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Biologie für Mediziner WS 2007/08

Teil Allgemeine Genetik, Prof. Dr. Uwe Homberg

1. Endozytose
2. Lysosomen
3. Zellkern, Chromosomen
4. Struktur und Funktion der DNA, Replikation
5. Zellzyklus und Zellteilung (Mitose)
6. Reifeteilung (Meiose)
7. Zellkommunikation
8. Signalmoleküle, Rezeptoren
9. Signalantwort
10. Apoptose, Nekrose
Folien zum download: http://web.uni-marburg.de/cyto
Zellteilung und Zellzyklus
Bei der Vermehrung von Zellen wechseln sich
Zellwachstum (kontinuierlich) und
Zellteilung (diskontinuierlich) ab

Den Ablauf der Zellteilung kann man als einen


wiederkehrenden zyklischen Prozeß
betrachten: Zellzyklus
Zellteilung
findet statt in Embryonalentwicklung, im Wachstum und zur
Zellerneuerung, umfasst
Mitose = Kernteilung Cytokinese = Teilung des
und
Cytoplasmas

• im Embryo alle 30 min


• im Dünndarm alle 12 Std
• in der Leber alle 365 Tage
Zellzyklus einer
eukaryontischen
Zelle
Zellzyklus

vier Phasen:

M-Phase: Teilung

G1-Phase

S-Phase Interphase

G2 Phase
Zellzyklus

M-Phase:

Mitose (Kernteilung) +

Cytokinese (Teilung des


Cytoplasmas
Zellzyklus

G1-Phase

Vorbereitung zur DNA


Replikation
Zellzyklus

S-Phase

Replikation der DNA


Zellzyklus

G2 Phase

Vorbereitung der Mitose,


Kondensation der
Chromsomen
Eukaryotischer Zellzyklus

Die M-Phase (Teilung) dauert nur etwa eine Stunde!


Mitose = Kernteilung

Nur während der Mitose sind die Chromosomen


sichtbar

Damit eine Aufteilung erfolgen kann, werden


die Chromosomen durch Kondensation stark
verkürzt
Kondensation der
Chromsomen
Mitosestadien

Prophase: Kondensation der Chromosomen

Prometaphase: Abbau der Kernhülle

Metaphase: Aufbau des Spindelapparates

Anaphase: Trennung der Chromatiden

Telophase: Entspiralisierung der Chromosomen,


Wiederaufbau der Kernhülle
2 Schwesterchromatiden

Lungenepithel Molch
2 Tochterchromosomen
Aktin und Myosin
Cytokinese
Zusammenfassung: Zellteilung und Zellzyklus
Kontrolle des
Zellzyklus
Kontrolle des
Zellzyklus

Æ Fehler im
Kontrollsystem
des Zellzyklus
(Mutationen)
führen häufig zu
Tumoren!!
Xenopus Oocyte
Injektionsexperimente
Mitosis promoting factor (MPF)

Mitotische Zellen enthalten eine aktive


Komponente, Mitosis promoting factor
die in den Kernen mitotische Veränderungen
(Auflösung der Kernhülle, Chromosomen-
Kondensierung) hervorruft.
Anstieg und Abfall von MPF und Cyclin

Alberts et al. (1999) Lehrbuch der Molekularen Zellbiologie


Cyclin-abhängige Kinase (Cdk)

Mitosis-promoting factor (MPF) ist ein Komplex aus


zwei Proteinen:
Cyclin-abhängige Kinase (Cdk) und
Cyclin

Cdk ist eine Proteinkinase, die andere Proteine


phosphoryliert

Cycline akkumulieren zyklisch und werden zyklisch


abgebaut
Funktion von MPF
Phosphorylierung von Schlüsselproteinen
der Mitose:

• Phosphorylierung der Laminfilamente


Æ Auflösung der Kernlamina und Kernhülle

• Phosphorylierung von Mikrotubuli-


assoziierten Proteinen
Æ Bildung der Mitosespindel
Der Cyclin/Cdk-Komplex

Alberts et al. (1999) Lehrbuch der Molekularen Zellbiologie


Aktivierung von MPF

Alöberts et al. (1999) Lehrbuch der Molekularen Zellbiologie


Aktivierungs-
kaskade

Alberts et al. (1999) Lehrbuch der


Molekularen Zellbiologie
Kontrollpunkte (checkpoints)
Der Zellzyklus wird an bestimmten Kontrollpunkten
von verschiedenen Cdk-Cyclin-Komplexen
gesteuert:

Eintritt in die S-Phase (Start)

Eintritt in die Mitose

Beendigung der Mitose


(Metaphase-Anaphase
Übergang)
Cyclin-Cdk-Komplexe an zwei Kontrollpunkten
Initiation der Mitose
Regulation der
Cdks

Wachstumsfaktoren

Abbau der Cycline durch


Ubiquitinierung und
Initiation der DNA-Replikation Abbau im Proteasom
Regulation des Startes (eukaryotische Zellen)

Durch Phosphorylierung des Rb (Retinoblastoma)-


Proteins durch G1-Cyclin-Cdk kommt es zur
Freisetzung eines Transkriptionsfaktors, der Gene für
die Initiation des Zellzyklus aktiviert.
Stimulation der Zellproliferation

G0-Zelle Teilungsaktive Zelle


Onkogene und Tumorsuppressorgene
Die Teilungsaktivität wird von Proto-Onkogenen
und Tumorsuppressorgenen gesteuert

Tumorsupressorgene hemmen die Proliferation


Æ Zu einer unkontrollierten Vermehrung kommt es,
wenn beide Kopien des Tumorsuppressors defekt
sind

Proto-Oncogene fördern die Proliferation


Æ Unkontrollierte Vermehrung durch dominante
Mutation bewirkt eine Hyperaktivierung des
Zellzyklus
Kontrolle des Zellzyklus

Zwei Kopien eines Tumor-


suppressor-Gens

Zellzyklus
Kontroll-
System

Zwei Kopien eines


Proto-Onkogens

AUSWIRKUNG:

Normale
Zellteilung
Kontrolle des Zellzyklus

Zwei Kopien eines Tumor-


Tumorsuppressor
suppressor-Gens

Zellzyklus
Kontroll-
System

Zwei Kopien eines Mutation eines der beiden


Proto-Onkogens Proto-Onkogene führt zur
Hyperaktivierung (Onkogen)
AUSWIRKUNG:

Normale Unkontrollierte
Zellteilung Zellteilung
Kontrolle des Zellzyklus

Zwei Kopien eines Tumor- Beide Kopien des Tumor-


Tumorsuppressor
suppressor-Gens suppressors inaktiviert

Zellzyklus
Kontroll-
System

Zwei Kopien eines Mutation eines der beiden Zwei Kopien eines
Proto-Onkogens Proto-Onkogene führt zur Proto-Onkogens
Hyperaktivierung (Onkogen)
AUSWIRKUNG:

Normale Unkontrollierte Unkontrollierte


Zellteilung Zellteilung Zellteilung
Zusammenfassung Zellzykluskontrolle
• Zyklisch aktivierte Proteinkinasen

• MPF = Cyclin-Cdk-Komplex: M-Phaseneintritt

• Cyclin: periodische Konzentrationsänderungen

• Cdks: Kontrolle durch (De)Phosphorylierungen

• Verschiedene Cyclin-Cdk-Komplexe

• Start der Zellteilung über Cdk-vermittelte


Phosphorylierung von Rb

• Störungen im Kontrollsystem: Krebs


Zellproliferation, Überleben, oder Sterben
hängt von Signalen ab, die andere Zellen
aussenden:

Æ Zellkommunikation
Biologie für Mediziner WS 2007/08
Teil Allgemeine Genetik, Prof. Dr. Uwe Homberg

1. Endozytose
2. Lysosomen
3. Zellkern, Chromosomen
4. Struktur und Funktion der DNA, Replikation
5. Zellzyklus und Zellteilung (Mitose)
6. Reifeteilung (Meiose)
7. Zelltod (Apoptose, Nekrose)
8. Zellkommunikation
9. Signalmoleküle, Rezeptoren
10. Signaltransduktion
Folien zum download: http://web.uni-marburg.de/cyto/
Keimzellbildung, Meiose

Bei der Keimzellbildung kommt es in der Meiose


zu einer Reduktion der Chromosomensätze

Die Meiose besteht aus einer Reduktionsteilung


(Meiose I) und einer anschließenden Mitose
(Meiose II)

Aus einer diploiden Ausgangszelle entstehen


vier haploide Keimzellen
Haploid - Diploid

Haploid (1N) Diploid (2N)

Eine Kopie des genetischen Zwei Kopien des genetischen


Materials aufgeteilt auf Materials aufgeteilt auf
Chromosomen Chromosomen

Drei nicht-homologe Drei Paare homologer


Chromosomen Chromosomen
2n/2c
2n/2c

2n/4c 2n/4c

Diploide
somatische
Zellen

1n/2c
2n/4c

1n/1c
2n/2c
Meiose

Erste meiotische Teilung (Reduktionsteilung)

• Prophase I: dauert lange, 5 Stadien


Aneinanderlagerung der homologen
Chromosomen zum synaptonemalen Komplex

• Metaphase I
• Anaphase I
• Telophase I
Leptotän

• erste Spiralisierung der Chromosomen


• an Kernmembran fixiert
Zygotän

• Paarung homologer Chromosomen


• Bildung des synaptonemalen Komplexes
Pachytän

• Unterteilung in zwei Chromatiden sichtbar (Tetrade)


• Crossing-over
Diplotän

• Parallelanordnung lockert sich


• Kreuzungsstellen als Chiasmata sichtbar
Diakinese

• Chromosomen haben maximale Kondensation


• Auflösung der Kernmembran
Synaptonemaler
Komplex

Alberts et al. (2004) Molekularbiologie der Zelle


Meiose
2n/4c

1n/2c 1n/1c
Meiosefehler

Nondisjunction:
homologe Chromosomen trennen sich nicht

Æ Down-Syndrom (Trisomie 21)


3 Kopien des Chromosoms 21, Häufigkeit 1:700
Æ körperliche Anomalien, geistige Retardierung
Zusammenfassung Meiose
• Zwei Kern- und zwei Zellteilungen

• Bildung von 4 haploiden Gameten

• Prophase mit verschiedenen Stadien, kann Tage bis


Jahre dauern

• Paarung homologer Chromosomen in der Prophase

• 1. Teilung = Reduktionsteilung: die beiden homologen


Chromosomen werden geteilt

• 2. Teilung = Mitotische Teilung: die Schwesterchromatiden


werden geteilt
Genetische Neusortierung:
= Rekombination

1. Zufällige Verteilung
mütterlicher und
väterlicher Homologen
auf die Gameten

Æ 2n mögliche Kombinationen

= Interchromosomale
Rekombination
Genetische Neusortierung:
= Rekombination

2. Austauch von
Chromosomenteilstücken
(Crossing over)

= Intrachromosomale
Rekombination
Intrachromosomale Rekombination

• Im synaptonemalen Komplex kommt es zu


Chromosomenbrüchen, die zur Ausbildung von
Crossing over-Strukturen (Chiasmata)
führen

• In jedem Chromosomenpaar des Menschen


etwa 2-3 Crossing over
Chiasmata
Synaptonemaler
Komplex

Alberts et al. (2004) Molekularbiologie der Zelle


Crossing over während der Meiose I
Intrachromosomale Rekombination

A B

a B

A b

a b
Thomas Hunt Morgan
Drosophila melanogaster
Einheit der Rekombinationsfrequenz

5 cM 20 cM 3 cM 28 cM

A B C D E

42 cM

1 cM (centiMorgan) entspricht 1% Rekombination


Bedeutung der Rekombination

• Inter- und intrachromosomale Rekombination in


der Meiose: neue Mischung, neue Eigenschaften

• Sexuelle Fortpflanzung: Variabilität

• Variabilität und Selektion als Grundlage der


Evolution neuer Arten

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