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20.2 Leitlinien
Leisten-, Schenkel- und Bauchwandhernien
Stand: 22.09.1999
Allgemein:
Speziell:
Narbenhernien
Lungenfunktion.
Eventuell anästhesiologisches Konsil.
Abdomenübersicht.
Sonographie des Abdomens.
20.2.2 Operationsvorbereitung
Abb. 20.1.6 Klassifikation der Leisten- und Schenkelhernien modifiziert nach GILBERT / RUTKOW
Typ l: Isolierte indirekte (laterale) Leistenhernie mit intaktem innerem Leistenring. Nach alleiniger
Reposition des Bruchsacks ist keine Herniation mehr provozierbar.
Typ ll: Isolierte indirekte (laterale) Leistenhernie mit insuffizientem innerem Leistenring, durch den
eine, aber nicht zwei Fingerkuppen eingeführt werden können. Nach Reposition der Hernie
hinter den inneren Leistenring ist eine erneute Herniation provozierbar, indem der Patient
presst oder hustet.
Typ lll: Isolierte indirekte Leisten- oder Skrotalhernie mit insuffizientem innerem Leistenring, durch
den mindestens zwei Fingerkuppen eingeführt werden können. Nach Reposition der Hernie
hinter den inneren Leistenring entsteht eine erneute Herniation entweder spontan oder durch
Provokation, indem der Patient presst oder hustet.
Typ IV: Direkte Leistenhernie mit großer Bruchlücke bei weitgehend insuffizienter
Leistenkanalhinterwand.
Typ V: Direkte Leistenhernie mit umschriebener Bruchlücke und divertikelartigem Bruchsack.
Typ Vl: Kombinierte direkte und indirekte Hernie.
Typ Vll: Schenkelhernie.
Typ VIII: Rezidivhernie.
Bei allen primären Leisten- und Schenkelhernienoperationen wird dem Patienten eine Lokalanästhesie
empfohlen.
Allgemein:
Präoperativ anästhesiologisches Konsil und Festlegung der Prämedikation (in der Regel orale
Einnahme ½-1 Tbl. Rohypnol ® ½ Stunde präoperativ). Im Operationssaal Legen eines peripheren
venösen Zugangs und perioperative Infusion von 500 ml Elektrolytlösung. Intraoperative EKG-
Ableitung und anästhesiologisches Stand-by.
Lokalanästhetikum:
50 ml einer 1:1 Mischung aus 1 % Lidocain (Xylocain ®) und 0,5 % Carbostesin (Bupivacain ®).
Durchführung:
20.2.3.3 Leistenhernien
20.2.3.4 Schenkelhernien
OI: Nabelhernie.
SO: Nabelhernienreparation nach Spitzi.
20.2.6 Aufklärung
Generelle Regel: siehe Kapitel 2.2.
Im Aufklärungsgespräch zu besprechen und im Aufklärungsbogen zu dokumentieren sind:
Allgemeine Komplikationsmöglichkeiten:
Speziell: Darmverletzung mit der Notwendigkeit zur Übernähung oder Resektion eines
Darmanteils; Abszess, Bauchfellentzündung, Fistelbildung, Sepsis. Verletzung des
Samenstrangs und/oder der ihn begleitenden Gefäße während der Operation oder
postoperativ durch operationsbedingte Einengung oder Vernarbung; schmerzhafte
Hodenschwellung, Hodenatrophie, Einschränkung der Zeugungsfähigkeit. Verletzung von
Nerven während der Operation oder postoperativ durch operationsbedingte Einengung oder
Vernarbung; Taubheitsgefühl, Missempfindungen, starke neuralgiforme Schmerzen im
Bereich des Operationsgebietes und der Oberschenkelregion, Lähmung der Bauchwand- oder
Schenkelmuskulatur. Blasen- oder Harnleiterverletzung mit Austritt von Urin in die Bauchhöhle
oder aus der Wunde; Fistel, lokale Entzündung, schwerwiegende Allgemeininfektion.
Genehmigung zur Ausweitung des Eingriffs auf Nachbarorgane entsprechend dem intraoperativen
Befund einholen. Einschränkung des Patienten, der Patientin exakt definieren.
Der Patient ist auf die Möglichkeit hinzuweisen, dass in das Operationsgebiet eventuell
Fremdmaterialien (Metall, Kunststoff) eingebracht werden, die auf einer Röntgenaufnahme sichtbar
sind.
Zusätzlich bei:
Laparoskopischen Eingriffen
Allen Hernienformen
Rezidiv.
Erweiterung der Operation mit Entfernung der geschädigten Darmanteile. Naht- oder
Anastomosenheilungsstörung mit Nahtbruch, Fistelbildung, Bauchfellentzündung,
Anastomosenstenose. Störungen der Darmmotorik, Entwicklung von intraabdominellen
Verwachsungen, Darmatonie, Darmverschluss, Notwendigkeit zur Anlage eines künstlichen
Darmausgangs.
Narbenhernienreparation
Pneumoperitoneum, 3 Tokare.
Reposition des Bruchinhalts.
Abpräparieren des Peritoneums von der Fascia transversalis unter Einbeziehung oder Abtrennen des
Bruchsacks.
Aufbringen des Netzes (mit Durchtrittspforte für den Samenstrang) auf die Fascia transversalis.
Klammerfixation des Netzes.
Verschluss der Peritonealinzision.
Kruraler Zugang.
Freipräparieren des Bruchsacks im Schenkelkanal.
Repositon von Bruchsack mit Inhalt.
Versenken des Plug hinter die Bruchpforte.
Nahtfixation des Plug an den Rändern der Bruchpforte.
20.2.8.1 Überwachung
Übernahme vom Operationssaal oder von der Intensivstation und postoperative Überwachung nach
Kapitel 2.1.
Verbandskontrolle täglich.
Thromboseprophylaxe siehe Kapitel 2.5.
Infusionstherapie siehe Kapitel 2.7.
Nach Eingriffen in Lokalanästhesie:
Infusionstherapie nach Eintreffen auf der Station beenden.
Schmerztherapie siehe Kapitel 2.8.
Mobilisation:
Nach Ankunft auf der Station.
Bei Patienten nach Operation wegen einer Narbenhernie:
Elastische Bauchbinde vor jeder Mobilisation.
Orale Flüssigkeitszufuhr und Nahrungsaufnahme:
Nach Eingriffen in Lokalanästhesie:
Beginn nach Eintreffen auf der Station. Der Patient soll bis zum Abend etwa 1 l klare
Flüssigkeit trinken.
Nach ITN:
Flüssigkeitszufuhr, sobald der Patient wach und orientiert ist und auf Befragen nicht über
Übelkeit klagt. Normale Kost je nach Befinden am Abend des Operationstages oder am 1.
postoperativen Tag.
Stuhlgangregulierung mit Obstinol®.
Entfernen der Hautfäden oder -klammern bis zum 9. postoperativen Tag durch den Hausarzt.
Die poststationäre Behandlung erfolgt durch den Hausarzt / einweisenden Arzt. Auf dessen Wunsch
können Patienten durch die Allgemeinchirurgische Sprechstunde der Chirurgischen Poliklinik der
Charité mitbehandelt werden.
Dem Patienten werden folgende Verhaltensregeln nach Operation wegen einer primären Hernie
empfohlen:
Stuhlgang:
In den ersten 2 Wochen starkes Pressen vermeiden. Einnahme eines milden Abführmittels
(z.B. Agiolax, Agarol).
Autofahren:
Selbständiges Steuern eines Kraftfahrzeugs erst ab dem 10. postoperativen Tag, da
operationsbedingt eine schmerzhafte Reaktionsverzögerung auf der operierten Seite besteht.
Intimverkehr:
Etwa ab der 2. postoperativen Woche bzw. nach Abklingen von Schmerzen, Schwellungen
oder Blutergüssen im Operationsgebiet bzw. am Hoden.
Sport:
Ab der 2. Woche: leichte Sportarten wie Wandern oder Schwimmen, Fahrradfahren.
Ab der 3. Woche: mittelschwere Sportarten wie Joggen.
Ab der 4. Woche: alle Ballspiele wie Fußball, Handball, Tennis, Golf etc.
Ab der 6. Woche: keine weiteren Limitationen, auch Kampfsportarten.
Arbeitsunfähigkeit:
Je nach der Art der beruflichen Tätigkeit. In der Regel sollte die Arbeitsfähigkeit nach 2-3
Wochen wiederhergestellt sein.