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von Dr. med. D. Gianom, Chefarzt Chirurgische Klinik Spital Oberengadin, Samedan; editiert von JMED
Berichte gehören zu unseren nie perfekten Sisyphos-Aufgaben. Ziel der Berichte sind Schnelligkeit,
Konzentration auf das Wesentliche und optimaler Einsatz unserer Kräfte.
An der Schnittstelle zwischen Klinik (stationär/ambulant) und unseren Zuweisern spielt der Arztbericht
eine wichtige Rolle in der Behandlungskontinuität. Studien haben ergeben, dass für Zuweiser das
regelmässige persönliche Gespräch, persönlich bekannte Ansprechpartner und leserliche, kurze,
strukturierte und rasch übermittelte Arztberichte wichtig sind.
Im Spital ist das Berichte Schreiben lästig und wenig beliebt, auf der anderen Seite werden lange
Berichte von den Zuweisern selten vollständig gelesen. Auch hat der Zuweiser andere Ansprüche an
den Bericht als der Spitalarzt. Aus Sicht der Qualitätssicherung stellt der Bericht einen wichtigen Aspekt
der „Kundenzufriedenheit“ dar. Viele Patienten haben sich bereits beim Zuweiser vorgestellt, bevor der
Arztbericht beim Zuweiser angekommen ist. Kurzberichte, die den Patienten bei Entlassung mitgegeben
wurden, werden – Leserlichkeit vorausgesetzt – von den Zuweisern durchwegs positiv beurteilt.
Dr. med. D. Gianom und jmed möchten mittels dieses Dokuments dazu beitragen, dass junge
Assistenzärzte rascher gute Arztberichte in effizienter Art verfassen können.
Abgesehen von der unbestrittenen Notwendigkeit eines Berichtes ist auch die Struktur des Berichtes
wichtig. Viele Berufstätige haben Mühe mit Schreiben. Kunststück, man lernt es auch während dem
Studium oder der Berufslehre nicht. Schreibhemmungen verlängern die Arbeitszeit und verringern die
Produktivität des Mitarbeiters. Verschiedene Grossunternehmen haben das Problem erkannt,
angesichts der Nachfrage bestehen massgeschneiderte Schreibseminare (www.forumschreiben.ch;
www.textexpress.ch).
Lit: Spiessl H et al., kurz, strukturiert und rasch übermittelt: Der „optimale“ Arztbrief. Dtsch Med Wschr
2001; 126: 184-187.
Berichtsarten
1. Notfallbericht
2. Ambulanter Bericht
3. Austrittsbericht, stationärer Aufenthalt
4. Operationsbericht
5. Operations- und Sprechstundenbericht
6. Sprechstundenbericht
7. Histologieberichte
1. Notfallbericht
Jeder Notfallpatient bekommt einen Notfallbericht. Die Arbeitsunfähigkeit muss schriftlich festgehalten
werden. Dies erweist sich für spätere Zeugnisse als sehr nützlich.
Auch der Notfallbericht muss an alle involvierte Ärzte verschickt werden (d.h. Einweisender Arzt,
Hausarzt, REGA).
Beispielberichte:
Chirurgischer Notfall
• Gastroenteritis
• OSG-Distorsion links
• Kniekontusion
• Nasenkontusion DD undislozierte Fraktur mit BWS-Kontusion
Medizinischer Notfall
• Alkoholintoxikation
• Angina Tonsillaris
• Muskuloskelettale Thoraxschmerzen
2. Ambulanter Bericht
Bei Patienten, die für eine Kontrolle auf den Notfall kommen, wird ein ambulanter Bericht verfasst. Für
den Inhalt gilt das Gleiche wie oben unter Notfallbericht erwähnt.
3. Austrittsbericht, stationärer Aufenthalt
Der Austrittsbericht ist nicht nur ein ins Reine geschriebener Kurzaustrittsbericht sondern ist als Epikrise
des Spitalaufenthaltes des Patienten zu sehen. Formulieren Sie kurz und beschreiben Sie nur, was im
Zusammenhang mit dem aktuellen Fall wichtig ist. Wiederholungen dürfen nicht vorkommen. Bleiben
Sie in der Sprache verständlich und lesen Sie die Berichte, bevor Sie sie zum Visum weitergeben.
Korrigieren Sie aber Kleinigkeiten nicht, wenn es sich um offensichtliche Tippfehler handelt, die den Sinn
nicht entstellen (lieber ein 99%iger Bericht zur rechten Zeit als ein verspäteter 100%iger Bericht). Halten
Sie die Schreibarbeit à jour, denn das Abarbeiten kostet mehr Zeit als wenn der Fall noch frisch in
Erinnerung ist..
Es soll jeder Bericht in Kopie an alle in den Fall involvierten Ärzte (Einweisender Arzt, Hausarzt, evtl.
anderer abklärender Spezialist) verschickt werden. Kopien sind immer persönlich zu adressieren. Es ist
Aufgabe des Stationsarztes den Namen der Einweisenden Ärzte/Hausärzte in Erfahrung zu bringen,
falls dies von der Patientenaufnahme nicht gemacht wurde.
Osteosynthesen:
• Belastung wieviel? wie lange? mit/ohne Orthese?
• Thromboseprophylaxe ja/nein? wie lange?
• Röntgenkontrolle wann? Sprechstunde wann?
Bei wem?
• Osteosynthesematerialentfernung ja/nein? ab
wann?
Maligne Tumore:
• Resultat Besprechung am Tumorboard mit Datum
• Formulierung Nachsorge! Wer macht / organisiert
Nachsorge?
• Fragminisierung bei GIT-Tumoren !
Antibiotika:
• Wie lange (noch)? Welches Präparat?
Dosierung?
Orale Antikoagulation:
• INR-Kontrolle durch wen? Ziel-INR benennen.
• Überlappende Fragminisierung? Wie lange?
Welche Dosis?
Im Übrigen gilt:
- Abkürzungen (OSME, DMS, DG, RG…) sind zu vermeiden resp. auszuschreiben
- Bei Nennung von Werten (bspw. Laborwerten) gehört zwingend eine Masseinheit dazu (bspw. g/dl)
4. Operationsberichte
Für die Abfassung des OP-Berichtes ist der Operateur verpflichtet. Eine Delegation dieser Aufgabe an
den ersten Assistenten ist rechtlich problematisch und deshalb nicht statthaft. Wechselt der Operateur
während eines Eingriffes, so muss jeder Verantwortliche selbständig seinen Teil der OP dokumentieren,
wobei die Gründe für den Wechsel dokumentiert werden müssen.
Bitte erwähnen
• Welche Anästhesie erfolgte, Anästhesiearzt
• Bei Blutsperre: Wie viel Druck? Wie lange?
• Bei der Indikationsstellung kurz, aber präzise die Indikation umreissen. Nicht die ganze
Krankengeschichte rekapitulieren.
• Jede Abweichung vom üblichen Ablauf muss erwähnt werden. Der Operateur muss sich beim
Diktat bewusst sein, dass er einen Dialog mit einem Facharztkollegen führt und entsprechend
jede Phase des Eingriffes so darstellen muss, dass der Fachkollege jede Phase der Operation
nachempfinden kann.
Der OP-Bericht soll so kurz wie möglich sein! In der Regel genügt eine Seite. Kopie an alle in den Fall
involvierten Ärzte. Es ist wichtig, dass mit dem diktierten Bändchen jeweils auch das Formular
„Pflegedokumentation OPS“ mit ins Sekretariat geht. Die Pflegedokumentation enthält viele
Informationen, die den Sekretärinnen hilfreich sind zum zügigen Schreiben der Berichte.
Lit: Leitz KH et al., Anmerkungen zur Erstellung von OP-Berichten. Der Chirurg BDC 2005; M68-69.
Zu Beginn des Diktates muss erwähnt werden, ob es sich um einen „OP-Bericht“ oder um einen „OP-
und Austrittsbericht“ handelt. Der Operateur diktiert eine ausführliche Indikationsstellung, Prozedere und
einen genauen Verteiler.
Der Operations- und Austrittsbericht ist in diesen Fällen das abschliessende Dokument für das Dossier.
Bei Notfallpatienten mit einem ambulanten Eingriff wird immer ein „OP- und Austrittsbericht“ verfasst.
Am Schluss des OP- und Austrittsberichtes steht folgender Satz:
Bei unkompliziertem postoperativem Verlauf gilt dieser Operationsbericht zugleich als Austrittsbericht.
Ein allfälliger histologischer Bericht wird Ihnen direkt vom Pathologie-Institut zugesandt. Falls Sie
zusätzliche Informationen benötigen, bitten wir Sie, mit dem unterzeichnenden Kollegen oder unserem
Sekretariat Kontakt aufzunehmen.
7. Histologieberichte
Der Histologiebericht ist eine zentrale Information bei vielen Patienten die bei uns operiert werden. Beim
Ausfüllen des Histologieformulars nach der Operation ist darauf zu achten, dass alle mit dem Fall
konfrontierten Ärzte eine Kopie erhalten (Hausarzt, Einweisender Arzt, abklärender Spezialist usw.). Es
werden keine Histologieberichte versandt. Im Austrittsbericht eines stationären Aufenthaltes muss die
histologische Diagnose mit der Histologienummer erwähnt werden.