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EUROPÄISCHE NORM EN ISO 4126-4

EUROPEAN STANDARD
NORME EUROPÉENNE Februar 2004

ICS 13.240

Deutsche Fassung

Sicherheitseinrichtungen gegen unzulässigen Überdruck - Teil 4:


Pilotgesteuerte Sicherheitsventile (ISO 4126-4:2004)

Safety devices for protection against excessive pressure - Dispositifs de sécurité pour protection contre les pressions
Part 4: Pilot operated safety valves (ISO 4126-4:2004) excessives - Partie 4: Soupapes de sûreté pilotées (ISO
4126-4:2004)

Diese Europäische Norm wurde vom CEN am 16.Mai 2003 angenommen.

Die CEN-Mitglieder sind gehalten, die CEN/CENELEC-Geschäftsordnung zu erfüllen, in der die Bedingungen festgelegt sind, unter denen
dieser Europäischen Norm ohne jede Änderung der Status einer nationalen Norm zu geben ist. Auf dem letzen Stand befindliche Listen
dieser nationalen Normen mit ihren bibliographischen Angaben sind beim Management-Zentrum oder bei jedem CEN-Mitglied auf Anfrage
erhältlich.

Diese Europäische Norm besteht in drei offiziellen Fassungen (Deutsch, Englisch, Französisch). Eine Fassung in einer anderen Sprache,
die von einem CEN-Mitglied in eigener Verantwortung durch Übersetzung in seine Landessprache gemacht und dem Management-
Zentrum mitgeteilt worden ist, hat den gleichen Status wie die offiziellen Fassungen.

CEN-Mitglieder sind die nationalen Normungsinstitute von Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland,
Island, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, der Slowakei, Spanien, der
Tschechischen Republik, Ungarn und dem Vereinigten Königreich.

EUROPÄISCHES KOMITEE FÜR NORMUNG


EUROPEAN COMMITTEE FOR STANDARDIZATION
COMITÉ EUROPÉEN DE NORMALISATION

Management-Zentrum: rue de Stassart, 36 B-1050 Brüssel

© 2004 CEN Alle Rechte der Verwertung, gleich in welcher Form und in welchem Ref. Nr. EN ISO 4126-4:2004 D
Verfahren, sind weltweit den nationalen Mitgliedern von CEN vorbehalten.
EN ISO 4126-4:2004 (D)

Inhalt

Seite
Vorwort ........................................................................................................................................................................3
1 Anwendungsbereich .....................................................................................................................................4
2 Normative Verweisungen..............................................................................................................................4
3 Begriffe ...........................................................................................................................................................5
4 Einheiten und Symbole .................................................................................................................................9
5 Konstruktion...................................................................................................................................................9
5.1 Allgemeines....................................................................................................................................................9
5.2 Anschlüsse...................................................................................................................................................10
5.3 Mindestanforderungen an Federn..............................................................................................................12
5.4 Werkstoffe ....................................................................................................................................................12
6 Fertigungsprüfungen ..................................................................................................................................12
6.1 Zweck ............................................................................................................................................................12
6.2 Allgemeines..................................................................................................................................................12
6.3 Hydrostatische Druckprüfung ....................................................................................................................12
6.4 Pneumatische Druckprüfung......................................................................................................................14
6.5 Einstellung des Ansprechdrucks oder Kalt-Einstelldrucks ....................................................................14
6.6 Prüfung der Sitzdichtheit ............................................................................................................................15
6.7 Drucktragende Dichtungen.........................................................................................................................15
7 Bauteilprüfungen .........................................................................................................................................15
7.1 Allgemeines..................................................................................................................................................15
7.2 Prüfungen zur Bestimmung der Funktionscharakteristiken...................................................................16
7.3 Prüfungen zur Bestimmung der Durchflusscharakteristiken .................................................................18
7.4 Ermittlung der Ausflussziffer .....................................................................................................................20
7.5 Bescheinigung der Ausflussziffer..............................................................................................................20
8 Ermittlung der Kenngrößen des pilotgesteuerten Sicherheitsventils....................................................20
8.1 Ermittlung der Ausflussziffer .....................................................................................................................20
8.2 Kritische und unterkritische Strömung.....................................................................................................20
8.3 Ausflussmassenstrom bei kritischem Strömungszustand .....................................................................21
8.4 Ausflussmassenstrom bei Gas bei unterkritischem Strömungszustand ..............................................21
8.5 Ausflussmassenstrom bei nicht ausdampfenden Flüssigkeiten als Prüfmedium bei turbu-
lenter Strömung mit einer Reynoldszahl Re ³ 80 000 ...............................................................................22
9 Größenbestimmung von Sicherheitsventilen ...........................................................................................22
9.1 Allgemeines..................................................................................................................................................22
9.2 Ventile für Gase oder Dämpfe ....................................................................................................................22
9.3 Berechnung des Ausflussmassenstroms.................................................................................................22
10 Kennzeichnung und Verplombung ............................................................................................................23
10.1 Kennzeichnung ............................................................................................................................................23
10.2 Verplombung von pilotgesteuerten Sicherheitsventilen .........................................................................24
Anhang A (informativ) Beispiele für Berechnungen des Ausflussmassenstroms für verschiedene
Medien...........................................................................................................................................................25
A.1 Berechnung des Ausflussmassenstroms für gasförmige Medien bei kritischem
Strömungszustand (siehe 9.3.3.1)..............................................................................................................25
A.2 Berechnung des Ausflussmassenstroms für gasförmige Medien bei unterkritischem
Strömungszustand (siehe 9.3.3.2)..............................................................................................................27
A.3 Berechnung des Ausflussmassenstroms für Flüssigkeiten (siehe 9.3.4) .............................................28
Anhang ZA (informativ) Zusammenhang zwischen dieser Europäischen Norm und den grundlegenden
Anforderungen der EU-Richtlinie 97/23/EG (DGRL).................................................................................30

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EN ISO 4126-4:2004 (D)

Vorwort
Dieses Dokument (EN ISO 4126-4:2004) wurde vom Technischen Komitee CEN/TC 69 „Industriearmaturen“,
dessen Sekretariat von AFNOR gehalten wird, in Zusammenarbeit mit dem Technischen Komitee ISO/TC 185
„Safety devices for protection against excessive pressure“ erarbeitet.

Diese Europäische Norm muss den Status einer nationalen Norm erhalten, entweder durch Veröffentlichung eines
identischen Textes oder durch Anerkennung bis August 2004, und etwaige entgegenstehende nationale Normen
müssen bis August 2004 zurückgezogen werden.

Dieses Dokument wurde unter einem Mandat erarbeitet, das die Europäische Kommission und die Europäische
Freihandelszone dem CEN erteilt haben, und unterstützt grundlegende Anforderungen der EU-Richtlinie(n).

Zusammenhang mit EU-Richtlinie(n) siehe informativen Anhang ZA, der Bestandteil dieser Norm ist.

Entsprechend der CEN/CENELEC-Geschäftsordnung sind die nationalen Normungsinstitute der folgenden Länder
gehalten, diese Europäische Norm zu übernehmen: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich,
Griechenland, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden,
Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn und Vereinigtes Königreich.

Diese Norm über Sicherheitseinrichtungen gegen unzulässigen Überdruck umfasst sieben Teile, die vorliegende
Norm ist Teil 4. Die einzelnen Teile sind:

¾ Teil 1: Sicherheitsventile

¾ Teil 2: Berstscheibeneinrichtungen

¾ Teil 3: Sicherheitsventile und Berstscheibeneinrichtungen in Kombination

¾ Teil 4: Pilotgesteuerte Sicherheitsventile

¾ Teil 5: Gesteuerte Sicherheitsventile (CSPRS)

¾ Teil 6: Berstscheibeneinrichtungen — Auswahl, Anwendung und Einbau

¾ Teil 7: Allgemeine Daten

Teil 7 enthält zur Vermeidung unnötiger Wiederholungen Daten, die mehreren Teilen dieser Norm gemeinsam sind.

Anhang A ist informativ.

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EN ISO 4126-4:2004 (D)

1 Anwendungsbereich
Diese Europäische Norm legt allgemeine Anforderungen an pilotgesteuerte Sicherheitsventile fest, die nicht im
Teil 1 erfasst sind, unabhängig von dem Medium, für das sie vorgesehen sind. Die Funktion wird in allen Fällen
durch das Medium in dem zu schützenden System ausgelöst.

Die Norm gilt für pilotgesteuerte Sicherheitsventile mit einem engsten Strömungsdurchmesser von mindestens
6 mm und für Ansprechdrücke von 0,1 bar und höher. Hinsichtlich der Temperatur bestehen keine Ein-
schränkungen.

Diese Norm ist eine Produktnorm und behandelt keine Anwendungsfälle für pilotgesteuerte Sicherheitsventile.

2 Normative Verweisungen
Diese Europäische Norm enthält durch datierte oder undatierte Verweisungen Festlegungen aus anderen Publika-
tionen. Diese normativen Verweisungen sind an den jeweiligen Stellen im Text zitiert, und die Publikationen sind
nachstehend aufgeführt. Bei datierten Verweisungen gehören spätere Änderungen oder Überarbeitungen dieser
Publikationen nur zu dieser Europäischen Norm, falls sie durch Änderung oder Überarbeitung eingearbeitet sind.
Bei undatierten Verweisungen gilt die letzte Ausgabe der in Bezug genommenen Publikation (einschließlich Ände-
rungen).

EN 1092-1, Flansche und ihre Verbindungen — Runde Flansche für Rohre, Armaturen, Formstücke und Zubehör-
teile, nach PN bezeichnet — Teil 1: Stahlflansche.

EN 1092-2, Flansche und ihre Verbindungen — Runde Flansche für Rohre, Armaturen, Formstücke und Zubehör-
teile, nach PN bezeichnet — Teil 2: Gußeisenflansche.

EN 1092-3, Flansche und ihre Verbindungen — Runde Flansche für Rohre, Armaturen, Formstücke und Zubehör-
teile — Teil 3: Flansche aus Kupferlegierungen und Verbundwerkstoffen, nach PN bezeichnet.

prEN 1759-1, Flansche und ihre Verbindungen — Runde Flansche für Rohre, Armaturen, Formstücke und Zube-
hörteile, nach Class bezeichnet — Teil 1: Stahlflansche, NPS ½ bis 24.

EN 12516-3, Armaturen — Gehäusefestigkeit — Teil 3: Experimentelles Verfahren.

EN 12627, Industriearmaturen — Anschweißenden für Armaturen aus Stahl.

EN 12760, Armaturen — Schweißmuffenenden für Armaturen aus Stahl.

EN ISO 6708, Rohrleitungsteile — Definition und Auswahl von DN (Nennweite) (ISO 6708:1995).

ISO 7-1, Pipe threads where pressure-tight joints are made on the threads — Part 1: Dimensions, tolerances and
designation.

ANSI B1.20.1, NPT threads.

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EN ISO 4126-4:2004 (D)

3 Begriffe
Für die Anwendung dieser Europäischen Norm gelten die folgenden Begriffe:

3.1
pilotgesteuertes Sicherheitsventil
selbsttätige Einrichtung, bestehend aus einem Ventil mit einem direkt angebrachten Piloten

ANMERKUNG Der Pilot spricht auf den Druck des Mediums an, ohne Unterstützung durch eine andere Energie als die des
Mediums selbst, und steuert die Funktion des Ventils. Das Ventil öffnet, wenn der Mediendruck, durch das es geschlossen
bleibt, weggenommen oder reduziert wird. Das Ventil schließt erneut, wenn der Druck wieder hergestellt wird.

3.1.1 Bauarten von Piloten

3.1.1.1
durchströmter Pilot
Pilot, der das Medium während der Entlastungsphase des pilotgesteuerten Sicherheitsventils abbläst

3.1.1.2
nichtdurchströmter Pilot
Pilot, über den das Medium nur beim Öffnen und/oder Schließen des pilotgesteuerten Sicherheitsventils strömt

3.1.2 Arten der Funktionscharakteristik des pilotgesteuerten Sicherheitsventils

3.1.2.1
EIN/AUS-Funktion
gekennzeichnet durch eine stabile Betätigung, nach der sich die Hauptarmatur in Offen- oder Geschlossenstellung
befindet

3.1.2.2
modulierende Funktion
gekennzeichnet durch ein graduelles Öffnen bzw. Schließen des Abschlusskörpers der Hauptarmatur in Abhängig-
keit vom Druck (proportional, jedoch nicht unbedingt linear)

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EN ISO 4126-4:2004 (D)

3.2 Verzeichnis der Hauptbauteile (siehe Bild 1)

Legende
1 zu schützendes Gerät 8 Führung
2 Hauptarmatur 9 Abschlusskörper
3 Pilot 10 Sitz
4 Impulsleitung 11 Gehäuse
5 Be- und Entlastungsleitung 12 Eintritt
6 Druckraum 13 Austritt
7 Deckel 14 Pilot-Austritt
15 15 Verbindung der Impulsleitung: siehe folgende Anmerkung

ANMERKUNG Die Impulsleitung vom Piloten kann entweder an den Eintritt der Hauptarmatur oder direkt an das zu
schützende Gerät angeschlossen werden. In Fällen, bei denen die Impulsleitung nicht an den Eintritt der Hauptarmatur ange-
schlossen ist, sollten Vorkehrungen hinsichtlich Länge und Schutz vor Beschädigung der Impulsleitung getroffen werden.

Bild 1 — Verzeichnis der Hauptbauteile

3.3 Druck

3.3.1
Ansprechdruck
der vorgegebene Druck, bei dem das Ventil eines pilotgesteuerten Sicherheitsventils unter Betriebsbedingungen zu
öffnen beginnt

ANMERKUNG Es ist der Überdruck auf der Ventileintrittsseite, bei dem sich die Kräfte, die das Ventil unter den spezifischen
Betriebsbedingungen öffnen, mit den Kräften, die den Ventilabschlusskörper auf dem Sitz halten, im Gleichgewicht befinden.

3.3.2
maximal zulässiger Druck, PS
der maximale vom Hersteller angegebene Druck, für den die Anlage ausgelegt ist

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EN ISO 4126-4:2004 (D)

3.3.3
Öffnungs-Ansprechdruck
Druck, bei dem der Pilot zu öffnen beginnt, um den Ansprechdruck zu erreichen

3.3.4
Öffnungsdruckdifferenz (eines pilotgesteuerten Sicherheitsventils)
Drucksteigerung über dem Ansprechdruck, üblicherweise als Prozentsatz des Ansprechdrucks ausgedrückt, bei
dem die Hauptarmatur den vom Hersteller festgelegten Hub erreicht

ANMERKUNG Diese Öffnungsdruckdifferenz wird für die Zertifizierung des pilotgesteuerten Sicherheitsventils herangezogen.

3.3.5
Schließdruck (eines pilotgesteuerten Sicherheitsventils)
Wert des statischen Druckes auf der Eintrittsseite, bei dem der Abschlusskörper wieder den Sitz berührt oder bei
dem der Hub null ist

3.3.6
Kalt-Einstelldruck
statischer Druck auf der Eintrittsseite, auf den ein pilotgesteuertes Sicherheitsventil auf dem Prüfstand zum Öffnen
eingestellt wird

ANMERKUNG Dieser Druck schließt Korrekturen für Betriebsbedingungen, z. B. Gegendruck und/oder Temperatur, ein.

3.3.7
Abblasedruck
der für die Größenbestimmung eines pilotgesteuerten Sicherheitsventils zu Grunde gelegte Druck, der größer oder
gleich dem Ansprechdruck plus Öffnungsdruckdifferenz ist

3.3.8
Eigengegendruck
Überdruck auf der Austrittsseite der Hauptarmatur, der beim Abblasen der Hauptarmatur in das Abblasesystem
entsteht

3.3.9
Fremdgegendruck
Überdruck, der auf der Austrittsseite der Hauptarmatur zum Zeitpunkt unmittelbar vor dem Öffnen herrscht

ANMERKUNG Er resultiert aus Überdrücken im Abblasesystem, die aus anderen Quellen herrühren.

3.3.10
Schließdruckdifferenz (eines pilotgesteuerten Sicherheitsventils)
Differenz zwischen Ansprechdruck und Schließdruck, üblicherweise als Prozentsatz des Ansprechdrucks ausge-
drückt, ausgenommen bei Drücken < 3 bar. Hier wird die Schließdruckdifferenz in bar ausgedrückt

3.4
Hub
Weg des Abschlusskörpers der Hauptarmatur aus der Geschlossenstellung heraus

3.5
engster Strömungsquerschnitt
der engste Strömungsquerschnitt (aber nicht der Ringquerschnitt) zwischen Eintritt und Sitz, der für die Berech-
nung des theoretischen Ausflussmassenstromes der Hauptarmatur zu Grunde gelegt wird; Verengungen werden
nicht berücksichtigt

ANMERKUNG Das Symbol ist A.

3.6
engster Strömungsdurchmesser
Durchmesser, der dem engsten Strömungsquerschnitt entspricht

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EN ISO 4126-4:2004 (D)

3.7 Ausflussmassenstrom

3.7.1
theoretischer Ausflussmassenstrom
der errechnete Massen- oder Volumenstrom aus einer idealen Düse mit einem Querschnitt, der gleich dem
engsten Strömungsquerschnitt der Hauptarmatur ist

3.7.2
Ausflussziffer
der tatsächliche Ausflussmassenstrom (nach Prüfungen) dividiert durch den theoretischen Ausflussmassenstrom
(nach Berechnung)

3.7.3
zuerkannter Ausflussmassenstrom
Anteil des gemessenen Ausflussmassenstroms, der als Grundlage für die Größenbestimmung eines pilotge-
steuerten Sicherheitsventils benutzt werden darf

ANMERKUNG Er kann zum Beispiel sein:

Produkt aus

a) gemessenem Ausflussmassenstrom ´ Korrekturfaktor oder

b) theoretischem Ausflussmassenstrom ´ Ausflussziffer ´ Korrekturfaktor oder

c) theoretischem Ausflussmassenstrom ´ zuerkannte reduzierte Ausflussziffer.

3.8
DN (Nennweite)
siehe EN ISO 6708

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4 Einheiten und Symbole

Tabelle 1 — Symbole und Benennungen

Symbol Benennung Einheit


A Engster Strömungsquerschnitt eines Sicherheitsventils (nicht Ringquer- mm2
schnitt)
C Funktion des Isentropenexponenten —
Kb Korrekturfaktor für den theoretischen Ausflussmassenstrom für unter- —
kritischen Strömungszustand
Kd Ausflussziffera —
Kdr Zuerkannte reduzierte Ausflussziffer (Kd ´ 0,9) —
Kv Viskositäts-Korrekturfaktor —
k Isentropenexponent —
M Molare Masse kg/kmol
n Anzahl der Prüfungen —
po Abblasedruck bar abs.
pb Gegendruck bar abs.
pc Kritischer Druck bar abs.
Qm Massenstrom kg/h
qm Theoretischer spezifischer Ausflussmassenstrom kg(h · mm2)
q’m Tatsächlicher spezifischer Ausflussmassenstrom, durch Prüfungen er- kg(h · mm2)
mittelt
R Allgemeine Gaskonstante —
To Abblasetemperatur K
Tc Tatsächliche kritische Temperatur K
µ Dynamische Viskosität Pa · s
vo Spezifisches Volumen bei tatsächlichem Abblasedruck und tatsächlicher m3/kg
Abblasetemperatur
xo Trockendampfanteil des Nassdampfes am Ventileintritt bei tatsächlichem 0,xx
Abblasedruck und tatsächlicher Abblasetemperaturb
Zo Realgasfaktor bei tatsächlichem Abblasedruck und tatsächlicher Ab- —
blasetemperatur
a K und K als 0,xxx ausgedrückt.
d dr

b x als 0,xx ausgedrückt.

5 Konstruktion

5.1 Allgemeines

5.1.1 Führungen sind so auszulegen, dass die zuverlässige Funktion des Ventils und die Sitzdichtheit sicherge-
stellt sind.

5.1.2 Der Sitz der Hauptarmatur muss, sofern er nicht integraler Bestandteil des drucktragenden Gehäuses ist,
so sicher befestigt sein, dass ein Lösen während des Betriebes ausgeschlossen ist.
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5.1.3 Alle äußeren Einstellungen müssen so gesichert und/oder verplombt werden, dass unbefugtes Verstellen
der pilotgesteuerten Sicherheitsventile verhindert oder deutlich erkennbar wird.

5.1.4 Bei Ventilen mit Hubbegrenzung darf diese Einrichtung nur den Hub des Ventils begrenzen, jedoch an-
sonsten die Funktion der Hauptarmatur nicht beeinträchtigen. Falls einstellbar, muss die Hub-Begrenzungsein-
richtung so ausgelegt sein, dass der einstellbare Teil mechanisch gesichert und verplombt werden kann. Die Hub-
Begrenzungseinrichtung muss vom Hersteller eingebaut und verplombt werden.

Der Hub des Ventils darf den Wert von 1,0 mm nicht unterschreiten.

5.1.5 Pilotgesteuerte Sicherheitsventile für giftige oder entflammbare Medien müssen über den Piloten an einen
sicheren Ort entlüften.

5.1.6 Die Hauptarmatur muss am tiefsten Punkt, an dem sich Flüssigkeit ansammeln könnte, eine Entleerungs-
leitung haben, sofern keine anderen Möglichkeiten für die Entleerung vorhanden sind.

5.1.7 Die zulässige Spannung der drucktragenden Teile darf die in der entsprechenden Europäischen Norm,
z. B. EN 12516-3, festgelegte zulässige Spannung nicht überschreiten.

5.1.8 Falls das pilotgesteuerte Sicherheitsventil mit Dichtungselementen ausgerüstet ist, muss es auch bei deren
Versagen seinen zuerkannten Ausflussmassenstrom bei Drücken bis zum 1,10fachen des maximal zulässigen
Druckes des zu schützenden Gerätes abführen.

5.1.9 Für Gleitflächen, wie Führungen und Teller/Telleraufnahme/Spindel, sind korrosionsbeständige Werkstoffe
zu wählen, um Verschleiß so gering wie möglich zu halten und ein Fressen zu verhindern.

5.1.10 Bei vorhersehbaren Schäden an Verbindungen zwischen den verschiedenen Bauteilen müssen die vor-
handenen engsten Strömungsquerschnitte so sein, dass das pilotgesteuerte Sicherheitsventil seinen zuerkannten
Ausflussmassenstrom bis zum 1,1fachen des maximal zulässigen Druckes abführt.

5.1.11 Es sind Vorrichtungen vorzusehen, damit das Hauptventil nicht öffnet, wenn der Gegendruck höher als der
Eintrittsdruck ist.

5.1.12 Durch den Anbau zusätzlicher Einrichtungen an eine Kombination von Pilot und Ventil darf nicht verhindert
werden, dass das mit Druck beaufschlagte System unter allen Umständen geschützt ist.

5.2 Anschlüsse

5.2.1 Anschlussarten

Die Anschlussarten für pilotgesteuerte Sicherheitsventile müssen wie folgt sein:

¾ Anschweißenden nach EN 12627;


¾ Schweißmuffenenden nach EN 12760;
¾ Flanschenden nach EN 1092-1, EN 1092-2, EN 1092-3, prEN 1759-1;
¾ Gewindeenden nach ISO 7-1 oder ANSI B1.20.1.

Andere Anschlussarten sind nach Vereinbarung zwischen Hersteller und Besteller möglich.

5.2.2 Konstruktion von Armaturen-Anschlüssen

Die Armaturen-Anschlüsse müssen unabhängig von ihrer Bauform so ausgeführt sein, dass der Querschnitt des
Anschlussrohres oder des Stumpfschweißendes am Ventileintritt mindestens dem Querschnitt des Ventileintritts-
endes entspricht (siehe Bild 2 a)).

Der Querschnitt des Anschlussrohres am Ventilaustritt muss mindestens dem Querschnitt des Ventilaustritts ent-
sprechen, außer bei Armaturen, deren Austrittsenden mit Innengewinde versehen sind (siehe Bild 2 b)).

ANMERKUNG Prüfungen siehe Abschnitt 7.

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Legende
1 Ventil
2 Geeignet
3 Nicht geeignet
4 Erforderlicher Innendurchmesser des Sicherheitsventils, um ein einwandfreies Funktionieren des Ventils
sicherzustellen.

Bild 2 a) — Ventileintritt

Legende
1 Ventil
2 Nenndurchmesser des Rohres, der dem Nenndurchmesser des Ventilaustritts entsprechen muss.

Während der Prüfung nach 7.1.4 ist für diesen Anschluss am Ventilaustritt ein geeignetes Rohr zu befestigen.

Bild 2 b) — Ventilaustritt

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Legende
1 Ventil

Während der Prüfung nach 7.1.4 muss für diesen Anschluss am Ventilaustritt kein Rohr vorgesehen werden.

Bild 2 c) — Ventilaustritt

Bild 2 — Ausführung von Anschlüssen

5.3 Mindestanforderungen an Federn

Federn müssen Teil 7 dieser Norm entsprechen.

5.4 Werkstoffe

Werkstoffe für drucktragende Gehäuse müssen Teil 7 dieser Norm entsprechen.

6 Fertigungsprüfungen

6.1 Zweck

Diese Prüfungen sollen sicherstellen, dass jedes pilotgesteuerte Sicherheitsventil die Anforderungen erfüllt, für die
es konstruiert wurde, ohne dass die drucktragenden Teile oder Dichtungen Leckagen aufweisen.

6.2 Allgemeines

Alle nur für die Prüfung vorgesehenen Zubehörteile wie Rohre, Anschlüsse und Verschlussvorrichtungen müssen
dem Prüfdruck sicher standhalten können.

Alle zeitweise angeschweißten Teile sind sorgfältig zu entfernen. Entstandene Schweißrückstände sind zu be-
schleifen, bis sie eine Ebene mit dem Grundmaterial bilden. Nach dem Schleifen sind alle diese Stellen mit dem
Magnetpulver- oder Farbeindringverfahren zu prüfen.

6.3 Hydrostatische Druckprüfung

6.3.1 Durchführung der Prüfung

Das Gehäuse der Hauptarmatur ist von der Eintrittsseite bis zum Sitz mit einem Prüfdruck zu beaufschlagen, der
dem 1,5fachen des vom Hersteller angegebenen maximalen Drucks entspricht, für den das pilotgesteuerte Sicher-
heitsventil ausgelegt ist.

Die Austrittsseite des Gehäuses wird hydraulisch mit dem 1,5fachen des vom Hersteller angegebenen Gegen-
drucks, für den das Ventil ausgelegt ist, geprüft. Dieser Druck kann unter dem Wert liegen, der durch die Druck-
stufe des Flansches am Austritt vorgegeben ist.

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6.3.2 Dauer der Prüfung

Der Prüfdruck muss aufgebracht und ausreichend lange gehalten werden, so dass eine Sichtprüfung an allen Ver-
bindungen und Dichtungen möglich ist, wobei mindestens die in Tabelle 2 angegebenen Zeiten einzuhalten sind.
Bei Prüfungen auf der Austrittsseite des Sitzes richtet sich die Prüfdauer nach dem in 6.3.1 festgelegten Druck und
der Größe des Austrittes.

Tabelle 2 — Mindestdauer der hydrostatischen Druckprüfung

Druck
Nennweite > 40 bar (4 MPa)
£ 40 bar (4 MPa) > 63 bar (6,3 MPa)
£ 63 bar (6,3 MPa)
DN Mindestdauer in Minuten
< DN £ 50 2 2 3
50 < DN £ 65 2 2 4
65 < DN £ 80 2 3 4
80 < DN £ 100 2 4 5
100 < DN £ 125 2 4 6
125 < DN £ 150 2 5 7
150 < DN £ 200 3 5 9
200 < DN £ 250 3 6 11
250 < DN £ 300 4 7 13
300 < DN £ 350 4 8 15
350 < DN £ 400 4 9 17
400 < DN £ 450 4 9 19
450 < DN £ 500 5 10 22
500 < DN £ 600 5 12 24

6.3.3 Annahmekriterien

Die nach 6.3.1 geprüften Teile dürfen keine Leckagen aufweisen.

6.3.4 Sicherheitstechnische Anforderungen

Normalerweise ist Wasser von geeigneter Reinheit als Prüfmedium zu benutzen. Wenn andere Prüfmedien benutzt
werden, können zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen notwendig werden. Ventilgehäuse sind gründlich zu entlüften,
um eingeschlossene Luft zu entfernen.

Wenn die Teile des pilotgesteuerten Sicherheitsventils, die hydrostatisch zu prüfen sind, aus sprödbruchempfind-
lichen Werkstoffen bestehen, sind sowohl das pilotgesteuerte Sicherheitsventil und dessen Teile als auch das
Prüfmedium selbst auf einer entsprechenden Temperatur zu halten, um ein Versagen durch Sprödbruch zu ver-
hindern.

Kein Ventil oder kein Teil davon, an dem eine Druckprüfung durchgeführt wird, darf irgendeiner Schlagbean-
spruchung unterworfen werden, z. B. durch Abklopfen mit einem Hammer.

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6.4 Pneumatische Druckprüfung

6.4.1 Durchführung und Dauer der Prüfung

Eine Druckprüfung mit Luft oder mit einem anderen geeigneten Gas sollte vermieden werden, kann jedoch anstelle
der normalen hydrostatischen Gehäuseprüfung bei Zustimmung aller beteiligten Parteien in den folgenden Fällen
durchgeführt werden:

a) Ventile, die so konstruiert und gebaut sind, dass es nicht praktikabel ist, diese mit Flüssigkeit zu füllen,
und/oder

b) Ventile, die unter Betriebsbedingungen eingesetzt werden, die Wasserspuren nicht zulassen.

Der Prüfdruck, die Dauer der Druckbeaufschlagung und die Annahmekriterien müssen den Festlegungen in 6.3
entsprechen.

6.4.2 Sicherheitstechnische Anforderungen

Die bei pneumatischen Druckprüfungen auftretenden Risiken sind zu berücksichtigen und angemessene Vor-
sichtsmaßnahmen sind zu treffen.

Die folgenden wichtigen Faktoren sind besonders zu beachten:

a) Sollte es in irgendeinem Stadium während der Druckbeaufschlagung zu einem größeren Bruch des Ventils
kommen, dann wird beträchtliche Energie freigesetzt; es darf sich daher während der Druckerhöhung niemand
in unmittelbarer Nähe befinden (z. B. enthält ein bestimmtes Volumen an Luft die 200fache Menge Energie wie
das gleiche Volumen an Wasser bei gleichem Druck).

b) Die Gefahr eines Sprödbruches unter Prüfbedingungen muss bereits bei der Konstruktion des Ventils kritisch
beachtet werden. Werkstoffe für pneumatisch zu prüfende Ventile sind so zu wählen, dass die Gefahr eines
Sprödbruchs während der Prüfung vermieden wird. Dies bedeutet, dass ein ausreichender Unterschied
zwischen der Übergangstemperatur aller Teile und der Temperatur des Metalls während der Prüfung vorge-
sehen werden muss.

c) Es ist zu beachten, dass bei einer Reduzierung des Gasdruckes zwischen Hochdruckspeicher und dem zu
prüfenden Ventil die Temperatur abnimmt.

Ventile, die einer pneumatischen Druckprüfung unterzogen werden, sollten erst dann einer näheren Prüfung unter-
zogen werden, wenn der Druckanstieg beendet ist.

Kein Ventil, an dem eine pneumatische Druckprüfung durchgeführt wird, darf irgendeiner Schlagbeanspruchung
unterworfen werden.

Es sind Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, falls höhere Drücke als die Prüfdrücke erzeugt werden.

6.5 Einstellung des Ansprechdrucks oder Kalt-Einstelldrucks

Jedes pilotgesteuerte Sicherheitsventil ist auf seinen festgelegten Ansprechdruck oder Kalt-Einstelldruck einzu-
stellen.

Ein pilotgesteuertes Sicherheitsventil darf erst dann mit Luft oder Gas als Prüfmedium auf den Ansprechdruck oder
Kalt-Einstelldruck eingestellt werden, wenn die drucktragenden Teile zuvor einer Prüfung nach 6.3 bzw. 6.4 unter-
zogen wurden.

Es ist zulässig, den Ansprechdruck oder Kalt-Einstelldruck nur durch Einstellung des Piloten zu erzeugen. In
diesen Fällen muss angezeigt werden, dass der Öffnungs-Ansprechdruck des Piloten den für die Hauptarmatur
erforderlichen Ansprechdruck erreicht.

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6.6 Prüfung der Sitzdichtheit

6.6.1 Allgemeines

Die Prüfung der Sitzdichtheit des pilotgesteuerten Sicherheitsventils ist nach der Einstellung des Ansprechdrucks
oder Kalt-Einstelldrucks durchzuführen. Die Leckrate und das Verfahren müssen zwischen Hersteller und Besteller
vereinbart werden, anderenfalls sind die Werte nach 6.6.3 und 6.6.4 anzuwenden.

6.6.2 Durchführung der Prüfung

Der Pilot und die Hauptarmatur können separat geprüft werden. Der (die) Ventilaustritt(e) ist (sind) abzudichten und
mit Luft oder Stickstoff ist der Eintrittsdruck um 10 % oder 0,35 bar unter den Wert des Ansprechdrucks oder Kalt-
Einstelldrucks zu reduzieren, wobei der jeweils größere Wert gilt. Die Leckrate bis zu einem Ansprechdruck von
70 bar darf die in 6.6.3 und 6.6.4 angegebenen Werte nicht überschreiten. Bei einem Druck über 70 bar muss die
Leckrate direkt proportional zum Anstieg des Ansprechdrucks oder Kalt-Einstelldrucks steigen.

Wenn der Ausfluss des Piloten an den Austritt der Hauptarmatur angeschlossen ist, kann die Leckrate von Pilot
und Hauptarmatur addiert und am Austritt der Hauptarmatur gemessen werden.

Eine Messung der Leckagen durch Blasenbildung ist durchzuführen, indem ein Rohr mit einem Innendurchmesser
von 6 mm 13 mm tief in ein Wasservolumen eingetaucht wird.

6.6.3 Leckrate des Piloten

Die Leckrate darf folgende Werte nicht überschreiten:

¾ Sitz aus Elastomer 0 B/min;


¾ Sitz aus Metall 20 B/min.

6.6.4 Leckrate der Hauptarmatur

Die Leckrate darf folgende Werte nicht überschreiten:

¾ Sitz aus Elastomer 5 B/min;


¾ Sitz aus Metall 20 B/min.

6.7 Drucktragende Dichtungen

Alle drucktragenden Dichtungen zwischen Ventil, Be- und Entlastungsleitungen, Pilot und Impulsleitung sind auf
Dichtheit zu prüfen. Falls zutreffend, werden sie mit Luft oder Stickstoff 1 min lang einer Dichtheitsprüfung bei
einem Druck von 10 % oder 0,35 bar unter dem Ansprechdruck unterzogen, es gilt der jeweils größere Wert. Un-
dichtheit ist nicht zulässig.

7 Bauteilprüfungen

7.1 Allgemeines

7.1.1 Anwendbarkeit

Die Funktions- und Durchflusscharakteristiken von pilotgesteuerten Sicherheitsventilen sind durch Bauteil-
prüfungen nach diesem Abschnitt zu bestimmen.

Dieser Abschnitt gilt für die Bauarten von pilotgesteuerten Sicherheitsventilen nach 3.1.1. Weitere Bauarten siehe:

¾ Teil 1: andere Arten von pilotgesteuerten Sicherheitsventilen (hier ist der Pilot selbst ein direkt belastetes
Sicherheitsventil);
¾ Teil 5: gesteuerte Sicherheitsventile (CSPRS).
15
EN ISO 4126-4:2004 (D)

7.1.2 Prüfungen

Die Prüfungen zur Ermittlung der Funktionscharakteristiken sind nach 7.2 durchzuführen, die Prüfungen zur Er-
mittlung der Strömungscharakteristiken nach 7.3.

Wenn diese Prüfungen getrennt durchgeführt werden, müssen die Ventilteile, die den Durchfluss beeinflussen,
vollständig und im Ventil eingebaut sein.

Prüfverfahren, Prüfstand und Prüfeinrichtung müssen so ausgelegt sein, dass die Funktion und der Ausfluss-
massenstrom bei Abblasedruck unter Gegendruckbedingungen festgestellt werden können.

7.1.3 Prüfzweck

Der Zweck dieser Prüfungen ist es, unter bestimmten Betriebsbedingungen die besonderen Merkmale der Ventile
vor dem Öffnen, während des Abblasens und beim Schließen zu ermitteln. Die folgenden Merkmale sind Beispiele,
andere Merkmale sind ebenfalls möglich:

a) Ansprechdruck;

b) Öffnungsdruckdifferenz;

c) Schließdruck/Schließdruckdifferenz;

d) Reproduzierbarkeit der Ventilfunktion;

e) mechanische Eigenschaften der Ventile, die durch Besichtigen oder Hören festgestellt werden, z. B.:

¾ die Fähigkeit, zufrieden stellend zu schließen;


¾ das Nicht-Auftreten oder Auftreten von Klappern, Flattern, Festsitzen und/oder gefährlichen Vibrationen;

f) Hub bei Öffnungsdruckdifferenz.

7.1.4 Prüfverfahren

Die Prüfungen sind so durchzuführen, dass geeignete Werte zu Ermittlung der Funktions- und Durchflusscharakte-
ristiken erzielt werden können. Sind auf der Austrittsseite von Ventilen Anschlüsse mit Innengewinde vorhanden,
siehe Bild 2 b), ist während der Prüfung ein Rohr entsprechender Dicke und einer Länge von mindestens
5 ´ Durchmesser anzuschließen.

7.1.5 Ergebnisse, die auf der Grundlage der Prüfungen errechnet werden

Der theoretische Ausflussmassenstrom wird nach 8.3 oder 8.4 bzw. 8.5 berechnet. Unter Benutzung dieses
Wertes zusammen mit dem tatsächlichen Ausflussmassenstrom bei Abblasedruck wird die Ausflussziffer des
Sicherheitsventils nach 8.1 errechnet.

7.1.6 Konstruktionsänderungen

Werden durch Änderung der Konstruktion eines pilotgesteuerten Sicherheitsventils Strömungsweg, Hub oder
Funktionscharakteristiken des Ventils beeinflusst, dann sind neue Prüfungen nach Abschnitt 7 durchzuführen.

7.2 Prüfungen zur Bestimmung der Funktionscharakteristiken

7.2.1 Allgemeine Anforderungen

Ventile für Luft oder andere Gase sind mit Luft, einem anderen Gas mit bekannten Eigenschaften oder mit über-
hitztem Dampf mit mindestens 10 °C Überhitzung zu prüfen. Ventile für Dampf sind mit Dampf, Luft oder einem
anderen Gas mit bekannten Eigenschaften zu prüfen. Ventile für Flüssigkeiten sind mit Wasser oder anderen
Flüssigkeiten mit bekannten Eigenschaften zu prüfen.

Die zulässigen Toleranzen bzw. Grenzwerte für die Funktionscharakteristik sind folgende:

16
EN ISO 4126-4:2004 (D)

a) Ansprechdruck: ± 3 % des Ansprechdrucks oder ± 0,15 bar, es gilt der jeweils größere Wert;

b) muss der Pilot unabhängig vom Ventil eingestellt werden, dann entspricht der Druck, auf den der Pilot einge-
stellt ist, möglicherweise nicht dem Ansprechdruck. Der Öffnungs-Ansprechdruck ist vom Hersteller anzuge-
ben. Es muss nachgewiesen werden, dass der Pilot so eingestellt ist, dass die vorgenannte Toleranz für den
Ansprechdruck eingehalten ist;

c) Hub: nicht kleiner als der vom Hersteller angegebene Wert;

d) Öffnungsdruckdifferenz: der vom Hersteller angegebene Wert, jedoch höchstens 10 % des Ansprechdrucks
oder 0,1 bar, es gilt der jeweils größere Wert;

e) Schließdruckdifferenz: nicht größer als der vom Hersteller angegebene Wert, jedoch innerhalb folgender
Grenzwerte:

¾ kompressible Medien: min. 2,0 % (gilt nicht für pilotgesteuerte Sicherheitsventile mit modulierender Funk-
tion nach 7.2.1 g), max. 15 % oder 0,3 bar, es gilt der jeweils größere Wert;
¾ inkompressible Medien: min. 2,5 (gilt nicht für pilotgesteuerte Sicherheitsventile mit modulierender Funk-
tion nach 7.2.1 g), max. 20 % oder 0,6 bar, es gilt der jeweils größere Wert;

f) Öffnungsdruckdifferenz und Schließdruckdifferenz müssen bei pilotgesteuerten Sicherheitsventilen mit Hubbe-


grenzung die gleichen Toleranzen oder Grenzwerte haben wie Ventile mit nicht begrenztem Hub;

g) Öffnungsdruckdifferenz und Schließdruckdifferenz von pilotgesteuerten Sicherheitsventilen mit modulierender


Funktion müssen überprüft und für unterschiedliche Hübe zwischen dem vom Hersteller festgelegten Kleinst-
und Größtwert konstant sein. Es ist eine Kurve zu erstellen, in der der Hub der Hauptarmatur im Verhältnis zur
Öffnungsdruckdifferenz dargestellt wird.

7.2.2 Öffnungskriterien von pilotgesteuerten Sicherheitsventilen

Der Hersteller muss die Bauart des Piloten und die Funktionsart des Ventils festlegen.

7.2.3 Prüfeinrichtung

Der Messfehler des Druckmessgerätes, das für die Prüfung benutzt wird, darf 0,6 % des Skalenendwertes nicht
überschreiten.

Bei analogen Druckmessgeräten mit Federrohr muss der Skalenbereich für konstante Drücke wie folgt gewählt
werden:

¾ der kleinste Arbeitsdruck darf nicht weniger als 35 % des Skalenendwertes betragen;

¾ der größte Arbeitsdruck darf nicht mehr als 75 % des Skalenendwertes betragen.

7.2.4 Prüfventile (Pilot und Hauptarmatur in Kombination)

Die geprüften pilotgesteuerten Sicherheitsventile müssen repräsentativ sein für die Konstruktion, den Druck- und
Nennweitenbereich der Ventile, für die die Funktionscharakteristik erforderlich ist. Das Verhältnis Eintrittsquer-
schnitt/engster Strömungsquerschnitt der Hauptarmatur und das Verhältnis engster Strömungsquer-
schnitt/Austrittsquerschnitt der Hauptarmatur sind zu berücksichtigen.

Bei einem Nennweitenbereich für die Hauptarmatur mit sieben oder mehr Nennweiten sind drei Nennweiten zu
prüfen. Enthält der Nennweitenbereich höchstens sechs Nennweiten, dann darf die Anzahl der zu prüfenden
Größen auf zwei reduziert werden.

Wird ein Nennweitenbereich so erweitert, dass die vorher geprüften pilotgesteuerten Sicherheitsventile für diesen
Bereich nicht mehr repräsentativ sind, dann sind weitere Prüfungen mit der entsprechenden Anzahl von Größen
durchzuführen.

17
EN ISO 4126-4:2004 (D)

Die Prüfungen von Pilot und Hauptarmatur in Kombination sind durchzuführen, indem für jede geprüfte Ventilgröße
drei deutlich unterschiedliche Piloteinstellungen benutzt werden. Werden von einer Ventilgröße drei Prüfdrücke
verlangt, dann kann die Prüfung entweder an einem Ventil mit drei deutlich unterschiedlichen Piloteinstellungen
durchgeführt werden oder an drei Ventilen der gleichen Größe mit drei deutlich unterschiedlichen Piloteinstel-
lungen. Jede Prüfung ist mindestens dreimal durchzuführen, um eine annehmbare Reproduzierbarkeit der Funk-
tionscharakteristik zu erhalten und zu bestätigen.

Bei pilotgesteuerten Ventilen, bei denen für verschiedene Druckstufen nur eine Größe hergestellt wird, sind Prü-
fungen mit vier verschiedenen Piloteinstellungen durchzuführen, die den Druckbereich abdecken müssen, für den
das Ventil bestimmt ist.

Bei allen Prüfungen muss die Pilotfeder auf den Mindestdruck eingestellt sein.

Falls der Größenbereich nicht angemessen abgedeckt werden kann, sind maßstäbliche Modelle der Hauptarmatur
zu verwenden. Verkleinerte maßstäbliche Modelle müssen einen engsten Strömungsdurchmesser von mindestens
50 mm aufweisen.

Alle Abmessungen der Durchflussstrecke im Modell müssen mit den entsprechenden Abmessungen des tatsäch-
lichen Ventils maßstabgerecht übereinstimmen.

Alle Abmessungen der Teile, die die durch das Medium auf die beweglichen Teile ausgeübte Belastung beein-
flussen können, müssen maßstabgerecht sein.

Bei Faltenbälgen muss nur der effektive mittlere Durchmesser maßstabgerecht sein.

Die Rauhigkeit aller Flächen der durchströmten Teile des Modells darf nicht geringer sein als die der ent-
sprechenden Flächen des tatsächlichen Ventils.

Vor Durchführung der Prüfungen muss sichergestellt sein, dass das Modell den vorgenannten Anforderungen ent-
spricht.

7.3 Prüfungen zur Bestimmung der Durchflusscharakteristiken

7.3.1 Prüfanforderungen

Nach der zufrieden stellenden Ermittlung der Funktionscharakteristiken darf als Medium für die Prüfungen der
Durchflusscharakteristiken Dampf, Luft oder ein anderes Gas mit bekannten Eigenschaften genommen werden,
außer bei Ventilen, die für den Betrieb mit Flüssigkeiten ausgelegt sind. Pilotgesteuerte Sicherheitsventile zur Ver-
wendung mit Flüssigkeiten sind mit Wasser oder anderen Flüssigkeiten mit bekannten Eigenschaften zu prüfen.
Ferner ist für die Festlegung des Ausflusses der Abschlusskörper der Hauptarmatur auf den Mindesthub zu be-
grenzen, der bei der Prüfung der Funktionscharakteristiken bei der gewählten Öffnungsdruckdifferenz ermittelt
wurde.

7.3.2 Prüfventile

Die Hauptarmatur der zu prüfenden pilotgesteuerten Sicherheitsventile muss dieselbe oder identisch mit denen
sein, die bei den Prüfungen für die Bestimmung der Funktionscharakteristiken verwendet wurden (siehe 7.2.4).

7.3.3 Durchführung der Prüfung

7.3.3.1 Prüfbedingungen

Prüfverfahren, Prüfstand und Prüfeinrichtung müssen vor Durchführung der Prüfung genehmigt werden.

Prüfverfahren, Prüfstand und Prüfeinrichtung müssen so ausgelegt sein, dass der Ausflussmassenstrom bei der
Öffnungsdifferenz unter Gegendruckbedingungen erzeugt werden kann.

Die Prüfungen können mit oder ohne Pilot durchgeführt werden.

18
EN ISO 4126-4:2004 (D)

7.3.3.2 Anzahl der zu prüfenden Ventile

Die Prüfungen sind mit drei verschiedenen Drücken für jede der drei Nennweiten einer bestimmten Konstruktion
der Hauptarmatur durchzuführen. Wenn der Nennweitenbereich nicht mehr als sechs Nennweiten umfasst, dann
kann die Anzahl der zu prüfenden Größen auf zwei reduziert werden.

Wird ein Größenbereich, der weniger als sieben Größen umfasst, auf sieben oder mehr Größen erweitert, dann
müssen Prüfungen an drei Ventilgrößen (insgesamt neun Prüfungen) durchgeführt werden.

Bei Ventilen neuer oder besonderer Konstruktion, von denen nur eine Größe für verschiedene Druckstufen herge-
stellt wird, sind Prüfungen mit vier verschiedenen Ansprechdrücken durchzuführen, die den Druckbereich ab-
decken müssen, für den das Ventil verwendet wird oder die durch die Leistungsgrenze der Prüfeinrichtung be-
stimmt werden.

7.3.3.3 Ventile mit Hubbegrenzung

Bei Ventilen mit Hubbegrenzung kann der Ausflussmassenstrom bei begrenztem Hub unmittelbar nach den
Prüfungen zur Bestimmung der Durchflusscharakteristiken bei vollem Hub oder zu einem späteren Zeitpunkt er-
mittelt werden.

Bei Ventilen mit Hubbegrenzung muss eine Kurve mit mindestens vier Punkten bei allen Prüfdrücken erstellt wer-
den, in der die Ausflussziffer im Verhältnis zum Ventilhub dargestellt wird.

7.3.3.4 Druck während der Prüfung

Es sind drei Prüfungen an jeder Größe der Hauptarmatur durchzuführen, wobei das Verhältnis zwischen absolutem
Gegendruck und absolutem Abblasedruck unter 0,25 liegt.

Diese Prüfungen sind bei atmosphärischem Gegendruck durchzuführen.

Wenn bei kompressiblen Medien das Verhältnis zwischen absolutem Gegendruck und absolutem Abblasedruck
0,25 übersteigt, kann der Ausflussmassenstrom der Hauptarmatur weitgehend von diesem Verhältnis abhängen.
Es sind dann Prüfungen bei Druckverhältnissen durchzuführen, die zwischen 0,25 und dem maximalen Druckver-
hältnis liegen, das erforderlich ist, um Kurven zu erhalten, in denen die Ausflussziffer Kd in Abhängigkeit vom Ver-
hältnis zwischen absolutem Gegendruck und absolutem Abblasedruck dargestellt wird. Diese Kurven können er-
weitert werden, um Druckverhältnisse, die unter 0,25 liegen, zu erfassen.

Jede von außen vorgenommen Einstellung des Ventils muss identisch sein mit der für Prüfungen mit atmo-
sphärischem Gegendruck.

7.3.3.5 Abnahmetoleranz bei der Durchflussprüfung

Bei allen beschriebenen Verfahren zur Prüfung der Durchflusscharakteristiken müssen die endgültigen Ergebnisse
innerhalb ± 5 % des arithmetischen Mittelwertes liegen.

Werden diese Toleranzen bei der Prüfung, in der die Kurve der Ausflussziffer in Abhängigkeit vom Verhältnis
zwischen absolutem Gegendruck und absolutem Abblasedruck über 0,25 dargestellt wird, nicht erreicht, dann ist
die Kurve mit der niedrigsten Ausflussziffer in Abhängigkeit von diesem Verhältnis für den Größenbereich der ge-
prüften Hauptarmaturen anzunehmen.

7.3.4 Einstellung während der Prüfung

Während der Prüfungen darf an der Hauptarmatur oder am Piloten keine Einstellung vorgenommen werden. Nach
jeder Änderung oder Abweichung von den Prüfbedingungen muss ausreichend Zeit gelassen werden, damit sich
Strömungsgeschwindigkeit, Temperatur und Druck stabilisieren können, bevor Ablesungen vorgenommen werden.

19
EN ISO 4126-4:2004 (D)

7.3.5 Prüfberichte und Prüfergebnisse

Die Prüfberichte müssen alle Beobachtungen, Messungen, Ablesungen und Angaben über die Kalibrierung der
Messgeräte (falls gefordert) enthalten. Die Originale der Prüfberichte müssen von der Prüfstelle aufbewahrt wer-
den, die die Prüfungen durchgeführt hat. Kopien sämtlicher Prüfberichte sind allen an den Prüfungen beteiligten
Parteien auszuhändigen. Berichtigungen sowie berichtigte Werte sind getrennt in den Prüfbericht einzutragen.

7.3.6 Prüfeinrichtung für die Prüfung der Durchflusscharakteristiken

Die Prüfeinrichtung muss so ausgeführt und betrieben werden, dass die Messungen des tatsächlichen Ausfluss-
massenstroms eine Genauigkeit von ± 2 % aufweisen.

7.4 Ermittlung der Ausflussziffer

Zur Ermittlung der Ausflussziffer Kd siehe 8.1.

7.5 Bescheinigung der Ausflussziffer

Die zuerkannte reduzierte Ausflussziffer Kdr des pilotgesteuerten Sicherheitsventils darf höchstens 90 % der bei der
Prüfung ermittelten Ausflussziffer Kd betragen:

Kdr = 0,9 Kd

Weder die Ausflussziffer noch die zuerkannte reduzierte Ausflussziffer können zur Berechnung des Ausfluss-
massenstroms bei einer niedrigeren Öffnungsdruckdifferenz angewandt werden als der, bei der die Prüfungen zur
Bestimmung der Durchflusscharakteristiken (siehe 7.3) durchgeführt wurden. Sie können jedoch zur Berechnung
des Ausflussmassenstroms bei einer höheren Öffnungsdruckdifferenz herangezogen werden.

8 Ermittlung der Kenngrößen des pilotgesteuerten Sicherheitsventils

8.1 Ermittlung der Ausflussziffer

Die Ausflussziffer wird wie folgt berechnet:

n æ q' ö
å çç q mm ÷÷
1 è ø
Kd =
n

Kd ist bis zu drei wesentlichen Dezimalstellen zu berechnen. Es darf nur nach unten gerundet werden.

8.2 Kritische und unterkritische Strömung

Die Strömung von Gas oder Dampf durch eine Düse entsprechend dem engsten Strömungsquerschnitt eines
Sicherheitsventils nimmt mit abnehmendem Druck hinter dem Ventilsitz auf den kritischen Druck so lange zu, bis
ein kritischer Strömungszustand erreicht ist. Ein weiteres Abfallen des Drucks hinter dem Ventilsitz ergibt keine
weitere Zunahme der Strömung.

Kritische Strömung tritt auf, wenn

( k /( k - 1))
pb æ 2 ö
£ç ÷
p o çè k + 1 ÷ø

20
EN ISO 4126-4:2004 (D)

und unterkritische Strömung tritt auf, wenn

( k /( k - 1))
pb æ 2 ö
>ç ÷
po çè k + 1 ÷ø

8.3 Ausflussmassenstrom bei kritischem Strömungszustand

8.3.1 Ausflussmassenstrom bei Dampf

po
q m = 0,2883 C
vo

R 8,3143
ANMERKUNG 1 0,2883 = =
10 10

Dies gilt für trockenen Sattdampf und überhitzten Dampf. Trockener Sattdampf ist hier bei einem Trockendampf-
anteil von mindestens 98 % festgelegt. C ist abhängig vom Isentropenexponenten bei Abblasebedingungen:

( k + 1) /( k - 1)
æ 2 ö
C = 3,948 k çç ÷÷
è k + 1ø

3 600
ANMERKUNG 2 3,948 =
10 5 ´ R

Der zur Ermittlung von C verwendete Wert k muss sich auf die tatsächlichen Strömungsbedingungen auf der Ein-
trittsseite des Sicherheitsventils beziehen und ist nach Tabelle 1 in prEN ISO 4127-7:2002 zu bestimmen.

8.3.2 Ausflussmassenstrom bei Gas bei kritischen Strömungsbedingungen

M po
qm = po C = 0,2883 C
Z o To vo

( k + 1) /( k - 1)
æ 2 ö
C = 3,948 k çç ÷÷
è k + 1ø

(Gerundete Zahlen siehe Tabelle 2 in Teil 7 dieser Norm)

8.4 Ausflussmassenstrom bei Gas bei unterkritischem Strömungszustand

M po
qm = po C K b = 0,2883 C K b
Z o To vo

(k + 1) / k ù
2 k éêæ p b ö
2/k
æ pb ö
ç ÷ - çç ÷ ú
k - 1 êçè p o ÷ø è p o
÷
ø ú
ë û
Kb =
(k + 1) / (k - 1)
æ 2 ö
k çç ÷÷
è k + 1ø

21
EN ISO 4126-4:2004 (D)

8.5 Ausflussmassenstrom bei nicht ausdampfenden Flüssigkeiten als Prüfmedium bei turbu-
lenter Strömung mit einer Reynoldszahl Re ³ 80 000

æ p - pb ö
q m = 1,61 çç o ÷
÷
è vo ø

3600 2
ANMERKUNG 1,61 =
10 105

9 Größenbestimmung von Sicherheitsventilen

9.1 Allgemeines

Der Ausflussmassenstrom darf für keine niedrigere Öffnungsdruckdifferenz berechnet werden als die, die bei der
Prüfung zur Bestimmung der Durchflusscharakteristiken angewandt wurde. Es ist jedoch zulässig, den Ausfluss-
massenstrom für eine größere Öffnungsdruckdifferenz zu berechnen (siehe 7.5).

Ventile mit einer zuerkannten reduzierten Auflussziffer, die bei kritischem Strömungszustand und festgelegtem
Prüfgegendruck ermittelt wurde, haben bei einem höheren Gegendruck möglicherweise nicht die gleiche zuer-
kannte reduzierte Ausflussziffer, siehe 7.3.3.4.

9.2 Ventile für Gase oder Dämpfe

Der Begriff „Gas“ wird im Folgenden sowohl für Gas als auch für Dämpfe verwendet.

Um den Ausflussmassenstrom für ein beliebiges Gas zu berechnen, sind Querschnitt und Ausflussziffer als
konstant anzunehmen und die Gleichungen nach Abschnitt 8 zu verwenden.

9.3 Berechnung des Ausflussmassenstroms

ANMERKUNG 1 Die zu verwendende Gleichung ist abhängig von dem abzuführenden Medium.

ANMERKUNG 2 Berechnungen siehe Anhang A.

9.3.1 Berechnung des Ausflussmassenstroms bei Sattdampf oder überhitztem Dampf, bei kritischem
Strömungszustand

po
Qm = 0,2883 C A K dr
vo

9.3.2 Berechnung des Ausflussmassenstroms bei Nassdampf

Die folgende Gleichung gilt nur für homogenen Nassdampf mit einem Trockendampfanteil von mindestens 90 %.

po
0,2883 C A K dr
vo
Qm =
xo

22
EN ISO 4126-4:2004 (D)

9.3.3 Berechnung des Ausflussmassenstroms bei gasförmigen Medien

9.3.3.1 Berechnung des Ausflussmassenstroms bei gasförmigen Medien bei kritischem Strömungszustand

M po
Qm = p o C A K dr = 0,2883 C A K dr
Z o To vo

Qm Qm
A= =
M po
p o C K dr 0,2883 C K dr
Z o To vo

9.3.3.2 Berechnung des Ausflussmassenstroms bei gasförmigen Medien bei unterkritischem Strömungszustand

M po
Qm = p o C A K dr K b = 0,2883 C A K dr K b
Z o To vo

ANMERKUNG Um Kb zu bestimmen, siehe Gleichung in 8.4 und Tabelle 3 in Teil 7 dieser Norm.

9.3.4 Berechnung des Ausflussmassenstroms bei Flüssigkeiten

po - pb
Qm = 1,61 K dr K v A
vo

10 Kennzeichnung und Verplombung

10.1 Kennzeichnung

10.1.1 Kennzeichnung auf dem Gehäuse der Hauptarmatur

Die Kennzeichnung auf dem Gehäuse der Hauptarmatur kann integraler Bestandteil des Gehäuses sein oder auf
einem fest mit dem Gehäuse verbundenen Typenschild erfolgen. Alle Hauptarmaturen müssen mindestens mit fol-
genden Angaben gekennzeichnet sein:

a) Nennweite (Eintritt), z. B. DN XXX;


b) Bezeichnung des Gehäusewerkstoffs;
c) Name oder Zeichen des Herstellers;
d) Pfeil zur Angabe der Durchflussrichtung, wenn die Anschlüsse auf der Eintritts- und Austrittsseite die gleichen
Abmessungen oder die gleiche Druckstufe haben;
e) Seriennummer.

10.1.2 Kennzeichnung auf dem Gehäuse des Piloten

Die Kennzeichnung auf dem Gehäuse des Piloten kann integraler Bestandteil des Gehäuses sein oder auf einem
fest mit dem Gehäuse verbundenen Typenschild erfolgen. Die Gehäuse von Piloten müssen mindestens mit fol-
genden Angaben gekennzeichnet sein:

a) Name und Adresse oder andere Mittel zur Identifizierung des Herstellers;
b) Seriennummer;
c) Bezeichnung des Gehäusewerkstoffs des Piloten;
d) Ansprechdruck in bar;
e) Identifizierung der verschiedenen Anschlüsse direkt auf dem Gehäuse.

23
EN ISO 4126-4:2004 (D)

10.1.3 Kennzeichnung auf dem Typenschild

Die folgenden Angaben müssen auf einem Typenschild, das fest auf dem Sicherheitsventil angebracht ist, ent-
halten sein:

a) Ansprechdruck, in bar;

b) Nummer dieser Norm (EN ISO 4126-4);

c) Typenbezeichnung des Herstellers;

d) zuerkannte reduzierte Ausflussziffer mit Angabe des Durchflussmediums:

„G“ für Gas, „S“ für Dampf und „L“ für Flüssigkeit.

ANMERKUNG Die Bezeichnung des Mediums kann entweder vor oder nach der zuerkannten reduzierten Ausfluss-
ziffer stehen, z. B. G-0,815;

e) engster Strömungsquerschnitt in mm2;

f) kleinster Hub, in Millimeter, und die entsprechende Öffnungsdruckdifferenz, ausgedrückt z. B. in % des An-
sprechdrucks.

10.2 Verplombung von pilotgesteuerten Sicherheitsventilen

Alle äußeren Einstellmöglichkeiten müssen verplombt werden. Der Pilot muss mit der Hauptarmatur verplombt
werden.

24
EN ISO 4126-4:2004 (D)

Anhang A
(informativ)

Beispiele für Berechnungen des Ausflussmassenstroms für verschiedene


Medien

ANMERKUNG Symbole und Einheiten siehe Abschnitt 4.

A.1 Berechnung des Ausflussmassenstroms für gasförmige Medien bei kritischem


Strömungszustand (siehe 9.3.3.1)
BEISPIEL 1 Der engste Strömungsquerschnitt eines Sicherheitsventils zur Absicherung eines Behälters mit Stickstoff mit
einem maximal zulässigen Druck, PS, von höchstens 55 bar wird wie folgt berechnet.

Zuerkannte reduzierte Ausflussziffer (Kdr) des pilotgesteuerten Sicherheitsventils bei 10 % Öffnungsdruckdifferenz


= 0,87

Molare Masse des Gases (M) = 28,02

Isentropenexponent des Gases (k) = 1,40

Abblasetemperatur des Gases = 20 °C

Erforderlicher Ausflussmassenstrom = 18 000 kg/h

Ansprechdruck = 55 bar

Gegendruck atmosphärisch

To = 20 + 273 = 293 K

Po = [55 ´ 1,1] + 1 = 61,5 bar abs.

(k / (k - 1))
p æ 2 ö
Wenn b £ çç ÷ = kritischer Strömungszustand
p o è k + 1÷ø

Qm
Der erforderliche engste Strömungsquerschnitt A =
M
p o C K dr
Z o To

(1,4 + 1) /(1,4 - 1)
æ 2 ö
C = 3,948 1,4 ´ çç ÷÷ = 2,7
è 1,4 + 1ø

Der Realgasfaktor kann aus veröffentlichten Daten abgeschätzt werden.

Es wird wie folgt berechnet:

Reduzierter Druck:

po
pr =
pc

25
EN ISO 4126-4:2004 (D)

Dabei ist

pc der kritische Druck = 33,94 bar abs. (Thermodynamik-Handbuch)

Reduzierte Temperatur:

To
Tr =
Tc

Dabei ist

Tc die kritische Temperatur = 126,05 K (Thermodynamik-Handbuch)

pr = 61,5/33,94 = 1,81

Tr = 293/126,05 = 2,32

Z = 0,975 (aus Bild 1 nach Teil 7 dieser Norm)

18 000
A= = 397,85 mm 2
28,02
61,5 ´ 2,7 ´ 0,87 ´
0,975 ´ 293

BEISPIEL 2 Beispiel, in dem der Kdr-Wert bei 5 % Öffnungsdruckdifferenz bescheinigt wird und der Abblasedruck wie im
Beispiel 1 bei 10 % bleibt.

Der engste Strömungsquerschnitt des Ventils zur Absicherung eines Behälters mit Stickstoff mit einem maximal
zulässigen Druck, PS, von höchstens 55 bar wird wie folgt berechnet.

Zuerkannte reduzierte Ausflussziffer (Kdr) des pilotgesteuerten Sicherheitsventils bei 5 % Öffnungsdruckdifferenz =


0,87

Molare Masse des Gases (M) = 28,02

Isentropenexponent des Gases (k) = 1,40

Abblasetemperatur des Gases = 20 °C

Erforderlicher Ausflussmassenstrom = 18 000 kg/h

Ansprechdruck des Sicherheitsventils = 55 bar

Gegendruck = atmosphärisch

To = 20 + 273 = 293 K

p o = [55 ´ 1,1] + 1 = 61,5 bar abs.

(k / (k - 1))
p æ 2 ö
Wenn b £ çç ÷ = kritischer Strömungszustand
p o è k + 1÷ø

Qm
Der erforderliche engste Strömungsquerschnitt A =
M
p o C K dr
Z o To

(1,4 + 1) /(1,4 - 1)
æ 2 ö
C = 3,948 1,4 ´ çç ÷÷ = 2,7
è 1,4 + 1ø
26
EN ISO 4126-4:2004 (D)

Der Realgasfaktor kann aus veröffentlichten Daten abgeschätzt werden.

Es wird wie folgt berechnet:

Reduzierter Druck:

po
pr =
pc

Dabei ist

pc der kritische Druck = 33,94 bar abs. (Thermodynamik-Handbuch)

Reduzierte Temperatur:

To
Tr =
Tc

Dabei ist

Tc die kritische Temperatur = 126,05 K (Thermodynamik-Handbuch)

pr = 61,5/33,94 = 1,81

Tr = 293/126,05 = 2,32

Z = 0,975 (aus Bild 1 nach Teil 7 dieser Norm)

18 000
A= = 397,85 mm 2
28,02
61,5 ´ 2,7 ´ 0,87 ´
0,975 ´ 293

A.2 Berechnung des Ausflussmassenstroms für gasförmige Medien bei unterkritischem


Strömungszustand (siehe 9.3.3.2)
BEISPIEL Mit den Werten aus dem vorhergehenden Beispiel (d. h. kritischer Strömungszustand) wird der erforderliche
Strömungsquerschnitt berechnet, wenn der Gegendruck von atmosphärischem Druck auf 36,0 bar erhöht und die zuerkannte
reduzierte Ausflussziffer unter den neuen Bedingungen 0,80 ist.

æ ö ö÷
ç
k / k /1
æ
ç ÷

pæ 2 ö
ç
çç
è
ç
ç
è
÷÷
÷ ÷÷
øø

Wenn b > çç ÷ = unterkritischer Strömungszustand


po è k + 1÷ø

pb 36 + 1
ANMERKUNG =
po (55 ´ 1,1) + 1

Qm
Der erforderliche engste Strömungsquerschnitt A =
M
p o C K dr K b
Z o To

(2 / k ) (k + 1) / k ù
2 k éêæ p b ö æ pb ö
ú
ç ÷ - ç ÷
k - 1 êçè p o ÷ø çp ÷
è oø ú
ë û
Kb = = 0,989
(k + 1) / (k - 1)
æ 2 ö
k çç ÷÷
è k + 1ø

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EN ISO 4126-4:2004 (D)

(Kb kann entweder errechnet oder aus Tabelle 3 nach Teil 7 dieser Norm entnommen werden.)

18 000
A= = 437,471 mm 2
28,02
61,5 ´ 2,7 ´ 0,8 ´ 0,989
0,975 ´ 293

A.3 Berechnung des Ausflussmassenstroms für Flüssigkeiten (siehe 9.3.4)


BEISPIEL Der engste Strömungsquerschnitt des Ventils, der für das Abblasen von Öl erforderlich ist, wird unter den fol-
genden Bedingungen berechnet.

Zuerkannte reduzierte Ausflussziffer (Kdr) des pilotgesteuerten Sicherheitsventils bei 10 % Öffnungsdruckdiffe-


renz = 0,65

Erforderlicher Ausflussmassenstrom des Öls bei 10 % Öffnungsdruckdifferenz (Qm) 45 000 kg/h

Spezifisches Volumen (v) 0,001 075 27 m3/kg = 1/Dichte

Dynamische Viskosität (µ) 0,5 Pa · s

Ansprechdruck 30 bar

Gegendruck 3 bar

Anwendbare Gleichung

po - pb
Qm = 1,61 K dr K v A
vo

Bei der Berechnung des engsten Strömungsquerschnitts wird ein nicht-viskoses Medium angenommen (d. h. ver-
nachlässigbare Viskosität).

Kv = 1

æ Qm ö vo
A = çç ÷
÷
è 1,6 K dr ø po - p b

p o - p b = 30 ´ (1 + 10 / 100 ) - (3 + 1) = 30 bar

æ 45 000 ö 0,001 075 27


A = çç ÷÷ = 257,43 mm 2
è 1,61 ´ 0,65 ø 30

1) Der nächstgrößere Strömungsquerschnitt wird berechnet, in diesem Fall: A' = 380 mm2, daraus erhält man den
Mindestwert für den Viskositäts-Korrekturfaktor.

A
Kv =
A'

257,43
Minimum K v m = = 0,68
380

28
EN ISO 4126-4:2004 (D)

2) Die Reynolds-Zahl (Re) wird berechnet für den vorgegebenen Ausflussmassenstrom und den gewählten
Strömungsquerschnitt.

æ Q ö 4
Re = çç m ÷÷
è 3,6 m ø pA'
æ 45 000 ö 4
= çç ÷÷ = 1447
è 3,6 ´ 0,5 ø p ´ 380

Aus dem Diagramm nach Teil 7 dieser Norm Kv = 0,92 > 0,68

3) Wenn, wie in o. g. Beispiel, Kvm. £ Kv, dann ist der gewählte Querschnitt für das Abblasen der vorgegebenen
Durchflussmenge ausreichend. Falls dies nicht zutrifft, werden (1) und (2) wiederholt.

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EN ISO 4126-4:2004 (D)

Anhang ZA
(informativ)

Zusammenhang zwischen dieser Europäischen Norm und den


grundlegenden Anforderungen der EU-Richtlinie 97/23/EG (DGRL)

Diese Europäische Norm wurde im Rahmen eines Mandates, das dem CEN von der Europäischen Kommission
und der Europäischen Freihandelszone erteilt wurde, erarbeitet, um ein Mittel zur Erfüllung der grundlegenden
Anforderungen der Richtlinie nach der neuen Konzeption 97/23/EG (DGRL) bereitzustellen.

Sobald diese Norm im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften im Rahmen der betreffenden Richtlinie in Be-
zug genommen und in mindestens einem der Mitgliedsstaaten als nationale Norm umgesetzt worden ist, berechtigt
die Übereinstimmung mit den in Tabelle ZA.1 aufgeführten Abschnitten dieser Norm innerhalb der Grenzen des
Anwendungsbereichs dieser Norm zu der Annahme, das eine Übereinstimmung mit den entsprechenden grund-
legenden Anforderungen der Richtlinie und der zugehörigen EFTA-Vorschriften gegeben ist.

Tabelle ZA.1 — Zusammenhang zwischen dieser Europäischen Norm


und der Richtlinie 97/23/EG (DGRL)

Grundlegende Anforderungen der Richtlinie 97/23/EG (DGRL)


Abschnitt
dieser
Europäischen Norm Anhang I
Grundlegende Anforderungen
der DGRL

Alle Ausrüstungsteile mit Sicherheitsfunktion 2.11


5 Auslegung auf die erforderliche Belastbarkeit 2.1
6 Druckprüfung 3.2.2
7 Funktionsprüfung (experimentelle Auslegungsmethode) 2.2.4
8 und 9 Berechnungsmethode 2.2.3
10 Kennzeichnung und Etikettierung 3.3

WARNHINWEIS — Für Produkte, die in den Anwendungsbereich dieser Norm fallen, können weitere Anforde-
rungen und weitere EU-Richtlinien anwendbar sein.

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