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Syntaktische Konstruktionen
Passiv-
konstruktionen
1. Passivkonstruktionen
1.1 Aktiv und Passiv
1.2 Das werden-Passiv
1.3 Weitere Passivkonstruktionen
1.4 Formen der Passivanalyse
1.5 Exkurs: Unakkusativität
Zum Begriff ➔ Aktiv ist die Verwendung eines Verbs, in der dessen Agensargu-
ment durch eine Nominativergänzung realisiert wird, und ➔ Passiv
ist die Verwendung eines Verbs, in der dessen Agensargument nur
durch eine Präpositionalgruppe realisiert werden kann.
Eine ➔ Passivkonstruktion besteht aus einem Verb im Passiv und
einem Verb, von dem das Verb im Passiv statusregiert wird.
Schematisch kann man das Verhältnis zwischen den Argumenten und de-
ren Realisierungen im Aktiv und im Passiv bei einem Verb wie besiegen
wie folgt angeben: (die Klammern um PP bedeuten Fakultativität)
Passiv
(PP) Nom
Das werden-
Passiv
Traditionell redet man in Bezug auf Aktiv und Passiv von ›Genus verbi‹
(dem Genus des Verbs). Dahinter steht die Vorstellung, dass so, wie ein
Substantiv ein Genus aufweist (Maskulinum, Neutrum, Femininum),
auch ein Verb ein ›Genus‹ aufweisen kann (Aktiv, Passiv). Seit einiger Zeit
redet man bei Aktiv und Passiv auch als einem Fall von ›Diathese‹, was
bedeutet, dass ein Verb in einem von mehreren ›Zuständen‹ sein kann
und Aktiv und Passiv solche Zustände sind. Doch bei diesen Benennun-
gen wird nicht deutlich, dass beim Passiv eine syntaktische Konstruktion
aus zwei Verben vorliegt, und nicht einfach nur eine spezielle Verbform
– bei Aktiv und Passiv handelt es sich nicht um Flexionsmerkmale eines
Verbs (man vergleiche die Diskussion in Kapitel I.2.2.2 zu Tempus und
periphrastischen Konstruktionen).
Man kann reine von unreinen und personale von impersonalen
Passivkonstruktionen unterscheiden. Unreine weisen gegenüber reinen
Passivkonstruktionen einen zusätzlichen Bedeutungsaspekt auf. Perso-
nale Passivkonstruktionen weisen im Unterschied zu impersonalen eine
Nominativergänzung, also ein Subjekt, auf. Wie der folgende Überblick
zeigt, gibt es recht viele Passivkonstruktionen im Deutschen – in Kapitel
III.1.2 und III.1.3 werden einige von ihnen genauer betrachtet werden:
Reine Passivkonstruktionen
■ werden-Passiv Passiv-
personal: Ich wurde gerufen. konstruktionen
impersonal: Nie wurde dort gelacht. im Deutschen
■ bekommen/erhalten/kriegen-Passiv: Ich bekam geholfen.
Unreine Passivkonstruktionen
■ Zustandspassiv
personal: Das ist geschafft.
impersonal: Den Kollegen ist damit nicht geholfen.
■ Modales Passiv
sein + V[2. sta]: Die Aufgabe ist zu lösen.
bleiben + V[2. sta]: Jetzt bleibt nur noch ein Punkt zu erledigen.
gehören + V[3. sta]: SWR1 gehört gehört.
lassen + Reflexivpronomen + V[1. sta]: Das lässt sich nicht beheben.
sein + Adjektiv + V[2. sta]: Der Stein ist nur schwer zu heben.
■ lassen-Passiv: Er lässt den Wagen von einem Fachmann schätzen.
■ Fernpassiv: weil der Wagen oft zu reparieren versucht wurde
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