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Intraoperativer Abfall
der Sevofluran- und
O2-Konzentration
Leckage des Beatmungssystems
Die Beherrschung und die richtige Anästhesieverfahren mit „Minimal“- problemloser Narkoseeinleitung und en-
Anwendung von technischen Gerä- oder „Low-flow“-Frischgaszufuhr. dotrachealer Intubation wurde die Patien-
ten spielen eine wichtige Rolle in der tin bei stabiler Hämodynamik und gutem
Anästhesie. Die genaue Kenntnis der Falldarstellung Gasaustausch aus dem Einleitungsraum
Funktionen und des Alarmverhal- in den Operationssaal gefahren. Die Auf-
tens, insbesondere der Narkosege- Bei einer 84-jährigen Patientin wurde zur rechterhaltung der Allgemeinanästhe-
räte, sollte daher vorausgesetzt wer- Versorgung einer proximalen Humerus- sie erfolgte mit Sevofluran unter Einsatz
den. Potenzielle Fehlerquellen soll- fraktur eine Intubationsnarkose durchge- des Narkosebeatmungsgeräts Dräger-Pri-
ten bekannt sein und offen diskutiert führt. Ein Regionalanästhesieverfahren mus IE (Dräger Medical, Lübeck). Das
werden [2, 4]. Dies gilt besonders für wurde von der Patientin abgelehnt. Nach Gerät hatte die morgendliche Funktions-
Abb. 1 9 Nachgestellte
Bildschirmansichten.
a Phase 1: Anästhesie mit
konnektiertem Handbeat-
mungsbeutel. b Phase 2:
5 min, c Phase 3: 12 min
und d Phase 4: 15 min nach
Diskonnektion des Hand-
beatmungsbeutels
prüfung nach Checkliste und die Über- Anaesthesist 2009 · 58:1226–1230 DOI 10.1007/s00101-009-1638-5
prüfung nach der vorangegangenen An- © Springer Medizin Verlag 2009
ästhesie ohne Fehlermeldung absolviert.
M. Roiss · K. Bremer · G.N. Schmidt
Die Beatmung wurde im „Volume Mo-
Intraoperativer Abfall der Sevofluran- und O2-Konzentration.
de AutoFlow“ mit einem Frischgasfluss
Leckage des Beatmungssystems
von 0,8 l/min vorgenommen. Die O2-
Konzentration des Frischgases wurde auf Zusammenfassung
55% eingestellt. Inspiratorisch wurden so Nach problemloser Narkoseeinleitung kam rung gegeben. Der Fall zeigt, wie bedeutend
eine O2-Konzentration von 36% und eine es bei einer 84-jährigen Patientin intraopera- die Kenntnis der Funktionen, des Aufbaus
tiv während einer Anästhesie mit „Low-flow“- und des Alarmverhaltens der Anästhesiege-
Sevoflurankonzentration von 2,0 Vol.-%.
Frischgaszufuhr zu einem Abfall der inspira- räte ist. Sie sollte Bestandteil der Weiterbil-
erreicht (. Abb. 1a, Phase 1). Die Allge- torischen Sevofluran- und O2-Konzentration. dung in der Anästhesiologie sein. Feste Algo-
meinanästhesie verlief zunächst unauffäl- Trotz Erhöhung der Sevofluran- und O2-Kon- rithmen bei Beatmungsschwierigkeiten soll-
lig. Nach ca. 1 h sank die exspiratorische zentration im Frischgas konnte kein adäqua- ten trainiert werden, um eine sichere Narko-
Sevoflurankonzentration von 1,8 auf ter Anstieg der inspiratorischen Konzentra- seführung auch bei technischen Ausfällen zu
1,3 Vol.-% ab. Die inspiratorische O2-Kon- tionen erreicht werden. Als Ursache konn- gewährleisten.
te die Diskonnektion des Handbeatmungs-
zentration fiel von 36 auf 29% (. Abb. 1b,,
beutels vom Dräger-Primus-IE-Narkosebe- Schlüsselwörter
Phase 2). Trotz Erhöhung des Sevoflurans atmungsgerät identifiziert werden. Interes- Anästhesiegerät · Sicherheit · Funktionsfeh-
(Vaporeinstellung 5,0 Vol.-%) und Erhö- santerweise hatte es keine Fehleralarmie- ler · Handbeatmungsbeutel · Leckage
hung der O2-Konzentration auf 100%,
stiegen weder die inspiratorische Sevoflu-
ran- noch die O2-Konzentration adäquat Intra-operative drop in sevoflurane and oxygen concentrations.
an (. Abb. 1c,, Phase 3). Der Dräger Pri- Leakage of the ventilation system
mus IE gab zu diesem Zeitpunkt keine Abstract
Alarmmeldung und zeigte keine Lecka- After problem-free induction of narcosis in tiated. This case demonstrates how impor-
ge. Nach Entleerung der Wasserfalle des an 84-year-old female patient an intra-opera- tant knowledge of the function, set-up and
Gasmesssystems und nach Erhöhung des tive drop in sevoflurane and oxygen concen- alarm conditions of respiratory machines is.
trations occurred during low-flow anesthe- This should be an important component of
Frischgasflusses auf 8 l/min stiegen die in-
sia. Although the concentrations of sevoflu- training in anesthesiology as well as secure-
spiratorische Sevofluran- und die O2-Kon- rane and oxygen in the fresh gas flow were ly established algorithms for difficult ventila-
zentration rasch an (. Abb. 1d,, Phase 4). increased no adequate elevation of the in- tion to ensure safe anesthesia despite tech-
Zunächst wurde daher eine Störung des spiratory concentrations could be achieved. nical failures.
Gasmesssystems durch die gefüllte Was- Disconnection of the Dräger Primus IE man-
serfalle als Fehlerquelle vermutet. ual bag-valve-mask could be identified as Keywords
the cause of the drop in concentrations. In- Respiratory machine · Safety · Functional de-
Nach erneuter Reduktion des Frisch-
terestingly no error alarm function was ini- fect · Bag-valve-mask · Leakage
gasflusses auf 0,8 l/min kam es jedoch zu
einem wiederholten Abfall der inspirator-
sichen Sevofluran- und O2-Konzentrati-
on. Bei der Fehlersuche wurde im Ein-
klang mit den Leitlinien der Deutschen
Gesellschaft für Anästhesiologie und In-
tensivmedizin (DGAI) nach dem Grund-
satz: „Wann immer die maschinelle Beat-
mung gestört oder nicht möglich ist, ist
auf die vorher geprüfte manuelle Beat-
mung des Patienten zurückzuwechseln
und erst nach Sicherung der Beatmung in
Ruhe der Gerätefehler zu analysieren“ [3]
vorgegangen und mit der manuellen Be-
atmung der Patientin begonnen. Hierbei
fiel ein leerer Handbeatmungsbeutel auf.
Trotz „O2-flush“ füllte sich dieser nicht,
sodass die Diskonnektion des Handbe-
atmungsbeutels von dem Beatmungsge-
rät detektiert werden konnte. Nach dem
Wiederanschluss ließen sich die manuelle
und die maschinelle Beatmung problem-
los fortführen.