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Deutscher Bundestag
Stenografischer Bericht
185. Sitzung
Inhalt:
(A) (C)
Redetext
185. Sitzung
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- (Zurufe von der SPD)
neten der FDP) – Liebe Kolleginnen und Kollegen, heute ist ein wichti-
ger, ein entscheidender Tag in der Geschichte der Bun-
Ich sage das als Vorsitzende einer großen Volkspartei,
desrepublik Deutschland und in der Geschichte der So-
die weiß, dass alle Volksparteien – CDU, CSU und SPD –
zialdemokratie.
am Anfang des 21. Jahrhunderts angesichts der Heraus-
forderungen der Globalisierung aufs Äußerste gefor- (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Aber
dert sind. Es geht um nicht mehr und nicht weniger, als Ehrlichkeit täte auch ganz gut!)
unter völlig veränderten Bedingungen in Zeiten völlig
Das sollte für Sie Anlass sein, zuzuhören. Das ist das
neuer internationaler Herausforderungen unsere Werte
Mindeste, was man von einer stolzen Volkspartei erwar-
– das sind die soziale Marktwirtschaft und die Demokra-
ten darf.
tie – behaupten zu können.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP –
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
Klaus Uwe Benneter [SPD]: Sie müssen nur
neten der FDP) bei der Wahrheit bleiben!)
Ob wir diese Aufgabe meistern, ist von allergrößter Ihr eigener Finanzminister – wir haben uns das doch
– ich sage: von entscheidender – Bedeutung für die nicht ausgedacht – hat uns einen ausgeglichenen Haus-
Frage, wie es mit Deutschland und dem Wohlstand die- halt für 2006 in Aussicht gestellt. Tatsache ist, dass wir
ses Landes weitergeht. Genau aus diesem Grunde ver- ein strukturelles Defizit in Höhe von 40 bis 50 Milliar-
trägt dieses Land keinen Zickzackkurs, wie Sie ihn im- den Euro in diesem Haushalt haben. Das ist die Hinter-
mer wieder einschlagen mussten: einen Schritt vor, zwei lassenschaft dieser Bundesregierung.
zurück, einen nach rechts, zwei nach links. Genau dies,
was uns das Tempo genommen und den roten Faden, die (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17471
Dr. Angela Merkel
(A) Ein Blick in den Armutsbericht zeigt: Die Kluft zwi- Dieses Land kann sich kein verlorenes Jahr, keine verlo- (C)
schen Arm und Reich ist größer geworden. Der Mittel- renen Tage mehr leisten. Wir brauchen endlich wieder
schicht in diesem Land geht es schlechter. Das Klima ist eine Politik, die auf die Kraft der Menschen baut und sie
sozial kälter. ernst nimmt; denn es besteht doch kein Zweifel, dass es
ein großes Potenzial an Begabungen gibt, die sich entfal-
(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Sie sind schon ten wollen, dass es starke Kräfte in diesem Land gibt, die
wieder beim Miesmachen!) wir mobilisieren können, dass es so viel gesunden Men-
Ursache dafür ist, dass Ihre Politik Stückwerk war. Ein- schenverstand gibt, der mit den Realitäten umgehen
mal haben Sie einen richtigen Schritt gemacht, oft aber kann. Genau das heißt, die Prioritäten richtig zu setzen.
viele falsche Schritte. Das war keine Politik aus einem Deshalb werden wir den Menschen sagen: Wir brau-
Guss. chen eine Politik, bei der Arbeit unbedingte Vorfahrt
hat.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
Deshalb lautet das Fazit: Noch nie hat eine Regierung
durch ständiges Nachbessern, ohne etwas besser zu ma- Arbeit ist Teilhabe an unserem gesellschaftlichen Leben.
chen, durch ständige Ankündigungen und Aufkündigun- Deshalb muss Arbeit Vorfahrt haben.
gen, durch Kommissionen anstelle von Entscheidungen Angesichts der begrenzten Möglichkeiten, die wir ha-
das Vertrauen so verspielt wie diese Bundesregierung. ben, brauchen wir eine Politik, die sagt: Zukunft für un-
sere Kinder und Familien, damit dieses Land eine gute
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
Zukunft hat. Das sind die beiden Schwerpunkte unserer
Das ist deshalb so dramatisch, weil Vertrauen so et- Arbeit.
was wie der Schmierstoff unserer Demokratie ist. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
(Lachen bei der SPD – Wilhelm Schmidt neten der FDP)
[Salzgitter] [SPD]: Warum halten Sie eine sol- Genau dazu werden wir unsere Programmpunkte vor-
che Rede? – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Wir stellen. Am 11. Juli werden wir wissen – auch Sie wer-
kennen Ihren Schmierstoff! – Weitere Zurufe den es wissen; dann können wir es vergleichen –, wer
von der SPD) den Menschen sagt, was für dieses Land notwendig ist,
wer Vertrauen dadurch gibt, dass er die Realitäten beim
– Wissen Sie, jeder pflegt die Assoziationen, die er hat. Namen nennt, Wege aus den Schwierigkeiten heraus auf-
Jeder pflegt die seinen. zeigt und deutlich macht, wo Licht am Ende des Tunnels
(B) (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) ist. Genau in diesem Sinne wird die bevorstehende Bun- (D)
destagswahl, Herr Bundeskanzler, eine Richtungswahl
Wenn Sie nicht begreifen, dass das Vertrauen der Bür- sein, eine Wahl, bei der es um die Frage geht: Wird die
gerinnen und Bürger durch Ihre Politik in das Machbare Politik weitermachen wie bisher oder wird es eine Poli-
von Politik so weit erschüttert ist, dass wir alle gemein- tik sein, die Deutschland wieder nach vorne bringt? Ich
sam – das sage ich in totalem Ernst – sage Ihnen, dass wir eine Politik machen werden, mit der
wir die soziale Marktwirtschaft so erneuern wollen, dass
(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) (Franz Müntefering [SPD]: Nichts übrig
bleibt!)
vor der Aufgabe stehen werden, in dem auf uns wahr-
scheinlich zukommenden Wahlkampf wir Chancen für die Zukunft dieses Landes schaffen.
CDU und CSU wissen: Ein Weiter-so kann es nicht ge-
(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Frau ben. Ein Weiter-so wird Deutschland und damit auch Eu-
Merkel, Frau Merkel!) ropa in den Stillstand führen. Wir wissen, dass das nicht
geschehen darf.
populistischste Argumente jeder Art abwehren zu müs-
sen, kann ich nur sagen: Begreifen Sie es als gemein- Ich stimme Ihnen insoweit zu: Wir brauchen eine
same Aufgabe, neue Mehrheit. In den unionsregierten Bundesländern
haben wir die Mehrheit für die notwendigen Veränderun-
(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie!) gen in Deutschland. Wir können voller Stolz sagen: Wo
die Union regiert, geht es den Menschen in Deutschland
dafür zu sorgen, dass Politik wieder Vertrauen herstellt!
besser.
Das kann nicht eine Partei schaffen, das ist unsere ge-
meinsame Aufgabe in diesem Hause. (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD
und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
(Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der
FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Im Bundesrat haben wir also schon eine Mehrheit für
Das ist die Sache mit den Brandstiftern!) einen Neuanfang unseres Landes. Unser Land braucht
aber auch endlich eine Mehrheit für einen Neuanfang im
Wir werden uns genau dieser Aufgabe stellen. Wir Deutschen Bundestag, damit wir mit klaren Verhältnissen
werden den Menschen sagen, was für das Wohl dieses im Bundestag und im Bundesrat durchregieren können.
Landes notwendig ist.
(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salz-
(Zuruf von der SPD: Warten wir einmal ab!) gitter] [SPD]: Durchregieren? So ist es!)
17472 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005
Präsident Wolfgang Thierse: Wir konnten dem alles in allem nicht widersprechen;
Stichwort Agenda 2010, Stichwort Hartz. Wir sind aber
Ich erteile das Wort Kollegen Franz Müntefering,
sicher: Die Reformen sind unverzichtbar. Wir sind auf
SPD-Fraktion.
dem richtigen Weg. Wir wissen, drei Viertel der Bürge-
(Beifall bei der SPD) rinnen und Bürger wollen Reformen. Wir wissen aber
auch und haben gelernt: Drei Viertel wollen davon per-
Franz Müntefering (SPD): sönlich möglichst nicht negativ betroffen sein. Sollten
wir eine Politik machen, die vordergründig populär ist,
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
oder eine Politik, die für unser Land richtig ist, auch
Herren! Frau Merkel, wenn Sie das Protokoll redigieren,
wenn sie Zeit braucht? Wir haben uns für die richtige
dann passen Sie mindestens an der Stelle auf, wo Sie et-
Politik entschieden. Das bedeutet Kampf um Akzeptanz
was über potenzielle Koalitionspartner gesagt haben.
für eine solche Politik. Was denn sonst?
Stellen Sie das klar! Das vermasselt mir den ganzen
Wahlkampf, wenn nicht klargestellt wird, was Sie dazu Bundeskanzler Gerhard Schröder und wir als Koali-
gesagt haben. tion haben die Erneuerung des Landes begonnen, zum
Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17473
Franz Müntefering
(A) Beispiel bei den sozialen Sicherungssystemen und am doch einmal erlaubt, zu sagen: Ob der Parlamentarische (C)
Arbeitsmarkt. Wir hatten und haben den Mut, etwas zu Rat, als er das Bundesorgan Bundesrat einrichtete, das so
tun, wovor sich Kohl und Merkel in den 90er-Jahren ge- gemeint hat, darf man bezweifeln.
drückt haben. Das ist die Wahrheit.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Vielleicht, Herr Kollege Schulz, könnten Sie auch dazu
einmal das Grundgesetz bemühen und das oberste Ge-
Dies ist heute hier nicht die Stunde der Zwischenbi- richt anrufen. Eine Klärung wäre ganz gut.
lanz, aber sie wird kommen. Dabei sehen CDU/CSU und
FDP nicht gut aus; Sie auch nicht, Frau Merkel. Rot- (Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Grün hat in den Jahren seit 1998 unser Land aus der
Starre der 90er-Jahre herausgeführt. Rot-Grün ist eine Kurzum: Von CDU/CSU und FDP in Bundestag und
gute Zeit für Deutschland. Wir hoffen, wir können sie Bundesrat ist Konstruktives für eine Reformpolitik nicht
fortsetzen. zu erwarten. Sie wollen die Reformkraft unserer Koali-
tion auf dem Weg zur Bundestagswahl 2006 mit Ihrer
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Mehrheit ersticken. Das lässt sich unschwer erkennen.
DIE GRÜNEN)
Für uns als Partei und als Fraktion ergibt sich natür-
Dass es bei der CDU/CSU mit dem Mut zu Reformen lich die Frage nach der Chance, den Reformen neue
inzwischen besser geworden ist, kann man nicht feststel- Kraft zu geben, nicht nur Recht zu haben, sondern auch
len; im Gegenteil. Die Wahl in Nordrhein-Westfalen ha- Recht zu bekommen, die Durchsetzbarkeit von Politik
ben wir auch deshalb verloren, weil die Opposition zu zu stärken. Für uns geht es auch um die Frage, ob es ver-
feige war, sich zu der neuen Arbeitslosenstatistik zu be- meidbar ist, dass mit Wahlniederlagen der SPD, die für
kennen. Wir haben Hunderttausende Erwerbsfähige aus die Politik der Reformen bezahlt, die Merkels und
der Sackgasse der Sozialhilfe herausgeholt, sie an die Westerwelles ihre Politik der sozialen Demontage begin-
Vermittlung herangeführt und sie in die Statistik der Ar- nen können.
beitslosen aufgenommen. Sie werden wieder gezählt und
sie gelten wieder etwas. Das haben Sie von der CDU/ (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Krista
CSU mit uns zusammen beschlossen, aber Sie schieben Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zu-
uns die statistisch dazugekommenen Arbeitslosen zu. rufe von der CDU/CSU: Oh!)
Sie leugnen Ihre Mitverantwortung. Sie sind Schwarz- „Heulen und Zähneklappern“ bei der Steuerreform
fahrer und Trittbrettfahrer. Was denn sonst? haben Sie gefordert, Frau Merkel, ebenso „weit rei-
(B) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ chende Eingriffe“ in die Sozialsysteme, „deutliche Ver- (D)
DIE GRÜNEN) änderungen bei den Flächentarifen“. Die Erhöhung der
Mehrwertsteuer, die Senkung des Spitzensteuersatzes
Sie glauben offensichtlich, das sei raffiniert. Nein, es auf 36 Prozent und die Besteuerung der Nacht-, Feier-
ist nur kleinkariert. Frau Merkel, Sie sind keine Reform- tags- und Sonntagszuschläge, die Sie ankündigen, gehö-
politikerin. Sie sind da nicht besser als Ihr Vorbild ren in diese Linie. Mit Ihnen, Frau Merkel, wird es kalt
Helmut Kohl. in Deutschland.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) DIE GRÜNEN)
Ihre Diener im Vermittlungsausschuss werkeln da
ungeniert vor sich hin. Sie machen das, was Sie vorhin In einer Situation wie dieser, mit einer Mehrheit von
mit „durchregieren“ beschrieben haben. Das war interes- drei Stimmen aufseiten der Koalition im Bundestag und
sant: durchregieren; ein hilfreicher Begriff. mit einer aufziehenden PDS/ML, unbeirrt durchs Feuer
der Reformen zu gehen ist nicht einfach, nicht für die
(Beifall bei Abgeordneten der SPD) Partei, nicht für die Abgeordneten. Dass in dieser Lage
manche von uns dem Bundeskanzler und unserer Politik
Da wurde die Behandlung des Gentechnikgesetzes handfeste Kursänderungen abverlangten, konnte jeder
mal wieder verschoben. Auch das Thema Eigenheimzu- lesen und hören. Ich fand das falsch, aber es war so.
lage wurde – Mittwoch dieser Woche war das – wieder
verschoben; ich glaube, zum siebten Mal. Das Geld Ich habe nach der durch einen Verräter missglückten
brauchen wir dringend für Bildung und Forschung. Die Ministerpräsidentenwahl in Schleswig-Holstein
Wahrheit ist: Die 18:14-Mehrheit im Vermittlungsaus-
schuss nutzen Sie vor allem für eines: verschieben, ver- (Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)
schieben, verschieben, Politik verhindern und verschlep- – das scheint Sie nicht aufzuregen; mich regt das schon
pen. Das ist die Wahrheit. auf, wenn einer so handelt, wie das in Schleswig-Hol-
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ stein passiert ist, nämlich feige bei geheimer Wahl –
DIE GRÜNEN)
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/
Da wir im Augenblick viel über das Grundgesetz und DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Schäuble
über das sprechen, was sich die Väter und Mütter des [CDU/CSU]: Ihr habt doch mal welche ge-
Grundgesetzes dabei gedacht haben, sei an der Stelle kauft!)
17474 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005
Franz Müntefering
(A) und vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen Sorge Sie werden aus Ihrem Höhenrausch der Umfragen, die ja (C)
gehabt um die Handlungsfähigkeit meiner Partei und auch schon zurückgehen, in die Ebene des politischen
Fraktion und damit letztlich der Bundesregierung. Ich Alltags zurückkommen.
habe das dem Bundeskanzler auch gesagt. Es war auch
meine Pflicht, das zu sagen. Es sei noch immer gut ge- Dann werden sich die Wählerinnen und Wähler in
gangen, höre ich. Richtig. Aber ich nehme an, das Kind Deutschland fragen, wer Deutschlands Interessen in
muss nicht erst im Brunnen liegen, bevor man den Brun- Europa besser vertreten kann und wer die Statur hat, die-
nen abdeckt. Man muss nicht erst Abstimmungen verlie- ses Europa bauen zu helfen – Gerhard Schröder oder Sie.
ren, bevor man darauf reagiert, dass man Abstimmungen (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
zu verlieren droht bzw. nicht mehr gewinnen kann, und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
dem nur dadurch entgeht, dass man nicht handelt.
Die Wählerinnen und Wähler werden sich fragen, wer
Das Wahlergebnis in Nordrhein-Westfalen war Deutschland aus dem andauernden Irakkrieg herausge-
doch unmissverständlich. Die Frage lag offen zu tage halten hat und wer damals wachsweich gewesen ist.
– sie wurde uns doch auch gestellt –, wie es denn hier in
Berlin weitergehen könnte. Darüber wurde offen speku- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/
liert. Man wird sich erinnern, wenn man will. Deutsch- DIE GRÜNEN)
land darf aber seine Zeit nicht verschlafen. Wir dürfen Die Wählerinnen und Wähler werden Sie fragen, wer so-
nicht über ein Jahr durch das, was unterbleibt, weil es ziale Gerechtigkeit zur Meßlatte seiner Politik macht
aussichtslos ist in dieser Konstellation, oder durch das, und wer mit Herrn Westerwelle als Kompagnon Arbeit-
was im Bundesrat versandet, Stillstand in Deutschland nehmerrechte weitgehend schleifen will.
haben. Wie handelt ein Bundeskanzler verantwortlich in
einer solchen Situation? Doch nicht durch Produktion (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
für den Mülleimer des Bundesrates, doch nicht durch das des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Einfordern von Nibelungentreue der Koalitionsfraktio- Die Wählerinnen und Wähler werden Sie fragen, wer
nen, ohne dafür etwas in Aussicht stellen zu können. den Mut zu Reformen hat, die sozialen Fortschritt er-
Es ist konsequent, in einer Phase, in der die gemein- möglichen, und wer das Soziale in der Marktwirtschaft
same Gewissheit über den richtigen und schwierigen mit seiner Politik torpediert.
Weg brüchig ist, die Klärung zu suchen und sie über die (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
Wählerinnen und Wähler herbeizuführen. Es ist besser des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
für unser Land, jetzt entschlossen die Richtung zu be-
(B) stimmen. Aber das können eben nur die Wählerinnen Die Entscheidung bei der Abstimmung zur Vertrau- (D)
und Wähler. Die allermeisten Wählerinnen und Wähler ensfrage fällt manchen – vielen – Kolleginnen und Kol-
wollen auch die Bundestagsneuwahl, wollen wählen. legen ausgesprochen schwer. Das weiß ich. Ich verstehe
das und habe Respekt davor. Ich selbst enthalte mich der
Niemand wird dem Bundeskanzler bei seiner Vorge- Stimme und bin mir da ganz sicher.
hensweise, bei seiner Entscheidung Vorteilsnahme oder
Eigennutz vorwerfen können. Die Stimmung für die (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)
SPD war am 22. Mai in Deutschland nicht gut, sagen Vielleicht fällt mir das leichter als anderen; denn aus Ge-
wir: eher schlecht. Sie ist auch heute noch nicht gut, son- sprächen mit dem Bundeskanzler weiß ich, dass er selbst
dern eher schlecht. sich die Entscheidung zur Vertrauensfrage mit dem Ziel
(Zuruf von der FDP: Recht so!) der Neuwahlen nicht leicht gemacht hat. Außerdem teile
ich mit ihm die Überzeugung, dass Neuwahlen der best-
– Abwarten. mögliche Weg zur Klärung der politischen Richtung für
Deutschland und zur Legitimation unseres politischen
(Beifall bei Abgeordneten der SPD) Auftrags sind.
Trotzdem streben wir die Bundestagswahl im Herbst Ob sich jemand so oder anders entscheidet, er kann
dieses Jahres an. Wir streben sie an, weil wir ein klares dafür gute Gründe nennen. Wichtig ist, dass wir von-
Mandat für unsere Politik der Reformen wollen. Dafür einander wissen, dass beides respektabel ist, dass wir uns
gibt es Wahlkampf in der Demokratie, dafür gibt es aber einig sind in dem Bewusstsein, dass Gerhard
Wahlen. Dafür werden wir kämpfen. Schröder als Bundeskanzler das Vertrauen der SPD-
(Zustimmung bei Abgeordneten der SPD) Bundestagsfraktion hat und dass wir ihn weiter als Bun-
deskanzler der Bundesrepublik Deutschland haben wol-
Wir wollen einen intensiven Wahlkampf, in dem die len.
Probleme unseres Landes offen und deutlich angespro-
(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/
chen werden, in dem die politischen Konzepte vergli-
CSU: Das versteht kein Mensch! – Weitere
chen werden und in dem die Richtungen geklärt werden.
Zurufe von der CDU/CSU)
Frau Merkel, Sie werden sich nicht verstecken können.
„Rüttgern“ geht in Berlin nicht. – Sie tun so, als ob es hier um Misstrauen ginge. Es
geht heute nicht um Misstrauen.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) (Zurufe von der CDU/CSU: Doch!)
Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17475
Franz Müntefering
(A) – Ach, das ist aber interessant! Dann, liebe Frau Merkel Der Bundeskanzler hat sich – das ist sein gutes Recht (C)
– Sie sind doch jetzt Kanzlerkandidatin –, stellen Sie den – kritisch an die Opposition gewandt. Er setzt sich natür-
Antrag auf ein Misstrauensvotum. Sie werden sehen: Sie lich auch mit dem auseinander, was aus seiner Sicht an
sind in der Minderheit hier in diesem Haus. Das werden den Oppositionsparteien nicht überzeugt. Das ist, wie
Sie ganz deutlich erleben. gesagt, sein gutes Recht. Aber im Kern hat der Kanzler
der Bundesrepublik Deutschland heute gesagt, er
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
– Schröder – sei nicht an der Opposition und auch nicht
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN –
am Bundesrat gescheitert, gescheitert sei er am mangeln-
Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Wird der An-
den Vertrauen und am mangelnden Mut der Eigenen.
trag jetzt wieder zurückgezogen? – Zurufe von
Das ist heute das Entscheidende.
der CDU/CSU)
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)
– Das haben Sie wohl inzwischen aus den Augen verlo-
ren. Wir werden alles dafür tun, dass Sie auch in der Deswegen ist es verfassungsrechtlich eben nicht aus-
nächsten Legislaturperiode in der Minderheit sind. reichend, darauf hinzuweisen, welche Gesetze Sie erlas-
sen haben. Es ist mindestens genauso notwendig, darauf
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
hinzuweisen, was Sie alles nicht tun konnten, weil Ihnen
Ich bin mir unserer Verantwortung bewusst und bin die Eigenen von der Fahne gegangen sind. Ich wieder-
sicher, dass wir, wie auch immer die Einzelnen heute hole: Das ist das Entscheidende.
stimmen werden, miteinander für eine Politik der sozia-
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)
len Demokratie streiten werden. Die SPD wird ge-
braucht, die sozialdemokratische Idee wird gebraucht; Politisch ist die Vertrauensfrage der Bürgerinnen und
denn populistische Illusionen sind so gefährlich, wie so- Bürger an die scheidende Regierung längst beantwortet.
ziale Kälte widerlich. Beide sind im Kern unmoralisch. Die Bürger haben sich – auch darauf haben Sie hinge-
wiesen – bei all den Landtagswahlen entschieden. Es ist
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des
deshalb richtig, dass die Deutschen durch Neuwahlen
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
die demokratische Vertrauensfrage neu beantworten
Herr Bundeskanzler, lieber Gerd, wir stehen mitten in können. Diese Neuwahlen sind kein Coup. Sie sind auch
einer schwierigen Aufgabe für unser Land. Die SPD- keine Flucht nach vorne. Sie als Regierung stehen mit
Fraktion wird alles dafür tun, dass diese Aufgabe dem Rücken zur Wand, weil Sie die Mehrheit der Men-
gelingt – zum Wohle unseres Landes, zum Nutzen der schen nicht mehr hinter sich haben und weil Ihnen jetzt
Menschen, mit Gerhard Schröder als Bundeskanzler. auch noch die eigenen Leute davonlaufen.
(B) Wir haben Vertrauen in Deutschland. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten (D)
(Beifall bei der SPD) der CDU/CSU)
Sie sind auch nicht an der Agenda 2010 gescheitert.
Präsident Wolfgang Thierse: Sie sind nicht am Bundesrat gescheitert. Sie sind nicht
Ich erteile das Wort Kollegen Guido Westerwelle, am Vermittlungsausschuss oder an der Opposition ge-
FDP-Fraktion. scheitert. Gescheitert sind Sie an Ihrer eigenen Mutlosig-
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten keit, Wankelmütigkeit und Ihrer mangelnden Kraft; mit
der CDU/CSU) einer mutigen Politik mehr zustande zu bringen als eine
Schmalspuragenda.
Dr. Guido Westerwelle (FDP): (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- Die Neuwahlen sind aus unserer Sicht verfassungs-
ren! Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundeskanzler, um konform. Sie sind politisch richtig und sie sind die ein-
es vorab zu sagen: Die Freien Demokraten unterstützen zige Chance, den gordischen Knoten, der Deutschland
Neuwahlen. Wir wollen Neuwahlen und wir äußern hier fesselt, zu durchschlagen. Unser Land kann sich diese
ausdrücklich unseren Respekt vor Ihrer Entscheidung, Agonie nicht länger leisten.
mit der Vertrauensfrage den Weg für Neuwahlen freizu-
machen. In Deutschland ist eine politische Lage einge- (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten
treten, in der dieses Parlament die Macht an den Souve- der CDU/CSU)
rän, an das Volk, zurückgeben muss. Das Volk muss neu
Einige meinen, das mangelnde Vertrauen, das Abge-
entscheiden. Deutschland braucht einen neuen Anfang
ordnete der Koalition heute hier zum Ausdruck bringen,
und den gibt es nur mit einer neuen Regierung.
sei vorgetäuscht. Es ist genau umgekehrt: Das Ver-
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) trauen, das einige Abgeordnete der Koalition heute un-
bedingt demonstrieren wollen, ist in Wahrheit fragwür-
Herr Kollege Müntefering, Sie haben sehr ausführlich dig.
zu erklären versucht, warum Sie heute misstrauen, aber
trotzdem vertrauen. Das ist verfassungsrechtlich an dem (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)
vorbeigeredet, was der Herr Bundeskanzler hier gesagt
Dass diejenigen, die schon bei der Schmalspuragenda
hat.
2010 nicht mehr mitmachen wollten, heute nicht schuld
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) sein möchten am Ende von Rot-Grün, ist keine
17476 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005
Präsident Wolfgang Thierse: Das sind die Alternativen, die Sie ihnen vorschlagen.
Ich erteile das Wort Bundesminister Joseph Fischer. Es ist doch völlig klar: Sie wollten Rot-Grün nicht –
und dies nicht nur aus politischen Gründen. Es hat Ihnen
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auch nicht gepasst, dass eine demokratische linke Mehr-
sowie bei Abgeordneten der SPD) heit, die sich auch auf die 68er-Bewegung bezieht, von
den Deutschen gewählt wurde. Das ist doch der ent-
Joseph Fischer, Bundesminister des Auswärtigen: scheidende Punkt.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Meine (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Fraktion, Bündnis 90/Die Grünen, hätte sich gewünscht, und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/
dass die Koalition das Mandat der Wählerinnen und CSU und der FDP)
Wähler, das wir mit der erfolgreichen Bundestagswahl
2002 bekommen haben, im Interesse und zur Erneue- Dieser Unterschied besteht nach wie vor. Darüber wer-
rung unseres Landes voll erfüllen hätte können. den Sie nicht hinwegdiskutieren können.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Diese Koalition hat allen Grund, stolz auf das zu sein,
was wir erreicht haben.
Gleichwohl ist es die Entscheidung des Bundeskanzlers
als Institution und als Person – so ist es in Art. 68 des (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Grundgesetzes vorgesehen; ich füge hinzu, dass dies und bei der SPD)
(B) auch die politische Entscheidung unseres Koalitionspart- Liebe Freundinnen und Freunde, ich sage das bewusst an (D)
ners ist –, die Vertrauensfrage zu stellen, wenn er zu der die Koalition. Diese Koalition war noch nicht gebildet
Überzeugung kommt, dass seine Mehrheit in diesen worden, da wurden wir in das Kanzleramt gerufen – ich
schwierigen Zeiten nicht mehr voll belastbar ist. werde das nie vergessen; Gerhard Schröder war gewählt;
wir hatten vereinbart, dass wir eine rot-grüne Koalition
Die Deutschen wollen jetzt wählen. Deswegen müs-
bilden wollten – und hatten zum ersten Mal seit Grün-
sen sich jetzt alle Entscheidungen darauf konzentrieren,
dung der Bundesrepublik Deutschland über Krieg und
dass es nicht zu einer Hängepartie, sondern zu der von
Frieden zu entscheiden. Das waren Entscheidungen, die
beiden Seiten des Hauses gewollten neuen Legitimie-
uns alles andere als einfach gefallen sind.
rung – wie immer sie auch ausfallen mag – einer Politik
der Erneuerung unseres Landes kommt. Darüber müs- Aber wenn ich zehn Jahre nach den Vorfällen in Sre-
sen wir dann im Wahlkampf politisch streiten. brenica zurückschaue und die Erfahrungen, die wir im
Hinblick auf Mazedonien gemacht haben, betrachte,
Große Worte waren heute zu hören. Von der „Schmal- dann kann ich Ihnen nur sagen: Wir haben die Verant-
spuragenda“ sprach ein Schmalspurpolitiker. wortung, vor die unser Land nach dem Ende des Kalten
(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ Krieges gestellt wurde, nicht nur wahrgenommen, son-
DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der dern im Interesse von Frieden, Freiheit und Men-
SPD – Zuruf von der FDP: Peinlich!) schenrechten auch entsprechend umgesetzt.
– Das gefällt Ihnen nicht. Peinlich ist es, die (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Agenda 2010 angesichts der Widerstände, mit denen wir und bei der SPD)
es bei der Erneuerung unseres Landes zu tun haben, als Das waren schwere Auseinandersetzungen; ich weiß,
Schmalspuragenda zu bezeichnen. wovon ich rede.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Frau Merkel, Sie machen es sich zu einfach. Sie wer-
und bei der SPD) den sich täuschen, wenn Sie meinen: Das interessiert die
Leute nicht. Gegenwärtig kommen Sie mir mit Ihren
Peinlich war Ihre Rede. Sie wollen Vizekanzler und Frau Umfragen wie ein wunderbar anzuschauendes Soufflé
Merkel möchte Kanzlerin werden, ohne auch nur ein im Ofen vor.
Wort zu den zentralen Punkten der Alternativen – um die
geht es ab heute, wenn Sie Ihr Misstrauen ernst neh- (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
men – gesagt zu haben. NEN und bei der SPD)
17478 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Wer etwas anderes meint, stellt die Zukunft der Ar-
und bei der SPD) beitsplätze in diesem Land infrage. Die deutsche Auto-
mobilindustrie kann sich nicht erlauben, zweitklassige
Natürlich wünsche auch ich mir, dass wir die Zusatz- Technologie anzubieten; sonst sind wir weg, wie in der
verdienste anheben können. Aber ob Ihre Vorstellung ei- Photoelektronik, in der Photooptik und in der Unterhal-
ner Lohnsubvention tatsächlich zu einem Abbau der tungselektronik. Wenn die Franzosen den Dieselrußfilter
Zahl von geringfügigen und prekären Beschäftigungs- anbieten und die deutsche Automobilindustrie nicht,
verhältnissen führt oder nicht zu einer gewaltigen Büro- wenn die Japaner das große Geschäft mit Hybridantrieb-
kratie und im Wesentlichen zu Mitnahmeeffekten, wer- autos in den USA machen und genauso viel verkaufen
den wir noch sehr konkret zu diskutieren haben. Ich bin wie Audi an konventionellen Autos, dann sage ich Ih-
der Meinung, dass Sie die Effekte, die Sie damit erzielen nen: Exakt das ist die andere Politik, die Politik, die Sie
werden, im Grunde genommen vergessen können; das wollen, und das gefährdet die Arbeitsplätze in diesem
werden im Wesentlichen Mitnahmeeffekte sein. Dazu Land.
hätten wir heute gerne etwas von Ihnen gehört.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
(Dirk Niebel [FDP]: Es geht hier um die Ver- und bei der SPD)
trauensfrage!)
Nein, meine Damen und Herren, jetzt gilt es, die Un-
Zu Ihrer Bierdeckel-Steuerreform – ich weiß nicht, terschiede herauszuarbeiten. Ich nenne als Stichworte
ob Herr Merz im Raum ist –: Sie sind als Steuersen- die Steuerreform, die Kopfpauschale, die Abschaffung
kungspartei angetreten, und zwar als ganz besondere der gesetzlichen Krankenversicherung. Wir wollen die
Steuersenkungspartei. Jetzt verkünden Sie Steuererhö- Bürgerversicherung. Das Entscheidende ist: Wir wol-
hungen zu Beginn der Steuersenkungen. Diese Form von len erneuerte Sozialsysteme. Aber bei einem gibt es für
17480 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005
Michael Glos
(A) Spitzenkandidat antreten, ist meiner Ansicht nach für die Ich war darauf gespannt, ob Sie, nachdem Sie erklärt ha- (C)
Mehrheit der Deutschen unmöglich. Ich frage Sie: Mit ben, wer alles schuld sei, vielleicht am Schluss ein ganz
wem wollen Sie Ihre Agendapolitik weiter betreiben? kleines Stückchen Schuld bei sich suchen. Das haben Sie
Mit den Damen und Herren auf der Regierungsbank, mit nicht getan. Es war eine selbstgerechte Rede.
den Damen und Herren der Koalition oder mit denen,
die, wie Ihr ehemaliger Freund Lafontaine und Gysi, vor (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU –
der Tür stehen und sich schon jetzt in Destruktivität un- Zurufe von der SPD: Ah!)
serem Land gegenüber überbieten? Sie werden doch Ich kann das verstehen. Es war vielleicht eine Rechtfer-
nicht glauben, dass sich mit den Mehrheiten, die sich da tigungsrede für die Tatsache, dass Sie den Schritt, Neu-
andeuten wollen, eine ordentliche Politik machen lässt. wahlen über Art. 68 des Grundgesetzes anzustreben, ge-
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) tan haben, weil Sie ursprünglich glaubten, Sie könnten
damit Ihre Genossinnen und Genossen, Ihre eigene Par-
Diejenigen, die angetreten sind, das moderne, wirt- tei disziplinieren und ein Stück weit von dem ablenken,
schaftlich blühende, ökologisch orientierte und sozial was in Nordrhein-Westfalen – zu Recht – geschehen ist.
gerechte Deutschland zu schaffen – das sind Sie auf der Das war Ihr Versuch.
Regierungsbank und Sie von den Koalitionsfraktionen –,
stehen heute vor einem gewaltigen Scherbenhaufen der Inzwischen hat dies natürlich eine gewaltige Eigen-
eigenen Politik. dynamik bekommen. Ich befürchte, Sie werden als der-
jenige in die Geschichte der SPD eingehen, der diese
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) große Volkspartei – wie soll ich sagen? – zertrümmert
hat, der den Prozess eingeleitet hat, der diese Volkspartei
All Ihre Ziele sind verfehlt worden: Im Jahresdurch- zerstört.
schnitt sind 5 Millionen Menschen arbeitslos. 1,4 Millio-
nen Arbeitsplätze sind in den letzten vier Jahren verlo- (Widerspruch bei der SPD)
ren gegangen. Die Bundesschulden sind um 180 Mil-
liarden Euro gestiegen. Die Investitionsquote ist von Der heutige im Stehen gespendete Beifall ist doch nur
12,5 Prozent im Jahre 1998 auf unter 9 Prozent in die- noch ein Pfeifen im Walde. Ehrlich gegenüber den Men-
sem Jahr zurückgegangen. schen wäre es, den rückwärts gewandten Herrn Fischer
als Kanzlerkandidaten aufzustellen.
(Dr. h. c. Susanne Kastner [SPD]: Ich würde
an Ihrer Stelle auswandern!) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Allein im Bundeshaushalt sind Zinszahlungen von Herr Präsident, ich sehe, meine Redezeit geht zu
(B) 40 Milliarden Euro ausgewiesen Ende. (D)
(Lothar Mark [SPD]: Bei der CDU/CSU wa- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des
ren es 1998 80 Milliarden DM!) BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
und in der Rentenversicherung gibt es ein gewaltiges – Ich weiß, dass Sie sich darüber freuen. – Da ich das
Defizit. Sie ist nur noch dadurch vor der Illiquidität zu Votum, mit dem Sie Herrn Bundeskanzler Schröder das
bewahren, dass Zahlungen um vier Wochen vorgezogen Misstrauen aussprechen wollen, nicht verzögern möchte,
werden. sage ich nur noch einen Satz: Die rot-grüne Schluss-
bilanz fällt trotz der heutigen Reden verheerend aus. Die
All das spricht doch Bände. Das sind harte Fakten und Neuwahlen eröffnen unserem Land neue Chancen.
Tatsachen. Um diese kommen Sie nicht herum.
Danke schön.
Die Finanzierung der Arbeitslosigkeit überfordert
uns. Wir brauchen wieder Wachstum und Dynamik. Wir (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
brauchen auch wieder die Werte, die hier noch einmal
beschworen und früher von den 68ern in den Schmutz
Präsident Wolfgang Thierse:
gezogen worden sind. Wenn wir in Deutschland nicht
wieder zu unseren Tugenden zurückkehren, die man Ich schließe die Aussprache.
einmal die preußischen Tugenden genannt hat – das sage Wir kommen nun zur Abstimmung – bitte behalten
ich als Bayer –, wie Fleiß, Disziplin, Leistungsbereit- Sie Platz; es dauert noch ein bisschen – über den vom
schaft, Mut, auch Mut zu Wahrheit und Klarheit, Bundeskanzler eingebrachten Antrag nach Art. 68
(Lachen bei der SPD) Abs. 1 des Grundgesetzes, ihm das Vertrauen auszuspre-
chen.
dann werden wir es letztlich nicht schaffen. Wir werden
diesen Weg vorgeben. Ich stelle fest, dass die für die Abstimmung über den
Vertrauensantrag des Bundeskanzlers in Art. 68 Abs. 2
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) des Grundgesetzes vorgeschriebene Frist von 48 Stun-
Herr Bundeskanzler, ich habe Ihrer Rede sehr auf- den eingehalten ist. Der Bundeskanzler hat den Antrag
merksam zugehört. gemäß Art 68 Abs. 1 des Grundgesetzes am 27. Juni
2005 gestellt. Der Antrag ist am selben Tag als
(Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!) Drucksache 15/5825 verteilt worden.
Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17483
Präsident Wolfgang Thierse
(A) Bevor wir zur Abstimmung kommen, teile ich mit, Zwar wird allenthalben die Frage gestellt „Was wäre, (C)
dass schriftliche Erklärungen zur Abstimmung von wenn am nächsten Sonntag Wahl wäre?“, aber am nächs-
151) Abgeordneten vorliegen. ten Sonntag ist nicht Wahl. Wir leben in einer Demokra-
tie und nicht in einer Demoskopie. Sie haben den Satz
Sodann erteile ich dem Kollegen Werner Schulz das
von Einstein an Ihrem Kanzleramt nicht verstanden: Der
Wort zu einer mündlichen Erklärung nach § 31 unserer
Staat ist für die Menschen, nicht die Menschen für den
Geschäftsordnung.
Staat.
Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
NEN): Sie beugen unsere Verfassung, wenn Sie mit Hinweis
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! auf das Grundgesetz ein Referendum über die EU-Ver-
Herr Bundeskanzler, ich werde mich an dieser Abstim- fassung verwehren und im nächsten Moment durch
mung nicht beteiligen. Was hier abläuft, ist ein inszenier- Selbstauflösung des Bundestages eine Volksabstimmung
tes, ein absurdes Geschehen. Die Ereignisse der letzten über die Fortsetzung Ihrer Politik herbeiführen wollen.
Woche und die heutige Debatte haben mich trotz staats- Sie haben geschworen, das Grundgesetz zu wahren und
männischer Rede nicht überzeugt. Hier läuft eine fin- zu verteidigen.
gierte oder, wie die Juristen sagen, eine unechte Vertrau-
ensfrage. Ein paar Schritte vom Kanzleramt entfernt steht an
der Schweizer Botschaft der Einstein-Satz: Echte Demo-
Schon der erste Satz Ihres Antrages, Herr Bundes-
kratie ist doch kein leerer Wahn.
kanzler, ist unwahr. Sie wollen doch gar nicht, dass man
Ihnen das Vertrauen ausspricht. Sie wollen diese Ab- (Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])
stimmung verlieren. Sie suchen einen Grund für Neu-
wahlen und damit das organisierte Misstrauen. Sie selbst Was jetzt passiert, ist aber die Sinnentleerung des
haben verkündet, sich der Stimme zu enthalten. Aber Art. 68. Dass ausgerechnet die alten 68er, so wie sie hier
was ist ein Kanzler, der das Selbstvertrauen verloren versammelt sind,
hat? (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)
der FDP) über einen Missbrauch des Art. 68 ihren Abgang vorbe-
Sie sollten übrigens die Argumentation mit Franz reiten, gehört zu den grotesken Momenten dieses Vor-
Müntefering noch einmal genau abstimmen. Er ist stolz gangs.
(B) auf den Meinungsstreit in der Fraktion, für Sie ist er ein (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und (D)
Anlass zu Misstrauen. Im Übrigen, Franz Müntefering, der FDP)
Ihre Aufforderung an Angela Merkel, hier das kon-
struktive Misstrauensvotum herbeizuführen, und Ihre Dabei haben Sie gerade bei der Vertrauensfrage im Zu-
Aussage, dass wir jederzeit die Kanzlermehrheit haben, sammenhang mit dem Militäreinsatz in Afghanistan ge-
zeigt, wie dieser Artikel moralisch und politisch zu ge-
ist beeindruckend, nicht nur für das Protokoll.
brauchen ist. Sie haben eine eigene Mehrheit
(Beifall der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜND- demonstriert und dafür sogar eine, breite parlamentari-
NIS 90/DIE GRÜNEN] – Beifall bei Abgeord- sche Mehrheit verschmäht. Sie wollten Helmut Kohl
neten der CDU/CSU und der FDP) nicht nachahmen; heute kopieren Sie ihn, wobei der Ver-
gleich mit der damaligen Lage doch etwas schräg ist.
Ich hätte bei so vielen Dialektikern hier im Parlament
nicht geglaubt, dass wir einmal die feinsinnige Dialektik (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
von Bertolt Brecht berühren. Sie wissen, dass er die Re- Mir ist die Demokratie nicht geschenkt worden. Mit
gierung aufgefordert hat, ein anderes Volk zu wählen. einigen anderen musste ich unter gefährlichen Umstän-
Wir werden heute etwas Ähnliches erleben: Nicht die den Demokratie und Freiheit erst erkämpfen. Schon des-
Mehrheit misstraut dem Kanzler, sondern der Kanzler wegen sind mir die Grundregeln der Demokratie, wie
misstraut seiner eigenen Mehrheit. sie in unserem Grundgesetz stehen, ein hoher Wert – ge-
Bis in die gestrigen Abendstunden hatten wir eine sta- rade in einer Zeit, in der wir über den Werteverfall und
bile Mehrheit, die in sieben Jahren nicht ein einziges die Vertrauenskrise der Politik reden. Glauben Sie denn
Mal versagt hat, obwohl sie seit dem 22. Mai vom Kanz- ernsthaft daran, dass Sie nach dieser verschwiemelten
Operation morgen in den Wahlkampf ziehen und über
ler und von Franz Müntefering attackiert wird. Sie su-
Wahrheiten reden können?
chen eine neue Legitimation für Ihre Politik, doch diese
Art von Stimmungsdemokratie sieht unser Grundgesetz (Jörg Tauss [SPD]: Ja!)
nicht vor.
Das ist nicht nur ein Tiefpunkt der demokratischen Kul-
(Beifall der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜND- tur, sondern Sie beschädigen auch das Ansehen des Par-
NIS 90/DIE GRÜNEN] – Beifall bei Abgeord- lamentes und meine und unsere Rechte als Abgeordnete.
neten der CDU/CSU)
(Beifall der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN] – Beifall bei Abgeord-
1) Anlagen 1 und 2 neten der CDU/CSU)
17484 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005
Offenbar wollen Sie das auch – die Flucht aus der Ver- Haben alle anwesenden Abgeordneten ihre Stimme
antwortung. Nur, das ist ein würdeloser Abgang, den wir abgegeben? – Das ist offensichtlich der Fall. Dann
hier erleben. schließe ich die Abstimmung. Das Ergebnis werde ich
Ihnen bekannt geben, sobald die Schriftführerinnen und
Schriftführer es nach Auswertung der Stimmkarten er-
Präsident Wolfgang Thierse: mittelt haben.
Kollege Schulz, Sie müssen zum Ende kommen.
Bis dahin unterbreche ich die Sitzung.
Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (Unterbrechung von 12.01 bis 12.11 Uhr)
NEN):
Ich mache mir Sorgen um unser Land, weil ich finde, Präsident Wolfgang Thierse:
dass auch die Opposition nicht vorbereitet ist und kein
Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.
Konzept hat.
Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schrift-
(Zuruf von der SPD)
führern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstim-
Wenn das, was wir bisher als Vertrauenskrise der Politik mung über den Antrag des Bundeskanzlers gemäß
erlebt haben, nur ein Vorgeschmack ist, – Art. 68 Grundgesetz bekannt. Abgegebene Stimmen
595. Mit Ja haben gestimmt 151, mit Nein haben ge-
stimmt 296, Enthaltungen 148. Der Antrag des Bundes-
Präsident Wolfgang Thierse: kanzlers hat die erforderliche Mehrheit von mindestens
Kollege Schulz! 301 Ja-Stimmen nicht erreicht.
Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17485
Präsident Wolfgang Thierse
(A) Endgültiges Ergebnis Dr. Christine Lucyga Katrin Göring-Eckardt Cajus Julius Caesar (C)
Abgegebene Stimmen: 595; Dirk Manzewski Anja Hajduk Manfred Carstens (Emstek)
davon Tobias Marhold Peter Hettlich Gitta Connemann
Lothar Mark Ulrike Höfken Leo Dautzenberg
ja: 151
Hilde Mattheis Thilo Hoppe Hubert Deittert
nein: 296 Ulrike Merten Michaele Hustedt Roland Dieckmann
enthalten: 148 Angelika Mertens Jutta Krüger-Jacob Alexander Dobrindt
Christian Müller (Zittau) Undine Kurth (Quedlinburg) Vera Dominke
Ja Dr. Rolf Mützenich Markus Kurth Thomas Dörflinger
Dr. Erika Ober Monika Lazar Marie-Luise Dött
SPD Holger Ortel Dr. Reinhard Loske Maria Eichhorn
Dr. Wilhelm Priesmeier Anna Lührmann Rainer Eppelmann
Ingrid Arndt-Brauer Dr. Sascha Raabe Jerzy Montag Anke Eymer (Lübeck)
Doris Barnett Gerold Reichenbach Kerstin Müller (Köln) Georg Fahrenschon
Dr. Hans-Peter Bartels Walter Riester Winfried Nachtwei Ilse Falk
Eckhardt Barthel (Berlin) René Röspel Christa Nickels Dr. Hans Georg Faust
Klaus Barthel (Starnberg) Michael Roth (Heringen) Friedrich Ostendorff Albrecht Feibel
Sören Bartol Gerhard Rübenkönig Krista Sager Enak Ferlemann
Sabine Bätzing Anton Schaaf Christine Scheel Ingrid Fischbach
Uwe Beckmeyer Axel Schäfer (Bochum) Irmingard Schewe-Gerigk Hartwig Fischer (Göttingen)
Hans-Werner Bertl Gudrun Schaich-Walch Albert Schmidt (Ingolstadt) Dirk Fischer (Hamburg)
Petra Bierwirth Bernd Scheelen Petra Selg Axel E. Fischer (Karlsruhe-
Rudolf Bindig Siegfried Scheffler Ursula Sowa Land)
Lothar Binding (Heidelberg) Horst Schild Rainder Steenblock Dr. Maria Flachsbarth
Willi Brase Horst Schmidbauer Silke Stokar von Neuforn Klaus-Peter Flosbach
Bernhard Brinkmann (Nürnberg) Hans-Christian Ströbele Herbert Frankenhauser
(Hildesheim) Silvia Schmidt (Eisleben) Marianne Tritz Dr. Hans-Peter Friedrich
Hans-Günter Bruckmann Dagmar Schmidt (Meschede) Dr. Antje Vogel-Sperl (Hof)
Marco Bülow Heinz Schmitt (Landau) Dr. Antje Vollmer Erich G. Fritz
Dr. Peter Danckert Carsten Schneider Dr. Ludger Volmer Jochen-Konrad Fromme
Peter Dreßen Walter Schöler Josef Philip Winkler
Detlef Dzembritzki Dr. Michael Fuchs
Karsten Schönfeld Margareta Wolf (Frankfurt) Hans-Joachim Fuchtel
Sebastian Edathy Fritz Schösser
Marga Elser Dr. Peter Gauweiler
Wilfried Schreck Nein Dr. Jürgen Gehb
Rainer Fornahl Erika Simm
(B) Hans Forster Norbert Geis (D)
Dr. Margrit Spielmann CDU/CSU Roland Gewalt
Lilo Friedrich (Mettmann) Christoph Strässer
Uwe Göllner Ulrich Adam Eberhard Gienger
Rita Streb-Hesse Georg Girisch
Renate Gradistanac Rüdiger Veit Ilse Aigner
Dieter Grasedieck Peter Altmaier Michael Glos
Jörg Vogelsänger Ralf Göbel
Kerstin Griese Dr. Marlies Volkmer Artur Auernhammer
Gabriele Groneberg Norbert Barthle Dr. Reinhard Göhner
Hedi Wegener Josef Göppel
Klaus Hagemann Gunter Weißgerber Dr. Wolf Bauer
Alfred Hartenbach Günter Baumann Peter Götz
Hildegard Wester Dr. Wolfgang Götzer
Nina Hauer Andrea Wicklein Ernst-Reinhard Beck
Monika Heubaum (Reutlingen) Ute Granold
Engelbert Wistuba Kurt-Dieter Grill
Gisela Hilbrecht Verena Wohlleben Veronika Bellmann
Gabriele Hiller-Ohm Dr. Christoph Bergner Reinhard Grindel
Waltraud Wolff Hermann Gröhe
Gerd Höfer (Wolmirstedt) Otto Bernhardt
Jelena Hoffmann (Chemnitz) Dr. Rolf Bietmann Michael Grosse-Brömer
Uta Zapf Markus Grübel
Iris Hoffmann (Wismar) Manfred Helmut Zöllmer Clemens Binninger
Renate Jäger Renate Blank Manfred Grund
Klaus-Werner Jonas Peter Bleser Karl-Theodor Freiherr von
BÜNDNIS`90/DIE und zu Guttenberg
Hans-Peter Kemper GRÜNEN Antje Blumenthal
Klaus Kirschner Dr. Maria Böhmer Olav Gutting
Dr. Bärbel Kofler Kerstin Andreae Jochen Borchert Holger Haibach
Dr. Heinz Köhler (Coburg) Marieluise Beck (Bremen) Wolfgang Börnsen Gerda Hasselfeldt
Karin Kortmann Volker Beck (Köln) (Bönstrup) Klaus-Jürgen Hedrich
Rolf Kramer Cornelia Behm Wolfgang Bosbach Helmut Heiderich
Ernst Kranz Birgitt Bender Dr. Wolfgang Bötsch Ursula Heinen
Volker Kröning Matthias Berninger Klaus Brähmig Siegfried Helias
Angelika Krüger-Leißner Grietje Bettin Helmut Brandt Uda Carmen Freia Heller
Horst Kubatschka Alexander Bonde Dr. Ralf Brauksiepe Michael Hennrich
Christine Lambrecht Ekin Deligöz Helge Braun Jürgen Herrmann
Christian Lange (Backnang) Dr. Thea Dückert Monika Brüning Bernd Heynemann
Dr. Elke Leonhard Jutta Dümpe-Krüger Georg Brunnhuber Ernst Hinsken
Eckhart Lewering Franziska Eichstädt-Bohlig Verena Butalikakis Peter Hintze
Götz-Peter Lohmann Dr. Uschi Eid Hartmut Büttner Robert Hochbaum
Erika Lotz Hans-Josef Fell (Schönebeck) Klaus Hofbauer
17486 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005
(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP]) Gemäß Art. 39 des Grundgesetzes endet die Wahl-
periode auch bei vorgezogenen Neuwahlen erst mit dem
Ich stelle fest, dass die Vertrauensfrage damit nicht er-
Zusammentritt des neu gewählten Bundestages.
folgreich beantwortet worden ist. Ich werde dem Bun-
despräsidenten unverzüglich das Abstimmungsergebnis Ich berufe daher die nächste Sitzung des Deutschen (D)
(B)
mitteilen. Bundestages auf Mittwoch, den 7. September 2005,
9 Uhr, ein.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung. Die Sitzung ist geschlossen.
(Schluss: 12.12 Uhr)
Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17489
(A) Zwar verstehe ich den Wunsch und die Begründung Abgeordnete der Koalitionsfraktionen im Kontext bishe- (C)
für vorgezogene Neuwahlen, die sich aus der Übermacht riger Haltung zur Politik des Bundeskanzlers konsequen-
der CDU/CSU im Bundesrat und im Vermittlungsaus- terweise die Zustimmung zur Vertrauensfrage versagen
schuss ergibt, halte aber den eingeschlagenen Weg über müssten, kann ich guten Gewissens mein Ja zur Vertrau-
Art. 68 des Grundgesetzes für verfassungsrechtlich pro- ensfrage setzen, ohne Gefahr laufen zu müssen, dass die
blematisch. auch von mir im Interesse Deutschlands für unumgäng-
lich gehaltene Bundestagswahl im Herbst 2005 verhin-
Schon im Herbst 1982 habe ich meine Bedenken ge- dert wird.
gen das Vorgehen des damaligen CDU/CSU-Bundes-
kanzlers Kohl deutlich geäußert und das tolerierende Ur-
teil des Bundesverfassungsgerichts für problematisch Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
gehalten. Diese Skepsis halte ich auch gegenüber dem Erstens. Die Entscheidung des Bundeskanzlers, die Ver-
aktuellen Verfahren aufrecht. trauensfrage zu stellen in der Absicht, den Weg freizu-
machen für Neuwahlen, halte ich politisch für falsch.
Diese Koalition hatte und hat, trotz schlechter Landtags-
Sebastian Edathy (SPD): Bundeskanzler Gerhard wahlergebnisse und trotz mancher interner Schwierig-
Schröder hat gemäß Art. 68 des Grundgesetzes dem keiten im Bundestag, immer ihre notwendige Mehrheit.
Deutschen Bundestag die Vertrauensfrage gestellt.
Zweitens. Wahlniederlagen auf Landesebene delegiti-
Als Abgeordneter des Bundestagswahlkreises mieren eine Koalitionsregierung im Bundestag formal
Nienburg II-Schaumburg (Niedersachsen) stimme ich nicht. Die Koalition hat bis September 2006 ein politi-
mit Ja. sches Mandat und die Verantwortung.
Ich bin 1990 wegen Bundeskanzler Gerhard Schröder, Drittens. Faktisch wurde mit der Ankündigung des
damals Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, Bundeskanzlers die rot-grüne Koalition aufgekündigt.
Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Es wurden Fakten geschaffen, die nicht mehr rückholbar
geworden. Bundeskanzler Gerhard Schröder leitet eine sind. Durch diese mit dem Koalitionspartner nicht abge-
Regierung, die wichtige und notwendige gesellschafts- sprochene einseitige Aufkündigung der gemeinsamen
politische und wirtschaftliche Reformen eingeleitet hat. Regierung sowie durch diverse Äußerungen führender
Er hatte und hat dafür meine ausdrückliche Unterstüt- SPD-Politikerinnen und SPD-Politiker wurde sehr viel
zung. Vertrauen auch bei der Bevölkerung verspielt.
Zahlreiche meiner Kolleginnen und Kollegen aus der Viertens. Inzwischen sind der Trend und der Wunsch
SPD-Bundestagsfraktion haben erklärt, sich bei der Ab- nach Neuwahlen in der Bevölkerung überwältigend ein-
(B) stimmung der Stimme enthalten zu wollen. Dafür habe deutig. Dem will ich nicht im Wege stehen. (D)
ich Respekt.
Fünftens. Ich kann deshalb die Vertrauensfrage nicht
Es ist mir selbst aber unmöglich, die Vertrauensfrage mit Ja beantworten, obwohl ich zu dieser Koalition trotz
des Bundeskanzlers anders als mit einem Ja zu beant- mancher Kritik immer wieder gestanden bin und ent-
worten. sprechend abgestimmt habe.
Sechstens. Ich bin überzeugt, dass eine soziale und
Rainer Fornahl (SPD): Bundeskanzler Gerhard ökologische, am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung
Schröder stellt am 1. Juli 2005 die Vertrauensfrage. Be- orientierte Koalition die derzeit beste Antwort auf die
gründet wird dies mit der bundespolitischen Konstella- großen Herausforderungen dieser Zeit ist.
tion nach den Wahlen zum Landtag in Nordrhein-West-
falen am 22. Mai 2005. Kanzler, Bundesregierung und Ich stimme bei der Vertrauensfrage deshalb mit Ent-
die gewählte Mehrheit des Deutschen Bundestages sind haltung.
durch die Verhältnisse im Bundesrat gehindert, ihre ver-
fassungsgemäße Aufgabe, die für die Lösung der Pro- Jelena Hoffmann (Chemnitz) (SPD): Zur heutigen
bleme in der Bundesrepublik Deutschland notwendigen namentlichen Abstimmung über den Antrag des Bundes-
Entscheidungen herbeizuführen, zu erfüllen. Deshalb kanzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes erkläre ich:
will auch ich Neuwahlen in diesem Jahr, ein Wähler-
Ich habe vollstes Vertrauen in den Bundeskanzler.
votum für sozialdemokratische Reformpolitik mit dem
Auch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass die Re-
Ziel eines wirtschaftlich starken, erfolgreichen Deutsch-
gierungskoalition nicht fehlerfrei regiert hat, halte ich
lands, das gerade deswegen auch ein sozial gerechtes
die Grundausrichtung unserer Reformpolitik auch wei-
Deutschland ist. Der Bundeskanzler und die Bundes-
terhin für richtig, so wie es auch im Ansatz bei den Bera-
regierung haben dafür die richtigen Schritte eingeleitet
tungen zum Wahlmanifest der SPD erkennbar ist. Dies
und auf vielen Politikfeldern erfolgreich umgesetzt. Ich
zwingt mich dazu, mich nicht – wie von der Fraktions-
habe diese Politik bewusst und aktiv mitgetragen. Des-
führung der SPD empfohlen – bei der Abstimmung zu
halb ist mein persönliches Vertrauen in den Bundeskanz-
enthalten, sondern mein Vertrauen in meinem ehrlichen
ler ungebrochen. Ich kann und werde Bundeskanzler
Wahlverhalten zum Ausdruck zu bringen.
Gerhard Schröder mein Vertrauen weder entziehen noch
kann ich mich in dieser Frage enthalten. Dass die Abge- Sollte sich heute die Mehrheit der Koalitionsmitglie-
ordneten der Oppositionsparteien dem Bundeskanzler der in der Vertrauensfrage enthalten und damit dem Bun-
das Vertrauen versagen, ist wohl unstreitig. Da aber auch deskanzler das Vertrauen entziehen, so wird seinem
Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17491
(A) Wunsch entsprochen, was ich wiederum als Vertrauens- Bruch der sozialliberalen Koalition durch die FDP zu- (C)
beweis bewerte. Dies bringt für mich persönlich einen stande. Die FDP war eine tief gespaltene Partei!
moralischen Konflikt mit sich. Ich vermisse die Ehrlich-
keit darin, dem Bundeskanzler das Vertrauen – und sei Dass zukünftig eine stetige parlamentarische Mehr-
dies nur durch Stimmenenthaltung – zu entziehen und heit für die Politik des Bundeskanzlers gefährdet sei,
mit derselben Person an der Spitze in den Wahlkampf zu bestreite ich. Bislang sieben Jahre hat die sozialdemo-
gehen, um mit ihm für unsere Reformpolitik zu werben, kratische Bundestagsfraktion gestanden: solidarisch, bis-
damit die nächsten Wahlen gewonnen werden können. weilen auch kritisch – wie es sich für die SPD gehört.
Dieser Weg, der aus meiner Sicht nur aus parteitak- Und wie es der Bundeskanzler von seinen Abgeordneten
tischen Gründen gewählt wurde, widerspricht meinen erwarten kann. Manche von uns haben mit sich gerungen
moralischen und verfassungsrechtlichen Überzeugun- – vor allem bei Entscheidungen um Militäreinsätze.
gen. Viele von uns, auch ich, haben sich gelegentlich schwer
getan. Aber die Mehrheit und damit die Handlungsfähig-
Außerdem halte ich es für falsch, die entstandene keit der Regierung standen nie infrage.
Pattsituation zwischen Bundesrats- und Bundestags-
Gegenwärtig erarbeitet die SPD unter maßgeblicher
mehrheit durch Neuwahlen aufzulösen. Die Arbeit des
Mitwirkung des Bundeskanzlers ein Wahlmanifest. Viele
Vermittlungsausschusses darf nicht durch Neuwahlen er-
Projekte, die dort aufgezeigt werden, sind längst überfäl-
setzt werden. An dieser Stelle sollte vielmehr über die
lig.
Reform des föderalen Systems in Deutschland ganz
grundsätzlich nachgedacht werden, als sich mit dem hier Sie machen deutlich: Die SPD war, ist und bleibt die
angestrebten Provisorium der Vertrauensfrage zu behel- Partei von Solidarität und sozialer Gerechtigkeit! Ich bin
fen. mir sicher: Das Programm wird nicht für den Papierkorb
verfasst. Im Gegenteil: Es wird Richtschnur für die poli-
Ich halte den Weg, Vertrauen durch Vertrauensentzug tische Praxis zu sein haben. Ich stehe – wie die gesamte
zu beweisen, für falsch und dem Sinn der Vertrauens- SPD-Fraktion – uneingeschränkt zu den auch vom Bun-
frage, so wie sie im Grundgesetz gedacht ist, widerspre- deskanzler bislang erarbeiteten Vorschlägen. Die parla-
chend. mentarische Mehrheit, die diesen Bundeskanzler stützt
Nach meiner Auffassung müssen das Grundgesetz und trägt, bleibt stabil.
und seine Anwendung von Parteipolitik und Parteitaktik In den vergangenen Wochen wurde – zu Recht – im-
freigehalten werden. Aus diesen Gründen werde ich dem mer wieder Respekt gegenüber dem Bundespräsidenten
Bundeskanzler mein Vertrauen aussprechen. angemahnt. Doch wo blieb und bleibt der Respekt ge-
(B) genüber den Bundestagsabgeordneten? Der Weg zu (D)
Abschließend möchte ich dem Bundestag empfehlen, Neuwahlen ist – von der Verfassungslage her – holprig.
die Geschäftsordnung des Parlamentes so zu verändern, Mindestens drei Verfassungsorgane sind dabei maßgeb-
dass über Vertrauensfragen, gerade die Fragen des Ver- lich. Bislang spielte in den Debatten der Bundestag
trauens zu einer Person, nicht wie über Sachfragen und kaum eine Rolle. Dabei ist bei einer Entscheidung von
damit in offener Abstimmung, wie in §§ 48 und 51 der einer solch historischen Tragweite eine sorgfältige Prü-
Geschäftsordnung vorgesehen, sondern wie über Perso- fung durch jeden Abgeordneten zwingend. Es darf kei-
nalauswahlen und damit geheim, so wie es § 49 der Ge- nen Automatismus der Entscheidungsabläufe geben!
schäftsordnung vorsieht, abgestimmt wird.
Seit Wochen halten Spekulationen über das Ob und
Wie von Neuwahlen an. Erst heute erklärt sich Bundes-
Michael Roth (Heringen) (SPD): Am heutigen Tage
kanzler Gerhard Schröder. Die notwendige Klarheit
stellt der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutsch-
kommt spät. Ich befürchte, dass Spekulationen weiter ins
land, Gerhard Schröder, die Vertrauensfrage. Nicht mit
Kraut schießen werden: Der Bundespräsident entschei-
dem in der parlamentarischen Praxis üblichen Ziel, die
det sich bis zum 21. Juli. Anschließend wird das Bun-
Abgeordneten der jeweiligen Mehrheits- oder Koali-
desverfassungsgericht zu urteilen haben, sofern es zu
tionsfraktionen in schwierigen inhaltlichen Fragen zu ei-
Klagen kommt.
nen. Vielmehr zielt der Antrag des Bundeskanzlers da-
rauf, die Vertrauensabstimmung zu verlieren. Damit Zu Recht beklagt Bundeskanzler Gerhard Schröder
handelt es sich erst zum dritten Mal in der Geschichte die Mehrheitsverhältnisse in den Bundesländern und da-
der Bundesrepublik Deutschland um eine Vertrauens- mit im Bundesrat. Es war und ist empörend, wie CDU/
abstimmung, die zur Auflösung des Deutschen Bundes- CSU und FDP im Vermittlungsausschuss Gesetze einsei-
tages führen soll. tig zulasten der ökonomisch Schwachen durchsetzen,
hierfür jedoch nicht bereit sind, öffentlich Verantwor-
Ist die Situation jedoch ernsthaft mit den Vertrauens- tung zu tragen.
abstimmungen vergleichbar, die jeweils mit dem Ziel
verbunden waren, Neuwahlen herbeizuführen? Bundes- Aber kann dieses heuchlerische Verhalten der CDU
kanzler Willy Brandt musste sich der Tatsache stellen, ein Grund sein, den Deutschen Bundestag aufzulösen?
dass Abgeordnete seine Koalitionsfraktionen verließen. Nein, diese Koalition ist nicht am Ende. Im Gegenteil:
Die Mehrheit war verloren! Und selbst Bundeskanzler Gerade weil im nächsten Dreivierteljahr keine Wahlen
Dr. Helmut Kohls gewonnene parlamentarische Mehr- anstehen, muss sie ihre Politik, unser Land in eine gute
heit war fragil. Sie kam erst über den wohl kalkulierten Zukunft zu führen, fortsetzen.
17492 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005
(A) Die Ankündigung des Wunsches, Neuwahlen herbei- Mein heutiges Abstimmungsverhalten trägt diesem (C)
zuführen, hat bei der Opposition zu deutlichen inhaltli- Wunsch Rechnung.
chen Korrekturen geführt. Die populistische Forderung
nach fortwährenden Steuersenkungen ist der Einsicht in
Dr. Marlies Volkmer (SPD): Ich habe bei der Ver-
die Tatsache gewichen, dass der Staat unter dem Ein-
bruch seiner Finanzierungsgrundlagen die Aufgaben, die trauensabstimmung gemäß Art. 68 des Grundgesetzes
die Bürgerinnen und Bürger erwarten, nicht mehr zu mit Ja gestimmt und gebe hierzu folgende Erklärung ab:
finanzieren vermag. Insofern ist eine gute Grundlage ge- Die rot-grüne Bundesregierung hat Verantwortung
schaffen worden, die Blockade des Bundesrates zu bre- übernommen und den notwendigen Prozess der Erneue-
chen. Dies erfordert Anstrengungen, dafür setze ich auf rung Deutschlands auf den Weg gebracht. Dazu gehören
diese Bundesregierung unter Führung von Bundeskanz- vor allem neben der Reform der sozialen Sicherungssys-
ler Gerhard Schröder. teme, die wir als solidarische Systeme erhalten wollen,
Unser Grundgesetz ist ein hohes Gut. Mit ihm ist stets eine nachhaltige Energie- und Klimaschutzpolitik, die
sorgfältig und verantwortungsbewusst umzugehen. Verbesserung der Bildungschancen für alle, Ausbau von
Nicht alles, was momentan politisch wünschenswert ist, Forschung und Entwicklung, hier auch mit besonderer
ist auch verfassungsrechtlich machbar. Ich anerkenne je- Berücksichtigung der neuen Bundesländer. Zur Moder-
doch, dass zwischenzeitlich eine klare Mehrheit der Be- nisierung des Landes haben auch die Gleichstellungs-
völkerung für eine baldige Neuwahl des Deutschen Bun- politik und Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von
destages eintritt. Beruf und Familie sowie ein modernes Zuwanderungs-
recht beigetragen. Unser Land steht heute für Frieden
Sollte es zu Neuwahlen kommen, werde ich engagiert und für engagiertes Konfliktmanagement.
für eine starke und zukunftsfähige SPD kämpfen. Und
ich werde auch für Bundeskanzler Gerhard Schröder ein- Diese Politik muss fortgeführt werden im Interesse
stehen. Weil ich unseren Weg gesellschaftspolitischer unseres Landes. Darüber bestand und besteht nach mei-
Modernisierung für tragfähig halte. Weil ich, es mag pa- ner Überzeugung in der Koalition Konsens, trotz aller
thetisch klingen, stolz bin auf einen Bundeskanzler, der notwendigen Auseinandersetzung darum, wie die Refor-
sich mutig und entschlossen einem Kriegseinsatz deut- men konkret auszugestalten sind, damit sie unserem An-
scher Soldatinnen und Soldaten entgegengestellt hat. spruch an eine soziale und solidarische Gesellschaft
Weil Europa eine starke deutsche Sozialdemokratie gerecht werden. Im Plenum schlug sich das im Abstim-
braucht. mungsverhalten nieder. Es gab stets, selbst bei der um-
strittenen Hartz-IV-Reform, eine eigene rot-grüne Mehr-
Bei der heutigen Abstimmung werde ich – wie in den heit für die Politik dieser Bundesregierung. Diese (D)
(B) vergangenen sieben Jahren auch – konsequent bleiben,
Mehrheit ist nach meiner persönlichen Überzeugung
taktischen Spielchen eine Absage erteilen und dem von auch in Zukunft gegeben.
mir gewählten Bundeskanzler das Vertrauen ausspre-
chen.
Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Ich werde die Vertrauensfrage des Bundeskanzlers
Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD): Ich nehme heute
Gerhard Schröder mit einem Ja beantworten. Dieses Ja
an der Abstimmung über die Vertrauensfrage nach
gilt dem rot-grünen Regierungsprojekt, das in der Praxis
Art. 68 des Grundgesetzes nicht teil.
der vergangenen Jahre immer in der Lage war, eine sta-
Zwar habe ich den Wunsch und die Begründung für bile Mehrheit in den sie tragenden Fraktionen zu finden,
vorgezogene Neuwahlen, die sich aus der Übermacht der selbst bei schwierigen Diskussionen in der Sache. Diese
CDU/CSU im Bundesrat und im Vermittlungsausschuss Bundestagsmehrheit und die sie tragenden Fraktionen
ergeben, zur Kenntnis genommen, halte aber den einge- haben ein Mandat für eine volle Legislaturperiode. Die-
schlagenen Weg über Art. 68 des Grundgesetzes für ver- ses Mandat ist von vielen erkämpft worden und keines-
fassungsrechtlich problematisch. wegs eine Selbstverständlichkeit in der Geschichte der
Nachkriegsrepublik. Die Wähler, die den Abgeordneten
Schon im Herbst 1982 hatte ich die Bedenken von dieses Mandat erteilt haben, haben es nicht mit der Ab-
Willy Brandt gegen das Vorgehen des damaligen CDU/ sicht erteilt, daß wir ein Viertel der Regierungszeit unge-
CSU-Bundeskanzlers Kohl geteilt und das tolerierende nutzt dem Souverän zurückübertragen sollten. Ich be-
Urteil des Bundesverfassungsgerichts für problematisch streite auch, dass es zum jetzigen Zeitpunkt keine stabile
gehalten. Diese Bedenken halte ich auch gegenüber dem Unterstützung für die noch ausstehenden Regierungsvor-
aktuellen Verfahren aufrecht. haben und die vielen noch vorgesehenen Arbeitsvorha-
ben, Gesetzesinitiativen und Anträge in den Fachaus-
Simone Violka (SPD): Hiermit betone ich aus- schüssen gibt.
drücklich, dass ich keinen Grund habe, Bundeskanzler
Gerhard Schröder mein Vertrauen nicht auszusprechen. Ich bestreite nicht, dass die derzeitige Arbeitsmarkt-
und Sozialpolitik und die schwierigen notwendigen Re-
Dennoch lasse ich nicht unbeachtet, dass eine Mehr- formen auf heftige Kritik in der Bevölkerung und in den
heit in der Bevölkerung zum heutigen Zeitpunkt Neu- Medien stoßen. Es gäbe aber durchaus Zeit und Mög-
wahlen wünscht. Dem kann ich mich als gewählte Ver- lichkeit, in den kommenden Monaten für diese Zustim-
treterin dieses Volkes nicht verschließen. mung zu werben und mögliche Fehler zu korrigieren.
Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17493
(A) Das Regieren bei der ständigen Gefahr des Blockie- dieser Weise, dann kann er dem Bundespräsidenten vor- (C)
rens durch den Bundesrat ist eine schwierige Sache, schlagen, den Bundestag aufzulösen.
auch das ist mir bekannt. Das offensichtlich angestrebte
Mit meinem Verhalten will ich den Weg öffnen, damit
eigentliche Ziel dieser Vertrauensfrage, die Initiierung
Bundeskanzler Gerhard Schröder ein neues Mandat von
von Neuwahlen, würde an dieser Bundesratsmehrheit
den Wählerinnen und Wählern erhalten kann.
aber faktisch nichts ändern. Auch waren die Möglichkei-
ten zur Reform des Föderalismus in der Frage der jewei- Auf dem Reformweg muss weitergegangen werden,
ligen Zuständigkeiten in der Gesetzgebung noch nicht den wir 1998 begonnen haben. Wir wollen mit den Bür-
völlig ausgeschöpft. gerinnen und Bürgern Deutschland sozial gerecht gestal-
ten und dabei mithelfen, dass wir gute Nachbarn in
Als besonders dramatisch empfinde ich den außen- Europa und in der Welt ein verlässlicher Partner bleiben.
politischen Schaden, der durch den Versuch einer mit
den Mitteln der Vertrauensabstimmung erzwungenen
Neuwahl angerichtet wird. Schon allein aus Gründen der Anlage 2
aktuellen Krisen in der Europäischen Union und der
Reformbestrebungen des UN-Generalsekretärs Kofi Erklärung nach § 31 GO
Annan bedarf es einer vollen Konzentration einer rot- der Abgeordneten Klaus Kirschner, Rüdiger
grünen Bundesregierung – und zwar als stabiler, verläss- Veit, Fritz Schösser, Horst Schmidbauer (Nürn-
licher Faktor – auf diese schwierige Etappe in den inter- berg) und Peter Dreßen (alle SPD) zur nament-
nationalen Verhandlungen und Beratungen. Ausgerech- lichen Abstimmung über den Antrag des Bun-
net in dieser Zeit sich vorrangig einem Wahlkampf und deskanzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes
damit nur einer halben Handlungsfähigkeit auszusetzen, (Tagesordnungspunkt 21)
ist angesichts der kritischen internationalen Situation die
falsche Entscheidung. Zu unserem Abstimmungsverhalten wollen wir fol-
gende Erklärung abgeben:
Nicht zuletzt gibt es schwer wiegende Einwände auf- 1998 und 2002 hat die SPD den Wahlkampf mit der
grund unserer Verfassung gegen ein solches Vorhaben. Zielsetzung geführt, Regierungsverantwortung übertra-
Die Vertrauensfrage ist nicht das geeignete Mittel, um gen zu bekommen.
ein Plebiszit über die Regierungspolitik herbeizuführen.
Ein derartiges Plebiszit ist im Grundgesetz ebenso wenig Bei beiden Wahlen haben die Wählerinnen und Wäh-
vorgesehen wie das Selbstauflösungsrecht des Parla- ler der Bundesrepublik Deutschland der SPD und Bünd-
ments. Gerade angesichts des Moments von Druck und nis 90/Die Grünen den Regierungsauftrag übertragen.
(B) Subjektivität in der jetzigen Entscheidungssituation trete Bundeskanzler Schröder hat ein klares politisches Man- (D)
ich entschieden dafür ein, dass ein möglicher neuer Bun- dat bis 2006.
destag umgehend sich selbst die Möglichkeit eines Die Bürgerinnen und Bürger erwarten angesichts der
Selbstauflösungsrechts erkämpft. Diese Möglichkeit von schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage in Deutsch-
Selbstbestimmung stärkt die Rechte des Parlaments und land und Europa zu Recht eine verantwortungsvolle und
der einzelnen Parlamentarier. soziale Politik, die Konjunktur und Arbeitsmarkt belebt
und dabei die Belange vor allem der Bevölkerungsteile
Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD): Bundes- berücksichtigt, die des Schutzes und der Solidarität des
kanzler Gerhard Schröder habe ich in allen bedeutsamen Sozialstaates bedürfen. Dass über Inhalte, wie dies er-
Entscheidungen im Laufe der Legislaturperiode des reicht werden soll, gestritten wird, gehört zum Wesens-
15. Deutschen Bundestages mein uneingeschränktes gehalt demokratischer Parteien.
Vertrauen ausgesprochen. Die Krise der europäischen und internationalen Insti-
Weil der Bundeskanzler und mit ihm der Vorsitzende tutionen, weltweite Konfliktherde und internationaler
der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Franz Terrorismus machen eine verlässliche Außen- und Si-
Müntefering – nachdem das Ergebnis der Wahlen zum cherheitspolitik notwendiger denn je. Mit seinem Nein
Landtag Nordrhein-Westfalens feststand –, die politische zum Irakkrieg hat der Bundeskanzler gezeigt, dass er da-
Lage als instabil beurteilt, gebietet es die gesamtstaatli- für ein Garant ist. Gerhard Schröder genießt weltweit
che Verantwortung, Stabilität durch die Neuwahl des hohe Anerkennung.
Deutschen Bundestages wiederzugewinnen. Wir wollen darauf hinweisen, dass die Regierungs-
koalition und damit der Bundeskanzler in dieser Wahl-
Die Ministerinnen und Minister der von der rot-grü- periode 32-mal die notwendige absolute Mehrheit bei
nen Koalition getragenen Bundesregierung haben sich namentlich beantragten Abstimmungen im Deutschen
dieser politischen Beurteilung angeschlossen. Ich teile Bundestag erhalten hat. Dies zeigt, die Koalition von
sie ohne Vorbehalt. SPD und Bündnis 90/Die Grünen ist handlungsfähig.
Bei der Abstimmung über die Vertrauensfrage nach Willy Brandt hat am 17. Dezember 1982 im Namen
Art. 68 des Grundgesetzes enthalte ich mich, weil ich der SPD-Fraktion bei der Debatte über die Abstimmung
nur so Bundeskanzler Gerhard Schröder bezogen auf des Antrages des damaligen Bundeskanzlers Dr. Kohl,
diese Situation mein politisches Vertrauen aussprechen über Art. 68 des Grundgesetzes vorzeitige Neuwahlen
kann. Respektiere ich die Bitte des Bundeskanzlers in herbeizuführen, in Bezug auf den Verfassungsauftrag der
17494 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005
(A) Bundesregierung unter anderem sinngemäß Folgendes Republik Angola über die Förderung und den ge- (C)
ausgeführt: Die Bundesregierung hat „in der vom genseitigen Schutz von Kapitalanlagen
Grundgesetz bestimmten Vier-Jahres-Frist ihre Aufga-
– Gesetz zu dem Abkommen vom 1. Dezember 2003
ben zu erfüllen und sich danach dem Wähler zu stellen;
zwischen der Bundesrepublik Deutschland und
das ist die Grundlage der Verfassung“.
der Volksrepublik China über die Förderung und
Wir müssen und wollen diesen Wählerauftrag erfül- den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen
len.
– Gesetz zu dem Vertrag vom 19. Januar 2004 zwi-
Daher werden wir dem Antrag nach Art. 68 des Grund- schen der Bundesrepublik Deutschland und der
gesetzes, den der Bundeskanzler gestellt hat, zustimmen. Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien über
die Förderung und den gegenseitigen Schutz von
Kapitalanlagen
Anlage 3
– Gesetz zur Neuordnung des Lebensmittel- und
Amtliche Mitteilungen des Futtermittelrechts
Der Bundesrat hat in seiner 812. Sitzung am 17. Juni – Gesetz zur Umsetzung der EG-Richtlinie über die
2005 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- Bewertung und Bekämpfung von Umgebungs-
stimmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 lärm
Grundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- – Siebtes Gesetz zur Änderung des Gesetzes gegen
mäß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen. Wettbewerbsbeschränkungen
– Gesetz zur Novellierung des Verwaltungszustel- – Zweites Gesetz zur Neuregelung des Energiewirt-
lungsrechts schaftsrechts
– Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EG) – Gesetz zur Umsetzung des Urteils des Bundesverfas-
Nr. 805/2004 über einen Europäischen Vollstre- sungsgerichts vom 3. März 2004 (akustische Wohn-
ckungstitel für unbestrittene Forderungen (EG-Voll- raumüberwachung)
streckungstitel-Durchführungsgesetz)
– Viertes Gesetz zur Änderung der Bundesnotar-
– Gesetz zu dem Übereinkommen vom 29. Mai 2000 ordnung
über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den
Mitgliedstaaten der Europäischen Union Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben
mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2
(B) – Gesetz zur Umsetzung des Übereinkommens vom der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der (D)
29. Mai 2000 über die Rechtshilfe in Strafsachen nachstehenden Vorlage absieht:
zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen
Union
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und
– Gesetz zu dem Protokoll vom 16. Oktober 2001 zu Reaktorsicherheit
dem Übereinkommen über die Rechtshilfe in
Strafsachen zwischen den Mitgliedstaaten der – Unterrichtung durch die Bundesregierung
Europäischen Union Bericht der Bundesregierung über die Forschungser-
gebnisse in Bezug auf Emissionsminderungsmöglichkei-
– Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2003/105/ ten der gesamten Mobilfunktechnologie und in Bezug
EG des Europäischen Parlaments und des Rates auf gesundheitliche Auswirkungen
vom 16. Dezember 2003 zur Änderung der Richt- – Drucksache 15/4604 –
linie 96/82/EG des Rates zur Beherrschung der
Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Stoffen Technikfolgenabschätzung
– Gesetz zu dem Vertrag vom 28. August 1997 zwi-
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
schen der Bundesrepublik Deutschland und der
Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit
Kirgisischen Republik über die Förderung und Deutschlands 2005
den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen und
Stellungnahme der Bundesregierung
– Gesetz zu dem Vertrag vom 28. März 2000 zwi-
schen der Bundesrepublik Deutschland und der – Drucksache 15/5300 –
Bundesrepublik Nigeria über die Förderung und – Unterrichtung durch die Bundesregierung
den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen
13. Bericht des Ausschusses für Hochschulstatistik für
– Gesetz zu dem Vertrag vom 17. Oktober 2003 zwi- den Zeitraum 1. Juni 2000 bis 31. Mai 2004
schen der Bundesrepublik Deutschland und der – Drucksachen 15/5400, 15/5510 Nr. 2 –
Republik Guatemala über die Förderung und den
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen
Zwischenbericht der Bundesregierung über die Evalua-
– Gesetz zu dem Vertrag vom 30. Oktober 2003 zwi- tion der Ressortforschung
schen der Bundesrepublik Deutschland und der – Drucksachen 15/4636, 15/4779 Nr. 1.2 –
Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Juli 2005 17495
(A) Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Drucksache 15/5513 Nr. 2 8 (C)
Drucksache 15/5513 Nr. 2.12
– Unterrichtung durch die Bundesregierung Drucksache 15/5513 Nr. 2.14
Bericht der Bundesregierung über die Lage behinderter Drucksache 15/5513 Nr. 2.25
Menschen und die Entwicklung ihrer Teilhabe Drucksache 15/5513 Nr. 2.27
Drucksache 15/5513 Nr. 2.29
– Drucksache 15/4575 –
Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Landwirtschaft
Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Drucksache 15/5513 Nr. 2.7
Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- Drucksache 15/5513 Nr. 2.22
tung abgesehen hat.
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Petitionsausschuss Drucksache 15/5636 Nr. 1.33
Drucksache 15/4705 Nr. 1.20
Drucksache 15/5513 Nr. 1.5
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit
Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/5297 Nr. 2.32
Drucksache 15/5396 Nr. 1.9
Drucksache 15/5396 Nr. 1.11
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Innenausschuss Drucksache 15/5513 Nr. 1.3
Drucksache 15/4911 Nr. 1.3 Drucksache 15/5513 Nr. 2.15
Drucksache 15/5297 Nr. 2.3 Drucksache 15/5513 Nr. 2.24
Drucksache 15/5513 Nr. 2.16
(B) (D)
Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co., Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin
Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Telefax (02 21) 97 66 83 44
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