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8 Vorschriften/Normen/Verordnungen

DIN 1052: Holzbauwerke


DIN 1055: Lastannahmen für Bauten;
Einwirkungen auf Tragwerke
DIN 4074: Sortierung von Holz
nach der Tragfähigkeit
DIN 4102: Brandverhalten von Baustoffen
und Bauteilen
DIN 4108: Wärmeschutz im Hochbau und
ergänzende Bestimmungen
DIN 4109: Schallschutz im Hochbau
und ergänzende Bestimmungen
DIN 68800: Holzschutz
EnEG 1976: Gesetz zur Einsparung von
Energie in Gebäuden
(Energieeinsparungsgesetz –
EnEG) vom 22. Juli 1976
EnEV 2002: Verordnung über energiesparen-
den Wärmeschutz und energie-
sparende Anlagentechnik bei
Gebäuden
(Energieeinsparverordnung –
EnEV) vom 16. November 2001

Bildnachweis

Abb. Titel- und Rückseite, Abb. 2.6, 2.8, 2.9,


3.12, 3.13, 5.2: Holzabsatzfonds, Bonn

Abb. 0.1, 1.2, 2.2, 2.3, 2.4, 2.5, 2.10, 2.11,


3.2, 3.3, 3.8, 3.9, 3.10, 3.11, 3.14, 4.1, 4.4,
4.6, 4.7, 4.8, 4.12, 4.13, 5.6, 5.10:
Prof. Dr.-Ing. W. Rug,
Eberswalde/Wittenberge

Abb. Beispiel 6.1:


Holzbau E. Scharpf, Esslingen

Abb. Beispiel 6.2:


ibs Ingenieurbüro für Baustatik, Dahlwitz-
Hoppegarten

Abb. Beispiel 6.3:


K. Schulze, Schulze & Partner, Dresden
H 576

EGH
Entwicklungsgemeinschaft Holzbau
in der
Deutschen Gesellschaft für Holzforschung
INFORMATIONSDIENST HOLZ

Erneuerung von Fachwerkbauten

Folge 1
Teil 3
Reihe 7
holzbau handbuch
2 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 Inhaltsverzeichnis, Impressum
Teil 3
Folge 1

Inhaltsverzeichnis Impressum

1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Herausgeber: Die technischen Informationen dieser Schrift


Absatzförderungsfonds entsprechen zum Zeitpunkt der Drucklegung
2 Grundlagen/Begriffe . . . . . . . . . . . . . 4 der deutschen Forst- und Holzwirtschaft den anerkannten Regeln der Technik. Eine
2.1 Entwicklung des Fachwerkbaus . . . . 4 – HOLZABSATZFONDS – Haftung für den Inhalt kann trotz sorgfäl-
2.2 Terminologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Anstalt des öffentlichen Rechts tigster Bearbeitung und Korrektur nicht über-
2.3 Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Godesberger Allee 142–148 nommen werden.
D-53175 Bonn
3 Konstruktiver Aufbau . . . . . . . . . . . . 8 und In diese Broschüre sind Ergebnisse aus zahl-
3.1 Dächer/Dachkonstruktionen. . . . . . . 8 reichen Forschungsprojekten eingeflossen.
3.2 Balken/Balkenlage/ DGfH Innovations- und Service GmbH Für deren Förderung danken wir der Arbeits-
Deckenkonstruktionen . . . . . . . . . . . 10 Postfach 31 01 31 gemeinschaft industrieller Forschungsvereini-
3.3 Wandgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 D-80102 München gungen (AiF), der Arbeitsgemeinschaft Bau-
3.4 Sockel/Keller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 mail@dgfh.de forschung (ARGE BAU), den Forst- und
3.5 Typische Verbindungen . . . . . . . . . . . 12 www.dgfh.de Wirtschaftsministerien des Bundes und der
Länder und der Holzwirtschaft.
4 Instandsetzung und Erneuerung . . . 14 Redaktion:
4.1 Bauordnungsrecht Dipl.-Ing. (FH) Architekt Ludger Dederich,
und Denkmalschutz. . . . . . . . . . . . . . 14 Dipl.-Ing. (FH) Jens Koch, Bonn Gestaltung:
4.2 Schadensschwerpunkte/ Dipl.-Ing. (FH) Martin Fischer, München Creativ Mediendesign GmbH, Ottobrunn
Schadensdarstellung . . . . . . . . . . . . . 14
4.3 Schadenskartierung. . . . . . . . . . . . . . 15 Bearbeitung:
4.4 Bauliche Maßnahmen . . . . . . . . . . . . 15 Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Rug,
4.5 Hilfskonstruktionen . . . . . . . . . . . . . . 18 FH Eberswalde Erschienen: 12/2004
4.6 Dauerhaftigkeit Dipl.-Ing. H. Held, Dipl.-Ing. Ch. Stützer, ISSN-Nr. 0466-2114
(Holzschutz/Feuchteschutz/ Ingenieurbüro Prof. Dr. Rug & Partner,
Oberflächenschutz) . . . . . . . . . . . . . . 18 Wittenberge holzbau handbuch
Abschnitt Umgebindehäuser: Reihe 7: Bauwerkserhaltung
5 Nutzung von Fachwerkbauten . . . . . 20 Dipl.-Ing. Karl Schulze, Schulze & Partner und Modernisierung
5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Architekten, Dresden Teil 3: Erhaltung und Modernisierung
5.2 Wärmeschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Folge 1: Erneuerung von Fachwerkbauten
5.3 Schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Begleitende Arbeitsgruppe:
5.4 Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Dr.-Ing. R. Görlacher, Karlsruhe
5.5 Fenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Dipl.-Ing. J. Herlyn, Braunschweig
5.6 Treppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Dipl.-Ing. R. Klopfer, Gleiszellen
5.7 Wandaufbauten/Instandsetzungs- Prof. Dipl.-Phys. F. Holtz,
bzw. Ertüchtigungsmaßnahmen. . . . 24 Dipl.-Ing. A. Rabold, Stephanskirchen
5.8 Deckenaufbauten/ Zimmermeister E. Scharpf, Esslingen
Ertüchtigungsmaßnahmen . . . . . . . . 28
5.9 Instandsetzung von Bauteilen/ Technische Anfragen an:
Berechnungsbeispiele . . . . . . . . . . . . 30 Überregionale Fachberatung:
0 18 02-46 59 00
6 Ausgeführte Beispiele . . . . . . . . . . . . 36 (0,06 e/Gespräch)
6.1 Rathaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 fachberatung@infoholz.de
6.2 Umnutzung eines Wohngebäudes www.informationsdienst-holz.de
zur Begegnungsstätte . . . . . . . . . . . . 37
6.3 Umgebindehaus . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Hinweise zu Änderungen,
Ergänzungen und Errata unter:
7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 www.informationsdienst-holz.de

8 Vorschriften/Normen/
Verordnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

Abb. 0.1: Fachwerkfassade eines Hauses aus dem


16. Jahrhundert
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 3
Reihe 7 1 Einführung
Teil 3
Folge 1

1 Einführung

Über zwei Millionen bestehende Fachwerk-


gebäude zeugen in Deutschland von der
kulturgeschichtlichen Bedeutung dieser Holz-
bautechnik. Die historischen Wurzeln dieser
Bautechnik reichen zurück bis in die Steinzeit.
Über Jahrhunderte war der Fachwerkbau die
traditionelle Bauweise für städtische und
(1) Ackerbürger (2) Patrizier (3) Handwerker (4) Tagelöhner
dörfliche Gebäude.
Abb. 1.1: Gleicher Haustyp aller Bevölkerungsschichten in Goslar nach H.-G. Griep (aus [1])

Die lange Geschichte dieser Bauweise steht im


direkten Zusammenhang mit der Verwen- Gleichzeitig wird erwartet, dass, je nach typischen Schädigungen mit ihren Ursachen
dung regional verfügbarer Baustoffe. Aus Denkmalwert des Gebäudes, die historische sowie die baugeschichtlichen Zusammen-
dem Holz der nahen Kiefern-, Fichten-, Tan- Bausubstanz möglichst substanzschonend hänge der einzelnen Gefügeformen uner-
nen- oder Eichenholzwälder wurde ein instandgesetzt oder rekonstruiert wird. In der lässlich, wenn der substanzschonende Erhalt
tragendes und standfestes Gerüst aus mitein- Planung und Ausführung von Erneuerungs- der kulturhistorisch außerordentlich wert-
ander verbundenen senkrechten, waage- maßnahmen erfordert dies ein differenziertes vollen Fachwerktraditionen gelingen soll.
rechten und schrägen Hölzern gezimmert und Eingehen auf die vorgefundene Bausubstanz.
die zwischen den Hölzern entstandenen Das holzbau handbuch „Erneuerung von
Gefache füllte man mit Holzbohlen, Lehm- Den Ansprüchen aus der künftigen Nutzung Fachwerkbauten“ will hierzu einen Beitrag
stakung, Lehmziegeln, gebrannten Ziegeln stehen die jeweiligen Eigenschaften der leisten. Wenn nachfolgend vor allem das
oder Natursteinen aus. historischen Bauweise gegenüber, beeinflusst sichtbare Fachwerk (Abb. 1.2) im Mittelpunkt
durch den Erhaltungszustand des Gebäudes der Betrachtung steht, so darf das nicht
Daraus resultierte über Jahrhunderte die und vorgefundene Schädigungen. Für die darüber hinweg täuschen, dass über 80 %
Wirtschaftlichkeit der Fachwerkbauweise ge- „bewahrende Erneuerung“ sind elementare aller Fachwerkgebäude verputzt sind und
genüber dem Steinbau. Dieser war bis in die Kenntnisse über die historischen Fachwerk- ebenfalls gemäss den dargelegten Grund-
Neuzeit weitaus teurer, so dass die Fach- techniken, die verwendeten Werkstoffe, die lagen erneuert werden können.
werkbauweise bis in die erste Hälfte des 19.
Jahrhunderts die dominierende Bauweise auf
dem Lande und in der Stadt war. Auch waren
Fachwerkbauten behaglicher als Steinbauten
und ihre Errichtung war in kürzeren Bauzeiten
möglich. Noch im 18. Jahrhundert wohnten
90 % der Bevölkerung Deutschlands in Fach-
werkhäusern.

Je nach finanziellen Möglichkeiten und Nut-


zeransprüchen entwickelte jede Bevölke-
rungsschicht den für sie passenden Ge-
bäudetyp und beauftragte den zumeist orts-
ansässigen Zimmerer mit der Errichtung ihres
Gebäudes (Abb. 1.1).
Aber auch Kirchen, Rathäuser, Gerichtshäu-
ser, Burgen und Schlösser sowie später ganze
Fabrikhallen wurden in Fachwerkbauweise
errichtet. Noch in der Neuzeit, als der Massiv-
bau den Fachwerkbau verdrängte, wurden
häufig die tragenden Innenwände (Bund-
wände) oder die rückseitigen Außenwände in
Fachwerkbauweise ausgeführt.

Modernisierungsmaßnahmen an historischen Abb. 1.2: Historisches Fachwerk, wiederaufgebaut im Freilichtmuseum Hessenpark


Gebäuden zielen immer auf die Erhaltung der
Gebäudesubstanz. Die geplanten Maßnah-
men zur Erhaltung müssen sich an der his-
torischen Bauweise orientieren. Gleichzeitig
soll aber auch eine Anpassung an die ge-
stiegenen Ansprüche einer modernen Nut-
zung erreicht werden. Maßnahmen zur
Modernisierung bzw. Erhaltung müssen also
generell aktuellen Ansprüchen an die Bau-
physik und die Standsicherheit genügen.
4 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 2 Grundlagen/Begriffe
Teil 3
Folge 1

2 Grundlagen/Begriffe

1 2 3 Zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert er-


richtete man die Fachwerkbauten häufig in
Geschossbauweise. Hierbei gehen die
Ständer von der Schwelle bis zur Traufe ohne
Unterbrechung durch und die Deckenbalken
der einzelnen Etagen sind mit den Ständern
verzapft, verblattet oder durchgezapft. Dieses
Konstruktionsprinzip wird regional auch als
Ständerbau bezeichnet.
6
Für Gebäude mit mehr als zwei Etagen war
5
diese Bauweise wegen der begrenzten Länge
4
der Hölzer und der schwierigen Aussteifung
des Gerüstes nicht geeignet. Sehr viel prak-
tischer war dagegen die im 14. Jahrhundert
aufkommende Stockwerksbauweise, bei
der die einzelnen Etagen als in sich abgezim-
mertes Gebinde (Fachwerkwand) Stockwerk
für Stockwerk übereinander gestellt wurden.
Die Deckenbalken legte man vor der Errich-
tung des nächsten Stockwerkes auf die Räh-
me der Wände, ohne dass wie beim Ge-
schossbau komplizierte Verbindungen zum
Ständer notwendig wurden. Jedes Geschoss
wurde durch eine ausreichende Verstrebung
der Wände in sich standsicher konzipiert
(Abb. 2.7). Damit konnten beliebig viele
Abb. 2.1: Entwicklung des Fachwerkbaus (nach [1]) Stockwerke übereinander angeordnet wer-
1 Windschirm und Nurdachhütte mit Urform des Pfettendaches den. Vom 14. bis 16. Jahrhundert verdrängte
2 Pfahlbau, Standsicherheit durch eingespannte Stäbe die Stockwerksbauweise den Geschossbau.
3 Blockbau, Massivholzbau durch übereinandergeschichtete Hölzer
4 Zweigeschossiger Geschossbau mit Oberrähmverzimmerung (s. auch Abb. 3.7) Aus dieser Zeit sind aber auch Gebäude unter
5 Zweigeschossiger Geschossbau mit aufgesetztem Stockwerk Anwendung beider Prinzipien bekannt (Bei-
6 Dreistöckiger Stockwerkbau mit weiten Auskragungen und Knaggen
spiel 5 in Abb. 2.1 und Abb. 2.2).

2.1 Entwicklung des Fachwerkbaus ihre mündliche Wiedergabe sind Ausdruck Ab dem 16. Jahrhundert sind keine wesent-
der Qualität der Zimmermannskunst [2]. lichen Änderungen im Konstruktionsprinzip
Der Fachwerkbau entwickelte sich aus den der Fachwerkgebäude mehr feststellbar.
Frühformen der menschlichen Behausung,
dem primitiven Windschirm, aus dem durch
zusätzliche Wände die Pfahlbauhütte ent-
stand (Abb. 2.1).

Durch die Einführung eines Fundamentes


unter den Wänden entstand schon in der
Steinzeit das Grundprinzip des heutigen Fach-
werkbaus. Dieser Entwicklungsschritt war eine
wichtige bauliche Holzschutzmaßnahme, die
das schnelle Verfaulen der Holzständer ver-
hinderte. Allerdings konnte damit die Ein-
spannung der Ständer im Erdreich nicht mehr
für die Standsicherheit der tragenden Holz-
bauteile genutzt werden. Zur Aufnahme der
Horizontalkräfte mussten nun in das gelenkig
verbundene Fachwerkgerüst Verstrebungen
eingebaut werden.

Die Zimmerleute entwarfen und dimensio-


nierten die Fachwerkbauten bis zum 20.
Jahrhundert nach handwerklichen Bauregeln.
Empirisches Wissen und Erfahrungen über Abb 2.2: Fachwerk in gemischter Bauweise; Vorderseite Stockwerkbauweise mit Auskragungen, Längsseiten
die geometrischen Ordnungsprinzipien und Geschossbau, Wetzlar, erbaut im 14. Jahrhundert (Zeichnung aus [5])
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 5
Reihe 7 2 Grundlagen/Begriffe
Teil 3
Folge 1

Die Entwicklung des Fachwerkbaus ist ge- stattete. Jeder Ständer ist einzeln durch ein- schmückenden Elementen sehr lebhaft
prägt von einer Differenzierung und Ver- oder mehrfache Kopf- und Fußbänder (zu- gestaltet. Kunstvoll wurden die Verstrebun-
feinerung der Gefügebilder aufgrund regio- meist mit den Ständern verblattet) verstrebt. gen zu einem dekorativen Gesamtbild gefügt,
naler Gegebenheiten. Bestimmend hierfür Daraus entstehen die das Aussehen des Fach- so dass häufig die ganze Fassade mit
waren die jeweiligen klimatischen und werkes prägenden sogenannten Mannfigu- Verstrebungen belegt ist. Gekrümmte Stre-
landschaftlichen Unterschiede sowie stam- ren. ben, geschweifte Kopf- und Fußstreben,
mesmäßigen Eigenarten der einzelnen Volks- Rauten sowie kreisförmige Hölzer bildeten
gruppen. Der stammesgeschichtlichen Prä- Wegen der weiten Ständerstellung sind die vielfältig gestaltete Muster, die zusätzlich
gung des Fachwerkbaus im deutschen Rähmhölzer zumeist als doppelter Balken- noch mit Schnitzereien verziert wurden.
Sprachraum folgend unterteilt man den querschnitt ausgeführt worden. Auf ihnen Wegen der Vielzahl der Verstrebungen wur-
Fachwerkbau in drei typologische Gruppen [5, liegen die Deckenbalken, häufig mindestens den für die statisch erforderlichen Hölzer
7, 8, 15-24]: eine Balkenbreite auskragend. Bei größeren kleinere Querschnitte gewählt.
• oberdeutsches (auch alemannisches) Auskragungen werden unter den Balken-
Fachwerk, köpfen Knaggen oder Konsolen angeordnet. Niederdeutsches Fachwerk
• mitteldeutsches (auch fränkisches) Beim niederdeutschen Fachwerk stehen die
Fachwerk, Ab dem 16. Jahrhundert werden die Stän- Ständer regelmäßig im Abstand der Decken-
• niederdeutsches (auch niedersächsisches) derstellungen enger und es werden zuneh- balken (Abb. 2.5). Diese Regelmäßigkeit wird
Fachwerk. mend Gefügeelemente des mitteldeutschen über alle Stockwerke aufrechterhalten. Die
Fachwerks übernommen, bis etwa zu Beginn stets gleiche Anordnung über alle Stock-
Die Verbreitungsgebiete der einzelnen Fach- des 17. Jahrhunderts die ursprünglich eigen- werkswände verleiht dem niederdeutschen
werkgruppen entsprechen allerdings nicht ständige oberdeutsche Fachwerkentwicklung Fachwerk ein eher nüchternes bzw. strenges
mehr exakt den Siedlungsbereichen der Volks- im mitteldeutschen Fachwerkgefüge aufgeht. Aussehen. Fuß- oder Kopfbänder, teilweise in
gruppen. Die oberdeutsche Fachwerkbau- jedem Gefach angeordnet, sichern eine aus-
weise wurde sogar vom mitteldeutschen Mitteldeutsches Fachwerk reichende Aussteifung.
Fachwerkbau verdrängt, so dass die Mehrzahl Kennzeichnend für das Gefügebild des mittel-
der Fachwerkgebäude ab dem 17. Jahrhun- deutschen Fachwerks ist bei der Stockwerks- Durch die Anordnung von kunstvoll geschnitz-
dert nur noch von zwei Gefügebildern ge- bauweise eine unregelmäßige Ständerstel- ten oder farbig bemalten Fächerrosetten wird
prägt wird. lung. Damit ergibt sich für jedes Stockwerk das Aussehen des Gefüges im 16. und 17. Jahr-
eine andere Gefügegliederung, die sich auf hundert wesentlich belebt. Rautenartige Ver-
Oberdeutsches Fachwerk die Fensteranordnung auswirkt (Abb. 2.4). strebungen sollen die Fassade gestalten, aus
Charakteristisch für das Gefügebild des ale- Fußbändern entstehen die Fächerrosetten,
mannischen Fachwerks ist die weite Ständer- zwischen den auskragenden Balkenköpfen
stellung (Abb. 2.3). In vielen Fällen stehen die werden Treppenfriese gestaltet, Knaggen und
Ständer im Abstand von 4 bis 6 Decken- Balkenköpfe werden kunstvoll beschnitzt.
balken. Die Entwicklung des Gefüges geht
zurück auf den Ständerbohlenbau, dessen Ab dem 18. Jahrhundert dominiert wieder die
Gefach aus senkrecht oder waagerecht ver- schlichtere Fachwerkfassade.
legten Bohlen weite Ständerstellungen ge-

Abb. 2.4: Mitteldeutsches Fachwerk in Melsungen

Auch beim mitteldeutschen Fachwerk finden


wir häufig die Mannfigur. Charakteristisch ist
aber auch die Verwendung der K-Figur oder
ganz häufig das Andreaskreuz.

In der Folge der Entwicklung wurden ab Mitte


des 16. Jahrhunderts die Gefügebilder durch
Abb. 2.3: Oberdeutsches Fachwerk, Rathaus Esslingen, zahlreiche aufwendig angeordnete Verstre- Abb. 2.5: Niederdeutsches Fachwerk
erbaut 1432 bungen zusammen mit vielfältigen weiteren in Hannoversch-Münden
6 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 2 Grundlagen/Begriffe
Teil 3
Folge 1

Umgebindehäuser verdoppelten Rahmen (Umschrot/Umgebin- 2.2 Terminologie


Eine Sonderform im Fachwerkbau bilden die de) ein Dachgeschoss oder ein weiteres Fach-
Umgebindehäuser, die eine Mischung der werkgeschoss trägt. Kennzeichnend ist die Die Bezeichnungen für Baustoffe, Bauteile,
Blockbauweise mit der Fachwerkbauweise Ableitung der Obergeschoss- und Dachlast Werkvorgänge und Geräte entstanden, bevor
darstellen (Abb. 2.6). Beim Umgebinde wird durch Ständer oder Holzsäulen auf den allgemeingültige Fachausdrücke durch Ver-
um einen eingeschossigen ebenerdigen Block- Baugrund, bei der die Blockwand nicht be- ordnungen und Normen geschaffen wurden.
bau (Blockstube) eine gesonderte Konstruk- ansprucht wird. Zum Teil haben unterschiedliche Bezeichnun-
tion aus Ständern, Spannriegeln und Winkel- gen für das gleiche Gewerk noch heute
hölzern aufgerichtet, die auf einem häufig Die Blockstube steht einschließlich Decke Gültigkeit.
(Deckendoppelung) vollkommen unabhängig
im Umgebinde. Zwischen Blockstubenwand Die Forschung zum Fachwerkbau der letzten
und Umgebindeständern wird gegebenenfalls dreißig Jahre in Deutschland führte zur
auf einer oder mehreren Seiten ein Gang Schaffung einheitlicher Bezeichnungen und
gebildet, über den dann das darüberliegende Begriffe. Dabei ging es vordringlich darum,
Fachwerk- bzw. Dachgeschoss auskragt. die grundlegenden Fachausdrücke ungeach-
tet räumlich und örtlich verschiedener Son-
Die Umgebindebauweise ist seit dem 16. derarten aufzuzeichnen und allgemein ver-
Jahrhundert bekannt und besonders in den bindlich zu definieren. Abb. 2.7 zeigt die
Bundesländern Brandenburg und Sachsen wichtigsten Begriffe am Beispiel des Ge-
(Ober- und Niederlausitz) sowie Thüringen schoss- und Stockwerkbaus. (Definition im
Abb. 2.6: Umgebindehaus (Raum Altenburg) verbreitet [2, 54-56]. Einzelnen siehe [3])

A. Geschossbauweise
B. Stockwerksbauweise
1. Sparren 11. Strebe/geblattet oder gezapft 21. Balkenkopf
2. Hahnenbalken 12. Ständer 22. (Stock-)Schwelle
3. Kehlbalken 13. Sockelmauerwerk 23. Konsole
4. Rähm 14. Aus-/Vorkragung 24. Füllholz
5. Stuhlsäule/stehender Stuhl 15. Dachschwelle 25. Winkelholz
6. Drempel/Hoch-Rähm-Verzimmerung 16. Kopfstrebe/-band 26. Fächerrosetten
7. Deckenbalken/Anschluss Zapfenschloss 17. Dachbalken 27. Eckständer
8. Brustriegel 18. Stuhlsäule/liegender Stuhl 28. Gefach/verputzt
9. Schwelle/Sockelschwelle 19. Spannriegel 29. Gefach/vermauert
10. Kopfriegel 20. Rähm
Abb. 2.7: Fachbegriffe im Fachwerkbau (Zeichnung nach Schauer [3])
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 7
Reihe 7 2 Grundlagen/Begriffe
Teil 3
Folge 1

Abb. 2.8: Wetterschutz durch Verschieferung im Abb. 2.10: Gefache aus Stakung mit Strohlehmbewurf Abb. 2.11: Ausfachung mit Ziegelsteinen
hochbeanspruchten Bereich der Bewitterung mit Reparaturgefachen aus Lehm- und Ziegelsteinen als Sichtmauerwerk, Fachwerkhaus Perleberg,
erbaut im 16. Jahrhundert

2.3 Werkstoffe häufig mit einer Wanddicke von 120 bis 160 Ab dem 16. Jahrhundert verwendete man zu-
mm. nehmend gebrannte Ziegelsteine (Abb. 2.11).
Die Baustoffe des Fachwerkbaus übernehmen
unterschiedliche Funktionen. Das räumliche Die Schwellen, Ständer und Rähme des Fach- Ein weiteres verfügbares Material war Natur-
Gefüge aus Holz ist für die Aufnahme und werks legte man in einer einheitlichen Dicke stein, zumeist als Bruchstein in Kalkmörtel
Ableitung der horizontalen und vertikalen fest, die im Allgemeinen der gewünschten vermauert.
Lasten und Beanspruchungen zuständig. Wanddicke entsprach (Tabelle 5.1). Bis zum
18. Jahrhundert wurde hauptsächlich bebeil- Tabelle 5.1 zeigt die gebräuchlichsten Aus-
Die Gefachmaterialien übernehmen über- tes Holz verwendet. fachungsmaterialien und gibt eine Bewertung
wiegend bauphysikalische Aufgaben wie den der bauphysikalischen Eigenschaften im
Wärme-, Feuchte- und Witterungsschutz so- Soweit regional verfügbar, kam Eichenholz Vergleich zu den geltenden Normen und
wie Aufgaben des Schall- und Brandschutzes. zur Anwendung. In Gegenden, in denen der Vorschriften (s. Abschnitt 5).
Ziegelausfachungen tragen auch zur Aus- Kiefern-, Fichten- und Tannenwald vor-
steifung des Holzgefüges bei. Die Dicke der herrschte, wurde für das Holzgefüge auch
Fachwerkwände war abhängig von der Wahl Nadelholz eingesetzt. Allerdings wurde dann
des Ausfachungsmaterials. Wurden unregel- die stark feuchtigkeitsbeanspruchte Schwelle
mäßige Bruchsteine verwendet, so betrug die des Fachwerks in Eichenholz ausgeführt.
Wanddicke mindestens 180 bis 210 mm, um
eine einigermaßen dichte Wand zu bekom- Häufig hat man die durch Schlagregen hoch
men. Bei Lehmziegeln oder Ziegelsteinen beanspruchte Wetterseite des Gebäudes, z.B.
ergab sich die Wanddicke entweder aus der durch eine vorgehängte Holz-, Schiefer- oder
halben oder seltener aus der ganzen Stein- Ziegelbekleidung, vor der direkten Bewitte-
länge. Eine Lehmausfachung realisierte man rung geschützt (Abb. 2.8).

Die Ausfachung der Außen- und Innenwände


erfolgte in der Regel in Lehmbauweise, ent-
weder mit senkrechten Holzstäben (Stakung
mit Strohlehmbewurf) oder horizontalem
Weidengeflecht um Staken mit Strohlehm-
bewurf (Abb. 2.9, 2.10).

Eine andere Lehmbauart waren Strohlehm-


wickel auf Stakhölzern. Auch kamen lange
Zeit Ausfachungen mit Lehmziegeln zur
Anwendung. Der Verputz bestand aus Kalk-
Abb. 2.9: Gefache aus Stakung, Weidengeflecht mörtel, im Unterputz mit Lehm versetzt.
und Strohlehm
8 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 3 Konstruktiver Aufbau
Teil 3
Folge 1

3 Konstruktiver Aufbau

Fachwerkbauten wirken statisch wie räum- Sparrendach Aus seiner statischen Wirkungsweise heraus
liche Tragwerke, deren Stäbe gelenkig ange- Das Konstruktionsprinzip des Sparrendaches überträgt das Sparrendach die Dachlasten
schlossen sind. hat sich vor allem im mittel- und nieder- unmittelbar auf die Außenwände. Die sehr
deutschen Raum entwickelt. steilen Dächer des Mittelalters erforderten
Die Verbindungen stellte der Zimmermann jedoch große Sparrenlängen. Zur Vermin-
nach althergebrachter Tradition her. Zimmer- Beim Sparrendach bilden die Sparren mit dem derung der Sparrendurchbiegungen stützte
mannsmäßige Verbindungen übertragen im Dachbalken ein unverschiebliches Dreieck. Die man die Sparren mit Kehlbalken (Abb. 3.1
Allgemeinen nur Druckkräfte. Deshalb kön- Unverschieblichkeit wird durch kraftschlüssige und 3.2) oder scherenartig angeordneten
nen die Stäbe im historischen Fachwerkbau zimmermannsmäßige Verbindungen zwi- Verstrebungen, die mittels Verblattung oder
an den Anschlusspunkten Druckkräfte auf- schen den Sparren und den Dachbalken Zapfen mit den Sparren verbunden wurden.
nehmen. Beschränkt lassen sich auch Zug- erreicht. Im First sind die Sparren verblattet
kräfte durch Verkämmung, Verblattung, oder verzapft und je nach Entstehungszeit In Längsrichtung war die Holzkonstruktion
Dübel oder Holznägel übertragen. sind die Sparren mit den Dachbalken ver- nicht nur gegen Verformungen zu sichern,
blattet (Romanik und Gotik), verzapft oder sondern die horizontalen Kräfte der Giebel-
versatzt (ab Renaissance). (Abb. 3.1) wände waren ebenfalls aufzunehmen. Die
3.1 Dächer/Dachkonstruktionen

Zur Zeit der Bildung von Städten standen die


Bürgerhäuser frei mit dem Giebel zur Straße,
seitlich durch schmale „Bauwiche“, die Trauf-
gässchen, getrennt.

Mit fortschreitender Arbeitsteilung, größeren


Werkstätten, Lagerräumen, Räumen für Ge-
sellen und Lehrlinge und mit steigenden
Wohnansprüchen wuchs das Gebäudevolu-
men. Die Traufgässchen wurden überbaut.

Es kam zur Reihenhausbebauung durch die


Firstschwenkung, besonders nach Stadtbrän-
den. Bei der Reihenhausbebauung konnte die
Beschickung der Lagerflächen im Dachraum
nicht mehr durch Aufzugseinrichtungen unter
den Giebelnasen über Kragbalken erfolgen.
Es mussten zusätzliche Ladeerker, Zwerch-
giebel, Zwerchhäuser (Querhäuser) mit Lade-
luken geschaffen werden. Diese Querbauten
überspannten oft große Teile der Traufseiten
und vermitteln weiter den Eindruck der
gewohnten Giebelstellung.

Dachaufbauten (Gauben oder Zwerchgiebel)


waren bei der Giebelstellung äußerst selten,
die Belichtung erfolgte auch bei großen
Stadthäusern von den Giebelflächen aus. Bei
der Reihenhausbauweise in Traufstellung ge-
nügten für Licht und Belüftung in der Regel
einfache Schleppgauben.

Die Konstruktion des Daches übernimmt die


Aufgabe, alle anfallenden Lasten des Daches
und der Giebelwände aufzunehmen und in
die Unterstützungen weiterzuleiten.

Entwicklungsgeschichtlich unterscheidet man


bei Dachkonstruktionen zwei Konstruktions-
prinzipien – das Sparrendach und das Pfet-
tendach.

Abb. 3.1: Sparrendach mit Kehlbalken und liegendem Stuhl (Hinweise zu den Begriffen siehe [3])
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 9
Reihe 7 3 Konstruktiver Aufbau
Teil 3
Folge 1

Pfettendach binde mit Stuhlbildung. Alle Sparren zwischen


Die Sparren eines Pfettendaches (auch regio- den Gebinden nennt man auch Leersparren
nal als Rofen bezeichnet) tragen die Dach- oder Leergespärre.
eindeckung und liegen auf parallel zum First Sollen keine Pfettenlasten über Stuhlsäulen in
verlaufenden Pfetten durch z.B. Aufklauung die Deckenbalken übertragen werden, so
auf (Abb. 3.5). Die Sparren des Pfettendaches werden die Pfetten durch Hängewerke ab-
sind statisch als biegebeanspruchte „frei auf- gestützt, eine Maßnahme, die gerade bei
liegende“ Träger anzusehen. Sie werden zu- größeren Stützweiten der Dächer erforderlich
sätzlich gegen Windsog über Nägel gesichert. wurde. Gleichzeitig konnte dann auch die
Die Pfetten sind somit ein wichtiges statisches Belastung der Dachbalken reduziert werden.
Bindeglied zur Verteilung der Dachlasten. In
Abb. 3.2: Sparrendach mit Kehlbalken Dachquerrichtung werden Pfetten alle 4 bis 5 In Deutschland sind mittelalterliche Pfetten-
m zur Stützung der Dachsparren erforderlich. dächer im Fachwerkbau eher selten.
In Dachlängsrichtung bedarf es zur Weiter-
leitung der Pfettenlasten spezieller Dachge-

Abb. 3.3: Sparrendach mit liegendem Stuhl

Abb. 3.4: Sparrendach mit Kehlbalken, einfach


stehendem Stuhl und Umgebindekonstruktion [5]

notwendigen Maßnahmen für eine aus-


reichende Längsstabilität der gesamten Dach-
konstruktion führten zwangsläufig zu einer
Stuhlbildung. Durch parallel zum First ange-
ordnete Stuhlsäulen und auf den Säulen an-
geordnete Rähme wurde zusammen mit
Verstrebungen (Fuß- und Kopfbänder, An-
dreaskreuze) eine wirkungsvolle Stabilisierung
in Längsrichtung erreicht.
Bei senkrechter Stellung der Säulen entsteht
ein stehender Stuhl und bei schräger An-
ordnung ein liegender Stuhl (Abb. 3.3), der
eine freiere Nutzung des Dachraumes ge-
stattet. Zusammen mit den Stuhlsäulen, Räh-
men, Spannriegeln und Streben erhält man
dann an dieser Stelle das Dachgebinde.
Dachgebinde stehen in Dachlängsrichtung
alle 4 bis 5 m. Zwischen den Dachgebinden
liegen die Leergespärre. Abb. 3.5: Pfettendach mit stehendem Stuhl (Hinweise zu den Begriffen siehe [3])
10 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 3 Konstruktiver Aufbau
Teil 3
Folge 1

decke) oder Lehmwickeln (Windelboden-, „halben Windelboden“, bei dem die Stak-
Kreuzstakendecke) (Tabelle 5.2). hölzer im Bereich der Balkenoberseite in
Je nach Bedarf füllte man die Decke bis zur Nuten oder auf seitlich an die Balken ge-
Balkenhöhe mit einer Strohlehmschicht auf, nagelten Leisten liegen, so dass die Dicke
um einen Fußboden aufzubringen. Aufgrund einer notwendigen Auffüllung wesentlich re-
des sehr massiven Lehmeinsatzes haben diese duziert wurde. Die Balken sind unterseitig
Decken eine hohe Eigenlast. Ab 1870 wurden häufig sichtbar und die Gefachunterseite
Decken mit Lehmfüllungen durch die sehr viel wurde mit Lehmputz abgeschlossen.
leichteren Einschubdecken ersetzt.
Kreuzstakendecken kamen immer dann zum
Einsatz, wenn größere Balkenspannweiten zu
Abb. 3.6: Pfettendach bei einem ostfriesischen realisieren waren. Durch den gekreuzten Ein-
Hallenhaus nach [57]
bau der Wickelstaken sollte die Quersteifig-
keit der Decke verbessert werden.
Traditionell kommen sie bei den Bundwerk-
Häusern im oberdeutschen Raum und bei Tabelle 5.2 zeigt die im Fachwerkbau ge-
Hallenhäusern in niederdeutschen Gebieten bräuchlichen Decken mit ihren bauphysika-
(Abb. 3.6) vor. Häufiger sind dagegen Misch- lischen Eigenschaften in Bezug auf die
formen, bestehend aus einem Sparrendach, heutigen bauaufsichtlich geregelten Mindest-
dessen First durch eine Pfette gestützt ist und anforderungen (s. Abschnitt 5).
bei dem die Stuhlsäule vom Erdgeschoss bis in
das Dach durchgeht. Auskragungen
Im Mittelalter versuchte man den Nutzraum
der oberen Geschosse durch Auskragung zu
3.2 Balken/Balkenlage/Decken- vergrößern. Die Auskragungen waren teil-
konstruktionen weise beträchtlich, sie betrugen je Stockwerk
bis zu 80 cm. Beim Knochenhaueramtshaus in
Die frühen Fachwerkkonstruktionen waren
eingeschossig und hatten zuerst keine Tren-
nung zwischen Erdgeschoss und Dach.
Bei den bis in das 13./15. Jahrhundert errich-
teten Bauten in Geschossbauweise trug das
Rähm direkt den Dachbalken des Sparren-
daches. Man nannte diese Konstruktion auch
Unterrähmverzimmerung.

Sollte ein Kniestock hergestellt werden, so lag


das Rähm im Abstand oberhalb des Dach-
balkens, auch als Hochrähmverzimmerung
bezeichnet. Der Deckenbalken wurde dann
mit einem Zapfenschloss mit dem Ständer
verbunden.
Abb. 3.7: Verzimmerungsarten der Rähme im
Geschossbau
Lag das Rähm direkt über dem Dachbalken
des Sparrendaches, sprach man von einer
Oberrähmverzimmerung (Abb. 3.7). Die Dübelbodendecke besteht aus dicht
nebeneinander gelegten verdübelten Balken Abb. 3.8: Knochenhaueramtshaus Hildesheim, nieder-
Im Stockwerkbau wurden die Deckenbalken mit Höhen zwischen 150 und 250 mm. Man deutsches Fachwerk mit Auskragungen, 1529 errichtet,
1945 zerstört, 1987/90 originalgetreu wiederaufgebaut
auf die Rähme gelegt. Die Balken im Stock- findet sie vor allem bei Speicherbauten oder
werkbau sicherten zugleich die Stellung der als Dachgeschossdecke in Handelshäusern,
Längswände durch Dübel (Dorne), Knag- die als Warenspeicher genutzt wurden. Hildesheim ergab die 5-fache Giebelauskra-
genverriegelung oder Verkämmung (Abb. gung 2,70 m Gesamtauskragung (Abb. 3.8).
3.15). Die Verkämmung wurde bereits um Windelbodendecken besitzen eine Füllung Die Balkenköpfe wurden bei weitem Über-
1300 genutzt. aus „gewindelten“ Stakhölzern, die im Be- stand durch Kopfstreben (Bügen), bei ge-
reich der Balkenunterseite in Nuten einge- ringem Überstand durch Knaggen gestützt.
Als man jedoch begann, das Dach als Speicher schoben sind. Die Unterseite der Decke ist mit An den Gebäudeecken unter den Gratstich-
zu nutzen, war es notwendig, den darüber Lehmputz versehen. Bis zur Balkenoberseite balken wurden Knaggenbündel gebildet
befindlichen Raum durch eine Decke zu wurde die Decke mit Lehm ausgefüllt. Wegen (Abb. 3.9).
trennen. Die einfachste Lösung für eine solche ihrer hohen Eigenlast entwickelte man den
Trennung war das Füllen oder Überdecken der „gestreckten Windelboden“, bei dem die Bei der später im Stockwerkbau üblichen
Balkenzwischenräume mit Holz (Dübelboden- Lehmstaken auf den Balken liegen, und den Querbalkenlage war die Auskragung nicht
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 11
Reihe 7 3 Konstruktiver Aufbau
Teil 3
Folge 1

Die Bereicherung in der Spätrenaissance mit Schwellen


Motiven des Steinbaus und die malerischen Schwellen sind als wandtragende Hölzer ein
Zierhölzer im Barock sind im Allgemeinen wichtiges Bauteil im Fachwerkbau. Häufig
statisch ohne Funktion. liegen sie auf einem Sockel. Dann werden sie
als Grundschwelle bezeichnet. Seltener sind
sie zwischen die Ständer gezapft, dann
3.3.1 Vertikalhölzer heißen sie Schwellriegel.

Die auf Sockel oder Schwelle stehenden, über Riegel/Ausriegelung


mehrere Geschosse reichenden Vertikalhölzer Zwischen Schwelle und Rähm sind zur
– die Ständer – bilden die Hauptelemente des Begrenzung der Fensteröffnungen, zur Wand-
Ständerbaus. Auch die in hallenartigen Räu- aussteifung und sinnvollen Gefachteilung auf
men freistehenden Säulen zeugen von der die Ständer Horizontalhölzer, die Riegel,
hohen mittelalterlichen Zimmermannskunst geblattet oder zwischen die Ständer gezapft
(Abb. 3.10). Firstsäulen, durch mehrere Ge- (Abb. 3.11). Auf die Sturzriegel wurde bei
schosse führend, hatten viele Anschlussver- geringen Geschosshöhen oft verzichtet.
bindungen.
Im mitteldeutschen Raum baute man um
Auch die für den Stockwerkbau abgelängten 1500 in den Endfeldern anstatt Riegeln hohe
Vertikalhölzer werden als Ständer bezeichnet. Andreaskreuze oder gekreuzte V-Streben ein.
Abb. 3.9: Knaggenbündel bei einem beidseitig Die Ständer wurden als Zwischen- oder Feld-
auskragenden Eckhaus in Stockwerkbauweise ständer an Schwelle und Rähm angeblattet. Rähme
Der Einbau war nach dem Richten der Eck- Das Rähm dient dem oberen Abschluss der
nur zur Giebelseite, sondern auch zu den und Bundständer und des Rähms noch Wand. Es ist mit den Ständern verzapft und
Längsseiten möglich. Für die drei- oder vier- möglich. Später (ab dem 16. Jahrhundert) arretiert die Ständer in ihrer vertikalen Lage.
seitige Auskragung wurde für die Giebelsei- verdrängte die Zapfenverbindung die Blatt-
ten das Stichgebälk mit Gratstichbalken verbindung und fortan sind die Ständer Beim Geschossbau unterscheidet man im
erforderlich. Die über die Giebelwand vor- zwischen Rähm und Schwelle gefügt. Zusammenhang mit der Gestaltung des Auf-
stehenden Kragbalken werden in den letzten lagers für das Sparrendach die Hoch-, Ober-
Querbalken mit Zapfen eingestochen. Diese und Unterrähmverzimmerung (Abb. 3.7)
sorgfältigste Zimmererarbeit erfordernde Kon-
struktion wurde bereits um 1300 ausgeführt.
3.3.3 Diagonalhölzer
Balkenlagen über Kellerräumen
Diese waren im Allgemeinen nicht Teil der Fachwerkgefüge aus Vertikal- und Horizon-
Skelettkonstruktion. Verfaulte Balken konn- talhölzern sind wegen ihrer gelenkigen Ver-
ten ohne Eingriff ins Gefüge ausgewechselt bindungen zunächst labile Gebilde. Auftre-
werden. Über Kellergewölben wurden Lehm- tenden Horizontalkräften (Wind/Druck oder
stampfböden, Steinplattenbeläge oder Die- Sog/Verkehrsbewegungen) kann Fachwerk
lung auf Lagerhölzern eingebracht. nicht standhalten.

Für die Standsicherheit hat der Zimmermann


3.3 Wandgefüge deshalb Verstrebekonstruktionen entwickelt,
die je nach Art und Anordnung zusätzlich das
Das sichtbare Fassadenbild des Wandgefüges Erscheinungsbild des Fachwerkgefüges we-
wird bei unverputzten Gebäuden vom ge- sentlich prägen. Sie werden in der Zeit der
wählten Konstruktionsprinzip des Fachwerk- Abb. 3.10: Mittlere Stütze im Erdgeschoss des Renaissance und des Barockes in höherer Zahl
baus wesentlich geprägt. Es macht die tra- Rathauses Esslingen (Skizze [29]) als statisch erforderlich eingebaut, um das
genden Elemente erlebbar. Der Betrachter Aussehen des Gebäudes künstlerisch zu be-
erlebt die meisterliche Zimmererarbeit als einflussen. Auch bei den in der Zeit zwischen
kunstvolles Gefügebild, bestehend aus vertikal, 3.3.2 Horizontalhölzer 1470/1550 häufig verwendeten gekrümmten
horizontal und schräg angeordneten Hölzern, Streben stand neben der statischen Funktion
Schwertungen, Fuß- und Kopfbändern, kunst- Horizontale Hölzer wie Schwellen und Rähme das kunstvoll gestaltete Gefügebild im Vor-
voll geformten Ständerfiguren und ergänzt definieren die Grundrissabmessungen eines dergrund.
durch das Fassadenbild schmückende Profi- Fachwerkbaus. Zwischen ihnen sind die Stän-
lierungen oder Schnitzereien an den Hölzern. der in regelmäßigem Abstand eingearbeitet. Bei Fachwerk ohne Diagonalstreben (streben-
Mit der Strebefigur „Mann“ wird bis Mitte Die so entstandenen rechteckigen Gefach- loses niederdeutsches Fachwerk) wird die
des 16. Jahrhunderts im fränkischen und flächen des Gefüges werden durch Riegel Standfestigkeit weitgehend durch die Ver-
alemannischen Raum die Vollendung im weiter unterteilt. Die kraftschlüssige Verbin- blattungen und die Ziegelausfachungen ge-
Schmücken der Fassade durch statisch not- dung der Riegel mit den Ständern verbesserte sichert.
wendige Gefügeelemente erreicht. die Standfestigkeit des Gefüges.
12 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 3 Konstruktiver Aufbau
Teil 3
Folge 1

Schwertungen 3.4 Sockel/Keller


Schwertungen bestehen aus aufgesetzten
oder geblatteten Hölzern, mit denen Wand- Der massive Unterbau wurde für die Fach-
bereiche ausgesteift werden sollen. Bohlen- werkgebäude aus Findlings- oder Bruchstei-
artige Schwertungen konnten im Mittelalter nen in Kalk- oder Trassmörtel ausgeführt, in
und danach von der Grundschwelle bis zu den steinarmen Gegenden auch in Ziegelmauer-
Sparren reichen (Abb. 3.11 und 2.2). werk errichtet. Die Keller waren tonnen-
förmig, häufig in Sandsteinmauerwerk,
eingewölbt oder mit Holzbalken überdeckt.
Im Hochwasserbereich der Flusslandschaften
wurden die Erdgeschosse oft massiv erstellt.
Nach Stadtbränden forderten die Bauver-
ordnungen massive Gebäude, zum Beispiel an
den Straßenecken oder zumindest die Unter-
geschosse sollten in massiver Bauweise aus-
geführt werden (Abb. 3.13).

Abb. 3.12: Mitteldeutsch-hessisches Fachwerk,


Strebenfigur „Mann“

3.3.4 Zierhölzer/Dekoration
Abb. 3.11: Oberdeutsches Fachwerk mit Riegeln,
Kopf- und Fußbändern und Schwertungen (über die Nach der konstruktiven Vollendung des Fach-
Ständer durchgehend und angeblattet) werkes ab Mitte des 16. Jahrhunderts beginnt
wie in den Stilendphasen der Steinbaukunst die
Fuß- und Kopfbänder formale Bereicherung. In den mitteldeutschen
Dem Wortsinn nach sollen Bänder binden Landschaften werden Motive aus dem Steinbau
bzw. zusammenhalten. Fuß- und Kopfbänder bevorzugt und auf den Brüstungsbereich
aus Bohlen oder Kanthölzern sollten die übertragen. Die Formen – Lisenen, Pilaster,
Ständer am Fuß- oder am Kopfende aus- Halbsäulen, Konsolen, Friese – wurden als dem Abb. 3.13: Fachwerk auf einem Erdgeschoss aus
steifen. Bänder konnten nach dem Richten Holz wesensfremd unterschiedlich bewertet. Natursteinen
aufgebracht werden, desgleichen Bandstre-
ben mit Zapfen- und Blattanschluss. Wenn sie In den mitteldeutschen Gebieten wurden 3.5 Typische Verbindungen
angeblattet waren, wie zum Beispiel im geometrisch geordnete Zierhölzer bevorzugt.
alemannischen Fachwerkbau, so waren sie Die Holzarchitektur wird im Rhein-Main-Ge- Ein standfestes Fachwerkgefüge bedarf der
auch in der Lage, in beschränktem Maße biet oft als „malerisch“ bezeichnet. Bevorzugt funktionsfähigen Verbindung. Über die Jahr-
Zugkräfte aufzunehmen. Bei Fachwerkbauten wird der geschnitzte Fenstererker. Beliebte hunderte der Fachwerkentwicklung hat sich
ohne Sockelschwelle waren Bänder oder Schnitzmuster auf den kräftigen Eckständern der Zimmermann altbewährter Verbindungen
Streben nur am Rähm möglich. Obwohl werden meist mit Farbe gefasst. bedient, wie Blatt, Zapfen, Versatz, Kamm
Schwellen bereits um 1300 bekannt waren, Nur wenig auskragende Balkenköpfe werden und Klaue. Abb. 3.15 zeigt eine Zusammen-
wurden noch 400 Jahre später Ständer auf mit Profilbrettern verschalt oder die Balken- stellung der für den Fachwerkbau wichtigsten
Sockel gestellt. felder mit Hölzern geschlossen. Rähm, Bal- Verbindungen. Zur Lagesicherung dienten
ken, Schwelle ergeben Gesimse von 45–60 cm hauptsächlich Holznägel, Keile und Dollen.
Aus der gemeinsamen Verknüpfung von Höhe. Bei reicher Dekoration ist der Holz-
Kopf- und Fußbändern mit dem Ständer ent- flächenanteil manchmal größer als der Ge- Verblattungen sind unverschiebbare, win-
standen das ganze Fachwerkbild prägende fachanteil. Er kann dann einen Anteil von bis kelfeste gegenseitige Verlängerungen, Über-
Gefügebilder. Die Entwicklung wird erkenn- zu 65 % erreichen. Im oberdeutschen Raum kreuzungen oder auch Eckverbindungen
bar an Verschwertungen, kurzen Fußstreben, verläuft die Entwicklung ähnlich. Die bereits (Abb. 3.14) von in gleicher Ebene liegenden
kurzen Fuß- und Kopfstreben (Strebefigur nach 1700 beginnende Vereinfachung ist Hölzern. Das Blatt sitzt im zu verbindenden
„Schwäbisches Weible“), gekreuzten V-Stre- nicht in allen Landschaften gleichzeitig wirk- Holz in einer Blattsasse. Die Verzapfung ist
ben (Strebefigur „Wilder Mann“), niederen sam. Während der Hinwendung zum Histo- eine Verbindung, bei der in der Schnittfläche
und hohen Andreaskreuzen. Die in gewisser rismus kommt nochmals eine kurze Blüte des eines der Hölzer ein Zapfen ausgearbeitet
Weise vollendete Strebenkombination „Mann“ Fachwerkbaus, die letztlich in Jugendstil- wurde, der passgerecht in einem im anderen
kennzeichnete für mehrere hundert Jahre das formen endet. (weiterführende Literatur zu Holz ausgearbeiteten Zapfenloch sitzt.
mittel- und oberdeutsche Fachwerk (Abb. 2.3 Schmuckformen im Fachwerkbau siehe in [4, Versatzungen sind Verbindungen zweier
und Abb. 3.12). 5, 7, 15-19, 21-24]). schiefwinklig in einer Ebene zusammen-
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 13
Reihe 7 3 Konstruktiver Aufbau
Teil 3
Folge 1

treffender Hölzer, die erhebliche Druckkräfte zugeordnete Sortierklasse nicht erfüllt, sollte
über die flachen Einschnitte der Hölzer durch genauere Untersuchungen geklärt
übertragen können. Verklauungen sind werden, ob das verbaute Holz eine höhere
Querverbindungen von Hölzern, bei denen Festigkeit aufweist (s. [2] und [11]).
das eine schräg gegen zwei Längsseiten des Hat das verbaute Holz eine höhere Rohdichte
anderen Holzes gesetzt ist. Die Verkämmung und ist es frei von festigkeitsbeeinflussenden
ist ebenfalls eine Querverbindung, bei der Holzfehlern, wie zum Beispiel Rissen oder
allerdings die Hölzer nicht bündig über- großen Ästen, so kann auch eine höhere
einander liegen und der an der Unterseite des Festigkeit attestiert werden. In [11] wird z. B.
oben liegenden Holzes ausgeschnittene für Versatzverbindungen mit Stirnversätzen
Kamm in die auf der Oberseite des unteren die Möglichkeit der Festlegung einer zuläs-
Holzes passgerecht eingeschnittene Sasse sigen Druckspannung von 14 N/mm2 em-
eingreift. pfohlen, wenn keine Äste im Bereich der Ver-
Im Geschossbau kam für den Anschluss des bindung vorhanden sind und eine Rohdichte
Deckenbalkens an den Ständer häufig das nachweisbar ist, die größer als 0,45 g/cm3 ist.
Zapfenschloss zur Anwendung. An das Bal- Abb. 3.14: Hakenförmiges Eckblatt; Für den Nachweis des Vorholzes bei Versätzen
kenende wurde ein langer Zapfen angear- Fachwerkhaus, errichtet Ende des 17. Jahrhundert kann bei Rissfreiheit im Bereich des Vorholzes
beitet, der durch ein Zapfenloch im Ständer mit einer zulässigen Schubspannung von 1,6
hindurchreichte. Druck- und zugfest wurde Für den Nachweis der Tragfähigkeit von zim- N/mm2 gerechnet werden. Die in [53] em-
die Verbindung gesichert, indem der Zapfen mermannsmäßigen Verbindungen ist es erfor- pfohlene Bedingung nach Einhaltung einer
mittels Splint (Keilen) mit dem Ständer verkeilt derlich, das Altholz einer Sortierklasse nach Vorholzlänge bei Versätzen von mindestens
wurde (s. Abb. 3.7). Zur Berechnung der Trag- DIN 4074-1:2003 bzw. DIN 4074-5:2003 200 mm muss bei trockenem und rissfreiem
fähigkeit von historischen Verbindungen sind zuzuordnen. Im Allgemeinen lässt sich z.B. Holz nicht eingehalten werden. Genauere
Grundlagen in [11], [43] und [53] enthalten. vorhandenes Nadelholz in die Sortierklasse Untersuchungen lohnen sich, können doch
Aussagen zum Tragverhalten enthält der Be- S10 nach DIN 4074-1:2003 einordnen. Wird damit unter Umständen kostenintensive Ver-
richt über durchgeführte Versuche [26]. der Nachweis der Tragfähigkeit für die stärkungen vermieden werden.

Längsverbindungen Querverbindungen Eckverbindungen


gerades Blatt beidseitiger gerades Eckblatt
Schwalben-
schwanz

gerades Hakenblatt gerader Zapfen schräges


Eckblatt

schräges Hakenblatt schräge Brust hakenförmiges


Eckblatt

Abb. 3.15: Verbindungen im Fachwerkbau


14 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 4 Instandsetzung und Erneuerung
Teil 3
Folge 1

4 Instandsetzung und Erneuerung

4.1 Bauordnungsrecht und Bauordnungsrechtlich wird der Altbau dann auch bei Instandsetzungen. Eine rechtzeitige
Denkmalschutz wie ein Neubau behandelt und alle neu ein- Planung, welche die Belange des Denk-
gebauten und alle verbleibenden Bauteile malschutzes berücksichtigt, ist in jedem Fall
Bauaufsichtliches Genehmigungsverfahren müssen den aktuell geltenden Baubestim- durchzuführen und verhindert spätere Zeitver-
Welche bauaufsichtlichen Anforderungen an mungen entsprechen. In wie weit Bestands- luste und Kostenerhöhungen. Auch wenn das
die Planung und Durchführung eines Mo- schutz in Anspruch genommen werden kann, Gebäude nicht in einer Denkmalliste steht,
dernisierungs- und Instandsetzungsvorhabens ist mit dem zuständigen Bauordnungsamt ab- können Anforderungen des Denkmalschutzes
gelten, ist in den einschlägigen Landesbauord- zustimmen. Dabei ist zu beachten, dass eine gelten, so zum Beispiel, wenn eine von der
nungen festgelegt. Prinzipiell gilt, dass Altbau- Umsetzung der im Allgemeinen für Neubau- Gemeinde verabschiedete Gestaltungssatzung
ten Bestandsschutz genießen, da sie aufgrund ten geltenden Vorschriften auf Altbauten für den Gebäudestandort gilt, deren Bestim-
früherer Baubestimmungen und Genehmigun- keinesfalls immer angeraten ist. Hohe Bau- mungen dann zwingend zu beachten sind. Die
gen errichtet wurden. Damit müssen sie nicht kosten und wenig dauerhafte Lösungen oder zuständigen Denkmalämter der einzelnen
generell geänderten Baubestimmungen ange- auch Bauschäden wären die Folge. Bundesländer und die gesetzlichen Grund-
passt werden. Dies gilt immer dann, wenn lagen findet der Leser über die Internet-Adres-
Änderungen am Gebäude durchgeführt wer- Bei der Behörde sollte stattdessen eine in sen der einzelnen Landesregierungen [58].
den, die keiner Baugenehmigung bedürfen. jeder Landesbauordnung zulässige Abwei-
Bestandsschutz kann jedoch nicht in Anspruch chung von den gesetzlichen Anforderungen
genommen werden, wenn: im Einzelfall beantragt werden. Es kommt 4.2 Schadensschwerpunkte/
• die Nutzung geändert wird (z.B. Nutzung als dann darauf an, die Abweichungen vom ge- Schadensdarstellung
Gaststätte, Abb.5.2), forderten Neubaustandard gegenüber der
• die Änderungen die Stand- und Funktions- genehmigenden Behörde fachlich fundiert zu Ohne eine gründliche und fundierte Scha-
sicherheit des Gebäudes berühren (z.B. Ent- begründen und nachzuweisen ([2] und [9]). densanalyse ist keine mängelfreie Planung
fernen von tragenden Teilen), und Ausführung von Umbau-, Modernisie-
• durch die notwendige Beseitigung von Bau- Wesentliches Ziel ist der Nachweis, dass die rungs- und Instandsetzungsmaßnahmen an
schäden in das statisch-konstruktive Gefüge gesetzlichen Schutzziele (bauaufsichtlichen Fachwerkgebäuden gewährleistet. Bei Denk-
eingegriffen wird (z.B. bei Sparren- und Bal- Mindestanforderungen) durch die vorgeschla- malen kommt noch eine fachkundige Baufor-
kenkopfinstandsetzungen), genen Lösungen dauerhaft erreicht werden. schung zur Geschichte des Gebäudes und
• aufgrund des Bauzustandes Gefahren für die seiner Nutzung hinzu. Unter Bauforschung
öffentliche Sicherheit und Ordnung bestehen Denkmalschutz versteht man die Erforschung der grundle-
(z.B. wenn Gebäudebereiche oder das ge- Die Schutzziele für Denkmale definiert das je- genden statischen und kulturhistorischen
samte Gebäude einsturzgefährdet sind), weilige Landesgesetz. Der Denkmalschutz ver- Strukturen eines historischen Gebäudes unter
• die Gestaltung bzw. das Erscheinungsbild pflichtet den Eigentümer zur Abstimmung mit Berücksichtigung der Nutzungsgeschichte
des Gebäudes verändert wird. der Behörde bei Um- und Ausbauten, aber und baulicher Veränderungen [65].

1. Dacheindeckung:
– undicht/schadhaft
2. Dachentwässerung:
– schadhaft/nicht vorhanden
3. Fenster:
– undicht/geringere
Wärmedämmung
4. Traggerüst:
– Feuchteanreicherung und
tierischer bzw. pflanzlicher Befall
Nassfäuleschäden an Schwelle
– Brüche
und Stielen, Schäden durch
– schadhafte Veränderungen
Erosion der Gefachmaterialien
– Oberflächenerosionen
– Überbeanspruchung von Bauteilen
5. Balkenköpfe:
– Schäden durch pflanzlichen und
tierischen Befall
– Querschnittsverminderung
6. Gefach:
– schadhafte Gefache
– Abplatzungen
– Erosion der Gefachmaterialien
– fehlende Gefachmaterialien
– nicht fachgerechte Reparaturen
7. Schwelle:
– nicht vorhanden
– durchfeuchtet
– pflanzlicher und tierischer Befall
– Längsverbindungen schadhaft
8. Sockel:
Nach neuer Fundamentierung – nicht vorhanden
und Ersatz der Grundschwelle, – durchfeuchtet
Instandsetzung der Stiele, neue – Verputz schadhaft
Gefache aus Ziegel – nicht mehr tragfähig
Abb. 4.1: Schadensschwerpunkte an Fachwerkbauten
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 15
Reihe 7 4 Instandsetzung und Erneuerung
Teil 3
Folge 1

stellender Bestandspläne (s. [69], [70]). Für die


Genauigkeit der Bestandspläne existieren im
Allgemeinen vier Genauigkeitsstufen – sche-
matisches Aufmass (Stufe I), annähernd wirk-
lichkeitsgetreues Aufmass (Stufe II), verfor-
mungsgetreues Aufmass (Stufe III) und das
verformungsgetreue Aufmass mit detaillierter
Darstellung (Stufe IV). Je höher die geforderte
Genauigkeitsstufe, um so höher ist der zeit-
liche und der kostenmäßige Aufwand bzw.
die Anforderung an die fachliche Kompetenz
und Erfahrung der beteiligten Fachplaner.

Eine wesentliche Voraussetzung für die fach-


gerechte Instandsetzung ist eine exakte Scha-
denskartierung. Art und Umfang werden
übersichtlich mit Hilfe genauer Bestandspläne
kartiert. Abb. 4.2 zeigt eine Schadenskartie-
rung, bei der Art und Umfang von Schädi-
gungen wie auch Messungen und Proben-
entnahmen für einen Fachwerkgiebel
dargestellt sind. Die Hauptschädigungen sind
farbig dargestellt. Die Farben geben den Zer-
störungsgrad pro Bauteil an. Diese Möglich-
keit der Darstellung lässt sich weiter differen-
zieren (siehe auch Beispiel 6.2 oder [2, 13, 68]).

Mit derartigen Dokumentationen, zumeist


ergänzt durch fotografische Dokumente und
Ergebnisse aus Materialuntersuchungen, wird
eine exakte Übersicht über einzelne ge-
schädigte Gebäude-, Bau- und Konstruktions-
elemente erarbeitet. Gut bewährt hat sich die
elementbezogene qualitative und quanti-
tative Auflistung der Schäden. Dabei ist die
Klassifizierung der Schäden nach auslösenden
Faktoren bzw. Einflüssen sehr hilfreich, weil
Abb. 4.2: Schadenskartierung aus [72]
das die Ursachenermittlung einschließt. Diese
Auflistung bildet dann eine wichtige Grund-
lage für die weitere Projektplanung, bis hin
Grundsätzlich verlangt der Bauherr eine män- 4.3 Schadenskartierung zur Massen- und Kostenermittlung für die
gelfreie Bauleistung unter Beachtung moder- notwendigen bautechnischen Maßnahmen.
ner Nutzeransprüche. Maßstab hierfür bildet Die historische Bausubstanz wird vor Beginn
die juristisch einklagbare Forderung nach Ein- der eigentlichen Planungsarbeiten einer gründ-
haltung der „Allgemein anerkannten Regeln lichen Bestandsuntersuchung unterzogen. Im 4.4 Bauliche Maßnahmen
der Technik“. Sinne der Bauforschung wird die Substanz
Diesen Nutzeransprüchen sind die bautech- historisch untersucht, gleichzeitig erfolgt eine Die Instandsetzung von Fachwerkbauten ist
nischen Eigenschaften der vorgefundenen statisch-konstruktive sowie eine bauphysika- entsprechend ihrer gemischten Bauweise ge-
Bau- und Konstruktionsarten gegenüberzu- lische Bestandsuntersuchung und die Ergeb- nerell in zwei unterschiedlichen funktionellen
stellen. Nur dadurch kann die Erhaltungs- und nisse der einzelnen Untersuchungen werden Bereichen durchzuführen: der tragenden Ske-
Instandsetzungswürdigkeit der verbauten dokumentiert (s. [2, 13, 64, 65, 68]). lettkonstruktion und den nichttragenden Ge-
Konstruktionen exakt bewertet werden. fachen. Beide tragen auf unterschiedliche
Hierzu gehört auch eine sachkundige Scha- Steht das Gebäude unter Denkmalschutz, so Weise zu der vom Bauherren gewünschten
densanalyse zur Feststellung der Schädigun- ist der Bauherr in jedem Fall per Landesgesetz mängelfreien Funktionsfähigkeit des Gebäu-
gen und der Schadensursachen sowie not- zur Erstellung einer Bestandsdokumentation des bei. Aus dem Ergebnis der Bauzustands-
wendiger Wege zur Schadensbehebung. verpflichtet. Auch sind dann die Anforderun- analyse ergibt sich der Umfang der
Grundlage ist hier zunächst die Kenntnis gen an die Bauaufnahme bzw. Bestandsdo- notwendigen Instandsetzungs- und Erneue-
typischer Schadensschwerpunkte an unsa- kumentation der zuständigen Denkmalpfle- rungsmaßnahmen.
nierten Fachwerkgebäuden (Abb. 4.1). Me- gebehörden zu beachten. Die Anforderungen
thodisch kann nach den in [2], [6] dargelegten unterscheiden im Umfang der zu erstellenden Generell geht es bei der Instandsetzung um
Arbeitsschritten vorgegangen werden. Unterlagen und in der Genauigkeit zu er- die vollständige Wiederherstellung der Funk-
16 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 4 Instandsetzung und Erneuerung
Teil 3
Folge 1

tionsfähigkeit der einzelnen Bauteile bzw. des 4.4.1 Holzskelett vollständig ersetzt werden. Zumeist sind auch
gesamten Gebäudes. Jedoch sind bei der Pla- die Ständerfüße mit betroffen. Vor der Er-
nung und Ausführung notwendiger Instand- Die Instandsetzung und Erneuerung von Kon- neuerung der Schwelle wird die Fundamen-
setzungen weitere Forderungen aus der struktionsteilen des Fachwerkbaues zielt auf tierung und der Sockel instandgesetzt bzw.
späteren Nutzung (z.B. zeitgemäße Anforde- die Wiederherstellung der Standsicherheit des erneuert (s. Abb. 4.10 und 4.11). Zwischen
rungen des Wärme- und Feuchteschutzes) Fachwerkgefüges und der Dachkonstruktion. Schwelle und Fundamentsockel wird eine
oder des Denkmalschutzes zu beachten. Sperrschicht angeordnet. Die neuen Schwel-
Dachkonstruktionen lenteile sind untereinander kraftschlüssig
Für die Instandsetzung von Fachwerkbauten Für den häufigsten Fall der Instandsetzung druck- und zugfest zu verbinden (Abb. 3.15).
ergeben sich prinzipiell vier strategische Vari- von Sparrenfüßen und Deckenbalken im Vor Durchführung der Arbeiten muss das
anten für die Durchführung: Bereich der Traufe am Beispiel der Sparren- Fachwerkgerüst abgestützt werden (Abb. 4.6,
• Reparatur der Gefache und örtlich geschä- dächer zeigt Abschnitt 5.9 für drei mögliche 4.12 und Beispiel 6.1).
digter Holzbauteile, Instandsetzungslösungen die erforderlichen
• Teilersatz bei Gefachen und Holzbauteilen, statischen Nachweise (weitere Instandset-
• Entfernen der Gefache, Instandsetzung der zungsvarianten: Abb. 4.3).
Holzbausubstanz und Erneuerung der Ge-
fache, Ständer
• Abbruch und Wiederherstellen der Gebäu- Ein teilweiser Ersatz der Ständer erfolgt durch
desubstanz unter Verwendung noch trag- Ergänzungen in Neuholz, welches über ein
fähiger Altholzteile. langes Blatt mit dem Altholzständer ver-
bunden wird (Abb. 4.4).
Während die beiden ersten Varianten bei nur Neben Blattverbindungen mit gerader Stirn
geringer Schädigung angewendet werden haben sich auch Blattverbindungen mit schrä-
(Schädigung an maximal 30% der Bausubs- ger Stirn bewährt (s. Abb. 4.10, weitere Lö-
tanz), sind die anderen Varianten bei einem sungen: [56]).
größeren Schadensumfang unumgänglich. Muss der Ständer vollständig ersetzt werden,
ist der Einbau eines Ständers mit ange-
arbeiteten Zapfen nicht möglich. Deshalb
wird hier entweder ein Schlitzzapfen oder ein
falscher Zapfen verwendet (Abb. 4.5).
Abb. 4.6: Erneuerung Schwelle mit gemauertem Sockel
(weitere Lösungen: siehe Abb. 4.10 und 4.11)

Verbindungen
Zimmermannsmäßige Verbindungen weisen
gelegentlich lokale Schädigungen infolge
dauernder Feuchteanreicherung auf. Diese
Stellen lassen sich durch eine einfache Repa-
ratur mit gut vorgetrocknetem Holz beheben.

Durch Einpassen von neuen Holzteilen kann


Abb. 4.4: Neue Schwelle und Gründung sowie die Funktionsfähigkeit der Verbindung wie-
teilweiser Ersatz der Holzsubstanz bei Ständern derhergestellt werden (Abb. 4.7 und [56]). Das
Einsatzstück aus Neu- oder auch Altholz sollte
eine Dicke von mindestens 40 mm haben.

1 Neuholz
2 falscher Zapfen
3 Keile

Abb. 4.5: Vollständiger Ersatz des Ständers und


Herstellen der Verbindung durch falschen Zapfen

Schwellen/Rähme
Vor allem die Schwellen sind wegen ihrer
wetterexponierten Lage häufig stark geschä-
Abb. 4.3: Lösungen für Sparrenfußinstandsetzungen digt. In vielen Fällen müssen sie in Teilen oder Abb. 4.7: Reparatur einer Zapfenverbindung
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 17
Reihe 7 4 Instandsetzung und Erneuerung
Teil 3
Folge 1

Wiederverwendung von Altholz Ziegel-/Natursteingefache Es sind Leisten aus trockenem Eichenholz


Zu allen Zeiten wurden Holzbauteile aus ab- Eine Reparatur ist nur bedingt möglich, wenn einzubauen. Die Befestigung erfolgt mit
gebrochenen Gebäuden wieder verwendet. dadurch das Gefüge des Mauerwerks nicht nichtrostenden Nägeln. Für den möglichst
Ungeschädigtes Altholz kann ohne Bedenken gestört wird. Bei zerstörtem Mauerwerk bündigen Anschluss des Ziegels an das Holz
verwendet werden. Die Festigkeitswerte von kommt nur eine vollständige Erneuerung in sollte der Randziegel mit einer Nut versehen
Altholz ohne Schädigungen weisen gegen- Frage (Abb. 4.8). Die Erneuerung sollte dann sein. Im Fachhandel können derart vorbe-
über dem Neuholz gleicher Qualität keine mit geeigneten Ziegeln erfolgen. handelte Ziegel bestellt werden.
Unterschiede auf ([2], [11]).
Trockenlegung des Sockelmauerwerks
Das Holz ist hinsichtlich Qualität und Schäd- Keller oder Sockel wurden in der Regel in
lingsbefall sorgfältig zu untersuchen und zu Findlings- oder Bruchsteinmauerwerk ausge-
sortieren. Altholz liefert der Zimmerer oder der führt. Sperrmaßnahmen gegen aufsteigendes
auf historische Baustoffe spezialisierte Baustoff- Grund-, seitliches Spritzwasser waren unbe-
handel. Verformte Hölzer können nicht zurück- kannt.
gebogen werden, da es sich um plastische
irreversible Verformungen handelt und die Ein Abbruch der historischen Gründung und
Dehnungen der Holzfasern nicht mehr zurück- ein vollständiger Neuaufbau ist in vielen Fällen
gehen. Die Hölzer müssen mit ihrer Verformung nicht wirtschaftlich. Bei vorhandener aus-
in gleicher Lage wie vorher eingebaut werden. reichender Tragfähigkeit wird also auf der his-
torischen Gründung bis zur Lage der Schwelle
Wird das Altholz zwischengelagert, so ist es der Sockel neu errichtet. Hier empfiehlt sich
so zu stapeln und abzudecken, dass es ein neuer Sockel aus Mauerwerk. Dieser kann
trocken bleibt. Schädlingsbefallenes Holz darf Abb. 4.8: Zerstörte Ziegel im Gefach dann mit horizontalen Feuchtesperren ver-
nicht wieder eingebaut werden. sehen werden, um das Aufsteigen von Feuch-
Tabelle 4.1: Hinweise zur Reparatur
von Lehmgefachen ([32], [33])
tigkeit zu verhindern. Vertikale Sperrmaß-
nahmen sollten nicht durchgeführt werden.
Reparatur-Lehm • 4 Raumteile Lehm
4.4.2 Gefache (mit Stroh gemischt) • 1 Raumteil Sand Damit kann der Sockel nach einer intensiven
• 6 bis 12 kg Strohhäcksel/m3 Befeuchtung wieder austrocknen.
Sind die Holzbauteile um das Gefach herum Vorbehandlung • abbürsten/staubfrei
noch in einem guten baulichen Zustand und des historischen • gelockerte Bereiche abtragen Wichtig ist, dass die Schwelle über den
Lehmgefaches • vornässen
weist das Gefach selbst nur geringe Schä- Sockel entweder 15–35 mm vorsteht oder
Reparatur • Reparatur-Lehm auf gut an-
digungen auf, so sollte eine Reparatur des genässten Untergrund auf- dass der Sockel abgeschrägt ist, damit auf-
Gefaches einer vollständigen Erneuerung tragen und austrocknen lassen tretendes Wasser ungehindert ablaufen kann
vorgezogen werden. Die Reparatur ist dann Putzauftrag • Schwindrisse aufschlämmen (Abb. 4.10 und 4.11).
auf das Gefachmaterial abzustimmen. In einer • Vorbehandlung der Oberfläche
je nach Putzart
Wand können dabei in ihren Eigenschaften • gleichmäßige Putzdicke sichern
sehr verschiedene Gefachmaterialien (z.B. • ein- oder mehrlagig als Lehm-
oder Kalkputz aufbringen
Lehmstakung, Lehmziegel und Naturstein-
ausmauerung) angetroffen werden.

Gefache aus Lehm


Zerstörte Gefachbereiche werden gesäubert.
Nach dem Aufrauen und anschließenden
Vornässen können die Flächen mit neuem
Lehm aufgefüllt werden (s. Hinweise in Tabel-
le 4.1). Der Reparaturlehm muss zu seiner
Armierung ausreichend mit Stroh vermischt
sein. Neben der Möglichkeit der Eigenher-
stellung kann er auch im Lehmbauhandel
direkt bezogen werden. Abb. 4.9: Gefachverankerung mit Trapezleisten
aus Eichenholz
Entstandene Schwindfugen werden mit
Lehmschlämme beseitigt. Das Verputzen der Die Steine dürfen nicht zu hart gebrannt sein
Gefache mit Kalkmörtel kann nur nach einer und sollen ein gutes Austrocknungsvermögen
gründlichen Behandlung des Putzgrundes bei Nässe besitzen, zu verwenden sind Voll-
erfolgen. Der Untergrund muss fest und ziegel. Lochziegel sind als Gefachmaterial
staubfrei sein. Hilfreich ist die Verwendung nicht geeignet.
von Putzträgermaterialien. Eine möglichst
gleichmäßige Putztiefe von 15–20 mm ist Vor der Erneuerung der Ausmauerung müs-
anzustreben. Es wird der Auftrag des Putzes sen die zur Gefachverankerung notwendigen Abb. 4.10: Einbau einer neuen Schwelle (Schwelle
in mehreren Lagen empfohlen. Holzleisten (s. Abb. 4.9) angebracht werden. vorstehend) mit teilweisem Ersatz des Ständerfußes
18 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 4 Instandsetzung und Erneuerung
Teil 3
Folge 1

fassaden frei, ging es doch darum, das Fachwerkgefüge mittels hydraulischer Pressen
Stadtbild durch sichtbares Fachwerk zu ver- angehoben werden, damit der instandzu-
schönern. Allerdings gab es dabei auch Rück- setzende Bereich last- und zwängungsfrei
schläge, da man häufig die Schlagregen- wird. Neben einer ausreichenden Tragfähigkeit
beanspruchung unterschätzte. Um das der Abstützung ist diese auch standsicher zu
Fachwerk zu retten, wurde es schon nach stabilisieren und zu gründen. Unter Umstän-
wenigen Jahren wieder verputzt oder verklei- den können die konzentrierten Lasten aus der
det. Vor einer Freilegung ist deshalb unbe- Abstützung nur über eine entsprechende Last-
dingt zu klären, welche Schlagregenbean- verteilung (zum Beispiel mehrlagigen Bohlen-
spruchung vorliegt. Eine Freilegung ist nur bei belag) in den Baugrund abgetragen werden
Schlagregenbeanspruchung I nach DIN 4108- (s. Beispiel 6.1).
3:2001 bzw. geschützter Lage der Fachwerk-
fassade sinnvoll (Tabelle 4.2).
4.6 Dauerhaftigkeit
Tabelle 4.2: Hinweise für die Ausführung von Fachwerk (Holzschutz/Feuchteschutz/
unter dem Gesichtspunkt des Schlagregenschutzes
nach [36] Oberflächenschutz)
Regenbeanspruchung Ausführung
Wetterabgewandte Fachwerk- Mindestanforderungen an Holzschutz
fassaden oder Fassaden, die Wahl der Bau- und Wesentliche Voraussetzung für eine mängel-
die durch benachbarte Dämmstoffe freie und dauerhafte Instandsetzung und
Bebauung geschützt sind
Erneuerung von Fachwerkbauten ist ein
Freistehende Fachwerkfassaden Eine Trocknung des Bauteils
bei geringer Schlagregenbean- nach innen und außen muss fachgerechter Holzschutz ([2], [6], [48], [50]).
spruchung (Beanspruchungs- sichergestellt sein
gruppe I nach DIN 4108-3:2001) Vorbeugender Holzschutz
Abb. 4.11: Einbau einer neuen Schwelle (Sockel Freistehende Fachwerkfassaden Zusätzlicher konstruktiver
abgeschrägt) mit teilweisem Ersatz des Ständerfußes Für den vorbeugenden Holzschutz gelten die
bei starker Schlagregenbean- Regenschutz durch Verputzen
spruchung (Beanspruchungs- oder Bekleiden des Fachwerks bauaufsichtlich eingeführten Normen DIN
Zapfenlöcher sind besonders gefährdet im Hin- gruppe II und III nach mit Fassadenbekleidungen aus 68800-2:1996 und DIN 68800-3:1990. Wird
blick auf eindringende Feuchtigkeit. Eine Aus- DIN 4108-3:2001) Holz, Schiefer oder Dachziegel trockenes Holz eingebaut und kann das ver-
trocknung ist nur sehr langsam möglich. Des- baute Holz durch entsprechende konstruktive
halb erhalten sie Entwässerungsbohrungen. Maßnahmen trocken gehalten werden, so
4.5 Hilfskonstruktionen muss das Holz nicht mit chemischen Holz-
Die Schwelle wird bevorzugt aus Eichen-Kern- schutzmitteln vorbeugend gegen Schädlinge
holz hergestellt. Es sollte möglichst Schnittholz Damit die notwendigen Instandsetzungen an geschützt werden. Auch bei Zuordnung zu
ohne Markröhre verwendet werden. Hat das den Fachwerkhölzern durchgeführt werden Gefährdungsklassen der DIN 68800-3:1990,
verwendete Holz eine Markröhre und liegt die können, ist das Fachwerk standsicher abzu- bei denen das Holz einer bestimmten Feuch-
Markröhre durch den Holzeinschnitt nicht in stützen. Bei kleineren Gebäuden wird der tebeanspruchung ausgesetzt ist, kann nach
der Querschnittsmitte, dann sollte das Holz so Zimmerer diese Aufgabe in eigener Regie mit Abschnitt 2.2 der Norm auf chemische Maß-
gelegt werden, dass die Markröhre an der einfachen Stützkonstruktionen lösen (Abb. nahmen verzichtet werden, wenn resistente
Außenseite oben zum Liegen kommt. Ent- 4.12). Bei mehrstöckigen Bauten müssen die Holzarten (nach DIN 68364:1979 und EN
stehende Risse weisen dann nach unten und Stützkonstruktionen sehr große Lasten auf- 350-2:1994) verbaut werden. Mit der Holzart
sind der Bewitterung abgewandt. nehmen. Dann ist ein Tragwerksplaner hinzu- Eiche kann bis zur Gefährdungsklasse 3 ohne
zuziehen, der hierfür eine gesonderte Planung zusätzlichen chemischen Schutz gebaut wer-
Freilegung durchführt und die Art und Konstruktion der den, wenn splintfreies Holz verwendet wird.
In der Zeit des Barocks und Klassizismus Bauausführung vorgibt. Teilweise muss das Gefährdungsklasse 3 (Holz der Witterung,
waren Massivbauten aus Ziegelmauerwerk aber nicht dem Erdkontakt ausgesetzt) liegt
stilgerecht. Der Fachwerkbau galt als be- zum Beispiel für die Grundschwelle bzw. sicht-
scheiden und nur noch für Kleinbürger und bare Fachwerkhölzer eines Fachwerkbaus vor.
landwirtschaftliche Nutzbauten geeignet.
Viele Bauten wurden deshalb im 17. und 18. Weisen die der Bewitterung zugewandten Sei-
Jahrhundert verputzt. Neue Fachwerkhäuser ten der Holzbauteile tiefe Schwindrisse auf, so
errichtete man bei Stadterweiterungen ohne empfiehlt sich ein Verfüllen der Risse durch
fachwerksichtige Fassade. Durch das Verput- Ausspänen. Dadurch soll eine Feuchteanrei-
zen verbesserte sich gleichzeitig das bauphysi- cherung in den Rissen verhindert werden. Der
kalische Verhalten des Hauses (z.B. hinsicht- Zimmermann verfüllt die Risse mit Holzspänen
lich des Brand-, Schall- und Feuchteschutzes). und einem feuchtebeständigen Klebstoff.
Mit dieser Maßnahme wurde auch eine höhe-
re Winddichtheit und damit ein verbesserter Eine wesentliche vorbeugende konstruktive
Wärmeschutz erreicht. Maßnahme besteht in dem Einbau von Hölzern
mit Feuchtegehalten, die in etwa der Aus-
In den letzten dreißig Jahren des zwanzigsten gleichsfeuchte während der Nutzung ent-
Jahrhunderts legte man zahlreiche Fachwerk- Abb. 4.12: Abstützung eines Fachwerkbaus sprechen (etwa 15–20%).
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 19
Reihe 7 4 Instandsetzung und Erneuerung
Teil 3
Folge 1

Generell wird der Einbau von güteüberwach- Tabelle 4.3: Kriterien für die Baustoffauswahl nach [36] flächige Putzschicht oder eine hinterlüftete
tem Konstruktionsvollholz oder mindestens diffusionsäquivalente Wasseraufnahme- Bekleidung erhalten (Abb. 4.13, Tabelle 4.2
trockensortiertem Schnittholz nach DIN 4074 Luftschichtdicke sd [m] koeffizient und [12, 25, 28]).
w [kg/m2 h0,5]
empfohlen.
Anstrich auf Holz < 0,5 < 0,1 Welche Maßnahmen zum Schutz des Fach-
Bekämpfender Holzschutz Anstrich < 0,1 0,3 bis 1 werkes zu ergreifen sind, ist für jedes Gebäu-
auf Ausfachung
Sind die verbauten Holzbauteile durch aktiven de in Abhängigkeit von der Lage des Gebäu-
Putz (ohne Anstrich) – 0,3 bis 1
Schädlingsbefall geschädigt, gelten die Re- des (Gebäude freistehend oder in geschützter
geln der DIN 68800-4:1992. Vor der Durch- Lage, innerhalb oder außerhalb eines Orts-
führung von Bekämpfungsmaßnahmen ist der Anstriche auf Holz kernes, exponierte Lage der Gebäudewände
Befallsumfang und die Art der Schädlinge von Die Dauerhaftigkeit der Anstriche wird we- oder einzelner Wandbereiche zur Wetterseite)
Fachleuten eindeutig festzustellen. Bei akti- sentlich von der Qualität der Holzoberfläche gesondert zu überprüfen. Je nach Lage und
vem tierischem Schädlingsbefall wird das Holz beeinflusst. Erreicht werden soll eine gute Wetterbeanspruchung können alle drei
bebeilt, anschließend sind Schutzmaßnahmen Oberflächenhaftung ohne Fehlstellen. Altan- Schlagregenbeanspruchungen gemäss Tabelle
mit chemischen Mitteln nach DIN 68800, Teil striche sind vorher vollständig zu entfernen. 4.2 an einem Gebäude vorkommen. Selbst
3 und 4 zu ergreifen. Möglich ist auch eine Dies ist bei starker Profilierung der Hölzer und bei nur einer Fassade sind unterschiedliche
Bekämpfung durch den Einsatz des Heißluft- dicken Altanstrichen unter Umständen Beanspruchungen möglich, d.h. an wetterbe-
verfahrens oder spezieller Begasungsverfahren. schwierig. Die zur Entfernung der Anstriche anspruchten Giebeln kann es u.U. erforderlich
eingesetzten Verfahren dürfen die Holzober- werden, den oberen Teil des Giebels zu ver-
Mit Pilzen befallene Hölzer werden bis auf das fläche nicht zu stark aufrauen. kleiden, während der untere Teil fachwerk-
gesunde Holz zurückgeschnitten. Hierbei sind sichtig bleiben kann (Abb. 2.8). Weitere Hin-
Sicherheitszuschläge zu beachten. Bei Befall Anstriche auf Gefachflächen weise siehe [61].
durch Echten Hausschwamm sind das 1,0 m Anstriche auf den Putzschichten dürfen die
und bei Nassfäulepilzen 0,3 m über den sicht- Abgabe von Feuchte durch Diffusion des Feuchteschutz/Aufsteigende Feuchtigkeit
bar befallenen Bereich hinaus. Liegt ein Befall Gefaches nicht behindern. Eine Hydropho- Fundamentsockel aus Ziegel- oder Naturstei-
durch Echten Hausschwamm vor, ist auch das bierung der Putzoberfläche ist nicht zu nen ziehen aus dem Erdreich ständig Feuch-
umgebende Mauerwerk zu behandeln und empfehlen. Zusammen mit dem aufgetrage- tigkeit nach oben. Unter der Schwelle kommt
alle möglicherweise von Myzel durchwachse- nen Putz soll der Anstrich das Eindringen von es zu einer dauernden Feuchteanreicherung.
nen Baustoffe sind zu entfernen (z.B. Schüt- Feuchtigkeit infolge Bewitterung verhindern. Ein wesentlicher Schadensschwerpunkt bei
tungen bei Holzbalkendecken). Anstriche müssen auf die Putzmaterialien Fachwerkbauten sind deshalb geschädigte
abgestimmt sein (Tabelle 4.3). Dauerhafte Schwellhölzer. Mit der Instandsetzung des
Bevor die Bekämpfungsmaßnahmen einge- Anstriche erfordern saubere und festhaftende Sockels sind Vorkehrungen zur Beseitigung
leitet werden, sind jedoch die Ursachen für Putzschichten. der Schadensursachen zu treffen. Diese Maß-
die Schädigung der Holzbauteile zu beseiti- nahmen dürfen aber nicht dazu führen, dass
gen. Ab lang anhaltenden Holzfeuchten über Feuchte- und Schlagregenschutz die Sockelmaterialien nicht mehr auf natür-
20–30% kommt es zum Befall der Holzbau- Da Holz wegen seiner hygroskopischen Eigen- liche Weise austrocknen können. Durch den
teile durch pflanzliche Schädlinge [2]. Auf der schaften quillt und schwindet, bilden sich im Einbau von horizontalen Feuchtesperren wird
sicheren Seite liegend, sollte aus diesem Übergangsbereich Holz/Gefach unvermeid- der kapillare Wassertransport nach oben hin
Grund die Holzfeuchte im Einbauzustand liche, mehr oder weniger breite Fugen. unterbunden und eine natürliche Austrock-
nicht über 20% liegen. In jedem Fall müssen Fachwerkwände reagieren deshalb sehr emp- nung ist möglich (Abb. 4.10 und 4.11).
aber die den Befall verursachenden Feuchte- findlich auf direkte Bewitterung. Wie Unter-
quellen dauerhaft beseitigt werden. Ge- suchungen zeigten, ist der Feuchteeintrag
schieht dies nicht, kommt es schon nach kur- besonders bei Schlagregen erheblich [36]. In
zer Zeit, trotz Bekämpfungsmaßnahmen, zum relativ kurzer Zeit wird die ganze Wand
Wiederbefall der Holzbauteile. durchfeuchtet. Deshalb ist es wichtig, dass die
Für die Behandlung von tragenden und aus- Wände aus kapillarfähigen Baustoffen beste-
steifenden Bauteilen mit chemischen Holz- hen und aufgefeuchtete Materialien nach
schutzmitteln dürfen nur bauaufsichtlich zu- innen und außen austrocknen können. D.h.,
gelassene Mittel verwendet werden [35]. Die dass auf raumseitige Bausperren möglichst zu
Holzschutzmaßnahmen sind zu dokumentie- verzichten ist. Ein Verschließen der Fugen
ren und als Nachweis der Durchführung an ei- zwischen Holz und Gefach mit dichtenden
ner sichtbaren Stelle im Gebäude auszuhängen. und dauerelastischen Kunststoffen hat sich
nicht bewährt. Mit derartigen Maßnahmen
Oberflächenschutz wird das Austrocknen der Wände wesentlich
Oberflächenanstriche auf den Fachwerkhöl- behindert.
zern und auf den Gefachen sollen diffusions-
offen sein. Die Anstriche dürfen das Austrock- Fachwerksichtige Fassaden sollten nach den
nungsverhalten der Wandbaustoffe nach Empfehlungen in [36] bei einer Schlag-
innen und nach außen nicht vermindern. regenbeanspruchung der Beanspruchungs-
Tabelle 4.3 enthält die Anforderungen für gruppe II und III nach DIN 4108-3:2001 einen Abb. 4.13: Schutz der durch Schlagregen gefährdeten
Oberflächenanstriche. zusätzlichen Regenschutz durch eine voll- Fachwerkwand mit Hilfe einer Schieferbekleidung
20 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

5 Nutzung von Fachwerkbauten

5.1 Allgemeines für eine Wanddicke von 120 mm beim 2,8- bis 5.2.2 Decke
6,5-fachen Wert im Vergleich zu den WTA-
Die Erhaltung von historischen Gebäuden wird Empfehlungen für das Gefach. Die in Tabelle Die Decke ist mit Bezug auf ihre bauphysi-
nur dann möglich sein, wenn die Gebäude 5.1 dargestellten Kurven für den erreichbaren kalischen Eigenschaften als Gesamtkonstruk-
den modernen Ansprüchen an die Nutzung Wärmedurchgangskoeffizient U wurden für tion zu betrachten. Der Wärmeschutz der
genügen. Dazu gehört auch die Forderung einen Holzflächenanteil von 25% errechnet. Holzbalkendecke wird wesentlich von der
nach einem gesunden Raumklima mit aus- Konstruktion der Zwischendecke beeinflusst.
reichender Behaglichkeit. Bei einer Nutzung Je nach Gestaltung und Konstruktionsprinzip Hinzu kommt das Dämmvermögen der Holz-
der Fachwerkbauten für Wohnzwecke lassen des Fachwerkgebäudes liegt der Anteil des balken mit einem flächenmäßigen Anteil von
sich die modernen Nutzeransprüche ohne Holzgerüstes zwischen 20 und 65%. Die Un- ca.15–25%. Anforderungen des Wärme-
zusätzliche Dämmmaßnahmen nicht errei- tersuchungen zu den Wärmeschutzeigen- schutzes sind nur dann zu beachten, wenn die
chen (Tabelle 5.1). Die guten Eigenschaften schaften müssen deshalb für jedes Objekt Decke das Gebäude zu unbeheizten Räumen
der historischen Bauweise können durch gesondert durchgeführt werden. Die in Tabel- abgrenzt (z.B. zum nicht ausgebauten Dach-
Zusatzdämmungen, insbesondere bei Innen- le 5.1 dargestellten Ertüchtigungsmaßnah- geschoss, zu einer Dachterrasse oder zum
dämmung, wesentlich verschlechtert oder men sollen hierbei eine erste Orientierung unbeheizten Keller). Maßnahmen zur wärme-
sogar ganz verhindert werden. Die Wände geben. In der Tabelle 5.1 wurde der Einfluss technischen Ertüchtigung sind u.U. mit Maß-
wirken dann nicht mehr feuchteregulierend. der Fenster nicht berücksichtigt. Dieser kann nahmen zur Verbesserung des Schall- und
Das Klima in den Räumen liegt nicht mehr im ebenfalls sehr wesentlich sein, beträgt doch Brandschutzes kombinierbar.
optimalen behaglichen Bereich. Bei zu feuch- ihr Flächenanteil ca. 15–60% mit U-Werten
tem Klima kann es zu Feuchteanreicherungen für alte Fenster mit Einfachverglasung von 5,4 Tabelle 5.2 zeigt für die wichtigsten Decken
an den Wandinnenseiten mit Schimmel- W/(m2 K) und für Zweischeibenverglasung im Fachwerkbau die bauphysikalischen Ei-
pilzbefall kommen. Bei starker Bewitterung (z.B. Kastenfenster) 2,0–2,8 W/(m2 K). genschaften der historischen Bauweise. Den
können die Wände nicht mehr nach innen besten Wärmeschutz bietet die Dübelboden-
und außen austrocknen. Dauernde Feuchte- Unsanierte Fachwerkhäuser haben einen rela- decke. Sie erfüllt die Mindestanforderungen
anreicherungen in der Holzsubstanz führen tiv hohen Energieverbrauch. Ihr Energieein- der DIN 4108-2:2003 und ihr U-Wert liegt in
zur schnellen Zerstörung durch Fäulnis. Als sparpotential ist deshalb auch relativ groß. der Nähe der Anforderungen der EnEV 2002.
Grundregel für alle bauphysikalischen Ertüch- Der Energieverbrauch lässt sich um ca. Einen relativ guten Wärmeschutz bieten auch
tigungsmaßnahmen ergibt sich daraus die 50–75% senken. Voraussetzung ist jedoch, die Windelbodendecken oder Kreuzstaken-
Zielstellung, dass zusätzliche bauliche Maß- dass die Maßnahmen unter Berücksichtigung decken mit nicht sichtbaren Balken.
nahmen das in der historischen Bauweise der historischen Bauweise, der Standortbe-
verankerte diffusionsoffene Wirkprinzip nicht dingungen und des Erhaltungszustandes mit
aufheben dürfen.Es ist dann nur folgerichtig, der notwendigen Fachkunde geplant bzw. 5.2.3 Wand
wenn zusätzliche Maßnahmen mit den ausgeführt wurden.
ursprünglichen diffusionsoffenen Baustoffen Das Dämmvermögen historischer Fachwerk-
durchgeführt werden (zum Beispiel mit Lehm- wände liegt bei den üblichen Gefachauf-
baustoffen, Ziegeln, Lehm- und Kalkputzen). 5.2.1 Dach bauten weit unter den geforderten Mindest-
werten nach DIN 4108-2:2001. Noch größer
Ausbau von Dachräumen wird der Abstand zu den Forderungen der
5.2 Wärmeschutz Erhöhte Wohnansprüche veranlassen oft eine EnEV 2002. Diese fordert in Anhang 3, Ab-
intensivere Nutzung der Dachräume. Die schnitt 1 für neue Ausfachungen in Fach-
An den Wärmeverlusten von unsanierten steilen, oft stützenfreien Sparrendächer von werkaußenwänden die Einhaltung eines
historischen Gebäuden beteiligen sich die Fachwerkbauten begünstigen den Ausbau. In Höchstwertes für den Wärmedurchgangsko-
einzelnen Gebäudeteile mit unterschiedlichen kleinen Gebäuden mit geringer Haustiefe ist effizienten von 0,45 W/(m2 K) (s. Tabelle 5.1).
Anteilen. Die größten Wärmeverluste ent- zusätzlich nur eine Wohn- oder Nutzebene zu
stehen über die Außenwände (ca. 30–40%), gewinnen, in großen Bauten (breite Giebel) Zusätzliche Wärmeschutzmaßnahmen haben
das Dach (ca. 20–30%), das Dachgeschoss wurden bis zu vier Kehlbalkenlagen einge- die Verbesserung des Wärmeschutzes des ge-
(ca. 10–20%) und die Fenster (ca. 10–15%). zogen, so dass mehrere Ebenen genutzt samten Gebäudes zum Ziel, das heißt in der
Historische Fachwerkwände besitzen einen werden können. Speicherhäuser haben bis zu Summe aller Einzelmaßnahmen, wie z.B. der
nur geringen Wärmedämmwert. Den schlech- fünf Schütt- oder Lagerböden. Die Belichtung Ertüchtigung der Gefache, der Fenster, even-
testen Wärmeschutz haben Wände mit und Belüftung ist oft durch bereits vorhan- tuell der Decken und des Daches, muss ein
Gefachen aus Naturstein. Auch bei Gefachen dene Fenster, Luft- und Ladeöffnungen von ausreichender Wärmeschutz erreicht werden.
aus Lehm und Ziegel werden die empfohle- den Giebelflächen aus möglich. Zusätzliche Die zusätzlichen Maßnahmen führen zur Ver-
nen Richtwerte des WTA [36] für den Wärme- Öffnungen im Dach sind mit der Denk- änderung der bauphysikalischen Eigenschaf-
durchgangskoeffizienten U nicht erreicht malbehörde abzustimmen. Moderne Dach- ten der Wände.
(s. auch Tabelle 5.1). Diese Richtwerte entspre- fenster werden in vielen Gestaltungssat- Der Wasserdampfdiffusionswiderstand der
chen den Anforderungen an den Mindestwär- zungen nicht gestattet. Zweckmäßig werden Wände wird je nach Kapillarität der verwen-
meschutz nach DIN 4108-2:2001. Aufgrund die Ausbaumaßnahmen in Trockenbauart deten Dämmstoffe bzw. des gesamten Wand-
der geringeren Rohdichte weist die Ausfach- durchgeführt [2], [6] und [46]. aufbaues verändert. Somit wird in den na-
ung mit Stakung und Strohwickel die besten türlichen Feuchtehaushalt bzw. -ausgleich,
Wärmeschutzwerte auf. Allerdings liegt der verursacht durch die Wasserdampfdiffusion
vorhandene U-Wert je nach Gefachmaterial der Wände, zentral eingegriffen.
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 21
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

Prinzipiell gibt es vier Lösungen zur Dämmung bedingt erforderlich ist. Zur Sicherstellung keine Hohlräume zwischen Innendämmung
von Fachwerkwänden (Abb. 5.1): einer ausreichenden Hinterlüftung sind die und historischer Wand entstehen.
• Dämmung der Wand von der Außenseite, konstruktiven Regeln einzuhalten. Das ganz-
• Dämmung der Wand von der Innenseite, heitliche „Einpacken“ des Gebäudes in eine Die kapillare Leitfähigkeit durch alle Schich-
• Dämmung von der Innenseite durch An- geschlossene Wärmeschutzschicht sichert ten der Wand darf durch entstehende Hohl-
ordnung einer wärmedämmenden separa- gleichzeitig eine ausreichende Winddichtigkeit. räume nicht unterbrochen werden.
ten Wand und Hinterlüftung der histo-
rischen Fachwerkwand, Dämmung von innen Gleichzeitig wird durch den hohlraumfreien
• Dämmung der Gefache und eventuelle zu- Eine Dämmung von innen ist sorgfältig zu Schichtenaufbau der Wand verhindert, dass
sätzliche Maßnahmen zur Dämmung an der planen und handwerklich fachgerecht aus- es zu Tauwasserbildung infolge Konvektion
Innen- oder Außenseite. zuführen (prinzipieller Aufbau s. Lösung 2 in kommt.
Abb. 5.1). Durch eine innere Dämmung wird Häufig wird mit der Anordnung einer Innen-
Auf Variante 4 wird nachfolgend nicht geson- das Feuchteverhalten der Wand wesentlich dämmung auch eine Begradigung der Fach-
dert eingegangen. Hierfür gelten die gleichen beeinflusst, was bei nicht fachgerechter werkwände vorgenommen. Dann ist beson-
nachfolgenden Grundsätze wie für Variante 3. Ausführung schon in kurzer Zeit zu schweren ders auf eine hohlraumfreie Ausführung zur
Baumängeln bzw. Bauschäden führen kann. historischen Fachwerkwand zu achten.
Dämmung von außen
Bei nicht sichtbarem Fachwerk ist eine Däm- Durch die Dämmung an der Innenseite der Nach Empfehlungen in [36] sollte der Wärme-
mung von außen sinnvoll. Im Gegensatz zur Wand verringern sich die Oberflächentempe- durchlasswiderstand für die Innendämmung
Innendämmung kann der angestrebte Wär- raturen an den Bauteilschichten im Wand- einen Wert von maximal R ≤ 0,8 m2 K/W (U ≥
medämmwert freier gestaltet werden. Die inneren der Wand und es kommt zum Anstieg 1,0 W/(m2 K)) nicht überschreiten. Für die ge-
Mindestwerte der Norm oder der EnEV 2002 der Feuchte infolge Sorption oder gegebe- samte Wandfläche soll in Abweichung zu den
lassen sich je nach Bemessungswert der Wär- nenfalls zur Tauwasserbildung im Gefach [12], Forderungen der EnEV 2002, Anhang 3, Tabel-
meleitfähigkeit der historischen Gefachkon- [62]. Deshalb ist in jedem einzelnen Fall das le 1 im Mittel ein Wert von R ≥ 1,0 m2 K/W (U ≤
struktion mit Dämmstoffdicken von 40–80 Diffusionsverhalten der Wände sowohl im 0,85 W/(m2 K)) erreicht werden. Eine Abwei-
mm ohne weiteres erfüllen (s. Tabelle 5.1b). Bereich der tragenden Holzbauteile als auch chung von den Anforderungen der EnEV 2002
Wird auf die außen liegende Dämmung an- im Bereich der Gefache detailliert zu unter- ist bei Inanspruchnahme des § 16 oder §17
schließend ein Putz aufgebracht, so sollte suchen. Zu beachten ist auch, dass aufgrund der Energieeinsparverordnung prinzipiell mög-
dieser Putz diffusionsoffen sein und auf den der konstruktiven Gegebenheiten der Fach- lich. Je nach Gefachaufbau und Bemessungs-
Putzgrund abgestimmt werden. Für die der- werkbauweise nicht beseitigbare Wärme- wert der Wärmeleitfähigkeit können mit
zeit im Neubau eingesetzten WDVS liegt für brücken bestehen (z.B. Durchdringungen der Dämmstoffdicken von 20–100 mm die WTA-
den Fachwerkbau keine bauaufsichtliche Zu- Deckenbalken durch die Wände). Generell Empfehlungen erfüllt werden (Tabelle 5.1c).
lassung vor. Eine Zulassung im Einzelfall ist sind Fachwerkgebäude mit Innendämmung Ausgangswert ist bei den in Tabelle 5.1 be-
erforderlich. Wird nicht verputzt, bieten hin- so zu konzipieren, dass zwischen Holzgerüst rechneten Werten der vorhandene Wärme-
terlüftete Fassaden aus Ziegeln, Schindeln, und Zusatzdämmung keine holzschädigende durchgangskoeffizient einer unsanierten 120
Schiefermaterialien oder Holzschalungen viel- Tauwasserbildung möglich ist und die einzel- mm dicken Fachwerk- oder Blockbohlenwand.
fältige Gestaltungsmöglichkeiten und einen nen Bauteilschichten eine diffusionsoffene Für innenliegende Bauteilschichten wird nach
sehr guten Wetterschutz (s. [44]), der gerade Wirkung durch die gesamte Wand entfalten. [28] und [36] eine diffusionsäquivalente Luft-
bei Schlagregenbeanspruchung II und III un- Die Innendämmung ist so anzuordnen, dass schichtdicke sd von 0,5 < sd < 2,0 m empfohlen.

Abb. 5.1: Prinziplösungen zur Dämmung von Fachwerkwänden


22 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

Bei Schlagregenbeanspruchung I oder ge- Durchbildung der Entwässerung kann man 5.3 Schallschutz
schützter Lage der Wand können auch höhere sich an den Forderungen der DIN 1053-1:
Dämmwerte realisiert werden [12], [37]. Dann 1996 für hinterlüftete Ziegelfassaden orien- Zunehmende Verkehrsdichte, die Vielzahl
sind allerdings höhere Dämmschichtdicken tieren. Nachteilig ist, dass relativ viel Nutz- elektronischer Anlagen ergeben erhebliche
von 60–120 mm erforderlich (s. Tabelle 5.1c). fläche für den zweischaligen Aufbau der Geräuschbelastungen.
Wände geopfert werden muss und dass die Im Gegensatz zu Baustoffen und Bauteilen
Rechnerisch kann der Tauwasseranfall nach DIN Anschlussprobleme im Bereich der Öffnungen geringer Rohdichte, geeignet für die Wärme-
4108-3:2001 ermittelt werden. Dabei ist davon (Fenster und Türen) mängelfrei zu lösen sind. dämmung, sind im Allgemeinen für den
auszugehen, dass es sich nur um einen Wert für Schallschutz Materialien hohen spezifischen
den Tauwasseranfall im Winter handelt. Gewichtes nötig. Dennoch können Wärme-
Einige Fachleute halten den Tauwassernach- 5.2.4 Haustechnik schutzmaßnahmen bei fachgerechter Ausbil-
weis nach DIN 4108-3:2001 bei Innendäm- dung biegeweicher Schalen zugleich dem
mung von Fachwerkbauten für ungeeignet Für die Behaglichkeit spielt die Heizanlage Schallschutz dienen. Kosten für den Schall-
[12]. Das Verfahren berücksichtigt nicht die eine wichtige Rolle. Außerdem nimmt sie mit schutz amortisieren sich nicht kurzfristig wie
Kapillarfähigkeit der Baustoffe. Das heißt, der Erlass der Energieeinsparverordnung EnEV beim Wärmeschutz, bessere Wohnqualität,
kapillare Feuchtetransport im Bauteil sowie 2002 eine wesentliche Rolle in der energe- physisches und psychisches Wohlbefinden
die Feuchteaufnahmefähigkeit und Feuchte- tischen Bewertung des Gebäudes ein. Die sind der Gewinn.
verteilung lassen sich nicht beurteilen. Für energetische Effizienz wirkt sich auf den Gegen die Schallentstehung, -verbreitung, -
genauere und detaillierte Untersuchungen Primärenergieaufwand aus und beeinflusst übertragung in benachbarte Räume gibt es
werden daher neue Berechnungsverfahren somit den Umfang der baulichen Schutz- bautechnische Maßnahmen. Unterschieden
zur Simulation der Temperatur- und Feuchte- massnahmen. Welche Auswirkungen das wird hierbei in Luft- und Trittschall.
verhältnisse in Bauteilen empfohlen, mit konkret auf historische Fachwerkgebäude
denen die Tauwassergefahr, Austrocknungs- hat, wurde noch nicht untersucht. Luftschall, Geräusche, Töne aller Art werden
zeit, Temperaturverteilung und Feuchteauf- am Durchgang in die darunter liegenden Räu-
nahme unter realen Nutzungsverhältnissen Der Einbau einer modernen Haustechnik ist me durch leichte Decken mit hartem Gehbe-
untersucht werden können [73]. ein wesentlicher Bestandteil von Modernisie- lag nur wenig gehindert. Eine biegeweiche,
Wird dennoch der Tauwasseranfall nach dem rungsmaßnahmen. Hierbei sind die Belange unter die Decke gehängte Schale kann den
bisherigen Verfahren nach DIN 4108-3:2001 des Fachwerkbaues dahingehend zu berück- direkten Durchgang wirkungsvoll mindern
berechnet, so wird empfohlen, dass in Ab- sichtigen, dass möglichen Feuchtebeanspru- (Tabelle 5.2b und 5.2c), jedoch nicht die Über-
weichung zur Norm die rechnerisch ermittel- chungen aus Be- und Entwässerungssystemen tragung auf seitlichen Nebenwegen. Hier-
bare Tauwassermenge einen Wert von WT oder im Bereich von Nassräumen vorgebeugt gegen müssten den seitlichen Wänden noch
≤ 0,5 kg/m2 nicht überschreitet. Der Schich- wird. Es empfiehlt sich eine Anordnung der biegeweiche Schalen vorgesetzt werden.
tenaufbau ist dann so zu gestalten, dass der Leitungszu- und -abführungen in getrennten
Grenzwert unbedingt eingehalten wird und Schächten und der Einbau von Sanitär- oder Der Trittschall, zunächst Körperschall, ange-
gleichzeitig auch eine dauerhafte Austrock- Küchenzellen (s. z.B. in [38]). Die Installations- regt durch Begehen/Beklopfen, wird weiter-
nung aller Schichten gesichert ist. schächte müssen von jedem Stockwerk aus geleitet und als Luftschall abgestrahlt.
Die schon zitierten WTA-Empfehlungen [36] kontrollierbar sein. Die Planung und Ausfüh-
basieren auf Untersuchungen zur Begrenzung rung der Haustechnik sollte die schnelle Bei Holzbalkendecken besteht ein Zusammen-
der Tauwassermenge unter Einhaltung des Reparatur bei Störungen berücksichtigen. hang zwischen Trittschall- und Luftschallüber-
vorgenannten Grenzwertes. tragung [49], [52], so dass ein guter Trittschall
Wird ein Fachwerkhaus vollständig rekons- sich auch auf die Verbesserung des Luftschalls
Dämmung von innen durch zusätzliche truiert und mit neuem Holz wiederaufgebaut, auswirkt.
Wand mit entsprechender Wärmedäm- dann muss mit größeren, aus der Trocknung Die Schallschutz-Mindestanforderungen für
mung und Hinterlüftung der Fachwerk- des eingebauten Holzes bedingten Schwind- Wohnungstrenndecken nach DIN 4109:1989
fassade verformungen gerechnet werden. Dadurch werden von keiner Altbaudecke erreicht (s.
Durch den Einbau einer zusätzlichen Wand setzt sich das Gebäude. Diese Setzungen ad- Tabelle 5.2a). Die Anforderungen können nur
wird die Funktion der Wärmedämmung des dieren sich bei mehreren Stockwerken zu mit leistungsfähigen schwimmenden Estrichen
Gebäudes der neuen Wand zugewiesen mehreren Zentimetern. Für das Knochen- in Verbindung mit federnd abgehängten Un-
(Lösung 3 in Abb. 5.1). Die Wand kann ent- haueramtshaus wurden bei Einbau von Ei- terdecken erreicht werden. Durch die An-
sprechend den wärmeschutztechnischen An- chenholz mit einer Holzfeuchte von mehr als ordnung einer Unterdecke ist gleichzeitig eine
forderungen dimensioniert werden. 30% Setzungen von 18 cm und für die wesentliche Verbesserung des Brandschutzes
Die historische Fachwerkwand dient vor allem Wiedererrichtung der Alten Waage in Braun- möglich (s.Tabelle 5.2 und [2, 6, 47, 49, 52, 60]).
dem Witterungsschutz des Gebäudes. Sie schweig von ca. 12 cm errechnet [71]. Die
wird durch ausreichende Zu- und Abluft- Installationen zur Haustechnik müssen durch Das bewertete Schalldämm-Maß für Wände
öffnungen sowie einen ausreichend breiten nachgiebige Verlegung bzw. nachgiebige Ver- liegt je nach Gewicht der Ausfachung und
Luftspalt zwischen den Wänden (mindestens bindungen und Anschlüsse die möglichen Set- Dicke der Wand zwischen 37 und 44 dB
40 mm) hinterlüftet. In den Luftspalt eindrin- zungen ohne Verlust der Funktionssicherheit (bezogen auf eine Wanddicke von 120 mm).
gendes Wasser muss durch entsprechende der gesamten Anlage überstehen können. Das Diese Werte lassen sich nach dem Verfahren
Vorkehrungen nach außen abfließen können. Ausmaß möglicher Setzungen kann durch die von Leschnik in [76] berechnen. Für die vor-
Die Schwelle ist oberhalb dieser Abflussöff- ausschließliche Verwendung von trockensor- geschlagenen Ertüchtigungsmaßnahmen ent-
nungen anzuordnen. Bei der konstruktiven tiertem Holz wesentlich vermindert werden. hält Tabelle 5.1 ermittelte Rechenwerte für die
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 23
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

mögliche Verbesserung der Schalldämmung. Im Einzelfall kann eine wesentlich höhere Bei den gewünschten hohen Raumtempe-
Messungen im Labor an nebenwegfreien Feuerwiderstandsdauer erreicht werden. Die raturen sind die Energieverluste bei Einfach-
Prüfständen ergaben für unverputzte Wände Feuerwiderstandsklasse F60-B wird erreicht, fenstern groß und in städtischen Bereichen ist
Werte für R’W von nur 27 dB. Dagegen wer- wenn die Gefache aus Lehm bestehen und die Belästigung durch Straßenlärm beträcht-
den die errechneten Werte für Wände mit vollflächig beidseitig verputzt sind. Ist das lich. Soll das historische Fenster in jedem Fall
verputzter Innenseite mit 44 bis 46 dB durch Gefach aus Ziegeln und beidseitig vollflächig erhalten werden, so bringt schon ein Umbau
die Versuche bestätigt. Den Mindestanforde- verputzt, ist eine Feuerwiderstandsklasse des Fensters zu einem Kastenfenster eine
rungen der DIN 4109:1989 für Übertragung F90-B erreichbar (Tabelle 5.1). Diese Klasse Verbesserung des Schall- und Wärmeschut-
zwischen Räumen mit R’W ≥ 53 dB genügen kann auch für fachwerksichtige Wände mit zes. Dann können die inneren Fensterflügel
sie damit nicht. Auch bei Schutz gegen Au- Ziegelausfachungen bestätigt werden, wenn mit Isolierglas versehen werden. Eine Spros-
ßenlärmbelastung ergeben sich bei höheren innenseitig zwei Lagen Gipskarton- oder senteilung ist bei den inneren Flügeln der
Lärmpegelbereichen Defizite in den Schall- Gipsfaserplatten angebracht sind. Fenster nicht unbedingt erforderlich.
dämmeigenschaften gegenüber den Mindest-
anforderungen der Norm. Verbesserungen Decken Besseren Wärme- und Schallschutz bieten bei
sind durch Ertüchtigungsmaßnahmen mög- Zur Bewertung von Altbaudecken liegen kei- Einbau neuer Fenster Isolierfenster, Verbund-
lich. Das Maß der Verbesserung durch Vor- ne geregelten Einstufungen in Feuerwider- fenster, Kastenfenster, Doppelfenster mit dich-
satzschalen hängt dabei im Wesentlichen von standsklassen vor. ten Fälzen und unterschiedlichen Glasdicken.
deren Eigenfrequenz ab. Berechnungsansätze Für die Blendrahmendichtungen sind impräg-
für die Eigenfrequenz finden sich in [76]. Prinzipiell ist für Decken mit verdeckten Bal- nierter Hanfstrick bzw. andere Dämmstoffe
Bei entsprechender Eigenfrequenz der zusätz- ken eine Feuerwiderstandsdauer von F30-B aus natürlichen Materialien oder Mineral-
lichen Wandschichten ist eine Verbesserung gegeben. Einstufungen in die Klasse F60-B faserstoffen zu verwenden (DIN 18355 Tisch-
um 6-15 dB möglich (Tabelle 5.1b und d). sind möglich, wenn die Decke mit entspre- lerarbeiten, DIN 18361 Verglasungsarbeiten).
chenden Putzschichten (min. 20 mm dick) und Auf eine sorgfältige Abdichtung der Fugen
oberseitig mit Trockenestrichen entsprechen- zwischen Fensterrahmen und Fachwerkholz
5.4 Brandschutz der Dicke versehen ist. Die Klasse F90-B ist nur ist besonders zu achten.
mit zusätzlichen Maßnahmen an der Ober-
Brandschutztechnische Maßnahmen sind und Unterseite realisierbar (Tabelle 5.2b, 5.2d). Mehrscheibenisolierglas ist wegen der meist
immer dann erforderlich, wenn nach den kleinen sprossengeteilten, feingliedrigen, un-
Anforderungen der künftigen Nutzung eine Bei sichtbaren Balken ist unter Anwendung terschiedlich großen Fenster meist nicht ge-
Brandausbreitung verhindert bzw. eine be- einer „heißen Bemessung“ die erreichbare eignet bzw. zu teuer. Isolierglas mit einge-
stimmte Feuerwiderstandsklasse ohne Verlust Feuerwiderstandsdauer für den Balken ge- bauter Sprossenteilung kann für historische
der Trag- und Funktionsfähigkeit erreicht sondert zu untersuchen. Entsprechend der er- Bauten unter gestalterischem Aspekt im Hin-
werden soll (s. [2, 6, 47, 59, 60]). reichbaren Feuerwiderstandsdauer für die blick auf die historische Gebäudeerscheinung
Zwischendecke und den Balken ist dann die nicht empfohlen werden (s. [51]).
Wände Feuerwiderstandsklasse zu bestimmen. In Kastenfenster mit Mehrfachverglasung ge-
Entsprechend ihrer Mischbauweise bestehen Zweifelsfällen empfiehlt sich die Einholung statten eine gute Anpassung an das histo-
Fachwerkwände im Allgemeinen aus nicht- eines Gutachtens einer anerkannten Brand- rische Vorbild der Sprossenteilung und bieten
brennbaren Gefachmaterialien (Brandschutz- schutzprüfstelle (s. [63]). einen guten Wärme- und Schallschutz. Steht
klassifizierung A nach DIN 4102-4:1994) und das Gebäude unter Denkmalschutz oder be-
aus brennbaren Gerüstmaterialien (Brand- findet sich das Gebäude in einem Sanierungs-
schutzklassifizierung B nach DIN 4102-4:1994). 5.5 Fenster gebiet, für das eine Gestaltungssatzung gilt,
Fachwerkwände entsprechen im Allgemeinen sind die denkmalschutzrechtlichen Anforde-
einer Feuerwiderstandsklasse F30-B. Das ergibt Fenster und Fensterteilungen bestimmen we- rungen an die Fenster zu beachten. Die bau-
sich schon aus den Kriterien für die Klassi- sentlich das Erscheinungsbild eines Gebäu- physikalischen Eigenschaften der Fenster sind
fizierung von Wänden ohne weitere Nachweise des. Bei Erneuerung ist die historische Fens- auf die angestrebten Zielwerte des Wärme-,
nach DIN 4102-4:1994. Vorraussetzung ist, terteilung zu erhalten. Änderungen bedürfen Schall- und Brandschutzes abzustimmen.
dass durch die Fugen zwischen Gefach und der Genehmigung.
Traggerüst kein Rauch hindurchdringen kann.
Luft- und Lichtöffnungen wurden ursprünglich 5.6 Treppen
mit Schiebeläden, später mit Schiebefenstern
geschlossen. Dem örtlichen Brauch folgend Treppen in Fachwerkhäusern wurden meist
wurden die Fenster vom Tischler, Schreiner, geradläufig, schmal, relativ steil, ohne Aus-
Glaser gefertigt und eingebaut. Im heutigen wechselung in einem Balkenfeld hochgeführt.
Bestand befinden sich fast ausschließlich Wegen der meist geringen Raumhöhen waren
zweiflüglige, sprossengeteilte Drehflügel- nur niedere Antrittspodeste und Anwendelun-
fenster, bei größerer Höhe mit Kämpferholz. gen möglich. Die alten Aufgänge genügen nur
Feststehende Setzhölzer (Kreuzstöcke) und noch selten den heutigen Ansprüchen. Bei Er-
Kreuzsprossen sind selten. Die Fenster sitzen in halt der historischen Treppen ist die schadhaf-
inneren Ständerausfälzungen, den Ständer- te Treppe zu reparieren und die Stufen sind mit
Abb. 5.2: Umnutzung eines Fachwerkgebäudes zum lichten, in Norddeutschland außen bündig mit Stoßkanten zu belegen. Ist die Reparatur nicht
Hotel mit Gaststätte nach außen schlagenden Drehflügeln. mehr möglich, sind neue Treppen einzubauen.
24 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

5.7 Wandaufbauten/Instandsetzungs– bzw. Ertüchtigungsmaßnahmen

Tabelle 5.1a: Bauphysikalische Kenngrößen von Fachwerkwänden im Ausgangszustand

Gefachmaterial Ansicht Wärmedurchgangskoeffizient1) U-Wert in [W/(m2 K)] Schalldämm-Maß R’w in [dB] Brand-
1--- Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2:2001 – U = 0,732) W/(m2 K), k. A. – es liegen keine Angaben vor schutz
entspricht der WTA-Empfehlung nach [36]
2--- Mindestanforderung nach EnEV 2002,Anhang 3,Tabelle 1 – U = 0,45 Berechnung3) Messung4)
Lehmwickel mit Stroh

λ = 0,40 W/(m K)
auf Holzstaken

ρ = 1000 kg/m3

k. A. F308)
1

F609)
λ = 0,60 W/(m K)
ρ = 1200 kg/m3
Strohlehm
Lehm

k. A. F308)
2

F609)
Massivlehm/Lehmziegel
λ = 0,80 W/(m K)
ρ = 1400 kg/m3

k. A. F308)
3

F609)
λ = 0,81 W/(m K)
ρ = 1800 kg/m3

27 dB5)
Vollziegel

44 dB6) F309)
8)
Ziegel

F60
4

46 dB7)
Sedimentgesteine wie z. B.
Sandsteine, Muschelkalk
λ = 2,3 W/(m K)
ρ = 2600 kg/m3

k. A. F308)
F609)
5
Naturstein

kristalline metamorphe Gesteine


wie z.B. Basalt, Granit, Marmor
λ = 3,5 W/(m K)
ρ = 2800 kg/m3

k. A. F308)
F609)
6

1) Rippen Nadelholz, Holzanteil 25% 6) Gefach d = 115 mm, einseitig bündig verputzt nach [74]
2) nur für Gefach, für gesamtes Bauteil ist zusätzlich im Mittel ein U-Wert von 0,85 W/(m2K) einzuhalten 7) Gefach d = 115 mm, bündig verputzt und andere Wandseite vollflächig verputzt nach [74]
3) Berechnet über flächenbezogene Masse nach [76], Wand ohne Risse und Fugen 8) beidseitig unverputztes Fachwerk
4) ohne Nebenwege 9) möglich bei Verwendung entsprechender Querschnitte und vollständiger Verputzung
5) Gefach d = 115 mm, Holzanteil 29%, Wand unverputzt nach [74]
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 25
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

Tabelle 5.1b: Bauphysikalische Kenngrößen für mögliche Instandsetzungs– bzw. Ertüchtigungsmaßnahmen von Fachwerkwänden nach Tabelle 5.1a durch Außendämmung
bezogen auf die Eigenschaften einer 120 mm dicken Wand
Ausführungsvarianten Wärmeschutz1) Schallschutz2) Feuer-
1--- Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2:2001 – U = 0,732) W/(m2 K), bewertetes Schalldämm-Verbesserungsmaß ∆R’w in [dB] wider-
entspricht der WTA-Empfehlung nach [36] stand
2--- Mindestanforderung nach EnEV 2002,Anhang 3,Tabelle 1 – U = 0,45

Dämmstoff berechnet gemessen


∆R’w ∆R’w
a) Mineralfaserplatte + 15 dB –
d = 60 mm
bis F905)
1

b) HWL-Platte – 10 dB bis –
d = 60 mm + 8 dB3)
c) Wärmedämmputz +/– 0 dB –
d = 50 mm

Dämmstoff berechnet gemessen


∆R’w ∆R’w
Variante a) a) Mineralfaserplatte + 15 dB –
d = 60 mm
bis F905)
2

Wärmedämmung
b) HWL-Platte – 10 dB bis –
mit Mineralfaserplatten
d = 60 mm + 8 dB3)
λ = 0,04 W/(m K)
c) Wärmedämmputz +/– 0 dB –
d = 50 mm

Dämmstoff berechnet gemessen


∆R’w ∆R’w
a) Mineralfaserplatte + 14 dB –
d = 60 mm
bis F905)
3

b) HWL-Platte – 10 dB bis –
d = 60 mm + 8 dB3)
c) Wärmedämmputz +/– 0 dB –
d = 50 mm

Variante b) Dämmstoff berechnet gemessen


∆R’w ∆R’w
Wärmedämmung a) Mineralfaserplatte + 13 dB –
mit Holzwolle- d = 60 mm
Leichtbauplatten bis F905)
4

λ = 0,09 W/(m K), b) HWL-Platte – 10 dB bis + 7 dB4)


Putz sd ≤ 0,5 m d = 60 mm + 8 dB3)
c) Wärmedämmputz +/– 0 dB + 1 dB5)
d = 50 mm

Dämmstoff berechnet gemessen


∆R’w ∆R’w
a) Mineralfaserplatte + 12 dB –
d = 60 mm
bis F905)
5

b) HWL-Platte – 10 dB bis –
d = 60 mm + 8 dB3)
c) Wärmedämmputz +/– 0 dB –
d = 50 mm

Variante c)

Wärmedämmung mit Dämmstoff berechnet gemessen


Wärmedämmputz ∆R’w ∆R’w
λ = 0,07 W/(m K),
Dicke bis max. 50 mm a) Mineralfaserplatte + 12 dB –
einlagig (sd ≤ 1 m) d = 60 mm
bis F905)
6

b) HWL-Platte – 10 dB bis –
d = 60 mm + 8 dB3)
c) Wärmedämmputz +/– 0 dB –
d = 50 mm

1) Wand nach Tabelle 5.1a mit d = 120 mm mit Eigenschaften der jeweiligen Zeile 4) nach [77]
2) Berechnung nach DIN 4109 ohne Einfluss flankierender Bauteile 5) möglich bei Verwendung entsprechender Querschnitte und vollständiger Verputzung
3) erster Wert bei flächiger Befestigung (z.B. Mörtelbatzen), zweiter Wert bei punktueller Befestigung
(z.B. Dübel)
26 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
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Teil 3
Folge 1

Tabelle 5.1c: Bauphysikalische Kenngrößen von Fachwerkwänden und einer Umgebindewand im Ausgangszustand

Gefachmaterial Ansicht Wärmedurchgangskoeffizient1) U-Wert in [W/(m2 K)] Schalldämm-Maß R’w in [dB] Brand-
1--- Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2:2001 – U = 0,732) W/(m2 K), k. A. – es liegen keine Angaben vor schutz
entspricht der WTA-Empfehlung nach [36]
2--- Mindestanforderung nach EnEV 2002,Anhang 3,Tabelle 1 – U = 0,45 Berechnung3) Messung4)
Lehmwickel mit Stroh

λ = 0,40 W/(m K)
auf Holzstaken

ρ = 1000 kg/m3

k. A. F308)
1

F609)
λ = 0,60 W/(m K)
ρ = 1200 kg/m3
Strohlehm
Lehm

k. A. F308)
2

F609)
Massivlehm/Lehmziegel
λ = 0,80 W/(m K)
ρ = 1400 kg/m3

k. A. F308)
3

F609)
λ = 0,81 W/(m K)
ρ = 1800 kg/m3

27 dB5)
Vollziegel

44 dB6) F309)
8)
Ziegel

F60
4

46 dB7)
kristalline metamorphe Gesteine
wie z.B. Basalt, Granit, Marmor
λ = 3,5 W/(m K)
ρ = 2800 kg/m3
Naturstein

k. A. F308)
F609)
5
Umgebindewand aus Vollholz

λ = 0,13 W/(m K)
ρ = 550 kg/m3
Nadelholz

k. A. F90
6

rechnerisch, ohne Risse und Fugen, praktische


Vergleichswerte nicht vorhanden
1) Rippen Nadelholz, Holzanteil 25% 6) Gefach d = 115 mm, einseitig bündig verputzt nach [74]
2) nur für Gefach, für gesamtes Bauteil ist zusätzlich im Mittel ein U-Wert von 0,85 W/(m2K) einzuhalten 7) Gefach d = 115 mm, bündig verputzt und andere Wandseite vollflächig verputzt nach [74]
3) Berechnet über flächenbezogene Masse nach [76], Wand ohne Risse und Fugen 8) beidseitig unverputztes Fachwerk
4) ohne Nebenwege 9) möglich bei Verwendung entsprechender Querschnitte und vollständiger Verputzung
5) Gefach d = 115 mm, Holzanteil 29%, Wand unverputzt nach [74]
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 27
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Teil 3
Folge 1

Tabelle 5.1d: Bauphysikalische Kenngrößen für mögliche Instandsetzungs– bzw. Ertüchtigungsmaßnahmen von Fachwerkwänden nach Tabelle 5.1c durch Innendämmung
bezogen auf die Eigenschaften einer 120 mm dicken Wand
Ausführungsvarianten Wärmeschutz1) Schallschutz2) Feuer-
1--- Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2:2001 – U = 0,732) W/(m2 K), bewertetes Schalldämm-Verbesserungsmaß ∆R’w in [dB] wider-
entspricht der WTA-Empfehlung nach [36] stand
2--- Mindestanforderung nach EnEV 2002,Anhang 3,Tabelle 1 – U = 0,45

Dämmstoff berechnet gemessen


∆R’w ∆R’w
d) Holzleichtlehmschale + 4 dB + 7 dB3)
d = 100 mm
e) Leichtziegelwand + 5 dB – bis F906)
1

d = 115 mm
f) HWL-Platte – 10 dB bis –
d = 60 mm + 8 dB4)
g) Mineralwolle d = 60 mm + 15 dB7) –
und Gipskartonplatte

Variante d) Dämmstoff berechnet gemessen


∆R’w ∆R’w
Wärmedämmung d) Holzleichtlehmschale + 4 dB + 7 dB3)
mit Leichtlehmschüttung d = 100 mm
λ = 0,17 W/(m K)
e) Leichtziegelwand + 5 dB –
bis F906)
2

d = 115 mm
f) HWL-Platte – 10 dB bis –
d = 60 mm + 8 dB4)
g) Mineralwolle d = 60 mm + 15 dB7) –
und Gipskartonplatte

Dämmstoff berechnet gemessen


∆R’w ∆R’w
d) Holzleichtlehmschale + 3 dB + 7 dB3)
d = 100 mm
e) Leichtziegelwand + 4 dB –
Variante e) bis F906)
3

d = 115 mm
Wärmedämmung f) HWL-Platte – 10 dB bis –
mit Leichtziegeln d = 60 mm + 8 dB4)
λ = 0,14 W/(m K) g) Mineralwolle d = 60 mm + 14 dB7) –
und Gipskartonplatte

Dämmstoff berechnet gemessen


∆R’w ∆R’w
d) Holzleichtlehmschale + 2 dB –
d = 100 mm
e) Leichtziegelwand + 3 dB – bis F906)
4

d = 115 mm
f) HWL-Platte – 10 dB bis + 7 dB5)
d = 60 mm + 8 dB4)
g) Mineralwolle d = 60 mm + 13 dB7) –
und Gipskartonplatte
Variante f)

Wärmedämmung Dämmstoff berechnet gemessen


mit Holzwolle- ∆R’w ∆R’w
Leichtbauplatten d) Holzleichtlehmschale + 1 dB –
λ = 0,09 W/(m K) d = 100 mm
e) Leichtziegelwand + 1 dB – bis F906)
5

d = 115 mm
f) HWL-Platte – 10 dB bis –
d = 60 mm + 8 dB4)
g) Mineralwolle d = 60 mm + 12 dB7) –
und Gipskartonplatte

Dämmstoff berechnet gemessen


∆R’w ∆R’w
d) nicht geeignet – –

e) Leichtziegelwand + 2 dB – bis F906)


6

Variante g) d = 115 mm
f) HWL-Platte – 10 dB bis –
Wärmedämmung d = 60 mm + 8 dB4)
mit Mineralfasern
oder Zellulose g) Mineralwolle d = 60 mm + 12 dB7) –
λ = 0,04 W/(m K) und Gipskartonplatte

1) Gefach nach Tabelle 5.1b mit d = 120 mm in der jeweiligen Zeile, Holzanteil 25% 6) möglich je nach Prüfzeugnis des Herstellers
2) Berechnung nach DIN 4109 ohne Einfluss flankierender Bauteile 7) Bei punktueller, federnder Befestigung der Ständer
3) Schalldämm-Maße R’w mit Dämmung aus Leichtlehmsteinen (LLS) in dB nach [78]
4) erster Wert bei flächiger Befestigung (z.B. Mörtelbatzen), zweiter Wert bei punktueller Befestigung (z.B. Dübel)
5) nach [77]
28 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

5.8 Deckenaufbauten/Ertüchtigungsmaßnahmen

Tabelle 5.2a: Bauphysikalische Kenngrößen von typischen Altbaudecken im Ausgangszustand


Schnitt typische Materialien Wärmedämmung Schalldämmung Feuerwiderstand
U-Wert [W/(m2 K)]

Luftschalldämmung,

dämm-Maß R’w [dB]


Trittschallpegel L’n,w
1 = erreichter U-Wert (Wärmestrom aufwärts, da ungünstigerer Wert)

bewertetes Schall-
[dB],Abschätzung
bewerteter Norm-

chung von unten


Brandbeanspru-

Brandbeanspru-
chung von oben
2 = Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2:2001 (Wärmestrom aufwärts)
3 = Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2:2001 (Wärmestrom abwärts)

nach [2]
4 = Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2:2001 (Wohnungstrenndecken)
5 = Mindestanforderung n. EnEV 2002, Anhang 3, Tabelle 1
Deckenbalken nicht sichtbar (1) 40 mm Dielung
(2) Auffüllung
Dübelbodendecke

Balkenabstand ca. 900–1100 mm


Lehm/Sand
(3) Lehmverstrich
(4) 200/260 mm
Deckenbalken ca. 80 dB ca. 49 dB F30 F60
(5) 120/140 mm
Dübelbalken
(6) 50/10 mm Bandeisen
(7) 20 mm Rohrputz

Deckenbalken teilweise sichtbar (1) 30 mm Dielung


Halber Windelboden

Balkenabstand ca. 800 mm (2) 40–60 mm


Lehm/Sand
(3) 220/220 mm
Deckenbalken
(4) 40-60 mm Stakhölzer ca. 84 dB ca. 43 dB4) F301) F301)
(5) Strohlehm
(6) Lehmputz F602)

Deckenbalken nicht sichtbar (1) 25 mm Dielung


(2) Auffüllung
Ganzer Windelboden

Balkenabstand ca. 1000–1200 mm


Lehm/Sand
(3) Lehmverstrich
(4) 180/240 mm
Deckenbalken
(5) 30 mm Wellerhölzer ca. 79 dB ca. 47 dB4) F301) F301)
(6) Strohwickel F602) F602)
(7) Lehmputz
(8) 25 mm
Deckenschalung
(9) Rohrputz

Deckenbalken teilweise sichtbar (1) 40 mm Lehm


Gestreckter Windelboden

Balkenabstand ca. 800–1000 mm (2) 220/240 mm


Deckenbalken
(3) 40-60 mm Stakhölzer
(4) Strohlehm
(5) 30 mm Lehmputz ca. 81 dB ca. 43 dB4) F301)3) F301)
F603)

Deckenbalken nicht sichtbar (1) 25 mm Dielung


(2) 65 mm Lehmschlag
Halber Windelboden

Balkenabstand ca. 800–900 mm


(3) 180/240 mm
Deckenbalken
(4) 40 mm Wellerhölzer
(5) Lehm-/Strohwickel ca. 82 dB ca. 44 dB F301) F301)
(6) 25mm
Deckenschalung F602) F603)
(7) 20 mm Rohrputz

Deckenbalken teilweise sichtbar (1) 25 mm Dielung


Balkenabstand ca. 700–800 mm (2) Sandauffüllung
Kreuzstakendecke

(3) Lehmverstrich
(4) 200/300 mm
Deckenbalken
(5) 30 mm Kreuzstaken
(6) Strohlehm ca. 83 dB ca. 45 dB4) F301) F301)
(7) Zuganker F602) F603)
(8) 25 mm Sturzboden

Deckenbalken nicht sichtbar (1) 40 mm Dielung


Balkenabstand ca. 800 mm (2) Bandeisen
(3) Auffüllung Lehm/Sand
Kreuzstakendecke

(4) 50 mm Lehmschlag
(5) 180/240 mm ca. 83 dB ca. 45 dB4) F301) F301)
Deckenbalken F602) F602)
(6) 30 mm Kreuzstaken
(7) 25 mm
Deckenschalung
(8) 20 mm Rohrputz

1) nach [60]
2) nach [59]
3) abhängig von Balkenquerschnitt und statischer Auslastung
4) mit Schallübertragung über flankierende Bauteile aus [2]
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 29
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

Tabelle 5.2b: Bauphysikalische Kenngrößen für mögliche einseitige Ertüchtigungsmaßnahmen von Altbaudecken nach Tabelle 5.2a
Bauphysikalische Maßnahmen Trittschalldämmung Luftschalldämmung Feuerwiderstand
bewertete Trittschallminderung ∆Lw in [dB] bewertetes Schalldämm-
Verbesserungsmaß ∆R’w in [dB]

Ertüchtigungsmöglichkeiten von Deckenoberseite

4–10 dB1) ca. 6 dB1) F602) – F902)

Ertüchtigungsmöglichkeiten von Deckenoberseite

10–20 dB1) ca. 6 dB1) F603) – F904)

Ertüchtigungsmöglichkeiten von Deckenoberseite

ca. 10 dB1) ca. 2–6 dB1) 0

Ertüchtigungsmöglichkeiten von Deckenunterseite

ca. 23 dB1) ca. 7–15 dB1) F602) – F902)

1) nach [2] 3) nach DIN 4102, Teil 4, Tabelle 64 für Mindestdicke von 20 mm
2) je nach Prüfzeugnis des Herstellers 4) mögliche Einstufung bei größerer Dicke

Tabelle 5.2c: Bauphysikalische Kenngrößen für mögliche beidseitige Ertüchtigungsmaßnahmen von Altbaudecken nach Tabelle 5.2a
Bauphysikalische Maßnahmen Trittschalldämmung Luftschalldämmung Feuerwiderstand
bew. Normtrittschallpegel L’n,w in [dB] bew. Schalldämmmaß R’w in [dB]

Ertüchtigungsmöglichkeiten beidseitig
von oben
F602)7) bis F903)7)

51 dB4)7) 57 dB4)7)

von unten
F301)7)

Ertüchtigungsmöglichkeiten beidseitig
von oben
F901)7)

52 dB5) 53 dB5)
57 dB6)

von unten
F601)7)

Ertüchtigungsmöglichkeiten beidseitig
von oben
F901)7)

44 dB5)7) 56 dB5)7)
60 dB6)7)

von unten
F601)7)

1) je nach Prüfzeugnis des Herstellers 4) ohne Bodenbelag, nach DIN 4109 Bbl.1 7) nach [79]
2) nach DIN 4102, Teil 4, Tabelle 64 für Mindestdicke von 20 mm 5) nach Prüfzeugnis des Herstellers
3) mögliche Einstufung bei größerer Dicke des Estrichs 6) berechnet nach DIN 4109 Bbl. 1, Abschnitt 5.5.2 aus dem Wert R’w,P des Prüfzeugnisses
30 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

5.9 Instandsetzung von Bauteilen/


Berechnungsbeispiele

5.9.1 Sparrenfußinstandsetzung

Die Sparren eines verschieblichen Kehlbal-


kendaches sind instandzusetzen. Die Trauf-
höhe des dreigeschossigen Bauwerks liegt
über 8,0 m. Das Dachgeschoss wird nicht
ausgebaut.
Folgende geometrische Vorgaben liegen der
Berechnung zu Grunde:

Geometrie (alle Maße Systemmaße!):


Stützweite des Daches: 11,40 m
Firsthöhe des Daches: 6,11 m
Dachneigung α 47,00 °
Sparrenabstand: 1,00 m
Sparrenbreite minimal: 16,00 cm
Sparrenhöhe minimal: 20,00 cm
Kehlbalkenbreite minimal: 16,00 cm
Kehlbalkenhöhe minimal: 16,00 cm

Lastannahmen: Abb. 5.3: Statisches System des Daches mit Lasten


– ständige Lasten (bez. auf die Dachfläche):
g1: Dacheindeckung Rohrdach 0,65 kN/m2
g2: Lattung 0,05 kN/m2
g3: Eigenlast Sparren 16/20 cm 0,20 kN/m2
Summe g: 0,90 kN/m2

gk: Eigenlast Kehlbalken 16/16 cm 0,15 kN/m

– Schnee:
s0 = 0,75 kN/m2 GFl.; ks = 0,57
s = 0,75 x 0,57 = 0,43 kN/m2

– Wind: (h > 8,0 m)


qW = 0,80 kN/m2; cp = 0,74 bzw. –0,60

Winddruck:
wD = 0,80 x 0,74 = 0,59 kN/m2

Windsog:
wS = 0,80 x –0,60 = –0,48 kN/m2

Die maßgebenden Schnittgrößen ergeben


sich aus dem Lastfall H mit der Lastkombi-
nation g+s/2+w. Die sich ergebenen Schnitt-
größen können mit EDV-Programmen oder Abb. 5.4: Schnittgrößen aus der EDV-Berechnung
Tabellen berechnet werden. In den Abbildun-
gen 5.4a-d sind die für das Beispiel maß- Dachkonstruktionen im Allgemeinen können Eine Sparrenfußinstandsetzung wird meist
gebenden Schnittgrößen dargestellt. Es durch innere Umlagerung der Schnittgrößen aus holzschutztechnischen Gründen notwen-
wurden am Sparrenfuß entsprechend den auch Nachgiebigkeiten von unterbemessenen dig. Die exponierten Hirnholzflächen der Bau-
gewählten Sanierungslösungen Knoten zur Knotenpunkten relativ gut verkraften und teile sowie Undichtigkeiten im Dachbereich
rechnerischen Schnittgrößenausgabe definiert. bleiben über Jahrhunderte standsicher. führten häufig zu Feuchteschäden der Kon-
Bedingt durch das statische System des struktion.
Grundsätzliches Sparrendaches treten auch schon bei kleinen
In den häufigsten Fällen entsprechen die Dächern erhebliche Horizontalkräfte auf. Bei Im Folgenden werden verschiedene Instand-
vorhanden Querschnitte den Anforderungen Versätzen wird dann oft die Vorholzlänge setzungsmethoden sowohl für die Sanierung
der heutigen Norm. Schwachpunkt alter Kon- unterschritten oder der Anschluss ist über von Sparrenfüßen als auch für die Balken-
struktionen sind meist die Verbindungspunkte. einfache Zapfen realisiert. kopfsanierung aufgezeigt.
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 31
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

Methode 1 – Instandsetzung durch gera- Für die Verbindungsmittel ist die negative (zul. F = 8,0 kN nach DIN 1052:1988/1996
des Blatt und Versatz Normalkraft (Druckbeanspruchung) ohne Ein- Teil 2, Tabelle 6 für einen Kraft-Faser-Winkel
fluss, da sie bei Ausführung eines Passstoßes = 90°)
Bei der Instandsetzung des Sparrens durch über die Kontaktflächen (Kontaktpressung)
Anblattung eines neuen Holzes kann nach- übertragen wird. Wenn Zugkräfte auftreten Schubnachweis des reduzierten Querschnittes
träglich eine zimmermannsmäßige Verbin- oder eine Kraftübertragung über Kontakt- der Blattung (mit Abzug der Dübelfehlfläche
dung hergestellt werden, die den heutigen pressung nicht möglich ist, müssen die Nor- ∆A n. DIN 1052:1988/1996, Teil 2, Tab. 6)
Bemessungsvorschriften entspricht. malkräfte als Kraftkomponenten auf die max.Q
Verbindungsmittel verteilt angesetzt werden. max .τ = 1, 5 ⋅
Die ungeschädigte Bausubstanz der histo- An

A n =A Brutto -∆A Dübel -b ⋅ (dBolzen +0,1)


rischen Dach- bzw. Deckenkonstruktion
wurde infolge einer visuellen Begutachtung in
die Sortierklasse NH S10 nach DIN 4074-
1:2003 eingeordnet.
( )
A n =8 ⋅ 20-2,6-8 ⋅ 1, 6 + 0,1 = 143,8 cm
2

6, 83
max. τ = 15
, ⋅
Wahl der Verbindungsmittel 143, 8
Die auf die Verbindungsmittel wirkenden
Kopplungskräfte können nach [11] wie folgt = 0,071 kN/cm2
bestimmt werden:
M Q 3,54 1, 87 vorh. τ 0,71
F1 = S + S = + = 6, 83 kN = 0,9 = 0, 79 < 1, 0
2 2 0,6 2 zul. τ
M Q 3,54 1, 87
F2 = S − S = − = 4,97 kN Biegespannungsnachweis des reduzierten
2 2 0,6 2
Querschnittes der Blattung (Dübelfehlfläche
Abb. 5.5: Prinzip der Sparrenfußinstandsetzung mit
⇒ gewählt: 1 x Dübel besonderer Bauart, Typ ∆A vernachlässigbar, da die Randfasern den
geradem, stehendem Blatt
C (System BULLDOG), Ø 75 mm, zweiseitig vollen Querschnitt aufweisen)
Die Instandsetzungslösung mit langem oder pro Anschlusshälfte mit Bolzen M16
schrägem Blatt wird von der Denkmalpflege MBl 6 ⋅ MBl 6 ⋅ 431
vorh.F 6, 83 max.σ = = =
bevorzugt, da sie das historische Erschei- = = 0, 85 < 1, 0 W b ⋅ h2 8 ⋅ 202
nungsbild wenig stört. Grundlegende geo- zul.F 8, 0 = 0,81 kN/cm2
metrische Größen sind in Abb. 5.5 dargestellt.
Die „Schadenslänge“ 1 wird oft von einem
Holzschutzgutachter bestimmt und ist somit
eine vorgegebene Größe. Wichtig für den
weiteren Rechengang sind die Schnittgrößen
im Abstand des Anschlussschwerpunktes S
zum Fußpunkt.

In diesem Beispiel sollen folgende Größen


angenommen werden:
Schadenslänge 1 = 80,0 cm
Blattlänge B = 100,0 cm
Kopplungslänge 2 = 60,0 cm

Bemessen wird der Anschluss für die aus der


EDV-Rechnung folgenden Schnittgrößen:
Im Schwerpunkt der Verbindungsmittel
(Lastfall H)
Nachweispunkt xS: 1,30 m
Normalkraft NS: –11,80 kN
Querkraft QS: 1,87 kN
Biegemoment MS: 3,54 kNm

Für den Nachweis des Blattquerschnittes Ansicht B


(halber Sparrenquerschnitt, Lastfall H)
Nachweispunkt xBl: 1,80 m
Normalkraft NBl: –11,30 kN
Querkraft QBl: 1,22 kN
Biegemoment MBl: 4,31 kNm
Für den Nachweis des Versatzes (Lastfall H)
maximale Strebenkraft NS: –14,30 kN Abb. 5.6: Anschluss-Skizze
32 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

vorh. σ 8,1 Die Methode mit beidseitig angeordneten 8,5 ⋅ 160 ⋅ 12 ⋅ 10−3 16,32 kN
= = 0, 81 < 1,0 zul.Nst ,b = min  −3
=
zul. σ 10 Laschen eignet sich besonders, wenn die 51⋅ 12 ⋅ 10
2
7,34 kN
Vorholzlänge des historischen Anschlusses zu
Nachweis des Versatzes gering ist. Durch Anbringen von Laschen am zulässige Kraft pro Passbolzen für die beiden
Deckenbalken können die maßgebenden Seitenhölzer (mit Stoffkennwerten nach DIN
⇒ gewählt: Versatztiefe tV = 4,0 cm; Schnittkräfte über die neu eingebauten Holz- 1052:1988/1996 Teil 2, Tabelle 10):
V,vorh. sei 15 cm; α = 47° bauteile geleitet werden. Der Nachteil dieser
5,5 ⋅ 80 ⋅ 12 ⋅ 10 10,56 kN
−3

Verbindung liegt darin, dass Sparren- und zul.Nst ,b = 2 ⋅ min  −3


=
33 ⋅ 12 ⋅ 10
2
Deckenbalkenbreite in etwa gleich sein 9,50 kN
b ⋅ t V ⋅ zul. σ D,α / 2
zul.Ns = müssen. ⇒ maßgebend für den Anschluss:
 α
cos2   zul. Nst,b = 7,34 kN
 2
Es seien die gleichen Voraussetzungen wie bei
 α
zul.σ D,α / 2 = zul.σ DII − ( zul.σ DII − zul.σ D ⊥ ) ⋅ sin   Methode 1 gegeben. Der Sparren und
 2 Deckenbalken werden mit 2 Holzlaschen b/h Berechnung des Kraft-Faser-Winkels
(vgl. DIN 1052:1988/1996 Teil 1, Abschnitt = 8/20 cm NH S10 nach DIN 4074-1:2003
5.1.5) instandgesetzt. Die Laschen werden nicht
 47  gesondert nachgewiesen, da das volle
( )
zul.σ D,α / 2 = 0, 85 − 0, 85 − 0, 2 ⋅ sin  
 2 Widerstandsmoment erhalten bleibt.
zul.σ D,α / 2 = 0,59 kN / cm = 5,9 N / mm2
2
Schadenslänge 1 = 80,0 cm
16 ⋅ 4 ⋅ 0,59 Laschenlänge S = ca. 170,0 cm
zul.Ns = = 44,9 kN
 47  Kopplungslänge 2 = 60,0 cm
cos2  
 2
N ⋅ cos α 14,3 ⋅ cos 47 Bemessen wird der Anschluss für die aus der
erf. V = = = 6,77
7 cm EDV-Rechnung folgenden Schnittgrößen:
b ⋅ zul.τ α 16 ⋅ 0,09

Im Schwerpunkt der Verbindungsmittel der


vorh.NS 14,3 oberen Laschenhälfte:
= = 0,32 < 1,0 Abb. 5.8: Kraft-Faser-Winkel der Resultierenden
zul.NS 45,0 Nachweispunkt xS: 1,30 m
Normalkraft NS: –11,80 kN F 
erf.  V 6,77  6, 83 
= = 0, 45 < 1,0 Querkraft QS: 1,87 kN α = arctan  1  = arctan  = 30°
vorh.  V 15,0  S
N  11, 8 
Biegemoment MS: 3,54 kNm
⇒ Abminderung n. DIN 1052:1988/1996 Teil
Ergebnis: Wenn die Vorhölzer der Konstruk- Für den Nachweis des Versatzes 2, Abschnitt 5.9:
tion visuell ohne Schäden, keine Risse vor- maximale Strebenkraft NS: –14,30 kN
α 30
handen sind und das Holz trocken ist, muss ηst = 1− = 1− = 0,92
360 360
die in [53] empfohlene Vorholzlänge von min- Wahl der Verbindungsmittel
destens 200 mm nicht eingehalten werden Die auf die Verbindungsmittel wirkenden ⇒ zulässige Passbolzenkraft:
(siehe auch Abschnitt 3.5). Kopplungskräfte werden analog Methode 1 . st ,b,α = ηst ⋅ zulN
zulN . st ,b = 0,92 ⋅ 7,34 = 6,75 kN
bestimmt:
Methode 2 – Instandsetzung mit beid- MS QS 3,54 1, 87 Berechnung der resultierenden Kraft auf eine
seitig angebrachten Laschen F1 = + = + = 6, 83 kN Verbindungsmittelgruppe
2 2 0,6 2
MS QS 3,54 1, 87 FRe s = NS2 + F12 = 11, 82 + 6, 832 = 13,63 kN
F2 = − = − = 4,97 kN
2 2 0,6 2
Da die gesamte Anschlusskraft über neu ver- Tragfähigkeitsnachweis
bautes Holz übertragen werden soll, müssen FRe s
vorh.F 13,63
die Verbindungsmittel bei dieser Methode = = 0,50 < 1,0
zul.F nst ⋅ zulN. st ,b,α 4 ⋅ 6,75
auch für die Normalkraft bemessen werden.

⇒ gewählt: 8 Passbolzen Ø 12 mm in 2 Ver- Nachweis des Versatzes


bindungsmittelgruppen zu je 4 Passbolzen
zul. σ l ⋅ a ⋅ dst ,b 10−3 Der Nachweis des Versatzes erfolgt analog
zul.Nst ,b = min  −3
dem Nachweis in Methode 1 mit halber Kraft
B ⋅ ddt ,b 10
2
und halber Versatzbreite!
(nach DIN 1052:1988/1996 Teil 2, Abschnitt
5.8)

zulässige Kraft pro Passbolzen für das


Abb. 5.7: Prinzip der Sparrenfußinstandsetzung mit Mittelholz (mit Stoffkennwerten nach DIN
seitlichen Laschen 1052:1988/1996 Teil 2, Tabelle 10):
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 33
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

Momentengleichgewicht:
NS ⋅ e = FZ ⋅ L V
NS ⋅ e 14,3 ⋅ 12,06
FZ = FD = = = 6,09 kN
LV 28,33
Nachweis der Reaktionskräfte

⇒ gewählt: Bolzen M16 mit Scheibe


nach DIN 440
dS,a = Außendurchmesser der Scheibe
= 6,8 cm bei Bolzen M16
dS,i = Innendurchmesser der Scheibe
= 1,6 cm + 0,1 cm Lochspiel
= 1,7 cm

Spannung unter der Unterlegscheibe:


4 ⋅ FZ
σ D,⊥ ≈ 2 2
π ⋅ (dS,a − dS,i )

4 ⋅ 6, 09 2
σ D,⊥ ≈ 2 2
= 0,18 kN / cm
π ⋅ (6, 8 − 1, 7 )

σ D,⊥ ≈ 1, 8 N / mm2
vorh. σ 1, 8
Abb. 5.9: Anschluss-Skizze = = 0,90 < 1,0
zul. σ 2,0
Methode 3 – Anschlussverstärkung tk = Tiefe der Aufklauung = 2,0 cm maximale Randdruckspannung in der Kon-
mit Knagge und Fersenversatz tv = Versatztiefe = 4,0 cm taktfuge
La = Anschlusslänge = 34,0 cm 4 ⋅ FD 4 ⋅ 6,09
Es ist möglich, dass Sparren- und Decken- Lv = Hebelarm der Reaktionskräfte σ D,⊥ = =
bKnagge ⋅ La 16 ⋅ 34,0
balkenquerschnitt ausreichend bemessen sind e = Ausmitte
und lediglich der Anschluss Sparren-Zugband σ D,⊥ = 0,045 kN / cm2 = 0, 45 N / mm2
(der Deckenbalken wirkt als Zugband und Berechnung der erforderlichen Aufklauung
vorh. σ 0, 45
nimmt die Horizontalkräfte des Sparren- = = 0, 23 < 1,0
zul. σ 2,0
daches auf) nicht die heutigen Anforderun- Bedingung: zul. σ D,⊥ > vorh. σ D,⊥
gen erfüllt. Eine Instandsetzung durch eine Der Spannungsnachweis des Bolzens wird
NS NS
mit einem Fersenversatz versehene Knagge ist vorh. σ D,II = ⇒ erf. tk > hier nicht geführt.
dann aus wirtschaftlicher Sicht eine günstige bSp ⋅ tk bSp ⋅ zul. σ D,II
Variante. Nachweis des Fersenversatzes
Gegeben seien die Abmaße wie zuvor, eben- mit: bSp = Sparrenbreite
falls die Strebenkraft NS = 11,80 kN (Lastfall zul. σD,II = 8,5 N/mm2 ⇒ gewählt: Versatztiefe tV = 4,0 cm;
H). Weitere Größen wie folgt: V,vorh. sei 35 cm; α = 47°
n. DIN 1052:1988/1996, Teil 1, Tabelle 5 b ⋅ t V ⋅ zul. σ D,α
zul.NS =
erf.tk >
11, 80
= 0, 86 cm cos α
16 ⋅ 0, 85
zul.σ D,α = zul.σ DII − ( zul.σ DII − zul.σ D ⊥ ) ⋅ sin α
⇒ gewählt: tk = 2 cm
Knagge 16/16 cm NH S10 (vgl. DIN 1052:1988/1996 Teil 1, Abschnitt
5.1.5)
Berechnung der Ausmitte zul.σ D,α = 0, 85 − (0, 85 − 0, 2) ⋅ sin 47
tk tV zul.σ D,α / 2 = 0,37 kN / cm2 = 3,7 N / mm2
e = hKnagge − −
2 2 ⋅ cosα 16 ⋅ 4 ⋅ 0,37
. S=
zulN = 34,7 kN
2 4 cos 47
e = 16 − − = 12,06 cm
2 2 ⋅ cos 47 N ⋅ cos α 14,3 ⋅ cos 47
erf. V = = = 6,77
7 cm
b ⋅ zul.τ α 16 ⋅ 0,09
Berechnung der Reaktionskräfte vorh.NS 14,3
= = 0, 41 < 1,0
zul.NS 34,7
Hebelarm:
erf.  V 6,77
Abb. 5.10: Prinzip des Kräfteverlaufs der 5 5
L V = La = ⋅ 34,0 = 28,33 cm = = 0, 20 < 1,0
Knaggenlösung in Anlehnung an [11] 6 6 vorh.  V 35,0
34 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

5.9.2 Balkenkopfinstandsetzung q ⋅  2 4,0 ⋅ 5,02 (nach DIN 1052:1988/1996 Teil 2, Abschnitt


max.M = = = 12,5 kNm
8 8 5.8)
Mögliche Lösungen für die Instandsetzung Schnittgrößen im Anschlussschwerpunkt
von Balkenköpfen bei Deckenkonstruktionen QS = max.Q − q ⋅ S = 10 − 4 ⋅ 1, 4 = 4, 4 kN Biegespannungsnachweis der Laschen
sind ausführlich in [6] behandelt. Nachfol- ML = MS/2 = 5,04 kNm
q⋅S 2
gend wird für zwei häufig durchgeführte MS = max.Q ⋅ S −
2 6 ⋅ ML 6 ⋅ 504
Balkenkopfinstandsetzungsarten die statische σB = = = 1,68 kN / cm2
Berechnung aufgezeigt. Gegeben sei eine 4,0 ⋅ 1, 42 bL ⋅ hL 2 4,5 ⋅ 202
MS = 10 ⋅ 1, 4 − = 10,08 kNm
Kreuzstakendecke (Eichenholz = Laubholz A) 2
mit einer Spannweite von 5,0 m. Der Balken- Zulässige Biegespannung für Kerto–S nach
abstand betrage 80 cm, die Deckenbalken Wahl der Verbindungsmittel Zulassung Z-9.1-100, Tabelle 1
haben einen Querschnitt von b/h = 20/24 cm. zul. σ = 20 N/mm2:
Als Eigenlast der Decke wird ein Betrag von Die auf die Verbindungsmittel wirkenden vorh. σ 16, 8
3,0 kN/m2 angenommen. Kopplungskräfte können nach [11] wie folgt = = 0, 84 < 1,0
zul. σ 20,0
Die Balkenköpfe weisen Schädigungen durch bestimmt werden:
Nassfäuleerreger auf, da ihre Hirnholzflächen MS QS 10,08 4, 4
der Feuchtigkeit ausgesetzt waren. Die Scha- F1 = + = + = 14, 8 kN Maßgebende Querkraft im Kopplungsbereich
2 2 0, 8 2
denslänge beträgt 80 cm. Balken:
MS QS 10,08 4, 4
F2 = − = − = 10, 4 kN max.QB = F1 = 14, 8 kN
Belastung 2 2 0, 8 2
g = 3,0 kN/m2 · 0,80 m = 2,4 kN/m ⇒ gewählt: max. τ = 15
, ⋅
max QB
p = 2,0 kN/m2 · 0,80 m = 1,6 kN/m 2 x Laschen Kerto–S; b/h = 4,5/20 cm; AB
q=g+p= 4,0 kN/m 4 zweiseitige Einlassdübel Typ A (System 14, 8
APPEL) Ø 65 mm in 2 Verbindungsmittel- max. τ = 15
, ⋅ = 0,046 kN / cm2
20 ⋅ 24
gruppen pro Lasche mit Klemmbolzen M12
vorh. τ 0, 46
= = 0, 46 < 1,0
Belastung eines Dübels (F1 maßgebend): zul. τ 1,0
Abb. 5.11: Statisches System mit Belastung
F1 14, 8
Die ungeschädigte Bausubstanz der histo- FD = = = 7, 4 kN Laschen:
2 2
rischen Deckenkonstruktion wurde infolge F2
einer visuellen Begutachtung in die Sortier- Dübelnachweis: max.QL = = 5, 2 kN
2
klasse LS 10 (Eiche) nach DIN 4074-5:2003 zul. FD nach Tabelle 4 in DIN 1052:1988/ max.QL
eingeordnet. 1996, Teil 2 (nach Zulassung Z-9.1-100, max. τ = 15
, ⋅
AL
Abschnitt 3.1.6 auch verbindlich für die
5, 2
Methode 1 – Balkenkopfinstandsetzung Verbindungsmittelbemessung in Kerto–S): max. τ = 15
, ⋅ = 0,058 kN / cm2
mit Laschen aus Furnierschichtholz FD,90 = 9,0 kN 4,5 ⋅ 20
Kerto–S nach bauaufsichtlicher Zulas- vorh.F 7, 4 vorh. τ 0,58
sung = = 0, 82 < 1,0 = = 0, 29 < 1,0
zul.F 9,0 zul. τ 2,0

Anschlussprinzip

Abb. 5.12: Prinzip der Balkenkopfinstandsetzung mit


seitlichen Laschen

Schadenslänge 1 ca. 80,0 cm


Kopplungslänge 2 = 80,0 cm
Abstand Verbindungsmittel-
Schwerpunkt
S = t/2 + 1 + a + 2/2 = 140,0 cm

Schnittgrößen
q ⋅  4,0 ⋅ 5,0
max.Q = = = 10 kN
2 2 Abb. 5.13: Anschluss-Skizze
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 35
Reihe 7 5 Nutzung von Fachwerkbauten
Teil 3
Folge 1

Methode 2 – Balkenkopfinstandsetzung zulässige Kraft pro Passbolzen für Seiten- Biegespannungsnachweis des reduzierten
mit stehendem Blatt hölzer einer einschnittigen Verbindung (mit Querschnittes der Anblattung (Passbolzen-
Stoffkennwerten nach DIN1052:1988/1996 fehlfläche ∆A vernachlässigbar, da die Rand-
Im Vergleich zur Anlaschung wird bei Aus- Teil 2, Tabelle 10, maßgebend sind die Werte fasern den vollen Querschnitt aufweisen)
führung einer stehenden Blattverbindung die für Laubholz A (Eiche): MBE 6 ⋅ MBl 6 ⋅ 1008
historische Konstruktion in ihrer Erscheinung max. σ = = =
5,0 ⋅ 100 ⋅ 20 ⋅ 10
−3
10,0 kN WBE b / 2 ⋅ h2 20 / 2 ⋅ 242
wenig gestört. zul.Nst ,b = min  =
−3
27 ⋅ 20 ⋅ 10
2
10, 8 kN max. σ = 1,05 kN / cm2
Anschlussprinzip
⇒ maßgebend für den Anschluss ⇒ gewählt: angeblattetes Holz Eiche LS10
zul. Nst,b = 10,0 kN

⇒ Abminderung n. DIN 1052:1988/1996, Teil Biegespannungsnachweis des reduzierten


2, Abschnitt 5.9: Querschnittes
α 90
ηst = 1− = 1− = 0,75 vorh. σ 10,5
360 360 = = 0,95 < 1,0
zul. σ 11
⇒ zulässige Passbolzenkraft:
. st ,b,α = ηst ⋅ zulN
zulN . st ,b = 0,75 ⋅ 10,0 = 7,5 kN Schubnachweis des reduzierten Querschnittes
Abb. 5.14: Prinzip der Balkenkopfinstandsetzung mit am Blattanfang (Passbolzenfehlfläche ∆A ver-
geradem, stehendem Blatt nachlässigbar!)
Tragfähigkeitsnachweis
Schadenslänge 1 = 60,0 cm vorh.F F1 17,1 maßgebende Querkraft im Kopplungsbereich
Abstand Verbindungs- = = = 0,57 < 1,0
zul.F nst ⋅ zul.Nst ,b,α 4 ⋅ 7,5
mittelschwerpunkt S ca. 110,0 cm max. Q = F1 = 17,1 kN
Kopplungslänge 2 = 60,0 cm
max.Q max.Q
Moment am Blattende max. τ ≈ 15
, ⋅ ≈ 15
, ⋅
An b
Schnittgrößen   
2
⋅h
q⋅S + 2  2
q ⋅  4,0 ⋅ 5,0  2   2
max.Q = = = 10 kN MBE = max.Q ⋅  S +  − 17,1
2 2  2 2 max. τ = 15
, ⋅ = 0,106 kN / cm2
20 / 2 ⋅ 24
q ⋅  2 4,0 ⋅ 5,02  0,6 
2
max.M = = = 12,5 kNm 4,0 ⋅  11
, + vorh. τ 1,0
8 8  0,6   2  = = 1,0
MBE = 10 ⋅  11
, +  − zul. τ 1,0
 2  2
Schnittgrößen im Anschlussschwerpunkt
MBE = 10,08 kNm = 1008 kNcm
QS = max.Q − q ⋅ S = 10 − 4 ⋅ 11
, = 5,6 kN
q ⋅ S2
MS = max.Q ⋅ S −
2
4,0 ⋅ 11
,2
MS = 10 ⋅ 11
, − = 8,58 kNm
2

Wahl der Verbindungsmittel

Die auf die Verbindungsmittel wirkenden


Kopplungskräfte können nach [11] wie folgt
bestimmt werden:
MS QS 8,58 5,6
F1 = + = + = 17,1kN
2 2 0,6 2
MS QS 8,58 5,6
F2 = − = − = 115
, kN
2 2 0,6 2

⇒ gewählt: 8 Passbolzen Ø 20 mm in 2
Verbindungsmittelgruppen zu je 4 Passbolzen
zul. σ  ⋅ a ⋅ dst ,b10−3
zul.Nst ,b = min  −3
B ⋅ dst ,b 10
2

mit a = b/2 = 20/2 = 10 cm


(nach DIN 1052:1988/1996 Teil 2, Abschnitt
5.8) Abb. 5.15: Anschluss-Skizze
36 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 Ausgeführte Beispiele
Teil 3
Folge 1

6 Ausgeführte Beispiele

6.1 Rathaus
1. Objekt:

Altes Rathaus Esslingen

Bauherr: Stadt Esslingen

Statik: Dr.-Ing. Heinz Meissnest, Esslingen

Architekt: Architekturbüro Habrik, Esslingen

Holzbau: Holzbau Scharpf, Esslingen

2. Objektbeschreibung/Konstruktionsprinzip
• Alemannischer Fachwerkbau, ausgeführt in Eichenholz
• 1430 als „Neues Haus“ in den Steuerbüchern der Stadt erwähnt, Datierung des Holzes auf 1422/23
• ursprünglich als Steuerhaus und Markthalle genutzt, Erdgeschoss als offene Halle gestaltet
• 1586 bis 1589 umgebaut und Bauwerk ergänzt um Renaissancefassade
• ab 1710 Nutzung als Rathaus, Steuerstuben im Obergeschoss und Dachgeschoss als Lager für Getreide
• 1791/92 erneuter Umbau
• 1994-2000 umfassende Instandsetzung und Beseitigung von Bauschäden
3. Bauzustand/Schadensschwerpunkte Schadenskartierung des Tragwerkplaners

• mangelnde Funktionstüchtigkeit
historischer Verbindungen
• Schäden an Schwellen und Rähmen
• umfangreiche Schäden an der tragenden
Konstruktion, insbesondere den Stielen,
Holzbalken und Pfetten
• Befall durch Hausbock und
Nassfäuleerreger

4. Instandsetzung Planung der Absteifung

• Ersatz von Bauteilen (z.B. Schwellen)


und Instandsetzung erforderten
zwängungsfreie Entlastung der Bauteile
und Verbindungen
• umfangreiche Abstützungen/
Spießarbeiten notwendig
• gesonderte Tragwerksplanung für die
Konstruktion der Abstützung,
pro Stütze Lasten von 50–100 kN
• Entlasten der historischen Holz-
konstruktion durch Anheben mittels
Schraubwinden

5. Endzustand
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 37
Reihe 7 Ausgeführte Beispiele
Teil 3
Folge 1

6.2 Umnutzung eines Wohngebäudes zur Begegnungsstätte


1. Objekt:
Umbau und Instandsetzung eines Fachwerk-
hauses zu einer Kultur- und Begegnungsstätte
14943 Luckenwalde/Brandenburg

Architekt: IDE Architektur- und Ingenieurbüro


14943 Luckenwalde

Tragwerks- ibs Ingenieurbüro für Baustatik


planung: 15366 Dahlwitz-Hoppegarten

2. Objektbeschreibung/Konstruktionsprinzip
• zweistöckiges, teilunterkellertes Gebäude mit einstöckigen Anbauten
• Sichtfachwerk, Ausfachung mit Ziegelsteinen
• Kehlbalkendach mit Krüppelwalm und zweifach stehendem Stuhl, Stabilisierung in Längsrichtung durch Kopfbänder, in Querrichtung durch Fachwerkwände
• Geschossdecken als Holzbalkendecken ausgebildet, Nennquerschnitt b/h = 24/24 cm, durch Anordnung von Überzügen als Dreifeldträger
• gemauerter Gewölbekeller
3. Bauzustand/Schadensschwerpunkte Schadenskartierung
• Geschosstreppen: flächendeckender Befall
Leg end e Schadka teg orien :
durch Anobien und Hausbock, teilweise Passstüc k
anarbeiten
Braunfäule Ka teg orie 1:
Es sind keine g rößeren sichtb a ren
• Holzbalkendecken des gesamten OG weisen Sc häd en a n d en Hölzern zu verzeic hnen.
wellige Unebenheiten auf Die Sc häd ig ung d er Hölzer lieg t
unter 30%. Hier sind keine Maßna hm en
Eckstiel
gebrochen!!
• flächendeckend Anzeichen von Anobien und Haus- vorzusehen. Strebe stark nach
außen verformt!!
bock im Dachstuhl, Schadenserreger nicht aktiv Ka teg orie 2 :
• durch Einbau eines Hängewerks wurde die Die Schäd ig ung der Hölzer lieg t zw isc hen
30 und 60%. Hier sind die angrenzenden
Kehlbalkenebene mehrfach durchtrennt Gefa c he a b zunehm en. Na c h d em Gra d
d er Schädig ung sind einig e Hölzer Leg end e Maßna hm en :
• Sparren im Querschnitt stark geschwächt auszutauschen.
Hölzer erneuern
• Fassaden durch das Eindringen von Feuchtig-
Ka teg orie 3 : Destruktions- und Kernfäule
keit durch Fugen, Risse und Fehlflächen Die Sc häd ig ung d er Hölzer lieg t üb er 60%. => a uswec hseln
des Putzes geschädigt Hier sind d ie a ng renzend en Gefa c he
a b zunehm en. Die Hölzer sind kom p lett zu Leg end e w eitere Schäd en :
• Schwelle auf gemauertem Sockel durch erneuern, a ng renzend e Hölzer sind a uf
Sc häd en zu untersuchen.
aufsteigende Feuchtigkeit umlaufend be- Risse und Fehlstellen d es Putzes
Schäd en/Verwerfungen der Dielen
schädigt, Mischbefall von Hausbock, Anobien
ohne Verbretterung
und Destruktionsfäule
4. Instandsetzung/Feuchteschutz
• Einbau einer Sperrschicht Unterkante oberste
Ziegelschicht, um aufsteigende Feuchtigkeit
zu vermeiden
• Ausbau der Gefache oberhalb der Schwelle
• teilweises Kappen der Sparren und Anbringen
von traditionellen Verbindungen
• Rückführung der Dachkonstruktion zum
statischen System eines Kehlbalkendaches
durch traditionelle Verbindungen
• Instandsetzung der Balkenköpfe durch
stehende Blattverbindungen
• Ertüchtigung der Sparrenfußpunkte durch
Knaggen mit Fersenversatz
• Wiederherstellung der Zugbandwirkung
der Deckenbalken des Dachgeschosses
• Erneuerung der Dacheindeckung –
Abdichtung der Dachkonstruktion

Bauphysikalische Ertüchtigung

• nach Dämmmaßnahmen U-Wert = 0,45 W/(m2 K)

5. Endzustand
38 holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten
Reihe 7 Ausgeführte Beispiele
Teil 3
Folge 1

6.3 Umgebindehaus
1. Objekt:

Oberlausitzer Umgebindehaus von 1738

Architekt: Dipl.-Ing. Knut Wolf, Kurort Jonsdorf

Bauweise: Langständerbau über 2 Geschosse,


2 Blockholzstuben umbindend

2. Objektbeschreibung/Konstruktionsprinzip
Die Umgebindehäuser der Oberlausitz bilden eine Die Blockstube besteht aus allseitig längs bebeilten Bauartbedingte Problemzonen der Bauweise sind:
einmalig individuelle Kulturlandschaft in Europa, in der Stämmen, an den Ecken mittels abgeschrägtem
Fachwerk- und Holzblockbau an einem Haus zur Einheit Weichschwanzeckblatt unlösbar verbunden. Die • Feuchtigkeitsschäden am Fußpunkt der Umgebinde-
verschmelzen. Allen gemeinsam ist das frei vor der Dichtung zwischen den Stämmen erfolgte durch ständer und der Blockstuben, verursacht durch
Holzblockstube stehende Stützgerüst aus Säulen, Einlage von leinölgetränktem Werg. Das früher Niederschlag auf die Oberseite der Fundamente
Knaggen oder Kopfbändern und Spannriegeln, das unbeheizte Obergeschoss war lediglich mit einer 8 cm • Wärmebrücken am Anschluss Fundament/Fußboden
„Umgebinde“, welches Obergeschoss und Dach trägt. starken Strohlehmfüllung ausgestakt. und Umgebinde/Decke über EG
3. Bauzustand/Schadensschwerpunkte Schadensaufnahme des Tragwerkplaners
• schwere Schäden sämtlicher eingemauerter (!)
Schwellhölzer der Blockstuben sowie der Fußpunkte
der Langständer durch diverse Nassfäuleerreger.
• Befall durch Echten Hausschwamm an Holzdielung,
Blockstube, Tür- und Fensterbekleidungen.
• erhebliche Verformungen des Fachwerks im OG
und Bruch mehrerer Deckenbalken infolge Kraft-
umlagerungen durch ausgebaute tragende Fachwerk-
teile und „eingesunkene“ Ständerfüße.
• kleine Blockstube, Teile der großen Blockstube und des
Umgebindes aufgrund von Pilzschäden durch Mauer-
werk ersetzt, Hausschwammbefall am Übergang.
• starker Hausbockbefall und Nassfäulepilze an der
Wetterseite
4. Instandsetzung/Feuchteschutz
• Absenkung des Geländes, Entwässerung des
Fundamentbereiches, Einbau Bauwerksabdichtung
• Abbruch späterer An- und Umbauten, Freilegen und In-
standsetzung der historischen Oberlaube zum Garten
• Instandsetzung und Ergänzung schadhaften
Fachwerks und der Holzbalkendecken mit Altholz
aus benachbartem Fabrikabbruch, traditionelle
Zapfen- und Blattverbindungen.
• Einbau eines Holzsprengwerkes im 1. OG zur Auf-
nahme von Deckenlasten, Anschlüsse mit verdeckt
eingebautem Kerto-Schichtholz und Hartholzdübel.
Bauphysikalische Ertüchtigung

• Instandsetzung/Ergänzung der beiden Blockstuben


mittels Neuholz, Berücksichtigung des Schwind-
maßes. Winddichtung mittels zusätzlicher Feder
und eingelegtem Dichtmaterial, Eckverbindung
der Reparaturstellen mittels doppelt schrägem
Eckblatt
• Reparatur der Ausfachungen mit Strohlehm,
Ergänzungen mit Holzleichtlehm u. Lehmbausteinen
• Verstärkung der Sparren durch Aufdopplung,
Dachdeckung mit geborgenen Handstrich-
Biberschwänzen.
• Einbau von neuen kittlosen Holzkastenfenstern
• bauphysikalische Sanierung gemäß Anforderungen
der EnEV 2002

5. Endzustand
holzbau handbuch Erneuerung von Fachwerkbauten 39
Reihe 7 Inhalt
Teil 3
Folge 1

7 Literatur

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[2] Lißner, K.; Rug, W.: Holzbausanierung, Grundlagen Fachwerkwänden – Theorie und Praxis, Deutsche Handbuch, DGfH, München 1994
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