den bitte ich, die
eines Gesetzes über die Ergänzung von Vor- Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Ich bitte die
schriften des Umstellungsrechts und über die Abstimmung zu wiederholen. Wer dem Antrag des
Ausstattung der Berliner Altbanken mit Ausschusses zustimmen will, den bitte ich um ein
Ausgleichsforderungen (Umstellungsergän- Handzeichen. — Gegenprobe! — Das erste war die
zungsgesetz) (Nr. 4327 der Drucksachen); Mehrheit; die Zustimmung ist erteilt.
Mündlicher Bericht des Ausschusses für Geld 12 d: -
und Kredit (12. Ausschuß) (Nr. 4605 der
Drucksachen). Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
(Erste Beratung: 268. Sitzung.) schuß) über den Entwurf einer Achten Ver-
Hier sind die Besprechungen abgeschlossen. Wir ordnung über Zollsatzänderungen. (Nrn.
kommen zur Abstimmung. Zunächst ist eine Be- 4597, 4391 der Drucksachen).
richtigung zum Mündlichen Bericht auf Umdruck In dem Antrag des Ausschusses, Drucksache Nr.
Nr. 1055 da, nach der § 61 a anders gefaßt werden 4597, wird empfohlen, der Verordnung unverän-
soll. Das Wort wird dazu wohl nicht gewünscht. dert zuzustimmen. Wer diesem Antrag folgen will,
Wir konnten das vorher nicht aufrufen. Änderungs- den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe!
anträge liegen nicht vor. — Das erste war die Mehrheit; die Zustimmung
ist erteilt.
Wer den §§ 1 bis 63, Einleitung und Überschrift
zustimmen will, den bitte ich, die Hand zu erheben. 12 e:
— Gegenprobe! — Enthaltungen? - Ich stelle ein Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
stimmige Annahme fest. schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
Ich schließe die zweite Beratung ab und eröffne schuß) über den Entwurf einer Neunten
die Verordnung über Zollsatzänderungen (Nrn.
dritte Beratung. 4598, 4484 der Drucksachen).
— Änderungsanträge liegen nicht vor. Wir können Auch hier empfiehlt der Ausschuß auf Drucksache
alsbald zur Schlußabstimmung schreiten. Wer dem Nr. 4598, der Vorlage unverändert zuzustimmen.
Entwurf eines Gesetzes über die Ergänzung von Wer diesem Antrag folgen will, den bitte ich um
Vorschriften des Umstellungsrechts und über die ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen?
Ausstattung der Berliner Altbanken mit Ausgleichs- — Gegen einige Gegenstimmen und bei zahlrei-
forderungen (Umstellungsergänzungsgesetz) im chen Enthaltungen ist die Zustimmung erteilt.
ganzen zustimmen will, der möge sich von seinem 12 f:
Sitz erheben. — Gegenprobe! — Gegen die Stim-
men der kommunistischen Gruppe angenomenen. Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
Nunmehr Punkt 12. Hier sind eine Reihe von schuß) über den Entwurf einer Zehnten
Abstimmungen vorzunehmen. Aber da es sich nicht Verordnung über Zollsatzänderungen (Nrn.
um Schlußabstimmungen in dritter Lesung handelt, 4599, 4445 der Drucksachen).
können wir uns diesmal ein bißchen schonen.
Auch in diesem Fall empfiehlt der Ausschuß auf
(Heiterkeit.) Drucksache Nr. 4599, der Vorlage unverändert zu-
Zunächst Punkt 12 a: zustimmen. Wer diesem Antrag folgen will, den
bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! —
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Enthaltungen? — Bei einigen Enthaltungen ange-
schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus- nommen.
schuß) über den Entwurf einer Fünften Ver-
ordnung über Zollsatzänderungen (Nrn. 4595, 12 g:
4483 der Drucksachen). Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Der Ausschuß empfiehlt auf Drucksache Nr. 4595, schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
der Vorlage unverändert zuzustimmen. Wer diesem schuß) über den Entwurf einer Elften Ver-
Antrag folgen will, den bitte ich um ein Hand- ordnung über Zollsatzänderungen (Nrn.
zeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Ge- 4600, 4456 der Drucksachen).
gen einige Stimmen angenommen. Der Ausschuß empfiehlt auf Drucksache Nr. 4600,
Nunmehr 12 b: der Vorlage die Zustimmung zu erteilen. Wer die-
sem Antrag folgen will, den bitte ich, die Hand zu
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- erheben. — Gegenprobe! — Gegen einige Stimmen
schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus- angenommen.
schuß) über den Entwurf einer Sechsten
Verordnung über Zollsatzänderungen (Nrn. Nunmehr 12 h:
4596, 4458 der Drucksachen). Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Wer dem Antrag des Ausschusses auf Drucksache schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus-
Nr. 4596 zustimmen will, den bitte ich, die Hand schuß) über den Entwurf einer Zwölften
zu erheben. — Gegenprobe! - Gegen die Stim- Verordnung über Zollsatzänderungen (Nrn.
men der kommunistischen Gruppe angenommen. 4601, 4546 der Drucksachen).
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14123
(Vizepräsident Dr. Schmid)
Auch hier empfiehlt der Ausschuß auf Drucksache Punkt 18 ist zurückgestellt.
Nr. 4601, der Vorlage ohne Veränderungen zuzu- Mit Punkt 19 beginnen wieder Gesetzesbera-
stimmen. Wer diesem Antrag folgen will, den tungen.
bitte ich, die Hand zu erheben. — Gegenprobe! —
Gegen einige Stimmen ist die Zustimmung erteilt. (Abg. Dr. Wellhausen: Punkt 18 betrifft
— Damit ist Punkt 12 erledigt. auch ein Gesetz!)
Wir kommen zu Punkt 13: — Ja, Punkt 18 ist zurückgestellt. Oder bestehen
Zweifel? — Das Haus hat vor der Pause beschlos-
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- sen, Punkt 18 zurückzustellen.
schusses für Außenhandelsfragen (14. Aus- (Zustimmung. — Abg. Dr. Wellhausen:
schuß) über den Entwurf der Verordnung Wie lange?)
über Zolltarifänderungen aus Anlaß der Er-
richtung des Gemeinsamen Marktes der — Der Punkt soll aufgerufen werden, nachdem
Europäischen Gemeinschaft für Kohle und diese Abstimmungen durchgeführt sind.
Stahl (Nrn. 4602, 4355 der Drucksachen). Punkt 19 der Tagesordnung. Wir setzen die
Wer deri, Antrag des Ausschusses auf Drucksache zweite Beratung des Entwurfs eines Ge-
Nr. 4602, der dahin geht, der Verordnung unver- setzes über die Verwaltung des ERP-Son-
ändert zuzustimmen, beitreten will, den bitte ich, dervermögens
die Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Gegen
die Stimmen der kommunistischen Gruppe ange- fort. Die Besprechung ist abgeschlossen. Wir haben
nommen. in der zweiten Beratung nur noch abzustimmen.
Ich rufe auf §§ 1 bis 17, — Einleitung und Über-
Wir stimmen nunmehr ab über Punkt 14 der schrift. — Wer diesen Bestimmungen zustimmen
Tagesordnung. Es handelt sich um den will, der möge die Hand erheben. — Gegenprobe!
Antrag des Haushaltsausschuses zum Antrag — Gegen die Stimmen der kommunistischen
des Bundesministers der Finanzen betref- Gruppe angenommen.
fend Verkauf des Grundstücks ehemalige
Finanzschule Mölln in Holstein an die Lan- Ich schließe die zweite Beratung und eröffne die
desversicherungsanstalt Schleswig-Holstein. dritte Beratung.
Der Ausschuß empfiehlt auf Drucksache Nr. Das Wort wird nicht gewünscht. Anträge sind nicht
4537, dem Antrage zuzustimmen. Wer diesem gestellt. Wir kommen zur Schlußabstimmung.
Antrage beitreten will, den bitte ich, die Hand zu Wer dem Entwurf eines Gesetzes über die Verwal-
erheben. — Offenbar einstimmige Annahme. tung des ERP-Sondervermögens zustimmen will,
der möge sich von seinem Sitz erheben. — Gegen-
Wir stimmen nunmehr ab über Punkt 15 der probe! — Gegen die Stimmen der kommunistischen
Tagesordnung. Es handelt sich um eine ähnliche Gruppe angenommen.
Sache. Die Zustimmung wird erbeten für den Ver-
kauf eines Teils des ehemaligen Heereszeugamtes Punkt 20 der Tagesordnung. Wir fahren in der
in Ulm. Der Ausschuß empfiehlt in Drucksache zweiten- Beratung des Entwurfs eines Ge-
Nr. 4533 die Zustimmung. Wer diese Zustimmung setzes zur Änderung der Titel II, III, IV
erteilen will, den bitte ich um ein Handzeichen. — und X der Gewerbeordnung
Gegenprobe! — Gegen die Stimmen der kommuni- fort. Der Ausschuß für Wirtschaftspolitik hat auf
stischen Gruppe ist die Zustimmung erteilt. Umdruck Nr. 1064 eine Reihe von Berichtigungen
Bei Punkt 16 handelt es sich um den Antrag des vorgelegt. Das Haus ist wohl damit einverstanden,
Haushaltsausschusses zu dem daß darüber nicht besonders abgestimmt wird.
Es ist abzustimmen über einen Änderungsantrag,
Antrag des Bundesministers für Finanzen den Sie auf Umdruck Nr. 1056 finden. Dieser Än-
betreffend Zustimmung des Bundestages zur derungsantrag betrifft Ziffer 18 der Ausschußvor-
Bestellung eines Erbbaurechts an einem lage und § 56 der Gewerbeordnung. Wer diesem
reichseigenen Grundstück in Wilhelmshaven, Änderungsantrag zustimmen will, den bitte ich,
ehemals Bauwerft der Kriegsmarine. die Hand zu erheben. — Es ist der Änderungs-
Der Ausschuß empfiehlt Zustimmung. Wer diese antrag Dr. Hammer und Genossen. — Gegen-
Zustimmung erteilen will, der möge die Hand er- probe! — Das erste war die Mehrheit; der Ände-
heben. — Gegenprobe! — Einstimmige Annahme rungsantrag ist angenommen. Damit ist die zweite
des Antrags. Beratung abgeschlossen.
Ich rufe auf zur
Bei Punkt 17 handelt es sich um einen
dritten Beratung.
Antrag des Haushaltsausschusses zu dem Zur allgemeinen Aussprache hat das Wort Herr
Antrag des Bundesministers der Finanzen Abgeordneter Naegel.
betreffend nachträgliche Mitteilung an den
Bundestag von der Bestellung eines Erb- (Abg. Naegel: Ich will den Antrag wieder-
baurechts an einem reichseigenen Grund- holen, den ich vorhin gestellt habe!)
stück in Wilhelmshaven auf der Schleusen- — Sie wollten das Wort nicht zur allgemeinen
insel. Aussprache?
Der Antrag des Ausschusses befindet sich auf (Abg. Naegel: Nein!)
Drucksache Nr. 4541. Es wird vorgeschlagen, den
Antrag zustimmend zur Kenntnis zu nehmen. Wer Das Wort zur allgemeinen Aussprache wird nicht
diesem Antrage folgen will, den bitte ich, die Hand verlangt.
zu erheben. — Offenbar einstimmige Annahme. (Abg. Günther meldet sich zum Wort.)
14124 Deutscher Bundestag - 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag. den 3. Juli 1953
(Vizepräsident Dr. Schmid)
— Zur allgemeinen Aussprache? Dr. Schröder (Düsseldorf) (CDU): Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Es tut mir leid, noch
(Abg. Günther: Ja, ganz kurz!) einige Worte sagen zu müssen. Wir sind dafür,
— Das Wort hat der Abgeordnete Günther. daß die in der zweiten Beratung festgestellte Form
beibehalten wird. Der Änderungsantrag auf Um-
Günther (CDU): Ich wollte nur zur allgemeinen druck Nr. 1056, der von Ihnen in der zweiten Be-
Aussprache eine Erklärung abgeben. Meine ratung angenommen worden ist, entspricht dem
Freunde aus dem Handwerk sind mit dem Gesetz- Standpunkt von Bundesregierung und Bundesrat,
entwurf, wie er jetzt vorliegt, nicht ganz zufrie- und ich halte es für praktisch, daß wir dem hier
den, stimmen aber zu. Eine ausführlichere Er- folgen.
klärung möchte ich, um Ihre Zeit nicht länger in
Anspruch zu nehmen, schriftlich einreichen.*) Vizepräsident Dr. Schmid: Herr Abgeordneter
Naegel, ich weiß nicht, ob Sie sich über die Trag-
Vizepräsident Dr. Schmid: Das Haus ist Ihnen weite Ihres Antrages ganz klargeworden sind.
dafür sicher dankbar. — Die allgemeine Aussprache Wenn Sie Nr. 18 überhaupt gestrichen wissen wol-
ist geschlossen. Wir treten in die Einzelberatung len, dann wollen Sie also auch den Hausierhandel
ein. — Wollen Sie einen Antrag einbringen? mit Giften und gifthaltigen Waren, Arznei- und
(Abg. Naegel: Ja!) Geheimmitteln erlauben.
(Abg. Naegel: Nein; nur Abs. 4, der in der
Unterstützen 15 Mitglieder des Hauses Ihren zweiten Lesung beschlossen ist!)
Antrag?
(Abg. Naegel: Ja!) — Sie wollen also lediglich den Abs. 4 gestrichen
haben, der zu § 56 in zweiter Lesung beschlossen
— Dann bitte ich die Mitglieder des Hauses, die ist?
diesen Antrag unterstützen wollen, die Hand zu (Abg. Naegel: Ganz recht!)
erheben. — Das sind mehr als 15 Mitglieder dieses
Hauses. Bitte, Herr Abgeordneter! Im übrigen soll diese Ziffer 18 bleiben, wie sie war.
Vizepräsident Dr. Schäfer: Weitere Wortmeldun- Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Miessner
gen liegen nicht vor. ich schließe die Aussprache. und Genossen zu § 8 vor. Wünschen Sie zur Be-
Es geht also um den Änderungsantrag auf Um- gründung das Wort, Herr Dr. Miessner?
druck Nr. 1060 Ziffer 1 zu § 2. Ich bitte diejenigen, (Abg. Dr. Miessner: Ja!)
die diesem Änderungsantrag zustimmen, die Hand
zu heben. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Das — Das Wort hat Herr Dr. Miessner zur Begründung
letzte ist die Mehrheit; der Antrag ist abgelehnt. des Antrags der Fraktion der FDP zu § 8.
Wir kommen dann zur Abstimmung über den
§ 2 in der Fassung der Vorlage. ich bitte diejeni- Dr. Miessner (FDP): Herr Präsident! Meine
gen, die zustimmen, die Hand zu heben. — Ich Damen und Herren! Es handelt sich um einen An-
bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Das trag der FDP-Fraktion zu der Übergangsbestim-
erste war die Mehrheit; § 2 ist angenommen. mung des § 8, die noch verbessert werden sollte.
Ich rufe weiter auf die §§ 3, — 4, — 5, — 6 — Auch seinerzeit beim Tabaksteuergesetz sind für
und 7. — Zu diesen Paragraphen liegen Änderungs- die Rückzahlung gestundeter Beträge längere Fri-
anträge und Wortmeldungen nicht vor. Ich darf sten und außerdem auch Übergangsfristen für die
also gleich zur Abstimmung übergehen. Ich bitte Vorverschiebung der Steuertermine vorgesehen ge-
diejenigen, die zustimmen wollen, die Hand zu wesen. Das gleiche müßte zweckmäßigerweise auch
heben. — Das ist zweifellos die Mehrheit; ange- hier beim Kaffee geschehen. Nach dem Buchstaben
nommen. b des § 8 in der Fassung des Antrags der FDP-
Fraktion soll die Erstattungsgrenze von 5 kg auf
Ich rufe 8 auf. Dazu liegt ein Änderungsantrag 2,5 kg gesenkt werden, da uns die in § 8 des Ge-
Dr. Miessner auf Umdruck Nr. 1061 vor. Das Wort setzes vorgesehene Mindestgrenze von 5 kg zu hoch
zur Begründung hat Herr Abgeordneter Dr. Miess- erscheint. Man muß gerade den kleinen Händlern
ner. die Möglichkeit geben, auch kleinere Mengen zur
Dr. Miessner (FDP): Herr Präsident! Meine
Erstattung zu bringen.
Damen und Herren! Der Antrag auf Umdruck Nr.
161 wird von mir für die zweite Lesung zurück- Vizepräsident Dr. Schäfer: Das Wort hat der
gezogen. Herr Bundesfinanzminister.
Vizepräsident Dr. Schäfer: Wird noch weiter Schäffer, Bundesminister der Finanzen: Meine
das Wort zu § 8 gewünscht! — Das scheint nicht Damen und Herren! Ich muß dem Antrag gegenüber
ist zurück-derFalzusin.DÄgatr Bedenken erheben. Was die Bestimmung des Buch-
gezogen. Dann bitte ich diejenigen, die § 8 zustim- staben a anlangt, so ist er nicht nötig, weil ja jetzt
men, die Hand zu heben. — Das ist die M ehrheit; schon die Regelung besteht, daß jedes Hauptzoll-
angenommen. amt ermächtigt ist, solche Stundungen auszuspre-
chen. Es werden also eigentlich offene Türen ein-
Ich rufe § 9 mit dem Änderungsantrag auf Um- gerannt. Der Unterschied besteht nur darin, daß
druckN.106Zife2aurBgndist es bisher im Stundungsverfahren erfolgte, während
das Wort nicht gewünscht. Dann ist die Aussprache hier eine ausdrückliche Ermächtigung in das Ge-
geschlossen. setz hineinkommen soll, die ich für nicht notwen-
Wir kommen zur Abstimmung. Ich bitte diejeni- dig halte. Auch der Zusatz „auch für den in Kaffee-
gen, die dem Änderungsantrag Umdruck Nr. 1060 Ersatzmischungen enthaltenen Kaffee-Anteil" ist
Lifter 2 zustimmen, die Hand zu heben. — Ich bitte nicht erforderlich, weil dieser Kaffeeanteil selbst-
um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Das verständlich jetzt schon berücksichtigt wird.
zweite war die Mehrheit; der Antrag ist abgelehnt.
Die Herabsetzung des Mindestgewichts von jetzt
Wer § 9 in der Fassung der Vorlage zustimmen 5 kg auf 2,5 kg würde eine sehr beträchtliche Ver-
will, den bitte ich, die Hand zu heben. — Das ist mehrung der durch die Vergütung entstehenden
zweifellos die Mehrheit; angenommen. Verwaltungsarbeit zur Folge haben. Da zwischen
Ich rufe § 10 auf. Dazu liegt kein. Änderungs- der Verkündung des Gesetzes und seinem Inkraft-
antrag vor. Ich bitte diejenigen, die zustimmen, treten eine längere Frist sein muß, kann jeder
die Hand zu heben. — Das ist die Mehrheit; ange- Einzelhändler sich darauf einrichten, daß er am
nommen. Stichtag keinen oder nur eine geringe Menge
Ich rufe § 11 mit dem Umdruck Nr. 1060 Ziffer 3 Kaffee vorrätig hat. Bei den größeren Einzelhänd-
auf. Das Wort ist nicht gewünscht. lern spielt die vorgeschlagene Änderung des Min-
destgewichts überhaupt keine Rolle, weil sie in
(Abg. Dr. von Brentano: Ist überholt!) jedem Fall am Stichtag mehr als 5 kg auf Lager
— Ist überholt, also praktisch zurückgezogen. haben dürften.
Dann darf ich diejenigen, die § 11 in der Fassung Also die Bestimmung des Buchstabens a halte
der Vorlage zustimmen, bitten, die Hand zu heben. ich für völlig unnötig. Der erste Teil der Bestim-
— Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? mungen des Buchstabens b ist auch unnötig, weil
— Bei zahlreichen Enthaltungen mit Mehrheit an- das praktisch schon gilt. Durch den zweiten Teil
genommen. würde eine Vermehrung der Verwaltungsarbeit
entstehen. Dabei klagen wir immer, daß wir unsere
Einleitung und Überschrift! Ich bitte diejenigen, Finanz- und Verbrauchsteuerbehörden mit Arbeit
die zustimmen, die Hand zu heben. — Das ist die überhäufen!
Mehrheit; angenommen.
(Beifall in der Mitte.)
Damit ist die zweite Beratung beendet.
Ich rufe auf zur Vizepräsident Dr. Schäfer: Weitere Wortmeldun-
dritten Beratung. gen liegen nicht vor.
Das Wort zur allgemeinen Ausprache ist nicht Wir kommen zur Abstimmung, zunächst über
gewünscht; sie ist damit geschlossen. Es liegt ein den Antrag der Fraktion der FDP auf Umdruck
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14135
(Vizepräsident Dr. Schäfer)
Nr. 1065. Ich bitte diejenigen, die zustimmen, die Wir kommen zur Abstimmung. Ich bitte die-
Hand zu heben. — Ich bitte um die Gegenprobe. jenigen, die den aufgerufenen Paragraphen und
- Enthaltungen? — Das erste war die Mehrheit; der Einleitung und Überschrift zuzustimmen ge-
der Antrag ist angenommen. willt sind, die Hand zu heben. — Das ist die
Weitere Änderungsanträge liegen nicht vor. Ich Mehrheit. Damit ist der Entwurf in zweiter Bera-
kann wohl die Abstimmung zur dritten Beratung tung angenommen.
mit der Schlußabstimmung zusammenfassen. Ich Ich rufe zur
rufe also nochmals auf die §§ 1 bis 11, Einleitung dritten Beratung
und Überschrift und bitte diejenigen, die dem
Gesetz in der Schlußabstimmung zustimmen wol- auf. Änderungsanträge liegen nicht vor. Wird das
len, sich zu erheben. — Ich bitte um die Gegen- Wort zur allgemeinen Aussprache gewünscht? —
probe. — Enthaltungen? — Bei zahlreichen Ent- Das ist nicht der Fall.
haltungen und Gegenstimmen angenommen. Dann treten wir in die Abstimmung ein. Ich
Wir kommen dann zur Ziffer 2 des Antrags des glaube, wir können die Abstimmung in dritter Be--
Ausschusses auf Drucksache Nr. 4565, den Antrag ratung wieder mit der Schlußabstimmung zusam-
der Fraktion der FU auf Drucksache Nr. 4057 durch menfassen. Ich rufe also auf die §§ 1 bis 10, —
die Verabschiedung des Kaffeesteuergesetzes für Einleitung und Überschrift. Zugleich bitte ich zur
erledigt zu erklären. — Es wird vom Hause nicht Schlußabstimmung diejenigen, die zustimmen, sich
wiedersprochen. Ich darf also die Annahme fest- zu erheben. — Ich bitte um die Gegenprobe. —
stellen. Enthaltungen? — Bei Gegenstimmen und Enthal-
tungen in dritter Beratung angenommen.
Wir kommen weiterhin zum Punkt 10 b, also zur
zweiten Beratung des Teesteuergesetzes, Druck- Wir kommen nunmehr zu Punkt 18 der Tages-
sache Nr. 4566. ordnung:
Ich rufe auf § 1. Änderungsanträge liegen nicht Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
vor, auch keine Wortmeldungen. Wir kommen zur eines Gesetzes zur Ä nderung des Gesetzes
Abstimmung. Ich bitte diejenigen, die zustimmen, über steuerliche Maßnahmen zur Förderung
die Hand zu heben. — Das ist die Mehrheit; ange- der Ausfuhr (Nr. 4242 der Drucksachen);
nommen. Schriftlicher Bericht*) des Ausschusses für
Dann rufe ich auf § 2. Hierzu liegt unter Ziffer 1 Finanz- und Steuerfragen (11. Ausschuß)
des Umdrucks Nr. 1062 ein Änderungsantrag vor. (Nrn. 4536, zu 4536 der Drucksachen).
Zur Aussprache Herr Abgeordneter Peters. Bitte (Erste Beratung: 261. Sitzung.)
schön! Zur zweiten Beratung liegen keine Änderungs-
anträge vor. Ich rufe auf zur zweiten Beratung
Peters (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Art. I bis Art. V, — Einleitung und Überschrift. —
Herren! Ich bitte, wie bei der Kaffeesteuer auch Das Wort ist nicht gewünscht. Änderungsanträge
bei der Teesteuer den Änderungsantrag abzuleh- sind nicht gestellt. Ich kann daher die Aussprache
nen. Ich brauche keine Begründung mehr zu geben, schließen.
da die Kollegen Gülich, Bertram und Preusker Ich bitte diejenigen, die zustimmen, die Hand zu
schon bei der Beratung der Kaffeesteuer eine Be- erheben. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Ich
gründung für die Ablehnung des Antrags gegeben darf die Abstimmung wiederholen. Durch das Um-
haben.
herwandern im Saal ist es bei einer Abstimmung,
Vizepräsident Dr. Schäfer: Keine weiteren Wort- wenn es knapp wird, kaum möglich, die Mehrhei-
meldungen. Wir kommen zur Abstimmung. Ich ten festzustellen. Ich bitte nochmals diejenigen, die
bitte diejenigen, die Ziffer 1 des Änderungsantrags dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des
Umdruck Nr. 1062 zuzustimmen wünschen, die Gesetzes über steuerliche Maßnahmen zur Förde-
Hand zu erheben. — Ich bitte um die Gegenprobe. rung der Ausfuhr zustimmen, die Hand zu erhe-
— Das letzte ist die Mehrheit; der Antrag ist ab- ben. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Meine
gelehnt. Damen und Herren, die Abstimmung ist zweifel-
haft. Wir müssen die Auszählung durch Hammel-
Ich bitte dann diejenigen, die § 2 in der Fassung sprung vornehmen.
der Vorlage anzunehmen gewillt sind, die Hand
zu heben. — Zweifellos die Mehrheit; angenom- (Die Abgeordneten verlassen den Saal.)
men. Ich bitte, mit der Auszählung zu beginnen.
Ich rufe dann auf die §§ 3, — 4, — 5, — 6 und 7. (Wiedereintritt und Zählung.)
Dazu liegen keine Änderungsanträge und Wort-
meldungen vor. Die Aussprache ist geschlossen. Die Abstimmung ist beendet. Ich bitte, die Türen
Wir kommen zur Abstimmung. Ich bitte diejeni- zu schließen.
gen, die zustimmen, die Hand zu heben. — Das ist Ich gebe das Ergebnis der Abstimmung bekannt:
die Mehrheit; angenommen. mit Ja haben gestimmt 146, mit Nein 116 Mitglie-
Ich rufe auf § 8. Dazu liegt unter Ziffer 2 des der des Hauses, 2 haben sich der Stimme enthal-
Umdrucks Nr. 1062 ein Änderungsantrag vor. ten. Damit ist die Vorlage in zweiter Beratung
(Abg. Dr. von Brentano: Keine Änderungs angenommen.
anträge mehr!) Ich rufe auf zur
— Die Änderungsanträge sind erledigt, gegen-
standslos durch die vorherigen Abstimmungen. dritten Beratung.
Dann liegen keine Änderungsanträge mehr vor. Zur allgemeinen Aussprache hat Herr Abgeordne-
Ich kann dann weiter die §§ 8, — 9, — 10, — Ein- ter Kalbitzer das Wort. Da das Wort zur allgemei-
leitung und Überschrift in zweiter Beratung auf- nen Aussprache gewünscht wird, darf ich entspre-
rufen. Wortmeldungen liegen nicht vor. Die Aus-
sprache ist geschlossen. *) Siehe Anlage 27 Seite 14211
14136 Deutscher Bundestag - 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Vizepräsident Dr. Schäfer)
chend einem Vorschlag des Ältestenrats eine Be- ker vorhin dankenswerterweise klargemacht. Das
grenzung der Redezeit auf 40 Minuten vorsehen. Parlament hat dadurch, daß es seinen Ausführun-
— Das Haus hat zugestimmt. gen gefolgt ist und die Kaffee- und Teesteuer ge-
senkt hat, gezeigt, daß es diese Argumentation
Kalbitzer (SPD): Herr Präsident! Meine Damen von Herrn Preusker für richtig hält. Sie besteht
und Herren! Herr Minister Schäffer hat mit sehr darin, daß man heute durch Senkung von Ver-
bewegten Worten über die Schwierigkeiten bei der brauchsteuern die Einfuhren verbilligen muß und
Abgleichung seines Haushalts geklagt und die Mei- daß nur durch die Senkung der Verbrauchsteuern,
nung vertreten, daß Einnahmesenkungen auf kei- also durch die Verbilligung des Einfuhrverbrauchs,
nen Fall zu vertreten seien. Bei dem jetzigen unser Export auf die Dauer gesichert werden kann.
Tagesordnungspunkt haben wir nun den erstaun- Daraus ergibt sich der logische Schluß, daß man
lichen Fall, daß die Bundesregierung, d. h. hier der den Export — ein Wirtschaftsteil, der in seiner
Herr Finanzminister Schäffer, von sich aus frei- übergroßen Mehrheit, von einzelnen Ausnahmen
willig auf eine erhebliche Steuereinnahme ver- abgesehen, durchaus profitabel wirtschaftet und -
zichtet mit der Begründung, daß dieser Steuerver- deshalb keiner besonderen Steuervergünstigung
zicht außenhandelswirtschaftlich unbedingt not- bedarf — in diesem Moment nicht steuerlich be-
wendig sei. Das seinerzeitige Gesetz über steuer- günstigen kann. Für weite Teile der Exportwirt-
liche Maßnahmen zur Förderung der Ausfuhr ist schaft ist eine besondere Exportsteuervergünsti-
im Frühjahr 1951 erlassen worden, zu einer Zeit, gung ein direktes Steuergeschenk. Wirtschaftlich
als die Bundesrepublik unter einem gewaltigen ist das Gegenteil nötig, nämlich die Verbrauch-
Einfuhrsog litt. Der Vorschlag hatte damals volks- steuern — wie Sie es soeben bei der Kaffee- und
wirtschaftlich einen Sinn, wenn auch schon damals Teesteuer getan haben; aber das gilt auch für
Meinungsverschiedenheiten über den Weg der andere Verbrauchsteuern, insbesondere die Um-
Ausfuhrförderung bestanden. Er hatte insofern satzsteuer — zu senken. Nur auf diese Art haben
einen Sinn, als man die Ausfuhr auf jeden Fall Sie die Gewähr, daß unsere Ausfuhrüberschüsse
fördern mußte. Damals war der Gesetzesvorschlag, durch entsprechende Einfuhren abgeglichen wer-
der diese Exportförderung vorsah, bis zum Ende den und daß Sie damit unserer Ausfuhr ihren
des. Jahres 1953 begrenzt. Erst im Laufe der Ver- dauerhaften Absatz geben. Sie können nicht erwar-
handlungen hat man dann die zeitliche Begrenzung ten, daß die ausländischen Käufer diese deutschen
herausgestrichen und damit diese Exportförderung Ausfuhren - auf die Dauer aufnehmen werden,
ad infinitum ausgedehnt. Jetzt ist man dabei, durch wenn es so weitergeht wie bisher, nämlich daß wir
eine sogenannte Ergänzung diese Exportförderung nicht in der Lage sind, die Gegenlieferungen nach
noch effektiver zu machen. Deutschland hereinzunehmen und hier zu ver-
brauchen.
Seit der Zeit, in der dieses Gesetz beraten und
beschlossen wurde, ist ein absoluter Umschlag der Es ist auch nicht möglich — wie ein Argument
Außenhandelssituation eingetreten. Während wir lautet, das von seiten der Wirtschaft zum Teil vor-
damals einen Einfuhrüberschuß hatten, haben wir gebracht wird — jetzt in einer Zeit, zu der die
,
heute, wie Herr Kollege Preusker vorhin sehr aus- Weltmarktpreise im Sinken sind, mehr einzufüh-
führlich erläutert hat, einen gewaltigen Ausfuhr- ren, um hier in Deutschland eine Bevorratungs-
überschuß. Die Frage unseres Außenhandels be- wirtschaft einzuführen. Das hieße gerade, die Ein-
steht nicht mehr darin, wie wir unsere Waren fuhrschwierigkeiten zwar auf einen späteren Zeit-
exportieren, sondern wie wir die nötigen Einfuh- punkt verschieben, sie aber dann vermehren. Da-
ren bewerkstelligen, damit die Ausfuhr auf die durch würde man sich nicht nur die Einfuhrschwie-
Dauer bestehenbleibt. Das Problem ist also heute rigkeiten für einen späteren Zeitpunkt auf den
gerade umgekehrt als zu der Zeit, da dieses Gesetz Hals laden, sondern zu diesen Einfuhrschwierig-
hier angenommen wurde. Wir haben monatlich keiten kämen dann noch die Vorräte im eigenen
etwa 100 Millionen DM Ausfuhrüberschüsse allein Land, denen kein Verbrauch gegenüberstünde.
in die westeuropäischen Länder und die dazugehö- Deshalb können wir in der heutigen Situation
rigen Gebiete. Die Europäische Zahlungsunion be- dieser Form der Außenwirtschaftspolitik nicht zu-
faßt sich in diesen Monaten mit der Frage, ob die stimmen. Wir bitten Sie, dasselbe, was Sie bei der
Bundesrepublik ihren Export drosseln müsse, weil Kaffee- und Teesteuer zugunsten einer Förde-
diese faktisch nicht in der Lage ist, die nötigen rung der Einfuhrwirtschaft getan haben, auch in
Gegeneinfuhren hereinzuholen, da dazu im Inland diesem Punkte zu tun und die Exportsteuerbegün-
die nötige Kaufkraft nicht vorhanden ist. Belgien stigung durch dieses Ergänzungsgesetz nicht wei-
hat vor längerer Zeit in derselben Situation ge- ter zu vervollkommnen.
standen; es hat auch einen Ausfuhrüberschuß ge-
habt. Es hat aber in dieser Zeit eine Exportsteuer Vizepräsident Dr. Schäfer: Das Wort hat Herr
vorgeschlagen, also das Gegenteil von dem, was Abgeordneter Margulies.
uns der Herr Finanzminister heute vorschlägt.
Wir müssen somit, wenn wir uns darüber klar Margulies (FDP): Herr Präsident! Meine Damen
und Herren! Unsere Auffassung über die wirt- -werdnol,biExprtfödeungs
Weise notwendig ist, bedenken, worauf es an- schaftlichen Gegebenheiten weicht häufig sehr stark
kommt: auf das Gegenteil dessen, was hier finan- von der der Opposition ab. So können wir auch
ziert wird, und zwar dadurch finanziert wird, daß heute in keiner Weise anerkennen, was Herr Kal-
die übrigen Steuerzahler, die diese Steuervergün- b itzer vorgetragen hat. Die bescheidenen An-
stigungen nicht bekommen, dafür natürlich mehr reize, die die Vorlage der exportierenden Wirtschaft
bezahlen müssen. geben soll - und das kann überhaupt nur als Teil-
ausschnitt eines größeren, umfassenderen Pro-
Wir müssen uns überlegen, ob nicht ein ver- gramms angesehen werden —, haben nur den einen
nünftigerer Weg zum Ausgleich unserer heutigen Sinn, die Wettbewerbsgleichheit auf dem Welt-
Außenhandelsschwierigkeiten gegeben ist. Diesen markt herzustellen. Wenn Herr Kalbitzer eben von
vernünftigeren Weg hat Herr Kollege Preus einem Umschwung in der Konjunktur sprach, müs-
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14137
(Margulies)
sen wir ihm insoweit recht geben, als nach Über- Ich nehme an, daß wir diese Abstimmung gleich-
windung der Korea-Krise tatsächlich alle exportie- zeitig als Schlußabstimmung handhaben. Dazu ist
renden Länder den Weltmarkt sehr viel stärker be- namentliche Abstimmung beantragt. Wird der An-
schicken. Der Wettbewerb auf dem Weltmarkt ist in trag ausreichend unterstützt? — Ja, er ist aus-
zunehmendem Maße stärker geworden. Für die er- reichend unterstützt. Also namentliche Abstimmung
höhten Aufwendungen der exportierenden Wirt- zu Drucksache Nr. 4536. Ich bitte die Herren Schrift-
schaft muß irgendein Ausgleich geschaffen werden. führer, mit dem Einsammeln der Stimmkarten zu
Wir halten die Exportförderungsmaßnahmen beginnen. —
zwar auch für keine glückliche Lösung, weil wir (Einsammeln der Abstimmungskarten.)
wissen, daß sie Maßnahmen der anderen Seite her-
vorrufen. Solange aber von anderen exportierenden Befinden sich im Saale noch Mitglieder des
Ländern in sehr reichlichem Maße Exportförde- Hauses, die ihre Stimmkarten nicht abgegeben
rungsmaßnahmen getroffen werden, können wir haben? — Ja, dann bitte ich um Beschleunigung.
unsere Maßnahmen nicht abbauen. Wir können nicht einzelner Mitglieder wegen die
namentliche Abstimmung endlos verzögern. —
Ich möchte noch auf folgendes hinweisen. Es han- Meine Damen und Herren, ich habe jetzt 10 Minu-
delt sich nicht allein um dieses Gesetz, durch dessen ten gewartet. Ich halte das für völlig ausreichend
Rücklagen der exportierenden Wirtschaft in etwa und schließe die Abstimmung.
die Möglichkeit zum Wiederaufbau der verlorenen (Auszählen der Abstimmungskarten.)
Auslandsniederlassungen, die eine der wichtigsten Bis zur Beendigung der Auszählung fahren wir in
Voraussetzungen einer funktionierenden Export- der Beratung der übrigen Tagesordnung fort. Wir
wirtschaft sind, gegeben werden soll. Es müssen kommen zu Punkt 25:
vielmehr auch Mittel und Wege gefunden werden,
über langfristige Kreditierung die Wettbewerbs- a) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
gleichheit zu fördern. Ich bedauere außerordentlich, schusses für Geschäfsordnung und Immuni-
daß die aussichtsreichen Verhandlungen, die dar- tät (3. Ausschuß) betreffend Genehmigung
über gepflogen worden sind, noch kein Ergebnis zum Strafverfahren gegen den Abgeordneten
gehabt haben. Dr. Henn gemäß Schreiben des Bundesmini-
sters der Justiz vom 7. Mai 1953 — Az.
Wir werden uns, wenn auch nicht mehr in die- 1044/1 E - 49/53 - (Nr. 4618 der Drucksachen);
sem, so doch im nächsten Bundestag die Organisa-
b) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
tion des Außenhandels sehr ernsthaft überlegen
müssen. Das derzeitige System von Außenhandels- schusses für Geschäftsordnung und Immuni-
abteilungen in allen möglichen Ministerien und das tät (3. Ausschuß) betreffend Genehmigung
bestehende Gegeneinander sind auf die Dauer nicht zum Strafverfahren gegen die Abgeordneten
tragbar; denn wir bekommen damit keine klaren Reimann und Paul (Düsseldorf) gemäß Schrei-
Entscheidungen. Nötig wäre ein Ministerium für ben des Bundesministers der Justiz vom
15. Dezember 1951 (Az. 1044 E - 28197/51)
Außenhandel.
(Nr. 4619 der Drucksachen);
Mit dem vorliegenden Gesetz soll der Anfang ge-
macht werden. Leider wird es wegen der Schwie- c) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
rigkeit der Aufteilung in die Vor- und Enderzeug- schusses für Geschäftsordnung und Immuni-
nisse mit großer Verspätung verabschiedet; aber tät (3. Ausschuß) betreffend Genehmigung
wir müssen es heute noch herausbekommen, damit zur Haft zwecks Erzwingung der Ableistung
endlich die Erleichterung gewährt wird, auf die die des Offenbarungseides gegen den Abgeord-
Wirtschaft seit zwei Jahren wartet. neten Langer gemäß Schreiben des Rechtsan-
walts Dr. Thewissen, Köln, vom 10. Juni 1953
Der Export ist für die Bundesrepublik eine (Nr. 4620 der Drucksachen);
Lebensfrage. Da wir über die Erträgnisse der land-
wirtschaftlichen Überschußgebiete jenseits der Elbe d) Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
nicht mehr verfügen, sind wir gehalten, zur Befrie- schusses für Geschäftsordnung und Immuni-
digung primitivster Lebensbedürfnisse für acht bis tät (3. Ausschuß) betreffend Genehmigung
zehn Milliarden DM Waren zu importieren. Die Be- zur Haft zwecks Erzwingung der Ableistung
träge müssen durch Export aufgebracht werden, und des Offenbarungseides gegen den Abgeord-
das kann man nun nicht kurzfristig aus einer Situa- neten Langer gemäß Schreiben des Rechtsan-
tion, die sich vielleicht im Augenblick ergeben hat, walts Dr. Lungershausen, Bad Gandersheim,
sehen, sondern die Eroberung von Exportmärkten vom 14. Februar 1953 (Nr. 4258 der Druck-
ist eine langfristige Angelegenheit und bedeutet sachen).
eine stetige intensive Bearbeitung der Märkte, zu Das Wort zur Berichterstattung über Punkt 25 a
der wir mit der Vorlage den entsprechenden Anreiz hat Herr Abgeordneter Müller. Ich darf aber bitten,
geben wollen. Angesichts der Bedeutung der Vor- Platz za nehmen.
lage beantrage ich namens meiner Freunde nament-
liche Abstimmung.
Müller (Hessen) (SPD), Berichterstatter: Herr
Vizepräsident Dr. Schäfer: Das Wort hat Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will
Abgeordneter Dr. Wellhausen. meinen Bericht sehr kurz machen. In dieser Ange-
legenheit hat ein Angehöriger der obersten Bundes-
(Abg. Dr. Wellhausen: Ich verzichte!) behörde sich beleidigt gefühlt durch einen Brief,
— Er verzichtet. Weitere Wortmeldungen liegen den der Abgeordnete Henn an irgendeine Stelle
nicht vor. Dann ist die Aussprache geschlossen. seiner Partei gerichtet hat und der der vorgesetzten
Dienststelle dieses Angehörigen der obersten Bun-
Wir treten ein in die Einzelbesprechung der desbehörde, sagen wir, eines Dr. X, zur Kenntnis
dritten Beratung. kam.
Änderungsanträge liegen nicht vor. Ich kann also Der Ausschuß hatte abzuwägen zwischen dem be-
aufrufen Art. I bis V, Einleitung und Überschrift rechtigten Verlangen eines Beamten, sich gegen
14138 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Müller [Hessen])
Vorwürfe zu verteidigen, auch wenn sie von einem ordnete Erwin Lange von der SPD vertritt einen
Abegordneten erhoben werden — es handelte sich Wahlkreis in Essen. Dieser ist nicht gemeint. Das
um Vorwürfe hinsichtlich der politischen Vergan- vorweg.
genheit des betreffenden Herrn zu einer Zeit, als er Dann darf ich zur Sache berichten, daß der Herr
noch in der Ostzone lebte —, und der Überlegung, Abgeordnete Erwin Langer erhebliche Schulden ge-
ob und inwieweit nicht einem Abgeordneten eine macht hat,
Berechtigung zusteht, auf gewisse Mißstände im
Personellen oder im Sachlichen bei der öffentlichen (Zurufe von der SPD: Erich Langer! —
Verwaltung hinzuweisen. große Heiterkeit)
— Verzeihung, daß der Herr Abgeordnete Erich
Der Ausschuß sah in dem Verhalten des Abge- Langer erhebliche Schulden gemacht hat, deren Be-
ordneten Henn in dieser Angelegenheit nur eine gleichung er auch hier dem Hause versprochen hat.
Wahrnehmung berechtigter Interessen. Er konnte Diese Begleichung ist nicht erfolgt. Es liegen zwei
daher dem Ersuchen des Antragstellers nicht statt- Fälle vor. In beiden Fällen liegt sowohl vollstreck-
geben und hat die Aufhebung der Immunität abge- barer Schuldtitel als auch Haftbefehl vor. Es wird -
lehnt. Der Schutz der Ehre des betreffenden Beam- beantragt, die Immunität aufzuheben, wie aus dem
ten kann dadurch gewahrt werden, daß dieser Be- Antrag des Ausschusses hervorgeht. Ich darf Sie
amte ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst be- bitten, in beiden Fällen dem Antrag des Ausschusses
antragt. Wir beantragen deshalb im Sinne der zuzustimmen.
Drucksache Nr. 4618, die Aufhebung der Immunität
des Herrn Abgeordneten Dr. Henn zu versagen. Vizepräsident Dr. Schäfer: Ich danke dem Herrn
Berichterstatter. Wir kommen zur Abstimmung; zu-
Vizepräsident Dr. Schäfer: Ich danke dem Herrn nächst zur Drucksache Nr. 4620. Ich bitte die Damen
Berichterstatter. Wir kommen zur Abstimmung. Ich und Herren, die zustimmen, die Hand zu heben. —
bitte diejenigen, die dem Antrag des Ausschusses Das ist die Mehrheit; angenommen.
auf Drucksache Nr. 4618 zustimmen, die Hand zu Ich komme zur Abstimmung über Drucksache
heben. — Das ist die Mehrheit; angenommen. Nr. 4258. Ich bitte die Damen und Herren, die zu-
Jetzt kommen wir zu Punkt 25 b: Genehmigung stimmen, die Hand zu heben. — Das ist die Mehr-
zum Strafverfahren gegen die Abgeordneten Rei- heit; auch das ist angenommen.
mann und Paul (Düsseldorf). — Drucksache Ich gebe nunmehr das vorläufige Ergebnis*) der
Nr. 4619. vorhin durchgeführten namentlichen Abstimmung
Inzwischen möchte ich feststellen: die namentliche bekannt. Insgesamt haben sich an der Abstimmung
Abstimmung ist nun geschlossen. 316 Abgeordnete beteiligt. Davon haben mit Ja
gestimmt 181, mit Nein 128; enthalten haben sich
Das Wort zur Berichterstattung zu Punkt 25 b sieben. Von den Berliner Abgeordneten haben ge-
hat Herr Abgeordneter Löbe. stimmt mit Ja acht, mit Nein fünf. Damit ist das
Gesetz in dritter Beratung verabschiedet.
Löbe (SPD), Berichterstatter: Herr Präsident!
Wir kommen nun zu Punkt 29 der Tagesordnung:
Meine Damen und Herren! Der Ausschuß für Ge-
schäftsordnung und Immunität empfiehlt Ihnen, Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
die Immunität der Abgeordneten Paul (Düsseldorf) eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung
und Reimann nicht aufzuheben. Ursache der Ver- des Ersten Wohnungsbaugesetzes (Nrn. 3676,
folgung ist ein geringfügiger Verstoß gegen das 3946 der Drucksachen);
Pressegesetz. Er ist so unwesentlich, daß sich eine Schriftlicher Bericht**) des Ausschusses für
Berichterstattung darüber nicht lohnt. Der Be- Wiederaufbau und Wohnungswesen (18. Aus-
schluß des Geschäftsordnungsausschusses ist ein- schuß) (Nr. 4593 , der Drucksachen).
stimmig gefaßt. Im empfehle, daß das Plenum das (Erste Beratung: 232. Sitzung.)
gleiche tut.
(Beifall.) (Abg. Jacobi: Zur Geschäftsordnung!)
- Zur Geschäftsordnung Herr Abgeordneter Jacobi.
Vizepräsident Dr. Schäfer: Ich danke dem Herrn (Abg. Wirths: Zur Geschäftsordnung!)
Berichterstatter. Wir kommen zur Abstimmung. Ich
bitte diejenigen, die dem Antrag des Ausschusses Jacobi (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und
Drucksache Nr. 4619 zustimmen, die Hand zu heben. Herren! Namens der sozialdemokratischen Fraktion
--- Das ist die Mehrheit; angenommen. bitte ich darum, diesen Punkt von der Tagesord-
Zu Punkt 25 c — Genehmigung zur Haft zwecks nung abzusetzen. Hilfsweise beantrage ich, falls Sie
Erzwingung der Ableistung des Offenbarungseides dieser Bitte der sozialdemokratischen Fraktion nicht
gegen den Abgeordneten Langer — Drucksache nachkommen sollten, die Sitzung für eine Stunde
Nr. 4620 — hat das Wort zur Berichterstattung zu unterbrechen, um der Fraktion und auch Ihnen,
Herr Abgeordneter Ritzel; gleichzeitig zum Bericht meine sehr verehrten Damen und Herren, Gelegen-
zu Punkt 25 d, Nr. 4258 der Drucksachen. heit zu geben, sich mit dem Inhalt der Novelle, die
Ihnen vorgelegt ist, zu beschäftigen. Die Drucksache
ist erst Dienstag in das Tagungsbüro gekommen,
Ritzel (SPD), Berichterstatter: Meine Damen und sie ist am Mittwoch von den Abgeordneten in Emp-
Herren! Auch hier ganz kurz! Zunächst aber eine fang genommen worden, und meine Fraktion hat
Feststellung zur Vermeidung von Irrtümern. Die auch noch nicht eine Minute Zeit gehabt, dieses
beiden Anträge auf Aufhebung der Immunität des wichtige Gesetz zu überprüfen und zu ihm abschlie-
Abgeordneten Erich Langer wurden bei früheren ßend Stellung zu nehmen. Ich glaube richtig un-
Beratungen wiederholt verwechselt mit der Immu-
nität des Abgeordneten Erwin Lange, die niemals *) Vgl. das endgültige Ergebnis Seite 14239, 5. Abstim-
angezweifelt war. Der Abgeordnete Langer vertritt mung
einen Wahlkreis in Niedersachsen, und der Abge *) Siehe Anlage 28 Seite 14213
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14139
(Jacobi)
terrichtet zu sein, daß es sich bei den anderen dig. Es ist immer so, daß, wenn Bestimmungen ge-
Fraktionen nicht anders verhält. Da die Novelle troffen werden, die gegen natürliche Wirtschafts-
aber eine grundlegende Änderung der Prinzipien gesetze in gewissem Sinne verstoßen oder die na-
des Ersten Wohnungsbaugesetzes auf einer Reihe türlichen Wirtschaftsgesetze einzuschränken suchen,
von Gebieten enthält, scheint es mir unmöglich zu Wege gesucht werden, die, ich will einmal sagen,
sein, eine Beratung und Beschlußfassung in diesem zu den natürlichen Gesetzen zurückführen. Wir
Hause vorzunehmen, solange nicht sichergestellt ist, haben in der Vergangenheit im allgemeinen Preis-
daß das Haus weiß, um was es im einzelnen geht. recht genügend Beispiele dafür erlebt, daß sich die
tatsächliche Entwicklung über zu eng gewordene
Ich bitte Sie also zunächst einmal, unserem An- gesetzliche Vorschriften hinwegsetzt. Um einer der-
trage zuzustimmen, den Punkt von der Tagesord- artigen Gefahr, die zweifellos vorhanden ist, vor-
nung abzusetzen. Dies kann deshalb vertreten wer- zubeugen, ist hier ein Eingreifen des Gesetzgebers
den, weil die Novelle, auch wenn sie angenommen erforderlich, damit sich die Entwicklung der Richt-
werden sollte, keinerlei Einfluß auf die Tätigkeit satzmieten in den vom Parlament gezogenen kla-
der Bauwirtschaft in diesem Jahr hat; sie kann sich ren gesetzlichen Grenzen hält.
nicht mehr auswirken. Zum andern aber unter-
streiche ich nochmals unsere Bitte, falls Sie doch Aus allen diesen Gründen bitte ich Sie, meine
auf Beratung und Beschlußfassung bestehen soll- sehr verehrten Damen und Herren, den Antrag des
ten, loyalerweise uns die Möglichkeit zu geben, in Herrn Kollegen Jacobi auf Absetzung dieses Punk-
einer Fraktionsberatung zu dem Gesetz Stellung zu tes von der Tagesordnung ablehnen zu wollen. Ich
nehmen. darf auch noch auf eines aufmerksam machen,
Herr Kollege Jacobi. Ich habe mich bei Herrn Re-
Vizepräsident Dr. Schäfer: Das Wort hat der gierungsrat Meßmann erkundigt, und dieser hat
Herr Bundesminister für Wohnungsbau. mir ausdrücklich bestätigt, daß die Drucksache be-
reits am Dienstag vormittag in den Fächern der
Abgeordneten zu finden war.
Neumayer, Bundesminister für Wohnungsbau:
Herr Präsident! Meine sehr Damen und Herren!
Ich bitte Sie, den Antrag des Herrn Kollegen Jacobi Vizepräsident Dr. Schäfer: Das Wort hat Herr
auf Absetzung dieses Punktes von der Tagesord- Abgeordneter Wirths.
nung ablehnen zu wollen. Die Novelle zum Ersten
Wohnungsbaugesetz, die Ihnen heute vorliegt, ist Wirths (FDP): Meine sehr geehrten Damen und
von äußerst großer Bedeutung für den Wohnungs- Herren! Wenn heute abend um 21 Uhr nicht Schluß
bau. Wir haben in den beiden Ausschüssen, ich wäre, wenn also die jetzige Periode etwa noch bis
glaube, 20 Sitzungen gehabt, die sich ausschließlich Ende nächster Woche dauerte, würden wir keine
mit dieser Novelle befaßt haben. Sie ist also durch- Bedenken haben, dem Wunsch der SPD-Fraktion
beraten, wie man dies bei einem derartigen Gesetz stattzugeben. Wir sind aber heute zu dieser Stunde
auch verlangen kann und verlangen muß. Wird dazu nicht in der Lage. Im übrigen hat der 18. Aus-
heute die Novelle abgesetzt, so besteht die Gefahr, schuß in den letzten Wochen nicht weniger als
daß sie auch im nächsten Jahr kaum zur Auswir- 48 Änderungsanträge der SPD zu dieser Novelle
kung kommen könnte; denn sie müßte dann dem beraten. Wie kann dann Herr Jacobi sagen, daß
neuen Bundestag vorgelegt werden, sie müßte noch seine Fraktion darüber nicht im Bilde gewesen sei?
einmal den Weg durch die Ausschüsse machen, so
daß voraussichtlich frühestens für die ersten Mo- (Lebhafte Rufe rechts: Hört! Hört!)
nate des nächsten Jahres mit einer Verabschiedung Ich muß das Verfahren, das hier eingeschlagen wor-
zu rechnen wäre. Dann aber wäre es auch für das den ist, entschieden ablehnen. Außerdem haben wir
nächsteJarfüdiBugktzspä;eNo- in der letzten Woche bereits eine solche Fülle von
velle würde sich also auf das Baujahr 1954 nicht Gesetzen verabschiedet, daß alle Fraktionen erheb-
mehr auswirken. Schon aus diesem Grunde lege ich lich im Zeitdruck waren. Ich bin der Überzeugung,
entscheidenden Wert darauf, daß diese Novelle daß ein großer Teil unserer Kollegen gar nicht die
heute noch hier verhandelt wird. Ich muß deshalb Möglichkeit gehabt hat, die Gesetze, an denen sie
das Hohe Haus bitten, den Antrag des Kollegen Ja- nicht direkt mitgewirkt haben, so zu bearbeiten,
cobi abzulehnen. wie man das eigentlich hätte tun sollen. In dieser
Ich möchte weiter betonen, daß, wenn die Novelle Lage sind alle Fraktionen gewesen, Herr Jacobi.
heute nicht verabschiedet wird, in gewissem Sinne Nun will ich nicht auf das eingehen, was Herr
ein Notstand eintreten wird, und zwar deshalb, Minister Neumayer gesagt hat. Es besteht heute
weil eine ganze Reihe von Ländern in Erwartung bereits ein Wirrwarr in den Ländern. Man arbeitet
der kommenden Novelle schon dazu übergegangen z. B. in Bayern heute bereits mit Regierungsver-
ist, die Mieten noch nicht festzusetzen — sondern ordnungen gegen das geltende Bundesgesetz, und
dies zurückzustellen; eine Reihe von Ländern hat teilweise wird mit Vorbehalten gearbeitet. Wenn
sich heute bereits darauf eingerichtet, daß die No- wir das Gesetz heute nicht verabschieden, werden
velle kommt — und materielle Entscheidungen wir diesen Wirrwarr nur vergrößern. Ich beantrage
über die Mietrichtsätze auszusetzen. Wenn diese No- daher namens der CDU/CSU, der FDP, der DP und
velle nun nicht verabschiedet werden sollte, so der FU, die beiden Anträge der SPD-Fraktion, so-
würde im ganzen Baugeschehen eine heillose Ver- wohl den Antrag auf Absetzung wie den hilfswei-
wirrung eintreten, die das Bauprogramm dieses sen Antrag auf Unterbrechung um eine Stunde, ab-
Jahres empfindlich stören könnte. zulehnen.
(Zuruf von .der SPD: Warum haben Sie sie
nicht früher eingebracht?) Vizepräsident Dr. Schäfer: Das Wort hat Herr
Abgeordneter Jacobi. Ich möchte dann aber die Ge-
Auch aus einem anderen Grunde halte ich die schäftsordnungsdebatte abschließen; denn wir ver-
Verabschiedung der Novelle für unbedingt notwen- lieren damit nur unnötig Zeit.
14140 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Jacobi (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Vizepräsident Dr. Schäfer: Meine Damen und
Herren! Es ist nicht unsere Schuld, daß zur Ge- Herren! Ich mache von meinem Recht Gebrauch,
schäftsordnung noch ein paar Bemerkungen ge- die Geschäftsordnungsdebatte zu schließen; denn es
macht werden müssen; aber der Herr Bundes- haben sich jetzt von der einen Seite zwei und von
wohnungsminister — gestatten Sie uns das wenig- der anderen Seite zwei Sprecher äußern können.
stens zu sagen — hat sich bereits über materielle
Dinge geäußert. Ich will zu diesen Dingen im Wir kommen zur Abstimmung. Es liegt von sei-
Augenblick nicht Stellung nehmen. Ich mache aber ten der Fraktion der SPD der Antrag vor, den
Punkt 29 von der Tagesordnung abzusetzen. Ich
darauf aufmerksam, daß eine Reihe von ernst-
bitte diejenigen, die diesem Antrag zustimmen, die
haften Fragen für den Fall der Beratung der Hand zu heben. — Ich bitte um die Gegenprobe.
Novelle doch erörtert werden müssen. Der Spruch — Das letzte ist die Mehrheit; der Antrag ist ab-
der Lateiner „finis coronat opus" wird durch die
Arbeit dieses Parlaments, wenn die Novelle noch gelehnt.
zur Beratung kommt, auf dem Gebiete des sozialen Es ist dann weiterhin der Eventualvorschlag ge-
Wohnungsbaues nicht bewahrheitet; denn wir wer- macht worden, die Sitzung zugunsten von Frak- -
den bei der Erörterung der Novelle eine ganze tionsbesprechungen zu unterbrechen. Ja, meine
Reihe von Streitfragen erörtern müssen. Es wird Damen und Herren, ich befinde mich da in einem
vorbei sein mit der Feststellung, daß in diesem gewissen Konflikt. Es entsprach dem bisherigen
ersten Bundestag in den Fragen des sozialen Woh- Brauch, einer solchen Forderung stattzugeben.
nungsbaus immer einmütige, (Unruhe. — Zurufe.)
(Abg. Wirths: Ausschließlich Ihre Schuld!) Auf der anderen Seite — bitte, lassen Sie mich nun
einstimmige Beschlüsse hätten gefaßt werden kön- einmal wirklich abwägen — drängt die Zeit. Zwi-
nen. — Wessen Schuld ist das? schen diesen beiden Dingen heißt es nach meiner
Meinung jetzt einen Ausweg finden.
(Abg. Wirths: Ihre Schuld ist das!)
(Abg. Dr. Menzel: Wir haben ja heute
— Das ist unsere Schuld? Weil wir eine andere morgen auf Wunsch der Regierungspar-
Meinung haben als Sie zu Fragen, die jetzt zur teien auch eine halbe Stunde später
Erörterung stehen! begonnen!)
Ich habe mit Bedauern davon Kenntnis genom- — Wir wollen wirklich abwägen. Einmal handelt
men — ich hoffe, es ist ein Hörfehler gewesen —, es sich um den Wunsch einer Fraktion, die Sitzung
daß Sie nicht einmal den Eventualantrag, den ich zu unterbrechen. Auf der andern Seite drängt die
gestellt habe, akzeptieren wollen. Sie machen uns Zeit, und wir stehen vor dem Schlußtermin. In
zum Vorwurf, daß wir 48 Änderungsanträge in den dieser Situation möchte ich den Vorschlag machen,
Ausschüssen gestellt hätten. (Abg. Lücke: Die Änderungsanträge der
(Zuruf von der FDP: Nein!) SPD liegen vor!)
— Aber Sie haben das getan. wenigstens für eine halbe Stunde zu unterbrechen.
(Unruhe.) (Zuruf rechts: Nein! — Weitere Zurufe
— Ach, Sie verstehen ja von der Materie gar rechts. — Abg. Erler: Die konnten heute
nichts, die Sie jetzt nur auf die Uhr schauen und früh eine halbe Stunde; wir dürfen nicht!
darauf drängen, fertig zu werden! — Weitere Zurufe von der SPD.)
— Meine Damen und Herren, die Fraktion der SPD
Vizepräsident Dr. Schäfer: Herr Abgeordneter akzeptiert die Unterbrechung um eine halbe
Jacobi, Sie kommen etwas von der Geschäfts- Stunde. Wir treten also zur Fortsetzung der Sitzung
ordnungsfrage ab! um 19 Uhr zusammen. Die Sitzung ist unter-
Jacobi (SPD): Herr Präsident, ich bekomme brochen.
Zwischenrufe und pflege auf Zwischenrufe zu ant- (Unterbrechung der Sitzung: 18 Uhr 30 Minuten.)
worten!
Es ist jedenfalls so: Wenn die Frage der Schuld Die Sitzung wird um 19 Uhr 2 Minuten durch den
gestellt wird, dann darf ich feststellen, daß die Präsidenten D. Dr. Ehlers wieder eröffnet.
erste Initiative zur Änderung des ersten Wohnungs-
baugesetzes von der sozialdemokratischen Bundes- Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Herren!
tagsfraktion ausgegangen ist. Das ist bereits im Wir fahren in der unterbrochenen Sitzung fort.
September geschehen. Sie haben aber unseren An- Ich schlage Ihnen vor, daß wir zunächst noch
trag — — den gemeinsamen Antrag der Fraktionen auf Um-
druck Nr. 1059 (neu) erledigen, der Ihnen vorliegt:
Vizepräsident Dr. Schäfer: Herr Abgeordneter,
es gehört wohl wirklich nicht zur Frage der Ab- Gemäß Artikel 21 des Vertrages über die
setzung dieses Verhandlungspunktes, was früher Gründung der Europäischen Gemeinschaft für
geschehen ist. Das geht nun wirklich zu weit. Ich Kohle und Stahl vom 18. April 1952 (Bundes-
bitte, zur Geschäftsordnung zu sprechen. gesetzbl. II S. 445) werden mit Wirkung ab
1. Juli 1953 die nachfolgenden deutschen Mit-
Jacobi (SPD): Mir bleibt nur der Appell an die glieder der Gemeinsamen Versammlung ge-
loyale Handhabung in diesen Dingen, wie sie bis- wählt
:
her in diesem Hause üblich war. Wenn Sie auf der Es handelt sich um die gleichen Herren, die bisher
Beratung bestehen, dann geben Sie uns Gelegen- Mitglieder der Gemeinsamen Versammlung waren.
heit, in unserer Fraktion zu dieser Novelle Stel- Der Umdruck liegt Ihnen vor. Das Wort wird dazu
lung zu nehmen, was auch in Ihren Fraktionen nicht gewünscht.
nicht unzweckmäßig sein dürfte. (Abg. Frau Dr. Weber [Essen]: Darf ich
(Abg. Wirths: Das müssen Sie uns über fragen, ob bei der CDU der Name Pelster
lassen! Das geht Sie nichts an!) steht? — Zuruf von der Mitte: Ist erledigt!)
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14141
(Präsident D. Dr. Ehlers)
Auch diese Frage ist geklärt. — Ich bitte die
- haltenen beiden Anträge sollte gemeinsam abge-
Damen und Herren, die dem Antrag der Frak- stimmt werden. Ich bitte die Damen und Herren,
tionen, die genannten Herren zu Mitgliedern der die dieser Änderung zuzustimmen wünschen, eine
Gemeinsamen Versammlung zu wählen, zuzustim- Hand zu erheben. — Das ist die Mehrheit; ist an-
men wünschen, ihre Hand zu erheben. — Das ist genommen.
gegen wenige Stimmen — — Ich komme zur Schlußabstimmung über den An-
(Zurufe von der KPD) trag des Vermittlungsausschusses. Ich bitte die Da-
Enthaltungen oder dagegen? — men und Herren, die dem Antrag des Vermittlungs-
ausschusses insgesamt zuzustimmen wünschen, eine
-
(Zuruf von der KPD: Dagegen!) Hand zu erheben. — Das ist die Mehrheit; auch das
— gegen einige Stimmen geschehen. ist erledigt.
Meine Damen und Herren, mir ist weiterhin mit- Dann kehre ich zurück zu Punkt 29 der heutigen
geteilt worden, daß gewünscht würde, den Münd- Tagesordnung: -
lichen Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Zweite und dritte Beratung des Entwurfs
Entwurf eines Gesetzes über die Änderung und eines Gesetzes zur Ä nderung und Ergänzung
Ergänzung fürsorgerechtlicher Bestimmungen, den des Ersten Wohnungsbaugesetzes (Nrn. 3676,
wir eigentlich abgesetzt hatten, Punkt 1 e der 3946 der Drucksachen);
heutigen Tagesordnung, doch noch zu erledigen.
Sind Sie damit einverstanden? Schriftlicher Bericht des Ausschusses für
(Zustimmung.) Wiederaufbau und Wohnungswesen (18. Aus-
schuß) (Nr. 4593 der Drucksachen).
— Dann rufe ich auf die
(Erste Beratung: 232. Sitzung.)
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
schusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Dr. Brön-
(Vermittlungsausschuß) zu dem Entwurf ner. Ein Schriftlicher Bericht*) liegt Ihnen vor. Ich
eines Gesetzes über die Änderung und Er- unterstelle, daß eine weitere Ergänzung des Schrift-
gänzung fürsorgerechtlicher Bestimmungen lichen Berichts nicht gewünscht wird. Ebenfalls liegt
(Nrn. 4639, 3440, 4371, 4616 der Drucksachen). Ihnen ein Änderungsantrag der Fraktion der SPD
Umdruck Nr. 1063 vor. Dieser beginnt mit einem
Darf ich fragen: Wer ist Berichterstatter des Ver- Änderungsantrag zu Art. I Nr. 2.
mittlungsausschusses?
Ich darf also zunächst Art. I Nr. 1 aufrufen. —
(Abg. Frau Korspeter: Herr Senator Klein!) Dazu offenbar keine Wortmeldungen. Ich bitte die
— Ja, nun haben wir ihn nicht. Damen und Herren, die Art. I Nr. 1 zuzustimmen
wünschen, eine Hand zu erheben. — Ich bitte um
(Zurufe: Wir verzichten!) die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Bei Enthal-
— Wenn mir einer der Damen und Herren jeden- tungen angenommen.
falls den Text des Berichtes des Vermittlungsaus- Zu Art. I Nr. 2 liegt unter Ziffer 1 des Umdrucks
schusses zur Verfügung stellen könnte; ich habe Nr. 1063 ein Änderungsantrag der Fraktion der
ihn hier im Augenblick nicht. Es handelt sich um SPD vor. Wer wünscht ihn zu begründen? — Herr
die Drucksache Nr. 4639. — Kommt schon! Abgeordneter Jacobi. Darf ich vorschlagen, daß die
Vielleicht vereinfacht es die Sache — falls Sie Änderungsvorschläge, soweit es möglich ist, im Zu-
die Drucksache Nr. 4639 nicht da haben —, wenn sammenhang begründet werden. Ich bitte, sie nach
ich Ihnen sage, daß der Vermittlungsausschuß be- Möglichkeit zusammenzufassen.
schlossen hat, das Gesetz über die Änderung und
Ergänzung fürsorgerechtlicher Bestimmungen in Jacobi (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und
drei Punkten zu ändern, und daß eine gemeinsame Herren! Ich will nur wenige Bemerkungen zu die-
Abstimmung nur über die Streichung von § 23 Ab- sem ersten Änderungsantrag machen. Er bezweckt
sätze 4 und 5 und die Anfügung der Absätze 2 und die Streichung des Satzes 2 in § 3 Abs. 1. Wir glau-
3 in § 11 c der Reichsgrundsätze erforderlich ist. ben, daß durch die von uns vorgeschlagene Fassung
Legen Sie Wert darauf, daß ich die für § 3 a der — bei der lediglich zu berichtigen ist, daß der
Fürsorgepflichtverordnung vorgeschlagene neue Buchstabe k in 1 abzuändern ist — mit der nötigen
Fassung verlese? Prägnanz zum Ausdruck kommt, daß die öffent-
(Zurufe: Nein!) lichen Mittel dem eigentlichen sozialen Wohnungs-
bau zugeführt werden sollen. Mit dem durch die
— Offenbar nicht. Novelle hinzugefügten Zusatz wird die Beschrän-
Ferner sollen im § 6 Abs. 2 der Reichsgrundsätze kung der öffentlichen Mittel auf den sozialen Woh-
die Worte „Pauschalbeträge festsetzen" ersetzt wer- nungsbau verunklart. Es wird zwar davon ge-
den durch die Worte „Richtlinien erlassen". sprochen, daß es sich hier um Mittel des Bundes,
Drittens sollen die Absätze 4 und 5 des § 23 der der Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände
Reichsgrundsätze gestrichen werden, und § 11 c der handeln soll, die zum Bau von Wohnungen für die
Reichsgrundsätze soll einen neuen Abs. 2 und einen breiten Schichten des Volkes bestimmt sind; in
neuen Absatz 3 erhalten. Wirklichkeit ergibt sich aber aus einer Überprüfung
des Inhalts der Novelle, daß nicht die breiten
Ich darf zunächst über die Ziffern 1 und 2 der Schichten, sondern daß nunmehr auch Schichten in
Anlage der Drucksache Nr. 4639 abstimmen lassen. den Genuß von öffentlichen Mitteln kommen sollen,
Ich bitte die Damen und Herren, die diesen Ziffern die keinesfalls als den breiten Schichten zugehörig
im Antrag des Vermittlungsausschusses zuzustim- bezeichnet werden können. Im übrigen handelt es
men wünschen, eine Hand zu erheben. — Das ist sich um eine Änderung, die, wie ich glaube, inso-
die Mehrheit; sie sind angenommen. fern nicht von grundsätzlicher Bedeutung ist, als sie
Ich komme zur Abstimmung über die Ziffer 3.
Über die dort unter den Buchstaben a und b ent *) Siehe Anlage 28 Seite 14213
14142 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Jacobi)
ja lediglich die bisherige Terminologie des ersten wir also durch Annahme unseres Antrags — spä-
Wohnungsbaugesetzes aufrechterhält. Unser Vor- testens vom nächsten Haushaltsjahre an — alle
schlag aber verhindert Unklarheiten, und deshalb diejenigen, die ein echtes Eigentum erwerben
bitten wir, ihm zuzustimmen. wollen, indem wir es ihnen erleichtern, die Vor-
finanzierung ihres Eigengeldanteils sicherzustellen.
Präsident D. Dr. Ehlers: Wird das Wort dazu ge- Wir bitten Sie um Annahme unseres Antrags.
wünscht? — Das ist nicht der Fall. Dann schließe
ich die Besprechung zu Ziffer 2. Ich bitte die Da- Präsident D. Dr. Ehlers: Das Wort hat der Abge-
men und Herren, die Ziffer 1 des Antrags der SPD ordnete Wirths.
Umdruck Nr. 1063 zuzustimmen wünschen, eine
Hand zu erheben. — Ich bitte um die Gegenprobe. Wirths (FDP): Meine Damen und Herren! Dieser
— Enthaltungen? — Das zweite war die Mehrheit; Antrag hat bereits dem Ausschuß vorgelegen. Er
der Antrag ist abgelehnt. Ich bitte die Damen und ist im Ausschuß eingehend beraten worden. Der
Herren, die Art. I Ziffer 2 zuzustimmen wünschen, Ausschuß ist aber in seiner Mehrheit zu der Auf-
um ein Handzeichen. — Ich bitte um die Gegen- fassung gekommen, daß es nicht möglich ist, einen
probe. — Enthaltungen? — Art. I Ziffer 2 ist an- solchen Vorgriff auf den Bundeshaushalt in einer
genommen. Novelle zum Ersten Bundeswohnungsbaugesetz zu
Ich rufe auf die Ziffern 3, — 4, — 5, — 6, — verankern. Er schlägt dem Hause aber vor, eine
7. — Keine Wortmeldungen. Entschließung hierzu zu fassen, die Sie auf Seite 7
der Drucksache Nr. 4593 zu § 13 a finden.
Ich bitte die Damen und Herren, die zuzustim-
men wünschen, um ein Handzeichen. — Ich bitte Wir sind der Meinung, daß die Bundesregierung
um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Bei zahl- und auch der nächste Bundestag unter allen Um-
reichen Enthaltungen angenommen. ständen Wege finden müssen, um die Vorfinanzie-
Ich rufe Nr. 8 auf. Dazu liegt ein Änderungs- rung der Eigenleistung für den Bau von Eigen-
antrag der SPD Umdruck Nr. 1063 Ziffer 2 vor. — heimen, Kleinsiedlungen und Eigentumswohnun-
Herr Abgeordneter Meyer (Bremen), bitte! gen zu ermöglichen. Es ist nach unserer Auffassung
aber — schon im Hinblick darauf, daß dieses Ge-
Meyer (Bremen) (SPD): Herr Präsident! Meine setz ja ein Zustimmungsgesetz ist — nicht möglich,
Damen und Herren! Mit diesem Gesetz soll auch diesen Wunsch, den wir voll teilen, in der vor-
dem Eigenheimbau, dem Bau von Kleinsiedlungen, liegenden Novelle zu verankern. Wir müssen daher
dem Bau von Wohnungen im Wohnungseigentum leider um Ablehnung des Antrags bitten.
und solchen im Dauerwohnrecht eine gewisse Be-
vorzugung geschehen. Wir sind der Meinung, daß Präsident D. Dr. Ehlers: Herr Abgeordneter
man dem grundsätzlich nicht zu widersprechen hat; Lücke!
denn wir haben bereits zu Beginn der Tätigkeit
dieses Parlaments und aus dem Munde unseres Lücke (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und
leider verstorbenen Fraktions- und Parteivorsitzen- Herren! Diese Novelle zum Ersten Wohnungsbau-
den eindeutig erklärt, daß wir den Wunsch haben, gesetz stellt ein Gesetz im Rahmen einer ganzen
das echte Arbeitseigentum in jeder Weise zu Reihe von Gesetzen zur Förderung des Wohnungs-
fördern. baus dar. Die CDU/CSU-Fraktion hat vor Monaten
einen Gesetzentwurf zur Schaffung von Familien-
In dem Gesetz wird aber die Konsequenz aus heimen eingebracht, einen Gesetzentwurf, der als
der Notwendigkeit der Förderung dieser Eigen-
tumsbauten nicht gezogen. Deshalb haben wir be- Zweites Wohnungsbaugesetz endlich dem Eigen-
heim die ihm gebührende Stellung geben soll,
reits in den Ausschußberatungen den Antrag ge-
stellt und wiederholen ihn: der Bund möge zur einen Gesetzentwurf, der verhindern soll, daß wei-
Förderung der Vorfinanzierung von Eigengeld- ter Kleinstwohnungen für Familien gebaut wer-
anteilen 200 Millionen DM vom Haushaltsjahr den, der verhindern soll, daß auch zukünftig von
1954 bis zum Haushaltsjahr 1956 einschließlich zu- der Riesenzahl Wohnungen, die jährlich gebaut
nächst zur Verfügung stellen. § 13 a muß dem- werden, nur wenige Prozent in das Eigentum über-
zufolge einen entsprechenden Abs. 2 erhalten. führt werden. Darum ist aus dieser Novelle all das
herausgehalten worden, was in das Zweite Woh-
Dieser Antrag ist uns um so mehr ein echtes nungsbaugesetz hineinsoll. Wir verzichten auf die
Anliegen, als wir wissen, daß der Eigenheimbau Beratung des Familienheimgesetzes in diesem
und die Förderung von Eigentumsbau im allgemei- Augenblick, weil die Novelle den Vorrang hat und
nen keine Frage der Statuierung gesetzlicher Vor- das Familienheimgesetz im Anschluß an die No-
schriften ist, sondern eine Frage des finanziellen velle beraten werden soll. Dieser Gesetzentwurf
Vermögens. Gerade diejenigen, die als Arbeiter, wird als erster meiner Fraktion .im neuen Bundes-
Angestellte und Beamte ihre Lebenshaltung mit tag zur Beratung anstehen.
einem sehr beschränkten Einkommen finanzieren
müssen, sind in der Regel nicht in der Lage, die Herr Kollege Meyer, die 200 Millionen DM, die
notwendigen Eigengeldanteile, die nicht immer Sie zur Vorfinanzierung des Eigenheimbaues for-
nur durch Selbsthilfeleistungen aufgebracht wer- dern, würden wir gewiß begrüßen; aber ich darf an
den können, in verhältnismäßig kurzer Zeit auf- die Debatte von gestern erinnern. Es ist leicht,
zubringen. Diesen Kreis zu fördern, ist unser be- diese Zahlen zu fordern, ohne Deckungsvorschläge
sonderes Anliegen. Deshalb halten wir es für zu machen. Da wir aber dem Ziel des Anliegens zu-
zwingend notwendig, daß man, wenn man in dem stimmen, haben wir, wie Kollege Wirths sagte, die
Gesetz nicht nur Deklamationen bringen will, auch Entschließung eingebracht.
die finanziellen Schlußfolgerungen daraus zieht, Wenn wir am Schluß der Legislaturperiode auf
um so mehr, als ja Kreditmittel immer bereitge- das zurückschauen, was wir im Wohnungsbau ge-
standen haben, wenn es etwa darum ging, die leistet haben, und feststellen, daß in den letzten
Industrie oder andere Wirtschaftskreise zur Lei- vier Jahren etwa 1,4/1,5 Millionen Wohnungen ge-
stung ihrer Investitionen zu befähigen. Befähigen baut worden sind, dann müssen wir bedenken, daß
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14 143
(Lücke)
es zuallererst das Verdienst der deutschen Wirt- den Einrichtungen, die dieses Gesetz vorsieht, nicht
schaftspolitik, also der sozialen Marktwirtschaft vereinbar erscheint. Wir haben bekanntlich den
ist, wenn die Gelder überhaupt da waren, mit § 15 des Ersten Wohnungsbaugesetzes durch das
denen diese Wohnungen gebaut worden sind. Lastenausgleichsgesetz aufgehoben. Wenn er jetzt
(Beifall bei den Regierungsparteien. — wieder neu eingefügt wird, dann schränkt er die
Befugnisse der für die Verteilung der Ausgleichs-
Zurufe von der SPD.)
leistungen eingesetzten Lastenausgleichsbehörde,
Ich darf deshalb bitten, den Antrag der SPD insbesondere des Präsidenten des Bundesausgleichs-
abzulehnen, weil ihm die Deckung fehlt. amtes, erheblich ein. Nach den neuen jetzt vorge-
sehenen Bestimmungen ist das Bundesausgleichs-
Präsident D. Dr. Ehlers: Herr Abgeordneter amt nicht in der Lage, Verwaltungsvorschriften
Jacobi! und -anordnungen über die Mittel des Lastenaus-
gleichs, die für die Förderung des Wohnungsbaues
Jacobi (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und bestimmt sind, zu treffen, ohne daß der Bundes-
Herren! Nach der Praxis, die sich in letzter Zeit wohnungsbauminister vorher zustimmt. Das ist
in diesem Hause gezeigt hat, muß man wirklich aber eine Regelung, die in jeder Weise zu weit
sagen: Wenn man sich nicht entschließen kann, geht und die nicht unsere Billigung finden dürfte.
dann nimmt man 'ne Entschließung an. Das Mitbestimmungsrecht des Wohnungsbau-
ministers kann in anderer Weise gewahrt werden;
(Beifall bei der SPD. — Zuruf von der es kann aber nicht in dieser Form statuiert werden.
Mitte: O wie lyrisch!)
Ich will eingehende Begründungen zu unserem
Was Sie in dieser Entschließung zum Ausdruck Antrag unterlassen. Er versteht sich im Grunde
bringen, ist etwas völlig Unverbindliches und nützt von selbst. Ich beschränke mich auf den Hinweis,
dem Gedanken des Eigenheims, der Kleinsiedlung daß es vielleicht doch zweckmäßig gewesen wäre,
und der Eigentumsförderung nicht im geringsten. den Lastenausgleichsausschuß bei der Beratung
Der Herr Kollege Lücke hat aber etwas übersehen, dieser wichtigen Bestimmung zu beteiligen, die
als er von dem mangelnden Deckungsvorschlag nicht notwendig, aber schädlich ist.
sprach. Wir haben bei unserem Antrag bewußt dar-
auf verzichtet, für den Bundeshaushalt, der vor Präsident D. Dr. Ehlers: Das Wort hat Herr Ab-
wenigen Tagen verabschiedet worden ist, noch geordnete Dr. Brönner.
irgendeine Bedingung zu stellen. Das wäre nicht
gegangen. Wenn Sie unseren Antrag sorgfältig Dr. Brönner (CDU): Herr Präsident! Meine Da-
lesen, finden Sie, daß danach in den Rechnungs- men und Herren! Wir haben uns über diesen Punkt
jahren 1954 bis 1956 die Mittel von jährlich 200 im Ausschuß so eingehend unterhalten, daß ich kurz
Millionen DM zur Verfügung gestellt werden sol- und bündig im Sinne des Ausschusses folgendes
len. Das ist ein klares Verlangen, ein gesetzlicher sagen kann. Wir brauchen im Wohnungsbau endlich
Anspruch, der dann im nächsten Jahre Berück- eine einheitliche Linie, keine Zwei- und Sechsglei-
sichtigung finden würde. Ihr Hinweis auf den man- sigkeit, sondern eine Eingleisigkeit.
gelnden Deckungsvorschlag trifft hier in keiner (Abg. Lücke: Sehr richtig!)
Weise ins Schwarze. Wenn Sie wirklich dafür sor-
gen wollen, daß die Eigentumsförderung praktisch Wir haben einen sozialen Wohnungsbau. Er wird
zur Durchführung gelangt, dann müssen Sie un- aber aus verschiedenen Quellen finanziert: von der
serem Antrag zustimmen. Bundesregierung, von den Landesregierungen und
vom Lastenausgleichsgesetz. Was wir im § 13 ver-
(Beifall bei der SPD.) langen, ist, daß sich der Präsident des Bundesaus-
gleichsamtes an den Wohnungsbauminister zu wen-
Präsident D. Dr. Ehlers: Keine weiteren Wort- den hat und seine Zustimmung braucht, wenn das
meldungen? — Ich schließe die Besprechung. Geld des Lastenausgleichs im Wohnungsbau ver-
Ich bitte die Damen und Herren, die dem Antrag wendet wird. Wir können die Zweigleisigkeit nicht
der SPD Umdruck Nr. 1063 Ziffer 2 betreffend brauchen. Was wir verlangen und was wir beschlos-
Art. I Nr. 8 der Vorlage zuzustimmen wünschen, sen haben, liegt im Sinne des sozialen Wohnungs-
eine Hand zu erheben. — Ich bitte um die Gegen- baues.
probe. — Enthaltungen? — Das zweite war die Ich bitte daher die Damen und Herren im Namen
Mehrheit; dieser Antrag ist abgelehnt. des Ausschusses, diesen Antrag auf Streichung ab-
Ich bitte die Damen und Herren, die Ziffer 8 in zulehnen.
der Ausschußfassung zuzustimmen wünschen, eine Präsident D. Dr. Ehlers: Herr Abgeordneter
Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Enthaltungen? Kunze.
— Bei zahlreichen Enthaltungen angenommen.
Kunze (CDU): Herr Präsident! Meine Damen
Ich rufe auf Ziffern 9 und 10. — Keine Wortmel- und Herren! Ich bedauere sehr, daß der § 15 ohne
dungen. Ich bitte die Damen und Herren, die den Mitberatung des Lastenausgleichsausschusses vom
Ziffern 9 und 10 zuzustimmen wünschen, um ein Wohnungsbauausschuß aufgenommen worden ist,
Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — obwohl wir mündlich und schriftlich auf die außer-
Bei Enthaltungen angenommen. ordentlichen Schwierigkeiten hingewiesen haben.
Ich rufe auf Ziffer 11. — Dazu liegt der Antrag Ich lege aber Wert darauf, daß das Gesetz verab-
der SPD auf Streichung vor. Herr Abgeordneter schiedet wird, und werde darum jetzt in der zweiten
Jacobi! Lesung bitten, dem Antrag der sozialdemokrati-
schen Fraktion nicht stattzugeben. Ich werde mir
Jacobi (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und erlauben, in der dritten Lesung einen Ergänzungs-
Herren! Wir haben den Antrag auf Streichung der antrag zu stellen, der den berechtigten Anliegen des
Ziffer 11, also des vorgesehenen § 15 gestellt, weil Lastenausgleichs und seiner Durchführung ohne
die Regelung, die hier beabsichtigt ist, mit den Gefahr für den sozialen Wohnungsbau Rechnung
Prinzipien des Lastenausgleichsgesetzes und mit trägt.
14144 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Präsident D. Dr. Ehlers: Keine weiteren Wort- halten es daher für notwendig, daß hinsichtlich der
meldungen. Ich schließe die Besprechung. Mindestausstattung entsprechende Vorschriften er-
Ich bitte die Damen und Herren, die dem Antrag gehen. Dabei sehen wir in Abs. 3 vor, daß die
Umdruck Nr. 1063 Ziffer 3 auf Streichung der Zif- obersten Landesbehörden nach Maßgabe der ört-
fer 11 des Art. I zuzustimmen wünschen, eine Hand lichen Verhältnisse Abweichungen zulassen können.
zu erheben. — Ich bitte um Gegenprobe. — Enthal- Der in den Ausschußberatungen erhobene, beliebte
tungen? — Das zweite ist die Mehrheit; der Antrag Einwand, man könne in der Bundesrepublik nicht
von einer generellen Mindestausstattung sprechen,
ist abgelehnt. wird damit hinfällig; denn bei Annahme unseres
Ich bitte die Damen und Herren, die der Ziffer 11 Antrags wird die Anpassung an die örtlichen Ver-
in der Ausschußfassung zuzustimmen wünschen, hältnisse ermöglicht.
eine Hand zu erheben. — Ich bitte um die Gegen-
probe. — Enthaltungen? — Das erste war die Mehr- Ich bitte Sie um Annahme.
heit; Ziffer 11 ist angenommen.
Präsident D. Dr. Ehlers: Frau Abgeordnete Dr. -
Zu Ziffer 12 Änderungsantrag Nr. 1063 Ziffer 4. Brökelschen.
(Abg. Jacobi: Auf Begründung wird ver
zichtet!) Frau Dr. Brökelschen (CDU): Herr Präsident!
Meine Herren und Damen! Auch dieser Antrag
— Auf Begründung wird verzichtet. Wünscht sonst der SPD ist im Ausschuß lang und breit bespro-
jemand das Wort? — Das ist nicht der Fall. Ich chen worden. Wir haben ihn deswegen abgelehnt,
schließe die Besprechung. Ich bitte die Damen und weil die Dinge in dieser Richtung in der Entwick-
Herren, die dem Antrag Umdruck Nr. 1063 Ziffer 4 lung sind. Wir wollen uns in dieser Stunde nicht
betreffend Art. I Ziffer 12 zuzustimmen wünschen, festlegen. Außerdem ist die Situation in den ein-
eine Hand zu erheben. — Ich bitte um die Gegen- zelnen Ländern völlig verschieden. Wir bitten des-
probe. — Enthaltungen? — Das zweite ist die Mehr- wegen, den Antrag abzulehnen, wie wir ihn schon
heit; der Antrag ist abgelehnt. im Ausschuß abgelehnt haben.
Ich bitte die Damen und Herren, die Ziffer 12 —
und ich darf gleichzeitig Ziffer 13 aufrufen — und Präsident D. Dr. Ehlers: Keine weitere Wort-
Ziffer 13 zuzustimmen wünschen, eine Hand zu er- meldung? — Ich schließe die Besprechung. Ich
heben. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthal- bitte die Damen und Herren, die dem Änderungs-
tungen? — Bei Enthaltungen angenommen. antrag Umdruck Nr. 1063 Ziffer 5 bezüglich einer
Ziffer 14 a zuzustimmen wünschen, eine Hand zu
Ich rufe Ziffer 14 auf. Dazu liegt kein Ände- erheben. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Ent-
rungsantrag vor. Ich bitte die Damen und Herren, haltungen? — Das zweite ist die Mehrheit; der
die Ziffer 14 zuzustimmen wünschen, eine Hand zu Antrag ist abgelehnt.
erheben. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Bei
Enthaltungen angenommen. Ich rufe die Ziffern 15, — 16, — 17, — 18 auf.
— Keine Wortmeldungen. Ich bitte die Damen und
(Abg. Renner: Wir sind dagegen! Das ist Herren, die den aufgerufenen Ziffern zuzustim-
ganz klar! Auch schon bei der vorigen Ab men wünschen, um ein Handzeichen. — Ich bitte
stimmung waren wir dagegen!) um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Bei zahl-
—Also, Herr Abgeordneter Renner, ich wollte mich reichen Enthaltungen angenommen.
nur vergewissern, ob Enthaltung oder Ablehnung. Ich rufe Ziffer 19 auf. Zum Änderungsantrag
(Abg. Renner: Ablehnung!) Umdruck Nr. 1063 Ziffer 6 auf Streichung des
— Also, mit Mehrheit angenommen! § 21 e hat das Wort Herr Abgeordneter Jacobi.
(Abg. Renner: Auch bei der vorherigen Ab Jacobi (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und
stimmung waren wir dagegen! — Gegenruf Herren! Bei dieser Bestimmung, deren Streichung
von der Mitte: Das ist ja gar nicht wesent wir beantragen, handelt es sich um einen der
lich!) neuen Punkte, die die Novelle in die Praxis des
— Herr Abgeordneter Renner, wir pflegen ja bei Wohnungsbaues einführen will. Es dreht sich
den einzelnen Abstimmungen nicht immer die nämlich um das, was gelegentlich „gehobener
Fraktionen festzustellen. Sie haben sich gelegent- Wohnungsbau" genannt worden ist. Das Wort trifft
lich dagegen verwahrt, daß ich das getan habe. insofern zu, als es ein Wohnungsbau für die geho-
benen Schichten zu werden droht und als die hier
(Abg. Renner: Die Bemerkung geht daneben! beabsichtigten Maßnahmen zu einer Schmälerung
Sie gucken doch sonst immer so scharf nach des allgemeinen Wohnungsbaues, also gerade des
links!) Wohnungsbaues für die breiten Schichten des Vol-
Zum Änderungsantrag Umdruck Nr. 1063 Ziffer 5 kes, führen dürften. Solange die öffentlichen Mit-
auf Einfügung einer Ziffer 14 a Herr Abgeordneter tel für den echten sozialen Wohnungsbau nicht aus-
Meyer, bitte! reichen und angeblich nicht erhöht werden kön-
nen, dürfen davon keine, auch nicht begrenzte
Meyer (Bremen) (SPD): Herr Präsident! Meine Beträge für einen sogenannten gehobenen Woh-
Damen und Herren! Auch diesen Antrag haben wir nungsbau abgezweigt werden. Jeder Betrag, der
während der Ausschußberatungen gestellt. Wir in den gehobenen Wohnungsbau geht, schwächt
wiederholen ihn, weil wir ihn für notwendig er- und beeinträchtigt den echten sozialen Wohnungs-
achten. In § 21 d wird davon gesprochen, daß der bau. Es werden neue Kategorien und damit eine
neue Zersplitterung eingeführt, und — ob es ge-
Bauherr, wenn mehr als die übliche Ausstattung wollt ist oder nicht — es entsteht ein neuer Topf
geliefert wird, einen Zuschlag zur Richtsatzmiete mit aller verwaltungsmäßigen Belastung.
bis zu 30 % nehmen kann. Welche Mindestanforde-
rungen an die Ausstattung gestellt werden, wie sie (Abg. Lücke: Gerade das Gegenteil ist der
im einzelnen sein soll, wird nirgends gesagt. Wir Fall!)
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14145
(Jacobi)
Das Durcheinander und Nebeneinander wird ver- Bild zeigt: Eine Miete im Rahmen dieses Woh-
größert. Jedes Land wird bei dem auf den Woh- nungsbaus wird auf 1,10 DM gegründet. Das ist
nungsbau B entfallenden Betrag auf die dafür der Richtsatz. Es wird ein Zuschlag von 30 % er-
geltenden Einzelregelungen unterschiedlich reagie- hoben; das sind 33 Pfennig. Dann haben wir die
ren. Es werden direkt Gegensätzlichkeiten je nach vorhin schon erwähnte Miete von 1,43 DM, und
der Struktur der Länder entstehen. Wir werden darauf können nach dem Wortlaut des Gesetzes
reiche und arme Länder und eine entsprechende (Abg. Huth: Wahlrede!)
Differenzierung des Wohnungsbaus haben. Ich
darf mit Nachdruck darauf hinweisen, daß diese - Ach, Herr Kollege Huth, wenn das eine Wahl-
Bestimmung, die sich schon in dem Regierungs- rede ist,
entwurf fand, von vornherein den Widerspruch (Abg. Huth: Sie waren doch im Redaktions-
des Bundesrats gefunden hat. ausschuß!)
Welches würden die Konsequenzen sein? Die
mögliche Miete in diesem gehobenen Wohnungsbau dann weiß ich nicht, was keine Wahlrede sein soll.
würde, ausgehend von einer Richtsatzmiete, die 50 % mehr Zuschlag als der Richtsatz würden wei-
1,10 DM nach wie vor bringen darf, plus 50 % tere 71 Pfennig bedeuten, damit würden wir zu
gleich 55 Pfennig und somit 1,65 DM betragen. einer Miete von 2,14 DM kommen.
Eine Miete in dieser Höhe hat mit sozialem Woh- (Abg. Lücke: Das ist objektiv unwahr! Sie
nungsbau oder mit einem Wohnungsbau für die müßten aus den Ausschußberatungen wis-
breiten Schichten der Bevölkerung — das Prinzip sen, daß das nicht stimmt! Das ist eine
wird j a im § 1 des Wohnungsbaugesetzes nach wie Unwahrheit!)
vor festgehalten — gar nichts mehr zu tun. Mieten
in dieser Höhe, die höher liegen als bisher im — Bitte schön, zunächst einmal ist das eine mög-
steuerbegünstigten Wohnungsbau, sind nur für liche Auslegung des Gesetzes, Herr Kollege Lücke.
eine sehr kleine, dünne Schicht von Beziehern (Zuruf von der Mitte: Mögliche! — Abg.
höherer Einkommen tragbar, für die breiten Lücke: Eine offensichtliche Unwahrheit!)
Schichten der Bevölkerung aber in keiner Weise
erschwinglich. — Prüfen Sie das bitte selbst nach! Der Wortlaut
läßt eine solche Rechnung nach unserer Prüfung zu.
Dieser Wohnungsbau B kann nach der Grund-
satzbestimmung in § 1 überhaupt nicht mehr als (Abg. Lücke: Sie wissen, daß das nicht der
sozialer Wohnungsbau bezeichnet werden. Der Fall ist!)
maßgebliche Begriff ist hierfür nicht mehr an-
wendbar. Damit wird dem echten sozialen Woh- Das möchten wir geklärt haben. Wir möchten min-
destens auf diese Unklarheit hinweisen und damit
nungsbau förmlich ins Gesicht geschlagen.
zu bedenken geben, daß schon aus diesem Grunde
Es ist aber noch auf etwas anderes hinzuweisen. die Formulierung, die § 21 e jetzt hat, einer Über-
Nachdem in § 21 d Abs. 3 für Wohnungen mit ob- prüfung bedarf.
jektiven Merkmalen Zuschläge bis zu 30 % zuge-
lassen sind, bedarf es überhaupt nicht mehr eines Wir lehnen es grundsätzlich ab, daß öffentliche
gehobenen Wohnungsbaues unter Verwendung Mittel für einen derartigen gehobenen Wohnungs-
öffentlicher Mittel. Dabei ergeben sich ja bereits bau gegeben werden, weil ein solches Verfahren
im sozialen Wohnungsbau Mieten von 1,10 plus mit sozialem Wohnungsbau und mit der Betreuung
30 % gleich 1,43 DM. Das muß aber die äußerste breiter Schichten des Volkes nichts mehr zu tun
Grenze sein, soweit öffentliche Mittel verantwort- hat.
lich eingesetzt werden. (Beifall bei der SPD.)
Was man nicht ernst genug betrachten kann, ist Präsident D. Dr. Ehlers: Das Wort hat der Ab-
folgendes: Durch die Mietenregelung im gehobenen geordnete Paul.
Wohnungsbau wird die schon bestehende und stets
beklagte Mietenverzerrung noch erheblich gestei- (Abg. Huth: Der Wohnungsbauminister von
gert. Damit wird die notwendige Mietangleichung Nordrhein-Westfalen! — Zuruf rechts:
nur erschwert und das Mietgefüge noch weiter aus- Letzte Rede!)
einandergerissen.
(Abg. Lücke: Im neuen Bundestag werden Paul (Düsseldorf) (KPD): Meine Damen und
wir das klären!) Herren! Mit dieser Vorlage soll jener Politik der
Weg geebnet werden,
— Ach, Herr Kollege Lücke, wenn man mit ernst- (Zuruf rechts: Für den „imperialistischen
haften Einwänden kommt, kommen Sie immer mit Krieg"! — Heiterkeit)
dem neuen Bundestag und mit der Zukunft. Uns
scheint es richtiger, im Augenblick zu erkennen, die schon in zahlreichen Erklärungen des Woh-
daß es ein zu großes Wagnis bedeutet, neue Kate- nungsbauministers zum Ausdruck gekommen ist.
gorien einzuführen. Darauf sollte man gegenwärtig Schon vor einem halben Jahr habe ich im Namen
noch verzichten. meiner Fraktion
(Abg. Dr. Glasmeyer: Zahlen denn die (Zurufe: Fraktion? Gruppe!)
neuen Kategorien keine Steuer?)
in diesem Hause darauf aufmerksam gemacht, daß
Ich darf noch darauf hinweisen, daß § 21 e in der Wohnungsbauminister und die Regierung
seiner Formulierung und damit in seinen Auswir- Adenauer die Absicht haben,
kungen nicht klar durchschaubar ist. Man weiß z. B. (Abg. Dr. Glasmeyer: EVG-Vertrag!)
nicht, was in Abs. 2 mit „Mietrichtsatz" gemeint
ist. Es muß befürchtet werden, daß die Zuschläge das Prinzip der freien Marktwirtschaft auch auf
viel höher liegen, als sich im ersten Augenblick dem Gebiet des Wohnungsbaus durchzusetzen. Auch
ergibt, daß sich also unter Umständen folgendes der Herr Kollege Lücke hat heute darauf hingewie-
14146 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Paul [Düsseldorf])
sen, daß der Wohnungsbau auf diesem Prinzip Deshalb werden wir diese Vorlage ablehnen.
beruhe. (Beifall bei der KPD.)
(Abg. Lücke: Das ist nicht wahr! Da haben
Sie mich mißverstanden!) Präsident D. Dr. Ehlers: Keine weiteren Wort-
Er hat sich dahin ausgelassen, nur die freie Markt- meldungen. Ich schließe die Besprechung. Ich bitte
wirtschaft habe es nach seiner Meinung ermöglicht, die Damen und Herren, die dem Streichungsantrag
so viele Wohnungen zu bauen. bezüglich § 21 e — Antrag der SPD Umdruck
(Abg. Lücke: Das ist doch etwas ganz Nr. 1063 Ziffer 6 — zuzustimmen wünschen, eine
anderes!) Hand zu erheben. — Ich bitte um die Gegenprobe.
— Enthaltungen? — Das zweite war die Mehrheit;
Der Wohnungsbauminister hat mehr als einmal er- der Antrag ist abgelehnt.
klärt, daß man von den Richtsatzmieten des Ersten
Wohnungsbaugesetzes abkommen und zu einer ech- Ich bitte die Damen und Herren, die Ziffer 19
nach der Ausschußvorlage zuzustimmen wünschen,
ten Kostenmiete kommen müsse. Mit dieser Forde-
rung befindet er sich in voller Übereinstimmung eine Hand zu erheben. — Ich bitte um die Gegen- -
mit dem Herrn Dr. Adenauer, der den großen Haus- probe. — Das erste war die Mehrheit. — Ziffer 19
besitzern auf ihrer letzten Tagung nach den Aus- ist angenommen.
führungen des Herrn Handschumacher zugesichert Ich rufe auf Ziffer 20, — Ziffer 21. — Keine
hat, die Bundesregierung werde alles tun, um den Wortmeldungen. Ich bitte die Damen und Herren,
Bestrebungen dieser großen Hausbesitzer zum Zuge die zuzustimmen wünschen, um ein Handzeichen. —
zu verhelfen. Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? —
(Abg. Frau Dr. Brökelschen: 90 % kleine Bei Enthaltungen angenommen.
Leute!) Ich rufe auf Ziffer 22. — Änderungsantrag der
Mit dieser Vorlage wollen Sie eine weitere Durch- SPD Umdruck Nr. 1063 Ziffer 7. Ohne Begrün-
löcherung des Ersten Wohnungsbaugesetzes in der dung? —
Richtung vornehmen, daß Sie die jetzigen Mieten (Abg. Jacobi: Auf Begründung wird ver-
auf Kostenmieten treiben. Sie wagen es dennoch, zichtet!)
sich hier hinzustellen Und von einem sozialen Woh- — Keine Wortmeldungen. Ich bitte die Damen und
nungsbau zu reden. Herren, die dem Antrag Umdruck Nr. 1063 Ziffer 7
(Abg. Lücke: Sehr sozialer Wohnungsbau!) zuzustimmen wünschen, eine Hand zu erheben. —
Die Praxis draußen ist die, daß die minderbemit- Ich bitte um die Gegenprobe. — Das zweite ist die
telten Schichten unseres Volkes gar nicht mehr in Mehrheit; der Antrag ist abgelehnt.
der Lage sind, die Mieten für die Wohnungen, die Ich bitte die Damen und Herren, die den Ziffern
nach dem Ersten Wohnungsbaugesetz erstellt wer- 22, 23, 24 und 25 zuzustimmen wünschen, eine Hand
den, zu bezahlen. zu erheben. — Ich bitte um die Gegenprobe. —
(Zuruf rechts: Das sieht man Ihnen an!) Enthaltungen? — Bei Enthaltungen angenommen.
So hat z. B. der Leiter des Landeswohnungsamtes Ich rufe auf Art. II, — III, — IV, — V, — VI, —
in Schleswig-Holstein erklärt, daß ein Teil der VII, — VIII, — IX, — Einleitung und Überschrift.
Flüchtlinge es sogar ablehnt, die neu erstellten — Ich bitte die Damen und Herren, die zuzustim-
Flüchtlingswohnungen zu beziehen, weil sie gar men wünschen, um ein Handzeichen. — Ich bitte
nicht in der Lage sind, die geforderten Mieten zu um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Mit Mehr-
bezahlen. Sie wollen auf Grund des § 21 e nun zu- heit angenommen.
lassen, daß die öffentlichen Mittel in den soge-
nannten gehobenen Wohnungsbau gehen. Dabei Damit ist die zweite Beratung beendet. Ich kom-
soll gleichzeitig gestattet sein, wie hier gesagt wird, me zur
eine selbstverantwortlich gebildete Miete zuzulas- dritten Beratung.
sen; d. h. über die gültigen Richtsatzmieten hinaus
plus dem 33 %igen Zuschlag, also eine weitere Stei- Wird das Wort gewünscht? — Herr Abgeordneter
gerung der Miete um die Hälfte, d. h rund um Meyer (Bremen)!
2 DM pro qm. Meine Damen und Herren! Der Ältestenrat
(Abg. Lücke: Sie waren bei den Ausschuß schlägt Ihnen eine Höchstredezeit von 90 Minuten
beratungen nicht dabei!) vor.
(Widerspruch. — Zurufe: 30 Minuten!)
Das würde bei 60 qm 120 DM bedeuten.
(Widerspruch und Zurufe in der Mitte und — Meine Damen und Herren! Wir haben es im Äl-
rechts.) testenrat vereinbart. Es ist ja keine Fraktion ge-
zwungen, diese Redezeit auszunutzen. — Bitte,
Die Bundesregierung will mit dieser Vorlage das Herr Abgeordneter Meyer.
Prinzip der sogenannten freien Marktwirtschaft,
d. h. den Mietwucher, auch auf dem Gebiet des
Wohnungsmarktes zum Zuge bringen. Meyer (Bremen) (SPD): Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Als wir in diesem Hause un-
(Zuruf rechts: Was verstehen Sie schon von sere Arbeit begonnen hatten, war es eines unserer
Mietwucher!) wichtigsten Anliegen, so schnell wie möglich für
Die kommunistische Fraktion wehrt sich mit aller einen gebundenen sozialen Wohnungsbau die ge-
Entschiedenheit gegen die Ausplünderung der Mie- setzgeberischen Grundlagen zu schaffen und auch
ter. Sie verlangt einen Wohnungsbau, der in der in finanzieller Beziehung die Voraussetzungen zu
Mietgestaltung für die Schwächsten unseres Volkes sichern, daß dieser Wohnungsbau entsprechend den
tragbar ist. Bedürfnissen der Bevölkerung zur Durchführung
(Abg. Dr. Dr. Müller [Bonn] : Gehen Sie kam. Wir haben in allen Phasen der Entwicklung
doch nach dem Osten!) unsere Bereitschaft zur Mitarbeit an einer guten
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14147
(Meyer [Bremen])
Konzeption, die ein Grundsatzprogramm zu erstel- kann ich mir denken; aber das hat er noch nicht
len hatte, unter Beweis gestellt. Wir haben auch in einmal gesagt.
den folgenden Jahren unter Zurückstellung man- Wir können nur zustimmen, daß öffentliche Mit-
cher politischen Bedenken der Förderung des Woh- tel unter den besonderen Bedingungen des Ersten
nungsbaues immer wieder unsere positive Mitar- Wohnungsbaugesetzes zinsbegünstigt und unter
beit in diesem Hause geschenkt. Um so mehr be- Umständen tilgungslos eingesetzt werden, wenn auf
dauern wir deshalb, daß wir am Ende der Legis- der andern Seite das Korrelat der Miete gewahrt
laturperiode dieses Hauses genötigt sind, Ihnen zu wird. Das ist unser Anliegen. Wie ist es aber mit
erklären, daß wir infolge der Entscheidungen, die der Miete? Die sozialdemokratische Fraktion hat
Sie bei den Ausschußberatungen und in der heuti- noch im vorigen Jahre bei der Beratung jener Ver-
gen Plenarberatung gegenüber unseren begründe- ordnung über die Erhöhung der Altbaumieten ihre
ten Anträgen getroffen haben, nicht in der Lage grundsätzliche Bereitschaft erklärt, an einer Rege-
sind, diesem Gesetz zuzustimmen. Es ist uns un- lung des Mietenproblems teilzunehmen.
möglich, in einem Zeitpunkt, in dem noch 4 Millio-
nen Wohnungen in der Bundesrepublik fehlen, in (Abg. Hilbert: „Grundsätzliche"!)
dem Millionen Menschen unter sehr schlechten Wir haben von der Bundesregierung, obwohl das
Verhältnissen leben müssen, in dem der Bund ge- Haus auf unsern Antrag hin beschlossen hat, daß
nötigt ist, für alle möglichen Aufgaben Sonderpro- entsprechende Vorlagen gemacht werden sollen,
gramme zu machen, um den dringendsten Bedürf- nichts gehört. Jetzt wollen Sie für diejenigen, die
nissen nach Beschaffung von Hausung der Betei- zu den 4 Millionen Wohnungsuchenden gehören,
ligten zu entsprechen, in dem wir ein Sonderpro- die Möglichkeit eröffnen, daß ihnen in besonderem
gramm für Sowjetzonenflüchtlinge machen, einem Maße Geld abgenommen wird, zugunsten der
Gesetz unsere Zustimmung zu geben, das in der Taschen irgendwelcher privater Bauherren. Das er-
Bestimmung seines § 21 e ausschließlich dazu die- scheint uns in dieser sozialen Situation großer
nen soll, es privaten Hausbesitzern und Bauherren Schichten unserer Bevölkerung — und das Gesetz
zu ermöglichen, mit öffentlichen Mitteln ihren per- sagt ja bereits in § 1, daß es den Wohnungsbau für
sönlichen Profit zu machen. die breiten Schichten der Bevölkerung fördern
will — völlig unmöglich und völlig untragbar.
(Oh-Rufe bei den Regierungsparteien.)
Sie haben in der Ausschußberatung auch jene Be-
Es ist gar kein Zweifel darüber, daß es bei Be- stimmungen abgelehnt, mit denen wir versucht
ginn unserer Beratungen völlig unmöglich gewesen haben, wenigstens eine Beschränkung einzubauen,
wäre, eine Meinung in diesem Hause dafür zu be- indem der Bauherr Nachweise darüber führen
kommen, daß man öffentliche Mittel bis zu zwei müßte, inwieweit er angesichts seiner übrigen Fi-
Dritteln der normalerweise gewährten Mittel zur nanzierungsmittel in der Tat eine solche Miete be-
Verfügung stellt und dem Betreffenden gestattet, nötigte. Sie haben weiter unsere Vorschläge abge-
ohne daß er eine geschlossene Wirtschaftlichkeits- lehnt, die dahin gingen, daß wir zwar eine Ab-
rechnung vorlegt — die ja überhaupt erst darüber lösung öffentlicher Mittel zulassen wollten, aber
Aufschluß geben kann, welche Kosten die Finan- nicht unter solchen Bedingungen, die offenbar den
zierung des von ihm erstellten Baues erfordert — Kreis derjenigen begünstigen, die aus dem Woh-
1,65 DM pro Quadratmeter als Miete nehmen darf; nungsbau zu Lasten derer, die keine Wohnung
das beinhaltet Ihr § 21 e. Damit gewähren Sie je- haben, wieder ein Geschäft machen möchten.
nen, die sich bereits in den vergangenen Jahren
(Sehr richtig! links.)
Baudarlehen und Baukostenzuschüsse haben geben
lassen — die Forderungen beginnen bei 3000 DM Sie haben es abgelehnt, Sicherungsbestimmungen zu
und enden so bei 10 000 bis 12 000 DM pro Woh- schaffen, die das ausschließen würden. Sie haben le-
nung —, die Möglichkeit, öffentliche Mittel hier diglich eine ganz magere Bestimmung in das Gesetz
noch zinsbegünstigt einzusetzen, auf der anderen aufgenommen, und die ist' uns von den Referenten
Seite aber sich den Vorteil einer Miete zu ver- des Wohnungsbauministeriums freundlicherweise
schaffen, die bereits einen nicht durch Zinsüber- deutlich genug erläutert worden: Wenn die Miete
legungen gerechtfertigten Ertrag bringt. mit öffentlicher Förderung den Betrag von 1,65 DM
Auch die übrigen Vorschriften in dem Gesetz übersteigt, dann soll der Mieter bei der Preis-
sind derart, daß wir angesichts der Konsequen- prüfungsstelle den Antrag auf Nachprüfung der
zen für den sozialen Wohnungsbau nicht in der Miete stellen können. Man hat dazu weiter erklärt:
Lage sind, mit Ihnen zu gehen. Wir haben noch in Übersteigt sie diesen Betrag von 1,65 DM nicht,
der heutigen Beratung versucht, durch einige we- dann hat er natürlich auch keinen Anspruch auf
nige, aber grundsätzliche Anträge Ihnen die Mög- Herabsetzung der Miete, selbst wenn das nach den
lichkeit zu geben, Ihre bisherigen Überlegungen zu Kostenbedingungen notwendig oder wünschens-
berichtigen und den Versuch zu unternehmen, sich wert wäre.
mit uns auch bei diesem Gesetz zu einer einmüti- Alle diese Umstände zwingen uns, Ihnen, meine
gen Auffassung zu bekennen. Sie haben das abge- Damen und Herren, zu erklären, daß der ge-
lehnt. Ich habe in den Ausschußberatungen vergeb- meinsame Weg von Ihnen gegen das Interesse der
lich versucht, mir die Ausführungen des Herrn breiten Schichten der deutschen Bevölkerung hier
Bundesministers für Wohnungsbau, daß man aufgegeben worden ist und daß die Sozialdemo-
grundsätzlich eine Befreiung wolle, näher interpre- kratie aus diesem Grunde das Gesetz nicht bejahen
tieren zu lassen; ich habe auf die Frage, was er kann, sondern es ablehnen muß.
denn unter dieser Befreiung verstehe und inwie- Wir werden in der dritten Lesung, nachdem Sie
fern er sie wirtschaftlich für möglich halte, leider in der zweiten Lesung unsern Antrag abgelehnt
keine Auskunft bekommen können. Nur daß er haben, den Antrag einbringen, den ich dem Herrn
Grundsätze hat, hat er uns verkündet. Daß diese Präsidenten bereits übergeben habe, § 21 e mit
Grundsätze darin bestehen mögen, den privaten einem Zusatz zu versehen, der dahin geht, daß
Bauherrn mit öffentlichen Mitteln zu fördern, höchstens 10 °/o der öffentlichen Mittel für den
14148 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Meyer [Bremen])
Wohnungsbau der sogenannten selbstverantwort- wortlich zu bildende Miete sind im übrigen im Zu-
lich gebildeten Miete zur Verfügung gestellt wer- sammenhang mit den Bestimmungen über die Zu-
den können. Ich beantrage gleichzeitig namentliche teilung der Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus
Abstimmung über diesen Paragraphen. zu lesen. Ich möchte mich hier ganz entschieden
(Beifall bei der SPD.) gegen den Vorwurf verwahren, daß hier eine un-
soziale Bestimmung erlassen werde.
Präsident D. Dr. Ehlers: Das Wort hat der Herr (Beifall rechts.)
Bundesminister für Wohnungsbau. Die Wohnungen des allgemeinen sozialen Woh-
nungsbaus mit Richtsatzmiete sind vorzugsweise
Neumayer, Bundesminister für Wohnungsbau: Bewerbern zuzuteilen, deren Jahreseinkommen in-
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und nerhalb der Versicherungspflichtgrenze für Ange-
Herren! Auch ich bedauere es sehr, daß es nicht stellte in der gesetzlichen Krankenversicherung
möglich gewesen ist, hier zu einer einheitlichen liegt, nämlich mit 500 Mark monatlich. Es ist ein
Auffassung über dieses Gesetz zu kommen. Ich Gebot sozialer Gerechtigkeit, den Bewerbern, die -
hätte es gewünscht, daß auch die Opposition ihre ein höheres Monatseinkommen, 500 bis 750 DM
Zustimmung gibt. oder mehr, haben, auch eine höhere Miete als die
Um was geht es eigentlich? Es geht — das ist Richtsatzmiete von 1,10 DM zuzumuten. Als Woh-
aus den Ausführungen der Herren Vorredner ja nungsbauminister bin ich für alle Schichten unserer
ohne weiteres zu erkennen — um den § 21 e, um Bevölkerung verantwortlich,
den Paragraphen, der nunmehr den sogenannten (Abg. Paul [Düsseldorf]: Für die Hausbesitzer!)
gehobenen sozialen Wohnungsbau bringen soll. Die-
ser § 21 e beruht auf sehr ein ebenden Überlegun wobei mir ganz besonders natürlich die Unter-
gen und ist auch im Ausschuß sehr eingehend be- bringung der minderbemittelten Schichten am Her-
raten worden. Es handelt sich hier um eine neu- zen liegen muß. Das ist eine Selbstverständlichkeit.
artige, vereinfachte Finanzierungsart. Wir erwarten Ein weiterer Zweck dieses § 21 e ist der, ver-
uns von diesem § 21 e eine weitere Steigerung der fahrensmäßig eine erhebliche Erleichterung zu
Wohnungsbautätigkeit, wir erwarten einen ver- schaffen. Das wird insbesondere auch der privaten
stärkten Zufluß privater Mittel und eine erhebliche, Bautätigkeit zugute kommen, da die privaten Bau-
ins Gewicht fallende Einsparung öffentlicher Woh- herren die Vorschriften nicht so beherrschen, wie
nungsbaumittel, die dann wieder dem sozialen das bei den großen Wohnungsbaugesellschaften der
Wohnungsbau zugeführt werden. Fall ist.
(Sehr richtig! bei der FDP.) Nun noch etwas anderes. Es muß — ich glaube,
Diese Vorschrift bedeutet einen Schritt, aller- darin stimmt das Hohe Haus mit mir überein —
dings nur einen kleinen Schritt auf dem Wege zur alles geschehen, um den Wohnungsbau noch weiter
Wiederherstellung der Rentabilität im Wohnungs- zu steigern. Wir dürfen nicht bei den Ergebnissen
bau und der Eigenverantwortlichkeit des Bauherrn. stehenbleiben, die wir in den letzten Jahren erzielt
Die Novelle sieht eine ganze Reihe von Sicherun- haben, so erfreulich sie auch sind. Deshalb habe
gen vor, die verhindern, daß eine zu weitgehende ich es begrüßt, daß in diese Novelle eine weitere
Anwendung dieser Finanzierungsart den Woh- Vorschrift hineingekommen ist, durch die der
nungsbau für die sozial schwächeren Kreise des, soziale Wohnungsbau noch mehr gesteigert wird,
Volkes beeinträchtigen könnte. Ich verweise nur die Vorschrift, die dem Wohnungsbauministerium
auf die Beschränkung auf den bestehenden Bedarf aufgibt, diese Steigerung durchzuführen. Ich beab-
und städtebaulich förderungswürdige Bauvor- sichtige, nicht nur die Quantität zu heben, sondern
haben; ich verweise weiter auf die Begrenzung des auch die Qualität der Wohnungen zu steigern.
Anteils der öffentlichen Mittel für diese Maßnahme (Beifall in der Mitte.)
durch die obersten Landesbehörden, und ich ver Deswegen sind auch Vorschriften eingebaut, nach
weise schließlich auf die Möglichkeit der Fest- denen die Flächenmaße erhöht werden.
setzung eines Höchstanteils in den Ländern durch
den Bundesminister für Wohnungsbau. Eine Forcierung der Bautätigkeit — das werden
Sie mir ja wohl zugeben — ist nur dann möglich,
Die von dem Vermieter selbstverantwortlich fest- wenn es auch gelingt, die private Bautätigkeit
zusetzende Miete ist der Höhe nach in der Weise mehr zu beleben, als dies bisher der Fall gewesen
begrenzt, daß sie den geltenden Mietrichtsatz ohne ist.
Berücksichtigung von Zuschlägen um die Hälfte (Beifall in der Mitte.)
übersteigen darf. Es ist nicht richtig, wenn hier aus-
geführt worden ist, daß die Zuschläge angerechnet Die private Bautätigkeit kann aber nur dann be-
werden können. Das entspricht nicht der Absicht lebt werden, wenn hier auch die wirtschaftlichen
des Bundesministeriums für den Wohnungsbau, Grundsätze wieder zur Geltung gebracht werden.
und das entspricht auch nicht der Absicht des Ge- (Zustimmung in der Mitte.)
setzgebers. Im Ausschuß ist wiederholt darauf hin-
gewiesen worden, daß die Zuschläge hier nicht in Sie kann nur belebt werden, wenn ihr wieder ein
Frage kommen und nicht angerechnet werden dür- Anreiz geboten wird. Dieser Anreiz muß eben in
einer gewissen Rentabilität bestehen.
fen. Ich stelle das hier ausdrücklich fest. Es ist also
ein Betrag von 1,65 DM je qm Wohnfläche die Nun wurde mir entgegengehalten, dadurch wür-
äußerste Grenze, die hier in Frage kommt. den nur Wohnungen für besser gestellte Schichten
gebaut und der Rahmen des sozialen Wohnungs-
(Abg. Paul [Düsseldorf]: Stimmt ja gar baus würde verlassen. Dagegen muß ich mich ent-
nicht!) schieden verwahren. Das ist nicht richtig. Die Vor-
— Doch, das stimmt, ich habe das ja eben ausge- aussetzung dafür, daß eine selbstverantwortlich
führt. Die Landesregierungen sind sogar in der gebildete Miete, die also bis zum Höchstbetrag von
Lage, einen niedrigeren Höchstsatz zu bestimmen. 1,65 DM pro Quadratmeter gesteigert werden
Die Vorschriften der Novelle über die selbstverant kann, zugelassen wird, ist doch, daß mindestens
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14149
(Bundeswohnungsbauminister Neumayer)
ein Drittel weniger öffentliche Mittel beansprucht heute verlassen hat. Es hat sich in den letzten
werden. Das bitte ich doch nicht zu übersehen. Tagen gezeigt, daß es schwer ist, auch bei den größ-
Dieses Drittel weniger öffentliche Mittel fließt ja ten Sozialproblemen, die unser Volk belasten, die
wieder in den allgemeinen sozialen Wohnungsbau. Parteien zu vergessen. Wir haben gemeinsam
(Zustimmung in der Mitte.) wirklich fortschrittliche Gesetze einstimmig ver-
abschiedet: das erste Wohnungsbaugesetz, das Berg-
Ich glaube sagen zu können, daß die Notwendig- arbeitergesetz, das Gesetz über das Wohnungs-
keit der Wiederherstellung der Wirtschaftlichkeit
des Wohnungsbaus bisher auch von der Opposition eigentum, ein Wohnraumbewirtschaftungsgesetz,
ein Prämiengesetz, das Baulandbeschaffungsgesetz,
anerkannt worden ist. Nunmehr wird ein erster alles Gesetze, bei deren Beratung es wirklich ge-
Schritt unternommen. Es ist ein kleiner Schritt, nügend Möglichkeiten gegeben hätte, daß sich ent-
und er ist noch durch eine ganze Reihe von gegengesetzte Meinungen der Parteien gegenüber-
Kautelen gesichert, die ich mir vorhin vorzutragen standen. Trotzdem fanden wir immer wieder die
erlaubt habe. Ich verstehe nicht, daß man mir hier Einigung. Es war vielleicht kein Zufall, daß die 48
in den Arm fallen will. Ich glaube, der Ausschuß Änderungsanträge der Opposition erst dann ka-
kann das, was er hier beschlossen hat, wohl ver- men, als wir das Gesetz ohne große oder wesent-
antworten, und ich bin auch bereit, die Verant- liche Differenzen bereits in zweiter Ausschußlesung
wortung dafür zu übernehmen. durchberaten hatten.
Meine Damen und Herren, drei Ziele sollen durch Meine Damen und Herren, wir stehen vor der
diesen § 21 e, der hier eine Neuerung bringt, er- Aufgabe, auch jetzt noch vier Millionen deutscher
reicht werden: einmal die Belebung der privaten Familien vernünftig unterzubringen. Wenn wir
Bautätigkeit, zum zweiten ein Schritt zur Wieder- heute ein Gesetz verabschieden, das diese Aufgabe
herstellung der Wirtschaftlichkeit im Wohnungs- betrifft, sollte auch die Opposition jeden Weg, der
bau und zum dritten die Bereitstellung weiterer den Wohnungsbau fördert, mitgehen. Die Argu-
Mittel für den sozialen Wohnungsbau. Das wird mente, die gewählt wurden, waren zu schwach, als
dadurch ermöglicht, daß die selbstverantwortlich daß sie überzeugen könnten.
gebildete Miete nur dann zugelassen wird, wenn
der Bauherr mindestens ein Drittel weniger öffent- (Zurufe von der SPD.)
liche Mittel beansprucht, als dies im allgemeinen Ich richte deshalb an die Opposition den Appell,
der Fall ist. Das sind Sinn und Ziel des § 21 e. sich um der großen Sozialaufgabe willen auch jetzt
Es ist vorhin darauf hingewiesen worden, daß zu überlegen, ob sie bei ihrer Ablehnung verblei-
die Altbaumieten noch zu gering seien. Das ist ben will. Auch in den kommenden Monaten und
richtig. Das ist mir auch bekannt. Es ist mir auch Jahren wird dieses Parlament immer und immer
klar, daß der neue Bundestag diese Frage einer wieder diese Aufgabe als vorrangig ansehen
Mietangleichung wird behandeln müssen. Aber es müssen.
war nicht möglich, alles auf einmal zu erreichen.
Deswegen hat die Bundesregierung es für richtig Für meine Freunde darf ich erklären, daß wir
gehalten, zunächst einmal diesen ersten Schritt zu dem Gesetzentwurf zustimmen. Wir werden unsern
tun. Der Ausschuß ist uns auf diesem Wege ge- Kampf, den die Union der Christen führt, weiterhin
folgt, und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn darauf ausrichten, daß der Wohnungsbau in dem
dieses Gesetz in dritter Lesung angenommen würde. Sinne wieder privater Wohnungsbau wird, daß der
einzelne Eigentümer des Hauses und der Wohnung
(Beifall in der Mitte.) wird, die gebaut werden, und daß nicht große
Ich darf vielleicht am Schluß meiner Ausführun- anonyme Gesellschaften Eigentümer werden,
gen doch dem Ausschuß und insbesondere den (Beifall in der Mitte)
beiden Herren Vorsitzenden — es waren ja beide daß nicht künftighin, wie es geschehen ist, über
Ausschüsse zusammen — meinen ganz besonderen 80 % der Steuergelder in Mietwohnungen der Ge-
Dank für die hingebungsvolle Tätigkeit aus- sellschaft fließen. Dieses Ziel jedoch konnten wir
sprechen. Ich darf hier sagen, daß von allen Seiten jetzt noch nicht verwirklichen. Es war zeitlich nicht
sachliche Arbeit geleistet worden ist. Wenn wir möglich. Darum wird das Gesetz zur Schaffung von
nicht zu einer Übereinstimmung kommen konnten, Familienheimen den von uns geforderten Weg ein-
so bedaure ich dies; das soll mich aber nicht hin- leiten. Wir hoffen, daß damit dann so gebaut wird,
dern, allen Seiten des Hauses, die an dieser No wie es unsere Familie braucht.
-velsachimtgrb en,iDak
auszusprechen. Ich darf deshalb bitten, daß Sie der Novelle zum
Ich bitte Sie, meine Damen und Herren, dem ersten Wohnungsbaugesetz Ihre Zustimmung
Gesetz in dritter Lesung Ihre Zustimmung zu geben.
geben.
Präsident D. Dr. Ehlers: Das Wort hat der Ab-
(Beifall bei den Regierungsparteien.) geordnete Wirths.
Präsident D. Dr. Ehlers: Das Wort hat der Ab- Wirths (FDP): Meine Damen und Herren! Ich
geordnete Lücke. möchte ausdrücklich für meine Person, der ich nun
mit dem Herrn Kollegen Meyer und den anderen
Lücke (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Kollegen von der SPD-Fraktion vier Jahre lang im
Herren! In einer Stunde wird das Parlament seine 18. Ausschuß zusammengearbeitet habe, erklären,
Sitzungsperiode beenden. daß ich es außerordentlich bedaure, daß wir bei
(Zuruf links: Das stimmt doch nicht! diesem Gesetz nicht zu einer einheitlichen Auf-
— Weitere Zurufe.) fassung gekommen sind. Woran liegt das denn?
Ich bedaure es, daß Kollege Meyer , obwohl wir (Zuruf von der SPD: An Ihnen!)
in 204 Ausschußsitzungen die Frage des Wohnungs- Ich will keine Gründe dafür angeben, weil mir die
baues über alle Parteigrenzen hinweg als die Volks- Zeit dafür fehlt. Ich will es mir versagen. Herr
aufgabe Deutschlands angesehen haben, diese Linie Lücke hat darauf hingewiesen, daß 48 Anträge
14150 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Wirths)
von Ihnen gestellt worden sind, die Sie längst vor- Jawohl, das Baugewerbe ist sich schließlich zu
her hätten stellen können. Wir haben Sie ja doch schade, um für sie nur Handlanger zu spielen!
in den letzten Wochen wie rohe Eier behandelt, (Beifall rechts. — Erneute lebhafte Zu-
meine Herren! rufe von der SPD und von der KPD.)
(Heiterkeit und Zurufe von der SPD.) Meine Damen und Herren, ich habe diese Aus-
— Das werden Sie doch nicht bestreiten können. führungen gemacht,
(Fortgesetzte Zurufe von der SPD und von (Zurufe von der SPD: Wahlrede!)
der KPD.) um den Worten des Herrn Kollegen Meyer zu be-
gegnen. Er weiß selber ganz genau, daß auch,
Aber der Herr Kollege Meyer hat eine sehr un- wenn der Private heute baut, damit kein Blumen-
angenehme Frage angeschnitten, die einen anrüchi- topf zu gewinnen ist.
gen politischen Charakter hat. Er hat erklärt, daß
der § 21 e deshalb geschaffen werden solle, um (Abg. Lücke: Sehr richtig! — Abg. Renner:
Privaten persönliche Profite zuzuschanzen. Der Warum schimpfen Sie denn so?) -
Herr Minister hat diese Auffassung abgelehnt. Ich Darüber brauche ich nicht zu sprechen. Jedenfalls
lehne sie auch ab. glaube ich, daß dieses Gesetz einen ersten Schritt
(Zurufe links. — Unruhe.) darstellt, um das Schwergewicht, daß sich eindeutig
auf die Seite der kollektiven Gesellschaften ver-
Denn, wenn wir uns darüber unterhalten wollten schoben hat, nun wieder etwas zum Gedanken des
— es wäre vielleicht zweckmäßig, das heute zu tun Privateigentums herüberzubringen.
und einmal vier Jahre rückwärtsschauend die Woh- (Fortgesetzte Zurufe von der SPD. — Abg.
nungspolitik des Bundes und des Bundestags zu Niebergall: „So sozial wie möglich"!)
beleuchten —, dann müßte man weiß Gott darauf
zu sprechen kommen, daß in diesen vier Jahren ein Ich möchte nicht unerwähnt lassen: wir haben ja
ganz erheblicher Teil des sozialen Wohnungsbaus nicht nur die 48 SPD-Anträge behandelt, sondern
mit Hilfe der Förderung durch die öffentlichen wir haben auch eine Reihe von Wünschen des Bun-
Mittel eben in die Hände der gemeinnützigen Ge- desrats besprochen. Denn wir wissen, daß es ein
sellschaften und Genossenschaften geflossen ist. Zustimmungsgesetz ist, und es erscheint nicht mög-
lich, über den Vermittlungsausschuß noch einmal
(Lebhafte Zurufe von der SPD und links. zu einer Plenarentscheidung zu kommen. Wir ha-
— Abg. Meyer [Bremen] : Vorsichtig, ben das deshalb mit ebensoviel Geduld getan wie
vorsichtig!) Sie, und ich spreche die Erwartung aus, daß
Dieser Anteil ist uns zu hoch. der Bundesrat ohne Anrufung des Vermittlungs-
ausschusses seine Zustimmung erklärt.
(Sehr richtig! in der Mitte. — Anhaltende
(Beifall in der Mitte und rechts. — Abg.
lebhafte Zurufe von der SPD und von der Renner: Das war die echte Unternehmer-
KPD.) seele! — Weitere Zurufe von der KPD und
Es ist Aufgabe des nächsten Bundestags, dafür zu von der SPD.)
sorgen, daß durch die privaten Eigentümer mehr
gebaut wird als durch die Genossenschaften. Wenn Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Herren,
der Herr Meyer von dem persönlichen Profit Pri- das Wort hat zunächst der Abgeordnete Paul. —
vater spricht, möchte ich einmal die Frage stellen, Wir haben für mehrere Gesetze nur noch etwa
ob es sich noch mit Gemeinnützigkeit verträgt, eine Stunde zur Verfügung; ich mache warnend
wenn der Gesamtverband der „Gemeinnützigen" darauf aufmerksam.
dabei ist, eine Reihe von riesigen zentralen Ein-
kaufsorganisationen zu schaffen, (Heiterkeit.)
(Hört! Hört! rechts)
Paul (Düsseldorf) (KPD): Meine Damen und
wobei man sich das so vorstellt, daß man dann Herren! Die Ausführungen des Herrn Wohnungs-
unter Ausschaltung des Handels einen Umsatz von bauministers waren sehr aufschlußreich und haben
Baustoffen und Bauteilen in Höhe von jährlich meine Ausführungen unterstrichen. Er hat sich
etwa 300 Millionen DM erzielen will. hier vor dem Hause noch einmal als Wortführer
(Hört! Hört! rechts. — Lebhafte Zurufe der Großhausbesitzer und der Großbauherren hin-
von der SPD und von der KPD.) gestellt. Er hat sich dazu bekannt, die Mieten sol-
len Zug um Zug vollständig freigegeben werden.
Das ist eine Auffassung, die sich nach meinem Da- Er hat sich, wie ich bereits vorher darlegte, zu der
fürhalten nicht mit der Idee der Gemeinnützigkeit vollständigen Kostenmiete bekannt. Der Woh-
verträgt. nungsbauminister hat seine Aufgabe nicht erfüllt,
(Zuruf von der FDP: Gemeingefährlich nämlich die Wahrnehmung der Interessen der
keit! — Abg. Meyer [Hagen]: Sie sprechen sozial schwächsten Bürger der Bundesrepublik.
ja pro domo! — Weitere Zurufe links.) (Zuruf rechts: Wird Zeit, daß du nach
— Ach, reden Sie doch nicht einen solchen Unfug! Hause gehst!)
Diese Erklärung ist ja viel zu dumm, als daß ich Anläßlich der Regierungserklärung wurde das
darauf anworten möchte. Wohnungsbauproblem zum Problem Nr. 1 erklärt.
(Erneute lebhafte Zurufe.) Aber die Adenauer-Regierung und der Wohnungs-
bauminister haben das Problem Nr. 1 hintenange-
— Ja, Ich will Ihnen etwas sagen: wenn ich von stellt und betrachten die Verpflichtungen aus dem
dem Standpunkt des Unternehmers aus redete, EVG-Vertrag
dann würde ich von jedem Bauunternehmer und
von jedem Bauhandwerker verlangen, daß er Auf- (Aha-Rufe in der Mitte und rechts)
träge für diese Genossenschaften ablehnt, wenn als erstrangige Aufgabe.
ihm das Material, die Baustoffe gestellt werden. — (Zurufe von der Mitte: Endlich!)
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14151
(Paul [Düsseldorf])
Anläßlich der Verabschiedung des Ersten Woh- bereit sind. Sie haben sich unseren Forderungen
nungsbaugesetzes, worauf Herr Kollege Lücke hin- auf Bereitstellung von 10 % des Bundesetats für
wies, gab es in der Öffentlichkeit große Illusionen. die Förderung des sozialen Wohnungsbaues wider-
Millionen von Obdachlosen und in Bunkern und setzt.
Kellern lebenden Menschen hofften, nun bald zu (Sehr richtig! bei der KPD.)
einer guten Wohnung, zu tragbaren Mieten zu Andererseits sind Sie allerdings bereit, Dutzende
kommen. Aber was ist herausgekommen? von Milliarden für die Aufrüstung bereitzustellen.
(Abg. Lücke: Eine ganze Menge!) (Zuruf von der Mitte: Das hat noch
Heute leben noch Zehntausende und Hunderttau- gefehlt! — Zuruf rechts: Jetzt kommt's!
sende in Bunkern, — Weitere Zurufe.)
(Abg. Lücke: Weil ihr sie aus der Sowjet Darin kommt ganz deutlich zum Ausdruck, daß
zone verjagt!) das, was Sie hier über die Förderung des Eigen-
und Tausende und aber Tausende von Flüchtlingen tums und des sozialen Wohnungsbaues sagen, -
und Ausgebombten sind einfach auf Grund ihrer lediglich dazu dient, die Menschen draußen zu ver-
schwachen Einkommen nicht in der Lage, Herr wirren, um im kommenden Wahlkampf Wahlpro-
Lücke, die hohen Mieten zu zahlen, die jetzt ge- paganda zu betreiben.
fordert werden.
(Zuruf von der KPD: Wahlmache! —
(Zuruf rechts: Sprechen Sie mal von der Schlußrufe in der Mitte.)
Ostzone! — Abg. Lücke: Hört auf damit,
die Leute aus der Sowjetzone zu verjagen!) Wir sagen das mit aller Deutlichkeit.
Sie wollen jetzt durch dieses Gesetz den Weg noch Das Gesetz, das Sie heute hier vorlegen, dient
weiter gehen, um noch weitere Mieterhöhungen ebenfalls einzig und allein dem Zweck, den Weg
durchzusetzen. Wir widersetzen uns im Interesse für die Durchsetzung des Prinzips einer — wie Sie
der sozial schwachen Bevölkerungsteile diesem sagen — echten Kostenmiete freizumachen. Der
Ihrem Kurs. Herr Minister hat gesagt: „Wir müssen zu einer
Rentabilität im Wohnungsbau kommen."
Sie sprachen davon, daß jährlich 350- bis 400 000 (Zuruf rechts: Müssen wir auch!)
Wohnungen gebaut worden seien. Ich mache Sie
darauf aufmerksam, daß Herr Dr. Brecht schon Noch niemals seit 1918, seit dem Ersten Weltkrieg,
mehrfach darauf hingewiesen hat, daß mehr als war der Wohnungsbau in dem Sinne rentabel, wie
einmal eine Buchfälschung von der Bundesregie- Sie das zum Beispiel von Montanaktien erwarten,
rung vorgenommen wurde in der Richtung, die Sie besitzen.
(Abg. Lücke: Herr Dr. Brecht soll mit (Abg. Lücke: Es ist jetzt genug!)
solchen Äußerungen vorsichtig sein!) Will der Herr Minister aus dem sozialen Woh-
daß die Überhänge des vergangenen Jahres mitge- nungsbau vielleicht 8 und 10 % Dividende heraus-
zählt wurden. Ich mache darauf aufmerksam, daß schinden? Ich sage mit aller Deutlichkeit: diesen
es mehrere Dementis über die Zahl der fertigge- Weg machen wir nicht mit.
stellten Wohnungen durch das Wohnungsbaumini- (Lachen in der Mitte. — Zurufe von der
sterium selbst gegeben hat. Man sprach einmal von Mitte: Gott sei Dank! — Ist nicht not-
500 000 Wohnungen, dann von 400 000 Wohnungen, wendig!)
zum Schluß von 320 000 erstellten Wohnungen. Diesen Weg wollen Sie gehen. Wir treten für einen
(Abg. Niebergall: Und weniger!) wirklichen sozialen Wohnungsbau ein.
Mit dem Schwindel über die 400 000 bezugsfertigen (Erneute Zurufe von der Mitte.)
Wohnungen im Jahr kommen Sie nicht durch.
Diese Zahlen dienen nur zur Irreführung der Wir haben anläßlich der Vorlage des Ersten Woh-
Ö ff entlichkeit. nungsbaugesetzes unsere Meinung zu dem Gesamt-
(Zuruf von der KPD: Alles Schwindel!) problem dargelegt. Wir haben gefordert, daß 10 %
des Bundesetats für die Förderung des sozialen
In Wirklichkeit sind Wohnungen gebaut worden, Wohnungsbaues bereitgestellt werden. Sie haben
die heute in den Besitz von Leuten mit hohen Ein- das abgelehnt. Wir haben damit bewiesen, daß uns
kommen gelangt sind. Lesen Sie einmal die „Rhei- die Nöte der breiten Volksmassen in der Tat am
nische Post"! Da können Sie wöchentlich ganze Herzen liegen.
Spalten von Annoncen lesen, wo Wohnungen mit (Lachen und Zurufe von der Mitte.)
hohen verlorenen Baukostenzuschüssen und mit
jahrelangen Mietvorauszahlungen angeboten wer- Sie geben vor, christlich-soziale Politik zu betrei-
den. Wollen Sie das christlich-sozial nennen? ben. In Wirklichkeit sind Sie die Wortführer der
(Sehr gut! bei der KPD.) Großkapitalisten und des Mietwuchers.
(Beifall bei der KPD. — Lachen und Zu-
Wollen Sie das im Interesse der ärmsten Schichten rufe von der Mitte.)
unseres Volkes christlich-sozial nennen? Nein, das
ist eine Politik auf dem Gebiet des Wohnungs- Präsident D. Dr. Ehlers: Das Wort hat der Ab-
baus, die gegen die ärmsten Schichten unseres geordnete Meyer.
Volkes gerichtet ist.
Man sagt, man hat keine Gelder für den Sozia- Meyer (Bremen) (SPD): Herr Präsident! Meine
len Wohnungsbau. Sie haben im Etat 500 Millio- Damen und Herren! Ich kann es nicht vermeiden,
nen DM eingesetzt, gleichzeitig aber dabei gesagt, noch einmal zu Ihnen zu sprechen. Ich muß das
daß die Deckung vorhanden sein muß. Sie haben tun, nachdem in der Diskussion die bösen Worte
jedoch durch die Wirtschaftspolitik des Herrn ausgesprochen worden sind — die laut Berichten
Erhard die Baupreise von seiten der Bundesregie- der Tageszeitungen auch von einigen Vertretern
rung um 20 bis 25 % hochgetrieben. Damit haben dieses Hauses gebraucht worden sein sollen, bei
Sie große Finanzierungslücken im Sozialen Woh- denen ich unterstelle, daß sie die wahre Sachlage
nungsbau offengelassen, die zu schließen Sie nicht nicht kennen, so daß man ihnen das nach dem
14152 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. B onn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Meyer [Bremen])
Spruch: „Gott verzeih ihnen, denn sie wissen unter Berücksichtigung der revolutionären Neu-
nicht, was sie tun" nicht übelnehmen kann —, ordnung der Wohnungen, die unter der Führung
daß in den vergangenen Jahren 80 % der Mittel der aus dem Selbsthilfewillen der deutschen Ar-
den großen Wohnungsunternehmungen oder beiter-, Angestellten- und Beamtenschaft gegrün-
-gesellschaften zugeflossen sind. Wer die Statisti- deten Wohnungsbaugenossenschaften gegenüber
ken, die unter Mithilfe des Bundesministers für den vom privaten Hausbesitz geschaffenen Miets-
Wohnungsbau herausgegeben wurden, gelesen hat, kasernen nach der Jahrhundertwende erstanden
weiß, daß die Wohnungsbauunternehmungen an sind.
den in den letzten Jahren erstellten, nicht genau (Erneuter Beifall bei der SPD.)
bestimmbaren 300 000 Wohnungen des sozialen Ich stimme mit Ihnen überein — und in keiner
Wohnungsbaues mit 140 000 Wohnungen beteiligt Ausschußberatung hat es darüber eine Meinungs-
sind. Das dürfte wohl einem Prozentsatz von verschiedenheit zwischen uns gegeben —, daß es
höchstens 35 % und nicht von 80 % entsprechen. eine echte Aufgabe der Wohnungsunternehmen ist,
Sie selbst aber, meine Damen und Herren, haben auch den Eigentumswohnungsbau in jeder Form
es — und das mag bei der Addition der Zahlen zu fördern.
vielleicht eine Rolle gespielt haben — möglich ge-
macht — auch in dieser Novelle wieder —, daß (Abg. Lücke: Die erste Aufgabe!)
Wohnungen auch von gewerblichen Betrieben er- Meine Fraktion ist bereit, an dieser Aufgabe hin-
stellt werden und daß diese Wohnungen ebenfalls gebungsvoll mit Ihnen zusammenzuarbeiten,
mit öffentlichen Mitteln gefördert werden. Wenn jedoch nur, wenn Sie gewillt sind, die Konsequen-
Sie diese von der Industrie erstellten Wohnungen zen in materieller Hinsicht zu ziehen. Am Schluß
addieren, kommen Sie vielleicht auf einen Prozent- dieser Beratungen hätte es wahrhaftig heißen
satz, der dem entspricht. Ich kann es nicht glauben, müssen, daß die gemeinnützigen und die freien
denn nach weiteren Veröffentlichungen, die uns Wohnungsunternehmen für ihren uneigennützigen
zugegangen sind, sind 48 % aller Wohnungen im Einsatz in den letzten Jahren ein Bundesverdienst-
vergangenen Jahr von privaten Bauherren erstellt kreuz und nicht eine so schäbige Kritik, wie sie
worden. hier zum Ausdruck gekommen ist, verdienten.
Daß die Erwartungen, die wir auf das Erste (Lebhafter Beifall bei der SPD.)
Wohnungsbaugesetz gesetzt haben, sich mit einer
so hervorragenden Leistung, die wir allerdings bei Präsident D. Dr. Ehlers: Das Wort hat der Ab-
der Beschlußfassung gewollt haben, am Schlusse geordnete Jaffé.
unserer Legislaturperiode erfüllt haben, ist nicht
zuletzt dem uneigennützigen Einsatz der gemein- Jaffé (DP): Herr Präsident! Meine Damen und
nützigen Wohnungsunternehmen zuzuschreiben, Herren! Ich muß es eigentlich bedauern, daß die
(Beifall bei der SPD) DebatürinPolm,dsuaehr
die sich seit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes am Herzen liegt, eine polemische Form angenom-
dieser Aufgabe, ohne nach Zeit, Geld, Lohn oder men hat, die der Sache nicht nützt.
Profit zu fragen, verschrieben haben. (Abg. Renner: Dafür haben Sie gesorgt!)
(Zuruf des Abg. Dr. von Brentano.) Ich darf einige kurze Ausführungen über die Stel-
— Jawohl, Herr Dr. von Brentano. Ich stehe Ihnen lung meiner Fraktion zu dem Problem machen.
für ein Privatissimum über die Bedeutung des
gemeinnützigen Wohnungsbaus gern zur Ver- Wenn in den vergangenen Jahren über andert-
fügung. halb Millionen Wohnungen geschaffen worden
(Abg. Hilbert: Sie können ja gleich mit sind, so ist das doch ein sichtbares Zeichen dafür,
Beispielen anfangen!) daß wir mit der Politik der Koalition Erfolg ge-
habt haben. Uns scheint es auch wichtiger zu sein,
Die gemeinnützigen Wohnungsbauunternehmen Erfolg zu haben, als über die Methoden zu strei-
sind ja auch die einzigen, die kraft Gesetzes ver- ten. Jedenfalls haben wir damit in der Vergangen-
pflichtet sind, ununterbrochen zu bauen und das, heit diesen Erfolg gehabt. Es scheint mir aber jetzt
was sie erübrigen, wieder dem Kleinwohnungsbau an der Zeit zu sein, daß im Rahmen unserer Markt-
zuzuführen. Kein anderer Bauherr in der Bundes- wirtschaft auch bei unserer Wohnungsbaupolitik
republik hat diese Auflage. die private Initiative in den Vordergrund gestellt
(Abg. Renner: Richtig!) und ihr ein erhöhter Anreiz gegeben wird. Wir
Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung. Wer glauben, daß man damit vor allen Dingen das Pro-
hat die Mietskasernen in Deutschland entwickelt? blem des Wiederaufbaus der Stadtkerne zu lösen
(Abg. Renner: Au, das durfte nicht beginnen sollte, das bisher gegenüber der Stadt-
kommen!) randsiedlung stark vernachlässigt worden ist. Das
geht nur auf dem Wege des erhöhten Anreizes der
Und wer war der Revolutionär auf dem Gebiete Privatinitiative auf dem Wohnungsbausektor. Sie
des Wohnungsbaus, der mit dem Geschoßwoh- wissen genau: ein Anreiz kann nur dann gegeben
nungsbau Leistungen vollbracht hat, die heute sein, wenn der private Wohnungsbau nicht mehr
vorbildlich sind? zur Unrentabi li tät verurteilt ist. Wir wünschen —
(Zurufe von der Mitte.) ich möchte das mit drei Worten sagen — familien-
Auch die freien Wohnungsunternehmungen — gerechte Wohnungen, wir wünschen Eigentum, und
wir wünschen Sacheigentum in breitester Streu-
verehrter Kollege Wirths, das wissen Sie so gut ung.
wie ich, und deshalb habe ich Ihnen zugerufen:
„Vorsichtig, Sie sitzen im Glashaus und sollten (Abg. Lücke: Sehr richtig!)
deshalb nicht mit Steinen werfen!" — Das ist unser Wunsch auf diesem Gebiet, und den
(Beifall bei der SPD) werden wir auch im nächsten Bundestag mit Ener-
bauen Wohnungen gleicher Art, wie wir sie unter gie durchzusetzen wissen.
Zuhilfenahme öffentlicher Mittel erstellen, aber (Abg. Lücke: Sehr gut!)
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14153
(Jaffé)
Da die Novelle auf diesem Wege ein Stück weiter- Meine Damen und Herren, das Einsammeln der
geht, begrüßen wir sie und werden wir ihr zu- Karten ist im wesentlichen beendet. Ich darf Sie
stimmen. bitten, Ihre Plätze wieder einzunehmen, damit wir
(Beifall.) in der Erledigung der Tagesordnung fortfahren
können.
Präsident D. Dr. Ehlers: Das Wort hat der Ab- Ich komme zu den Punkten, um die die Tages-
geordnete Graf von Spreti. ordnung heute morgen ergänzt worden ist.
Graf von Spreti (CSU): Herr Präsident! Meine (Unruhe.)
Damen und Herren! Ich halte es für etwas eigen- — Ich wäre dankbar, wenn die Unterhaltung auch
artig, wenn ein ehemaliger Wohnungsbauminister, der Herren Vorsitzenden des Finanz- und Steuer-
der heute der kommunistischen Gruppe angehört, ausschusses so leise geführt werden könnte, daß
sich erlaubt, zu sagen, mit den Zahlen über den ge- sie nicht unnötigerweise stört.
leisteten Wohnungsbau würde hier Schwindel ge- (Zuruf von der Mitte: Die hören nichts!) -
trieben.
Wir haben die zweite und dritte Beratung des
(Abg. Niebergall: Wahlschwindel! — Wei
Entwurfs eines Gesetzes betreffend das Abkommen
tere lebhafte Zurufe von der KPD.)
zwischen den Rheinuferstaaten und Belgien betref-
Ich möchte mal dem „ehemaligen Herrn Minister" fend Gasöl heute morgen erledigt. Es sind noch
sagen: wenn er den Mut hat, dann soll er in die nicht erledigt die beiden Mündlichen Berichte des
Ostzone hinüberfahren und sich die Stalinallee in Ausschusses für Sozialpolitik über die Anträge der
Ost-Berlin anschauen, um zu erfahren, was dort ge- Fraktion der SPD betreffend Neuregelung der Stei-
baut wird und wie hier gebaut wird. Wenn er den gerungs- und Grundbeträge in der Rentenversiche-
Mut hat, einmal über die Zone zu fliegen, dann rung jeweils der Angestellten und der Arbeiter.
wird er sehen, daß in unserer Zone gebaut worden
ist und daß da, wo Ihre Zone beginnt, eine Wüste Ich rufe zunächst auf:
anfängt. Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
(Beifall bei den Regierungsparteien. — schusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß) über
Anhaltende Zurufe von der KPD.) den Antrag der Fraktion der SPD betreffend
Neuregelung der Steigerungsbeträge und
Präsident D. Dr. Ehlers: Das Wort hat der Ab- Grundbeträge in der Rentenversicherung der
geordnete Kunze. Angestellten (Nrn. 4634, 4271 der Drucksa-
chen).
Kunze (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Nachdem die sozialdemokratische Fraktion Berichterstatterin ist Frau Abgeordnete Dr. Mu-
den Antrag zu § 15 nicht wieder aufnimmt, habe lert. Darf ich Sie bitten!
ich auch nicht die Absicht, einen Änderungsantrag
zu stellen. Die Pannen im § 15 können in der näch- Frau Dr. Mulert (FDP), Berichterstatterin: Herr
sten Legislaturperiode ausgebügelt werden, weil Präsident! Meine Damen und Herren! Mit Rück-
jetzt die Verplanungen für das laufende Haushalts- sicht auf die Kürze der uns zur Verfügung stehen-
jahr bereits erfolgt sind und so ein Gegensatz zwi- den Zeit möchte ich meinen Bericht *) Ihnen, Herr
schen Exekutive in Gestalt des Wohnungsbaumi- Präsident, hiermit übergeben.
nisters und Legislative und Kontrolle in Gestalt Ich darf mir aber erlauben, im Hinblick auf die
des Kontrollausschusses nicht möglich ist. bevorstehende Abstimmung noch ein paar Worte
(Bravo-Rufe bei der CDU. — Abg. Mel zu dem Problem zu sagen. Obwohl der Ausschuß
lies: Und das ist der Vorsitzende des La die Notwendigkeit bejahen muß, die Rentenformel
stenausgleichsausschusses!) grundsätzlich neu festzulegen, und obwohl unzwei-
felhaft eine gewisse Benachteiligung der langdie-
Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Herren! nenden Angestellten aus dem nur 0,7 % betragen-
Keine weiteren Wortmeldungen. — Ich schließe die den Steigerungsbetrag in der Angestelltenversiche-
allgemeine Aussprache. Zur Einzelbesprechung rung gegenüber einem Steigerungsbetrag von 1,2 %
steht lediglich Ziffer 19. Herr Abgeordneter Meyer in der Invalidenversicherung resultieren wird, hat
hat den Antrag vorhin bereits angekündigt und be- er sich doch entschlossen, die Forderung, die aus
gründet — unterstelle ich, Herr Abgeordneter dem Antrag Drucksache Nr. 4271 abgeleitet wer-
Meyer —, dem § 21 e den Satz hinzuzufügen: den muß, abzulehnen.
Der Höchstanteil darf 10 v. H. der öffentlichen Dafür waren in erster Linie folgende Gesichts-
Mittel nicht übersteigen. punkte maßgebend. Einmal schien die Zeit zu
Es bedarf offenbar keiner weiteren Begründung. knapp, ein Problem, das so weitreichende Folgen
Das Wort wird dazu nicht gewünscht. wie in diesem Fall haben würde, gründlich zu
Ich komme zur Abstimmung über diesen Antrag, durchdenken und zu bearbeiten. Außerdem ist der
den der Abgeordnete — — Beirat, der seit dem Jahr 1952 beim Bundesmini-
sterium für Arbeit tätig ist, bereits dabei, Vorar-
(Abg. Mellies: Wir haben namentliche Ab beiten zu leisten, die dann eine bessere Grundlage
stimmung beantragt!) für eine Neuregelung abgeben können. Zum andern
— Namentliche Abstimmung, ich bitte um Ent- ist bilanztechnisch die Deckung der notwendigen
schuldigung. Ich bitte, die Stimmzettel einzusam- Mittel von seiten des Versicherungsträgers keines-
meln. wegs sichergestellt. Schließlich ist zu erwarten, daß
(Einsammeln der Abstimmungskarten.) sich die Verhältnisse in der Zukunft finanziell noch
Ich schlage Ihnen vor, daß wir nach Einsammeln schwieriger gestalten werden, weil sich nämlich bei
der Stimmzettel sofort in der Erledigung der Ta- gleichbleibender Zahl der Beitragszahler die Zahl
gesordnung fortfahren, um keine Verzögerung zu
erleiden. *) Schriftlicher Bericht: Anlage 29 Seite 14220
14154 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag. den 3. Juli 1953
(Frau Dr. Mulert)
der Rentenempfänger um ungefähr 70 % erhöhen Herr Dr. Bertram ist Berichterstatter. Wird auf
wird und weil gleichzeitig alsdann die einzelnen eine mündliche Berichterstattung verzichtet? — Es
Renten eine sehr viel größere Höhe erreicht haben liegt ein schriftlicher Bericht*) vor. Der Ältesten-
werden. Infolgedessen kam der Ausschuß mit einer rat schlägt Ihnen vor, auf eine Aussprache zu ver-
Mehrheitsentscheidung von 11 gegen 9 Stimmen da- zichten. — Das Haus ist damit einverstanden.
zu, den Antrag abzulehnen. Ich bitte Sie, ebenso zu Ich komme zur Abstimmung über den Antrag
verfahren und den Antrag der SPD auf Druck- Drucksache Nr. 4630. Ich bitte die Damen und Her-
sache Nr. 4271 abzulehnen. ren, die diesem Antrag zuzustimmen wünschen,
eine Hand zu erheben. — Das ist die Mehrheit; an-
Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Herren! genommen.
Ich danke der Frau Berichterstatterin. Meine Damen und Herren, ihr kehre zurück zum
Der Ältestenrat wollte Ihnen vorschlagen, auf Wohnungsbaugesetz und gebe das vorläufige**) Er-
eine Aussprache zu verzichten. Sind Sie damit ein- gebnis der Abstimmung bekannt. Der Antrag des
verstanden? Herrn Abgeordneten Meyer ist in der namentlichen -
(Zustimmung.) Abstimmung mit 183 gegen 116 Stimmen bei einer
— Offenbar. Enthaltung und bei 300 Teilnehmern an der Ab-
stimmung abgelehnt. Von den Berliner Abgeord-
Ich komme zur Abstimmung über den Antrag des haben 5 mit Ja, 6 mit Nein gestimmt.
Ausschusses für Sozialpolitik Drucksache Nr. 4634.
Ich bitte die Damen und Herren, die diesem Antrag Damit ist die Einzelberatung beendet. Ich komme
zuzustimmen wünschen, um ein Handzeichen. — zur Schlußabstimmung über das Gesetz.
Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — (Abg. Dr. Menzel: Zur Geschäftsordnung! —
Der Antrag ist mit Mehrheit angenommen. Abg. Dr. Schröder [Düsseldorf]: Wir bean-
tragen namentliche Abstimmung!)
Meine Damen und Herren! Bevor ich zum näch-
sten Punkt bezüglich der Rentenversicherung der — Es wird namentliche Abstimmung beantragt. —
Arbeiter übergehe, darf ich fragen: Sind noch Abge- Herr Abgeordneter Menzel!
ordnete vorhanden, die zu der namentlichen Ab-
stimmung zu § 21 e des Gesetzes zur Ergänzung des Dr. Menzel (SPD): Herr Präsident! Meine Damen
Ersten Wohnungsbaugesetzes ihre Stimme abzu- und Herren! Wir bezweifeln die Beschlußfähigkeit
geben wünschen? — Das ist nicht der Fall. Dann des Hauses.
schließe ich die namentliche Abstimmung. (Lachen bei den Regierungsparteien.)
(Auszählen der Abstimmungskarten.)
Dr. Schröder (Düsseldorf) (CDU): Wir beantragen
Ich komme zur die Einberufung einer neuen Sitzung für den Fall,
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- daß sich die Beschlußunfähigkeit herausstellt.
schusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß) über
den Antrag der Fraktion der SPD betreffend Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Herren!
Neuregelung der Grundbeträge in der Ren- Ich unterbreche die Sitzung auf fünf Minuten. Der
tenversicherung der Arbeiter (Nrn. 4635, Bundestag wird zu der namentlichen Abstimmung
4346 der Drucksachen). um 20 Uhr 50 wieder einberufen.
Frau Abgeordnete Heiler ist Berichterstatterin. (Unterbrechung der Sitzung: 20 Uhr
(Abg. Frau Heiler: Darf ich meinen Be 45 Minuten.)
richt schriftlich ebgeben?) Die Sitzung wird um 20 Uhr 50 Minuten durch
den Präsidenten D. Dr. Ehlers wieder eröffnet.
— Der Bericht wird schriftlich erstattet.*) Auch
hier schlägt der Ältestenrat Ihnen vor, auf eine Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Herren!
Aussprache zu verzichten. Sind Sie damit einver- Ich eröffne die Sitzung wieder.
standen? —
(Zustimmung.) Ich bitte die Schriftführer, die Stimmkarten für
die namentliche Abstimmung — Schlußabstim-
Ich komme zur Abstimmung über den Antrag mung über das Gesetz zur Ergänzung des Ersten
Drucksache Nr. 4635. Ich bitte die Damen und Her- Wohnungsbaugesetzes — einzusammeln.
ren, die diesem Antrag zuzustimmen wünschen, um (Einsammeln der Abstimmungskarten.)
ein Handzeichen. — Das ist die Mehrheit; der An- Meine Damen und Herren, ich frage: sind noch
trag ist angenommen. Abgeordnete vorhanden, die ihre Stimme abzu-
Meine Damen und Herren, ich komme zur geben wünschen?
Beratung des Schriftlichen Berichts des Aus- (Abg. Schütz: Herr Menzel wird aber mit-
schusses für Finanz- und Steuerfragen gezählt! Er ist anwesend! Das ist eine Ge-
(11. Ausschuß) über den Antrag der Abge- schäftsordnungsfrage! Dann darf er auch
ordneten Struve, Dr. Kneipp, Tobaben, Hoff- nicht beim Zählen dabei sein!)
mann (Lindlar) und Genossen betreffend Meine Damen und Herren, sind noch Abgeord-
Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des nete vorhanden, die ihre Stimme abzugeben wün-
Umsatzsteuergesetzes, über den Antrag der schen? — Das ist nicht der Fall; dann schließe ich
Abgeordneten Struve, Dr. Kneipp, Tobaben, die namentliche Abstimmung.
Hoffmann (Lindlar) und Genossen betreffend (Auszählen der Abstimmungskarten.)
Durchführungsbestimmungen zum Umsatz- Meine Damen und Herren, ich gebe das vorläu-
steuergesetz, über den Antrag der Fraktion fige***) Ergebnis der namentlichen Abstimmung be-
der SPD betreffend Umsatzsteuer auf Obst
und Gemüse (Nrn. 4630, 4361, 4362, 4333 der *) Siehe Anlage 31 Seite 14222
Drucksachen). **) Vgl. das endgültige Ergebnis Seite 14239, 6. Ab-
stimmung
***) Vgl. das endgültige Ergebnis Seite 14239, 7. Ab-
*) Siehe Anlage 30 Seite 14221 stimmung
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 141 5 5
(Präsident D. Dr. Ehlers)
kannt. Von stimmberechtigten Abgeordneten und zusehen, daß hier ein Gesetz durch diese Ob-
haben sich beteiligt 185. Mit Ja haben gestimmt struktion verhindert wird, das dem sozialen Woh-
178, mit Nein 2, bei 5 Enthaltungen. Das Haus ist nungsbau dient, einem der wichtigsten sozialen An-
nicht beschlußfähig. Ich berufe die nächste liegen, von dem diese Herren hier mit Tremolo in
Sitzung — — der Stimme gesprochen haben,
(Zuruf des Abg. Dr. von Brentano.) (Sehr richtig! in der Mitte)
— Herr Abgeordneter von Brentano! diese Herren und Damen betreiben durch eine
solche Politik wirklich etwas, was das ganze deut-
Dr. von Brentano (CDU): Meine Damen und sche Volk nachdenklich stimmen sollte. Das ist die
Herren! Ich halte es doch für absolut notwendig, Methode von Totengräbern an der Demokratie!
zu diesem Vorgang noch ein Wort zu sagen. Das
Haus ist beschlußfähig! (Lebhafter Beifall bei den Regierungspar-
teien. — Abg. Majonica: Nach den Wahlen -
(Beifall.) wird auch eine ganze Menge Sitze frei-
Aber eine Opposition, die sogar ein Gesetz zur För- bleiben!)
derung des Wohnungsbaues sabotiert, Herr Präsident, ich möchte nur noch ankündi-
(Sehr richtig! in der Mitte) gen, daß wir die dritte Lesung dieses Gesetzes in
der Sitzung vom 29. Juli beantragen werden.
entwürdigt das Parlament und den Parlamentaris-
mus durch eine so unwürdige Obstruktion. Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Herren,
(Lebhafter Beifall. — Abg. Dr. Wuerme ich hatte die Absicht, die nächste Sitzung des Deut-
ling: Und sich selbst!) schen Bundestages zur Erledigung der Tagesord-
Meine Damen und Herren, diese Damen und Her- nung der heutigen Sitzung auf 21 Uhr 10 einzube-
ren, deren Sitze leer sind, rufen.
(Zuruf von der Mitte: Die vor der Tür Ich bitte, neue Anwesenheitslisten für die neue
stehen!) Sitzung des Deutschen Bundestags auszulegen, und
mache auf die Folgen der Nichteintragung in die
— die draußen vor der Türe stehen Anwesenheitsliste aufmerksam.
(Zuruf von der Mitte: Hüter der Demo
kratie!) (Schluß der Sitzung: 21 Uhr 4 Minuten.)
14156 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß)
Die Änderung des Gesetzes zur Regelung der (§§ 8 und 31 des Wiedergutmachungsgesetzes vom
Wiedergutmachung nationalsozialistischen Un- 11. Mai 1951, Art. I Ziffern 4 und 8 des Gesetz-
rechts für Angehörige des öffentlichen Dienstes entwurfes).
vom 11. Mai 1951 (BGBl. I S. 291) wurde notwendig, Art. I Ziffer 5 erweitert und erleichtert die Be-
weil die Ausdehnung auf die Angehörigen von weisführung durch die Zulassung echter eides-
Nichtgebietskörperschaften und Verbänden von stattlicher Versicherungen, die auch vor der Dienst-
Körperschaften und Einrichtungen der öffentlichen stelle abgegeben werden können, welche mit dem
Hand nicht berücksichtigt waren, weil die An- Wiedergutmachungsverfahren befaßt ist.
gleichung an neue gesetzliche Vorschriften er
forderlichge
worden
war und weil die Beweis Die Anführung des Vorstandes der Deutschen
führung einer Erleichterung bedurfte. Bundesbahn als oberste Dienstbehörde trägt dem
Bundesbahngesetz vom 13. Dezember 1951 (BGBl. I
Der Gesetzentwurf berücksichtigt in Art. I S.95)RechnugdsirtZängke
Ziffer 1 die Beamten, Angestellten und Arbeiter auch für die Wiedergutmachung deutscher oder
von Nichtgebietskörperschaften sowie von Ver- volksdeutscher Angehöriger z. B. der Protektorats-
bänden von Gebietskörperschaften, Nichtgebiets- bahnen oder jugoslawischer Bahnen.
körperschaften und sonstigen Einrichtungen der
öffentlichen Hand unter der Voraussetzung, daß Ziffer 7 sieht für die Wiedergutmachung von
die Bundesregierung sie durch eine Rechtsverord- Angehörigen der. Einrichtungen der öffentlichen
nung, die der Zustimmung des Bundesrates bedarf, Hand das Verfahren nach dem Bundesentschädi-
in die Regelung des Gesetzes einbezieht (Ziffern gungsgesetz vor.
1 und 4). Art. II legt die Fristen für die Stellung der
Die zweite wichtige Änderung betrifft die Ver- Wiedergutmachungsanträge, den Beginn der Zah-
legung des Stichtages, bis zu dem ein Geschädigter lung laufender Bezüge sowie die Wiederaufnahme
seinen Wohnsitz oder seinen dauernden Aufenthalt von Verfahren auf Grund des Änderungsgesetzes
im Bundesgebiet genommen hat, vom 23. Mai 1949, fest und regelt die Übergangsverhältnisse.
dem Tage des Inkrafttretens des Grundgesetzes, Art. III enthält die Berlin-Klausel.
auf den 31. März 1951, den Tag vor dem In-
krafttreten des zu ändernden Wiedergutmachungs- Art. IV nimmt Rücksicht auf die im Ausland
gesetzes. Geschädigte, die nach diesem Stichtag im lebenden Personen des öffentlichen Dienstes und
Bundesgebiet Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt auf das Gesetz vom 18. März 1952 (BGBl. I S. 137).
genommen haben, werden als Heimkehrer, Aus- Art. V sieht als Zeitpunkt des Inkrafttretens des
siedler, Rückkehrer aus dem Ausland berücksich- Änderungsgesetzes den Zeitpunkt des Hauptge-
tigt oder können als Sowjetzonenflüchtlinge im setzes, den 1. April 1951, vor.
Sinne des § 3 des Bundesvertriebenengesetzes
vom 19. Mai 1953 (BGBl. I S. 291) und bei einer Da die Bezeichnung des Gesetzes lediglich als
Familienzusammenführung berücksichtigt werden. Änderungsgesetz durchgeführt ist, muß auch die
Überschrift entsprechend geändert werden.
Geschädigte, die die freiheitliche, demokratische
Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes be- Bonn, den 3. Juli 1953
kämpfen, sind von der Wiedergutmachung ausge-
schlossen, oder ihnen kann die Wiedergutmachung Dr. Kleindinst
ganz oder teilweise versagt oder entzogen werden Berichtsaer
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14157
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß)
A. Vorgeschichte und Behandlung des Gesetz- darin betroffenen Personenkreises Gelegenheit ge-
entwurfs geben, im Ausschuß ihre Äußerungen und Vor-
schläge vorzutragen.
Nach dem Auftrag, den das Grundgesetz im
Art. 131 dem ersten Deutschen Bundestag gab, Nach eingehender Beratung entschloß sich der
wurde im Jahre 1951 das obenbezeichnete Aus- Ausschuß, die in der Drucksache Nr. 4591 ange-
führungsgesetz erlassen. Es wurde damals in der führten Änderungen dem Bundestag zur Annahme
Begründung und Berichterstattung angeführt, daß vorzuschlagen. Dazu ist zu bemerken, daß es sich
es sich nicht um eine einmalige Gesetzgebung han- uni keine allseitige Regelung handeln kann. Die
Gründe dafür liegen nicht nur in der kurzen Zeit,
delt; es sollen vielmehr nach den Auswirkungen die noch für die Verabschiedung des Gesetzes zur
in der Durchführung zu gegebener Zeit Ergänzun-
gen erfolgen. Im Gesetze selbst waren derartige Verfügung stand, sondern auch darin, daß eine
ganze Reihe von Vorschlägen noch einer gründ-
Aufträge im § 37 Abs. 4 und im § 78 angeführt.
lichen sachlichen Klärung bedarf. Es mußte außer-
Obwohl seitens der Fraktion der FDP ein Novel- dem berücksichtigt werden, daß der Haushalt für
lenvorschlag seit mehr als Jahresfrist vorlag, mußte das laufende Rechnungsjahr bereits verabschiedet
sich der Ausschuß für Beamtenrecht vordringlich war und materielle Verbesserungen dieser Novelle
mit dem endgültigen Bundesbeamtengesetz be- den finanziellen Gegebenheiten angepaßt werden
schäftigen. mußten. Als letzter und nicht unwichtiger Grund
muß noch angeführt werden, daß der Personen-
Nach § 78 des Gesetzes zu Art. 131 GG entschloß kreis wegen bisherigen Fehlens einer Melde-
sich der Ausschuß, die notwendigen Ergänzungen abschlußfrist noch nicht abgegrenzt ist. Dieser in
in einen eigenen Paragraphen des Bundesbeamten- der Novelle vorgeschlagene Termin vom 31. De-
gesetzes einzubauen und damit eine sofortige An- zember 1953 wird erst die Möglichkeit geben, die
gleichung herbeizuführen. Erst nach Verabschie- Auswirkungen des Gesetzes im vollen Umfange
dung des Bundesbeamtengesetzes konnte an die zu erkennen.
Beratung des FDP-Vorschlages herangegangen
werden. Der Ausschuß beschränkte sich nicht auf Dementsprechend enthält das Gesetz eine Reihe
die darin enthaltenen Vorschläge, sondern beriet von Klarstellungen, die durch die Auslegungs-
nach den bisherigen Erfahrungen das ganze Ge- schwierigkeiten notwendig wurden, und beschränkt
setz nach Paragraphen. Hierbei wurden alle die in sich auf die Milderung der am stärksten aufgetre-
der Drucksache Nr. 4591 erwähnten Anträge zu- tenen Härten.
grunde gelegt. Die Bundesratsnovelle, die bis zu
diesem Zeitpunkt dem Beamtenrechtsausschuß Es wird besonders auf die Änderung des Titels
noch nicht zugewiesen war, wurde bei den Bera- hingewiesen, in dem durch die Bezeichnung
tungen entsprechend gewürdigt. Der Vertreter des „Erst es Gesetz zur Änderung ..." ausgedrückt
Bundesrates hatte im Ausschuß Gelegenheit, diese wird, daß der Beamtenrechtsausschuß der Meinung
Vorschläge eingehend zu begründen. Außerdem ist, es müßten in der späteren Gesetzgebung noch
wurde noch einmal den Spitzenverbänden des abschließende Maßnahmen getroffen werden.
14158 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Matzner)
B. Zu den einzelnen Ziffern Da im Zweiten Heimkehrergesetz das Gesetz zu
ist im besonderen zu bemerken: Art. 131 des Grundgesetzes angesprochen wird,
muß klargestellt werden, daß es sich hier um be-
Zu § 2 a: vorzugte Unterbringung von Heimkehrern handelt,
Hier war eine Erweiterung mit Hinsicht auf die die nach dem 1. Januar 1948 entlassen wurden oder
Sowjetzone notwendig, damit die „ohne Versor- werden; sie müssen aber zum Kreise der an der
gung Ausgeschiedenen" in den Personenkreis ein- Unterbringung teilnehmenden Personen gehören.
geschlossen werden können.
Zu 12:
Zu 2 b und c:
Die in der Auslegung des Gesetzes schon erfolgte Die Anrechenbarkeit bereits untergebrachter Be-
Gleichstellung der Militäranwärter sowie der RAD- amten bei einem neuen Dienstherrn erhält hier die
Anwärter wird durch dieses Gesetz legalisiert. nötige Klarstellung. Die erwähnten Ausnahmen
sind schon in den Verwaltungsvorschriften zur
Zu 3 a und b: Unterbringung in Ziff. VI Buchstabe f geregelt.
Schriftlicher Bericht
( zu Nr. 4567 der Drucksachen)
des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß)
Sozialgerichtsgesetzes
(Nr. 4225 der Drucksachen)
und
Zu dem Entwurf eines Sozialgerichtsgesetzes liegt Die Bundesregierung ist zunächst dem Ersuchen
dem Haus in der Drucksache zu Nr. 4567 ein aus- hinsichtlich der Arbeitsgerichtsbarkeit nachgekom-
führlicher Schriftlicher Bericht*) vor, der durch men. Kürzlich haben wir das Arbeitsgerichtsgesetz
folgende Bemerkungen ergänzt wird. verabschiedet. Die Neuordnung der Sozialgerichts-
barkeit gestaltete sich, wie der Herr Bundesmini-
Der vorliegende Entwurf hat den Zweck, dem ster für Arbeit anläßlich der ersten Lesung des
Auftrag aus Art. 96 des Grundgesetzes nachzukom- Entwurfs eines Sozialgerichtsgesetzes in der
men und ein oberes Bundesgericht für die Sozial- 262. Sitzung ausführte, schwieriger, da neben der
gerichtsbarkeit zu schaffen. Bei dieser Gelegenheit Gerichtsverfassung auch das Gerichtsverfahren
wird der gesamte Aufbau der Sozialgerichtsbarkeit nach neuartigen Gesichtspunkten gestaltet werden
einheitlich neu geordnet, um damit den rechtsstaat- mußte. Nachdem in kurzem Abstand zwei getrennt
lichen Forderungen insbesondere nach der Tren- eingebrachte Entwürfe, das Sozialgerichtsgesetz und
nung der Gewalten und nach der Unabhängigkeit die Sozialgerichtsordnung — Drucksachen Nrn. 4225
des Richters zu genügen. Die Erfüllung dieser For- und 4357 — dem Ausschuß für Sozialpolitik feder-
derungen sichert die Gleichwertigkeit der Gerichte führend überwiesen worden waren, haben ein-
der Sozialgerichtsbarkeit gegenüber den Gerichten gehende Beratungen stattgefunden, die vor allem
anderer Gerichtsbarkeiten. zu einer Zusammenfassung in einem Gesetzentwurf
Die Notwendigkeit und Dringlichkeit dieser Neu- führten. Es darf hervorgehoben werden, daß die
ordnung ist allgemein anerkannt und anläßlich der Vertreter der Ministerien durch ihre Mitarbeit bei
ersten Lesung des Sozialgerichtsgesetzes — Druck- den Beratungen die abschließende Behandlung der
sache Nr. 4225 — mit aller Deutlichkeit betont wor- schwierigen Materie wesentlich erleichtert und ge-
den. Ein Antrag, der am 12. Juni 1951 von der fördert haben.
Fraktion der SPD eingebracht worden war — Druck-
sache Nr. 2331 —, veranlaßte das Haus, dem Vor- Das Ziel der Sozialgerichtsbarkeit ist es, den
schlag des Ausschusses für Arbeit entsprechend die Rechtsfrieden im sozialen Bereich zu sichern. Darin
Bundesregierung zu ersuchen, dem Bundestag un- begegnen sich Sozialgerichtsbarkeit und Arbeits-
verzüglich Gesetzentwürfe über die Arbeitsgerichts- gerichtsbarkeit. Trotz des gemeinsamen Endzieles
barkeit und die Sozialgerichtsbarkeit vorzulegen ist der Weg, auf dem es erreicht wird, der Natur
— Drucksache Nr. 2634 —. der Sache nach grundverschieden. Dieser Umstand
führte zu dem Beschluß dieses Hauses, die beiden
Gerichtsbarkeiten getrennt zu behandeln. Während
*) Siehe Anlage 3 Seite 14160 die Arbeitsgerichtsbarkeit in starkem Maße un-
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14165
(Frau Dr. Maxsein)
mittelbar auf das Arbeitsverhältnis vor allem auf rigkeiten besser gesteuert werden, ohne daß die
den Arbeitsfrieden einwirkt und die privatrecht- Qualität der Entscheidungen beeinträchtigt wird.
lichen Beziehungen zwischen Arbeitnehmer und In der Frage der sachlichen Zuständigkeit be-
Arbeitgeber durch Richterspruch gestaltet und fest- standen Meinungsverschiedenheiten wegen der Ge-
stellt, befaßt sich die Sozialgerichtsbarkeit mit der staltung des Rechtsschutzes aus Anlaß von Maß-
Rechtskontrolle von Verwaltungsmaßnahmen, die nahmen der sozialen Fürsorge nach den §§ 25 bis
im öffentlichen Recht ihre Grundlage haben. 27 des Bundesversorgungsgesetzes. In diesem Zu-
Die Verschiedenartigkeit der Gerichtsbarkeiten sammenhang wurde angeregt, Streitigkeiten aus
wird deutlich, wenn man gegenüberstellt, in wel- der Fürsorge generell der Rechtskontrolle der Ge-
cher Weise die Verfahren abgeschlossen werden. richte der Sozialgerichtsbarkeit zu unterstellen. Der
Während in der Arbeitsgerichtsbarkeit die ver- Ausschuß glaubte in Anbetracht der Dringlichkeit
gleichsweise Erledigung stark in den Vordergrund der Vorlage, diese umstrittene Frage nicht zur
tritt, hat diese Art der Erledigung in der Sozial- Grundsatzfrage erheben zu sollen. Sie wird bei der
gerichtsbarkeit weniger Raum. 1952 wurden in großen Reform des Fürsorgerechts zu erörtern sein;
Bayern durch die Landesarbeitsgerichte 824 Rechts- dabei wird dann auch die Teilfrage der §§ 25 bis 27
streitigkeiten erledigt; davon endeten 280 allein des Bundesversorgungsgesetzes einer erneuten Prü-
durch Vergleich — das sind rund 33 % —, eben- fung bedürfen.
falls ohne streitiges Urteil weitere 330 Fälle, so Bezüglich der Neuordnung des Verfahrens war
daß ohne streitiges Urteil rund 74 v. H. aller Fälle insbesondere das Vorverfahren in den Beratungen
erledigt wurden. Das Bayerische Landesversiche- des Ausschusses umstritten. Die Sozialgerichtsbar-
rungsamt erledigte 1952 als zweite Instanz 4348 keit ist ihrer Aufgabe nach Verwaltungsgerichts-
Streitfälle; nur 252 wurden ohne streitiges Urteil, barkeit. Die Verwaltungsgerichtsbarkeit kennt all-
also durch Vergleich, Anerkenntnis und Rücknahme gemein ein Vorverfahren. Das Ziel dieses Verfah-
des Rechtsmittels, beendet; das sind rund 6 v. H. rens, der Verwaltung eine nochmalige Überprüfung
aller erledigten Streitfälle. ihrer Tätigkeit zu ermöglichen, hat gerade für die
Gleichwohl ist nicht zu leugnen, daß sowohl in Sozialverwaltung eine ganz besondere Bedeu-
der Arbeitsgerichtsbarkeit als auch in der Sozial- tung. Es gewährleistet jedenfalls in der Sozial-
gerichtsbarkeit weitgehend der gleiche Personen- versicherung und Arbeitslosenversicherung, für die
kreis angesprochen wird. Daraus ergibt sich eine es hauptsächlich in Betracht kommt, eine ständige
gewisse Übereinstimmung in der Problemstellung Kontrolle der Verwaltung durch die Selbstverwal-
besonders hinsichtlich des Gerichtsaufbaus und der tung. Bei Ermessensleistungen ist es der einzige
Verfassung. Die Frage des berufenen Richters in Weg, um den Anspruchsberechtigten bald zufrieden-
der ersten Instanz und die Mitwirkung des Laien- zustellen. Für die Gerichtsbarkeit selbst bedeutet
elements in allen Rechtszügen insbesondere auch die Einrichtung des Vorverfahrens die Gewähr-
beim Großen Senat des Bundessozialgerichts waren leistung des Rechtsschutzes, da seit jeher in dieser
auch für die Sozialgerichtsbarkeit zu lösen. Der Gerichtsbarkeit das Problem der Massenhaftigkeit
Ausschuß hat in diesen Punkten eine Anlehnung der Streitfälle eine Rolle spielt. Wenn im Entwurf
an das Arbeitsgerichtsgesetz gesucht. Dagegen hat gegenüber dem bisherigen Rechtszustand der Reichs-
der Ausschuß bei einer Beschränkung der Vertre- versicherungsordnung die Rechtsmittelbeschränkung
tungsbefugnis der Rechtsanwälte in der ersten In- aufgelockert wurde, so kann diese Auflockerung
stanz nicht den Weg des Arbeitsgerichtsgesetzes ge- nur beibehalten werden, wenn als Äquivalent das
wählt; vor den bisherigen Spruchbehörden und Vorverfahren besteht.
Versorgungsgerichten war in allen Instanzen eine Eine besonders für die erste Zeit wichtige Be-
Vertretungsbeschränkung nicht üblich. stimmung spricht sich über die Behandlung der
In Abweichung von der Verfassung der Gerichte Rekurse und Revisionen aus, über die wegen Feh-
in Arbeitssachen hat der Ausschuß für die zweite lens der obersten Spruchinstanz nicht entschieden
Instanz, die Landessozialgerichte, entsprechend der werden konnte. Um allen gerecht zu werden, soll
Regierungsvorlage die Einrichtung von Senaten binnen 6 Monaten nach Inkrafttreten des Gesetzes
vorgeschlagen und sich nicht für die Kammerver- eine nachträgliche Rechtsmitteleinlegung möglich
fassung ausgesprochen. sein, und zwar sowohl für die Anspruchsberechtig-
ten als auch für die Verwaltungsstellen. Eine Be-
Das Landessozialgericht ist zwar Tatsachen- schränkung auf die Anspruchsberechtigten würde
instanz, weitgehend aber letzte Instanz und ent- dem Grundsatz der Gleichbehandlung widerspre-
scheidet vorwiegend über die Existenz der An- chen. Es bleibt zu bedenken, daß die Verwaltung
spruchsberechtigten und ihrer Familien. Das bereits in den Fällen, in denen sie ein Rechtsmittel für
angeführte Beispiel über die Art der Erledigung notwendig gehalten hat, dieses auch eingelegt haben
zeigt, daß in der Sozialgerichtsbarkeit das Schwer- wird, so daß es ohnehin behandelt werden muß.
gewicht schon in der zweiten Instanz in der recht- Das gilt für den Bereich der Sozialversicherung.
lichen Würdigung liegt. Das Senatsprinzip verbürgt Die Versorgungsbehörden in der Kriegsopferver-
den Rechtsschutzsuchenden rechtlich zuverlässigere sorgung werden eine generelle Überprüfung bei der
und ausgewogenere Entscheidungen. Wenn darauf Fülle der sonstigen Aufgaben gar nicht vornehmen
hingewiesen wird, daß die mengenmäßige Erledi- können.
gung der Sreitfälle beim Senatsprinzip zurück-
bleibe, so trifft dies nach den Untersuchungen, die Ich habe versucht, kurz die wichtigsten Unter-
in verschiedenen Ländern stattgefunden haben, schiede in den Auffassungen aufzuzeigen und darf
nicht zu. Ebensowenig ist es richtig, daß der finan- wegen Einzelheiten auf den schriftlichen Bericht
zielle Aufwand in personeller und sächlicher Hin- verweisen.
sicht bei der Senatsverfassung größer sei als bei
der Kammerverfassung. Wenn schließlich ins Feld Bonn, den 3. Juli 1953
geführt wird, daß personelle Schwierigkeiten bei Frau Dr. Maxsein
der Besetzung der Gerichte zu erwarten seien, so
kann gerade durch das Senatsprinzip diesen Schwie- Berichterstatterin
14136
3 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 195
Schriftliche Erklärung
des Abgeordneten Dr. Richard Jaeger (Bayern) (CSU)
zur Schlußabstimmung
des Entwurfs eines
Sozialgerichtsgesetzes
Dr. Jaeger
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 1410
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß)
Martin Heix
Berichterstatter
14168 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Außenhandelsfragen (14. Ausschuß)
über den Entwurf eines Gesetzes betreffend das
Abkommen zwischen den Rheinuferstaaten und Belgien
vom 16. Mai 1952
über die zoll- und abgabenrechtliche Behandlung des Gasöls,
das als Schiffsbedarf in der Rheinschiffahrt verwendet wird
(Nrn. 4641, 4342 der Drucksachen)
Kuhlemann
Berichterstatter
Deutscher Bundesfan — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 1416g
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß)
Etzenbach
Berichterstatter
14174 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Das auf dem Deutschen Beamtengesetz von 1937 am 1. September 1953 in Kraft und mit Ablauf des
begründete Deutsche Polizeibeamtengesetz vom 30. September 1955 außer Kraft treten. Die Druck-
24. Juni 1937 ist durch die veränderten staatsrecht- sache Nr. 4488 enthält insofern einen Irrtum, als
lichen und organisatorischen Verhältnisse in dort als Zeitpunkt des Inkrafttretens der 1. Juli
wesentlichen Punkten gegenstandslos geworden. Es 1953 angegeben ist. Hier muß es also „1. September
hat dazu durch die Aufhebung des Beamtengesetzes 1953" heißen.
von 1937 seine Rechtsgrundlage verloren. Bei den Be- Der einheitlichen Regelung des Polizeibeamten-
ratungen des Bundesbeamtengesetzes, das das Hohe rechts in Bund und Ländern soll durch dieses Ge-
Haus kürzlich in dritter Lesung verabschiedet hat, setz nicht vorgegriffen werden, wie es auch diese
hat sich der Beamtenrechtsausschuß aus Zweck- Gesetzgebung weder präjudizieren noch ihr als
mäßigkeitsgründen dahin entschieden, die Sonder- Rahmengesetz dienen soll. Es will insbesondere kei-
vorschriften für die Polizeivollzugsbeamten des nen Einfluß auf die seit zwei Jahren laufenden Be-
Bundes nicht in das Bundesbeamtengesetz aufzu- ratungen über einen Modell-Entwurf für ein Lan-
nehmen, sondern hierfür ein besonderes Gesetz zu despolizei-Gesetz in dem hierfür eingesetzten Ar-
erlassen. Die Fraktionen der Regierungskoalition beitskreis der Länder nehmen.
schlossen sich dieser Auffassung an. Sie legten am
25. April d. J. mit Drucksache Nr. 4307 als Initiativ- Ich darf noch darauf hinweisen, daß auch alle im
antrag den Entwurf eines Gesetzes zur vorläufigen Ministerium in Planstellen tätigen Bundesgrenz-
Regelung der Rechtsverhältnisse der Polizeivollzugs- schutzbeamten unter das Gesetz fallen. Im übrigen
beamten des Bundes vor. Der Entwurf wurde vom beziehe ich mich auf den vorliegenden Bericht,
Plenum in der 266. Sitzung dem Auschuß für Be- Drucksache Nr. 4488.
amtenrecht federführend und dem Ausschuß für Entsprechend den Beschlüssen der beiden be-
innere Verwaltung zur Mitberatung überwiesen. teiligten Ausschüsse darf ich Sie bitten, dem Gesetz-
Diese Ausschüsse haben an den Bestimmungen entwurf mit den aus der Vorlage ersichtlichen
des Gesetzentwurfs nur unwesentliche Änderungen Änderungen, im übrigen unverändert zuzustimmen.
vorgenommen, die Ihnen in Drucksache Nr. 4488
vorliegen. Es muß betont werden, daß das Gesetz Bonn, den 3. Juli 1953
nur eine vorläufige Regelung der Rechtsverhält-
nisse der Polizeivollzugsbeamten des Bundes zum Etzenbach
Ziel hat. Es soll nach dem Vorschlag der Ausschüsse Berichterstatter
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14175
Schriftlicher Bericht
(zu Nr. 4587 der Drucksachen)
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß)
über den Entwurf eines Gesetzes über die
Der Ausschuß für Sozialpolitik hat den Gesetz- Landesversicherungsanstalt bezahlten Renten aus
entwurf am 24. Juni 1953 eingehend beraten und der Rentenversicherung der Arbeiter zur Zahl der
schlägt dem Hohen Hause vor, den Entwurf mit aus der Rentenversicherung der Angestellten ge-
den in der Drucksache Nr. 4608 enthaltenen Ände- zahlten Renten entspricht. Innerhalb eines Jahres
rungsvorschlägen anzunehmen. nach der Übernahme soll die Bundesversicherungs-
anstalt jedoch die Möglichkeit haben, von den zu
Der Ausschuß hat sich im wesentlichen die Kon- übernehmenden Beamten diejenigen in den einst-
zeption des von der Bundesregierung vorgelegten weiligen Ruhestand zu versetzen, die für den Dienst
Entwurfes zu eigen gemacht. Danach soll die Bun- in der Bundesversicherungsanstalt nicht geeignet
desversicherungsanstalt als zentraler Versicherungs- sind oder nach dem 31. Dezember 1951 bei einer
träger für die Angestelltenversicherung in Berlin Landesversicherungsanstalt unter Nichtbeachtung
errichtet werden. Die Bundesversicherungsanstalt beamtenrechtlicher Vorschriften ernannt worden
wird eine Körperschaft des öffentlichen Rechts sind. Die hinsichtlich der Übernahme in den §§ 16
sein, deren Organe nach den Vorschriften des bis 18 und in § 30 a enthaltenen Vorschriften sind
Selbstverwaltungsgesetzes gebildet werden. Die mit den Vorschriften des am 1. Oktober in Kraft
Aufsicht führt der Bundesminister für Arbeit. Die tretenden Bundesbeamtengesetzes in Einklang ge-
bisherige stillgelegte Reichsversicherungsanstalt bracht worden.
wird aufgelöst, ihr Vermögen geht auf die Bundes-
versicherungsanstalt über. Die bei der Reichsver- Das am 18. Juni vom Bundestag beschlossene
sicherungsanstalt beschäftigten Beamten, Angestell- Fremdrenten- und Auslandsrentengesetz behandelt
ten und Arbeiter sollen von der Bundesversiche- alle Rentenansprüche gegen den stillgelegten Trä-
rungsanstalt unter Wahrung des Besitzstandes ger der Angestelltenversicherung (Reichsversiche-
übernommen werden. Das gleiche gilt für die bis- rungsanstalt für Angestellte) als Fremdrenten, die
her bei den Landesversicherungsanstalten mit Auf- nach den besonderen Vorschriften dieses Gesetzes
gaben der Angestelltenversicherung Beschäftigten. geregelt werden und für deren Aufwendungen die
Sechs Monate nach dem für den 1. August 1953 Angestelltenversicherung in bestimmtem Ausmaß
vorgesehenen Inkrafttreten des Gesetzes enden die vom Bunde Erstattungen erhält. Da nach Auflösung
bisherigen Treuhandschaften der Landesversiche- der Reichsversicherungsanstalt und Errichtung der
rungsanstalten. Zu diesem Zeitpunkt übernimmt Bundesversicherungsanstalt sich alle Ansprüche
die Bundesversicherungsanstalt die Aufgaben auf gegen die frühere Reichsversicherungsanstalt nun-
dem Gebiete der Angestelltenversicherung. mehr gegen die Bundesversicherungsanstalt richten,
die kein stillgelegter Träger im Sinne des Fremd-
Zu dem Regierungsentwurf sind im Ausschuß rentengesetzes mehr ist, können aus dem Fremd-
eine Reihe von Änderungsanträgen vorgelegt rentengesetz sich gegen die Angestelltenversiche-
worden, die in ihrer Mehrzahl abgelehnt wurden rung ergebende Ansprüche nicht mehr erfüllt wer-
und auf die ich deshalb hier nicht in allen Fällen den. Es mußte daher in dem vorliegenden Gesetz
einzugehen brauche. eine besondere Vorschrift — § 19 Abs. 5 — einge-
Der Entwurf sah für die Übernahme der Be- fügt werden, die klarstellt, daß, soweit dem Träger
amten von den Landesversicherungsanstalten eine der Angestelltenversicherung Erstattungsansprüche
andere Regelung als für die Übernahme der Ange- aus dem Fremdrentengesetz zustehen und soweit
stellten und Arbeiter vor. Der Ausschuß kam jedoch Ansprüche Berechtigter aus diesem Gesetz gegen
in Verfolg der bereits vom Bundestag gegebenen die Angestelltenversicherung sich ergeben, diese
Anregung zu der Auffassung, daß sowohl von den Verbindlichkeiten und Rechte auf die Bundesver-
Beamten wie von den Angestellten und Arbeitern sicherungsanstalt übergehen.
jeweils die Anzahl von den einzelnen Landesver-
sicherungsanstalten auf die Bundesversicherungs- Eine Debatte ergab sich auch zum § 21, in dem
anstalt übergehen solle, die dem Verhältnis der die noch laufenden Miet- und Pacht-Verträge be-
Zahl der für den Monat Januar 1953 im Bezirk der handelt werden. Sie sollen unter gewissen Vor-
14178 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Dr. Atzenroth)
aussetzungen vorzeitig kündbar sein. Es wurde da- waltungsgesetz und nach der Wahlordnung be-
gegen der Einwand erhoben, daß ein solches Ver- stimmt ist. Da als Voraussetzung für die Wählbar-
fahren verfassungswidrig sei und eine Enteignung keit zur Vertreterversammlung im Selbstverwal-
darstelle. Die Mehrheit entschied sich jedoch für tungsgesetz das aktive Wahlrecht für den Deutschen
die Beibehaltung dieses Paragraphen. Bundestag vorgesehen ist, mußte für die zuzuwäh-
lenden Berliner Vertreter eine entsprechende Rege-
Da für das Land Berlin bisher keine Wahlen zur lung getroffen werden. Um sicherzustellen, daß die
Vertreterversammlung in der Angestelltenversiche- zuzuwählenden Mitglieder der Vertreterversamm-
rung durchgeführt werden konnten, weil das Selbst- lung auch an der Vorstandswahl zur Bundesver-
verwaltungsgesetz in Berlin nicht gilt, hat der Aus- sicherungsanstalt beteiligt sind, ist festgelegt wor-
schuß, Anregungen des Bundesrates und der Ge- den, daß der Vorstand der Bundesversicherungs-
werkschaften folgend, dem Gesetzentwurf in Form anstalt erst nach der Zuwahl der Berliner Vertreter
des § 30 eine Vorschrift über die Zuwahl von Ber- gewählt werden kann.
liner Vertretern eingefügt. Diese Zuwahl soll durch
die Vertreterversammlung vorgenommen werden,
da eine Urwahl unter den gegebenen Verhältnissen
nicht in Betracht gezogen werden kann. Die Zuwahl Bonn, den 3. Juli 1953
durch die Vertreterversammlung soll in derselben
Weise vorgenommen werden, wie dies für die Dr. Atzenroth
Wahl der Vorstandsmitglieder nach dem Selbstver-
Berichterstatter
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14179
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Geld und Kredit (12. Ausschuß)
über den von den Abgeordneten Seuffert, Scharnberg, Dr. Preusker und Genossen
eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die
Seuffert
Berichterstatter
14180 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Schriftlicher Bericht
des Untersuchungsausschusses (49. Ausschuß)
gemäß Antrag der Fraktion der SPD
(Nr. 3645 der Drucksachen)
betreffend
Der Beschluß des Bundestages vom 10. Septem- Bereits am 5. Oktober 1949 brachte die Fraktion
ber 1952 — Drucksache Nr. 3645 —, durch den der der SPD einen Antrag im Bundestag ein, mit wel-
Untersuchungsausschuß zur Prüfung der unzuläng- chem die Bundesregierung ersucht wurde, anzuord-
lichen Einstellung von Schwerbeschädigten bei den nen, daß bei der Besetzung der Stellen in allen
Bundesdienststellen eingesetzt wurde, hat folgen- Bundesministerien und Verwaltungen des Bundes
den Wortlaut: mindestens 10 v. H. aller Stellen mit Schwerbe-
„I. Gemäß Artikel 44 des Grundgesetzes wird schädigten zu besetzen sind. Dieser Antrag —
ein Untersuchungsausschuß eingesetzt, der Drucksache Nr. 81 — wurde im 26. Ausschuß behan-
aus 7 Mitgliedern besteht. delt und in der 15. Sitzung des Deutschen Bundes-
tages am 4. November 1949 mit Drucksache Nr. 131
II. Der Untersuchungsausschuß soll prüfen, Bericht erstattet. In Erweiterung des Antrages hat
der Bundestag auf Grund der Empfehlung des
1. warum der einstimmige Beschluß des
Bundestages vom 4. November 1949, in 26. Ausschusses beschlossen, die Bundesregierung
zu ersuchen, über die Durchführung des Be-
welchem die Bundesregierung ersucht
worden war, anzuordnen, in allen Mini- schlusses, mindestens 10 v. H. Schwerbeschädigte in
sterien und sonstigen Verwaltungen der den Bundesdienststellen zu beschäftigen, zu be-
richten.
Bundesrepublik Deutschland zehn Prozent
der Stellen mit Schwerbeschädigten zu be-
setzen, im Jahre 1952 noch nicht durch- Die SPD-Bundestagsfraktion brachte in Verfolg
geführt worden ist; dieses Beschlusses am 26. April 1952 mit Druck-
sache Nr. 862 eine Interpellation ein, welche in der
2. ob, wenn beim Aufbau einer Verwaltung 66. Sitzung des Deutschen Bundestages am 2. Juni
diese Einstellungsquote schon nicht er- 1950 durch Staatssekretär Sauerborn beantwortet
reicht wurde, ein gesetzlicher Zwang in wurde. Nach dieser Antwort betrug der Durch-
absehbarer Zeit überhaupt bei den Ver- schnittssatz der bei Bundesdienststellen beschäftigten
waltungsorganen der Bundesregierung Schwerbeschädigten 7,2 v. H. In Durchführung des
zur Erfüllung des Einstellungssolls führen erwähnten Antrags und der Interpellation übergab
dürfte; der Bundesminister für Arbeit mit Schreiben vom
3. welche Maßnahmen getroffen worden 24. Juli 1950 — II b 4 — 2381 B — Drucksache
sind, um die zehnprozentige Einstellungs- Nr. 1304 — dem Deutschen Bundestag ein nament-
quote nicht nur zu erreichen, sondern liches Verzeichnis der bei Bundesdienststellen
nach Möglichkeit in vorbildlicher Für- tätigen Schwerbeschädigten.
sorge um den Arbeitseinsatz der Schwer-
beschädigten zu überschreiten." Eine weitere Interpellation des Abgeordneten
Leddin und Fraktion vom 24. Januar 1951 —
I. Vorgeschichte des Antrags Drucksache Nr. 1829 — wurde vom Bundesminister
für Arbeit in der 118. Sitzung des Deutschen Bun-
Die Frage der Einstellung Schwerbeschädigter bei destages am 15. Februar 1951 beantwortet. Zu
Bundesdienststellen beschäftigte den Bundestag diesem Zeitpunkt waren 7,6 v. H. aller Dienststellen
schon öfter und seit längerer Zeit. des Bundes mit Schwerbeschädigten besetzt.
Deutscher Bundestag - 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14181
(Leonhard)
Auf Grund eines Antrages der SPD-Fraktion - auch Dienststellen, die ohne Hauserlasse ihr Soll
Drucksache Nr. 1945 - vom 15. Februar 1951 und mehr als erfüllt haben. Allen Bundesministerien
des Berichtes des Ausschusses für Kriegsopfer- und und deren Dienststellen wurde die Frage vorgelegt,
Kriegsgefangenenfragen vom 6. Juni - Drucksache welche Maßnahmen zur Erfüllung der vom Bundes-
Nr. 2345 - wurde die Bundesregierung ersucht, tag am 4. November 1949 geforderten 10 %igen
dem Bundestag halbjährlich Bericht über die Ein- Einstellungsquote von Schwerbeschädigten getrof-
stellung Schwerbeschädigter zu erstatten. fen wurden und Zahlenmaterial verlangt über die
Iststärke der Schwerbeschädigten in der betreffen-
In Ausführung dieses Beschlusses wurden vom den Verwaltung sowie über den Prozentsatz der
Bundesminister für Arbeit folgende Berichte vor- Schwerbeschädigten bei den vorliegenden Bewer-
gelegt: bungen; letztere Frage konnte nicht beantwortet
Schreiben vom 9. Januar 1952 - Drucksache werden.
Nr. 2995; Vom Bundestag und den Bundesministerien für
Schreiben vom 29. Mai 1952 - Drucksache Arbeit, der Finanzen, des Innern, für das Post- und-
Nr. 3432; Fernmeldewesen wurden Übersichten darüber an-
Schreiben vom 25. November 1952 - Drucksache gefordert, in welchem Verhältnis Schwerbeschädigte
Nr. 3921; als Beamte und Angestellte des höheren, des ge-
hobenen, des mittleren und einfachen Dienstes so-
Schreiben vom 3. Juni 1953 - Drucksache wie als Arbeiter beschäftigt sind. Hierbei zeigte es
Nr. 4480. sich, daß der Prozentsatz in den einzelnen Mini-
sterien verschieden ist, was von den Vertretern
II. Die Ausschußberatungen dieser Ministerien mit der Verschiedenartigkeit der
anfallenden Arbeiten, der dazu benötigten speziel-
Der Untersuchungsausschuß wurde in insgesamt len Fachkenntnisse und der damit verbundenen
zehn Sitzungen tätig. Die konstituierende Sitzung, hohen Anforderungen an die Bediensteten von
in der auch die Verfahrensweise festgelegt wurde, Bundesministerien begründet wurde. Dies trifft
fand am 1. Oktober 1952 statt. In der 2. Sitzung er- besonders für das Bundespostministerium zu, bei
stattete Ministerialdirektor Dr. Petz vom Bundes- welchem der Prozentsatz der im Ministerium täti-
ministerium für Arbeit Bericht über den Stand der gen Schwerbeschädigten verhältnismäßig gering ist.
Beschäftigung von Schwerbeschädigten bei den Bun- Der Bundesminister für das Post- und Fernmelde-
desdienststellen. In der 3. Sitzung wurden als Sach- wesen vertrat die Ansicht, daß, wenn man die ge-
verständige der Direktor des Arbeitsamtes Bonn, samte Postverwaltung zusammenrechne, sich das
der Leiter der Zentral-Ausgleichsstelle Köln und Zahlenbild wesentlich verschiebe. Nach der letzten
der der Hauptfürsorgestelle Düsseldorf sowie der Meldung wurden vom Bundesministerium für das
Hauptvertrauensmann der Schwerbeschädigten bei Post- und Fernmeldewesen 2,9 v. H. Schwerbe-
den Bundesbehörden, Regierungsrat Dr. Damerau, schädigte beschäftigt, dagegen in der gesamten
gehört. Vom Ausschuß wurden überprüft das Bundes- Außenverwaltung der Deutschen Bundespost 9,3
ministerium der Finanzen in der 4. und 5. Sitzung, v. H. Außerdem wurde von den vorgenannten Mini-
das Bundesministerium für das Post- und Fern- sterien Zahlenmaterial über die bei den Bundes-
meldewesen in der 5. Sitzung, die Verwaltung des dienststellen beschäftigten Kriegerwitwen sowie die
Deutschen Bundestages in der 6. Sitzung und das Ehefrauen von Verschollenen und Kriegsgef an
Bundesministerium des Innern in der 9. Sitzung. -gen agefordt.
Bei der Überprüfung des Bundesministeriums des Es kann nicht verkannt werden, daß beim Auf-
Innern gab Staatssekretär Ritter von Lex eine bau der Bundesverwaltung die Einstellung von
Übersicht über die Beschäftigungslage und -mög- Schwerbeschädigten sehr schleppend vor sich gegan-
lichkeiten in dieser Dienststelle. Hiernach wurden gen ist. Dies veranlaßte auch den Bundesminister
am 1. Februar 1951 6,6 v. H., am 1. April 1953 ein für Arbeit, am 11. Januar 1951 an sämtliche Mini-
Anteil von 10 v. H. Schwerbeschädigte beschäftigt. sterien folgendes Schreiben zu richten:
Mit Genugtuung konnte der Ausschuß feststellen,
daß bei diesem Ministerium Sonderlisten über Be- „Als Anlage übersende ich eine Übersicht über die
werbungen Schwerbeschädigter geführt werden. In bei den Bundesdienststellen beschäftigten Schwer-
der 7. und 8. Sitzung nahm der Ausschuß eine beschädigten nach dem Stand vom 1. April und
Auswertung der von den Bundesdienststellen er- 1. Oktober 1950. Die Übersicht zeigt, daß im Som-
gangenen Verfügungen und Hauserlasse vor. Dar- merhalbjahr 1950 die Zahl der bei den Bundes-
über hinaus wurden in der 8. Sitzung Ministerialrat dienststellen insgesamt Beschäftigten um 896, die
Dr. Schönleiter und Ministerialrat Prof. Dr. Dr. der Schwerbeschädigten jedoch nur um 34 zuge-
Bauer vom Bundesministerium für Arbeit zu den nommen hat. Der Anteil Schwerbeschädigter an
Fragen der Aberkennung der Schwerbeschädigten den Neueinstellungen beläuft sich demnach auf
eigenschaft und der Einstellung von inaktiv Tb nur 3,8 v. H. Der Anteil der Schwerbeschädigten
Kranken gehört. an der Gesamtzahl der Beschäftigten ist damit
Der Ausschuß konnte ferner feststellen. daß der im Sommerhalbjahr von 7,7 auf 7,1 v. H. zurück-
gegangen. Außerdem läßt sich, wie mir von dem
Bundesminister für Arbeit immer wieder alle Bun-
desdienststellen an die Durchführung des Bundes- für die Arbeitsvermittlung Schwerbeschädigter im
tagsbeschlusses erinnerte. Es ergingen schriftliche Raum von Bonn zuständigen Arbeitsamt Bonn
Erinnerungen am 11. Januar 1951, 13. August 1951, berichtet wird, eine Tendenz zur Vergebung fast
16. August 1951, 22. Februar 1952 und am 23. Juli ausschließlich untergeordneter Arbeitsplätze an
1952. An seine eigenen nachgeordneten Dienststel- Schwerbeschädigte feststellen.
len wandte sich der Bundesminister für Arbeit in Diese Entwicklung entspricht nicht dem ein-
verschiedenen Hauserlassen. Leider ergingen nicht stimmigen Beschluß des Deutschen Bundestages
bei allen Ministerien solche schriftlichen Hauser- vom 4. November 1949, der eine mindestens
lasse, die, wie festgestellt werden konnte, fast 10 %ige Besetzung der Stellen bei allen Bundes-
immer eine gute Wirkung hatten. Allerdings gab es dienststellen mit Schwerbeschädigten fordert. Es
14182 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Leonhard)
ist damit zu rechnen, daß der Ausschuß für vom Bundesministerium für Arbeit verlangte Uber-
Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen des sicht ergibt, daß vom 1. Oktober 1950 bis 1. Dezem-
Deutschen Bundestages bereits in einer der ber 1952 durch Umanerkennung 31 Personen die
ersten Sitzungen des neuen Jahres die Ange- Schwerbeschädigteneigenschaft verloren haben. Zur
legenheit aufgreifen und fragen wird, warum Ehre der Versorgungsämter muß gesagt werden,
dem Bundestagsbeschluß noch nicht in vollem daß Kriegsbeschädigte auch gleichzeitig höher ein-
Umfang nachgekommen ist. Da es eine selbst- gestuft wurden. Wieviele Kriegsbeschädigte durch
verständliche und vordringliche Pflicht des Bun- Umanerkennung insgesamt die Schwerbeschädigten-
des ist, die noch immer in großer Zahl vorhan- eigenschaft verloren haben, konnte mangels stati-
denen arbeitslosen Schwerbeschädigten schnellst- stischer Unterlagen vom Bundesministerium für Ar-
möglich in das Arbeitsleben einzugliedern, und beit nicht angegeben werden.
erwartet werden muß, daß die Bundesdienst-
stellen den Dienststellen der Länder und der Die Frage der Prioritäten hat sich in vielen Fäl-
freien Wirtschaft mit gutem Beispiel voran- len sehr nachteilig ausgewirkt. Inzwischen ist aber
gehen, bitte ich Sie, den Anteil der Schwerbe- mit dem Inkrafttreten des Schwerbeschädigtenge-
schädigten, soweit noch nicht geschehen, bald- setzes der Vorrang der Schwerbeschädigten bei Ein-
möglichst auf 10 v. H. zu erhöhen und so den zu stellungen geregelt worden.
erwartenden Vorstellungen des Bundestagsaus- Erfreulicherweise konnte festgestellt werden, daß
schusses zuvorzukommen. sich trotz der erwähnten Schwierigkeiten die Zahl
Das Arbeitsamt Bonn, das in der Schwerbe- der bei den Bundesdienststellen beschäftigten
schädigtenvermittlung auch Ausgleichsaufgaben Schwerbeschädigten erheblich vermehrt hat, insbe-
für das Bundesgebiet durchführt, hat noch in sondere seit Einsetzung des Untersuchungsausschus-
großem Umfange unter den arbeitslosen Schwer- ses, was an verschiedenen Beispielen erhärtet wer-
beschädigten bestqualifizierte Kräfte verfüg- den kann. Die Einsetzung dieses Untersuchungsaus-
bar." schusses war somit nicht vergeblich. Nach den vor-
liegenden Meldungen erhöhte sich die Zahl der bei
Da die Einstellung von Schwerbeschädigten bei den Bundesministerien und entsprechenden ober-
den Bundesdienststellen nicht den erwarteten Er- sten Bundesdienststellen beschäftigten Schwerbe-
folg zeitigte, hat der Bundesminister für Arbeit am schädigten von 354 am 1. Oktober 1950 auf 695 am
23. Juli 1952 an den Bundesminister des Innern, den 1. Oktober 1952 und auf 805 am 1. April 1953. Trotz
Bundesminister für Wirtschaft, den Bundesminister dieses verhältnismäßig guten Resultates muß mit
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, den Bedauern festgestellt werden, daß manche Bundes-
Bundesminister für Verkehr, den Bundesminister dienststellen zum Teil nur in ungenügender Weise
für das Post- und Fernmeldewesen und das Presse- dem Beschluß des Bundestages entsprochen haben,
und Informationsamt der Bundesregierung hinsicht- während andere das Soll mehr als erfüllt haben.
lich der Beschäftigung Schwerbeschädigter bei den
Bundesdienststellen folgende Mahnung gerichtet:
III. Das Arbeitsergebnis
„Der Deutsche Bundestag hatte am 4. November
1949 durch einstimmigen Beschluß die Bundes- Als Ergebnis seiner Beratungen und Unter-
regierung dringend ersucht, anzuordnen, daß bei suchungen gibt der Untersuchungsausschuß fol-
der Besetzung der Stellen in allen Ministerien gende Empfehlungen:
und sonstigen Verwaltungen der Bundesrepu-
blik mindestens 10 v. H. aller Stellen mit 1. Das Arbeitsamt Bonn hält der Ausschuß für die
Schwerbeschädigten zu besetzen sind. Am Erschließung und Vermittlung von Arbeits-
21. Juni 1951 hat er die Bundesregierung u. a. plätzen bei den Bundesdienststellen nicht für
ersucht, dem Bundestag in jedem Halbjahr eine ausreichend. Es stehen dort nicht genügend Stel-
Übersicht über die Fortschritte der Einstellung lenangebote zur Verfügung, auch können die
von Schwerbeschädigten in den Bundesministe- einzelnen Länder auf diese Weise nicht dem
rien und diesen unterstehenden Verwaltungen Grundgesetz entsprechend gleichmäßig berück-
zuzuleiten. sichtigt werden. Im Zusammenhang mit dem im
Schwerbeschädigtengesetz geschaffenen überge-
In wenigen Monaten sind drei Jahre verflossen, bietlichen Ausgleich stellensuchender Schwerbe-
in denen Gelegenheit war, den Beschäftigungs- schädigter ist der Ausschuß darin einig, daß bei
anteil Schwerbeschädigter auf 10 v. H., soweit der Bundesregierung eine Zentralstelle errichtet
noch nicht geschehen, aufzufüllen. Es konnte an- werden muß, deren Aufgabe es ist, die Bewer-
genommen werden, daß insbesondere nach der bungen von Schwerbeschädigten aus dem Bun-
öffentlichen Bekanntgabe der Beschäftigungsan- desgebiet zu erfassen und zu sichten, um bei An-
teile diejenigen Dienststellen, die bei der Be- forderungen den Ministerien qualifizierte Schwer-
schäftigung Schwerbeschädigter noch erheblich beschädigte vorschlagen zu können.
im Rückstand sind, nachdrücklich auf eine Ver-
besserung des ungünstigen Standes hinwirken 2. Auf die Bundesländer sollte dahingehend einge-
und jede Einstellungsmöglichkeit daraufhin wirkt werden, daß deren Verwaltungen auf Aus-
prüfen würden, ob die Stelle mit einem Schwer- schreibungen von Bundesdienststellen hin auch
beschädigten besetzt werden kann. Leider trifft Schwerbeschädigte Bewerber vorschlagen.
diese Annahme nicht für alle Dienststellen zu. 3. Der Ausschuß hält es für zweckmäßig und not-
In der umstehenden Ubersicht sind die betref- wendig, bei den Personalverwaltungen der Bun-
fenden Dienststellen Ihres Geschäftsbereichs an- desdienststellen Sonderlisten über Bewerbungen
gegeben, bei denen der Beschäftigungsanteil Schwerbeschädigter zu führen. Diese Sonder-
Schwerbeschädigter unter 5 v. H. liegt." listen sollten in Abschrift an alle Bundesdienst-
Nachteilig auf die Beschäftigungsquote wirkte stellen gegeben werden, damit diese bei Bedarf
sich auch die Umanerkennung nach dem Bundes- auf geeignete Bewerber zurückgreifen können.
versorgungsgesetz aus, wodurch viele die Eigen- Auch der Hauptfürsorgestelle sollten diese
schaft als Schwerbeschädigte verloren haben. Die Sonderlisten zugänglich gemacht werden, damit
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14 183
(Leonhard)
diese prüfen kann, inwieweit Bewerber durch Stellen im Bundesdienst in mehreren Fällen
Um- oder Nachschulung gefördert werden nachteilig ausgewirkt hat. Der Bundestag sollte
können. daher eine Sonderbestimmung schaffen, die im
Falle der Einstellung eines Schwerbeschädigten
4. Der Ausschuß wünscht, , daß die für Kriegsbe- der unteren Gehaltsgruppen die Gewährung
schädigte vorhandenen Ausbildungs- und Um- einer Trennungsentschädigung und eines sofor-
schulungsmöglichkeiten voll in Anspruch genom- tigen Zuzugs gewährleistet.
men werden mit dem Ziel, den Schwerbeschädig-
ten den beruflichen Aufstieg zu sichern. 8.DieBundsrg olbetnwrd,im
Bundeshaushalt Sondermittel zum Bau von
5. Da die Heranbildung von Nachwuchskräften für Schwerbeschädigtensiedlungen am Sitz der
den Ministerialdienst im Hinblick auf die beson- Dienststellen bereitzustellen, die für die Schwer-
deren Erfahrungen und Qualifikationen für die beschädigten finanziell tragbar sind. Vielen
Tätigkeit in einem Bundesministerium prak- Schwerbeschädigten ist es nicht zuzumuten, ohne
tisch nur auf Länderebene erfolgen kann, ist der die Pflege in der Familie und ohne eigene Woh--
Ausschuß der Meinung, den Ländern die An- nung eine Stelle bei Bundesbehörden anzutreten.
regung zu geben, daß sie sich insbesondere für
die Ausbildung hierfür in Frage kommender 9. Der Bundesregierung wird die Verwendung ge-
Schwerbeschädigter in Zusammenarbeit mit den eigneter Arbeitshilfen (technischer Einrichtun-
Hauptfürsorgestellen einsetzen. Auch die Be- gen) empfohlen, mit deren Hilfe Schwerbe-
schäftigung älterer Schwerbeschädigter sollte schädigten die Tätigkeit am Arbeitsplatz erleich-
im Hinblick auf deren größere Erfahrungen ge- tert werden kann.
fördert werden.
10. Der Ausschuß legt Wert darauf, daß die 10 %ige
6. Hinsichtlich der Verbeamtung Schwerbeschädig- Einstellungsquote nicht nur erreicht, sondern
ter spricht der Ausschuß den Wunsch aus, in den überschritten wird, und daß der Prozentsatz nicht
Laufbahnvorschriften des Beamtengesetzes eine nur durch Einweisung Schwerbeschädigter in
Regelung zu treffen, die verhindert, daß Schwer- untere Stellen, sondern auch durch die Be-
beschädigte wegen ihrer Beschädigung Nachteile setzung qualifizierter Stellen mit Schwerbe-
haben. Insbesondere sollen vorzeitige Pensionie schädigten erreicht wird.
rungen von schwerbeschädigten Beamten wegen
ihrer Beschädigung vermieden werden. Bonn, den 26. Juni 1953
7. Der Ausschuß hat festgestellt, daß sich das Ver-
sagen der Trennungsentschädigung bei auswär- Leonhard
tigen schwerbeschädigten Bewerbern für untere Berichterstatter
14184 D eutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (8. Ausschuß)
über den Antrag der Fraktion der SPD betreffend
Der 52jährige Berliner Journalist Herbert Kluge, dere als Korrespondent des Süddeutschen Rund-
Vater von fünf minderjährigen Kindern, war in den funks, Stuttgart, tätig sein. Nach Mitteilungen Ber-
Jahren 1924 bis 1929 als Korrespondent des „Ber- liner Pressevertreter gehörte Kluge zu den amtlich
liner Tagblatt" in London und von 1929 bis 1931 hei allen vier Berliner Militärkommandanturen
als Korrespondent der gleichen Zeitung in Rom akkreditierten Journálisten und war so auf Grund
tätig. Im Jahre 1933 wurden durch die Organe der eines besonderen Ausweises auch zur Teilnahme an
nationalsozialistischen Staatsführung Betrieb und Pressekonferenzen in Ostberlin zugelassen.
Redaktion des „Berliner Tagblatt" geschlossen; Am 19. Juni 1952 begibt sich Herbert Kluge mit
gleichzeitig wurde Herbert Kluge die Berufslizenz einem Autobus des „Bayernexpreß" von Westberlin
entzogen und die journalistische Tätigkeit unter- nach Süddeutschland, um dort — unter anderem —
sagt. Er verlegte seinen Wohnsitz in einen Vorort Fühlung mit der Sendeleitung des Süddeutschen
Berlins und versuchte dort, den Lebensunterhalt Rundfunks aufzunehmen. Er befindet sich im Be-
seiner Familie durch die Aufzucht von Pelztieren zu sitz eines ordnungsmäßigen Interzonenpasses und
bestreiten. eines viersprachigen Presseausweises. Als er mit
Bei Ausbruch des Krieges zwang ihn eine Dienst- den übrigen Insassen des Autobusses die Zonen-
verpflichtung zum Drahtlosen Dienst, diese Tätig- grenze am Grenzübergang Toepen—Juchhöh pas-
keit aufzugeben und sich wieder der ursprünglichen siert, wird er von Beamten der kontrollierenden
beruflichen Arbeit zu widmen. Er wechselte nach Volkspolizei festgehalten und inhaftiert. Wie später-
kurzer Zeit zum Auswärtigen Amt über, wurde hin festgestellt werden kann, liegt eine Notierung
dann aber ab 1942 als Wehrmachtsdolmetscher in Kluges in dem offiziellen Fahndungsbuch der so-
Italien eingesetzt. Dort geriet er 1945 in englische wjetzonalen Volkspolizei nicht vor, so daß ohne
Gefangenschaft und wurde erst 1947 in seinen nun Zweifel ein geheimes Sonderfahndungsersuchen des
in der sowjetischen Zone liegenden Wohnsitz ent- Staatssicherheitsdienstes angenommen werden muß.
lassen. Der von den Angehörigen mit der Vertretung
Schon im gleichen Jahre gaben die zuständigen Herbert Kluges beauftragte Rechtsanwalt Albert
Behörden der russischen Militärregierung die Be- Paul aus Eisenach hat am 25. August erstmals Ge-
rufslizenz an Kluge zurück; er suchte Anschluß an legenheit, den Verhafteten im Untersuchungs-
die in seinem Sektor neu lizenzierte Presse und gefängnis in Rudolstadt aufzusuchen. Während der
fand bei der Ostberliner „Berliner Zeitung" ein sechseinhalb Monate dauernden nachfolgenden
Unterkommen. Nach wenigen Monaten sah er ein, Untersuchungshaft wird dem Verhafteten ins-
daß er sich weder politisch noch menschlich hinter gesamt dreimal für kurze Zeit Sprecherlaubnis mit
den Kurs dieser angeblich überparteilichen Zeitung seinem Verteidiger erteilt. Die Unterredung wird
stellen könne. Er zog die Konsequenz, verlegte sei- jeweils unter Aufsicht eines Angehörigen des so-
nen Wohnsitz nach Westberlin und nahm hier als wjetischen Sicherheitsdienstes durchgeführt.
freier Mitarbeiter Aufträge Westberliner Zeitun- Auf Recherchen des Berliner Journalistenver-
gen an. Später arbeitete er auch als Korrespondent bandes und des Verteidigers wird durch Vertreter
für verschiedene westdeutsche Blätter. des inzwischen aufgelösten sowjetzonalen Infor-
Anfang des Jahres 1951 erkrankte Kluge an mationsamtes einerseits und durch die General-
einer Nervenentzündung, deren Folge — eine Ge- staatsanwaltschaft der DDR anderseits unmittelbar
sichtsmuskellähmung — ihn zur vorübergehenden nach der Verhaftung Kluges erklärt, daß gegen
Aufgabe des Berufes zwang. Erst wenige Monate Herbert Kluge Anklage wegen Spionagetätigkeit
vor seiner Verhaftung konnte er die Beziehungen erhoben werde. Wenige Tage später aber erfährt
zu westdeutschen Zeitungen und Rundfunkgesell- Rechtsanwalt Paul in Rudolstadt, daß Kluge ein
schaften wieder anknüpfen und hierbei insbeson Verbrechen nach Artikel 6 der Verfassung der DDR
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14185
(Dr. Reif)
und nach Abschn. II Art. 3 a III der Konrollratsdirek- Rechtsanwalt Paul legt gegen dieses Urteil Be-
tive Nr. 38 zur Last gelegt werden soll. Bei seiner rufung ein, kann sich jedoch der eigenen Ver-
Verhaftung habe man in der Aktentasche Beleg- haftung — Dr. Paul hat sich bei den sowjetzonalen
exemplare von mehreren, von ihm für westdeutsche Behörden nicht nur im Falle Kluge, sondern auch
Zeitungen verfaßten Artikeln gefunden, die einen durch die geschickte Verteidigung verschiedener
klaren Beweis seiner gegnerischen Einstellung anderer politischer Häftlinge seit längerer Zeit un-
gegen das sowjetische Regime lieferten. Außerdem liebsam gemacht — nur durch die Flucht entziehen.
hätten Bewerbungsunterlagen, die er in seiner Am 5. Mai 1953 wird in der Presse offiziell be-
Aktentasche mitgeführt habe, kein Hehl aus seiner kanntgegeben, daß das Oberste Gericht der So-
gegnerischen Einstellung gegen das sowjetische wjetzone diese Berufung verworfen und das Urteil
System gemacht. Das Strafverfahren wird beim des Bezirksgerichts Gera bestätigt hat. Herbert
Bezirksstaatsanwalt in Gera anhängig gemacht. Kluge ist zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Von
dieser Entscheidung, mehr noch, auch von der Ter-
In den nachfolgenden Wochen gewinnt der Ver- minanberaumung der Berufungsverhandlung, er-
teidiger in starkem Maße den Eindruck, daß sich hält die Verteidigung keinerlei Mitteilung, obgleich
die Staatsanwaltschaft über den im weiteren Ver- das Rechtsanwaltsbüro des Verteidigers ständig mit
fahren einzuschlagenden Weg, insbesondere über der Generalstaatsanwaltschaft und dem Obersten
die Anklageerhebung, noch völlig unschlüssig ist, Gericht Verbindung hält. Weder das erstinstanzliche
und durch die starke Beachtung, die die Verhaftung Urteil noch das zweitinstanzliche Urteil dieses
Kluges in der westdeutschen Öffentlichkeit findet, Strafverfahrens befindet sich bisher in formeller
nicht unbeeindruckt blieb. Zum ersten Male wird Form in Händen der Verteidigung oder der Ange-
ihm die Tatsache entgegengehalten, daß Kluge 1948 hörigen des Verurteilten.
seine Stellung bei der „Berliner Zeitung" aufgab
und nach Westberlin übersiedelte. So glaubt Rechts- Die Verurteilung Kluges ist juristisch gesehen
anwalt Paul damit rechnen zu können, daß ver- auch nach dem in der Sowjetzone geltenden Recht
sucht werden soll, ein Delikt zu konstruieren, das ein klarer Rechtsbruch: der § 2 des sowjetzonalen
etwa auf der Ebene einer „strafbaren Zonenflucht" Strafgesetzbuches bestimmt in Anlehnung an das
liegt und schlimmstenfalls eine Strafe herbeiführen frühere deutsche Strafrecht, daß eine Handlung nur
kann, die durch die erlittene Untersuchungshaft als dann mit einer Strafe belegt werden kann, wenn
verbüßt anzusehen ist. Entgegen dieser Erwartung diese Strafe gesetzlich bestimmt war, bevor die
wird die Hauptverhandlung jedoch am Mittwoch, Handlung begangen wurde. Dadurch aber ist im
dem 26. November 1952, vor dem Ersten Strafsenat Fall Kluge ausgeschlossen, daß seine Übersiedlung
des Bezirksgerichts in Gera anberaumt. Herbert in die Berliner Westsektoren, die vor Inkrafttreten
Kluge wird nach Art. 6 der Verfassung der DDR der Verfassung der DDR erfolgte, als ein Verstoß
in Verbindung mit Kontrollratsdirektive Nr. 38 gegen Art. 6 der „Verfassung" der DDR angesehen
Art. 3 a III Abschn. II angeklagt, weil er „in seiner wird. Auch die Annahme einer „fortgesetzten Hand-
Eigenschaft als Journalist in westdeutschen Zei- lung" (in juristischer Bedeutung) ist ausgeschlossen,
tungen und über westdeutsche Rundfunkstationen da vor Inkrafttreten des Art. 6 der Verfassung der
Völkerhaß, Kriegshetze und Boykotthetze betrieb Sowjetzone eine strafbare Handlung überhaupt
und bei einer Reise von Westberlin nach Stuttgart nicht vorlag. Ebenso stellt der Versuch, die jour-
persönliche Schreiben, die Hetze gegen die Deut- nalistische Tätigkeit Kluges an westdeutschen Zei-
sche Demokratische Republik enthielten, mit sich tungen und westdeutschen Rundfunkstationen als
führte". Verstoß gegen Art. 6 der Verfassung der DDR in
Verbindung mit Kontrollratsdirektive Nr. 38
Der für den 26. November 1952 angesetzte Art. 3 a III Abschn. II zur Grundlage eines Ge-
Haupttermin wird unerwartet verschoben — nach richtsurteils zu machen, auch nach der Recht-
Annahme der Verteidigung auf Grund von Inter- sprechung in der Sowjetzone einen glatten Rechts-
ventionen des Leiters des sowjetzonalen Amtes für bruch dar.
Informationen Gerhard Eisler oder des Leiters der Der wesentliche Inhalt dieses nicht nur im Fall
Presseabteilung des Informationsamtes Albert Nor- Kluge, sondern in einer Vielzahl politischer Urteile
den. Dennoch wird Herbert Kluge am 6. Februar bedenkenlos herangezogenen Art. 6 der „Ver-
1953 durch den Ersten Strafsenat des Bezirks- fassung der DDR" lautet:
gerichts Gera zu einer Zuchthausstrafe von 15 Jah-
ren verurteilt. Die Verurteilung wird im Sinne der Boykotthetze gegen demokratische Einrichtun-
Anklage mit Art. 6 der Verfassung der DDR in gen und Organisationen, Mordhetze gegen de-
Verbindung mit Kontrollratsdirektive Nr. 38 mokratische Politiker, Bekundung von Glau-
Art. 3 a III Abschn. II begründet. Bestimmend hier- bens-, Rassen- und Völkerhaß, militärische Pro-
für sei zunächst die Tatsache, daß Kluge im Jahre paganda sowie Kriegshetze und alle sonstigen
1948 nach Westberlin übergesiedelt und dort später Handlungen, die sich gegen die Gleichberechti-
als „politischer Flüchtling" anerkannt worden sei. gung richten, sind Verbrechen im Sinne des
Darum aber wird in erster Linie die journalistische Strafgesetzbuches.
Tätigkeit Kluges in Westberliner und westdeut- In den meisten Fällen verbindet die sowjetzonale
schen Zeitungen, insbesondere seine Berichterstat- Rechtspraxis diese Bestimmung — wie beim Ur-
tung für das „Hamburger Echo" genannt. Das Be- teilsspruch gegen Kluge — mit dem Art. 3 a III der
weismaterial für die von ihm begangene „Boykott- Kontrollratsdirektive Nr. 38, in der unter anderem
hetze" stellen die Belegexemplare seiner Arbeiten festgelegt wurde, daß
dar, die bei seiner Verhaftung beschlagnahmt wur- als Aktivisten auch solche Personen zu bezeich-
den und nun in Fotokopien den Gerichtsakten bei- nen sind, die nach dem 9. Mai 1945 durch Pro-
gegeben sind. Außerdem sieht das Gericht den Tat- paganda für den Nationalsozialismus oder Mili-
bestand der Boykotthetze in der Mitnahme von tarismus oder durch Erfindung oder Verbrei-
Bewerbungsunterlagen (insbesondere des Lebens- tung tendenziöser Gerüchte den Frieden des
laufs Kluges für den Süddeutschen Rundfunk) auf deutschen Volkes oder den Frieden der Welt
der Fahrt durch die Sowjetzone als erfüllt an. gefährden oder möglicherweise noch gefährden.
14186 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Dr. Reif)
Keiner dieser Artikel aber enthält nach den Be- sem Falle der Angeklagte im Augenblick der
griffen des Strafrechts eine für die Verurteilung Verbreitung nicht im demokratischen Sektor
notwendige Beschreibung des Tatbestandes, wie sie anwesend ist . . .
für alle tatsächlichen Verbrechen, Vergehen und Somit ist auch bei diesem Angeklagten in die-
Übertretungen in den Strafgesetzen der Rechts- sem Falle die Kontrollratsdirektive Nr. 38
staaten niedergelegt sind. Sie enthalten vor allen Abschn. II Art. 3 a III anzuwenden.
Dingen juristisch gesehen keine direkte, für eine
Verurteilung zugrunde zu legende Strafandrohung. In voller Parallelität zu der Urteilsfindung im
Die Forderung nach einer Sühnemaßnahme allein, Falle Kluge und der „Rechtsprechung" des Amts-
wie sie der Art. 6 der sowjetzonalen Verfassung in gerichts Berlin-Mitte wurden bereits am 21. De-
dem Hinweis aufstellt, daß die dort summarisch be- zember 1950 durch die Vierte Große Strafkammer
zeichneten Handlungen als „Verbrechen im Sinne des Ostberliner Landgerichts die Bildberichterstat-
des Strafgesetzbuches" anzusehen seien, wird von ter Heinz Tochtermann, geb. 26. 10. 1925, wohnhaft
keinem Strafrecht der Welt als gesetzliche Grund- in Berlin-Charlottenburg, Kurfürstendamm 29, und
lage eines gerichtlichen Urteils anerkannt. Ein sol- Siegfried Rogge, geb. 5. 5. 1919, wohnhaft in-
ches Urteil ist ein Urteil ohne Gesetz und verstößt Berlin-Steglitz, Schildhornstraße 15, wegen Ver-
gegen den fundamentalen Grundsatz: nulla poena brechen gegen den Art. 3 a III der Kontrollrats-
sine lege — keine Strafe ohne Gesetz. direktive Nr. 38 verurteilt.
Das Strafrecht der Sowjetzone hat außerdem Tochtermann und Rogge waren als Filmreporter
ausdrücklich das Territorialprinzip der alten deut- bei einem amerikanischen Filmkorrespondenten
schen Strafgesetzgebung übernommen. Im sowjet- angestellt, der damals — im Auftrage der Firma
zonalen Strafgesetzbuch heißt es wie im Straf- Warner Pathe News und zur Verwendung in ameri-
gesetzbuch des Deutschen Reiches wörtlich: kanischen Wochenschauen — Filmstreifen von ak-
tuellen Ereignissen anzufertigen hatte. Am 30. Juni
Die Strafgesetze des Deutschen Reiches finden 1950 befanden sich die beiden Filmreporter mit
Anwendung auf alle im Gebiet desselben be-
einem Personenkraftwagen und ihrer Aufnahme-
gangenen strafbaren Handlungen, auch wenn apparatur auf der Fahrt von Westberlin nach West-
der Täter ein Ausländer ist. deutschland. Obwohl sie im Besitz gültiger Inter-
Die Veröffentlichungen des Journalisten Herbert zonenpässe waren, wurden sie am Grenzkontroll-
Kluge, die zur Verurteilung vor dem Geraer Straf- punkt Babelsberg-Dretwitz verhaftet.
senat führten, erschienen in Zeitungen eines Ge-
bietes, auf das sich die Strafhoheit der sowjet- Unter dem von ihnen mitgeführten Material be-
zonalen Gerichte nicht erstreckt. Eine Ausnahme fanden sich unter anderem Filmstreifen, die wäh-
vom Territorialgrundsatz des sowjetzonalen Straf- rend der Maifeiern des gleichen Jahres bei Zu-
rechts wird nur in § 10 des Gesetzes zum Schutz sammenstößen zwischen der Westberliner Bevöl-
des Friedens gemacht. Dieses Gesetz aber — das kerung und der Volkspolizei am Potsdamer Platz
nur bei Klagen vor dem Obersten Gericht der So- aufgenommen worden waren; weiterhin Aufnah-
wjetzone herangezogen werden kann — wurde bei men von einer Zeugenvernehmung im Hause der
der Verurteilung Herbert Kluges nicht in Anwen- Kampfgruppe gegen die Unmenschlichkeit, Bild-
dung gebracht, also wurde auch das Territorial- streifen über die Kundgebung des Kongresses für
prinzip durchbrochen. kulturelle Freiheit, der am Vortage der Verhaftung
in Berlin durchgeführt worden war, und Aufnah-
Das Geraer Gericht ist mit seinem Urteil einer men vom Pfingsttreffen der FDJ.
langen Reihe bitterer Beispiele gefolgt, in denen Nach der Urteilsbegründung des Landgerichts
es Aufgabe dieser „Rechtsprechung" wurde, einen Berlin-Ost waren diese Filmstreifen dazu be-
politischen Zweck zu erfüllen. stimmt, „in allen Ländern, in denen die amerika-
In nahezu klassischer Form wird das in der Ur- nischen Wochenschauen laufen, eine Stimmung ge-
teilsbegründung eines anderen sowjetzonalen Ge- gen die DDR und die mit ihr befreundete Sowjet-
richtshofes manifestiert. Das Amtsgericht Berlin- union zu erzeugen. Durch die Auswahl der Auf-
Mitte fällte am 27. April 1952 ein Urteil (Akten- nahmen sollte auf den Beschauer der Eindruck
zeichen: (95) 30 Ls 135.51 (246.51), das der Urteils- erweckt werden, daß im sowjetzonalen Gebiet keine
findung im Falle Kluge sehr verwandt ist. In der Freiheiten bestehen und alle bedeutenden Ereig-
Begründung dieses Urteils sind — wörtlich — nisse nur unter dem Druck der sowjetischen Besat-
folgende Feststellungen enthalten: zungsmacht, der SED und der FDJ erfolgen."
Die Kontrollratsdirektive Nr. 38 ist durch eine Das Gericht fand beide Verhafteten schuldig,
Verfügung als für den demokratischen Sektor „als Täter, teils als Gehilfen, fortgesetzt handelnd
von Großberlin gültig erklärt worden. Sie ist Gerüchte erfunden und verbreitet zu haben, die
in Westberlin jedoch nicht in Kraft. Der Ange- geeignet waren, den Frieden des Deutschen Vol-
klagte war jedoch im Westsektor Berlins kes zu gefährden. Sie handelten schuldhaft und
wohnhaft und führte auch seine Taten im waren somit gemäß Kontrollratsdirektive Nr. 38
Westsektor aus. Die demokratische Berliner Abschnitt II Artikel 3 a III als Belastete einzu-
Justiz ist jedoch örtlich und sachlich für Ge- stufen."
samtberlin zuständig. Wenn auch der Ange- Tochtermann wurde zu 3 Jahren Gefängnis und
klagte die tendenziösen friedengefährdenden Rogge zu einer Gefängnisstrafe von 4 Jahren ver-
Gerüchte in Westberlin erfunden und verbrei- urteilt. Während die Entlassung Tochtermanns am
tet hat, so waren diese doch dazu bestimmt, 29. September 1952 erfolgte, befindet sich Rogge
auch in den demokratischen Sektor und in die gegenwärtig noch in Haft.
DDR zu gelangen . . .
Ein einziges Beispiel aus dem langen Katalog
Der Ausbruch dieser Hetze wirkt also auch auf der Anklagepunkte, die in der Begründung dieser
den demokratischen Sektor ein und so ist auch Urteile zusammengetragen wurden, entblößt den
dieser als Tatort anzusehen, auch wenn in die Charakter der sowjetzonalen Rechtsprechung ge-
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14187
(Dr. Reif)
nau so wie die Feststellungen, die von juristischem licht, die beispielsweise einen Bericht von einer
Gesichtspunkt aus bei der Berichterstattung über Grenzfahrt in das Görlitzer Neiße-Gebiet, einen
die Urteilsfindung im Falle Kluge getroffen wer- politischen Lokalbericht aus Fürstenwalde, einen
den mußten: Unter dem bei Tochtermann gefundenen politischen Bericht aus der Ruppiner Gegend und
Filmmaterial befanden sich auch Filmstreifen von einen Bericht über den Güterzugverkehr zwischen
aktuellen Ereignissen in der Bundesrepublik, dar- Westdeutschland und der Zone enthielten. Ihr In-
unter Aufnahmen von Protestaktionen gegen die halt reichte hin, um Hans Saenger 25 Jahre hinter
von der britischen Militärregierung angeordnete die Zuchthausmauern von Waldheim zu ver-
Demontage in den ehemaligen Reichswerken Wa- dammen.
tenstedt-Salzgitter. Unter anderem wurde gezeigt,
wie die von der Besatzungsmacht gecharterten De- Dort, wo dem sowjetzonalen Regime die Verhaf-
montagetrupps durch militärische Einheiten beglei- tung im eigenen Hoheitsgebiet nicht unmittelbar
tet wurden. Der Fund dieser Aufnahmen konnte möglich ist, wird das Opfer in den Machtbereich
natürlich geeignet sein, der Verteidigung für das des Sicherheitsdienstes gelockt oder mit Gewalt
Berufungsverfahren recht massive Argumente ge- verschleppt.
gen die Behauptung der Urteilsbegründung zu lie-
fern, daß die Aufnahmen der Verurteilten „einsei- Der Westberliner Journalist Wilhelm Steneberg,
tig zum Zweck der Hetze gegen die DDR aus dem geb. 15. 2. 1887, wohnhaft in Berlin-Schöneberg,
Zusammenhang gerissen und dadurch entsprechend Wexstraße 2, früher Chefredakteur der „Berliner
politisch gefärbt" seien. Deshalb traf das Gericht Börsenzeitung", nimmt bei der Lizenzierung der
in seiner Urteilsbegründung zu den Watenstedt- ersten deutschen Zeitungen im Jahre 1945 eine
Salzgitter-Aufnahmen folgende Feststellung: „Hier Stellung als Wirtschaftsredakteur der „Täglichen
(betrifft Aufnahmen Watenstedt-Salzgitter) sollte Rundschau" an. Jedoch schon bald entschließt er
dokumentiert werden, daß die britische Besatzungs- sich, die Tätigkeit bei diesem immer eindeutiger
macht zu Recht gegen die Arbeiter aufgefahren ist. werdenden sowjetischen Propagandainstrument
Nicht wurde in dem Bericht (gemeint ist der Be- aufzugeben, und setzt sich darum im Jahre 1948
gleittext des Reporters) erwähnt, daß diese Spren- nach Westberlin ab. Im Laufe des Vormittags des
gungen und Demontagen des Werkes nur zur Aus- 27. Oktober 1950 wird er von einem Personenkraft-
schaltung der Konkurrenz der britischen Kapitali- wagen in seiner Wohnung abgeholt und in den
sten diente. Kein Wort darüber, daß von dem Be- Ostsektor verschleppt. Der Vorgang der Entfüh-
stehen des Betriebes die Lebensgrundlage einer rung wird beim Generalstaatsanwalt des Land-
ganzen deutschen Stadt abhängt." gerichts Berlin (West) unter dem Aktenzeichen 2 P
Js 939/51 und P Js 969/50 anhängig gemacht. Ein
Schon bei den ersten Beratungen im Plenum zu starker Verdacht richtet sich gegen einen Unter-
vorliegendem Antrag wurde darauf verwiesen, daß mieter Stenebergs namens Breitenfeld, einen frü-
der Fall Kluge nur einen Modellfall darstelle und heren SED-Funktionär aus der sowjetisch besetz-
das Recht der freien Meinungsäußerung, das Recht ten Zone. Breitenfeld ist unauffindbar, so daß das
der Pressefreiheit nur zu einem erneuten Male ver- Ermittlungsverfahren wegen Abwesenheit vorläu-
letze, daß mit der Verhaftung dieses westdeutschen fig eingestellt werden mußte. Im Januar 1952 wird
Journalisten nur ein willkürlicher Rechtsbruch durch die Erste Große Strafkammer des Landge-
wiederholt würde, wie er bei der Verhaftung und richts Greifswald ein Strafverfahren gegen den
Verurteilung von über fünfzig anderen westdeut- Verschleppten eröffnet. Steneberg wird zu vierein-
schen, Berliner und sowjetzonalen Journalisten halb Jahren Zuchthaus verurteilt und in die Straf-
längst zur Praxis dieses zynischen und brutalen anstalt Bützow-Dreibergen eingeliefert.
Gewaltregimes geworden war. Kaum vierzehn Tage später, am 11. November
1950, wird der Westberliner Journalist Alfred Wei-
Ein weiteres Beispiel: Ein anderer Journalist, land, geb. 7. 8. 1906 in Berlin, verheiratet, wohn-
Hans Saenger, Reporter bei der westdeutschen Zeit- haft in Berlin W 30, auf dem Wege von seiner
schrift „sie", wohnhaft in Berlin-Südende (West- Wohnung, Neue Winterfeldstraße, zu einem Post-
sektor), bei seiner Verurteilung 30 Jahre alt, wird amt in der Geisbergstraße auf offener Straße ver-
auf Grund der gleichen außerhalb der Sowjetzone schleppt. Passanten beobachten, wie Weiland vor
ausgeübten publizistischen Tätigkeit, also wegen einem Ruinengrundstück zusammenbricht und an-
eines „Deliktes", das im Falle Kluge zu 15 Jahren schließend in einem mit Westberliner Kennzeichen
Zuchthaus und im Falle der Bildberichter Tochter- versehenen Volkswagen abtransportiert wird. Die
mann und Rogge zu Gefängnisstrafen führte, durch Spur des Wagens kann bis zum Zonengrenzüber-
einen Schweriner Strafsenat wegen „antisowjeti- gang Potsdamer Platz verfolgt werden.
scher Propaganda" zu 25 Jahren Zuchthaus ver-
urteilt. Am 26. August 1952 wird Weiland mit sechs an-
deren Personen aus der sowjetisch besetzten Zone,
Saenger begibt sich im Juni 1949 in die sowje- die mit ihm in Verbindung standen, durch eine
tisch besetzte Zone, um für die „unpolitische" Wo- Strafkammer des Landgerichts Greifswald zu einer
chenzeitschrift „sie" eine Reportage über die Ost- Zuchthausstrafe von 15 Jahren wegen „Boykott-
seebäder anzufertigen. Als er in Saßnitz ein ein- hetze und Spionage" verurteilt. Als besonders er-
fahrendes Fischerboot fotografieren will, erscheint schwerend bezeichnet es die Urteilsbegründung, daß
er verdächtig genug, um verhaftet zu werden. Es Weiland von September 1946 bis Februar 1947 beim
gelingt ihm, sich mit seinen Angehörigen in Ver- Aufbau des sowjetzonalen Instituts für Publizistik
bindung zu setzen; seine Ehefrau reist ihm nach „Zersetzungsarbeit" getrieben habe.
Rügen nach und wird dort ebenfalls vorübergehend
in Haft genommen. Im Laufe ihrer Vernehmung Tatsächlich war Weiland im Februar 1947 ge-
erfährt Frau Saenger, welche Verbrechen ihrem zwungen, das von ihm aufgebaute Institut in Lich-
Mann zur Last gelegt werden. tenberg innerhalb von 10 Minuten zu verlassen
und in die Westsektoren zu fliehen, da ihm eine
Saenger hatte in den Jahren 1948 und 1949 in Warnung zukam, daß er wegen „trotzkistischer
westdeutschen Zeitungen einige Artikel veröffent- Umtriebe" verhaftet werden solle.
14188 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Dr. Reif)
Alfred Weiland wird in Bützow-Dreibergen ge- meisten dieser Fälle, vor der Öffentlichkeit detail-
fangen gehalten. liertere Angaben zu machen. Als Beispiel aber sei
In einer Note des sowjetischen Armeegenerals auf das Schicksal eines jungen Journalisten hin-
Tschuikow an den damaligen amerikanischen Hoch- gewiesen, der sich entschloß, den Beruf zu wech-
kommissar Donelly vom 1. Oktober 1952 wird Wei- seln, und in die sowjetische Zone reiste, um dort
land beschuldigt, „im Auftrage des amerikanischen ein Universitätsstudium aufzunehmen: Der 25jäh-
Spionagedienstes tätig gewesen zu sein und rige ehemalige Volontär der Zeitschrift „Horizont"
Spionageberichte, darunter solche militärischen Claus-Einar Langen wird verhaftet, als er den
Charakters, an den amerikanischen Presseoffizier Versuch macht, sein Medizinstudium an der Uni-
in Westberlin, N. Josselson, geliefert zu haben." versität Greifswald aufzunehmen.
Auf eine Gegenvorstellung Donellys vom 3. No-
vember 1952, die von Tschuikow Einzelheiten über Claus-Einar Langen sollte zunächst — einer Fa-
diese Beschuldigungen und die Umstände der Ver- milientradition entsprechend — Redakteur wer-
haftung Weilands fordert, geht von sowjetischer den. In den Jahren 1946 bis 1948 volontierte er
Seite keine Antwort ein. deshalb bei der Berliner Zeitung „Tagesspiegel"
und der Zeitschrift „Horizont". Als aber im De-
Verschleppt wie Weiland und Steneberg wurde zember 1948 der Vater Langens verstarb, beschloß
am 2. November 1947 auch der damals 40jährige der junge Journalist, seinen ursprünglichen Ab-
Westberliner Journalist Dieter Friede. Er wurde sichten zu folgen und das Medizinstudium zu be-
in der Nacht vom 1. zum 2. November aus seiner ginnen. Der Versuch, sich an der Humboldt-Uni-
Wohnung in Berlin-Wilmersdorf, Düsseldorfer versität in Berlin immatrikulieren zu lassen, miß-
Straße 32, in den Ostsektor gelockt und dort ver- lang. Langen begab sich nunmehr nach Greifswald
haftet. Anschließend soll Friede nach Dresden ge- und wurde dort ordnungsgemäß immatrikuliert.
bracht worden sein. Hier sei ihm — so berichteten Kurze Zeit nach seinem Entreffen fand in Greifs-
inzwischen entlassene Mitgefangene — ein „Fern- wald eine Großrazzia auf politisch verdächtige Stu-
urteil" bekanntgegeben worden, das seine Verur- denten statt. Langen wird mit einigen Freunden
teilung zu 15 Jahren Zuchthaus wegen „Spionage- verhaftet. Während die meisten seiner Kommili-
verdachts" enthalten habe. Er soll von dort zwi- tonen nach kurzer Überprüfung entlassen werden,
schen dem 25. und 28. Februar 1950 nach Brest- ergibt eine Leibesvisitation bei Langen, daß er die
Litowsk abtransportiert worden sein. Über sein Manuskripte zweier Artikel bei sich trägt, in de-
Ergehen und seinen weiteren Verbleib ist bis heute nen er sich kritisch über die Verhältnisse an der
nichts bekannt. Greifswalder Universität im besonderen und über
das akademische Leben der Sowjetzone im allge-
Während der am 6. September 1948 durchge- meinen äußert. Aus diesem Grunde wird er um die
führten Sitzung des Berliner Stadthauses, deren Jahreswende 1948/49 von einem sowjetischen Mili-
Verlauf zum Anlaß der Spaltung Berlins genom- tärtribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
men wurde, verhafteten Volkspolizisten den West- Er befindet sich zur Zeit in der Strafanstalt Wald-
berliner Journalisten Wolfgang Hansske bei der heim.
Durchführung seiner beruflichen Aufgaben. Der
heute 26jährige Journalist soll durch ein sowjeti- In allerletzter Zeit ist über diese durch um-
sches Militärtribunal in Potsdam zu 25 Jahren Ar- fangreiche Materialien belegte und von den zu-
beitslager verurteilt worden sein. Bis zum Som- ständigen Stellen der Bundesregierung fortdauernd
mer 1952 konnte sein Aufenthalt in der Strafan- beobachteten Fälle unrechtmäßiger Verhaftungen
stalt Bautzen festgestellt werden. Seitdem ist auch und willkürlicher Verurteilungen westdeutscher
er verschwunden. Journalisten hinaus durch Mitteilungen der Berufs-
verbände, durch Hilferufe von Angehörigen und
Wiederum aus den Westsektoren — aus der über Quellen aus der sowjetisch besetzten Zone
Wohnung eines Bekannten in Berlin-Hermsdorf selbst die Verhaftung oder Verschleppung von un-
(französischer Sektor) — wurde der 40jährige Jour- gefähr zwanzig weiteren westdeutschen oder West-
nalist Herbert Hintze gewaltsam entführt. Über sein berliner Journalisten zur Kentnis des Unteraus-
Schicksal nach der Verschleppung ist bisher nichts schusses gelangt. Nach Mitteilung des zuständigen
zu ermitteln gewesen. Am Tatort wurde eine Ka- Ressorts der Bundesregierung werden diese Fälle
nüle aufgefunden, die vermuten läßt, daß Hintze gegenwärtig eingehend überprüft und nach Ermitt-
vor der Entführung betäubt wurde. lung des näheren Sachverhalts der Öffentlichkeit
Die Planmäßigkeit, mit der die gerichtliche Ver- in detaillierter Form zur Kenntnis gebracht
folgung als politische Waffe im Kampf gegen eine werden.
freie Berichterstattung über den sowjetischen
Machtbereich angesetzt wird, wird besonders auch Der Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen hält es
in solchen Fällen augenscheinlich, in denen Jour- bei seiner Berichterstattung über die Inhaftierung
nalisten in die Hände der sowjetzonalen Strafjustiz und Verschleppung westdeutscher Journalisten für
gerieten, nachdem sie die Aufmerksamkeit des seine Pflicht, auf das Schicksal einer nicht minder
sowjetzonalen Staatssicherheitsdienstes oder der großen Zahl von Redakteuren, Korrespondenten
Volkspolizei aus ganz anderen Gründen — oft- und Verlegern aus Mitteldeutschland hinzuweisen,
mals bei geringfügigem und völlig privatem An- die den Versuch eines freien Wortes und den Mut
laß — auf sich gezogen hatten. Beim Besuch von zur Wahrheit mit jahrzehntelanger Kerkerhaft zu
Eltern und Verwandten, in einem Falle sogar ledig- büßen haben.
lich bei dem Versuch, auf offiziellem Wege statisti- Endlich soll nicht vergessen werden, daß sich
sches Material von einer sowjetzonalen Behörde zu noch heute in der berüchtigten Strafanstalt Wald-
erhalten, wurden nach vorliegenden Berichten wei- heim 8 ehemalige Journalisten befinden, die 1945
tere acht westdeutsche Journalisten verhaftet, ver- auf Grund der Kontrollratsdirektive Nr. 38 zu
schleppt und schließlich zu schweren Freiheitsstra- langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt worden
fen verurteilt. sind. Es scheint für jeden rechtlich denkenden
Die Rücksicht auf die in der sowjetisch besetz- Menschen an der Zeit zu sein, daß auch von den
ten Zone lebenden Angehörigen verbietet in den westlichen Alliierten, unter deren Mitwirkung die
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14189
(Dr. Reif)
Kontrollratsdirektive Nr. 38 am 12. Oktober 1946 sten ein Dokument vorgelegt, das allein durch die
erlassen wurde, eindeutig festgestellt wird, daß Registrierung bekundeter und unwiderlegbarer
durch eine Auslegung, wie sie diese Verordnung Tatsachen zu einer Anklage geworden ist, die
von der sowjetzonalen Justiz damals und heute schwerer wiegt als jeder feierliche Protest.
noch erfährt, die Absicht der alliierten Gesetzge-
bung völlig entstellt worden ist. Der Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen ist ein-
stimmig der Auffassung, daß die Völker, denen in
Die Gegenüberstellung von Anklage und Straf- einer freien Welt die Möglichkeit zur freien Mei-
maß in nur einem einzigen Beispiel für diese Fälle nungsäußerung gegeben ist, insbesondere aber alle
erübrigt es, in diesem Zusammenhang die Frage Journalisten, die unbehindert und in Freiheit ihren
nach der Absicht und der Rechtsgrundlage der publizistischen Aufgaben leben können, die Ver-
alliierten Verordnung zu streifen oder Schuld und antwortung haben, das Schicksal dieser um ihrer
Verantwortung der nationalsozialistischen Journa- Überzeugung oder ihrer publizistischen Verantwor-
listik zur Debatte zu stellen: Während der national- tung willen rechtlos der Freiheit beraubten Men-
sozialistischen Besetzung war einer der heute noch schen zur eigenen Sache zu machen. Aus diesem -
in Waldheim festgehaltenen Journalisten, der Ber- Grunde bittet der Ausschuß für gesamtdeutsche
liner Redakteur Walter Freitag, in Prag Konzert- Fragen das Hohe Haus, seine Forderung auf Frei-
und Kulturkritiker für den „Reichsrundfunk". Er lassung der zu Unrecht verhafteten und verurteil-
wurde wegen dieser Tätigkeit durch das Landge- ten Journalisten zu bekräftigen und diesem Be-
richt in Chemnitz-Waldheim im Mai 1950 zunächst richt förmlich zuzustimmen.
zu einer Zuchthausstrafe von 20 Jahren verurteilt,
die im Herbst 1952 dann auf 10 Jahre ermäßigt Bonn, den 3. Juli 1953
wurde.
Der Bericht des Ausschusses für gesamtdeutsche
Dr. Reif
Fragen hat mit den hier vorgetragenen Schick-
salen westdeutscher und sowjetzonaler Journali Berichterstatter
14190 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht
(23. Ausschuß)
Der Rechtsausschuß hat sich in zwei Sitzungen Zugabe handelt, weil sie kaum den Rahmen der
mit dem von den Regierungsparteien gestellten Geringwertigkeit überschreitet.
Antrag Drucksache Nr. 4312 beschäftigt. Der An-
trag war zur Mitberatung dem Ausschuß für Der Ausschuß hat es für richtig gehalten, die
Wirtschaftspolitik und dem Ausschuß für Fragen Bestimmung etwas präziser zu fassen, und schlägt
der Presse, des Rundfunks und des Films zugeleitet. vor, die Ausnahme vom Zugabeverbot wie folgt
zu fassen:
Der Antrag Drucksache Nr. 4312 betrifft die Kun- wenn Zeitschriften, die überwiegend der Wer-
denzeitschriften. Der Rechtsausschuß hat festgestellt,
bung von Kunden dienen, unentgeltlich an den
daß es sich bei den Kundenzeitschriften um Hefte Verbraucher abgegeben werden;
und Schriften handelt, die in Lebensmittel-, Milch-
und Fischgeschäften, Drogerien und Textilläden diese Formulierung wurde vom Ausschuß ein-
in gewissen Abständen unentgeltlich an die Kun- stimmig angenommen. Die beiden mitbeteiligten
den ausgehändigt werden. Das Zugabewesen ist Ausschüsse haben zugestimmt. Um einen systema-
durch Verordnung vom 9. März 1932 geregelt wor- tischen Einbau der Bestimmung zu ermöglichen,
den. Abgesehen davon, daß Gegenstände geringen schlägt der Rechtsausschuß die in der Drucksache
Wertes schon in der Verordnung vom Verbot aus- Nr. 4486 vorgeschlagene Fassung vor.
genommen waren, hat der damalige Gesetzgeber
in einer mit der Verordnung veröffentlichten Be- Im Namen des Ausschusses bitte ich das Hohe
gründung die Kundenzeitschriften von dem Zugabe Haus um Zustimmung.
verbot vollständig ausgenommen. Der Rechtsaus-
schuß war der Ansicht, daß das, was der Gesetz-
geber in der Begründung gesagt hat, keine Rechts- Bonn, den 3. Juli 1953
wirksamkeit erhalten hat und deshalb in anderer
Form geregelt werden sollte. Der Ausschuß war
auch der Ansicht, daß es sich im allgemeinen bei Frau Nadig
den Kundenzeitschriften nicht um eine unzulässige Berichterstatterin
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14191
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Außenhandelsfragen (14. Ausschuß)
über den Antrag der Fraktion der FU betreffend
Zu der in Drucksache Nr. 4029 geforderten Regierung in Verhandlungen treten, damit kredit-
Importsperre für Pflastersteine ist festzustellen, fördernde Maßnahmen, wie „Verwandlung der
daß die Einfuhr skandinavischer Pflastersteine im Arbeitslosenunterstützung in Kredite", durchge-
Jahre 1952 nur 3 °/o des inländischen Stein- führt werden. Des weiteren sollen in Bayern an
verbrauchs ausmachte. Daneben verbietet sich die Stelle von Teer- und Betonstraßen Pflasterstein-
geforderte Sperre durch die Mitgliedschaft im straßen gebaut werden. Die Aufgabe der baye-
GATT und aus handelspolitischen Gründen. Der rischen Pflastersteinindustrie wird es sein, künftig
durch eine Einfuhrsperre entstehende Schaden einen laufenden Kontakt mit den norddeutschen
würde ein Mehrfaches des erzielten Nutzens be- Bedarfsträgern aufzunehmen, damit sie in der Lage
tragen. ist, den voraussichtlich auf sie zukommenden Be-
darf rechtzeitig einzuplanen.
Das Problem selber kann nicht mit handels-
politischen Maßnahmen gelöst werden. Aus diesem Der Ausschuß für Außenhandelsfragen empfiehlt
Grunde hat das Bundesministerium für Wirtschaft daher dem Hause, den Antrag — Nr. 4029 der
am 11. März 1953 die interessierten Behörden- Drucksachen — auf Grund der bisherigen Maß-
vertreter und Organisationen sowie den inter- nahmen der Bundesregierung für erledigt zu
essierten Handel zu einer Sitzung zusammen- erklären. Die mitberatenden Ausschüsse für Wirt-
gerufen. Bei dieser Zusammenkunft kamen die schaftspolitik und Grenzlandfragen haben sich
Teilnehmer zu folgenden Ergebnissen. Erstens: In diesem Antrag angeschlossen.
der bayerischen Pflastersteinindustrie herrschen
kaufmännische und organisatorische Mängel. Zwei- Im Namen des Ausschusses für Außenhandels-
tens: Die bayerischen Produzenten führen mangeln- fragen darf ich um Zustimmung zu dem Ausschuß-
den Kontakt mit den norddeutschen Verbrauchern. antrag Nr. 4610 der Drucksachen bitten.
Drittens: Die bayerische Pflastersteinindustrie
leidet an Kapitalmangel und ist dadurch nicht in
der Lage, auf Vorrat zu produzieren, um den Bonn, den 3. Juli 1953
Stoßgeschäften nachkommen zu können. Aus
dieser Erkenntnis beschlossen die Teilnehmer,
die entsprechenden Abhilfemaßnahmen einzuleiten. Josef Spies
Die bayerische Industrie wird mit der bayerischen Berichterstatter
14192 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
(19. Ausschuß)
über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die
Landwirtschaftliche Rentenbank -
(Nrn. 4202, 4498 der Drucksachen)
Berichterstatter: Abgeordneter Revenstorff
Der Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des nahmen vorsieht, die — bei Wahrung des Allge-
Gesetzes über die Landwirtschaftliche Rentenbank meininteresses — die landwirtschaftliche Erzeu-
vom 11. Mai 1949 ist vom federführenden Aus- gung oder die landwirtschaftliche Forschung
schuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten fördern. Da auch andere, für die Landwirtschaft
in den Sitzungen vom 19. und 20. Mai 1953, außer- wichtige und dringende Zwecke denkbar sind,
dem vom Ausschuß für Geld und Kredit in seiner deren Förderung zum Aufgabengebiet eines zen-
Sitzung vom 18. Juni 1953 beraten worden. Die tralen Agrarkreditinstitutes gehört, soll die Mög-
Vorschläge des Ausschusses für Geld und Kredit lichkeit geschaffen werden, auch diese Zwecke,
hat sich der Ausschuß für Ernährung, Landwirt- allerdings unter Wahrung des Vorranges für Pro-
schaft und Forsten in seiner Sitzung vom 18. Juni duktion und Forschung, zu berücksichtigen.
1953 zu eigen gemacht.
Nr. 4 f:
Im einzelnen werden gegenüber der Regierungs- Die — bisher in § 4 Abs. 3 und 4 enthaltenen —
vorlage folgende Änderungen vorgeschlagen (vgl. Vorschriften des § 18 (neu), die im Regierungs-
hierzu Gegenüberstellung): entwurf einer nur der besseren sprachlichen Klar-
heit dienenden Neuformulierung unterzogen wor-
den sind, bedürfen nach Ansicht des Ausschusses
Zu Artikel I: noch einer geringfügigen Abwandlung:
Nr. 2: Im ersten Satz des Absatzes 2 soll nicht mehr
Außer der in der Regierungsvorlage enthalte- die Bildung gesonderter Deckungsmassen für jede
nen Vorschrift über ein von der Landwirtschaft- Gattung von Schuldverschreibungen der Anstalt
lichen Rentenbank verwaltetes Zweckvermögen, zur Regel gemacht, sondern im Interesse der
das durch das Gesetz zur Abwicklung der land- Arbeitsvereinfachung grundsätzlich eine Deckungs-
wirtschaftlichen Entschuldung vom 25. März 1952 masse für die verschiedenen Gattungen von
(Bundesgesetzbl. I S. 203) entstanden ist, hielt der Schuldverschreibungen gebildet werden; die Mög-
Ausschuß eine weitere Ergänzung des § 2 des lichkeit getrennter Deckungsmassen bleibt dabei
Rentenbankgesetzes, der vom Kapital der Anstalt aber für den Bedarfsfall offen. Im übrigen ist der
handelt, für wünschenswert. Die derzeitige Rege- Ausschuß dem — auch von der Bundesregierung
lung, nach der alle Reingewinne, soweit sie nicht akzeptierten — Vorschlage des Bundesrates bei-
nach der Satzung zur Bildung anderer Rücklagen getreten, daß Schuldbuchforderungen an öffent-
(z. B. Sonderrücklagen für Verpflichtungen aus lich-rechtliche Grundkreditanstalten den Pfand-
Anleiheemissionen) zu verwenden sind, der Haupt- briefen und verwandten Schuldverschreibungen
rücklage zuzuführen sind, erschien dem Ausschuß hinsichtlich der Deckungsfähigkeit gleichgestellt
etwas zu starr, weil sie einstweilen, d. h. bis das sein sollen.
Gesamtkapital (Grundkapital plus Hauptrücklage)
die 200-Mio-Grenze erreicht, der Anstalt keinerlei Nr. 5 a:
Verfügungsmöglichkeit über Reingewinne beläßt. Der Ausschuß ist der Meinung, daß die Ernäh-
Da andererseits der Betrag von 200 Mio DM so rungswirtschaft mit nur einem Sitz im Verwal-
bald wie möglich erreicht werden soll, beschränkte tungsrat nicht ausreichend vertreten ist, sondern,
sich der Ausschuß auf den Vorschlag, daß 10 v. H. entsprechend ihrer Unterteilung in Industrie und
des jährlichen Reingewinns bereits jetzt den für Handel, für jede dieser Untergruppen einen Sitz
dessen Verwendung vorgesehenen Zwecken zuge- erhalten soll. Er hält es ferner für erforderlich,
führt werden, wenn die Anstaltsversammlung daß auch die Landwirtschaftskammern mit zwei
dies gemäß § 9 beschließt. Für die übrigen nicht alle Landwirte dem Deutschen Bauernver-
90 v. H. sollen auch weiterhin die oben dargestell- Sitzen im Verwaltungsrat vertreten sind, weil
ten Bindungen gelten. Zugleich schlug der Aus- band angehören und auch die Kammern in den
schuß, wie schon in diesem Zusammenhang er- Ländern, in denen sie bestehen, als Vertretungs-
wähnt werden muß, eine geringfügige Abänderung organisation der rentenbankgrundschuldpflichtigen
des § 9 vor, der in seiner jetzigen Fassung eine Betriebe anzusehen sind. Wenn hierdurch die in
Verwendung des Reingewinns nur für solche Maß § 7 festgelegte Zahl der Ausschußmitglieder um
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 141A3
(Revenstorff)
drei erhöht wird und damit ( einschließlich des lung die einzelnen Betriebsgrößenklassen, speziell
Vorsitzenden) einunddreißig beträgt, so ist sie nach die bäuerlichen Familienbetriebe, Berücksichtigung
Ansicht des Ausschusses noch nicht zu groß, um finden müssen.
die Arbeitsfähigkeit des Gremiums zu beeinträch-
tigen. Nr. 6 a:
Der Ausschuß konnte dem -- auch von der Bun- Aus den bereits unter Nr. 2 erörterten Grün-
desregierung nicht übernommenen — Vorschlag den hielt der Ausschuß eine etwas freizügigere
des Bundesrates, die vom Deutschen Bauernver- Handhabung der Gewinnverteilung für zweck-
band zu entsendenden Vertreter statt dessen vorn mäßig und hat daher die entsprechende Änderung
Zentralausschuß der Deutschen Landwirtschaft be- des § 9 Satz 2 vorzuschlagen beschlossen.
stellen zu lassen, nicht folgen. Der Zentralaus- Nr. 9:
schuß ist eine Arbeitsgemeinschaft, aber kein
Gremium mit genügend umrissener Aufgaben- Nachdem durch den Bundesrat die Berlin-
stellung, um in einem Gesetz Nominierungsbefug- Klausel in das Gesetz eingefügt worden ist und -
nisse zu erhalten (vgl. auch die Ausführungen zu die Bundesregierung, die ursprünglich die In-
Nr. 6). Im übrigen dürfte den diesem Vorschlag kraftsetzung der Rentenbankgesetzgebung in Ber-
zugrundeliegenden Absichten des Bundesrates lin durch Rechtsverordnung gemäß dem Dritten
durch die Berücksichtigung der Landwirtschafts- Überleitungsgesetz vorgesehen hatte, zugestimmt
kammern sinngemäß Rechnung getragen sein. hat, erübrigen sich in § 17 die Worte „im Geltungs-
bereich dieses Gesetzes befindlichen", so daß die
Ferner wurde eine Klarstellung in dem Sinne im jetzigen Wortlaut des Gesetzes enthaltenen
für erforderlich gehalten, daß bei der Auswahl der Worte „ im Vereinigten Wirtschaftsgebiet befind-
Vertreter des Bauernverbandes die Inhaber bäuer- lichen" ersatzlos fortfallen können.
licher Familienbetriebe zu berücksichtigen sind;
dies kam nach Meinung des Ausschusses in der Zu Artikel II:
bisherigen Fassung des Gesetzes nicht deutlich
genug zum Ausdruck. Der Ausschuß für Geld und Kredit hatte im
Hinblick auf die Erhöhung des Anteils am Ertrag
Nr. 5 c: der Rentenbankgrundschuld, der gemäß § 3 des
Ebensowenig wie die Bundesregierung hat auch Gesetzes über die Landwirtschaftliche Rentenbank
der Ernährungsausschuß dem Vorschlag des Bun- für die Deutsche Genossenschaftskasse bestimmt
desrates beipflichten können, nach dem in der ist, von 60 auf 64 Millionen DM (vgl. Artikel I Nr. 4)
Frage der Vertretung der Landwirtschaftsminister vorgeschlagen, daß der Bundesminister der Finan-
der Länder die jetzt geltende Fassung des Ge- zen ermächtigt werden soll, den § 5 des Gesetzes
setzes bestehen bleiben soll. Die Fassung der Re- über die Deutsche Genossenschaftskasse, der auf
gierungsvorlage, die statt der Minister selbst nur § 3 des Rentenbankgesetzes Bezug nimmt, unter
deren ständige Vertreter im Amt als Mitglieder entsprechender Anpassung neu bekanntzumachen.
des Verwaltungsrates zuläßt, scheint dem Aus Der Ernährungsausschuß schließt sich diesem Vor-
schuß besser zu gewährleisten, daß wirklich ent- schlag an.
scheidungsbefugte Personen an den — in zahl- Zu Artikel III:
reichen Fällen kreditpolitisch sehr wichtigen —
Beratungen und Beschlüssen des Verwaltungsrates Da der Ausschuß sich dafür entschieden hat, für
teilnehmen. die Nominierung von Vertretern im Verwaltungs-
Die vom Bundesrat mit Zustimmung der Bun- rat nicht den Zentralausschuß der Deutschen Land-
desregierung vorgeschlagene neue Bestimmung, wirtschaft statt des Deutschen Bauernverbandes
daß Mitglieder der Anstaltsversammlung nicht zu- vorzusehen, und da er in der Frage der Stellver-
gleich dem Verwaltungsrat angehören, wird auch tretung für die Landwirtschaftsminister der Län-
vom Ausschuß für zweckmäßig gehalten. der nur deren ständige Vertreter im Amt zuzu-
lassen beschlossen hat (vgl. Artikel I Nrn. 5 a und
Nr. 6: 5 b), ist für den Änderungsvorschlag des Bundes-
In der Frage der Zusammensetzung der An- rates zu Artikel III keine Grundlage mehr vor-
staltsversammlung ist der Ausschuß weder der handen.
Regierungsvorlage noch dem Vorschlag des Bun- Zu Artikel III a:
desrates gefolgt. Er möchte aus den unter Nr. 5 a
dargelegten Gründen die Ausstattung des Zentral- In dem vom Bundesrat mit guten Gründen,
ausschusses der Deutschen Landwirtschaft mit dem denen sich die Bundesregierung nicht verschlossen
Recht zur Nominierung von Vertretern auch hier hat, eingeführten Artikel III a schlägt der Ausschuß
vermieden sehen und hat in seinem eigenen Vor- lediglich eine Änderung des Termins für die erst-
schlag die Sitze in der Anstaltsversammlung auf die malige Fälligkeit der Rentenbankgrundschuldzin-
einschlägigen Mitgliederverbände des Zentralaus- sen in Berlin auf den 1. April 1954 vor, da der in
schusses aufgeteilt, so daß (außer den zehn vom der Vorlage genannte Termin (1. April 1953) be-
Bundesrat berufenen Mitgliedern) zehn vom Deut- reits verstrichen ist.
schen Bauernverband e. V., fünf vom Deutschen Namens des Ernährungsausschusses habe ich
Raiffeisenverband e. V. und fünf vom Verband den Auftrag, Sie zu bitten, dem Gesetz in der
der Landwirtschaftskammern e. V. entsandt wer- Fassung der Beschlüsse des 19. Ausschusses zuzu-
den. stimmen.
Den vom Bundesrat vorgeschlagenen neuen
Satz 2 des § 8 Abs. 2, den auch die Bundesregie- Bonn, den 23. Juni 1953
rung übernommen hatte, hat der Ausschuß be-
stehen lassen, da seiner Meinung nach auch bei Revenstorff
der Auswahl der Mitglieder der Anstaltsversamm Berichterstatter
14194 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Geld und Kredit (12. Ausschuß)
Wertpapierbereinigungsgesetzes
Das Zweite Gesetz zur Änderung und Ergän- ihr Kapital nicht erhalten konnten. Eine weiter-
zung des Wertpapierbereinigungsgesetzes regelt in gehende Zinsverpflichtung der Aussteller des-
Abschnitt I die Bedienung derjenigen Wertpapiere, wegen vorzuschreiben, erschien nach Prüfung der
die inzwischen fällig geworden sind, jedoch nicht Verhältnisse nicht angängig, wobei auch in Be-
ausgezahlt werden konnten, weil die Berechtigten tracht gezogen werden muß, daß die Berechtigten
nicht feststanden. Diese Fälligkeiten sind nunmehr, in solchen Fällen nicht mehr auf die hinterlegten
soweit die Papiere bereinigt sind, an die Berech- Beträge verwiesen werden, die regelmäßig im
tigten auszuzahlen. Etwa inzwischen hinterlegte Verhältnis 100 : 6,5 umgestellt wurden, sondern
Beträge gehen an die Hinterleger zurück. ihren Kapitalanspruch im Verhältnis 10 : 1 umge-
stellt erhalten. Durch die Neufassung des § 15 des
Für Schuldverschreibungen, die unter das Lon- Gesetzes ist jedoch klargestellt worden, daß frei-
doner Schuldenabkommen fallen, richten sich willige weitere Zinszahlungen der Aussteller als
jedoch nach § 4 a die Zahlungsbedingungen nach echte abzugsfähige Zinsleistungen anzuerkennen
dem Abkommen und nicht nach diesem Gesetz. sind. Es kann erwartet werden, daß eine Reihe
von sowohl öffentlichen als auch privaten Aus-
Es bleibt nach § 4 unberührt, daß verlagerte stellern weitere Zinszahlungen anzubieten gewillt
Institute, nur quotai für ihre Verbindlichkeiten sind.
in Anspruch genommen werden können.
Da die Aussteller nunmehr unter Umständen Die Abschnitte III, IV und V enthalten Vor-
mehr zu zahlen haben, als sie aus den früheren schriften über die Ausstellung und Neuausgabe
Hinterlegungen zurückerhalten, findet eine Ka- von Einzelurkunden, den Umtausch von Schuld-
pitalschlußrechnung statt. Ergibt sich trotz Unter- verschreibungen, die Durchführung vertrags-
anmeldung dabei ein Defizit für den Aussteller, so mäßiger Teilkündigungen und ergänzende Ver-
wird es nach § 12 durch einen Entschädigungs- fahrensvorschriften, insbesondere auch in Fällen
anspruch gegen den Bund gedeckt. Später sollen verlagerter Institute, bei denen der Ausschuß nur
diese Entschädigungsansprüche durch Verwendung redaktionelle Verbesserungen und Klarstellungen
der bei anderen Wertpapieren vorliegenden vorgenommen hat. In Verbindung mit § 43 des
Unteranmeldungen, aus denen sich dort Ver- Gesetzes wurde die Frage einer Bereinigung der-
pflichtungen der Aussteller ergeben, abgerechnet jenigen Härtefälle behandelt, in denen den Berech-
werden. Das heißt praktisch, daß der Lastenaus- tigten die Einhaltung der Frist des § 32 Abs. 4 des
gleichsfonds mit dem ihm nach § 5 Abs. 1 Ziff. 4 Wertpapierbereinigungsgesetzes nicht mehr mög-
des Lastenausgleichsgesetzes zustehenden Anspruch lich war. Diese bereits abgelaufene Frist schließt
auf diese Restbeträge erst zum Zuge kommt, wenn eine Wiedereinsetzung gegen die Versäumung der
diese Gesamtabrechnung erfolgt ist. Anmeldefrist zur Wertpapierbereinigung aus.
Es hat sich aber herausgestellt, daß in
In Abschnitt II ist eine entsprechende Regelung einer Reihe von Fällen infolge mangelhafter
für die Abrechnung der inzwischen fällig geworde- Unterrichtung der Berechtigten oder aus an-
nen Zinsen getroffen, über die nach den gleichen deren Gründen trotzdem diese Frist nicht ein-
Grundsätzen eine Zinsenschlußrechnung stattfindet. gehalten werden konnte; dabei handelt es sich
Da nach den Anleihebedingungen die Aussteller in hauptsächlich um Anmeldungen aus dem Ausland
aller Regel nur bis zum Fälligkeitstage der oder von Vertriebenen. Es bestand im Unter-
Emission Zinsen zu zahlen haben, haben die In- ausschuß Einmütigkeit auch mit der Verwaltung
haber der Papiere, die inzwischen fällig geworden darüber, daß diese Härtefälle einer Lösung zuge-
waren, ihren Zinsanspruch verloren, obwohl sie führt werden sollen. Im Hinblick darauf, daß eine
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14195
(Seuffert)
abschließende Übersicht über die rechtzeitigen internationaler Abkommen eine Ermächtigung zu
Anmeldungen, deren Vorrang gewahrt werden Rechtsverordnungen in § 4 a Abs. 4 vorgesehen
muß, dazu vorliegen müßte und daß die Aufnahme werden mußte, war die Aufnahme einer ent-
einer Härteklausel die Setzung einer endgültigen sprechenden Bestimmung in der Berlin-Klausel
Ausschlußfrist voraussetzt, die Setzung dieser des § 71 notwendig.
letzten Frist aber in vielen Fällen heute noch als Das Inkrafttreten des Gesetzes ist auf den ersten
verfrüht anzusehen wäre, kam man jedoch zu dem Tag des zweiten Monats nach Verkündung vorge-
Ergebnis, daß das Problem im Augenblick noch sehen worden, um tunlichst ein gleichzeitiges In-
zurückgestellt werden und dem Schlußgesetz zur krafttreten in Berlin und im Bundesgebiet zu er-
Wertpapierbereinigung überlassen bleiben muß. möglichen.
Der Ausschuß nahm zustimmend davon Kenntnis,
daß die verwaltungsmäßigen Vorarbeiten zur In Durchführung dieses Gesetzes werden nun-
Klarstellung dieser Frage bereits eingeleitet sind, mehr Zinsen und Gewinnanteile auf bereinigte
und sprach den Wunsch aus, daß die Betroffenen Wertpapiere für mehrere Jahre auf einmal nach-
diese Vorbereitungen durch Meldung ihrer Fälle gezahlt werden müssen, wobei die Zusammen-
innerhalb der bereits eingeleiteten Umfragen drängung der Zahlung auf einen Zeitpunkt weder
möglichst bald vervollständigen helfen. Im übrigen von den Empfängern noch von den Schuldnern zu
ist in § 43 des Gesetzes nunmehr der Anmelde- vertreten ist. Dadurch können höhere Steuersätze
stelle eine Frist zur Weitergabe der Anmeldungen zur Anrechnung kommen, als bei laufender Zah-
an die Prüfstelle gesetzt worden. lung der Zinsen und Gewinnanteile berechnet wor-
den waren. Der Ausschuß ist der Ansicht, daß
Die Bestimmungen über die Rechtsstellung der diese Nachzahlungen für mehrere Jahre den
Wertpapiersammelbank bezüglich des durch An- ermäßigten Steuersätzen unterworfen werden
meldungen nicht belegten Betrags der Sammel- sollten, die in § 34 des Einkommensteuergesetzes
urkunde sind in §§ 54 und 54 a des Gesetzes nun- vorgesehen sind. Die dafür erforderliche Abände-
mehr so angepaßt worden, daß die Wertpapier- rung des § 34 EStG wollte der Ausschuß aber, den
sammelbank auch alle zur Durchführung von Ent- von den Ausschüssen des Hauses für solche Fälle
flechtungen usw. notwendigen Funktionen aus- entwickelten Grundsätzen folgend, nicht in einem
üben kann. Sie kann jedoch in keinem Falle ein Gesetz vornehmen, das nicht ein eigentliches
Stimmrecht für Aktien ausüben; § 54 a macht die Steuergesetz ist. Außerdem ist die Meinung ver-
Ausübung dieses Stimmrechts für Entflechtungs- treten worden, daß diese Einbeziehung auch durch
fälle usw. entbehrlich. die Verwaltung im Wege der Billigkeit oder die
Durch § 57 des Gesetzes ist klargestellt, daß die Verwaltungsrichtlinien erfolgen könne. Der Aus-
neu ausgegebenen Urkunden in jeder Beziehung schuß hat sich deswegen darauf beschränkt, die in
an die Stelle der alten Urkunden treten, also auch Ziff. 2 der Drucksache 4564 formulierte Entschlie-
für das Kapitalmarktförderungsgesetz usw. ßung zu beantragen.
Der Ausschuß hatte zur Behandlung der Vorlage
Abschnitt VI sieht ein besonderes Feststellungs-
verfahren über die Berechtigung aus Schuldver- einen Unterausschuß zusammen mit dem Ausschuß
schreibungen solcher verlagerter Institute vor, die für Rechtswesen und Verfassungsrecht eingesetzt.
Sämtliche Beschlüsse sind sowohl im Unteraus-
für die eigentliche Wertpapierbereinigung einst-
weilen nicht in Frage kommen. schuß als auch im Ausschuß einstimmig erfolgt.
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Geld und Kredit (12. Ausschuß)
Der Deutsche Bundestag hat in seiner Aber nicht nur Berlin, insbesondere die dort
268. Sitzung am 3. Juni 1953 den zur ersten Be- wohnenden etwa 6000 ehemaligen Bankangestell-
ratung vorgelegten Gesetzentwurf über die Er- ten, die mit ihren Pensionsansprüchen von dem
gänzung von Vorschriften des Umstellungsrechts Inkrafttreten dieses Gesetzes abhängen, sowie die
und über die Ausstattung der Berliner Altbanken etwa 100 000 Pfandbriefgläubiger der Berliner
mit Ausgleichsforderungen (Umstellungsergän- Realkreditinstitute warten auf dieses Gesetz, son-
zungsgesetz) (Drucksache Nr. 4327) dem Ausschuß dern schätzungsweise auch eine halbe Million von
für Geld und Kredit zur weiteren Behandlung Bewohnern des Bundesgebietes, deren am 8. Mai 1945
überwiesen. Dieser Ausschuß bzw. ein dafür be- bei Berliner Kreditinstituten bestehende Uraltgut-
sonders eingesetzter Unterausschuß haben in meh- haben bisher nicht umgestellt werden konnten.
reren Sitzungen in Anwesenheit der zuständigen
Regierungsvertreter und einer Reihe besonders ge- Die lange Verzögerung der gesetzlichen Regelung
ladener Sachverständiger die einzelnen Bestimmun- dieser Ansprüche ist nun — jedenfalls seit über
gen sorgfältig geprüft. Sie legen Ihnen das Ergeb- einem halben Jahr — im wesentlichen durch ge-
nis ihrer Arbeit in der Drucksache Nr. 4605 — er- wisse Bedenken verursacht, die die Alliierte Hohe
gänzt durch eine Berichtigung auf Umdruck Kommission bisher dem vorliegenden Umstellungs-
Nr. 1055 — als einstimmige Beschlußfassung des ergänzungsgesetz bzw. den damit zusammen-
Ausschusses vor und beantragen, hängenden, vom Berliner Abgeordnetenhaus noch
zu verabschiedenden Berliner Altbankengesetzen
der Bundestag wolle beschließen, entgegengebracht hat, soweit sich nämlich diese
dem Gesetzentwurf mit den aus der Druck- Gesetze auf die Befriedigung ausländischer Gläu-
sache Nr. 4605 ersichtlichen Änderungen zu- biger beziehen. Durch Verhandlungen auf Referen-
zustimmen. tenebene haben sich diese Bedenken bisher nicht
ausräumen lassen, so daß es dazu noch weiterer,
Als Berichterstatter des Ausschusses habe ich inzwischen bereits eingeleiteter Verhandlungen
hierzu den folgenden Bericht vorzutragen. der Bundesregierung selbst mit der Alliierten
Hohen Kommission bedarf. Der Ausschuß ist aber,
Hinsichtlich der sachlichen Notwendigkeit zum auf Grund von Fühlungnahmen deutscher mit alli-
Erlaß dieses Gesetzes darf ich auf die ausführliche ierten Behörden, zu der Meinung gekommen, daß
Begründung verweisen, die dem ursprünglichen der abschließenden parlamentarischen Behandlung
Gesetzentwurf in der Drucksache Nr. 4327, dieses Gesetzes durch den Bundestag keine Be-
Seite 16 ff., beigefügt ist. Ich kann mich meinerseits denken entgegenstehen, da die Neufassung des
auf den ergänzenden Hinweis beschränken, daß § 61 a sicherstellt, daß das Umstellungsergänzungs-
das Berliner Abgeordnetenhaus sich schon seit zwei gesetz erst gleichzeitig mit den vom Berliner Ab-
Jahren — wie sich aus den Sitzungsprotokollen er- geordnetenhaus zu verabschiedenden Altbanken-
gibt — mit dieser für die Berliner Kredit- und gesetzen in Kraft tritt. Das bedeutet, daß die Alli-
Produktionswirtschaft überaus wichtigen Materie ierte Hohe Kommission ein Einspruchsrecht gegen
befaßt hat und seit langem auf den Erlaß dieses das Umstellungsergänzungsgesetz für den Fall be-
Bundesgesetzes wartet. hält, daß die im Gang befindlichen Verhandlungen
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14197
(Dr. Will)
nicht zur Einigung führen sollten. Einer Verab- wicklungskosten, sondern infolge der Formulierung
schiedung des Umstellungsergänzungsgesetzes durch „notwendigen Kosten" auch auf eine organisato-
den Bundestag noch in dieser Legislaturperiode rische Überprüfung.
steht daher nach der übereinstimmenden Auffas-
sung des 12. Ausschusses nichts im Wege. In Abs. 7 hält es der Ausschuß für geboten, den
Rahmen der Berliner Altbankengesetzgebung und
Ich komme nun zur Berichterstattung über den gewisse Richtlinien hierfür, welche insbesondere
materiellen Inhalt des Gesetzes bzw. der vom Aus- durch die Bezugnahme auf die 35. Durchführungs-
schuß vorgeschlagenen Änderungen, wie sie aus der verordnung zum Umstellungsgesetz die kleine
Gegenüberstellung der Texte in Drucksache Lösung verankert, zusammenzufassen.
Nr. 4605 ersichtlich sind. Der Abschnitt IV des Gesetzes, §§ 55 bis 60, ent-
haltend steuerliche Vorschriften für Berliner Alt-
Im Abschnitt I des Gesetzes, §§ 1 bis 40, der banken, wird in diesem Gesetz ganz gestrichen und
die Umwandlung von Uraltguthaben regelt, wurden
einem späteren Gesetz vorbehalten.
insbesondere die Buchstaben c und d des § 3 neu -
gefaßt. Im ersten Fall sollte erreicht werden, daß Im letzten Abschnitt V, §§ 61 bis 63, wird klar-
auch diejenigen Uraltguthaben umwandlungsfähig gestellt, daß auch die Rechtsverordnungen zu die-
würden, die von einem im Zeitpunkt der Abtre- sem Gesetz der Zustimmung des Bundesrats be-
tung in der sowjetischen Besatzungszone wohnen- dürfen. Schließlich wird in § 61 a die Berlin-
den Gläubiger an eine ebenfalls in der Sowjetzone Klausel in einer Form eingeführt, die sichert, daß
wohnende Person abgetreten wurden, sofern nur dieses Umstellungsergänzungsgesetz nur gleich-
beide Personen bei Inkrafttreten des Umstellungs- zeitig mit den Berliner einschlägigen Landes-
ergänzungsgesetzes ihren Wohnsitz im Bundes- gesetzen in Kraft tritt.
gebiet hatten. Um ferner die Umwandlung von
Guthaben nicht umwandlungsberechtigter Personen Die Bedeutung des Umstellungsergänzungs-
auszuschließen, war vorzusehen, daß eine erforder- gesetzes für den Bund ergibt sich aus einer „Über-
liche Devisengenehmigung nicht „nach dem 1. Ok- sicht über die finanzielle Belastung", die der Bun-
tober 1949", sondern vor dem 31. Dezember 1952 desminister für Wirtschaft zu diesem Gesetz her-
erteilt worden sein muß. ausgegeben hat und die folgende Zahlen enthält:
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für ERP-Fragen -
(15. Ausschuß)
Der in Drucksache Nr. 4283 vorliegende Entwurf tes „unmittelbar" möglicherweise zu einer nicht
eines Gesetzes über die Verwaltung des ERP-Son- gewollten Einengung der allgemeinen Zweckbestim-
dervermögens beruht auf dem Gesetz vom 31. Ja- mung führen könne. Der Vorschlag des Bundes-
nuar 1950 (Bundesgesetzbl. 1950 S. 8) betref- rates wurde insoweit abgelehnt.
fend das Abkommen über Wirtschaftliche Zusam-
menarbeit zwischen den Vereinigten Staaten von Dagegen mißt der Ausschuß der Beifügung des
Amerika und der Bundesrepublik Deutschland vom Wortes „ausschließlich" in § 2 entscheidende Bedeu-
15. Dezember 1949. Dieses Gesetz sieht in Artikel III tung bei. Durch die vom Ausschuß einstimmig ge-
vor, daß die sogenannten DM-Gegenwertmittel ein -billigte Fassung soll eine Verwendung von DM
Sondervermögen des Bundes darstellen und daß Gegenwertmitteln für sonstige Zwecke, insbeson-
auf die Verwaltung dieses Sondervermögens die dere zur Bestreitung von Ausgaben im allgemeinen
Vorschriften der Reichshaushaltsordnung Anwen- Haushalt des Bundes, vom Haushaltsjahr 1954 an
dung finden. Dem Sondervermögen fließen laufend ausgeschlossen sein.
Zins- und Tilgungsbeträge zu, die zu neuen wirt-
schaftlichen Förderungsmaßnahmen Verwendung Zu § 16 des Gesetzentwurfs ist der Ausschuß dem
finden. Es kommt diesem Vermögen mithin ein Gegenvorschlag der Bundesregierung zum Ände-
Dauer-Charakter zu, und es rechtfertigt sich daher rungsvorschlag des Bundesrates gefolgt, da außer
eine besondere gesetzliche Regelung der Verwal- dem Bundesminister für Wirtschaft auch andere
tung dieses Vermögens. Ressorts beteiligt sein können.
Der Bundesrat hat in seiner 99. Sitzung am 23. Ja- Der Aufschub des Inkrafttretens der §§ 2, 5
nuar 1953 eine Reihe von Änderungen zu dem Ge- Abs. 5, 7, 8 und 9 rechtfertigt sich aus der bereits
setzentwurf vorgeschlagen. Die Änderungsvor- vorgenommenen Verabschiedung des Haushalts-
schläge und die Stellungnahme der Bundesregie- gesetzes 1953/54, in welchem bereits Mittel aus dem
rung hierzu sind aus der Drucksache Nr. 4283 er- Sondervermögen verplant worden sind.
sichtlich.
Der Ausschuß hat in seiner Sitzung vom 2. Juni
1953 den Gesetzentwurf mit den Änderungsvor-
schlägen des Bundesrates und der Stellungnahme Bonn, den 1. Juli 1953
der Bundesregierung beraten.
Zu § 2 des Gesetzentwurfs stimmte der Ausschuß
der Auffassung der Bundesregierung zu, daß der Dr. Semler
Vorschlag des Bundesrates auf Einfügung des Wor Berichterstatter
14200 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Schriftlicher Bericht
(zu Nr. 4491 der Drucksachen)
Schriftliche Erklärung
des Abgeordneten Günther (CDU)
gemäß § 59 der Geschäftsordnung
zur Abstimmung
über den Entwurf eines Gesetzes zur
I. In dem Gesetz zur Änderung der Titel II, III, vom Handwerk gewünschte besondere Straf-
IV und X der Gewerbeordnung ist es das An- gesetz gegen die Schwarzarbeit möglich ma-
liegen des Handwerks, chen würde. Der Wunsch auf ein besonderes
Strafgesetz gegen die Schwarzarbeit kann da-
1. im Zusammenhang mit § 14 die Regelung her auf Grund der vom Ausschuß für Wirt-
über die gewerbepolizeiliche Anmeldung schaftspolitik bzw. in der Regierungsvorlage
einschließlich der Strafbestimmungen so zu vorgeschlagenen Fassung der einschlägigen
gestalten, daß eine Bekämpfung der Bestimmungen der Gewerbeordnung keines-
Schwarzarbeit möglichst wirksam durchge- wegs aufgegeben werden.
führt werden kann;
2. die Frage der Gewerbeuntersagung in § 53 III. Das Anliegen des Handwerks bezüglich der
so zu regeln, daß bei Unzuverlässigkeit des Regelung über die Gewerbeuntersagung in § 35
Gewerbetreibenden die Untersagung in allen und über das Wandergewerbe findet in dem
Gewerbezweigen (nicht nur im Handwerk Antrag des Ausschusses für Wirtschaftspolitik
und im Einzelhandel, sondern auch in der nur Berücksichtigung in Form der vorgeschla-
Industrie, im Großhandel, bei Banken, Ver- genen Entschließung B Ziffer 1 a) und b).
sicherungen usw.) möglich ist; IV. Vom Standpunkt des Handwerks aus als eines
3. die Vorschriften über das Wandergewerbe wichtigen Teiles unserer Volkswirtschaft ist es
in den §§ 55 ff. und über den Marktverkehr dringend angebracht, die vorgeschlagene Ent-
in den §§ 64 ff. grundlegend neu zu fassen. schließung anzunehmen, damit die Bundes-
regierung veranlaßt wird, im Sinne der Ent-
II. In dem Antrag des Ausschusses für Wirtschafts- schließung eine gesetzliche Neuregelung vor-
politik — Drucksache Nr. 4491 — wird dem zubereiten. Zweckmäßig kann es im übrigen
Anliegen des Handwerks nur insoweit entspro- sein, der Bundesregierung für die Vorlage
chen, als die Regelung über die gewerbepoli- eines Entwurfes den Termin des 31. März 1954
zeiliche Anmeldung einschließlich der Strafbe- zu setzen.
stimmungen in einer Weise neu gestaltet wird,
die Ansatzmöglichkeiten für die Bekämpfung
der Schwarzarbeit bietet, wenngleich auch bei Günther
weitem noch nicht in dem Maße, wie es das Mitglied des Bundestages
Deutscher Bundestag - 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14205
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (23. Ausschuß)
über die
Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht -
betreffend
Antrag der Regierung des Landes Nordrhein-Westfalen
auf Feststellung, daß das
Gesetz über das Bundesverwaltungsgericht
vom 23. September 1952 in den Vorschriften des § 9 Abs. 1
Buchstaben a, b, e und f mit dem Grundgesetz unvereinbar und daher nichtig sei.
(zu Nr. 4555 der Drucksachen)
Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Arndt.
Das Land Nordrhein-Westfalen behauptet im auch das Land Nordrhein-Westfalen selbst zuge-
Wege der Normenkontrolle die Nichtigkeit der Be- stimmt, so daß es sich jetzt mit seiner eigenen Hal-
stimmungen, die eine Zuständigkeit des Bundes- tung in Widerspruch setzt.
verwaltungsgerichts in erster und einziger Instanz
begründen. Die Gründe dafür, daß ein oberes Bundesgericht
nicht notwendig allein ein Rechtsmittelgericht sein
Der Bundestag hat die Gepflogenheit, sich nur muß, hat als Berichterstatter seinerzeit der Abge-
ausnahmsweise in einem verfassungsgerichtlichen ordnete Herr Dr. Wilhelm Laforet bereits vorge-
Verfahren zu äußern oder sich an einem solchen tragen.
Verfahren zu beteiligen. Eine Ausnahme ist nach
der einstimmigen Ü berzeugung des Rechtsausschus- Der Abgeordnete Herr Dr. Kopf und ich sollen
ses hier begründet, weil der Antrag eines Bundes- jeder für sich beauftragt sein, die Rechtsauffassung
landes sich gegen den Bestand eines Bundesgesetzes des Bundestages schriftlich dem Bundesverfas-
richtet und die Streitfrage für die gesamte Bundes- sungsgericht zu unterbreiten, und ermächtigt wer-
gerichtsbarkeit von grundlegender Bedeutung ist. den, auch in einer mündlichen Verhandlung für
den Bundestag zu sprechen.
Dürfte ein oberes Bundesgericht nur als Rechts-
mittelgericht tätig werden, so wären auch die Vor- Bonn, den 3. Juli 1953
schriften ungültig, die in Hoch- und Landesverrats
verfahren dem Bundesgerichtshof die Zuständig- Dr. Arndt
keit übertragen haben. Diesen Vorschriften hat Berichterstatter
14206 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht
(21. Ausschuß)
-
Änderung des Handelsgesetzbuches
(Nrn. 4604, 3856 der Drucksachen)
Der Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Entwurfs und die ihm von der Bundesregierung
Handelsgesetzbuches — Drucksache Nr. 3856 — beigegebene Begründung Bezug genommen werden.
wurde in der 244. Sitzung des Deutschen Bundes- Die vom Ausschuß vorgeschlagenen Änderungen
tages vom 11. Dezember 1952 dem Ausschuß für betreffen folgende Bestimmungen.
Rechtswesen und Verfassungsrecht als federführen-
dem Ausschuß und dem Ausschuß für Wirtschafts-
politik als mitberatendem Ausschuß überwiesen. Zu Art. 1:
Der Wirtschaftspolitische Ausschuß hat sich in meh- Der Ausschuß beschloß, dem Vorschlag des Bun-
reren Sitzungen mit dem Gesetzentwurf befaßt desrates entsprechend, die Streichung des § 85, da
und beschlossen, dem Ausschuß für Rechtswesen der Inhalt seines Abs. 1 im Hinblick auf den dis-
und Verfassungsrecht gewisse Änderungen der positiven Charakter des gesamten Handelsrechts
Vorlage vorzuschlagen. Er hat dem Gesetzentwurf überflüssig erscheint und die in seinem Abs. 2 vor-
mit diesen Änderungen mit zehn gegen drei Stim gesehene Bestimmung systematisch besser in einem
en bei einer Enthaltung zugestimmt. Die Minder- neuen § 92 c untergebracht wird. -m
heit des Ausschusses für Wirtschaftspolitik lehnte
die Vorlage vor allem mit Rücksicht auf § 89 b Zu § 86 b hat sich der Ausschuß den Änderungs-
des Entwurfs — Ausgleichsanspruch — ab. vorschlägen des Ausschusses für Wirtschaftspolitik
angeschlossen. Darnach wird die strengere Fas-
Der Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungs- sung des Regierungsentwurfs in Abs. 1, wonach ab-
recht behandelte den Gesetzentwurf in seinen Sit- weichende Vereinbarungen nicht sollen getroffen
zungen vom 24. und 25. Juni 1953, und zwar unter werden können, dahin gemildert, daß der Anspruch
eingehender Berücksichtigung der Vorschläge des des Handelsvertreters auf Delcredere-Provision im
Ausschusses für Wirtschaftspolitik. Der Ausschuß voraus nicht ausgeschlossen werden kann. Daß
für Rechtswesen und Verfassungsrecht hat als feder- Abs. 1 Satz 2 und 3 zwingendes Recht bleiben, er-
führender Ausschuß die Notwendigkeit einer ge- gibt sich aus deren Wortlaut. Die Absätze 3 und 4
setzlichen Regelung des Rechts der Handelsvertre der Regierungsvorlage wurden in einem Abs. 3 zu-
ter voll anerkannt. Im Handelsgesetzbuch vom sammengefaßt mit der Wirkung, daß Abs. 1 nicht
Mai 1897 war dieses Rechtsgebiet nur in wenigen nur bei Auslandsgeschäften nicht gilt sondern auch
Bestimmungen behandelt und die Ausgestaltung bei Geschäften, zu deren Abschluß und Ausführung
des Rechtsverhältnisses im wesentlichen den Ver- der Handelsvertreter unbeschränkt bevollmächtigt
einbarungen der Vertragsparteien überlassen wor- ist.
den. Seither ist dem Stande der Handelsvertreter
in Verfolg der allgemeinen wirtschaftlichen Ent-
Der Ausschuß hat, den Vorschlägen des Bundes-
wicklung eine ungleich größere Bedeutung sowohl rates und des Ausschusses für Wirtschaftspolitik
der Zahl seiner Angehörigen wie seiner Funktion folgend, in § 87 a Abs. 1 der Regierungsvorlage die
im Wirtschaftsleben unseres Volkes nach zugewach- ersten beiden Sätze umformuliert, weil er eine
sen. Demgemäß erscheint eine eingehende gesetz- gesetzliche Festlegung über die Entstehung des
liche Regelung des Rechtsverhältnisses zwischen Provisionsanspruches für entbehrlich hält, da die
Unternehmer und Handelsvertreter notwendig, Entstehung des Anspruches sich aus allgemeinen
eine Regelung, die ebenso auf die Interessen des Rechtsgrundsätzen ergibt, und weil er die rechtlich
Unternehmers wie auch besonders darauf Bedacht unergiebige Unterscheidung zwischen dem Ent-
zu nehmen hat, daß die vielfach bestehende wirt- stehen und Zustehen des Anspruches vermeiden
schaftliche Abhängigkeit des Handelsvertreters von wollte. — Denselben Sinn hat die in Abs. 3 Satz 1
vorgenommene Änderung.
dem ihn beauftragenden Unternehmer nicht zu
einer Rechtsbenachteiligung des Handelsvertreters In Abs. 1 Satz 3 der Ausschußfassung sind die
führt. Der vorliegende Entwurf will dieses Ziel Worte: „In jedem Falle hat der Handelsvertreter
dadurch erreichen, daß er in wichtigen Punkten Anspruch auf Provision" ersetzt worden durch die
der Rechtsbeziehungen zwischen Unternehmer und Worte: „Unabhängig von einer Vereinbarung hat
Handelsvertreter Bestimmungen trifft, die einer der Handelsvertreter Anspruch auf Provision". Da-
vertraglich vereinbarten Änderung nicht zugäng- durch soll klargestellt werden, daß der Provisions-
lich sind. Im einzelnen kann auf den Inhalt des anspruch des Handelsvertreters auch dann zur
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. JuU 1953 14207
(Dr. Leuze)
Entstehung kommen muß, wenn der Dritte das Ge- delsvertreters für den Unternehmer mit einzu-
schäft vor dem Unternehmer ausführt. Um den schließen, da ja doch die Beauftragung eines Han-
zwingenden Charakter dieser Vorschrift sicherzu- delsvertreters und das zwischen ihm und dem Un-
stellen, wurde in Abs. 5 der Hinweis auf Abs. 1 ternehmer bestehende Vertragsverhältnis darin
Satz 3 eingefügt. Allerdings sollen nur dem Han- ihren Sinn finden, dem Unternehmer Vorteile zu
delsvertreter nachteilige Vereinbarungen ausge- bringen. Die Erfüllung der vertraglichen Verpflich-
schlossen sein. Hinsichtlich Abs. 4 war der Aus- tungen durch den Handelsvertreter als solche
schuß mit dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik der konnte deshalb der Ausschuß nicht als gerechte
Auffassung, daß die Fälligkeit des Provisionsan- Grundlage eines Ausgleichsanspruches ansehen.
spruches von der Abrechnung des Unternehmers Die gleichen Gründe veranlaßten den Ausschuß,
abhängig zu machen sei. eine durch den Handelsvertreter verursachte Um-
satzsteigerung außer Betracht zu lassen, dies na-
In § 87 b Abs. 3 hat der Ausschuß dem Satz 2 mentlich auch deshalb, weil der Nachweis einer ge-
Halbsatz 2 eine Formulierung gegeben, die ver-
rade auf die Tätigkeit eines einzelnen Handelsver-
deutlicht, daß bei Gebrauchsüberlassungs- und Nut- treters zurückzuführenden Umsatzsteigerung ganz -
zungsverträgen von unbestimmter Dauer der Han-
delsvertreter im Falle der Nichtkündigung für je- erheblichen Beweisschwierigkeiten begegnen müßte.
den neuen Vertragsabschnitt Anspruch auf Provi- Aus diesen Gründen ging der Ausschuß bei der
sion hat. Formulierung der in § 89 b Abs. 1 Ziff. 1 und 2
Die Neufassung der Bestimmung in § 87 c Abs. 1 aufgeführten Voraussetzungen des Ausgleichsan-
wurde durch die zu § 87 a Abs. 4 beschlossene Än- spruches wieder auf die Regierungsvorlage zurück
derung notwendig, wodurch die Fälligkeit des Pro- und stellte die Voraussetzungen eines Ausgleichs-
visionsanspruches von der Abrechnung des Unter- anspruches darauf ab, daß der Handelsvertreter bei
nehmers abhängig gemacht wird. Die vom Aus- Beendigung des Vertragsverhältnisses den von ihm
schuß gewählte Fassung des § 87 c Abs. 1 will ver- eingebrachten oder neugeschaffenen Kundenstamm
meiden, daß von dem Unternehmer eine Abrech- verliert und daraus Nachteile hat, während der
nung über Provisionsansprüche verlangt wird, die Unternehmer aus der Geschäftsverbindung mit die-
erst in den letzten Tagen des Abrechnungszeitrau- sem Kundenstamm weiterhin erhebliche Vorteile
mes entstanden sind. Damit wäre der Unternehmer zieht. Der in Abs. 1 neu eingefügte Satz 2 stellt
überfordert. Er soll deshalb unverzüglich nach Ab- klar, daß in den Kreis der vom Handelsvertreter
lauf des Abrechnungszeitraumes, spätestens aber neugeworbenen Kundschaft auch solche Kunden
zum Ende des folgenden Monats, abrechnen müs- einzubeziehen sind, die zwar schon bei Beginn des
sen. Auch nach der vom Ausschuß beschlossenen Vertragsverhältnisses Kunden des Unternehmers
Fassung bleibt es den Vertragsparteien überlas- gewesen sind, mit denen aber durch die Tätigkeit
sen, den Abrechnungszeitraum auf drei Monate des Handelsvertreters die Geschäftsverbindung we-
zu erstrecken. In Abs. 2 und 3 wird durch die vor- sentlich erweitert worden ist.
genommenen Änderungen der Gesetzeswortlaut In Abs. 1 Ziff. 3 übernahm der Ausschuß den
den zu § 87 a Abs. 1 Satz 1 und Abs. 3 beschlosse- Vorschlag des Ausschusses für Wirtschaftspolitik,
nen Änderungen angepaßt. In Abs. 4 erschien es wonach ein Ausgleichsanspruch nur dann gegeben
notwendig, neben den vereidigten Buchsachver- sein soll, wenn dies unter Berücksichtigung aller
ständigen auch die Wirtschaftsprüfer aufzuführen. Umstände der Billigkeit entspricht. Damit wird ge-
In § 88 a Abs. 2 wird durch die Worte: „ein nach sagt, daß bei der Beurteilung eines Ausgleichsan-
allgemeinen Vorschriften bestehendes Zurückbehal- spruches auch die wirtschaftlichen Verhältnisse
tungsrecht" klargestellt, daß diese Vorschrift nicht beider Teile und die soziale Lage des Handelsver-
ein neues Zurückbehaltungsrecht begründen will, treters Berücksichtigung finden müssen. Dies wird
sondern nur den Anwendungsbereich eines auf vor allem bei Handelsvertretern mit großen Pro-
Grund allgemeiner Vorschriften bereits bestehen- visionseinkünften zu berücksichtigen sein. In Abs. 2
den Zurückbehaltungsrechtes einschränken will. bestimmte der Ausschuß im Einklang mit dem Aus-
schuß für Wirtschaftspolitik die oberste Grenze des
In § 89 Abs. 2 hat der Ausschuß den Satz 2 ge- Ausgleichsanspruches.
strichen, da er ihn für entbehrlich hält, weil der
Wortlaut des Abs. 2 Satz 1 die zwingende Natur Dem Vorschlag des Ausschusses für Wirtchafts-
dieser Vorschrift genügend klärt. Wie sich aus dem politik, einem Handelsvertreter, der sein Gewerbe
Wort „mindestens" ergibt, können die Vertrags- in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft be-
parteien eine längere Kündigungsfrist als drei Mo- treibt, den Ausgleichsanspruch zu versagen, konnte
nate vereinbaren. der Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungs-
Der Ausschuß für Wirtschaftspolitik hatte dem recht nicht folgen. Mag auch ein derartiger Han-
federführenden Ausschuß eine übersichtlichere delsvertreter dem Unternehmer in voller wirt-
Fassung des § 89 b vorgeschlagen. Gleichzeitig hatte schaftlicher Unabhängigkeit gegenüberstehen und
er eine nicht unerhebliche Erweiterung der Vor- deshalb im Einzelfall ein Ausgleichsanspruch aus
aussetzungen eines Ausgleichsanspruches angeregt, Billigkeitsgründen zu versagen sein, so rechtfer-
indem er bei dem Vergleich der infolge der Been- tigt dies doch nicht, in der Form einer Kapitalge-
digung des Vertragsverhältnisses eintretenden Vor- sellschaft betriebene Handelsvertretungen von
teile des Unternehmers und Nachteile des Handels- vornherein von der Geltendmachung eines Aus-
vertreters nicht nur den vom Handelsvertreter ge- gleichsanspruches auszuschließen und damit eine
schaffenen Kundenstamm berücksichtigt wissen Rechtsungleichheit zwischen natürlichen und juri-
wollte, sondern dessen geschäftliche Tätigkeit über- stischen Personen zu setzen. Durch die Umformu-
haupt sowie eine auf dessen Arbeit zurückgehende lierung des Abs. 3 Satz 2 der Ausschußfassung wird
Umsatzsteigerung. Dieser Erweiterung konnte sich klargestellt, daß diese Bestimmung sowohl bei
der Ausschuß nicht anschließen. Er war der Mei- fristloser wie fristgerechter Kündigung anzuwen-
nung, daß es nicht gerechtfertigt sei, in die Be- den ist.
urteilung der dem Unternehmer aus der Beendi- In Abs. 4 wird, dem Vorschlag des Ausschusses
gung des Vertragsverhältnisses erwachsenden Vor- für Wirtschaftspolitik entsprechend, eine Aus-
teile die gesamte geschäftliche Tätigkeit des Han schlußfrist von drei Monaten für die Geltendma-
14208 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Dr. Leuze)
chung des Ausgleichsanspruches bestimmt, um die Diese Regelung erschien den beiden mit dem Ge-
vertraglichen Beziehungen zwischen den Beteilig- setzentwurf befaßten Ausschüssen nicht genügend,
ten einer möglichst raschen Klärung zuzuführen. da mit einem baldigen Erlaß der in § 92 a erwähn-
In Abs. 6 wird der Ausgleichsanspruch des Ver ten Rechtsverordnung nicht gerechnet werden
sicherungsvertreters den besonderen Verhältnissen kann. Sie waren jedoch übereinstimmend der Auf-
der Versicherungswirtschaft angepaßt. fassung, daß nach der Systematik des vorliegenden
Gesetzentwurfes der Begriff „arbeitnehmerähn-
Die in § 90 vorgenommene Änderung geht auf liche Personen" auf Handelsvertreter nur insoweit
den Vorschlag des Bundesrates zurück. Sie ist rein angewandt werden könne, als sich um wirt-
redaktioneller Natur und will den Gesetzeswortlaut schaftlich abhängige Einfirmenvertreter kraft Ver-
dem Sprachgebrauch des Handelsgesetzbuches an- trages oder Weisung im Sinne des § 92 a des Han-
passen. delsgesetzbuches handle. Um unbefriedigende und
In § 90 a werden nur dem Handelsvertreter nach- kostspielige Zuständigkeitsstreitigkeiten zu ver-
teilige Vereinbarungen ausgeschlossen. meiden, wird derjenige Einfirmenvertreter als
wirtschaftlich abhängig angesehen, dessen Gesamt- -
In § 92 Abs. 4 werden die Vorschriften über das vergütung im Durchschnitt monatlich nicht mehr
Entstehen des Provisionsanspruches des Versiche- als 500 DM beträgt. Eine Zersplitterung der Recht-
rungsvertreters den besonderen Verhältnissen der sprechung auf dem Gebiete des Handelsvertreter-
Versicherungswirtschaft angepaßt. Durch die Ein- rechts ist bei dieser Regelung nach Auffassung des
fügung eines Abs. 5 wird der Bausparkassenver- federführenden Ausschusses nicht zu befürchten.
treter dem Versicherungsvertreter gleichgestellt. Da die Vergütungsgrenze von 500 DM als Maßstab
für die wirtschaftliche Abhängigkeit von Einfir-
Die in § 92 a Abs. 1 und Abs. 2 vorgenommene menvertretern den jeweiligen wirtschaftlichen Ver-
Änderung stellt klar, daß die dort vorgesehene hältnissen unterworfen ist, ihre Anpassung an die
Rechtsverordnung nicht der Zustimmung des Bun- jeweiligen Lohn- und Preisverhältnisse jedoch
desrates bedarf. nicht von einer Gesetzesänderung abhängig ge-
In § 92 b hat der Ausschuß auf eine Definition macht werden soll, wurde in Abs. 2 der Bundes-
des Begriffes „Handelsvertreter im Nebenberuf" minister der Justiz ermächtigt, die Anpassung der
verzichtet und demgemäß den Abs. 1 gestrichen. Vergütungsgrenze im Einvernehmen mit den Bun-
Dafür wurde ein Abs. 3 a eingefügt, der für die desministern für Wirtschaft und für Arbeit im
Frage, ob ein Handelsvertreter im Nebenberuf tä- Wege der Rechtsverordnung vorzunehmen.
tig ist, die Verkehrsauffassung entscheidend sein
läßt. In einem neuen Abs. 3 b wird die Anwend- Zu Art. 4:
barkeit des § 92 b auf Versicherungsvertreter und In Art. 4 wird durch eine Änderung des § 61
Bausparkassenvertreter ausgedehnt. Nr. 1 der Konkursordnung dem wirtschaftlich
Der neue § 92 c übernimmt als Abs. 1 die in der abhängigen Einfirmenvertreter kraft Vertrages
oder Weisung ein Konkursvorrecht eingeräumt, das
Regierungsvorlage in § 85 Abs. 2 getroffene Be-
stimmung und dehnt in Abs. 2 die völlige Vertrags- im einzelnen in gleicher Weise ausgestaltet ist wie
freiheit auf den Handelsvertreter aus, der mit der die Bestimmung des Art. 3. Eine Ermächtigung, die
Vermittlung oder dem Abschluß von Geschäften Vergütungsgrenze den jeweiligen Lohn- und Preis-
betraut wird, die die Befrachtung, Abfertigung verhältnissen im Wege der Rechtsverordnung an-
oder Ausrüstung von Schiffen oder die Buchung zupassen, mußte hier im Hinblick auf die mate-
von Passagen auf Schiffen zum Gegenstand haben. rielle Bedeutung eines Konkursvorrechtes ent-
fallen.
Zu Art. 3: Zu Art. 5:
In Art. 3 haben die beiden Ausschüsse von einer Art. 5 enthält die übliche Berlin-Klausel.
Änderung des § 5 Abs. 1 des Arbeitsgerichtsgeset-
zes (AGG) Abstand genommen. In der Ausschuß- Zu Art. 6:
fassung stellt Art. 3 als selbständige Bestimmung Nach Art. 6 tritt das Gesetz mit dem ersten Tage
fest, inwieweit Handelsvertreter im Sinne des § 5 des vierten Monates nach seiner Verkündung in
Abs. 1 des AGG „wegen ihrer wirtschaftlichen Un- Kraft.
selbständigkeit als arbeitnehmerähnliche Personen Entsprechend dem Vorschlag des Ausschusses für
anzusehen sind". Die Regierungsvorlage bezog sich Wirtschaftspolitik hat der Ausschuß durch Einfü-
hierbei auf die in § 92 a erwähnte Rechtsverord- gung eines Abs. 2 a die Anwendung des § 92 b
nung und wollte nur diejenigen Handelsvertreter Abs. 2 des Handelsgesetzbuches auf bei Inkrafttre-
als arbeitnehmerähnliche Personen betrachtet wis- ten des Gesetzes bestehende Vertragsverhältnisse
sen, die als Einfirmenvertreter kraft Vertrages ausgeschlossen.
oder Weisung während der letzten sechs Monate
vor Rechtshängigkeit nur die in der Rechtsverord- Bonn, den 3. Juli 1953
nung festgesetzte Mindestvergütung bezogen Dr. Leuze
haben. Berichterstatter
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14209
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (13. Ausschuß)
über den Antrag der Fraktion der FU betreffend
-
Einfuhr von Schnittholz
(zu Nr. 4489, 3873 der Drucksachen)
Von der Fraktion der FU ist am 20. November gen der Bundesrepublik nicht möglich sei. Schließ-
1952 unter der oben angegebenen Drucksachen- lich wurde aus Kreisen des Ausschusses erklärt,
nummer beantragt worden, „die Bundesregierung daß sich die verstärkte Einfuhr von Schnittholz im
zu ersuchen, die Einfuhr von Schnittholz zu unter- letzten Jahr sehr günstig auf die allgemeine Wirt-
binden und nur noch auf Rohholz zu beschränken". schaftslage ausgewirkt habe. Der Ausschuß war da-
In der Plenarsitzung vom 11. Dezember 1952 ist her gegen die Stimme der Antragstellerin der An-
dieser Antrag an den Wirtschaftspolitischen Aus- sicht, daß man dem Ersuchen, die Schnittholz-Ein-
schuß federführend und außerdem an die Aus- fuhr weitest zu beschränken, nicht folgen könne.
schüsse für Außenhandelsfragen und Grenzland
fragen überwiesen worden, nachdem die Antrag- Allgemein schloß man sich dagegen der Forde-
steiler die Worte „zu unterbinden" abgeändert rung nach verstärkter Einfuhr von Rohholz an. Der
hatten in „weitestgehend zu beschränken". Vertreter der Bundesregierung erklärte, daß es
auch der Wunsch des Ministeriums sei, die für eine
Die beiden mitbeteiligten Ausschüsse haben dem normale Beschäftigung der deutschen Sägeindustrie
Antrage zugestimmt, wobei der Ausschuß für fehlenden 30 % Rohholz durch Einfuhr aus dem
Grenzlandfragen der Bundesregierung empfehlen Auslande zu beschaffen. Es sei auch gelungen, die
will, der notleidenden Holzindustrie des Baye- Rohholz-Einfuhr gegenüber 1950 wesentlich zu
rischen Waldes durch fühlbare Tarifvergünstigun- steigern. Jedoch müsse beachtet werden, daß unsere
gen zu helfen. Im Wirtschaftspolitischen Ausschuß Handelsvertragspartner ihrerseits den gleichen
begründeten die Antragsteller ihren Antrag damit, Wert auf eine Beschäftigung ihrer Sägewerke leg-
daß sie vor allem der notleidenden Sägeindustrie ten wie wir und daher in erster Linie an der Aus-
helfen wollten. Die Notlage sei besonders groß im fuhr von Schnittholz interessiert seien. Der Aus-
süddeutschen Raum, wo 70 % der Betriebe unter- schuß war der Meinung, daß trotzdem mit allen
beschäftigt seien. Aus diesem Grunde sei eine Be- Mitteln versucht werden solle, eine Steigerung der
schränkung der Schnittholz-Einfuhr notwendig. Rohholzeinfuhr durch vertragliche Vereinbarungen
zu erreichen, und beschloß, dem Plenum des Bun-
Dem wurde entgegengehalten, daß man nach dem destages den Antrag der FU in folgender Fassung
jahrzehntelangen Raubbau am deutschen Walde zur Annahme vorzulegen:
jetzt zwangsläufig wieder zu einem normalen Ein-
schlag gekommen sei und daß sich daraus auto- Die Bundesregierung wird ersucht, bei künf-
matisch ein verringertes Angebot an deutschem tigen Handelsvertragsverhandlungen besonde-
Rohholz ergebe. Andererseits sei aber die Säge- ren Wert auf die erhöhte Einfuhr von Rund-
industrie in ihrem Volumen stark vergrößert wor- holz zu legen.
den. Ihre Unterbeschäftigung sei also vor allem
durch das jetzt zutage tretende Mißverhältnis Ich habe den Auftrag, um Annahme dieses An-
zwischen Angebot an deutschem Rohholz und Säge- trages zu bitten.
werks-Kapazität entstanden. Diese Sachlage könne
nicht dadurch geändert werden, daß weiterhin
Schnittholz eingeführt werde, denn dadurch werde Bonn, den 1. Juli 1953
die Beschäftigungsmöglichkeit der deutschen Säge-
industrie ja nicht erhöht. Von dem Regierungsver-
treter wurde darauf hingewiesen, daß die Einfuhr Dr. Atzenroth
von Schnittholz liberalisiert sei und daß eine Än-
derung dieses Zustandes durch einseitige Handlun Berichterstatter
14210 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (13. Ausschuß)
über den Antrag der Fraktion der FU betreffend
Einfuhr von Ziegeln
(Nr. 4090 der Drucksachen)
Berichterstatter: Abgeordneter Wehr
Der Ausschuß für Wirtschaftspolitik (13. Aus- Erzeugnis handelt, das keine allzuweiten Trans-
schuß) hat zu dem Antrag der Fraktion der FU portwege verträgt; andererseits war aber während
(BP-Z), Drucksache Nr. 4147, betr. Einfuhr von der Zeit der Einfuhr immerhin ein Engpaß in der
Ziegeln einstimmig beschlossen, den mit Druck- Bundesrepublik vorhanden, der mit dieser Einfuhr
sache Nr. 4490 gefaßten Beschluß dem Hohen überbrückt werden mußte, um nicht das Bau-
Haus zur Annahme zu empfehlen. geschehen zu beeinflussen. Da also nicht damit zu
rechnen und auch nicht beabsichtigt ist, die Ein-
Nach Untersuchung des materiellen Gehaltes des fuhr im Jahre 1953 zu erhöhen, andererseits aber
Antrags der Fraktion der FU (BP-Z) handelt es die Handelbeziehungen aufrechterhalten werden
sich darum, daß im Jahre 1952 aus der CSR Dach- sollen, war es, um die Ziegeleien der Sanierungs-
ziegel eingeführt worden sind, die vor allem die gebiete im Bayerischen Wald zu schützen, notwen-
Ziegeleien des Sanierungsgebiets im Bayerischen dig, die Bundesregierung zu ersuchen, bei der Aus-
Wald betroffen haben. In der Gesamtmenge stellt schreibung der Importe von Dachziegeln auf die
sich diese Einfuhr auf 2,6 Millionen Stück, die einen besonderen Belange der Sanierungsgebiete im
Wert von 325 000 DM darstellen. Die Gesamt- Bayerischen Wald gebührend Rücksicht zu nehmen.
erzeugung im Bundesgebiet belief sich auf 918,5
Millionen Stück, von denen der Anteil Bayerns Der Beschluß wurde einstimmig gefaßt und dem
270 Millionen Stück beträgt. Gemessen an der Ge- Hohen Haus empfohlen, diesem Beschluß stattzu-
samterzeugung des Bundesgebiets ergibt sich, daß geben.
es sich hierbei um 0,27 % handelt, selbst wenn man
die Erzeugung Bayerns zugrunde legt, um nur Bonn, den 3. Juli 1953
0,93 %. Da andererseits die Handelsbeziehungen
mit der CSR weiter aufrechterhalten werden sol-
len, war das bei der Bearbeitung des Antrags zu Wehr
berücksichtigen. Eine besondere Rolle spielt die
Art der Ware, da es sich bei Dachziegeln um ein Berichterstatter
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14211
Schriftlicher Bericht
(zu Nr. 4536 der Drucksachen)
Der Deutsche Bundestag hat am 1. Juni 1951 war weiterhin zu prüfen, ob auch solche Lieferun-
beschlossen, die Bundesregierung zu ersuchen, bis gen an das Ausland steuerlich begünstigt sind,
zum 31. Oktober 1951 eine Neufassung des Gesetzes deren Bezahlung aus devisengleichen DM-Konten
über steuerliche Maßnahmen zur Förderung der vorgenommen wird. Die Bank deutscher Länder
Ausfuhr vorzulegen, in welcher die steuerliche stellt sich auf Anfrage mit Schreiben vom 27. Mai
Begünstigung der Fertigwaren-Vorerzeugnisse und 1953 auf den Standpunkt, daß nichts dagegen ein-
der Fertigwaren-Enderzeugnisse differenziert wer- zuwenden sei, daß Lieferungen an das Ausland
den sollte. Die mit Drucksache Nr. 4242 am 8. April steuerlich begünstigt werden, wenn sie aus Gut-
1953 vorgelegte Novelle entspricht diesem Be- haben bezahlt werden, die durch Bezahlung von
schluß. Wegen der Verzögerung wird von der Ver- Entgelten für ausländische Leistungen in Deutscher
waltung geltend gemacht, daß die Aufteilung der Mark entstehen. Das Bundesfinanzministerium er-
Fertigwaren-Vorerzeugnisse und -Enderzeugnisse, klärt hierzu, daß die Auslegung der entsprechenden
die jetzt in der Vergütungsliste (Anlage zu § 79 Bestimmung in der Praxis bereits im Sinne der
der Durchführungsbestimmungen zum Umsatz- Stellungnahme der Bank deutscher Länder erfolge,
steuergesetz) mit III und IV bezeichnet sind, lang- so daß eine Änderung des Gesetzestextes nicht er-
wierige Beratungen erfordert habe. forderlich sei. In Absatz 3 ihres Briefes stellt die
Bank deutscher Länder fest, daß manche Dienst-
Grundsätzlich sind der federführende Ausschuß leistungen für ausländische Auftraggeber mit
für Finanz- und Steuerfragen und der mitberatende Sperrmark bezahlt werden dürften, und hebt her-
Ausschuß für Außenhandelsfragen der Ansicht, daß vor, daß Steuererleichterungen für solche Dienst-
Maßnahmen zur Förderung der Ausfuhr ähnliche leistungen nur beansprucht werden könnten, wenn
Maßnahmen in anderen Ländern hervorriefen und sie in Devisen oder aus devisengleichen DM-Gut-
der Abbau solcher Maßnahmen im gegenseitigen haben bezahlt würden. Das Bundesfinanzministe-
Einvernehmen der am Export interessierten Staa- rium schließt sich dieser Auffassung an, soweit
ten wünschenswert sei. Bis dahin könne jedoch auf Leistungen für das Ausland durch den vorliegen-
die Schaffung von Anreizen nicht verzichtet wer- den Gesetzentwurf begünstigt werden.
den, um die Nachteile, die dem Ausführer gegen-
über dem Inlandsabsatz erwüchsen, durch ent- Die bereits in der Regierungsvorlage im Artikel I
sprechende steuerliche Begünstigung auszugleichen. Nr. 1 Buchst. b unter bb) vorgeschlagene und be-
Geprüft wurde auch die Frage, ob zwischen Aus- gründete Einführung der sogenannten Abhol-
fuhren in Handelsvertragsländer und anderen klausel wurde vom Ausschuß etwas anders formu-
Exporten unterschieden werden solle. Abgesehen liert und eine sechsmonatige Befristung eingeführt.
von der Schwierigkeit der Durchführung einer Unter Buchst. c wurde unter bb) die Regierungs-
solchen Trennung wurde sie auch deswegen ab- vorlage übernommen, aber ein neuer Absatz ein-
gelehnt, weil die Schwierigkeiten der Ausfuhr in geführt, der sich als notwendig erwies, um einen
Handelsvertragsländer zwar anderer Art, aber bisher vom Gesetz nicht erfaßten förderungswürdi-
nicht geringer seien. gen Tatbestand einzubeziehen. Bei größeren An-
lagen erfolgen Zulieferungen an den General-
Da die im Gesetz festgelegten steuerlichen Be- unternehmer oft im Ausland, so daß bisher weder
günstigungen an die Voraussetzungen der Verbrin- der Generalunternehmer — da er die Gegenstände
gung von Gegenständen in das Ausland und daran nicht in das Ausland verbringt — noch der Sub-
gebunden sind, daß das Entgelt in Devisen besteht, unternehmer — da er die Gegenstände nicht im
14212 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Margulies)
Inland an einen Ausfuhrhändler liefert — steuer- landeten Fische in die Befreiung von der Umsatz-
lich begünstigt waren. steuer.
Gemäß Stellungnahme des mitberatenden Aus- Neu eingefügt wurden in Artikel I Nr. 8 die
schusses für Außenhandelsfragen wurde unter Buchstaben d und e, welche Lieferungen an Dienst-
Nr. 1 Buchst. d durch Aufnahme einer Ziffer 5 die stellen einer ausländischen Regierung im Inland
Lieferung im Ausland von Fischen an einen aus- (off-shore-Kääufe), wenn die Bezahlung in Devisen
ländischen Arbeitnehmer in der Kategorie IV be- oder von der Bundesregierung bezeichneten an-
günstigt, die von inländischen Fischereiunterneh- deren Zahlungsmitteln besteht, in die Vergünsti-
mern auf hoher See gefangen worden sind. gung der Steuern vom Einkommen und Ertrag und
in die Befreiung der Umsatzsteuer einzubeziehen.
Die Höhe der Begünstigungen wurde gemäß Re- Die in der Regierungsvorlage unter Buchstabe d
gierungsvorlage beschlossen. Lediglich die Ver- vorgesehene Ermächtigung wurde in Artikel II
günstigung für den Ausfuhrhändler wurde vom Abs. 2 untergebracht, wobei festgestellt wurde, daß
Ausschuß mit 1 1/4 vom Hundert beschlossen und die sich die erteilte Ermächtigung auf den zur Zeit
Lieferungen von inländischen Fischereiunterneh- gültigen Wortlaut der Durchführungsverordnungen
mungen im Ausland unter Enderzeugnissen mit bezieht. Die Ermächtigung erstreckt sich auch auf
3 1/2 vom Hundert eingereiht. die Überschrift des Gesetzes, zu der im Ausschuß
Nach eingehender Beratung unter Anhörung von der Wunsch vorgebracht wurde, es umzubenennen
Sachverständigen wurde mit Mehrheit beschlossen, in „Gesetz über steuerliche Maßnahmen zur För-
die in der Regierungsvorlage Artikel I Nr. 4 derung des Außenhandels", welchem Wunsch der
Buchst. c vorgesehene Streichung des § 4 Abs. 4 Ausschuß jedoch nicht gefolgt ist.
des Gesetzes über steuerliche Maßnahmen zur För- Artikel III regelt das Inkrafttreten des Gesetzes
derung der Ausfuhr vom 28. Juni 1951 abzulehnen. für die einzelnen Tatbestände. Dem vorgebrachten
Der Absatz bestimmte die Hinzurechnung der für Wunsche, mit Hinblick auf die stark verzögerte
die Gewinnermittlung zum Zwecke der Einkom- Verabschiedung des Gesetzes das Inkrafttreten
men- und Körperschaftsbesteuerung vorgesehenen rückwirkend vorzuschreiben, folgte der Ausschuß
Abzüge zu dem der Gewerbesteuer unterliegenden nicht, zumal sich aus der Aufgliederung in die
Ertrag. Der Deutsche Städtetag machte geltend, daß Listen III — Vorerzeugnisse — und IV — End-
die hier eintretende Steuerersparnis nur zu 35 vom erzeugnisse — auch Nachteile ergeben können, die
Hundert dem Ausführenden und zu 65 vom Hun- rückwirkend nur schwer zu erfassen sind.
dert dem Bund und den Ländern zufließe, so daß Dem Wunsche der Regierung, Vorschriften über
der Einbuße der Gemeinden kein entsprechender Zölle und Verbrauchsteuern auf Lieferungen an
Vorteil der exportierenden Wirtschaft gegenüber- ausländische Dienststellen in Deutschland in das
stände. Das Bundesfinanzministerium wandte Gesetz aufzunehmen, konnte der Ausschuß nicht
dagegen ein, daß der Gewerbeertrag durch die folgen.
Exportförderungsmaßnahmen steige und sich die
finanzielle Lage der Gemeinden in der letzten Zeit Auch eine Reihe von Wünschen der Wirtschaft,
wesentlich gebessert habe, so daß ihnen die vor- die von Mitgliedern des Ausschusses als Anträge
geschlagene Belastung zugunsten der Exportwirt- aufgenommen wurden, verfielen der Ablehnung;
schaft zuzumuten sei. Der Ausschuß lehnte jedoch insbesondere wurde eine Einbeziehung des Hotel-
die Streichung ab und folgte dem Vorschlag des und Gaststättengewerbes mit seinen Dienstleistun-
Bundesrates. gen für Ausländer nicht gutgeheißen, in der Über-
zeugung, daß die etwa gewährten steuerlichen
Unter Artikel I Nr. 5 a beschloß der Ausschuß, Vorteile angesichts des scharfen Wettbewerbs in
dem § 6 des Exportförderungsgesetzes einen Satz Form von Preisermäßigungen dem Ausland zugute
anzufügen, nach welchem der Betrag der Steuer- kommen würden. Der Finanz- und Steuerausschuß
erleichterungen, soweit die 50%-Grenze über- sah sich auch nicht in der Lage, die Entgelte der
schritten ist, auf die folgenden drei Wirtschafts- Exportvertreter in die Begünstigungen des Gesetzes
jahre übertragen werden kann. Beantragt war zu- einzubeziehen, da diese in der Regel vom Exporteur
nächst der Wegfall der 50%-Klausel, gegen den in D-Mark getragen werden und damit eine der
sich das Bundesfinanzministerium wegen des zu sicheren Voraussetzungen für die Gewährung der
erwartenden Steuerausfalles aussprach. Die 50%- Begünstigung verlassen würde. Auch der Antrag,
Klausel bedeutet jedoch eine Benachteiligung der die Differenzierung in Vor- und Enderzeugnisse
auf den Außenhandel spezialisierten Unternehmen, für den Ausfuhrhändler durch Anwendung eines
die sich teilweise, was besonders bei den Handels- Satzes von 1 1/2 vom Hundert für die Gegenstände
firmen zutrifft, im Inlandsmarkt gar nicht be- der Liste IV durchzuführen, verfiel der Ablehnung,
tätigen. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, weil der Ausschuß der Meinung war, daß im Han-
wurde mit Mehrheit beschlossen, daß ein drei- del für eine solche Differenzierung die innere Be-
jähriger Vortrag möglich sein soll, wenn die rechtigung nicht gegeben sei. Die Gültigkeit des
Steuererleichterungen die Hälfte des steuerlichen Gesetzes wurde begrenzt auf Lieferungen und Lei-
Gewinnes übersteigen. stungen, die vor dem 1. Januar 1956 bewirkt sind.
Unter Artikel I Nr. 6 wurde auf Wunsch des Namens des Ausschusses für Finanz- und Steuer-
Ausschusses an Stelle der in der Regierungsvor- fragen, des Ausschusses für Außenhandelsfragen,
lage vorgesehenen Ermächtigung zum Erlaß von des Kommunalpolitischen und des Verkehrsaus-
Rechtsverordnungen die positive Form gewählt schusses wird gebeten, dem Gesetz zur Änderung
und im einzelnen festgelegt, was als Ausfuhrliefe- des Gesetzes über steuerliche Maßnahmen zur För-
rung im Sinne des § 4 Ziffer 3 des Umsatzsteuer- derung der Ausfuhr mit den von den Ausschüssen
gesetzes gilt. Dem Sinne nach deckt sich die For- beschlossenen Änderungen zuzustimmen.
mulierung des Ausschusses mit den Vorschlägen
der Regierung. Beschlossen wurde ferner, analog Bonn, den 25. Juni 1953
der Begünstigung im Einkommen- bzw. Körper-
schaftsteuergesetz, die Einbeziehung der im Aus- Margulies
land von inländischen Fischereiunternehmen ange- Berichterstatter
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14213
Schriftlicher Bericht
(Nr. 4593 der Drucksachen)
über den von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes
zur
Änderung des Ersten Wohnungsbaugesetzes
(Nr. 3676 der Drucksachen),
und
über den von der Fraktion der FU (BP-Z) eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur
Ergänzung des Ersten Wohnungsbaugesetzes
(Nr. 4061 der Drucksachen)
B. Allgemeines zum Inhalt des Gesetzes 10. Ermächtigungen zum Erlaß von Rechtsverord-
nungen an die Bundesregierung, um den
mannigfaltigen Erfordernissen der Praxis Rech-
Das Gesetz hält grundsätzlich an der bewährten nung zu tragen und die Durchführung des
Dreiteilung des Wohnungsbaues in den öffentlich sozialen Wohnungsbaues elastischer zu ge-
geförderten, den steuerbegünstigten und den frei stalten.
finanzierten Wohnungsbau fest. Es soll das Erste
Wohnungsbaugesetz weiter entwickeln, gewisse
Lücken schließen und Hemmungen beseitigen, die C. Die Einzelbestimmungen des Gesetzes
sich in der Vergangenheit ergeben haben. Es wur-
den aus der Praxis heraus zahlreiche Anregungen
zu Änderungen und Ergänzungen des Ersten Woh- Zu Nr. 1:
nungsbaugesetzes gegeben. Auch eine lebhafte Hier wird in Abänderung der Regierungsvorlage
öffentliche Diskussion hat über diese Fragen ein- und in Anlehnung an den SPD-Entwurf eine Er-
gesetzt. Die Arbeitsgemeinschaft der für das Bau-, höhung des Wohnungsbauprogramms für die Jahre
Wohnungs- und Siedlungswesen zuständigen Mi- 1951 bis 1956 von 1,8 Millionen auf 2 Millionen
nister der Länder hat in einem Memorandum zu
Grundsatzfragen der Wohnungsbauförderung ein- Wohnungen des sozialen Wohnungsbaues verlangt.
Dieser Wohnungsbau soll vor allem denen zugute
gehende Vorschläge zu einer Gesetzesnovelle ge- kommen, die ihre Wohnungen unverschuldet ver-
macht. Außerdem ist vielfach eine verstärkte För-
loren haben. In diesen Punkten waren sich alle
derung des Baues von Eigenheimen, Kleinsiedlun- Ausschußmitglieder einig.
gen und familiengerechten Wohnungen gefordert
worden.
Zu Nr. 2:
Ebenso hat der Deutsche Bundestag gemäß einem
Antrag der Fraktion der CDU/CSU vom 13. De- Unter den Bestimmungen dieser Ziffer ist vor
zember 1950 — Drucksache Nr. 1705 — be- allem der auf Antrag der SPD neu eingefügte
schlossen: Absatz 3 wichtig. Nach dieser Vorschrift sollen künf-
tig auch diejenigen Bundesmittel, die nicht für den
Die Bundesregierung wird ersucht, die für den öffentlich geförderten Wohnungsbau bestimmt
sozialen Wohnungsbau bestimmten Bundes- sind (z. B. Wohnungsfürsorgemittel für Bundes-
mittel mit der Auflage zu verteilen, daß ein bedienstete), in der Regel zu 75 v. H. nach den
angemessener Anteil dieser Mittel von den Grundsätzen des sozialen Wohnungsbaues einge-
Ländern zum Bau von Eigenheimen und Klein- setzt werden. In Absatz 4 wird eine eindeutige und
siedlungen sowie von Wohnungen für kinder- klare Begriffsbestimmung für öffentlich geförderte
reiche Familien Verwendung finden muß. Wohnungen geschaffen.
Trotzdem hat die bisherige Wohnungsbauförderung
den Wünschen und Forderungen nicht immer in Zu Nr. 3:
vollem Umfange entsprochen, so daß eine gesetz-
liche Regelung über eine verstärkte Förderung des Im Interesse einer stärkeren Förderung des Woh-
Baues von Eigenheimen, Kleinsiedlungen und nungseigentums ist auf Antrag der FDP im § 4
sonstigen Eigentumswohnungen notwendig erschien. eine neue Bestimmung aufgenommen worden, nach
Im einzelnen erschienen folgende Neuregelungen der die von den Kapitalsammelstellen gewährten
besonders dringlich: Darlehen zur Schaffung von Wohnungseigentum
grundsätzlich nicht durch eine Gesamtbelastung
1. Bau von nicht nur 1,8 Millionen, sondern mög- des Grundstücks, sondern durch Einzelhypotheken
lichst 2 Millionen Wohnungen im sozialen Woh- auf den einzelnen Wohnungseigentumsrechten
nungsbau in der Zeit von 1951 bis 1956; dinglich gesichert werden sollen. Der Ausschuß
hofft, daß durch diese Vorschrift die bisherigen
2. Einsatz eines festen Betrages zur Förderung des Schwierigkeiten bei der Beleihung des Wohnungs-
sozialen Wohnungsbaues in den Bundeshaushalt eigentums behoben werden.
auf die Dauer von vier Jahren;
3. einheitlicher Einsatz der Wohnungsbaumittel Zu Nr. 4:
auf der Bundesebene;
In § 7 wird nunmehr vorgeschrieben, daß alle
4. Heraufsetzung der Wohnflächengrenze im sozia- öffentlich geförderten Wohnungen ohne Nach-
len Wohnungsbau von 65 qm auf 80 qm; prüfung ihrer Größe die Grundsteuervergünstigung
5. Auflockerung der Richtsatzmieten für den erhalten. Für Wohnungen, die nicht mit öffent-
öffentlich geförderten sozialen Wohnungsbau; lichen Mitteln gefördert sind, werden die bis-
herigen Wohnflächengrenzen von 80 bzw. 120 qm
6. Zulassung eines öffentlich geförderten sozialen beibehalten. Jedoch wird entsprechend der schon
Wohnungsbaues mit einer selbstverantwortlich bisher in fast allen Ländern geübten Praxis
gebildeten Miete; bundesgesetzlich klargestellt, daß es für eine
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14215
(Dr. Brönner)
Überschreitung der Wohnflächengrenze von 80 qm Der entsprechend den Vorschlägen des Bundesrates
genügt, wenn die Wohnung für einen Haushalt und der SPD neu eingefügte § 13 b soll dazu
mit mehr als vier Personen bestimmt ist. Außer- dienen, die Einheitlichkeit der Wohnungsbaupolitik
dem können künftig in besonders begründeten auf der Bundesebene sicherzustellen. Es soll durch
Fällen Überschreitungen der Wohnflächengrenze die neue Vorschrift insbesondere verhindert wer-
zugelassen werden. Diese elastische Regelung soll den, daß Haushaltsmittel des Bundes, die für den
insbesondere dem Bau von Eigenheimen und son- Wohnungsbau Verwendung finden sollen, von ver-
stigen Eigentumswohnungen einen weiteren Auf- schiedenen Bundesministern bewirtschaftet und
trieb geben. eingesetzt werden. Ausgenommen sind dabei die
Arbeitgebermittel der Bundesbahn und der Bun-
Zu Nr. 6: despost und die Bundesmittel für den Bau von
Wohnungen in Dienstgebäuden oder in anderen als
Das Bayerische Gesetz über die Grundsteuer- Wohnzwecken dienenden, geschlossenen Anlagen.
freiheit und Gebührenfreiheit für den sozialen Unter diese Ausnahme fallen z. B. Dienstwohnun-
Wohnungsbau, das bereits vor dem Ersten Woh- gen in Zollgehöften.
nungsbaugesetz in Kraft getreten und für das Land
Bayern in vollem Umfange aufrechterhalten wor- Zu Nr. 9:
den ist, ist hinsichtlich der dort vorgesehenen
Grundsteuervergünstigung für die Bauherren zum Die bisherigen Vorschriften über die Verteilung
Teil ungünstiger als die bundesgesetzliche Re- der Bundesmittel durch den Bundesminister für
gelung. Im Interesse der Rechtsgleichheit soll des- Wohnungsbau haben sich nicht als zweckmäßig
halb die bundesgesetzliche Regelung nunmehr auch erwiesen. Das Bundesverfassungsgericht hat in
ergänzend auf das Land Bayern ausgedehnt einem Verfassungsrechtsstreit des Landes Bayern
werden. gegen den Bund entschieden, daß die Verteilung
der Bundesmittel nur im Einvernehmen mit allen
Zu Nr. 7: Ländern vorgenommen werden darf. Danach
Die öffentliche Hand und andere öffentlich-recht- genügt der Widerspruch eines einzigen Landes, um
liche Körperschaften, die Baugelände für den Woh- die endgültige Verteilung bis zu einer Entschei-
nungsbau zur Verfügung stellen, verlangen viel- dung des Bundesverfassungsgerichtes zu verzögern.
fach, daß die Restkaufgeldhypothek oder bei der Diese rechtliche Unsicherheit kann im Interesse
Bestellung eines Erbbaurechtes der Erbbauzins den einer beschleunigten Förderung des Wohnungs-
Vorrang erhält vor den übrigen Grundpfand- baues` nicht bestehen bleiben. In der Neufassung
rechten, die zur Finanzierung des Bauvorhabens des § 14 wird daher eine Regelung getroffen, durch
aufgenommen werden. Hieraus haben sich wesent- die diese Schwierigkeiten vermieden werden sollen.
liche Schwierigkeiten bei der Finanzierung er- Außerdem wird durch den neuen Absatz 2 der
geben. Durch den neu eingefügten Absatz 3 in § 12 Bundesminister für Wohnungsbau ermächtigt, die
sollen diese Schwierigkeiten beseitigt werden. Verteilung der Bundesmittel bis spätestens zum
1. Dezember für das folgende Rechnungsjahr vor-
Zu Nr. 8: zunehmen. Diese Vorschrift soll eine rechtzeitige
Vorbereitung der Wohnungsbauprogramme durch
Es ist ein Mangel des Ersten Wohnungsbaugesetzes, die Länder ermöglichen.
daß es keine Vorschrift darüber enthält, wie die
Erfüllung des gesetzlich festgelegten Programms In der Regierungsvorlage war eine weitere Vor-
für den sozialen Wohnungsbau finanziell gesichert schrift enthalten, nach der der Bundesminister für
werden soll. Ein kontinuierlicher Wohnungsbau Wohnungsbau die Zuteilung der Mittel davon ab-
kann aber nur auf Grund kontinuierlich fließender hängig machen soll, daß auch die Länder ent-
Mittel geplant und durchgeführt werden. sprechend ihrer Leistungsfähigkeit in ausreichen-
dem Maße Landesmittel zur Verfügung stellen.
§ 13a Abs. 1 bestimmt daher, daß der Bund in den Der Bundesrat hat die Streichung dieser Vor-
Rechnungsjahren 1953 bis 1956 zur Finanzierung schrift beschlossen. Im Ausschuß gab es eine
des sozialen Wohnungsbaues einen jährlichen lange Auseinandersetzung, ob eine solche Vor-
Mindestbetrag von 500 Mill. DM unter allen Um- schrift verfassungsrechtlich zulässig ist. Da der
ständen zur Verfügung stellt. Einem weitergehen- Ausschuß die Anrufung des Vermittlungs-
den Antrag der SPD, jährlich 800 Mill. DM bereit- ausschusses möglichst vermeiden wollte, hat er
zustellen, konnte die Mehrheit des Ausschusses in seiner Mehrheit von einer derartigen ge-
aus finanzpolitischen Gründen nicht zustimmen. Da setzlichen Regelung abgesehen. Er empfiehlt statt
jedoch im Gegensatz zur Regierungsvorlage der dessen dem Bundestag die Annahme einer ent-
Betrag von 500 Mill. DM nur ein Mindestbetrag sprechenden Entschließung zu § 14.
ist, bleibt es der Aufstellung des Bundeshaushaltes
vorbehalten, den Mindestbetrag zu erhöhen. Im Zu Nr. 10:
übrigen empfiehlt der Ausschuß die Annahme einer
Entschließung über die zusätzliche Bereitstellung Im Ersten Wohnungsbaugesetz fehlte eine Be-
von jährlich 200 Mill. DM zur Förderung von stimmung darüber, daß auch die Rückflüsse aus
Eigentumsmaßnahmen. den neuen Wohnungsbaudarlehen des Bundes
Der Ausschuß war sich jedoch darüber einig, daß wieder zur Förderung des sozialen Wohnungs-
weitere Bundesmittel, die nach Absatz 2 zur Durch- baues verwendet werden müssen. Diese Lücke wird
führung besonderer Wohnungsbaumaßnahmen nunmehr durch die Neufassung des § 14 a ge-
bereitgestellt werden, auf die 500 Mill. DM nicht schlossen.
anzurechnen sind. Der Ausschuß hat auf die gesetz- Um zu erreichen, daß auch die Länder die Rück-
liche Klarstellung dieser Frage besonderen Wett flüsse aus landeseigenen Mitteln wieder im sozia-
gelegt. Außerdem empfiehlt der Ausschuß ein- len Wohnungsbau verwenden, empfiehlt der Aus-
mütig die Annahme einer Entschließung zu § 13 schuß die Annahme einer entsprechenden Ent-
über ein dreijähriges Wohnungsbauprogramm. schließung zu § 14 a.
14216 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Dr. Brönner)
Zu Nr. 11: Nach dem Antrag der SPD sollte die Höchst-
grenze von 65 qm beibehalten werden. Diesem Vor-
Der neue § 15 dient ebenfalls dazu, die Einheit- schlage konnte sich die Mehrheit des Ausschusses
lichkeit der Wohnungsbaupolitik auf Bundesebene nicht anschließen, da die bisherige Höchstgrenze
sicherzustellen. Aus diesem Grunde wird der Prä- sich, namentlich für wachsende Familien, in der
sident des Bundesausgleichsamtes bei der Ver- Praxis als zu eng erwiesen hat.
teilung und Festsetzung der Einsatzbedingungen
der Lastenausgleichsmittel für den Wohnungsbau Die weiteren Vorschriften über die Überschrei-
an die Zustimmung des Bundesministers für Woh- tung der Wohnflächengrenze entsprechen im
nungsbau gebunden. Der Ausschuß war einstimmig wesentlichen der geltenden Regelung.
der Auffassung, daß hierdurch ein Eingriff in die Die Fraktion der FU hat mit der Drucksache
Rechte des Kontrollausschusses nicht erfolgen darf. Nr. 4061 unter dem 5. Februar 1953 einen Antrag
Dies ist in Absatz 4 ausdrücklich festgestellt. eingereicht, nach dem eine Wohnflächenüberschrei-
Der Antrag der SPD, daß der Präsident des tung für Arbeitsräume bis zu 20 qm zugelassen
Bundesausgleichsamtes nur im Benehmen mit dem werden soll. Diesem Antrag wird in Absatz 4 -
Bundesminister für Wohnungsbau handeln soll, Buchst. b Rechnung getragen.
konnte sich der Ausschuß in seiner Mehrheit nicht Die von der SPD beantragten Vorschriften über
anschließen, weil dann die Gefahr besteht, daß die Mindestausstattung der öffentlich geförderten
sich eine unerwünschte Zweigleisigkeit für den Wohnungen erschien dem Ausschuß in seiner Mehr-
Wohnungsbau auf der Bundesebene entwickelt. heit wegen der unterschiedlichen Verhältnisse in
Zu Nr. 12: den einzelnen Ländern für eine gesetzliche Re-
gelung nicht geeignet. Der Ausschuß hat jedoch
In der vorgesehenen neuen Fassung des § 16 sind beschlossen, der Bundesregierung in § 28 a Abs. 2
die wesentlichen Grundsätze der vom Bund ver- Buchst. b eine Ermächtigung zur näheren Regelung
folgten Wohnungsbaupolitik enthalten. Namentlich der Ausstattung zu erteilen.
wird für den Neubau von Eigenheimen, Klein-
siedlungen und Kaufeigenheimen der gesetzliche Zu Nr. 15:
Vorrang festgelegt. Auch beim Neubau von Mehr-
familienhäusern soll das Wohnungseigentum und Der Absatz 1 des § 20 ist gestrichen worden, da
das eigentumsähnliche Dauerwohnrecht bevorzugt diese Vorschrift durch den neueingefügten § 21 d
gefördert werden. Diese Bestimmung erschien dem überholt ist.
Ausschuß wichtig, um eine weitere Verbreitung
des Wohnungseigentums zu erreichen. Zu Nr. 16:
Nach dem Antrag der SPD sollen Mietwohnun- Der § 21 ist dahin ergänzt worden, daß auch die
gen in Mehrfamilienhäusern nur gefördert werden, Betreuer oder Beauftragten eines Bauherrn die
wenn es sich um Bauvorhaben von revisionsunter- erforderliche Eignung und Zuverlässigkeit be-
worfenen Wohnungsunternehmen handelt; auch sitzen müssen. Diese Vorschrift ist zum Schutz der
sollen nach dem Vorschlag der SPD Betriebe Bauherren notwendig.
öffentliche Mittel nur erhalten, wenn sie die Woh-
nungen in das Eigentum der Arbeitnehmer über
führen. Zu Nr. 17:
Beiden Anträgen konnte sich der Ausschuß in In § 21 a wird festgestellt, in welchen Formen
seiner Mehrheit nicht anschließen, weil hierdurch öffentliche Baudarlehen gewährt werden können.
der Grundsatz der Gleichberechtigung der Bau- Neu ist insbesondere, daß die öffentlichen Bau-
herren verletzt werden würde. Zudem erschien darlehen auch für die Restfinanzierung und Vor-
es dem Ausschuß in seiner Mehrheit nicht ange- finanzierung der Eigenleistung zur Verfügung ge-
bracht, von der bewährten Regelung abzugehen, stellt werden können.
die im Ersten Wohnungsbaugesetz für den Werk-
wohnungsbau getroffen ist.
Zu Nr. 18:
Zu Nr. 13:
Der § 21 b enthält im wesentlichen nur redaktio-
Die Einführung einheitlicher Begriffsbestimmun- nelle Änderungen des bisherigen § 17 Abs. 3.
gen für Eigenheime, Kleinsiedlungen, Kaufeigen-
heime und eigentumsähnliche Dauerwohnrechte Die SPD hat den Antrag gestellt, in diesem Zu-
erschien dem Ausschuß insbesondere im Hinblick sammenhang auch die Höhe des Verwaltungs-
auf die steuerlichen Auswirkungen dringend not- kostenbeitrages gesetzlich festzulegen. Die Mehr-
wendig. Dabei wurde klargestellt, daß das Eigen- heit des Ausschusses hat sich gegen diesen Vor-
heim zwei Wohnungen enthalten kann, um die schlag entschieden, weil diese Beiträge in den
Finanzierung dieser Bauvorhaben zu erleichtern. einzelnen Ländern recht verschieden sind und
Dem Antrag der SPD, das Eigenheim auf ein daher sehr starke Bedenken gegen eine bundes-
Einfamilienhaus mit höchstens einer Einliegerwoh- einheitliche Regelung bestehen. Dabei war auch die
nung zu beschränken, wurde von der Mehrheit des Erwägung ausschlaggebend, daß eine derartige
Ausschusses abgelehnt, da es zu einer Einschrän- Vorschrift zu einer Anrufung des Vermittlungs-
kung des Eigenheimbaues führen würde. ausschusses durch den Bundesrat führen könnte.
Ferner hat die SPD den Antrag gestellt, in § 21 b
Zu Nr. 14: eine weitere Vorschrift einzufügen, nach der die
Der § 17 sieht eine Auflockerung der Vorschriften öffentliche Hand unter bestimmten Voraussetzun-
über die Wohnflächen im öffentlich geförderten gen auf ihre Rechte aus einer Löschungsvormer-
sozialen Wohnungsbau vor. Die bisherige Mindest- kung verzichten soll. Dieser Antrag ist dadurch
grenze von 32 qm soll auf 40 qm, die bisherige berücksichtigt worden, daß in § 28 a Abs. 2 Buchst.
Höchstgrenze von 65 qm auf 80 qm heraufgesetzt c und d eine entsprechende Ermächtigung zum
werden. Erlaß einer Rechtsverordnung vorgesehen ist.
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14217
(Dr. Brönner)
Zu Nr. 19: Aufstellung einer umfangreichen Wirtschaftlich
keitsberechnung erspart bleibt. Durch die Neurege-
Durch § 21c wird sichergestellt, daß ein angemes- lung sollen vor allem den privaten Bauherren —
sener Teil der öffentlich geförderten Wohnungen namentlich beim Wiederaufbau — stärkere Anreize
solchen Wohnungsuchenden zugeteilt wird, die zur gegeben werden. Der Ausschuß vermochte daher in
Leistung eines Finanzierungsbeitrages nicht in der seiner Mehrheit dem von der SPD gestellten An-
Lage sind. Zum Schutze der Mieter werden Ver- trag auf Streichung dieser Vorschrift nicht zuzu-
träge, die hiergegen verstoßen, für nichtig erklärt. stimmen.
§ 21 d: Die bisherige starre Begrenzung der Richt- § 21 f enthält die Klarstellung, daß die Vorschrif-
satzmiete hat sich nicht als zweckmäßig erwiesen. ten über Mietwohnungen auch für Genossenschafts-
Seit dem Erlaß des Ersten Wohnungsbaugesetzes wohnungen und ähnliche Wohnungen gelten.
sind die Baukosten — namentlich als Folge der
Koreakrise —um mehr als 25 v.H. angestiegen. Auch § 21 g enthält für Eigenheime, Kleinsiedlungen
die Zinsen für Baudarlehen sind im allgemeinen usw. Vorschriften über die Höhe der zulässigen
höher geworden. Diese Entwicklung hat bei der un- Mietwerte, die im wesentlichen den Vorschriften-
verändert gebliebenen Höchstgrenze der Mietricht- über die Mietrichtsätze für Mietwohnungen ent-
sätze von 1,— DM bzw. 1,10 DM zu einer Verklei- sprechen.
nerung der Wohnungsgrößen und einer Verschlech-
terung der Wohnungsausstattung geführt, die im Bei dem Bau von Eigenheimen, Kleinsiedlungen
Gegensatz zu allen Bemühungen um eine stärkere usw. sind häufig — besonders bei Bausparverträ-
Berücksichtigung der familiengerechten Wohnungen gen — so hohe Tilgungen aufzubringen, daß sie in
und um eine Verbesserung der Wohnungsqualität der Wirtschaftlichkeitsberechnung nicht berücksich-
steht. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, den tigt werden können. In diesen Fällen sind verschie-
obersten Landesbehörden die Ermächtigung zu er- dentlich Zweifel aufgetaucht, ob hier eine Förde-
teilen, in bestimmten, im Gesetz genau angegebenen rung mit öffentlichen Mitteln erfolgen darf. § 21 h
Fällen Zuschläge zu den Richtsatzmieten bis zu bestimmt deshalb, daß höhere Tilgungen einer Be-
30 v. H. zuzulassen. willigung öffentlicher Mittel zum Bau von Eigen-
heimen nicht entgegenstehen, weil es sich hier um
Um zu verhindern, daß ungerechtfertigte Zu- echte Sparleistungen des Bauherrn handelt.
schläge festgesetzt werden, ist in Absatz 4 aus-
drücklich vorgesehen, daß die Überschreitung im 21 i sieht für Eigentumsmaßnahmen eine Ver-
Einzelfall nur insoweit zulässig ist, als es im Rah- einfachung des Bewilligungsverfahrens vor.
men der Wirtschaftlichkeit des Bauvorhabens ge-
boten ist. Eine Überschreitung darf nicht zu einer § 21k dient der erleichterten Finanzierung beim
höheren Verzinsung des öffentlichen Darlehens Bau von Wohnungen im Wohnungseigentum und
führen. Dem erheblich weitergehenden Vorschlag ist eine Parallele zu § 4 Abs. 2.
der Regierungsvorlage, die Festsetzung der Höchst- Durch § 211 wird ein vereinfachtes Bewilligungs-
grenze der Mietrichtsätze einer Rechtsverordnung verfahren auch für den Bau von Wohnheimen und
vorzubehalten, hat sich der Ausschuß nicht anschlie- für andere besondere Wohnungsbaumaßnahmen
ßen können. Er war vielmehr der Auffassung, daß zugelassen, bei denen sich in der Praxis ein Bedürf-
die Höchstgrenze für die Richtsatzmiete und die nis hierfür ergeben hat.
Voraussetzungen für eine Überschreitung im Gesetz
selbst eindeutig geregelt werden müssen. Es ist
nach Ansicht des Ausschusses auch unzweckmäßig, Zu Nr. 20:
diese aus sozialpolitischen Gründen so wichtigen
Fragen durch eine Rechtsverordnung zu regeln und In § 22 werden die Vorschriften des Ersten Woh-
damit der Kontrolle des Parlaments zu entziehen. nungsbaugesetzes den Vorschriften des neuen
Wohnraumbewirtschaftungsgesetzes angepaßt.
Mit der in dem Entwurf getroffenen Regelung ist
wesentlichen Anregungen der SPD-Fraktion und In § 22 a wird die allgemeine Einkommensgrenze
Vorschlägen des Bundesrates entsprochen worden. für öffentlich geförderte Wohnungen entsprechend
der bisherigen Regelung grundsätzlich beibehalten
In § 21 e wird eine neue Form der Mietpreisbil- (zur Zeit 9000,— DM im Jahr), jedoch besteht eine
dung für den öffentlich geförderten sozialen Woh- Neuerung darin, daß die Wohnungen mit der ge-
nungsbau in einem begrenzten Sektor zugelassen. wöhnlichen Richtsatzmiete in erster Linie Personen
Die Bewilligungsstelle kann danach dem Bauherrn zugute kommen sollen, deren Einkommen die Kran-
gestatten, eine selbstverantwortlich gebildete Miete kenversicherungspflichtgrenze nicht übersteigt (zur
zu erheben. Voraussetzung hierfür ist jedoch, daß Zeit 6000,— DM im Jahr).
es sich um bestimmte, im Gesetz näher bezeichnete
Bauvorhaben handelt und ein um ein Drittel nied- Demgegenüber werden die Bezieher eines an der
rigeres Baudarlehen beantragt wird. Der Bauherr oberen Grenze liegenden Einkommens (zur Zeit
darf dann höchstens eine Miete vereinbaren, die zwischen 6000,— DM und 9000,— DM im Jahr) auf
den Mietrichtsatz (ohne Zuschläge) um die Hälfte den sozialen Wohnungsbau mit selbstverantwortlich
übersteigt. Die Länder können eine niedrigere gebildeter Miete verwiesen. Diese unterschiedliche
Mietgrenze bestimmen. Behandlung erschien dem Ausschuß aus sozialen
Eine weitere Einschränkung besteht darin, daß Gründen notwendig, um die öffentlich geförderten
Wohnungen mit selbstverantwortlich gebildeter Wohnungen mit den geringeren Mieten den Bevöl-
Miete nur dann gefördert werden dürfen, wenn ge- kerungskreisen mit geringerem Einkommen vorzu-
nügend Wohnungsuchende mit einem Jahresein- behalten.
kommen zwischen zur Zeit 6000,— DM und
9000,— DM unterzubringen sind. § 22 b entspricht der bisherigen in § 22 Abs. 4
des Ersten Wohnungsbaugesetzes getroffenen Rege-
Diese Regelung soll eine erhebliche Vereinfachung lung unter Anpassung an das Wohnraumbewirt-
des Verfahrens herbeiführen, da dem Bauherrn die schaftungsgesetz.
14218 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Dr. Brönner)
§ 22 c entspricht in seinen Absätzen 1 und 2 den Zu Artikeln II bis IX
bishergnVocftd§2Abs.3un5e
Ersten Wohnungsbaugesetzes unter Anpassung an - Die Artikel II bis IX behandeln Ü berleitungs
das Wohnraumbewirtschaftungsgesetz. und Anpassungsvorschriften, notwendige Änderun-
gen des Mieterschutzgesetzes, die Aufhebung über-
Durch die in Abs. 3 vorgesehene Rechtsverord- holter Vorschriften und eine Ermächtigung an den
nung sollen Zweifelsfragen bereinigt werden, die Bundesminister für Wohnungsbau, das Erste Woh-
sich bei der Ablösung eines Finanzierungsbeitrags nungsbaugesetz in der neuen Fassung bekanntzu-
durch einen späteren Mieter hinsichtlich der Wohn- geben.
raumbewirtschaftung ergeben.
Bonn, den 26. Juni 1953
Zu Nr. 21:
Dr. Brönner
§ 22 d behandelt die mit der vorzeitigen Rückzah-
lung öffentlicher Mittel zusammenhängenden Pro- Berichterstatter
bleme. Bund und Länder haben ein verständliches
Interesse daran, ihre öffentlichen Mittel von den
Bauherren möglichst rasch zurückzuerhalten, damit
sie für andere Wohnungsbauten erneut eingesetzt
werden können. Um den Bauherren für diese vor-
zeitige Rückzahlung einen Anreiz zu geben, sollen Antrag des Ausschusses:
die öffentlich geförderten Wohnungen von den Bin-
dungen der Wohnraumbewirtschaftung, der Miet-
preisbildung und des Mieterschutzes freigestellt Der Bundestag wolle beschließen:
werden. Durch Absatz 3 ist im Interesse der Mieter
Sorge dafür getragen, daß die laufenden Mietver- 1. dem Gesetzentwurf in der nachstehenden Fas-
hältnisse nicht betroffen werden. Außerdem wird sung mit der Überschrift „Entwurf eines Geset-
die Freistellung von der Wohnraumbewirtschaftung zes zur Änderung und Ergänzung des Ersten
frühestens nach der erstmaligen Zuteilung der Wohnungsbaugesetzes" zuzustimmen,
Wohnung wirksam.
2. die nachstehend aufgeführten Entschließungen
Im Zusammenhang mit dieser Regelung ist der anzunehmen:
Bundesregierung im § 28 a Abs. 2 Buchst. e eine
Ermächtigung zum Erlaß einer Rechtsverordnung Zu § 13:
gegeben, nach der im Falle der vorzeitigen Rück-
zahlung des öffentlichen Baudarlehens ein Teil des Die Bundesregierung wird ersucht, durch den
zurückzuzahlenden Kapitals erlassen werden kann. Bundesminister für Wohnungsbau im Einverneh-
In diesen Fällen soll in der Regel eine Freistellung men mit den Ländern auf der Grundlage des § 1
von den genannten Bindungen ausgeschlossen des Ersten Wohnungsbaugesetzes bis zum 28. Fe-
werden. bruar 1954 ein für die Kalenderjahre 1954 bis 1956
bemessenes Gesamtprogramm des öffentlich ge-
förderten sozialen Wohnungsbaues aufzustellen, das
Zu Nr. 22: nach Kalenderjahren einzuteilen ist. In dem Pro-
gramm soll für jedes Jahr die Höhe der voraus-
Nach der bisherigen Regelung war die Kosten- sichtlich in den einzelnen Ländern zur Verfügung
miete bei Inanspruchnahme von 7 c-Mitteln auf stehenden öffentlichen Mittel (Bundesmittel, Lan-
1,50 DM je qm Wohnfläche monatlich begrenzt. desmittel, sonstige öffentliche Mittel) veranschlagt
Diese Einschränkung ist durch die gestiegenen Bau- werden. Das Programm ist aufzugliedern:
kosten und nach der Herabsetzung der Förderungs-
beträge (§ 7 c EStG) nicht mehr gerechtfertigt. Sie a) nach den verschiedenen Baumaßnahmen (Wie-
ist außerdem geeignet, die Aufnahme von 7 c-Mit- deraufbau, Neubau usw.);
teln zu erschweren und dadurch den Wohnungsbau
zu beeinträchtigen. Deshalb ist diese Mietgrenze b) nach den verschiedenen Wohnformen (Einfami-
beseitigt worden. Es kann jetzt eine selbstverant- lienhäuser, Kleinsiedlungen, Mehrfamilienhäu-
wortlich gebildete Miete vereinbart werden, die ser usw.);
über 1,50 DM hinausgeht, die aber innerhalb eines
Jahres nach Begründung des Mietverhältnisses auf c) nach den verschiedenen Rechtsformen (Eigen-
Antrag des Mieters von der Preisbehörde nachge- heime, Kleinsiedlungen, Eigentumswohnungen,
prüft und berichtigt werden kann. Genossenschaftswohnungen, Mietwohnungen
usw.);
d) nach den begünstigten Bevölkerungskreisen
Zu Nrn. 24 und 25: (Heimatvertriebene, Sachbeschädigte, Umsiedler
usw.).
Die bisherigen Ermächtigungen im Ersten Woh-
nungsbaugesetz zum Erlaß von Rechtsverordnun-
gen, die sich in verschiedenen Vorschriften verstreut Zu § 13 a:
befanden, sind in dem neuen § 28 a zusammenge-
faßt und entsprechend den Vorschriften des Grund- Die Bundesregierung wird ersucht, dafür Sorge
gesetzes näher konkretisiert worden. Einige zu tragen, daß zur Vorfinanzierung der Eigenlei-
Ermächtigungen sind neu eingefügt worden, auf stung für den Bau von Eigenheimen, Kleinsiedlun-
die bereits an früherer Stelle dieses Berichtes hin- gen, Kaufeigenheimen sowie für Wohnungen in der
gewiesen worden ist. Rechtsform des Wohnungseigentums und eines
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14219
(Dr. Brönner)
eigentumsähnlichen Dauerwohnrechts jährlich im Die Aufnahme einer gesetzlichen Bestimmung
Bundeshaushalt 200 Millionen Deutsche Mark für in das Bundesgesetz, wonach das gleiche für die
mittelfristige Kredite zusätzlich zur Verfügung ge- Rückflüsse der von den Ländern zur Förderung des
stellt werden. sozialen Wohnungsbaues gewährten öffentlichen
Mittel zu gelten hat, begegnet verfassungsrecht-
lichen Bedenken. Der Bundestag hat daher von der
Zu § 14: Aufnahme einer derartigen Vorschrift in das Gesetz
abgesehen.
Die Bundesregierung wird ersucht, dafür Sorge
zu tragen, daß der Bundesminister für Wohnungs- Die Bundesregierung wird jedoch ersucht, bei den
bau die Zuteilung von Bundesmitteln für die För- Ländern den Erlaß entsprechender gesetzlicher Be-
derung des sozialen Wohnungsbaues an die Länder stimmungen anzuregen und über den Erfolg ihrer
künftig davon abhängig macht, daß auch die Län- Bemühungen dem Bundestag demnächst zu berich-
der zur Erfüllung der im § 1 des Ersten Wohnungs- ten.
baugesetzes festgelegten Aufgabe Landesmittel in
einer ihrer Leistungsfähigkeit entsprechenden Höhe 3. die zu diesem Gesetzentwurf eingegangenen
zur Verfügung stellen. Petitionen für erledigt zu erklären.
Zu § 14a:
Bonn, den 26. Juni 1953
Nach dem vom Bundestag nunmehr beschlossenen
Gesetz zur Änderung und Ergänzung des Ersten
Wohnungsbaugesetzes sind die Rückflüsse aus den Der Ausschuß für Wiederaufbau
Darlehen, die der Bund zur Förderung des Woh- und Wohnungswesen
nungsbaues den Ländern oder sonstigen Darlehens-
nehmern gewährt hat und künftig gewährt, laufend
zur Förderung von Maßnahmen zu Gunsten des Lücke Dr. Brönner
sozialen Wohnungsbaues zu verwenden. Vorsitzender Berichterstatter
I 4220 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Ju li 1953
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß)
über den Antrag der Fraktion der SPD betreffend
Neuregelung der Steigerungsbeträge und Grundbeträge in der Rentenversicherung
der Angestellten -
Der Antrag der SPD auf Drucksache Nr. 4271 be- finanziellen Auswirkungen beider Anträge
-zieht sich auf die Neuregelung von Steigerungs (Drucksachen Nrn. 4271 und 4346) beträchtlich
und Grundbeträgen in der Rentenversicherung der sind. Sie beanspruchen nach dem derzeitigen
Ang es tellten. Er muß im Zusammenhang mit Stand insgesamt 481 Millionen DM; davon ent-
dem Antrag Nr. 4346 gesehen werden, in dem es fallen 326 Millionen DM auf die Versicherungs-
um die Rentenversicherung der Arbeiter geht. träger, 155 Millionen auf den Bund. Der Antrag
Drucksache Nr. 4271 würde — Berlin eingeschlos-
Der Antrag wurde in der 263. Sitzung des Bun- sen — von der Angestelltenversicherung einen
destages am 5. Mai 1953 erstmalig beraten und dem Aufwand von 167 Millionen DM fordern, vom
Sozialpolitischen Ausschuß überwiesen. Er fordert Bund 40 Millionen, zusammen also von 207 Mil-
in Punkt 1 eine Erhöhung des bisherigen Steige- lionen DM.
rungsbetrages in der Rentenversicherung der An-
gestellten von 0,7% auf 1%, da trotz eines höher Der auf den Versicherungsträger entfallende Teil
liegenden Grundbetrages in der Zukunft eine echte der Mehrkosten ist bilanztechnisch in keiner
Benachteiligung gegenüber gleichbesoldeten und Weise gedeckt. Diesen Bedarf etwa aus den jetzt
gleich lange versicherten Arbeitern daraus resul- noch entstehenden Kassenüberschüssen entneh-
tieren würde. men zu wollen, wäre nicht zu verantworten. Sie
Punkt 2 strebt zur Vereinfachung des Berech- müssen unter allen Umständen zu einer Kapital-
nungsverfahrens eine Neufeststellung des Grund- bildung verwandt werden, aus der später die
betrages an, der sich jetzt infolge der Bestimmung Rentenansprüche der heutigen Versicherten ge-
des Sozialversicherungs-Anpassungsgesetzes, des deckt werden können.
Rentenzulagengesetzes und des Gesetzes über die 3. Soweit sich die Verhältnisse der Angestellten-
Erhöhung des Grundbetrages aus 4 verschiedenen versicherung vorausschauend überblicken lassen,
Komponenten zusammensetzt. muß mit einer Zunahme der Schwierigkeiten ge-
Der Antrag wurde von der antragstellenden Par- rechnet werden. In 25 Jahren wird bei etwa
tei mit dem Wunsch begründet, die drohende Be- gleichbleibender Zahl der Beitragszahler die Zahl
nachteiligung der Angestellten aus einem Steige- der Rentner um etwa 70 % gestiegen sein. Die
rungsbetrag von 0,7% gegenüber einem Steige- Durchschnittsrente wird auf Grund der angeho-
rungsbetrag von 1,2% in der Invalidenversicherung benen Steigerungsbeträge wesentlich höher liegen
aufzuheben. als heute. Die jetzt mit 207 Millionen DM ver-
anschlagte finanzielle Mehrbelastung aus dem
Obwohl der Ausschuß die Notwendigkeit, die Antrag Drucksache Nr. 4271 würde zu diesem
Rentenformel neu festzulegen, grundsätzlich be- kritischen Zeitpunkt noch wesentlich größer sein.
jahte, lehnte er im Endeffekt den Antrag mit 11 : 9
Stimmen ab. Maßgeblich waren dafür folgende Ge- Aus allen diesen Gründen glaubte der Ausschuß,
sichtspunkte: eine eingehende und gewissenhafte Vorarbeit als
Voraussetzung für die Änderung der Rentenformel
1. Die beabsichtigte Neuregelung stellt einen weit- fordern zu müssen und eine übereilte Entscheidung
reichenden Eingriff in das Gefüge der Angestell- im Sinne des Antrages Drucksache Nr. 4271 nicht
tenversicherung dar. Sie würde eine so gründ- verantworten zu können.
liche Vorarbeit fordern, wie sie in der zur Ver-
fügung stehenden kurzen Zeit nicht mehr ge- Die Sozialpolitische Ausschuß empfiehlt dem
leistet werden konnte. Der im Februar 1952 beim Hohen Hause deshalb, entsprechend seiner Mehr-
Bundesarbeitsministerium gebildete Beirat be- heitsentscheidung den Antrag der SPD auf Druck-
schäftigt sich bereits mit den Vorarbeiten für eine sache Nr. 4271 abzulehnen und die zweifellos drin-
Neuordnung der gesamten Sozialversicherung, gende Neuordnung der Sozialversicherung in der
wobei die Rentenformel nicht nur für den einen, neuen Legislaturperiode sobald wie möglich vor-
sondern für beide Versicherungsträger neu fest- zunehmen.
gelegt und damit zugleich dem Anliegen des
Punktes 2 der Vorlage Rechnung getragen wer- Bonn, den 3. Juli 1953
den soll. Frau Dr. Mulert
2. Aus den Ausführungen des Vertreters des Herrn
Bundesarbeitsministers ergab sich, daß die Berichterstatterin
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14221
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß)
über den Antrag der Fraktion der SPD betreffend
Neuregelung der Grundbeträge in der Rentenversicherung der Arbeiter
(Nr. 4635 der Drucksachen)
Berichterstatterin: Abgeordnete Frau Heiler
Der Antrag der SPD, Drucksache Nr. 4346, be- insgesamt 115 Millionen DM bei Erhöhung der
treffend Neuregelung der Grundbeträge in der Grundrente ist ungedeckt und kann nach der Ver-
Rentenversicherung der Arbeiter ist bei seiner Ein- abschiedung des Haushalts nicht mehr eingesetzt
bringung in der 270. Sitzung des Deutschen Bun- werden.
destages am 11. Juni 1953 behandelt und dem Aus- Als zweites Argument gegen die Erhöhung der
schuß für Sozialpolitik zugewiesen worden. Dieser Grundrente wurde vorgebracht, daß die gesamte
hat in seiner 198. Sitzung am 1. Juli 1953 den An- Neuordnung der Sozialversicherung durch eine
trag beraten. Die Mehrheit des Ausschusses hat zu solche Vorwegentscheidung aufs neue gefährdet
der Begründung der Antragsteller, in der auf die oder zumindest erschwert werde. Man war nicht
wirtschaftlich schlechte Lage der Rentenempfänger der Ansicht, daß eine neue Einzelverbesserung zu
hingewiesen wurde, in folgender Weise Stellung ge- den schon vorhandenen vielen Einzelabänderungen
nommen: und -verbesserungen hinzugefügt werden, sondern
Die Deckung der Mehrausgaben von insgesamt daß man im neuen Bundestag auf eine baldige In-
274 Millionen DM ist Sache nicht nur der Landes- angriffnahme der Neuordnung drängen solle. Es
versicherungsanstalten, sondern auch des Bundes. schien der Mehrheit des Ausschusses darum un-
Für die Landesversicherungsanstalten würde ein möglich, diesem Antrag auf Erhöhung der Grund-
Anteil von 159 Millionen DM entstehen, der zwar beträge in der Rentenversicherung der Arbeiter
nach der Kassenlage im jetzigen Augenblick zuzustimmen. Er wurde mit 11 gegen 8 Stimmen
zumutbar erscheinen könnte, aber deswegen nicht bei einer Stimmenthaltung abgelehnt.
zu vertreten ist, weil die Veränderung der Alters- Ich habe darum nach diesem Beratungs- und
schichtung unserer Bevölkerung in der allernäch- Abstimmungsergebnis des Ausschusses den Auf-
sten Zeit es als wahrscheinlich erscheinen läßt, daß trag, das Hohe Haus zu bitten, den Antrag der
den Versicherungsträgern der Rentenversicherung SPD abzulehnen.
der Arbeiter erhöhte Belastungen zugemutet wer-
den. Es muß darum durch Rücklagen sichergestellt Bonn, den 3. Juli 1953
werden, daß die Leistungen, auf die ein Rechts-
anspruch besteht, auch in Zukunft gezahlt werden Frau Heiler
können. Der auf den Bund entfallende Anteil von Berichterstatterin
14222 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Schriftlicher Bericht
(zu Nr. 4630 der Drucksachen)
des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen
(11. Ausschuß)
über den Antrag der Fraktion der SPD betreffend
Umsatzsteuer auf Obst und Gemüse
(Nr. 4333 der Drucksachen)
über den
Antrag der Abgeordneten Struve, Dr. Kneipp, Tobaben, Hoffmann (Lindlar) und Genossen
betreffend den Entwurf eines Gesetzes zur
Änderung des Umsatzsteuergesetzes
(Nr. 4361 der Drucksachen)
und über den
Antrag der Abgeordneten Struve, Dr. Kneipp, Tobaben, Hoffmann (Lindlar) und Genossen
betreffend
Durchführungsbestimmungen zum Umsatzsteuergesetz
(Nr. 4362 der Drucksachen)
Der Vorlage liegen die Drucksachen Nrn. 4333, Der Ausschuß konnte sich diesen Argumenten
4361 und 4362 zugrunde. Die Drucksache Nr. 4361 jedoch nicht anschließen, da die allgemeine Er-
hat zwei Ziele: erstens die Umsatzsteuerfreiheit höhung der Umsatzsteuer bei landwirtschaftlichen
des Eigenverbrauchs für solche landwirtschaftlichen Produkten deshalb nicht durchgeführt worden ist,
Betriebe herbeizuführen, die einen Umsatz von um eine Verteuerung der Grundnahrungsmittel zu
weniger als 20 000 DM im Jahr haben, während die vermeiden, und, da die Festsetzung auf 10 000 RM
geltende Regelung einen Umsatz von 10 000 DM in den seinerzeitigen Wirtschaftsverhältnissen ihren
vorsieht, und zweitens gewisse Bearbeitungsvor- Grund gehabt haben müßte, eine Anpassung an die
gänge von landwirtschaftlichen Waren von der Um- geänderten Verhältnisse heute notwendig sei. Je-
satzsteuer auszunehmen. doch seien bezüglich der Anpassungshöhe eindeu-
tige Feststellungen wegen der kurzen dem Aus-
Der erste Antrag wird damit begründet, daß die schuß zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu tref-
Umsatzsteuergrenze aus der Reichsmarkzeit fen; es müsse deshalb bei einem Entschließungs-
stammt und seit dieser Zeit sich eine Veränderung antrag sein Bewenden haben. Es wird Aufgabe der
der Preise der landwirtschaftlichen Produkte, aus- Bundesregierung sein, alsbald die erforderlichen
gedrückt in D-Mark, ergeben habe. Es sei deshalb Regelungen einzuleiten und die Verhältnisse zum
eine Anpassung an die geänderte Preisrelation für Zeitpunkt der Festsetzung der Freigrenze mit den
landwirtschaftliche Erzeugnisse notwendig. Gegen heutigen Verhältnissen zu vergleichen und dem
diesen Vorschlag wurden zwei Einwände erhoben, neuen Bundestag alsdann eine entsprechende Än-
und zwar, daß im Zuge der allgemeinen Umsatz- derung des § 4 Ziffer 19 UStG vorzuschlagen.
steuererhöhung von 3 auf 4 % die Umsatzsteuer
landwirtschaftlicher Waren nicht von 1 1/2 auf 2 % Der zweite Antrag und die Drucksachen Nrn. 4333
erhöht worden sei, und daß ohnedies die Freigrenze und 4362 wurden vom Ausschuß in ihrer Tendenz
immer sehr hoch gewesen sei und auch heute noch, gebilligt. Auch der Ausschuß für Ernährung, Land-
trotz der Änderung der Preisverhältnisse, die land- wirtschaft und Forsten hat diese Anträge ein-
wirtschaftlichen Kleinst- und Kleinbetriebe von stimmig angenommen. Die Verbesserung der
der Umsatzsteuerpflicht ausnehme. Marktfähigkeit von Obst, Gemüse, Eiern und
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14223
(Dr. Bertram [Soest])
Schlachtgeflügel soll umsatzsteuerfrei werden, da schuß, die umsatzsteuerlichen Maßnahmen zugun-
es sich nicht um eine Verarbeitung, die den Charak- sten einer Verbesserung der Marktfähigkeit land-
ter der Ware ändere, handele. Entsprechende Be- wirtschaftlicher Produkte ebenfalls in die Ent-
rufungsfälle aus dem gewerblichen Sektor sind schließung aufzunehmen.
zwar zu erwarten; jedoch war der Finanzausschuß
der Meinung, daß man wegen etwaiger Berufungs- Demgemäß empfiehlt der Ausschuß die Annahme
fälle dieses berechtigte Anliegen — Verbesserung des Antrages.
der Qualität und Erhöhung des Verbrauches — Bonn, den 3. Juli 1953
nicht ablehnen dürfe. Gesetzestechnische Bedenken,
die gegen die vorgeschlagene Änderung des § 7 Dr. Bertram
Abs. 3 vorgebracht wurden, veranlaßten den Aus Berichterstatter
-
14224 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Namentliche Abstimmungen
in der 280. Sitzung
1. über den Entwurf eines Gesetzes betreffend das Abkommen vom 27. Februar 1953 zwischen der
Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Französischen Republik über
die Regelung der Ansprüche der Französischen Regierung aus der Deutschland geleisteten Nach-
kriegs-Wirtschaftshilfe,
2. über den Änderungsantrag der Fraktion der SPD zu § 14 des Entwurfs eines Sozialgerichtsge-
setzes (Umdruck Nr. 1036 Ziffer 1),
3. über den Änderungsantrag der Fraktion der SPD betreffend §§ 27 a und 27 b des Entwurfs eines
Gesetzes über die Errichtung der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (Umdruck Nr. 1038 -
Ziffer 6),
4. über den Änderungsantrag der Fraktion der SPD betreffend § 27c des Entwurfs eines Gesetzes
über die Errichtung der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (Umdruck Nr. 1038 Ziffer 6),
Abstimmung
Name 1 2 4
3
CDU/CSU
Dr. Adenauer Ja — — —
Albers Ja Nein Nein Nein
Arndgen Ja Nein Nein Nein
Dr. Bartram (Schleswig
Holstein) Ja entschuld. entschuld. entschuld.
Bauereisen Ja Nein Nein Nein
Bauknecht Ja Nein Nein Nein
Dr. Baur (Württemberg) Ja Nein Nein Nein
Bausch Ja Nein Nein Nein
Becker (Pirmasens) . Ja Nein entschuld. entschuld.
Blank (Dortmund) . . . . — — — —
Frau Brauksiepe Ja Nein entschuld. entschuld.
Dr. von Brentano Ja Nein Nein Nein
Brese Ja Nein Nein Nein
Frau Dr. Brökelschen . . . Ja Nein Nein Nein
Dr. Brönner Ja Nein Nein Nein
Brookmann Ja Nein Nein Nein
Dr. Bucerius Ja Nein Nein Nein
Frau Dietz Ja Nein Nein Nein
Donhauser — — Nein Nein
Dr. Dresbach — Nein Nein Nein
Eckstein Ja Nein Nein Nein
Dr. Edert Ja Nein Nein Nein
D. Dr. Ehlers Ja Nein Nein Nein
Ehren Ja Nein Nein Nein
Eplée Ja Nein Nein Nein
Dr. Erhard — — — —
Etzenbach Ja Nein Nein Nein
Even Ja Nein Nein Nein
Feldmann Ja Nein Nein Nein
Dr. Fink Ja Nein Nein Nein
Dr. Frey beurlaubt beurlaubt beurlaubt beurlaubt
Fuchs Ja Nein Nein Nein
Dr. Freiherr von Fürstenberg - Nein Nein Nein
Fürst Fugger von Glött . Ja Nein Nein Nein
Funk Ja Nein Nein Nein
Gengler Ja Nein Nein Nein
Gerns Ja Nein Nein Nein
D. Dr. Gerstenmaier . . Ja Nein Nein Nein
Gibbert Ja Nein Nein Nein
Giencke Ja Nein Nein Nein
Dr. Glasmeyer Ja Nein Nein Nein
Glüsing Ja Nein Nein Nein
Gockeln entschuld. Nein Nein entschuld.
Dr. Götz Ja Nein Nein Nein
Frau Dr. Gröwel entschuld. entschuld. Nein Nein
Günther Ja Nein Nein Nein
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14225
Namentliche Abstimmungen
in der 280. Sitzung
5. über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über steuerliche Maßnahmen zur
Förderung der Ausfuhr (Nr. 4536 der Drucksachen),
6. über den Ä nderungsantrag der Fraktion der SPD zu Art. I § 21 e des Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung und Ergänzung des Ersten Wohnungsbaugesetzes,
7. Schlußabstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Ä nderung und Ergänzung des Ersten
Wohnungsbaugesetzes (Nm. 4593, 3676, 3946 der Drucksachen)
Abstimmung
Name
5 6 7
CDU/CSU
Dr. Adenauer — — -
Albers entschuld. entschuld. entschuld.
Arndgen Ja Nein Ja
Dr. Bartram (Schleswig-
Holstein) entschuld. entschuld. en tschul d.
Bauereisen entschuld. entschuld. entschuld.
Bauknecht Ja Nein Ja
Dr. Baur (Württemberg) entschuld. entschuld. entschuld.
Bausch Ja Nein Ja
Becker (Pirmasens) . entschuld. entschuld. entschuld.
Blank (Dortmund) . — — —
Frau Brauksiepe entschuld. entschuld. entschuld.
Dr. von Brentano Ja Nein Ja
Brese Nein Nein Ja
Frau Dr. Brökelschen . . . Ja Nein Ja
Dr. Brönner Ja Nein Ja
Brookmann Ja — -
Dr. Bucerius Ja Nein Ja
Frau Dietz Ja Nein Ja
Donhauser Ja — —
Dr. Dresbach Ja Nein Ja
Eckstein Ja Nein Ja
Dr. Edert entschuld. entschuld. entschuld.
D. Dr. Ehlers Ja Nein Ja
Ehren Ja Nein Ja
Eplée Ja Nein Ja
Dr. Erhard — — —
Etzenbach Ja Nein Ja
Even Ja Nein Ja
Feldmann entschuld. entschuld. entschuld.
Dr. Fink Ja Nein Ja
Dr. Frey beurlaubt beurlaubt beurlaubt
Fuchs Ja Nein Ja
Dr. Freiherr von Fürstenberg Ja Nein Ja
Fürst Fugger von Glött . Ja Nein Ja
Funk entschuld. entschuld. entschuld.
Gengler Ja Nein Ja
Gems Ja Nein Ja
D. Dr. Gerstenmaier . . Ja Nein Ja
Gibbert Ja Nein Ja
Giencke — Nein Ja
Dr. Glasmeyer Ja Nein Ja
Glüsing enthalten Nein Ja
Gockeln entschuld. entschuld. entschuld.
Dr. Götz Ja Nein Ja
Frau Dr. Gröwel Ja Nein Ja
Günther Ja Nein Ja
14226 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Abstimm ung
Name 1 2 3 4
Abstimmung
Name 5 6 7
Abstimmung
Name 2 3 4
1
SPD
Frau Albertz Nein Ja Ja Ja
Frau Albrecht Nein Ja Ja Ja
Altmaier Nein Ja Ja Ja
Frau Ansorge Nein Ja Ja Ja
Dr. Arndt Nein Ja Ja Ja
Arnholz Nein Ja Ja Ja
Dr. Baade Nein Ja Ja —
Dr. Bärsch — Ja Ja Ja
Baur (Augsburg) Nein Ja Ja Ja
Bazille Nein Ja Ja Ja
Behrisch Nein Ja Ja Ja
Bergmann Nein Ja Ja Ja
Dr. Bergstraeßer Nein Ja Ja Ja
Berlin Nein Ja Ja Ja
Bettgenhäuser Nein Ja Ja Ja
Bielig Nein Ja Ja Ja
Birkelbach Nein Ja Ja Ja
Blachstein Nein Ja Ja Ja
Dr. Bleiß Nein Ja Ja Ja
Böhm Nein Ja Ja Ja
Dr. Brill Nein Ja Ja Ja
Bromme Nein Ja entschuld. entschuld.
Brünen Nein Ja Ja Ja
Cramer Nein Ja Ja Ja
Dannebom Nein Ja Ja Ja
Diel Nein Ja Ja Ja
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14229
Abstimmung
Name 5 6 7
Sabel Ja Nein Ja
Schäffer — — —
Scharnberg entschuld. entschuld. entschuld.
Dr. Schatz Ja entschuld. entschuld.
Schill krank krank krank
Schmitt (Mainz) Ja — —
Schmitz entschuld. entschuld. entschuld.
Schmücker enthalten Nein Ja
Dr. Schröder (Düsseldorf) Ja Nein Ja
Schüttler Ja Nein Ja
Schütz Ja Nein Ja
Schuler Ja Nein Ja
Schulze-Pellengahr . Ja Nein Ja
Dr. Semler — — —
Dr. Serres Ja Nein Ja
Siebel Ja Nein Ja
Dr. Solleder entschuld. entschuld. entschuld.
Spies Ja Nein Ja
Graf von Spreti Ja enthalten enthalten
Stauch Ja Nein Ja
Frau Dr. Steinbiß Ja Nein Ja
Storch — Nein Ja
Strauß Ja entschuld. entschuld.
Struve Ja Nein Ja
Stücklen Ja Nein Ja
Dr. Vogel Ja Nein Ja
Wacker Ja Nein Ja
Wackerzapp Ja Nein Ja
Dr. Wahl Ja Nein Ja
Frau Dr Weber (Essen) . . Ja Nein Ja
Dr. Weber (Koblenz) . Ja Nein Ja
Dr. Weiß Ja Nein Ja
Winkelheide Ja Nein Ja
Wittmann Ja Nein Ja
Dr. Wuermeling Ja Nein Ja
SPD
Frau Albertz Nein entschuld. entschuld.
Frau Albrecht Nein Ja —
Altmaier Nein Ja —
Frau Ansorge Nein Ja —
Dr. Arndt Nein Ja —
Arnholz Nein Ja —
Dr. Baade Nein Ja —
Dr. Bärsch Nein Ja —
Baur (Augsburg) . . — — —
Bazille • Nein Ja — -
Behrisch Nein Ja -
Bergmann Nein Ja —
Dr. Bergstraeßer Nein Ja —
Berlin . entschuld. entschuld. entschuld.
Bettgenhäuser Nein Ja —
Bielig Nein Ja —
Birkelbach Nein Ja —
Blachstein Nein Ja —
Dr. Bleiß entschuld. entschuld. entschuld.
Bohm, Nein Ja —
Dr Brill Nein Ja Nein
Bromme entschuld. entschuld. entschuld.
Brünen Nein Ja —
Cramer Nein Ja —
Dannebom Nein — —
Diel Nein Ja —
14230 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Abstimmung
Name 1 2 3 4
Abstimmung
Name 5 6 7
Eichler Nein Ja —
Ekstrand Nein Ja —
Er ler Nein Ja —
Faller Nein Ja —
Franke Nein Ja —
Freidhof — — —
Freitag beurlaubt beurlaubt beurlaubt
Geritzmann Nein Ja —
Gleisner Nein Ja —
Görlinger Nein — —
Graf Nein — —
Dr. Greve Nein Ja -
Dr. Gülich Nein Ja —
Happe Nein Ja —
Heiland Nein Ja —
Hennig Nein Ja —
Henßler krank krank krank
Herrmann Nein Ja —
Hoecker Nein Ja —
Höhne Nein Ja
Frau Dr. Hubert Nein Ja —
Imig Nein Ja
Jacobi Nein Ja —
Jacobs Nein Ja —
Jahn Nein Ja —
Kalbfell krank krank krank
Kalbitzer Nein Ja —
Frau Keilhack Nein Ja
Keuning Nein Ja —
Kinat Nein Ja
Frau Kipp-Kaule Nein Ja
Dr. Koch Nein Ja
Frau Korspeter Nein Ja —
Frau Krahnstöver Nein entschuld. entschuld.
Dr. Kreyssig entschuld. entschuld. entschuld.
Kriedemann Nein Ja —
Kurlbaum Nein Ja —
Lange Nein Ja —
Lausen beurlaubt beurlaubt beurlaubt
Frau Lockmann Nein Ja —
Ludwig Nein Ja —
Dr. Luetkens Nein Ja —
Maier (Freiburg) Nein Ja —
Marx Nein Ja —
Matzner Nein Ja Nein
Meitmann Nein Ja —
Mellies Nein Ja —
Dr. Menzel Nein Ja —
Merten Nein Ja —
Mertins Nein Ja
Meyer (Hagen) Nein Ja —
Meyer (Bremen) Nein Ja —
Frau Meyer-Laule Nein Ja —
Mißmahl Nein Ja —
Dr. Mommer Nein Ja —
Moosdorf entschuld. entschuld. entschuld.
Dr. Mücke Nein Ja entschuld.
Müller (Hessen) Nein Ja —
Müller (Worms) Nein Ja —
Frau Nadig Nein Ja —
Dr. Nölting Nein Ja —
Nowack (Harburg) Nein — —
Odenthal krank krank krank
Ohlig Nein Ja —
Ollenhauer Nein Ja -
14232 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Name Abstimmung
1 2 3 4
FDP
Dr. Atzenroth Nein Nein —
Dr. Becker (Hersfeld) . . . Ja Nein Nein Nein
Dr. Blank (Oberhausen) . Ja Nein Nein Nein
Blücher — —
Dannemann Ja Nein Nein Nein
Dr. Dehler Ja Nein — ...-
Dirscherl Ja Nein Nein Nein
Eberhard enthalten Nein Nein Nein
Euler entschuld. entschuld. entschuld. entschuld
Fassbender Ja Nein entsehuld. entschuld.
Dr. Friedrich enthalten Nein enthalten enthalten
Frühwald Ja Nein Nein Nein
Funcke Ja Nein Nein Nein
Gaul Ja Nein Nein Nein
Dr. von Golitschek . . Ja Nein Nein Nein
Grundmann Nein Nein Nein Nein
Hagge Ja Nein Nein Nein
Dr. Hammer Ja Nein Nein Nein
Dr. Hasemann Ja Nein Nein Nein
Dr. Hoffmann (Lübeck) . . Ja Nein Nein Nein
Dr. Hoffmann (Schönau) Ja Nein Nein Nein
Frau Hütter enthalten Nein Nein Nein
Frau Dr. Ilk entschuld. Nein entschuld. entschuld.
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14233
Abstimmung
Name 5 6 7
FDP
Dr. Atzenroth — — —
Dr. Becker (Hersfeld) . Ja Nein Ja
Dr. Blank (Oberhausen) Ja Nein Ja
Blücher — — —
Dannemann Ja Nein Ja
Dr. Dehler — — —
Dirscherl — — —
Eberhard Ja Nein Ja
Euler entschuld. entschuld. entschuld.
Fassbender entschuld. entschuld. entschuld.
Dr. Friedrich Ja — —
Frühwald enthalten Nein Ja
Funcke Ja Nein Ja
Gaul Ja Nein Ja
Dr. von Golitschek Ja Nein Ja
Grundmann Ja Nein Ja
Hagge — — —
Dr. Hammer Ja Nein Ja
Dr. Hasemann Ja entschuld. entschuld.
Dr. Hoffmann (Lübeck) Ja Nein Ja
Dr. Hoffmann (Schönau) Ja Nein Ja
Frau Hütter _ Ja Nein Ja
Frau Dr. Ilk entschuld. entschuld. entschuld.
14234 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Abst i mmung
Name
1 2 3 4
DP
Ahrens Ja Nein Nein Nein
Eickhoff Ja Nein Nein Nein
Ewers Ja Nein Nein Nein
Farke Ja Nein Nein Nein
Dr. Fricke Ja Nein Nein Nein
Hellwege Ja — — —
Jaffé Ja Nein Nein Nein
Frau Kalinke Ja Nein Nein Nein
Kuhlemann Ja Nein Nein Nein
Dr. Leuchtgens Ja Nein Nein Nein
Löfflad — Nein Nein Nein
Matthes Ja Nein Nein Nein
Dr. von Merkatz Ja Nein Nein Nein
Schuster Ja Nein Nein Nein
Dr. Seebohm — — — —
Tobaben Ja Nein Nein Nein
Walter Ja Nein Nein Nein
Wittenburg Ja Nein Nein Nein
Dr. Woltje Ja Nein Nein Nein
Dr. Zawadil Ja Nein Nein Nein
FU
Freiherr von Aretin . . Ja Nein Nein Nein
Dr. Bertram (Soest) . . Nein Nein Nein Nein
Dr. Besold Ja Nein entschuld. entschuld.
Clausen enthalten Ja entschuld. entschuld.
Dr. Decker . . Ja Nein Nein Nein
Determann krank krank krank krank
Eichner Ja Nein Nein Nein
Hoffmann (Lindlar) . Nein Nein Ja Ja
Lampl Ja entschuld. entschuld. entschuld.
Maerkl . Ja Nein Nein Nein
Mayerhofer Ja Nein Nein Nein
Dr. Meitinger Ja Nein Nein Nein
Pannenbecker Nein entschuld. entschuld. entschuld.
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14235
Abstimmung
Name 5 6 7
DP
Ahrens Ja Nein Ja
Eickhoff Ja Nein Ja
Ewers Ja Nein Ja
Farke Ja Nein Ja
Dr. Fricke Ja Nein Ja
Hellwege — — -
Jaffé Ja Nein Ja
Frau Kalinke Ja Nein Ja
Kuhlemann Ja Nein Ja
Dr. Leuchtgens Ja Nein Ja
Löfflad Ja Nein Ja
Matthes Ja Nein Ja
Dr. von Merkatz Ja Nein Ja
Schuster Ja Nein Ja
Dr. Seebohm — — —
Tobaben Ja Nein Ja
Walter Ja Nein Ja
Wittenburg • Ja Nein Ja
Dr. Woltje entschuld. Nein Ja
Dr. Zawadil Ja Nein Ja
FU
Freiherr von Aretin . . — — —
Dr. Bertram (Soest) . entschuld. entschuld. entschuld.
Dr. Besold entschuld. entschuld. entschuld.
Clausen entschuld. entschuld. entschuld.
Dr. Decker Ja Nein Ja
Determann krank krank krank
Eichner Ja Nein Ja
Hoffmann (Lindlar) . Ja Nein Ja
Lampl entschuld. entschuld. entschuld.
Maerkl entschuld. entschuld. entschuld.
Mayerhofer Ja Nein Ja
Dr. Meitinger Ja Nein Ja
Pannenbecker entschuld. entschuld. entschuld.
14236 Deutscher Bundestag -- 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Abstimmung
Name 1 2 3 4
KPD
Agatz — — — —
Fisch Nein Ja Ja Ja
Gundelach Nein Ja Ja Ja
Harig Nein Ja Ja Ja
Kohl (Stuttgart) Nein Ja Ja Ja
Müller (Frankfurt) Nein Ja Ja Ja
Niebergall Nein Ja Ja Ja
Niebes Nein Ja Ja Ja
Paul (Düsseldorf) Nein Ja Ja Ja
Reimann — — — Ja
Renner Nein Ja Ja Ja
Rische — Ja Ja Ja
Frau Strohbach beurlaubt beurlaubt beurlaubt beurlaubt
Frau Thiele — Nein Ja Ja
Gruppe WAV
Goetzendorff Nein Nein Ja Ja
Hedler Nein Nein entschuld. entschuld.
Langer — — — —
Loritz entschuld. Nein Ja Ja
Reindl Nein Nein Ja Ja
Fraktionslos
Frau Arnold entschuld. Nein Nein Nein
Aumer krank krank krank krank
Bahlburg Ja Ja Nein Nein
Frau Bieganowski . Nein Nein Nein Ja
Bodensteiner Nein Nein Nein Nein
Dr. Etzel (Bamberg) . Nein Ja Nein Nein
Freudenberg - Nein Nein Nein
Fröhlich Nein Nein entschuld. entschuld.
Frommhold Nein Nein Nein Nein
Frau Jaeger (Hannover) . . Nein Nein Nein Ja
Dr. Keller Nein Nein Ja Ja
Müller (Hannover) — — — —
Dr. Ott Nein Nein entschuld. entschuld.
Schmidt (Bayern) Nein Nein Nein Nein
von Thadden — _ — —
Tichi krank krank krank krank
Wallner beurlaubt beurlaubt beurlaubt beurlaubt
Frau Wessel Nein Nein Nein Nein
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juni 1963 1423'7
Abstimmung
Name
5 6 7
Parzinger Ja Nein Ja
Dr. Reismann Ja Nein Ja
Ribbeheger Ja Nein Ja
Volkholz Ja Nein Ja
Wartner entschuld. entschuld. entschuld.
Willenberg entschuld. entschuld. entschuld.
KPD
Agatz - — —
Fisch Nein Ja —
Gundelach Nein Ja —
Harig Nein Ja —
Kohl (Stuttgart) Nein Ja —
Müller (Frankfurt) . Nein Ja —
Niebergall Nein Ja —
Niebes Nein Ja —
Paul (Düsseldorf) Nein Ja —
Reimann Nein Ja —
Renner Nein Ja —
Rische Nein Ja —
Frau Strohbach beurlaubt beurlaubt beurlaubt
Frau Thiele Nein Ja —
Gruppe WAV
Goetzendorff enthalten Nein enthalten
Hedler entschuld. entschuld. entschuld.
Langer — — —
Loritz Nein entschuld. entschuld.
Reindl enthalten Nein enthalten
Fraktionslos
Frau Arnold Ja entschuld. entschuld.
Aumer krank krank krank
Bahlburg Ja Nein Ja
Frau Bieganowski enthalten Nein enthalten
Bodensteiner Ja Nein Ja
Dr. Etzel (Bamberg) . Ja Nein Ja
Freudenberg Ja Nein Ja
Fröhlich entschuld. entschuld. entschuld.
Frommhold enthalten Nein Ja
Frau Jaeger (Hannover) . . Ja Nein Ja
Dr. Keller Ja Ja enthalten
Müller (Hannover) — — —
Dr. Ott entschuld. entschuld. entschuld.
Schmidt (Bayern) Ja Nein Ja
von Thadden — — —
Tichi krank krank krank
Wallner beurlaubt beurlaubt beurlaubt
Frau Wessel Ja Nein Ja
14238 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Abstimmung
1 2 3 4
Berliner Abgeordnete
Abstimmung
Name
1 2 3 4
CDU/CSU
Dr. Friedensburg Ja Nein Nein entschuld.
Dr. Krone Ja Nein Nein Nein
Lemmer entschuld. entschuld. entschuld. entschuld.
Frau Dr. Maxsein Ja Nein Nein Nein
Dr. Tillmanns Ja entschuld. Nein Nein
SPD
Brandt entschuld. entschuld. entschuld. entschuld.
Dr. Koenigswarter entschuld. entschuld. entschuld. entschuld.
Löbe Nein Ja Ja Ja
Neubauer Nein Ja entschuld. entschuld.
Neumann krank krank krank krank
Dr. Schellenberg Nein Ja Ja Ja
Frau Schroeder (Berlin) . Nein Ja Ja Ja
Schröter (Berlin) Nein Ja Ja Ja
Frau Wolff Nein Ja Ja Ja
FDP
Dr. Henn Ja Nein Nein Nein
Hübner Ja Nein Nein Nein
Frau Dr. Mulert Ja Nein Nein Nein
Dr. Reif Ja Nein Nein Nein
Dr. Will enthalten Nein Nein Nein
Abstimmung
1 2 3 4
Abgegebene Stimmen . 15 14 14 13
Davon:
Ja . 8 6 5 5
Nein . 6 8 9 8
Stimmenthaltung . 1 — —
Zusammen wie oben 15 14 14 13
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14239
Abstimmung
5 6 7
Berliner Abgeordnete
Abstimmung
Name 5 6 7
CDU/CSU
Dr. Friedensburg entschuld. entschuld. entschuld.
Dr. Krone Ja Nein Ja
Lemmer entschuld. entschuld. entschuld.
Frau Dr. Maxsein Ja entschuld. entschuld.
Dr. Tillmanns Ja entschuld. entschuld.
SPD
Brandt entschuld. entschuld. entschuld.
Dr. Koenigswarter entschuld. entschuld. entschuld.
Löbe Nein Ja —
Neubauer entschuld. entschuld. entschuld.
Neumann krank krank krank
Dr. Schellenberg Nein Ja —
Frau Schroeder (Berlin) Nein Ja —
Schröter (Berlin) Nein Ja —
Frau Wolff Nein Ja Nein
FDP
Dr. Henn Ja Nein Ja
Hübner Ja Nein Ja
Frau Dr. Mulert Ja Nein Ja
Dr. Reif Ja Nein Ja
Dr. Will Ja Nein Ja
Abgegebene Stimmen . . 13 11 7
Davon:
Ja 8 5 6
Nein 5 6 1
Stimmenthaltung . . . —
Zusammen wie oben . . . . 13 11 7
1953 Juli Bon,Freitagd3. Sitzung. 281. und eutschrBndag—280. D 1420
Ihnen vor, auf eine Aussprache zu verzichten. — ordneten frei, sich in eine Liste einzutragen. Es
Sie sind damit einverstanden. steht sogar jedem Abgeordneten frei, sich nicht in
Ich komme zur Abstimmung über den Antrag die Liste einzutragen und dafür den Abzug von
Drucksache Nr. 4560. Ich bitte die Damen und 20 DM zu erleiden. Ich bedauere, Herr Abgeord-
Herren, die diesem Antrag zuzustimmen wünschen, neter Becker, daß mir Ihre Auslegung der Ge-
eine Hand zu erheben. — Das ist die Mehrheit; schäftsordnung nicht möglich erscheint. Die körper-
dieser Antrag ist angenommen. liche Anwesenheit der fünf Herren, die die Be-
schlußfähigkeit anzweifeln, kann nicht in Zweifel
Meine Damen und Herren, ich rufe auf die gezogen werden.
Beratung des Schriftlichen Berichts des Aus- (Heiterkeit.)
schusses für Ernährung, Landwirtschaft und Herr Abgeordneter Schröder!
Forsten (19. Ausschuß) über den Antrag der
Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Dr. Schröder (Düsseldorf) (CDU): Herr Präsident!
Anfrage der Fraktion der FDP betreffend Meine Damen und Herren! Es ist vielleicht typisch, -
Einfuhr- und Vorratsstellen (Nrn. 4558, 3493 daß dieses Verhalten der Opposition bei zwei Ge-
der Drucksachen, Umdruck Nr. 642). legenheiten erfolgt ist; wir haben ja heute nur
Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Dr. Weiß. eine Wiederholung. Ich darf in Ihr Gedächtnis
Es liegt Ihnen der Schriftliche Bericht *) in der zurückrufen, daß es das erstemal ausgerechnet
Drucksache Nr. 4558 vor. Wird eine Ergänzung beim Betriebsverfassungsgesetz war, wo uns das
gewünscht? in einer Nachtsitzung beschert wurde. Jetzt han-
(Zurufe: Nein!) delt es sich um ein Gesetz zur Förderung des
— Das ist nicht der Fall. Wird eine Aussprache sozialen Wohnungsbaus. Es wäre schade, wenn
gewünscht? — Das ist nicht der Fall. nicht vor dem ganzen deutschen Volk festgehalten
würde, daß hier mit der Geschäftsordnung ein
Ich komme zur Abstimmung über den Antrag schamloser Mißbrauch getrieben wird. Im Hause
des Ausschusses, den Sie auf der Seite 6 der befindet sich eine große Fraktion versammelt, um
Drucksache Nr. 4558 finden. Ich bitte die Damen durch einige Abgeordnete diese Sabotage hier
und Herren, die diesem Antrag zuzustimmen unten verüben zu lassen.
wünschen, eine Hand zu erheben. — Ich bitte um
die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Bei einigen (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)
Enthaltungen mit Mehrheit angenommen.
Präsident D. Dr. Ehlers: Zur Geschäftsordnung
Meine Damen und Herren! Ich komme zur Herr Abgeordneter Dr. Menzel!
Schlußabstimmung über das Gesetz zur Änderung
und Ergänzung des Ersten Wohnungsbaugesetzes. (Abg. Kunze: Schämen Sie sich nicht, Herr
(Abg. Dr. Menzel: Zur Geschäftsordnung!) Menzel? — Zuruf rechts: Sprechen Sie auch
für die KPD? — Weitere Zurufe von der
— Zur Geschäftsordnung Herr Abgeordneter Dr. Mitte und rechts. — Glocke des Präsi-
Menzel! denten.)
Dr. Menzel (SPD): Meine Damen und Herren! Ich
Dr. Menzel (SPD): Herr Präsident! Meine Damen
muß die Beschlußfähigkeit des Hauses anzweifeln.
Herren! Wir haben rechtzeitig gebeten, uns die
(Pfui-Rufe rechts.)
Möglichkeit zu geben, dieses sehr umfangreiche
Präsident D. Dr. Ehlers: Herr Abgeordneter Dr. Gesetz eingehend zu beraten.
von Brentano. (Abg. Dr. Schröder [Düsseldorf]: Sie hatten
die Änderungsanträge schon vorher gedruckt
Dr. von Brentano (CDU): Herr Präsident! Meine hier! — Weitere Zurufe von der Mitte und
Damen und Herren! Ich beantrage, die Beschluß- rechts.)
fähigkeit durch namentliche Abstimmung festzu-
stellen, schon um ein zweites Mal an diesem Abend Sie haben dieses Gesetz heute durchpeitschen
die Namen der Saboteure in der Liste festzuhalten. wollen.
(Lebhafter Beifall bei den Regierungs (Lebhafter Widerspruch in der Mitte
parteien. — Abg. Dr. Becker [Hersfeld]: und rechts.)
Zur Geschäftsordnung!) Es ist seit jeher ein übliches und durchaus zu-
lässiges Mittel, ein Parlament durch Verlassen des
Präsident D. Dr. Ehlers: Herr Abgeordneter Dr. Sitzungssaales beschlußunfähig zu machen.
Becker.
(Zuruf rechts: So ging es in der Weimarer
Dr. Becker (Hersfeld) (FDP): Meine Damen und Republik auch! — Abg. Dr. Dresbach: Und
Herren! Diejenigen, die die Beschlußfähigkeit am Ende stand Hitler!)
dieses Hauses bezweifeln, haben sich nicht in die — Ach, Herr Kollege Dresbach,
Anwesenheitsliste eingetragen. Sie haben also
damit zu erkennen gegeben, daß sie an dieser (anhaltende Zurufe — Glocke des Präsidenten)
Sitzung nicht teilnehmen wollen. Ich bezweifle die das ist sehr interessant. Ich kann mich sehr gut
Echtheit, die Ehrlichkeit und die Rechtswirksam- erinnern, daß Sie bei denjenigen Damen und
keit einer derartigen Anzweiflung. Herren des Landtags von Nordrhein-Westfalen
(Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.) waren, die, geführt von Ihrem Fraktionsführer,
dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Adenauer,
Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Herren!
Es steht bis zum Schluß der Sitzung jedem Abge- (anhaltende Zurufe von der Mitte)
laufend — nein, vielleicht nicht laufend, aber
*) Anlage zum Stenographischen Bericht der 281. Sit- häufig — Obstruktion trieben durch Auszug der
zung, Seite 14244 CDU-Fraktion, der den Landtag von Nordrhein-
14242 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Dr. Menzel)
Westfalen beschlußunfähig machte, und zwar erklärt, daß er das auch für richtig hielte, während
Obstruktion gegen die eigene Regierung Arnold. ein Vertreter der FDP und ein Vertreter der FU
(Widerspruch in der Mitte.) sagten, sie wünschten, daß dieser Punkt auf der
Tagesordnung bliebe. Aber wir sind dabei ver-
Präsident D. Dr. Ehlers: Herr Abgeordneter Dr. blieben, daß wir noch einmal in der Fraktion
Menzel, ich möchte eine Feststellung treffen. Der zurückfragen. Ich habe gleich erklärt, daß wir eine
Herr Vizepräsident Dr. Schäfer hat auf Ihren längere Fraktionssitzung brauchen. Es ist also nicht
Wunsch die Sitzung unterbrochen. Sie haben sich so, daß wir uns von vornherein im vollen Umfang
mit der Unterbrechung auf eine halbe Stunde zum mit dieser Tagesordnung einverstanden erklärt
Zweck der Beratung ausdrücklich einverstanden hatten.
erklärt.
Präsident D. Dr. Ehlers: Herr Abgeordneter Dr.
(Sehr gut! bei den Regierungsparteien.) Menzel, wenn es schon um das Verhalten des
Herr Abgeordneter Dr. von Brentano! Ältestenrats geht, dann muß ich zur Feststellung
des Sachverhalts folgendes sagen: Sie haben sich-
Dr. von Brentano (CDU): Meine Damen und in der Sitzung des Ältestenrates am Dienstag mit
Herren, ich habe sehr viel Verständnis dafür, daß der Festsetzung der Tagesordnung und der Auf-
sich Herr Menzel in dieser Rolle nicht wohl fühlt. nahme dieses Gesetzes in die Tagesordnung ein-
Das wird ihn aber nicht davor schützen, hier die verstanden erklärt. Es ist mit Ihrem Einverständ-
Wahrheit zu hören. Herr Kollege Menzel, es ist nis eine Redezeit von 90 Minuten für die dritte
eine gute Übung, daß eine Vorlage, deren Prüfung Beratung vereinbart worden.
durch eine große Fraktion noch nicht möglich war, auf (Hört! Hört! bei den Regierungsparteien.)
deren Antrag abgesetzt wird. Herr Kollege Men- Sie haben erst heute morgen um 8 Uhr bei der
zel, Sie haben die Tagesordnung gekannt und Ältestenratssitzung den Wunsch auf Absetzung
haben diese Tagesordnung im Ältestenrat mit be- ausgesprochen mit den Gründen, die Sie heute
schlossen. nachmittag vorgebracht haben.
(Sehr richtig! bei den Regierungsparteien.) (Hört! Hört! bei den Regierungsparteien.)
Ihre Fraktion hat die Änderungsanträge zu dieser
Vorlage in der Drucksache vorgelegt. Ich möchte das zur sachlichen Klarstellung und
zur Klarstellung auch des korrekten Verhaltens
(Erneute Zustimmung bei den des Ältestenrats ausdrücklich feststellen.
Regierungsparteien.) (Abg. Dr. Menzel: Das nächste Mal
Wenn Sie jetzt sagen, daß Sie nicht vorbereitet Stenogrammaufnahme!)
waren, stellen Sie sich entweder das Armutszeug- Nachdem die Geschäftsordnungsdebatte beendet
nis aus, daß Sie nicht fähig sind, in einem Par- ist, bitte ich die Herren Schriftführer, die Stimm-
lament zu arbeiten, oder Sie sagen die Unwahrheit. zettel einzusammeln.
(Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.) (Einsammeln der Abstimmungskarten.)
Präsident D. Dr. Ehlers: Herr Abgeordneter Dr. (Abg. Dr. Menzel: Worüber soll denn abge-
Menzel! stimmt werden? — Weitere Zurufe.)
(Abg. Kunze: Ein „würdiges" Schauspiel!) Meine Damen und Herren, es ist gar kein Zwei-
fel, daß die Beschlußfähigkeit durch die Abstim-
Dr. Menzel (SPD): Herr Präsident! Meine Damen mung festgestellt wird. Ich weise ausdrücklich
und Herren! Die Schilderung, die Herr von Bren- darauf hin, daß abgegebene weiße Stimmzettel als
tano über die Verhandlungen im Ältestenrat Beteiligung an der Abstimmung zählen und die
gegeben hat, trifft nicht in vollem Umfange zu. Nichtabgabe von Stimmzetteln den im Diäten-
Er kann die tatsächlichen Verhältnisse sicherlich gesetz vorgesehenen Abzug wegen Nichtteilnahme
nicht wissen. Ich unterstelle durchaus, daß er ge- an einer namentlichen Abstimmung zur Folge hat.
glaubt hat, eine richtige Darstellung zu geben. Meine Damen und Herren, ich frage: Sind noch
Er kann es nicht wissen, weil er nicht dabei war. Abgeordnete vorhanden, die beabsichtigen, in der
(Abg. Dr. von Brentano: Herr Krone namentlichen Abstimmung ihre Stimme abzu-
war dabei!) geben?
Als die lange Tagesordnung im Ältestenrat be (Zuruf des Abg. Dr. von Brentano.)
sprochen wurde, meldete ich sofort unseren Wunsch — Herr von Brentano, Sie haben die Absicht, Ihre
an, diesen Punkt nicht mehr auf die Tagesordnung Stimme nicht abzugeben? Es gibt keinen Zwang!
zu setzen, weil unsere Fraktion nicht in der Lage (Abg. Dr. von Brentano: Nein! ich wollte
gewesen wäre, sich rechtzeitig damit zu befassen; nur eine Anregung geben! — Zuruf von der
(Widerspruch in der Mitte und rechts) SPD: Völlig uninteressant, Ihre Anregung!)
denn am Dienstag, als die erste Ältestenratssitzung Also, meine Damen und Herren, sind noch
in dieser Woche war, lag die Drucksache überhaupt Abgeordnete vorhanden, die ihre Stimme abzu-
noch nicht vor. geben wünschen? — Das ist nicht der Fall.
(Abg. Lücke: Jawohl, sie lag vor!) Meine Damen und Herren! Dann schließe ich die
namentliche Abstimmung. —
Wir haben sie erst am Mittwoch bekommen.
(Auszählen der Abstimmungskarten.)
(Widerspruch in der Mitte.)
Ich gebe das vorläufige Ergebnis*) der nament-
— Aber dann lesen Sie doch bitte das Datum; lichen Abstimmung bekannt. An der namentlichen
daran läßt es sich feststellen. Warum wollen wir Abstimmung haben sich 177 stimmberechtigte Ab-
uns darüber streiten! Ich habe also unseren Wunsch geordnete beteiligt. Davon haben 171 mit Ja, einer
auf Absetzung sofort angemeldet. Ein Kollege der mit Nein bei fünf Enthaltungen gestimmt. Von den
CDU-Fraktion hat in der zweiten Ältestenrats-
sitzung dieser Woche, heute vormittag um 8 Uhr, *) Vgl. das endgültige Ergebnis Seite 14252
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14243
(Präsident D. Dr. Ehlers)
Berliner Abgeordneten sindIch möchte daran erinnern,
insgesamt sechs daß wir in dieser
Stim-
men mit Ja abgegeben worden. 281. Sitzung in diesem Saal in seiner heutigen
Meine Damen und Herren! Ich muß auf Grund Form zum letztenmal versammelt sind. Ich glaube,
dieses Ergebnisses die Beschlußunfähigkeit des daß jeder von Ihnen, der die Arbeit dieser vier
Hauses feststellen. Ich berufe die nächste, die Jahre mitgemacht hat, mit einem gewissen Er-
282. Sitzung des Deutschen Bundestages zur Be schrecken sich daran erinnert, in welcher Ge-
schwindigkeit diese vier Jahre vorbeigegangen -handlugcesritnPukdeh-
tigen Tagesordnung auf Mittwoch, den 29. Juli sind, aber wohl auch daran — ich hoffe, daß das
1953, 10 Uhr, in das Funkhaus in Köln. ein gemeinsames Gefühl der versammelten und
der nicht versammelten Mitglieder dieses Hauses
Meine Damen und Herren! Wir stehen am Ende ist —, mit welchem Erfolg für Deutschland diese
einer Tagesordnung, deren Bewältigung in den vier Jahre zurückgelegt worden sind.
letzten drei' Tagen über das Leistungsvermögen
eines Parlamentes weit hinausgegangen ist. Ich Ich möchte heute abend nicht alles das sagen,
was vielleicht in der letzten Sitzung des Deutschen
glaube, viele Abgeordnete haben mit Sorge ge-
sehen, welches Maß an gesetzgeberischer Entschei- Bundestages noch einmal aufklingen sollte. Ich
dung in diesen Tagen gefordert worden ist. Ich
möchte zum Abschluß dieser Sitzung nur wün-
schen, daß, wenn der zweite Deutsche Bundestag
glaube aber auch, daß sich weit über dieses Haus
hinaus deutlich gemacht hat, mit welchem Einsatz sich in dem veränderten Sitzungssaal hier wieder
und mit welchem Ertrag in diesen letzten Tagen versammelt, der Beginn der Arbeit erfreulicher
im Bundestag gearbeitet worden ist. sein möchte als das Ende der Arbeit heute.
(Abg. Dr. von Brentano: Einsatz?) (Lebhafter Beifall.)
— Über die Verteilung dieses Einsatzes habe ich Ich schließe die 281. Sitzung des Deutschen Bun-
keine Erklärung abgegeben, Herr von Brentano. destages.
(Abg. Dr. von Brentano: Danke!) (Schluß der Sitzung: 21.43 Uhr.)
14244 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Schriftlicher Bericht
des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
(19. Ausschuß)
Bericht über die Einfuhr- und Vorratsstelle für (19. Ausschuß) und der Ausschuß für Außenhan-
Getreide und Futtermittel: delsfragen (14. Ausschuß) werden beauftragt, sich
eingehend mit den Problemen der Einfuhr- und
Ausgangspunkt für die Tätigkeit eines aus dem Vorratsstellen zu beschäftigen und dem Bundes-
Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und tag in angemessener Zeit Bericht zu erstatten."
Forsten (19. Ausschuß) und dem Ausschuß für (Umdruck Nr. 642 vom 16. Juli 1952).
Außenhandelsfragen (14. Ausschuß) gebildeten
Arbeitskreises „Einfuhr- und Vorratsstellen" war Der Bundestag stimmte dem Antrag zu.
eine Große Anfrage der Fraktion der FDP vom
24. Juni 1952, die der Abgeordnete Margulies in Auf Grund dieses Beschlusses bildeten die beiden
der 223. Sitzung des Deutschen Bundestages am genannten Ausschüsse einen Arbeitskreis, zunächst
16. Juli 1952 begründet hat. Der die Einfuhr- und aus der Gesamtzahl der Mitglieder dieser Aus-
Vorratsstellen betreffende Teil der Großen An- schüsse. Da sich eine Verkleinerung des Arbeits-
frage hatte folgenden Wortlaut: kreises als zweckmäßig erwies, wurden nach der
dritten Sitzung je zehn Mitglieder der beiden Aus-
„Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um schüsse für diesen Arbeitskreis bestimmt.
zu erreichen, daß die Einfuhr- und Vorratsstellen
in der Ausübung ihrer Funktionen Der Arbeitskreis begann seine Tätigkeit am
a) sich im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen 22. Oktober 1952 und wählte in seiner ersten
halten, Sitzung den Abgeordneten Freudenberg zum Vor-
sitzenden. Nach dessen Ausscheiden aus der Frak-
b) Schäden für die deutsche Volkswirtschaft ver- tion der FDP trat an seine Stelle der Abgeordnete
meiden, Dr. Serres.
c) die Tätigkeit der Wirtschaft nicht mehr beein- Zunächst beschäftigte sich der Arbeitskreis mit
trächtigen, als in Durchführung der ihnen zu- einem Erlaß des Bundesernährungsministeriums
gewiesenen Aufgaben unvermeidlich ist, vom 7. April 1952 betreffend Zusammenwirken
d) wieder beweglich gemacht werden, um insbe- von Außenhandelsstelle und Einfuhr- und Vor-
sondere die finanziellen Voraussetzungen ihrer ratsstelle für Getreide und Futtermittel. Durch
Funktionsfähigkeit rechtzeitig zu sichern." diesen Erlaß sollten die Zuständigkeiten von Er-
nährungsministerium, Außenhandelsstelle für Er-
Im Anschluß an die Beratung dieser Großen zeugnisse der Ernährung und Landwirtschaft und
Anfrage stellte der Abgeordnete Kriedemann im der Einfuhr- und Vorratsstelle für Getreide und
Namen der Fraktion der SPD folgenden Antrag: Futtermittel abgegrenzt werden. Es waren Zweifel
„Der Bundestag wolle beschließen: Der Aus- aufgetreten, ob dieser Erlaß mit dem Gesetz über
schuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Außenhandelsstelle für Erzeugnisse der Er-
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Ju li 1953 14245
(Dr. Weiß)
nährung und Landwirtschaft vom 17. Dezember Auflockerung des bisherigen Importverfahrens
1951 in Einklang stehe. Ein Vertreter des Bun- könnten die Mühlen in engere Verbindung mit
desjustizministeriums gab die Erklärung ab, daß dem Importhandel treten und sich die Ware, die
dieser Erlaß durch das Justizministerium ein- sie haben wollen, aussuchen.
gehend geprüft worden sei mit dem Ergebnis, daß
Einwendungen gegen die Rechtmäßigkeit desselben Eine Erörterung über die Behandlung von
nicht zu machen seien. Damit war die Rechtsfrage Offerten, die von Importhändlern eingereicht wer-
geklärt, Aus dem Inhalt des Erlasses des Bundes- den, zeigte wieder die Notwendigkeit einer Ver-
ernährungsministeriums vom 7. April 1952 geht einfachung des Verfahrens. Bei der Entscheidung
eindeutig hervor, daß sich bei der Betätigung der über die eingereichten Offerten werden Vertreter
drei Dienststellen — Ministerium, Außenhandels- des Importhandels und der Mühlenwirtschaft hin-
stelle und EVSt Getreide — Überschneidungen und zugezogen.
Doppelarbeit ergaben. Es muß daher nach Behand-
lung aller Einfuhr- und Vorratsstellen durch den Es wird übereinstimmend zum Ausdruck ge-
Arbeitskreis die Frage geprüft werden, ob nicht bracht, daß die EVSt eine Monopolstellung bekom-
eine wesentliche Verwaltungsvereinfachung her- men habe. Das bisherige Verfahren sei der Markt-
beigeführt werden kann. Die Außenhandelsstelle ordnung abträglich. Man sollte zu einer Beschrän-
zählt immerhin 417 Bedienstete, die Einfuhr- und kung der Tätigkeit der EVSt Getreide kommen.
Vorratsstelle für Getreide mit Außenstellen 379,
beide Dienststellen zusammen also 796 mit einem Anerkennend wurde hervorgehoben, daß die
Gesamtaufwand an Personalkosten in Höhe von Reserve in Getreide, insbesondere in Brotgetreide,
9,1 Mio DM. Die Einfuhr- und Vorratsstellen ins- noch nie so groß war, seitdem eine Getreide-
gesamt einschließlich Außenhandelsstelle beschäf- bewirtschaftung besteht, wie gegenwärtig. Sie
tigen z. Z. 1072 Bedienstete, die einen Gesamtauf- deckt ungefähr einen Drei-Monats-Bedarf, bei
wand von 12,5 Mio DM verursachen. Futtergetreide liegt sie noch darüber.
Der Arbeitskreis beschäftigte sich zunächst mit Die Aussprache in den ersten drei Sitzungen
der EVSt Getreide. Von Regierungsseite wurde führte zu nachstehenden Vorschlägen:
zugegeben, daß zwischen der Außenhandelsstelle
und der EVSt Unzulänglichkeiten bestanden, die 1. Der Erzeuger hat Anspruch auf den von der
durch den erwähnten Zuständigkeitserlaß besei- Regierung festgesetzten Mindestpreis. Dieser
tigt werden sollten. Eine Einschränkung der Tätig- darf nicht unterschritten werden.
keit der Außenhandelsstelle will man dadurch
erreichen, daß die bisher der Außenhandelsstelle 2. Die körperliche Übernahme von Getreide und
obliegende Ausstellung der Devisenbescheinigun- Futtermitteln muß geringer als bisher gehal-
gen den Landeszentralbanken übertragen wird. ten werden; dadurch Einsparung von Mitteln.
An der Tätigkeit der EVSt Getreide wurde be- 3. Eine Vermahlungsregelung für Inlandsgetreide
mängelt, daß sie zuviel Getreide körperlich über- wird notfalls erforderlich sein. Die Mühlen-
nehme, so daß ein echter Wettbewerb auf Seiten versorgung sollte im wesentlichen durch die
der Importeure völlig ausgeschlossen sei. Die be- Wirtschaft vorgenommen werden.
stehende Andienungspflicht führe zu einem Mo-
4. Das Getreidepreisgesetz sollte man jährlich so
nopol. frühzeitig wie möglich veröffentlichen, und
Von dem Vertreter der Regierung wird erklärt, zwar vor der Frühjahrsbestellung. Durch Ver-
daß eine körperliche Übernahme von Getreide von feinerung der Preisgesetze (Änderung der
Seiten der Regierung grundsätzlich nicht beabsich- jahreszeitlichen und regionalen Preisstaffe-
tigt gewesen sei. Infolge der Korea-Krise habe lung) könnte m an Beanstandungen der letzten
sich aber aus ernährungswirtschaftlichen Gründen Jahre beheben.
die Notwendigkeit ergeben, Getreideimporte in
größeren Mengen körperlich zu übernehmen. Diese 5. Das Importgetreide soll sich auf dem inner-
Notwendigkeit bestehe nun nicht mehr, es werde deutschen Markt frei bewegen können. Der
daher zur Zeit die Reprivatisierung des Getreide- Bund soll sich darauf beschränken, die natio-
imports geprüft. Von einem Getreidemonopol nale Reserve zu halten und Getreide aufzuneh-
könne nicht gesprochen werden, da ein wesent- men, wenn es unter den Mindestpreis absinkt.
liches Merkmal, nämlich der Abschluß der Ein-
fuhrkontrakte, nicht durch die EVSt Getreide ge- 6. Für die Lagerung der nationalen Reserve soll-
tätigt werde. ten besondere Mittel zur Verfügung gestellt
werden.
Die Äußerungen von Sachverständigen, die vom
Arbeitskreis gehört wurden, bestätigten das Vor- 7. Dem übermäßigen Haferanbau sollte man
handensein von Unstimmigkeiten zwischen Außen- durch preispolitische Maßnahmen begegnen.
handelsstelle und EVSt Getreide. Am bestehenden 8. Die Abschöpfungsbeträge sollten auswechsel-
Einfuhrverfahren wurde Kritik geübt. bar sein.
Der Importeur sei zum Kommissionär des Staa- 9. Eine straffere finanzielle Zusammenfassung
tes geworden. Ein Leistungswettbewerb sei nicht aller E- und V-Stellen ist erforderlich.
möglich. Von Mitgliedern des Arbeitskreises wurde
dies bestätigt. Die eingeführte Ware werde von 10. Es ist zu überlegen, ob man den Vorsitz im
der EVSt disponiert, die auch den Preis festsetzt. Verwaltungsrat der E- und V-Stellen nicht
Es wird vorgeschlagen, daß nur die Ware durch in die Hand der Wirtschaft legen sollte. Die
die EVSt körperlich übernommen werden soll, die Weisungsbefugnis des Ministeriums soll jedoch
für die Bundesreserve benötigt wird. Bei einer aufrechterhalten bleiben.
14246 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
(Dr. Weiß)
11. Es wird Verringerung der bei den E- und V- Die EVSt ist verpflichtet, zur Sicherung des
Stellen Beschäftigten vorgeschlagen. Höchstpreises unter Berücksichtigung der Qua-
litätszu- und -abschläge Inlandsgetreide oder
Vom Regierungsvertreter wird erklärt, eine ge- Importgetreide zu den üblichen Bedingungen
wisse finanzielle Zusammenfassung der E- und V- abzugeben. Sie kann die Menge entsprechend
Stellen sei bisher schon dadurch erreicht worden, den wirtschaftlichen Bedürfnissen begrenzen.
daß die Subventionsbeträge, Lagerhaltungskosten Die Abgabe darf künftig nur noch Kasse gegen
und Abschöpfungsbeträge in einen Topf kommen. Freistellung frei Fahrzeug am Lager erfolgen.
In der Frage des Vorsitzenden des Verwaltungsrats
könnte man zu einer befriedigenden Regelung 5. Die körperliche Übernahme von Auslandsge-
kommen. Das Weisungsrecht des Ministeriums ge-
treide hat sich im Rahmen der unter Ziffer 1
genüber den E- und V-Stellen müsse in der bis - und 2 dieser Leitsätze aufgeführten Aufgaben
herigen Form erhalten bleiben. zu halten.
Die vorstehend aufgeführten Vorschläge wurden 6. Die körperlich zu übernehmende Menge an
in folgenden Leitsätzen für die Tätigkeit der EVSt
Getreide zusammengefaßt und gleichzeitig in eini- ausländischem Brotgetreide kann dadurch ganz
erheblich verringert werden, daß die Ver-
gen Punkten erweitert:
sorgung der Mühlen mit Auslandsgetreide im
„1. Die EVSt für Getreide hat gemäß § 8 des Ge- wesentlichen der Wirtschaft überlassen wird.
setzes über den Verkehr mit Getreide und Der Preis für Auslandsgetreide ist seiner Qua-
Futtermitteln (Getreidegesetz) in der Fassung lität entsprechendd und in angemessenem Ver-
vom 24. November 1951 die Aufgabe, neben hältnis zum Inlandsgetreide festzusetzen.
der Einfuhrschleusung auf Grund des Versor-
gungs- und Einfuhrplanes (Abs. 1, 3, 5 des § 8) Zur Sicherung des Absatzes der Inlands-
je nach Marktlage unter Verwendung der ernte kann den Mühlen eine Vermahlungsauf-
im Haushalt bereitgestellten Mittel eine Vor- lage in inländischem Brotgetreide gemacht
ratshaltung in Auslands- und Inlandsgetreide werden. Die derzeitige Regelung der Paritäts-
durchzuführen (Absatz 6 des § 8). Die Haushalts- punkte befriedigt nicht. Es ist die Frage zu
ansätze für Abschöpfungen und Subventionen prüfen, in welcher Weise für das bisherige
sind so festzusetzen, daß die EVSt ihrer Auf- System der Paritätspunkte eine bessere Rege-
gabe als Einfuhrschleuse im Rahmen des Ein- lung gefunden werden kann.
fuhr- und Versorgungsplanes gerecht werden
kann.
Durch entsprechende Maßnahmen sind die
Interessen der deutschen Seehäfen zu wahren.
2. Die EVSt hat gemäß § 10 Abs. 1 des Getreide-
gesetzes den Weisungen des Bundesministers
entsprechend ihre Tätigkeit so auszuüben, daß 7. Die körperliche Übernahme von ausländischem
die Einhaltung der gesetzlich festgelegten Brotgetreide kann weiterhin dadurch eine
Preise gewährleistet ist. wesentliche Einschränkung erfahren, daß die
in der Hauptsache aus Auslandsgetreide mit
3. In Durchführung dieser gesetzlich vorgeschrie- niedrigem Feuchtigkeitsgehalt bestehende Bun-
benen Aufgaben hat die EVSt soviel Brot- und desreserve nur aus Gründen der Lagerfähig-
Futtergetreide vom Inlandsmarkt und an Aus- keit gewälzt wird.
landsgetreide körperlich e) aufzunehmen, als die
zur Sicherung der Versorgung notwendige 8.ZurLagehltndBsrveoltn
Vorratshaltung (Sicherheitsreserve) und die Er- Spediteure, Mühlen, Handel und Genossen-
haltung stabiler Preise auf dem Inlandsmarkt schaften durch Abschluß von Lagerverträgen
(Manipulationsreserve) es erforderlich machen. herangezogen werden.
Gegenüber bisher kann die körperlich zu über-
nehmende Getreidemenge wesentlich verringert
9. Eine Vorratshaltung in Futtergetreide ist im
werden, nachdem und solange die Versorgungs-
lage ausgeglichen ist. Interesse einer gleichmäßigen Versorgung der
Landwirtschaft mit Futtergetreide zu ange-
4. Durch die Festsetzung einer angemessenen messenen Preisen erforderlich. Die Vorrats-
jahreszeitlichen Preisstaffelung, Entlastung der haltung soll einen Zwei- bis Dreimonatsbedarf
toten Winkel (gegebenenfalls durch Frachtzu- nicht überschreiten.
schüsse) sowie durch Bereitstellung ausreichen-
der Mittel zur Erntefinanzierung kann die 10. Die Lagerhaltung sollte, soweit möglich, für
Aufnahme von Inlandsgetreide eingeschränkt das eingeführte Auslandsgetreide an den Ver-
werden. kehrsknotenpunkten konzentriert bleiben.
Unter den vorstehenden Voraussetzungen ist
die EVSt verpflichtet, zur Sicherung des Min- 11. Die EVSt hat künftighin die ihr angedienten
destpreises Inlandsgetreide, das ihr angedient Mengen dem jeweiligen Einführer zum freien
wird, zum Mindestpreis unter Berücksichtigung Absatz zurückzugeben, soweit sie sie nicht zur
der Qualitätszu- und -abschläge aufzunehmen. Auffüllung der Reserven benötigt. Die Er-
Sie kann die Übernahme von Auflagen an den klärung darüber, ob die Ware durch die EVSt
Andienenden abhängig machen. übernommen oder dem Einführer zum Absatz
freigegeben wird, ist unverzüglich nach der
Andienung abzugeben. Die Andienung muß
1) Unter körperlicher Übernahme versteht man den Kauf der eingeführten Ware bei Abschluß des Vertrages oder Vorlage einer
durch die LVSt. Festofferte erfolgen.
Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953 14247
(Dr. Weiß)
1 12. Der Arbeitskreis gibt sich der Erwartung hin, 50 v. H. der Gesamteinfuhr, betrug, wird bei Be-
daß die Regierung bei Durchführung dieser achtung dieser Leitsätze ganz wesentlich verringert
Richtlinien erhebliche Einsparungen an säch- werden können.
lichen und personellen Kosten der beteiligten
Stellen ermöglichen kann." Zu Ziffer 4:
Zu diesen Leitsätzen ist auf Grund der Aussprache Von der Inlandsernte wurden im laufenden Jahr
im Arbeitskreis folgendes zu bemerken: über 400 000 t aufgenommen. Die Festsetzung aus-
reichender Reports wird allein schon wesentlich zu
In Ziffer 1 und 2 sind die gesetzlich festgelegten einem normalen Absatz der Getreideernte bei-
drei Aufgabengebiete der EVSt Getreide ange- tragen. Werden dazu noch Mittel für Frachtzu-
führt: schüsse zur Bewegung des Getreides in den toten
Winkeln sowie zur Erntefinanzierung bereitgestellt,
a) Handhabung der Einfuhrschleuse im Rahmen was immer noch billiger ist als eine körperliche
des Versorgungs- und Einfuhrplans. Die Ein- Übernahme, so wird die EVSt Getreide in Zukunft
fuhr von Getreide kann nicht verglichen wer- aus der Inlandsernte nur noch verhältnismäßig ge-
den mit der Einfuhr irgendeines Rohstoffes, ringe Mengen zu übernehmen haben.
wie z. B. Kupfer. Die Einfuhr solcher Rohstoffe
richtet sich weitgehend nach den Weltmarkt- Unter diesen Voraussetzungen bedeutet die Über-
preisen. Liegen diese zu hoch, so wird man so nahme einer Verpflichtung zur Sicherung des Min-
lange auf die Einfuhr verzichten, bis die Preis- destpreises durch Aufnahme von Getreide seitens
lage wieder günstiger geworden ist. Getreide der EVSt keineswegs, daß nun in Zukunft mehr
dagegen muß zur Sicherung des Bedarfs in be- Getreide als bisher aufgenommen werden müßte,
stimmten Mengen zu bestimmten Zeiten nach wie das Finanzministerium befürchtet. Das Gegen-
einem laut Gesetz alljährlich festzusetzenden teil wird bestimmt eintreten. Deshalb wurde auch
Versorgungsplan eingeführt werden. Zur dem Wunsch des Finanzministeriums, den Ab-
Sicherung eines stabilen Inlandspreises muß der satz 2 der Ziffer 4 zu streichen, nicht entsprochen.
Auslandsgetreidepreis, wenn er niedriger liegt
als der Inlandspreis, durch Abschöpfung auf Die EVSt kann dem Andienenden zur Auflage
den Inlandspreis erhöht oder, wenn er höher machen, die Ware auf Lager zu halten oder sich an
der Finanzierung zu beteiligen.
liegt, durch Subventionen auf den Inlandspreis
ermäßigt werden. Die EVSt Getreide muß Es soll verhindert werden, daß größere Mengen
aber auch vom Recht des Embargos Gebrauch aus spekulativen Gründen angefordert werden.
machen können, wenn die Marktlage im Inland Deshalb ist eine Begrenzung der abzugebenden
es erforderlich macht. Mengen vorgesehen. Auch die Abgabe der Ware
frei Fahrzeug am Lager soll die Anforderung bei
b) Zur Sicherung einer ausreichenden und gleich- der EVSt begrenzen.
mäßigen Versorgung ist eine Bundesreserve an
Brot- und Futtergetreide anzulegen. Diese soll Zu Ziffer 5 und 6:
nach einem Kabinettsbeschluß bei Brotgetreide
den Bedarf von drei Monaten decken. Die Zuteilung des Auslandsgetreides erfolgt
nicht mehr nach einem bestimmten Schlüssel,
b) Im Getreidepreisgesetz sind Mindest- und sondern die einzelnen Mühlen haben nun die Mög-
Höchstpreise festgesetzt, die nicht unter- und lichkeit, unmittelbar von einem Importeur Ge-
nicht überschritten werden dürfen. Durch Auf- treide in der von ihnen gewünschten Qualität zu
nahme oder Abgabe von Getreide soll die EVSt beziehen.
die Sicherung dieser Preise gewährleisten. Die Wenn der Auslandsweizen nicht mehr gesteuert
diesem Zweck dienende Manipulationsreserve
wird, dann muß den Mühlen eine Vermahlungs-
muß so groß sein, daß sie als Preisregulator
auflage in inländischem Brotgetreide gemacht
wirken kann. Gedacht wird an höchstens werden können, damit der glatte Abfluß der In-
200 000 t Getreide. landsernte gewährleistet ist.
Schlußabstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung
des Ersten Wohnungsbaugesetzes
(Nrn. 4593, 3676, 3946 der Drucksachen)
CDU/CSU
Dr. Adenauer — Hilbert Ja
Albers entschuld. Höfler Ja
Arndgen Ja Hohl —
Dr. Bartram (Schleswig- Hoogen Ja
Holstein) entschuld. Hoppe Ja
Bauereisen entschuld. Dr. Horlacher entschuld.
Bauknecht Ja Horn Ja
Dr. Baur (Württemberg) . entschuld. Huth Ja
Bausch Ja Dr. Jaeger (Bayern) . . Ja
Becker (Pirmasens) . Ja Junglas Ja
Blank (Dortmund) . — Kahn —
Frau Brauksiepe Ja Kaiser Ja
Dr. von Brentano . Ja Karpf Ja
Brese — Dr. Kather Ja
Frau Dr. Brökelschen . .. Ja Kemmer Ja
Dr. Brönner Ja Kemper Ja
Brookmann — Kern Ja
Dr. Bucerius Ja Kiesinger Ja
Frau Dietz Ja Dr. Kleindinst Ja
Donhauser — Dr. Köhler Ja
Dr. Dresbach Ja Dr. Kopf Ja
Eckstein Ja Kühling Ja
Dr. Edert entschuld. Kuntscher Ja
D. Dr. Ehlers Ja Kunze Ja
Ehren Ja Dr. Laforet krank
Eplée Ja Dr. Dr. h. c. Lehr —
Dr. Erhard — Leibfried Ja
Etzenbach Ja Lenz Ja
Even Ja Leonhard Ja
Feldmann entschuld. Lücke Ja
Dr. Fink Ja Majonica Ja
Dr. Frey beurlaubt Massoth Ja
Fuchs Ja Mayer (Rheinland-Pfalz) . —
Dr. Freiherr von Fürsten- Mehs —
berg Ja Mensing entschuld.
Fürst Fugger von Glött . Ja Morgenthaler Ja
Funk entschuld. Muckermann Ja
Gengler Ja Mühlenberg Ja
Gerns . Ja Dr. Dr. Müller (Bonn) . Ja
D. Dr. Gerstenmaier . Ja Müller-Hermann Ja
Gibbert Ja Naegel Ja
Giencke — Neber Ja
Dr. Glasmeyer Ja Nellen Ja
Glüsing Ja Neuburger entschuld.
Gockeln entschuld. Nickl —
Dr. Götz Ja Frau Niggemeyer . . . . Ja
Frau Dr. Gröwel Ja Dr. Niklas Ja
Günther Ja Dr. Oesterle Ja
Dr. Handschumacher . . krank Oetzel entschuld.
Frau Heiler Ja Dr. Orth entschuld.
Heix entschuld. Pelster entschuld.
Dr. Henle Ja Pfender Ja
14250 Deutscher Bundestag — 280. und 281. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Juli 1953
Abstimmung
Berliner Abgeordnete
Abstimmung
Abgegebene Stimmen . . 6
Davon:
Ja 6
Nein —
Stimmenthaltung . . . —
Zusammen wie oben . . . . 6