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738 Renata Szczepaniak

32 Satztyp und Sprachwandel


1 Einleitung
2 Satztypen als grammatische Konstruktionen
3 Sprachwandel auf den Markierungsebenen
4 Theoretische Probleme
5 Zusammenfassung
6 Literatur

1 Einleitung
Das heutige Standarddeutsch verfügt über hochgradig entwickelte (grammatika-
lisierte) Satztypen, d.h. ausdrucksseitige Repräsentationen von elementaren Il-
lokutionen: Behauptungen, Fragen und Aufforderungen sowie ferner auch Wün-
schen und Ausrufen (s. Altmann 1987, 1993, Meibauer 1999, Hengeveld 2004).
Formal werden neben dem deklarativen, interrogativen und imperativen auch
der optative und der exklamative Funktionstyp1 (sog. Satzmodus) markiert.
Tabelle 1 zeigt jedoch, dass sich die einzelnen Formtypen im Deutschen auf
komplexe Weise ergeben – und zwar aus der Kombination von morphologischen,
syntaktischen und intonatorischen Eigenschaften, die für sich genommen unein-
deutig sind (Altmann 1987, 1993). So reicht die Zweitstellung der finiten (indika-
tivischen) Verbform allein nicht zur eindeutigen Markierung eines Deklarativsat-
zes aus, da sie bspw. auch in Interrogativsätzen (genauer: Ergänzungsfragen)
auftritt, die ebenfalls mit fallender Intonation geäußert werden. Erst durch
die Besetzung der präfiniten Position (durch das Subjektspronomen bzw. das
w-Wort) werden beide Strukturen unterschieden:

1 Bei den Funktionstypen handelt es sich um die strukturelle Bedeutung der einzelnen Satz-
typen, die vom sprachlichen und außersprachlichen Äußerungskontext unabhängig ist. Nur
wenn die konkrete Verwendungssituation passt, wird bspw. ein Deklarativsatz Sie kommt nach
Mainz ‚gerade‘, d.h. als direkter assertiver Sprechakt interpretiert. Bei indirekten Sprechakten er-
folgt die ‚ungerade‘ Interpretation, d.h. eine Anpassung der Äußerungsbedeutung an den Kon-
text. So kann derselbe Satz zum Ausdruck des Versprechens verwendet werden (Altmann 1993:
1008ff.).
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Tabelle 1: Satztypen als Kombination von formalen Merkmalen

Deklarativsatz Interrogativsatz (Ergänzungsfrage)

Sie kommt nach Mainz. Wann kommt sie nach Mainz?


1) Verb-Zweit-Stellung
2) finites Verb im Indikativ Präsens
3) fallende Intonation
4) präfinites Subjektspronomen 4) präfinites w-Wort (wann)

Diese komplexen Merkmalskombinationen kristallisieren sich in der Geschichte


des Deutschen heraus. Dies wird durch den Wandel von der freien (pragmatisch
gesteuerten) zur festen Wortstellung gefördert. Zentral ist dabei der Stellungs-
wandel des finiten Verbs, der sich in der Reduktion der möglichen Positionen im
Satz äußert. Zudem werden die Kombinationsmöglichkeiten einzelner Merkmals-
ausprägungen (u.a. der Verbstellungstypen) eingeschränkt, so dass bspw. in In-
terrogativsätzen das w-Wort mit Verb-Zweit-Stellung auftritt, während ob-einge-
leitete unabhängige Fragen nur die Verb-Letzt-Stellung zulassen. Schließlich
kommt es im Zuge der Obligatorisierung von bestimmten Satzelementen wie Sub-
jektspronomina dazu, dass sie zur Unterscheidung einzelner Satztypen beitra-
gen. Das Subjektspronomen ist nur in Imperativsätzen der 2. Person nicht obliga-
torisch, weswegen sein Fehlen den Imperativsatz kennzeichnet: Ihr kommt nach
Mainz vs. Kommt nach Mainz!
Den einzelnen Funktionstypen ist im Deutschen eine unterschiedliche An-
zahl von Formtypen zugeordnet. Sie weisen also verschiedene formale Varia-
tionsgrade auf. Deklarativsätze sind formal am deutlichsten herausgebildet. Sie
lassen neben der unmarkierten Verb-Zweit-Stellung lediglich die Verb-Erst-Stel-
lung (u.a. in Witzen) zu, während zu Beginn der deutschen Sprachgeschichte das
Verb in Deklarativsätzen verschiedene Positionen im Satz einnehmen konnte. Es
gibt also nur zwei deklarative Satztypen, aber bspw. vier verschiedene Formty-
pen der Exklamativsätze (s. Artikel 8 in diesem Band). Darüber hinaus stellen
selbstständige Verb-Letzt-Sätze markierte Strukturen dar, auf deren funktionale
Entwicklung im Beitrag eingegangen wird.

2 Satztypen als grammatische Konstruktionen


In diesem Beitrag wird die Herausbildung von Satztypen als Form-Funktion-Kor-
respondenzen beschrieben, die einen Fall von Grammatikalisierung darstellen.
Als Grammatikalisierung bezeichnet man allgemein solche Prozesse, in denen
grammatische Zeichen (u.a. Flexionsendungen) entstehen. Meist handelt es sich
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dabei um den Wandel eines freien lexikalischen zum gebundenen grammati-


schen Zeichen (s. u.a. Lehmann 1995 [1982], Diewald 1997, Szczepaniak 22011).
Auf einen solchen Übergang aus dem Lexikon in die Grammatik lassen sich viele
Flexionsmorpheme zurückführen. So hat sich das präteritale Dentalsuffix -te in
lach-te im Germanischen aus dem Vollverb tun entwickelt.
Grammatikalisierungen können jedoch auch zur Entwicklung von komple-
xen grammatischen Zeichen, sog. grammatischen Konstruktionen, führen (s. u.a.
Lehmann 1982: 406, Croft 2001, Traugott 2003). Zu solchen gehören im Deutschen
u.a. analytische Verbformen wie das haben-Perfekt. Die Konstruktion, bestehend
aus dem Hilfsverb haben und dem Partizip eines Vollverbs (z.B. gelacht
oder geschlafen), dient (ähnlich wie das Dentalsuffix -te) zum Ausdruck der
Vergangenheit. Beliebige lexikalische Verbalstämme können in die komplexe
Struktur haben ge-x-t bzw. ge-x-en wie in eine Backform „gegossen“ werden, um
bezüglich der Tempusinformation spezifiziert werden. Charakteristisch für gram-
matische Konstruktionen ist die sog. Nicht-Kompositionalität (s. u.a. Goldberg
1995: 1–7): Ihre Gesamtbedeutung (hier: Vergangenheit) ergibt sich nicht aus der
Summe der Bedeutung von Einzelgliedern, d.h. das Verb haben liefert nicht al-
leine die Tempusinformation, sondern erst in Kooperation mit der Partizipform
ge-x-t bzw. ge-x-en (vgl. Sie hat eine Katze vs. Sie hat eine Katze gefunden). Umge-
kehrt ist die Partizipform kein ausreichender Perfektmarker, da sie auch in ande-
ren Konstruktionen (z.B. im Passiv) benutzt wird, vgl. Sie hat die Katze gewaschen
vs. Sie wurde gewaschen. Somit stellen grammatische Konstruktionen konven-
tionalisierte Form-Funktions-Paare dar. Der komplexen Gesamtform (haben ge-
x-t/ge-x-en) ist eine Funktion zugeordnet.
Die diachrone Entwicklung der Satztypen bildet einen ähnlichen Fall von
Grammatikalisierung. Sie hat dazu geführt, dass im heutigen Deutsch einzelne
Funktionstypen mit bestimmten Strukturen (Bündeln von formalen Eigenschaf-
ten) assoziiert sind (s. Altmann 1993).
Die Satztypen stellen (unterschiedlich stark entwickelte) grammatische Kon-
struktionen dar. Sie sind nicht-kompositionell, denn sie bündeln mehrere ambige
Merkmalsausprägungen, so dass der Ausdruck erst in Kooperation entsteht. So
ist bspw. die Verb-Zweit-Stellung uneindeutig, weil sie sowohl im Verb-Zweit-
Deklarativsatz als auch im Verb-Zweit-Interrogativsatz auftritt (vgl. Tabelle 1). Zur
Disambiguierung trägt u.a. der satzinitiale w-Ausdruck bei, den sich Ergänzungs-
fragen allerdings u.a. mit Verb-Letzt-Exklamativsätzen teilen:
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Sie kommt nach Mainz. Wer kommt nach Mainz? Wer da doch immer nach Mainz kommt!
Deklarativsatz E-Interrogativsatz Exklamativsatz
Verb-Zweit-Stellung Verb-Zweit-Stellung
+ satzinitialer w-Ausdruck satzinitialer w-Ausdruck

Abbildung 1: Satztypen als Bündel ambiger Formeigenschaften (Beispiel)

Der Sprachwandel, der zur Herausbildung der Satztypen geführt hat, umfasst
eine Reihe von unabhängigen Prozessen wie Verfestigung der Verbposition oder
Obligatorisierung der Subjektspronomina. In Anlehnung an Ronneberger-Sibold
(1991) kann man also die Satztypen als Ergebnis einer „Verschwörung“ heteroge-
ner Entwicklungen betrachten.

3 Sprachwandel auf den Markierungsebenen


Im Folgenden wird die Entwicklung der Satztypen auf den einzelnen Markie-
rungsebenen betrachtet, wobei die intonatorischen Merkmale aus methodischen
Gründen ausgeklammert werden müssen, denn historische Belege lassen keine
Schlüsse über die satzmelodischen Muster zu. Generell gewinnen syntaktische
Mittel, die Reihenfolge und die kategorialen Merkmale, als satztypkonstitu-
ierende Eigenschaften zunehmend an Bedeutung. Die morphologischen (Fle-
xions-)Merkmale verlieren hingegen ihre Eindeutigkeit, so dass bspw. die entste-
henden Synkretismen wie bei kommt (3.Sg.Ind. oder 2.Pl.Ind. oder 2.Pl.Imp.)
nicht mehr satztypunterscheidend sind (Sie kommt, Ihr kommt vs. Kommt!).

3.1 Reihenfolgeeigenschaften

3.1.1 Die Verbstellung im Neuhochdeutschen und die illokutionäre Kraft

Für die neuhochdeutschen (nhd.) Satztypen spielt die Verbstellung eine zentrale
Rolle. Dies spiegelt auch die Terminologie wider, die zwischen drei verbstellungs-
bezogenen Satzformen unterscheidet (Altmann 1993):

Verb-Zweit-Satz: Ich wasche mir die Hände, Wer wäscht sich hier die Hände?
Verb-Erst-Satz: Wasch dir die Hände!, Wäschst du dir die Hände?
Verb-Letzt-Satz: Ich frage mich, ob sie heute kommt.
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Die Verbstellung wird in der Geschichte des Deutschen zunehmend grammatika-


lisiert, d.h. die Stellungsvarianz des Verbs wird in einzelnen funktionalen Berei-
chen zugunsten bestimmter Positionen abgebaut (s. u.a. Szczepaniak 22011). Auf
diese Weise wird die Verbstellung zu einem zentralen (wenn auch immer noch
ambigen) Merkmal der illokutiven Funktion (Askedal 1996):
In unselbstständigen Sätzen (Nebensätzen) setzte sich die Verb-Letzt-Stel-
lung durch. Nebensätze werden jedoch im Folgenden aus der Betrachtung ausge-
nommen, da sie nicht nur syntaktisch, sondern auch pragmatisch vom Hauptsatz
abhängig sind. Sie ordnen sich der illokutiven Kraft des Hauptsatzes unter:

(1) Weißt du, [dass sie nach Mainz kommt]? (Interrogativsatz)

(2) Ich habe gehört, [dass sie nach Mainz kommt]. (Deklarativsatz)

Die Verb-Letzt-Stellung grenzt die illokutiv unselbstständigen Sätze von den selbst-
ständigen ab. Zu betonen ist aber, dass sie kein zuverlässiger Marker der illoku-
tionären Unselbstständigkeit ist, da sie in Kombination mit einem entsprechen-
den Einleitungselement und intonatorischen Merkmalen auch in selbstständigen
Sätzen möglich ist, z.B. Ob sie wohl nach Mainz kommt? oder Wenn sie nur nach
Mainz käme! Zugleich ist die Verb-Erst- und Verb-Zweit-Stellung in unselbststän-
digen Sätzen nicht ausgeschlossen, was man bspw. im Falle der vorangestellten
Verb-Erst-Konditionalsätze auf ihre Entstehung aus direkten Fragesätzen zurück-
führen kann, z.B. Wäre er rechtzeitig gekommen, hätten wir den früheren Zug neh-
men können (s. Abschnitt 4). Darüber hinaus sind bei Verben des Sprechens und
Denkens Verb-Zweit-Objektsätze möglich (Ich dachte, sie kommt rechtzeitig).2
Die Distribution der Verbstellung in selbstständigen Sätzen ist äußerst
komplex. Beschränkt man sich jedoch auf die drei Hauptfunktionstypen, so
zeigt sich eine gegensätzliche Verteilung der Verb-Erst- und Verb-Zweit-Stellung
(s. Tabelle 2): Das Verb steht in Deklarativsätzen, die – vereinfacht gesagt – die
Welt beschreiben, gewöhnlich an zweiter Stelle. Spitzenstellung markiert Ent-
scheidungsinterrogativ- und Imperativsätze, die den Wunsch des Sprechers zum
Ausdruck bringen, dass etwas der Fall sein möge. Die Endstellung ist in Hauptsät-
zen für besondere Aufgaben reserviert: So drücken Verb-Letzt-Interrogativsätze
deliberative Fragen aus, die keine Antwort erfordern. Imperativische verbfinale
dass-Sätze werden verwendet, um eine bekannte Aufforderung zu bekräftigen,
z.B. Dass du mir ja bald nach Hause kommst! (s. Artikel 10 in diesem Band und
Abschnitt 4).

2 Die uneingeleiteten V2-Objektsätze stellen indirekte Aussagesätze dar, deren Illokution vom
Sprechaktverb im Hauptsatz (nicht vom Sprecher wie in unabhängigen Sätzen) bestimmt wird.
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Tabelle 2: Basisillokutionen und die Verbstellungsdistribution (s. Wöllstein 2010: 7)

Deklarativsatz Interrogativsatz Imperativsatz

Verb-Zweit Verb-Zweit (Verb-Zweit)


(Verb-Erst) Verb-Erst Verb-Erst
(Verb-Letzt) (Verb-Letzt)

3.1.2 Der Verbstellungswandel in Deklarativsätzen

In der Entwicklung der Satztypen kommt der Reduktion der ursprünglichen


Verbstellungsvarianz in den Deklarativsätzen ein besonderes Gewicht zu. In-
teressanterweise lassen Deklarativsätze im Althochdeutschen (Ahd.) eine hohe
Verbstellungsvariation zu, wobei die Verb-Zweit-Struktur bereits sehr stark he-
rausgebildet ist und dominiert (Admoni 1990, Dittmer 1992, Dittmer/Dittmer
1998, Greule 2000, Axel 2009). So tritt das Verb in der Isidor-Übersetzung, dem
ältesten großen ahd. Sprachdenkmal aus dem frühen 9. Jh., in drei Viertel aller
Deklarativsätze an zweiter Stelle auf (Lippert 1974). Bei Notker (10./11. Jh.) über-
wiegt die Zweitstellung noch deutlicher und bei Williram (11. Jh.) sind andere
Verbstellungen nicht mehr bezeugt (Held 1903: 114, Brodführer 1906: 31). Im Mit-
telhochdeutschen (Mhd.) sind Abweichungen von der Zweitstellung im Deklara-
tivsatz v.a. in der Verssprache zu finden (v.a. im Nibelungenlied, s. Admoni 1990:
127, Ebert 1978: 38, Lühr 2005, Paul 252007: 449f.).
Interessant ist aus heutiger Sicht die Verbspitzenposition in den ahd. De-
klarativsätzen. Sie zeugt davon, dass die Verbstellung zu Beginn der deutschen
Sprachgeschichte nicht fest, sondern pragmatisch gesteuert, d.h. von der Dis-
kurs- bzw. Informationsstruktur abhängig war (Dryer 1995: 1062). Mit der Verb-
stellung konnten pragmatische Informationen bezüglich des Bekanntheitsgrades
des Referenten zum Ausdruck gebracht werden, zumal das Ahd. noch nicht über
ein vollständig ausgebildetes Artikelsystem verfügte. So tritt das finite Verb bei
der Einführung eines neuen Referenten in den ahd. Texten meist an erster Stelle
auf. Auf diese Weise wird die Neuinformation, der neue Referent (Rhema), nicht
am Anfang des Satzes geliefert, der für alte Informationen (darunter bekannte Re-
ferenten, also Thema) reserviert ist. So beginnt der Satz in (3), anders als im Nhd.,
mit dem finiten Verb. Der noch unbekannte Referent sum uuitua ‚eine gewisse
Witwe‘ steht postverbal. Im Gegensatz zum Nhd. muss die präverbale Position
nicht besetzt sein. Heute tritt an dieser Stelle das expletive es auf (Hinterhölzl/
Petrova/Solf 2005, Petrova/Solf 2008, Donhauser/Petrova 2009, Hinterhölzl/Pe-
trova 2005, 2011).
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(3) uuas thar ouh sum uuitua/ In thero burgi (T 201,2–3)


war da auch eine gewisse Witwe in der Stadt
‚Es war dort auch eine Witwe in dieser Stadt.‘
Die Verb-Erst-Struktur solcher Präsentativ- und Existentialsätze wird im Mhd.
durch die Einführung des expletiven satzinitialen es abgebaut, vgl. Es war einmal
eine Witwe (s. Abschnitt 3.2.2). Es besetzt damit die Vorfeldposition, die sich seit
dem Ahd. allmählich zur obligatorisch zu besetzenden Stelle des Deklarativsat-
zes entwickelt.
Eine breite Anwendung findet die Verb-Erst-Stellung im Ahd. auch als Signal
dafür, dass sich im Diskurs ein (überraschender oder plötzlicher) Situationswech-
sel abspielt. Solche Sätze treten häufig am Anfang eines neuen Diskursabschnitts
auf (Petrova/Solf 2008). Sie enthalten vorzugsweise telische (ingressive, resulta-
tive und punktuelle) Bewegungsverben, z.B. kommen wie in (4), aber auch verba
dicendi wie sagen, fragen oder antworten (Petrova 2011).

(4) quam thara gotes engil (T 35,32)


kam da Gottes Engel
‚Da kam Gottes Engel‘

Diese Struktur wird im Mhd. selten verwendet, lebt dann aber Ende des 15. Jhs.
wieder auf und ist im Frühnhd. reichlich belegt (Maurer 1924: 183, Behaghel 1932:
37ff., Önnerfors 1997: 10, 224–231, Axel 2007). Heute kommt sie u.a. in Witzen –
keinesfalls nur an deren Anfang – vor, z.B. Fragt ’ne Ameise ’nen Elefanten oder
Kommt ein Mann zum Arzt. Sie ist jedoch nicht auf Witze beschränkt, sondern
wird v.a. in der gesprochenen Sprache gebraucht, um in narrativen Texten Ex-
pressivität zu erzeugen (Önnerfors 1993, 1997):

(5) Ich wurd dann hier als Peppone bezeichnet. Kommt ein Kumpel, das Kir-
chenblatt hat er mir gebracht. (aus Önnerfors 1997: 101)

Zu Beginn der deutschen Sprachgeschichte existierte noch die Option, das Verb
im Deklarativsatz später bzw. sogar am Satzende zu platzieren. Diese Strukturen
sind v.a. in älteren Sprachdenkmälern des 9. Jhs. (Isidor, Tatian) bezeugt (Schrodt
2004: 201, Ramers 2005, Axel 2007: 201, Lötscher 2009). Die häufigste Abwei-
chung ist die Verb-Dritt-Stellung, die durch die Voranstellung von unbeton-
ten Pronomina, z.B. ih ‚ich‘ in (6), und Adverbien, Satzadverbien oder Adver-
bialphrasen entsteht, vgl. (7).

(6) Erino portun ih firchnussu (I 3,2)


Eherne Pforte ich zerstöre
‚Die eherne Pforte zerstöre ich‘
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(7) thaz giscrib iz êristen uuard gitan / In syriu (…) (T 35, 10–11)
diese Aufzeichnung zum ersten Mal wurde gemacht in Syrien
‚Diese Aufzeichnung wurde zum ersten Mal in Syrien (…) gemacht.‘

In Schriften von Notker und Williram (d.h. im 10. und 11. Jh.) kommt die Verb-
Spät- oder Verb-End-Stellung nur noch sehr selten vor (Näf 1979, Brodführer
1906). Im Mhd. gerät sie schließlich fast außer Gebrauch und tritt eher metrisch
bedingt in poetischen Werken auf. Im 15. und 16. Jh. wird sie von Humanisten und
lateinisch Gebildeten als Ausdruck des gehobenen Sprachstils gebraucht (Lenerz
1985b, Ebert 1986, Ebert et al. 1993).
Außer Betracht bleibt in dieser Darstellung der Positionswandel der infiniten
Prädikatsteile, da sie keine satztypunterscheidende Funktion übernehmen, vgl.
Sie ist nach Mainz gekommen vs. Ist sie nach Mainz gekommen? Die zunehmende
Tendenz zur Distanzstellung führt im Frühnhd. zur Herausbildung der Haupt-
satzklammer (s. u.a. Schildt 1976, Härd 22003).

3.1.3 Der Verbstellungswandel in Interrogativsätzen

In Entscheidungsfragesätzen (E-Interrogativsätzen) zeichnet sich bereits im Ahd.


eine starke Tendenz zur Spitzenstellung des Verbs ab (Näf 1979, Dittmer/Dittmer
1998, Axel 2007, Petrova/Solf 2009). Abweichungen davon ergeben sich meist nur
durch die Voranstellung der Interrogativpartikel inu (mit vielen Varianten, darun-
ter eno), die v.a. in der Tatianübersetzung (erste Hälfte des 9. Jhs.) für eine hohe
Frequenz der Verb-Zweit-Stellung sorgt, die auch abweichend von der lateini-
schen Übersetzungsvorlage erzeugt wurde.

(8) Eno tuot her thanne managerun zeichan (T 169,15)


INU tut er denn viele Zeichen
‚Tut er denn nicht viele Zeichen?‘
lat.: numquid plura signa faci&

Allerdings ist die Interrogativpartikel auf Übersetzungstexte beschränkt, wo sie


als direktes Äquivalent der lateinischen Fragepartikel (im vorliegenden Beispiel
numquid) dient. Sie fehlt in den autochthonen Texten und Nachdichtungen, wes-
wegen Petrova/Solf (2009) die Existenz einer Verb-Zweit-Entscheidungsfrage mit
satzinitialer Interrogativpartikel als nicht gesichert ansehen (zu Moduspartikeln
s. Abschnitt 3.2.1).
Verb-Zweit-Entscheidungsfragen, in denen dem finiten Verb (meist) eine
syntaktische Konstituente wie Subjekt oder Objekt (zuweilen in Kombination mit
der Fragepartikel) vorangeht, sind im Ahd. sehr selten. Meist fungieren sie als
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rhetorische Fragen. Diese haben vielmehr eine assertive Funktion und bringen
die Stellung des Sprechers zum Gesagten (z.B. Verwunderung) zum Ausdruck,
z.B. thu bist meistar / israhelo Inti thu niuueist thiz ‚Du bist der Lehrer Israels und
du weißt das nicht?‘ (T 197, 4–5, zitiert nach Petrova/Solf 2009: 20). Interessanter-
weise sind solche sog. assertiven Fragen, in denen eine für Interrogativsätze typi-
sche steigende Intonation mit der Verb-Zweit-Stellung kombiniert wird, auch im
heutigen Deutsch in spezifischen Kontexten zugelassen (Altmann 1993: 1022). Sie
werden als Rück- oder Nachfragen genutzt, wenn der Hörer eine Äußerung nicht
verstanden hat, z.B. Die Bayern spielen schlecht?, oder wenn er sich wundert wie
in Du gehst einkaufen? oder Du weißt es nicht? Eine authentische, d.h. nicht
auf eine lateinische Übersetzungsvorlage zurückführbare Verb-Spät-Stellung ist
schon im Ahd. kaum belegt.
Die Obligatorisierung der Verb-Zweit-Stellung in Ergänzungsfragen (w-Inter-
rogativsätzen) ist bereits im Ahd. sehr weit fortgeschritten. Eine davon abwei-
chende Spät-Stellung des Verbs ist äußerst selten belegt. Petrova/Solf (2009) zäh-
len insgesamt fünf Belege aus dem Isidor und Tatian auf. Bei Notker kommt das
Verb (wie im heutigen Deutsch) bereits regelmäßig nach dem w-Ausdruck (Näf
1979: 162ff.).
Direkte Fragesätze mit einleitendem ob sind seit dem Ahd. belegt. Im Tatian
steht das Verb bis auf wenige Ausnahmen nach dem Subjekt (Bernhardt/Davis
1997: 61f.), während die von Paul (252007: 431) zitierten selbstständigen ob-Frage-
sätze im Mhd. bereits die heute obligatorische Verb-Letzt-Stellung aufweisen.

(9) Althochdeutsch: trohtin, oba uuir slahemes in suerte (T 297, 25–26)


‚O Herr, schlagen wir mit dem Schwert/sollen wir mit dem Schwert schla-
gen?‘

(10) Mittelhochdeutsch: op sîn wirt iht mit im var? (Pz 23, 11)
‚War sein Gastgeber nicht mit ihm?‘

3.1.4 Die Imperativ-, Exklamativ- und Optativsätze

In Imperativsätzen überwiegt schon im Ahd. die Verb-Erst-Stellung (Schrodt


2004: 200, Axel 2007: 56ff., Cichosz 2010: 125ff.). Abweichend davon können dem
Verb jedoch nicht nur Konjunktionen wie inti ‚und‘, die Imperativpartikel nu– oder
die Negationspartikel ni, sondern auch, wie u.a. im Tatian belegt, Adverbiale so-
wie expressiv gesetzte Subjektspronomina wie in (11) vorangehen (Bernhardt/
Davis 1997: 39). Die optionale Setzung des Subjektspronomens kann auch im heu-
tigen Deutsch Verb-Zweit-Stellung bewirken, vgl. Du klingele dreimal! (Meibauer
1999: 74).
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(11) Ir uuarlihho hor& ratissa / sauuentes (T 111, 3–4)


‚Hört ihr nun das Gleichnis vom Säemann‘

Exklamativsätze, die keinen einleitenden w-Ausdruck enthalten, sind schon im


Tatian und bei Notker nicht durch die Verbstellung von den Deklarativ- bzw. In-
terrogativsätzen zu unterscheiden, vgl. nhd. Die kommt aber häufig nach Mainz!
(V2-Exklamativsatz) vs. Sie kommt aber häufig nach Mainz (V2-Deklarativsatz)
(Näf 1979, Bernhardt/Davis 1997: 49f.).
Wird der ahd. Satz durch einen w-Ausdruck eingeleitet, kann diesem das Verb
direkt folgen. Viel häufiger ist jedoch die Später- bzw. Endstellung (sog. Nach-
zweitstellung) wie in (12) belegt (Näf 1979, Schrodt 2004, Lühr 2009).

(12) uuio uuunderlih din namo ist in allero uuerlte (NP 29.3)
‚Wie herrlich dein Name ist in der ganzen Welt‘

Aus der bisher einzigen systematischen Untersuchung von Näf (1992) geht hervor,
dass die Verbstellung in den eingeleiteten Exklamativsätzen im Mhd. variabel ist.
So tritt das finite Verb in Gottfried von Strassburgs „Tristan und Isold“ (um 1210)
in drei Viertel aller eingeleiteten Exklamativsätze an zweiter Stelle (vgl. nhd. Wie
laut ist es hier!). Dabei ist die Verb-Zweit-Stellung auf den häufigsten Typus, den
wie-eingeleiteten Exklamativsatz beschränkt, während die (viel weniger frequen-
ten) daz- und waz-Sätze die Nachzweitstellung verlangen. Zum Nhd. hin setzte
sich nur in den dass-Sätzen die Endstellung durch, während die wie-, aber auch
was-Sätze Verb-Zweit- und Verb-Letzt-Stellung zulassen.
In nicht-eingeleiteten Optativsätzen herrscht seit dem Ahd. die Spitzenstel-
lung des Verbs, s. (13). In den wenigen Belegen für daz-eingeleitete Optativsätze
ist die Später- bzw. Endstellung des Verbs anfänglich nicht zwingend (Wunder
1965, Paul 252007: 431).

(13) Ni missigiangin wir so fram (O II 6,31)


‚Hätten wir doch nicht einen so schlimmen Fehler begangen!‘ (zitiert nach
Petrova 2008: 98)

(14) thaz wir ni kertin thanana uz! (O II 11,44)


‚Dass wir nie daraus ziehen würden!‘

(15) ir helde, daz iuch got bewar (Pz 389,14)


‚Ihr Helden, dass euch Gott behüte‘
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3.1.5 Stellung der w-Ausdrücke in Interrogativsätzen

Die w-Ausdrücke werden bereits im Ahd. satzinitial positioniert. Ausnahmen,


in denen dem Fragewort ein Satzglied vorangeht, sind nur in der ahd. Überset-
zungsliteratur belegt, wo sie die Wortfolge des lateinischen Originals imitieren
(Petrova/Solf 2009).
Die regelmäßige Satzanfangsstellung der Fragewörter ist – wie die ahd. Wort-
stellung insgesamt – informationsstrukturell bedingt. Die Fragewörter werden
als Fokuselemente vorangestellt (Hinterhölzl/Petrova/Solf 2005). Ihre Initialstel-
lung wird dann im Zuge der Satztypengrammatikalisierung als konstituierende
Eigenschaft der W-Interrogativsätze und Exklamativsätze reanalysiert.

3.2 Kategoriale Merkmale

3.2.1 Wandel der Modal- zu Satzmoduspartikeln

Die Aufgabe von Moduspartikeln besteht darin, den Satzmodus zu signalisieren.


Es handelt sich dabei um overte (direkte) Satzmodusmarker, die bspw. eine Frage
als solche markieren. Sie treten (prototypischerweise) obligatorisch auf und sind
auf einen bestimmten Satztyp beschränkt. Dabei stehen sie gewöhnlich an der
Satzperipherie (satzinitial bzw. satzfinal) und weisen eine starke Tendenz zur
Klise auf. In den (indo-)europäischen Sprachen sind v.a. Interrogativpartikeln
verbreitet, z.B. die Partikel -li im Russischen (Péteri 2011). Es ist davon auszu-
gehen, dass das Indoeuropäische über ein System von Moduspartikeln verfügte,
das im Ahd. noch (resthaft) vorhanden ist. So enthalten ahd. Entscheidungs-
(und seltener Ergänzungs-)Fragen die Interrogativpartikel inu, die jedoch nicht
(mehr) obligatorisch ist, s. (16). Belegt ist sie v.a. in der ahd. Übersetzungslitera-
tur des 9. Jhs. (v.a. im Tatian). Im Spätahd. wurde sie nur noch sporadisch von
Notker verwendet und ist dann auf dem Wege ins Mhd. letztendlich ganz ge-
schwunden. Die Existenz der Deklarativpartikel ja–/ja und Imperativpartikel nu
ist im Ahd. umstritten (Behaghel 1932: 40, Ramers 2005, Axel 2007, Petrova/Solf
2009).

(16) Althochdeutsche Interrogativsätze (Entscheidungsfragen)


a. mit Moduspartikel
Eno bin ich iudeus (T 306,10)
ENO bin ich Jude
‚Bin ich Jude?‘
lat.: numquid ego iudeus sum
Satztyp und Sprachwandel 749

b. ohne Moduspartikel
Bist thu helias (T 47,12)
‚Bist du Elias?‘
lat.: helias es tú

Mit der Entwicklung von Satztypen als komplexen Merkmalsbündeln vollzieht


sich im Deutschen der Übergang von der overten zur coverten (indirekten) Mo-
dusmarkierung.
Interessanterweise zeigen im heutigen Deutsch einzelne Modalpartikeln3
(auch Abtönungspartikeln) eine gewisse Affinität zu bestimmten Satzmodi (Thur-
mair 1989, Molnár 2002, Diewald 2007, Diewald 2008). So treten nicht alle der
15 Kernmodalpartikeln (aber, auch, bloß, denn, doch, eben, eigentlich, etwa, halt,
ja, mal, nur, schon, vielleicht und wohl) gleichermaßen in allen Satztypen auf. Die
Modalpartikel ja ist auf Behauptungen, Aufforderungen und Ausrufe beschränkt,
während wohl in Aussagen und Fragen möglich ist. Halt tritt v.a. in Behauptun-
gen auf, wohingegen aber nur in Ausrufen verwendet wird. Manche Modalparti-
keln „spezialisieren“ sich also auf bestimmte Satzmodi. Solange sie jedoch mit
unterschiedlichen Satzmodi kompatibel, dabei fakultativ und sogar in unselbst-
ständigen Sätzen (z.B. ja und doch in Kausalsätzen) zulässig sind, können sie nur
als Hilfsmerkmale zur Markierung von Satztypen dienen (Altmann 1993).
Während bspw. Imperativsätze (unabhängig von der Verbstellung) viele Mo-
dalpartikeln zulassen (darunter auch, bloß, ja, mal und nur), stehen in Optativsät-
zen ausschließlich bloß, doch und nur, s. (19)-(20). Diese kleine Gruppe der Mo-
dalpartikeln gehört in heutigen Verb-Letzt-Optativsätzen sogar obligatorisch
dazu. Hier kann im Deutschen eine noch nicht abgeschlossene Entwicklung hin
zur Moduspartikel, genauer Optativpartikel, beobachtet werden. So beginnt im
Ahd. zunächst die Grammatikalisierung der Modalpartikel doch (zur Grammati-
kalisierung von Modalpartikeln s. u.a. Diewald 1997, Wegener 1998, Autenrieth
2002, Molnár 2002): Neben der ursprünglichen Funktion eines adversativen bzw.
konzessiven (Konjunktional-)Adverbs (nhd. jedoch und dennoch) bildet ahd. thoh
die Modalpartikelfunktion heraus. Sie tritt interessanterweise in finalen Neben-
sätzen mit optativer Bedeutung auf, um den Gegensatz zwischen Wunsch und
bestehender Wirklichkeit zu signalisieren, s. (17). Im Mhd. ist sie als fakultati-
ver Bestandteil der Verb-Erst-Optativsätze wie in (18) belegt (Hentschel 1986: 112,

3 Primär dienen Modalpartikeln dazu, auf eine präsupponierte, jedoch nicht explizit versprach-
lichte Proposition zu verweisen. So drückt die partikelhaltige Äußerung Deutsch ist eben schwer
aus, dass sich der Sprecher auf die präsupponierte (d.h. vorausgesetzte) Proposition ‚Deutsch ist
schwer‘ bezieht, die er im aktuellen Diskurs für relevant hält und sie daher äußern möchte (Die-
wald 2007).
750 Renata Szczepaniak

Meibauer 1994: 104–131, Molnár 2002: 112). Mit ihrer Obligatorisierung wird doch
(neben bloß und nur) zum satztypkonstituierenden Merkmal der optativen Verb-
Letzt-Sätze und trägt dazu bei, den Optativ- vom Konditionalnebensatz zu unter-
scheiden, s. (19)-(20).

(17) (…) joh sie thar lerta filu fram


io gidago fora thiu thaz sie irkantin thoh bi thiu
thaz er uuas druhtin heilant (O IV, 1, 11–13)
‚und lehrte sie dort immerzu, jeden Tag dafür, damit sie erkannten doch
daran, dass er war der Herr Heiland‘ (Hentschel 1986: 97)

(18) Het ich von dirre sumerzit


doch zwene tage und eine guote nacht
mit ir zu redenne ane nit (Heinrich von Rugge, zitiert nach Hentschel 1986:
112)
‚Hätt’ ich von dieser Sommerzeit doch zwei Tage und eine gute Nacht, mit
ihr zu reden ohne Groll.‘

(19) a. Wenn er bloß/doch/nur aufhören würde zu reden! (Optativsatz)


b. Wenn er aufhören würde zu reden, … (Konditional-
nebensatz)

(20) a. Würde er bloß/doch/nur aufhören zu reden! (Optativsatz)


b. Würde er aufhören zu reden, … (Konditional-
nebensatz)

Die Modalpartikel nur ist seit dem 16. Jh. in abhängigen dass-Objektsätzen belegt,
die einen Wunsch ausdrücken (Ich wolte, dasz ich nur todt wäre) und seit dem
17. Jh. in Verb-Erst-Wunschsätzen (o hett ich nur gethan kein sünd; s. Diewald 1997:
96). Auch die jüngste der drei Partikeln, bloß, die erst im 19. Jh. entstanden ist,
wird allmählich in die optative Struktur eingebunden (Diewald 1997: 87).
Die Herausbildung der Verb-Letzt-Optativsätze ist bisher nicht systematisch
erforscht. Die Grammatiken weisen darauf hin, dass der heute wenig gebrauchte,
veraltete dass-Satz seit dem Ahd. existiert (s. Abschnitt 3.1.4 und 3.2.2). Über die
Entwicklung des wenn-Satzes liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Es ist zu
vermuten, dass seine Entwicklung eng mit der Obligatorisierung der Modalparti-
keln einhergeht.
Doch, bloß, nur können (mit Einschränkung) als Optativpartikeln bezeichnet
werden. Im Gegensatz zu voll ausgebildeten Moduspartikeln sind sie nicht auf
diesen Satzmodus beschränkt: Bloß und nur gehören zu der Partikelgruppe, die
im dass-Verb-Letzt-Imperativsatz auftreten müssen. Nur kann fakultativ auch in
w-Interrogativsätzen verwendet werden.
Satztyp und Sprachwandel 751

3.2.2 Obligatorisierung der Subjektspronomina

Im Nhd. setzen sich Imperativsätze von allen anderen Satztypen dadurch ab, dass
die Setzung des Subjektspronomens bei Verben in der 2. Person nicht obligato-
risch ist und emphatisch wirkt, vgl. Koch bitte die Suppe! vs. Du koch die Suppe!
oder Koch du die Suppe! In allen anderen Satztypen hat sich das Subjektsprono-
men zum obligatorischen Teilmarker entwickelt. Es wird nicht nur referenziell
verwendet, d.h. um auf einen spezifischen Referenten wie sie in (21) zu verwei-
sen, sondern auch nicht-referenziell, v.a. in Verbindung mit unpersönlichen Ver-
ben wie in (22) und sogar als syntaktischer Platzhalter wie in (23)-(25).

(21) Sie spricht nicht darüber.

(22) Es regnet.

(23) Es wurde die ganze Nacht getanzt.

(24) Es ist noch Suppe im Topf.

(25) Es war einmal eine Witwe.

Das referenzielle Subjektspronomen (1./2.Sg.) kann im heutigen Standarddeutsch


nur dann ausgelassen werden, wenn es wie in (26) im Vorfeld steht und nicht-rhe-
matisch verwendet wird, sog. topic-drop (Volodina 2009). In nebengeordnetem
Satz ist die Auslassung eines referenzidentischen Subjekts möglich, s. (27):

(26) (Ich) Hab Hans schon angerufen.

(27) Sie kam und siegte.

Das frühe Ahd. gehört aufgrund der häufigen Nullrealisierung der Subjektspro-
nomina (sog. Nullsubjekte) zu den (zumindest partiellen) pro-drop-Sprachen
(Held 1903, Eggenberger 1961, Harbert 1999, Axel 2005, Szczepaniak 22011). Sub-
jektlose Sätze sind zu Beginn der deutschen Sprachgeschichte nicht auf be-
stimmte Satztypen beschränkt. Das Nebeneinander von subjektlosen und sub-
jekthaltigen Strukturen betrifft alle Sätze, auch die Imperativsätze.
Die zunehmende Durchsetzung der Subjektspronomina verläuft jedoch u.a.
syntaktisch gesteuert. Zum einen setzen sich overte Subjekte in unselbstständi-
gen Sätzen früher durch als in selbstständigen. Im ahd. Isidor sind nur 9 % aller
Nebensätze subjektlos, während sich im Hauptsatz die overten und Nullsubjekte
die Waage halten. Bei Otfrid enthalten schon ca. 75 % aller Hauptsätze ein overtes
Subjekt. Obwohl die Obligatorisierung der referenziellen Subjektspronomina im
Spätahd. schon weit fortgeschritten ist, sind subjektlose Hauptsätze vereinzelt
noch im 17. Jh. belegt (Volodina 2009). Zum anderen ist die Nichtrealisierung der
752 Renata Szczepaniak

Subjektspronomina im ahd. Hauptsatz von der Verbposition abhängig. Sie ist


hauptsächlich beim vorangestellten Verb, d.h. im Mittelfeld möglich, so dass pro-
drop auf verbinitiale Sätze sowie Verb-Zweit-Sätze mit anders (z.B. mit w-Wort)
besetztem Vorfeld beschränkt ist (Axel 2005). Häufig handelt es sich dabei um
diskurspragmatisch gesteuerte Subjektauslassungen, die innerhalb einer Erzähl-
sequenz die Referenzidentität signalisieren (Sonderegger 1979: 267).
Von der zunehmenden Obligatorisierung der Subjektspronomina sind bereits
im Ahd. unpersönliche Konstruktionen, d.h. solche mit nullwertigen Prädikaten
betroffen (Hennig 1957, Dal 31966: 77f., 166ff., Bishop 1977, Lenerz 1985b, Betten
1987: 124, Große 1990, Schrodt 2004). So setzt sich bei Witterungsverben das ex-
pletive iz ‚es‘ schon im Laufe des Ahd. durch, z.B. iz regenot ‚es regnet‘. Auch
Verben für Zeitausdrücke iz abandet ‚es wird Abend‘ (T 332,3), iz nahtet ‚es wird
Nacht‘ (NB 1, 19,5) treten selten subjektlos auf. Bei Verben für körperliche und
geistige Zustände setzte sich es im Laufe der deutschen Sprachgeschichte nur im
Vorfeld durch, im Mittelfeld kann es auch heute fehlen (Es graut mir vor dir vs. Mir
graut (es) vor dir).
Seit Notker lässt sich hauptsächlich in Nebensätzen ein weiterer Typus des
expletiven iz beobachten, das als syntaktischer Platzhalter bezeichnet wird, z.B.
daz iz philologia uuas ‚dass es die Philologie war‘ (NMC I, 33, 18). In unabhängi-
gen Präsentativ- und Existentialsätzen tritt das satzeröffnende es seit dem Mhd.
hinzu, z.B. ez wuohs in Burgonden ein vil edel magedîn ‚es wuchs ein edles Mäd-
chen im Land der Burgunden‘ (NL I, 2) (Dal 31966: 77). Dieses expletive es ist im
heutigen Deutsch nur im Vorfeld obligatorisch. Bei anderweitiger Vorfeldbeset-
zung sind Sätze mit Verben der körperlichen und geistigen Zustände fakultativ
und im unpersönlichen Passiv obligatorisch subjektlos, z.B. Gestern wurde viel
diskutiert (zum pro-drop und zum expletiven es in deutschen Dialekten s. Weiß
1998, 2005, Rabanus 2008 und Axel/Weiß, im Druck).

3.2.3 Einleitungselemente in selbstständigen Verb-Letzt-Sätzen

Im Nhd. können mit dass verbfinale Imperativ-, Optativ- und Exklamativsätze ge-
bildet werden. Zur Einleitung von realen und irrealen Optativsätzen wird dass (in
Kombination mit einem Verb im Konj.Präs. bzw. Konj.Prät.) schon im Ahd. ver-
wendet. Bei Otfrid stehen solche Wunschsätze in Parenthesen, d.h. sie werden in
einen Trägersatz als Schreiberkommentar eingeschoben (Wunder 1965: 234ff.,
Greule 1998). Aufgrund der breiten Semantik von ahd. daz, das u.a. auch Final-
nebensätze einleiten kann, sind Optativsätze häufig von Finalnebensätzen nicht
formal zu trennen, vgl. ahd. iltun al bi gahin thaz sie nan gisahin ‚Sie eilten alle so-
fort, um ihn zu sehen‘ (O II 14,94). Im folgenden Beispiel (28) kann der daz-Satz
Satztyp und Sprachwandel 753

sowohl als unabhängiger (kommentierender) Optativsatz (Dass du es nur wüss-


test) als auch als Finalsatz (Er tat es, damit du es weißt) interpretiert werden. Da-
für, dass es sich um eine unabhängige Parenthese handelt, spricht v.a. die Tatsa-
che, dass das Verb im Trägersatz keine Handlung bezeichnet, die als Ziel den
Inhalt des daz-Satzes hätte. Satan verführt Jesus nicht, damit der Leser das er-
fährt:

(28) Thaz det er, thaz thu iz uuessis, thih thara ingegin rustis,
uuant er hiar in libe thin ahtit io zi nide. (O II 3, 61–62)
‚Das tat er, dass du es nur wüsstest, dass du dich gegen ihn rüstest,
weil er dich hier in diesem Leben aus Neid verfolgen wird.‘

(29) Er lerta unsih joh zeinta, thaz druhtin unser meinta


(thaz uuir ni kertin thanana uz!) thaz sines lichamen hus (O II 11, 43–44)
‚Er lehrte uns und verkündete, dass unser Herr meinte
(dass wir nie daraus ziehen würden!) das Haus seines Leibs‘

Im Mhd. können daz-eingeleitete Hauptsätze (in Verbindung mit Konj.Präs.)


Wünsche oder Aufforderungen ausdrücken (zu diesen und anderen Formen von
eingeleiteten und nicht eingeleiteten Optativsätzen s. Behaghel 1928: 432, Paul
252007: 300, 410, 431). In daz-eingeleiteten Exklamativsätzen tritt das Verb im In-

dikativ auf.

(30) Optativsatz: daz dû vervluochet sîst (Er 5916)


‚Du sollst verflucht sein!‘

(31) Exklamativsatz: daz dû niht eine wîle mohtest bîten! (Wa 83, 11)
‚Dass du nicht etwas warten konntest!‘

Zur Einleitung von Exklamativsätzen ist wie seit dem Ahd. belegt (Näf 1979,
Schrodt 2004: 204, Lühr 2009):

(32) uuio uuunderlih din namo ist in allero uuerlte (NP 29.3)
‚Wie herrlich dein Name ist in der ganzen Welt‘

Im Mhd. ist wie die häufigste Einleitung für Exklamativsätze. So beobachtet Näf
(1992), dass mehr als drei Viertel aller siebzig Exklamativsätze in Gottfried von
Strassburgs „Tristan und Isold“ (um 1210) das satzinitiale wie enthalten, während
daz- und v.a. waz-Sätze selten auftreten.
Selbstständige Fragesätze mit einleitendem ob sind bereits seit dem Ahd. be-
legt (s. Abschnitt 3.1.4). Gleichzeitig dient ob auch als Subjunktion für indirekte
Fragesätze und Konditional- und Konzessivsätze (Dal 31966: 214f., Wunder 1965:
282ff.). Abschnitt 4 wird näher auf die Entstehung der selbstständigen ob-Verb-
Letzt-Sätze eingehen.
754 Renata Szczepaniak

3.3 Morphologische Merkmale

Aufgrund von vielen Synkretismen tragen die verbalen Flexionsformen heute nur
geringfügig zur Konstituierung der Satztypen bei (Altmann 1993). Dies betrifft
nicht nur den Konjunktiv I, der bis auf die 3.Sg. mit dem Indikativparadigma über-
einstimmt (eine Ausnahme bildet das Verb sein). Auch im Indikativ Präsens sind
alle Formen bis auf 1. und 2.Sg. uneindeutig, so dass das Subjektspronomen (wenn
vorhanden) zur Disambiguierung herangezogen wird, z.B. wir/sie kommen, sie/
er/ihr kommt. Darüber hinaus stimmt die 2.Pl. im Indikativ und Imperativ (kommt)
überein. Durch die e-Apokope fallen 1.Sg.Präs.Ind. und 2.Sg.Imp. bei starken Ver-
ben ohne Hebung (ich komm’ und komm!) und bei schwachen Verben formal zu-
sammen. Da die Imperativformen damit uneindeutig sind, reichen sie allein nicht
aus, um Imperativsätze zu markieren.
Die heutigen Synkretismen entstehen im Laufe der Sprachgeschichte als Re-
sultat von phonologischen und morphologischen Ausgleichprozessen. Dagegen
enthalten die ahd. verbalen Flexionsparadigmen nur ganz wenige uneindeutige
Formen: Betrachtet man zunächst Tabelle 3 horizontal, so stellt man fest, dass sich
die Indikativ- und Konjunktivformen im Präsens und Präteritum (heute Konj. I und
II) nie formal überschneiden. Im Unterschied zum heutigen Deutsch ist der Kon-
junktiv formal deutlich vom Indikativ getrennt. Nur vertikal treten gleiche Formen
in der 1. und 3. Sg.Prät. Ind. (suohta) und in der 1. und 3. Sg.Prät. Konj. (suohti) auf.

Tabelle 3: Die Flexion des schwachen Verbs suohen im Althochdeutschen

Indikativ Präsens Konjunktiv Präsens Indikativ Präteritum Konjunktiv Präteritum


1.Sg. suochu suoche– suohta suohti
2.Sg. suochis(t) suoche–s(t) suohto–s(t) suohtı–s(t)
3.Sg. suochit suoche– suohta suohti
1.Pl. suocheme–s suoche–m(e–s) suohtum(e–s) suohtı–m(e–s)
2.Pl. suochet suoche–t suohtut suohtı–t
3.Pl. suochent suoche–n suohtun suohtı–n

Die Abschwächung der Nebensilben, die sich in der Reduktion der unbetonten
Vokale zu Schwa, z.B. ahd. suochu > nhd. suche (1.Sg.Ind.Präs.), im Abbau
der dreisilbigen Formen, z.B. ahd. suocheme–s > mhd. suochen > nhd. suchen
(1.Pl.Ind.Präs.) und in der Vereinfachung von auslautenden Konsonantenclus-
tern, z.B. ahd. suochent > mhd. suochent > nhd. suchen (3.Pl.Ind.Präs.) äußerte,
führte letztendlich dazu, dass schon im Mhd. die meisten der heutigen Synkretis-
men entstanden sind.
Vergleicht man jedoch die Beteiligung der einzelnen Verbmodi an der Bil-
dung von Satztypen, so stellt man fest, dass sich diese vom Alt- zum Nhd. nur ge-
Satztyp und Sprachwandel 755

ringfügig geändert hat (Petrova 2008). Es sind drei bewahrende bzw. innovative
Entwicklungen vom Alt- zum Nhd. hervorzuheben:

Erstens: In realen Wunschsätzen, d.h. in Gebeten, Segensprüchen und Glück-


wunschäußerungen, wird seit dem Ahd. der Konjunktiv Präsens (heute Konj. I)
gebraucht. Irreale Wunschsätze enthalten kontinuierlich den Konjunktiv Präteri-
tum (heute Konj. II), s. Wunder (1965: 234ff.), Petrova (2008).

(33) druhtin hohe mo thaz guat (Ad Ludowicum 6)


‚Gott vermehre sein Glück!‘ (zitiert nach Petrova 2008: 97)

(34) Ni missigiangin uuir so fram (O II 6, 31)


‚Hätten wir doch nicht einen so schlimmen Fehler begangen!‘ (zitiert nach
Petrova 2008: 98)

Zweitens: In Imperativsätzen tritt im Ahd. neben dem Imperativ auch der Kon-
junktiv Präsens auf. Im folgenden Beispiel fordert der Engel Josef auf, das Leben
Jesu zu beschützen. Im ersten Satz steht das Verb im Imperativ, die Folgesätze
enthalten hingegen den Konjunktiv Präsens, der heute mit dem Modalverb sollen
wiedergegeben werden kann:

(35) Hugi filu harto thero minero uuorto


in herzen giuuaro wartes, thaz thu uns thia fruma haltes (O I 19, 11–12)
‚Beachte ernstlich meine Worte; mit ganzem Herzen sollst du darauf be-
dacht sein, dass du für uns diese Gabe [= das Jesuskind] bewahren sollst‘
(Übers. in Anlehnung an Petrova 2008: 100)

Der Konjunktiv I wird im heutigen Deutsch nur noch in den Imperativsätzen der
3.Sg. (den sog. „Heischesätzen“) verwendet, wobei er hier in der Umgangsspra-
che durch die 2.Sg.Imp. abgelöst wird (Altmann 1993: 1014):

(36) In dhesemu quhide ni bluchisoe eoman …(I 3, 6)


‚Bei diesem Satz zweifele niemand daran …‘ (zitiert nach Petrova 2008:
100f.)

(37) Sage mir keiner/Sag mir keiner, er hätte nichts gewusst! (Altmann 1993:
1014)

Drittens: Adhortative Aufforderungen werden im Ahd. mit der anfangs noch ein-
deutigen Form der 1.Pl.Präs.Konj. gebildet (Petrova 2008: 105). Mit dem formalen
Zusammenfall mit der 1.Pl.Präs.Ind. verliert der Adhortativsatz (38) dieses flexions-
morphologische Merkmal, so dass er sich heute vom E-Interrogativsatz (39) und
V1-Exklamativsatz (40) nur noch durch zum Teil feine intonatorische Merkmale
unterscheidet. Beim Verb sein wird die formal distinkte Konjunktivform seien in
756 Renata Szczepaniak

der heutigen Umgangssprache durch das indikativische sind ersetzt (Altmann


1993: 1014):

(38) Adhortativsatz: Geben wir uns (doch mal) Illusionen hin!

(39) E-Interrogativsatz: Geben wir uns Illusionen hin?

(40) V1-Exklamativsatz: Geben wir uns (vielleicht) Illusionen hin!

4 Theoretische Probleme
Vor dem Hintergrund, dass sich die Verb-Letzt-Stellung in der deutschen Sprach-
geschichte allmählich zum Merkmal der syntaktischen Abhängigkeit entwickelt
hat, wird die Existenz der selbstständigen Verb-Letzt-Sätze besonders interes-
sant. Dabei wird in der Forschungsliteratur zur synchronen Syntax vielerorts
darauf hingewiesen, dass diese Sätze nicht als elliptisch anzusehen sind, d.h. sie
werden nicht durch die Tilgung eines übergeordneten Satzes abgeleitet (zur Über-
sicht s. Artikel 10 in diesem Band). Zur historischen Entwicklung der Verb-Letzt-
Sätze fehlen bisher entsprechende Untersuchungen. Historische Daten sprechen
jedoch dafür, dass sich diese Satztypen allmählich und nicht etwa abrupt durch
die Ellipse des Trägersatzes herausgebildet haben. Dies wird im Folgenden am
ob-Verb-Letzt-Interrogativsatz gezeigt.
Im Ahd. leitet ob sowohl selbstständige als auch unselbständige Fragesätze
ein (s. Abschnitt 3.1.4 und 3.2.3). Es dient also einerseits als Interrogativpartikel in
Entscheidungsfragesätzen, anderseits als Subjunktion. Interessanterweise unter-
scheiden sich beide Satztypen hinsichtlich der Verbstellung: In selbstständigen
ob-Fragesätzen folgt das Verb im Ahd. dem Subjekt, während die eingebetteten
Fragen Spätstellung des Verbs aufweisen. Zudem leitet ob im Ahd. Konditional-
und Konzessivsätze ein (Wunder 1965, Bernhardt/Davis 1997).

(41) Selbstständige ob-Interrogativsätze:


Quadun imo: trohtin, oba uuir slahemes in suerte (T 297, 25–26)
‚Sie sagten ihm: „O Herr, schlagen wir mit dem Schwert/sollen wir mit dem
Schwert schlagen?“‘

(42) Unselbstständige ob-Interrogativsätze:


Fragetun (…) oba thiu selba blinti fon sunton sinen uuurti (O III 20, 3–4)
‚Sie fragten (…), ob diese Blindheit von seinen Sünden kam.‘

(43) Konditionalsätze:
Thia hant duat si furi sar, ob iaman ramet es thar (O III 1, 35)
‚Ihre Hand hält sie [=die Mutter] davor, wenn jemand es [=das Kind] angreift.‘
Satztyp und Sprachwandel 757

(44) Konzessivsätze:
Ob ih iz sagen (…) iu, ir ni giloubet thoh bi thiu (O III 22, 15)
‚Auch wenn ich es euch sage, so glaubt ihr mir dennoch nicht.‘

Anhand der Daten kann der Grammatikalisierungspfad von ob-Sätzen nachge-


zeichnet werden. Wie auch Dal (31966: 214) vermutet, entwickelt sich ob wahr-
scheinlich aus dem noch im Ahd. existierenden Substantiv iba ‚Zweifel‘ zunächst
zur Interrogativpartikel in selbstständigen Sätzen. Stand ein solcher Satz in di-
rekter Nachbarschaft zum Satz mit Verba declarandi (sagen, sprechen, fragen)
oder Verba sentiendi (denken, zweifeln), konnte diese ursprünglich parataktische
Folge wie in (41) als hypotaktische reanalysiert werden. Dies führte dazu, dass
der ursprünglich selbstständige ob-Satz zum abhängigen herabgestuft wurde,
etwa Sie sagten/fragten, ob sie mit dem Schwert schlagen sollen.
Ein weiteres Argument für die Existenz von unabhängigen ob-Fragesätzen ist
die Grammatikalisierung von ob als konditionale, anschließend als konzessive
Subjunktion. Auch hier führt der Grammatikalisierungspfad von der Parataxe zur
Hypotaxe: Im ersten Schritt wird eine selbstständige Frage im konkreten Diskurs
beantwortet, woran eine Schlussfolgerung angeschlossen werden kann. Im wei-
teren Schritt wird die bejahende Antwort vorausgesetzt, so dass letztendlich der
Fragesatz als Bedingung für den Folgesatz verstanden und dann als Konditional-
satz reanalysiert wird, etwa Kommst du? – (Ja!) – Dann können wir sofort anfangen
> Kommst du, dann können wir sofort anfangen (Heine/Kuteva 2002: 249, Hopper/
Traugott 2003: 179ff., van den Nest 2010). Anschließend kann sich die kondi-
tionale Subjunktion zur konzessiven weiterentwickeln (s. König/van der Auwera
1988).
Der selbstständige ob-Fragesatz unterliegt in der Geschichte des Deutschen
einer weiteren formalen und funktionalen Entwicklung. Zum einen weist er seit
dem Mhd. – ähnlich wie der ob-Nebensatz – die Tendenz zur Verb-Letzt-Stellung
auf, die sich zum Nhd. hin durchsetzt:

(45) Mittelhochdeutsch: op sîn wirt iht mit im var? (Pz 23, 11)
‚War sein Gastgeber nicht mit ihm?‘

Zum anderen nimmt er – möglicherweise unter dem Einfluss des formalen Wan-
dels – die Funktion einer deliberativen Frage auf, auf die keine Antwort erwar-
tet wird, z.B. Ob sie noch ihre Brille trägt? (= ‚Ich möchte wissen/Ich frage mich
selbst, ob sie noch ihre Brille trägt‘, s. Artikel 10 in diesem Band). Diese teilt er
heute mit dem formal ähnlichen w-Verb-Letzt-Interrogativsatz (Wen sie wohl ein-
lädt? = ‚Ich frage mich, wen sie einlädt‘). Wie Truckenbrodt (Artikel 10 in diesem
Band) beobachtet, unterscheidet sich die Gruppe der selbstständigen Verb-Letzt-
Sätze in ihrer Verwendungsweise von Verb-Erst- und Verb-Zweit-Sätzen. Die pro-
758 Renata Szczepaniak

totypischen Verwendungsweisen der Verb-Erst- und Verb-Zweit-Sätze sind Be-


hauptungen, Fragen an einen Adressaten und Aufforderungen. Verb-Letzt-Sätze
drücken hingegen exklamative Äußerungen, deliberative Fragen, Wünsche u.Ä.
aus. Im Zuge des Sprachwandels werden also mit der Makrostruktur „Einleitungs-
wort + Verb-Letzt-Stellung“ verschiedene Randfunktionen assoziiert. Es steht zu
vermuten, dass der funktionale Wandel des ob-Verb-Letzt-Satzes durch die for-
male Entwicklung im Nebensatz beeinflusst wird, die dazu führt, dass Satzein-
leiter wie ob die finale Verbstellung verlangen.

5 Zusammenfassung
Der Sprachwandel führt zur Herausbildung von Satztypen, die auf mehreren Ebe-
nen, d.h. auf komplexe Weise markiert werden. Es bilden sich mehrere ambige
Satztypmarker heraus, die in Kombination den Ausdruck von Satzmodi leisten.
Die indirekte (koverte) Markierung löst die ältere Schicht von Moduspartikeln
ab, die einst ein overtes (direktes) Satzmodussystem bildeten. Während im Ahd.
noch die Interrogativpartikel inu allein den Satzmodus signalisieren konnte, wird
der E-Interrogativsatz heute durch die Kombination aus (1) der Verb-Erst-Stel-
lung, (2) dem postfiniten Subjekt(spronomen), (3) der indikativischen Verbform
und (4) dem steigenden Intonationsverlauf konstituiert. Damit stellen Satztypen
komplexe grammatische Konstruktionen zum Ausdruck des Satzmodus dar.
Die Herausbildung von Satztypen stellt eine Grammatikalisierung dar, in der
sich für bestimmte Funktionstypen Ausdrucksformen entwickeln. Dabei weisen
einzelne Satzmodi unterschiedliche Grammatikalisierungsgrade auf: Am weites-
ten fortgeschritten ist die Grammatikalisierung im Bereich des deklarativen Satz-
modus. Für diesen wird im unmarkierten Fall der V2-Deklarativsatz verwendet.
Für die zwei weiteren Grundmodi, den interrogativen und den imperativen, ste-
hen ebenfalls weit entwickelte Formen zur Verfügung. Der Ausdruck von Ausru-
fen und Wünschen ist hingegen sehr variabel, d.h. am wenigsten grammatikali-
siert.
Interessanterweise bilden Satztypen mit Merkmalen der syntaktischen Ab-
hängigkeit (dass, ob, wenn und w-Ausdrücke als Einleiter + Verb-Letzt-Stellung)
eine Makrostruktur, die mit Randfunktionen assoziiert wird. Die bisher uner-
forschte Entwicklung dieser Form-Funktion-Korrespondenz wirft spannende Fra-
gen auf, die zu künftigen Aufgaben der historischen Syntax gehören.
Satztyp und Sprachwandel 759

6 Literatur
6.1 Primärliteratur

Er = Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. v. M. G. Scholz. Übers. v. S. Held. Frankfurt/Main 2004.
I = Der althochdeutsche Isidor. Nach der Pariser Handschrift und den Monseer Fragmenten.
Neu hrsg. v.H. Eggers. Tübingen 1964.
NB = Notker der Deutsche: Boethius „De consolatione philosophiae“. Hrsg. v. P.W. Tax.
Tübingen 1986.
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Renata Szczepaniak

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