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Stil des öffentlichen Verkehrs.

Grundfunktion dieses Stils ist die offizielle schriftliche und mündliche


Verständigung einerseits zwischen den Staatsämtern und Behörden untereinander
und anderseits zwischen öffentlichen Organisationen und Bürgern. Es handelt sich
um die sprachliche Fassung sämtlicher Amtsdokumente, Gesetze, um die
Gestaltung der Diplomaten-, Gerichts- und Handelskorrespondenz.

Der Stil des öffentlichen Verkehrs ist durch folgende Stilzüge gekennzeichnet:
Unpersönlichkeit und Sachlichkeit, gedrängte Kürze, streng literarische Form.

In diesem Stil wird bestimmte funktional gefärbte Lexik gebraucht. Zum


Abschluss eines Dokumentes wird die Zahl der Anlagen genannt (z.B.,
Geburtszeugnis, Reifezeugnis u.a.)

Jedes Protokoll muss bei bestimmter Architektonik einen spezifischen Wortschatz


bringen:

Protokoll über …- am … - um … - anwesend …

Leitung – Tagesordnung – Beginn – Vorhandlungsablauf – Beschluss –


Unterschrift des Schriftführers.

Zu den funktionalen Besonderheiten des Stils des öffentlichen Verkehrs gehört


auch der intensive Gebrauch von analytischen Verbalverbindungen:

Ich werde die Feststellung des Resultates vornehmen lassen (anstatt: Ich werde
das Ergebnis feststellen lassen).

Sie tragen dazu bei, ideographische und stilistische Schattierungen auszudrücken.


Sie klingen gehoben:

Bedeutung haben – bedeuten; Verwendung haben – verwenden.

Die Präpositionen helfen zum sprachökonomischen Ausdruck komplizierter


logischer Beziehungen:

z.B., „mangels“ konzentriert in einem Wort die Fügung „aus Mangel an“;

Mangels überzeugender Beweise wurde der Angeklagte freigesprochen.

Eine besonders wichtige Rolle spielen sog. Klischees. Sie stehen im Zuge der
Entpersönlichung, insbesondere im Bereich der Amts- und Handelskorrespondenz:

Werter/geehrter Herr; mit besten Grüßen Ihr…/ mit freundlichen Grüßen


Die Stielnormen des gegenwärtigen deutschen Amtsstils verlangen Ausschaltung
jeglicher Emotionalität – daher völliger Ausschluss expressiver Lexik und
Phraseologie. Auch die syntaktischen Konstruktionen muss man so wählen, damit
sie unpersönlich und offiziell klingeln. Daher intensive Verwendung von
unpersönlichen Verben, von Passivkonstruktionen, von Infinitiven, Ellipsen:

Rauchen verboten. Zum Ausgang. Für Raucher.

Stil des öffentlichen Verkehrs [T. S. Glušak, S. 31-33]


Die soziale Funktion dieses Stils ist die Ermöglichung der offiziellen
Verständigung zwischen den öffentlichen Behörden, öffentlichen Organisationen
und der Bevölkerung. Dabei muss die Bevölkerung, also der Empfänger der
Information, zu einem bestimmten Verhalten gebracht werden, ihre Handlungen
müssen offiziell geregelt werden. Daher auch die voluntative Funktion, die diesem
Stil innewohnt. W. Fleischer und G. Michel bezeichnen ihn als „funktionalen
Stiltyp der Direktive" [37, S. 264]. Der offizielle Stil ist in Amtsdokumenten,
offiziellen Mitteilungen, Vorträgen, Ansprachen, Gesetzbüchern, Verordnungen
usw. verkörpert. Die Gesamtheit dieser Quellen bildet das Material zur
Erforschung des Stils.
I. Extralinguistische Stilzüge. Da der Verkehr im offiziellen Bereich konkret
sachbezogen ist, gilt die Sachlichkeit als eine der Hauptqualitäten des Stils. Sie
bedingt in hohem Grad seinen Wortschatz. Zum zweiten wichtigen Merkmal
gehört das sachbedingte Fehlen von Individualität – die Unpersönlichkeit des Stils.
Weiter müssen seine Förmlichkeit, das Fehlen von Emotionalität genannt werden.
Die Präzision ist auch einer der Stilzüge, die mit dem Streben nach Verdeutlichung
verbunden sind. In diesem Sinne kann man auch den Stilzug „Eindeutigkeit"
erklären [37, S. 264].
Wie die Sprachforscher unterstreichen, wurzelt der Stil des öffentlichen Verkehrs
(der Amtsstil) im alten deutschen Kanzleistil. Daher stammen seine Steifheit,
manche veraltete Formen, weswegen der Stil oft schwerfällig und unbewegt wirkt.
Manchmal bezeichnet man den offiziellen Stil als „papiernes Deutsch"
(Papierdeutsch).
II. Linguistische Stilzüge. An der lexischen Seite des Stils (in seinem Wortschatz)
tritt in den Vordergrund die sogenannte funktional gefärbte Lexik – spezielle
sachliche Bezeichnungen, darunter Termini, nicht selten Fremdwörter,
Formulierungen und Fachausdrücke amtlichen Charakters als erstarrte sprachliche
Formeln, wie z.B. vonstatten (дальше) gehen, unter Anwendung aller Kräfte, unter
Ausnutzung, Heranziehung usw. Typisch ist für diesen Stil die Verwendung von
Pronominaladverbien: hiermit, hiervon, hierfür usw.; allgemeiner Verben:
unternehmen, durchführen, vornehmen, erfordern usw.; bestimmter
„Amtspräpositionen": zwecks, laut, infolge, gemäß u.a. In diesem Stil erscheinen
oft Streckformen (verbal-substantivische Wortverbindungen): zur Verlesung
bringen, zur Durchführung bringen, unter Beweis stellen, in Kenntnis setzen
usw.
Dem Stil und seiner Lexik ist überhaupt eine mehr oder weniger gehoben-offizielle
Färbung eigen, Sehr produktiv sind zusammengesetzte Substantive (aus dem
Streben nach Verdeutlichung), abstrakte substantivische Wörter auf -ung, -heit, -
keit, substantivierte Infinitive. Sie stehen alle im Dienst des Nominalstils.
Lexikalische Merkmale:
— Pronominaladverbien „hiermit“, „hierfür“;
— Abstrakte auf „-ung“, „-keit“, „-heit“;
— Bestimmte Verben, wie „erfordern“, „vornehmen“;
— Spezielle sachliche Bezeichnungen (Termini, Fachausdrücke, erstarrte
sprachliche Formeln usw.);
— Funktionallexik;
— Klischees.
Syntaktische Merkmale:
— Partizipialgruppen;
— Passivkonstruktionen;
— Imperativformen;
— Vielgliedrige einfache Sätze.
Morphologische Merkmale:
— Gebrauch von Konjunktiv.
Die grammatische Seite des Stils ist ihrerseits durch spezifische Besonderheiten
gekennzeichnet. Vielgliedrige und lange Einfachsätze bilden ein auffallendes
Merkmal sachlich-offizieller Texte. Die Tendenz zur Nominalisierung offenbart
sich in der vorwiegend substantivischen Satzstruktur: Substantive besetzen alle
Satzpositionen, sogar die des Prädikats, sie entwickeln umfangreiche Gruppen –
Substantivgruppen (Blockbildungen) – um sich, die ganze Ketten von
Genitivattributen einschließen können. Gebräuchlich sind Passivkonstruktionen
zur Gestaltung unpersönlicher Aussagen, Partizipialgruppen und andere
syntaktische Gruppen. Ein ganz spezifisches Merkmal ist das Vorkommen von
Imperativformen. Das hängt damit zusammen, dass dadurch offizielle
Anordnungen, Vorschriften, Anweisungen ausgedrückt werden. Manchmal
erscheinen elliptische Sätze: Sie dienen dem Reklamezweck sowie dazu,
bestimmte Anweisungen, Überschriften, Aufforderungen u. a. zu verdeutlichen. Zu
den archaischen Formen und Konstruktionen der grammatischen Seite des Stils
gehören das vorangestellte Adjektiv in Kurzform als Attribut (rein Wolle, echt
Gold), das nachgestellte unflektierte Adjektiv als Attribut (Butter extra fein,
Wirkwaren anschmiegsam, pflegeleicht u. a.) Dieser Gebrauch ist hauptsächlich
für die Werbesprache (Reklame) charakteristisch.

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