Sie sind auf Seite 1von 12

MEDIZIN

Akute Pankreatitis: Evidenzbasierte


Diagnostik und Therapie Punkte
3
Wolfgang Huber, Roland M. Schmid
cme
ZUSAMMENFASSUNG
Einleitung: Die akute Pankreatitis ist ein potenziell lebensbe- B ei der akuten Pankreatitis wird durch die
enzymvermittelte Selbstandauung der Bauch-
speicheldrüse innerhalb kürzester Zeit eine Kaskade
Teilnahme nur im
Internet möglich:
aerzteblatt.de/cme
drohliches Krankheitsbild. Das Zeitfenster für Diagnostik und
Therapie ist kurz. Methoden: Zur Beantwortung von 12 von Mediatoren aktiviert, die zu einer primär abakte-
Schlüsselfragen wurde eine selektive Literaturaufbereitung riellen entzündlichen Reaktion führen. Diese geht in
unter Berücksichtigung aktueller Leitlinien durchgeführt. Er- schweren Fällen weit über die Organgrenzen hinaus
gebnisse/Diskussion: Die Diagnose kann allein durch Anam- bis hin zum „systemic inflammatory response syndro-
nese, Klinik und Serum-Lipase gestellt werden. Zur Abgren- me“ (SIRS). Aufgrund des fulminanten Verlaufs ist
zung einer biliären Genese sind Cholestaseparameter und das Zeitfenster für frühzeitig-zielgerichtete therapeu-
Oberbauchsonografie ausreichend. Für die Prognose eines tische Ansätze extrem kurz. Nach Ablauf dieser Frist
schweren Verlaufs sind Anamnese (frühzeitige Vorstellung beschränkt sich die Therapie auf symptomatische
nach Schmerzbeginn) sowie Erhöhung von Blutzucker und Maßnahmen. In dieser Übersicht soll auf jüngste Da-
Hämatokrit wegweisend. Letzteres legt eine frühe zielgerich- ten eingegangen werden, die zeigen, wie wichtig bei
tete Volumensubstitution nahe. Diese sollte sich an Klinik, dieser Erkrankung einfache anamnestische, klinische
Echokardiografie und/oder modernen hämodynamischen Pa- und laborchemische Daten sind.
rametern orientieren. Neben der Schmerztherapie mit Opia- Zur Beantwortung von 12 Schlüsselfragen, die
ten belegen Metaanalysen einen therapeutischen Effekt für sich dem behandelnden Arzt stellen, wurde durch die
die endoskopische retrograde Cholangiografie bei biliärer Autoren eine selektive Literaturaufbereitung unter
Pankreatitis, für die Antibiose bei nekrotisierender Pankreati- Berücksichtigung der Leitlinien der Deutschen Ge-
tis und für die frühzeitige enterale Ernährung. Auch beim sellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankhei-
Nachweis von Nekrosen ist ein konservatives Vorgehen ten (DGVS), der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
(radiologisch oder endoskopisch gelegte Drainagen) gerecht- (DGCH) und der Deutschen Gesellschaft für Viszeral-
fertigt. Dtsch Arztebl 2007; 104(25): A 1832–42. chirurgie (DGVC) (1) sowie des American College of
Schlüsselwörter: Pankreatitis, Serum-Lipase, Volumensubstitu- Gastroenterology (2) durchgeführt. Mit Blick auf die-
tion, Schmerztherapie, enterale Ernährung se Schlüsselfragen wurden aktuelle Leitlinien (1, 2,
e7), deren Literaturangaben sowie relevante Treffer ei-
ner elektronischen Literatursuche selektiv aufbereitet.
SUMMARY
ACUTE PANCREATITIS: EVIDENCE BASED
Hat der Patient eine Pankreatitis?
DIAGNOSIS AND TREATMENT
Leitsymptom der Pankreatitis ist der heftige epigastri-
Introduction: Acute pancreatitis is a potentially life threa-
sche Schmerz mit gürtelförmiger Ausstrahlung in den
tening illness, with a short time window for diagnosis and
Rücken. Anamnestische Angaben früherer Schübe ei-
treatment. Methods: Selective literature review with special
reference to current guidelines, focused on answering 12 key ner Pankreatitis haben auch prognostische Bedeutung,
questions. Results/Discussion: Diagnosis can be made on the weil wiederholte Pankreatitisschübe seltener schwer II. Medizinische
oder nekrotisierend verlaufen als der erste Schub Klinik und Poliklinik
basis of a history, physical examination and serum lipase Klinikum rechts der
alone. Cholostatic parameters and upper abdominal ultrasound (Kasten 1). Charakteristisch für die Pankreatitis ist der Isar der Technischen
„Gummibauch“, das heißt, eine aufgrund der retrope- Universität München:
allows biliary pathology to be excluded. Poor prognostic indi- PD Dr. med
cators include history (early presentation after onset of pain), ritonealen Lage des Pankreas nur mäßiggradige An- Huber, Prof. Dr. med
raised blood sugar and hematocrit. The latter suggests early, spannung der Bauchdecken. Die Pankreatitis-Haut- Schmid
adequate volume replacement, which should be tailored to
the clinical picture, echocardiography and/or modern hemo-
dynamic parameters. In addition to opiate analgesia, meta-
analyses support the use of endoscopic retrograde cholan-
Akute Pankreatitis
giography in pancreatitis of biliary origin, antibiotics in necro- Durch die enzymvermittelte Selbstandauung
tizing pancreatitis and early enteral feeding. Even where der Bauchspeicheldrüse wird in kurzer
necrosis is present, conservative management (radiologically Zeit eine Kaskade von Mediatoren aktiviert, die
or endoscopically placed drains) are appropriate. zu einer primär abakteriellen entzündlichen
Dtsch Arztebl 2007; 104(25): A 1832–42. Reaktion führen.
Key words: pancreatitis, serum lipase, volume replacement,
analgesia, enteral feeding

A 1832 ⏐ Jg. 104⏐


Deutsches Ärzteblatt⏐ ⏐ Heft 25⏐
⏐ 22. Juni 2007
MEDIZIN

KASTEN 1 zeichen in Form von lividen oder bräunlichen Verfär-


bungen periumbilical (Cullen-Zeichen) oder in der
Flankenregion (Grey-Turner-Zeichen) sind selten und
Symptome prognostisch ungünstig.
der akuten Pankreatitis* Unter einer Vielzahl von zum Teil kostspieligen La-
 Gürtelförmige Bauchschmerzen 90 % borparametern ist zur Diagnosesicherung kein einzi-
ger der Serum-Lipase an Sensitivität und Spezifität
 Erbrechen 80 %
(für beide Maßeinheiten jeweils 82 bis 100 % bei
 Paralytischer (Sub)-Ileus 70 % 3-facher Erhöhung über der Norm) überlegen (1, 2,
 Fieber 60 % e1–3). Die Amylase ist bei ähnlicher Sensitivität we-
 „Gummibauch“ 60 % niger spezifisch. Die Bestimmung von Lipase und
Amylase bietet keinen diagnostischen Zugewinn ge-
* nach Rünzi M, Layer P, Büchler MW et al.: Therapie der akuten genüber der alleinigen Lipase-Bestimmung (3). Aller-
Pankreatitis. Gemeinsame Leitlinien. Z Gastroenterol 2000; 38: dings können aus der Höhe der Serum-Lipase keine
571–81 und Banks PA, Freeman ML, and the Practice Parameters
Committee of the American College of Gastroenterology: Practice
Rückschlüsse auf den Schweregrad der Pankreatitis
Guidelines in Acute Pancreatitis. Am J Gastroenterol 2006; 101: gezogen werden, weil es zum Beispiel bei der Total-
2379–400. nekrose des Pankreas zu einem raschen Abfall der Li-
pase bis hin zur „Normalisierung“ kommen kann (4).

Was ist die Ursache?


Liegt eine biliäre Pankreatitis vor?
Die Klärung der Ätiologie hat sowohl prognostische
KASTEN 2 (schlechtere Prognose der alkoholischen Pankreatitis)
als auch therapeutische Konsequenzen [ERC, endosko-
Ursachen pische retrograde Cholangiografie] bei biliärer Pankrea-
der Pankreatitis* titis). Auch hier haben Anamnese (Alkoholkonsum,
Gallensteinanamnese, Koliken, Stuhlentfärbung, Urin-
 Häufig dunkelfärbung) und klinische Untersuchung einen erheb-
– Gallensteinleiden 50–60 % lichen Stellenwert. Die mit Abstand häufigsten Ursachen
– Alkohol 30–40 % sind Gallensteinleiden und Alkoholismus (Kasten 2).
 Selten Wichtig ist die frühzeitige Abgrenzung der biliären
– Hyperlipidämie (Typ I, IV, V) Pankreatitis von den übrigen Formen, weil hier die
– Virusinfekte (Mumps) Möglichkeit einer zielgerichteten Therapie mithilfe
– Post-ERCP endoskopischer Steinentfernung besteht. Neben den
– posttraumatisch/postoperativ anamnestischen Angaben stützt sich der Nachweis der
– Hyperkalziämie biliären Pankreatitis auf die Cholestase-Parameter AP,
– Medikamente ␥GT und Bilirubin sowie auf die Transaminasen. Eine
(z. B. Azathioprin, Valproinsäure, Virostatika) Erhöhung der GPT auf mehr als 300 % der Norm hat
– Pancreas divisum hierbei einen positiv prädiktiven Wert (PPW) für eine
– hereditäre Pankreatitis biliäre Genese von 95 %.
Neben diesen Laborparametern ist die Sonogra-
 Ausschlussdiagnose fie von Gallenblase und Gallenwegen von hoher
– „idiopathisch“ Sensitivität und Spezifität. Ist mit den genannten
Laborparametern und dem konventionellen Ultraschall
* nach Rünzi M, Layer P, Büchler MW et al.: Therapie der akuten Pan-
kreatitis. Gemeinsame Leitlinien. Z Gastroenterol 2000; 38: 571–81 eine biliäre Pankreatitis nicht sicher auszuschlie-
und Banks PA, Freeman ML, and the Practice Parameters Committee ßen, kann die Endosonografie (EUS) wertvolle Hilfe
of the American College of Gastroenterology: Practice Guidelines in
Acute Pancreatitis. Am J Gastroenterol 2006; 101: 2379–400; leisten. Sie ist dem konventionellen Ultraschall ins-
ERCP, endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie besondere im Nachweis präpapillärer Konkremente
überlegen (5). Eine aktuelle Studie an 215 Patienten mit

Pankreatitis als Diagnose? Ursache der Pankreatitis


Die Diagnose einer akuten Pankreatitis ist allein Die mit Abstand häufigsten Ursachen
aufgrund der typischen Klinik und der erhöhten einer Pankreatitis sind Alkoholismus und
Serum-Lipase zu stellen. Gallensteinleiden.

⏐ Jg. 104⏐
Deutsches Ärzteblatt⏐ ⏐ Heft 25⏐
⏐ 22. Juni 2007 A 1833
MEDIZIN

TABELLE 1 können. Eine endgültige Prognose ist also erst 2 Tage nach
Erstuntersuchung möglich. Bei  3 Ranson-Punkten ist
Definition der Ranson-Kriterien*al SensitivitätSpezifität Zeit von einer schweren Pankreatitis auszugehen.
Erstuntersuchung nach 48 Stunden  Der APACHE-II-Score (e5) ist ein intensivmedizini-
scher Score, der 12 Akutparameter mit Alterspunkten und
Alter > 55 Jahre Volumendefizit > 6L
Punkten für chronische Vorerkrankungen verrechnet (Ta-
Leukozyten > 16 G/L Anstieg von Blutharnstoffstickstoff um > 5 mg/dL belle 2). Von einer schweren Pankreatitis ist bei minde-
GOT > 255 U/L Basendefizit > 4 mmol/L stens 8 APACHE-II-Punkten auszugehen. Auch dieser
LDH > 350 U/L Abfall des PaO2 auf 60 mmHg relativ komplexe Score erlaubt eine ausreichende Prog-
nose frühestens nach 2 Tagen. Bei Aufnahme hat der
Blutzucker > 200 mg/dL Abfall des Serum-Kalziums auf < 2 mmol/L
APACHE-II-Score in der Vorhersage einer schweren
Punktsumme nach 48 h Letalität (Angaben in % aus dem Jahr 1974) Pankreatitis lediglich eine Sensitivität von 36 % und einen
0–2 Punkte <1% positiv-prädiktiven Wert von 24 % (7).
 Die Computertomografie mit intravenösem Kon-
3–4 Punkte 15 %
trastmittel visualisiert durch fehlende KM-Aufnahme die
5–6 Punkte 40 % Nekrosen gegenüber dem KM-aufnehmenden vitalen Ge-
> 6 Punkte 100 % webe (e6). Aus Serien-Untersuchungen an 102 Patienten,
bei denen eine CT-Aufnahme angefertigt wurde – jeweils
* Ranson JH, Rifkind KM, Roses DF, Fink SD, Eng K, Spencer FC: 2 und 7 Tage nach Aufnahme – ist allerdings bekannt, dass
Prognostic signs and the role of operative management in acute pancreatitis. die CT-Aufnahme das spätere Ausmaß der Erkrankung
Surg Gynecol Obstet 1974; 139(1): 69–81.
GOT, Glutamatoxalacetattransaminase; LDH, Lactatdehydrogenase noch nicht bildlich darstellen kann und damit zum Teil un-
terschätzt (8) und erst 7 Tage nach Aufnahme eine ausrei-
chende Aussagekraft hat. So wurden am Tag 2 bei jeweils
symptomatischer Cholelithiasis zeigte, dass die EUS 88 % der Patienten mit im Verlauf leichter wie auch
bei dieser Fragestellung auch der diagnostischen en- schwerer Pankreatitis keine Nekrosen nachgewiesen, am
doskopisch retrograden Cholangiopankreatikografie Tag 7 bei 79 % versus 38 % (p < 0,001). Die Computerto-
(ERCP) überlegen ist. So war die EUS der ERC(P) beim mografie ist also für die Prognose in der Frühphase nicht
Nachweis von Choledochus-Konkrementen mit einer so zuverlässig wie früher angenommen (Balthazar-Krite-
Sensitivität von 97 % gegenüber 67 % signifikant über- rien; 1990) und für die Diagnose einer Pankreatitis selten
legen (p = 0,002). Besonders deutlich war der Vorteil erforderlich. Eine CT kommt hier allenfalls zum Aus-
bei Konkrementen unter 4 mm Durchmesser. Kostspie- schluss anderer Differenzialdiagnosen infrage. Gleiches
lige Labormarker wie Procalcitonin oder auch eine gilt für das NMR.
Computertomografie (CT) bieten keinen zusätzlichen  Laborchemischer Goldstandard ist das C-reaktive
diagnostischen Vorteil. Protein (CRP). Eine Erhöhung über 15 mg/dL oder
150 mg/L spricht für eine nekrotisierende Pankreatitis
Liegt eine schwere/nekrotisierende oder eine (e7). Das CRP ist hierbei Zytokinen wie IL–1, IL–8 und
leichte/ödematöse Pankreatitis vor? TNF␣ überlegen, dem IL–6 zumindest gleichwertig
Diese Differenzierung ist von entscheidender prognos- (e7). Darüber hinaus ist die CRP-Bestimmung schnel-
tischer Bedeutung, weil die schwere/nekrotisierende ler, preiswerter und überall verfügbar. Für eine Reihe
Pankreatitis eine frühzeitige intensivmedizinische weiterer klinisch-chemischer Parameter wie unter ande-
Überwachung und Therapie erfordert. Trotz großer rem Procalcitonin, „Pancreatitis-Associated Protein“,
diagnostischer Fortschritte in den letzten Jahrzehnten Leukozyten-Elastase, Phospholipase A2 und Ribonu-
blieb die frühe Prädiktion des Schweregrades unbe- klease steht der Beweis eines diagnostisch-prädiktiven
friedigend. Zugewinns gegenüber dem CRP aus. Aufgrund der La-
Folgende Methoden werden zur Risiko-Prädiktion tenz des CRP-Anstiegs ist auch dieser Parameter erst
verwandt: nach 2 bis 3 Tagen ausreichend prädiktiv. Als Fazit ist
 Die Ranson-Kriterien (e4, Tabelle 1) sind mehr als 30 festzuhalten, dass die genannten Parameter in der
Jahre alt und errechnen sich aus 5 Parametern bei Aufnah- Primärversorger-Situation keinen ausreichenden prä-
me sowie 6 weiteren, die erst nach 48 h bestimmt werden diktiven Wert haben; dieser wird frühestens nach

Leichte oder schwere Pankreatitis? Laborchemischer Goldstandard


Ranson- und Apache-II-Score sowie CRP Eine Erhöhung des Wertes für das C-reaktive Pro-
haben erst nach 48 h einen ausreichenden tein über 15 mg/dL oder 150 mg/L spricht für eine
prädiktiven Wert. nekrotisierende Pankreatitis.

A 1834 ⏐ Jg. 104⏐


Deutsches Ärzteblatt⏐ ⏐ Heft 25⏐
⏐ 22. Juni 2007
MEDIZIN

TABELLE 2

APACHE-II-Score

Parameter 4 Punkte 3 Punkte 2 Punkte 1 Punkt 0 Punkte


Temperatur rektal  41 39–40,9 – 38,5–38,9 36–38,4
(Grad Celsius) < 29,9 30–31,9 32–33,9 34–35,9 –
Art. Mitteldruck  160 130–159 110–129 – 70–109
(mmHg) < 49 – 50–69 – –
Herzfrequenz  180 140–179 110–139 – 70–109
(pro min)  39 40–54 55–69 – –
Atemfrequenz  50 35–49 6–9 25–34 12–24
5 – – 10–11 –
Oxygenierung:  500 350–499 200–349 – < 200
Wenn FiO2 > 0,5:
AaDO2
Wenn FiO2 < 0,5: < 55 55–60 – 61–70 > 70
PaO2
Arterieller pH  7,7 7,6–7,69 7,25–7,32 7,5–7,59 7,33–7,49
oder < 7,15 7,15–7,24 – – –
 52 41–51,9 18–21,9 32–40,9 22–31,9
HCO3– (nur wenn keine arterielle BGA) < 15 15–17,9
(mmol/L)
Serum-Natrium  180 160–179 155–159 150–154 130–149
(mmol/L)  110 111–119 120–129 – –
Serum-Kalium  7 6–6,9 2,5–2,9 5,5–5,9 3,5–5,4
(mmol/L) < 2,5 – – 3–3,4 –
Serum-Kreatinin  3,5 2,0–3,4 1,5–1,9 – 0,6–1,4
(mg/dL) – – < 0,6 – –
Doppelter Punktwert bei ANV
Hämatokrit  60 – 50–59,9 46–49,9 30–45,9
< 20 – 20–29,9 – –
Leukozyten (G/L)  40 – 20–39,9 15–19,9 3–14,9
<1 – 1–2,9 – –
Glasgow Coma Scale (GCS): 15-GCS – – – – –
Alterspunkte 0–6 65–74 Jahre: 5 Punkte 55–64 Jahre 45–54 Jahre – < 44 Jahre
> 75 Jahre: 6 Punkte
5 Punkte bei chronischem Organversagen: Leberzirrhose NYHA IV, schwere COPD, chronische Dialyse, Immunsuppression

BGA, Blutgasanalyse; ANV, akutes Nierenversagen

48 h erreicht. Abhilfe schaffen einfache anamnestische gegenüber 38 h signifikant (p = 0,005) kürzer als bei Pa-
und laborchemische Parameter. tienten mit ödematöser Pankreatitis.
 Von großer Bedeutung ist die Frage nach dem  Bereits die Ranson-Kriterien beinhalten, dass das
Schmerzbeginn. Patienten mit schwerer Pankreatitis Auftreten einer Hyperglykämie prognostisch ungünstig
suchen den Arzt signifikant häufiger innerhalb der ersten ist (e4). Eine neuere Studie bestätigte dies und zeigte,
24 h nach Schmerzbeginn auf als Patienten mit ödematö- dass ein Blutzucker über 125 mg/dL eine hohe Sensiti-
ser Pankreatitis. In einer Studie (11) war das Intervall vität (83 %) und einen hohen negativ-prädiktiven Wert
bis zur Vorstellung beim Primärversorger bei Patienten (NPW: 92 %) für das Auftreten einer nekrotisierenden
mit (später) nekrotisierender mit durchschnittlich 18 h Pankreatitis hat (13).

Frage nach dem Schmerz Entscheidung: Schwer nekrotisierende oder


Patienten mit schwerer Pankreatitis suchen leicht ödematöse Pankreatitis?
den Arzt signifikant häufiger innerhalb Prognostisch ungünstig für die Entstehung einer
der ersten 24 h nach Schmerzbeginn auf als nekrotisierenden Pankreatitis sind eine Erhöhung
Patienten mit ödematöser Pankreatitis. des Hämatokrits und/oder des Blutzuckers.

⏐ Jg. 104⏐
Deutsches Ärzteblatt⏐ ⏐ Heft 25⏐
⏐ 22. Juni 2007 A 1835
MEDIZIN

Prädikativer Wert GRAFIK 1 KASTEN 3


im Zeitverlauf
(schematisch)
Hkt, Hämatokrit; Definition statistischer Kenngrößen
BZ, Blutzucker;  Negativ-prädiktiver Wert
CRP, C-reaktives
Richtig-Negative
Protein;
CT, Computer- Richtig-Negative + Falsch-Negative
tomografie
 Positiv-prädiktiver Wert
Richtig-Positive
Richtig-Positive + Falsch-Positive

 Sensitiviät
Richtig-Positive
Richtig-Positive + Falsch-Negative

 Spezifität
Richtig-Negative
Richtig-Negative + Falsch-Positive

 Gleiches gilt für eine Erhöhung des Hämatokrits Muss der Patient ins Krankenhaus?
(Hkt) (10–12). Ein Hkt > 43 % beim Mann oder ein Muss der Patient auf die Intensivstation?
Hkt > 39,6 % bei der Frau haben hohe Sensitivität Aufgrund des potenziell lebensbedrohlichen Verlau-
(74 %) und einen hohen negativen prädiktiven Wert fes und der genannten Schwierigkeiten in der Progno-
(NPW) (88 %) für das Auftreten einer nekrotisieren- sestellung muss jeder Patient mit akuter Pankreatitis
den Pankreatitis (12). stationär eingewiesen werden. Patienten mit hohem
Eine weitere Studie fand für einen Hkt > 44 % Risiko für einen nekrotisierenden Verlauf müssen
ebenfalls einen hohen NPW bezüglich der schwe- primär auf die Intensivstation.
ren/nekrotisierenden Pankreatitis (10) (zur Berech-
nung der statistischen Kenngrößen siehe auch Kasten Welche Bildgebung ist erforderlich?
3). Hyperglykämie und Hämatokrit-Erhöhung haben Der Stellenwert der Sonografie liegt vor allem in der
jeweils einen hohen „negativ-prädiktiven Wert“, Beurteilung der Gallenwege. Die Beurteilung des
das heißt, nicht jeder Patient mit diesen pathologi- Pankreas ist bei Luftüberlagerung durch den paralyti-
schen Werten wird eine nekrotisierende Pankreatitis schen Ileus oft wenig sensitiv. Ein CT sollte nur bei zu
entwickeln, aber diese ist unwahrscheinlich, wenn erwartenden therapeutischen Konsequenzen (Punkti-
weder Hyperglykämie noch Hämatokriterhöhung vor- on, Drainage) durchgeführt werden, die sich in der
liegen. Frühphase selten ergeben, sodass ein CT – falls über-
Bei der Bewertung der genannten Prädiktoren ist zu haupt – nach 7 bis 10 Tagen wesentlich sinnvoller ist
berücksichtigen, dass sich der prädiktive Wert im (8, 26).
Laufe der ersten 2 bis 3 Tage ändert, das heißt, bei ein- Wegen des Risikos der Kontrastmittel-Nephropa-
zelnen Parametern (BZ, Hkt) schlechter wird, bei an- thie sollte bei Patienten mit eingeschränkter Nieren-
deren (CRP, APACHE-II, CT) besser (Grafik 1). funktion eine entsprechende Prophylaxe (200 mg
Weitere prognostisch ungünstige Parameter sind eine Theophyllin intravenös 30 min vor der Untersuchung,
Leukozytose von mehr als 16 G/L , Alter über 55 Jahre, Hydrierung) durchgeführt werden (14, 15).
ein Body-Maß-Index von mehr als 30, eine Serum-Kal- Eine Alternative stellt die Kernspintomografie
ziumkonzentration unter 2 mmol/L und eine Lactatde- (NMR) dar, die bei geringerer Nephrotoxizität von
hydrogenase von mehr als 350 U/L. Gadolinium gegenüber Röntgen-Kontrastmitteln dem

Prognostisch ungünstige Parameter Bildgebung


 Leukozytose mehr als 16 G/L  Ein CT sollte nur bei zu erwartenden therapeuti-
 Alter über 55 Jahre schen Konsequenzen wie Punktion und Draina-
 BMI mehr als 30 ge durchgeführt werden.
 Serum-Kalziumkonzentration < als 2 mmol/L  Cave! Kontrastmittel-Nephropathie
 Lactatdehydrogenase > 350 U/L

A 1836 ⏐ Jg. 104⏐


Deutsches Ärzteblatt⏐ ⏐ Heft 25⏐
⏐ 22. Juni 2007
MEDIZIN

CT vergleichbare Daten in der Beurteilung der akuten KASTEN 4


Pankreatitis erbringt (e8). Im Hinblick auf mögliche
Interventionen ist das CT allerdings üblicherweise
Ursachen des intravaskulären
praktikabler.
Volumenmangels bei
nekrotisierender Pankreatitis
Antibiose ja oder nein?
Eine Antibiose ist bei der ödematösen Pankreatitis oh-  Übelkeit, mangelnde Flüssigkeitsaufnahme
ne Cholangitis nicht erforderlich. Bei der schweren/  Erbrechen
nekrotisierenden Pankreatitis konnte in einer Meta-  paralytischer Ileus
analyse eine signifikante Reduktion der Letalität um  Aszites
12,3 % (NNT = 8) und septischer Komplikationen
 Pleuraergüsse
um 21,1 % (NNT = 5) nachgewiesen werden (16,
 entzündliches Ödem
e9–e11). Eine jüngste Studie konnte diese Daten nicht
bestätigen (17), schloss aber auch Patienten ohne si-  Exsudationen
cheren Nekrosenachweis ein. Letalität (6 %) und me-  Kapillarleck bei „systemic inflammatory response
dianer Ranson-Score (2 bis 3) waren so niedrig, dass syndrome“ (SIRS)
vermutlich zu viele Patienten mit leichter Pankreatitis
eingeschlossen wurden, um einen Vorteil der Antibio-
se (Ciprofloxacin und Metronidazol) bei schwerer
Pankreatitis ausschließen zu können. der Pankreatitis bei schwerer Verlaufsform („odds
Eine jüngste Metaanalyse belegte eine Senkung der ratio“ [OR] = 0,27; 95-%-Konfidenzinterfall [95-%-KI]:
Letalität durch Antibiose auch unter Einschluss dieser 0,14 bis 0,53), aber nicht bei der leichten (OR = 0,89;
Studie (e12). Ferner waren 24 von 51 der Bakterieni- 95-%-KI: 0,53 bis 1,49).
solate gegen das in dieser Studie verwandte Ciproflo- Aufgrund der fulminanten Pathophysiologie sollte
xacin resistent. Über die Hälfte der isolierten Erreger die ERC bei entsprechender Indikation frühzeitig er-
waren grampositiv (Staphylokokken, Enterokokken), folgen. Daher sollte der Patient bei nachgewiesener
sodass diese Erreger bei Versagen der Antibiose biliärer Pankreatitis auf alle Fälle in eine Klinik mit
berücksichtigt werden sollten. Da in den wenigen entsprechender Expertise eingewiesen werden. Die
kontrollierten Studien zu diesem Thema unterschied- frühzeitige endoskopische Entfernung eines impak-
liche Antibiotikaregime (e9–e11, 17) verwandt wur- tierten Gallensteins ist eine der wenigen Möglichkei-
den, ist es schwierig, ein spezielles Antibiotikum ten einer frühzeitigen zielgerichteten Therapie der
zu empfehlen. Aufgrund seiner nachgewiesenen Pankreatitis. Eine Darstellung des Pankreasganges ist
Pankreasgängigkeit und des zu erwartenden Keim- wegen des Risikos einer weiteren Pankreasirritation
spektrums ist Imipenem zu empfehlen. Gesicherte kontraindiziert.
Daten für die Therapiedauer liegen nicht vor. Ein Eine sofortige ERC ist bei Cholangitis oder Cho-
Cochrane-Review, der ebenfalls eine Letalitätssen- langiosepsis indiziert. Wichtigstes Cholangitiskriteri-
kung zeigte, empfiehlt eine Therapiedauer von 10 bis um ist die Erhöhung der GPT auf mehr als das Dreifa-
14 Tagen. Hinweise auf eine Häufung von Pilzinfek- che der Norm. Bei allen übrigen Fällen der biliären
ten durch die Antibiose fanden sich in einer Metaana- Pankreatitis sollte die ERCP binnen 72 h stattfinden.
lyse nicht (e12).
Welche Schmerztherapie?
ERC(P) ja oder nein? Vordringliches Anliegen des Patienten ist eine unver-
Eine Metaanalyse von 4 Studien wies eine Reduktion zügliche Analgesie. Meist ist der Einsatz von Opiaten
von Komplikationen (25 % versus 38,2 %; relative unumgänglich. Aufgrund des bei vielen Opiaten mög-
Risikoreduktion [RRR] 34,6 %; „number needed to lichen Papillenspasmus werden überwiegend Bupre-
treat“ [NNT] 7,6; p < 0,001) und Letalität (5,2 % ver- norphin und Pentazocin empfohlen.
sus 9,1 %; RRR 42,9 %; NNT 25,9) durch ERC bei bi- Die parenterale Gabe des Lokalanästhetikums Pro-
liärer Pankreatitis nach (18). Eine Cochrane-Metaana- cain ist weitgehend auf den deutschsprachigen Raum
lyse (19) zeigte eine Reduktion von Komplikationen beschränkt. 2 neuere Studien belegen allerdings keine

Antibiose ERC
 Ist bei ödematöser Pankreatitis ohne Cholangi-  ist sofort indiziert bei Cholangitis oder Cholan-
tis nicht erforderlich. giosepsis.
 Für die schwere nekrotisierende Pankreatitis  Eine Darstellung des Pankreasganges ist we-
konnte durch Antibiose eine Senkung der Leta- gen des Risikos einer weiteren Pankreasirritati-
lität und der septischen Komplikationen nach- on kontraindiziert.
gewiesen werden.

⏐ Jg. 104⏐
Deutsches Ärzteblatt⏐ ⏐ Heft 25⏐
⏐ 22. Juni 2007 A 1837
MEDIZIN

Methodik der GRAFIK 2


transpulmonalen
Thermodilution und
Pulskonturanalyse
(Nachdruck mit Ge-
nehmigung von Pul-
sion Medical Sy-
stems, München)

adäquate Analgesie durch Procain (20, 21). Eine Pankreatitis ein und erlauben keine generelle Empfeh-
Kombination mit Opiaten ermöglichte in einer der lung einer frühzeitigen enteralen Ernährung bei ne-
Studien keine Reduktion der Opiatdosis (21). krotisierender Pankreatitis. Eine Metanalyse konnte
Da die Opiate den bereits durch die Pankreatitis be- zumindest einen Rückgang infektiöser Komplikatio-
stehenden paralytischen Ileus verstärken, sind analge- nen gegenüber der totalen parenteralen Ernährung be-
tische Alternativen naheliegend (Periduralanästhesie, legen (e23), hingegen keine Reduktion der Letalität.
Ketamin, nichtsteroidale Antiphlogistika). Allerdings Dennoch sollte aufgrund des reduzierten Infektionsri-
liegen hier keine ausreichenden kontrollierten Daten sikos durch enterale Ernährung so früh wie möglich
vor. damit begonnen werden. Gleichzeitig sollte die anhal-
tende Notwendigkeit eines zentralen Venenkatheters
Parenterale oder enterale Ernährung? aufgrund des Infektionsrisikos so früh wie möglich
Über Jahrzehnte war die Nahrungskarenz und paren- überprüft werden.
terale Ernährung einer der Eckpfeiler der Therapie
der akuten Pankreatitis. Eine Vielzahl meist kleiner Wie viel Flüssigkeit?
und nur teilweise kontrollierter Studien mit häufig Entscheidende Bedeutung für den Erhalt von mög-
multiplen Endpunkten postuliert Vorteile einer frühen lichst viel vitalem Gewebe hat bei einer Reihe von
enteralen Ernährung über eine endoskopisch oder ra- ganz unterschiedlichen Krankheitsbildern wie ischä-
diologisch gelegte Jejunalsonde (e17–e22). mischer Apoplex und Myokardinfarkt die Aufrechter-
Jüngste Daten belegen keinen Vorteil einer Er- haltung einer optimalen Organperfusion. Ähnliches
nährung über eine Jejunalsonde gegenüber einer Ma- muss auch für die Pankreatitis angenommen werden,
gensonde (6). Einer kritischen Durchsicht hält die bei der es bereits sehr früh zu einer intravaskulären
derzeitige Datenlage allerdings nicht sicher stand. Die Hypovolämie kommt (Kasten 4).
meisten der Studien haben zu wenig Patienten einbe- Die Steuerung der Volumenzufuhr ist bei der schweren
zogen, schließen zum Teil Patienten mit ödematöser Pankreatitis besonders schwierig. In den meisten Leitlini-

Schmerztherapie Parenterale oder enterale Ernährung?


 Der Einsatz von Opiaten ist bei der schweren Für die enterale Ernährung bei der nekrotisieren-
Pankreatitis meistens unumgänglich. den Pankreatitis konnte ein Rückgang der infek-
 Zur Vermeidung des Papillenspasmus kommen tiösen Komplikationen gegenüber der parentera-
überwiegend Buprenorphin und Pentazocin zum len Ernährung belegt werden.
Einsatz.

A 1838 ⏐ Jg. 104⏐


Deutsches Ärzteblatt⏐ ⏐ Heft 25⏐
⏐ 22. Juni 2007
MEDIZIN

en wird eine parenterale Volumenzufuhr von 2 bis 4 L pro TABELLE 3


24 h empfohlen. Die klinische Einschätzung des intravas-
kulären Volumenstatus wird oft durch Symptome des EBM-Grade für die Diagnose der akuten Pankreatitis
Volumenüberschusses in extravaskulären Kompartimen- Schlüsselfragen Diagnostik EBM-Grad
ten wie Interstitium (Beinödeme durch Kapillarleck) und
Pankreatitis? Klinik + Lipase EBM A*1
„drittem Raum“ (Pleuraergüsse, Aszites) beeinflusst. Ei-
ner ausreichenden Volumenzufuhr steht häufig die Angst biliär? Labor, Sonografie EBM A*1
vor einer pulmonalen Überwässerung im Wege. Nekrose Hämatokrit, Blutzucker EBM A*1
Aufgrund der genannten großen prädiktiven Be- Intensivstation bei Verdacht auf Nekrose EBM B*2
deutung des Hämatokrits und damit der Aufrechter-
wann CT? nur bei Verdacht auf EBM A*1
haltung eines ausreichenden intravaskulären Volu- Nekrose und frühestens
mens ist bei der schweren/nekrotisierenden Pankreati- nach 3 Tagen
tis die Indikation zu einem möglichst frühzeitigen hä- ERCP? bei biliärer Pankreatitis EBM A*1
modynamischen Monitoring gegeben.
Antibiose? bei Nekrosen EBM A*1
Der zentrale Venendruck (ZVD) als druckbasierter
Parameter schätzt die Vorlast als transmurale Druck- Schmerztherapie? Opiat besser als Procain EBM A*1
differenz zwischen Innen- und Außenseite der Vena enterale Ernährung vermeidet (ZVK)-Infekte EBM A*1
cava superior (VCS). Hiervon kann allerdings nur der wie viel Volumen? hämodynamisches
Druck auf der Innenseite der VCS direkt gemessen Monitoring, ITBV, EVLW EBM B*2
werden. Als Surrogat für den Außendruck der VCS 4 Antis? nein EBM A*1
wird der Atmosphärendruck angenommen (vergleiche
Chirurgie? nicht bei steriler Nekrose, EBM A*1
Nullwert-Abgleich des zentralen Venendrucks). Dies so selten und spät wie EBM B*2
ist korrekt, solange der Druck an der Außenseite der möglich
VCS nicht über dem Atmosphärendruck liegt. Ver-
schiedene Mechanismen führen aber zu einer Er- *1 EBM-Klassifikation A:

höhung dieses Drucks, unter anderem eine Erhöhung Ia, Metaanalyse von randomisierten, kontrollierten Studien; Ib, randomisierte, kontrollierte Studie;
IIa, gut angelegte, kontrollierte Studie ohne Randomisierung,
des intraabdominalen Drucks, mechanische Über- *2 EBM-Klassifikation B:
druckbeatmung, Pleuraergüsse und Mediastinalödem. IIb,andere Art von gut angelegter, quasi-experimenteller Studie;
III, gut angelegte, nicht experimentelle, deskriptive Studie (Vergleichs-, Fall-Kontroll-Studien)
Je größer diese Druck-Komponenten sind, desto mehr EBM-Klassifikation C:
überschätzt der ZVD die Vorlast. IV, Expertenmeinung; ZVK, zentraler Venenkatheter; ITBV, intrathorakales Blutvolumen;
Vielfach wird der Pulmonalarterien-Katheter (PAC) EVLW, extravaskuläres Lungenwasser

zur Volumensteuerung bei der nekrotisierenden Pan-


kreatitis (NP) empfohlen. Auch beim PAC handelt es
sich um ein druckbasiertes Verfahren zur Einschät- Die volumenbasierten Parameter können mithilfe
zung der Vorlast. der Indikatortechnik (Injektion von gekühlter NaCL-
Eine Vielzahl aktueller Studien zeigt, dass das An- Lösung; transpulmonale Thermodilution), aber auch
sprechen auf Volumenzufuhr durch volumenbasierte mithilfe der Echokardiografie bestimmt werden. Die
Vorlastparameter wie zum Beispiel globales end- Einschätzung der Vorlast mithilfe der genannten Va-
diastolisches Volumen (GEDV) beziehungsweise in- riabilitäten ist allerdings nur unter der Voraussetzung
trathorakales Blutvolumen (ITBV) sowie die Variabi- einer kontrollierten Beatmung und bei Vorliegen ei-
lität von Schlagvolumen („stroke volume variation“ nes Sinus-Rhythmus möglich. Die echokardiogra-
[SVV]), systolischem Blutdruck („systolic pressure fischen Methoden haben den Vorteil, für Einzelunter-
variation“ [SPV]) und Differenz von systolischem suchungen schnell zur Verfügung zu stehen, setzen
und diastolischem Blutdruck („pulse pressure varia- allerdings einen erfahrenen Untersucher voraus. Außer-
tion“ [PPV]) besser vorhergesagt werden kann als dem ist die wiederholte Untersuchung personell auf-
durch den ZVD oder den PAC. Diese Variabilitäten wendig.
können automatisiert von mehreren Hämodynamik- Aufgrund der genannten Nachteile von ZVD, Pulmo-
Monitoring-Systemen mit arteriellem Zugang bestimmt nalarterien-Katheter und Echokardiografie sowie der
werden. nur bei Sinusrhythmus und kontrollierter Beatmung an-

Wieviel Flüssigkeit? Das Ansprechen auf Volumenzufuhr


Der Flüssigkeitsbedarf ist erheblich und klinisch kann durch volumenbasierte Vorlastparameter
oft schwer einzuschätzen („trockene Zunge“/ wie GEDV und ITBV sowie die Variabilität von
„dicke Beine“). Schlagvolumen, systolischem Blutdruck und
Differenz von systolischem und diastolischem
Blutdruck besser vorhergesagt werden.

⏐ Jg. 104⏐
Deutsches Ärzteblatt⏐ ⏐ Heft 25⏐
⏐ 22. Juni 2007 A 1839
MEDIZIN

wendbaren Parameter SVV und PPV scheinen die Mo- In den meisten Leitlinien wird mittlerweile zumin-
nitoringsysteme bei der schweren Pankreatitis am bes- dest bei der nekrotisierenden Pankreatitis ohne Nach-
ten geeignet zu sein, die mithilfe der Thermodilution die weis von Keimen in der Nekrose ein konservatives
Werte des Herzzeitvolumens (HZV), des systemischen Vorgehen empfohlen. Die Datenlage beim Nachweis
Widerstands „systemic vascular resistance“ (SVR), von infizierten Nekrosen kann nicht abschließend be-
globales endodiastolisches Volumen (GEDV) und die urteilt werden, weil es hierzu bisher keine publizierten
Werte der Menge des extravaskulären Lungenwassers kontrollierten Daten gibt, die konservatives und ope-
(EVLW) liefern sowie zusätzlich mithilfe der Pulskon- ratives Vorgehen beim Nachweis von Nekrosen ver-
turanalyse die kontinuierliche Messung des HZV, der gleichen. Dass ein konservatives Vorgehen hier prin-
Schlagvolumenvariation (SVV) und der „puls pressure zipiell möglich ist, wurde in einer unkontrollierten
variation“ (PPV) ermöglichen. Studie an 16 Patienten mit einer Letalität von 12 %
Neben der Möglichkeit mit geringem apparativem gezeigt (e24). Die CT-gezielte Punktion mit Einlage
Aufwand (Injektion von gekühlter Kochsalzlösung von Drainagen (26) und endoskopisch-mikroinvasive
über konventionellen zentralen Venenkatheter; De- Maßnahmen (27, 28) bieten hier vielversprechende
tektion der Thermodilutionskurve über arteriellen Alternativen. Eine Kombination beider Verfahren mit
Katheter, der üblicherweise ohnehin indiziert ist) den der Möglichkeit einer kontinuierlichen Spülung über
Volumenmangel einzuschätzen, ist das extravaskuläre einen perkutanen Zugang und einen Abfluss über eine
Lungenwasser (EVLW) geeignet, eine überschießen- endoskopisch angelegte interne Drainage ist vielver-
de Volumenzufuhr mit pulmonaler Überwässerung sprechend. Allerdings sollten auch diese Verfahren
anzuzeigen (Grafik 2). nur im Rahmen kontrollierter Studien eingesetzt wer-
Erste Untersuchungen an Patienten mit schwerer/ den (Tabelle 3).
nekrotisierender Pankreatitis zeigen, dass der zentrale Sollten diese Maßnahmen zu keiner Besserung
Venendruck bei diesen Patienten in keiner Weise führen oder sind sie technisch-anatomisch nicht mög-
geeignet ist, das Volumendefizit zu erfassen. Bei 100 lich, kann die chirurgische Therapie sinnvoll sein.
Messungen innerhalb der ersten 24 h nach Aufnah- Einigkeit besteht darüber, dass mit einem chirurgi-
me lag das intrathorakale Blutvolumen (ITBV) schen Vorgehen möglichst lange, mindestens aber 10
45-mal unter der Norm, obwohl der zentrale Venen- bis 14 Tage nach Schmerzbeginn gewartet werden
druck normal oder erhöht war. Diese Pilotstudie mün- sollte (24). Eine weitere Indikation für ein chirurgi-
dete mittlerweile in eine multizentrische kontrollierte sches Vorgehen stellt das „intraabdominal compart-
Studie. ment syndrome“ dar (e26).

Was bringen die 4 „Antis“? Interessenkonflikt


Aufgrund pathophysiologischer Überlegungen wur- PD Huber hat Beratungstätigkeiten für die Firma Pulsion Medical Systems,
München, wahrgenommen. Prof. Schmidt erklärt, dass kein Interessenkon-
den in den letzten 2 Jahrzehnten große Hoffnungen flikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal
in die Therapie mit Antiproteasen-/Proteinase-Inhi- Editors besteht.
bitoren (zum Beispiel Aprotinin, Gabexat Mesilat),
Antiphlogistika, Antioxidanzien und Antisekretoren Manuskriptdaten
eingereicht: 16. 11. 2006, revidierte Fassung angenommen: 22. 5. 2007
(Somatostatin, Octreotid) gesetzt. Alle 4 „Antis“ blie-
ben bislang in kontrollierten Studien den Beweis einer
LITERATUR
therapeutischen Wirksamkeit schuldig.
1. Rünzi M, Layer P, Büchler MW et al.: Therapie der akuten
Pankreatitis. Gemeinsame Leitlinien. Z Gastroenterol 2000; 38:
Chirurgie ja oder nein? 571–81.
Seit Beginn der Pankreaschirurgie wechselten in etwa 2. Banks PA, Freeman ML, and the Practice Parameters
20-jährigen Abständen Phasen, in denen ein chirurgi- Committee of the American College of Gastroenterology: Practice
sches beziehungsweise konservatives Vorgehen favo- Guidelines in Acute Pancreatitis. Am J Gastroenterol 2006; 101:
2379–400.
risiert wurde. Seit dem Jahr 1990 wurde eine Reihe
3. Keim V, Teich N, Fiedler F, Hartig W, Thiele G, Moessner JA:
von Studien publiziert, die mit dem Dogma brachen,
Comparison of lipase and amylase in the diagnosis of acute
dass der Nachweis von Nekrosen mit der OP-Indikati- pancreatitis in patients with abdominal pain. Pancreas 1998;
on identisch ist (22, 23). 16(1): 45–9.

Einsatz der 4 „Antis“ Wann Chirurgie?


Antiproteasen-/Proteinase-Inhibitoren, Antiphlo- Die meisten Leitlinien empfehlen ein konservati-
gistika, Antioxidanzien und Antisekretoren blieben ves Vorgehen bei der nekrotisierenden Pankreati-
in kontrollierten Studien den Beweis einer thera- tis ohne Nachweis von Keimen in der Nekrose.
peutischen Wirksamkeit schuldig.

A 1840 ⏐ Jg. 104⏐


Deutsches Ärzteblatt⏐ ⏐ Heft 25⏐
⏐ 22. Juni 2007
MEDIZIN

4. Lankisch PG, Burchard-Reckert S, Lehnick D: Underestimation of 24. Mier J, Leon EL, Castillo A, Robledo F, Blanco R: Early versus late
acute pancreatitis: patients with only a small increase in amyla- necrosectomy in severe necrotizing pancreatitis. Am J Surg
se/lipase levels can also have or develop severe acute pancreati- 1997; 173: 71–5.
tis. Gut 1999; 44: 542–4. 25. Uhl W, Warshaw A, Imrie C et al.: International association of pan-
5. Ney MV, Maluf-Filho F, Sakai P, Zilberstein B, Gama-Rodrigues J, creatology. IAP Guidelines for the Surgical Management of Acute
Rosa H: Echo-endoscopy versus endoscopic retrograde cholan- Pancreatitis. Pancreatology. 2002; 2: 565–73.
giography for the diagnosis of choledo-cholithiasis: the influence 26. Freeny PC, Hauptmann E, Althaus SJ, Traverso LW, Sinanan M:
of the size of the stone and diameter of the common bile duct. Percutaneous CT-guided catheter drainage of infected acute
Arq Gastroenterol 2005; 42: 239–43. necrotizing pancreatitis: techniques and results. Am J Roentgenol
6. Eatock FC, Chong P, Menezes N et al.: A randomized study of ear- 1998; 170: 969–75.
ly nasogastric versus nasojejunal feeding in severe acute pan- 27. Baron TH, Thaggard WG, Morgan DE, Stanley RJ: Endoscopic
creatitis. Am J Gastroenterol 2005; 100: 432–9. therapy for organized pancreatic necrosis. Gastroenterology
7. Lankisch PG, Warnecke B, Bruns D: The APACHE II score is unre- 1996; 111: 755–64.
liable to diagnose necrotizing pancreatitis on admission to hospi- 28. Seifert H, Wehrmann T, Schmitt T, Zeuzem S, Caspary WF: Retro-
tal. Pancreas 2002; 24: 217–22. peritoneal endoscopic debridement for infected peripancreatic
8. Munoz-Bongrand N, Panis Y, Soyer P et al.: Serial computed to- necrosis. Lancet 2000; 356: 653–5.
mography is rarely necessary in patients with acute pancreatitis:
a prospective study in 102 patients. J Am Coll Surg 2001; 193: Anschrift für die Verfasser
146–52. PD Dr. Wolfgang Huber
Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München
9. Yadav D, Agarwal N, Pitchumoni CS: A Critical Evaluation of Labo- Intensivstation 2/11, Ismaningerstraße 22
ratory Tests in Acute Pancreatitis. Am J Gastroenterol 2002; 97: 81675 München
1309–18. E-Mail: Wolfgang.Huber@lrz.tu-muenchen.de
10. Brown A, Orav J, Banks PA: Hemoconcentration is an early
marker for organ failure and necrotizing pancreatitis. Pancreas
2000; 20: 367–72.
11. Brown A, Baillargeon JD, Hughes MD, Banks PA: Can fluid resus-
@ Mit „e“ gekennzeichnete Literatur:
www.aerzteblatt.de/lit2407

citation prevent pancreatic necrosis in severe acute pancreatitis? The English version of this article ist available online:
Pancreatology 2002; 2: 104–7. www.aerzteblatt.de/english

12. Lankisch PG, Mahlke R, Blum T et al.: Hemoconcentration: an


early marker of severe and/or necrotizing pancreatitis? A critical
appraisal. Am J Gastroenterol 2001; 96: 2081–5.
Weitere Informationen zu cme
13. Lankisch PG, Blum T, Bruns A et al.: Has blood glucose level mea-
sured on admission to hospital in a patient with acute pancreatitis
any prognostic value? Pancreatology 2001; 1: 224–9. Dieser Beitrag wurde von der Nordrheinischen Akademie für
14. Bagshaw SM, Ghali WA: Theophylline for prevention of contrast- ärztliche Fort- und Weiterbildung zertifiziert.
induced nephropathy: a systematic review and meta-analysis.
Arch Intern Med 2005; 165: 1087–93. Eine Kasuistik steht im Internet zur Verfügung:
15. Huber W, Eckel F, Hennig M et al.: Prophylaxis Of contrast-induc- www.aerzteblatt.de/cme/0707
ed Nephropathy in ICU-patients: Acetylcysteine, Theophylline
or both? A randomised study. Radiology 2006; 239: 793–804.
Die erworbenen Fortbildungspunkte können mithilfe der Einheitlichen
Fortbildungsnummer (EFN) verwaltet werden. Unter www.aerzteblatt.de/cme
16. Sharma VK, Howden CW: Prophylactic antibiotic administration
reduces sepsis and mortality in acute necrotizing pancreatitis: a muss hierfür in der Rubrik „Meine Daten“ oder bei der Registrierung die EFN in
meta-analysis. Pancreas 2001; 22: 28–31. das entsprechende Eingabefeld eingegeben werden.
17. Isenmann R, Runzi M, Kron M et al.: German antibiotics in severe
Die 15-stellige EFN steht auf dem Fortbildungsausweis.
acute pancreatitis study group. Prophylactic antibiotic treatment
in patients with predicted severe acute pancreatitis: a placebo-
controlled, double-blind trial. Gastroenterology 2004; 126: Wichtiger Hinweis
997–1004. Die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung ist ausschließlich über das Internet
18. Sharma VK, Howden CW: Metaanalysis of randomized controlled möglich: www.aerzteblatt.de/cme
trials of endoscopic retrograde cholangiography and endoscopic
sphincterotomy for the treatment of acute biliary pancreatitis. Am Einsendeschluss ist der 3. August 2007.
J Gastroenterol 1999; 94: 3211–4.
Einsendungen, die per Brief oder Fax erfolgen,
19. Ayub K, Imada R, Slavin J: Endoscopic retrograde cholangio-
pancreatography in gallstone-associated acute pancreatitis. können nicht berücksichtigt werden.
Cochrane Database Syst Rev 2004; (4): CD003630.
Die Lösungen zu dieser cme-Einheit werden in Heft 33/2007
20. Jakobs R, Adamek MU, von Bubnoff AC, Riemann JF: Buprenor-
phine or procaine for pain relief in acute pancreatitis. A prospec-
an dieser Stelle veröffentlicht.
tive randomized study. Scand J Gastroen-terol. 2000; 35: Die cme-Einheit „Basiswissen Gerinnungslabor“ (Heft 21/2007)
1319–23.
kann noch bis zum 6. Juli 2007 bearbeitet werden.
21. Kahl S, Zimmermann S, Pross M, Schulz HU, Schmidt U, Malfert-
heiner: Procaine hydrochloride fails to relieve pain in patients with Für Heft 28–29/2007 ist das Thema „Drogenkonsum im Kindes- und
acute pancreatitis. Digestion 2004; 69: 2–4. Jugendalter – Früherkennung und Intervention“ vorgesehen.
22. Bradley EL 3rd, Allen K: A prospective longitudinal study of obser-
vation versus surgical intervention in the management of necrotizing
pancreatitis. Am J Surg. 1991; 161: 19–24; discussion 24–5.
Lösungen zur cme-Einheit in Heft 17/2007:
Lewalter T et al.: Notfall Herzrhythmusstörungen: 1/c, 2/c, 3/d, 4/c, 5/c, 6/c,
23. Buechler MW, Gloor B, Muller CA, Friess H, Seiler CA, Uhl W:
Acute necrotizing pancreatitis: treatment strategy according to 7/a, 8/c, 9/e, 10/b
the status of infection. Ann Surg 2000; 232: 619–26.

⏐ Jg. 104⏐
Deutsches Ärzteblatt⏐ ⏐ Heft 25⏐
⏐ 22. Juni 2007 A 1841
MEDIZIN

Bitte beantworten Sie folgende Fragen für die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung. Pro Frage
ist nur eine Antwort möglich. Bitte entscheiden Sie sich für die am ehesten zutreffende Antwort.

Frage Nr. 1 Frage Nr. 6


Welche Antwort ist richtig? Der Stellenwert einer frühen enteralen Ernährung bei
a) Zur Diagnostik der Pankreatitis sollten in jedem Fall akuter Pankreatitis liegt vor allem in einer
Amylase und Lipase bestimmt werden. a) Reduktion der Letalität.
b) Die Lipase ist der treffsicherste Parameter in der b) Reduktion der Beatmungstage.
Labordiagnostik der akuten Pankreatitis. c) Reduktion des Analgetikabedarfs.
c) Die zusätzliche Bestimmung der Amylase zur Lipase im d) Reduktion von infektiösen Komplikationen.
Serum bringt keinen wesentlichen diagnostischen Vorteil e) Reduktion der Zahl von akuten Nierenversagen.
gegenüber der alleinigen Bestimmung der Lipase.
d) Die Diagnose einer akuten Pankreatitis ist bei Erhöhung
der Lipase im Serum über das Dreifache der Norm auch Frage Nr. 7
ohne typischen Schmerzcharakter gesichert. Welche Aussage zur ERC(P) bei Pankreatitis ist richtig?
e) Die Hypokalziämie ist eine häufige Ursache der akuten a) Die frühzeitige endoskopische Entfernung eines impaktier-
Pankreatitis. ten Gallensteins ist eine der wenigen Möglichkeiten einer
frühzeitig zielgerichteten Therapie.
b) Die Darstellung des Pankreasganges ist bei der Pankreati-
Frage Nr. 2 tis unumgänglich.
Zur Unterscheidung einer biliären Pankreatitis c) Bei Cholangitis sollte die ERC erst nach einer Dauer von 14
von einer Pankreatitis anderer Genese ist folgende(r) Tagen erfolgen.
Angabe/Befund entscheidend: d) Eine Metaanalyse konnte eine Erhöhung von Komplikatio-
a) Geschlecht des Patienten nen durch ERC bei biliärer Pankreatitis nachweisen.
b) MRT e) Keine der Aussagen trifft zu.
c) Cholestaseparameter
d) Procalcitonin im Serum
e) Blutsenkungsgeschwindigkeit Frage Nr. 8
Welche Aussage zum chirurgischen Vorgehen ist richtig?
a) Bei Nachweis von Nekrosen muss immer operiert werden.
Frage Nr. 3 b) Der günstigste Zeitpunkt für ein chirurgisches
Welcher der genannten Parameter hat innerhalb Vorgehen bei der nekrotisierenden Pankreatitis sind
der ersten 24 h nach Schmerzbeginn einen hohen die ersten 3 Tage nach Schmerzbeginn.
prognostischen Wert zur Differenzierung zwischen c) Beim Nachweis steriler Nekrosen ist das konservative
leichter/ödematöser und schwerer/nekrotisierender Vorgehen dem operativen vorzuziehen.
Pankreatitis: d) Die endoskopische Nekrosektomie hat sich dem
a) Ranson-Kriterien chirurgischen Vorgehen in einer randomisierten Studie
b) APACHE-II-Score als überlegen erwiesen.
c) Hämatokrit e) Das laparoskopisch-chirurgische Vorgehen hat sich
d) Computertomografie von Abdomen und Becken ohne Kon- in einer randomisierten Studie dem offen-chirurgischen
trastmittel Eingriff als überlegen erwiesen.
e) C-reaktives Protein

Frage Nr. 9
Frage Nr. 4 Welcher prognostische Parameter
Die Hyperglykämie hat in der Prognose der verliert im Lauf der ersten 2 bis 3 Tage nach
nekrotisierenden Pankreatitis vor allem eine(n) hohe(n) Erstvorstellung an Aussagekraft?
a) negativ-prädiktiven Wert. a) APACHE-II-Score
b) positiv-prädiktiven Wert. b) CRP im Serum
c) Sensitivität. c) Hämatokrit
d) Spezifität. d) CT mit i.v. Kontrastmittel
e) Keine Aussage trifft zu. e) Ranson-Score

Frage Nr. 5 Frage Nr. 10


Welcher Parameter gehört zu den Ranson-Kriterien bei Für welche therapeutische Maßnahme wurde in einer
Aufnahme? Metaanalyse eine Reduktion der Letalität nachgewiesen?
a) Alter < 55 Jahre a) frühe enterale Ernährung
b) Bilirubin > 3mg/dL b) adäquate Analgesie durch Procain
c) Basendefizit > 4mmoL/L c) endoskopische Therapie von Nekrosen
d) Abfall des PaO2 auf 60 mmHg d) ERC bei biliärer Pankreatitis
e) LDH > 350 U/L e) CT in der Frühphase

A 1842 ⏐ Jg. 104⏐


Deutsches Ärzteblatt⏐ ⏐ Heft 25⏐
⏐ 22. Juni 2007
MEDIZIN

Akute Pankreatitis: Evidenzbasierte


Diagnostik und Therapie
Wolfgang Huber, Roland M. Schmid

LITERATUR INTERNET e18. Kalfarentzos F, Kehagias J, Mead N, Kokkinis K, Gogos CA:


Enteral nutrition is superior to parenteral nutrition in severe acute
e1. Steinberg WM, Goldstein SS, Davis ND, Shamma'a J, Anderson K:
pancreatitis: results of a randomized prospective trial. Br J Surg
Diagnostic assays in acute pancreatitis. A study of sensitivity and
1997; 84:1665–9.
specificity. Ann Intern Med 1985; 102: 576–80.
e19. Windsor AC, Kanwar S, Li AG, Barnes E, Guthrie JA, Spark JI,
e2. Thomson HJ, Obekpa PO, Smith AN, Brydon WG: Diagnosis of
Welsh F, Guillou PJ, Reynolds JV: Compared with parenteral
acute pancreatitis: a proposed sequence of biochemical investigati-
nutrition, enteral feeding attenuates the acute phase response and
ons. Scand J Gastroenterol 1987; 22: 719–24.
improves disease severity in acute pancreatitis. Gut 1998; 42:
e3. Gumaste VV, Roditis N, Mehta D, Dave PB: Serum lipase levels 431–5.
in nonpancreatic abdominal pain versus acute pancreatitis. Am J
e20. Pupelis G, Selga G, Austrums E, Kaminski A: Jejunal feeding, even
Gastroenterol 1993; 88: 2051–5.
when instituted late, improves outcomes in patients with severe
e4. Ranson JH, Rifkind KM, Roses DF, Fink SD, Eng K, Spencer FC: pancreatitis and peritonitis. Nutrition 2001; 17: 91–4.
Prognostic signs and the role of operative management in acute
e21. Abou-Assi S, Craig K, O'Keefe SJ: Hypocaloric jejunal feeding is
pancreatitis. Surg Gynecol Obstet 1974; 139: 69–81.
better than total parenteral nutrition in acute pancreatitis: results of
e5. Knaus WA, Draper EA, Wagner DP, Zimmerman JE: APACHE II: a randomized comparative study. Am J Gastroenterol 2002; 97:
a severity of disease classification system. Crit Care Med 1985; 2255–62.
13: 818–29.
e22. Olah A, Pardavi G, Belagyi T, Nagy A, Issekutz A, Mohamed GE:
e6. Balthazar EJ: Complications of acute pancreatitis: clinical and CT Early nasojejunal feeding in acute pancreatitis is associated with a
evaluation. Radiol Clin North Am 2002; 40: 1211–27. lower complication rate. Nutrition. 2002; 8: 259–62.
e7. Dervenis C, Johnson CD, Bassi C: Diagnosis, objective assessment e23. Marik PE, Zaloga GP: Meta-analysis of parenteral nutrition versus
of severity, and management of acute pancreatitis. Santorini enteral nutrition in patients with acute pancreatitis. BMJ 2004;
Consensus Conference. Int J Pancreatol 1999; 25: 195–210. 328: 1407.
e8. Arvanitakis M, Delhaye M, De Maertelaere V et al.: Computed e24. Ruenzi M, Niebel W, Goebell H, Gerken G, Layer P: Severe acute
tomography and magnetic resonance imaging in the assessment of pancreatitis: non-surgical treatment of infected necroses. Pancreas
acute pancreatitis. Gastroenterology 2004; 126: 715–23. 2005; 30: 195–9.
e9. Pederzoli P, Bassi C, Vesentini S, Campedelli A: A randomized e25. Perez A, Whang EE, Brooks DC, Moore FD Jr, Hughes MD,
multicenter clinical trial of antibiotic prophylaxis of septic Sica GT, Zinner MJ, Ashley SW, Banks PA: Is severity of necrotizing
complications in acute necrotizing pancreatitis with imipenem. pancreatitis increased in extended necro-sis and infected
Surg Gynecol Obstet. 1993; 176: 480–3. necrosis? Pancreas. 2002; 25: 229–33.
e10. Sainio V, Kemppainen E, Puolakkainen P et al.: Early antibiotic e26. Malbrain MLNG, Deeren D, De Potter TJR: Intra-abdominal
treatment in acute necrotising pancreatitis. Lancet. 1995; 346: hypertension in the critically ill: it is time to pay attention. Curr Opin
663–7. Crit Care 2005; 11: 156–71.
e11. Schwarz M, Isenmann R, Meyer H, Beger HG: Antibiotic use in
necrotizing pancreatitis. Results of a controlled study. Dtsch Med
Wochenschr 1997; 122: 356–61.
e12. Heinrich S, Schäfer M, Rousson V, Clavien P-A: Evidence-Based
treatment of acute pancreatitis: A look at established paradigms.
Ann Surg 2006; 243: 154–68.
e13. Neoptolemos JP, Carr-Locke DL, London NJ, Bailey IA, James D,
Fossard DP: Controlled trial of urgent endoscopic retrograde
cholangiopancreatography and endoscopic sphincterotomy versus
conservative treatment for acute pancreatitis due to gallstones.
Lancet 1988; (8618): 979–83.
e14. Fan ST, Lai EC, Mok FP, Lo CM, Zheng SS, Wong J:. Early treatment
of acute biliary pancreatitis by endoscopic papillotomy. N Engl J
Med 1993; 328: 228–32.
e15. Foelsch UR, Nitsche R, Ludtke R, Hilgers RA, Creutzfeldt W: Early
ERCP and papillotomy compared with conservative treatment for
acute biliary pancreatitis. The german study group on acute biliary
pancreatitis. N Engl J Med 1997; 336: 237–42.
e16. Nowak A, Marek TA, Nowakowska-Dulawa E, Rybicka J,
Kaczor R: Biliary pancreatitis needs endoscopic retrograde
cholangiopancreatography with endoscopic sphincterotomy for
cure. Endoscopy 1998; 30: A256–9.
e17. McClave SA, Greene LM, Snider HL: Comparison of the safety
of early enteral vs parenteral nutrition in mild acute pancreatitis.
J Parenter Enteral Nutr 1997; 21: 14–20.

⏐ Jg. 104⏐
Deutsches Ärzteblatt⏐ ⏐ Heft 25⏐
⏐ 22. Juni 2007 A1

Das könnte Ihnen auch gefallen