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Die Bauchhöhle wird von der dorsalen und liegen Teile der Oberbauchorgane geschützt im
ventrolateral Bauchwand umschlossen und Thorax. Die Cavitas abdominis enthält 2 Räume:
reicht vom Zwerchfell bis in das kleine Becken, die mit Bauchfell, Peritoneum, ausgekleidete
Cavitas pelvis. Einen knöchernen Schutz für die seröse Peritonealhöhle, Cavitas peritonealis,
Baucheingeweide gibt es nur dorsal durch die und den dahinter liegenden mit Fett und Binde-
Wirbelsäule und weiter kaudal durch die beiden gewebe erfüllten Retroperitonealraum, Spatium
Darmbeinschaufeln. Durch die kuppelformige retroperitoneale.
Vorwölbung des Zwerchfells in den Brustraum
Venen. Die Venen entsprechen den gleichnamigen hat nur eine geringe Bauchfellbedeckung, wie
Arterien. Niere, Harnblase.
• Sekundär retroperitoneal, auch „scheinbar
Lymphgefäße. Die parietalen Lymphgefäße
retroperitoneal": Das Organ ist intraperitoneal
verlaufen mit den Blutgefäßen zu den parietalen
entstanden, verliert aber durch spätere Anlage-
Lymphknoten. Die Lymphe des viszeralen Peri-
rung an die hintere Bauchwand die Peritoneal-
toneums wird über die viszeralen Lymphbahnen
bedeckung im Bereich der Verwachsungsstelle,
zu den Nil. intestinales und zu den Nil. coeliaci
wie der größte Teil des Zwölffingerdarms,
abgeleitet.
Bauchspeicheldrüse, auf- und absteigende Dick-
Nerven darmschenkel.
Ο Parietales Peritoneum: Es wird von Ästen der • Extraperitoneal: Das Organ hat keine Bezie-
Spinalnerven innerviert. Es ist sehr schmerz- hung zum Peritoneum, wie die Prostata.
empfindlich und der Schmerz ist genau lokali-
sierbar.
t> Viszerales Peritoneum: Es wird von vegetati- 12.1.2 Entwicklung des Bauchsitus
ven Eingeweidenerven innerviert, so dass die
Organe selbst schmerzunempfindlich sind; aller- Aus didaktischen Gründen kann die Situsent-
dings wird ein Zug an den Eingeweiden als sehr wicklung in 3 Phasen unterteilt werden, die
schmerzhaft empfunden. zeitlich nicht ganz scharf zu trennen sind:
1. Phase: zunächst noch primitives undifferen-
Klinik: 1. Reizungen der sensiblen Nerven ziertes Darmrohr mit sagittalen Gekröseplatten,
fuhren zu unwillkürlichen Dauerkontraktionen Entstehung der spindelförmigen Magenanlage
der Bauchmuskulatur („brettharter" Bauch bei und der Nabelschleife. 2. Phase: Wachstum
Peritonitis). 2. Irritationen des parietalen Peri- und Verlagerung des Darmrohres: Magendre-
toneums in Nähe von viszeralen Erkrankungen hung mit der Bildung des Netzbeutels (Bursa
(ζ. B. Appendizitis) fuhren bei Palpation zu omentalis), Nabelschleifendrehung mit Bildung
einer reflektorischen Abwehrspannung der des Dünn- und Dickdarms. 3. Phase: Teilweise
Bauchmuskulatur. 3. Schmerzen vom viszeralen Verwachsung der Gekröse mit dem Peritoneum
P. —• Bauchmitte, dumpfer Schmerz. Schmerzen parietale, wodurch das „sekundäre" Peritoneum
vom parietalen P. —> lokalisiert, stechender parietale an der hinteren Bauchwand entsteht.
Charakter. Das restliche wandständige Bauchfell, dem kein
Gekröse aufgewachsen ist, bleibt als „primäres"
Peritoneum parietale erhalten. Es entstehen die
12.1.1 Lage der Bauchorgane zum freien Gekröse mit deren Wurzeln, die endgülti-
gen Peritonealbuchten, Recessus, und Peritoneal-
Peritoneum
falten, Plicae.
• Intraperitoneal: das Organ ist von Peritoneum
viscerale eingehüllt und über Peritonealduplika-
turen mit dem Peritoneum parietale verbunden.
1. Phase
Dazu zählen: Magen, Milz, Dünndarm bis auf
einen Teil des Zwölffingerdarms, Blinddarm, Über die Bildung der primitiven Leibeshöhle,
Wurmfortsatz, querer Dickdarmabschnitt, Coelom, s. Kap. 3.5.1.4, S. 146. Sie wird vom
sigmaförmige Dickdarmschleife, Eierstock, Zoelomepithel, aus dem das Peritoneum entsteht,
Eileiter und Gebärmutter. Alle intraperitonealen ausgekleidet und vom gestreckten, noch undiffe-
Organe sind gut beweglich und leicht größen- renzierten Darmrohr durchzogen. Bauchfelldupli-
veränderlich. katuren ziehen als sagittale Gekröseplatten von der
dorsalen und ventralen Rumpfwand zum Darmrohr
• Retroperitoneal: das Organ ist nur an seiner
und bilden eine mediane Scheidewand der Leibes-
Vorderseite von Peritoneum parietale bedeckt.
höhle (Abb. 12.1). Sie dienen als Aufhängeapparat
• Primär retroperitoneal: Das Organ ist von vorn- für den Darm (gr. enteron). Das dorsale Gekröse,
herein außerhalb des Peritoneum entstanden und Mesenterium dorsale commune, spannt sich zwi-
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12.1 Bauchfellhöhle, Cavitas peritonealis 933
Abb. 12.1: Entwicklung der Mesenterien. Geteilte Leibeshöhle durch sagittate Gekröseplatte (a). Kaudal der
Magenanlage einheitliche Leibeshöhle durch Fehlen des Mesogastrium ventrale (b)
sehen der Mittellinie der hinteren Leibeswand Teil des Darmrohres bildet zunächst eine ventral
und dem gesamten Darmrohr aus. Im Bereich gerichtete Schleife, das spätere Duodenum. Aus
der Magenanlage wird es als Mesogastrium dor- ihm entwickelt sich in das dorsale Mesogastrium
sale (Gaster = Magen) bezeichnet. Das ventrale das Pankreas und in das ventrale Mesogastrium
Gekröse, Mesenterium ventrale oder Mesogastrium die Leber. In einer scharfen Biegung, der späteren
ventrale, zieht von der vorderen Leibeswand zum Flexura duodenojejunal is, geht das Duodenum in
Darmrohr, allerdings nur bis an die Anlagen des den nächsten Darmabschnitt, die ebenfalls nach
Magens und Zwölffingerdarmes. Erst unterhalb ventral konvexe Nabelschleife, über. Sie stülpt
davon entsteht daher eine einheitliche Leibeshöhle sich in der 6. Schwangerschaftswoche teilweise
(Abb. 12.1). In das Mesogastrium ventrale sprosst hernienartig in den Nabelstrang vor, wodurch die
nun (Abb. 12.2) die Leber ein. Im Mesogastrium physiologische Nabelhernie entsteht. Ende des
dorsale entstehen in diesem Stadium die Anlagen dritten Monats werden mit dem weiteren Wachs-
der Bauchspeicheldrüse und der Milz. tum der Bauchhöhle diese Darmschlingen wieder
in den Bauchraum aufgenommen. Vom Scheitel
der Nabelschleife zieht der Dottersackgang, Ductus
omphaloentericus, zum Nabel. Er ist der Rest der
Verbindung des Darmrohres mit dem Dottersack,
der aber bald zugrunde geht.
Oesophagus
I
/ Splen (Lien)
/
— A. gastrica sinistra
—Truncus coeliacus
Omentum minus
- A , splenica (A. lienalis)
~ - A. hepatica communis
Lig. falciforme hepatis
~ — A. mesenterica superior
Duodenum -
""--Pancreas
V. umbilicalis
Nabelschnur
/ \
, ' Nabelschleife
Ductus omphaloentericus
Abb. 12.3: Schema der Entwicklung der Mesenterien. Ventrales Gekröse hellgrau, dorsales
Gekröse dunkelgrau
An der Nabelschleife lassen sich ein oraler und ein Aus dem Endabschnitt des Darmrohres nach der
analer Schenkel unterscheiden: Flexura coli sinistra entstehen schließlich das
Colon descendens, Colon sigmoideum und das
• Oraler Schenkel: Er reicht von der Flexura
Rectum. Entsprechend der Differenzierung des
duodenojejunalis bis zum Scheitel der Nabel-
Darmrohres in diesem Stadium lassen sich auch
schleife. Aus ihm entstehen große Teile des
am Mesenterium dorsale commune verschiedene
freien Dünndarmes, das gesamte Jejunum und
Gekröseabschnitte unterscheiden, wie Mesogast-
ein Teil des Ileum.
rium, Mesocolon etc.
• Analer Schenkel: Er reicht vom Scheitel bis zu
einer weiteren scharfen Biegung, die als primäre 3 große Arterien ziehen durch das Mesenterium
Kolonflexur bezeichnet wird und etwa der späte- dorsale zum Darmrohr (Abb. 12.3): der Truncus
ren Flexura coli sinistra entspricht. Hier beginnt coeliacus, die Aa. mesenterica superior und infe-
schließlich der Endabschnitt des Darmrohres. rior. Sie nehmen hier eine Lage ein, die Drehun-
Der anale Schenkel weist eine kleine Ausbuch- gen des Darmrohres möglichst wenig behindert.
tung auf, die Anlage des Blinddarmes, Caecum. So ziehen aus dem Truncus coeliacus Äste zum
Hier entsteht auch der Übergang vom Dünn- wenig beweglichen Anfangs- und Endteil des
zum Dickdarm mit der Valva ileocaecalis. Aus Magens. Die A. mesenterica superior versorgt
dem analen Schenkel gehen somit der Rest des die Nabelschleife, indem sie in deren Achse liegt
Ileum hervor, sowie Dickdarmabschnitte, wie und daher bei den Darmdrehungen nicht abgedreht
Caecum mit der Appendix vermiformis, Colon werden kann. Die A. mesenterica inferior versorgt
ascendens und Colon transversum. das Darmrohr kaudal der primären Kolonflexur.
— Oesophagus
— Gaster
Mesogastrium dorsale —
Mesogastrium ventrale —
Pancreas (durchscheinend)
Omentum majus
Ouctus pancreaticus —
(major) et accessorius
— Flexura duodenojejunalis
Duodenum et Mesoduodenum —
Appendix vermiformis —
Abb. 12.4: Bildung der Bursa omentalis und des Omentum majus. Drehung der Nabel-
schleife und Bildung der Dünndarmschlingen. Der Pfeil in der Bursa omentalis zeigt die
Richtung, in der sich das Omentum majus entwickelt
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936 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
V. cava inferior
Aorta abdominalis
/
Pancreas
Bursa omentalis
Splen(Lien)
Gaster
*-•— Hepar
\
\
ihre Hinterwand das Mesogastrium dorsale (Abb. epiploicum und setzt sich über die Mittellinie in die
12.5). Dieses wird durch das Einwachsen der Milz Bursa omentalis fort.
nochmals unterteilt: der Teil von der Mittellinie bis
• Nabelschleifendrehung
zur Milz ist das sog. Mesogastrium axiale, und der
Teil von der Milz bis zum Magen ist das Lig. gas- Im oralen Schenkel der Nabelschleife beginnt
trosplenicum (Lig. gastrolienale). Mit der Magen- zuerst das Längenwachstum des Dünndarmes und
drehung macht auch das Duodenum mit seinem seines Mesenteriums. Damit kommt es zu einer
Mesoduodenum eine Drehung mit. Seine ursprüng- starken Schlingenbildung, die schließlich auch
lich ventralwärts gerichtete Konvexität schaut nun auf den analen Schenkel übergreift. Dadurch wird
nach rechts. Das Pankreas, das vom Mesoduode- die Caecumanlage des analen Schenkels verdrängt
num nach hinten oben in das Mesogastrium axiale und steigt nach kranial, kreuzt stets unter „Mit-
eingewachsen ist, wird durch diese Verdrehungen schleppen" des restlichen Dickdarmes mit seinem
in eine frontale Lage gebracht. Mesocolon oberhalb der Flexura duodenojejunalis
nach rechts bis an die Unterfläche der Leber und
Auch das Mesogastrium ventrale erfährt durch die
steigt schließlich meist in den letzten Fetalmonaten
Magendrehungen Veränderungen: das ursprünglich
oder erst nach der Geburt in die Fossa iliaca dextra
sagittal eingestellte Omentum minus wird zu einer
ab (Abb. 12.4). Dies entspricht einer Drehung der
frontalen Platte, dessen freier Rand nicht mehr nach
Nabelschleife entgegen dem Uhrzeigersinn um ca.
unten (Abb. 12.3), sondern als Lig. hepatoduode-
300°, wobei die A. mesenterica superior die Achse
nal nach rechts schaut (Abb. 12.4). Das Lig. fal-
bildet. Das Caecum hat also förmlich die Führung
ciforme hepatis bleibt als sagittale Platte bestehen
der Nabelschleifendrehung übernommen. Sein
(Abb. 12.5).
unteres Ende ist im Wachstum zurückgeblieben
Der rechts der Mittellinie (Abb. 12.4) hinter dem und wird zum Wurmfortsatz, der sich erst nach der
Omentum minus liegende Spaltraum wird als Ves- Geburt schärfer gegen das Caecum absetzt. Nach
tibulum bursae omentalis bezeichnet. Er beginnt oben geht es in das Colon ascendens über, das sich
hinter dem Lig. hepatoduodenale am Foramen an der Flexura coli dextra in das Colon transversum
fortsetzt. An der Flexura coli sinistra geht es in
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12.1 Bauchfellhöhle, Cavitas peritonealis 937
Gl. suprarenalis
' Ren
/
/
Verwachsungsstelle
Pancreas
Spien (Lien)
Bursa omentalis
""" Gaster
/
/
Hepar
Abb. 12.6: Entwicklung der Bursa omentalis. Bursa omentalis rot, Bauchfell blau
das Colon descendens über, an welches das Colon Omentum majus hervor, das schürzenformig von
sigmoideum anschließt. In dieser Phase hat jeder der großen Kurvatur des Magens nach kaudal hängt
Dickdarmabschnitt noch ein freies Gekröse. und das Colon transversum wie auch die Dünn-
darmschlingen bedeckt (Abb. 12.7). Der Spaltraum
im großen Netz ist beim Neugeborenen noch
3. Phase
vorhanden, verödet dann weitgehend durch Ver-
• Mesogastrium klebung seiner Wände. Die Rückwand der Bursa
omentalis verwächst kaudal des Pankreas mit dem
Das Mesogastrium axiale (von der Wirbelsäule bis
Kolon und Mesocolon transversum. Die während
zur Milz) bildet die Hinterwand der Bursa omen-
der Magendrehung nach rechts gedrehte Duode-
talis (Abb. 12.5). Es unterliegt unterschiedlichen
numschleife und ihr Mesoduodenum verkleben mit
Weiterentwicklungen: sein medialer Anteil ver-
der hinteren Leibeswand. So gelangt auch der Kopf
schmilzt mit dem Peritoneum parietale der hinteren
des Pankreas in die hintere Bauchwand. Nur der
Leibeswand zum sekundären Peritoneum parietale.
Anfang des Duodenum bleibt an seinem ventralen
Sein kranialer Teil verschmilzt nicht mit der Lei-
und dorsalen Gekröse beweglich aufgehängt.
beswand, sondern zieht als Peritonealduplikatur,
Lig. gastrophrenicum, zum Magen. Sein linker Teil
• Mesenterium der Nabelschleife
gelangt als Lig. phrenicosplenicum (phrenicolie-
nale) zur Milz. Sein kaudaler Teil enthält das Pan- Das Wachstum des Darmrohres führt zur Bildung
kreas und verschmilzt mit der hinteren Bauchwand der Dünndarmschlingen und zur Gliederung des
(blau punktierte Linie, Abb. 12.6). Die miteinander Dickdarmes. Das noch freie Gekröse verlötet
verklebten Peritonealblätter hinter dem Pankreas zunächst in einer Linie, die an der Flexura duo-
gehen schließlich verloren, so dass die Drüse nur denojejunalis beginnt, wo das bereits mit der
mehr an ihrer Vorderseite von Peritoneum parietale Rückwand der Bauchhöhle verwachsene Duo-
(secundarium) bedeckt ist. Die ursprünglich intra- denum in den freien Dünndarm übergeht. Von
peritoneal entstandene Bauchspeicheldrüse nimmt hier zieht sie über die Pars inferior duodeni nach
nun eine scheinbar retroperitoneale Lage ein. Aus rechts und unten zur Fossa iliaca dextra, wo sie
dem kaudalen Teil des Mesogastrium geht das die Einmündung des Ileum in das Caecum (Valva
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938 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
Abb. 12.7: Übersicht über das Peritoneum im Sagittalschnitt. Das Bauchfell ist blau, im
Bereich der Bursa omentalis rot gefärbt (nach einem Gefrierschnitt von M. Braune)
ileocaecalis) erreicht. Diese Verwachsungslinie ist ten Mesenterium dorsale) aus die Verlötung des
die Radix mesenterii, an der das Mesenterium des Mesocolon descendens nach links. Die Verklebung
freien Dünndarms wurzelt (Abb. 12.8). Von dieser des Mesocolon descendens schreitet also von oben,
Anhefitungslinie verwächst nun nach rechts das lateral und medial nach kaudal fort. Wo die Ver-
Mesocolon ascendens und schließlich das Colon schmelzung kaudal endet, entsteht die Radix des
ascendens selbst mit der hinteren Bauchwand. Nur Mesocolon sigmoideum, an der das freie Mesoco-
die Appendix selbst behält ihre freie Mesoappen- lon sigmoideum mit dem Colon sigmoideum hängt.
dix. Das Colon transversum hängt wiederum an Diese Wurzel beginnt in der Fossa iliaca sinistra,
einem freien Gekröse, dem Mesocolon transver- bildet auf dem M. psoas major eine konvexe Krüm-
sum. Es wurzelt in einer Linie, die vor der rechten mung nach oben und steigt vor dem Promontorium
Niere beginnt, die Pars descendens duodeni kreuzt ins kleine Becken ab.
und entlang des Vorderrandes des Pankreas bis zur
• Sekundäres Peritoneum parietale findet
linken Niere zieht.
sich an der hinteren Bauchwand dort, wo die
Auf der linken Seite verwächst zuerst das Colon „Mesos" aufgewachsen sind (Abb. 12.8): rechts
descendens und von ihm nach medial das Mesoco- durch die Verlötung des Mesocolon ascendens
lon descendens. Gleichzeitig beginnt aber auch von das Feld zwischen der Radix mesenterii, Radix
der Mittellinie (ursprüngliche Haftlinie des gesam- des Mesocolon transversum und Colon ascen-
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12.1 Bauchfellhöhle, Cavitas peritonealis 939
Recessus superior
Vv. hepaticae I Cardia
Lig. triangulare sinistmm
V. cava inferior Ν I /
A. gastrica sinistra
/
Gl. suprarenalis dextra
Mesogastnum dorsale
^ (Lig. gastrophrenicum)
Gl. suprarenalis
— Vasa
Flexura duodeni , ,
colica sinistra
inferior
— Mesocolon
Mesocolon descendens
ascendens
A. iliaca communis
sinistra
J ^ - Ureter
ffl
Radix mesenterii K l Mesocolon
sigmoideum
• — Rectum
Abb. 12.8: Dorsale Wand der Peritonealhöhle nach Entfernung von Leber, Magen, Jejunum, Ileum und Kolon.
Besonders dargestellt sind die „Mesos" des Magens und des Dünn- und Dickdarmes. Duodenum, Pancreas,
Milz, Nieren und Nebennieren in natürlicher Lage
dens, links durch die Verlötung des Mesocolon sowie kaudal der Radix des Mesocolon sigmo-
descendens das Feld zwischen der Mittellinie, ideum und seitlich des Colon ascendens und
Radix des Mesocolon transversum, Colon descendens.
descendens und Radix des Mesocolon sigmoi-
• Entwicklungsstörungen
deum.
• Primäres Peritoneum parietale bleibt erhal- Störungen der Entwicklung des Bauchsitus können
ten in einem dreieckigen Bereich zwischen der in jeder der 3 beschriebenen Phasen auftreten. So
Radix mesenterii und der Mittellinie, der sich können Rotationen unvollständig sein, womit die
nach kaudal in das kleine Becken fortsetzt, große Variabilität in der Lage und Form des Dick-
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940 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
darms verständlich wird. Bleibt beispielsweise das dann vom Situs inversus, bei dem die Organe auf
Caecum in der Höhe der Leber stehen, so spricht der „falschen" Körperseite liegen.
man vom Hochstand des Caecum. Die Gekröse-
fixation kann unvollständig sein oder gar ausblei- Klinik: Kartagener Syndrom: Zilienmotilitäts-
ben, so dass der gesamte Darm vom Magen abwärts störungen mit Situs inversus, herabgesetzter
nur an freiem Gekröse hängt. Selten können die mukoziliärer Clearance und Bronchiektasen;
Drehungen des Eingeweiderohres teilweise oder Infertilität des Mannes.
ganz in die Gegenrichtung erfolgen; man spricht
Proc. xiphoideus
Integumentum
commune
Omentum majus
M. obliquus ext. abd.
M. obliquus int. abd.
M. transversus abd.
Peritonaeum υ
Fascia transversalis
Intestinum tenue
(durchscheinend)
Colon sigmoideum
Plica umbilicalis
lateralis
Plica umbilicalis
medialis
Plica umbilicalis
mediana
Abb. 12.9: L a g e der B a u c h e i n g e w e i d e n a c h Entfernung der vorderen B a u c h w a n d . Der untere Teil der vor-
d e r e n B a u c h w a n d ist n a c h unten g e k l a p p t
Ausstülpung dieser Platte kann als Omentum Milznische, Saccus splenicus, bezeichnete Peri-
lienale vorliegen und die Milz von vorne her tonealbucht, in der die Milz liegt, nach unten ab.
völlig zudecken. Führt man die Hand zwischen Gleichzeitig ist es eine Stütze für die Milz, die
Zwerchfell und der konvexen Facies diaphrag- bei Milzvergrößerung gespannt wird. Kranial
matica der Milz nach dorsal, so gelangt man um der Milz zieht das Bauchfell direkt von der
den hinteren, stumpfen Milzrand, Margo infe- großen Magenkurvatur zum Zwerchfell, Lig.
rior, herum zum Lig. splenorenale (Lig. phre- gastrophrenicum (Abb. 12.8).
nicosplenicum). Führt man anschließend die • Zwölffingerdarm, Duodenum. Er ist im
Hand der Rumpfwand entlang nach kaudal zum Gegensatz zum intraperitonealen freien Dünn-
vorderen Milzpol, Extremitas anterior, so tastet darm im größten Teil seiner Länge unbeweglich
man eine vom Kolon zur Rumpfwand (Zwerch- an der hinteren Bauchwand angeheftet (sekun-
fell) verlaufende Bauchfellfalte, das Lig. phre- där retroperitoneal) und für die Untersuchung
nicocolicum (s. Abb. 12.8). Es schließt die als schwer zugänglich. Das zwischen 17 und 30 cm
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942 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
Omentum minus
(Lig. hepatogastricum)
Portio
Lobus caudatus hepatis flaccida densa Gaster
Lobus hepatis
sinister
Lig. falciforme
hepatis
Lig. teres
hepatis
Lobus quadratus
Omentum minus
(Lig. hepato-
duodenale)
Vesica biliaris
(Vesica fellea)
Foramen
epiptoicum
Flexura
coli dextra
Abb. 12.10: Vorderwand der Bursa omentalis. Leber nach kranial und Magen etwas nach kaudal ver-
zogen. Omentum minus: Lig. hepatoduodenal, Lig. hepatogastricum: Portio flaccida, Portio densa.
Pfeil im Foramen epiploicum
lange, hufeisenförmige Darmstück beginnt im gelegenen Flexura duodeni inferior. Sie wird
oberen Bauchraum am Pförtner des Magens, vom Mesocolon transversum gekreuzt und liegt
gelangt hinter dem Mesocolon transversum hier retroperitoneal. Im übrigen wird sie nur an
in den unteren Bauchraum, wird hier von der der Vorderfläche vom Bauchfell überzogen. Die
Radix mesenterii überlagert und mündet an der Flexura duodeni inferior und die Pars hori-
Flexura duodenojejunalis in das Jejunum. Die zontalis (Abb. 12.8) scheinen zwischen Meso-
vollständig vom Bauchfell überzogene Pars colon transversum und Mesenterium durch das
superior verläuft bei gefülltem Magen in der parietale Bauchfell, sind nur an der Vorderfläche
Höhe des 1. Lendenwirbels vom Pylorus nach vom Bauchfell überzogen. Die Pars ascendens
dorsal zur Flexura duodeni superior. Sie wird steigt wieder bis zur Bandscheibe zwischen 1.
vom rechten Leberlappen, Lobus quadratus und und 2. Lendenwirbel an und geht in die Flexura
Hals der Gallenblase überlagert. Die anschlie- duodenojejunalis über. Zwischen Pars horizon-
ßende Pars descendens (Abb. 12.8) zieht zwi- talis und ascendens kreuzt ventral die Radix
schen rechter Niere und Wirbelsäule abwärts mesenterii mit den Vasa mesenterica superiora.
bis zu der in der Höhe des 3. Lendenwirbels
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12.2 Oberbauch und seine Eingeweide 943
Fundus gastricus
Abb. 12.13: Mäßig kontrahierter Magen von ventral. Fett und Gefäße schimmern durch den Bauch-
fellüberzug
mes in der 4. Embryonalwoche (s. Kap. 12.1.2, abgesetzt. Diese Einschnürung ist nicht mit den im
S. 932) Röntgenbild zu beobachtenden Kontraktionsringen
zu verwechseln. Der Pylorus erscheint äußerlich
• Abschnitte
als eine leichte Einschnürung, fühlt sich härter als
der übrige Magen an und springt (Abb. 12.14) nach
Man unterscheidet am Magen die Pars cardi-
innen als ringförmiger Wulst, M. sphincter pylori,
aca mit dem Magenmund, Ostium cardiacum,
vor.
den Grund, Fundus gastricus (ventriculi), den
Körper, Corpus gastricum (ventriculi), die Am Magen werden eine vordere obere Wand,
Pars pylorica und den Pförtner, Pylorus, mit Paries anterior, eine hintere untere Wand, Paries
dem Ostium pyloricum. Die Pars pylorica posterior, eine große und eine kleine Krümmung,
besteht aus 2 Teilen: dem Antrum pyloricum, Curvatura major und minor unterschieden. Beim
welches sich dem Corpus anschließt, und dem leeren Magen liegen die mit Magenschleim überzo-
Canalis pyloricus, der am Ostium pyloricum genen, stark kontrahierten Wände aneinander, nur
mit dem Schließmuskel (M. sphincter pylori) der Fundus ist durch die geschluckte Luft gedehnt
endet (Abb. 12.13). (Magenblase).
Die trichterförmige Pars cardiaca geht links • Form: In der Röntgendiagnostik werden ver-
von der Medianlinie aus der Speiseröhre hervor. schiedene Formen des gesunden Magens unter-
Fundus gastricus nennt man den links und schieden. (Abb. 12.15): 1. der „normale" ortho-
kranial vom Magenmund gelegenen Abschnitt. tone Magen (J-Form) 2. der hypotone Langma-
Dieser unter der linken Zwerchfellkuppel gelegene gen des Asthenikers (Hakenmagen), der in der
Blindsack ist bei aufrechter Körperhaltung mit Mitte zum „Sanduhrmagen" eingezogen sein
Luft gefüllt und erscheint auf dem Röntgenbild als kann 3. der hypertone, quer verlaufende Magen
Magenblase. Das Corpus gastricum verengt sich des Pyknikers (Stierhornmagen). 4. Beim Kas-
mäßig vom Fundus gegen die Pars pylorica und kadenmagen, der ebenfalls vor allem beim Pyk-
ist gegen das Antrum der letzteren meistens durch niker vorkommt, hängen die oberen Fundusteile
eine seichte Einschnürung, die Incisura angularis, über die Magenvorderwand. Seine Form ist also
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946 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
Fundus gastricus
Oesophagus
Ora serrata — —
Tunica serosa
Ostium cardiacum
— Tunica muscularis
Parscardiaca
— Tela submucosa
Tunica mucosa
Duodenum
I
Corpus gastricum
ι \
Μ. sphincter pyloricus \
\ Antrum pyloricum Ί
> Pars pylorica
Canalis pyloricus J
sich bei Füllung etwa um eine Wirbelhöhe. In Überzug, Tünica serosa. Die Schleimhaut steht
Rückenlage steht er rechts von der Mittellinie in über eine lockere Tela submucosa und das visze-
Höhe des 12. Brust- bis 1. Lendenwirbels. Im rale Bauchfell über eine Tela subserosa mit der
Stehen verschiebt er sich ungefähr 2 Wirbelkör- Muskelschicht in Verbindung.
perhöhen kaudalwärts. Die Incisura angularis
tritt 1-2 Wirbelhöhen tiefer. Es kommt dadurch
zwischen Corpus und Pars pylorica zu einer Schichten
Abknickung (Hakenform). Bei Frauen steht der
1. Tunica mucosa: Die Magenschleimhaut besteht,
Magen regelmäßig steiler und meistens tiefer als
wie überall im Magen-Darm-Kanal, aus einer
bei Männern. Nicht selten reicht die große Kur-
Lamina muscularis mucosae, einer Lamina prop-
vatur bis ins Becken, bei Frauen häufiger als bei
ria, (Abb. 12.16) und einem hochprismatischen
Männern. Es ist nicht immer leicht, eine Grenze
einschichtigen Epithel, dessen Zellen mehr
zu der krankhaften Magensenkung, Ptosis ven-
mittelständige Kerne aufweisen. Sie erzeugen,
triculi, zu ziehen.
zum Schutz gegen Selbstverdauung, ein saures
• Größe: Beim Erwachsenen fasst er durch-
Mukopolysaccharid, den Magenschleim. Die
schnittlich 1,5 Liter. Doch passt er sich den
Schleimhaut ist grau-rötlich, in der Jugend
Essgewohnheiten an und kann bei übermäßiger
heller als im Alter. In einer gezackten Linie (Ora
Zufuhr bis zu mehreren Litern aufnehmen. Beim
serrata) geht sie in der Pars cardiaca nach oral
Neugeborenen fasst er nur 30-35 ml (häufige
in die blassere Speiseröhrenschleimhaut über.
und kleine Mahlzeiten), am Ende des 1. Lebens-
1 .Hochrelief der Schleimhaut (Abb. 12.14): Es
monats bereits 100 ml.
handelt sich dabei um verstreichbare Schleim-
• Lagebeziehungen: Der Paries anterior liegt hautfalten, Plicae gastricae, die unregelmäßig
mit der Cardia, dem Pylorus und dem Gebiet angeordnet sind und sich an der kleinen Kurvatur
der kleinen Kurvatur der Unterfläche der Leber, zu einigen konstanten Längsfalten formieren, die
mit dem Fundus und anschließenden Teil der die glatte Magenstraße (Waldeyer-Magenstraße)
großen Kurvatur dem Zwerchfell und mit der zwischen sich fassen. Die Plicae gastricae stellen
Pars pylorica der vorderen Bauchwand (Regio Reservefalten für die Ausdehnung des Magens
epigastrica) an. Der Paries posterior bildet mit bei zunehmender Füllung dar. 2. Flachrelief
die Vorderwand der Bursa omentalis. Er liegt der Schleimhaut: Bei Lupenbetrachtung (Abb.
der Milz, den Milzgefaßen, dem Pankreas, der 12.16) werden auf den Falten und in den Fal-
linken Nebenniere, der Spitze der linken Niere, tentälern kleine, polyedrische Felder mit einem
dem Colon und dem Mesocolon transversum Durchmesser von 1-5 mm, die Areae gastricae
an. sichtbar. Auf der Oberfläche der Areae beobach-
Magenfeld. Es ist die Fläche, mit der der Magen tet man viele kleine Drüsenöffnungen, Foveolae
unmittelbar der vorderen Brust- und Bauchwand gastricae (Magengrübchen).
anliegt.
Magendrüsen, Glandulae gastricae. Man unter-
Traube-Raum. Er ist das Gebiet, wo der Magen scheidet zwischen Kardia-, Haupt- und Pylorus-
unter Vermittlung des Zwerchfells der Brustwand drüsen, die in die Foveolae gastricae (Abb. 12.16)
anliegt. Er wird nach unten durch den Rippenbo- münden. Diese tubulösen Drüsen liegen stets in
gen, nach links durch die Milz, nach rechts durch der Lamina propria und überschreiten die Lamina
den unteren Leberrand begrenzt. Die perkutorische muscularis mucosae nie.
Abgrenzung nach oben ist schwierig, weil hier der
• Glandulae cardiacae. Sie bilden im Bereich
tympanitische Schalt der Magenblase in den Lun-
der Cardia als stark verzweigte Magendrüsen
genschall übergeht. Bei linksseitigen Pleuraergüs-
einen schmalen Ring zwischen Speiseröhre und
sen ist der tympanitische Klopfschall gedämpft.
Magen. Sie erzeugen hauptsächlich alkalischen
• Feinbau des Magens (Abb. 12.16) Schleim.
• Haupt- oder Fundusdrüsen. Sie liegen im
Der Magen besitzt, wie das übrige Darmrohr, Fundus und Corpus, sie werden von vier Zellar-
3 Schichten: Schleimhaut, Tunica mucosa, eine ten gebildet. Die basophilen und rundkemigen
Muskelschicht, Tunica muscularis, Bauchfell- Hauptzellen sind hochprismatisch. Sie erzeugen
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948 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
Area gastrica
• Tunica mucosa
Foveolae gastricae
Λ
/ \
I
l Tela submucosa
• Tunica muscularis
Lymphknötchen —
das Pepsinogen. Dieses wird im Magen durch EC-like-Zellen, Α-Zellen, G-Zellen, D-Zellen)
die Salzsäure in das Eiweiß spaltende Pepsin geben ihre Sekretgranula in die Lamina propria
umgewandelt. Außerdem erzeugen sie Fett spal- ab, um von hier ins Blut zu gelangen und somit
tende Lipasen. Die oft mehrkemigen, runden in weit entfernten Zellen wirksam zu werden. Es
Belegzellen buchten die Drüsenschläuche nach handelt sich dabei um einzellige endokrine Ele-
außen vor. Sie sezernieren Wasserstoffionen mente, die verschiedenartige Wirkstoffe erzeu-
durch intrazelluläre Sekretkapillaren ins Drü- gen (Serotonin, Histamin, Glukagon, Gastrin,
senlumen ab. Gemeinsam mit im Blut vorhande- Somatostatin).
nen Chlorionen bilden sie im Magen Salzsäure. • Glandulae pyloricae. Sie finden sich im Pylo-
Außerdem erzeugen sie den für die Blutbildung rusteil. Sie sind kurze, verzweigte Drüsen, die
notwendigen „intrinsic factor". Die mukoiden in tiefe Foveolae gastricae münden (vgl. Abb.
Nebenzellen sind basophil und haben einen 12.53). Ihre mukoiden Zellen bilden Magen-
basalständigen Kern. Sie erzeugen Schleim und schleim.
dienen der Regeneration des oberflächlichen
Epithels und der Drüsenzellen. Die enteroendo- 2. Tunica muscularis. Sie besteht (Abb. 12.17)
krinen Zellen (APUD-System) verschiedener aus 3 Lagen glatter Muskulatur. Die äußere oder
Art (enterochromaffine Zellen = EC-Zellen, Längsschicht, Stratum longitudinale, strahlt vom
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12.2 Oberbauch und seine Eingeweide 949
Duodenum |ncisura
> A. gastrica sinistra. Das starke Gefäß ist meist
\ angularis
ein direkter Ast des Truncus coeliacus und
gelangt in der Plica gastropancreatica zur klei-
M. sphincter pyloricus — nen Magenkurvatur (Abb. 12.8, 40), gibt hier
kleinere Äste zur Speiseröhre, Rr. oesophage-
Stratum longitudinale
= ausgezogene Linien;
ales, ab und verläuft im Omentum minus nahe
Fibrae obliquae der kleinen Kurvatur kaudalwärts, wo ihr Endast
= gestrichelte Linien; mit der A. gastrica dextra anastomosiert. Ihr Ver-
Stratum circulare nicht
dargestellt
sorgungsgebiet reicht bis zur Incisura angularis.
t> A. gastrica dextra. Das schwächere Gefäß ent-
Abb. 12.17: Magenmuskulatur springt im Lig. hepatoduodenale meist aus der
A. hepatica propria und zieht zur kleinen Kurva-
Oesophagus radienförmig über den Magen aus, tur des Magens, wo sie sich mit der A. gastrica
wobei die stärksten Züge an der großen und sinistra verbindet. Sie versorgt vorwiegend das
kleinen Kurvatur liegen. An der kleinen reichen Antrum pyloricum.
sie nur bis zur Pars pylorica. Die mittlere oder t> A. gastroomentalis dextra. Sie zweigt am
Ringschicht, Stratum circulare, ist am Fundus Unterrand des Pylorus aus der A. gastroduode-
dünn, wird im Corpus und in der Pars pylorica nalis, einem der Endäste der A. hepatica com-
allmählich dicker und bildet schließlich den munis, ab und verläuft im Lig. gastrocolicum
Pförtner, M. sphincter pylori. Die innere oder 2 cm von der großen Magenkurvatur entfernt
Schrägschicht, Fibrae obliquae, strahlt von nach links. Sie gibt Äste an den Magen und Rr.
der medialen Seite des Fundus schräg über die omentales an das große Netz ab und anastomo-
vordere Fläche des Corpus zur großen Kurvatur siert häufig mit der A. gastroomentalis sinistra
und von dort in der gleichen Weise zurück zur aus der A. splenica.
Ausgangsstelle. Die kleine Kurvatur wird von D> A. gastroomentalis sinistra. Sie entspringt aus
diesen Fasern freigelassen, ebenso fehlen sie der A. splenica oder deren unterem Hauptstamm
in der Pars pylorica. Die mit den Schrägfasern und zieht durch das Lig. gastrosplenicum unter-
ausgestatteten Magenteile (Fundus und Corpus) halb des Fundus zur großen Kurvatur und ver-
bilden funktionell den Verdauungssack, Saccus bindet sich mit der stärkeren A. gastroomentalis
digestorius, die Pars pylorica den Austrei-
bungskanal, Canalis egestorius. Die lockere, A. gastrica Rr. o e s o p h a g e a l Α. gastrica
Truncus coeliacus ^ sinistra / / posterior
bindegewebige Tela submucosa ermöglicht die \ > / / .
/ Aa. gastricae
gute Verschieblichkeit der Schleimhaut auf der A. hepatica communis \
\ \ breves
Muskularis.
A. hepatica \ \ A. splenica
propria \ (A. lienalis)
3. Tunica serosa: Der Magen hat einen nahezu
vollständigen Peritonealüberzug, der über die A. gastrica
Tela subserosa mit der Tunica muscularis zusam- dextra
dextra. Sie versorgt nur ein kleines Areal des Lymphgefäße (Abb. 12.20): Sie beginnen mit blind
Corpus gastricus. Mit zunehmender Magen- endigenden Ästen und einem feinmaschigen Kapil-
fullung nähert sich die große Kurvatur diesen larnetz zwischen den Magendrüsen. Von hier aus
Gefäßen. durchbohren größere Äste die Lamina muscularis
t> Aa. gastricae breves. Diese entspringen aus der mucosae und ziehen zu einem grobmaschigen Netz
A. gastroomentalis sinistra oder der A. splenica in der Tela submucosa. Aus diesem dringen abfuh-
und ziehen über das Lig. gastrosplenicum zum rende Äste durch die Tunica muscularis zu dem mit
Fundus gastricus. bloßem Auge sichtbaren subserösen Netz. Aus ihm
t> A. gastrica posterior. Sie entspringt aus der strömt die Lymphe zusammen mit den 4 Magen-
mittleren Verlaufsstrecke der A. splenica und arterien zu den regionären Lymphknoten, den Nil.
steigt im Lig. phrenicosplenicum steil aufwärts gastrici dextri und sinistri an der kleinen Kurvatur,
zum Fundus gastricus. den Nil. gastroomentales dextri und sinistri an der
großen Kurvatur, Nil. pylorici um den Pylorus und
Venen (Abb. 12.19). Sie entspringen in den sub- den Nil. splenici am Milzhilum.
mukösen Venenplexus des Magens und fuhren ihr
Blut zur Pfortader. Die Venen laufen wie im Pfort- > Nil. gastrici sinistri und dextri. Sie nehmen die
adersystem üblich unpaarig mit den gleichnamigen Lymphe der kleinen Magenkurvatur auf
Arterien und entfernen sich erst mündungsnahe von t> Nil. gastroomentales sinistri und dextri aus der
diesen. großen Kurvatur
V. gastrica
[> Nil. splenici aus dem Fundus und die Nil. pylo-
sinistra rici aus der Pars pylorica und dem Bulbus duo-
deni.
t> Die Lymphknoten an den Kurvaturen sind die
primären, die Lymphknoten an der Leberpforte,
dem Milzstiel und am Pankreasoberrand sind
die sekundären Filterstationen. Aus allen Sta-
tionen strömt die Lymphe schließlich durch
die Nil. coeliaci zum Brustmilchgang, Ductus
thoracicus. Die Nil. coeliaci haben durch das
Zwerchfell auch Verbindungen zu den Nil.
mediastinales posteriores.
Nil coeliaci
Lobus caudatus
\
\ Nil. gastrici sinistri
Nil. hepatici
Nl. foraminalis
Nil. splenici
Vesica biliaris
(Vesica fellea)
Glandula
suprarenalis
dextra A" s .
Nil. gastroomentales sinistri
Nil. aortici
et glandulae —"
suprarenalis
Ren sinister
dextrae
Abb. 12.20: Lymphgefäße und Lymphknoten der viszeralen Leberfläche, der Gallenblase, des Magens, der
Milz sowie der rechten Niere und Nebenniere (nach J. Jossifow)
thischen und sympathischen Fasern beeinflusst sondert. Der Magensaft, ein wässriges saures
(s. Kap. 12.3.3, S. 988). Sekret, enthält Pepsin, Salzsäure, Schleim und
Hormone. Pepsinsalzsäure baut die Eiweiße bis
Klinik: 1. Die operative Ausschaltung der para- zu den Peptiden ab. Salzsäure wirkt außerdem
sympathischen Mageninnervation (Vagotomie) noch bakterientötend, verhindert die Milchsäure-
dämpft die Hypersekretion und die Hyperazidi- bildung aus Kohlenhydraten im Magen.
tät des Magens. Bei dieser Operation soll man • Castle fand im Magensaft den intrinsic factor
die parasympathische Innervation des Pylorus, der mit dem extrinsic factor der Nahrung (Vita-
der Leber, des Duodenum und des Pankreas min B |2 ) den Antipemiziosastoff bildet. Fehlt er,
schonen {selektive Vagotomie). Dieses Vorgehen was gleichzeitig mit einem Fehlen der Salzsäure
ist durch moderne medikamentöse Therapie verbunden ist, so kommt es zu einer Störung der
beinahe verdrängt. 2. Magenschmerzen werden Blutbildung, zur perniziösen Anämie.
über sensible Fasern der vegetativen Nerven • In den Pylorusdrüsen entsteht das Gastrin. Es
und über den linken N. phrenicus geleitet. Der stimuliert die Saftsekretion im Magen. Neben
Schmerz projiziert substernal in die Leibesmitte dieser hormonellen Steuerung wird die Magen-
und strahlt nach links hinten aus. Die Head- sekretion über den N. vagus auch reflektorisch
Zonen entsprechen den Dermatomen Th5-8 beeinflusst.
(s. Kap. 2.6.5.4, S. 97).
duodeni superior geht sie in die Pars descendens A. gastroduodenalis gekreuzt. Etwas weiter dorsal
über. Sie hat eine Länge von ungefähr 10 cm. In liegt die V. cava inferior. Vorne bekommt sie Bezie-
ihrem Inneren beobachtet man dorsomedial eine hungen zum Gallenblasenhals und zum Lobus qua-
Längsfalte, die Plica longitudinalis duodeni. Sie dratus der Leber.
trägt die Papilla duodeni major (Papilla Vateri)
Pars descendens. Sie steigt rechts von der V. cava
eine Erhebung mit der gemeinsamen Mündung des
inferior ab. Nach dorsal hat sie Beziehungen zum
Ductus choledochus und Ductus pancreaticus (Wir-
Stiel der rechten Niere, zum Nierenbecken und
sungi) (Abb. 12.41). Etwas oberhalb dieser Papille
zum unteren Abschnitt der rechten Nebenniere.
liegt in 96 % der Fälle die akzessorische Öffnung
Vorne ist die Flexura coli dextra aufgewachsen und
für den Ductus pancreaticus accessorius (Santo-
der Beginn der Radix mesocolica. Pars horizontalis
rini). An der Flexura duodeni inferior beginnt die
und Pars ascendens überkreuzen vorne die V. cava
Pars horizontalis. Sie ist nur wenige cm lang und
inferior, die Wirbelsäule und die Aorta. Zwischen
geht in die 5-7 cm lange Pars ascendens über,
beiden Teilen kreuzen ventral die A.V.mesenterica
welche in der Flexura duodenojejunalis endet, wo
superior, die hier vor dem Duodenum in die Radix
der freie Dünndarm beginnt. Die Flexur ist vom
mesenterii eintreten.
M. suspensorius duodeni fixiert, der als ein glatter
Muskelzug vom Truncus coeliacus entspringt.
Klinik: 1. Die verborgene Lage des Duodenum
• Lage erschwert die operative Zugänglichkeit. Wäh-
rend die intraperitonealen Abschnitte, Pars supe-
Skeletotopisch liegt die Pars superior in Höhe des
rior und ascendens ohne Präparation gut erreich-
1. Lendenwirbels, die Pars horizontalis in Höhe des
bar sind, muss zur Aufsuchung der retroperito-
3. Lendenwirbels und die Flexura duodenojejunalis
nealen Pars descendens die Flexura coli dextra
links an der Bandscheibe zwischen 1. und 2. Len-
vom Duodenum abgelöst werden. 2. Vor allem
denwirbel. Es umkreist also den 2. Lendenwirbel.
beim Pankreaskopfkarzinom mit Verschluss des
In der Projektion auf die Bauchwand bleibt das
Ductus choledochus wird die Pars descendens
duodenale „C" fast immer oberhalb des Nabels.
mitbetroffen. 3. Auch Aussackungen der Duo-
Bezogen auf das Peritoneum sind die Pars superior denalwand, juxtapapilläre Duodenaldivertikel,
intraperitoneal, die Pars descendens und horizonta- kommen vor allem mediodorsal nahe der Ein-
lis (sekundär) retroperitoneal und die Pars ascen- mündung des Gallenganges vor.
dens erst retro- und dann intraperitoneal.
• Feinbau (vgl. Abb. 12.53)
Im Bulbus duodeni beginnen als besondere ober-
flächenvergrößernde Schleimhauteinrichtungen
des Dünndarmes zuerst die Darmzotten, Villi
intestinales, mit dem bindegewebigen Grund-
stock der Lamina propria. Etwas weiter vom
Pylorus entfernt (2-5 cm) entstehen die unver-
a b e streichbaren Schleimhautfalten, Plicae circula-
Abb. 12.22: Formen der Duodenalschlinge res, Kerckring-Falten, die sich in das Jejunum
fortsetzen. Ihre bindegewebige Grundlage ist
Form und Lage des Duodenum sind sehr varia- die Tela submueosa. Wie im übrigen Dünn- und
bel (Abb. 12.22). Die Abweichungen sind meist Dickdarm finden sich in der Lamina propria die
darauf zurückzufuhren, dass eine Pars horizontalis Glandulae intestinales, Lieberkühn-Krypten.
fehlt und die Flexura duodeni inferior gleich einen Besondere Glandulae duodenales, Brunner-
spitzen Winkel bildet. Auch kann der Scheitel der Drüsen, haben die Lamina muscularis mucosae
hufeisenförmigen Schlinge in seltenen Fällen bis durchbrochen, liegen in der Tela submueosa und
zum Promontorium herabreichen. sondern alkalischen Schleim und Eiweiß- und
Kohlenhydrat spaltende Enzyme ab (Proteasen,
• Lagebeziehungen: (Abb. 12.8, 10,40,41) Amylasen, Maltasen). Die resorptive Oberfläche
Pars superior. Sie wird direkt an der Dorsalseite der Duodenalschleimhaut beträgt 7 nr.
vom Ductus choledochus, der V. portae und der
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954 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
Gaster
\
Duodenum
s
Ductus pancreaticus
/
Ductus _ _ accessorius
choledochus
Pancreas dorsale I
Pancreas ventrale Ductus pancreaticus
Abb. 12.23: Entwicklung des Pankreas: a. ventrale und dorsale Pankreasanlage. b. ventrale Anlage nach dorsal
verlagert, noch selbstständig, c. ventrale und dorsale Anlage miteinander verschmolzen, der Ausführungsgang
des dorsalen Pankreas mündet noch als Ductus pancreaticus accessorius in das Duodenum, d. die Einmündung
des Ductus pancreaticus accessorius in das Duodenum ist obliteriert
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12.2 O b e r b a u c h und seine Eingeweide 955
stumpfe Gewalteinwirkungen von außen leicht frei beweglich und heißt Pars libera. Die Facies
zu Leberrissen führen können. diaphragmatica kann schräge Rippenfurchen (am
Lobus dexter in Abb. 12.24) aufweisen. Nahezu
• Oberfläche
vertikale Zwerchfellfurchen, Zahn-Furchen,
Die Oberfläche ist eben und glatt und durch
entstehen durch stark vorspringende Muskelzüge
den Serosaüberzug (Peritoneum viscerale)
des Zwerchfells. Die starke Formbarkeit ermög-
glänzend. 2 Flächen werden unterschieden,
licht das Abschnüren (Korsett) größerer Lappen
die leicht konkave Facies visceralis und die
(Schnürlappen). Individuelle Unterschiede der
konvexe Facies diaphragmatica. Beide Flächen
Form sind bei gleichartig in situ gehärteten Lebern
werden vom scharfen Unterrand, Margo inferior,
sehr groß.
voneinander getrennt. Dieser Rand ist durch das
Lig. falciforme hepatis und durch das Lig. teres
Facies visceralis. (Abb. 12.26 ) Sie wird erst sicht-
hepatis zur Incisura lig. teretis eingeschnitten.
bar beim Hochklappen der Leber. Diese Fläche
Rechts von diesem Einschnitt überragt die
hat engste Beziehungen zu den Nachbarorganen,
Kuppe der Gallenblase, Fundus vesicae biliaris,
die bei gut gehärteten Lebern Abdrücke, Impres-
den Leberrand (Abb. 12.24).
sionen, hinterlassen. Am linken Lappen werden
Facies diaphragmatica. Sie ist dorsokranial mit eine Impressio oesophagealis durch die Pars
dem Zwerchfell verwachsen. Diese bauchfellfreie abdominalis oesophagi, eine Impressio gastrica
Area nuda (Pars affixa) läuft (Abb. 12.24, 25) nach durch die kleine Magenkurvatur und eine buckelige
vorn zum Lig. falciforme hepatis, nach rechts zum Erhebung, Tuber omentale, das sich dem Omentum
kurzen Lig. triangulare dextrum, nach links zum minus auflagert, sichtbar (12.26). Auf dem rechten
langen Lig. triangulare sinistrum und der Appen- Lappen bewirkt die rechte Niere die Impressio
dix fibrosa, einem umgewandelten Teil des linken renalis, die rechte Nebenniere die Impressio
Leberlappens, aus. Die beiden Ligg. triangularia suprarenalis. Die Flexura coli dextra erzeugt die
bilden das Kranzband der Leber, Lig. coronarium, Impressio colica und die Pars superior duodeni die
das die Area nuda umgrenzt. Der übrige Teil der Impressio duodenalis. Auf dem Lobus quadratus
Zwerchfellfläche ist von Bauchfell überzogen, wird die Impressio pylorica sichtbar. Nahezu in der
— Lig. coronarium
Lig. falciforme
Margo inferior
Lobus hepatis dexter
/ teretis
Margo inferior
Fundus vesicae biliaris
(Fundus vesicae felleae)
— kraniale Bauchfellgrenze
I Lig. triangulare /
kaudale Bauchfellgrenze
sinistrum /
/ I
Appendix fibrosa (Lig. venae cavae) I I
hepatis V. cava inferior Verwachsungsfläche mit dem Zwerchfell
Abb. 12.25: Leber des Erwachsenen von dorsal und kranial gesehen. Verwachsungsfläche mit dem Zwerchfell,
Area nuda (Pars affixa)
^ ^ Impressio renalis
- V. portae hepatis
Ductus choledochus
— — (Ductus biliaris) et
Ductus hepaticus dexter
Ductus cysticus
/ (eröffnet)
/
Lobus hepatis
Vesica biliaris
sinister I
(Vesica fellea)
I
Impressio gastrica (eröffnet)
/
A. hepatica propria
Impressio duodenalis
Lig. teres hepatis
Lobus quadratus \
\
Abb. 12.26: Leber des Erwachsenen. Facies visceralis Impressio colica
Mitte der Eingeweidefläche liegt die Leberpforte, Zwerchfells an. Ein Hochstand des Zwerchfells
Porta hepatis, die Eintrittsstelle für die Pfortader, bedingt auch einen Hochstand der Leber. Auch
V. portae, und die A. hepatica, und die Austritts- bei Veränderung der Körperlage ändert sich die
stelle für die Lebergänge, Ductus hepatici. Links Lage der Leber. Kranial fallt ihre Grenze mit der
von der Leberpforte verläuft die Nebengrenzspalte, Zwerchfellkuppel zusammen (rechts Sternalan-
Fissura sagittalis sinistra. Sie zerfällt in eine vor- satz der 5. Rippe, links tiefer). Oberhalb des
dere Fissura lig. teretis und eine hintere Fissura Zwerchfells sind enge Beziehungen zum Brust-
lig. venosi. (Der Ductus venosus führte embryonal raum, zur Lunge, zum Herzen und Herzbeutel
arterialisiertes Blut aus der Plazenta an der Leber gegeben. Schuss- und Stichverletzungen können
vorbei, direkt in die V. cava inferior, s. Kap. 2.3.1.4, daher gleichzeitig Lunge, Zwerchfell und Leber
S. 51). Rechts von der Leberpforte liegt die Haupt- treffen. Der tastbare Teil des Unterrandes der
grenzspalte, Fissura sagittalis dextra, die von der Leber liegt etwa in einer Linie, welche den
Fossa vesicae biliaris und dem Sulcus v. cavae Ansatz des 9. Rippenknorpels am rechten Rip-
gebildet wird. Beide Fissuren bilden mit der Leber- penbogen mit der Knochenknorpelgrenze der
pforte das „H" der Leber. Die Vene ist hier oft von linken 7. Rippe verbindet. Oberhalb dieser Linie
Bindegewebe verdeckt (Lig. venae cavae). Fossa liegt die Leber im Rippenbogenwinkel (Angulus
und Sulcus trennen vom rechten Hauptlappen vorn infrasternalis) der ventralen Bauchwand unmit-
den Lobus quadratus, hinten den Lobus caudatus telbar an (Leberfeld). Bei der relativ größeren
ab. Der Lobus caudatus schickt nach vorn gegen kindlichen Leber überragt der kaudale Rand um
die Porta den rundlichen Processus papillaris, nach mehrere Zentimeter den rechten Rippenbogen.
rechts gegen den Hauptlappen eine dünne Leber-
brücke, den Processus caudatus. Bei der allgemeinen Alterssenkung der Eingeweide
kann die Leber nach Vogt 4-6 cm absinken.
• Befestigung
Klinik: Die Leberpunktion dient zur Gewin-
Die Leber ist über die Area nuda mit der Unter-
nung von Gewebeproben für die histologische
seite des Zwerchfells in einer Fläche von etwa
Untersuchung. Bei der Leberblindpunktion wird
90 cm2 verwachsen und ebenso mit der V. cava
mit einer Hohlnadel in der rechten Axillarlinie
inferior innig verbunden, die selbst wieder im
zwischen der 8. und 9. Rippe in die Leber ein-
Zwerchfell verankert ist. Auch das Lig. coro-
gestochen und Gewebe angesaugt. Die gezielte
narium hepatis verbindet die Leber mit dem
Leberpunktion geschieht unter Sicht bei einer
Zwerchfell und der hinteren Bauchwand. Seitlich
Laparoskopie (.Bauchspiegelung).
läuft es in das breite und kurze Lig. triangulare
dextrum und das schmale und lange Lig. trian-
• Prinzip der Leberdurchblutung
gulare sinistrum aus. Das Lig. falciforme hepa-
Die Besonderheit der Leberdurchblutung besteht
tis und Lig. teres hepatis befestigen die Leber
darin, dass 2 Gefäße der Leber Blut zuführen:
am Zwerchfell und der vorderen Bauchwand.
die A. hepatica propria bringt das nähr- und
Das kleine Netz verbindet die Leber mit dem
sauerstoffreiche Blut in die Leber. Durch den
Magen und mit dem Zwölffingerdarm, wobei
arteriellen Druck bildet sie das „Hochdrucksys-
das Lig. hepatoduodenal um die Leberpforte
tem" des Leberkreislaufes und dient ausschließ-
ansetzt und das Lig. hepatogastricum in der
lich der Organversorgung. Daher wird sie als
Fissura lig. venosi. Die Leber wird am Zwerch-
das Vas privatum der Leber bezeichnet.
fell durch die genannten Befestigungsmittel und
durch einen dünnen Flüssigkeitsfilm (Adhäsion) > Pfortaderkreislauf: Die Besonderheit dieses
festgehalten, so dass auch der Lungenzug eine Kreislaufes sind zwei hintereinandergeschaltete
wesentliche Rolle bei ihrer Fixation spielt. Auch Kapillargebiete: das erste Kapillargebiet befin-
die Bauchmuskulatur („Gürteleffekt") trägt zu det sich in der Wand des Magendarmkanals,
ihrer Lageerhaltung bei. im Pankreas und in der Milz, das zweite in der
Leber.
• Lage
Die Leber folgt vermöge ihrer Verwachsungen Die Pfortader, V. portae, entsteht hinter dem Pan-
mit dem Zwerchfell den Atembewegungen, kreas durch den Zusammenfluss der V. mesenterica
passt sich in ihrer Form der Verformung des inferior mit der V. splenica und der V. mesenterica
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958 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
1. Lappen
Nach der klassischen anatomischen Gliederung
besteht die Leber aus einem großen Lobus dexter,
dem kleineren Lobus sinister, und auf der Einge-
weidefläche aus dem kleinen Lobus caudatus und
quadratus (Abb. 12.25, 26). Die Grenze zwischen
den beiden Lappen wird außen markiert durch das
Lig. falciforme hepatis und die Fissura sagittalis
sinistra. Die funktionelle Lappengrenze entspricht
aber dem Verteilungsmuster der beiden Hauptäste
von V. portae, A. hepatica und der Gallengänge.
Demnach liegt die Lappengrenze („innere Wasser- NGS HGS
scheide") weiter rechts und entspricht einer Linie, Abb. 12.27: Leberhauptteile und Lebersegmente (nach
die Gallenblase mit der V. cava inferior verbindet Couinaud). HGS: Hauptgrenzspalte. NGS: Neben-
(„Kava-Gallenblasenlinie", Rex-Cantlie-Linie). grenzspalte. I: Lobus caudatus (Segmentum I), II:
Diese Grenze wird auch als Hauptgrenzspalte der Segmentum laterale superius, III: Segmentum laterale
Leber bezeichnet und der Nebengrenzspalte im inferius, IV: a Segmentum mediale superius, b Seg-
mentum mediale inferius, V: Segmentum anterius infe-
Bereich der anatomischen Lappengrenze gegen-
rius, VI: Segmentum posterius inferius, VII: Segmentum
übergestellt (Abb. 12.27). posterius superius, VIII: Segmentum anterius superius
2. Segmente
ment bezeichnet wird. Zwischen diesen Segmenten
Für den Kliniker ist eine weitere Unterteilung der
laufen als Segmentgrenzen Äste der abführenden
Leber in Segmente aus praktischen Überlegungen
Lebervenen, die das Blut aus den Segmenten auf-
(bei Resektionen) wichtig. In der Praxis hat sich
nehmen und in die V. cava inferior abfuhren.
die Segmenteinteilung nach Couinaud durchge-
setzt, die entsprechend der Pfortaderaufteilung die In der neuen Nomenklatur wird diese Segmentglie-
Pfortadersegmente beschreibt. (Abb. 12.28). Die derung berücksichtigt und so werden 8 Segmente
Pfortader betritt mit ihren beiden Hauptästen die beschrieben (Abb. 12.27, 28). Auffällig ist der
Leber, die nun intrahepatisch beinahe horizontal Lobus caudatus, der ein eigenständiges Segment
nach links und rechts ziehen. In ihrem Verlauf darstellt. Die intrahepatischen Gallengänge wie
geben sie nach oben und unten weitere Äste ab, auch die Äste der A. hepatica folgen den Ästen der
die jeweils ein Leberareal versorgen, das als Seg- V. portae, so dass die Gallengangssegmente wie
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12.2 Oberbauch und seine Eingeweide 959
Abb. 12.28: Pfortadersegmente nach Couinaud. Pfortader violett, Lebervenen blau (nach Lanz-Wachsmuth)
Sternzellen
Gallengang
\ f
\ interlobuläres
Bindegewebe
x
A. hepatica
Abb. 12.30: Leberläppchen im Querschnitt. Besonders hervorgehoben sind links oben die Leberzellbalken,
rechts oben die Gallenkapillaren, unten die Blutkapillaren. Die Pfeile zeigen die Strömungsrichtungen
Abb. 12.31: Menschliche Leber, Silberimprägnation. Radiäre Anordnung der Zellbalken in den Läppchen.
pF = periportales Feld, Vc = V. centralis, Vs = V. sublobularis
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12.2 Oberbauch und seine Eingeweide 961
Die menschliche Leber ist relativ arm an Binde- Mit den Lebersinusoiden stehen die Zellbalken
gewebe, wodurch eine deutliche Trennung der in engem Kontakt. Nur ein elektronenoptisch gut
Leberläppchen nicht vorhanden ist. Nur an Stellen, sichtbarer feiner Spalt, der Disse-Raum, trennt das
wo 3 oder auch 4 Leberläppchen zusammenstoßen, gefensterte Sinusendothel von den Leberzellen. In
ist das Bindegewebe etwas stärker ausgebildet. Es diesen Raum entsenden die Leberzellen Mikrovilli.
entstehen dort im Querschnitt drei- bis viereckige Hier erfolgt der Stoffaustausch zwischen den Leber-
Bindegewebsfelder (periportale Felder, Glisson- zellen und dem Blut der Sinusoide. Im Disse-Raum
„Dreiecke"), die räumlich gesehen Kanäle (Portal- kommen außerdem Fett und Vitamin Α speichernde
kanäle) darstellen. Ito-Zellen und bei Lebererkrankungen Kollagen
bildende Zellen vor (ζ. B. bei Leberzirrhose).
Jedes dieser Felder beinhaltet mindestens einen
Außerdem finden sich in diesem Raum feinma-
Ast der A. interlobularis (aus der A. hepatica),
schige Netze aus Gitterfasern (argyrophile Fasern),
der V. interlobularis (aus der V. portae) und
welche die Leberzellbalken umhüllen.
einem mit dem iso- bis hochprismatischen Epi-
thel ausgekleideten Gallengang, Ductus bilifer 3. Canaliculi biliferi. Mit den Gallenkapillaren
interlobularis. Dieses Dreigespann wird Glis- beginnen die Drüsenausfuhrungsgänge der Leber
son-Trias genannt. in den Leberläppchen (12.30). Während ihres Ver-
laufes innerhalb der Leberzellstränge besitzen die
2. Lebersinus, Sinusoide. Sie sind mit Lücken Gallenkapillaren keine eigene Wand, sondern diese
ausgestattete Endothelschläuche, die aus den wird nur von den Plasmamembranen benachbarter
feinen Pfortaderästen beim Eintritt in ein Läppchen Hepatozyten gebildet. Die feinen 0,5-1 μηι weiten
entstehen. Sie sind erweiterte Kapillaren mit einem Gänge fuhren die Galle entgegen dem Blutstrom
Durchmesser von etwa 10 pm, die zwischen den des Leberläppchens peripherwärts zu den peripor-
Leberzellsträngen radiär zur V. centralis ziehen talen Feldern. Hier münden sie über Schaltstücke,
(Abb. 12.30). Diese Sinusoide anastomosieren Hering-Kanälchen, in die von kubischem bis
untereinander und bilden ein dreidimensionales prismatischem Epithel ausgekleideten Gallen-
Schwammwerk. Noch in der Peripherie eines gänge, Ductus biliferi interlobulares, die sich zu
Läppchens münden die zarten Äste der A. inter- größeren Gängen vereinigen und die Leber an ihrer
lobularis in die Sinusoide, die somit Mischblut Pforte als Ductus hepatici verlassen.
fuhren. Allerdings nimmt mit dem zentripetalen
Blutstrom die Sauerstoffkonzentration gegen das 4. Portales Leberläppchen (Abb. 12.29)
Läppchenzentrum ab. Dies ist für den Ablauf der Beim portalen Läppchen liegt das periportale Feld
metabolischen Prozesse in der Leber von größter mit der Glisson-Trias im Zentrum. Aus diesem Feld
Bedeutung. werden Teilbezirke direkt angrenzender „klassi-
scher" Leberläppchen mit arteriellem (A. interlo-
Im Endothelverband der Sinusoide befinden sich in
bularis) Blut und Pfortaderblut (V. interlobularis)
das Lumen hineinragende Zellen, die v. Kupffer-
versorgt. Außerdem fließt die Galle in umgekehrter
Sternzellen. Sie sind formveränderliche, oft ver-
Richtung aus den gleichen Teilbezirken der Leber-
zweigte und amöboid bewegliche Phagocyten. Sie
läppchen zum Gallengang in das Glisson-Dreieck.
können Fremdkörper wie Bakterien oder Zelltrüm-
Das portale Läppchen berücksichtigt demnach
mer speichern und gehören zum mononukleären
besonders die Funktion der Leber als Drüse und
Phagozytensystem.
die Versorgung mit Blutgefäßen, die von einem
Hepatozyten. Die rundkernigen Epithelzellen der periportalen Feld ausgehen. Es umfasst Teilbezirke
Leber bilden in ihrer Gesamtheit das Leberparen- von zumeist 3 benachbarten Leberläppchen. Seine
chym. Die ein-, oft zwei- und selten dreikernigen ungefähre Ausdehnung veranschaulicht man sich
runden, viereckigen bis polygonalen Zellen sind am mikroskopischen Präparat, indem man ein peri-
meist zu einschichtigen Zellbalken aneinanderge- portales Feld aufsucht und die Zentralvenen der an
reiht, welche der radiären Anordnung der Lebersi- dieses Feld angrenzenden Läppchen durch Gerade
nusoide folgen (Abb. 12.30, 31). Wie die Sinusoide zu einem Dreieck verbindet (Abb. 12.29).
bilden auch sie ein dreidimensionales Netzwerk.
großer Lebervenenast
großer Pfortaderast
\
\
— Sammelvene
/
/
Vv. interlobulares ^ = =
\
\*
^ S \\
Lebersubstanz ^
Vv. centrales
St
D> V. mesenterica inferior: Sie nimmt das Blut aus
dem oberen Teil des Mastdarms, dem Sigmoid
und Colon descendens auf (Ausbreitungsgebiet
der A. mesenterica inferior), verläuft in der Plica
paraduodenalis (oder seltener in der Plica duo-
denalis superior) unter dem Mesocolon transver-
sum und dem Pankreas zur V. splenica.
t> V. mesenterica superior: Sie nimmt das Blut
vom Colon transversum, ascendens, Caecum,
Appendix vermiformis, Ileum, Jejunum, Duode-
num, von der rechten Hälfte der großen Magen-
kurvatur und vom Pankreas auf. Sie überkreuzt
mit der gleichnamigen Arterie das Duodenum.
Ο V. splenica. Sie leitet das Blut aus der Milz, von
der linken Hälfte der großen Magenkurvatur
und Teilen des Pankreas ab und nimmt noch die
V. mesenterica inferior auf.
> Vv. gastricae dextra und sinistra (Abb. 12.19):
Sie verlaufen an der kleinen Magenkurvatur und
münden zusammen mit der kleinen vor dem
Pylorus verlaufenden V. prepylorica direkt in
die Pfortader. Sie anastomosieren durch den
Hiatus oesophageus mit den Speiseröhren-
venen.
Abb. 12.33: Häufige Variationen der A. hepatica pro- In der Porta hepatis oder erst im Leberparenchym
pria. a: Ursprung aus der A. mesenterica superior, b:
teilt sich die Pfortader in einen R. dexter und
R. dexter und R. sinister getrennt aus dem Truncus
coeliacus, c: R. dexter („A. hepatica dextra") aus A. sinister. Der R. dexter ist weitlumig und setzt die
mesenterica superior und der R. sinister („A. hepatica Richtung der V. portae fort, während der dünnere
sinistra") aus dem Truncus coeliacus, d: R. dexter aus R. sinister strömungsungünstiger im spitzen Winkel
dem Truncus coeliacus und der R. sinister aus der A. nach links abzweigt (Abb. 12.28). Die weiteren
gastrica sinistra, e: akzessorische rechte Leberarterie Äste entsprechen den Arterienästen und stellen die
aus der A. mesenterica superior und eine akzessori-
Segmentvenen dar, die in die Vv. interlobulares
sche linke Leberarterie aus der A. gastrica sinistra
zerfallen, welche schließlich in die Lebersinusoide
übergehen.
V. brachiocephalica dextra
V. brachiocephalica sinistra
V. cava superior
Vv. oesophageae
Vv. epigastricae superiores.
V. gastrica sinistra
Vv. paraumbilicales
V, portae hepatis
— V. mesenterica sup.
— - V. mesenterica inf.
V. epigastrica superficialis.
V. recta I is sup.
V. iliaca externa
Portokavale Anastomosen (Abb. 12.34): Die Erweiterung (Varizen) kommen: 1. Durch Stau
Verbindungen (Anastomosen) der Pfortader der Magenvenen erweitern sich die Venen des
mit den Vv. cavae superior et inferior sind Plexus oesophageus zu den Oesophagusvarizen,
von großer praktischer Bedeutung. Wird durch die leicht zu unstillbaren Blutungen neigen
ein Einströmungshindernis in der Pfortader (Vorsicht beim Sondieren des Magens!). 2.
(Leberzirrhose, Thrombose) die Durchströmung Rückstau in die Vv. parumbilicales fuhrt zur
der Leber gestört, so kommt es zu Stauungen im Erweiterung der Venen der vorderen Bauch-
Zuflussgebiet der Pfortader. Das Pfortaderblut wand, die dann stark geschlängelt radiär zum
kann dabei die Leber umgehen: 1. Über die Nabel verlaufen und als Medusenhaupt, Caput
Vv. oesophageae, deren weiterer Abfluss durch Medusae, bezeichnet werden. 3. Genügen die
die Vv. azygos und hemiazygos in die obere neuen Abflüsse nicht, so tritt Flüssigkeit in die
Hohlvene (V. cava superior) erfolgt. 2. Über den freie Bauchhöhle über und es entsteht ein Was-
Plexus rectalis, dessen weiterer Abfluss über serbauch, Aszites.
die Vv. rectales inferior und media zur V. iliaca
interna, V. iliaca communis und V. cava inferior > Vv. hepaticae: Die großen Lebervenenäste
erfolgt. 3. Über die Vv. paraumbilicales im Lig. beginnen in der Nähe des unteren Leberrandes,
teres hepatis zu den Bauchdeckenvenen, die zu verlaufen in den Interlobar- und Intersegmental-
der V. iliaca externa und damit zur V. cava infe- spalten aufwärts und nehmen das Blut benach-
rior sowie zur V. subclavia und damit zur V. cava barter Pfortadersegmente auf (Abb. 12.28).
superior abfließen können. Nahe der Area nuda fließen sie zu den 3 Vv.
hepaticae zusammen, die unmittelbar unter
dem Zwerchfell in die V. cava inferior münden
Klinik: Durch den Rückstau in den Gefäßen
(„obere Lebervenengruppe")· Dabei erhält die
der portokavalen Anastomosen kann es zu deren
V. hepatica dextra das Blut aus dem rechten, die
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12.2 Oberbauch und seine Eingeweide 965
V. hepatica sinistra aus dem linken Lappen und • Sie speichert außerdem Fett, Vitamine und Spu-
die V. hepatica intermedia aus dem Lobus qua- renelemente.
dratus mit dem angrenzenden Gallenblasenbett • Sie ist Bildungsstätte von Plasmaproteinen und
und auch aus dem Lobus caudatus. Aus dem wichtigen Faktoren für die Blutgerinnung.
Lobus caudatus und aus dem an die Hohlvene • Sie ist auch in der Lage, Hormone, Giftstoffe
angrenzenden Parenchym münden Lebervenen und Medikamente zu inaktivieren.
auch direkt in die V. cava inferior („untere • In der Fetalzeit dient sie der Blutbildung und der
Lebervenengruppe"). Abwehr. Letztere Funktion behält sie zeitlebens
bei (v. Kupffer-Zellen).
Lymphgefäße
• Als exokrine Drüse erzeugt sie die für die Ver-
t> Ein oberflächliches Lymphgefaßnetz drainiert dauung notwendige Galle und ihre Farbstoffe.
die Lymphe aus dem Bereich der Area nuda
durch das Zwerchfell in die Nil. phrenici supe-
12.2.3.4 Gallenwege
riores und Nil. parasternales. Aus der Facies
visceralis und der Gallenblase fließt die Lymphe
Wir unterscheiden
zu den Nil. hepatici in der Porta hepatis und im
Lig. hepatoduodenale (12.20). 1. intrahepatische Gallenwege
I> Ein tiefes Lymphgefaßnetz fuhrt die Lymphe 2. extrahepatische Gallenwege
einerseits entlang der Lebervenen cavawärts 3. Gallenblase, Vesica biliaris, Vesica fellea.
und andererseits entlang der Pfortaderäste porta-
wärts ab.
1. Intrahepatische Gallenwege
• Nerven
Zu den intrahepatischen Wegen gehören:
D> Die vegetativen Fasern entstammen dem
Canaliculi biliferi, Hering-Kanälchen, Ductus
N. vagus und dem Truncus sympathicus. Die
interlobulares biliferi, Subsegment- und Seg-
postganglionären sympathischen Fasern stam-
mentgänge
men aus dem Plexus coeliacus und gelangen als
Plexus hepaticus mit der A. hepatica propria zur
Die Leber produziert die für die Fettverdauung
Leber (Abb. 12.40).
benötigte Galle, welche über ein eigenes Gang-
Ο Die parasympathischen Fasern, Rr. hepatici,
system dem Darm zugeführt wird. Den Beginn der
zweigen vom Truncus vagalis anterior ab,
intrahepatischen Gallengänge bilden die
durchsetzen die Portio densa des Omentum
minus, geben noch einen R. pyloricus zum • Canaliculi biliferi, die Gallenkapillaren oder
Magen ab, ehe sie die Porta hepatis erreichen Gallenkanälchen. Sie besitzen noch keine eigene
(Abb. 12.21). Wand, sondern werden von den Zellmembranen
> Sensible Fasern stammen aus dem rechten und benachbarter Leberzellen umgrenzt. Sie setzen
zu einem geringen Teil auch aus dem linken sich in die
N. phrenicus. Sie versorgen die dem Zwerchfell • Hering-Kanälchen fort. Diese sind kurze, von
benachbarte Leberkapsel. Über sie wird der einem einschichtigen Epithel ausgekleidete
Kapselschmerz in die rechte Schulter projiziert. Schalt- oder Zwischenstücke, die aus den Leber-
zellsträngen eines Läppchens austreten und in
• Funktion der Leber
die
• Sie ist einerseits das größte Intermediärstoff- • Ductus interlobulares biliferi münden, die zur
wechselorgan des Körpers, andererseits auch portalen Trias gehören und im periportalen Feld
die größte Drüse (Produktion der Galle). liegen. Die mit einem einschichtigen isoprisma-
• Die Leber sichtet die ihr durch die V. portae tischen Epithel ausgekleideten Gänge münden
zugeführten Stoffe auf ihre Brauchbarkeit sowie in
Giftigkeit und baut sie in unterschiedliche Sub- • Subsegment- und Segmentgänge, die schließ-
stanzen um. So nimmt sie aus dem Blut Glukose lich zu den beiden großen Lebergängen, Ductus
auf, baut diese in speicherbares Glykogen um hepaticus dexter et sinister, zusammenfließen
und gibt es bei Bedarf wieder ab. und über die Porta hepatis die Leber verlassen.
Beide Lebergänge werden von entsprechenden Die Lamina propria besteht aus kollagenen und
Gefäßästen, R. dexter et sinister von V. portae elastischen Fasern. Ihre Glandulae ductus bilia-
und A. hepatica propria begleitet. ris sondern einen Schleim als Schutzfilm für das
Epithel ab.
2. Extrahepatische Gallenwege
• Mündung des Ductus choledochus. An der
Mündungsstelle des Ductus choledochus ent-
steht ein ganzer Sphinkterkomplex, Sphincter
Die extrahepatischen Gallengänge ziehen von
Oddi, der nicht nur die beiden Ausfuhrungs-
der Leberpforte zum Duodenum. Dazu gehören
gänge, sondern auch die Ampulle und die Papilla
(Abb. 12.35): Ductus hepaticus dexter et sinis-
Vateri umfasst. Er besteht aus dem M. sphincter
ter, Ductus hepaticus communis, Ductus cysti-
ampullae mit mehreren Muskelsystemen,
cus und Vesica biliaris (Vesica fellea), Ductus
dem M. sphincter ductus choledochi und
choledochus (Ductus biliaris)
M. sphincter ductus pancreatici (Abb. 12.36).
Der Sphincter Oddi regelt den Einstrom der
Fundus vesicae biliaris Galle in den Zwölffingerdarm.
\
\
Stratum
longitudinale
M. sphincter ductus
Ductus hepaticus
Corpus choledochi
dexter
vesicae biliaris
Ductus hepaticus
Infundibulum - sinister
vesicae biliaris
Ductus hepaticus M. sphincter ductus
communis pancreatici
Collum
vesicae biliaris
und der Ductus cysticus vereinigen sich zum Abb. 12.36: Muskelsysteme des Μ. sphincter Oddi
Gallengang, Ductus choledochus. Er ist 4-8 cm (nach Oliveros und Rhode)
lang und hat eine lichte Weite von 5 mm. Der
Ductus choledochus liegt im freien Rande des
Lig. hepatoduodenal des kleinen Netzes, neben
Pfortader und A. hepatica, unterkreuzt die Pars
superior duodeni (Abb. 12.40), gelangt an die
Rückfläche des Pankreaskopfes und vereinigt
sich zumeist mit dem Pankreasgang, Ductus
pancreaticus. Das gemeinsame Endstück,
zur Ampulla hepatopancreatica erweitert, Abb. 12.37: Mündungsvarianten· von Ductus chole-
mündet auf der Papilla duodeni major an der dochus und Ductus pancreaticus, a. gemeinsame
Hinterwand der Pars descendens duodeni (Abb. Ampulla hepatopancreatica. b. getrennte Mündung
beider Gänge an der Papillenspitze. c. Vereinigung
12.41). beider Gänge kurz vor der Papillenspitze ohne Ausbil-
• Feinbau. Die Wand der Gallengänge ist ähnlich dung einer Ampulle, d. gemeinsames Endstück beider
wie die der Gallenblase. Die Schleimhaut trägt Gänge ohne Ampullenbildung (nach G. Töndury und
ein hochprismatisches Epithel mit Becherzellen. St. Kubik)
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12.2 Oberbauch und seine Eingeweide 967
. Falte
Hiatus oesophageus
A. hepatica propria
N. vagus sinister et Oesophagus
Ν vagus dexter
Ductus hepaticus
A gastrica sinistra
V. gastrica sinistra
Jlf ^ (V. coronaria ventriculi)
Ductus cysticus
et A. cystica
Truncus coeliacus
A. splenica
V. portae (A. lienalis)
hepatis
Anastomose
zur
Ductus _ V. splenica
choledochus (V. lienalis)
Schnittkante
A. gastro- - des
duodenalis Peritoneum
Splen (Lien)
- Pancreas
Vasa gastro-
omentali s
sinistra
\
Vasa gastroomentalis dextra V. gastrica dextra (beachte Anastomose Omentum majus
zu den unteren Oesophagusvenen)
Abb. 12.40: Aufzweigung des Truncus coeliacus und der Trunci vagales. Das Lig. hepatogastricum des Omen-
tum minus ist entfernt. Im Lig. hepatoduodenale sind die Pfortader, die Leberarterien und der Gallengang
dargestellt
• Galle. Sie besteht zu 99 % aus Wasser. In gerin- Der Ductus choledochus liegt dabei ganz rechts
gen Mengen enthält sie Cholesterin sowie auch im freien Rande des Lig. hepatoduodenale. Links
Hormone, Medikamente und Schadstoffe, die von ihm und weiter dorsal liegt die V. portae, die
von der Leber in Form von Glukuroniden inak- hinter dem Pankreaskopf entstanden und nach der
tiviert werden und als wasserlösliche Produkte Kreuzung hinter der Pars superior duodeni in das
über Harn oder Stuhl ausgeschieden werden Lig. hepatoduodenale eingetreten ist. Sie nimmt
können. Die Gallensäuren emulgieren die Fette die Vv. gastricae, die V. cystica und kleine Vv.
im Darm, binden die Fettsäuren und tragen sie paraumbilicales auf, die über das Lig. teres hepa-
durch die Darmwand, trennen sich wieder von tis vom Nabel gekommen sind. Die A. hepatica
ihnen und gelangen durch die Leber wieder in propria entstammt der A. hepatica communis, die
die Galle (enterohepatischer Kreislauf der Gal- am Oberrand des Pankreas nach rechts verläuft und
lensäuren). Die Gallenfarbstoffe (vor allem unmittelbar oberhalb des Pylorus in die A. gas-
Bilirubin) sind Abbauprodukte des Blutfarb- troduodenalis und A. hepatica propria zerfällt.
stoffes Hämoglobin, die den Kot und den Harn Letztere betritt nun das Lig. hepatoduodenale, wo
färben. sie links von der V. portae, aber so oberflächlich
• Gallenabsonderung. Sie wird angeregt durch wie der Ductus choledochus, aufsteigt. Findet sich
Übertritt von Fetten und Eiweißabbauprodukten rechts der V. portae ebenfalls ein arterielles Gefäß,
in das Duodenum, durch Auftreten von Gallen- handelt es sich dabei in der Regel um eine akzes-
säuren im Blut, durch Absonderung von Sekre- sorische rechte Leberarterie. Rückläufig entlässt
tin (durch das Darmepithel) und durch nervöse die A. hepatica propria die A. gastrica dextra zur
Einflüsse (N. vagus). In der Verdauungsruhe kleinen Magenkurvatur.
wird die Galle in der Gallenblase gesammelt
und auf 1/10 ihres Volumens eingedickt. Die Die Porta hepatis wird geprägt durch die Auftei-
konzentrierte dunklere Blasengalle wird wäh- lungen der Gefäße und Gallengänge.
rend der Verdauungstätigkeit zusätzlich zu der
laufend sezernierten Galle in das Duodenum Noch in der Porta hepatis entsteht der Ductus
abgegeben. hepaticus communis aus dem rechten und linken
Lebergang. Seine Vereinigungsstelle mit dem
Klinik: Ist der Gallenabfluss durch entzündliche Ductus cysticus ist variabel (Abb. 12.38) und reicht
Schwellung der Schleimhaut, durch einen Stein unterschiedlich weit abwärts in das Lig. hepato-
oder Tumor der Gallenwege verlegt, ist der Stuhl duodenale. Die A. hepatica propria teilt sich schon
durch mangelnden Fettabbau und fehlende Farb- sehr früh im Lig. hepatoduodenale auf, so dass ihre
stoffe lehmfarben. Die Galle wird zurückgestaut Äste bereits getrennt die Porta hepatis erreichen.
und nicht mehr in die Gallenkanälchen, sondern Die V. portae hingegen teilt sich erst hoch in der
in die Sinusoide der Leber sezerniert, womit sie Leberpforte in den R. dexter und sinister auf. Am
in die Blutbahn gelangt. Der Gallenfarbstoff weitesten ventral liegen in der Porta hepatis die
(Bilirubin) färbt die Körpergewebe, zuerst die Gallenwege, dahinter folgen die Arterienäste und
Sklera des Auges, später auch die Haut gelblich ganz dorsal die Aufzweigung der V. portae.
(Stauungsikterus).
Aus den Nil. hepatici in der Porta hepatis steigen
entlang der A. hepatica und der V. portae Lymph-
gefäße der Leber und Gallenblase zu den Nil. coe-
liaci und Nil. gastrici sinistri ab. Am freien Rand
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12.2 Oberbauch und seine Eingeweide 971
des Lig. hepatoduodenale verlaufen entlang dem aus der dorsalen, im unteren Abschnitt aus der
Ductus choledochus Lymphgefäße, in welche der ventralen Anlage. Das gesamte restliche Pankreas,
Nl. foraminalis eingelagert ist. Körper und Schwanz, entsteht ausschließlich aus
der dorsalen Anlage. Durch die Verlagerung des
Klinik: Bei einer Schwellung kann der Nl. fora- Mesogastrium dorsale nach links und seine Ver-
minalis den Ductus choledochus komprimieren klebung mit der hinteren Bauchwand erhält das
und den Gallenabfluss behindern. Pankreas schließlich seine sekundär retroperito-
neale Lage. Gleichzeitig mit der Verschmelzung
Trigonum cholecystohepaticum, Calot-Dreieck: beider Anlagen verschmelzen auch ventraler und
Im Bereich der Leberpforte wird ein Teilbereich dorsaler Gang. Der kürzere, ventrale wird zum
als cholezystohepatisches Dreieck bezeichnet, das Hauptausführungsgang des Pankreas, Ductus pan-
für die chirurgische Aufsuchung der A. cystica von creaticus major, der mit dem Ductus choledochus
Bedeutung ist. Dieses Dreieck wird vom Ductus auf der Papilla duodeni major mündet. Der dorsale
cysticus, vom Ductus hepaticus communis und vom Gang verliert an Bedeutung, wird zum Ductus pan-
pfortennahen Leberrand begrenzt (Abb. 12.35). creaticus accessorius und mündet auf der Papilla
In dieses Dreieck tritt dorsal des Ductus hepati- duodeni minor. In einem Teil der Fälle verödet der
cus communis (selten ventral) der R. dexter der akzessorische Gang vollständig; dann mündet nur
A. hepatica propria ein und zieht nahe dem Ductus der Ductus pancreaticus in das Duodenum.
cysticus zum rechten Leberlappen. Innerhalb des
Dreiecks entlässt er die A. cystica zur Gallenblase • Entwicklungsstörungen
(Abb. 12.40). Auch hier sei auf die vielfaltigen Versprengtes Pankreasgewebe kann im gesamten
Gefäßvariationen hingewiesen. Darmrohr von der Pars abdominalis oesophagi
bis zum ursprünglichen Scheitel der Nabelschleife
vorkommen.
12.2.3.6 Bauchspeicheldrüse, Pancreas
Pancreas anulare: Die ursprüngliche ventrale
Pankreasanlage besteht aus 2 Knospen. Während
Lernziele: Pankreasanlagen, Größe, Form, Aus-
die linke bald zugrunde geht, verlagert sich die
fuhrungsgänge, Lage, Beziehungen, Gefäße,
rechte nach dorsal hinter das Duodenum, um an der
Nerven, Feinbau, exokriner und endokriner
Pankreasentstehung teilzunehmen. Persistiert auch
Anteil, Funktionen
die linke ventrale Knospe, so entsteht um die Pars
descendens duodeni ringförmig Pankreasgewebe.
• Entwicklung (Abb. 12.23):
Das Organ entsteht aus dem Entoderm der Duode-
nalschlinge im Bereich des hepatopankreatischen
Größe, Form, Einteilung
Ringes, von dem aus sich auch die Leber und die
Gallenwege entwickeln. Die Bauchspeicheldrüse
Das Pankreas besteht aus Kopf, Caput pancre-
entsteht aus einer ventralen und dorsalen Anlage.
atis, Körper, Corpus pancreatis, und Schwanz,
Die ventrale Anlage tritt unmittelbar kaudal von Cauda pancreatis (Abb. 12.41).
der Leberbucht auf, und ihr Ausfuhrungsgang, der
spätere Ductus pancreaticus, vereinigt sich mit dem Das Pankreas hat eine Länge von 13-18 cm, ist
Gallengang. Die dorsale Anlage wächst in das 3~4 cm breit, 1-2 cm dick und wiegt 70-90 g. Die
Mesogastrium dorsale ein und ist ursprünglich all- graurötliche Drüse ist ziemlich weich und zeigt
seitig von Bauchfell überzogen. Ihr Ausfuhrungs- wie die Mundspeicheldrüsen einen Läppchenbau.
gang endet kranial von der gemeinsamen Mündung Das S-förmig gekrümmte Organ verläuft an der
des Gallenganges und des Ganges der ventralen hinteren Bauch wand sekundär retroperitoneal vom
Anlage. Duodenum bis zum Milzstiel.
Die ventrale Anlage verlagert sich nun auch nach Caput pancreatis. Es liegt in der Konkavität der
dorsal und kommt kaudal der dorsalen Anlage zu Duodenalschlinge und reicht bis zur Incisura pan-
liegen. Durch die Verschmelzung beider Anlagen creatis, einem Einschnitt, der die Α und V. mesen-
entsteht der Pankreaskopf im oberen Abschnitt terica superior aufnimmt. Hinter diese Gefäße
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972 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
V. portae hepatis
Pars superior _ __ __
Ductus pancreaticus
accessorius
Pars descendens___
Plica longitudinalis
duodeni Abdruck der Α. u.V. splenica
(Α.u.V. lienalis)
Ductus choledochus '
V. et Α. mesenterica superior
(Ductus biliaris)
Flexura duodenojejunalis
Ductus pancreaticus /
/ / Jejunum
Flexura duodeni inferior /
Pars ascendens
Caput pancreatis
A. mesenterica inferior
Processus uncinatus
Abb. 12.41: Duodenum und Pancreas. Ein Teil der ventralen Wand des Duodenum und Teile des Pancreas sind
entfernt, um die Ausführungsgänge und ihre Einmündung in das Duodenum zu zeigen
schlingt sich ein hakenförmiger Drüsenfortsatz des superior und unten vom Margo inferior begrenzt
Pankreaskopfes, Processus uncinatus. wird, sowie eine Vorderfläche, die durch den
Margo anterior in 2 Flächen, eine größere Facies
Corpus pancreatis ist jener Teil der Drüse, der
anterosuperior und eine kleinere Facies anteroinfe-
die Wirbelsäule überkreuzt, sich dabei als Tuber
rior geteilt wird. Die von sekundärem Peritoneum
omentale gegen die Bursa omentalis vorbuckelt
bedeckte Facies anterosuperior bildet einen großen
und ohne scharfe Grenze in die
Teil der Hinterwand der Bursa omentalis. Am
Cauda pancreatis übergeht. Sie erreicht im Lig. Margo anterior entspringt die Radix mesocolica.
phrenicosplenicum (phrenicolienale) den Milzstiel. Am Margo superior läuft die A. splenica und in
Der Kliniker nennt aus chirurgisch-praktischen der Facies posterior hinterlässt die V. splenica eine
Überlegungen auch noch einen Pankreashals, Furche. Die Cauda ist im Querschnitt oval abge-
Collum pancreatis (= Isthmus pancreatis), ein plattet, es werden ein Ober- und Unterrand sowie
2 cm breiter Parenchymstreifen vor den Vasa eine Vorder- und Rückfläche unterschieden.
mesenterica superiora, die an der Drüsenhinterseite
eine Furche hinterlassen. • Ausführungsgänge (Abb. 12.41)
Der Pankreaskopf ist im Querschnitt platt, so dass Ductus pancreaticus Wirsungi. Der Hauptaus-
nur eine Vorderfläche, Facies anterior, und Hinter- führungsgang durchzieht die gesamte Länge der
fläche, Facies posterior, unterschieden werden. Der Bauchspeicheldrüse nahe ihrer Hinterfläche. Der
Drüsenkörper hingegen ist dreieckig und zeigt 3 2 mm dicke Gang nimmt in seinem Verlauf zahl-
Flächen: eine Facies posterior, die oben vom Margo reiche kleine Seitenäste auf und mündet gemein-
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12.2 Oberbauch und seine Eingeweide 973
sam mit dem Ductus choledochus auf der Papilla Ductus choledochus
Aa caudae pancreatis
A. pancreatica inferior
jm
/ 7/1 L
m
Caput
pancreatis Processus uncinatus
A. mesenterica superior
Α. pancreaticoduodenalis Abb. 12.43: Arterien des Pankreas, des Duodenum
inferior und der Milz
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12.2 Oberbauch und seine Eingeweide 975
Truncus coeliacus
Nil. lumbales
\ , Nil. pancreatici superiores Nil. splenici
\
Nil. hepatici \ /
Ductus choledochus
Nil. pylorici —
— Spien
Ä
Nil coeliaci "
. mesenterici superiores
lieh ihr Blut aus einer A. caudae pancreatis, die Feinbau und Funktionen
hilumnahe der A. splenica entstammt.
Das Pancreas besteht aus 2 unterschiedlichen
Venen (12.42). Die gleichnamigen Pankreasvenen
Anteilen: der exokrine Anteil bildet die Ver-
verlaufen ähnlich den Arterien und führen ihr Blut
dauungsdrüse, der endokrine Anteil bildet die
über die V. splenica und V. mesentenca superior in
Hormondrüse
die Pfortader ab.
Lymphgefäße (Abb. 12.44). Die Lymphe aus
I. Exokriner Anteil
Corpus und Cauda wird über die zahlreichen Nil.
pancreatici superiores am Drüsenoberrand zu den Vom Hauptausführungsgang (12.41) dringen kurze
Nil. coeliaci und über wenige NU. pancreatici Seitenäste in das Bindegewebe zwischen den Läpp-
inferiores am Drüsenunterrand zu den NH. mesen- chen ein und spalten sich in lange Schaltstücke.
terici superiores abgeführt. Aus dem Kopf gelangt Diesen sitzen die sekretorischen Endstücke, Acini
die Lymphe über die NU. pancreaticoduodenales pancreatici, auf (Abb. 12.45). Dabei schieben sich
superiores et inferiores entlang dem Ductus cho- die niedrigzylindrischen Schaltstückzellen bis in
ledochus zu den Nil. hepatici et coeliaci sowie zu das Endstück vor und erscheinen auf dem Quer-
den NH. mesenterici superiores. schnitt als zentroazinäre Zellen. Die pyramiden-
förmigen Endstückzellen lassen eine basale, in vivo
• Nerven
homogene, nach Fixierung streifige, basophile, an
Die Innervation erfolgt aus dem Sympathicus RNS-reiche Zone und einen lumenwärts gelege-
und aus dem Parasympathicus. Beide Faser- nen Zellabschnitt unterscheiden, der während der
arten gelangen direkt oder über die Arterien aus Sekretionsruhe zahlreiche stark lichtbrechende,
dem Plexus coeliacus in die Drüse. azidophile Zymogenkörnchen (Vorstufen des
Pankreassekretes) enthält, die während der Sekre-
Klinik: Pankreasschmerz: Oft gürtelförmig, tion sehr bald an Zahl abnehmen.
unterhalb des linken Rippenbogens mit Aus-
strahlung in die linke Schulter.
12.2.3.7 Milz, Spien (Lien) Gewicht und in der Größe sind im Wesentli-
chen durch den stark wechselnden Blutgehalt
(Abb. 12.8,46,47)
bedingt. Das Gewicht von 160 g bezieht sich
auf die vollständig ausgeblutete Milz. Auch
Lernziele: Entwicklung, Form, Oberfläche,
Farbe und Konsistenz der Milz werden durch
Lage, Beziehungen, Gefäße, Nerven, Feinbau,
den Füllungsgrad beeinflusst. Säugermilzen, die
rote und weiße Pulpa, Milzkreislauf, Funk-
starke Erythrozytenspeicher sind (Pferd, Hund,
tionen
Katze), haben ein relativ hohes Milzgewicht.
Säuger, deren Milz hauptsächlich im Dienst
• Entwicklung
des Immunsystems steht (Mensch, Kaninchen),
Die Milz entsteht aus dem mittleren Keimblatt haben meist eine relativ kleine Milz.
(s. Kap. 3.5.1, S. 140) im dorsalen Mesogas-
trium am Ende des 1. Keimlingsmonats (Abb. • Form
12.2-6). Frühzeitig wachsen aus dem Truncus Die Form der Milz ist variabel. Sie kann stark
coeliacus Gefäße in das Organ. Die rasch wach- abgeplattet oder mehr rundlich sein. Beim
sende Milz schiebt die linke Platte des dorsalen Neugeborenen ist sie meist stärker gelappt als
Mesogastrium vor sich her und erscheint an beim Erwachsenen. Stark gelappte Milzen beim
diesem gleichsam als Anhängsel. Erwachsenen sind somit als kindliche Formen
aufzufassen. Sie kommen zusammen mit
• Entwicklungsstörungen
gelappter Niere und trichterförmigem Wurm-
Aplasie und Hypoplasie der Milz sind nicht
fortsatz, aber auch allein vor.
selten und sind auf Störungen in der 2.-5.
Embryonalwoche zurückzuführen.
Klinik: Akzessorische Milzen, sog. Nebenmil-
• Größe zen, kommen in wechselnder Größe und Zahl
Die Milz ist das größte Organ des lymphatischen öfter vor, vor allem im Mesogastricum dorsale
Abwehrorgans (s. Kap. 2.5.4.5, S. 90). Das und seinen Derivaten. Von ihnen zu unterschei-
kaffeebohnenförmige, blaurote, 12 cm lange, den sind die Milzautotransplantate, die sich aus
8 cm breite und 3 cm dicke Organ hat teigige verschlepptem Milzgewebe (bei Milzruptur oder
Konsistenz und schon bei der gesunden Milz ein operativer Milzentfernung) auf dem gesamten
stark schwankendes durchschnittliches Gewicht Bauchfell entwickeln können.
von etwa 160 g. Die großen Schwankungen im
Extremitas posterior
Margo superior
A. splenica
(A. lienalis) Schnittrand des Peritoneum
Extremitas anterior
Facies colica
V. splenica ^
(V. lienalis)
Margo inferior
Milzretikulum
— Milzsinus
Pinselarteriolen und
Hülsenkapillaren
Sekundärfollikei
mit Zentralarterie
X
Pulpaarterie mit lympho-
retikulärer Scheide
Balkenvene, Balkenarterie
Abb. 12.47: Schema des Aufbaues der menschlichen Milz. Arterieller Teil
des Milzkreislaufes ist rot, venöser Teil blau, Milzretikulum grau, 1 und 2
= Mündung des arteriellen Teils direkt in die Sinus („geschlossener Kreis-
lauf"), 3 = Mündung in das Milzretikulum („offener Kreislauf")
scheiden und den Noduli lymphoidei splenici, den einer Scheide aus retikulärem Bindegewebe mit
Malpighi-Körperchen, Milzknötchen oder Milzfol- Lymphozyten umgeben. Die Äste der Pulpaarterien
likeln, gebildet. treten in knötchenartige Lymphozytenhaufen der
Milz, in die Milzkörperchen, ein. Diese bestehen
Das retikuläre Gerüst der Milz ist nach Entfer-
aus einem Netz von Retikulumzellen, in dessen
nung der Lymphozyten durch Ausspülung des
Maschen zahlreiche Lymphozyten eingelagert sind.
Organs mit physiologischer Kochsalzlösung gut
Ist diese Einlagerung gleichmäßig, so spricht man
erkennbar („durchspülte Milz"). Es beinhaltet,
von Primärfollikeln. Findet man am Milzknötchen
neben den Retikulumzellen und Lymphozyten,
eine dichtere (dunkle) Außenzone und eine hellere,
noch Granulozyten, Erythrozyten, Monozyten, Plas-
lymphozytenarme Innenzone (Keim- oder Reakti-
mazellen und Phagozyten (Makrophagen).
onszentrum), so bezeichnet man sie als Sekundär-
3. Milzkreislauf follikei.
Die Milz ist, im Gegensatz zu den Lymphkno- Milzfollikel Neugeborener sind stets Primärfollikel.
ten, in den Blutkreislauf eingeschaltet. Mit dem Einsetzen der Immunabwehr wandelt sich
eine variable Zahl der Primärfollikel durch Aus-
Nach ihrem Eintritt in die Milz, verlaufen die bildung eines Keimzentrums in Sekundärfollikei
großen Äste der A. splenica in den bindegewe- um. In den Keimzentren finden Zellteilungen statt.
bigen Balken (Balken- oder Trabekelarterien). In den Randbezirken der Lymphfollikel liegen,
Kleinere Äste verlassen die Balken und treten in neben Retikulumzellen, vor allem B-Lymphozyten,
die rote Pulpa ein (Pulpaarterien). Sie werden von aus letzteren hervorgegangene Plasmazellen und
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12.2 Oberbauch und seine Eingeweide 981
Makrophagen. Sekundärfollikel der Milz können bekel reguliert. Gespeichert werden hauptsäch-
sich in Primärfollikel zurückverwandeln. lich die Blutzellen. Das Blutplasma wird in die
Venen oder in das Lymphsystem abgefiltert.
Der Ast der Pulpaarterie im Milzknötchen wird
• Stoffwechsel- oder Abwehrmilz: Bei der lym-
Zentralarterie genannt (Abb. 12.47). Sie ist eine
phozyten- und sinusreichen Milz des Menschen
Endarterie (s. Kap. 2.3.2.16, S. 66). Nachdem sie
macht das lymphatische Gewebe 15-30 % des
das Knötchen durch Abgabe von Kapillaren ver-
Gesamtvolumens aus.
sorgt hat, verlässt sie dieses und teilt sich pinselar-
• Ab Mitte des 3. Schwangerschaftsmonats bis
tig in 40-60 Arteriolen auf, Penicilli oder Pinsel-
zum 8. Fetalmonat ist die fetale Milz an der Ery-
arteriolen. Aus diesen gehen, unter weiterer Ver-
thropoese beteiligt. In der Fetalzeit findet in ihr
zweigung, Kapillaren hervor, die von eiförmigen,
auch eine geringe Granulozyten- und Thrombo-
aus Makrophagen bestehenden Hülsen umgeben
zytenbildung statt.
sind (Hülsenkapillaren). Die Funktion der Hülsen
• Das Hohlraumsystem der Milzpulpa ist postna-
ist noch umstritten (Sphinkteren?).
tal reich an Makrophagen, Retikulumzellen und
Nach Verlassen der Hülsenkapillaren kann das Blut Monozyten. Diese dem mononukleären Phago-
2 verschiedene Wege beschreiten: zytensystem (MPS) zugehörenden Zellen dienen
der unspezifischen Abwehr, indem sie schädliche
• Geschlossener Milzkreislauf: die Mehrzahl
Substanzen und Mikroorganismen phagozytie-
der Fortsetzungen der Hülsenkapillaren mündet,
ren. Die in den Milzknötchen gespeicherten
jedenfalls beim Menschen, trichterförmig in die
B-Lymphozyten sind Träger der humoralen, die
Milzsinus, die den Venen vorgeschaltet sind.
in den perivaskulären Lymphozytenscheiden der
Die Sinus bilden ein vielfach anastomosierendes
Pulpaarterien liegenden T-Lymphozyten der zel-
Netzwerk in der roten Pulpa.
lulären Immunität.
• Offener Milzkreislauf: Nach einer anderen
• Neben der Leber und dem Knochenmark ist die
Version mündet wenigstens ein geringerer Teil
Milz am Abbau der Erythrozyten (Blutmause-
der Kapillaren zunächst in das Schwammwerk
rung) zu etwa 30 % beteiligt.
des lymphoretikulären Bindegewebes der roten
• Die Milz ist zusammen mit den Lymphknoten
Pulpa und gelangt erst aus diesem in die Milz-
als Bildner von Plasmazellen und Lymphozyten
sinus.
bei der Immunreaktion tätig. Sie kann Antigene
Über die Pulpavenen kommt das Blut aus den aufnehmen und abbauen. Sie ist Speicher und
Milzsinus in die Balkenvenen und aus diesen in Abbauort für die bei der Blutgerinnung wichti-
die Milzvene. gen Thrombozyten.
• Funktionen der Milz
Klinik: Trotz dieser Funktionen ist die Milz
• Speichermilz: Das Milzretikulum und die Milz- kein lebenswichtiges Organ. Da sie nur etwa
sinus sind beim Menschen weniger als bei Tieren 1/3 des lymphatischen und mononukleären Sys-
mit großen Milzen (Pferd, Hund, Katze) wichtige tems repräsentiert, wird nach ihrer Entfernung
Blutspeicher und können bis zu 16 % des gesam- (Splenektomie) die Funktion vom übrigen MPS
ten Blutvolumens aufnehmen. Das Fassungsver- übernommen (in Lymphknoten, Leber, Kno-
mögen der Milz und die Verweildauer des Blutes chenmark). In letzter Zeit wird allerdings vor
in ihr wird durch den Kontraktionszustand der allzu bedenkenloser Entfernung der gesamten
feinsten Arterien und der Arteriolen, ferner durch Milz gewarnt, weil Fälle von postoperativer
die glatten Muskelzellen der Kapsel und der Tra- Immunschwäche beobachtet wurden.
- Omentum majus
(hochgeschlagen)
Haustra coli
- Colon transversum
Taenia libera —1
Jejunum
— Mesenterium
Colon ascendens —
Appendices
Caecum epiploicae
Ileum
—— — — Colon sigmoideum
Fossa J let.
inguinalis { m e ( j J Plica umbilicalis
lateralis
Plica umbilicalis
medialis
Plica umbilicalis
mediana
Abb. 12.48: Lage der Darmschlingen. Colon transversum mit Omentum majus nach oben geschlagen
Vor dem Colon ascendens liegen gewöhnlich bis zum vorderen Pol der Milz. Das wechselnd
Dünndarmschlingen und das Omentum majus. lange Mesocolon transversum ermöglicht die
• Das Colon transversum, etwa 50 cm lang, Beweglichkeit des Colon transversum. Die
beginnt mit der Flexura coli dextra unterhalb physiologischen Lageänderungen werden durch
der Facies visceralis des rechten Leberlappens die Füllung, die Körperlage und den Füllungs-
und verläuft in einem nach unten konvexen zustand des Magens und des Dünndarmes
Bogen zur Flexura coli sinistra. Es hängt an beeinflusst. Normal soll es nicht über die Verbin-
einer von der hinteren Bauchwand entspringen- dungslinie der tiefsten Punkte der Rippenbogen
den Bauchfellplatte, dem Mesocolon transver- nach unten reichen. In Extremfallen kann man es
sum. Die Ursprungslinie des Mesocolon trans- im kleinen Becken und sogar in Leistenhernien
versum, Radix mesocolica, (Abb. 12.8) steigt finden. Nach oben lagert sich das Colon trans-
von rechts nach links leicht an, zieht über den versum an die Facies visceralis der Leber, an
unteren Pol der rechten Niere, über den abstei- die Gallenblase (Durchbruch von Gallensteinen
genden Schenkel des Zwölffingerdarmes, über in den Dickdarm), an die große Magenkurvatur
den Vorderrand der Bauchspeicheldrüse beinahe und an die Facies visceralis der Milz. Über die
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984 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
Mesocolon transversum
Colon transversum Omentum majus
et A. colica media
i /
\
I /
/
t
Flexura duodenojejunalis
Flexuracoii sinistra
Schnittrand d. Peritoneum
viscerale
A.colica sinistra
Colon descendens
A. rectalis superior
Ureter
Mesocolon sigmoideum et
Aa. sigmoideae
Colon sigmoideum
Abb. 12.50: Lage der Flexura duodenojejunalis, des Recessus duodenalis superior, der A.u.V. mesente-
rica superior et inferior. Die Dünndarmschlingen sind nach rechts verlagert, das Colon transversum ist
nach oben gezogen. Das Bauchfell ist teilweise entfernt, um die Lage der Gefäße zu zeigen
in den Dickdarm, ist an einer großen Bauch- inferior und den rechten Ureter (Abb. 12.8).
fellduplikatur, dem Mesenterium, aufgehängt. Zwischen den beiden Blättern des Mesenterium
Die Ursprungslinie des Mesenterium, Radix verlaufen Nerven, Blut- und Lymphgefäße zum
mesenterii, (Abb. 12.8, 51) verläuft normal und vom Darm (Abb. 12.50). Auch Lymph-
vom 2. Lendenwirbelkörper links schräg knoten finden sich in ihm. Das lange Mesente-
abwärts zum rechten Kreuzbein-Darmbeinge- rium gibt den Dünndarmschlingen eine große
lenk, schwankt aber in weiten Grenzen. In ihrem Bewegungsfreiheit. Trotzdem wird meistens
Verlauf überkreuzt sie das Duodenum zwischen ein gewisser Lageplan eingehalten, indem links
Pars horizontalis und ascendens, somit auch oben der kraniale Abschnitt, das Jejunum, rechts
die Aorta und im weiteren Verlauf die V. cava unten der kaudale Teil, das Ileum, liegt. Durch
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986 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
einfache Besichtigung kann man Jejunum und (Ostium abdominale) mit der Außenwelt in Ver-
Ileum nur schwer unterscheiden, obschon es fur bindung.
Operationen wichtig ist. Tastet man die Schlin-
• Dünndarmschlingen und Teile des Sigmoids
gen durch, so erscheint die Wand der Jejunum-
füllen den vom Bauchfell ausgekleideten Raum
schlingen dicker als die der Ileumschlingen,
des kleinen Beckens vollständig aus.
weil man in ersteren die Plicae circulares durch-
tastet. Außerdem zeigen Jejunumschlingen eine
reichlichere Gefäßversorgung. Klinik: 1. Da das Bauchfell Darmrohr, Leber,
Milz, Pankreas, Harnblase und innere Geni-
• Bauchfell im Becken. Das parietale Bauchfell
talien überzieht oder vollständig einkleidet,
setzt sich über die Linea terminalis hinweg
können Entzündungen dieser Organe zu einer
in das kleine Becken fort und überzieht die
lokalen oder allgemeinen Bauchfellentzündung,
Beckenorgane.
Peritonitis, fuhren. 2. Sehr häufig beobachtet
• Männliches Becken: Hier überzieht das Bauch- man dabei, dass das große Netz den Entzün-
fell, von ventral nach dorsal betrachtet, den dungsherd, ob er nun vom Magen und Zwölf-
Scheitel und die Rückfläche der Harnblase, die fingerdarm, von der Gallenblase oder vom
Kuppen der Samenbläschen und schlägt dann auf Wurmfortsatz ausgeht, abzukapseln sucht. Die
den Mastdarm über. Die tiefe, zwischen Harn- Ausscheidungen eiweißreicher Flüssigkeit bei
blase und Mastdarm gelegene Bucht wird Exca- Peritonitis (Exsudate) können lokal oder auch
vatio rectovesicalis genannt Bei starker Füllung allgemein organisiert werden, zur Verklebung
nimmt die Harnblase das Bauchfell mit in die oder Verwachsung großer Darmgebiete oder zu
Höhe. Sie ist dann oberhalb der Symphyse ohne Strangbildungen fuhren. Solche Stränge können
Eröffnung des Peritoneums operativ erreichbar. zur Abknickung, Verengung oder sogar zur
Bei der Entleerung sinkt das Bauchfell mit der Strangulation ganzer Darmteile fuhren. 3. Die
Harnblase bis hinter die Symphyse herab und normal geringe Peritonealflüssigkeit, die die
bildet auf ihr eine quere Reservefalte, die Plica Oberfläche der Bauchorgane feucht hält und
vesicalis transversa. das Gleiten gegeneinander erleichtert, kann bei
• Weibliches Becken: Hier schiebt sich zwischen Störungen des venösen Abflusses (Stauungen im
Harnblase und Mastdarm die frontal gestellte Pfortaderkreislauf, Herzkrankheiten) schnell aus
Genitalplatte, die Gebärmutter mit Anhängen. dem Blutgefaßsystem vermehrt ausgeschieden
Sie ist vom Bauchfell überzogen, teilt die Exca- werden (eiweißarmes Transsudat, Aszites).
vatio rectovesicalis in eine seichte, vordere Exca-
vatio vesicouterina und die hintere, tiefe Exca-
vatio rectouterina (Douglas-Raum). Letztere 12.3.2 Peritonale Falten und Buchten
ist der tiefste Punkt der Peritonealhöhle, reicht
nach unten bis an das hintere Scheidengewölbe 12.3.2.1 Flexura duodenojejunalis
und wird seitlich von den Plicae rectouterinae (Abb. 12.51)
begrenzt. Mit der Muskulatur der Gebärmutter
ist das Bauchfell fest verwachsen (Perimet- • Recessus duodenalis superior. Dieser Recessus
rium). Von den Seitenwänden der Gebärmutter liegt links von der Flexur. Er setzt sich nach links
zieht das Bauchfell als Duplikatur zur Wand des und oben unter einer sichelförmigen Peritoneal-
kleinen Beckens (Lig. latum uteri). Ihr krania- falte, der Plica duodenalis superior, fort. Diese
ler, dünner Teil umschließt den Eileiter und wird bildet einen nach rechts unten konkaven Bogen
Mesosalpinx genannt. Von der Dorsalfläche des und spannt sich von der hinteren Bauchwand
Lig. latum geht eine kleine Sekundärfalte, das zur Radix mesocolica aus. In der Falte kann die
Mesovarium, ab, die den Eierstock einschließt. V. mesenterica inferior verlaufen (Vorsicht bei
Vom Eierstock zieht noch eine Falte senkrecht operativen Eingriffen).
an der Beckenwand aufwärts, kreuzt die A.V. • Recessus duodenalis inferior. Dieser Recessus
iliaca externa und enthält die A.V. ovarica (Lig. kann kaudal vom oberen vorkommen. Nach
suspensorium ovarii). Bei der Frau steht die rechts und unten dringt er unter einer Falte, der
Bauchfellhöhle durch die innere Eileiteröffnung Plica duodenalis inferior, vor. Mit einem nach
links oben konkaven Bogen zieht sie von der
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12.3 Der Unterbauch und seine Eingeweide 987
Μ
f _
I superior
t
Recessus ileocaecalis
inferior
r Epithel j
Tunica J Lamina propria {
mucosa I Lam.musc. mucosae
t Tela submucosa
Stratum circulare
Tunica
muscularis
Stratum longitudinale
Oesophagus
Corpus ventriculi
Pylorus
Abb. 12.53: Übersicht über den Aufbau des Magen-Darmkanals. Um die Dicke der Schichten in den
einzelnen Darmabschnitten zu zeigen, sind alle Schnitte auf die Lamina muscularis mucosae ausgerichtet.
Die Belegzellen des Magens sind rot, die Glandulae pyloricae hellgrau getönt. Vergr. 25 χ
Goe = Glandula oesophagea, Gd = Glandula duodenalis, Gg = Glandula gastrica, Fg = Foveola gastrica,
Gp = Glandula pylorica, Κ = Krypte, Fl = Folliculus lymphaticus, Ζ = Zotte
Tunica mucosa \
I \ τ
Tela submucosa \ /
/
Mesenterium
Stratum Stratum
circulare longitudinale
Tunica muscularis
• der Plexus subserosus zwischen Serosa und 12.3.4 Dünndarm, Intestinum tenue
Längsmuskelschicht
• der Plexus muscularis superficialis bei starker Lernziele: Teile, Länge, Lage, Beziehungen,
Ausprägung der Längsmuskelschicht innerhalb Oberflächen vergrößernde Schleimhauteinrich-
dieser gelegen tungen, Motorik, Gefäße, Nerven, Funktionen
• der Plexus muscularis profundus als stärkste
Konzentration von Nervenfasern des zirkulären
Zum Dünndarm gehören
Muskelplexus der Ringmuskelschicht
1. Zwölffingerdarm, Duodenum (s. Oberbauch)
• der Plexus submucosus extremus zwischen dem
2. Leerdarm, Jejunum
Schabadasch-Plexus und der Ringmuskelschicht
3. Krummdarm, Ileum
• der Plexus muscularis mucosae in der gleichna-
migen Muskelschicht und
• Entwicklung
• der Plexus mucosus als sehr nervenfaserreiches
Der gesamte Dünndarm entsteht aus dem Mit-
Geflecht in der gesamten Lamina propria der
teldarm des primären Darmrohrs kaudal der
Schleimhaut.
Magenanlage. Das Duodenum entwickelt sich
aus einer eigenen Anlage und das anschließen-
Klinik. Krankheitszustände mit ursächlicher
den Jejunoileum aus dem oralen Schenkel und
oder wesentlicher Mitbeteiligung des ENS sind
einem kleinen Teil des analen Schenkels der
häufig durch abschnittsweise Degeneration,
Nabelschleife (s. Kap. 12.1.2, S. 932).
zahlenmäßige Verminderung (Hypoganglio-
nose) oder völliges Fehlen (Aganglionose) ente- • Darmlänge
rischer Neurone gekennzeichnet und werden Die Länge des Dünndarms beträgt an der Leiche
teilweise mit einer unzureichenden Migration durch den fehlenden Muskeltonus 5-6 m, kann
enterischer Präkursoren aus der Neuralleiste in aber noch beträchtlich länger sein. Beim Leben-
Verbindung gebracht (s. Kap. 3.5.1.2, S. 142). den ist der Dünndarm kürzer als an der Leiche
Die betroffenen Regionen weisen eine spasti- und man darf wohl eine Länge von 2,5-5 m
sche Kontraktion der Muskulatur und andere annehmen. Vom Jejunoileum rechnet man 2/5
Motilitätsstörungen auf, wie z.B. die Ösopha- auf das Jejunum und 3/5 auf das Ileum.
gusachalasie, die Pylorushypertrophie (infantile
oder kongenitale hypertrophische Pylorusste- • Lage und Beziehungen
nose), die Neuronale Intestinale Dysplasie Das 30 cm lange und fixierte Duodenum liegt
(NID) oder das kongenitale Megakolon (Morbus sekundär retroperitoneal und leitet zum Unter-
Hirschsprung). bauch über, zählt aber noch zu den Organen
des Oberbauches. Das intraperitoneale Jejuno-
ileum hängt beweglich am 10-20 cm langen
Mesenterium und liegt in der Pars infracolica
Darmflora
der Bauchhöhle. Dabei finden sich die Jejunal-
Bakterienbesiedelung des gesamten Darmes. Im schlingen vorwiegend im linken oberen und die
unteren Ileum finden sich ca. 103-106 Bakterien pro Ileumschlingen im rechten unteren Bauchraum.
ml Darminhalt. Wesentlich mehr Keime (lO'MO" 1 Das gesamte Dünndarmkonvolut wird vom
finden sich im Kolon. Etwa 400 Bakterienarten sind Dickdarm umrahmt und ventral vom großen
bekannt: 99 % davon sind anaerobe und nur 1 % Netz und auch vom Mesocolon transversum,
aerobe Keime. der unteren Hinterwand der Bursa omentalis
überlagert. Meist sind es Ileumschlingen, die
Klinik: Störungen der Darmflora, wie durch ins kleine Becken reichen und je nach Fül-
Antibiotikagabe, können zu Diarrhoe führen. lungszustand der Beckenorgane mit diesen in
Beziehung treten.
_ Plicae circulares
Nil. mesenteric!
et Vasa lymphatica
arteriovenöse
Anastomose
zyten), können sich aktiv verkürzen und sind reich Einschnürungen und der Darm wird in Segmente
an Zucker- und Eiweiß spaltenden Enzymen. In zerlegt. Diese Einschnürungen verschwinden
ihrer Gesamtheit bilden sie den Bürstensaum des wieder und entstehen sogleich an anderen Stellen,
Dünndarmes. Sie leisten den wichtigsten Beitrag wodurch der Darminhalt „geknetet" wird. Diese
zur Vergrößerung der resorbierenden Oberfläche, rhythmischen Mischbewegungen erfolgen im kra-
indem sie diese auf insgesamt 100 m 2 vergrößern. nialen Dünndarm alle 3-4 Sekunden, im kaudalen
Dünndarm alle 4-12 Sekunden. Sie werden wahr-
Klinik: Störungen der Funktion des Darm- scheinlich durch das Cholin bzw. Azetylcholin des
epithels führen, vor allem bei Säuglingen, Darmes ausgelöst und durch den Plexus myenteri-
durch mangelhafte Resorption aus dem Darm cus geregelt.
in die Blut- oder Lymphbahn zu schweren
Die peristaltischen Bewegungen befördern den
Mangelerscheinungen (Malabsorption), die mit
Inhalt des Dünndarmes in den Dickdarm. Zäkal-
Durchfall, Gewichtsabnahme, Muskelschwäche,
wärts von den Kontraktionsringen erschlafft die
Hautveränderungen und Anämie einhergehen.
Darmwand, der Kontraktionsring wandert kaudal-
wärts und treibt den Inhalt vor sich her. Erhöhung
des Innendruckes im Darm, die Darmfüllung, löst
Dünndarmepithelzellen
die Peristaltik aus. Sie wird vom Plexus myente-
1. Saumzellen, Enterozyten (s. o.) ricus gesteuert. Die Zottenbewegungen kontrolliert
der Plexus submucosus. Vagus und Sympathicus
2. Paneth-Körnerzellen (s. o.)
wirken auf die Wandspannung und damit auf die
3. Becherzellen: Sie liegen zwischen den Saumzel- Peristaltik. Der Vagus (auch psychische Erregung)
len und ihre Zahl nimmt analwärts zu. Sie bilden fordert, der Sympathicus hemmt sie. Die Peristaltik
eine schützende Schleimschicht, welche die Gleit- ist immer zäkalwärts gerichtet.
fahigkeit des Darminhaltes erhöht.
Klinik: Ist ein Darmstück gelähmt, so können
4. Hormon bildende Zellen, enteroendokrine
sich die Schlingen ineinander schieben und es
Zellen: Sie liegen im Verband des Dünndarmepi-
kommt zum paralytischem Ileus, Darmver-
thels und bilden gastrointestinale Peptidhormone
schluss.
(Gastrin, Somatostatin, Serotonin, Sekretin u. a.),
die die Sekretion im Magen und Darm sowie die
Aktivität von Leber und Pankreas steuern. Ihre • Gefäße und Nerven des Dünndarmes
Sekretgranula liegen, im Gegensatz zu den Paneth-
Gefäße
Zellen, im basalen Teil der Zelle (basalgekörnte
Zellen). Es lassen sich bis zu 20 verschiedene Zell- Arterien (Abb. 12.59)
typen im Magendarmkanal unterscheiden. Ähnli-
An der Pars descendens duodeni anastomosieren
che Zellen finden sich in der Bauchspeicheldrüse
Äste des Truncus coeliacus mit Ästen der A. rae-
und in der Gallenblase.
senterica superior. Das Duodenum wird also von
Dünndarmmotorik beiden Gefäßbezirken versorgt, der freie Dünndarm
nur von der A. mesenterica superior.
Die Tunica muscularis des Dünndarmes fuhrt ver-
schiedene Bewegungen aus: Α. mesenterica superior. Sie entspringt direkt
unterhalb des Truncus coeliacus vor dem 1. Len-
• Pendelbewegungen
denwirbel und hinter dem Pankreas (Abb. 12.41)
• Segmentationsbewegungen
aus der Aorta. Sie zieht durch die Incisura pan-
• Wellenbewegungen, Peristaltik
creatis, gelangt zwischen Pars horizontalis und
Die Pendel- und Segmentationsbewegungen dienen ascendens duodeni zwischen die beiden Blätter
der Durchmischung des Darminhaltes. Pendelbe- des Mesenterium und schickt einen ihrer Endäste
wegungen sind abwechselnde Verkürzung und (A. ileocolica) in der Radix mesenterii (Abb.
Verlängerung eines Darmabschnittes, wodurch der 12.59) bis zur Ileozäkalgegend. In ihrem Verlauf
Chymus hin- und hergetrieben wird. Bei Segmen- gibt sie zum Dünndarm und auch zum Dickdarm
tationsbewegungen kommt es nebeneinander zu Äste ab:
Colon transversum
Omentum majus
A. ileocolica
Mesenterium
Einmündung
des Ileum
A. caecalis
anterior Aa ileales
Mesoappendix
Appendix
vermiformis
Abb. 12.59: Verzweigungsgebiet der A. u. V. mesenterica superior. Der Dünndarm ist nach links unten, das
Colon transversum nach oben gezogen. Zwischen Mesenterium und Mesocolon transversum scheint die
Pars horizontalis duodeni durch das parietale Bauchfell
t> Zum Dünndarm entlässt sie als ersten Ast den), aus denen gerade Äste zum Darm ziehen.
die A. pancreaticoduodenalis inferior. Sie Diese Äste stehen im Jejunum etwas dichter als
entspringt in der Incisura pancreatis, verläuft im Ileum (im Jejunum durch Plicae circulares
zwischen Pars inferior duodeni und dem Caput besonders vergrößerte Darmoberfläche) und
pancreatis und anastomosiert mit der A. pancre- anastomosieren nochmals in der Submucosa in
aticoduodenalis superior aus dem Versorgungs- einem grobmaschigen Gefäßnetz.
gebiet des Truncus coeliacus (Abb. 12.43).
Venen
> Die Aa. jejunales et ileales sind 14-16 Äste,
die von der linken Seite des Hauptstammes Die Dünndarmvenen entsprechen den gleichna-
zum Jejunum und Ileum abgehen. Bevor sie die migen Arterien. Sie fließen zur V. mesenterica
Darmwand erreichen, teilen sie sich mehrmals, superior, die rechts der A. mesenterica superior
bilden jedes Mal mit dem benachbarten Ast eine durch die Incisura pancreatis zieht, um hinter dem
Anastomose. So entstehen zum Darm hin Pankreaskopf in die Pfortader zu münden.
immer kleiner werdende Gefaßbögen (Arka-
Haustra coli
_ Colon ascendens
Taenia omentalis
Taenia libera
ilealis
Plicae semilunares coli
\
Ostium ileale appendicis
Appendix vermiformis
vermiformis
Abb. 12.61: Caecum, Appendix vermiformis, Anfangsteil des Colon ascendens, terminales Ileum. Vorderwand
des Dickdarmes gefenstert, um die Valva ileocaecalis (Papilla ilealis) mit dem Ostium ileale zu sehen
2. Bauhin-Klappe, Valva ileocaecalis stülpt sich eher kegelförmig in den Dickdarm ein
(Abb. 12.61) und besitzt ein sternförmiges Lumen.
Sie entsteht am Übergang des terminalen Ileum in Projektion auf die vordere Bauchwand: McBur-
das Caecum. Dabei werden die Mukosa, Submu- ney-Punkt. Er liegt auf der Monro-Linie, der
kosa und die Ringmuskulatur des Ileum eingestülpt Verbindungslinie von Spina iliaca anterior superior
und bilden im Darminneren die Papilla ilealis mit dextra und Nabel, dort wo die Linie durch den late-
dem Ostium ileale. Die Längsmuskulatur und die ralen Rand des M. rectus abdominis halbiert wird.
Serosa folgen dieser Einstülpung nicht, sondern
Bei der Röntgendarstellung kann beobachtet
ziehen direkt vom Ileum zum Caecum. Dadurch
werden, dass der Klappenschluss oft nicht komplett
wird die Papilla ilealis fixiert und lässt sich nicht
dicht ist. Kontrastmittel kann dann vom Dickdarm
durch Zug am Ileum verstreichen. Die Klappe
auch in das Ileum übertreten.
wulstet sich mundförmig in das Caecum vor und
lässt zwei Lippen, ein Labium superius (Labrum Funktion: Sie schließt den Dünndarm vom Dick-
ileocolicum) und ein Labium inferius (Labrum darm mehr oder weniger ab, damit die Bakterien-
ileocaecale) erkennen. Von den Lippenkommis- besiedelung des Dickdarms nicht übermäßig auf
suren ziehen 2 Schleimhautfalten, Frenulum den Dünndarm übergreift. Die Klappe lässt den
anterius und posterius nach vorn und hinten zur Darminhalt normalerweise nur in Richtung Dick-
Zäkumwand. Am Lebenden sind die Lippen meist darm durchtreten.
nicht deutlich zu erkennen, sondern die Klappe
• Darstellung des Dickdarmes beim Patienten und teilt sich hier in einen auf- und einen abstei-
genden Ast. Der absteigende Ast anastomosiert
1. Röntgenuntersuchung nach Kontrastmittelein-
mit dem R. colicus der A. ileocolica, der aufstei-
lauf oder mittels der Doppelkontrastmethode
gende mit der A. colica media.
(Abb. 12.49), bei der nach Entleerung des Kon-
t> A. colica media (Abb. 12.59). Sie versorgt das
trastmittels Luft in den Dickdarm eingeblasen
Colon transversum. Sie gelangt gleich nach
wird.
ihrem Ursprung aus der A. mesenterica superior
2. Koloskopie: endoskopische Darmuntersu-
zwischen die beiden Blätter des Mesocolon
chung (Darmspiegelung), bei der auch kleine
transversum, zieht zwischen ihnen zum Colon
schmerzlose endoskopische Eingriffe (ζ. B.
transversum, wo sie sich in einen rechten Ast zur
Schleimhautbiopsien, Abtragung von Polypen)
Anastomose mit der A. colica dextra und einen
vorgenommen werden können.
linken zur Anastomose mit der A. colica sinistra
3. „Virtuelle Koloskopie" durch Computer unter- (aus der A. mesenterica inferior) teilt. Sie ver-
stützte 3 D-Rekonstruktion von CT- oder MRI- sorgt das Colon transversum bis zur Flexura coli
Serienaufnahmen der Bauchhöhle. sinistra.
pathischen Fasern aus dem Plexus hypogastrics resorbiert, in der Leber entgiftet und als gepaarte
inferior (sakraler Parasympathicus). Schwefelsäuren im Ham ausgeschieden.
• Der Darminhalt ist nach seinem etwa 3-4-stün-
• Motorik
digen Aufenthalt im Dünndarm noch relativ
Im Dickdarm haben wir im Gegensatz zum dünnflüssig. Er wird im Dickdarm durch Was-
Dünndarm peristaltische und antiperistaltische serresorption auf 1/3-1/4 seines Volumens einge-
Bewegungen, die im Röntgenbild als „Fließen" dickt.
der Haustren gesehen werden. Ab und zu bringen • Schließlich ist der Dickdarm noch ein Ausschei-
antiperistaltische Bewegungen den Darminhalt dungsorgan für Quecksilber, Wismut, Eisen,
wieder zurück in das Caecum. Die Ileozäkalklappe Kalzium, Magnesium und Phosphate.
verhindert den Rücktritt in den Dünndarm. Als
Massenbewegung des Kolon wird die gleichzei- Klinik: Bei gestörter Wasserresorption entste-
tige Kontraktion mehrerer Haustren hintereinan- hen dünnflüssige Stühle und dadurch ein u. U.
der bezeichnet, die 2-3-mal täglich auftritt. Im bedrohlicher Wasserverlust.
Röntgenbild wirkt dabei der kontrahierte Abschnitt
ganz glatt. Die Massenbewegungen beginnen am
Caecum und bewegen den Darminhalt als Säule
rasch in den nächsten Kolonabschnitt. So kann der 12.3.5.2 Blinddarm, Caecum, und Wurm-
Dickdarminhalt innerhalb weniger Minuten das fortsatz, Appendix vermiformis
gesamte Kolon passieren. (Abb. 12.61)
Die unregelmäßigen, afterwärts gerichteten peri- Der Blinddarm ist ein 7 cm langer und nahezu
staltischen Bewegungen werden durch eine neue gleich breiter Blindsack am Beginn des Dickdar-
Mahlzeit, durch Eintritt von Kot in den Mastdarm, mes. Er liegt unterhalb der Valva ileocaecalis in der
durch psychische Einflüsse und den Parasym- Fossa iliaca dextra.
pathikus gefordert und durch den Sympathicus
Bei Pflanzen fressenden Tieren kann das Caecum
gehemmt.
Größen bis 60 cm Länge erreichen. Da die Zellu-
• Funktion des Dickdarms losewände der Pflanzenzellen nicht im Dünndarm
verdaut werden können, werden sie durch die
• Der Dickdarm scheidet keine eigenen Enzyme
länger dauernde bakterielle Gärung im Dickdarm
mehr ab, resorbiert aber Kohlenhydrate, Amino-
aufgeschlossen.
säuren und Salze.
• Lieberkühn-Drüsen liefern als Gleit- und
Je nach den Verbindungen des Caecum zur
Schmiermittel ein seromuköses Sekret. Bei
hinteren Bauchwand lassen sich folgende Typen
pflanzlicher Nahrung kann die Verdauung durch
unterscheiden: Caecum fixum: Das Caecum
Dünndarmfermente weitergehen.
ist fest mit der hinteren Bauchwand verwach-
• Ein Teil der Spaltprodukte wird resorbiert, der
sen und liegt daher sekundär retroperitoneal.
andere wird durch Gärung und Fäulnis zerstört.
Caecum mobile: Das viszerale Peritoneum des
Während Magen und oberer Dünndarmteil
Caecum ist nicht mit der hinteren Bauchwand
nahezu steril sind, hat der untere Dünndarm und
verwachsen. Es ist beweglich und liegt intra-
besonders der Dickdarm eine physiologische
peritoneal. Caecum liberum: Nicht nur das
Flora von obligaten und fakultativen Bakterien.
Caecum, sondern auch sein Gekröse ist nicht
Sie spalten Proteine und Kohlenhydrate zu
mit der hinteren Bauchwand verwachsen. Bei
energiearmen, für den Menschen unbrauchbaren
diesem seltenen Typ liegt das frei bewegliche
Abbauprodukten, die Zellulose. Vom Pflanzen-
Caecum ebenso intraperitoneal.
fresser können sie teilweise ausgenutzt werden.
• Die durch Fäulnis entstandenen Eiweißab-
bauprodukte Skatol und Indol geben dem Kot, Klinik: Beim Zäkumhochstand kann nach
Faeces, den charakteristischen Geruch. Die unvollständiger Nabelschleifendrehung das
Eiweißabbauprodukte werden teils direkt aus Caecum unter der Leber liegen bleiben. Aber
dem Darm ausgeschieden, teils vom Dickdarm auch bei sehr beweglichem Colon und in der
letzten Hälfte der Schwangerschaft (durch den Die Lage des Wurmfortsatzes ist sehr variabel:
großen Uterus) können das Caecum und damit 1. Retrozäkalposition: in fast 2/3 ist die Appen-
die Appendix vermiformis stark verlagert sein. dix hinter dem Caecum nach oben geklappt.
2. Kaudalposition: in 30 % der Fälle steigt die
Wurmfortsatz, Appendix vermiformis Appendix in das kleine Becken ab und kann bei
der Frau das rechte Ovar erreichen. 3. Medial-
• Er ist äußert variabel in Form und Größe, geht
position: die Appendix ist nach medial verlagert
dorsomedial vom Caecum ab. Das rudimentäre
und kann vor (preileal) oder hinter (postileal)
Darmstück geht beim Neugeborenen noch trich-
den Dünndarmschlingen liegen. 4. Lateralposi-
terförmig in das Caecum über. Beim Erwachse-
tion: die Appendix steigt zwischen Caecum und
nen ist es meistens scharf abgesetzt. Es mündet
lateraler Bauchwand auf.
mit dem kleinen Ostium appendicis vermifor-
mis in das Caecum.
• Projektion der Appendix auf die vordere
• Die Tänien des Dickdarmes fließen auf dem
Bauchwand: Der Abgang der Appendix aus
Wurmfortsatz zu einer einheitlichen Längs-
dem Caecum projiziert sich auf den Lanz-Punkt.
muskellage zusammen. Das Lumen des Wurm-
Dieser liegt unmittelbar unterhalb des McBur-
fortsatzes ist sehr eng (2 mm), nicht selten
ney-Punktes der Valva ileocaecalis und befindet
teilweise oder vollständig verschlossen, enthält
sich an der Grenze vom rechten zum mittleren
Schleim oder etwas Darminhalt. Die Schleim-
Drittel der Verbindungslinie der beiden Spinae
haut hat eine besonders große Zahl von Folli-
iliacae anteriores superiores. Beide Punkte
culi lymphatici aggregati, die in die Submucosa
haben, wegen der oben erwähnten Variationen,
reichen. Er steht damit im Dienste der Immun-
einen eher geringen praktischen Wert.
abwehr und wird daher auch Darmtonsille
genannt.
Klinik: 1. Bei der Wurmfortsatzentzündung,
• Der Wurmfortsatz hat durch eine dreieckige
Appendizitis, können am Lanz-Punkt Druck-
Bauchfellduplikatur, Mesoappendix, eine
schmerz und Abwehrspannung der Bauchdecken
gewisse Beweglichkeit. In ihrem freien Rande
auftreten. 2. Eine Appendizitis (falschlich als
verläuft die A. appendicularis.
Blinddarmentzündung bezeichnet) kann durch
• Die Länge der Appendix schwankt zwischen Perforation in die Bauchhöhle übergreifen und
2-20 cm, in seltenen Fällen wird sie bis 25 cm eine lebensbedrohliche Peritonitis bewirken.
lang oder sie fehlt gänzlich. In der Regel ist sie 3. Aufgrund der Nähe der Appendix zum Ovar
10 cm lang und 6 mm dick. kann bei der Frau eine Appendizitis mit einer
Erkrankung der Adnexe verwechselt werden.
• Größe
Die Nieren sind im Mittel 10-12 cm lang, 6 cm
breit, 4 cm dick und 160 g schwer. Form, Größe
Abb. 12.63: Rechte Niere von ventral, an der Oberflä- und Lage sind großen individuellen Schwan-
che einige Venensterne (Stellulae Verheinyi)
kungen unterworfen. Gewöhnlich ist die linke
Niere länger, dicker und schwerer. Ist eine Niere
Gefäße, Nerven und der Ureter ein bzw. aus. Es kleiner oder fehlt sie, so ist die andere meistens
fuhrt in eine größere Bucht, den Sinus renalis. vergrößert, hypertrophiert.
• Sinus renalis: großer Hohlraum, der vom
Nierenparenchym schalenartig umschlossen • Lage und Skeletotopie
wird. Seine Ausdehnung entspricht der halben Die Nieren reichen vom 12. Brust- bis zum
Nierenhöhe, 2/3 der Nierenbreite und 1/3 der 3. Lendenwirbelkörper. Die rechte Niere steht
Nierendicke (Abb. 12.68). In ihm liegen in Fett gewöhnlich etwas tiefer als die linke (großer
eingebettet das Nierenbeckenkelchsystem und rechter Leberlappen). Die Längsachsen beider
die Äste der Nierengefäße. Nieren divergieren nach unten. So sind die
Lunge
untere Lungengrenze
untere Pleuragrenze
Zwerchfell
N. subcostalis
N. iliohypogastricus
N. ilioinguinalis
unterer N i e r e n p o l
Abb. 12.65: Lage der Niere von dorsal. Beziehungen zu den Rippen, dem Zwerchfell, der Pleura, den Lungen und
den Nn. subcostalis, iliohypogastricus, ilioinguinalis. Recessus costodiaphragmaticus teilweise eröffnet
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12.4 Retroperitonealraum, Spatium retroperitoneale 1005
beiden oberen Nierenpole etwa 7 cm, die unte- lappen mit seiner Impressio renalis anlagert (Abb.
ren 11 cm voneinander entfernt. Die 12. Rippe 12.26). Durch Hochheben der Leber kann man
verläuft an der Grenze vom oberen zum mitt- sich hier die rechte Niere am besten zugänglich
leren Drittel über die Nieren (Abb. 12.65). Das machen.
Hilum liegt an der Seite des 1.-2. Lendenwir-
Linke Niere: Auf der Extremitas superior und dem
belkörpers. Die unteren Nierenpole sind beim
Margo medialis ruhen die halbmondförmige linke
Manne rechts 3 cm, links 4 cm, bei der Frau
Nebenniere, auf der Mitte die A. und V. splenica,
2,5 bzw. 3 cm vom Darmbeinkamm entfernt;
die Cauda pancreatis und darunter die Radix meso-
sie können auch den Darmbeinkamm erreichen
colica. Auf das kaudale, direkt vom Bauchfell über-
(beim Mann in 11 %, bei der Frau in 40 %).
zogene Drittel legt sich das Kolon, auf die oberen
Beim Neugeborenen ist die Niere relativ größer
zwei Drittel des Margo lateralis die Milz. In dem
und überragt daher immer den Darmbeinkamm.
von Milz, Nebennieren und Milzgefäßen gebilde-
• Topographische Beziehungen ten Dreieck zieht ebenfalls das Bauchfell über die
Die Nieren liegen jeweils seitlich der Wirbel- Niere (Abb. 12.8). Hier lagert sich die Rückfläche
säule in der Fossa lumbalis. Dabei überragen des Magens an (Hinterwand der Bursa omentalis)
sie die Wirbelsäule nicht nach ventral (Abb.
Topographie am Hilum: (Abb. 12.63, 67, 80). Die
12.66). Die Facies posterior beider Nieren proji-
V. renalis liegt meist vorne, dahinter folgt die A. re-
ziert sich auf den M. psoas major, M. quadratus
nalis und dorsal liegt das Nierenbecken. Da sich die
lumborum, M. transversus abdominis, die Pars
Nierengefaße aber schon vor dem Hilum aufzwei-
lumbalis des Zwerchfells und das Trigonum
gen, liegen im Hilumbereich sehr oft Blutgefäße
lumbocostale, der dünneren, bindegewebigen
auch hinter dem Nierenbecken. Die Gefäße werden
Stelle des Zwerchfells zwischen Pars lumbalis
von feinen Nerven aus dem Plexus coeliacus (Abb.
und Pars costalis (Bochdalek-Dreieck).
12.81) begleitet.
Klinik. Durch die Schwachstelle des Zwerch-
fells ist ein Durchbruch von Entzündungen in
12.4.1.2 Feinstruktur
der Umgebung der Nieren, paranephritischer
Abszesse, in die Pleurahöhle möglich.
Die Nierensubstanz gliedert sich in
Der obere Nierenpol bekommt nach dorsal unter 1. Rinde, Cortex renalis
Vermittlung des Zwerchfells eine enge Beziehung 2. Mark, Medulla renalis
zum Recessus costodiaphragmaticus der Pleura-
höhle, weil die untere Pleuragrenze die 12. Rippe Halbiert man die Niere durch einen Frontalschnitt
kreuzt (Abb. 12.65). Der oberste Abschnitt des (Abb. 12.68) oder legt man, wie in Abb. 12.67, von
Nierenpols kann auch noch von der Lunge über- hinten her das Nierenbecken frei, so kann man
lagert werden. N. subcostalis, N. iliohypogastricus schon mit bloßem Auge nach Farbe und Struktur
und N. ilioinguinalis aus dem Plexus lumbalis eine Rinden- und Marksubstanz unterscheiden.
kreuzen die Rückfläche der Nieren, wodurch das
Ausstrahlen von Schmerzen aus der Nieren in die • Nierenmark, Medulla renalis. Es besteht aus
Unterbauchgegend verständlich wird. 7-14 Pyramiden, deren Basen gegen die Rinde
und deren Spitzen, Papillae renales, gegen den
Während die Beziehungen nach dorsal bei beiden
Sinus gerichtet sind und die in die Nierenkelche,
Nieren gleichartig sind, sind sie nach ventral unter-
Calices renales, hineinragen. Die Pyramiden
schiedlich:
sind in einer vorderen und hinteren Reihe ange-
Rechte Niere: auf den Margo medialis und das ordnet (Abb. 12.68), am oberen und unteren Pol
Hilum legt sich (Abb. 12.8) die Pars descendens liegt jeweils eine große Pyramide, die größte ist
duodeni, auf die Extremitas superior die Neben- die obere Polpyramide. Im Längsschnitt zeigt
niere. Über das untere Drittel ziehen das Colon und die Marksubstanz ein streifiges Aussehen durch
Mesocolon transversum. Oberhalb davon wird der die geraden Anteile der Nierenkanälchen (Abb.
übrige, größere Teil der Vorderfläche direkt von 12.74). Jede Pyramide ist von einem Rinden-
Peritoneum überzogen, wo sich der rechte Leber- mantel so umhüllt, dass nur ihr zur Papille hin
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1006 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
Abb. 12.66: Computertomogramm des Oberbauchs: 1 Aorta, 2 A. mesenterica superior, 3 V. mesenterica supe-
rior, 4 V. cava inferior, 5 V. renalis, 6 A. renalis, 7 Niere, 8 Leber, 9 Colon, 10 Duodenum, 11 Pars pylorica des
Magens, 12 Pankreaskopf, 13 Jejunum, 14 Zwerchfellschenkel (Sammlung Prof. Dr. H. Pinter, Graz)
Abb. 12.67: Rechte Niere von dorsal. Nierensubstanz teilweise entfernt, Sinus renalis eröffnet. Sichtbar sind das
Nierenbecken mit Kelchen, Gefäßverzweigungen, die Markpyramiden mit den Papillen und die Rindensubstanz
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12.4 Retroperitonealraum, Spatium retroperitoneale 1007
auslaufender Anteil frei bleibt. Markpyramide trennt vertikal verlaufend die vordere von der
und dazugehöriger Rindenmantel bilden einen hinteren Pyramidenreihe. Sie wird als Columna
Nierenlappen, Lobus renalis oder Renculus. axialis bezeichnet.
An der Neugeborenenniere sind diese Lobi
renales noch durch tiefe Furchen getrennt (Abb. Klinik: Die Columna axialis kann weit in den
12.64). Später verschwinden die Lappengren- Sinus vorspringen und sogar das Hilum errei-
zen vollständig. Manche Säugetiere behalten chen. Bei der Ultraschalluntersuchung kann sie
sie zeitlebens. Vereinzelt kommen sie auch als mit einem Tumor in der Nierenbucht verwech-
Hemmungsbildungen noch an der Niere des selt werden.
erwachsenen Menschen vor (Renkuluszeich-
nung s. Fehlbildungen).
Die Rindensubstanz besteht 1. aus dem Nie-
Papillae renales: Die warzenartigen, freien
renlabyrinth, Labyrinthus corticis (Pars
Enden der Pyramiden zeigen auf der siebför-
convoluta), d. h. den gewundenen Abschnitten
migen Oberfläche, Area cribrosa, die feinen
der Harnkanälchen und den Nierenkörperchen,
Mündungen der Ausfuhrungsgänge, Ductus
wodurch die Rinde gekörnt aussieht, und 2. aus
papilläres. Die Papillen sind förmlich in einen
radiären Streifen, den Markstrahlen, Radii
Nierenkelch hineingesteckt (Abb. 12.74).
medulläres (Striae medulläres corticis, Pro-
• Nierenrinde, Cortex renalis. Sie liegt als 5 -
cessus medulläres Ferreini, Pars radiata), die
7 mm dicke Schicht unter der Nierenkapsel und
als Fortsätze der Marksubstanz in die Rinde
sendet noch Fortsätze (Abb. 12.67), Columnae
ausstrahlen und die, wie das Mark, aus gerade
renales (Bertini-Säulen), zwischen benachbarte
verlaufenden Kanälchenabschnitten bestehen.
Pyramiden. In der Nierenbucht sieht man diese
Säulen hilumwärts ziehen (Abb. 12.68). Eine
große Säule liegt ganz lateral im Sinus und
12.4.1.3 Bauelement der Niere, Nephron
> Rinde
Sammelrohr
Abb. 12.69: Schema eines Nephrons mit langer Henle-Schleife. Glomerulus, Vas afferens und efferens rot. Au. Z.
Außenzone des Marks, In. Z. Innenzone des Marks. Au. Str. Außenstreifen der Außenzone, In. Str. Innenstreifen
der Außenzone
zyten über, welche die Kapillaren als viszerales • Nierenkanälchen, Tubuli renales
Blatt überziehen (Abb. 12.70). Zum Glomerulus Am Harnpol beginnt das Hauptstück, Tubulus
zieht ein kleines Gefäß, das Vas (die Arteriola) proximalis, mit einem gewundenen Teil, Pars
afferens, heraus fuhrt das etwas dünnere Vas convoluta oder Tubulus contortus I, der in einen
(Arteriola) efferens. Gegenüber dem Gefäßpol geraden, gleich gebauten und gleich funktio-
liegt der Harnpol mit dem Beginn des Ham- nierenden Teil, Pars recta, übergeht. Von ihm
oder Nierenkanälchens. steigt ein sehr dünnes Überleitungsstück,
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12.4 Retroperitonealraum, Spatium retroperitoneale 1009
Macula densa Mesangi imzellen im Hauptstück. Auch sind die Zellgrenzen besser
Arteriola afferens \ /
\ \ / Arteriola efferens
als in diesem erkennbar.
Columnae renales nach lateral (also tatsächlich meruli hervorgehenden, kleineren Vasa efferentia
interlobar) und entlassen die Aa. arcuatae. Letz- verzweigen sich zu einem die Kanälchen versor-
tere dringen endlich durch Gefäßporen in der genden arteriellen Kapillarnetz, das im Bereich des
Wand der Nierenbucht in das Nierenparenchym Markstrahls längliche und im Bereich des Rinden-
ein (Abb. 12.68). An diesen Poren beginnen labyrinthes rundliche Maschen hat und schließlich
Parenchymkanäle, Canales peripyramidales, die in die Vv. interlobulares abfließt. Das Mark wird
immer der Mark-Rinden-Grenze folgen und über in der Hauptsache aus den Arteriolae rectae spu-
der Pyramidenbasis ein stark verzweigtes Kanal- riae (aus den Vasa efferentia der am nächsten an
system bilden. In diesen Kanälen verzweigen sich der Markrindengrenze liegenden Glomeruli) und
die Vasa arcuata (Abb. 12.73). Die Aa. arcuatae in geringerem Maße (10%) aus den Arteriolae
gehen im Unterschied zu den gleichnamigen Venen rectae verae, aus den an der Markrindengrenze
keine Anastomosen mit ihren benachbarten Aa. verlaufenden Endästen der Aa. arcuatae versorgt.
arcuatae ein. Sie entlassen radiär durch die Rinde Die Arteriolae rectae teilen sich in mehrere kleinere
zur Oberfläche laufende Aa. interlobulares (Aa. Arteriolen, die zusammen mit den Venulae rectae
corticales radiatae). Eine A. interlobularis gibt in der Außenzone der Marksubstanz charakteristi-
nach allen Seiten Vasa afferentia zu den Glomeruli sche Gefäßbüschel bilden (Abb. 12.74).
und wenige Äste zur Kapsel ab. Die aus den Glo-
Rindenkapillaren
Glomeruli
A. arcuata
x
Vasa arcuata
Innenzone
des Markes
/
/
/
Sammelrohre
Abb. 12.74: Aufbau des Nierenparenchyms. Blutgefäße farbig, Nierenkanälchen schwarz. Gefäßläppchen nach
W. v. Möllendorff, Markstrahlläppchen nach M. Heidenhain
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1012 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
tration hemmt die Renin-Freisetzung und senkt der Ventralfläche vorliegt und der in das Fett des
damit die Glomerulusdurchblutung. Sinus renalis übergeht. Er umhüllt auch die Neben-
niere. Der Fettkörper schwindet nur bei starker
3. Goormaghtigh-Zellen, extraglomeruläre Mesan-
Abmagerung.
giumzellen: liegen als modifizierte Muskelzellen
zwischen Macula densa und Nierenkörperchen. 3. Fascia renalis (Horizontalschnitt s. Abb. 8.23).
Sie sollen ebenfalls an der Regulation der Nie- Sie bildet einen bindegewebigen Sack, in dem sich
rendurchblutung beteiligt sein. das Spatium perirenale befindet. In diesem Raum
liegen die Nieren, Nebennieren und die Capsula
Als Umgehungsbahn für die Glomerulusdurch- adiposa. Die Nierenfaszie besteht aus einem zarten
blutung gibt es eine Reihe von Gefaßkurzschlüs- vorderen Blatt, der Fascia praerenalis Toldt und
sen, die zeitweise eine größere Zahl von Glomeruli einem derben hinteren Blatt, der Fascia retrorena-
ausschalten können: in der Nierenrinde, über Kap- lis Gerota (sive Zuckerkandl, sive Waldeyer). Die
selgefaße und im Sinus renalis über Verbindungen Fascia praerenalis ist dort, wo es Peritoneum parie-
zu den Nierenbeckengefaßen. tale gibt, mit diesem so innig verwachsen, dass sie
sich von ihm nicht trennen lässt, während sie sich
Klinik: 1. Renale Hypertonie (Goldblatt-Hoch- dort als zartes Blatt darstellen lässt, wo das Perito-
druck): Einengung der A. renalis fuhrt zur Min- neum fehlt (im Anwachsungsbereich von Organen
derdurchblutung der Niere, wodurch wiederum wie etwa beim auf- und absteigenden Colon, Abb.
der Renin-Angiotensin-Mechanismus aktiviert 12.8). Die Fascia praerenalis verwächst kranial am
wird, der zum Blutdruckanstieg und damit Zwerchfell und geht medial in das perivasale Bin-
zum Hochdruck fuhrt. Bei völligem Verschluss degewebe um Aorta und V. cava über. Die Fascia
der Nierenarterie bleibt der Hochdruck ebenso retrorenalis verankert sich in der Rinne zwischen
wie nach Entfernung einer Niere aus (fehlende M. psoas major und M. quadratus lumborum, nach
Renin-Produktion). 2. Ein weiteres Hormon der kaudal verlässt die Anheftungslinie diese Rinne
Niere ist das Erythropoetin: Es wird von den und überkreuzt den M. psoas major mit seiner
interstitiellen Zellen der Nierenrinde sezerniert Fascia psoica nach medial und kaudal. Nach late-
und aktiviert die Erythrozytenbildung. Bei ral wird der Fasziensack durch die Verschmelzung
andauernden Nierenerkrankungen sinkt auf- beider Nierenfaszienblätter abgeschlossen, ebenso
grund des Erythropoetinmangels die Erythrozy- nach kranial durch deren Anheftung am Zwerch-
tenzahl (Renale Anämiej. fell. Somit bleibt der Fasziensack nach medial und
kaudal in Richtung kleines Becken offen.
12.4.1.6 Hüllen der Nieren Hinter dem Nierenfasziensack liegt das retrorenale
Fett, die Massa adiposa pararenalis Gerota, in dem
Zu den Hüllen gehören Nerven des Plexus lumbalis verlaufen (Abb. 12.79)
(s. Kap. 11.1.4, S. 920).
1. Capsula fibrosa, 2. Capsula adiposa und
3. Fascia renalis
Klinik: Paranephritische Abszesse (Entzündun-
gen in der Umgebung der Niere): entsprechend
1. Capsula fibrosa. Sie ist eine derbe, glatte, bin-
den Öffnungen des Nierenfasziensacks können
degewebige Haut, die sich bei der gesunden Niere
sie sich nach medial zur anderen Niere ausbrei-
leicht abziehen lässt. Sie enthält wenige elastische
ten oder sich nach kaudal in das kleine Becken
Fasern und ist nur wenig dehnungsfahig.
senken.
Klinik: Ist bei gewissen Nierenerkrankungen
Befestigung der Niere und
die Niere geschwollen und die Zirkulation in ihr
normale Beweglichkeit
erschwert oder ganz aufgehoben, so kann man
durch Dekapsulation (Entfernung dieser Kapsel) Die Nieren haben keine direkte Verwachsung
Erleichterung schaffen. mit der Bauchwand. Sie werden vor allem durch
die Aufhängung an den Nierengefäßen, durch die
2. Capsula adiposa. Diese ist ein lockerer Baufett- Fascia renalis und die Capsula adiposa fixiert.
körper, der vorwiegend an der Dorsal-, weniger an
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1014 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
Verschiebungen der Nieren gibt es bei Ein- und den Kapillaren möglich. Das Blut im Kapillarnetz
Ausatmung und bei Stellungsänderung des Kör- um die Tubuli ist durch die Sekretion des Primär-
pers, dabei treten Höhenänderungen von bis zu harns eingedickt und saugt daher durch den osmo-
3 cm auf. Die Niere senkt sich dabei nicht einfach, tischen Druck Flüssigkeit aus den Harnkanälchen
sondern beschreibt eine Kreisbahn um den Abgang zurück. So werden 99 % des Primärhams rückre-
der Nierenarterie aus der Aorta. sorbiert und es entsteht der definitive Harn, Sekun-
därharn, in einer täglichen Menge von etwa 1,5 1.
Klinik: Nierenptose, Senkniere, Wanderniere: Neben dem Wasser werden Glukose, Aminosäuren,
Schwindet das Kapselfett, so kann sich die Niere Salze und Harnsäure rückresorbiert. Neben ande-
in dem weiten Sack der Fascia renalis absenken. ren harnpflichtigen Substanzen wird der Harnstoff,
Durch den lateralen Abschluss und die medio- wichtigstes Endprodukt des Eiweißstoffwechsels,
kaudale Öffnung des Fasziensackes gelangt sie über den Sekundärharn ausgeschieden.
nie in die Fossa iliaca, sondern kann nur in das
Die Farbe des Harnes (hellgelb bis dunkelrotbraun)
kleine Becken absteigen. Im Unterschied zur
ist durch das Urochrom und Urobilinogen bedingt.
dystopen Niere ist bei der Senkniere der Ureter,
weil er nun relativ zu lang geworden ist, stark
geschlängelt und die Nierengefäße müssen aus Klinik: 1. Erkrankungen der Glomeruli führen
ihrer normalen Ursprungshöhe stark absteigen. durch Ausfall der Filterfunktion zur Ausschei-
Durch Reizung der die Gefäße begleitenden dung von Eiweiß (Proteinurie) oder auch von
vegetativen Fasern kommt es zum Zerrungs- Blutzellen (Hämaturie). 2. Ist die Glukose-
schmerz. Die Wandemieren kommen häufiger konzentration im Plasma (und damit auch im
bei der Frau als beim Mann, häufiger rechts als Primärharn) zu hoch, ist die Rückresorption
links vor. Das letztere soll durch den größeren, nicht ausreichend und Glukose wird über den
rechten Leberlappen und die Befestigung der Harn ausgeschieden (Glykosurie bei Diabetes
Flexura coli dextra auf der Vorderfläche der mellitus)
rechten Niere bedingt sein.
Die Nieren scheiden für den Organismus schädli- Lernziele: Harn ableitende Wege, Nierenkel-
che stickstoffhaltige Schlackensubstanzen aus und che, Nierenbecken, Form, Aufbau, Verbindung
regeln den Flüssigkeits- und Salzhaushalt. Diese zur Niere, Harnleiter, Engen, Weiten, Aufbau,
Aufgaben erledigt sie in 2 Schritten: Funktion
• Ausscheiden einer enormen Flüssigkeitsmenge
in den Nierenkörperchen (Primärharn) Das Nierenbeckenkelchsystem und der Harn-
• Rückresorption des größten Teils des Primär- leiter gehören zu den ableitenden Harnwegen.
harns in den Harnkanälchen Entwicklungsgeschichtlich gesehen gehören
bereits die Verbindungsstücke und Sammelrohre
Primärharn: Täglich werden von den Glomeruli
zu den Harn ableitenden Wegen.
180 Liter Primärharn in die Bowman-Kapsel fil-
triert. Die Wand der Kapillarknäuel lässt Wasser,
Entwicklung. Abkömmlinge der Ureterknospe aus
Glukose, Salze und andere niedermolekulare Stoffe
dem Wolff-Gang (s. Kap. 13.6.1.3, S. 1062).
durchtreten, während dies die Blutkörperchen und
Eiweiße nicht können. Bis auf Eiweiß ist der Pri-
märharn wie das Blutplasma zusammengesetzt.
12.4.2.1 Nierenbecken, Pelvis renalis
Sekundärharn: Der Primärharn gelangt nun in die (Pyelon)
je 3-4 cm langen Nierenkanälchen, die von einem
dichten Kapillarnetz umsponnen sind. Dadurch ist Es liegt im Sinus renalis, überragt üblicherweise
der Stoffaustausch zwischen den Kanälchen und das Hilum nach außen und ist ein ventrodorsal
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12.4 Retroperitonealraum, Spatium retroperitoneal 1015
Bei der Geburt ist die Nebenniere relativ groß (halb von der Flexura duodeni superior und links vom
so groß wie beim Erwachsenen), verkleinert sich Pankreas teilweise bedeckt.
sehr rasch nach der Geburt auf die halbe Größe,
• Gefäße und Nerven
hat mit 4 Jahren wieder die Geburtsgröße und
verdoppelt sich bis zum Erwachsenenalter. Die Arterien (Abb. 12.77). 3 arterielle Gefaßgruppen
Größenveränderungen werden durch Rindenverän- werden unterschieden:
derungen verursacht.
[> A. suprarenalis superior: mehrere Stämme aus
Die Nebennieren entstehen an Ort und Stelle und der A. phrenica inferior.
machen im Unterschied zur Niere keinen Ascensus t> A. suprarenalis media: aus Aorta oder Truncus
durch. So bleiben sie auch bei Nierensenkungen an coeliacus, oft auch mehrere Stämme. Ein Ast
ihrem Platz liegen. tritt direkt in das Hilum ein.
!> A. suprarenalis inferior: aus der A. renalis,
Akzessorische Nebennieren bestehen nur aus Rin-
läuft zwischen Niere und Nebenniere nach late-
densubstanz und können auch im Samenstrang,
ral und endet als A. capsulae adiposae, die mit
Nebenhoden und im Lig. latum uteri gefunden
einer Kapselarterie aus der A. testicularis bzw.
werden.
ovarica die Fettkapsel versorgt („Arcade exore-
• Form, Größe
Die rechte Nebenniere ist von dreieckiger,
die linke von halbmondförmiger Gestalt. Jede
Nebenniere ist etwa 5 cm hoch, 3 cm breit, 1 cm
dick und wiegt 10 g. Sie besitzt eine Vorderflä-
che, Facies anterior, eine Hinterfläche, Facies
posterior, und eine dem Nierenpol zugewandte
Facies renalis. Die Facies anterior trägt das
Hilum, an dem die V. suprarenalis austritt. Die
Facies anterior und posterior werden kranial
vom Margo superior und medial vom Margo
medialis getrennt.
• Lage, Beziehungen
Die Nebenniere liegt gemeinsam mit der Niere
von der Nierenfettkapsel umgeben im Nieren-
fasziensack. Die Facies posterior beider Neben-
nieren liegt der Pars lumbalis des Zwerchfells
auf. Die rechte Nebenniere liegt kappenförmig
dem oberen Pol der rechten Niere auf. Ihr
adiposa. 1 Aa. suprarenales superiores, 2 A. supra-
Margo medialis legt sich an die V. cava inferior
renalis media, 3 A. suprarenalis inferior, 4 A. phrenica
an und schiebt sich sogar etwas hinter sie (Abb. inferior, 5 A. renalis, 6 A. testicularis bzw. ovarica,
12.80). Ihre Vorderfläche steht größtenteils im 7 A. capsulae adiposae, 8 A. adiposa ima, 7 + 8
Bereich der Pars aflfixa der Leber mit dieser in Arcade exorenale, 9 A. perforans, anastomosiert mit
Kontakt und hat nur kaudal davon ein wenig einer A. interlobularis
peritoneale Bedeckung (Abb. 12.8). Die linke
Nebenniere sitzt halbmondförmig auf dem Die Arterien bilden unter der Organkapsel ein
oberen Pol und der Facies medialis der linken Gefaßgeflecht von dem aus kleine Arteriolen und
Niere und erreicht oft das Hilum renale. Ihre Kapillaren die Rinde durchsetzen und sich im Mark
Vorderfläche ist von sekundärem Peritoneum zu Sinusoiden erweitern.
parietale der Bursa omentalis bedeckt (Abb. Venen. Die Sinusoide im Mark münden in die
12.8) und bekommt unter Vermittlung dieses zentrale Markvene, V. centralis, die als V. supra-
Spaltraumes Kontakt zur Magenhinterwand. renalis die Nebenniere über das Hilum verlässt. Sie
Beim Fetus und Neugeborenen wird die Neben- mündet links in die V. renalis, rechts direkt in die
niere aufgrund ihrer relativen Größe rechts noch V. cava inferior.
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1018 12 Bauchhöhle, Cavitas abdominis (abdominalis)
Lymphgefäße. Die Lymphe aus den Nebennieren • Zona reticularis: Innenschicht mit netzartigen
wird über die Trunci lumbales abgeleitet. Zellsträngen kleiner azidophiler Zellen. Die
Zellen enthalten Pigment, das im Alter zunimmt
Nerven. Die Nebenniere wird von mehr vegeta-
(makroskopisch sichtbar schwarz gefärbt)
tiven Fasern als jedes andere Organ innerviert.
Die Nerven bilden den Plexus suprarenalis: Er Altersabhängige Veränderungen·. Bis zur Pubertät
entstammt dem Ganglion coeliacum und dem überwiegt die Zona fasciculata. Die Randzonen
N. splanchnicus major und zieht mit zahlreichen sind nur sehr schmal. Nach der Pubertät liegt
feinen Ästen zur Drüse (Abb. 12.81). die typische Dreigliederung vor. Jenseits des
50. Lebensjahres verschmälern sich die Zonae reti-
Fettkapsel cularis und glomerulosa wieder.
Fibrozyt
Medulla. Das Nebennierenmark besteht aus polye-
_ Bindegewebs
drischen basophilen Zellen, die sich mit Chromsal-
kapse!
zen braun färben (chromaffine Zellen). Die Zellen
Zona glomerulosa
lassen sich in Adrenalin produzierende A-Zellen
und Noradrenalin produzierende N-Zellen unter-
scheiden. Das Mark löst sich nach dem Tod sehr
Kapillare
rasch auf, ein Schnitt durch die Nebenniere ver-
mittelt den Eindruck eines schwarz ausgekleideten
Zona f a s c i c u l a t a j (pigmentierte Zona reticularis) Säckchens.
• Funktion
Rinde
- Ganglienzelle • In der Zona glomerulosa werden Mineralkor-
Nebennierenmark ·
tikoide (ζ. B. Aldosteron) gebildet. Sie steuern
chromaffine Zelle
den Salz- und Wasserhaushalt des Körpers.
• In der Zona fasciculata werden die Glukokorti-
Abb. 12.78: Feinbau der Nebenniere. Außen Binde-
koide (ζ. B. Cortison, Hydrocortison) gebildet.
gewebskapsel, darunter die Rindenzonen, innen das
Mark mit Ganglienzellen Die Ausschüttung dieser Hormone wird durch
das adrenokortikotrope Hormon (ACTH) der
Hypophyse reguliert. Sie steuern vor allem den
Kohlenhydratstoffwechsel. Sie erhöhen den
• Feinbau (Abb. 12.78)
Blutzuckerspiegel durch vermehrten Abbau
von Glykogen und gesteigerte Glukoneogenese
Die Nebenniere besteht aus Rinde, Cortex, und
aus Aminosäuren. Durch Stress wird vermehrt
Mark, Medulla.
ACTH ausgeschüttet, womit auch die Gluko-
kortikoide vermehrt gebildet werden. Außerdem
Cortex. Dicht unter der Kapsel können undifferen-
wirken sie stark entzündungshemmend und
zierte Zellen vorkommen (subkapsuläres Blastem).
hemmend auf die Bindegewebszellen.
Die Rinde gliedert sich in 3 Zonen:
• In der Zona reticularis werden bei beiden
• Zona glomerulosa: unter der Kapsel gelegene Geschlechtern Geschlechtshormone, vor allem
Zone mit knäuelartig gewundenen Zellsträngen androgen wirkende (Androsteron) gebildet,
azidophiler Zellen. welche die Entwicklung zum männlichen
• Zona fasciculata: breite Mittelschicht mit par- Habitus fördern. Auch weibliche Geschlechts-
allelen Strängen lipoidhaltiger Zellen (Spongio- hormone (Östrogen) werden hier in geringen
zyten) Mengen produziert.
M . latissimus
dorsi
__ IM., V a s a
M . sacrospinalis intercostalia X
M . intercostalis
externus
Lunge
__ M . intercostalis
internus
- Costa XI
M . quadratus
Plnura parietalis
lumborum
- Costa XII
— untere Pleuragrenze
Lig. arcuatum m e d i a l e
(Arcus lumbocostalis — M . l a t i s s i m u s dorsi
medialis)
_ Lig. a r c u a t u m laterale
(Arcus lumbocostalis lateralis]
Processus c o s t a l i s
vertebrae l u m b a l i s II Fascia thoracolumbalis,
Lamina profunda
(Aponeurosis lumbalis]
M . psoas
Fascia renalis
C a p s u l a adiposa
Ren
M . multifidus
N. iliohypogastricus
— M . obiiquus externus a b d o m i n i s
M . quadratus — Trigonum l u m b a l e
lumborum
N. ilioinguinals
M . sacrospinalis —
Crista iliaca
Μ glutaeus medius
Abb. 12.79: Regio lumbalis. M. latissimus dorsi, M. erector Spinae, M. quadratus lumborum und Mm. intercostales
externi teilweise entfernt. Fascia renalis und Capsula adiposa durchtrennt. Beide Arcus lumbocostales ziehen
zum Processus costarius des 2. Lendenwirbels (Variation)
man auch diese Aponeurose und zieht den late- dorsalen Nierenfaszie und der Capsula adiposa
ralen Rand des M. quadratus lumborum nach erreicht man die Niere.
medial, so wird das retrorenale Fettgewebe • Zur Nierentopographie. Das kraniale Drit-
sichtbar, durch welches der N. iliohypogastricus tel der dorsalen Nierenfläche wird von der in
nach lateral absteigt, oberhalb begleitet vom ihrer Länge sehr variablen 12. Rippe verdeckt
N. subcostalis, unterhalb vom N. ilioinguinalis. (Abb. 12.65). Ist letztere relativ lang, so ver-
Nach Durchtrennung dieses Fettpolsters, der läuft sie von medial und kranial schräg nach
lateral und kaudal. Eine häufig vorkommende
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12.4 Retroperitonealraum, Spatium retroperitoneale 1021
Lernziele: Aorta abdominalis, unpaare und paa- Die Bauchaorta gibt Äste an die paarigen und
rige Äste, V. cava inferior, zufuhrende Gefäße, unpaaren Bauchorgane, Beckenorgane sowie
Lymphknoten und Lymphgefäße, Nerven: Trun- zum Zwerchfell und an die Rumpfwand ab.
cus sympathicus, prävertebrale Ganglien, Plexus
aorticus abdominalis. Die Aorta entlässt folgende Äste (12.80):
[> Unpaare, ventrale Eingeweidearterien, die in die
Die beherrschenden Gefäße des Retroperitoneal- Gekröse eintreten (Truncus coeliacus, A. mesen-
raumes sind die Aorta und die V. cava inferior terica superior und inferior);
mit 2 großen Gefäßkreuzungen jeweils an der t> Aa. phrenicae inferiores. Sie entspringen in der
Aufteilung in die Vasa iliaca communia und an Höhe des Truncus coeliacus direkt aus der Aorta
den Abgängen der Vasa renalia. Beim kaudalen oder aus dem Truncus selbst. Sie versorgen das
Gefäßkreuz (Abb. 12.80) liegen die Venen noch Zwerchfell und geben die A. suprarenalis supe-
dorsal und etwas rechts, so dass die V. iliaca rior zur Nebenniere ab.
communis sinistra die A. iliaca communis dextra [> Aa. suprarenales mediae. Sie entspringen ein
hinterkreuzt, um weiterhin auf der medialen wenig tiefer und verlaufen nach lateral (rechts
Seite der A. iliaca communis sinistra zu bleiben. hinter der V. cava inferior) zur Nebenniere.
Die rechte V. iliaca communis liegt hingegen t> Aa. renales. Diese entspringen in Höhe des 1.
zunächst noch lateral der gleichnamigen Arterie bis 2. Lendenwirbels seitlich aus der Aorta. Die
und muss sie erst im weiteren Verlauf hinter- rechte verläuft hinter der V. cava inferior und
- N. feme ra I is
A. iliaca externa - Peritoneum
- Rectum
-Vesica urinaria
dem Pankreaskopf (Abb. 12.66), die linke hinter 1. zur Extremitas tubaria ovarii, 2. zur Ampulle
dem Pankreaskörper zur Niere. Sie geben Äste der Tube, 3. zur Anastomose mit einem Ast der
zur Nebenniere (A. suprarenalis inferior), zum A. uterina. Aus dieser Anastomose ziehen meh-
Ureter und zur Nierenkapsel ab. Beide Arterien rere Äste in das Hilum des Eierstockes.
werden meistens von der gleichnamigen Vene Ο Die Aa. lumbales, gewöhnlich 4 Lendenarterien,
ventral verdeckt. Die Nierenarterien sind in entspringen dorsal aus der Aorta, verlaufen über
Lage und Zahl variabel, weil die definitive Arte- die vier kranialen Lendenwirbelkörper lateral-
rie eine von den zahlreichen Nachnierenarterien wärts, verschwinden bald unter den Sehnen-
ist, von denen auch mehrere erhalten bleiben bögen des M. psoas, geben zwischen den Rip-
können. penfortsätzen der Wirbel einen dorsalen Ast zur
t> Aa. testiculares. Sie entspringen unterhalb der Rückenmuskulatur und einen R. spinalis zum
Nierenarterien ziemlich ventral aus der Aorta. Wirbelkanal ab und verlaufen mit dem ventralen
Die dünnen Gefäße verlaufen ab- und late- Ast zwischen den Bauchmuskeln. Hier anasto-
ralwärts, überkreuzen den M. psoas, die Pars mosieren sie mit den anderen Bauchwandästen:
abdominalis des Ureters (geben an ihn Äste ab), der A. epigastrica superior und inferior, den Aa.
schließlich die Vasa iliaca externa und ziehen intercostales, der A. iliolumbalis und A. circum-
mit dem Ductus deferens durch den Leistenka- flexa ilium profunda.
nal zum Hoden.
• Untere Hohlvene, Vena cava inferior
0 Die kürzeren Aa. ovaricae haben den gleichen
(Abb. 12.8, 80)
Ursprung und zunächst den gleichen Verlauf,
ziehen dann aber über den Rand des kleinen Sie entsteht am Unterrand des 4. Lendenwirbels
Beckens hinweg im Lig. suspensorium ovarii durch Vereinigung der Vv. iliacae communes
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12.4 Retroperitonealraum, Spatium retroperitoneale 1023
beider Seiten. Die Vereinigung liegt etwas kaudal Samenstrang, verläuft häufig doppelt mit der
von der Aortenbifurkation und etwas hinter ihr. A. testicularis zur unteren Hohlvene.
Von hier steigt die Vene rechts von der Aorta vor D> V. testicularis sinistra verläuft hinter dem Colon
der Wirbelsäule aufwärts, biegt in Höhe der Nieren sigmoideum zur V. renalis sinistra. Der Verlauf
nach rechts ab, um durch das Foramen v. cavae im hinter dem Sigmoid, der längere Weg und die
Centrum tendineum des Zwerchfells zum rechten rechtwinklige Einmündung in die V. renalis
Vorhof zu gelangen (s. Kap. 10.3, S. 803). Ihr werden als Ursache für die links häufigere
Durchmesser beträgt bis zu 3 cm. krankhafte Erweiterung des Plexus pampinifor-
mis (Varikozele) angesehen.
Beziehungen: Die Vorderfläche der V. cava infe- t> Vv. ovaricae. Sie sammeln das Blut aus dem
rior wird kaudal vom Bauchfell überzogen. Nach Ausbreitungsgebiet der gleichnamigen Arterie,
kranial wird sie überlagert von: Radix mesenterii, verläuft durch das Lig. suspensorium ovarii und
A. testicularis/ovarica dextra, Pars inferior duo- ist im übrigen Verlauf gleich den Vv. testicula-
deni, Caput pancreatis und Lig. hepatoduodenale res.
(mit Ductus choledochus, V. portae hepatis, A. he-
> Vv. renales: Sie verlaufen ventral von den Arte-
patica propria). Sie begrenzt mit ihrer Vorderfläche
rien und münden direkt unterhalb des Ursprungs
das Foramen epiploicum von dorsal her. Nach
der A. mesenterica superior in die V. cava infe-
oben anschließend verläuft sie im Sulcus V. cavae
rior. Die rechte ist kurz und von der Pars descen-
der Leber. Dorsal (Abb. 12.81) grenzt sie an den
dens duodeni bedeckt. Die linke ist lang und
Truncus sympathicus dexter, den medialen Rand
stärker, nimmt die linke V. testicularis/ovarica
des rechten M. psoas major, den rechten Zwerch-
und V. suprarenalis auf, verläuft ventral von der
fellschenkel und an die rechten paarigen Aortenäste
Aorta und ist vom Pankreas bedeckt.
(Aa. lumbales, A. renalis, A. suprarenalis media,
t> V. suprarenalis dextra: ist sehr kurz und mündet
A. phrenica inferior) mit Ausnahme der ventral
von lateral in die V. cava inferior. Die V. supra-
gelegenen A. testicularis/ovarica dextra. Links liegt
renalis sinistra mündet in die linke V. renalis.
sie der Aorta, rechts der rechten Nebenniere an, die
t> Vv. hepaticae: 2 - 3 große, kurze Stämme (Abb.
sich sogar etwas hinter sie schieben kann.
12.80, 81) fuhren das Blut aus dem Parenchym
der Leber dicht unterhalb des Zwerchfells in die
Die V. cava inferior nimmt das Blut von den V. cava inferior.
Beinen, aus dem Becken und den Beckenorga-
nen, der Bauchwand, den paarigen Organen der • Lymphknoten und Lymphgefäße
Bauchhöhle und der Leber auf.
Rechts, links und vor der Aorta und V. cava inferior
liegt eine Kette vom Lymphknoten, Nil. lumbales.
Ihre Zuflüsse sind:
Sie nehmen die Lymphe von den Keimdrüsen,
t> Vv. lumbales: Sie verlaufen kranial von den Nieren, Nebennieren und tiefen Teilen der Bauch-
Aa. lumbales, nehmen das Blut von der Haut wand direkt auf. Von oberflächlichen Teilen der
und den Muskeln des Rückens, von den Bauch- Bauchwand, den Beinen, dem Becken und den
muskeln und den Wirbelsäulenvenen auf. Beckenorganen nehmen sie die Lymphe mittels
Vor den Rippenfortsätzen der Wirbel sind sie vorgeschalteter Lymphknoten indirekt auf. Aus den
durch Längsanastomosen verbunden (s. Kap. Nil. lumbales bilden sich neben der Wirbelsäule
2.3.4.1, S. 70). Diese Anastomose, V. lumbalis 2 Längsstämme, die Trunci lumbales.
ascendens, verbindet die V. iliaca communis
Die Trunci lumbales liegen vor dem lumbalen
mit den Vv. lumbales und mündet rechts in die
Grenzstrang und können mit ihm verwechselt
V. azygos, links in die V. hemiazygos. Die letz-
werden.
tere fließt in die V. azygos, welche selbst in die
V. cava superior mündet. Wir haben somit hier Die Lymphe vom Darm, von der Milz, vom Pan-
die wichtigste, seitlich der Wirbelsäule gelegene kreas und ζ. T. von der Leber fließt über die, bei
Verbindung zwischen V. cava inferior und supe- den entsprechenden Organen beschriebenen, vor-
rior (Kavo-kavale-Anastomose). geschalteten Lymphknoten schließlich zu den in
ΐ> V. testicularis dextra: Sie kommt aus dem Plexus der Umgebung des Truncus coeliacus gelegenen
pampiniformis, einem dichten Venengeflecht im Nil. coeliaci ab. Aus diesen bildet sich der Truncus
A. mesenterica inferior
V. cava inferior —
Abb. 12.81: Spatium retroperitoneale: V. cava und Vv. renales entfernt. Plexus coeliacus, Truncus sympathicus
und reicht fast an die Nebenniere, das Ganglion Ursprung der A. mesenterica inferior finden wir
coeliacum sinistrum liegt links an der Aorta. in ihm häufig das Ganglion mesentericum inferius,
Beide Ganglien sind meist unterhalb des Truncus von dem der Plexus mesentericus inferior entlang
coeliacus miteinander verbunden. Das Ganglion der gleichnamigen Arterie zum Colon descendens,
mesentericum superius liegt am Abgang der sigmoideum und Rectum zieht. Seine parasympa-
A. mesenterica superior, das Ganglion renale und thischen Fasern entstammen dem sakralen Para-
Ganglion aorticorenale finden sich am Abgang der sympathicus, die über die Nn. hypogastrici aus dem
Nierenarterien. Becken aufsteigen.
Postganglionäre Fasern aus dem Plexus coeliacus Der Plexus aorticus abdominalis teilt sich am Ende
ziehen mit den Blutgefäßen zu den Bauchorganen: der Aorta in 3 Geflechte auf: in 2 Plexus iliaci, die
besonders mächtig ist der Plexus suprarenalis; den Aa. iliacae communes folgen und den unpaaren
weiter gibt es einen Plexus renalis, testicularis Plexus hypogastricus superior. Dieser zieht als
bzw. ovaricus. Zu den unpaaren Bauchorganen breites Geflecht über das Promontorium, wo er sich
ziehen der Plexus hepaticus, gastricus, splenicus in die beiden Nn. hypogastrici teilt, die jederseits
und mesentericus superior. in den Plexus hypogastricus inferior (pelvicus)
einstrahlen.
Plexus aorticus abdominalis. Er ist die kaudale
Fortsetzung des Plexus coeliacus. Kranial vom