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Akuter Schmerz: Plötzlich auftretender und über einen begrenzten Zeitraum andauernder Schmerz,
der durch eine tatsächliche oder drohende Gewebeschädigung verursacht wird. Er nimmt eine
lebenserhaltende Warn und Schutzfunktion ein, die sich auch durch physiologische
Begleiterscheinungen zeigt. Dazu gehört unter anderem der Anstieg des Blutdrucks, des Pulses und
der Atemfrequenz.
Chronischer Schmerz: Dauerhafter oder wiederkehrender Schmerz für mindestens drei Monate, die
akute Warnfunktion der physiologischen Schmerzwahrnehmung fehlt. Der Übergang von akutem zu
chronischem Schmerz ist fließend.
2. Definition, zeitliche Dauer, Entstehung und Funktion von akutem Schmerz, chronische
Schmerzbehandlung
Chronischer Schmerz: Überdauern die Heilungsphase der Gewebeschädigung. Häufig ist eine
ursächliche Schädigung nicht (mehr) nachweisbar. Hier verliert Schmerz seine Warn- und
Schutzfunktion, er wird zur eigenständigen Erkrankung. Ein chronischer Schmerz ist also nicht als
Symptom, sondern als Erkrankung zu sehen.
Steigerung des Muskeltonus im schmerzhaften Gebiet: Nach Operationen in der Brust – oder
Bauchraum beeinträchtigt der gesteigerte Muskeltonus die Atmung. Durch die Schonatmung
besteht die Gefahr von Atelektasen (minderbelüftete Lungenabschnitten) mit
Beeinträchtigung des Austauschs von Sauerstoff und Kohlendioxid.
Vermeidung schmerzhafter Bewegungen mit den Folgen:
Patienten nehmen eine Schonhaltung ein, eine frühe Mobilisierung ist nicht möglich. Es
besteht die Gefahr von venösen Thrombosen, Veränderungen des Bewegungsapparats und
Beeinträchtigung der Selbstpflege.
Nach Operationen in der Brust oder Bauchraum vermeiden Patienten das abhusten. Es
besteht die Gefahr einer Pneumonie.
Steigerung der Aufmerksamkeit gegenüber Schmerzen: Permanenter Schmerz führt zu Angst,
Schlaflosigkeit und Hilflosigkeit. Es besteht die Gefahr der Demoralisierung (Verlust der
Psychischen stärke)
Aktivierung des Stresssystems
Die Freisetzung von Stresshormonen stimuliert den Sympathikus, steigert die
Thrombozytenaggregation (Zusammenlagerung von Blutblättchen) und führt zur katabolen
(abbauenden) Stoffwechsellage. Bei frisch operierten Patienten besteht die Gefahr von
venösen Thrombosen und Wundheilungsstörungen.
Die Stimulation des Sympathikus steigert Blutdruck und Puls, was zu erhöhtem
Sauerstoffverbrauch führt. Bei Patienten mit Herz – Kreislauf – Erkrankungen besteht die
Gefahr der Myokardischämie (Angina pectoris, Herzinfarkt)
Steigerung der Schmerzempfindlichkeit durch spinale Neuroplastizität: Das schmerzhafte
Areal vergrößert sich über das ursprünglich geschädigte Gewebe hinaus. Normalerweise
nicht schmerzhafte Reize wie Druck, Berührung und Bewegung werden als schmerzhaft
empfunden. Es besteht die Gefahr der Schmerz Chronifizierung.
Beim Prozess der Schmerz Chronifizierung kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen verstärkter
Schmerzwahrnehmung und der körpereigenen Schmerzhemmung. Physiologisch führen anhaltende
oder wiederkehrende Schmerzen zu Rezeptorveränderungen im Rückenmark, da diese
Ungleichgewicht begünstigen. Beim Fortbestehen dieser Veränderungen spricht man vom
Schmerzgedächtnis, den durch Schmerz verursachten Spuren im Nervensystem. Eng damit
verbunden sind Veränderungen auf der psychischen Ebene z.B. zunehmende Depressivität, sowie auf
der sozialen interaktionsebene, z.B. häufige verbale/nonverbale Schmerzäußerung.
Die wirksame Linderung akuter Schmerzen kann den Prozess der Schmerz Chronifizierung
verhindern. Pflegende sind hierbei für die regelmäßige Schmerzbeurteilung sowie die unverzügliche
Umsetzung der Schmerztherapie verantwortlich.
9. Wie unterscheidet sich das Schmerzverhalten zwischen einem Kind und einem alten Menschen?
Kinder: Müssen das Erleben von Schmerz, dessen Bedeutung und wirksames Schmerzverhalten
zunächst lernen. Dabei sind kulturelle und familiäre Einflüsse prägend. Der Umgang mit Schmerz wird
entlang der kindlichen Entwicklung auf unterschiedliche Weise erlernt:
Früh- und Neugeborene zeigen motorische und vegetative Reaktionen auf Schmerzreize.
WICHTIG: Urvertrauen durch Vertrauensperson
Kleinkinder assoziieren Umgebungen oder Gegenstände (Z.B. Nadeln, Spritzen) mit Schmerz.
WICHTIG: Anwesenheit einer Vertrauensperson, Ablenkung
Schulkinder können bereits auf eigene Schmerzerfahrungen zurückgreifen. WICHTIG: Keine
Verharmlosung (z.B. „Es tut nicht weh“), begrenzte Mitgestaltung der Situation ermöglichen,
Belohnungen für „Tapferkeit“ einsetzen.
Jugendliche begreifen Zusammenhänge zwischen Erkrankung, Behandlung und Schmerz.
WICHTIG: Vollständige Informationen, Autonomiestrebende Jugendliche respektieren.
Senioren: Sind häufig der Überzeugung, dass Schmerzen zum Alter dazugehören. Dennoch leiden sie
unter den Schmerzen. Viele ältere Menschen verschweigen und ertragen bisweilen ihren Schmerz, da
sie nicht zur Last fallen wollen. In der Kommunikation wird das Wort Schmerz eher vermieden und als
Qualität (z.B. drückend, ziehend, unangenehm, o.Ä.) oder Beeinträchtigung (z.B. „kann mich nicht
bewegen“) umschrieben. Zudem besteht die Überzeugung, die Einnahme von Schmerzmitteln sei der
letzte Ausweg und müsste solange wie möglich aufgeschoben werden. Die Zunahme der kognitiven
Beeinträchtigungen im hohen Alter verändert den Schmerzausdruck. Ist beispielsweise bei
Demenzkranken die sprachliche Kommunikation des Schmerzbefindens eingeschränkt, wird Schmerz
verstärkt nonverbal, z.B. über die Mimik oder Körperhaltung, zum Ausdruck gebracht.
10. Warum Schmerzbeurteilung?
Die Beobachtung von Schmerz (Schmerzbeurteilung) bildet die Grundlage einer adäquaten
Schmerztherapie und ist eine wichtige Aufgabe von Pflegefachpersonen im Schmerz Management, da
sie den intensivsten Kontakt zu Patienten/Bewohnern und deren Angehörigen haben.
Pflegefachpersonen erfahren unmittelbar die Auswirkungen einer unzureichenden
Schmerzbehandlungen.
Schmerz wird in mehreren Dimensionen erlebt. Diese Dimensionen sind wichtige Kriterien der
Beobachtung für Pflegende, da die Schmerzbeurteilung bei Patienten/Bewohnern und der genauen
Beobachtung von Veränderungen einzelner oder mehrerer Dimensionen basiert:
Begriffe zur Schmerzabstufung (z.B. kein, leichter, mittlerer, starker, stärkster Schmerz)
Visuelle Analogskala (VAS)
Schieberegler von „kein Schmerz“ bis „stärkster Schmerz“ mit einer Farbabstufung
Die Beurteilung von Schmerz bei Demenz (BESD) hat fünf Kategorien mit je drei Abstufungen.
Die Kindliche Unbehagens- und Schmerzskala (KUSS) eignet sich bei Kindern unter 4 Jahren
und hat fünf Kategorien mit je drei Abstufungen.
Im Rahmen der Verlaufskontrolle erfragen Pflegefachpersonen, wie sich die Schmerzen verändert
haben. Die regelmäßige oder Aanlassbezogene Schmerzerhebung ist wichtig, um den Erfolg der
Maßnahmen zu beurteilen und umgegeben falls die Schmerzbehandlung anzupassen. Eine Kontrolle
ob verabreichte Schmerzmittel Wirkung zeigen, erfolgt nach spätestens 30min. bei intravenöser,
rektaler, sublingualer oder rückenmarknaher Gabe bzw. nach ca. 60 Minuten bei oraler oder
subkutaner Verabreichung. Bei normalem Verlauf wird die weitere Schmerzbeurteilung dreimal
täglich durchgeführt. Bei akuten Schmerzen kann sich die Häufigkeit der Schmerzerfassung an der
Analgetika Therapie nach dem WHO Stufen Schema orientieren.
Eine Evaluation des Behandlungsplans bei chronischen Schmerzpatienten erfolgt regelmäßig mit den
Fragen:
20. Welche Dimensionen von Schmerz umfasst der Begriff Total Pain?