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EUROPÄISCHE NORM EN ISO 4126-6

EUROPEAN STANDARD
NORME EUROPÉENNE Dezember 2003

ICS 13.240

Deutsche Fassung

Sicherheitseinrichtungen gegen unzulässigen Überdruck - Teil


6: Berstscheibeneinrichtung; Anwendung, Auswahl und Einbau
(ISO 4126-6:2003)

Safety devices for protection against excessive pressure - Dispositifs de sécurité contre les pressions excessives -
Part 6: Application, selection and installation of bursting Partie 6: Application, sélection et installation des dispositifs
disc safety devices (ISO 4126-6:2003) de sûreté à disque de rupture (ISO 4126-6:2003)

Diese Europäische Norm wurde vom CEN am 27.Dezember 2002 angenommen.

Die CEN-Mitglieder sind gehalten, die CEN/CENELEC-Geschäftsordnung zu erfüllen, in der die Bedingungen festgelegt sind, unter denen
dieser Europäischen Norm ohne jede Änderung der Status einer nationalen Norm zu geben ist. Auf dem letzen Stand befindliche Listen
dieser nationalen Normen mit ihren bibliographischen Angaben sind beim Management-Zentrum oder bei jedem CEN-Mitglied auf Anfrage
erhältlich.

Diese Europäische Norm besteht in drei offiziellen Fassungen (Deutsch, Englisch, Französisch). Eine Fassung in einer anderen Sprache,
die von einem CEN-Mitglied in eigener Verantwortung durch Übersetzung in seine Landessprache gemacht und dem Management-
Zentrum mitgeteilt worden ist, hat den gleichen Status wie die offiziellen Fassungen.

CEN-Mitglieder sind die nationalen Normungsinstitute von Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland,
Island, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, der Slowakei, Spanien, der
Tschechischen Republik, Ungarn und dem Vereinigten Königreich.

EUROPÄISCHES KOMITEE FÜR NORMUNG


EUROPEAN COMMITTEE FOR STANDARDIZATION
COMITÉ EUROPÉEN DE NORMALISATION

Management-Zentrum: rue de Stassart, 36 B-1050 Brüssel

© 2003 CEN Alle Rechte der Verwertung, gleich in welcher Form und in welchem Ref. Nr. EN ISO 4126-6:2003 D
Verfahren, sind weltweit den nationalen Mitgliedern von CEN
vorbehalten.
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Inhalt

Seite

Vorwort........................................................................................................................................................................ 3
Einleitung .................................................................................................................................................................... 4
1 Anwendungsbereich ..................................................................................................................................... 5
2 Normative Verweisungen ............................................................................................................................. 5
3 Begriffe........................................................................................................................................................... 5
4 Symbole und Einheiten ................................................................................................................................ 9
5 Anwendung.................................................................................................................................................. 10
6 Auswahl........................................................................................................................................................ 12
6.1 Auswahl von Berstscheibeneinrichtungen .............................................................................................. 12
6.2 Auswahl der Ansprechtoleranz ................................................................................................................. 13
7 Einbau .......................................................................................................................................................... 16
7.1 Allgemeines ................................................................................................................................................. 16
7.2 Anordnung von Berstscheibeneinrichtungen.......................................................................................... 16
7.3 Einbau von Berstscheibeneinrichtungen ................................................................................................. 17
Anhang A (informativ) Bestellangaben................................................................................................................... 19
A.1 Allgemeines ................................................................................................................................................. 19
A.2 Angaben zur Anwendung........................................................................................................................... 19
A.3 Angaben zur Funktion der Berstscheibeneinrichtung ............................................................................ 19
A.4 Angaben für den Einbau............................................................................................................................. 20
A.5 Besondere Angaben ................................................................................................................................... 20
A.6 Sprache ........................................................................................................................................................ 20
A.7 Austausch-Berstscheiben.......................................................................................................................... 20
Anhang B (informativ) Hinweise zur Bestimmung der Zeitspanne bis zum Austausch einer
Berstscheibe................................................................................................................................................ 21
B.1 Einleitung ..................................................................................................................................................... 21
B.2 Berstscheibeneinrichtungen...................................................................................................................... 21
B.3 Zeitspanne bis zum Austausch ................................................................................................................. 21
B.4 Verfahren zur Bestimmung der Zeitspanne bis zum Austausch ........................................................... 22
Anhang C (informativ) Abblaseleistung des Druckentlastungssystems ............................................................ 23
C.1 Allgemeines ................................................................................................................................................. 23
C.2 Vereinfachtes Verfahren............................................................................................................................. 23
C.3 Erweitertes Verfahren ................................................................................................................................. 28
Anhang D (informativ) Ableitung des Realgasfaktors Z ....................................................................................... 30
Anhang E (informativ) Prüfung des Durchflusses von Berstscheibeneinrichtungen ....................................... 31
E.1 Anwendungsbereich ................................................................................................................................... 31
E.2 Prüfanforderungen...................................................................................................................................... 31
E.3 Prüfverfahren............................................................................................................................................... 34
E.4 Durchführung der Prüfung......................................................................................................................... 35
E.5 Ableitung des Strömungswiderstandsfaktors KR .................................................................................... 36
E.6 Anwendung des Strömungswiderstandsfaktors KR ................................................................................ 39
Literaturhinweise...................................................................................................................................................... 41

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EN ISO 4126-6:2003 (D)

Vorwort
Dieses Dokument (EN ISO 4126-6:2003) wurde vom Technischen Komitee CEN/TC 69 „Industriearmaturen“,
dessen Sekretariat vom AFNOR gehalten wird, in Zusammenarbeit mit dem Technischen Komitee ISO/TC 185
„Safety devices for protection against excessive pressure“ erarbeitet.

Diese Europäische Norm (EN ISO 4126-6:2003) muss den Status einer nationalen Norm erhalten, entweder durch
Veröffentlichung eines identischen Textes oder durch Anerkennung bis April 2004, und etwaige entgegenstehende
nationale Normen müssen bis April 2004 zurückgezogen werden.

Diese Norm über Sicherheitseinrichtungen gegen unzulässigen Überdruck umfasst sieben Teile, die vorliegende
Norm ist Teil 6.

Die einzelnen Teile sind:

 Teil 1: Sicherheitsventile

 Teil 2: Berstscheibeneinrichtungen

 Teil 3: Sicherheitsventile und Berstscheibeneinrichtungen in Kombination

 Teil 4: Pilotgesteuerte Sicherheitsventile

 Teil 5: Gesteuerte Sicherheitsventile (CSPRS)

 Teil 6: Berstscheibeneinrichtungen; Anwendung, Auswahl und Einbau

 Teil 7: Allgemeine Daten

Teil 7 enthält zur Vermeidung unnötiger Wiederholungen Daten, die mehreren Teilen dieser Norm gemeinsam sind.

Die Anhänge A bis E sind informativ.

Das Dokument enthält Literaturhinweise.

Entsprechend der CEN/CENELEC-Geschäftsordnung sind die nationalen Normungsinstitute der folgenden Länder
gehalten, diese Europäische Norm zu übernehmen: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich,
Griechenland, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden,
die Schweiz, die Slowakei, Spanien, die Tschechische Republik, Ungarn und das Vereinigte Königreich.

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EN ISO 4126-6:2003 (D)

Einleitung
Sicherheitseinrichtungen zum Schutz von Druckgeräten gegen unzulässigen Überdruck enthalten Druck-
entlastungseinrichtungen wie Sicherheitsventile und Berstscheibeneinrichtungen, die je nach Anwendungsfall entwe-
der als alleinige Druckentlastungseinrichtung oder in Verbindung mit anderen Einrichtungen angewendet werden
können.

Probleme im Betrieb ergeben sich häufig durch die Verwendung von Druckentlastungseinrichtungen, die für den vor-
gesehenen Anwendungsfall nicht passend gewählt wurden oder die zwar richtig gewählt wurden, deren Funktions-
fähigkeit jedoch durch unsachgemäße Handhabung, falschen Einbau oder mangelnde Instandhaltung nachteilig be-
einflusst wird, wodurch wiederum die Sicherheit des zu schützenden Druckgerätes beeinträchtigt wird.

Es ist wichtig, nicht nur die Druckentlastungseinrichtungen zu betrachten, sondern die Gesamtheit des Druck-
entlastungssystems, damit die Abblaseleistung den geforderten Wert nicht unterschreitet oder der vorschriftsmäßige
Betrieb der Druckentlastungseinrichtungen nicht nachteilig beeinflusst wird.

Eine Berstscheibeneinrichtung ist eine sich nicht wieder schließende Entlastungseinrichtung, die typischerweise aus
einer Berstscheibe, d. h. einem drucktragenden und auf Druck ansprechenden Teil, das so konstruiert ist, dass es bei
einem vorgegebenen Druck durch Bersten öffnet, und einem Berstscheibenhalter besteht. Es gibt viele verschiedene
Arten von Berstscheibeneinrichtungen, die sowohl aus metallischen als auch nichtmetallischen korrosionsbe-
ständigen Werkstoffen hergestellt werden, um einen umfassenden Bereich von Nennweiten, Berstdrücken und Tem-
peraturen abzudecken. Sie werden zum Schutz von Druckgeräten, z. B. Druckbehälter, Rohrleitungen, Gasflaschen
oder andere geschlossene Systeme, gegen unzulässigen Über- und/oder Unterdruck eingesetzt.

Die vorliegende Norm enthält die wesentlichen Aspekte für die Anwendung, Auswahl und den Einbau von Berst-
scheibeneinrichtungen, um den geforderten Schutz gegen unzulässigen Über- und/oder Unterdruck sicherzustellen.

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EN ISO 4126-6:2003 (D)

1 Anwendungsbereich

Diese Norm enthält Richtlinien für die Anwendung, Auswahl und den Einbau von Berstscheibeneinrichtungen, die
zum Schutz von Druckgeräten gegen unzulässigen Über- und/oder Unterdruck eingesetzt werden.

Anhang A enthält eine Checkliste mit den Angaben, die der Käufer dem Hersteller zur Verfügung stellen muss.

Anhang B enthält Richtlinien zur Bestimmung der Zeitspanne bis zum Austausch einer Berstscheibe, Anhang C
Richtlinien zur Bestimmung des Ausflussmassenstroms (bei einphasigen Medien) einer Druckentlastungseinrichtung,
die eine Berstscheibeneinrichtung enthält.

Anhang E ist ein nicht verbindlich vorgeschriebenes Verfahren zur Bestimmung des Strömungswiderstandes einer
Berstscheibeneinheit.

Die Anforderungen an die Herstellung, Überwachung, Prüfung, Kennzeichnung, Zertifizierung und Verpackung von
Berstscheibeneinrichtungen sind in Teil 2 von EN ISO 4126 enthalten.

2 Normative Verweisungen
Diese Europäische Norm enthält durch datierte oder undatierte Verweisungen Festlegungen aus anderen Publika-
tionen. Diese normativen Verweisungen sind an den jeweiligen Stellen im Text zitiert, und die Publikationen sind
nachstehend aufgeführt. Bei datierten Verweisungen gehören spätere Änderungen oder Überarbeitungen dieser
Publikationen nur zu dieser Europäischen Norm, falls sie durch Änderung oder Überarbeitung eingearbeitet sind.
Bei undatierten Verweisungen gilt die letzte Ausgabe der in Bezug genommenen Publikation (einschließlich Ände-
rungen).

EN ISO 4126-1:2003, Sicherheitseinrichtungen gegen unzulässigen Überdruck — Teil 1: Sicherheitsventile


(ISO 4126-1:2003).

EN ISO 4126-2:2003, Sicherheitseinrichtungen gegen unzulässigen Überdruck — Teil 2: Berstscheibeneinrich-


tungen (ISO 4126-2:2003).

EN ISO 4126-4, Sicherheitseinrichtungen gegen unzulässigen Überdruck — Teil 4: Pilotgesteuerte Sicherheitsven-


tile (ISO 4126-4:2003).

EN ISO 4126-5, Sicherheitseinrichtungen gegen unzulässigen Überdruck — Teil 5: Gesteuerte Sicherheitsventile


(CSPRS) (ISO 4126-5:2003).

EN ISO 4126-7:2003, Sicherheitseinrichtungen gegen unzulässigen Überdruck — Teil 7: Allgemeine Daten


(ISO 4126-7:2003).

3 Begriffe
Für die Anwendung dieser Europäischen Norm gelten die Begriffe nach EN ISO 4126-1:2003 sowie die folgenden
Begriffe:

3.1
Berstscheibeneinrichtung
eine sich nicht wieder schließende Einrichtung gegen Drucküberschreitung, die auf Differenzdruck anspricht und die
so konstruiert ist, dass sie durch das Bersten der Berstscheibe(n) ihre Funktion erfüllt

ANMERKUNG Sie umfasst die Gesamtheit der eingebauten Bauteile, gegebenenfalls einschließlich Berstscheibenhalter.

3.2
Berstscheibeneinheit
die Gesamtheit aller Bauteile, die zur Erfüllung der gewünschten Funktion in den Berstscheibenhalter eingebaut sind

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EN ISO 4126-6:2003 (D)

3.3
Berstscheibe
drucktragendes und auf Druck ansprechendes Bauteil einer Berstscheibeneinrichtung

3.4
Berstscheibenhalter
Teil einer Berstscheibeneinrichtung, der die Berstscheibeneinheit in ihrer Lage hält

3.5
konkav gewölbte Berstscheibe (auch: „zugbelastete Berstscheibe“ genannt)
eine in Ansprechrichtung gewölbte Berstscheibe (d. h. der Berstdruck wirkt auf die konkave Seite der Berstscheibe,
siehe Bild 1 in EN ISO 4126-2:2003)

3.6
geschlitzte, zusammengesetzte Berstscheibe
eine Berstscheibe, die aus zwei oder mehreren Lagen besteht, von denen mindestens eine geschlitzt ist, um den
Berstdruck der Berstscheibe zu steuern

3.7
konvex gewölbte Berstscheibe (auch: „Umkehrberstscheibe“ genannt)
eine entgegen der Ansprechrichtung gewölbte Berstscheibe (d. h. der Berstdruck wirkt auf die konvexe Seite der
Berstscheibe, siehe Bild 2 in EN ISO 4126-2:2003)

3.8
Graphit-Berstscheibe
Berstscheibe aus Graphit, imprägniertem Graphit, elastischem Graphit oder graphitiertem Verbundstoff, die so kon-
struiert ist, dass sie infolge von Biege- oder Scherkräften birst

ANMERKUNG Es gelten die folgenden Definitionen:

a) Graphit: kristalline Form des Elementes Kohlenstoff;

b) imprägnierter Graphit: Graphit, dessen offene Porosität mit einem Imprägniermittel gefüllt ist;

c) elastischer Graphit: Graphitstruktur, die durch Zusammenpressen von thermisch abgeschilferten Graphit-Einlagerungs-
verbindungen gebildet wird;

d) Graphit-Verbundstoff: bestehend aus zwei oder mehreren verschiedenen Werkstoffen mit jeweils unterschiedlichen
Eigenschaften und mit einem Graphitanteil von mehr als 50 % Massenanteil.

3.9
festgelegter Berstdruck
der bei der Festlegung der Anforderungen an die Berstscheibe bei einer zugehörigen Temperatur berechnete
Berstdruck (gilt in Verbindung mit einer Ansprechtoleranz, siehe 3.13)

3.10
maximaler festgelegter Berstdruck
der bei der Festlegung der Anforderungen an die Berstscheibe bei der zugehörigen Temperatur berechnete maximale
Berstdruck (gilt in Verbindung mit dem minimalen festgelegten Berstdruck, siehe 3.11)

3.11
minimaler festgelegter Berstdruck
der bei der Festlegung der Anforderungen an die Berstscheibe bei der zugehörigen Temperatur berechnete minimale
Berstdruck (gilt in Verbindung mit dem maximalen festgelegten Berstdruck, siehe 3.10)

3.12
zugehörige Temperatur
die einem Berstdruck zugeordnete Temperatur der Berstscheibe (siehe 3.9, 3.10 und 3.11), die der voraussichtlichen
Temperatur der Berstscheibe zum Zeitpunkt des Ansprechens entspricht

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EN ISO 4126-6:2003 (D)

3.13
Ansprechtoleranz
Druckbereich zwischen maximalem und minimalem festgelegten Berstdruck oder Druckbereich in positiven und
negativen Werten oder Prozentzahlen, der auf den festgelegten Berstdruck bezogen ist

3.14
Arbeitsdruck
der bei normalen Betriebsbedingungen innerhalb des abzusichernden Systems herrschende Druck

3.15
Abblasedruck
maximaler Druck unter Abblasebedingungen im druckbeaufschlagten System

ANMERKUNG Er kann vom Berstdruck der Berstscheibe abweichen.

3.16
Abblasetemperatur
Temperatur unter Abblasebedingungen im druckbeaufschlagten System

ANMERKUNG Sie kann von der für die Berstscheibe festgelegten zugehörigen Temperatur abweichen.

3.17
Gegendruckdifferenz
Differenzdruck in einer Berstscheibe, in der dem Berstdruck entgegengesetzten Richtung

ANMERKUNG Es kann sich dabei um Druck im Abblasesystem handeln, der von anderen Quellen herrührt und/oder der als
Folge eines Vakuums auf der Eintrittsseite der Berstscheibe auftritt.

3.18
Abblasequerschnitt der Berstscheibeneinrichtung
der engste Strömungsquerschnitt der Berstscheibeneinrichtung unter Berücksichtigung der möglichen Verringerung
des Querschnitts, z. B. durch Gegendruckstützen, Fangeinrichtungen oder durch nach dem Bersten der Berstscheibe
verbleibende Bruchstücke

3.19
Herstellungsserie
Anzahl von in einer Serie hergestellten Berstscheiben oder Berstscheibeneinrichtungen gleicher Bauart und Größe,
aus den gleichen Werkstoffen und mit den gleichen Anforderungen an den festgelegten Berstdruck, in der die
Berstscheiben aus dem gleichen Werkstofflos hergestellt sind

3.20
Berstdruck
Differenzdruck zwischen Ein- und Austrittsseite, bei dem die Berstscheibe anspricht

3.21
Gegendruckstütze
Bauteil einer Berstscheibeneinrichtung, das eine Beschädigung der Berstscheibe durch Gegendruckdifferenz ver-
hindert

ANMERKUNG Eine Gegendruckstütze, die eine Beschädigung der Berstscheibe verhindern soll, wenn der Systemdruck
unter Atmosphärendruck abfällt, wird auch als Vakuumstütze bezeichnet.

3.22
Beschichtung
metallische oder nichtmetallische Schicht, die auf die Bauteile einer Berstscheibeneinrichtung durch ein Beschich-
tungsverfahren aufgebracht wird

3.23
Auskleidung
zusätzliche Lage oder Lagen aus metallischem oder nichtmetallischem Werkstoff als Teil einer Berstscheibeneinheit
oder eines Berstscheibenhalters

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EN ISO 4126-6:2003 (D)

3.24
Überzug
metallische Schicht, die durch ein Überzugsverfahren auf eine Berstscheibe oder einen Berstscheibenhalter aufge-
bracht wird

3.25
Hitzeschild
Einrichtung, die die Berstscheibe vor zu hoher Temperatur schützt

3.26
Arbeitsverhältnis
Verhältnis zwischen dem Arbeitsdruck und dem unteren Grenzwert für den Berstdruck (siehe Bild 1)

ANMERKUNG 1 Bei einem Drucksystem mit einem Arbeitsdruck in bar und Atmosphärendruck in Druckrichtung der Berst-
scheibe:

Arbeitsdruck (bar)
Arbeitsverhältnis =
unterer Grenzwert für den Berstdruck (bar)

ANMERKUNG 2 Bei einem Drucksystem mit Gegendruck in Druckrichtung der Berstscheibe entspricht das Arbeitsverhältnis
dem Wert des Differenzdruckes zwischen Ein- und Austrittsseite der Berstscheibe, dividiert durch den unteren Grenzwert für
den Berstdruck, ausgedrückt als Differenzdruck.

3.27
Abblaseleistung der Berstscheibeneinrichtung
Massenstrom des Mediums, den eine Berstscheibeneinrichtung nach dem Bersten der Berstscheibe ablassen kann

3.28
Zeitraum bis zum Austausch der Berstscheibeneinheit
Zeitraum ab dem Einbau einer Berstscheibeneinheit bis zum Austausch der Einheit

3.29
Druckentlastungssystem
System, das den Zweck hat, Fluide aus Druckgeräten sicher abzuleiten, um einen unzulässigen Überdruck zu ver-
hindern

ANMERKUNG Es kann aus einem Stutzen des Druckgerätes, Eintrittsleitungen, einer oder mehreren Druckentlastungs-
einrichtungen und Abblaseleitungen in die Atmosphäre, in Auffang- oder Sammelbehälter bestehen.

3.30
kombinierte Ausflussziffer
Koeffizient zur Bestimmung der Verminderung der theoretischen Abblaseleistung eines Druckentlastungssystems bei
vereinfachtem Verfahren (siehe C.2), das eine Berstscheibe enthält, die Teil einer Berstscheibeneinrichtung ist

ANMERKUNG Sie wird mit dem Symbol α bezeichnet.

3.31
Strömungswiderstandsfaktor
Faktor zur Bestimmung des Strömungswiderstandes in einem Rohrleitungssystem, der sich durch eine darin vor-
handene Berstscheibe ergibt, die Teil einer in das System eingebauten Berstscheibeneinrichtung ist

ANMERKUNG Er wird mit dem Symbol KR bezeichnet, einem dimensionslosen Faktor, ausgedrückt als Staudruckverlust.

3.32
Basisdruck
der am Rohreintritt der Durchflussprüfeinrichtung für die Berstscheibe aufgezeichnete Druck

3.33
Basistemperatur
die am Rohreintritt der Durchflussprüfeinrichtung für die Berstscheibe aufgezeichnete Temperatur

3.34
maximal zulässiger Druck PS
der vom Hersteller angegebene maximale Druck, für den die Anlage ausgelegt ist

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EN ISO 4126-6:2003 (D)

4 Symbole und Einheiten

Tabelle 1 — Symbole und ihre Benennungen

Symbole Benennung Einheit


2
Ao Erforderlicher engster Strömungsquerschnitt mm
2
A1 Querschnittsfläche der zulaufseitigen Rohrleitung mm
2
AB Abblasequerschnitt der Berstscheibeneinrichtung mm
C Funktion des Isentropenexponenten —
Ctap Schallgeschwindigkeit am Druckmessstutzen m/s
D Innendurchmesser der Rohrleitung der Prüfeinrichtung mm
f Widerstandsbeiwert für das System/Rohr —
2
G Massenstromdichte kg/(m · h)
k Isentropenexponent —
Korrekturfaktor für den theoretischen Ausflussmassenstrom bei unterkritischem
Kb —
Strömungszustand
Kv Viskositäts-Korrekturfaktor —
KR Strömungswiderstandsfaktor —
Gesamt-Widerstandsfaktor zwischen Rohreintritt der Prüfeinrichtung und
Ktap —
Druckmessstutzen
M Molare Masse kg/kmol
Matap Mach-Zahl am Druckmessstutzen —
Ma1 Mach-Zahl am Rohreintritt der Prüfeinrichtung —
p1 Druck der Prüfeinrichtung am Rohreintritt bar (abs.)
pB Basisdruck bar (abs.)
pb Gegendruck bar (abs.)
pc Kritischer Druck bar (abs.)
po Abblasedruck bar (abs.)
ptap Druck am Druckmessstutzen bar (abs.)
pr Reduzierter Druck bar (abs.)
Qm Massenstrom kg/h
R Allgemeine Gaskonstante 8314 J/kmol K
Re Reynolds-Zahl —
TB Basistemperatur K
To Abblasetemperatur K
Ttap Temperatur am Druckmessstutzen K
T1 Temperatur am Rohreintritt der Prüfeinrichtung K
Spezifisches Volumen bei tatsächlichem Abblasedruck und tatsächlicher 3
νο m /kg
Abblasetemperatur
3
νtap Spezifisches Volumen am Druckmessstutzen m /kg
xa Trockendampfanteil des Nassdampfes —
Ytap Ausdehnungsfaktor am Druckmessstutzen —
Y1 Ausdehnungsfaktor am Rohreintritt der Prüfeinrichtung —
Realgasfaktor bei tatsächlichem Abblasedruck und tatsächlicher Abblasetem-
Zo —
peratur
3
ρ Dichte kg/m
µ Dynamische Viskosität Pa · s
∆p Differenzdruck bei Entlüftung an der Berstscheibeneinrichtung bar (abs.)
α Ausflussziffer (siehe C.2) —
a x als 0,xx ausgedrückt

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EN ISO 4126-6:2003 (D)

5 Anwendung
5.1 Je nach den Anforderungen der entsprechenden Norm an das zu schützende System dürfen Berstscheiben-
einrichtungen entweder als einzige Druckentlastungseinrichtung in Verbindung mit Sicherheitsventilen oder als Teil
einer kombinierten Einrichtung eingesetzt werden.

5.2 Die Abblaseleistung eines Systems mit Berstscheibeneinrichtung und dessen maximaler Berstdruck (siehe
Bild 1) bei der zugehörigen Temperatur muss so bemessen sein, dass der maximale Abblasedruck die Anforde-
rungen des zu schützenden Systems nicht überschreitet. Die Anhänge C, D und E enthalten Verfahren zur Be-
stimmung der Abblaseleistung von Druckentlastungssystemen mit Berstscheibeneinrichtungen.

5.3 Eine Berstscheibeneinrichtung als alleinige Druckentlastungseinrichtung kann in den nachfolgenden Fällen
bevorzugt verwendet werden, wenn

a) der Druck so schnell ansteigen kann, dass ein Sicherheitsventil aufgrund seiner Ansprechgeschwindigkeit un-
geeignet wäre

b) unter Betriebsbedingungen keine Leckage des Mediums toleriert werden kann

c) Betriebsbedingungen zu Ablagerungen führen können, durch die ein Sicherheitsventil funktionsunfähig würde

d) durch den Einfluss von tiefen Temperaturen ein Sicherheitsventil nicht funktionieren würde

e) große Entlastungsquerschnitte erforderlich sind.

ANMERKUNG Eine Berstscheibeneinrichtung ist eine sich nicht wieder schließende Entlastungseinrichtung, die nach dem
Bersten einen totalen Verlust des Druckes/Inhaltes des zu schützenden Systems zur Folge haben könnte.

Das Druckentlastungssystem muss für alle Anwendungsfälle so beschaffen sein, dass es nach dem Bersten der
Berstscheibeneinheit durch Bruchstücke oder Freisetzung von Material nicht zu folgenden Auswirkungen kommt:

a) unzulässige Beschränkung des Durchflusses im Druckentlastungssystem

b) Beeinträchtigung der vorschriftsmäßigen Funktion sonstiger Sicherheitseinrichtungen

c) Beeinflussung des zuerkannten Ausflussmassenstroms (Abblaseleistung) sonstiger Sicherheitseinrichtungen.

5.4 Berstscheiben dürfen je nach den Anforderungen der entsprechenden Norm in Verbindung mit Sicherheits-
ventilen oder CSPRS (nach EN ISO 4126-4 bzw. EN 4126-5) eingesetzt werden. Die Verwendung der Berstschei-
beneinrichtungen darf nicht zu unzulässiger Drucküberschreitung in dem zu schützenden System führen.

5.4.1 Berstscheibeneinrichtungen dürfen in folgenden Fällen zusammen mit Sicherheitsventil(en) verwendet


werden:

a) in Reihenschaltung, zum Schutz des Sicherheits- oder Hauptventils gegen Korrosion, Belagbildung oder Be-
triebsbedingungen, die die Funktionsfähigkeit des Sicherheitsventils beeinträchtigen können

b) in Reihenschaltung, zur Verhinderung von Undichtheit

c) in Reihenschaltung, um einen vollständigen Verlust des Inhaltes des zu schützenden Systems nach dem
Bersten der Berstscheibe zu verhindern

d) in Parallelschaltung, als zusätzliche Sicherung.

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EN ISO 4126-6:2003 (D)

5.4.2 Wenn eine Berstscheibeneinrichtung vor einem Sicherheitsventil eingebaut werden muss, müssen die
folgenden Anforderungen erfüllt sein:

a) Die festgelegten Anforderungen an das Bersten der Berstscheibeneinrichtung müssen mit den einschlägigen
Anforderungen an das zu schützende Gerät übereinstimmen.

b) In Anwendungsfällen, in denen die Berstscheibeneinrichtung Teil einer kombinierten Einrichtung ist, gelten die
Anforderungen der jeweiligen Norm(en) für solche Einrichtungen.

c) Der Raum zwischen Berstscheibe und Sicherheitsventil muss mit einer Vorrichtung zur Verhinderung von un-
zulässigem Druckaufbau versehen sein.

ANMERKUNG Da Berstscheiben Differenzdruckeinrichtungen sind, ist ein höherer Druck in dem zu schützenden Gerät für
das Bersten der Berstscheibe erforderlich, falls sich in dem Raum zwischen Berstscheibe und Sicherheitsventil ein Druck auf-
baut. Dieser kann aufgrund von Undichtheit in der Berstscheibe, bedingt durch Korrosion oder Gegendruck in der Abblase-
leitung oder aus anderen Gründen entstehen.

5.4.3 Wenn eine Berstscheibeneinrichtung nach dem Sicherheitsventil eingebaut werden muss, müssen die
folgenden Anforderungen erfüllt sein:

a) Die Berstscheibeneinrichtung und die Abblaseleitung müssen so konstruiert sein, dass die Funktionsmerkmale
des Sicherheits- oder Hauptventils nicht beeinträchtigt werden.

b) Der Raum zwischen Berstscheibe und Sicherheitsventil muss mit einer Vorrichtung zur Verhinderung von un-
zulässigem Druckaufbau versehen sein.

ANMERKUNG Ein nicht ausgeglichenes federbelastetes Sicherheitsventil kann nicht bei seinem Ansprechdruck öffnen,
wenn sich in dem Raum zwischen Sicherheits- oder Hauptventil und Berstscheibeneinrichtung ein Gegendruck aufbaut. Es
kann eine besondere Sicherheitsventilausführung erforderlich sein.

c) Der obere Grenzwert für den Berstdruck der Berstscheibe bei der zugehörigen Temperatur plus einem be-
liebigen Druck in der Abblaseleitung darf folgende Werte nicht überschreiten:

1) die Grenzwerte für den Gegendruck des Sicherheitsventils;


2) den Auslegungsdruck eines jeden Rohres oder Fittings zwischen Sicherheitsventil und Berstscheibenein-
richtung;
3) den nach der jeweiligen Norm zulässigen Druck.

5.4.4 Eine Berstscheibeneinrichtung darf vor oder nach einem Sicherheits- oder Hauptventil eingebaut werden,
sofern die Anforderungen nach 5.4.2 und 5.4.3 erfüllt sind.

5.4.5 Eine Berstscheibeneinrichtung, die in Parallelschaltung mit einem Sicherheits- oder Hauptventil als zusätz-
liche Sicherung eingebaut wurde (z. B. um ein Gerät gegen die Folgen eines raschen Druckanstiegs zu schützen),
muss so ausgelegt sein, dass das Bersten bei einem Druck erfolgt, der die entsprechenden Anforderungen an das
zu schützende Gerät nicht übersteigt.

5.4.6 Wenn eine Berstscheibeneinrichtung mit einer zweiten Berstscheibeneinrichtung in Reihenschaltung ein-
gebaut wird, müssen die folgenden Anforderungen erfüllt sein:

a) Der Abstand zwischen den beiden Berstscheiben muss groß genug sein, um ein einwandfreies Funktionieren
der Berstscheiben sicherzustellen.

b) Der Raum zwischen den Berstscheiben muss mit einer Vorrichtung zur Verhinderung von unzulässigem
Druckaufbau versehen sein.

ANMERKUNG Bei Berstscheiben, die Differenzdruckeinrichtungen sind, ist ein höherer Druck in dem zu schützenden Ge-
rät für das Bersten der Berstscheibe erforderlich, falls sich in dem Raum zwischen den Berstscheiben ein Druck aufbaut, wenn
in der Berstscheibe aufgrund von Korrosion oder aus anderen Gründen Undichtheit auftritt.

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EN ISO 4126-6:2003 (D)

6 Auswahl

6.1 Auswahl von Berstscheibeneinrichtungen

6.1.1 Bei der Auswahl einer Berstscheibeneinrichtung für einen bestimmten Anwendungsfall sollte der Hersteller
befragt werden.

6.1.2 Berstscheibeneinrichtungen sind Differenzdruckeinrichtungen, deshalb muss der Druck vor und hinter der
Berstscheibe berücksichtigt werden.

6.1.3 Der Zeitraum bis zum Austausch der Berstscheibeneinheit ist zu beachten. Dieser Zeitraum ist abhängig
von Bauart und Werkstoff der Berstscheibeneinheit, von den Betriebsbedingungen und vielen anderen Faktoren.

Hinweise zur Bestimmung des Zeitraums bis zum Austausch einer Berstscheibe sind in Anhang B enthalten.

6.1.4 Berstscheibeneinrichtungen werden häufig in korrosiv wirkenden Atmosphären eingesetzt, so dass ein
vorzeitiger Ausfall der Berstscheibe durch Korrosion erfolgen kann. Werkstoffe, die durch Korrosion angegriffen
werden können, können durch Beschichtungen, Überzüge oder Auskleidungen geschützt werden, die nur vom
Hersteller geliefert werden dürfen.

6.1.5 Die Auswahl des geeigneten Werkstoffs für die Berstscheiben hängt von den chemischen und physi-
kalischen Bedingungen sowohl vor als auch hinter der Berstscheibeneinrichtung während des Betriebes ab.

6.1.6 Falls sich vor der Berstscheibeneinrichtung Sublimate oder andere Feststoffe ablagern können, muss dar-
auf geachtet werden, dass die ausgewählte Bauart der Berstscheibeneinrichtung für diese Bedingungen geeignet
ist.

6.1.7 Bei der Auswahl der Größe der Berstscheibeneinrichtungen muss bei der Bestimmung des engsten Strö-
mungsquerschnitts darauf geachtet werden, ob Gegendruckstützen vorhanden sind.

6.1.8 Der Berstdruck einer Berstscheibe kann je nach Werkstoff und Bauart in Abhängigkeit von ihrer Tempe-
ratur schwanken.

ANMERKUNG Angaben über die zu erwartenden Schwankungen des Berstdruckes in Abhängigkeit von der Temperatur für
eine Herstellungsserie Berstscheiben sollten beim Hersteller erfragt werden. Im Allgemeinen ergibt sich im Temperaturbereich
15 °C bis 30 °C keine wesentliche Änderung des Berstdruckes. Über oder unter diesem Bereich kann eine Berstscheibe jedoch
einen niedrigeren bzw. höheren Berstdruck als innerhalb dieses Bereiches haben. Wenn für eine Berstscheibeneinrichtung zum
Schutz eines Gerätes ein Berstdruck bei einer zugehörigen Temperatur festgelegt ist, dann kann die Berstscheibe im Hinblick
auf den Berstdruck der Berstscheibe über den gesamten Temperaturbereich des zu schützenden Gerätes eventuell nicht den
erforderlichen Schutz bieten. Die zugehörige Temperatur ist möglicherweise nicht die gleiche Temperatur wie die des Mediums.

Die zugehörige Temperatur kann durch direkte Messung oder durch Berechnung nach anerkannten Wärmeüber-
tragungsverfahren bestimmt werden.

6.1.9 Berstscheiben können durch entsprechende Anordnung, Hitzeschilder oder andere Einrichtungen gegen
unzulässige Temperaturüberschreitung geschützt werden. Wenn es erforderlich ist, eine Berstscheibe gegen zu
hohe Temperatur zu schützen, kann der Einfluss dieses Schutzes bei der Festlegung der zugehörigen Temperatur
berücksichtigt werden.

Hitzeschilder zum Schutz einer Berstscheibe dürfen nur auf Empfehlung des Herstellers verwendet werden.

6.1.10 Die Bauart des Berstscheibenhalters sowie dessen Anschlüsse auf der Eintritts- und Austrittsseite müssen
dem Einbauverfahren der Berstscheibeneinrichtung und den Anforderungen an eine sichere Ableitung des
Mediums entsprechen.

6.1.11 Wenn eine Berstscheibeneinrichtung vor einem Sicherheitsventil eingebaut werden muss, um eine kombi-
nierte Einrichtung zu bilden, müssen bei der Auswahl die Anforderungen der für solche Einrichtungen geltenden
Norm(en) berücksichtigt werden.

12
EN ISO 4126-6:2003 (D)

6.1.12 Muss eine Berstscheibeneinrichtung für den Einbau vor und/oder hinter einem Sicherheitsventil gewählt
werden, dann sind sowohl der Hersteller der Berstscheibeneinrichtung als auch der Hersteller des Sicherheitsven-
tils zu Rate zu ziehen. Bei einem Einbau hinter dem Sicherheitsventil müssen die Auswirkungen auf den An-
sprechdruck des Sicherheitsventils aufgrund möglicher Undichtheit des Ventilsitzes und/oder von der Ablaufseite
der Berstscheibeneinrichtung berücksichtigt werden.

6.2 Auswahl der Ansprechtoleranz

Die Ansprechtoleranz ist von einer Anzahl Faktoren abhängig, einschließlich der folgenden:

a) Art der Berstscheibe

b) Werkstoff der Berstscheibe

c) Herstellungsverfahren

Bei der Auswahl der Ansprechtoleranz für einen bestimmten Anwendungsfall müssen die vorgenannten Faktoren
und die Verfahrensbedingungen berücksichtigt werden. Die Ansprechtoleranz muss vom Hersteller nach Rück-
sprache mit dem Besteller nach einem der beiden möglichen Verfahren nach EN ISO 4126-2:2003, Abschnitt 12,
festgelegt werden. Typische Ansprechtoleranzen sind in Tabelle 2 angegeben.

Der maximale Berstdruck bei der zugehörigen Temperatur darf auf keinen Fall 1,1 × PS überschreiten. Es sind
Vorkehrungen zu treffen, damit der Arbeitsdruck nicht ständig PS überschreitet.

Der untere Grenzwert für den Berstdruck muss so gewählt werden, dass ein angemessener Spielraum zwischen
Berstdruck und Arbeitsdruck sichergestellt ist. Es muss darauf geachtet werden, dass das Arbeitsverhältnis dem
Werkstoff und der Bauart der Berstscheibe sowie den Verfahrensbedingungen angepasst ist. Typische maximale
Arbeitsverhältnisse sind in Tabelle 3 enthalten.

13
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Tabelle 2 — Typische Ansprechtoleranzen

Festgelegter
Bauarten von Berstscheiben Typische
Berstdruck
(siehe Abschnitt 5 von EN ISO 4126-2:2003) Ansprechtoleranz
bar
Einfach konkav gewölbte Berstscheibe unter 0,5 ± 50 %
Konkav gewölbte zusammengesetzte Berstscheibe 0,5 bis 1,5 ± 30 % bis ± 15 %
Einfach konkav gewölbte Berstscheibe mit Vorkerbungen ab 1,5 ± 10 %
Einfach konkav gewölbte Berstscheibe mit Messeranordnung unter 2,0 ± 0,1 bar
ab 2,0 ±5%
Konvex gewölbte Berstscheibe mit Vorkerbungen unter 3 ± 0,15 bar
ab 3 ±5%
Konvex gewölbte Berstscheibe nach dem Abstreif- oder Abreiß- unter 1 ± 15 %
prinzip
1 bis 2 ± 10 %
ab 2 ±5%
Konvex gewölbte Berstscheibe mit Messeranordnung unter 1 ± 0,15 bar
1 bis 3 ± 15 %
ab 3 ±5%
Konvex gewölbte Berstscheibe nach dem Abscherprinzip unter 3 ± 0,15 bar
ab 3 ±5%
Konvex gewölbte zusammengesetzte oder mehrlagige Berst- unter 0,5 ± 15 %
scheibe
0,5 bis 3 ± 10 %
ab 3 ±5%
Auswechselbare Graphit-Berstscheibe unter 0,5 bis ± 25 %
Einteilige Graphit-Berstscheibe ab 0,5 ± 10 %
Ebene, zusammengesetzte Berstscheibe mit Schlitzen unter 0,5 ± 50 %
0,5 bis 1,5 ± 30 % bis ± 15 %
ab 1,5 ± 10 %

ANMERKUNG 1 Die Tabelle enthält typische Ansprechtoleranzen. Engere Toleranzen sind möglich.

ANMERKUNG 2 Die angegebenen typischen Ansprechtoleranzen sind festgelegte Berstdrücke mit gleichen positiven
und negativen Absolutwerten oder Prozentzahlen. Diese können in den maximalen und minimalen festgelegten Berstdruck
umgerechnet werden.

ANMERKUNG 3 Die Ansprechtoleranz für den jeweiligen Anwendungsfall sollte beim Hersteller erfragt werden.

14
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Oberer Grenzwert für den Berstdruck

Maximaler festgelegter Berstdruck (siehe 3.10)

Ansprechtoleranz (siehe 3.13)

Oberhalb des minimalen Berstdrucks muss die Scheibe


Minimaler festgelegter Berstdruck (siehe 3.11) innerhalb der Ansprechtoleranz bersten.

Unterer Grenzwert für den Berstdruck

Entsprechende Spanne

Arbeitsdruck (siehe 3.14) Scheibe bleibt intakt.

Bild 1 a — Angabe des maximalen und des minimalen festgelegten Berstdrucks


mit der zugehörigen Temperatur
Oberer Grenzwert für den Berstdruck

Positiver Absolutwert
oder Prozentsatz

Ansprechtoleranz (siehe 3.13)


Festgelegter Berstdruck (siehe 3.9)

Negativer Absolutwert
oder Prozentsatz

Oberhalb des minimalen Berstdrucks muss die Scheibe


innerhalb der Ansprechtoleranz bersten.
Unterer Grenzwert für den Berstdruck

Entsprechende Spanne

Arbeitsdruck (siehe 3.14) Scheibe bleibt intakt.


Bild 1 b — Angabe des festgelegten Berstdrucks und der Ansprechtoleranz
mit der zugehörigen Temperatur

Bild 1 — Verfahren zur Festlegung des Berstdrucks

15
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Tabelle 3 — Typische maximale Arbeitsverhältnisse

Typische maximale
Bauarten von Berstscheiben
Arbeits-
(siehe Abschnitt 5 von EN ISO 4126-2:2003)
verhältnisse
Einfach konkav gewölbte Berstscheibe 0,7
Konkav gewölbte zusammengesetzte Berstscheibe mit Schlitzen 0,8
Einfach konkav gewölbte Berstscheibe mit Vorkerbungen 0,8
Einfach konkav gewölbte Berstscheibe mit Messeranordnung 0,7
Konvex gewölbte Berstscheibe mit Vorkerbungen 0,9
Konvex gewölbte Berstscheibe nach dem Abstreif- oder Abreißprinzip 0,9
Konvex gewölbte Berstscheibe mit Messeranordnung 0,9
Konvex gewölbte Berstscheibe nach dem Abscherprinzip 0,9
Konvex gewölbte zusammengesetzte oder mehrlagige Berstscheibe 0,9
Auswechselbare Graphit-Berstscheibe 0,8
Einteilige Graphit-Berstscheibe 0,8
Ebene, zusammengesetzte Berstscheibe mit Schlitzen 0,5

ANMERKUNG 1 Definition für Arbeitsverhältnis siehe 3.26.

ANMERKUNG 2 Die Tabelle enthält typische maximale Arbeitsverhältnisse für eine Temperatur im Bereich zwischen
15 °C und 30 °C.

ANMERKUNG 3 Das Arbeitsverhältnis hängt von einer Reihe von Faktoren ab, einschließlich des Werkstoffes der
Berstscheibe, der Temperatur- und Druckwechsel oder -schwankungen, die bei der Festlegung eines zulässigen Zeitrau-
mes für den Austausch zu berücksichtigen sind (siehe Anhang B).

ANMERKUNG 4 Das Arbeitsverhältnis für den jeweiligen Anwendungsfall sollte beim Hersteller erfragt werden.

7 Einbau

7.1 Allgemeines

Die Anforderungen an die Anordnung von Berstscheibeneinrichtungen innerhalb des Systems, das sie schützen,
sind in 7.2 festgelegt. Allgemeine Anforderungen an den sicheren Einbau von Berstscheibeneinrichtungen sind in
7.3 enthalten.

7.2 Anordnung von Berstscheibeneinrichtungen

7.2.1 Eine Berstscheibeneinrichtung muss so nahe wie möglich an dem zu schützenden Gerät angebracht wer-
den, wobei Druckschwankungen, Temperatur und weitere Betriebsbedingungen zu berücksichtigen sind.

7.2.2 Das Druckentlastungssystem muss ausreichend bemessen sein, so gerade und kurz wie möglich verlaufen
und so enden, dass beim Abblasen keine gefährlichen oder schädigenden Bedingungen auftreten.

7.2.3 Die Rohrleitungen des Druckentlastungssystems müssen so ausgelegt sein, dass wärmebedingte Bewe-
gungen des zu schützenden Gerätes und der Rohrleitung des Druckentlastungssystems keine unzulässigen Kräfte
auf die Berstscheibeneinrichtung ausüben, die zu unsachgemäßem Funktionieren oder Ausfall führen können.

7.2.4 Berstscheibeneinrichtungen müssen so montiert werden, dass sie für ihren Austausch zugänglich und
gegen unbeabsichtigte Beschädigung geschützt sind.

16
EN ISO 4126-6:2003 (D)

7.2.5 Es sind Vorkehrungen zu treffen, um den Einfluss von Reaktionskräften auszugleichen, die unter Abblase-
bedingungen auf das zu schützende Gerät einwirken.

Ein Prallblech kann hinter einer Berstscheibeneinrichtung eingebaut werden, um das Abblasemedium umzuleiten
und/oder einen Rückstoß zu verhindern, vorausgesetzt die für das Druckentlastungssystem geforderte Abblase-
leistung wird dadurch nicht vermindert.

7.2.6 Beim Abblasen eines gefährlichen Mediums muss die mögliche Gefahr berücksichtigt und entsprechende
Maßnahmen ergriffen werden, um die Gefährdung so gering wie möglich zu halten.

7.2.7 Es sind Vorkehrungen zu treffen, um Ablagerungen vor der Berstscheibeneinrichtung und in ihrem Zulauf-
teil durch Sublimate oder andere Feststoffe zu verhindern, die die sichere Funktion der Berstscheibe beeinträch-
tigen könnten.

In der Abblaseleitung und/oder hinter der Berstscheibe dürfen sich keine Flüssigkeiten oder Fremdstoffe an-
sammeln.

7.2.8 Bei einteiligen Graphit-Berstscheiben mit Vertiefungen auf der Eintrittsseite (siehe Bild 4 in
EN ISO 4126-2:2003) muss der Innendurchmesser der auf der Austrittsseite an die Berstscheibe folgenden Abbla-
seleitung größer als der Innendurchmesser der Vertiefung sein.

7.2.9 Wenn in ein Druckentlastungssystem Berstscheibenhalter mit Schraubverbindung einzubauen sind, kann
eine zusätzliche Verbindung erforderlich sein, um den Zusammenbau und Austausch der Berstscheibe zu erleich-
tern.

7.3 Einbau von Berstscheibeneinrichtungen

7.3.1 Die Berstscheibeneinrichtung muss nach den Montage- und Einbauanweisungen des Herstellers zu-
sammengebaut und eingebaut werden.

ANMERKUNG Bei falscher Handhabung, falschem Zusammen- oder Einbau der Bauteile einer Berstscheibeneinrichtung
kann die Berstscheibe bei einem höheren oder niedrigeren Wert des geforderten Berstdruckes bersten.

7.3.2 Die Berstscheibeneinrichtung oder deren Bauteile dürfen in Bezug auf ihren Lieferzustand nicht verändert
werden, außer mit Genehmigung des Herstellers.

Die Aufbringung eines zusätzlichen Schutzfilms oder einer zusätzlichen Beschichtung auf eine Berstscheibe ist
nicht zulässig, sofern dies nicht vom Hersteller genehmigt ist, da dies einen wesentlichen Einfluss auf den Berst-
druck der Berstscheibe haben kann.

7.3.3 Die Berstscheibeneinrichtung muss unmittelbar vor dem Einbau auf sichtbare Fehler untersucht werden.
Beim Einbau ist sorgfältig darauf zu achten, Beschädigungen zu vermeiden.

7.3.4 Vor dem Zusammenbau muss die auf der Berstscheibe/Berstscheibeneinheit gekennzeichnete Angabe für
den Berstscheibenhalter überprüft werden um sicherzustellen, dass sie mit der Angabe auf dem Berstscheiben-
halter übereinstimmt.

7.3.5 Beim Zusammenbau der Bauteile der Berstscheibeneinrichtung muss die ordnungsgemäße Anbringung
aller vorhandenen Gegendruckstützen überprüft werden.

7.3.6 Beim Einbau müssen der Richtungspfeil, die Festlegungen für das Einschraubmoment sowie alle Hinweise
auf die Verwendung von Dichtungen eingehalten werden.

7.3.7 Art, Werkstoff und Maße der Dichtungen zwischen der Berstscheibeneinrichtung und den Flanschen,
zwischen die sie einzubauen ist, müssen für die festgelegten Bedingungen geeignet und mit der Flanschdichtfläche
und der Ausführung der Kontaktflächen der Berstscheibeneinrichtung und der Flansche kompatibel sein. Der Her-
steller sollte über die Auswirkung der Schraubenkraft, die zur Befestigung der Dichtung und zur Sicherstellung der
Abdichtung unter den festgelegten Bedingungen erforderlich ist, auf die Funktionsfähigkeit der Berstscheibenein-
richtung zu Rate gezogen werden.

17
EN ISO 4126-6:2003 (D)

7.3.8 Zur Sicherstellung der einwandfreien Funktion der Berstscheibeneinrichtung und der Wirksamkeit der
Dichtung zwischen der Berstscheibeneinrichtung und den Flanschen, zwischen denen die Berstscheibeneinrich-
tung eingebaut ist, muss die Berstscheibeneinrichtung zentriert zwischen die Flansche angeordnet werden.

7.3.9 Wenn Kennzeichen nach dem Einbau der Berstscheibe/Berstscheibeneinrichtung in das zu schützende
Gerät nicht sichtbar sind, ist der Besteller für die Anbringung eines entsprechenden Schildes an der Anlage ver-
antwortlich, das dauerhaft mit den gleichen Angaben gekennzeichnet ist, die auf der Berst-
scheibe/Berstscheibeneinrichtung oder der Verpackung angegeben sind.

18
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Anhang A
(informativ)

Bestellangaben

A.1 Allgemeines
Um den Hersteller bei der Auswahl einer geeigneten Berstscheibeneinrichtung für einen bestimmten Anwen-
dungsfall zu unterstützen, sollte jede Anfrage oder Bestellung die in A.2 bis A.6 aufgeführten Angaben enthalten.

Für wiederholte Bestellungen von Austausch-Berstscheiben sollten nur die Angaben nach A.7 gemacht werden.

A.2 Angaben zur Anwendung


a) Beschreibung des zu schützenden Behälters, Gerätes oder des Systems und gegebenenfalls Konstruktions-
code

b) Vorgesehene Anwendung der Berstscheibeneinrichtung. Es sollte angegeben werden, ob die Einrichtung zur
Verwendung z. B. als primäre oder sekundäre Entlastungseinrichtung, zum Schutz des Sicherheitsventils oder
für andere Funktionen bestimmt ist

c) Leistungsangaben und Einbaulage von am Behälter, Gerät oder System angebrachten Sicherheitsventilen
oder anderen Sicherheitseinrichtungen

d) Angabe des Mediums, das mit irgendeinem Teil der Berstscheibeneinrichtung in Berührung kommen kann;
physikalische Eigenschaften des Mediums, z. B. gas- oder dampfförmig, flüssig oder fest; nass oder trocken in
allen Stadien des Prozesses (einschließlich Abblasen); chemische Eigenschaften des Mediums, die die Funk-
tion der Berstscheibe beeinträchtigen können

e) alle Temperaturbedingungen (einschließlich der Temperatur der Berstscheibe unter normalen Arbeitsbedin-
gungen) und alle Druckbedingungen (einschließlich Gegendruck), denen die Berstscheibeneinrichtung ausge-
setzt werden kann. Geschwindigkeit und Häufigkeit von Druckveränderungen, falls zutreffend

f) Abblasedruck und Abblasetemperatur, die zu erwarten sind (siehe 3.15 und 3.16)

A.3 Angaben zur Funktion der Berstscheibeneinrichtung


a) Anforderungen an den festgelegten Berstdruck und die zugehörige Temperatur (siehe Bild 1) mit Angabe der
Einheiten

b) Geschwindigkeit der Druckveränderung bis zum Erreichen des Berstdruckes, falls zutreffend

c) erforderlicher kleinster Abblasequerschnitt der Berstscheibeneinrichtung

d) Werkstoffe, die der Besteller aufgrund seiner Kenntnisse des Prozesses als geeignet für die Werkstoffauswahl
für Berstscheibeneinrichtungen ansieht

e) Werkstoffe, die aus Sicherheitsgründen, wegen Korrosionsgefahr oder aus anderen Gründen nicht verwendet
werden dürfen

19
EN ISO 4126-6:2003 (D)

A.4 Angaben für den Einbau


a) Anordnung der Berstscheibeneinrichtung im System, vorzugsweise in Form einer Skizze

b) Art der Befestigung der Berstscheibeneinrichtung im System (z. B. zwischen Flanschen, direkte Befestigung
an einem Flansch, direktes Anschweißen am Austritt)

c) Durchmesser der Zuleitung zur Berstscheibeneinrichtung und Durchmesser der Abblaseleitung aus der Berst-
scheibeneinrichtung sowie: Flanschmaß, Bemessungsdaten, Ausführung und technische Festlegungen oder
sonstige Angaben zur Befestigung (z. B. Gewindefestlegungen und -größe)

d) Art, Werkstoff und Maße der zwischen den Montageflanschen und der Berstscheibeneinrichtung zu ver-
wendenden Dichtungen

e) Bauart und bevorzugter Werkstoff der Berstscheibenhalter (siehe 7.3.4)

f) Form und Beschaffenheit der äußeren Berührungsflächen, falls diese nicht mit der Norm des Herstellers über-
einstimmen

A.5 Besondere Angaben


a) Anforderungen an die Inspektion und Zertifizierung, zusätzlich zu den in dieser Norm festgelegten Anforde-
rungen

b) besondere Zusatzeinrichtungen, die in der Berstscheibeneinrichtung erforderlich sind (z. B. Überströmventil,


Drucküberwachungseinrichtung, Druckschrauben, Tragringe, Prallblech)

c) besondere Merkmale des Anwendungsfalles, die an anderer Stelle nicht angegeben sind

d) Anforderungen an die Dichtheitsprüfung

e) Anforderungen an die zerstörungsfreie Prüfung

A.6 Sprache
Die für die Kennzeichnung und die Anweisungen zu verwendende Sprache sollte angegeben werden.

A.7 Austausch-Berstscheiben
a) Menge

b) Typen-Kennzeichen des Herstellers

c) Kennzeichen des Halbzeugherstellers

d) Nennweite

e) der maximale festgelegte Berstdruck und der minimale festgelegte Berstdruck mit der zugehörigen Tempe-
ratur, mit Angabe der Einheiten

oder

der festgelegte Berstdruck und die jeweiligen positiven und negativen Absolutwerte oder Prozentzahlen mit
der zugehörigen Temperatur, mit Angabe der Einheiten

f) Kennzeichen des Berstscheibenhalters

20
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Anhang B
(informativ)

Hinweise zur Bestimmung der Zeitspanne bis zum Austausch


einer Berstscheibe

ANMERKUNG In diesem Anhang beinhaltet der Begriff Berstscheibe, wo zutreffend, ebenfalls Berstscheibeneinheit und
Berstscheibeneinrichtung mit nicht auswechselbaren Berstscheibeneinheiten.

B.1 Einleitung
Für die Sicherheit eines Druckgerätes ist es von grundlegender Bedeutung, dass jede zugeordnete Druckent-
lastungseinrichtung/jedes Druckentlastungssystem das Gerät gegen unzulässigen Überdruck schützen kann. Des-
halb ist es wichtig, dass diese Funktion erhalten bleibt, um einen kontinuierlichen sicheren Ablauf während des
Betriebes sicherzustellen.

Unter Betriebsbedingungen kann die Druckentlastungseinrichtung/das Druckentlastungssystem so beeinträchtigt


werden, dass die anfängliche Leistungsfähigkeit nicht mehr gegeben ist. Dies kann z. B. durch Korrosion, Belag-
bildung und/oder andere Betriebsbedingungen verursacht werden. Es kann auch von der Konstruktion der
Druckentlastungseinrichtungen, deren Konstruktionswerkstoffen, den Betriebsbedingungen und der Umgebung,
der sie ausgesetzt sind, abhängen.

Deshalb ist es wichtig, den Zeitraum zwischen den Inspektionen der Druckentlastungseinrichtung/des Druckent-
lastungssystems oder den Zeitraum bis zum Austausch festzulegen. In einigen Fällen unterliegt der Zeitraum zwi-
schen den Inspektionen behördlichen Anforderungen. Berstscheibeneinrichtungen erfordern eventuell je nach An-
wendungsfall besondere Maßnahmen (siehe B.2).

B.2 Berstscheibeneinrichtungen
Nach der Fertigstellung einer Herstellungsserie von Berstscheiben wird stichprobenweise eine bestimmte Anzahl
aus jeder Serie entnommen und einer Berstprüfung unterzogen, um nachzuweisen, dass die Berstdrücke mit den
festgelegten Anforderungen übereinstimmen (siehe EN ISO 4126-2).

Wenn die Berstscheibe in Betrieb genommen und den Betriebsbedingungen ausgesetzt wird, können sich ihre
Funktionsmerkmale ändern, bis sie nach einer bestimmten Zeit nicht mehr entsprechend den festgelegten Anforde-
rungen funktioniert und unter normalen Betriebsbedingungen bersten kann. Für einige Anwendungsfälle kann es
erforderlich sein, den wahrscheinlichen Zeitraum dafür zu bestimmen, d. h. einen Zeitraum bis zum Austausch der
Berstscheibe festzulegen.

Die Faktoren, die die Zeitspanne für den Austausch beeinflussen können, sind in B.3 angegeben und die verschie-
denen Verfahren zur Festlegung dieses Zeitraums sind in B.4 enthalten.

B.3 Zeitspanne bis zum Austausch


Die Zeitspanne bis zum Austausch einer Berstscheibe sollte den vorausberechneten Zeitraum, nach dem die
Berstscheibe nicht mehr entsprechend den festgelegten Anforderungen funktioniert, nicht überschreiten. Wenn der
Zeitraum bis zum Austausch festgelegt ist, dann sollte er ohne zusätzliche Berücksichtigung vorhandener Erfah-
rungen und aller Einsatzbedingungen nicht überschritten werden.

Es kann Anwendungsfälle geben, in denen es sicher ist, die Berstscheibe in Betrieb zu belassen, bis sie unter
normalem Arbeitsdruck birst.

Bevor eine Berstscheibe in Betrieb genommen wird, sollte ein angemessener Zeitraum bis zum Austausch festge-
legt werden. Dieser Zeitraum kann auf der Grundlage ausreichender Betriebserfahrungen verlängert oder, wenn
die Erfahrungen nicht zufriedenstellend sind, verkürzt werden.

21
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Bei der Festlegung der Zeitspanne bis zum Austausch ist der Einfluss einer Reihe von Faktoren zu berücksichti-
gen, einschließlich der folgenden:

a) Bauart der Berstscheibe


b) Konstruktionswerkstoffe
c) Arbeitsverhältnis (siehe 3.26)
d) zugehörige Temperatur der Berstscheibe
e) Betriebsbedingungen, denen die Berstscheibe ausgesetzt ist

Insbesondere ist wichtig, dass die zugehörige Temperatur, betriebsbedingte Kriterien und vorhersehbare Bedin-
gungen einschließlich Druck- und/oder Temperaturwechsel vom Besteller angegeben und für den Hersteller fest-
gelegt werden.

In Fällen, in denen Korrosion, Belagbildung und andere Betriebsbedingungen nicht bekannt und mit ausreichender
Genauigkeit vorhergesagt werden können, sollte der anfängliche Zeitraum für den Austausch so festgelegt werden,
dass die Sicherheit nicht gefährdet ist.

Wichtig sind vorschriftsmäßige Handhabung und Einbau. Falscher Einbau, falsche Anziehmomente (falls zu-
treffend) und mechanische Beschädigung können einen unmittelbaren Einfluss auf den Zeitraum bis zum Aus-
tausch haben.

B.4 Verfahren zur Bestimmung der Zeitspanne bis zum Austausch

B.4.1 Allgemeines

Die Verfahren zur Bestimmung der Zeitspanne bis zum Austausch einer Berstscheibe sind in B.4.2 bis B.4.5 ange-
geben. Es kann zweckmäßig sein, die Verfahren zu kombinieren, z. B. B.4.2 mit B.4.3.

B.4.2 Verwendung von Herstellerangaben

Die Hersteller kennen die mechanischen Belastungen, Beanspruchungen und Arbeitsverhältnisse unter ver-
schiedenen Betriebsbedingungen sowie die Grenzen ihrer jeweiligen Konstruktionen und Werkstoffe. Ihnen können
Daten zur Verfügung stehen wie Analysenergebnisse, Prüfberichte (Lastwechsel, Korrosion) und Aufzeichnungen
über frühere Anwendungsfälle, die verwendet werden können.

B.4.3 Verwendung von Aufzeichnungen des Bestellers

Der Besteller kann mit der Verwendung einer bestimmten Bauart und dem Werkstoff der Berstscheibe unter ver-
gleichbaren Betriebsbedingungen vertraut sein. Er kann über Aufzeichnungen (bezogen auf Betrieb, Inspektion,
Überwachung und frühere Anwendungsfälle) verfügen, die verwendet werden können.

B.4.4 Prüfung von Berstscheiben nach einer bestimmten Zeitdauer im Betrieb

Nach einer bestimmten Zeit im Betrieb wird die Berstscheibe sorgfältig ausgebaut, ordnungsgemäß verpackt und
zur Untersuchung und Prüfung an den Hersteller zurückgeschickt.

Maßänderungen, Anzeichen von Korrosion, Dichtheit (falls zutreffend), Berstdruck und weitere zweckdienliche
Angaben werden aufgezeichnet. Nach Vergleich mit den ursprünglichen Aufzeichnungen über die Berstscheibe
kann der Zeitraum bis zum Austausch verändert werden.

B.4.5 Prüfung unter Bedingungen, die einem normalen Betrieb entsprechen

Eine Anzahl Berstscheiben, die in Bauart, Typ, Größe, Werkstoff und Anforderungen an den festgelegten Berst-
druck den zu verwendenden Berstscheiben entsprechen, wird unter Bedingungen geprüft, die den im Betrieb zu
erwartenden Bedingungen entsprechen. Veränderungen der Leistungsmerkmale innerhalb eines bestimmten Zeit-
raums oder der Zeitraum bis zum Bersten der Berstscheibe werden aufgezeichnet und die Daten werden zur
Festlegung des Zeitraums bis zum Austausch zugrunde gelegt.

22
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Anhang C
(informativ)

Abblaseleistung des Druckentlastungssystems

C.1 Allgemeines
C.1.1 Die Abblaseleistung des Druckentlastungssystems sollte so bemessen sein, dass sichergestellt ist, dass
unter Abblasebedingungen der maximal zulässige Druck des zu schützenden Gerätes um nicht mehr als die zu-
lässige Drucküberschreitung überschritten wird.

C.1.2 Dieser Anhang enthält Richtlinien zur Bestimmung des Massenstroms eines Druckentlastungssystems,
das eine Berstscheibeneinrichtung enthält. Er gilt für die Einphasenströmung.

ANMERKUNG 1 Alternative Verfahren zur Bestimmung der Abblaseleistung eines Druckentlastungssystem sind vorhanden
und werden gegebenenfalls bei einer späteren Überarbeitung dieser Norm übernommen.

ANMERKUNG 2 Richtlinien für die Bemessung bei Zweiphasenströmung (Dampf-Flüssigkeitsgemisch), die entweder am
Eintritt zweiphasig ist oder wenn ein Teil oder sämtliche Flüssigkeit beim Abblasen plötzlich verdampft, werden gegebenenfalls
bei einer späteren Überarbeitung in diese Norm übernommen werden.

C.1.3 Es gibt zwei Verfahren:

a) C.2 behandelt ein vereinfachtes Verfahren, bei dem ein Druckabfall in der Zulauf- und in der Abblaseleitung
unberücksichtigt bleibt. Dieses Verfahren wird deshalb nur begrenzt angewendet.

b) C.3 behandelt ein erweitertes Verfahren zur Berechnung von Druckentlastungssystemen, wobei die Druck-
wechsel im gesamten Druckentlastungssystem berücksichtigt werden.

C.1.4 Es muss sichergestellt sein, dass das gewählte Verfahren für den jeweiligen Anwendungsfall geeignet ist
und von entsprechend qualifizierten und erfahrenen Personen sachgemäß umgesetzt wird.

C.2 Vereinfachtes Verfahren

C.2.1 Allgemeines

Dieses Verfahren sollte angewendet werden, wenn mit Sicherheit davon ausgegangen werden kann, dass in der
Zulauf- und in der Abblaseleitung nur ein vernachlässigbarer Druckabfall auftritt; es ist begrenzt auf die Anwen-
dungsfälle, in denen folgende Bedingungen gelten:

 die Berstscheibeneinrichtung bläst direkt zur Atmosphäre ab

und

 ist in einem Abstand von höchstens acht Rohrdurchmessern vom Eintritt in den Gerätestutzen angebracht

 der Abblasequerschnitt der Berstscheibeneinrichtung beträgt mindestens 50 % des Querschnitts des Zulauf-
rohres

 die Anordnung der Stutzen entspricht Tabelle C.1

 die Strömung ist einphasig

 die Länge der Abblaseleitung nach der Berstscheibeneinrichtung beträgt höchstens fünf Rohrdurchmesser

 der Nenndurchmesser der Zulauf- und der Abblaseleitung ist gleich oder größer als die Nennweite der Berst-
scheibeneinrichtung

23
EN ISO 4126-6:2003 (D)

C.2.2 Kompressible Fluide

C.2.2.1 Allgemeines

In diesem Fall wird die Durchflussmenge durch die Anordnung der Stutzen am Geräteeintritt und die Berst-
scheibeneinrichtung geregelt. Eine kombinierte Ausflussziffer wird durch α angegeben.

Die in Tabelle C.1 angegebenen Werte der Ausflussziffern für die Anordnung der Stutzen am Eintritt und die Berst-
scheibeneinrichtung für kompressible Fluide basieren auf Versuchen (siehe Literaturhinweise [2] und [3]).

Tabelle C.1 — Ausflussziffern α

Abzweig/Stutzen Ausfluss-
Nummer
Bauart ziffer, α

1 Bei durchgestecktem Abzweig/Stutzen 0,68

2 Bei eingesetztem Abzweig/Stutzen oder 0,73


bei einem Blockflansch mit nicht hydro-
dynamischer Konfiguration der Eintritte

Bei einem Abzweig/Stutzen oder Block-


flansch mit hydrodynamischer Konfigura-
3 0,80
tion, z. B.: mit gerundetem oder ange-
fastem Eintritt

C.2.2.2 Kritische und unterkritische Strömung

Die Durchflussmenge eines kompressiblen Fluids durch eine Öffnung entsprechend einer Berstscheibeneinrich-
tung nimmt mit abnehmendem Druck auf der Austrittsseite auf den kritischen Druck so lange zu, bis ein kritischer
Strömungszustand erreicht ist. Ein weiteres Abfallen des Druckes auf der Austrittsseite ergibt keine weitere Zu-
nahme der Durchflussmenge.

Kritische Strömung tritt auf, wenn

k
pb æ 2 ö k −1
≤ç ÷ (1)
p o çè k + 1÷ø

24
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Unterkritische Strömung tritt auf, wenn

k
pb æ 2 ö k −1
>ç ÷ (2)
p o çè k + 1 ÷ø

Wobei die Gültigkeit von Rankine's Gesetz angenommen wird.

C.2.2.3 Abblaseleistung bei kritischem Strömungszustand

C.2.2.3.1 Abblaseleistung bei Gas/Dampf

Die Abblaseleistung bei kritischem Strömungszustand kann aus einer der folgenden Gleichungen abgeleitet wer-
den:

po
Q m = 0,2883 × C × α × Ao (3a)
vo

oder

Qm vo
Ao = 3,469 (3b)
C ×α po

oder

M
Q m = C × α × Ao × p o (3c)
To × Z o

oder

Qm To × Z o
Ao = (3d)
C × α × po M

wobei die Gültigkeit von Rankine's Gesetz angenommen wird

und

(k + 1)
æ 2 ö (k − 1)
C = 3,948 k çç ÷÷ (4)
è k + 1ø

Der zur Ermittlung von C verwendete Wert k sollte sich auf die tatsächlichen Strömungsbedingungen beziehen und
nach Tabelle 2 von EN ISO 4126-7:2003 bestimmt werden.

Der Realgasfaktor Zo sollte nach Bild 1 von EN ISO 4126-7:2003 bestimmt werden. Werte für die kritische Tempe-
ratur und den kritischen Druck für einige Gase zur leichteren Bestimmung von Zo sind in Tabelle 4 von
EN ISO 4126-7:2003 angegeben. Falls jedoch nur unzureichende Angaben zur Verfügung stehen, kann ein Wert
von 1,0 eingesetzt werden (siehe auch Anhang D).

25
EN ISO 4126-6:2003 (D)

C.2.2.3.2 Abblaseleistung bei Dampf

a) Trockener Sattdampf oder Heißdampf:

Die Abblaseleistung bei trockenem Sattdampf oder Heißdampf kann aus den Gleichungen 3a und 3b abge-
leitet werden. Die Werte für k, C und v sollten sich jedoch auf die tatsächlichen Strömungsbedingungen des
Dampfes beziehen und nach Tabelle 1 von EN ISO 4126-7:2003 bestimmt werden.

b) Nassdampf:

Die nachfolgende Gleichung gilt nur für homogenen Nassdampf mit einem Trockendampfanteil von 90 % und
darüber (d. h. x > 0,9):

æ po ö
ç 0,2883 × C × α × A ÷
ç o ÷
è vo ø
Qm = (5)
x

Dabei gilt:

k, C und vo werden nach Tabelle 1 von EN ISO 4126-7:2003 ermittelt.

C.2.2.4 Abblaseleistung bei kritischer Strömung

C.2.2.4.1 Die kombinierten Ausflussziffern aus drei spezifischen Bauarten von Stutzen und Berstscheibenein-
richtung in Kombination sind in Tabelle C.1 angegeben.

Diese Ausflussziffern gelten mit: 0,5 × A1 ≤ Ao ≤ A1

C.2.2.4.2 Wenn es durch die entsprechende Anwendungsnorm gefordert wird oder wenn die Stutzen/Berst-
scheiben-Konfiguration den Anforderungen nach C.2.1 nicht entspricht, dann sollte das erweiterte Verfahren ange-
wendet werden. Anhang E enthält ein Prüfverfahren zur Bestimmung der Strömungswiderstandsfaktoren, die bei
der Ermittlung der Abblaseleistungen eines gesamten Abblasesystems mit Berstscheibeneinrichtung den
Reibungsverlusten der Leitungen des Abblasesystems (vor und hinter der Berstscheibeneinrichtung) hinzuge-
rechnet werden müssen.

C.2.2.5 Abblaseleistung bei unterkritischem Strömungszustand

Die Abblaseleistung bei unterkritischem Strömungszustand kann aus einer der folgenden Gleichungen abgeleitet
werden:

po
Q m = 0,2883 × C × K b × α × Ao (6a)
vo

oder

Qm
Ao = 3,469 (6b)
vo
C × Kb × α
po

oder

M
Q m = C × K b × α × Ao × p o (6c)
To × Z o

26
EN ISO 4126-6:2003 (D)

oder

Qm To × Z o
Ao = (6d)
C × K b × α × po M

ANMERKUNG 1 Bei unterkritischem Strömungszustand:

2k éæ p ö 2
æp ö
( k + 1) ù
êç b ÷ k − çç b ÷÷ k ú
k −1 êçè p o ÷ø è po ø ú
ë û
Kb = ( k + 1)
(7)
æ 2 ö ( k − 1)
k çç ÷÷
è k + 1ø

Werte siehe Tabelle 3 von EN ISO 4126-7:2003.

ANMERKUNG 2 Bei kritischer Strömung, Kb = 1,0.

C.2.2.6 Ausflussziffer bei unterkritischer Strömung

Bei unterkritischen Strömungsbedingungen nähern sich die auf Strömungsbegrenzungen basierenden Ausfluss-
ziffern mit steigendem Druckverhältnis pb/po an die Ausflussziffern an, die für inkompressible Fluide nachgewiesen
wurden.

C.2.3 Inkompressible Fluide

C.2.3.1 Abblaseleistung

Für inkompressible Fluide als Einphasenströmung am Eintritt, die beim Abblasen weder teilweise noch vollständig
verdampfen, gelten die folgenden Gleichungen:

Q m = 1,610 × Ao × K v × α × p × ∆p (8a)

Qm
Ao = 0,621 (8b)
Kv × α × p × ∆p

ANMERKUNG 1 Der Einfluss der Druckhöhe sollte berücksichtigt werden.

ANMERKUNG 2 Wenn die Flüssigkeit eine Viskosität kleiner oder gleich der von Wasser bei 20 °C hat, darf der Faktor Kv mit
1,0 eingesetzt werden. Bei höheren Viskositäten wird die Ableitung durch eine gegebene Berstscheibeneinrichtung reduziert.
Der Viskositäts-Korrekturfaktor Kv ist auf die Reynolds-Zahl bezogen und kann Bild 2 von EN ISO 4126-7:2003 entnommen
werden. Die Reynolds-Zahl Re kann nach folgender Gleichung festgelegt werden:

Qm
Re = 0,3143 (9)
µ Ao

ANMERKUNG 3 Bei der Bemessung für die Entspannung unter viskosen Bedingungen sollte zuerst die Größe bei nicht-
viskosen Bedingungen festgestellt werden, um einen vorläufigen Querschnitt zu erhalten. Danach sollte die nächsthöhere
Größe zur Berechnung von Re gewählt werden. Wenn die Bemessungsgleichung zeigt, dass die bei der Berechnung von Re
angenommene Querschnittsfläche zu klein war, sollte die Berechnung mit der nächsthöheren Größe einer Berstscheibenein-
richtung wiederholt werden.

C.2.3.2 Ausflussziffer

Die Ausflussziffer entspricht 0,62 oder dem in der jeweiligen Anwendungsnorm festgelegten Wert.

27
EN ISO 4126-6:2003 (D)

C.2.4 Auswahl des Strömungsquerschnitts der Berstscheibeneinrichtung

Der Abblasequerschnitt AB einer Berstscheibeneinrichtung sollte nicht kleiner sein als der berechnete erforderliche
engste Strömungsquerschnitt Ao.

AB ≥ Ao (10)

ANMERKUNG Wenn der gewählte engste Strömungsquerschnitt einer Berstscheibeneinrichtung größer ist als der
Strömungsquerschnitt der Zuleitung A1, dann ist A1 anstelle von AB die maßgebende Querschnittsfläche. A1 sollte nicht kleiner
sein als Ao.

C.3 Erweitertes Verfahren

C.3.1 Allgemeines

C.3.1.1 Bei diesem Verfahren werden die reversiblen und irreversiblen Druckänderungen im gesamten
Druckentlastungssystem z. B. Stutzeneintritt, Zuleitungsrohr, Berstscheibeneinrichtung, Abblaseleitung und Aus-
trittsöffnung in einen Abströmbehälter oder in die Atmosphäre) berücksichtigt. Weitere Angaben siehe Literatur-
hinweise [7], [8] und [9].

C.3.1.2 Für die Analyse des Druckentlastungssystems sind Angaben über den Druckabfall nach dem Bersten
der Berstscheibeneinrichtung erforderlich. Anerkannte Berechnungsverfahren für die Flüssigkeitsströmung sind
ausreichend, solange der effektive engste Strömungsquerschnitt bekannt ist oder nachgewiesen werden kann und
den Berechnungen gültige Annahmen zugrunde liegen.

ANMERKUNG Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass eine Berstscheibe in der Regel eine runde, scharfkantige
Öffnung ist.

Anhang E enthält ein Verfahren zur Bestimmung des Strömungswiderstandsfaktors einer Berstscheibeneinrichtung
durch eine Prüfung des Durchflusses.

C.3.2 Kompressible Fluide

Es wird festgestellt, ob unterkritische oder kritische Strömung gegeben ist.

C.3.2.1 Unterkritische Strömung

Bei unterkritischer Strömung wird eine Durchflussmenge angenommen und die Druckwechsel im Druck-
entlastungssystem errechnet. Es wird nach einem iterativen Verfahren vorgegangen, bis die Durchflussmenge
festgestellt wird, bei der der errechnete Druckabfall gleich oder kleiner ist als die vorhandene Druckdifferenz.

C.3.2.2 Kritische Strömung

Bei kritischer Strömung wird eine genaue Analyse für das gesamte Druckentlastungssystem durchgeführt, um fest-
zustellen, wo die Strömung blockiert ist, und um die Abblaseleistung des Druckentlastungssystems zu ermitteln.

Das nachfolgende Verfahren wird für die Analyse empfohlen:

a) Ab dem Austritt in den Gerätestutzen werden mögliche Stellen einer blockierten Strömung ermittelt

b) Es wird eine Durchflussmenge angenommen und danach die Druckwechsel im gesamten Druckentlastungs-
system ab dem Austritt bis zum Eintritt in den Gerätestutzen errechnet. An jeder Stelle einer möglichen
Blockierung kann der Druck, bei dem die Geschwindigkeit gleich der kritischen Geschwindigkeit wäre, errech-
net werden. Auf diese Weise kann festgestellt werden, ob eine Blockierung tatsächlich auftreten würde.

Es wird nach einem iterativen Verfahren vorgegangen, bis die Durchflussmenge festgestellt wird, bei der der
errechnete Druckabfall gleich oder kleiner ist als die vorhandene Druckdifferenz.

28
EN ISO 4126-6:2003 (D)

In der Fachliteratur gibt es viele veröffentlichte Bemessungsverfahren, es ist jedoch notwendig, bei der Auswahl
des Verfahrens für den jeweiligen Anwendungsfall sorgfältig vorzugehen. Das falsche Verfahren kann zu schwer-
wiegenden Fehlern führen.

Das genaueste Bemessungsverfahren ist die Verwendung eines Computerprogramms auf der Grundlage von Glei-
chungen für die Grundströmung sowie thermodynamischen/physikalischen Kennwerten. Weitere Angaben siehe
Literaturhinweise [7], [8] und [9].

C.3.3 Inkompressible Fluide

C.3.3.1 Allgemeines

Es wird festgestellt, ob die Strömung von der Reynolds-Zahl abhängt oder nicht.

C.3.3.2 Von der Reynolds-Zahl unabhängige Strömung

Wenn die Strömung von der Reynolds-Zahl unabhängig ist (vollständige Turbulenz), kann die Durchflussmenge
direkt nach der Grundgleichung für die Flüssigkeitsströmung bestimmt werden.

C.3.3.3 Von der Reynolds-Zahl abhängige Strömung

Wenn die Strömung von der Reynolds-Zahl abhängig ist, wird eine Durchflussmenge angenommen und die Druck-
wechsel im gesamten Druckentlastungssystem werden errechnet. Es wird nach einem iterativen Verfahren vorge-
gangen, bis die Durchflussmenge festgestellt wird, bei der der errechnete Druckabfall gleich oder kleiner ist als die
vorhandene Druckdifferenz.

29
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Anhang D
(informativ)

Ableitung des Realgasfaktors Z

Der Realgasfaktor Z bei Abblasebedingungen kann aus genauen p-v-T-Daten für Gase anhand folgender
Gleichung errechnet werden:

M
Z o = 10 5 × p o × v o (11)
R × To

Liegen keine genauen Daten vor, kann der Realgasfaktor nach der reduzierten Temperatur Tr = To/Tc und dem
reduzierten Druck pr = po/pc des kritischen Druckes des reinen Gases errechnet werden, wie in Bild 1 von
EN ISO 4126-7:2003 dargestellt.

BEISPIEL Der Wert für Zo wird bei einem Abblasen von Gas durch eine Berstscheibeneinrichtung mit einem Druck von
100 bar und einer Temperatur von 70 °C wie folgt bestimmt:

Abblasedruck (po) = 100 + 1


= 101 bar abs

Abblasetemperatur (To) = 70 + 273


= 343 K

Kritischer Druck (pc) = 50,5 bar abs

Kritische Temperatur (Tc) = 298 K

pr = (po/pc) = (101/50,5) =2

Tr = (To/Tc) = (343/298) = 1,15

Aus Bild 1 von EN ISO 4126-7:2003 Zo = 0,49

30
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Anhang E
(informativ)

Prüfung des Durchflusses von Berstscheibeneinrichtungen

E.1 Anwendungsbereich
Das Verfahren ist ein Prüfverfahren zur Bestimmung des Strömungswiderstandes, bei dem der Prüfling eine Berst-
scheibeneinrichtung ist. Die Prüfdaten werden zur Festlegung des Strömungswiderstandsfaktors KR für eine be-
stimmte Bauart und Größe einer Berstscheibeneinrichtung für kompressible Fluide zugrunde gelegt.

ANMERKUNG Zur Zeit werden Verfahren zur Ableitung von KR für inkompressible Fluide entwickelt, die in eine spätere Aus-
gabe dieser Norm aufgenommen werden.

Andere Verfahren können nach Absprache zwischen Besteller und Hersteller unter der Voraussetzung angewendet
werden, dass Prüfanforderungen, Prüfverfahren, Durchführung der Prüfung und Ableitung des Strömungs-
widerstandsfaktors mindestens so genau und verläßlich sind wie die Anforderungen dieses Verfahrens.

E.2 Prüfanforderungen
Das Verfahren zur Bestimmung des Strömungswiderstandsfaktors von Berstscheibeneinrichtungen ist im Folgen-
den beschrieben:

E.2.1 Prüfsystem

E.2.1.1 Allgemeines

Eine empfohlene Anordnung des Prüfsystems für kompressible Fluide ist in Bild E.1 dargestellt. Zwischen den
Druckmessstellen A und B, B und C, C und D sind Differenzdruck-Messeinrichtungen zu verwenden. Das primäre
Element muss entweder:

 ein Unterschall-Interferenzmessgerät mit Drosselblende, Strömungsmessdüse und Venturirohr oder

 ein Schall-Interferenzmessgerät mit blockierten Düsen sein.

Die je Messeinrichtung durchzuführenden Messungen sind:

E.2.1.2 Unterschall-Interferenzmessgerät

Messung von

a) statischem Eintrittsdruck

b) Eintrittstemperatur

c) Differenzdruck

E.2.1.3 Schall-Interferenzmessgerät

Messung von

a) Gesamt-(Stau-)Druck am Eintritt

b) Gesamt-(Staupunkt-)Temperatur am Eintritt

31
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Bild E.1b — Einzelheit Druckmessstelle

Bild E.1a — Anordnung der Prüfeinrichtung Bild E.1c — Anordnung des übrigen Prüfstandes
wie Prüfstand ohne Strömungsgleichrichter
Legende
1 15 Rohrdurchmesser 11 Standard-Bohrung 40, handelsübliches, sauberes
2 30 Rohrdurchmesser Rohr
3 12 Rohrdurchmesser 12 Berstscheibeneinrichtung
4 2 Rohrdurchmesser 13 Druckmessgerät
5 30 Rohrdurchmesser 14 Temperaturmessgerät
6 60 Rohrdurchmesser 15 Prüfbehälter
7 Druckmessstelle D 16 Mindestens 2,5 × A — Empfohlen 5 × A
8 Druckmessstelle C 17 Strömungsgleichrichter
9 Druckmessstelle B 18 22 Rohrdurchmesser
10 Druckmessstelle A

ANMERKUNG Für die Bestimmung von A siehe Tabelle E.1.

Bild E.1 — Messung von KR — Empfohlene Anordnung der Prüfeinrichtung für kompressible Fluide

32
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Tabelle E.1 — Bestimmung von A

Nennweite A
des Rohres mm
der Druckmessstelle
DN höchstens mindestens

50 6 3,2
80 9,5 3,2
100 bis 200 12,5 3,2

250a 19 3,2

a Die Kante der Bohrung sollte sauber und scharf oder leicht gerundet sein, frei von
Graten, Drahtkanten oder anderen Unregelmäßigkeiten und kein Befestigungsteil darf in
das Rohr hineinragen.

E.2.1.4 Die Prüfeinrichtung sollte so genau sein, dass die Messunsicherheit bei der letzten Durchflussmes-
sung ± 2,0 % des Messwertes und bei Einzelmessungen ± 0,5 % des Messwertes nicht überschreitet. Die Mess-
unsicherheit bei Temperaturmessungen sollte höchstens ± 1 °C betragen. Die Festlegung dieser Grenzwerte sollte
aufgezeichnet werden und zur Nachprüfung verfügbar sein.

E.2.1.5 Der Durchmesser des Prüfbehälters sollte mindestens dem 10fachen Innendurchmesser der Berst-
scheibeneinrichtung entsprechen. Die Abblaseleitung sollte mindestens die gleiche Nennweite haben wie der Aus-
tritt der Berstscheibeneinrichtung und sollte in ein ausreichend bemessenes System abblasen, um sicherzustellen,
dass kein Gegendruck vorherrscht.

E.2.1.6 Die Ausrichtung zwischen der Mitte der Mittelachse von Ein- und Austritt der Berstscheibeneinheit
sollte Tabelle E.2 entsprechen:

Tabelle E.2 — Zulässige Abweichung

Rohr-Nennweite Abweichung
mm
DN 15 bis DN 25 0,8
DN 30 bis DN 150 1,6
ab DN 200 1 % des Nenn-Innendurchmessers

Die Dichtungen sollten so angeordnet sein, dass sie nicht in die Strömung hineinragen.

E.2.1.7 Die Rauheit des Rohres sollte im Bereich zwischen 2 µm und 46 µm liegen.

E.2.1.8 Die Differenz zwischen den Strömungswiderstandsfaktoren, berechnet nach E.5 auf der Grundlage
von Daten nach E.4.7 und aufgezeichnet bei Mindestdruck und Mindest-Nennweite für das Prüfsystem, sollte ohne
in die Prüfeinrichtung eingebauten Prüfling zwischen den Druckmessstellen A und B innerhalb von 3 % der Diffe-
renz zwischen den Strömungswiderstandsfaktoren der Druckmessstellen C und D liegen.

E.2.2 Prüfmedien

Als Prüfmedien zur Bestimmung der Strömungsdaten werden Luft oder andere kompressible Fluide verwendet.
Sattdampf ist als Prüfmedium nicht zulässig. Es ist darauf zu achten, dass während der Prüfung keine Vereisung
im Inneren des Prüfsystems auftritt.

33
EN ISO 4126-6:2003 (D)

E.2.3 Prüflinge

E.2.3.1 Die Prüfungen für die Bescheinigung des Strömungswiderstandes sollten bei einem Eintrittsdruck der
Berstscheibeneinrichtung von höchstens 110 % des festgelegten Berstdruckes durchgeführt werden.

E.2.3.2 Für alle Bauarten von Berstscheiben sollte der Hersteller für die Prüfung die erforderlichen Berst-
scheibeneinrichtungen nach E.3 zur Verfügung stellen, zusammen mit Zeichnungen des Querschnitts, die die Kon-
struktion der Berstscheibeneinrichtung darstellen.

E.2.3.3 Die geprüften Berstscheibeneinrichtungen sollten für Bauart oder Typ der Berstscheibeneinheit
repräsentativ sein, für die der Widerstandsfaktor gefordert wird. Sie sollten für eine Bauartprüfung aus einer Her-
stellungsserie von Scheiben gleicher Nennweite und Bauart ausgewählt und nach EN ISO 4126-2 gekennzeichnet
werden.

E.2.3.4 Die Nennweite des Rohres der Prüfeinrichtung sollte der Nennweite der zu prüfenden Berstscheiben-
einrichtung entsprechen.

E.2.3.5 Die folgenden Angaben sollten vor der Durchführung der Prüfungen festgelegt werden:

a) vollständige Angaben über die zu prüfende(n) Berstscheibeneinrichtung(en)

b) Einzelheiten über das Prüfsystem einschließlich der empfohlenen Messeinrichtung, der Prüf- und Kalibrierver-
fahren sowie des Nachweises der Grenzwerte für die Messunsicherheiten

E.2.3.6 Bei den zu prüfenden Konstruktionen von Berstscheibeneinrichtungen sollte der Prüfling unter den
folgenden Bedingungen zum Bersten gebracht werden:

 in der Prüfeinrichtung unmittelbar vor der Prüfung des Durchflusses

oder

 vom Hersteller in Gegenwart eines unabhängigen Zeugen, der die für jede einzelne Prüfung des Strömungs-
widerstandes zu verwendenden Prüflinge zertifiziert.

ANMERKUNG Dieses Verfahren kann bei Berstscheiben angewendet werden, deren zugehörige Temperatur außerhalb des
Bereiches von 15 °C bis 30 °C liegt.

E.3 Prüfverfahren
E.3.1 Die Prüfung zur Festlegung des Strömungswiderstandsfaktors für eine bestimmte Nennweite, Bauart oder
den Typ der Berstscheibeneinheit sollte mit einer vollständigen Berstscheibeneinrichtung durchgeführt werden,
einschließlich Berstscheibenhalter, wo vorhanden.

E.3.2 Die Bescheinigung des Strömungswiderstandes von Berstscheibeneinrichtungen sollte nach einem der
folgenden Verfahren erfolgen:

E.3.2.1 Verfahren mit einer Nennweite

a) Der nach diesem Verfahren bestimmte, bescheinigte Strömungswiderstand gilt nur für die Berstscheibenein-
richtung in der geprüften Nennweite.

b) Für jede Bauart oder jeden Typ einer Berstscheibeneinrichtung sollten drei Berstscheiben aus dem gleichen
Los einzeln einer Berst- und Durchflussprüfung nach E.4 unterzogen werden.

c) Der Berstdruck sollte dem Mindestwert für die Berstscheibe der zu prüfenden Nennweite entsprechen.

d) Die so erzielten Prüfergebnisse können, soweit zutreffend, in das in E.3.2.2 beschriebene Verfahren mit drei
Nennweiten übernommen werden.

34
EN ISO 4126-6:2003 (D)

E.3.2.2 Verfahren mit drei Nennweiten

a) Der nach diesem Verfahren bestimmte, bescheinigte Strömungswiderstand gilt für alle Nennweiten und Berst-
drücke der gleichen Konstruktion wie die geprüfte Berstscheibeneinrichtung.

b) Für jede Berstscheibeneinrichtung sollten drei Berstscheiben aus dem gleichen Los aus jeweils drei ver-
schiedenen Nennweiten der gleichen Konstruktion einer Berst- und Durchflussprüfung nach E.4 unterzogen
werden.

c) Der Berstdruck sollte dem Mindestwert für die Konstruktion der Berstscheibeneinrichtung in der jeweils zu
prüfenden Nennweite entsprechen.

E.4 Durchführung der Prüfung


E.4.1 Alle während der Prüfung verwendeten Messgeräte sollten serienmäßig gekennzeichnet oder anderweitig
eindeutig zu identifizieren sein. Je nach Bauart sollte das einzelne Gerät kalibriert sein. Aufzeichnungen über die
Kalibrierungen der jeweiligen Messgeräte sollten zur Überprüfung vorliegen. Jedes während der Prüfung ver-
wendete Messgerät sollte eine Seriennummer tragen oder anderweitig eindeutig zu identifizieren sein.

E.4.2 Vor einer Durchflussprüfung sollte eine erste Prüfung ohne den Prüfling durchgeführt werden, um sicherzu-
stellen, dass die Prüfeinrichtung keine Undichtheit aufweist und alle Differenzdruckmesseinrichtungen ordnungs-
gemäß funktionieren und innerhalb ihres kalibrierten Druckbereiches liegen.

E.4.3 Der Atmosphärendruck am Ort der Prüfung sollte mit einem Barometer gemessen werden.

E.4.4 Der Prüfling sollte nach E.2 eingebaut werden.

E.4.5 Wenn die Berstscheibe in der Prüfeinrichtung bersten sollte, sollte der an der eingangsseitigen Druck-
messstelle B aufgezeichnete Druck nach den Festlegungen von EN ISO 4126-2:2003, 14.3.4.7 erhöht werden,
wobei die Temperatur gehalten wird, um sicherzustellen, dass sie im Bereich zwischen 15 °C und 30 °C liegt, bis
die Berstscheibe birst. Der Berstdruck sowie alle weiteren verlangten und zugehörigen Kennwerte sind zu beo-
bachten und aufzuzeichnen.

E.4.6 Der Durchflussdruck sollte festgestellt und auf einem Wert gehalten werden, der gleich oder niedriger ist
als 110 % des beobachteten Berstdruckes, bis die Durchflussmesseinrichtungen einen Beharrungszustand an-
zeigen.

E.4.7 Die folgenden Messungen sind gleichzeitig aufzuzeichnen (für diese Messungen ist vorzugsweise ein
Datenerfassungssystem zu verwenden).

E.4.7.1 Mit einem Unterschall-Interferenzmessgerät

a) Druck am Rohreintritt in die Prüfeinrichtung

b) Temperatur am Rohreintritt in die Prüfeinrichtung

c) Statischer Eintrittsdruck am Durchflussmessgerät

d) Gesamt-Eintrittstemperatur am Durchflussmessgerät

e) Differenzdruck am Durchflussmessgerät

f) Druck an der Druckmessstelle B

g) Differenzdruck zwischen den Druckmessstellen A + B

h) Differenzdruck zwischen den Druckmessstellen B + C

i) Differenzdruck zwischen den Druckmessstellen C + D

35
EN ISO 4126-6:2003 (D)

E.4.7.2 Mit einem Schall-Interferenzmessgerät

a) Druck am Rohreintritt in die Prüfeinrichtung

b) Temperatur am Rohreintritt in die Prüfeinrichtung

c) Gesamt-Eintrittsdruck am Durchflussmessgerät

d) Gesamt-Eintrittstemperatur am Durchflussmessgerät

e) Druck an der Druckmessstelle B

f) Differenzdruck zwischen den Druckmessstellen A und B

g) Differenzdruck zwischen den Druckmessstellen B und C

h) Differenzdruck zwischen den Druckmessstellen C und D

E.4.8 Nach Aufzeichnung der Messungen und Durchführung der Berechnungen entsprechend E.5.2.3,
Gleichung 22, sind zwei Vergleiche anzustellen, um die Gültigkeit der Prüfergebnisse zu bestätigen.

E.4.8.1 Es sollte nachgewiesen werden, dass die Differenz zwischen den Strömungswiderstandsfaktoren an
den Druckmessstellen C und D (hinter dem Prüfling) innerhalb von 3 % des Wertes der Differenz zwischen den
Strömungswiderstandsfaktoren an den Druckmessstellen A und B (vor dem Prüfling) liegt.

E.4.8.2 Alle Messungen sollten ohne in die Prüfeinrichtung eingebaute Berstscheibe wiederholt werden, um
nachzuweisen, dass die Differenz zwischen den Strömungswiderstandsfaktoren an den Druckmessstellen C und D
innerhalb von 3 % der Differenzen zwischen den Strömungswiderstandsfaktoren an den Druckmessstellen A und B
liegt (siehe E.2.1.7).

Wenn die vorgenannten Kriterien nicht zufriedenstellend eingehalten werden, ist die Prüfung ungültig.

E.4.9 Wenn eine Berstscheibeneinrichtung die festgelegten Leistungsanforderungen für Berstdruck und Strö-
mungswiderstand nicht erfüllt oder darüber hinausgeht, sollte die Prüfung mit zwei Ersatzeinrichtungen wiederholt
werden, die nach dem vorgenannten Verfahren für jede einzelne Einrichtung, die die Anforderungen nicht erfüllt
hat, ausgewählt und geprüft werden.

E.5 Ableitung des Strömungswiderstandsfaktors KR

E.5.1 Erforderliche Daten

Aus den Daten der Prüfeinrichtung, des Prüfmediums und den während der Prüfung aufgezeichneten Messungen
wird der Strömungswiderstandsfaktor KR für jeden einzelnen Prüfling abgeleitet. Dies ist in Bild E.2 in Form eines
Diagramms dargestellt.

36
EN ISO 4126-6:2003 (D)

Legende
1 p1
2 Abstand in Rohrdurchmessern (d)
3 Druck
4 Prüfeinrichtung, Rohreintritt
5 Druckmessstelle A
6 Druckmessstelle B
7 Druckmessstelle C
8 Druckmessstelle D
9 Druckabfall durch Strömungswiderstand des eingebauten Prüflings
10 Prüfeinrichtung, Rohraustritt
11 Ohne eingebauten Prüfling
12 Mit eingebautem Prüfling

Bild E.2 — Ableitung von KR


Messungen des Strömungswiderstandes im Prüfstand

E.5.2 Auswertung der Daten

Der Strömungswiderstandsfaktor KR, der ein dimensionsloser Ausdruck für den Staudruckverlust ist und dem Vor-
handensein einer Berstscheibeneinrichtung in einem Rohrleitungssystem zugeordnet wird, wird nach folgenden
Gleichungen abgeleitet:

E.5.2.1 Die Mach-Zahl am Eintritt des Rohres in die Prüfeinrichtung wird wie folgt abgeleitet:

Massengeschwindigkeit

Qm
G= (12)
æ D2 ö
çπ ÷
ç 4 ÷
è ø

Mach-Zahl

(k + 1)
1 G Y1 (k − 1)
Ma1 = × (13)
60 × 60 × 10 5 pB k
M
R × TB

Auflösung durch Iteration

(k − 1) Ma12
Y1 = 1 + (14)
2

37
EN ISO 4126-6:2003 (D)

E.5.2.2 Druck und Temperatur am Eintritt des Rohres in die Prüfeinrichtung für die Durchflussprüfung werden
wie folgt abgeleitet:

æ ö 1
ç 2 ÷ 2
p1 = p B (15)
ç ÷
è 2 + (k − 1) Ma1
2
ø

(k − 1)
æ p ö
T1 = TB çç 1 ÷÷ k (16)
è pB ø

E.5.2.3 Der Strömungswiderstandsfaktor zwischen Rohreintritt am Prüfsystem und jeder Druckmessstelle wird
für jede einzelne eingangsseitige und jede einzelne ausgangsseitige Druckmessstelle nach folgenden Gleichungen
errechnet:

Temperatur an der Druckmessstelle, Ttap

é æ ö
2
Ma12 ö ù
2 ç p1 ÷ æ
ê − 1 + 1 + 2 (k − 1) Ma1 çç1 + (k − 1) ÷÷ ú
ê çp ÷
è tap ø è 2 øú
Ttap = T1 ê 2 ú (17)
ê æ p ö ú
ê (k − 1) Ma12 çç 1 ÷÷ ú
êë è p tap ø úû

Schallgeschwindigkeit an der Druckmessstelle, Ctap

k × R × T tap
C tap = (18)
M

Spezifisches Volumen an der Druckmessstelle, vtap

1 æç R × Ttap ö
÷
v tap = (19)
10 5 çè M × p tap ÷
ø

Mach-Zahl an der Druckmessstelle, Matap

G æ v tap ö
Ma tap = ç ÷ (20)
60 × 60 ç C tap ÷
è ø

Dehnungsfaktor an der Druckmessstelle, Ytap

(k − 1) (Ma tap )2
Y tap = 1 + (21)
2

Gesamt-Strömungswiderstandsfaktor an der Druckmessstelle

1 1 æ k + 1ö é Ma tap
2
× Y1 ù
2
− 2
− ç ÷ × ln ê 2 ú
Ma1 Ma tap è 2 ø êë Ma1 × Ytap úû
K tap = (22)
k

38
EN ISO 4126-6:2003 (D)

E.5.2.4 Der Strömungswiderstandsfaktor für ein in eine Rohrleitung eingebautes Formstück kann in der Regel
als der äquivalente Strömungswiderstand eines Rohrabschnitts der gleichen Nennweite nach folgender Gleichung
ausgedrückt werden:

æ4 Lö
KR = f ç ÷ (23)
è D ø

Der Wert von KR für den Prüfling sollte nach dem folgenden Berechnungsverfahren bestimmt werden:

E.5.2.4.1 Aus den für die Druckmessstellen A und B aufgezeichneten Prüfdaten wird für das Rohr der Prüfein-
richtung ein Reibungsfaktor errechnet. Die Differenz zwischen den Ktap-Werten, die nach dem oben genannten
Verfahren für jede einzelne dieser Druckmessstellen errechnet wurden, bezieht sich nach folgender Gleichung auf
ihren jeweiligen Abstand voneinander:

(K tapB − K tapA )
fA − B = (24)
120

E.5.2.4.2 Dieser Reibungsfaktor und die Differenz zwischen den Strömungswiderstandsfaktoren an den Druck-
messstellen B und D werden für die Berechnung eines äquivalenten Rohrabschnittes zwischen diesen Druckmess-
stellen angewandt:

Lcalc æç K tapD − K tapB ö


÷
= (25)
D ç 4 fA − B ÷
è ø

E.5.2.4.3 Diese Länge LCALC wird mit dem tatsächlichen Abstand zwischen den Druckmessstellen B und D ver-
glichen und die Differenz wird angewandt, um KB für den Prüfling abzuleiten.

æ 4 LCALC 4 LACT ö
KR = fA −B çç − ÷÷ (26)
è D d ø

ANMERKUNG Die tatsächliche Länge LACT des Abstandes zwischen den Druckmessstellen B und D beträgt 44 × D.

BEISPIEL Bei einer Berstscheibeneinrichtung DN 50 beträgt die tatsächliche Länge B-D 2 200 mm.

E.5.3 Alle für den jeweiligen Typ der Berstscheibeneinrichtung für KR ermittelten Werte müssen in dem Wertebe-
reich für KR liegen, der errechnet wird, indem zuerst der Mittelwert der Messwerte für KR für alle geprüften Nenn-
weiten ermittelt wird. Die absolute Abweichung jedes einzelnen Messwerts von diesem Mittelwert wird eingesetzt,
um eine mittlere Abweichung abzuleiten. Die zulässige Toleranz ist plus oder minus 3 × diese mittlere Abweichung.

Wenn ein gemessener KR-Wert außerhalb dieser Toleranz liegt, sollte er ausgetauscht werden, indem zwei weitere
Prüfungen durchgeführt werden, um einen neuen Mittelwert für KR und eine mittlere Abweichung zu errechnen,
nach denen die endgültige zulässige Toleranz festgelegt wird.

E.6 Anwendung des Strömungswiderstandsfaktors KR


E.6.1 KR sollte bei Abblasesystemen eingesetzt werden, bei denen turbulente Strömungsbedingungen zu erwar-
ten sind.

E.6.2 Eine Änderung des Werkstoffes für Berstscheiben und andere Bauteile von Berstscheibeneinheiten, z. B.
Dichtungen, Stützringe und Vakuumstützen, gilt nicht als Konstruktionsänderung und erfordert keine erneute
Prüfung.

E.6.3 Der Strömungswiderstand für Berstscheibeneinrichtungen, die mit nicht drucktragendem Scheibenzubehör,
z. B. Dichtungen, Stützringen und Vakuumstützen, geprüft werden, gilt für die gleiche Konstruktion einer Berst-
scheibeneinrichtung ohne Dichtungen, Stützringe und Vakuumstützen.

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EN ISO 4126-6:2003 (D)

E.6.4 Zusätzliche Auskleidungen, Beschichtungen oder Überzüge können für die gleiche Konstruktion einer
Berstscheibeneinrichtung unter folgenden Voraussetzungen verwendet werden:

a) Der Hersteller hat eine weitere Berstprüfung an den Berstscheiben mit zusätzlicher Auskleidung, Beschichtung
oder Überzügen durchgeführt und schriftlich festgehalten, dass diese Werkstoffzugabe das Öffnungsverhalten
der Berstscheibe nicht beeinflusst.

b) Diese zusätzlichen Prüfungen sind mit Berstscheiben der kleinsten Nennweite und bei minimalem Berstdruck
durchzuführen, wobei der Strömungswiderstand mit zusätzlichen Werkstoffen einzusetzen ist.

E.6.5 Werden an der Konstruktion der Berstscheibeneinrichtung Änderungen vorgenommen, die das Öffnungs-
und/oder Berstverhalten der Einrichtung beeinflussen, dann sollten neue Prüfungen nach diesem Dokument
durchgeführt werden.

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EN ISO 4126-6:2003 (D)

Literaturhinweise

[1] prEN ISO 4126-3, Sicherheitseinrichtungen gegen unzulässigen Überdruck — Teil 3: Sicherheitsventile und
Berstscheibeneinrichtungen in Kombination.

[2] Krause, E.: Ausflußzahlen von Lochblenden, Aerodynamisches Institut, Universität Aachen, 20. Dezember
1983

[3] H. D. Buck, 1984. Technische Überwachung Nr. 10, Oktober 1984, "Neue Versuchsergebnisse als Grund-
lage zur Bemessung von Berstsicherugnen und Zuleitungen".

[4] IUPAC Commission on Atomic Weights and Isotopic Abundances. Atomic weights of the elements.
Pergamon Press, 1983.

[5] Pure and Applied Chemistry, Oxford 1984, pp 653-674.

[6] Braker and Mossmann: Matheson Gas Data Book 1980, 6th Ed., Matheson Gas Products. 1980.

[7] Shapiro: The dynamics and thermodynamics of compressible fluid flow. Roland Press. Volume 1, 1953.

[8] Perry's Chemical Engineers' Handbook 1984. 6te Aufl. Mc Graw Hill Verlag; Pages 5-30 and 31, Flow in
Pipes and Channels.

[9] Levenspiel M.: Design Chart for Adiabatic Flow of Gases, useful for finding the discharge rate in a given
pipe system. J. American Institute for Chemical Engineering. 1977; 23:402 ff.

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