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Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29.

Juli 1953 14253

- haltung der Schafzucht in der Bundes


republik (Nrn. 4384, 4670 der Druck-
sachen) 14258B

Mitteilung des Bundesministers des Innern


betr. Verfahren gemäß Direktive 5 der
Alliierten Hohen Kommission zur Be-
schlußfassung zum Gesetz zur Regelung
von Fragen des Hebammenwesens . . . 14258B

Vorlage der Anleihedenkschrift für das


Rechnungsjahr 1952 (Nr. 4671 der Druck-
sachen) 14258C

Zur Tagesordnung:
betr. Absetzung der Schlußabstimmung
über den Entwurf eines Gesetzes zur
282. Sitzung ÄnderugEäzdesrtn
Wohnungsbaugesetzes von der Tages-
Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953. ordnung:
Jacobi (SPD) 14258C
Renner (KPD) 14258D
Dank des Präsidenten an den Nordwest-
deutschen Rundfunk für die Bereitstel- Lücke (CDU) 14259C
lung des Saales für die Bundestags- Goetzendorff (WAV) 14259C
sitzung 14255B, 14276B
betr. Aufsetzung des Antrags der Frak-
Geschäftliche Mitteilungen 14255B tion der KPD über Einstellung der
Störungsmaßnahmen der Wahlarbeit
Nachruf für den verstorbenen Abg. Dr. der KPD:
Nölting 14255C Renner (KPD) 14258D
Glückwünsche zu den Geburtstagen der
Abg. Dr. Handschumacher, Rath, Schill, Beratung des Mündlichen Berichts des
Imig, Clausen, Görlinger, Dr. Dr. Müller Vermittlungsausschusses zu dem Ent-
(Bonn), Neumayer 14255D, 14256A wurf eines Gesetzes zum Ausgleich der
von den Trägern der gesetzlichen Ren-
tenversicherungen für das Rechnungsjahr
Ausscheiden des Abg. Dr. Leuchtgens aus 1952 zu tragenden Mehraufwendungen
der Fraktion der DP 14256A für Rentenzulagen (Nm. 4636, 4033, 4341,
4528 der Drucksachen) 14259C
Begrüßung des neu in den Bundestag ein-
14256A Arndgen (CDU), Berichterstatter . 14259D
getretenen Abg. Heinen
Renner (KPD) 14260B
Ergänzung des § 7 (Berlin-Klausel) des in
der 280. Sitzung verabschiedeten Gesetzes Beschlußfassung 14261A
zur Ä nderung und Ergänzung von Vor-
schriften auf dem Gebiete der Arbeits-
losenversicherung und der Arbeitslosen- Beratung des Mündlichen Berichts des
fürsorge 14256B Vermittlungsausschusses zu dem Ent-
wurf eines Gesetzes über die Deckung
der Rentenzulagen nach dem Renten-
Beschlußfassung des Deutschen Bundesrats zulagengesetz für das Rechnungsjahr
zu Gesetzesbeschlüssen des Bundestags . 14256B 1953 (Nrn. 4637, 4411, 4482, 4615 der
Drucksachen) 14261A
Vorlage des Wirtschaftsplans der Deutschen
Bundesbahn für das Geschäftsjahr 1953 . 14258B Arndgen (CDU), Berichterstatter . 14261B
Renner (KPD) 14260B
Kleine Anfrage Nr. 346 der Fraktion der
SPD betr. Zuwendungen aus Bundes- Richter (Frankfurt) (SPD) 14261C
mitteln (Nrn. 4461, 4669 der Drucksachen) 14258B
Beschlußfassung 14261D
Kleine Anfrage Nr. 345 der Fraktion der
FDP betr. Zinsen für ERP-Darlehen in Beratung des Mündlichen Berichts des
der Schiffahrt (Nrn. 4442, 4668 der
Vermittlungsausschusses zu dem Ent-
Drucksachen) 14258B wurf eines Gesetzes zur Ergänzung des
Ersten Überleitungsgesetzes (Nrn. 4638,
Kleine Anfrage Nr. 349 der Fraktionen 4007, 4337, zu 4337, 4544 der Druck-
der CDU/CSU, FDP, DP, FU betr. Er sachen) 14261D
14254 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953

Arndgen (CDU), Berichterstatter . 14261D- wurf eines Bundesergänzungsgesetzes


14262B zur Entschädigung für Opfer der
Richter (Frankfurt) (SPD) nationalsozialistischen Verfolgung (BEG)
Kohl (Stuttgart) (KPD) 14262B (Nrn. 4666, 3472, 4527, 4590, 4661 der
Drucksachen) 14269A
Beschlußfassung 14262D Dr. Klein, Senator von Berlin,
Berichterstatter 14269A
Beratung des Mündlichen Berichts des D. Dr. Gerstenmaier (CDU) . . . 14269C
Vermittlungsausschusses zu dem Ent-
wurf eines Gesetzes über Fremdrenten Müller (Frankfurt) (KPD) 14269D
der Sozialversicherung an Berechtigte
im Bundesgebiet und im Lande Berlin, Beschlußfassung 14270B
über Leistungen der Sozialversicherung
an Berechtigte im Ausland sowie über
freiwillige Sozialversicherung (Fremd- Beratung des Mündlichen Berichts des
renten- und Auslandsrentengesetz) Nrn. Vermittlungsausschusses zu dem Ent-
4658, 4201, 4449, zu 4449, 4653 der Druck- wurf eines Gesetzes über Maßnahmen
sachen) 14262D auf dem Gebiete der Zwangsvoll-
streckung (Nrn. 4655, 3284, 3668, 4452,
Arndgen (CDU), Berichterstatter . 14262D 4651 der Drucksachen) 14270B
Dr. Wellhausen (FDP) Maier (Freiburg) (SPD),
(zur Geschäftsordnung) 14263C Berichterstatter 14270B
Abstimmungen 14263A Beschlußfassung 14270D

Beratung des Mündlichen Berichts des Beratung des Mündlichen Berichts des
Vermittlungsausschusses zu dem Ent- Vermittlungsausschusses zu dem Ent-
wurf eines Sozialgerichtsgesetzes (SGG) wurf eines Gesetzes über Straffreiheit
(Nrn. 4667, 4225, 4357, 4567, zu 4567, 4662 (Nrn. 4656, 3935, 4428, 4650 der Druck-
der Drucksachen) 14263C sachen) 14270D
Arndgen (CDU), Berichterstatter . 14263D Hoogen (CDU), Berichterstatter . 14270D
Horn (CDU) 14264B
Beschlußfassung 14271A
Richter (Frankfurt) (SPD) 14264C
Frau Kalinke (DP) 14265A
Renner (KPD) (Schriftliche Einspruch des Bundesrates zum Entwurf
Erklärung zur Abstimmung) . . . 14279 eines Zweiten Gesetzes zur Änderung
des Gesetzes über die Landeszentral-
Dr. Wellhausen (FDP) banken (Nrn. 4660, 4659, 4649, 4554 der
(zur Geschäftsordnung) 14266B Drucksachen) 14258A, 14271A
Abstimmungen 14265B Dr. Westrick, Staatssekretär im
Bundesministerium für Wirtschaft 14271A
Beratung des Mündlichen Berichts des Dr. Schneider (FDP) 14271C
Vermittlungsausschusses zu dem Ent-
wurf eines Arbeitsgerichtsgesetzes (Nrn. Namentliche Abstimmung . . . 14271D, 14276A,
4657, 3516, 4372, 4652 der Drucksachen, 14280
Umdruck Nr. 968) 14266C
Dr. Greve (SPD), Berichterstatter . 14266C
Abstimmungen 14267A Schlußabstimmung zum Entwurf eines Ge-
setzes zur Änderung und Ergänzung des
Ersten Wohnungsbaugesetzes (Nrn. 4593,
Beratung des Mündlichen Berichts des 3676, 3946, 4061 der Drucksachen) . . 14272A
Vermittlungsausschusses zu dem Ent-
wurf eines Gesetzes zur Änderung von zur Tagesordnung:
VorschiftendRjugwohl- Jacobi (SPD)
fahrtsgesetzes (Nrn. 4654, 3641, 4432, 14258C
4648 der Drucksachen) 14267B Renner (KPD) 14258D
Dr. Klein, Senator von Berlin, Lücke (CDU) 14259C
Berichterstatter 14267C Goetzendorff (WAV) 14259C
Kemmer (CSU) 14268C
Erklärungen zur Schlußabstimmung:
Abstimmungen 14268D
Jacobi (SPD) 14272B
Beratung des Mündlichen Berichts des Lücke (CDU) 14273B
Vermittlungsausschusses zu dem Ent Paul (Düsseldorf) (KPD) 14275A
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14255

Namentliche Schlußabstimmung 14276A, 14280 Imig, Dr. Keller, Dr. Weiß, Dr. Bertram (Soest),
Frau Strohbach, Reimann und Fisch.
Abstimmungen über Entschließungen
Präsident D. Dr. Ehlers: Ich danke schön.
und Petitionen 14276C
Meine Damen und Herren, auch in der letzten
Sitzung des Deutschen Bundestages haben wir die
Beratung der Übersicht Nr. 69 über An- Aufgabe, eines verstorbenen Kollegen zu gedenken.
träge von Ausschüssen des Deutschen
Bundestages betreffend Petitionen (Um- (Die Abgeordneten erheben sich.)
druck Nr. 1075) 14276C
Am späten Abend des 15. Juli ist der Herr Bundes-
Beschlußfassung 14276C tagsabgeordnete Professor Erik Nölting während
einer Wahlversammlung von einem Schlaganfall
getroffen und kurz danach gestorben. Herr Kollege
Dankes- und Gedenkworte am Ende der Nölting ist am 20. November 1892 in Plettenberg
ersten Wahlperiode des Deutschen Bun- im Hochsauerland geboren. Er hat in Bielefeld die
destages: Schule besucht und hat an den Universitäten Halle,
München, Berlin und Frankfurt am Main studiert.
Löbe (SPD) 14276C Er war Teilnehmer des ersten Weltkrieges, hat
Präsident D. Dr. Ehlers 14277A dann an der Universität Frankfurt am Main zum
Doktor der Staatswissenschaften promoviert und
wurde 1920 an die Landeshochschule für Staats-
Anlage: Schriftliche Erklärung des Abg. und Wirtschaftswissenschaften in Detmold und
Renner (KPD) gemäß § 59 der Geschäfts- 1923 an die Akademie der Arbeit in Frankfurt
ordnung zur Abstimmung über den Ent- am Main berufen. Seit 1928 gehörte er dem Preußi-
wurf eines Sozialgerichtsgesetzes . . . . 14279 schen Landtag an. Er, der 1933 aus allen Ämtern
entlassen worden ist, hat sich sofort nach dem Zu-
sammenbruch als Generalreferent für Wirtschaft
Zusammenstellung der namentlichen Ab- am Oberpräsidium in Münster in Westfalen in den
stimmungen: Dienst des Wiederaufbaues gestellt, ist 1946 Mit-
1. über den Einspruch des Bundesrats glied des Landtags von Nordrhein-Westfalen ge-
zum Entwurf eines Zweiten Gesetzes worden und hat von 1947 bis 1950 das Amt des
zur Änderung des Gesetzes über die Wirtschaftsministers in Nordrhein-Westfalen unter
Landeszentralbanken (Nr. 4660 der den besonders schwierigen Umständen der dama-
Drucksachen), ligen Zeit bekleidet. In den Deutschen Bundestag
ist er als Abgeordneter des Wahlkreises Iserlohn
2. Schlußabstimmung über den Entwurf Stadt und Land gewählt worden. Er war Dele-
eines Gesetzes zur Änderung und Er- gierter in der Beratenden Versammlung des
gänzung des Ersten Wohnungsbau- Europarats und hat den Ausschüssen für Wirt-
gesetzes (Nrn. 4593, 3676, 3946, 4061 schaftspolitik, für ERP-Fragen und dem Ausschuß
der Drucksachen) gemäß Art. 15 des Grundgesetzes angehört.
14280
Meine Damen und Herren, ich glaube in Ihrer
aller Namen zu sprechen, wenn ich seiner Fraktion
und seinen Angehörigen das herzliche Beileid des
Deutschen Bundestages zu diesem schweren Ver-
lust ausspreche. Wir werden der wertvollen Arbeit,
die Herr Kollege Nölting in seinem politischen
Leben, in seiner Lehrtätigkeit und in seiner viel-
Die Sitzung wird um 10 Uhr 5 Minuten durch fachen Arbeit im Deutschen Bundestag geleistet
den Präsidenten D. Dr. Ehlers eröffnet. hat, in Dankbarkeit gedenken. Sie haben sich zu
seinen Ehren von den Plätzen erhoben; ich danke
Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Herren! Ihnen.
Ich eröffne die 282. Sitzung des Deutschen Bundes- Ich habe Glückwünsche auszusprechen, meine
tages. Diese Sitzung findet nicht am gewohnten Ort Damen und Herren — infolge der längeren
statt. Sie wissen, aus welchem Grunde. Aber ich Sitzungspause in größerer Zahl —, Herrn Abgeord-
darf vielleicht zu Beginn der Sitzung dem Nord-
westdeutschen Rundfunk, insbesondere dem Herrn neten Dr. Handschumacher, der heute wegen Er-
krankung fehlen muß, zum 66. Geburtstag am
Generaldirektor Dr. Grimme unseren herzlichen
Dank dafür aussprechen, daß er in so liebens- 5. Juli,
würdiger Weise uns diesen Saal und alle Einrich- (Beifall)
tungen dieses Hauses für die letzte Sitzung des
Bundestages zur Verfügung gestellt hat. Herrn Abgeordneten Rath zum 61. Geburtstag am
6. Juli,
(Allgemeiner Beifall.)
(Beifall)
Ich bitte den Herrn Schriftführer, die Namen der
entschuldigten Abgeordneten bekanntzugeben. Herrn Abgeordneten Schill zum 65. am 7. Juli,
(Beifall)
Huth, Schriftführer: Es fehlen entschuldigt die
Abgeordneten Dr. Koch, Freudenberg, Dr. Laforet, Herrn Abgeordneten Imig zum 60. am 23. Juli,
Schmitt (Mainz), Dr. Handschumacher, Odenthal, (Beifall)
Schröter (Berlin), Margulies, Jahn, Pannenbecker,
Jaeger (Essen), Dr. Kopf, Kalbfell, Lemmer, Dr. Herrn Abgeordneten Clausen zum 68. am 24. Juli.
Henle, Dr. Bartram (Schleswig-Holstein), Loritz, (Beifall.)
14256 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953
(Präsident D. Dr. Ehlers)
Drei Abgeordnete haben sich den letzten- Jugendgerichtsgesetz;
Sitzungstag des Deutschen Bundestags für ihren Gesetz über die Erstattung von Gebühren für
Geburtstag ausgesucht. Ich darf zunächst, obwohl im Armenrecht beigeordnete Vertreter in
er der jüngste von diesen dreien ist, den Herrn Patent- und Gebrauchsmustersachen;
Kollegen Görlinger als Bürgermeister der Stadt
Köln, in der wir heute zu Gast sind, nennen und Fünftes Gesetz zur Änderung und Oberleitung
ihm herzliche Glückwünsche übermitteln. von Vorschriften auf dem Gebiet des gewerb-
(Beifall.) lichen Rechtsschutzes;
Im Wettstreit, heute 69 Jahre alt geworden zu sein, Gesetz betreffend das Abkommen vom 28. Juli
stehen Herr Abgeordneter Dr. Dr. Müller 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge;
(Beifall) Gesetz über die Neufassung der Überschrift
und Herr Abgeordneter Bundesminister Neumayer. und die Verlängerung der Antragsfrist im
Gesetz zur Änderung des Sozialversiche-
(Beifall.) rungs-Anpassungsgesetzes;
Ich habe all diesen Herren namens des Bundes- Gesetz über die Verlängerung der Antragsfrist
tages — in diesem Fall wirklich nur Herren —, im Gesetz zur Änderung des Knappschafts-
herzlichste Glückwünsche ausgesprochen. versicherungs-Anpassungsgesetzes;
Ich habe folgendes bekanntzugeben: Herr Abge- Bundesfernstraßengesetz;
ordneter Dr. Leuchtgens hat mir mitgeteilt, daß er
mit Wirkung vom 27. Juli aus der Fraktion der Gesetz über Preise für Getreide inländischer
Deutschen Partei und aus der Deutschen Partei Erzeugung für das Getreidewirtschaftsjahr
ausgeschieden ist. 1953/54 sowie über besondere Maßnahmen
(Heiterkeit.) in der Getreide- und Futtermittelwirtschaft
— Getreidepreisgesetz 1953/54;
An Stelle des Herrn Abgeordneten Nölting ist
Herr Abgeordneter Heinen in den Deutschen Bun- Drittes Gesetz zur Änderung des Lastenaus
destag eingetreten. Ich heiße ihn herzlich willkom- gleichsgesetzes und des Feststellungsgesetzes;
men. Eine ersprießliche Arbeit im Parlament ist Wahlgesetz zum zweiten Bundestag und zur
ja nicht mehr möglich. Bundesversammlung;
(Zurufe: Doch!) Gesetz über die Verteilung des Reingewinns
Aber wir freuen uns über Ihren Eintritt in den der Bank deutscher Länder im Geschäftsjahr
Bundestag, Herr Abgeordneter Heinen. 1952 und in den folgenden Geschäftsjahren;
Ich habe weiter noch eine Kleinigkeit zu er- Drittes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über
ledigen. In der 280. Sitzung des Bundestages ist die Errichtung der Bank deutscher Länder;
ein Gesetz zur Änderung und Ergänzung von Vor- Gesetz zur Änderung des Tabaksteuergesetzes;
schriften auf dem Gebiet der Arbeitslosenversiche-
rung und Arbeitslosenfürsorge verabschiedet wor- Gesetz über das Abkommen vom 1. April 1953
den, wobei in § 7 unterlassen worden ist, der zwischen der Bundesrepublik Deutschland
Berlin-Klausel mit Rücksicht auf eine Bestimmung und den Vereinigten Staaten von Amerika
über gewisse Angelegenheiten, die sich aus
in § 3 des Gesetzes den an sich selbstverständlichen
Satz einzufügen: der Bereinigung deutscher Dollarbonds er-
geben;
Rechtsverordnungen, die auf Grund der in Gesetz über die Förderung des Wohnungsbaus
diesem Gesetz enthaltenen Ermächtigung er- für Umsiedler in den Aufnahmeländern und
lassen werden, gelten im Lande Berlin nach des Wohnungsbaus für Sowjetzonenflücht-
§ 14 des Dritten Überleitungsgesetzes. linge in Berlin;
Nach einer Vereinbarung im Ältestenrat schlage Gesetz zur Wiedergutmachung nationalsozia-
ich Ihnen vor, daß diese redaktionelle Änderung, listischen Unrechts in der Kriegsopferversor-
die keine sachliche Veränderung bedeutet, kurzer- gung für Berechtigte im Ausland;
hand durch die Bekanntgabe und die Billigung der Gesetz über besoldungsrechtliche Rahmenvor
amtlichen Mitteilungen erfolgt. — Ich stelle fest, schriften für Richter und Staatsanwälte;
daß das Haus damit einverstanden ist.
Gesetz über das Abkommen zwischen der Bun-
(Zustimmung.) desrepublik Deutschland und den Vereinig-
Die übrigen amtlichen Mitteilungen werden ohne ten Staaten von Amerika über den Betrieb
Verlesung ins Stenographische Protokoll aufge- gewisser Rundfunkanlagen innerhalb der
nommen: Bundesrepublik vom 11. Juni 1952;
Der Bundesrat hat in seinen Sitzungen am Gesetz ü be r Versammlungen und Aufzüge
3. und 17. Juli den nachfolgenden Gesetzen zuge- —Versam lungs es tz;
stimmt bzw. einen Antrag nach Art. 77 Abs. 2 Drittes Strafrechtsänderungsgesetz;
nicht gestellt:
Gesetz über die Änderung und Ergänzung für-
Gesetz über das gerichtliche Verfahren in sorgerechtlicher Bestimmungen;
Landwirtschaftssachen;
Gesetz betreffend das Abkommen vom 27. Fe-
Gesetz über die verstärkte Förderung von bruar 1953 über deutsche Auslandsschulden;
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen aus Mitteln Gesetz betreffend das Abkommen vom 27. Fe-
der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung bruar 1953 zwischen der Bundesrepublik
und Arbeitslosenversicherung; Deutschland und den Vereinigten Staaten
Gesetz zur Änderung des Zweiten Gesetzes zur von Amerika über die Verschuldung
Förderung
- der Wirtschaft von Groß-Berlin Deutschlands aus Entscheidungen der deutsch-
(West); amerikanischen Gemischten Kommission;
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14257
(Präsident D. Dr. Ehlers)
Gesetz betreffend das Abkommen vom 27. Fe- - deutschen Vermögenswerte in der Schweiz,
bruar 1953 zwischen der Bundesrepublik über die Regelung der Forderungen der
Deutschland und den Vereinigten Staaten Schweizerischen Eidgenossenschaft gegen das
von Amerika über die Regelung der An- ehemalige Deutsche Reich und zum deutschen
sprüche der Vereinigten Staaten von Ame- Lastenausgleich vom 7. März 1953 (Bundes-
rika aus der Deutschland geleisteten Nach- gesetzblatt II Seite 15) enthaltenen Fristen;
kriegs-Wirtschaftshilfe (außer der Lieferung Gesetz zur Änderung des Gesetzes über eine
von Überschußgütern); Bundesbürgschaft für Kredite zur Finanzie-
Gesetz betreffend das Abkommen vom 27. Fe- rung der Lebensmittelbevorratung;
bruar 1953 zwischen der Bundesrepublik Erstes Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur
Deutschland und den Vereinigten Staaten Regelung der Rechtsverhältnisse der unter
von Amerika über die Regelung der Verbind- Art. 131 des Grundgesetzes fallenden Per-
lichkeiten der Bundesrepublik Deutschland sonen;
gegenüber den Vereinigten Staaten von Zweites Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur
Amerika aus der Lieferung von Überschuß- Regelung der Wiedergutmachung national-
gütern an Deutschland; sozialistischen Unrechts für Angehörige des
Gesetz betreffend das Abkommen vom 27. Fe- öffentlichen Dienstes;
bruar 1953 zwischen der Regierung der Bun- Gesetz über die Statistik für Bundeszwecke
desrepublik Deutschland und Ihrer Majestät (StatGes);
Regierung im Vereinigten Königreich von Gesetz über den Tag der deutschen Einheit;
Großbritannien und Nordirland über die Gesetz zur vorläufigen Regelung der Rechts
Regelung der Ansprüche des Vereinigten verhältnisse der Polizeivollzugsbeamten des
Königreichs aus der Deutschland geleisteten Bundes (vorl. BPolBG);
Nachkriegs-Wirtschaftshilfe; Gesetz über die Errichtung der Bundesver-
Gesetz betreffend das Abkommen vom 27. Fe- sicherungsanstalt für Angestellte;
bruar 1953 zwischen der Regierung der Bun- Gesetz betreffend das Übereinkommen der
desrepulik Deutschland und der Regierung Internationalen Arbeitsorganisation vom
der Französischen Republik über die Rege- 28. Juni 1951 (Nr. 99) über die Verfahren zur
lung der Ansprüche der Französischen Regie- Festsetzung von Mindestlöhnen in der Land-
rung aus der Deutschland geleisteten Nach- wirtschaft;
kriegs-Wirtschaftshilfe; Zweites Gesetz zur Änderung und Ergänzung
Gesetz betreffend das Abkommen vom 27. Fe- des Heimkehrergesetzes;
bruar 1953 zwischen der Bundesrepublik Zweites Gesetz zur Änderung und Ergänzung
Deutschland und dem Königreich Dänemark des Bundesversorgungsgesetzes;
über die Erstattung der Aufwendungen in
Verbindung mit dem Aufenthalt deutscher Gesetz zur Änderung der Titel I bis IV, VII
Flüchtlinge in Dänemark von 1945 bis 1949; und X der Gewerbeordnung;
Gesetz über die innerdeutsche Regelung von Gesetz zur Änderung und Ergänzung von Vor-
Vorkriegsremboursverbindlichkeiten; schriften auf dem Gebiete der Arbeitslosen-
Gesetz zur Ausführung des Abkommens über versicherung und der Arbeitslosenfürsorge;
deutsche Auslandsschulden vom 27. Februar Gesetz über den Vertrieb von Blindenwaren;
1953;
Gesetz über das Handelsabkommen vom 7. Ok-
Gesetz über die Verwaltung des ERP-Sonder- tober 1951 zwischen der Bundesrepublik
vermögens; Deutschland und dem Königreich Irak;
Gesetz über den Zollvertrag vom 20. März 1953
zwischen der Bundesrepublik Deutschland Gesetz über die Aufhebung der Allgemeinen
Anordnung Nr. 3 zum Gesetz Nr. 52 der
und dem Königreich Belgien;
amerikanischen Militärregierung betreffend
Gesetz über die Feststellung des Bundeshaus- die Bank der Deutschen Arbeit A.G.;
haltsplans für das Rechnungsjahr 1953
(Haushaltsgesetz 1953); Gesetz über die Ergänzung von Vorschriften
des Umstellungsrechts und über die Aus-
Zweites Gesetz zur Änderung und Ergänzung stattung der Berliner Altbanken mit Aus-
des Wertpapierbereinigungsgesetzes; gleichsforderungen (Umstellungsergänzungs-
Gesetz zur Änderung des Gesetzes über gesetz);
steuerliche Maßnahmen zur Förderung der Gesetz über den Beitritt der Bundesrepublik
Ausfuhr; Deutschland zu dem Abkommen vom
Kaffeesteuergesetz; 13. April 1953 zur Revision und Erneuerung
Teesteuergesetz; des Internationalen Weizenabkommens;
Gesetz zur Änderung des Gesetzes über das Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die
Branntweinmonopol; landwirtschaftliche Rentenbank;
Gesetz betreffend das Abkommen zwischen den Gesetz zur Änderung des Handelsgesetzbuches
Rheinuferstaaten und Belgien vom 16. Mai (Recht der Handelsvertreter);
1952 über die zoll- und abgabenrechtliche
Behandlung des Gasöls, das als Schiffsbedarf Gesetz zur Änderung der Verordnung zum
in der Rheinschiffahrt verwendet wird; Schutze der Wirtschaft;
Gesetz über die Verlängerung der im § 3 des Gesetz über die Entschädigung ehemaliger
Gesetzes über die drei Abkommen zwischen deutscher Kriegsgefangener;
der Bundesrepublik Deutschland und der Gesetz zur Ergänzung des Wohnraumbewirt-
Schweizerischen Eidgenossenschaft über die schaftungsgesetzes;
14258 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953
(Präsident D. Dr. Ehlers)
Der Bundesrat hat in seinen Sitzungen am Der Herr Bundesminister der Finanzen hat
3. und 17. Juli zu nachstehenden Gesetzen den unter dem 16. Juni 1953 gemäß § 2 des Gesetzes
Vermittlungsausschuß angerufen: über die Errichtung einer Schuldenverwaltung
Arbeitsgerichtsgesetz; des Vereinigten Wirtschaftsgebietes vom 13. Juli
Gesetz über Fremdrenten der Sozialversiche- 1948 in Verbindung mit § 1 Abs. 3 der Reichs-
rung an Berechtigte im Bundesgebiet und im schuldenordnung die Anleihedenkschrift für das
Lande Berlin, über Leistungen der Sozial- Rechnungsjahr 1952 übersandt, die als Druck-
versicherung an Berechtigte im Ausland sache Nr. 4671 vervielfältigt wird.
sowie über freiwillige Sozialversicherung
(Fremdrenten- und Auslandsrentengesetz); Zur heutigen Tagesordnung wünscht das Wort
Gesetz zur Änderung von Vorschriften des Herr Abgeordneter Jacobi.
Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes; Jacobi (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und
Gesetz über Maßnahmen auf dem Gebiete der Herren! Namens der sozialdemokratischen Fraktion
Zwangsvollstreckung; beantrage ich die Absetzung des Punktes 3 von der
Gesetz über Straffreiheit; Tagesordnung. Wir haben einen ähnlichen Antrag
Zweites Gesetz zur Änderung des Gesetzes bereits vor Beginn der 280. Sitzung gestellt. Diese
über die Landeszentralbanken; Sitzung hat lebhafte Meinungsverschiedenheiten
Bundesergänzungsgesetz zur Entschädigung für über den Punkt, der damit zur Beratung aufgerufen
Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung; ist, gezeigt. Zum erstenmal erwies sich, daß in die-
Sozialgerichtsgesetz. sem Hohen Hause grundsätzliche Meinungsverschie-
Der Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Ände- denheiten über Fragen der Wohnungsbaupolitik —
rung des Gesetzes über die Landeszentralbanken anscheinend unüberbrückbar — aufgetreten sind.
ist vom Vermittlungsausschuß in der vom Deut- Wir sind der Auffassung, daß die Beratung der
schen Bundestag in seiner 277. Sitzung verab- umstrittenen Novelle leider nicht mit der nötigen
schiedeten Fassung bestätigt worden; der Bun- Sorgfalt in diesem Hause hat vorgenommen werden
desrat hat darauf in seiner Sitzung am 17. Juli können. Wir glauben, daß es zweckmäßig wäre, zu
1953 dem Gesetzentwurf nicht zugestimmt und erwägen, ob diese Novelle nicht zu einem späteren
erklärt, daß sein Beschluß als Einlegung des Ein- Zeitpunkt den neuen Bundestag beschäftigen sollte
spruchs gelten solle, falls sich ergeben sollte, daß mit der Aussicht, die aufgetretenen Meinungsver-
das Gesetz entgegen der Ansicht des Bundesrates schiedenheiten vorher auszugleichen. Wir bitten Sie
nicht seiner Zustimmung bedarf. auch mit Rücksicht darauf, daß es ausgeschlossen
erscheint, die umstrittene Novelle noch für das
Der Stellvertreter des Bundeskanzlers hat laufende Baujahr zum Tragen zu bringen, unserem
unter dem 30. Juni 1953 gemäß § 30 Abs. 4 des Antrag auf Absetzung von der Tagesordnung zu-
Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den zustimmen.
Wirtschaftsplan der Deutschen Bundesbahn für (Beifall bei der SPD.)
das Geschäftsjahr 1953 übersandt. Der Plan liegt
im Archiv zur Kenntnisnahme aus.
Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Herren!
Der Herr Bundeskanzler der Bundesrepublik Sie haben den Antrag auf Absetzung des Punktes 3,
Deutschland hat unter dem 27. Juli 1953 die Schlußabstimmung zum Entwurf eines Gesetzes
Kleine Anfrage Nr. 346 der Fraktion der SPD zur Änderung und Ergänzung des Ersten Woh-
betreffend Zuwendungen aus Bundesmitteln nungsbaugesetzes, gehört Wird das Wort dazu ge-
(Drucksache Nr. 4461) beantwortet. Sein Schrei- wünscht? — Herr Abgeordneter Renner wünscht
ben wird als Drucksache Nr. 4669 vervielfältigt. das Wort. Zu diesem Punkt?
Der Herr Bundesminister für den Marshallplan (Abg. Frau Kalinke: Zur Geschäftsordnung!)
hat unter dem 28. Juli 1953 die Kleine Anfrage
Nr. 345 der Abgeordneten Rademacher, Dr. Schä- — Augenblicklich hat Herr Abgeordneter Renner
fer und Fraktion der FDP betreffend Zinsen für das Wort, Frau Kalinke.
ERP-Darlehen in der Schiffahrt (Drucksache Nr. (Heiterkeit.)
4442) beantwortet. Sein Schreiben wird als
Drucksache Nr. 4668 vervielfältigt. Renner (KPD): Wir schließen uns dem von der
Der Herr Bundesminister für Ernährung, SPD gestellten Antrag auf Absetzung des Punktes 3
Landwirtschaft und Forsten hat unter dem der heutigen Tagesordnung an und bitten den Bun-
27. Juli 1953 die Kleine Anfrage Nr. 349 der destag, auf die heutige Tagesordnung noch folgen-
Fraktionen der CDU/CSU, FDP, DP, FU (BP-Z) den Antrag zu setzen:
betreffend Erhaltung der Schafzucht in der Bun- Der Bundestag wolle beschließen:
desrepublik (Drucksache Nr. 4384) beantwortet. Der Bundestag verpflichtet die Bundesregie-
Sein Schreiben wird als Drucksache Nr. 4670 rung, sofort alle von der Bundesregierung, den
vervielfältigt. Länderregierungen, den Leitern der Gemeinden,
Der Herr Bundesminister des Innern hat unter den Organen der Polizei und der Staatsan-
dem 23. Juli 1953 mitgeteilt, daß das am 12. Juni waltschaft und den Gerichten der Bundesrepu-
1953 vom Bundestag beschlossene Gesetz zur Re- blik gegen Gesetz und Verfassung ergangenen
gelung von Fragen des Hebammenwesens nach Anweisungen und Handlungen aufzuheben
Auffassung der Amerikanischen Hohen Kommis- bzw. einzustellen, die die Wahlarbeit der Kom-
sion das Besatzungsrecht der amerikanischen munistischen Partei Deutschlands, einer legalen
Zone hinsichtlich der Zulassung zur Ausübung demokratischen Partei,
des Hebammenberufs ändere und daher ein Ver- (Lachen — Zurufe von der Mitte und
fahren gemäß Direktive Nr. 5 der Alliierten rechts: Demokratisch?)
Hohen Kommission notwendig werde. Die Ver-
kündung des Gesetzes müsse bis zur Einverständ- stören oder sie verhindern sollen.
niserklärung der Alliierten Hohen Kommission Der Bundestag ist der Auffassung und for-
hinausgeschoben werden. dert, daß die Bundesregierung dieser Auffas-
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14259
(Renner)
sung überall Geltung verschafft, daß die Kom- Zur Geschäftsordnung hat , das Wort der Abge-
munistische Partei Deutschlands sowie alle ordnete Lücke.
übrigen demokratischen legalen Parteien und
Gruppen Deutschlands das uneingeschränkte Lücke (CDU): Meine Damen und Herren! Ich
Recht auf eine unbehinderte Wahlarbeit er- bitte, den Antrag des Kollegen Jacobi abzulehnen.
halten.
Präsident D. Dr. Ehlers: Weitere Wortmeldungen
(Abg. Dr. Mende: Demokratischen, Herr
Renner!) zur Tagesordnung? — Wenn ich recht sehe, Herr
Abgeordneter Goetzendorff!
Insbesondere erwartet der Bundstag, daß die
Bundesregierung dafür sorgt, daß den Organen Goetzendorff (WAV): Herr Präsident! Meine Da-
der Polizei verboten wird, die Wahlarbeit der men und Herren! Die Gruppe der WAV schließt sich
Kommunistischen Partei Deutschlands durch dem Vertagungsantrag der SPD an. Sie ist der
willkürliche Auflagen für die Durchführung Meinung, daß das Wohnungsbaugesetz so wichtig
der Wahlkundgebungen und durch die z. B. in ist, daß es unter unserer Würde sein müßte, dieses
Bayreuth geforderte Vorzensur des Wahlmate- Gesetz hier am letzten Tag durchzupeitschen.
rials zu behindern. (Zurufe und Unruhe.)
Die Bundesregierung wird verpflichtet, zu ver-
hindern, Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Her-
ren, darf ich Ihnen vorschlagen, die Beratung dieser
daß die Polizeiorgane, zum Teil mit of- letzten Sitzung, soweit es möglich ist, ruhig von-
fensichtlicher Duldung, zulassen, daß die statten gehen zu lassen.
Kundgebungen der Kommunistischen Partei
Deutschlands durch terroristische Banden ge- Sie haben den Antrag auf Absetzung von der
stört und dabei Sprecher der Partei tätlich an- Tagesordnung gehört. Ich bitte die Damen und Her-
gegriffen werden, ren, die diesem Antrag zuzustimmen wünschen,
eine Hand zu erheben. — Ich bitte um die Gegen-
daß Polizeiorgane die Durchführung von Wahl- probe. — Das zweite ist die Mehrheit; der Antrag
kundgebungen der Kommunistischen Partei auf Absetzung ist abgelehnt.
Deutschlands verbieten und sich dabei der Be-
gründung bedienen, es bestehe die Gefahr der Meine Damen und Herren, ich rufe den Punkt 1 a
Störung der öffentlichen Ordnung, auf:
daß die Gemeinden auf Anordnung von Län- Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
derregierungen die Freigabe öffentlicher Plätze schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes
und geschlossener Räume für Wahlkundgebun- (Vermittlungsausschuß) zu dem Entwurf
gen der Kommunistischen Partei Deutschlands eines Gesetzes zum Ausgleich der von den
versagen, Trägern der gesetzlichen Rentenversicherun-
daß offizielle Wahlkandidaten der Partei, wie gen für das Rechnungsjahr 1952 zu tragen-
das in Pirmasens geschehen ist, Redeverbot er- den Mehraufwendungen für Rentenzulagen
halten, (Nrn. 4636, 4033, 4341, 4528 der Drucksachen).
daß willkürlich legales Wahlmaterial der Partei Berichterstatter des Vermittlungsausschusses ist
von Organen der Polizei und der Staatsanwalt- Herr Abgeordneter Arndgen. Ich bitte ihn, das
schaft beschlagnahmt wird, Wort zu nehmen.
daß die Druckmaschinen, auf denen Tages- Arndgen (CDU), Berichterstatter: Herr Präsident!
zeitungen der Kommunistischen Partei Deutsch- Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der
lands gedruckt werden, mit Beschlag belegt Bundesrat hat in seiner 110. Sitzung am 19. Juni
werden, 1953 in Sachen des Gesetzes zum Ausgleich der von
daß offizielle Wahlkandidaten der Kommu- den Trägern der gesetzlichen Rentenversicherungen
nistischen Partei Deutschlands widerrechtlich für das Rechnungsjahr 1952 zu tragenden Mehrauf-
in Haft gehalten werden. wendungen für Rentenzulagen den Vermittlungs-
Der Bundestag mißbilligt, daß der Rechen- ausschuß in zwei Punkten angerufen. Im ersten
schaftsbericht der Bundestagsfraktion der Kom- Punkt wünscht der Bundesrat, daß in § 2 Abs. 1
munistischen Partei Deutschlands beschlag- Zeile 10 die Worte „jedoch nicht mit mehr als
nahmt wurde. 5 v. H." gestrichen werden. Im zweiten Punkt
wünscht der Bundesrat, daß für § 2 Abs. 2 eine
Der Bundestag weist darauf hin, daß diese neue Fassung formuliert werde. Diese Fassung soll
einseitig gegen die Kommunistische Partei lauten:
Deutschlands und alle entschlossen gegen die Stellt die Aufsichtsbehörde fest, daß die Kas-
Adenauer-Politik kämpfenden Parteien und senlage des Rentenversicherungsträgers den
Gruppen angewendeten rechts- und verfas- Rückgriff auf die Schuldbuchforderung not-
sungswidrigen Maßnahmen mit dem Prinzip wendig macht, um die gesetzlichen Pflichtlei-
freier Wahlen unvereinbar sind. stungen zu decken, so kann auf Grund dieser
Ich bitte den Herrn Präsidenten, die Frage zu Forderung der von der Aufsichtsbehörde des
stellen, ob unserem Antrag stattgegeben wird. Rentenversicherungsträgers als notwendig be-
zeichnete Geldbetrag mit einer Frist von drei
Präsident D. Dr. Ehlers: Nach § 26 Abs. 3 der Ge- Monaten zurückgefordert werden.
schäftsordnung muß ich die Frage stellen, ob dem Der Vermittlungsausschuß hat sich mit diesen
Antrag, diesen Punkt auf die Tagesordnung zu Wünschen des Bundesrates eingehend beschäftigt
setzen, widersprochen wird. und hat das gesamte Gesetz umgeformt, weil in der
(Zurufe von der Mitte und rechts: Ja!) Zwischenzeit die Selbstverwaltung in der Renten-
versicherung Tatsache geworden ist und der Ver-
— Damit kann dieser Punkt nicht auf die Tagesord- mittlungsausschuß mit dem Bundesrat der Meinung
nung gesetzt werden. war, daß, nachdem wir in der Sozialversicherung
14260 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953
(Arndgen)
- Bundestags am 2. Juni 1953 aufs schärfste gegen
I wieder eine Selbstverwaltung haben, diese Selbst-
verwaltung bei den der Rentenversicherung an diese Gesetze protestiert und ihre unheilvollen
Stelle von Barleistungen zur Verfügung zu stellen- Auswirkungen aufgezeigt. Wir wiederholen heute
den Schuldbuchverschreibungen mit eingeschaltet diesen unseren so berechtigten Protest. Es handelt
werden soll. Der Vermittlungsausschuß schlägt sich bei dieser Maßnahme um eine Zwangsanleihe
Ihnen daher ein neues Gesetz vor, das Sie in der der Bundesregierung bei den Versicherungsträgern,
Drucksache Nr. 4636 finden. um die Inanspruchnahme von Mitteln der Renten-
versicherung zur Entlastung des Bundeshaushalts
In diesem Gesetz ist zunächst in § 2 vorgesehen, und zur Finanzierung der Wiederaufrüstung. Wir
daß die Schuldbuchforderungen, die anstatt der weisen erneut auf die Tatsache hin, daß sich be-
Barleistungen an die Rentenversicherung abgeführt reits Hitler im Jahre 1938 derselben Methode der
werden, veräußerlich sind und daß über die Til- Zwangsanleihe bedient und das Vermögen der
gung und die Verzinsung dieser Schuldbuchforde- Sozialversicherungsträger zur Finanzierung seiner
rungen Vereinbarungen mit den Organen der Ren- Kriegsvorbereitung mit Beschlag belegt hat.
tenversicherungsträger zu treffen sind. § 3 be-
stimmt, daß, wenn bei diesen Verhandlungen zur Unser Protest gegen diese Zwangsanleihe bei den
Herbeiführung einer Vereinbarung keine Einigung Versicherungsträgern wird geteilt vom Deutschen
erzielt wird, ein Einigungsausschuß in Funktion Gewerkschaftsbund, von der Deutschen Angestell-
treten soll, der aus folgenden Personen bestehen tengewerkschaft und vom Verband der Rentenver-
soll: aus einem Vertreter der Träger der gesetz- sicherungsträger selber.
lichen Rentenversicherung der Arbeiter; soweit es Mit voller Berechtigung ist am 2. Juni 1953 im
sich um die Invalidenversicherung und soweit es Bundestag von den Gegnern dieser Gesetze darauf
sich um die Angestelltenversicherung handelt, aus hingewiesen worden, daß die derzeitige Kassenlage
einem Vertreter dieser Versicherung; weiter aus der Versicherungsträger außerordentlich unsicher
einem Vertreter des Bundesministers für Arbeit, ist, daß selbst kleine Konjunkturschwankungen im
einem Vertreter des Bundesministers der Finanzen Wirtschaftsleben dazu führen können, die Finanz-
und aus einem Vorsitzenden, der sachkundig sein kraft der Rentenversicherung schwer zu erschüt-
muß und die Verhandlungen unparteiisch zu leiten tern, daß nach der Durchführung dieser Gesetze
hat. nur noch wenige Rentenversicherungsträger in der
Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, Lage sein werden, die Kann-Leistungen, die Heil-
ist in kurzen Zügen der Inhalt des Gesetzentwurfs, verfahren und die Maßnahmen der vorbeugenden
den Ihnen der Vermittlungsausschuß vorlegt. Ich Gesundheitsfürsorge durchzuführen, und daß sie
bitte im Auftrage des Vermittlungsausschuses, den außerstande sein werden, die Wiederherstellung
Antrag auf Drucksache Nr. 4636 anzunehmen. und den Ausbau der dringend erforderlichen Heil-
anstalten zu finanzieren. Dieser unverantwortliche
Präsident D. Dr. Ehlers: Ich danke dem Herrn Eingriff in die Liquidität der Versicherungsträger,
Berichterstatter. dieser Zugriff auf ihr Vermögen, das die Ver-
Das Wort zu einer Erklärung wird offenbar nicht sicherten in Jahrzehnten durch ihre Beitragslei
gewünscht. stung aufgebaut haben, macht die so zwingend not-
wendige Erhöhung der Regelleistungen unmöglich.
(Zuruf des Abgeordneten Renner.)
Wir stehen auf dem Standpunkt, daß das Ver-
— Herr Abgeordneter Renner zu einer Erklärung. mögen der Sozialversicherungsträger zu einer all-
Renner (KPD): Herr Präsident! Meine Damen gemeinen Erhöhung ihrer Leistung und nicht zur
und Herren! Namens der kommunistischen Bundes- Deckung des Haushaltsdefizits des Bundes verwen-
tagsfraktion det werden muß.
(Zurufe: Gruppe!) Abschließend sei noch festgestellt, daß der Vor-
schlag des Vermittlungsausschusses insofern noch
habe ich zu diesem Bericht folgendes zu erklären. eine Verschlechterung des ursprünglichen Beschlus-
Wir lehnen die in den Mündlichen Berichten des
ses des Bundestags bedeutet, als nach ihm die
Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Ver- Schuldbuchforderungen mit höchstens 2 v. H. jähr-
mittlungsausschusses) enthaltenen Gesetzentwürfe lich zuzüglich der durch die Tilgung ersparten
zum Ausgleich der von den Trägern der Zinsen zu tilgen sind. Der im Entwurf des Vermitt-
gesetzlichen Rentenversicherungen für die Rech- lungsausschusses vorgesehene Einigungsausschuß,
nungsjahre 1952 und 1953 zu tragenden Mehrauf- der, wie wir heute von dem Herrn Berichterstatter
wendungen für Rentenzulagen ab. Diese Gesetz- gehört haben, unterstreichen soll, daß inzwischen
entwürfe sanktionieren den durch Beschluß der Ko- die Versicherungsträger die Eigenschaft als Selbsver-
alitionsparteien geschaffenen Tatbestand, daß der waltungskörperschaften zurückbekommen haben,
Bundesminister der Finanzen von der ursprünglich ist ungeeignet, die Belange der Versicherungs-
im Gesetz verankerten Verpflichtung befreit wird, träger und damit der Versicherten gegenüber
den Trägern der gesetzlichen Sozialversicherungen dem Bund zu wahren. Den zwei Vertretern
die ihnen durch die Durchführung des Renten- der gesetzlichen Rentenversicherungen stehen
zulagengesetzes vom 10. August 1951 entstehenden die zwei Vertreter der Bundesregierung gegen-
Mehrausgaben in der Form von Barzuwendungen
über. Kommt es zu keiner Einigung über die
zu ersetzen. Der Bundesminister der Finanzen wird
ermächtigt, den Ersatzanspruch der gesetzlichen Person des Vorsitzenden dieses Einigungsausschus-
Versicherungsträger gegenüber dem Bund in Höhe ses, der sachkundig und unparteiisch sein soll, so
von 159 Millionen DM für das Rechnungsjahr 1952 bestimmt der Präsident des Bundesverwaltungs-
und in Höhe von 555 Millionen DM für das Rech- gerichts auf Antrag des Bundesministers der Finan-
zen diesen Vorsitzenden. Damit ist die Garantie
nungsjahr 1953 statt in Barzuwendungen durch die
dafür gegeben, daß die Bundesregierung in diesem
Zuteilung von Schuldbuchforderungen des Bundes sogenannten Einigungsausschuß die Entscheidung
zu ersetzen.
in der Hand hat, daß die Beschlüsse dieses Aus-
Wir haben anläßlich der zweiten und dritten schusses auf jeden Fall den Interessen des Bundes-
Beratung diese Gesetze in der 267. Sitzung des finanzministers gerecht werden.
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14261
(Renner)
Das sind die hauptsächlichen Gründe, die uns Diese Schuldbuchforderungen dürfen vom
zur schärfsten Ablehnung dieses Gesetzentwurfs Ersterwerber nur im Einvernehmen mit dem
des Vermittlungsausschusses veranlassen. Wir sind Bundesminister der Finanzen veräußert
dessen gewiß, daß unser Protest von der über- werden.
wältigenden Mehrheit der versicherten Arbeiter Ich habe die Ehre, Sie zu bitten, auch den neuen
und Angestellten gebilligt wird, weil er ihren wah- Gesetzentwurf nach der Drucksache Nr. 4637 ent-
ren Interessen gerecht wird. sprechend dem Vorschalg des Vermittlungsaus-
(Abg. Dr. Dr. Müller [Bonn]: Denkste!) schusses anzunehmen.
(Beifall.)
Präsident D. Dr. Ehlers: Weitere Erklärungen ab-
zugeben, wird nicht gewünscht.
Präsident D. Dr. Ehlers: Ich danke dem Herrn
Meine Damen und Herren, ich komme zur Ab- Berichterstatter.
stimmung über den Antrag des Vermittlungsaus-
schusses Drucksache Nr. 4636. Der Vermittlungs- Herr Abgeordneter Richter wünscht das Wort
ausschuß hat beschlossen, daß über die Ände- zu einer Erklärung.
rungen gemeinsam abzustimmen ist.
Richter (Frankfurt) (SPD): Herr Präsident! Meine
Ich bitte die Damen und Herren, die dem durch
die Änderungen zustande gekommenen Text des Damen und Herren! Der Herr Berichterstatter hat
Gesetzes zum Ausgleich der von den Trägern der uns mitgeteilt, daß der Gesetzentwurf in der Form,
gesetzlichen Rentenversicherungen für das Rech- wie er uns heute vorgelegt ist, vollständig geändert
nungsjahr 1952 zu tragenden Mehraufwendungen ist und von dem Entwurf abweicht, wie ihn der
für Rentenzulagen, und zwar den §§ 1 bis 5 in der Bundestag in dritter Lesung beschlossen hat. Das
Gesamtheit zuzustimmen wünschen, eine Hand zu mag hinsichtlich des Aufbaus des Gesetzentwurfs
erheben. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Ent- zutreffen; man hat aber die Zwangsanleihe belas-
haltungen? — Das erste war die Mehrheit; der sen, die 75 % der Mehraufwendungen, die durch
das Rentenzulagengesetz vom 10. August 1951 ent-
Antrag des Vermittlungsausschusses ist ange-
nommen. standen sind. Die 75 % will nicht der Bund tragen,
sondern die sollen die Rentenversicherungsträger
Ich rufe Punkt 1 b auf: selber zahlen, und dafür bekommen sie Schuld-
bucheintragungen in Höhe von rund gerechnet
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- 555 Millionen DM.
schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes
(Vermittlungsausschuß) zu dem Entwurf Da das Gesetz dem Grunde nach gleichgeblieben
eines Gesetzes über die Deckung der Renten- und von der Zwangsanleihe bei den Sozialversiche-
zulagen nach dem Rentenzulagengesetz für rungsträgern nicht abgewichen ist, da die Finanz-
das Rechnungsjahr 1953 (Nrn. 4637, 4411, lage der Sozialversicherungsträger bekannt ist und
4482, 4615 der Drucksachen). bei der Beratung im Bundestag ausgiebig behan-
delt wurde, ist die SPD-Fraktion nicht in der Lage,
Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Arndgen. diesem Gesetz zuzustimmen. Sie wird es ablehnen.
Arndgen (CDU), Berichterstatter: Herr Präsident! (Beifall bei der SPD.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Bun-
desrat hat in seiner 111. Sitzung am 26. Juni 1953 Präsident D. Dr. Ehlers: Keine weiteren Erklä-
beschlossen, in Sachen des Gesetzes über die Dek- rungen? — Ich bitte die Damen und Herren, die
kung der Rentenzulagen nach dem Rentenzulagen- dem Antrag des Vermittlungsausschusses Druck-
gesetz für das Rechnungsjahr 1953 den Vermitt- sache Nr. 4637, dem Entwurf eines Gesetzes über
lungsausschuß anzurufen und zu fordern, daß a) die Deckung der Rentenzulagen nach dem Renten-
die Rechte der Selbstverwaltung gewährleistet zulagengesetz für das Rechnungsjahr 1953, §§ 1
bleiben, b) die Erstattung der Aufwendungen in bis 6, in der Gesamtheit zuzustimmen wünschen,
der Form von Schuldbuchforderungen nur als vor- eine Hand zu erheben. — Ich bitte um die Gegen-
übergehende Maßnahme in Betracht kommt und bei probe. — Enthaltungen? — Das erste war die
etwaiger künftiger Inanspruchnahme der Sozial- Mehrheit; der Antrag des Vermittlungsausschusses
versicherung der Weg der Vereinbarung mit den ist angenommen.
Versicherungsträgern beschritten wird, c) der Woh-
nungsbau keinerlei Beeinträchtigung erfährt. Ich rufe Punkt 1 c auf:
Auch mit den Wünschen des Bundesrats zu die- Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
sem Gesetz hat sich der Vermittlungsausschuß ein- schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes
gehend beschäftigt, und er schlägt Ihnen zur Er- (Vermittlungsausschuß) zu dem Entwurf
ledigung dieser Angelegenheit ein neues Gesetz eines Gesetzes zur Ergänzung des Ersten
vor. Dieses neue Gesetz ist in den Grundzügen Überleitungsgesetzes (Nrn. 4638, 4007, 4337,
genau so aufgebaut wie das Gesetz über die Dek- zu 4337, 4544 der Drucksachen).
kung für das Jahr 1952, so daß ich es mir erspa- Berichterstatter ist wiederum Herr Abgeordne-
ren kann, auf den Inhalt dieses Gesetzes näher ein- ter Arndgen.
zugehen.
Nur gestatte ich mir, darauf aufmerksam zu Arndgen (CDU), Berichterstatter: Herr Präsident!
machen, daß in der Drucksache Nr. 4637 ein Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der
Schreibfehler insofern entstanden ist, als in § 2 Bundesrat hat in seiner 110. Sitzung vom 19. Juni
Abs. 1 Satz 2 das Wort „nur" anstatt nach den 1953 beschlossen, hinsichtlich des Gesetzes zur Er-
Worten „vom Ersterwerber" vor den Worten „vom gänzung des Ersten Überleitungsgesetzes den Ver-
Ersterwerber" gesetzt worden ist. Ich bitte, das zu mittlungsausschuß anzurufen und zu beantragen,
berichtigen und zur Kenntnis zu nehmen, daß nach daß erstens die Rechte der Selbstverwaltung bes-
dieser Berichtigung der § 2 Abs. 1 Satz 2 in der ser zu gewährleisten seien und daß zweitens die
Drucksache Nr. 4637 wie folgt lauten muß: Erstattung der Aufwendungen in der Form von
14262 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953
(Arndgen)
Schuldbuchforderungen nur als vorübergehende- Koalitionsparteien des Bundestages vom 2. Juni
Maßnahme in Betracht kommen darf. Bei etwaiger 1953 geschaffenen unverantwortbaren Tatbestand,
künftiger Inanspruchnahme der Sozialversicherung daß die ursprüngliche gesetzlich verankerte Ver-
soll der Weg der Vereinbarung mit den Versiche- pflichtung des Bundes aufgehoben wird, der Bun-
rungsträgern beschritten werden. desanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosen-
versicherung die Mehraufwendungen der Arbeits-
Auch mit diesen Wünschen des Bundesrates hat losenfürsorge im Rechnungsjahr 1953 in Höhe von
sich der Vermittlungsausschuß eingehend beschäf- 185 Millionen DM in Form einer Barzuwendung zu
tigt und macht Ihnen den Vermittlungsvorschlag, ersetzen. Auch in diesem Fall wird der Bundes-
ein ähnliches Gesetz zu beschließen, wie es der minister der Finanzen ermächtigt, an Stelle von
Vermittlungsausschuß bei den vorhin beratenen Barzuwendungen der Bundesanstalt Schuldbuch
Gesetzen vorgeschlagen hat. Auch nach diesem Ge- forderungen gegen den Bund zuzuteilen, die nur
setz sollen Verhandlungen mit der Bundesanstalt vom Ersterwerber mit Zustimmung des Bundes-
für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversiche- ministers der Finanzen veräußert werden dürfen
rung über Tilgung und Deckung der Beträge ge- und die nur mit zwei v. H. jährlich zuzüglich der
führt werden, und wenn keine Einigung zustande durch die Tilgung ersparten Zinsen zu tilgen sind.
kommt, soll sich ein Einigungsausschuß mit den
Streitfragen beschäftigen. Auch in diesem Fall handelt es sich um eine
Zwangsanleihe des Bundes bei der Bundesanstalt
Dann hat sich in der Drucksache Nr. 4638 der für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversiche-
gleiche Schreibfehler eingeschlichen, den ich schon rung zur Abdeckung des als Folge der Aufrüstungs-
bei dem vorhin beratenen Gesetz erwähnt habe. politik der Adenauer-Regierung entstandenen
Um die Sache zu klären, stelle ich fest, daß Satz 2 Haushaltsdefizits. Diese Maßnahme bedeutet eine
des Art. I § 16 a Abs. 1 in Drucksache Nr. 4638 wie schwere Gefährdung der Finanzlage der Bundes-
folgt lauten muß: anstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosen-
Diese Schuldbuchforderungen dürfen vom Erst- versicherung. Sie macht die so dringend notwen-
erwerber nur im Einvernehmen mit dem Bun- dige Erhöhung der Leistungen der Arbeitslosen-
desminister der Finanzen veräußert werden. versicherung und Arbeitslosenfürsorge unmöglich.
Auch bezüglich dieses Gesetzes habe ich den Auf- Wir sind der Auffassung, daß das Vermögen der
trag, Sie zu bitten, dem Vorschlag des Vermitt- Bundesanstalt ausschließlich zur Verbesserung der
lungsausschusses zuzustimmen. Leistungen in der Arbeitslosenversicherung und
Arbeitslosenfürsorge verwendet werden muß. Er-
Präsident D. Dr. Ehlers: Ich danke dem Herrn füllt der Bund seine gesetzlichen Verpflichtungen
Berichterstatter. Zu einer Erklärung hat Herr Ab- gegenüber der Bundesanstalt für Arbeitsvermitt-
geordneter Richter das Wort. lung und Arbeitslosenversicherung, dann ist diese
Leistungssteigerung bei gleichzeitiger Senkung der
Richter (Frankfurt) (SPD): Herr Präsident! Meine Beiträge der Arbeiter und Angestellten zur Arbeits-
Damen und Herren! Die SPD-Fraktion ist nicht in losenversicherung durchaus möglich.
der Lage, diesem Gesetzentwurf zuzustimmen, da
er in seinen Grundzügen genau mit dem überein- Wir lehnen aus den angeführten Gründen den
stimmt, was der Bundestag beschlossen hatte. Auch Gesetzentwurf des Vermittlungsausschusses ab.
hier fordert man von der Bundesanstalt für Arbeits-
vermittlung und Arbeitslosenversicherung 185 Mil- Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Her-
lionen DM als Zwangsanleihe. Der Ausschuß, der ren! Sie haben die Erklärung gehört. Weitere Er-
gebildet werden soll, hat lediglich die Aufgabe, sich klärungen werden nicht abzugeben gewünscht.
über die Zins- und Tilgungsbeträge zu verständi- Ich komme zur Abstimmung über den Antrag
gen. Das ist nebensächlich. Entscheidend ist, daß des Vermittlungsausschusses. Auch hier ist be-
der Bundesanstalt 185 Millionen DM genommen schlossen, gemeinsam abzustimmen. Ich bitte die
werden, über die sie bisher selbst verfügen konnte. Damen und Herren, die dem Antrag des Vermitt-
Die Selbstverwaltung über diese Summe ist aus- lungsausschusses Drucksache Nr. 4638 zuzustimmen
geschaltet. Wenn dann noch ein Paragraph hinzu- wünschen, eine Hand zu erheben. — Ich bitte um
gesetzt wurde, wonach, soweit die Bundesanstalt die Gegenprobe! — Enthaltungen? — Das erste war
aus ihren Mitteln zur Förderung des sozialen Woh- die Mehrheit; damit ist der Antrag des Vermitt-
nungsbaues beizutragen hat, nun der Bund an ihre lungsausschusses angenommen.
Stelle treten soll, so haben wir die stärksten Zwei-
fel an der Verwirklichung dieser Regelung. Das
ist eine der Bestimmungen, deren Einfügung man Ich rufe weiter auf die
vielleicht zur Beruhigung und in Anbetracht des Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Wahlkampfes für notwendig gehalten hat, die aber schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes
praktisch ohne Bedeutung ist. Es ist bedauerlich, (Vermittlungsausschuß) zu dem Entwurf
daß sich auch im Vermittlungsausschuß keine Mehr- eines Gesetzes über Fremdrenten der Sozial-
heit fand, um diese Zwangsanleihe bei der Bundes- versicherung an Berechtigte im Bundesgebiet
anstalt zu verhindern. und im Lande Berlin, über Leistungen der
Sozialversicherung an Berechtigte im Aus-
Wir werden gegen diesen Gesetzentwurf stimmen.
land sowie über freiwillige Sozialversiche-
Präsident D. Dr. Ehlers: Herr Abgeordneter Kohl rung (Fremdrenten- und Auslandsrenten-
zu einer Erklärung! gesetz) (Nrn. 4658, 4201, 4449, zu 4449, 4653
der Drucksachen).
Kohl (Stuttgart) (KPD): Herr Präsident! Meine Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Arndgen.
Damen und Herren! Für die kommunistische Frak-
tion gebe ich folgende Erklärung ab: Dieser Gesetz- Arndgen (CDU), Berichterstatter: Herr Präsident!
entwurf zur Ergänzung des Ersten Überleitungs- Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der
gesetzes beseitigt nicht den durch Beschluß der Bundesrat hat in seiner 112. Sitzung am 3. Juli
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14263
(Arndgen)
beschlossen, in Sachen des Gesetzes über Fremd-- Drucksache Nr. 4658 insgesamt zuzustimmen wün-
renten der Sozialversicherung an Berechtigte im schen, eine Hand zu erheben. —
Bundesgebiet und im Lande Berlin, über Leistun- (Zuruf von der FDP: Gibt es nicht!)
gen der Sozialversicherung an Berechtigte im Aus-
land sowie über freiwillige Sozialversicherung den Das ist die Mehrheit.
Vermittlungsausschuß anzurufen. Bei den Punkten, (Zuruf von der KPD: Enthaltungen!)
in denen der Bundesrat den Vermittlungsausschuß
angerufen hat, handelt es sich nur um solche, die Dieser Antrag des Vermittlungsausschusses ist bei
sich mit Klarstellungen des Gesetzes beschäftigen, einigen Enthaltungen angenommen worden.
so daß ich es mir ersparen kann, auf die einzel- (Abg. Dr. Wellhausen meldet sich zum
nen Vorschläge einzugehen. Der Sinn und der Wort.)
materielle Inhalt des Gesetzes werden durch die
Vorschläge des Bundesrates nicht geändert. — Herr Abgeordneter Wellhausen!

Ich verweise daher bei diesem Gesetzentwurf auf Dr. Wellhausen (FDP) : Herr Präsident! Meine
die Drucksache Nr. 4658 und bitte, entsprechend Damen und Herren! Ich bin der Auffassung, daß
dem Beschluß des Vermittlungsausschusses dem eine Schlußabstimmung nicht in Frage kommt,
Vermittlungsvorschlag zuzustimmen. wenn eine Einzelabstimmung vorhergegangen ist.
Das würde der Geschäftsordnung, die sich der Ver-
mittlungsausschuß gegeben hat, widersprechen.
Präsident D. Dr. Ehlers: Wird gewünscht, Erklä-
rungen abzugeben? — Das ist nicht der Fall. Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Her-
ren! Nach der Geschäftsordnung des Vermittlungs-
Ich komme zur Abstimmung. In diesem Falle
ausschusses muß ich so abstimmen lassen. Ich
braucht wohl nicht über die einzelnen Punkte ab- glaube nicht, daß es zweckmäßig ist, in der letzten
gestimmt zu werden.
Sitzung noch eine Debatte über die Geschäftsord-
(Zuruf von der FDP: Getrennt!) nung des Vermittlungsausschusses anzufangen.
Ist das Haus der Auffassung, daß über die Ziffern I (Heiterkeit.)
und II insgesamt abgestimmt werden soll? Oder
soll einzeln abgestimmt werden? Vielleicht überlassen wir das dem zweiten Deut-
schen Bundestag, Herr Kollege.
(Zuruf von der FDP: Getrennt abstimmen!
— Zurufe von der SPD: Gesamtabstim- (Zurufe.)
— Einverstanden!
mung!)
— Meine Damen und Herren, wenn Einzelabstim- Ich komme weiter zur
mung gewünscht wird, kann ich mich dem nicht
entziehen. Wir wollen es dann so machen. Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
Ich komme zur Abstimmung über I Ziffer 1. Ich schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes
bitte die Damen und Herren, die zuzustimmen (Vermittlungsausschuß) zu dem Entwurf
eines Sozialgerichtsgesetzes (SGG) (Nrn. 4667,
wünschen, um ein Handzeichen. — Das ist die Mehr- 4225, 4357, 4567, zu 4567, 4662 der Druck
heit.
sachen).
Ziffer 2. Ich bitte um ein Handzeichen. — Das
ist die Mehrheit. Berichterstatter ist zum letzten Male Herr Ab-
geordneter Arndgen.
Ziffer 3. — Auch das ist die Mehrheit.
(Zurufe: Zum letzten Male? — Heiterkeit.)
Ziffer 4. — Ich bitte um die Gegenprobe. — In dieser Legislaturperiode!
(Abg. Dr. Wellhausen: Wir bitten bei Zif- (Erneute Heiterkeit.)
fer 3 um die Gegenprobe!)
— Sie legen Wert auf die Gegenprobe bei Ziffer 3. Arndgen (CDU), Berichterstatter: Herr Präsident!
Die Gegenprobe ist nach der Geschäftsordnung nur Meine sehr verehrten Damen und Herren! In
erforderlich, wenn die Mehrheit nicht klar ist. Aber Sachen des Sozialgerichtsgesetzes hat der Bundes-
da einige Damen und Herren offenbar Wert darauf rat, und zwar in 24 Punkten, den Vermittlungs-
legen, daß ihre Nein-Stimmen festgehalten wer- ausschuß angerufen. Dabei mache ich von vorn-
den, bitte ich zu Ziffer 3 um die Gegenprobe. — herein darauf aufmerksam, daß es sich bei dem
Auch das ändert das Ergebnis der Abstimmung größten Teil der Punkte, wegen deren der Ver-
nicht. mittlungsausschuß angerufen wurde, um Klarstel-
Zu Ziffer 4 bitte ich die Damen und Herren, die lungen und redaktionelle Änderungen des Gesetz-
zuzustimmen wünschen, um ein Handzeichen. — entwurfs handelt, die seinen materiellen Inhalt
Das ist die Mehrheit. nicht berühren.
Ziffer 5. Ich bitte um ein Handzeichen. — Das In der Hauptsache sind es einige Fragenkom-
ist die Mehrheit. plexe, die im Vermittlungsausschuß nach seiner
Anrufung durch den Bundesrat behandelt werden
Darf ich zu II insgesamt abstimmen? mußten. Zuerst handelte es sich um die Frage der
(Zustimmung.) Bestellung der Sozialrichter. Hier war der Bundes-
— Das vereinfacht die Sache. Ich bitte die Damen rat der Meinung, daß die Sozialrichter in der glei-
chen Weise berufen und ernannt werden sollen wie
und Herren, die II Ziffern 1 bis 7 insgesamt zuzu- die Richter nach dem Arbeitsgerichtsgesetz. Der
stimmen wünschen, um ein Handzeichen. — Das ist Vermittlungsausschuß ist dieser Auffassung des
die Mehrheit.
Bundesrats beigetreten. Er schlägt Ihnen in der
Ich bitte die Damen und Herren, die den vorn Drucksache Nr. 4667 entsprechende Formulierun-
Vermittlungsausschuß vorgelegten Änderungen auf gen vor.
14264 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953
(Arndgen)
Zweitens hatte sich der Vermittlungsausschuß ist. Wir sind auch für die zukünftige Entwicklung
mit der Frage der Zuständigkeit zu beschäftigen. darum besorgt, daß Streitigkeiten in fürsorgerecht-
Während der Bundestag die Ansicht vertreten hat, lichen Fragen zur Zuständigkeit der allgemeinen
daß Streitigkeiten aus dem Schwerbeschädigten- Verwaltungsgerichte gehören, wie es heute Rech-
gesetz und aus den §§ 25 bis 27 des Bundesversor- tens ist.
gungsgesetzes wie bisher von den Verwaltungs- Ich darf in diesem Zusammenhang darauf hin-
gerichten entschieden werden sollten, ist der Bun weisen, daß sich auch der Deutsche Städtetag in
-desrat Minugewsn,daßiegnt Eingaben an die Fraktionen des Bundestages und
Streitigkeiten zur Zuständigkeit der Sozialgerichts- an die Mitglieder der Ausschüsse gegen dieses Er-
barkeit gehören sollen. Der Vermittlungsausschuß gebnis des Vermittlungsausschusses gewandt hat
hat sich mit dieser Zuständigkeitsfrage sehr lange und sehr darüber besorgt ist, daß in der Zukunft in
beschäftigt und ist in seiner Mehrheit der Auf- dieser Frage eine dem Fürsorgecharakter und -recht
fassung des Bundesrats beigetreten. Sie finden in widersprechende Entwicklung eintreten könnte.
der Drucksache Nr. 4667 entsprechende Vermitt-
lungsvorschläge. Ich habe deshalb namens meiner Fraktion zu be-
antragen, daß über die Punkte 9, 10 und in Auswir-
Der Bundesrat ist ferner der Meinung gewesen, kung davon auch über Punkt 14 der Vorlage ge-
daß in das Sozialgerichtsgesetz ein formloses Vor- trennt abgestimmt wird. Gegen eine gemeinsame
verfahren in Angelegenheiten der Kriegsopferver- Abstimmung im übrigen haben wir nichts einzu-
sorgung eingebaut werden solle, um die Gerichte wenden. Ich stelle hiermit diesen Antrag und bitte
zu entlasten. Er hat entsprechende Vorschläge ge- den Herrn Präsidenten, entsprechend zu verfahren.
macht. Der Vermittlungsausschuß ist diesen bei-
getreten. Ich muß hinzufügen, daß unsere Fraktion natür-
lich das größte Interesse daran hat, daß dieses Ge-
Meine sehr verehrten Damen und Herren, das
setz über die Sozialgerichtsbarkeit beschleunigt
sind die wesentlichsten materiellen Änderungen
nach den Vermittlungsvorschlägen in Drucksache zum Zuge kommt, muß aber erklären, daß ein nicht
Nr. 4667. unerheblicher Teil meiner Fraktion sich außer-
stande sieht, den Punkten 9, 10 und 14 zuzu-
Bei der Zusammenstellung der Vermittlungsvor- stimmen.
schläge ist übersehen worden, daß durch die Strei-
chung des § 6 Abs. 2 und die Übernahme dieses
Präsident D. Dr. Ehlers: Das Wort hat der Ab-
Absatzes in § 9 in § 211 das Zitat „§ 6 Abs. 2" um-
geändert werden muß in „§ 9 Abs. 2". Ich bitte geordnete Richter, auch zu einer Erklärung.
um diese Berichtigung und im übrigen um Zustim-
mung zum Vorschlag des Vermittlungsausschusses. Richter (Frankfurt) (SPD): Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Ich bedauere außerordentlich
die Erklärung, die Herr Abgeordneter Horn im
Präsident D. Dr. Ehlers: Ich danke dem Herrn
Namen der CDU/CSU-Fraktion abgegeben hat. Das
Berichterstatter.
Sozialgerichtsgesetz entspricht nicht unseren Auf-
Das Wort zu einer Erklärung hat der Abgeord- fassungen. Trotzdem haben wir im Bundestag zu-
nete Horn. gestimmt, weil wir endlich eine obere Entschei-
dungsstelle haben müssen,
Horn (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und (Sehr richtig! bei der SPD)
Herren! Namens der Fraktion der CDU/CSU habe
ich vor der Abstimmung kurz folgende Erklärung die über die Tausende und aber Tausende von Fäl-
abzugeben. len für die Kriegsopfer, Unfallverletzten usw., die
ruhen, die also keine Ansprüche geltend machen
Meine Fraktion hat in der bisherigen Praxis zu können, entscheiden soll.
wiederholten Malen zum Ausdruck gebracht — in
Übereinstimmung mit den übrigen Regierungspar- Nun hat der Vermittlungsausschuß beschlossen,
teien —, daß in der künftigen Gestaltung der so- daß auch die Schwerbeschädigten und auch die Be-
zialen Gesetzgebung auf eine klare Trennung von treuung der Kriegsopfer unter dieses Gesetz fallen
Versicherung, Versorgung und Fürsorge Bedacht zu sollen. Der Herr Abgeordnete Ho rn hat angeführt,
nehmen ist. In unserem Antrag, den das Hohe Haus daß es gegen d as Prinzip der Trennung von Ver-
im Februar 1951 zum Beschluß erhoben hat und der sicherung, Versorgung und Fürsorge verstoßen würde.
die Grundlage der nachfolgenden Erhöhung der Meine Damen und Herren, d as Reichsversicherungs-
Sozialversicherungsrenten geworden ist, ist dieser amt, d as vor 1933 an Stelle der Sozialgerichte als
Grundsatz auch klar und eindeutig zum Ausdruck oberste Instanz entschieden hat, hatte neben den
gekommen. Wir haben uns auch bei der Beratung Streitigkeiten aus dem gesamten Gebiet der Sozial-
dieser Gesetzesvorlage genau nach diesem Grund- versicherung auch alle Streitigkeiten aus dem Gebiet
satz verhalten, und das Hohe Haus hat in zweiter der Kriegsopferversorgung einschließlich der
und dritter Lesung die Angelegenheiten nach den Schwerbeschädigten
§§ 25 bis 27 des Bundesversorgungsgesetzes, die
einen klaren Fürsorgecharakter haben, von der Zu- (Abg. Dr. Wellhausen: Erklärung!)
ständigkeit der Sozialgerichte ebenfalls ausgenom- an besondere Kammern abgegeben, genau so wie
men, desgleichen die Angelegenheiten aus dem hier in besonderen Kammern abgestimmt und ge-
Schwerbeschädigtengesetz, w as wirklich nur eine urteilt werden soll. Wir sind deshalb der Auffassung,
Konsequenz, eine Ausführung der vorhin erwähn- daß es mit dem Prinzip der Versicherung, Versorgung
ten Paragraphen darstellt. oder Fürsorge gar nichts zu tun hat; denn der Schwer-
Der Bundesrat hat beantragt, diese Beschlüsse beschädigte ist Arbeitnehmer. Es handelt sich um
zu ändern und auch für diese fürsorgerechtlichen ein Eingliederungsgesetz. Die Frage, ob der Arbeit-
Fragen die Zuständigkeit der Sozialgerichte zu be- geber den Betreffenden noch einstellen soll oder
stimmen. Wir bedauern, daß mit diesem Antrag nicht, ob er ihn zu Recht oder zu Unrecht entlassen
und dem Beschluß des Vermittlungsausschusses die hat, hat doch nichts mit der Verwaltungsgerichts-
klare Trennung in diesem Punkt verlassen worden barkeit zu tun.
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14265
(Richter [Frankfurt])
Deshalb sind wir nicht in der Lage, den Argu-- Wer ist für Ziffer 9? — Wer ist dagegen? — Ent
menten des Vertreters der CDU/CSU-Fraktion zu haltungen? — Meine Damen und Heren, wir wollen
folgen, und bitten Sie, die betreffenden Bestim- versuchen, es im Wege des Aufstehens eindeutiger
mungen unter Ziffer 9 usw. so, wie vom Ver- zu machen. Ich bitte die Damen und Herren, die für
mittlungsausschuß beantragt, zu akzeptieren. Ziffer 9 sind, sich von ihren Plätzen zu erheben. —
Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? —
Das zweite war die Mehrheit; Ziffer 9 ist abgelehnt.
Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Her-
ren, ich appelliere an Sie, auch in der letzten (Widerspruch links.)
Sitzung die Bemühung, zwischen Erklärungen und — Meine Damen und Herren, der Sitzungsvor-
Diskussionsbeiträgen zu unterscheiden, fortzu- stand ist einmütig der Auffassung, daß d as Ergeb-
setzen. Wir werden es nicht ganz schaffen; darüber nis der Abstimmung klar ist.
bin ich mir klar.
(Heiterkeit.) (Zuruf links: Können wir nicht mal Ham
melsprung machen?)
Frau Abgeordnete Kalinke, bitte!
Ich bitte die Damen und Herren, die für Ziffer 10
(Unruhe.) sind, eine Hand zu erheben. — Ich bitte um die
Gegenprobe. — Enthaltungen? — Das zweite war
die gleiche Mehrheit; abgelehnt.
Frau Kalinke (DP): Herr Präsident! Meine Herren Ich bitte die Damen und Herren, die für Ziffer 11
und Damen! Die Fraktion der Deutschen Partei hat sind, eine Hand zu erheben. — Wer ist dagegen? —
demGstznwurfchoiebsgn Enthaltungen? — Das erste war die Mehrheit; an-
Form, wie ihn der Bundestag beschlossen hat, nur genommen.
mit großen Bedenken zugestimmt, um das Sozialge-
richtsgesetz als solches zu verabschieden. Nach der Ich bitte die Damen und Herren, die für Ziffer 12
weiteren grundsätzlichen Veränderung dieses Ge- sind, eine Hand zu erheben. — Ich bitte um die
setzes sieht sich die Fraktion der Deutschen Partei Gegenprobe. — Enthaltungen? — Das erste war die
nicht in der Lage, dem Vorschlag des Vermittlungs- Mehrheit; angenommen.
ausschusses zuzustimmen.
Ich bitte die Damen und Herren, die für Ziffer 13
(Lebhafte Zurufe links.) sind, eine Hand zu erheben. — Das ist die Mehr-
heit; angenommen.
Präsident D. Dr. Ehlers: Weitere Erklärungen Ich bitte die Damen und Herren, die für Ziffer 14
werden nicht gewünscht. sind, eine Hand zu erheben. — Ich bitte um die
Gegenprobe. — Enthaltungen? — Das zweite ist die
Meine Damen und Herren, darf ich fragen, wegen Mehrheit; abgelehnt.
welcher Bestimmungen Einzelabstimmung ge-
wünscht wird? Ich bitte die Damen und Herren, die für Ziffer 15
sind, eine Hand zu erheben. — Das ist die Mehr-
(Abg. Wellhausen: Wir bitten, über alle heit; angenommen.
26 Ziffern getrennt abstimmen zu lassen!)
Ich stelle die gleiche Frage für Ziffer 16. — An-
Ich komme also zur Abstimmung über den An- genommen.
trag des Vermittlungsausschusses Drucksache
Nr. 4667. Ziffer 17. — Angenommen.
Ich bitte die Damen und Herren, die Ziffer 1 zu- Ziffer 18. — Angenommen.
zustimmen wünschen, eine Hand zu erheben. — Ziffer 19. — Angenommen.
Gegenprobe! — Das erste war die Mehrheit; ange-
nommen. Ziffer 20. — Angenommen.
Ich bitte die Damen und Herren, die Ziffer 2 (Widerspruch rechts. — Zuruf von der FDP:
zuzustimmen wünschen, um ein Handzeichen. — Gegenstimmen!)
Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — — Bei einigen Gegenstimmen ist Ziffer 20 ange-
Das erste war die Mehrheit; angenommen. nommen.
Ich bitte die Damen und Herren, die Ziffer 3 Ziffer 21. — Wer ist dagegen? — Enthaltungen?
zuzustimmen wünschen, ihre Hand zu erheben. — — Mit Mehrheit angenommen.
Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? —
Ziffer 22. Wer ist dafür? — Wer ist dagegen? —
Das erste war die Mehrheit; angenommen.
Enthaltungen? — Mit Mehrheit angenommen.
Ich bitte die Damen und Herren, die Ziffer 4 Ziffer 23. Wer ist dafür? — Das ist die Mehrheit;
zuzustimmen wünschen, um ein Handzeichen. —
Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — angenommen.
Das erste war die Mehrheit; angenommen. Ziffer 24. Wer ist dafür? — Das ist die Mehrheit;
Ich stelle die gleiche Frage für Ziffer 5. Wer ist angenommen.
dafür? — Wer ist dagegen? — Enthaltungen? — Ziffer 25. — Das ist die Mehrheit; angenommen.
Angenommen! Ziffer 26. — Ist von der Mehrheit angenommen.
Ziffer 6. Wer ist dafür? — Wer ist dagegen? —
Enthaltungen? — Das erste war die Mehrheit; an- Meine Damen und Herren, ich komme zur
genommen. Schlußabstimmung über den Antrag des Vermitt-
lungsausschusses Drucksache Nr. 4667. Da Zweifel
Wer ist für Ziffer 7? — Wer ist dagegen? — Ent- aufgetaucht sind, weise ich darauf hin, daß diese
haltungen? — Angenommen. Schlußabstimmung naturgemäß die gleiche Bedeu-
Wer ist für Ziffer 8? — Wer ist dagegen? — Ent- tung hat wie eine Schlußabstimmung bei einem Ge-
haltungen? — Angenommen. setz: daß die Punkte, die in der Einzelberatung an-
14266 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. 1 1n, Mittwoch, den 29. Juli 1953
(Präsident D. Dr. Ehlers)
genommen sind, zur Schlußabstimmung stehen . Ich rufe auf Punkt 1 f der Tagesordnung:
Ich glaube, das ist klar. Es wird durch die Schluß- Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
abstimmung nicht etwa die Einzelabstimmung kor- schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes
rigiert. Ich glaube, darüber darf kein Zweifel be- (Vermittlungsausschuß) zu dem Entwurf
stehen. Er tauchte jedoch auf, und darum wollte ich eines Arbeitsgerichtsgesetzes (Nrn. 4657,
es sagen. 3516, 4372, 4652 der Drucksachen; Umdruck
Ich bitte die Damen und Herren, die den Ände- Nr. 968).
rungen, die der Vermittlungsausschuß zum Ent-
wurf eines Sozialgerichtsgesetzes vorgeschlagen hat, Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Dr. Greve.
in der Gesamtheit zuzustimmen wünschen, eine
Dr. Greve (SPD), Berichterstatter: Herr Präsi-
Hand zu erheben. — Ich bitte um die Gegenprobe.
— Enthaltungen? — Das erste war die Mehrheit; dent! Meine Damen und Herren! Der Deutsche Bun-
der Antrag des Vermittlungsausschusses ist in der destag hat am 17. Juni 1953 das Arbeitsgerichtsgesetz
Schlußabstimmung angenommen. in dritter Lesung verabschiedet. Der Bundesrat hat
am 3. Juli 1953 beschlossen, den Vermittlungsaus-
(Zuruf des Abg. Renner.) schuß mit dem Ziele der Änderung dieses vom Bun-
— Herr Abgeordneter Renner? destag beschlossenen Gesetzes in vier Punkten an-
zurufen.
(Zuruf des Abg. Renner.)
Es handelt sich zunächst um § 18 Abs. 1. Nach
— Eine Erklärung zu diesem Punkt der Tagesord- dem vom Bundestag beschlossenen Gesetz sollte
nung? Der ist erledigt! der Vorschlag für die Besetzung der Stellen der
(Abg. Renner: Eine Erklärung zur Abstim- Vorsitzenden bei den Arbeitsgerichten von einem
mung!) Ausschuß, dessen Zusammensetzung im einzelnen
in § 18 Abs. 2 festgelegt ist, gemacht werden. Es
— Ich bitte freundlichst, da es sich nicht um eine sollte das Benehmen mit der obersten Arbeitsbe-
namentliche Abstimmung handelt, die Erklärung hörde des Landes und der Landesjustizverwaltung
zu Protokoll zu geben; sie wird in den Steno- vor der Ernennung von der nach Landesrecht zu-
graphi s chen Bericht aufgenommen.*) ständigen Stelle eingeholt werden. Der Bundesrat
(Abg. Dr. Wellhausen meldet sich zum Wort.) hat in seinem Vorschlag ein anderes Verfahren ge-
wählt, und zwar soll der Vorschlag von der ober-
— Herr Abgeordneter Wellhausen, wozu wünschen sten Arbeitsbehörde kommen, dann soll das Be-
Sie das Wort? nehmen mit der Landesjustizverwaltung herge-
(Abg. Dr. Wellhausen: Zur Geschäftsord- stellt werden, und die Beratung soll mit einem
nung; zu der Abstimmung und der Er- Ausschuß erfolgen, der nach dem Vorschlag des
klärung, die Sie eben über die Gesamtab- Bundesrats in seiner Zusammensetzung in § 18
stimmung abgegeben haben!) nicht näher fixiert werden soll. Die Bestellung
soll dann entsprechend den landesrechtlichen Vor-
— Zur Geschäftsordnung Herr Abgeordneter Well- schriften erfolgen.
hausen!
Ich kann in diesem Zusammenhang gleich auf
§ 18 Abs. 2 eingehen. Der Bundesrat hatte vorge-
Dr. Wellhausen (FDP): Herr Präsident! Meine
schlagen, daß der Ausschuß von der obersten Ar-
Damen und Herren! Ich habe es vorhin auf mich beitsbehörde des Landes zu errichten ist und daß
genommen, hier eine Anregung vorzutragen, die ihm in angemessenem Verhältnis Vertreter der
sich, wie inzwischen festgestellt, mit der Geschäfts- Gewerkschaften und der Vereinigungen von Ar-
ordnung des Vermittlungsausschusses nicht deckt. beitgebern sowie der Arbeitsgerichtsbarkeit ange-
Das hat der Herr Präsident inzwischen klargestellt, hören sollen. Der Vermittlungsvorschlag geht nun
und meine Anfrage von vorhin ist erledigt. Aber dahin, daß dem Ausschuß in gleichem Ver-
ich möchte sagen: natürlich gilt die Schlußabstim- hältnis Vertreter der Gewerkschaften und Verei-
mung dann nur über das Gesetz in der Form, die nigungen von Arbeitgebern angehören müssen.
es durch die Einzelabstimmung über die Anträge Im Gesetz ist es etwas anders formuliert; es heißt,
des Vermittlungsausschusses bekommen hat. daß ihm in gleichem Verhältnis Vertreter der in
(Zuruf von der CDU: Das hat doch der Herr § 14 Abs. 1 genannten Gewerkschaften und Verei-
Präsident eben gesagt!) nigungen von Arbeitgebern sowie der Arbeitsge-
— Das war nach meiner Ansicht mißverständlich. richtsbarkeit angehören müssen. Damit entfällt die
(Zuruf: Nein!) Bestimmung über die Zusammensetzung des Aus-
schusses im einzelnen, wie sie in der vom Bundes-
tag beschlossenen Fassung in § 18 Abs. 2 enthal-
Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Her- ten ist.
ren, ich frage, ob außer Herrn Abgeordneten Well-
hausen noch jemand Zweifel hat. Die Änderung war auch noch aus einem anderen
Grunde notwendig, und zwar deshalb, weil es in
(Abg. Dr. Wellhausen: Herr Kiesinger einigen Ländern, z. B. in Hessen und in Hamburg,
hatte Zweifel! — Weitere Zurufe.) auch bei der Besetzung der Stellen der Richter bei
— Auch einige Herren von der Freien Demokra- den Arbeitsgerichten und Landesarbeitsgerichten
tischen Partei. — Bestehen noch Zweifel? der Mitwirkung eines Richterwahlausschusses nach
landesverfassungsrechtlichen Grundsätzen und
(Abg. Dr. Wellhausen: Nein; ich danke nach landesgesetzlichen Bestimmungen bedarf. Die
Ihnen sehr!) Bestellung erfolgt, wie jetzt im Vermittlungsvor-
— Ich glaube, jetzt ist es endgültig klar. schlag vorgesehen ist, entsprechend den landes-
rechtlichen Vorschriften, so daß insoweit auch nach
(Abg. Dr. Wellhausen: Jetzt ist es klar!) diesem Gesetz die Mitwirkung des nach Landesge-
setz vorgesehenen Richterwahlausschusses ohne
`) Siehe Anlage Seite 14279 weiteres möglich ist.
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Judi 1953 14267
(Dr. Greve)
Dieselbe Veränderung hat der Bundesrat bei der Dr. Klein, Senator von Berlin, Berichterstatter:
Besetzung der Stellen der Vorsitzenden bei den Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der
Landesarbeitsgerichten in § 36 Abs. 1 Satz 1 vor- Vermittlungsausschuß war hinsichtlich des Gesetzes
geschlagen. Hier gilt als Begründung dasselbe, was zur Änderung von Vorschriften des Reichsjugend-
ich zu § 18 Abs. 1 und Abs. 2 gesagt habe. Der wohlfahrtsgesetzes in acht Punkten angerufen war-
Antrag des Vermittlungsausschusses geht dahin, den. Ich darf Ihnen nachstehend die Beschlüsse des
daß der Vorschlag für die Bestellung der betref- Vermittlungsausschusses unterbreiten:
fenden Richter von der obersten Arbeitsbehörde
ausgeht, daß dann das Benehmen mit der Landes- 1. Der Bundesrat hatte beantragt, Art. 1 Ziffer 1
justizverwaltung herzustellen ist, darauf die An- — das ist § 3 Ziffer 3 des Reichsjugendwohlfahrts-
hörung der in § 1 4 Abs. 1 genannten Gewerkschaf-
. gesetzes — ersatzlos zu streichen. In § 3 des Reichs-
ten und Arbeitgeberverbände und schließlich wie- jugendwohlfahrtsgesetzes werden die Aufgaben
derum die Bestellung nach landesrechtlichen Vor- des Jugendamts aufgezählt und durch die Neufas-
schriften erfolgt. sung der Ziffer 3 des § 3 über die bisherige Für-
sorge für hilfsbedürftige Minderjährige hinaus
Die letzte Änderung, die der Bundesrat bean-
tragt und die der Vermittlungsausschuß ebenfalls dem Jugendamt die berufliche Förderung Jugend-
licher überwiesen, die zwar nicht hilfsbedürftig
beschlossen hat, ist die Rücksichtnahme auf zwei im Sinne der Fürsorgepflichtverordnung sind, die
Richter in Berlin, denen es nach der vom Bundes-
tag verabschiedeten Fassung des Gesetzes nicht aber insoweit der Betreuung des Jugendamts be-
dürfen, als andere Stellen dafür nicht in Frage
möglich gewesen wäre, im Amt zu bleiben. Das
Land Berlin hat eine entsprechende Änderung des kommen.
Gesetzes beantragt, nach der die Richter, auch Der Vermittlungsausschuß ist den Einwänden
wenn sie in diesem Falle die Voraussetzungen des des Bundesrats gefolgt und hält wie dieser eine
§ 18 Abs. 3 nicht erfüllen, im Amt bleiben können. weitere verwaltungsmäßige Zersplitterung auf dem
Der Vermittlungsausschuß hat sich dem Antrag Gebiet der Erziehung und der Berufsfürsorge nicht
des Bundesrats angeschlossen und schlägt Ihnen für vertretbar. Der Vermittlungsausschuß emp-
auch in diesem Falle vor, das Gesetz in der Weise fiehlt Ihnen deshalb, Art. I Ziffer 1 — § 3 Ziffer 3
zu ändern, wie es in Drucksache Nr. 4657 seinen des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes — zu streichen.
Niederschlag gefunden hat.
2. Der Bundesrat hatte vorgeschlagen, § 8 Abs. 1
Präsident D. Dr. Ehlers: Ich danke dem Herrn zu streichen, der vorsieht, daß die Jugendwohlfahrt
eine Pflichtaufgabe der Selbstverwaltungskörper-
Berichterstatter. Das Wort wird nicht gewünscht.
schaften sei. Der Bundesrat hat gegen den § 8 zwar
Meine Damen und Herren, ich schlage Ihnen vor, verwaltungsrechtliche Bedenken geäußert. Der
über die Punkte einzeln abzustimmen. Ich bitte die Vermittlungsausschuß empfiehlt Ihnen aber, über
Damen und Herren, die dem Antrag des Vermitt- diese Bedenken hinwegzugehen und es bei der Be-
lungsausschusses Drucksache Nr. 4657 Ziffer 1 zu- stimmung zu belassen, die der Bundestag beschlos-
zustimmen wünschen, eine Hand zu erheben. — sen hat.
Das ist die Mehrheit; angenommen.
3. Der Bundesrat hat beantragt, § 8 Abs. 3 des
Ich bitte die Damen und Herren, die Ziffer 2 zu- Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes in der Fassung der
zustimmen wünschen, die Hand zu erheben. — Ich Regierungsvorlage wieder in das Gesetz aufzuneh-
bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Ge- men, jedoch eine Ergänzung zu beschließen, die
gen einige Stimmen bei wenigen Enthaltungen an- sicherstellt, daß die Errichtung mehrerer Jugend-
genommen. ämter in Großstädten möglich ist. Die vom Bundes-
Ich bitte die Damen und Herren, die Ziffer 3 tag verabschiedete Fassung des § 8 sah in Abs. 3
zuzustimmen wünschen, um ein Handzeichen. — genaue Einzelbestimmungen für die Anzahl der zu
Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — errichtenden Jugendämter vor, während die Re-
Gegen wenige Stimmen bei einigen Enthaltungen gierungsvorlage die Errichtung mehrerer Jugend-
angenommen. ämter im wesentlichen der Landesgesetzgebung
überlassen will.
Ich bitte die Damen und Herren, die Ziffer 4
zuzustimmen wünschen, um ein Handzeichen. — Um einen fühlbaren Eingriff in die Kommunal-
Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — gesetzgebung der Länder zu vermeiden, glaubte
Angenommen. der Vermittlungsausschuß, den § 8 Abs. 3 des
Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes so fassen zu sol-
Ich bitte die Damen und Herren, die dem An- len, daß die Länder eine den örtlichen Bedürfnis-
trag des Vermittlungsausschusses insgesamt zuzu- sen entsprechende Handlungsfreiheit erhalten. Ich
stimmen wünschen, eine Hand zu erheben. — Ich darf auf den Vorschlag des Vermittlungsausschusses
bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Bei verweisen.
wenigen Gegenstimmen und wenigen Enthaltungen
ist dieser Antrag des Vermittlungsausschusses 4. Die nächsten Punkte beschäftigen sich mit den
ebenfalls angenommen. §§ 9, 9 a und 12 Abs. 1. In allen Fällen hat der
Bundesrat vorgebracht, durch die Fassung einer
Ich rufe auf Punkt 1 g der Tagesordnung: Satzung und einer Zuständigkeitsregelung werde
zu sehr in die Kommunalgesetzgebung der Länder
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- eingegriffen. Der Vermittlungsausschuß ist nach
schusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes eingehender Beratung, auch nach Überprüfung der
(Vermittlungsausschuß) zu dem Entwurf Auswirkungen des Art. 84 Abs. 1 des Grundge-
eines Gesetzes zur Änderung von Vorschrif- setzes zu der Überzeugung gekommen, daß den
ten des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes (Nrn. verfassungsrechtlichen Bedenken des Bundesrats
4654, 3641, 4432, 4648 der Drucksachen). Rechnung getragen werden müsse und hat deshalb
Berichterstatter ist Herr Senator Dr. Klein. Ich beschlossen, Ihnen vorzuschlagen, die von mir
bitte ihn, das Wort zu nehmen. unter a bis c aufgeführten Änderungsvorschläge
14268 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953
(Dr. Klein)
-
des Bundesrats zu akzeptieren, nämlich die §§ 9, Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes überlassen blei
9 a und 12 so zu ändern, wie es aus der Bundes- ben, die Frage noch einmal aufzunehmen. Der Ver-
tagsdrucksache Nr. 4654 hervorgeht. mittlungsausschuß schlägt Ihnen vor, einen neuen
Art. III a mit der Stadtstaaten-Klausel in die No-
5. Der Vermittlungsausschuß hatte ferner über velle einzufügen.
den Antrag des Bundesrats auf Streichung des § 15
zu befinden. Dieser Paragraph sieht vor, daß zur Im Auftrag des Vermittlungsausschusses habe
Sicherung einer tunlichst gleichmäßigen Erfüllung ich die Ehre, dem Hause die Zustimmung zu den
der Aufgaben der Jugendämter die Reichsregierung Empfehlungen des Vermittlungsausschusses vorzu-
mit Zustimmung des Reichsrats Ausführungsvor- schlagen. Ich darf bemerken, daß eine einheitliche
schriften erlassen kann. Abstimmung vom Vermittlungsausschuß nicht vor-
gesehen ist.
Die Novelle sah lediglich redaktionelle Ände-
rungen vor, indem die Worte „die Reichsregie- Präsident D. Dr. Ehlers: Ich danke dem Herrn
rung" und „des Reichsrats" durch die Worte „die Berichterstatter des Vermittlungsausschusses.
Bundesregierung" und „des Bundesrates" ersetzt
werden sollten. Der Vermittlungsausschuß konnte Zur Abgabe einer Erklärung hat das Wort Herr
sich dem Ersuchen des Bundesrats zur Streichung Abgeordneter Kemmer.
dieser Bestimmung nicht anschließen. Wenn auch
der Bundesrat zur Begründung ausführte, daß kein Kemmer (CSU): Herr Präsident! Meine Damen
Bedürfnis für eine Einschaltung der Bundesregie- und Herren! Namens meiner Fraktion habe ich fol-
rung hier besteht, so hat das Vorhandensein dieser
Bestimmung seit 1922 zu keinen Beanstandungen gende Erklärung abzugeben.
geführt. Eine Beseitigung dieser Bestimmung er- Die CDU/CSU-Fraktion bedauert es außeror-
schien daher nicht notwendig. Es wird deshalb dentlich, daß durch den Einspruch des Bundesrates
empfohlen, den § 15 im Gesetz zu belassen und in- im Vermittlungsausschuß einige Bestimmungen der
folgedessen auch die Parallelbestimmung in § 11 Novelle gestrichen bzw. wesentlich geändert wur-
nicht zu ändern. den. Insbesondere der Wegfall der beruflichen För-
derung jener bedürftigen Jugendlichen durch das
6. Art. II der Novelle bestimmt, daß Art. 8 des
Einführungsgesetzes zum Reichsjugendwohlfahrts- Jugendamt, die von der bisherigen Gesetzgebung
gesetz bis auf die Vorschrift der Ziffer 2 Satz 2 nicht erfaßt wurden, sodann die Möglichkeit, durch
aufgehoben wird. Der Bundesrat wollte aber auch landesrechtliche Regelung die Aufgaben des Lan-
den Satz 3 von der Aufhebung ausnehmen. Es han- desjugendamtes auch anderen oder mehreren Be-
delt sich hier nur um eine Klarstellung der Zu- hörden zuzuweisen, und die Einfügung der Stadt-
ständigkeitsfrage. Der Bundesrat wünscht, daß staaten-Klausel haben das Gesetz in wichtigen
auch Satz 3 bestehenbleibt, damit nach § 77 des Punkten bedauerlicherweise verschlechtert. Gegen
Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes jeder Landesregie- diese Änderungen hat die CDU/CSU aus grund-
rung überlassen bleibt, nicht nur zu bestimmen, sätzlichen Erwägungen schwerste Bedenken. Wenn
welche Behörde die im Gesetz der obersten Lan- dem Vermittlungsvorschlag dennoch zugestimmt
desbehörde übertragenen Aufgaben wahrzunehmen wird, so nur deshalb, weil die Novelle eine drin-
hat, sondern auch, welcher Behörde die dem Lan- gende Notwendigkeit ist und ein Scheitern dieses
desjugendamt zukommenden Aufgaben obliegen Gesetzes im Interesse der Jugend nicht verantwor-
sollen. tet werden kann.
Der Vermittlungsausschuß hat anerkannt, daß Präsident D. Dr. Ehlers: Weitere Erklärungen
die Entwicklung in einzelnen Ländern unterschied- werden nicht gewünscht.
lich war. Er glaubt aber, hier den Ländern bei
der Festsetzung der Zuständigkeiten eine Freizü- Wird gewünscht, daß einzeln abgestimmt wird?
gigkeit belassen zu sollen. Deshalb soll auch Satz 3 (Zurufe: Nein!)
des Einführungsgesetzes zu Art. 8 erhalten bleiben.
— Offenbar nicht.
Als letzten Punkt hatte der Vermittlungsaus- {Zurufe: Doch!)
schuß über den Antrag des Bundesrates auf Auf-
nahme eines neuen Art. III a, der die Stadtstaaten- — Von wem? — Ich komme dann zur Abstimmung
Klausel behandelt, zu befinden. Durch diese Stadt- über den Antrag des Vermittlungsausschusses auf
staaten-Klausel soll sichergestellt werden, daß in Drucksache Nr. 4654. Ich bitte die Damen und Her-
den drei Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Ber- ren, die der Ziffer 1 zuzustimmen wünschen, eine
lin die Vorschriften dieser Novelle mit den Ver- Hand zu erheben. — Das ist die Mehrheit; ange-
fassungen der Stadtstaaten in Einklang gebracht nommen.
werden. Ich bitte die Damen und Herren, die für Ziffer 2
Das Für und Wider hinsichtlich der Aufnahme sind, eine Hand zu erheben. — Das ist die Mehr-
einer Stadtstaaten-Klausel in der Novelle ist bei heit; angenommen.
der Beratung im Bundestag in zweiter und dritter
Wer ist für Ziffer 3? — Das ist die Mehrheit; an-
Lesung eingehend erörtert worden. Ich kann es mir
ersparen, sämtliche Argumente hier zu wieder- genommen.
holen. Das Abstimmungsergebnis im Bundestag Wer ist für Ziffer 4? — Das ist die Mehrheit; an-
war etwa gleich für und gegen die Stadtstaaten- genommen.
Klausel. Wer ist für Ziffer 5? — Das ist die Mehrheit; an-
Der Vermittlungsausschuß hat die Überzeugung genommen.
gewonnen, daß die durch die Nichtaufnahme einer Wer ist für Ziffer 6? — Das ist die Mehrheit; an-
Stadtstaaten-Klausel entstehenden verfassungs- genommen.
rechtlichen Schwierigkeiten in den Stadtstaaten
doch schwererer Natur sind, als es ursprünglich Wer ist für Ziffer 7? — Das ist die Mehrheit; an-
erschien. Es muß einer späteren Neufassung des genommen.
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14269
(Präsident D. Dr. Ehlers)
Ich bitte die Damen und Herren, die in der Entschädigungslasten zu tragen haben. Der Abs. 5
Schlußabstimmung dem Antrag des Vermittlungs- des § 79 des Entwurfs soll deshalb ersatzlos fort-
ausschusses zuzustimmen wünschen, eine Hand zu fallen.
erheben. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Ent- Gemäß § 10 Abs. 3 Satz 1 seiner Geschäftsord-
haltungen? — Gegen wenige Stimmen bei einigen nung hat der Vermittlungsausschuß beschlossen, daß
Enthaltungen ist dieser Antrag des Vermittlungs- über die Änderungen gemeinsam abzustimmen ist.
ausschusses angenommen.
Präsident D. Dr. Ehlers: Ich danke dem Herrn
Ich komme zum nächsten Punkt der Tagesord- Berichterstatter.
nung:
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Zu einer Erklärung Herr Abgeordneter D. Dr.
schusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes Gerstenmaier.
(Vermittlungsausschuß) zu dem Entwurf ei-
nes Bundesergänzungsgesetzes zur Entschä- D. Dr. Gerstenmaier (CDU): Herr Präsident!
digung für Opfer der nationalsozialistischen Meine Damen und Herren! Die Fraktion der CDU/
Verfolgung (BEG) (Nrn. 4666, 3472, 4527, CSU legt Wert darauf, daß der erste Deutsche
4590, 4661 der Drucksachen). Bundestag nicht auseinandergeht, ohne den bun-
deseinheitlichen Rahmen für die Wiedergutmachung
Zur Berichterstattung hat das Wort Herr Sena- nationalsozialistischen Unrechts in Deutschland ge-
tor Dr. Klein. schaffen zu haben.
(Sehr richtig! bei der CDU.)
Dr. Klein, Senator von Berlin, Berichterstatter:
Meine Damen und Herren! Der § 77 des Entwurfs Wir müssen eine Gewißheit dafür haben, daß wir
des Bundesentschädigungsgesetzes bürdet die Ent- nicht auseinandergehen, ohne daß dieser Rahmen
schädigungslasten zu mehr als neun Zehnteln den auch wirklich gezogen ist. Infolgedessen sehen wir
Ländern auf, und zwar endgültig. Der Vermitt- davon ab, zu den Vorschlägen des Bundesrates bzw.
lungsausschuß erkennt mit der Bundesregierung, des Vermittlungsausschusses im einzelnen Stellung
dem Bundestag und dem Bundesrat die Notwendig- zu nehmen. Uns liegt, wie gesagt, daran, die Ge-
keit an, daß die Entschädigung der Opfer der natio- wißheit zu haben, daß hier etwas wenigstens zu-
nalsozialistischen Verfolgung, was die materielle nächst Ausreichendes geschehen ist.
Seite angeht, sofort geregelt wird. Dagegen sieht Zweitens, meine Damen und Herren, erinnern
der Vermittlungsausschuß keine Veranlassung, über wir daran, daß wir uns bei der Behandlung im
die Verteilung der Lasten zwischen dem Bund und Plenum und auch in den Ausschüssen des Bundes-
den Ländern jetzt schon endgültig zu entscheiden. tags darüber geeinigt haben, daß wir dieses Gesetz
Über die Höhe der Lasten gibt es nur unsichere nicht als perfekt und völlig befriedigend betrach-
ten können. Wir sind deshalb übereingekommen,
Schätzungen. Die Prüfung, ob nicht der Bund einen
unverzüglich nach dem Zusammentritt des näch-
größeren Anteil tragen sollte, als der Entwurf vor- sten Bundestags an die Erarbeitung einer ausrei-
sieht, ist bei der Dauer und der Höhe der Belastung enden Novelle zu gehen. Unter diesem Gesichts-
nach Meinung des Vermittlungsausschusses eine punkt stimmen wir dem Vorschlag des Vermitt-
Aufgabe, die zur Zeit nicht gelöst werden kann und lungsausschusses zu und bitten, ihn hier anzu-
die dem neuen Bundestag vorbehalten bleiben muß. nehmen.
Ihm darf man nicht schon jetzt die Hände binden.
Deshalb soll nach Abs. 1 der Neufassung des § 77
bis zum 31. Dezember 1954 ein zustimmungsbedürf- Präsident D. Dr. Ehlers: Zu einer weiteren Erklä-
tiges Bundesgesetz die Entschädigungslasten auf rung Herr Abgeordneter Müller!
Bund und Länder endgültig verteilen. Bis dahin
haben die Leistungen der Länder vorläufigen Cha- Müller (Frankfurt) (KPD): Meine Damen und
rakter. Herren! Die kommunistische Bundestagsfraktion
Soweit der Abs. 2 der Neufassung des § 77 des (Zurufe: Gruppe!)
Entwurfs schon jetzt 90 °/o der Lasten für die be- hatte am 2. Juli 1953 das Bundesentschädigungs-
sonderen Verfolgtengruppen dem Bund auferlegt, gesetz für die Opfer der nationalsozialistischen Ver-
entspricht das der vom Entwurf vorgesehenen Re- folgung mit der Begründung abgelehnt, daß dieses
gelung. Völlig gleiche Gesichtspunkte sprechen aber Gesetz gegenüber dem in der US-Zone geltenden
dafür, daß der Bund auch die Entschädigungslasten Gesetz eine Reihe schwerwiegender Verschlechte-
für die sogenannten DP-Verfolgten, die Verschlepp- rungen für die Verfolgten des Naziregimes bringt,
ten, für den Transferverlust sowie für die Erstat- dem im Grundgesetz verankerten und unabding-
tung der Sonderabgaben und der Reichsfluchtsteuer baren Grundrecht der Gleichheit aller Bürger vor
trägt. Insbesondere bei diesen kann nicht beiseite- dem Gesetz widerspricht und große Teile der Ver-
geschoben werden, daß das Reich sie seinerzeit ver- folgten des Naziregimes von der Wiedergutmachung
einnahmt hat. Dafür, daß jemand anders als der ausschließt. Diese unsere Auffassung wird von dem
Bund sie erstattet, ist kein Grund zu finden. Dar- Bundestagsabgeordneten Dr. Arndt unterstrichen,
aus folgt die vom Vermittlungsausschuß vorgeschla- der in seiner schriftlichen Erklärung zum Ausdruck
gene Neufassung des zweiten Absatzes des § 77. bringt, daß dieses Bundesgesetz in der verabschie-
deten Fassung im höchsten Maße unzulänglich sei
Weiter schlägt der Vermittlungsausschuß vor, und daß auch schwerwiegende Bedenken gegen
den Abs. 5 des § 79 des Entwurfs zu streichen. Die- seine Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz zu er-
ser ermächtigt die Bundesregierung, für die Bewil- heben seien.
ligung von Mitteln aus dem Härtefonds den ober-
sten Landesbehörden in besonderen Fällen Einzel- Die kommunistische Fraktion steht auf dem
weisungen zu erteilen. Dafür glaubt der Vermitt- Standpunkt, daß die finanziellen Leistungen für
lungsausschuß keine Möglichkeit sehen zu können, die Wiedergutmachung an den Opfern des National-
solange die Länder den weitaus größten Teil der sozialismus ausschließlich Sache des Bundes und
1 4270 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953
(Müller [Frankfurt ] )
nicht der Länder sind. Während auf der einen Seite sie im Gesetzentwurf des Bundestags vorgese-
die Bundesregierung gewaltige Milliardenbeträge hen ist, zwar ein Minister zu hören sei, für die
für die Aufrüstung, Gemeinden dagegen eine solche Anhörungspflicht
nicht bestehe. Der Bundesrat sieht deshalb in die-
(Aha-Rufe in der Mitte)
ser vom Bundestag beschlossenen Bestimmung des
für die Finanzierung von unter dem Befehl von Gesetzentwurfs einen Nachteil für die Gemeinden.
Hitler-Generälen beabsichtigten Söldnerformatio-
nen, für hohe Pensionen an Hitler-Generäle und Die Bundesregierung ist davon ausgegangen, daß
Naziverbrecher sowie für die Finanzierung und die Gemeinden sowohl im Gesetz über die Verwal-
Unterstützung faschistischer Terrororganisationen tungsgerichtsbarkeit als auch im Gesetz über die
ausgibt, Sozialgerichtsbarkeit in die Zwangsvollstreckung
(Unruhe — Zurufe: Erklärung!) einbezogen würden, hatte aber gegen den vom Ver-
mittlungsausschuß einstimmig beschlossenen Vor-
will sie sich der Verpflichtung zur materiellen Wie- schlag, die Gemeinden aus dem Bundesgesetz her-
dergutmachung an denjenigen entziehen, die einen auszulassen, der Ihnen auf Drucksache Nr. 4655
heroischen Kampf gegen Faschismus und Krieg, vorliegt, keine Einwendungen zu erheben. Der
für den Frieden und die Freiheit unseres Volkes Vermittlungsausschuß sah deshalb die Erfüllung
geführt haben. kommunalpolitischer Aufgaben in stärkerem Maße
(Lachen und Zurufe in der Mitte und rechts.) gewährleistet, wenn es bei der bisherigen Regelung
des § 114 bleibt und auf eine bundesrechtliche Re-
Angesichts der Tatsache, daß die Finanzpolitik gelung verzichtet wird.
der Bundesregierung die finanziellen Grundlagen
der Länder immer mehr einengt Der Vermittlungsausschuß schlägt Ihnen deshalb
vor, zu beschließen:
(anhaltende Unruhe)
Der vom Deutschen Bundestag in seiner
und ihnen die Möglichkeit zur Erfüllung dringen- 273. Sitzung am 18. Juni 1953 verabschiedete
der sozialer Aufgaben beschränkt, würde die An- Entwurf eines Gesetzes über Maßnahmen auf
nahme des Vermittlungsvorschlags bedeuten, daß dem Gebiete der Zwangsvollstreckung wird
die Erfüllung der sich aus den Ländergesetzen er- nach Maßgabe der in der Anlage zusammen-
gebenden Wiedergutmachungsverpflichtungen ge- gefaßten Beschlüsse geändert.
genüber den Opfern des Nationalsozialismus weit
über das bisherige Maß hinaus eingeschränkt und Gemäß § 10 Abs. 3 Satz 1 seiner Geschäftsord-
hinausgezögert wird. nung hat der Vermittlungsausschuß beschlos-
sen, daß im Deutschen Bundestag über die
Die kommunistische Bundestagsfraktion lehnt in- Änderungen gemeinsam abzustimmen ist.
folgedessen den Vorschlag des Vermittlungsaus-
schusses ab. Ich bitte, entsprechend zu beschließen.

Präsident D. Dr. Ehlers: Es wird nicht gewünscht, Präsident D. Dr. Ehlers: Ich danke dem Herrn
weitere Erklärungen abzugeben. Berichterstatter.
Ich komme zur Abstimmung über den Antrag Wird die Abgabe von Erklärungen gewünscht?
des Vermittlungsausschusses Drucksache Nr. 4666. — Das ist nicht der Fall.
Dabei soll gemeinsam abgestimmt werden. Ich bitte Ich komme zur Abstimmung, und zwar gemein-
die Damen und Herren, die dem Antrag des Ver- sam über die Änderungsanträge auf Drucksache
mittlungsausschusses insgesamt zuzustimmen wün- Nr. 4655. Ich bitte die Damen und Herren, die dem
schen, eine Hand zu erheben. — Ich bitte um die Antrag des Vermittlungsausschusses insgesamt zu-
Gegenprobe. — Enthaltungen? — Dieser Antrag zustimmen wünschen, eine Hand zu erheben. —
ist gegen wenige Stimmen bei wenigen Enthaltun- Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? —
gen angenommen. Der Antrag des Vermittlungsausschusses ist gegen
wenige Stimmen angenommen worden.
Ich komme zu Punkt 1 i:
Beratung des Mündlichen Berichts des Aus- Ich komme zu Punkt 1 k der Tagesordnung:
schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes Beratung des Mündlichen Berichts des Aus-
(Vermittlungsausschuß) zu dem Entwurf schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes
eines Gesetzes über Maßnahmen auf dem (Vermittlungsausschuß) zu dem Entwurf
Gebiete der Zwangsvollstreckung (Nrn. 4655, eines Gesetzes über Straffreiheit (Nrn. 4656,
3284, 3668, 4452, 4651 der Drucksachen). 3935, 4428, 4650 der Drucksachen).
Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Maier Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Hoogen.
(Freiburg). Bitte! Ich bitte ihn, das Wort zu nehmen.
Maier (Freiburg) (SPD), Berichterstatter: Herr Hoogen (CDU), Berichterstatter: Herr Präsident!
Präsident! Meine Damen und Herren! Der Bundes- Meine Damen und Herren! Der Deutsche Bundes-
rat hat in seiner 112. Sitzung vom 3. Juli wegen tag hat am 18. Juni 1953 den Entwurf eines Ge-
einer Bestimmung des Gesetzes über Maßnahmen setzes über Straffreiheit verabschiedet. Gegen die-
auf dem Gebiete der Zwangsvollstreckung den Ver- sen Gesetzentwurf hat der Bundesrat den Vermitt-
mittlungsausschuß angerufen. Der Bundesrat lungsausschuß angerufen, und zwar mit dem Ziel
wünscht, in § 882 a Abs. 1 die Worte „einen Ge- der Beseitigung des Gesetzes. Diesem Verlangen zu
meindeverband und eine Gemeinde" zu streichen. entsprechen, sah der Vermittlungsausschuß sich
Er ist in seiner Begründung davon ausgegangen, außerstande. Er hat vielmehr einen entsprechenden
daß die Frage der Zwangsvollstreckung in Sachen Antrag im Vermittlungsausschuß selbst abgelehnt.
von Gemeinden in den meisten Ländern befriedi- Der Vermittlungsausschuß war nämlich der Mei-
gend geregelt ist und daß bei der Zwangsvollstrek- nung, daß dieses Gesetz nicht nur grundgesetzlich,
kung gegen ein Land oder den Bund, wie d. h. verfassungsrechtlich zulässig, sondern auch
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14271
(Hoogen)
politisch notwendig sei. In Verfolg dieses Stand- gekommen ist, nun auch das von den Fraktionen
punktes hat der Vermittlungsausschuß dann den der CDU/CSU, SPD, FDP und DP gemeinsam ein-
§ 1 des Gesetzentwurfes verbessert und erweitert. gebrachte und vom Bundestag fast einstimmig be-
Er hat den Begriff „Beamte" durch die Worte „Be- schlossene sowie vom Vermittlungsausschuß gut-
dienstete des öffentlichen Dienstes" ersetzt und wei- geheißene zweite 'Gesetz zustande kommt. Die Bun-
ter die Tatbestände der Anstiftung und der Bei- desregierung ist mit dem Bundestag der Auffas-
hilfe in den § 1, so wie ihn der Bundestag beschlos- sung, daß dieses Gesetz nicht der Zustimmung des
sen hatte, eingefügt. Bundesrats bedarf.
Aus allen diesen Erwägungen, meine Damen und Die Bundesregierung bittet daher den Bundestag,
Herren, habe ich die Ehre, Sie zu bitten, dem An- den Einspruch des Bundesrats zurückzuweisen.
trage des Vermittlungsausschusses zuzustimmen.
Präsident D. Dr. Ehlers: Wird weiter das Wort
Präsident D. Dr. Ehlers: Ich danke dem Herrn gewünscht? — Herr Abgeordneter Dr. Schneider!
Berichterstatter.
Das Wort wird nicht gewünscht. Ich komme zur Dr. Schneider (FDP): Namens meiner Fraktion
Abstimmung über den Antrag des Vermittlungs- gebe ich zu diesem Punkt der Tagesordnung fol-
ausschusses auf Drucksache Nr. 4656. Ich bitte die gende Erklärung ab.
Damen und Herren, die diesem Antrag des Ver-
mittlungsausschusses insgesamt zuzustimmen wün- Die FDP schließt sich der soeben gehörten Regie-
schen, eine Hand zu erheben. — Ich bitte um die rungserklärung in vollem Umfang an und wird für
Gegenprobe. — Enthaltungen? — Der Antrag des die Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrats
Vermittlungsausschusses ist angenommen. stimmen. Die bei diesem Gesetz eingetretene ver-
fassungsrechtliche Situation ist die beste Recht-
Ich komme zu Punkt 2 der Tagesordnung: fertigung für die von der FDP gegen den Bundes-
rat angestrengte Verfassungsklage wegen des Um-
Einspruch des Bundesrates zum Entwurf fanges der Rechte des Bundesrates beim Erlaß des
eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Bundesnotenbankgesetzes. Sollte diese unsere Klage
Gesetzes über die Landeszentralbanken (Nrn. in Karlsruhe zur Zeit noch nicht die dringend er-
4660, 4659, 4649, 4554 der Drucksachen). wünschte Klärung der Rechtsfolge bringen, so wird
Das Wort wünscht zunächst der Herr Staats- der heute zur Entscheidung anstehende Fall —
sekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft. möglicherweise mit umgekehrten Parteirollen —
Bitte schön! eine Klärung erzwingen.
Wegen der Wichtigkeit des Gesetzes habe ich
Dr. Westrick, Staatssekretär im Bundesministe- weiter den Antrag auf namentliche Abstimmung zu
rium für Wirtschaft: Herr Präsident! Meine Damen stellen und bitte das Hohe Haus, diesen Antrag zu
und Herren! Der Bundestag hat 'am 26. Juni 1953 unterstützen, zumal wir zur Überstimmung des
folgende Gesetze beschlossen: 'erstens das Gesetz Einspruchs des Bundesrats — weil er mit 30 zu 8
über die Verteilung des Reingewinns der Bank Stimmen erfolgt ist — die qualifizierte Mehrheit
deutscher Länder im Geschäftsjahr 1952 und in den benötigen.
folgenden Geschäftsjahren und zweitens das Zweite
Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Landes- Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Her-
zentralbanken. Beide Gesetze begründen einen ren, das Wort wird weiter nicht gewünscht.
Fonds zum Ankauf der in der Währungsreform Damit die geschäftsordnungsmäßige und verfas-
entstandenen Ausgleichsforderungen der Kreditin- sungsmäßige Lage klar ist: die Ihnen vorliegende
stitute, Versicherungsunternehmungen und Bau- Drucksache Nr. 4659 enthält die Mitteilung des Ver-
sparkassen in vordringlichen Fällen. Nach beiden mittlungsausschusses, daß er das Gesetz bestätigt.
Gesetzen fließen Teile des Währungsbankgewinns Gemäß § 11 der gemeinsamen Geschäftsordnung
in diesen Fonds, und zwar nach dem ersten Ge- würde sich dadurch eine nochmalige Abstimmung
setz Teile des dem Bunde zustehenden Gewinns des Bundestags erübrigen. Weiter liegt Ihnen die
der Bank deutscher Länder, nach dem zweiten Drucksache Nr. 4660 vor, in der der Präsident des
Gesetz entsprechende Teile der den Ländern zu- Bundesrats mitgeteilt hat, der Beschluß, dieses Ge-
stehenden Gewinne der Landeszentralbanken. setz bedürfe der Zustimmung des Bundesrats und
Beide Gesetze hängen daher eng miteinander zu- dem Gesetz werde nicht zugestimmt, solle als Ein-
sammen.
legung des Einspruchs gelten, falls sich ergeben
Der Bundesrat hat dem ersten, die Bundesein- sollte, daß dieses Gesetz entgegen der Ansicht des
nahmen schmälernden Gesetz zugestimmt, aber Bundesrats nicht seiner Zustimmung bedürfe.
gegen das zweite, die Ländereinnahmen schmälernde
Gesetz den Vermittlungsausschuß angerufen und Die bevorstehende Abstimmung findet also auch
nach Bestätigung des Bundestagsbeschlusses unter dem Gesichtspunkt der Eventualität statt,
durch den Vermittlungsausschuß — die Zustim- daß das Gesetz zustimmungsbedürftig ist —
mung versagt und für den Fall, daß das Gesetz der was der Bundesrat behauptet. Für diesen Fall soll
Zustimmung nicht bedarf, vorsorglich Einspruch über den Einspruch abgestimmt werden. Da
eingelegt. der Einspruch mit 30 Stimmen, also mit einer Zwei-
drittelmehrheit der Stimmen des Bundesrats er-
Die Bundesregierung billigt die vom Bundestag folgt ist, kann dieser Einspruch — eventuell, sage
gefundene Gesamtregelung, würde es aber für un- ich noch einmal — mit einer Zweidrittelmehrheit
billig halten, wenn nur der Bund und nicht auch die der anwesenden Mitglieder des Bundestags zurück-
Länder Mittel zum Ankauf der überwiegend von gewiesen werden, mindestens aber mit der Mehr-
den Ländern geschuldeten Ausgleichsforderungen heit des Bundestags. Es müßten also mindestens
dem gemeinsamen Fonds zur Verfügung stellen 202 Abgeordnete, Verzeihung: 201 Abgeordnete —
müßte. Die Bundesregierung legt daher Wert dar- Herr Abgeordneter Dr. Doris ist nicht mehr dabei
auf, daß, nachdem das erste Gesetz vom Bundesrat — gegen den Einspruch des Bundesrats stimmen.
nicht beanstandet worden und demnach zustande Es ist namentliche Abstimmung beantragt worden.
14272 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung.. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953
(Präsident D. Dr. Ehlers)
Im übrigen empfiehlt sich das auch zur Feststellung Das Verhalten der sozialdemokratischen Fraktion I
des tatsächlichen Stimmverhältnisses. wurde darüber hinaus als eine „Methode von Toten-
gräbern an der Demokratie" bezeichnet.
Ich komme also zur Abstimmung über den Ein-
spruch des Bundesrats. Wer den Einspruch des Bun- (Unruhe. — Sehr richtig! in der Mitte.)
desrats verwerfen, als gemäß Art. 77 des Grund-
Die sozialdemokratische Fraktion bedauert die
gesetzes zurückweisen will, muß mit Ja stimmen.
Unsachlichkeit derartiger Anwürfe aus dem Mund
(Widerspruch und Unruhe.) führender Politiker einer großen Fraktion dieses
— Meine Damen und Herren, ich glaube, es ist Hauses. Es ist Aufgabe der hinter einer Regierung
kein Zweifel: wer den Einspruch des Bundesrats stehenden Parteien, die Voraussetzungen für die
zurückweisen will, muß mit Ja stimmen; wer dem Verabschiedung einer Vorlage der Regierung —
Einspruch des Bundesrats stattgeben will, muß mit ihrer Regierung — aus eigener Verantwortung
Nein stimmen. Wir sind hier bei einer Entschei- sicherzustellen, wie es das Recht der Opposition ist,
dung des Bundestags. sich aller parlamentarisch zulässigen Mittel zu
bedienen, um eine bedenkliche Regierungsvorlage
(Einsammeln der Abstimmungskarten.) zu Fall zu bringen.
Meine Damen und Herren, die namentliche Ab- (Lebhafter Beifall bei der SPD.)
stimmung ist im wesentlichen beendet. Ich bitte
Sie, Ihre Plätze wieder einzunehmen. Die sozialdemokratische Partei hat es nicht nötig,
sich gegen den Vorwurf der Totengräberei an der
(Auszählen der Abstimmungskarten.) Demokratie zur Wehr zu setzen.
(Abg. Kunze: Na, Herr Jacobi?)
Ich rufe Punkt 3 der Tagesordnung auf:
Schlußabstimmung zum Entwurf eines Ge- — Sie hat, Kollege Kunze, in einer langen Tradition
setzes zur Ä nderung und Ergänzung des für eine wahrhaft demokratische Ordnung unend-
Ersten Wohnungsbaugesetzes (Nrn. 4593, liche Opfer gebracht,
3676, 3946, 4061 der Drucksachen). (Sehr richtig! bei der SPD)
(Erste Beratung: 232. Sitzung; zweite und Opfer, deren sie sich in dieser Stunde nicht rühmen
dritte Beratung: 280. und 281. Sitzung.) will, die jedoch groß und sichtbar genug sind, um
(Abg. Jacobi: Ich bitte ums Wort!) die Sozialdemokratie vor Schmähungen und Ver-
— Zu einer Erklärung Herr Abgeordneter Jacobi! dächtigungen zu schützen.
(Unruhe. — Glocke des Präsidenten.) (Beifall bei der SPD.)
— Meine Damen und Herren, ich bitte Sie freund- Auch die Erregung einer leidenschaftlichen Stunde
lichst, Ihre Plätze wieder einzunehmen. und ein bevorstehender Wahlkampf sind kein
Freibrief für Erklärungen diffamierenden Charak-
Jacobi (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und ters,
Herren! Ich habe zur Schlußabstimmung namens (Sehr gut! bei der SPD)
der sozialdemokratischen Fraktion folgende Er-
klärung abzugeben. für Erklärungen, die zudem politischen Kräften
nicht anstehen, in deren unmittelbarer Nachbar-
Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion hat schaft zur Zeit ein förmliches Buhlen um die wirk-
sowohl in den Ausschußberatungen als auch an- lichen „Totengräber der Demokratie",
läßlich der zweiten und dritten Lesung der Novelle
zum Ersten Wohnungsbaugesetz ihrer ernsten Sorge (lebhafte Zustimmung bei der SPD)
um die Weiterführung des sozialen Wohnungsbaues nämlich führende Kräfte der früheren national-
Ausdruck gegeben. Ihre Sprecher haben darauf hin- sozialistischen Partei, der Verderberin Deutsch-
gewiesen, daß vor allem die Bestimmungen der lands, eingesetzt hat.
Novelle über den sogenannten gehobenen Woh- (Abg. Dr. von Brentano: Reden Sie von
nungsbau — also ihr § 21 e — mit dem Geist des Hannover?)
Ersten Wohnungsbaugesetzes nicht vereinbar sind.
Nachdem sämtliche Änderungsanträge der sozial- Zur Novelle selbst wiederholen wir, daß wir ihr
demokratischen Fraktion der Ablehnung verfallen nicht zuzustimmen vermögen. Sie ist nach unserer
waren, ohne daß ein ernsthaftes Bemühen der Auffassung kein Mittel, den sozialen Wohnungsbau
Regierungsmehrheit zu verspüren war, diese An- zu fördern, sie führt vielmehr den Wohnungsbau
träge auch nur einer sachlichen Prüfung zu unter- für die breiten Schichten der Bevölkerung in unüber-
ziehen, sehbare neue Schwierigkeiten. Die Abzweigung
(Abg. Lücke: Unerhört!) öffentlicher Mittel für den sogenannten ge-
hobenen Wohnungsbau bringt zwangsläufig eine
hat sich die sozialdemokratische Fraktion außer- Minderung der Finanzmittel für den sozialen, d. h.
stande gesehen, an der Schlußabstimmung der nach den der Versorgung der minderbemittelten Schich-
ihrer Auffassung für den sozialen Wohnungsbau ten zugedachten Wohnungsbau mit sich.
schädlichen Vorlage mitzuwirken.
(Sehr richtig! bei der SPD.)
Wegen dieses Vorgehens ist die sozialdemokra-
tische Fraktion, wie sich aus den Protokollen der Die SPD kann diesen gehobenen Wohnungsbau mit
280. und 281. Sitzung ergibt, scharf kritisiert wor- Mieten von 1,65 DM für den Quadratmeter und der
den. Man hat ihr den Vorwurf gemacht, sie treibe weiterhin möglichen Ausbeutung wohnungsuchen-
eine „unwürdige Obstruktion". Diese Obstruktion, der Mieter durch überwiegend verlorene Bau-
so wurde erklärt, gelte einem Gesetz, „das dem kostenzuschüsse unter gleichzeitiger Verwendung
sozialen Wohnungsbau diene", ja, einem „Gesetz öffentlicher Mittel nicht mehr als sozialen Woh-
zur Förderung des sozialen Wohnungsbaues". nungsbau ansehen.
(Abg. Lücke: Sehr richtig!) (Sehr gut! bei der SPD.)
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14273
(Jacobi)
Sie befürchtet zudem, daß die in der Novelle vor-
- Die Beratung der Novelle zum Ersten Wohnungs-
gesehenen Ermächtigunegn zur Erhöhung der baugesetz ist bis zur dritten Lesung des Entwurfs
Richtsatzmieten für den sozialen Wohnungsbau im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswe-
mangels genauer Konkretisierung der objektiven sen in weitgehender sachlicher Übereinstimmung
Voraussetzungen zu einer schematischen, allge- geführt worden, wie wir das in diesem Ausschuß
meinen Erhöhung der Mieten des sozialen Woh- bisher nicht anders gewöhnt waren. Wie bei allen
nungsbaues führen werden. vorhergehenden Gesetzen, die in diesem Ausschuß
(Abg. Lücke: Sie haben doch selbst Miet beraten wurden, ergaben sich auch hier Meinungs-
erhöhungen vorgeschlagen!) verschiedenheiten, deren Überbrückung jedoch kei-
neswegs unüberwindlich schien. Erst nach Abschluß
Eine solche Entwicklung aber muß um so bedenk- der Einzelberatung in der zweiten Ausschußlesung
licher stimmen, als mit ihr die Spanne zwischen brachte die SPD-Fraktion plötzlich zur dritten Aus-
Althaus- und Neubaumieten weiter anwächst, ohne schußberatung 48 Änderungsanträge ein.
daß ein gangbarer Ausweg zur Lösung dieses wirt- (Hört! Hört! bei den Regierungsparteien.)
schafts- und sozialpolitisch in gleicher Weise schwie-
rigen Problems gewiesen wird. Trotz dieses geschäftsordnungsmäßig ungewöhn-
lichen Vorgehens und trotz des starken Zeitdrucks,
Auch die Streichung der bisherigen Begrenzung unter dem alle Ausschüsse des Hohen Hauses in den
der Mietsätze für den steuerbegünstigten Woh- letzten Wochen zu arbeiten gezwungen waren,
nungsbau in § 27 des Wohnungsbaugesetzes gibt (Zurufe von der SPD)
zu Bedenken Anlaß, zumal sie rückwirkend für
alle im Wege der Steuerbegünstigung finanzierten sind diese Anträge im einzelnen sehr gründlich be-
Wohnungen gilt. raten worden.
(Abg. Jacobi: Das stimmt nicht!)
Im übrigen ist die SPD bei den Beratungen der
Novelle nachdrücklich dafür eingetreten, der Parole — Sie wurden zum Teil sogar angenommen, Herr
von der Förderung des Eigenheimbaus die reale Kollege Jacobi. Ich darf Sie bitten, die Protokolle
Fundierung durch Bereitstellung von Sondermit- nachzusehen. Zum Teil wurden sie vom Kollegen
teln zu geben. Obwohl ihr Antrag, hierfür 200 Mil- Meyer zurückgezogen. Ein großer Teil der Anträge,
lionen DM freizustellen, auf das Haushaltsjahr der unbrauchbar war, wurde abgelehnt.
1954/55 abgestellt war, ist ihm von den Regierungs- Das Verhalten der SPD-Fraktion bei der dritten
parteien schon jetzt der Einwand der mangelnden Lesung des Gesetzentwurfs im Bundestag machte
Deckung entgegengehalten worden. Die mit diesem sichtbar, daß dieses ungewöhnlich bedeutende So-
erstaunlichen Argument begründete Ablehnung un- zialgesetz zu Fall gebracht werden sollte.
seres Antrages machte offenbar, daß einer wirklich
sinnvollen und praktisch anwendbaren Förderung (Erregte Zurufe von der SPD und KPD — .

des Eigenheimbaus von den Regierungsparteien Gegenrufe von den Regierungsparteien. —


ausgewichen wird. Große Unruhe. — Glocke des Präsidenten.)
(Abg. Lücke: Das ist Wahlpropaganda!) Seitdem wurde in der Öffentlichkeit der Versuch
unternommen, den Gesetzentwurf als sozial un-
Selbst in einer späteren amtlichen Presseveröffent- tragbar hinzustellen.
lichung hat der Herr Bundesminister für den Woh- (Anhaltende Zurufe von der SPD. — Abg.
nungsbau das unbegründete Argument der man-
Niebergall: Reaktionär!)
gelnden Haushaltsdeckung wiederholt und damit
eine wenig sorgfältige Prüfung des SPD-Antrags Hierzu stelle ich fest: Eine generelle Erhöhung
kundgetan. der Richtsatzmiete ist in der Novelle zum Ersten
Nach allem sieht sich die sozialdemokratische Wohnungsbaugesetz nicht vorgesehen.
Bundestagsfraktion gezwungen, die nach ihrer (Abg. Dr. von Brentano: Richtig! — Zuruf
festen Überzeugung für den sozialen Wohnungs- von der SPD: Wer behauptet das?)
bau verderbliche Novele abzulehnen.
Die Novelle gibt lediglich den Ländern die Möglich-
Im übrigen beantrage ich namens meiner poli- keit, in eigener Zuständigkeit und Verantwortung
tischen Freunde namentliche Abstimmung. die seit Erlaß des Ersten Wohnungsbaugesetzes ein-
(Beifall bei der SPD.) getretenen Preis- und Lohnerhöhungen
(Zuruf von der KPD: Lohnerhöhungen?)
Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Her- in eng begrenztem Ausmaß zu berücksichtigen.
ren! Des Antrags auf namentliche Abstimmung be-
darf es nicht. Der Antrag ist schon vor der letzten (Zuruf des Abgeordneten Renner.)
Schlußabstimmung gestellt worden; er bleibt so- Damit wird der bereits in einigen — darunter auch
wieso aufrechterhalten. in sozialistisch geführten — Ländern geübten Pra-
xis entsprochen,
(Abg. Paul [Düsseldorf]: Ich bitte ums
Wort!) (Hört! Hört! bei den Regierungsparteien)
— Zunächst Herr Abgeordneter Lücke, Herr Abge- die eine teilweise Angleichung der Richtsatzmieten
ordneter Paul. an die veränderten Preis- und Lohnverhältnisse be-
reits vorgenommen und sich damit in Widerspruch
Lücke (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und zum Ersten Wohnungsbaugesetz begeben haben.
Herren! Ich habe die Ehre, im Namen der CDU/ (Abg. Jacobi: Das ist doch kein öffentlich
CSU-Fraktion, der FDP-Fraktion, der DP-Fraktion geförderter Wohnungsbau! — Weitere Zu
und der FU-Fraktion zur Novelle zum Ersten Woh- rufe von der SPD.)
nungsbaugesetz folgende Erklärung abzugeben.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund bringt in sei-
(Abg. Renner: Wieso Ehre!) nem Schreiben an die Bundestagsabgeordneten vom
14274 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953
(Lücke)
- soll und die würdig ist, als letzter Punkt der Tages
24. Juli zum Ausdruck, daß die Verabschiedung des
Gesetzentwurfs in der vorliegenden Fassung einen ordnung von diesem Parlament behandelt zu wenden.
starken Druck auf die Lohn- und Gehaltspolitik (Zuruf von der SPD: Sind Sie bescheiden!
ausüben werde. — Weitere Zurufe links.)
(Zuruf von der SPD: Zweifellos!)
Wir begrüßen es vor allem, daß der Entwurf eine
Diese Behauptung entbehrt jeder sachlichen Grund- Steigerung des sozialen Wohnungsbaus von 1,8 auf
lage. 2 Millionen Wohnungseinheiten innerhalb von fünf
(Sehr richtig! bei den Regierungsparteien. Jahren ermöglicht.
— Zuruf links: Der hat keine Ahnung! — (Zurufe links.)
Weitere Zurufe von der SPD und KPD. —
Glocke des Präsidenten.) In diesem Jahre — die Zahlen liegen vor — haben
wir nicht 400 000, sondern 500 000 Wohnungen ge-
Auch die sozialdemokratische Opposition hat in baut.
ihrem Initiativgesetzentwurf der Novelle zum Er-
sten Wohnungsbaugesetz in ähnlicher Form eine (Fortgesetzte Zurufe von der SPD und
Korrektur der Richtsatzmiete gefordert, wie sie KPD. — Glocke des Präsidenten.)
jetzt in der Vorlage enthalten ist. Erstmals in der Geschichte des Wohnungsbaus ist
(Lebhafte Rufe von den Regierungspartei- auch ein fester Betrag in Höhe von mindestens
en: Hört! Hört! — Anhaltende Zurufe 500 Millionen DM für die Dauer von vier Jahren
links.) in den ordentlichen Haushalt des Bundes eingesetzt
worden.
Die SPD begründet nunmehr ihre Ablehnung des
vorliegenden Gesetzentwurfs insbesondere mit der Die Koalition gibt dem Entwurf vor allem des-
Behauptung, daß die vorgesehene Möglichkeit einer halb ihre Zustimmung, weil er die Möglichkeit
selbstverantwortlich gebildeten Miete eine Gefähr- schafft, größere Wohnungen für kinderreiche Fami-
dung des sozialen Gehalts des Ersten Wohnungs- lien zu errichten,
baugesetzes bedeute. (Zurufe von der SPD und KPD)
(Zurufe links.) und unserer ständig wiederholten Forderung nach
Diese Bedenken sind im Ausschuß eingehend ge- einer vorrangigen Förderung des Eigentums weit-
prüft worden. Wir halten danach die Sorge der gehend Rechnung trägt.
Opposition für unbegründet, und zwar vor allem Für die CDU/CSU-Fraktion — und ich darf das
deshalb, weil eine Nachprüfung der selbstverant- wohl auch im Namen der FDP-, der DP- und der
wortlich gebildeten Miete vom Mieter jederzeit ge- FU-Fraktion aussprechen — bedeutet die Novelle
fordert werden kann. nur einen weiteren Schritt zur Förderung des
(Erneute Zurufe links.) Wohnungsbaus. Ich betone: nur einen weiteren
Schritt.
Das schließt automatisch eine willkürliche (Erneute Zurufe links.)
Festsetzung der Miete durch den Hausbesitzer aus.
Diese Gesetzgebungsarbeit wird ihren endgültigen
Die Sozialdemokratische Partei hat in ihrer Er- Abschluß in der Verabschiedung des von mir und
klärung darauf hingewiesen, daß die Koalition und meinen Freunden eingebrachten Gesetzentwurfs zur
die FU den Antrag auf Bereitstellung der 200 Mil- Schaffung von Familienheimen bilden. Es war nicht
lionen DM zur Vorfinanzierung der Eigenmittel zur möglich, diesen Gesetzentwurf noch in dieser Le-
Förderung des Eigenheimbaues abgelehnt haben. gislaturperiode zur Verabschiedung zu bringen.
Jawohl, diesen Antrag haben wir abgelehnt, Erst damit wird den breiten Schichten unseres Vol-
kes die echte Chance gegeben werden, über den
(Zuruf von der KPD: Aber das Geld für Wohnungsbau auch persönliches Eigentum an Haus
die Aufrüstung habt ihr bewilligt!)
und Boden zu erwerben. Darum haben meine
weil kein Versuch zur Deckung dieser Ausgabe un- Freunde, hat der größte Teil der Koalition dem
ternommen worden ist. Baulandbeschaffungsgesetz zugestimmt.
(Zurufe links.) Vielleicht wird der Opposition die Zustimmung
Ich brauche für die Parteien, für die ich spreche, zu diesem Gesetz in letzter Minute durch die Er-
nicht besonders zum Ausdruck zu bringen, daß uns klärung des Gesamtverbandes gemeinnütziger Woh-
das Anliegen des Eigenheimbaues viel zu wertvoll nungsunternehmen, der Ihnen ja nicht unbekannt
ist, als daß wir es in dieser Weise behandeln lassen sein dürfte und der das größte deutsche Wohnungs-
wollen. unternehmen darstellt, in den „Wohnungswirt-
schaftlichen Informationen" vom 11. dieses Monats
(Abg. Dr. von Brentano: Sehr gut! — An- erleichtert; sie ist also nach der Bonner Abstim-
haltende Zurufe links. — Glocke des Prä- mung herausgegeben. Es heißt darin wörtlich —
sidenten.) die Erklärung stammt von einem maßgebenden
Die von mir genannten Fraktionen stimmen der Sprecher der gemeinnützigen deutschen Wohnungs-
Novelle zum Ersten Wohnungsbaugesetz zu. wirtschaft —:
(Zuruf links: Das bringt ihr fertig!) Die gemeinnützige Wohnungswirtschaft wird
es bedauern, daß die Novelle nicht mehr zu-
Es handelt sich hier um eine wahrhaft fortschritt- stande kam, sei es mit oder gegen die Stimmen
liche, soziale Tat, der Opposition.
(lebhafter Beifall bei den Regierungspar- (Abgeordneter Dr. von Brentano: Hört!
teien — anhaltende Zurufe links) Hört! — Zurufe von der SPD: Weiterlesen!
die die Wohnungsbaupolitik dieses Hauses krönen — Weitere Zurufe links.)
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14275
(Lücke)
-
— Sie können ihn gern lesen! Der Artikel ist sehr lage. Nach § 21 e kann unter nicht näher bezeich-
umfangreich. Ich habe Ihnen ja die Nummer der neten Merkmalen für Neubauwohnungen der Bau-
Zeitschrift gesagt. herr die selbstverantwortlich gebildete Miete be-
antragen. Dieser Begriff wird zur weiteren Er-
(Anhaltende Zurufe von der SPD: Weiter- höhung der Mieten führen.
lesen! — Weitere Zurufe links. — Glocke
des Präsidenten.) Befriedigt schreibt dazu das „Handelsblatt" vom
8.Julidesahr:
— Man kann durch Lautstärke Argumente nicht
zugkräftiger machen. Der § 21 e ist mit dem Willen geschaffen, eine
Annäherung an echte Kostenverhältnisse zu
(Fortdauernde Zurufe links. — Glocke des ermöglichen.
Präsidenten.)
Damit dürfte es jedem klarwerden, was die Ade-
Die Verabschiedung dieses Gesetzes darf keine nauer-Regierung auf dem Gebiete des Wohnungs-
Minute weiter verzögert werden. Die Beratungs- baues will. Dieser Kurs ist unsozial und richtet
dauer war ungewöhnlich lang. Ich richte deshalb sich gegen die arbeitende Bevölkerung. Er liegt im
auch von hier aus im Namen der genannten Par- Interesse der kapitalistischen Kreise, die hohe Ge-
teien an den Bundesrat den dringenden Appell, winne aus dem Wohnungsbau herausholen wollen.
dem Gesetz seine Zustimmung zu geben. (Abg. Dr. Schäfer: Wo gibt es denn das?)
Die genannten Fraktionen stimmen dem Gesetz Die Gesetzesvorlage, die heute hier zur Schluß-
zu. abstimmung steht, steht in schroffem Widerspruch
(Beifall in der Mitte und rechts.) zu dem Wahlversprechen des Herrn Dr. Adenauer.
In seiner Wahlrede in der Westfalenhalle versprach
Präsident D. Dr. Ehlers: Das Wort hat der Ab- er, daß in den nächsten vier Jahren jährlich 500 000
geordnete Paul. Wohnungen gebaut werden sollen.
(Abg. Dr. von Brentano: Machen wir auch!)
Paul (Düsseldorf) (KPD): Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Die Novelle zum Ersten Woh- Aber zur gleichen Zeit hat die Regierungskoalition
nungsbaugesetz ist ein weiterer Schritt der Ade- im Bundestag alle Anträge der SPD und KPD,
nauer-Regierung auf dem Wege zur Durchsetzung größere Mittel für den sozialen Wohnungsbau be-
des kapitalistischen Rentabilitätsprinzips reitzustellen, rücksichtslos abgelehnt. Herr Dr.
Adenauer hat es in seiner Wahlrede unterlassen,
(Lachen in der Mitte und rechts) seinen Zuhörern darüber Auskunft zu geben, daß
und der Aufhebung aller Mietpreisbestimmungen. während seiner vierjährigen Regierungstätigkeit
Von einem sozialen Wohnungsbau kann nicht mehr die Baukosten um 20 bis 25 % gestiegen und die
gesprochen werden. Neubauwohnungen stehen nur Mieten hochgetrieben wurden.
noch für die zur Verfügung, die hohe Mieten zah- (Lachen in der Mitte und rechts.)
len können. Die Politik der Bundesregierung hat
zu einer enormen Steigerung der Baukosten ge- Kein Wort hat er davon gesagt, daß die Regie-
führt. Der größte Teil der Wohnungssuchenden, rungsparteien das Ziel verfolgen, jegliche Miet-
insbesondere die Flüchtlinge und Sozialempfänger, preisbindungen und alle restlichen Mieterschutz-
sind nicht in der Lage, die in vielen Fällen gef or- bestimmungen zu beseitigen. Mit billigen Wahlver-
derten Baukostenzuschüsse oder Mietvorauszahlun- sprechungen will die Adenauer-Koalition die Wäh-
gen aufzubringen. Von der Regierung wurde nichts ler über ihre volksfeindliche Politik täuschen.
unternommen, diesen untragbaren Zustand zu än- (Lachen bei den Regierungsparteien.)
dern. Im Gegenteil, sie hat durch ihre Politik diesen
unsozialen Zustand gefördert. Auf dem Gebiete Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren von der
des Wohnungsbaues will die Bundesregierung die Adenauer-Koalition: Das wird Ihnen diesmal nicht
gelingen.
Kostenmiete durchsetzen, wie mehrfach erklärt
wurde. Nach ihrer Meinung sollen 20 bis % des (Erneutes Lachen bei den Regierungs
Bruttoeinkommens der Arbeiter und Angestellten parteien. — Abg. Dr. Dr. Müller [Bonn]:
als Mietpreis gelten. Sie machen sich ja lächerlich!)
(Abg. Dr. Schäfer: Wo steht das?) Die kommunistische Fraktion lehnt die Gesetzes-
vorlage ab. Wir befinden uns dabei in Überein-
Nach der vorliegenden Novelle sollen in der Zu- stimmung mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund,
kunft noch weniger Mittel für den Bau von Woh- den Mieterverbänden und den Millionen Woh-
nungen für die arbeitende Bevölkerung bereit- nungsuchenden. Die KPD verlangt, daß mehr
stehen. Die bisher schon ungenügenden Mittel sol- Mittel, und zwar 10 % des Bundeshaushalts, für
len in den sogenannten „gehobenen Wohnungsbau" einen echten sozialen Wohnungsbau zur Verfügung
gehen. Die minderbemittelten Schichten der Be- gestellt werden. Wir fordern den Bau von mehr
völkerung haben dann noch geringere Aussichten, Wohnungen zu sozial tragbaren Mieten für die
eine menschenwürdige Wohnung zu erhalten. Nach Minderbemittelten. Insbesondere ist es notwendig,
der Novelle kann nämlich die Richtsatzmiete um daß Klein- und Mittelwohnungen gebaut werden,
33 1 /3, sogar bis zu 50 % überschritten werden. Das damit sehr bald die Elendsquartiere und Bunker
bedeutet demnach, daß eine 60 qm große Wohnung geräumt werden können. Man darf nicht zulassen,
rund 100 Mark kosten wird. Die unsoziale Woh- daß die im Ersten Wohnungsbaugesetz festgelegte
nungsbaupolitik der Adenauer-Regierung wird da- Richtsatzmiete durch diese Novelle überschritten
mit vor jedem westdeutschen Wohnungssuchenden wird. Wir Kommunisten haben in den vergangenen
sichtbar. 4 Jahren versucht, Ihnen Vorschläge für die För-
In der Novelle wird kein bestimmter Prozent- derung eines wirklichen sozialen Wohnungsbaues
satz der Neubauwohnungen festgelegt, für die zu unterbreiten.
keine Finanzierungsbeiträge zu leisten sind. Das (Zurufe von den Regierungsparteien. —
kennzeichnet den unsozialen Charakter der Vor- Zuruf von der CDU: Wahlrede!)
14276 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953
(Paul [Düsseldorf])
Wir treten nach wie vor für den wirklichen sozia- Ich komme zur Abstimmung über die vom Aus-
len Wohnungsbau im Interesse der breiten Volks- schuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen vor-
massen ein; und weil wir das tun, lehnen wir diese gelegten Entschließungen unter Ziffer II 2 des An-
mietverteuernde Novelle, diese volksfeindliche Re- trags des Ausschusses auf Seite 7 der Drucksache
gierungsvorlage ab. Nr. 4593. Ich bitte die Damen und Herren, die
(Beifall bei der KPD.) diesen Entschließungen zuzustimmen wünschen, um
ein Handzeichen. — Ich bitte um die Gegenprobe.
Präsident D. Dr. Ehlers: Meine Damen und Her- — Enthaltungen? — Bei zahlreichen Enthaltungen
ren! Bevor ich zur Schlußabstimmung komme, gebe angenommen.
ich das vorläufige Ergebnis *) der Abstimmung Ich komme zur Abstimmung über den Antrag,
über den eventuellen Einspruch des Bundesrats die zu diesem Gesetzentwurf eingegangenen Peti-
betreffend den Entwurf eines Zweiten Gesetzes tionen für erledigt zu erklären. Ich bitte die Damen
zur Änderung des Gesetzes über die Landeszentral- und Herren, die diesem Antrag zuzustimmen wün-
banken bekannt. Es haben sich beteiligt 367 stimm- schen, um ein Handzeichen. — Das ist die Mehr-
berechtigte Abgeordnete und 17 Berliner Abge- heit; ist angenommen.
ordnete. Für die Zurückweisung des Einspruchs
haben gestimmt 331 stimmberechtigte Abgeordnete Ich komme zum vierten und letzten Punkt der
und 17 Berliner Abgeordnete, gegen die Zurück- Tagesordnung:
weisung des Einspruchs 24 Abgeordnete; 12 Abge- Beratung der Übersicht Nr. 69 über Anträge
ordnete haben sich der Stimme enthalten. Der von Ausschüssen des Deutschen Bundestages
eventuelle Einspruch des Bundesrats ist mit der betreffend Petitionen (Umdruck Nr. 1075).
in Art. 77 Abs. 4 des Grundgesetzes vorgeschrie-
benen Mehrheit zurückgewiesen. Ich bitte die Damen und Herren, die den An-
trägen in der Übersicht Nr. 69 Umdruck Nr. 1075
(Beifall.) zuzustimmen wünschen, eine Hand zu erheben. —
Meine Damen und Herren, ich komme zur Das ist die Mehrheit; angenommen.
Schlußabstimmung, und zwar im Wege der na- Wir sind am Ende der Tagesordnung. Das Wort
mentlichen Abstimmung, über den Entwurf eines hat der Abgeordnete Löbe erbeten.
Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Ersten
Wohnungsbaugesetzes. Ich bitte die Schriftführer, Löbe (SPD) : Werte Abgeordnete des ersten Deut-
die Stimmzettel einzusammeln. schen Bundestages! Am Ende einer vierjährigen
(Einsammeln der Abstimmungskarten.) Wahlperiode voll reicher Arbeit geziemt es sich,
Meine Damen und Herren, ich frage: Sind noch ein Wort des Dankes zu richten an den Herrn Prä-
Abgeordnete vorhanden, die die Stimme abzugeben sidenten und die Vizepräsidenten für die Umsicht
wünschen? — Das ist nicht der Fall. Dann schließe und Energie, mit der sie unsere Arbeiten geleitet
ich die namentliche Abstimmung. und gefördert haben.
(Auszählen der Abstimmungskarten.) (Lebhafter Beifall.)
Ich wäre den Abgeordneten, die an den äußer- Manchmal, wenn wir auf unseren Tischen die
sten rechten und linken Flügeln sitzen, dankbar, Tagesordnung fanden — 12 Punkte, 20 Punkte, 30,
wenn sie etwas nach innen rücken würden, damit auch 40 sind es manchmal gewesen —, da beschlich
die Herren Abgeordneten, die in den Gängen ste- uns die Sorge, wie wir diese Flut würden bewäl-
hen, die Möglichkeit haben, sich hinzusetzen. tigen können. Es ist jedesmal gelungen, dank der
Meine Damen und Herren, ich darf die Pause gewandten Geschäftsführung durch den jeweiligen
des Auszählens zu einer Mitteilung benützen. Es Präsidenten.
ist für die Mitglieder des Hauses die Möglichkeit
vorgesehen, nach Schluß der Sitzung mit Omnibus- Manchmal, wenn die Meinungen hart aufein-
sen nach Bonn zurückzufahren. Ein Omnibus wird anderprallten und die Temperamente etwas zu leb-
1 Stunde nach Sitzungsschluß fahren, zwei weitere haft ausbrachen, konnte die Sorge entstehen, ob
1 1/2 Stunden nach Sitzungsschluß, und zwar vom nicht unsere Beratungen dauernd dadurch geschä-
Seiteneingang des Funkhauses. digt und im Ansehen herabgesetzt werden konnten.
Auch diese Klippen sind umschifft worden. Nicht
Außerdem bitte ich Sie dringend, beim Tagungs- daß jeder einzelne mit jeder einzelnen Anordnung
büro im Hause vorbeizugehen, um die Post und immer einverstanden gewesen wäre — aber wir
die noch vorhandenen für Sie vorgesehenen Gegen- kennen doch das alte Sprichwort: Allen Leuten
stände abzuholen. recht getan, ist eine unerreichbare Kunst. Und dem
Meine Damen und Herren, ich gelbe das vorläufi- Kritiker möchte ich nur sagen: erst besser machen,
ge Ergebnis **) der Abstimmung über den Entwurf dann bemängeln.
eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Er-
sten Wohnungsbaugesetzes, und zwar der Schlußab- (Sehr gut! und Beifall.)
stimmung, bekannt. Es haben sich 368 stimmbe- Ich darf den Dank des Hauses auch den Herren
rechtigte Abgeordnete beteiligt und 17 Berliner und Damen Schriftführern ausdrücken, die bei den
Abgeordnete. Mit Ja haben gestimmt 220 stimm- etwas häufigen namentlichen Abstimmungen und
berechtigte Abgeordnete und 9 Berliner Abgeord- Auszählungen ihres Amtes gewaltet haben, und ich
nete, mit Nein 143 stimmberechtigte Abgeordnete darf den Herrn Präsidenten bitten, allen Mitarbei-
und 8 Berliner Abgeordnete bei 5 Enthaltungen tern in den vielen Büros bis zu den bescheidensten
von stimmberechtigten Abgeordneten. Damit ist Bediensteten unseren Dank zu sagen. Sie haben in
das Gesetz in der Schlußabstimmung angenommen. schweren Tagen und gar manchmal in Nachtarbeit
(Bravo! bei den Regierungsparteien.) unsere Arbeit gefördert.
(Beifall.)
*) Vgl. das endgültige Ergebnis Seite 14283, 1. Abstim-
mung Deshalb allen Genannten unseren aufrichtigen
**) Vgl. das endgültige Ergebnis Seite 14283, 2. Abstim- Dank.
mung (Erneuter lebhafter Beifall.)
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14277
- gen des Vorstandes und des Ältestenrates zusam
Präsident D. Dr. Ehlers: Mein sehr verehrter
Herr Kollege Löbe! Meine Damen und Herren! Ich men 7734 Sitzungen. Ich glaube, daß für jeden, der
bin bewegt durch das, was Sie gesagt haben. Ich ein nüchternes Urteil über ein Parlament fällt, da-
darf mich wohl auch zum Sprecher der Herren mit ein Hinweis auf eine eminente Arbeit gegeben
Vizepräsidenten, der Herren Schriftführer und aller ist, und ich brauche nicht einmal noch die Zahl, die
anderen, die Sie so freundlich erwähnt haben, einer der Herren Schriftführer ausgerechnet hat,
machen, wenn ich Ihnen für die Worte und für die zu nennen, daß wir in den Plenarsitzungen dieser
Art und Weise, wie Sie sie gesagt haben, danke. Jahre 1542 Stunden, d. h. pausenlos 64 Tage zu-
sammengewesen sind.
(Beifall.)
Ich darf aber diesen Dank zurückgeben in gro- Was mir wichtiger ist—und ich sage das deshalb
ßer Bewegung darüber, daß wir in Ihrer Person, heute sehr betont —, ist die Frage, ob diese Arbeit
sehr verehrter Herr Alterspräsident Löbe, den des deutschen Parlaments, unseres Bundestags, bei
lebendigen Repräsentanten einer freien demokrati- dem deutschen Volk, das die Abgeordneten hierher
schen Tradition in unserem Parlament gehabt gesandt hat, ein Echo und eine Anteilnahme ge-
haben. funden hat. Wenn wir in diesen Jahren im Parla-
(Lebhafter Beifall.) ment 920 000 Besucher gehabt haben, dann ist das
jedenfalls nicht ein Beweis dafür, daß die Arbeit
Ich hoffe, daß Sie, selbst wenn Sie dem neuen dieses Bundestages sich unter Ausschluß der Öffent-
Bundestag nicht angehören sollten, wie ich es zu lichkeit vollzogen hätte. Ich sage das mit besonderer
meinem Bedauern als Ihren Plan gehört habe, auch Freude darüber, daß wir in einem erstaunlichen
dem zweiten Deutschen Bundestag Ihren wertvol- Maße die Anteilnahme und den Besuch der Jugend
len Rat nicht versagen werden. gehabt haben. Es sind kürzlich Parlamentarier aus
(Beifall.) einem anderen europäischen Staate hiergewesen,
die gesagt haben, daß nach ihrer Meinung sicher
noch niemals eine Schulklasse in ihrem Parlament
Meine Damen und Herren! Wir sind am Schluß gewesen sei. Ich möchte hier aussprechen, es ist der
der voraussichtlich letzten Sitzung des Bundes- Stolz und die Freude des Deutschen Bundestages,
tages. Ich glaube, daß es unsere Pflicht ist, in die- daß die deutsche Jugend in diesem Maße an der
sem Augenblick noch einmal der Kollegen zu ge- parlamentarischen Arbeit und somit am Aufbau
denken, die uns im Tod vorangegangen sind. ihres Staates einen lebendigen Anteil genommen hat.
(Die Abgeordneten erheben sich.) (Beifall.)

Ich nenne die Namen der 28 Abgeordneten, die in Es ist in diesen vier Jahren an den Gesetzen viel
diesen vier Jahren durch den Tod abgerufen wor- gearbeitet worden. Meine Damen und Herren, Sie
den sind, im Jahre 1949 die Abgeordneten Dr. alle haben 4767 Drucksachen in die Hand bekom-
Linnert, Sewald, Klinge, Dr. Ziegler, im Jahre 1950 men. Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen sie als
die Abgeordneten Schönauer, Krause, Dr. Falkner, Erinnerung an diese vier Jahre aufbewahren
Klabunde, im Jahre 1951 die Abgeordneten Rüdi- werden
ger, Leddin, Loibl, Roth, Dr. Hamacher, Fischer und (Heiterkeit)
Brunner, im Jahre 1952 die Abgeordneten Stop- und auch nur den Platz haben, sie aufzubewahren.
perich, Kohl (Heilbronn), Knothe, Schröter (Kiel),
Bundesminister Wildermuth, Lohmüller, Weickert, (Erneute Heiterkeit.)
Pascheck, Dr. Schumacher, Dr. Povel, Mayer (Stutt-
gart), im Jahre 1953 die Abgeordneten Freiherr Wir haben 765 Gesetzentwürfe bekommen und
von Rechenberg und Professor Dr. Erik Nölting. haben über 500 verabschiedet.
Jeder dieser Kollegen steht uns und insbesondere
den Freunden seiner eigenen Fraktion lebendig vor Meine Damen und Herren, erlassen Sie mir, wei-
Augen. Wir, die wir heute versammelt sind, haben tere Zahlen zu nennen. Jeder von Ihnen, der in der
die Zeit dieser vier Jahre durchstehen können. Sie Arbeit dieses Hauses gestanden hat, weiß um die
sind uns vorangegangen und haben uns und, ich Überforderung, die an dieses Parlament in der
hoffe, auch künftigen deutschen Parlamenten ein Fundamentierung eines neuen deutschen Staates
Beispiel des Einsatzes für die Aufgaben eines gestellt worden ist. Es ist nicht mein Auftrag, in
deutschen Parlamentes und einer deutschen Demo- diesem Hause über Erfolg oder Mißerfolg zu spre-
kratie gegeben. Wir denken in dieser Stunde dank- chen. Aber daß alle Menschen, die in diesem Hause
bar an sie und werden ihrer in dieser Dankbar- versammelt waren, ihre ganze Kraft darangesetzt
keit auch in unserer politischen Arbeit, wo sie denn haben, dem neuen deutschen Staat eine Grundlage
sein mag, in der Zukunft gedenken. Ich danke des Rechtes und des Gesetzes zu geben und diese
Ihnen, daß Sie sich von Ihren Plätzen erhoben Grundlage auch handhaben zu lassen, das darf
haben. doch wohl als unsere gemeinsame Überzeugung
ausgesprochen werden.
In einer Zeitung habe ich gelesen, daß geplant
sei, im übrigen „preisend mit viel schönen Reden" Wir wissen nicht, meine Damen und Herren, wie
der verflossenen vier Jahre zu gedenken. Ich habe der zweite Deutsche Bundestag aussehen wird. Das
nicht diese Absicht. Ich möchte die Beurteilung der eine wissen wir aber, daß dieser zweite Deutsche
Arbeit des Bundestages, des ersten Deutschen Bun- Bundestag nicht minder als der erste vor ungeheu-
destages, der Geschichte und dem deutschen Volk ren Aufgaben stehen wird, die alle Kräfte erfor-
überlassen. Wir helfen nichts dazu, wenn wir hier dern werden, alle Kräfte des Geistes, des Kör-
lobende Worte über uns selbst sagen. Aber es pers, aber auch der inneren Verantwortung.
scheint mir notwendig zu sein, einige Daten zu
nennen, die auch uns in Erinnerung rufen, was in Wir wissen, in wie starkem Maße wir von der
diesen Jahren geschehen ist. Es sind registriert Entwicklung der Weltverhältnisse abhängig sind.
worden 282 Plenarsitzungen, 5470 Ausschußsitzun- Es ist beinahe symbolhaft, daß am Ende der Arbeit
gen und 1768 Fraktionssitzungen, mit den Sitzun- des ersten Deutschen Bundestages der Abschluß des
14278 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953
(Präsident D. Dr. Ehlers)
Waffenstillstands in Korea steht. Wir haben in die- land, die wir in der Arbeit an dieser Bundesrepu-
sen ganzen Jahren fast in jeder einzelnen Frage blik wahrgenommen haben.
lernen müssen, wie stark wir gerade mit dieser
Auseinandersetzung und den dadurch hervorgeru- (Beifall.)
fenen Weltverhältnissen in Verbindung gestanden Unsere Gedanken beim Schluß der letzten Sit-
haben. Ich halte es für meine Pflicht, in diesem zung des ersten Deutschen Bundestages gelten allen
Augenblick, gerade nachdem dieser Waffenstill- Deutschen, insbesondere denen, die in Not und
stand abgeschlossen ist, in Ehrfurcht der Opfer zu Unterdrückung leben. Ich hoffe, daß der zweite
gedenken, Deutsche Bundestag, wenn er seine Arbeit beginnt
(die Abgeordneten erheben sich) und tut, den Tag mit herbeiführen kann, daß er,
wenn er seine Arbeit abschließt, nicht mehr von
die das koreanische Volk hat bringen müssen, und einem geteilten Deutschland, sondern von einem
der Toten vieler, vieler Nationen, die in diesen einigen und freien Deutschland sprechen kann.
bitteren Kämpfen ihr Leben gelassen haben. Ich
glaube, daß auch dieses Bezeugen unseres Mitge- (Lebhafter Beifall.)
fühls ein Ausdruck der Tatsache ist, daß wir uns Ich danke Ihnen allen für Ihre Mitarbeit, insbe-
nicht isoliert, sondern in einer inneren Verbindung sondere denen, die in den Ausschüssen dieses Bun-
mit den in Freiheit lebenden Völkern dieser Erde destags in besonderer Weise beansprucht gewesen
wissen. Ich danke Ihnen. sind. Ich hoffe, daß wir in diesen Wochen vor der
Wahl von dem, was wir gemeinsam getan haben,
Am Ende dessen, was ich zu sagen habe, meine etwas bewähren können, und ich wünsche dem
Damen und Herren, und am Ende dessen, was wir, zweiten Deutschen Bundestag, daß er seine Arbeit
glaube ich, in diesem Augenblick zu bedenken für Deutschland erfolgreich und in Segen tun kann.
haben, steht aber unser eigenes Volk und Land.
Wir haben die Grundlage für die Bundesrepublik Ich schließe die 282. Sitzung des Deutschen Bun-
Deutschland legen müssen. Wir haben unsere Ar- destags.
beit — und ich meine, das für alle Mitglieder die- (Lebhafter Beifall.)
ses Hauses sagen zu müssen und zu dürfen — ver-
standen als eine Verantwortung für ganz Deutsch- (Schluß der Sitzung: 12 Uhr 46 Minuten.)
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14279

Anlage zum Stenographischen Bericht der 282. Sitzung

Schriftliche Erklärung
des Abgeordneten Renner (KPD)
gemäß § 59 der Geschäftsordnung
zur Abstimmung
über den Entwurf eines

Sozialgerichtsgesetzes

Die Bundestagsfraktion der Kommunistischen 5. die Kläger das Recht erhalten, auf Kosten des
Partei Deutschlands hat anläßlich der ersten und Fiskus oder der Versicherungsträger sich fach-
zweiten Beratung durch die von ihr gestellten An- ärztliche Gegengutachten zu beschaffen,
träge eine grundsätzliche Änderung des Gesetzent- 6. die Möglichkeit des Anrufens der höchsten
wurfs im Sinne einer Angleichung der Sozial- Spruchinstanzen in jedem Streitfall gegeben
gerichtsbarkeit an die vor 1933 bestehende Rege- wird.
lung angestrebt. Alle unsere damaligen Anträge
wurden vom Bundestag gegen unsere Stimmen ab- Der Vermittlungsausschuß hat dem vom Bundes-
gelehnt. tag beschlossenen Gesetz im wesentlichen zuge-
stimmt. Die vom Vermittlungsausschuß beschlossene
Unterstellung der Streitigkeiten in Angelegenheiten
Wir haben — ich erwähne nur die wesentlichsten des Gesetzes über die Beschäftigung Schwerbeschä-
Forderungen — verlangt, daß digter sowie der Streitigkeiten in Angelegenheiten
der §§ 25 bis 27 (Soziale Fürsorge) des Bundesver-
1. als hauptamtliche Richter in den verschiedenen sorgungsgesetzes unter die Zuständigkeit der So-
Spruchinstanzen sachkundige Personen, die nicht zialgerichte, die unstreitig eine Verbesserung
Berufsrichter zu sein brauchen, eingesetzt wer- des ursprünglichen Gesetzes bedeutete, ist nun
den sollen, die auf Grund ihrer Tätigkeit in den durch die Erklärung des Herrn Abgeordneten Horn
Gewerkschaften oder in den Organisationen der (CDU), seine Fraktion werde der Einbeziehung der
Sozialberechtigten ausreichende Sachkenntnis §§ 25 bis 27 des Bundesversorgungsgesetzes in die
im Sozialrecht 'besitzen, Sozialgerichtsbarkeit nicht zustimmen, und durch
2. in den verschiedenen Spruchinstanzen die Ver- die Haltung der Koalitionsparteien bei der Ab-
treter der Versicherungsträger bzw. des Fiskus stimmung beseitigt worden.
zahlenmäßig gleich stark sein sollen wie die Diese Entscheidung der Koalitionsparteien ist un-
Vertreter der Versicherten bzw. der Renten- verantwortlich. Sie macht es uns unmöglich, dem
und Leistungsberechtigten, Vorschlag des Vermittlungsausschusses zuzustim-
men. Das Gesetz in seiner jetzt beschlossenen Form
3. das Verfahren vor den Spruchinstanzen kosten- ist wesentlich rückständiger, als die Regelung vor
frei sein muß; 1933 es war. Es bietet den Sozialrentnern und den
4. die Kläger berechtigt sind, sich in allen Spruch- Kriegsopfern keinerlei Sicherung gegen Entrechtung
instanzen durch sachkundige Personen aus den und gegen Rentenraub.
Gewerkschaften und den Organisationen der
Arbeitsinvaliden und der Kriegsopfer vertreten Köln, den 29. Juli 1953
zu lassen, Renner
14280 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953

Namentliche Abstimmungen
1. über den Einspruch des Bundesrats zum Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des
Gesetzes über die Landeszentralbanken (Nr. 4660 der Drucksachen)

2. Schlußabstimmung über den Entwurf cines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Ersten
Wohnungsbaugesetzes (Nrn. 4593, 3676, 3946, 4061 der Drucksachen)

Abstimmung Abstimmung
Name Name
1. 2. 1. 2.

CDU/CSU
Dr. Adenauer Ja Ja Hilbert Ja Ja
Albers Ja Nein Höfler Ja Ja
Arndgen Ja Ja Hohl Ja Ja
Dr. Bartram (Schleswig- Hoogen Ja Ja
Holstein) entschuld. entschuld. Hoppe Ja Ja
Bauereisen Ja Ja Dr. Horlacher • Ja Ja
Bauknecht Ja Ja Horn Ja Ja
Dr. Baur (Württemberg) Ja Ja Huth Ja Ja
Bausch Ja Ja Dr. Jaeger (Bayern) . . Ja Ja
Becker (Pirmasens) . . . . Ja Ja Junglas Ja Ja
Blank (Dortmund) . . . . — — Kahn Ja Ja
Frau Brauksiepe . . . . Ja Ja Kaiser Ja Ja
Dr. von Brentano Ja Ja Karpf Nein Ja
Brese Ja Ja Dr. Kather Ja Ja
Frau Dr. Brökelschen . . . Ja Ja Kemmer Ja Ja
1 Dr. Brönner Ja Ja Kemper Ja Ja
Brookmann Ja Ja Kern Ja Ja
Dr. Bucerius Ja Ja Kiesinger Ja Ja
Frau Dietz . . . . . . . Ja Ja Dr. Kleindinst Nein Ja
Donhauser Nein Ja Dr. Köhler Ja Ja
Dr. Dresbach Ja Ja Dr. Kopf krank krank
Eckstein Ja Ja Kühling Ja Ja
Dr. Edert Ja Ja Kuntscher Ja Ja
D. Dr. Ehlers Ja Ja Kunze Ja Ja
Ehren Ja Ja Dr. Laforet krank krank
Eplée Ja Ja Dr. Dr. h. c. Lehr Ja Ja
Dr. Erhard — — Leibfried Ja Ja
Etzenbach Ja Ja Lenz Ja Ja
Even Ja Ja Leonhard Ja Ja
Feldmann Ja Ja Lücke Ja Ja
Dr. Fink Ja Ja Majonica Ja Ja
Dr. Frey Ja Ja Massoth Ja Ja
Fuchs Ja Ja Mayer (Rheinland-Pfalz) Ja Ja
Dr. Freiherr von Fürsten- Mehs Ja Ja
berg Nein Ja Mensing Ja Ja
Fürst Fugger von Glött . Nein Ja Morgenthaler Ja Ja
Funk Ja Ja Muckermann Ja Ja
Gengler Ja Ja Mühlenberg Ja Ja
Gerns Ja Ja Dr. Dr. Müller (Bonn) . . Ja Ja
D. Dr. Gerstenmaier . . . Ja Ja Müller-Hermann . . . Ja Ja
Gibbert Ja Ja Naegel Ja Ja
Giencke Ja Ja Neber Ja Ja
Dr. Glasmeyer Ja Ja Nellen Ja Ja
Glüsing Ja Ja Neuburger Ja Ja
Gockeln — — Nickl Ja Nein
Dr. Götz Ja Ja Frau Niggemeyer . . . Ja Ja
Frau Dr. Gröwel Ja Ja Dr. Niklas — —
Günther Ja Ja Dr. Oesterle Nein Ja
Dr. Handschumacher . . . entschuld. entschuld. Oetzel Ja Ja
Frau Heiler Ja Ja Dr. Orth Ja Ja
Heix Ja Ja Pelster Ja Ja
Dr. Henle krank krank Pfender Ja Ja
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14281

Abstimmung Abstimmung
Name 1. 2. Name
1. 2.

Dr. Pferdmenges Ja Ja Cramer . . . . . . . Ja Nein


Frau Dr. Probst . . . . Ja Ja Dannebom . . . . . . Ja Nein
Dr. Pünder . . . . . . Ja Ja Diel . . . . . . . . Ja Nein
Raestrup . . . . . . Ja Ja Frau Döhring . . . . . Ja Nein
Rahn . . . . . . . . Nein Ja Eichler . . . . . . . Ja Nein
Frau Dr. Rehling . . . Ja Ja Ekstrand . . . . . . Ja Nein
Frau Rösch . . . . . . Ja Ja Erler . . . . . . . . Ja Nein
Rümmele . . . . . . Ja Ja Faller . . . • • • • Ja Nein
Sabel . . . Ja Ja Franke Ja Nein
Schäffer Ja Ja Freidhof . Ja Nein
Scharnberg . . . . . . Ja Ja Freitag . . . . . . . Ja Nein
Dr. Schatz . . . . . . Nein Ja Geritzmann . . . . . Ja Nein
Schill Ja Ja Gleisner Ja Nein
Schmitt (Mainz) . . entschuld. entschuld. Görlinger . . . . . . — —
Schmitz . . . . . . . Ja Ja Graf . . . . . . . . Ja Nein
Schmücker . . . . . . Ja Ja Dr. Greve . . . . . . Ja Nein
Dr. Schröder (Düsseldorf) Ja Ja Dr. Gülich . . . . . . Ja Nein
Schüttler . . . . . . Ja Ja Happe . . . . . . . Ja Nein
Schütz . . . . . . . Ja Ja Heiland . . . . . . . Ja Nein
Schuler . . . . . . . Ja Ja Heinen . Ja Nein
Schulze-Pellengahr . . Ja Ja Hennig . . . . . . . Ja Nein
Dr. Semler . . . . — — Henßler . . . . . . . — —
Dr. Serres . . . . . . Ja Ja Herrmann . . . . . . Ja Nein
Siebel . . . . . . . Ja Ja Hoecker Ja Nein
Dr. Solleder . . . . Nein Ja Höhne . . . . . . . Ja Nein
Spies . .. . . . . . . Nein Ja Frau Dr. Hubert . . . Ja Nein
Graf von Spreti . . . Ja enthalten Imig entschuld. entschuld.
Stauch Ja Ja Jacobi . . . . . . . Ja Nein
Frau Dr. Steinbiß . . Ja Ja Jacobs . . . . . . . Ja Nein
Storch Ja Ja Jahn . . . . . . . . Ja Nein
Strauß Ja Ja Kalbfell . . . . . . krank krank
) Struve Ja Ja Kalbitzer Ja Nein
Stücklen Ja Ja Frau Keilhack . . . Ja Nein
Dr. Vogel Ja Ja Keuning Ja Nein
Wacker Ja Ja Kinat Ja Nein
Wackerzapp . . . • Ja Ja Frau Kipp-Kaule . . . Ja Nein
Dr. Wahl Ja Ja Dr. Koch krank krank
Frau Dr. Weber (Essen) . Nein Ja Frau Korspeter . . . . Ja Nein
Dr. Weber (Koblenz) . . Ja Ja Frau Krahnstöver . . . Ja Nein
Dr. Weiß krank krank Dr. Kreyssig Ja Nein
Winkelheide . . . . Ja Ja Kriedemann Ja Nein
Wittmann Ja Ja Kurlbaum Ja Nein
Dr. Wuermeling . . Ja Ja Lange Ja Nein
Lausen entschuld. entschuld.
SPD Frau Lockmann . . Ja Nein
Frau Albertz Ja Nein Ludwig Ja Nein
Frau Albrecht Ja Nein Dr. Luetkens . . . . . Ja Nein
Altmaier Ja Nein Maier (Freiburg) . . . Ja Nein
Frau Ansorge Ja Nein Marx Ja Nein
Dr. Arndt Ja Nein Matzner Ja Nein
Arnholz Ja Nein Meitmann Ja Nein
Dr. Baade Ja Nein Mellies Ja Nein
Dr. Bärsch Ja Nein Dr. Menzel Ja Nein
Baur (Augsburg) . . . Ja Nein Merten Ja Nein
Bazille Ja Nein Mertins Ja Nein
Behrisch Ja Nein Meyer (Hagen) . . . . Ja Nein
Bergmann Ja Nein Meyer (Bremen) . . . . Ja Nein
Dr. Bergstraeßer . . Ja Nein Frau Meyer-Laule . . Ja Nein
Berlin Ja Nein Mißmahl Ja Nein
Bettgenhäuser Ja Nein Dr. Mommer Ja Nein
Bielig Ja Nein Moosdorf Ja Nein
Birkelbach Ja Nein Dr. Mücke Ja Nein
Blachstein Ja Nein Müller (Hessen) . Ja Nein
Dr. Bleiß Ja Nein Müller (Worms) . . . Ja Nein
Frau Nadig Ja Nein
Dr. Brill Ja Nein Nowack (Harburg) . . Ja Nein
Bromme Ja Nein Odenthal krank krank
Brünen Ja Nein Ohlig Ja Nein
14282 Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953

Abstimmung Abstimmung
Name 1. 2. Name 1. 2.

Ollenhauer Ja Nein Dr. Leuze Ja Ja


Paul (Württemberg) . . . Ja Nein Dr. Luchtenberg Ja Ja
Peters Ja Nein Margulies entschuld. entschuld.
Pohle Ja Nein Mauk Ja Ja
Dr. Preller Ja Nein Dr. Mende Ja Ja
Priebe Ja Nein Dr. Miessner Ja Ja
Reitzner Ja Nein Neumayer Ja Ja
Richter (Frankfurt) . . . Ja Nein Dr. Dr. Nöll von der Nahmer Ja Ja
Ritzel Ja Nein Onnen Ja Ja
Ruhnke Ja Nein Dr. Pfleiderer Ja Ja
Runge Ja Nein Dr. Preiß Ja Ja
Sander Ja Nein Dr. Preusker Ja Ja
Sassnick Ja Nein Rademacher Ja Ja
Frau Schanzenbach . . . . Ja Nein Rath Ja Ja
Dr. Schmid (Tübingen) . . . Ja Nein Revenstorff Ja Ja
Dr. Schmidt (Niedersachsen) Ja Nein Dr. Schäfer Ja Ja
Dr. Schöne Ja Nein Dr. Schneider Ja Ja
Schoettle Ja Nein Stahl Ja Ja
Segitz Ja Nein Stegner Ja Ja
Seuffert Ja Nein Dr. Trischler Ja Ja
Stech Ja Nein de Vries Ja Ja
Steinhörster Ja Nein Dr. Wellhausen Ja Ja
Stierle Ja Nein Wirths Ja Ja
Striebeck Ja Nein
Frau Strobel Ja Nein
Temmen Ja Nein
Tenhagen DP
Ja Nein
Troppenz Ja Nein Ahrens Ja Ja
Dr. Veit Ja Nein Eickhoff Ja Ja
Wagner • _ Ja Nein Ewers Ja Ja
Wehner Ja Nein Farke Ja Ja
Wehr Ja Nein Dr. Fricke Ja Ja
Weinhold Ja Nein Hellwege Ja Ja
Welke Ja Nein Jaffé Ja Ja
Weltner Ja Nein Frau Kalinke Ja Ja
Dr. Wenzel Ja Nein Kuhlemann Ja Ja
Winter Ja Nein Löfflad Ja Ja
Wönner Ja Nein Matthes Ja Ja
Zühlke Ja Nein Dr. von Merkatz Ja Ja
Schuster Ja Ja
FDP Dr. Seebohm — —
Tobaben Ja Ja
Dr. Atzenroth Ja Ja Walter Ja Ja
Dr. Becker (Hersfeld) . . . Ja Ja Wittenburg Ja Ja
Dr. Blank (Oberhausen) . Ja Ja Dr. Woltje Ja Ja
Blücher Ja Ja Dr. Zawadil Ja Ja
Dannemann Ja Ja
Dr. Dehler Ja Ja
Dirscherl Nein Ja
Eberhard Ja Ja FU
Euler Ja Ja
Fassbender Ja Ja Freiherr von Aretin . . . . Nein Ja
Dr. Friedrich Ja enthalten Dr. Bertram (Soest) . . . . entschuld. entschuld.
Frühwald Ja Ja Dr. Besold Nein Ja
Funcke Ja Ja Dr. Decker Nein Ja
Gaul Ja Ja Determann Ja Ja
Dr. von Golitschek Ja Ja Eichner Nein Ja
Grundmann Ja Ja Hoffmann (Lindlar) . . . Ja Ja
Hagge Ja Ja Lampl Nein Ja
Dr. Hammer Ja Ja Maerkl Nein Ja
Dr. Hasemann Ja Ja Mayerhofer Nein Ja
Dr. Hoffmann (Lübeck) . . Ja Ja Dr. Meitinger Nein Ja
Dr. Hoffmann (Schönau) . Ja Ja Pannenbecker krank krank
Frau Hütter Ja Ja Parzinger Nein Ja
Frau Dr. Ilk Ja Ja Dr. Reismann Ja Ja
Jaeger (Essen) entschuld. entschuld. Ribbeheger Nein Ja
Juncker Ja Ja Volkholz Nein Ja
Dr. Kneipp Ja Ja Wartner Ja Ja
Kühn Ja Ja Willenberg Ja Ja
Deutscher Bundestag — 282. Sitzung. Köln, Mittwoch, den 29. Juli 1953 14283

Abstimmung Abstimmung
Name Name
1. 2. 1. 2.

KPD
Fraktionsios
Agatz enthalten Nein
Fisch krank krank Frau Arnold Ja Ja
Gundelach enthalten Nein Aumer Nein Ja
Harig enthalten Nein Bahlburg Ja Ja
Kohl (Stuttgart) enthalten Nein Frau Bieganowski . . Ja Nein
Müller (Frankfurt) enthalten Nein Bodensteiner Ja Ja
Niebergall enthalten Nein Clausen enthalten Nein
Niebes enthalten Nein Dr. Etzel (Bamberg) . . Ja Ja
Paul (Düsseldorf) . . . . enthalten Nein Freudenberg entschuld. entschuld.
Reimann krank krank Frählich Ja Nein
Renner enthalten Nein Frommhold . . . . Ja enthalten
Rische enthalten Nein Frau Jaeger (Hannover) . Ja enthalten
Frau Strohbach krank krank Dr. Keller . . . . . . entschuld. entschuld.
Frau Thiele enthalten Nein Dr. Leuchtgens Ja Ja
Müller (Hannover) . . . — —
Gruppe WAV Dr. Ott . . . . . . . Ja Nein
Goetzendorff Ja Nein Schmidt (Bayern) . . Ja Ja
Hedler Ja Nein von Thadden Ja enthalten
Langer . . . . . . . — — Tichi . . .. . • . • krank krank
Loritz . . . . . . entschuld. entschuld. Wallner Ja Ja
Reindl Ja Nein Frau Wessel Ja Ja

Zusammenstellung der Abstimmungen


Abstimmung
1. 2.

Abgegebene Stimmen . . 368 368


Davon:
Ja 332 220
Nein 24 143
Stimmenthaltung . . . 12 5
Zusammen wie oben . . . 368 368

Berliner Abgeordnete
Abstimmung Abstimmung
Name Name
1. 2. 1. 2

CDU/CSU Neumann . . Ja Nein


Dr. Schellenberg . . . Ja Nein
Dr. Friedensburg . . . . Ja Ja Frau Schroeder (Berlin) . Ja Nein
Dr. Krone Ja Ja
Lemmer entschuld. entschuld. Schröter (Berlin) . . . . entschuld. entschuld.
Frau Dr. Maxsein . . . . Ja Frau Wolff Ja Nein
Ja
Dr. Tillmanns Ja Ja
FDP
SPD Dr. Henn Ja Ja
Brandt Ja Nein Hübner Ja Ja
Dr. Königswarter . . . . Ja Nein Frau Dr. Mulert . . . . Ja Ja
Löbe Ja Nein Dr. Reif Ja Ja
Neubauer Ja Nein Dr. Will Ja Ja
Zusammenstellung der Abstimmungen der Berliner Abgeordneten
Abstimmung
1. 2.

Abgegebene Stimmen . . 17 17
Davon:
Ja 17 9
Nein — 8
Stimmenthaltung . . . — —
Zusammen wie oben . . . . 17 17
Stenographische Berichte des Deutschen Bundestages — I. Wahlperiode 1949 14285

Anlage zu Band 17

Amtliche Mitteilungen
(Umdruck Nr. 1077)

1. Der Bundesrat hat in seiner 114. Sitzung vom wortet. Sein Schreiben ist als Drucksache Nr.
31. Juli 1953 den nachfolgenden Gesetzen zuge- 4674 verteilt.
stimmt bzw. einen Antrag nach Art. 77 Abs. 2
des Grundgesetzes nicht gestellt. 4. Der Herr Bundesminister der Finanzen hat unter
dem 15. 8. 1953 die Kleine Anfrage Nr. 347 der
Gesetz zum Ausgleich der von den Trägern der Fraktion der SPD betreffend Truppenübungsplatz
gesetzlichen Rentenversicherungen für das Wollseifen — Nr. 4463 der Drucksachen — be-
Rechnungsjahr 1952 zu tragenden Mehrauf- antwortet. Sein Schreiben ist als Drucksache Nr.
wendungen für Rentenzulagen; 4678 verteilt.
Gesetz zur Ergänzung des Ersten Überlei- 5. Der Herr Bundesminister der Justiz hat unter
tungsgesetzes; dem 18. 8. 1953 die Kleine Anfrage Nr. 355 der
Abgeordneten Seuffert und Genossen betreffend
Gesetz über die Deckung der Rentenzulagen strafrechtliche Klärung von Fällen aus dem Be-
nach dem Rentenzulagengesetz für das Rech- richt des Untersuchungsausschusses (44. Aus-
nungsjahr 1953; schuß) — Nr. 4676 der Drucksachen — beantwor-
Gesetz zur Änderung von Vorschriften des tet. Sein Schreiben ist als Drucksache Nr. 4679
Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes; verteilt.
Arbeitsgerichtsgesetz; 6. Der Herr Bundeskanzler hat unter dem 21. 8. 53
die Kleine Anfrage Nr. 353 der Fraktion der SPD
Gesetz über Fremdrenten der Sozialversiche- betreffend den Informationsdienst des Bundes-
rung an Berechtigte im Bundesgebiet und im presseamtes — Nr. 4672 der Drucksachen — be-
Lande Berlin, über Leistungen der Sozial- antwortet. Sein Schreiben ist als Drucksache Nr.
versicherung an Berechtigte im Ausland so- 4680 verteilt.
wie über freiwillige Sozialversicherung
(Fremdrenten- und Ausiandsrentengesetz); 7. Der Herr Bundesminister für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten hat unter dem 29. 8. 1953
Gesetz über Maßnahmen auf dem Gebiete der die Große Anfrage der Abgeordneten Danne-
Zwangsvollstreckung; mann, Dr. Frey, Tobaben, Lampl, Hoffmann
(Lindlar) und Genossen betreffend Rapsbeimi-
Gesetz über Straffreiheit; schung und Verrechnung — Nr. 4352 der Druck-
Bundesergänzungsgesetz zur Entschädigung für sachen — schriftlich beantwortet. Sein Schreiben
Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung ist als Drucksache Nr. 4681 verteilt.
(BEG); 8.DerHBundsmiterFaznhu
Sozialgerichtsgesetz; dem 31. 7. 1953 zu dem Beschluß des Deutschen
Bundestages vom 28. 4. 1953 betreffend Bereit-
Gesetz zur Änderung und Ergänzung des Er- stellung von 5 Millionen DM aus dem Fonds zur
sten Wohnungsbaugesetzes. Sanierung von Notstandsgebieten des Bundes
2. Der Bundesrat hat ferner in seiner 114. Sitzung 1953 für den Wiederaufbau der Stadt Kiel — Nr.
4212 der Drucksachen — berichtet. Sein Schrei-
vom 31. Juli 1953 beschlossen, die Geschäftsord-
nung des Bundesrates gemäß Art. 52 Abs. 3 Satz 2 ben ist als Drucksache Nr. 4677 verteilt.
des Grundgesetzes in der Fassung der Bekannt- 9. Der Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der
machung vom 8. 11. 1950 (Bundesgesetzbl. S. 768) Verhältnisse auf dem Gebiete des Kraftstoffver-
zu ändern. Der neue Wortlaut liegt im Archiv triebs (41. Ausschuß) hat unter dem 29. Juli 1953
zur Kenntnisnahme aus. über das Ergebnis seiner Untersuchungen einen
Bericht vorgelegt, der als Drucksache Nr. 4675
3. Der Herr Bundesminister des Innern hat unter
verteilt ist.
dem 31. Juli 1953 die Kleine Anfrage Nr. 348 der
Fraktion der SPD betreffend außerordentliche
Beihilfe — Nr. 4476 der Drucksachen — beant- Bonn, den 5. September 1953

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