13

—
21

TRADITIONEN,
KULT UND CLANS
OM!
Wie das deutsche
Parlament wirklich Wie die
funktioniert hinduistische
Diaspora in

die Ehe schlie ßung , -e n  , Hei rat

die deutsche
Provinz kam
CH sfr 13,90 A · B · E · EST · F · FIN · GR ·
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 Deutsch perfekt EDITORIAL  3

Immer noch kommen von

zu vielen Ämtern Briefe und Formulare
mit viel sprachlichem Unsinn.
MITTEL

E
s ist nicht ungewöhnlich für uns, dass wir in unserer journalistischen Arbeit
die Redakteurin, -nen
auch selbst etwas lernen. Dass eine Muttersprachlerin wie unsere Redak- franz.  ,  ≈ Journalistin
teurin Eva Pfeiffer dabei aber auch noch deutsche Vokabeln lernt, die für
die Lebensberechtigungs-
sie wirklich neu sind? Das passiert dann doch nicht so oft. Aber zum Glück bescheinigung, -en
für Pfeiffer gibt es in Deutschland eine ganz eigene Sprache: die Sprache der , Familienstammbuch
= Buch mit wichtigen
Bürokratie. Denn was immer noch zu viele Ämter in Briefen und Formularen schrei-
offiziellen Dokumenten
ben, ist oft in dieser komplizierten Art juristisch gar nicht nötig. Und sprachlich ist zur Person, z. B. zu Geburt,
vieles davon Unsinn. „Meine Favoriten sind die Lebensberechtigungsbescheinigung und Heirat …
das raumübergreifende Großgrün“, sagt Pfeiffer. Aber natürlich ist diese Sache wirklich das raumübergreifende
nicht nur lustig. Deshalb gibt unsere Redakteurin ab Seite 30 auch Tipps, wie Sie die Großgrün
, Baum
Verständnisprobleme bei Ihrem nächsten Kontakt mit einem deutschen Amt am bes-
das Verstændnisproblem, -e 
ten reduzieren können.
, hier: Problem, einen
Deutschland hat gewählt – und In- und Ausland warten auf seine neue Regierung. Text oder eine Person zu
Bis die neue Koalition mit der Arbeit beginnen kann, dauert es wahrscheinlich noch verstehen
ein paar Wochen (wie die Regierungsbildung funktioniert, lesen Sie ab Seite 28). Aber die Regierungsbildung, -en
jetzt beginnt schon einmal der Bundestag mit seiner Arbeit, zum 20. Mal. Mit nun 735 , von: eine Regierung
bilden ≈ aus verschiedenen
Mitgliedern ist er der größte, den es jemals gab. Sehr viele Menschen sind neu im Parla- Parteien eine Regierungs-
ment. Sie werden sich an einiges gewöhnen müssen. Denn in den Tiefen des Bundes- koalition machen und z. B.
tags warten nicht nur Traditionen, sondern auch Kult und Clans. So beschreibt es Paul Minister bestimmen

Starzmann, der die Wirklichkeit im Parlament in seinem originellen Insider-Report (ab der B¢ndestag
,  deutsches Parlament
Seite 20) aus ethnologischer Perspektive ansieht. Der Journalist hat Erfahrung in die-
sen Dingen: Für die Hauptstadtzeitung Der Tagesspiegel berichtet er aus dem Bundestag. jemals
, hier: irgendwann einmal
Was Sie in Deutschland vielleicht noch ein bisschen weniger erwarten als Clans in der Geschichte
im Parlament, sind Bilder wie die, die uns der Fotograf Marcus Simaitis geliefert hat:
der H“ndupriester, -
Sie zeigen den Hindupriester Sri Paskaran bei einem Fest mit seiner Gemeinde. Es ist ,  Person mit der höchsten
nicht irgendeine hinduistische Gruppe, sondern die zweitgrößte europäische Gemein- religiösen und politischen
Autorität im Hinduismus
de der drittgrößten Religionsgemeinschaft der Welt. Wo ihr Tempel liegt? In Hamm
bei Dortmund. Kennen Sie nicht? Wikipedia beschreibt die Stadt als einen wichtigen die Gemeinde, -n
, hier: Gruppe von
„Knotenpunkt mehrerer Eisenbahnstrecken“. Warum ich das schreibe? Weil es eine Hinduisten: Sie gehen alle
Rolle in der originellen Geschichte dieser Gemeinde gespielt hat. Reporter Dmitrij zu demselben Tempel.
Kapitelman hat sie zu einem Tempelfest besucht. Als er abreiste, hatte er Elemente (der T¡mpel, -
Titelfoto: Sun Chan, maystra/iStock.com; Fotos: Florian Klauer/Unsplash.com; Blende11Fotografen

für eine Reportage über eine Diaspora notiert, die viel erzählt über das Ankommen in ,  in manchen Religionen
Gebäude für Götter)
Deutschland (ab Seite 49).
der Knotenpunkt, -e
, hier: Ort, an dem sich
Viel Freude mit diesem Heft (es ist übrigens unsere 200. Ausgabe) wünscht Ihnen Ihr verschiedene Gleise treffen
die Eisenbahnstrecke, -n
,  Weg zwischen zwei
Orten, auf dem Züge fahren
das Schreiben , - , Brief

„breisen
Jörg Walser , wegfahren

Chefredakteur die Ausgabe, -n

, hier: Exemplar; Heft
4  DIE THEMEN

Themen 18 Seiten Sprachteil

14 Zoologie M 30 Die Sprache der M

 Wenn Tiere Fremd­­ Bürokratie
sprachen sprechen Wie Sie Dokumente vom
Amt besser verstehen
26 Debatte S

Cannabis legalisieren? 35 Atlas der L
Alltagssprache
28 Wie Deutschland L Apfelrest
funktioniert
Der Weg zur neuen 36 Wörter lernen L+
Regierung Auf der Demonstration

54 Geschichten aus M 37 Übungen zu LMS

der Geschichte den Themen

Konfrontation am  iese Übungen machen
D
Checkpoint Charlie Sie fit in Deutsch!

60 Wie geht es S+ 38 Grammatik M+

eigentlich dem … Reflexive Verben
Wald?
40 Deutsch im Beruf M+
Standards  ontakt mit der
K
Finanzabteilung
6 Deutschland-Bild L
8 Panorama L 43 Schreiben LMS+
13 Die deutschsprachige
Welt in Zahlen
25 Mein erstes Jahr
L

L
Sprechen
Verstehen
 -Mails an Freunde /
E
20
56 Kulturtipps
63 Kolumne – Alias Kosmos
M
S+
Emotionen / Liebe Namen
Rituale im Parlament
68 D-A-CH-Menschen M 45 Deutsch im Alltag M+ M
Das Wort denn Traditionen, Kult und Clans: Der

64 46 Raten Sie mal!

Warm im Bauch
L Extra-Service
Bald schenken sich die Deutschen
wieder sehr viel Tee. Das tun sie aber
nicht, weil sie ihn so lieben – sondern?
Rätsel zu den Themen
LS
Bundestag hat seine ganz eigenen
Regeln. Für die Neuen im deutschen
Parlament gibt es viel zu lernen.
47 Wortkompass LMS
Übersetzungen in Englisch,
Spanisch, Französisch,
Italienisch, Polnisch,
Russisch, Arabisch
 Deutsch perfekt DIE THEMEN  5

30 Lernen mit Deutsch-perfekt-Produkten

der Lautr aum,¿ e  , Disco

Die Deutsch-perfekt-App
Die Zeitschrift, das Übungs­

Sprache heft und den Audio-Trainer

zusammen in einer App:
Das macht die praktische

der Büro­ Deutsch App von Deutsch perfekt

möglich. Überall, wo Sie

kratie sind – und mit interaktiven

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Dokumenten sind und Aussprache, auf CD oder
ziemlich kompliziert – als Download. Achten Sie
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Warum ist das so? AUDIO und kurz . Zu diesen
Und welche Techniken Artikeln können Sie Texte
helfen, sie besser und Übungen auf Deutsch
zu verstehen? perfekt Audio hören.

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Unser Autor hat dort
ein Fest besucht und
sich dabei gefragt: Wie L M S
GER:
findet ein Mensch sei­ LEICHT MITTEL SCHWER Gemeinsamer
Texte auf Stufe Texte auf Stufe Texte auf den Stufen europäischer
nen Platz in der Welt?
A2 des GER B1 des GER B2 - C2 des GER Referenzrahmen

m lockere Umgangssprache L Gegenteil von ...

d negativ o langer, betonter Vokal
a Vorsicht, vulgär! ¢ kurzer, betonter Vokal
≈ ungefähr, etwa , ¿er Pluralformen
6 DEUTSCHLAND-BILD Deutsch perfekt

Fest der Früchte

LEICHT  Eine Unterwasserwelt aus Kürbis-
sen – das ist eine ziemlich verrückte Idee.
Und sie funktioniert prima! Das zeigt
eine Ausstellung im Blühenden Barock
in Ludwigsburg. In den Gärten um das
Schloss der Stadt können Besucherinnen
und Besucher bis Anfang Dezember At-
traktionen wie Spongebob auf dem Bild,
die Meerjungfrau Arielle und sehr viele
Fische besichtigen. Sie alle sind aus Kür-
bissen. 450 000 Stück und mehr als 600
Varianten der Herbstfrüchte gibt es in
der Ausstellung zu sehen. Es finden auch
verschiedene Events zum Thema Kürbis
statt. So können Besucher zum Beispiel
bis Ende Oktober Halloween-Kürbisse
schnitzen. Und ab dem 30. Oktober sind
auf dem Areal abends Lichter in verschie-
denen Farben zu sehen. Auch die Gastro-
nomie hat ein Kürbis-Motto. Besucherin-
nen können Suppen, Pommes frites, Brot,
Marmelade und vieles mehr probieren –
natürlich aus Kürbissen.

der K•rbis, -se  die Meerjungfrau, -en 

,  sehr große, runde Frucht
von einer Gemüsepflanze
(s. Foto)
blühend , von:
blühen = Blüten haben
(die Blüte, -n 
,  Teil von einer Pflanze:
Er hat schöne Farben und
riecht gut.)
,  weibliche Fantasieper-
son: Sie lebt im Meer, und
ihr Unterkörper sieht aus
wie bei einem Fisch.
das Thema, Themen 
, hier: Inhalt
schn“tzen 
, hier: ≈ mit einem Messer
schneiden
Fotos:Marc
Foto: xxxxxx
Sansone
 Deutsch perfekt 14  /   2019

LEICHT
die Höhe, -n 
, von: hoch

Fotos: picture alliance/REUTERS/Fabian Bimmer; Charles Yunck; Xurzon/ZargonDesign/iStock.com

30 Meter hoch war das KÖLNER DOM das Ger•st, -e 

Freier Blick auf die

Gerüst am Nordturm. ,  stabile Konstruktion für
Arbeiten an einem Haus
(s. Foto unten links)

bekannten Türme demontieren 

,  ≈ in mehrere Teile
machen und wegtranspor-
Er ist eine der populärsten Sehenswürdigkeiten in Deutsch- tieren
land: der Kölner Dom. Zum ersten Mal seit mehr als zehn der Gr¢nd, ¿e 
Jahren sind seine zwei Türme wieder komplett zu sehen. ,  Erklärung: Warum ist
Wegen Restaurierungsarbeiten hat am Nordturm der Kirche das so?
in einer Höhe von 105 Metern ein Aluminium-Gerüst ge- der Schaden, ¿ 
, hier: Stellen: Sie sind
hangen. Die Kölner Dombauhütte und andere Firmen haben
kaputtgegangen.
es in mehreren Phasen demontiert. Das Gerüst selbst war 30
der schwere St¢rm, die
Meter hoch. Grund für die Restaurierung waren Schäden nach schweren St•rme 
einem schweren Sturm im Jahr 1984. Die komplette Kirche im ,  besonders starker Wind
gotischen Stil kann man aber nicht sehen. Denn die rund 100
Angestellten der Dombauhütte restaurieren den Dom perma-
nent. Trotzdem ist wegen des aktuellen Blicks auf die Türme
jetzt die perfekte Zeit für einen Besuch in Köln.
Deutsch perfekt
¢mstellen auf  der G“ftnotruf, -e  3 FRAGEN
, hier: wechseln, sodass
man ab jetzt … hat
zur•ckstellen ¢m 
, hier: so ändern, dass die
Uhr … früher zeigt
der Physik-Nob¡lpreis-
träger, - 
,  Person: Sie hat den
Nobelpreis in Physik
bekommen.
(der Nob¡lpreis, -e  nen auch später kommen. Die meisten
,  Geld für die Besten in
Chemie, Literatur, Medizin
Physik und für den Frieden)
der Nachweis, -e 
, hier: Untersuchung:
Daran kann man erkennen,
dass etwas wahr ist.
WAS HEISST …
Zeitumstellung?
Eine Umstellung ist eine größere Ände-
rung. Davon gibt es viele. Eine Firma
stellt auf eine neue Software um. Nach
der Geburt findet eine hormonelle
Umstellung im Körper der Frau statt.
Und alle, wirklich alle in Europa haben
in der Nacht vom 30. auf den 31. Okto-
ber wieder eine Zeitumstellung: Dann
müssen sie ihre Uhren um eine Stunde
auf Winterzeit zurückstellen.
GESAGT
„Klimaände-
rungen waren
ein einfache-
res Problem,
das man lösen
konnte. Das
habe ich dann
gelöst.“
Klaus Hasselmann, Physik-Nobel­preis­
träger 2021, über seinen Nachweis von
1995: Wir Menschen ändern das Klima.
PANORAMA  9
,  medizinische Beratungs-
stelle: Dort ruft man im
Notfall an, wenn jemand „Angst um Kinder“
etwas Giftiges gegessen
oder getrunken hat.
Bei Unfällen mit giftigen
schl¢cken 
, hier: essen oder trinken
Substanzen kann man medi-
der/die Einjährige, -n  zinische Zentren anrufen. In
,  Person im Alter von Berlin helfen dann Menschen
einem Jahr
wie die Toxikologin Daniela
„blaufen 
,  ≈ passieren; stattfinden Acquarone.
leicht 
, hier: unkompliziert;
ohne Probleme Frau Acquarone, warum rufen
die Menschen bei Ihnen an?
der F„ll, ¿e 
, hier: ≈ Sache: Man muss Circa die Hälfe der Anrufe kommen
sie untersuchen. von Eltern, die andere Hälfte von
der [bfluss, ¿e  Ärzten. Eltern wählen den Giftnotruf
, hier: Loch: Dort läuft der Berliner Charité, weil ihre Kinder
schmutziges Wasser hinein.
Medikamente oder Haushaltspro-
aufbewahren 
dukte geschluckt haben. Manchmal
,  ≈ lagern
haben sie auch Pflanzen gegessen.
verschl¶ssen 
,  ≈ geschlossen Das passiert besonders oft bei Ein- bis
Zweijährigen. In diesem Alter sind
ætzend 
, von: ätzen ≈ durch Kinder extrem schnell und neugierig.
chemische Prozesse kaputt Wir bekommen jeden Tag zwischen
machen
100 und 150 Anrufe.
das/der Babypuder, -  Wie läuft die Beratung am Telefon ab?
,  ≈ trockene Substanz aus
sehr kleinen Teilen für die Die Menschen haben oft Angst um
Pflege vom Babypo ihre Kinder. Zuerst lassen wir sie
(der Babypo, -s  erzählen. Dann fragen wir nach dem
, m Körperteil: Darauf Alter und Gewicht des Kindes. Wir
sitzt ein Baby.)
brauchen genaue Informationen über
die Verg“ftung, -en  die giftige Substanz. Und wir müssen
,  das Kranksein, weil man
etwas Giftiges gegessen
oder getrunken hat
wissen, wann der Unfall passiert ist.
Elementar ist die Frage nach Sympto-
führen zu 
, hier: ≈ machen, dass
men. Wenn es keine gibt, macht das
optimistisch. Aber die Symptome kön-
es … gibt
Anrufe bei uns sind leichte Fälle. Dann
müssen die Kinder nicht ins Kranken-
haus. Die Situation ist anders, wenn sie
schlecht Luft bekommen, stark husten
oder sehr müde sind. Dann wählen die
Eltern besser zuerst den Notruf 112.
Welche Produkte sind besonders gefährlich?
Reinigungsmittel für den Abfluss oder
den Grill bewahren Eltern mit kleinen
Kindern am besten gut verschlossen
im Schrank auf. Die sind ätzend. Was
viele nicht wissen: Babypuder kann
zu schlimmen Vergiftungen führen.
Außerdem sind Medikamente wie
Antidepressiva und Opiate gefährlich.
10 PANORAMA Deutsch perfekt

LEICHT
die |nnenstadt,¿e 
, Stadtzentrum EINKAUFEN
aber eine Firma geworden – die
gehören zu  Neuer Name, Galeria Karstadt Kaufhof. Sie
,  ein Teil sein von

das Kaufhaus, ¿er 

neues Logo AUDIO ist nach der spanischen Kette
El Corte Inglés der zweitgrößte
,  großes Geschäft: Dort
kann man verschiedene Viele Dekaden lang haben zwei Kaufhauskonzern in Europa.
Dinge kaufen. Namen zu Deutschlands Innen- Viele Gebäude in den Innen-
die K¡tte, -n   städten gehört: Karstadt und Gale- städten haben ihre alten Namen
, hier: Firma: Sie hat viele ria Kaufhof. Kleidung, Elektronik, Karstadt und Galeria Kaufhof aber
Läden an verschiedenen
Lebensmittel und vieles mehr: behalten. Das wird jetzt anders:
Orten.
Lange haben Kundinnen und Ab Ende Oktober verschwinden
Medien zweitgrößte (-r/-s) 
,  so, dass nur eine (-r/-s)
Kunden in den zwei Kaufhäusern diese Namen. Denn die Firma will
Papier wird sehr größer ist sehr viele verschiedene Produkte moderner werden. Ihre Kaufhäu-
viel teurer AUDIO der Kaufhauskonzern, -e  bekommen. Wegen finanzieller ser bekommen ein neues Logo
,  Gruppe von Kaufhäusern Probleme ist aus den beiden 2019 und heißen nur noch Galeria.
Verlage haben ein das Gebäude, - 
,  großes Haus

Problem: Es gibt verschw“nden  

,  nicht mehr da sein
nicht genug Papier.
Und die Preise da-
für steigen extrem.
Zum Herstellen
des grafischen Pa-
Papier wird
piers braucht man sehr viel teurer

nämlich Altpapier. der Verlag, -e 

,  Firma: Sie macht

Davon gibt es seit Zeitschriften, Zeitungen

oder Bücher.

der Corona-Pande- steigen 

, hier: höher werden
mie aber viel we- das [ltpapier, -e 
,  recyceltes oder altes
niger. Ein Grund: Papier

Firmen drucken der Gr¢nd, ¿e  FLUGZEUGE

Fotos: irusm/iStock.com; Quang Ho/Shutterstock.com; picture alliance/Heritage Images

, hier: Erklärung: Warum

nicht mehr so viele ist das so?

Der letzte Luft-Gigant AUDIO

Anzeigen, Pros-
853 Passagiere kann der Airbus A 380 transpor-
pekte und Rech- tieren. Er ist der größte Passagier-Jet der Welt.
s“ch ver„bschieden v¶n 
, hier: nicht mehr bauen
Aber im November verabschiedet sich der
nungen wie früher. (bauen , hier: machen)
europäische Flugzeughersteller Airbus von sei-
die Fluggesellschaft, -en 
nem Giganten. Dann bekommt die arabische ,  ≈ Firma mit Flugzeugen
Fluggesellschaft Emirates in Hamburg-Finken-
die Maschine, -n 
werder die letzte bestellte Maschine. Der Jet ist , hier: Flugzeug
72 Meter lang und – mit seinen Flügeln – circa der Flügel, - , hier:
80 Meter breit. Für seine Größe haben viele Kon­struktion zum Fliegen
Flughäfen neue Terminals gebaut. Heute sind an der Seite vom Flugzeug

aber kleinere Maschinen viel populärer. 251 die Kabineneinrich­

tung, -en 
Den Text rechts Exemplare des A 380 hat Airbus seit dem Jahr
kostenlos hören! , hier: alle Dinge: Sie sind
2005 gebaut. In Hamburg-Finkenwerder haben innen in der Flugzeugkabi-
www.deutsch-perfekt.
com/audio-gratis sie ihre Kabineneinrichtung bekommen. ne, z. B. Sitzplätze.
Deutsch perfekt

BEETHOVENS ZEHNTE SINFONIE

Komponist
Computer
Der weltbekannte
w¡ltbekannt 
,  auf der ganzen Welt Komponist Ludwig
bekannt van Beethoven hat
das Musikstück, -e  viele populäre Mu-
, Komposition sikstücke geschrieben.
der Tod, -e  Nur eines ist bis zu sei-
,  Ende vom Leben nem Tod im Jahr 1827
die K•nstliche Intellig¡nz  nicht fertig geworden: sei-
,  Können von manchen
ne Zehnte Sinfonie. Jetzt hat
Computerprogrammen, die
Intelligenz von Menschen eine Künstliche Intelligenz
zu imitieren (KI) eine komplette Version
komponieren  der Sinfonie komponiert. Beetho-
, hier: ≈ Musik schreiben ven hat zu dem Stück viele Notizen
die Musikwissenschaftle- gemacht. Auf der Basis dieses Materials
rin, -nen 
hat ein Team von Programmierern, Musik-
,  Frau: Sie macht systema-
tische Untersuchungen zur wissenschaftlerinnen und Musikern mit einer
Theorie von Musik. KI eine neue Version komponiert. Das Projekt war wie
zur•ckspielen  ein Ping-Pong-Spiel: Die KI hat viele Daten bekommen, zum
, hier: ≈ zurückgeben Beispiel andere Stücke von Beethoven. Damit hat sie Vorschläge für die
weitergegangen  Zehnte Sinfonie gemacht. Die Expertinnen haben dann Varianten der KI selektiert Ein Computer
,  Part. II von: weiter- hat Beethovens
und zurück an das System gespielt. So ist es weitergegangen – bis die Sinfonie kom- Zehnte Sinfonie
gehen = hier: noch länger
so sein plett war. „Das Projekt ist eine Kollaboration zwischen Mensch und Maschine“, sagt komplettiert.
Matthias Röder. Er ist der Chef des KI-Teams. In Beethovens Geburtsstadt Bonn hat
das Beethoven Orchester das Stück jetzt zum ersten Mal gespielt.

NAVIGATOR Essig
Diesen Ort gibt es wirklich
allein schon wie 
, hier: m d ≈ Es ist
Das Wort  Möglich ist, dass der Name schon unangenehm, wie …
Nicht jeder mag Essig. Allein Essig von Asing o hova kommt ¢mweltfreundlich 
schon wie er riecht! Essig (Hof der Leute von Aso). Das ,  ökologisch gut

ist aber eine tolle Sache. Er
konserviert Lebensmittel
und schmeckt im Salat – zum
Beispiel Aceto Balsamico. Als
Putzmittel macht Essigessenz
das Badezimmer oder den
Wasserkocher günstig und
umweltfreundlich sauber.
Der Ort
In Nordrhein-Westfalen liegt
ein Ort, der so heißt: Essig.
germanisch-deutsche Aso der Hof, ¿e 
, hier: Ort; Areal; Haus
kommt von den Asen, Göttern
aus der nordischen Mytholo- der G¶tt, ¿er 
,  ≈ höchstes Sein in einer
gie. Später wird daraus Essighof Religion: Daran glauben
und irgendwann einfach Essig. z. B. Christen und Moslems.
Vielleicht aber kommt der “rgendw„nn 
Name auch vom keltischen , hier: später
Assiacum. Ass ist ein Wort für s¢mpfig 
sumpfiges, schmutziges Was- , hier: nicht ganz Wasser,
aber auch nicht hart
ser. Nicht mal 400 Einwohner
leben in dem kleinen Ort. Ihr n“cht mal 
, m hier: weniger als
Essig mögen sie ganz sicher.
12 PANORAMA Deutsch perfekt

START-UP

Passagiere hoch über der Straße

Die Idee Komfortable Das ist schon ziemlich App bestellen. Es gibt Kabinen mit Einzelsitzen und Marc Schindler kümmert
Gondeln transportieren sich mit der Ottobahn um
Passagiere und Lieferungen
schnell: Mit 6,5 Kilome- Kabinen für bis zu vier Personen. Fragen der Mobilität.
hoch über der Straße. tern pro Stunde fährt die „Die Menschen sollen den gleichen Komfort ha-
Warum braucht die Welt Gondel der Ottobahn ben wie im Auto. Aber sie müssen sich nicht auf den
das? Um Verkehrsproble-
me auf der ganzen Welt zu durch den großen Fir- Verkehr konzentrieren“, erklärt Schindler. Der 41-jäh-
lösen und eine nachhaltige menraum im Süden von rige Wirtschaftsingenieur trägt ein Hoodie mit sei-
Alternative zu haben.
Der schönste Moment? München. Bald soll es aber nem Firmen-Logo und orange-grüne Sneaker. Früher die G¶ndel, -n 
Als wir mit unserem ersten noch viel, viel schneller ge- hat er in der Autoindustrie gearbeitet. „Autos mag ich , hier: Kabine
Fahrwerk im Büro probe-
gefahren sind – mit einer
hen, sagt Marc Schindler, noch immer“, sagt er und streichelt über ein kleines nachhaltig 
Sprudelkiste als Sitz. Geschäftsführer der 2019 Fahrzeug in einem Ottobahn-Modell. , hier: so, dass etwas
gegründeten Firma. Der Welches Licht sie mögen oder wie die Tempera- keine negativen Effekte für
die Ökologie hat
Plan: Bis zu 250 Kilometer tur sein soll: Das sollen Passagiere individuell wäh-
das Fahrwerk, -e 
pro Stunde schnell soll sie fahren. len können. Es gibt einen großen Bildschirm. Darauf , hier: zentrales Element
Die Gondel in der Firma ist noch ein Prototyp. können Passagiere Filme schauen oder X-Box spie- in einem Transportmittel
Der erinnert an eine Seilbahn in den Bergen. Aber er len. Auch Musik gibt es, klar. 50 Cent rappt: „I’ll take probefahren 
funktioniert ganz anders: Die Kabinen fahren auto- you to the Candyshop“. ,  zum Test fahren
nom mit Strom und hängen an Schienen. Hoch über Zuerst aber geht es nach Ottobrunn bei München. die Sprudelkiste, -n 
der Straße sollen sie Passagiere transportieren. Auch Dort ist die erste Teststrecke geplant. Sie ist fast ei- ,  Ding aus Plastik zum
Transport von Mineralwas-
Cargo-Gondeln soll es geben. nen Kilometer lang und liegt zwischen dem kleinen serflaschen
Die Kabinen lassen sich individuell steuern. Einen Ort vor München und dem Südosten der Stadt. Spä-
¡s s¶ll … gehen 
Bahnhof brauchen sie nicht. Sie gehen nach unten, ter soll die Ottobahn auch Städte verbinden. Dann , hier: man plant, dass es
sodass Passagiere überall ein- oder aussteigen kön- brauchen Passagiere für die 600 Kilometer zwischen … gehen wird
nen. Das geht auf einem normalen Parkplatz. Fast so München und Berlin vielleicht nur noch zweieinhalb der Geschæftsführer, - 
wie ein Taxi sollen Passagiere die Gondel über eine Stunden. Das ist dann wirklich sehr schnell. , Manager

gr•nden 
, starten

die Seilbahn, -en 

,  Transportmittel: Damit
kann man auf einen Berg
fahren.
die Schiene, -n 
, Gleis

s“ch steuern l„ssen 

, hier: so sein, dass man
sie (z. B. mit einem Joystick)
kontrollieren kann
der/die 41-Jährige, -n 
,  Person im Alter von 41
Jahren
der W“rtschafts­ingenieur, -e 
,  Person: Sie hat interdis-
ziplinär Inhalte aus Kon­
struktion und Management
studiert.
streicheln über 
, hier: mit der Hand
vorsichtig gehen über
¡s geht nach … 
, hier: die nächste Station
ist …
Fotos: Ottobahn

die T¡ststrecke, -n 

,  ≈ Weg: Man hat ihn für
Experimente konstruiert.

Deutsch perfekt
Im Orbit
Mit Matthias Maurer
ist jetzt der vierte
deutsche Astronaut
auf der Internationalen
Raumstation. Eine
Fotos: pikepicture, andromina, Romolo Tavami, vovan/Shutterstock.com; Quellen: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Europäische Weltraumagentur, Statista, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Wikipedia
spezielle Branche
macht das möglich. Das
Phänomen in Zahlen.
LEICHT
1
Deutscher
war in der Historie der Raumfahrt
besonders wichtig:
Der Raketen-Pionier Wernher von Braun
machte 1969 die erste Landung auf dem
Mond möglich.
89
Prozent der Deutschen
haben laut einer interna­
tionalen Umfrage schon
einmal von der Europäi­
schen Weltraumagentur
(ESA) gehört. In keinem
anderen Land ist die Insti­
tution so bekannt.
6
DIE DEUTSCHSPRACHIGE WELT IN ZAHLEN  13
die Raumstation,
-en ,  Fluggerät im
Universum: Dort ar-
beiten Astronauten.
die Branche, -n
franz.  ,  Sektor in
der Wirtschaft
die Raumfahrt 
,  Kennenlernen vom
Universum mit speziellen
Fluggeräten
die Rakete, -n  
, hier: Fluggerät in Form
von einem Zylinder: Es
kann sehr weit (z. B. ins
Universum) fliegen.
die L„ndung, -en 
, hier: nach dem Fliegen
ankommen
der Mond, -e 
, hier: natürlicher Satellit:
Er fliegt im Kreis um unse-
ren Planeten und reflektiert
(nachts) Licht.
der [nteil, -e 
, hier: Teil (von)
die W¡ltraumagentur, -en 
,  ≈ Firmen und Ämter: Sie
kümmern sich zusam-
Monate men um Raumfahrt und
Universum.
lang soll Matthias Maurer auf der Internationalen
Raumstation (ISS) bleiben. Der Ingenieur hat ein laut einer }mfrage 
,  wie eine Umfrage zeigt
genau geplantes Programm – inklusive zwei
(die }mfrage, -n 
Stunden Sport pro Tag.
,  systematisches Fragen)
der F“lmregisseur, -e
franz.  ,  ≈ Chef bei einer
Filmproduktion: Er gibt
986 600 000 Schauspielern beim Film
Instruktionen.
(der Schauspieler, - 
Euro ,  Person: Sie spielt im Film
oder im Theater mit.)
(21 Prozent) ist der deutsche Anteil am Budget
2021 der Europäischen Weltraumagentur (ESA). der St¢mmfilm, -e 
,  Film: Man hört nicht,
Nur Frankreich bezahlt noch mehr für europäische was die Schauspieler sagen.
Raumfahrtaktivitäten (1,06 Milliarden Euro).
9600 10, 9, 8 …
Menschen – and Lift-off!
in Deutschland arbei­ Der Countdown vor
ten in der Raumfahrt­ dem Start einer Rakete war
industrie – zum Beispiel keine Idee der NASA. Die
im Raumflugkontrollzen­ Idee hatte nämlich der
trum in Darmstadt oder deutsche Filmregisseur Fritz Lang
im Astronautentrainings­ für seinen Stummfilm Frau im Mond.
zentrum in Köln. Der ist schon aus dem Jahr 1929.
14  DIE SPRACHE DER TIERE Deutsch perfekt

Elefanten machen
auch ganz hohe Laute,
hat die Bioakustikerin
Angela Stöger jetzt
festgestellt.

Fotos:uCaAr/iStock.com
Foto: xxxx
 Jetzt Sie lernen eine Fremd­
sprache. Gut so. Aber
warum tun Sie das

sag eigentlich? Wenn Ihnen

dazu noch ein paar
Argumente fehlen, finden

mal Sie bei Tieren Inspiration.

Bioakustiker haben jetzt
nämlich Überraschendes

was! festgestellt.
Von Urs Willmann MITTEL

W
er Fremdsprachen
spricht, hat höhere
Überlebenschancen.
Der Trauerdrongo
ist ein Genie darin,
die richtigen Worte von anderen zu fin­
den. Hat dieser Vogel Hunger, nutzt er
sein Talent, um fremdes Essen zu essen.
Er ruft wie ein Erdmännchen oder wie ein
anderer Vogel. Er imitiert genau die Rufe,
mit denen sich andere Tiere gegenseitig
vor Greifvögeln, Schakalen oder Hyänen
warnen. Wenn ein Tier so eine imitierte
Warnung hört, lässt es sein Essen fallen
und läuft schnell weg. Dann kommt der
Drongo und kann in Ruhe essen. Rund 50
fremde Idiome ist sein Repertoire groß.
Damit stiehlt der Vogel die Mahlzeit an­
derer Tiere. Durch seine Fremdsprachen­
kenntnisse hat er so viel Erfolg dabei wie
kaum ein anderer Kleptoparasit.

die Überlebenschance, -n  das Erdmännchen, - 

,  Chance, auch bei Gefahr ,  kleines Tier, das in gro-
am Leben zu bleiben ßen Gruppen im südlichen
Afrika lebt (s. Foto S. 17
(die Gefahr, -en 
oben)
,  gefährliche Situation)
der Greifvogel, ¿ 
der Trauerdrongo, -s 
,  ≈ Vogel mit besonders
,  kleiner, schwarzer Sing-
guten Augen
vogel, der in Afrika lebt
Fotos: xxxxxx

(s. Foto S. 18 unten rechts) w„rnen vor 

, hier: mitteilen, dass
n¢tzen 
Gefahr in der Nähe ist
,  ≈ benutzen
16  DIE SPRACHE DER TIERE
Wenn Tiere sprechen, laut nach Liebes­
partnern suchen oder sich mit Lauten ori­
entieren, dann hört eine Frau besonders
genau zu: Angela Stöger. Die 40-Jährige
von der Universität Wien ist Bioakustike­
rin. Ihre neueste Entdeckung publizierte
sie im August im Fachblatt Biology. Durch
systematische Spionage nach den Lauten
von Elefanten gelang es ihr, eine bis jetzt
unbekannte Art der Schallproduktion
festzustellen: ein extrem hochfrequen­
tes Quietschen, höher noch als das Quiet­
schen von Meerschweinchen.
Seit Jahren forscht
Stöger in europäischen
Zoos und in der afrika­ Elefanten
nischen Savanne. Jetzt
hat sie ein interessan­ unterhalten sich
tes Buch publiziert: Von
singenden Mäusen und
auf Wanderun-
quietschenden Elefanten. gen durch tiefe
Darin erzählt sie nicht
nur von ihrer Arbeit. Sie
Töne.
berichtet auch über die
verschiedenen Kommunikationsformen
von Tieren. Die meisten Säugetiere into­
nieren wie wir Menschen mit Stimmbän­
dern: Katzen miauen und Kühe muhen.
Anders die männliche Feldgrille: Sie geht
ganz leicht mit dem rechten über den lin­
ken Flügel, um Weibchen zu rufen oder
anderen männlichen Grillen zu zeigen,
wer das Alphatier ist.
Wie die Insekten haben auch Fische
keine Stimmbänder: In Südostasien
„knurrt“ der Zwerggurami durch eine
Kontraktion der Trommelmuskeln. Auf
diese Art macht die Schwimmblase Töne –
so ähnlich wie ein Pups. Vor Jahren be­
richteten schon kanadische und schot­
tische Forschende in den Proceedings of
the Royal Society B von „pupsenden“ He­
ringen im Pazifik: Bis zu acht Sekunden
lange Töne machen die Tiere mit ihrer
Schwimmblase. Das tun sie sehr virtuos
im Spektrum von drei Oktaven. Weniger
kommunikativ sind die Heringe in an­
deren Ozeanen. Der atlantische Hering
kann mit seiner Schwimmblase nur sehr
viel weniger virtuos spielen.
Akustische Doubles – ähnlich dem
stehlenden Trauerdrongo, aber mit an­
derem Motiv – sind auch Geparden, wie
Deutsch perfekt
der Elef„nt, -en  die Schw“mmblase, -n 
Stöger weiß. Sie können zwar auch wie ,  großes, graues Tier mit , hier: Organ, mit dem
Katzen miauen. Aber oft zwitschern sehr langer Nase, das in Fische stabil im Wasser
sie wie Vögel. Diese antworten ihnen Afrika und Asien lebt liegen können
(s. Foto S. 14)
dann oft wirklich. Die Geparden spre­ der Ton, ¿e 
das F„chblatt, ¿er  ,  ≈ Laut
chen diese Fremdsprachen, um sich zu
,  Zeitschrift für Experten
schützen. Um im Alltag vor den gefähr­ der Pups, -e 
in einem speziellen Sektor
, m Laut, den man
lichen Löwen so sicher wie möglich zu die Sch„llproduktion  macht, wenn man schlecht
sein, macht sich der Gepard akustisch ,  Produktion von physika- riechende Gase aus dem
uninteressant: Er unterhält sich mit lischen Lauten Körper drückt
anderen Geparden in Vogelsprache – hochfrequent  der Hering, -e 
,  in hohen Frequenzen ,  silberfarbener Mee-
sodass der gefährliche Löwe nicht
resfisch
merkt, dass ein Gepard in der Nähe ist. (die Frequ¡nz, -en 
,  Intervall im physikali- kommunikativ 
Am interessantesten fanden Rezipien­ schen Spektrum) ,  mit Freude an / einem
ten Stögers Arbeiten Talent für Kommunikation
quietschen 
über Elefanten. In Science ,  hohe Laute machen der Gepard, -en 
beschrieb sie, dass diese das Meerschweinchen, - 
,  wilde Katze, ähnlich dem
Leoparden, die in Afrika lebt
großen Tiere ihr Grol­
len so nutzen wie Men­
,  kleines (Haus-)Tier
f¶rschen 
(s. Foto unten links)
der Löwe, -n 
schen das Sprechen und
Singen. Auf Wanderun­
,  systematisch Wissen
sammeln
,  wilde, große, gelbbraune
Katze, die vor allem in
gen unterhalten sie sich v¶n 
, hier: über
Afrika lebt
durch tiefe Töne. Wie das das Gr¶llen 
funktioniert, fand Stöger das Säugetier, -e  ,  Lärm aus tiefen Lauten
,  Tier, dessen Baby bei der
so heraus: Sie gab mit ih­ herausfinden 
Mutter Milch trinkt
, hier: entdecken
rem Team befeuchtete Luft durch den das St“mmband, ¿er 
befeuchten 
präparierten Kehlkopf einer toten Ele­ ,  ≈ dünnes, elastisches
,  ein bisschen nass machen
fantenkuh. Danach analysierte sie elek­ Organ im Hals zur Produkti-
on von Lauten präparieren 
troglottografisch, was Mikrofone (und , hier: ein Präparat
Highspeed-Kameras) genauso zeigten: miauen 
machen
,  wie eine Katze „Miau!“
die Produktion der Laute im Kehlkopf. machen der Kehlkopf, ¿e 
Außerdem konnte Stöger zeigen, dass muhen 
,  Organ aus harten Teilen
im Hals, mit dem man Laute
die Trompetenlaute von jedem Elefant in­ ,  wie eine Kuh „Muh!“
macht
dividuell sind und die Tiere immer wieder machen
der Trompetenlaut, -e 
neue Laute machen. Das tun sie ungefähr die F¡ldgrille, -n 
,  Laut wie von einer
,  kleines, dickes, dunkles
so, wie wir Menschen kreativ Melodien Trompete
Insekt, das Laute machen
finden, zum Beispiel wenn uns langwei­ kann (s. Foto unten rechts) (die Trompete, -n 
lig ist. Und auch Elefanten tun das, wenn der Flügel, - 
,  Musikinstrument aus
Metall, in das man mit dem
sie gerade nichts zu tun haben, zum Bei­ ,  einer der beiden Körper-
Mund Luft stößt)
spiel beim Warten auf andere Elefanten. teile, mit denen Insekten
oder Vögel fliegen der R•ssel, - 
Sie bewegen den Rüssel zu einer Spirale, ,  sehr lange Nase bei
machen ihn klein und drücken Luft nach das Weibchen, - 
Elefanten, die damit auch
,  weibliches Exemplar
außen. Das Resultat: ganz verschiedene Dinge nehmen und untersu-
kn¢rren  chen können
Fotos: StuPorts, iStockphoto, Julian Parsons/iStock.com
Töne und Tonsequenzen, ganz wie Jazz­ , hier: tiefe Laute aus dem
dienen 
musiker in einer Jamsession. „Dies dient Mund drücken, z. B. wie ein
, hier: eine spezielle
nicht der Kommunikation, sondern viel­ aggressiver Hund
Funktion haben
mehr der Beschäftigung“, sagt Stöger. der Zw¡rggurami, -s 
vielmehr 
,  kleiner südostasiatischer
Irgendwann, so erzählt die Kogni­ ,  ≈ im Vergleich dazu mehr
Warmwasserfisch
tionsbiologin, hörte sie die seltsamen die Kognitions­
der Tr¶mmelmuskel, -n 
hochfrequenten Quietschlaute der Ele­ ,  Muskel bei Fischen zum
biologin,- nen 
,  Biologin, die zu kogniti-
fanten. Zwei wilde Exemplare in Botswa­ Herstellen von Lauten
ven Talenten forscht
na und die Elefantenkuh Sawu im Zoo (der M¢skel, -n , elasti-
Dresden machten sie. Unabhängig von­ scher Körperteil, um z. B.
einander haben drei Tiere den gleichen ein Organ zu bewegen)
 Deutsch perfekt DIE SPRACHE DER TIERE  17

Die Kommunikations­
formen von Erdmänn­
chen (oben), Feldgrille
(unten rechts) und
Gepard sind ziemlich
verschieden.
Fotos: xxxxxx
18  DIE SPRACHE DER TIERE
Mechanismus dafür entwickelt: Sie drü­
cken eine Nasenöffnung zusammen,
holen Luft durch die andere nach innen
und produzieren so Quietschlaute mit
Frequenzen von bis zu 1800 Hertz. Ein
tonnenschweres Tier kann so etwas? Das
überrascht. Kleinkinder erreichen nur 440
Hertz, Meerschweinchen 1500.
Für Stöger zeigt das Quietschen, dass
Elefanten aktiv versuchen, immer mehr
Laute zu lernen: „Sie nutzen andere
Strukturen als die Stimmbänder.“ Fre­
quenzen von mehr als 1000 Hertz können
die Kolosse aber mit ih­
ren zehn Zentimeter lan­
gen Stimmbändern gar In der Sprache
nicht produzieren (die
menschlichen Stimm­
der Tiere
bänder: zwei Zentime­ entdeckt Angela
ter). Deshalb benutzen
sie dafür ihr Superorg­ Stöger über-
an: 40 000 Muskeln ma­
chen den Rüssel extrem
raschend viel
effektiv. Zum Vergleich: Menschliches.
Der ganze menschliche
Körper hat nur 650 Muskeln.
Diese Filigranstruktur aus Muskeln
macht es auch Asiatischen Elefanten
möglich, Quietsch­laute zu produzieren.
Das tun sie aber anders und in anderen Si­
tuationen: Sie quietschen im Stress oder
um Aggression auszudrücken. Die gigan­
tischen Tiere summen mit ihren weichen
Rüsselenden so, wie es ein Trompeten­
spieler mit ganz feinen, leisen Tönen tut.
Katzen bewegen, wenn sie in niedrigen
Frequenzen schnurren, die Stimmbänder
nicht wie beim Miauen mit Luft. Sie tun
das durch Muskelkontraktionen. Das
erklärt, warum ihr kleiner „Motor“ beim
Aus- und beim Einatmen laufen kann.
Die Forschung wusste lange Zeit we­
nig über die extrem tiefen und lauten
Brunftlaute der Koalas. Experten aus
England fanden eine Erklärung. Auf der
Suche nach Sexualpartnern lassen Koalas
die Gaumensegelfalten vibrieren – so et­
was kann auch der Mensch. Oder anders
gesagt: Das Liebeslied der Koalas ist ein
intensives Schnarchen.
Lange interessierten sich nur wenige
Forscher für die Komplexität tierischer
Laute. Der Impuls, das zu ändern, kam in
Deutsch perfekt
entw“ckeln  der Tierflüsterer, - 
den 70er-Jahren auf Vinyl: Die Gesänge der , hier: neu machen; ≈ neu , m Person, die Tiere
Buckelwale. Später wurden Tierflüsterer haben besonders gut kennt und
immer populärer und erklärten den Me­ versteht
produzieren 
dien und ihrem Publikum die Kommu­ ,  machen; herstellen der Fötus, Föten 
,  eine von mehreren
nikation von Pferden. Und im Fernsehen s¢mmen 
Stufen des Embryos
zeigen Hundeversteher heute: Das will , hier: mit geschlossenem
Mund eine Melodie machen die Bespr¡chung, -en 
Ihr Hund Ihnen wirklich sagen. , von: besprechen = sich
ausatmen  
Neben dieser Popularisierung fanden unterhalten über
,  Luft abgeben
Zoologen immer mehr über verschiedene die Weißnasenmeer­
einatmen 
tierische Mittel zur Kommunikation he­ katze, -n 
,  Luft holen
,  Primat mit weißer Nase
raus. Sie entdeckten auch vorgeburtliche
der Br¢nftlaut, -e 
Gespräche: Mit „Umph, umph“-Lauten da g“bt’s n“cht so viel zu
,  Ruf bei der Suche nach
sagen 
haben Nilkrokodile schon als Föten mitei­ Sexualpartnern
, m bei denen gibt es
nander Kontakt. Sie un­ der W“ssenschaftler, -  nicht so viel zu besprechen
terhalten sich von Ei zu ,  Person, die ein Thema
Ei. So haben sie höhere
systematisch untersucht
h„lt 
, hier: m nämlich
Überlebens­c hancen.
Durch die pränatale Be­
die Gaumensegelfalte, -n 
,  weicher Teil an der
der Nasenbär, -en 
,  kleines Tier mit langer
runden Stelle oben innen
sprechung können Ge­ im Mund
Nase, ähnlich wie ein Rüssel
das Pl„ppermaul, ¿er 
schwister gleichzeitig
aus dem Ei kommen,
schn„rchen 
,  beim Schlafen Laute
, m d Person, die
gerne und viel redet
machen
und die Mutter kann sie
so besser schützen. der Ges„ng, ¿e 
Wie einfache Sprach­
, von: singen
der B¢ckelwal, -e 
formen zu einem gro­ ,  größtes Tier im Meer,
ßen Vorteil in der Evolution werden, das für seine Laute bekannt
zeigt vielleicht die Untersuchung der ist
Großen Weißnasenmeerkatzen. Für un­
terschiedliche Gefahren haben diese Tie­
re andere Töne im Repertoire. Ein hoher,
langer Schrei warnt vor dem Leoparden
am Boden. Ein tiefer, kurzer Ruf warnt
vor dem Greifvogel in der Luft.
Schottische Forschende konnten fest­
stellen, dass die Kombination aus beidem
etwas komplett anderes bedeutet. Sie ist
das Startsignal für eine Wanderung. In
diesem Upgrade der Laute sehen Zoolo­
gen eine wichtige Entwicklung: hin zu
komplexer Sprache.
In der Sprache der Tiere entdeckt Stö­ Der Trauerdrongo
ger überraschend viel Menschliches. imitiert die Laute
von anderen Tieren,
Manches ist nämlich ganz wie beim um ihr Essen zu
Klischee über Männer und Frauen: Die stehlen.
Weibchen sind aktiver in sozialen Grup­
pen integriert und haben im Alltag „na­
türlich mehr zu besprechen“. Anders die
Foto: Leopardinatree/iStock.com
Männchen: Sie sind weniger kommunika­
tiv, „da gibt’s dann halt nicht so viel zu sa­
gen“. Das hat die Kognitionsbiologin bei
den Nasenbären festgestellt. Und spezi­
ell bei den Elefanten: „Also die Weibchen,
das sind richtige Plappermäuler!“
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20 BLINDTEXT Deutsch perfekt

Kleine Gesten und

große Momente
Traditionen, Kult und Clans – und das im deutschen Parlament?
Ja! Für die vielen Neuen, die jetzt in Berlin beginnen, ist
von allem etwas dabei. Von Paul Starzmann MITTEL
 Deutsch perfekt
F
ür Neue ist am Anfang al-
les ziemlich viel. Wer zum
ersten Mal als gewähltes
Mitglied in den Bundes-
tag kommt, muss sich ori-
entieren – und das nicht
nur im sozialen Kontext, sondern auch
in den Räumen. In den langen Fluren der
Bundestagsgebäude, dem Labyrinth aus
Konferenzräumen, Büros und Sitzungs-
sälen finden manchmal auch Veteranen
nicht gleich den Weg. Circa 40 Hektar
sind es, fast so groß wie das Areal des
Münchener Oktoberfests. Die Gebäude
des Bundestags stehen alle rund um den
Ort, den viele als Parlament kennen – den
Berliner Reichstag. Mehr als 9000 Men-
schen kommen hier jeden Tag her. Es ist
eine eigene Welt, mitten zwischen den
vielen Häusern der Hauptstadt.
Wer hier dabei sein will, braucht ein
starkes Ego und Sitz-
fleisch. Um Erfolg zu
haben, müssen Ab-
geordnete aber noch
Wer im Parlament
viel mehr mitbringen. Erfolg haben will,
Sie brauchen eine Art
Spezialwissen, das in braucht eine Art
keinem Buch zu fin-
den ist. Einen Kurs für
Spezialwissen,
den Job gibt es nicht.
In der Geschäfts-
das in keinem
ordnung des Bun- Buch zu finden ist.
destages steht nur
das Formelle; wer im
Ältestenrat ist oder wie Abstimmungen
funktionieren. Wie man Mehrheiten und
Allianzen organisiert, also Politik macht
– die Regeln dafür stehen nirgends auf-
geschrieben.
Es sind die kulturellen Regeln des
Parlaments: Traditionen, kleine Gesten
und große Momente. Sie gehören zum
Alltag der Abgeordneten, schweißen sie
zusammen und formen eine gemeinsa-
Illustration: local_doctor/Shutterstock.co
me Identität. Ohne sie funktioniert der
Bundestag nicht.
Welche Regeln und Normen sind das?
Wie funktionieren sie? Wie kann man sie
lernen? Für Außenstehende bleibt das oft
geheim. Helfen kann da die Ethnologie,
die Wissenschaft der Kulturen der Welt:
eine kleine Ethnografie des Bundestags.
POLITIK  21
der B¢ndestag  das W„sserwerk, -e 
Die Premiere ,  deutsches Parlament ,  ≈ Fabrik, die Wasser in
Zentral im Leben der Parlamentarierin- der S“tzungssaal,
alle Häuser eines Ortes
transportiert
nen und Parlamentarier ist ein Ritual, das S“tzungssäle 
alle Abgeordneten einmal mitgemacht , hier: großer Raum für der Plenarsaal, Plenarsäle 
Meetings ,  sehr großer Raum, in
haben müssen – und das sie ihr Leben dem das Parlament ist
der Reichstag 
lang nicht vergessen: die erste Rede vor
,  hier: Gebäude in d“cht beiein„ndersitzen 
dem Plenum, die Jungfernrede. Berlin, in dem das deutsche ,  so sitzen, dass zwischen
Mehr als 400 Mal hat der Politiker Parlament ist den einzelnen Personen
sehr wenig Platz bleibt
Hans Michelbach von der Christlich-So- das S“tzfleisch 
zialen Union (CSU) in circa 30 Jahren vor , hier: Talent, lange sitzen der Zw“schenruf, -e 
zu können , hier: laute Aussage, die
dem Bundestag gesprochen. An seine ers- aus dem Publikum gerufen
der/die [bgeordnete, -n 
te Rede erinnert er sich noch sehr genau. wird
,  Mitglied im Parlament
Auch an das Thema: Steuerfreibeträge g„nz schön 
die Geschæftsordnung, -en 
fürs Kindergeld. Das war 1994 in Bonn. , hier: offizielles
, hier: m sehr
Der Bundestag war damals wegen Bauar- Dokument mit Regeln “ns Schw“mmen geraten 
beiten in einem alten Wasserwerk. „Der für das Funktionieren des , m unsicher werden,
Bundestags z. B weil man die Konzen­
Plenarsaal war eng, die Abgeordneten sa- tration verliert
ßen dicht beieinander, man hörte jeden der Æltestenrat 
,  Gruppe im Bundestag, bestehen 
Zwischenruf“, erzählt der 72-Jährige. „Ich die aus Mitgliedern mehre­ , hier: ≈ mit Erfolg
musste mich ganz schön konzentrieren, rer Fraktionen besteht und machen
den Bundespräsidenten
um nicht ins Schwimmen zu geraten.“ Er die Feuertaufe, -n 
unterstützt
bestand die parlamen- ,  erster Test, um zu zei­
(der B¢ndespräsident, -en  gen, dass man gut genug ist
tarische Feuertaufe: , hier: Präsident von
dazugehörig 
„Danach fühlte ich
mich dazugehörig.“
Deutschland)
die [bstimmung, -en 
,  so, dass man dazugehört
Es ist ein Initiati- , Votum
der Übergang, ¿e 
, hier: ≈ Wechsel
onsritual, wie man es gehören zu 
in jeder Kultur findet, ,  ein Teil sein von
erhaben 
,  feierlich; wie eine
ähnlich dem Jawort
bei der Hochzeit. „Der
zus„mmenschweißen 
,  machen, dass man eine
wichtige Erfahrung
erkæmpfen 
intensive Verbindung fühlt
Übergang wird sym-
bolisch markiert“, sagt
gemeinsam 
,  kämpfen, damit es … gibt
die Frauenrechte Pl. 
Mirco Göpfert, Ethno-
, hier: so, dass sie für alle
gleich ist
,  gleiche Chancen und
garantierte Möglichkeiten
logie-Professor an der der/die Außenstehen- für Frauen, wie sie Männer
Goethe-Universität de, -n  haben, z. B. Wählen,
, hier: Person, die nicht Ausbildung
in Frankfurt am Main. „Man ist nach dem
dazugehört; L Insider
Ritual eine andere Person als davor, mit ei- h“nfiebern auf 
die W“ssenschaft, -en  ,  intensiv und nervös
ner neuen moralischen Verantwortung.“ ,  spezieller Sektor (z. B. warten auf
Das merkte Josefine Ortleb schon, als Ethnologie), in dem viel
d¢rchgehen 
sie 2017 zum ersten Mal in den Plenar- Wissen gesammelt wird
, hier: konzentriert lesen
saal kam – in diesen sakralen Raum, fast die Rede, -n 
die Zw“schenfrage, -n 
,  Sprechen vor Publikum
20 Meter hoch, wie eine große Kirche. , hier: Frage aus dem
„Das war ein erhabener Moment. Ich der Steuerfreibetrag, ¿e  Publikum während einer
,  Teil des Gehalts, auf den Rede
musste daran denken, was hier schon man keine Steuer zahlen
alles erkämpft wurde“, sagt die Sozial- muss
demokratin. Ihre erste Rede hatte das das K“ndergeld 
Thema Frauenrechte zum Inhalt. „Auf ,  Geld, das eine Familie
den Tag fiebert man hin. Ich bin das Ma- pro Kind als Unterstützung
vom Staat erhält
nuskript bestimmt 100 Mal durchgegan-
gen“, erzählt sie.
Es ist Tradition, dass bei Jungfernre-
den keine Zwischenfragen gestellt wer-
den. Bis jetzt war es auch Tradition, dass
22 POLITIK
am Ende alle Fraktionen applaudieren.
Die rechtspopulistische Alternative für
Deutschland (AfD) ignoriert diese Regel
aber. So auch bei Ortlebs Jungfernrede.
Das hat ihr etwas von dem „Glück dieses
schönen Moments“ genommen, findet
Ortleb. Aber bestanden hat auch sie die
Prüfung: „Wenn du einmal vorne warst
am Rednerpult, dann bist du anerkannt.“
Der Kult
Dass die Abgeordneten Teil einer ganz
speziellen, historischen Gruppe sind,
zeigt auch der Kult um die Ahnen der
meisten Fraktionen. Wer zum Beispiel in
den Konferenzraum der Unionsparteien
will, muss zuerst durch einen circa acht
Deutsch perfekt
r¡chtspopulistisch  rausholen 
Meter langen Flur mit wenig Licht gehen: ,  extrem nationalistisch , hier: m als Beispiel
eine Ahnengalerie mit Fotos der früheren nennen
das Rednerpult, -e 
Fraktionsvorsitzenden. Helmut Kohl ist ,  hoher Tisch vorne vor die SPD 
zu sehen mit ernstem Gesicht, Volker dem Publikum ,  kurz für: Sozial­
demokratische Partei
Kauder, ganz vorne Konrad Adenauer, der „nerkannt 
Deutschlands
erste Bundeskanzler, mit einem Blick, der , hier: akzeptiert
das Ges¡tz, -e 
vielleicht mitteilen soll: Vergesst nicht, der Ahne, -n 
,  schriftliche Regel, die ein
, hier: bekannte Person
woher ihr kommt! Staat macht
aus der Parlamentsge­
Die Erinnerung an die Ahnen spielt schichte; auch: ≈ Verwand­ verl„ssen 
eine große Rolle im Parlament. „Bei te/-r von früher , hier: offiziell als Gesetz
bestätigt werden
wichtigen Ereignissen werden gerne der/die Fraktions­
die alten Geschichten rausgeholt“, sagt vorsitzende, -n 
, Fraktionschef/-in
Ortleb. Ein Name, den man in der SPD
oft hört, ist: Peter Struck. Der 2012 ge-
storbene Ex-Fraktionschef ist so etwas
wie die SPD-Ikone des Kompromisses.
„Kein Gesetz verlässt den Bundestag
Illsutration: local_doctor, Surricen/Shutterstock.co
Deutsch perfekt POLITIK  23

dienen  das M„chtwort, -e 

so, wie es hineingekommen ist.“ Das ist Landesgruppenchef ist wie ein „Patron“. , hier: zur Funktion haben ,  Entscheidung, an der
nicht nur eine einfache Aussage. In der Er hilft seinen Abgeordneten. Er hilft sich alle orientieren müssen,
die S¡lbstvergewisse­
SPD sagt man zu diesem Merksatz das bei Streit, wenn es sein muss mit einem weil sie von einer Person
rung, -en 
mit Autorität kommt
„Strucksche Gesetz“. Machtwort. Und er spricht vor Außen- , hier: Test, wie man
als Gruppe am besten die Gemeinschaft, -en 
Das soll Konsens in die Partei brin- stehenden für die Interessen der Gruppe. funktioniert , hier: Zusammensein in
gen. „Mythen und Legenden dienen der Der Clan gibt Sicherheit, ein Stück der Gruppe mit anderen
der Zus„mmenhalt 
Selbstvergewisserung und dem Zusam- Heimat im fremden Berlin. „Die Gemein- Menschen
, hier: Loyalität in einer
menhalt“, sagt der Ethnologe Göpfert. schaft in der Landesgruppe hat höchste schwierigen Situation höchste (-r/-s) 
, hier: wichtigste (-r/-s)
„Sie bieten Orientierung bei der Frage, wo Bedeutung, sie steht über allem“, sagt bieten 
man herkommt und wohin man will.“ Das CSU-Mann Michelbach. Für die saarlän- , hier: möglich machen die Strömung, -en 
, hier: Teil von einer
ist gut für die Stabilität in den Fraktionen. dische SPD-Abgeordnete Ortleb ist die der/die L“nke, -n 
Fraktion im Bundestag
Bei den Linken sind das die Mythen „Parlamentarische Linke“ – eine der drei , Kommunist/-in;
Sozialist/-in s“ch austauschen 
der Arbeiterbewegung. Die Liberalen „Strömungen“ ihrer Fraktion – die „wich- , hier: sich über Meinun­
die [rbeiterbewegung, -en 
haben ihre vier „Schattenjahre“, die tigste Gruppe“. „Hier bekommt man In- gen unterhalten
,  organisierte Gruppe der
Jahre außerhalb des formationen, tauscht Industriearbeiter w¡rben für 
Bundestags. Nach- sich aus, wirbt für ei- die Sch„ttenjahre Pl. 
,  Werbung machen für

dem ihre FDP 2013

aus dem Parlament
Stabilität im gene Anliegen.“
In den kleinen
,  besonders schwierige
Zeit
das [nliegen, - 
, hier: Ziel

flog, musste die Frak-
tion ihr komplettes
Inventar verkaufen.
Einen Käufer fand
auch eine Büste des
einzigen Bundesprä- Berliner Alltag zu
schnellen und Fraktionen, bei den die FDP 
,  kurz für: Freie Demo­
der Flügel, - 
, hier: Teil von einer
Grünen zum Beispiel,
manchmal spielen die Landes-
kratische Partei Fraktion im Bundestag
fliegen aus  der [rbeitskreis, -e 
chaotischen gruppen eine kleine
Rolle. Auch die Flügel
, hier: m ≈ nicht mehr
Teil sein von
,  Gruppe von Personen,
die sich um ein Thema oder
sind nicht so organi- der [nker, - 
Problem kümmert

sidenten, der aus der
FDP kam. Der Libera- finden, ist schwer.
le Marco Buschmann
wusste damals, er
wird die Skulptur zurückholen müssen.
Jetzt steht sie wieder im FDP-Fraktions-
saal – wie ein Anker, der die Liberalen im
Bundestag festhalten soll.
Die Clans
Stabilität im schnellen und manchmal
chaotischen Berliner Alltag zu finden,
ist schwer. Viele Abgeordnete sind viele
Hundert Kilometer entfernt von ihrer
Heimat, weit weg von der Parteibasis.
Wichtig in Berlin ist das eigene Büro. Zu
einem oder einer Abgeordneten gehört
oft eine ganze Sozialstruktur. Das Team
siert. Die Debatten
finden vor allem in
Arbeitskreisen statt.
Ihre Funktion ist die
gleiche wie bei den großen Clans von
Union und SPD: Hier wird den Debatten
vorher ihre Ordnung gegeben. Es wird
über Kompromisse nachgedacht, bevor
die Fraktionssitzung beginnt. So enden
die Diskussionen dort nicht in Chaos und
Eskalation.
Die Formen
Gibt es immer Streit, blockiert das die
politische Arbeit. Deshalb ist es in der
Parlamentskultur wichtig, konform zu
handeln. Aber das klappt nicht immer.
„Direkt gewählte Abgeordnete sehen
, hier: Sache, die Stabilität dir¡kt gewählt 
bringt; auch: schweres
Ding, das an einer Kette
,  so, dass man als Gewin­
ner/-in des eigenen Wahl­
vom Schiff auf den Boden kreises im Bundestag ist
gelassen wird, um dieses an
(der Wahlkreis, -e 
seinem Platz zu halten
,  ≈ Zone, in der man
f¡sthalten  eine Person direkt in ein
, hier: L gehen lassen Parlament wählt)
die L„ndesgruppe, -n  s“ch … verpfl“chtet sehen 
,  Gruppe aus Politikern ,  fühlen, dass man wegen
einer Fraktion, die alle mit … etwas tun muss
Mandaten aus demselben
best“mmte (-r/-s) 
Bundesland im Bundestag
sind
,  spezielle (-r/-s)
der Parlam¡ntsbetrieb, -e 
(das B¢ndesland, ¿er 
,  Teil von einer föderalisti­
,  Alltag/Funktionieren des
Parlaments
schen Republik)
die Zur•ckhaltung 
der Patron, -e 
, von: sich zurückhalten
, hier: Chef
= hier: sich nicht wichtig
machen; nicht vor Publikum
sprechen

hält wie eine Familie zusammen.
Um in der Fraktion nicht alleine zu
sein, suchen sich viele Abgeordnete Lan-
desgruppen und thematische Arbeits-
gruppen. Hier werden Loyalitäten getes-
tet und Konflikte gelöst.
Die Landesgruppen sind wie traditio-
nelle Clans auf Basis der Herkunft ihrer
Mitglieder aus den einzelnen Bundes-
ländern organisiert. Bei Union und SPD
zahlen die Mitglieder Gebühren, der
sich stark ihrem Wahlkreis verpflichtet,
Fachpolitiker*innen bestimmten Inhal-
ten“, sagt der Frankfurter Soziologie-Pro-
fessor Thomas Scheffer, Experte für den
Parlamentsbetrieb.
Parlamentarierinnen brauchen „Par-
ketttauglichkeit“ – eine höfliche, aber
auch selbstsichere Art, einen starken Cha-
rakter, Kontrolle über das eigene Image,
etwas Repräsentatives. Von neuen Parla-
mentariern wird aber auch Zurückhaltung
24 BLINDTEXT Deutsch perfekt

erwartet. Bei jeder Sitzung und zu jedem Wenn eine Abgeordnete wichtige Partei-

Illustration: local_doctor, ninamalin/Shutterstock.com; Quelle: Dies ist eine einfachere Version eines Texts aus dem Tagesspiegel.
die Büroleiterin, -nen  jeweilige (-r/-s) 
Thema sprechen dürfen nur die bekann- entscheidungen immer wieder ignoriert? ,  Chefin von allen ,  einzelne (-r/-s)
testen Politiker. Oder ein Kollege mit Skandalinterviews Assistenten
die M„chtstellung, -en 
Im Plenum sind manche Abgeordne- ohne Ende provoziert? der/die M“tarbeitende, -n  ,  Position in einer
te ähnlich wie deutsche Touristen am Dann müssen die Mitarbeitenden , Angestellte/-r Hierarchie
Strand: Sie legen frühmorgens ihre Ta- eine Lösung finden, erklärt Scheffer. Sie der Stab, ¿e  „bfärben auf 
sche auf einen Platz versuchen, eine Kom- , hier: Gruppe von , hier: einen Effekt auf die
Angestellten Reputation haben von
ganz vorne, um ihn munikation herzu-
zu reservieren. So
sind sie später in den
Die Büroleiterin stellen. „Das Büro mit
seinem Stab ist eine
die Verlængerung, -en 
, hier: alle Assistenten:
Sie handeln so, wie ein/-e
Bildern der Nachrich- eines wichtigen Art Verlängerung der Chef/-in selbst handeln
würde.
tensendungen zu se- Abgeordneten“, sagt
hen. Wenn Neue so Politikers hat der Professor. „Deren
etwas machen, wer-
den sie dafür oft von
Autorität. Wer das jeweilige Machtstel-
lung färbt auf die Mit-
Älteren kritisiert. nicht versteht, ris- arbeitenden ab.“
Diese Signale und Die Büroleiterin
Codes müssen Ab- kiert den Frieden. eines wichtigen Po-
geordnete verste- litikers hat Autorität.
hen lernen. Wer das Wer das nicht ver-
„kulturelle Kapital“ nicht hat, wie es der steht, riskiert den Frieden – und hört
französische Soziologe Pierre Bour­dieu vielleicht bald direkt vom Landesgrup-
nannte, kann politisch nicht wichtig wer- penchef. Ist es dann nicht besser, kann
den. Aber was passiert, wenn jemand zwar man die Position in seiner Arbeitsgruppe
eine Position in dieser Institution hat, verlieren, oder – als letzte Option – den
aber trotzdem gegen jede Regel handelt? Status als Mitglied der Fraktion. Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 37.
 Deutsch perfekt
Su-Ann Bürschen
Heimat: Südafrika
Alter: 39
Beruf: Landschaftsarchitektin
Start: Oktober 2018
Hobbys: Gartenarbeit
Bremen
Dort wohnen: 567 559 Menschen
Interessant ist: Bremen ist eine
der fahrradfreundlichsten Städte
in Deutschland. Es gibt sehr schö-
ne Fahrradwege. Man kann zum
Beispiel an Flüssen wie der Weser,
der Ochtum, der Wümme oder der
Lesum entlangfahren. Man kann
hier tagelang Fahrrad fahren.
Mein Tipp
Fahren Sie an die Nordseeküste!
Es gibt viele schöne Hafenstädte
und tolle Natur. Bremerhaven ist
auch sehr interessant, mit schönen
Museen. An der Nordsee kann
man schön Urlaub machen.
Fotos: privat; canadastock/Shutterstock.com
  25
MEIN ERSTES JAHR
„Ich fühle mich frei und sicher“
Kalte Winter und Probleme mit dem Du und dem Sie –
das war für Su-Ann Bürschen neu. Ein Luxus war es auch:
abends ohne Angst nach draußen zu gehen. LEICHT AUDIO
M
ein Mann ist Deutscher. Ich habe ihn in
die L„ndschaftsarchitek­ die N„cktschnecke, -n 
Südafrika kennengelernt. Nach zehn tin, -nen  ,  kleines, meistens brau-
gemeinsamen Jahren dort hat er einen ,  ≈ Architektin für draußen nes, sehr langsames Tier
Job in Deutschland bekommen. Und gemeinsam  einsammeln 
wir haben gesagt: Wir ziehen um! , hier: so, dass sie in der , hier: von verschiedenen
Zeit zusammen waren Stellen sammeln
Ich konnte kaum Deutsch. Mit der Familie und
den Freunden von meinem Mann habe ich mich siezen  eklig 
,  Sie sagen , hier: so, dass einem
manchmal unterhalten. Das war aber sehr informell. schlecht wird, wenn man
das Vorstellungs­
Auch das Siezen habe ich nicht gekannt. Ich habe im- daran denkt
gespräch, -e 
mer nur Du gesagt. Kurz vor meinem ersten Vorstel- ,  persönliches Gespräch Dafür … 
lungsgespräch in Deutschland hat mir mein Mann bei einer Firma: Dort möch- , hier: ≈ Als Kompensa-
te man gern arbeiten. tion …
plötzlich gesagt, dass ich das Sie benutzen muss. Ich
habe nur gedacht: Was ist das denn? Das war mir to- ¢nangenehm  einfach 
, hier: d komisch , hier: Das ist so. Nur so
tal neu und auch ein bisschen unangenehm. kann man es erklären.
der }mzug, ¿e 
Vor dem Umzug hat mir mein Mann ein paar
, von: umziehen unglaublich 
Sachen über Deutschland gesagt: Das Land ist sehr ,  kaum zu glauben
schwierig 
schön, man fühlt sich hier sicher. Wenn man die Po- , L einfach
lizei ruft, dann kommt sie auch. Aber das Essen und Bremen
der Grünkohl, -e 
das Wetter sind sehr schlecht. Und das Wetter ist , Wintergemüse fahrradfreundlich 
auch wirklich schlecht. Speziell der erste Winter war die P“nkel, -n 
,  gut zum Fahrradfahren
für mich sehr kalt und sehr schwierig. ,  fette Wurst aus Schwei- entl„ngfahren „n 
nefleisch ,  ≈ an der Seite fahren von
Das mit dem Essen stimmt aber nicht. Natür-
lich kann ich kein südafrikanisches Obst kaufen der Schrebergarten, ¿  tagelang 
,  kleiner Garten in einem ,  für die Zeit von mehreren
und denken: Das schmeckt wie in Südafrika. Aber
Verein: Personen aus dem Tagen
wenn man regionale Produkte kauft, schmecken sie Verein können einen Garten
sehr gut. Ich habe auch ein neues Lieblingsgericht: mieten.
Mein Tipp
Grünkohl mit Pinkel. „nbauen 
die N¶rdseeküste 
Wir haben jetzt einen Schrebergarten in Bremen , hier: sich um Obst und
,  (Stück) Land, direkt an
Gemüse kümmern und die
und bauen selbst Gemüse und Obst an. Das macht Früchte sammeln
der Nordsee
mir Spaß. Aber ich habe auch ein neues Problem ken-
nengelernt: Nacktschnecken. In Südafrika gibt es die-
se Tiere nicht. Wenn es geregnet hat, muss ich zum
Garten fahren und die Nacktschnecken einsammeln.
Das ist eklig und gefällt mir nicht.
Dafür liebe ich aber, wie frei und sicher ich mich
in Deutschland fühle. Am Anfang hatte ich Angst,
nachts allein nach draußen zu gehen. Als Frau
macht man das in Südafrika nicht. Heute könnte
ich nicht mehr so leben. Man hat hier einfach so viel
Sicherheit und muss keine Angst haben, wenn man
abends Fahrrad fährt, einkaufen oder mit den Kin- Diesen Text hier
kostenlos hören! Eine Übung zu diesem
dern auf die Straße geht – das ist unglaublich und www.deutsch-perfekt. Text finden Sie auf
sehr, sehr schön. Aufgeschrieben von Guillaume Horst com/audio-gratis Seite 37.
26 DEBATTE Deutsch perfekt

Soll Cannabis
legalisiert werden?
Cannabis ist in Deutschland illegal. Trotzdem haben es mehr als ein Viertel der
Deutschen zwischen 15 und 64 Jahren schon genommen. Soll das kriminell
bleiben? Oder kann ein kontrollierter, legaler Verkauf die Menschen schützen?
SCHWER
 Deutsch perfekt
Ja „Auf dem illegalen Markt
gibt es keine Regeln.“
Die kontrollierte Abgabe von Cannabis
brauchen wir schon lange. Wir von Bünd-
nis 90/Die Grünen haben dafür den Ent-
wurf eines Cannabiskontroll-Gesetzes in
den Bundestag eingebracht. Wir fordern:
Fachgeschäfte sollen Cannabis legal
verkaufen dürfen. Dabei sollen genaue
Regeln gelten, um Kinder, Jugendliche
und die Gesundheit zu schützen. Jugend-
schutz ist sehr wichtig.
Das Verbot von Cannabis ist geschei-
tert. Sein Resultat ist, dass Millionen
Konsumierende zu Kriminellen gemacht
werden – obwohl Polizei und Justiz wirk-
lich wichtigere Aufgaben haben, als diese
Menschen zu verfolgen.
Es ist einfach, auf der Straße Cannabis
zu bekommen. Doch auf dem illegalen
Markt gibt es keine Regeln. Dealer fragen
nicht nach dem Ausweis. Das Can­nabis
ist außerdem oft nicht rein. Es kann ge-
fährliche Substanzen wie Blei oder syn-
thetische Cannabinoide enthalten. In
der Konsequenz steigt das Risiko für die
Gesundheit der Konsumierenden.
Der kontrollierte Anbau von Canna-
bis soll legal werden. Genauso der Han-
del mit Cannabis. Ein gutes Beispiel für
Deutschland ist Kanada. Dort gibt es
Cannabisgeschäfte, in die nur Erwachse-
ne gehen dürfen. Die Produkte müssen
genau deklariert werden. So bekommen
die Kundinnen und Kunden Informati-
onen über die enthaltenen Substanzen
und ihre Wirkung. Außerdem nimmt der
Fotos: Rainer Raschewski; Thomas Truschel; Marty O Neill/Unsplash.com
Staat dann Steuern ein – und Kriminelle
machen keine Profite mehr.
Viele jungen Leute verstehen nicht,
warum Alkohol und Cannabis so un-
terschiedlich behandelt werden. Ein er-
wachsener Mensch kann selbstständig
entscheiden, ob er ein Bier trinken oder
einen Haschischcookie essen möchte. Die
Entscheidung sollte legal möglich sein.
Kirsten Kappert-Gonther ist Ärztin
und Expertin für Drogenpolitik
bei Bündnis 90/Die Grünen.
DEBATTE  27
Nein „Wir müssen vor Cannabis
warnen und schützen.“
Cannabis kann der Anfang des gesund-
die [bgabe  der [bsturz, ¿e 
, von: abgeben = hier: heitlichen und sozialen Absturzes sein. , von: abstürzen = nach
offiziell verkaufen Wenn wir Cannabis legalisieren, ignorie- unten fallen; hier: große
ren wir die gefährlichen Konsequenzen Probleme bekommen
das B•ndnis, -se 
, hier: Koalition des Konsums. So können wir die Men- der Konsum 
, von: konsumieren
der Entw¢rf, ¿e  schen nicht davor warnen und schützen.
,  Plan/Vorschlag für ein Denn wenn wir das erreichen wollen, verf¶lgen 
Gesetz , hier: einen juristischen
müssen wir die Gefahren der Droge deut- Prozess anfangen gegen
“n den B¢ndestag
lich machen.
einbringen  tr¡ffen 
,  im deutschen Parlament Eine aktuelle Untersuchung des Na- , hier: machen
als Gesetz zur Diskussion tional Institute on Drug Abuse zeigt: die CDU 
vorschlagen
Nach der Legalisierung von Cannabis ,  kurz für: Christlich
das F„chgeschäft, -e  in 16 US-Bundesstaaten ist die Zahl der Demokratische Union
,  Geschäft, das auf den
Verkauf bestimmter Waren erwachsenen Konsumierenden stark ge- das L„ndesparlament, -e 
, hier: Parlament des
spezialisiert ist stiegen – von 22,6 Millionen im Jahr 2008
Bundeslandes Berlin
scheitern  auf 45 Millionen im Jahr 2019. Das sind
,  keinen Erfolg haben/ doppelt so viele. Ebenfalls viel höher ist
bringen
die Zahl der Menschen, die Cannabis fast
der/die Konsumierende, -n  täglich konsumieren: Aus 3,6 Millionen
, hier: Person, die Canna­
bis konsumiert sind 9,8 Millionen geworden.
Gleichzeitig zu diesem Trend hat sich
(konsumieren 
, hier: eine Droge über die die Zahl der Erwachsenen mit einer De-
Nase, den Mund oder das pression von 14,5 Millionen auf 19,4 Mil-
Blut in den Körper bringen)
lionen erhöht. Außerdem ist die Zahl der
verf¶lgen  Erwachsenen mit Suizidgedanken von
, hier: versuchen zu
fangen 3,6 Millionen auf 9,8 Millionen gestiegen.
Die Untersuchung zeigt also, dass es
der Dealer, - engl. 
, Drogenhändler einen Zusammenhang zwischen steigen-
das Blei  dem Cannabis-Konsum und einer stei-
,  sehr schweres, ziemlich genden Zahl von Menschen mit Depres-
weiches, graues Metall; sionen und Suizidgedanken gibt. Dieses
chemisches Element Pb
Ergebnis widerspricht klar der bekannten
der [nbau 
Behauptung, dass eine Legalisierung der
, von: anbauen = hier:
sich um die Cannabispflan­ Droge nicht zu mehr Konsum und zu
zen kümmern, ihre Blüten mehr gesundheitlichen Gefahren führt.
sammeln und daraus Can­
nabisprodukte machen
Daher unterstütze ich drei Aktionen:
Erstens müssen wir die Menschen effek-
einnehmen 
, verdienen tiv vor Cannabis warnen und schützen.
Zweitens müssen wir die Dealer juris-
tisch verfolgen, die ohne Rücksicht Pro-
fit machen wollen. Und drittens müssen
wir den Menschen helfen, die eine falsche
Entscheidung getroffen haben. Dafür ha-
ben sie mit ihrer Gesundheit bezahlt.
Burkard Dregger ist Chef
der CDU-Fraktion im Berliner
Landesparlament.
28 BLINDTEXT
WIE DEUTSCHLAND FUNKTIONIERT
Der Weg zur neuen Regierung
Wer wird Deutschland in den nächsten vier Jahren regieren? Am 26. September haben
die Menschen gewählt – seit Wochen suchen die Parteien eine Antwort auf diese Frage. LEICHT
A
m Abend der Bundes-
tagswahl gibt es bei den
Kandidatinnen und Kan-
didaten nicht so viel Kon-
sens. Über eines streiten
die Parteien vor den Fernsehkameras am
26. September aber nicht: Weihnachten.
Bis zu diesem Termin soll Deutschland
eine neue Regierung bekommen.
Ein ambitionierter Plan – das zeigen
schon die Interpretationen des Wahlre-
sultats. Die Sozialdemokratische Partei
Deutschlands (SPD) mit Olaf Scholz hat
die Wahl gewonnen, mit 25,7 Prozent der
Wählerstimmen. Aber Armin Laschet von
der Christlich Demokratischen Union
(CDU) sieht das nicht nur an diesem
Abend anders. Er will trotzdem Bundes-
kanzler werden. Auch wenn seine Partei
nur 24,1 Prozent bekommen hat.
Viel mehr ist kurz nach der Wahl aber
nicht klar. Denn dann nach dem Wahl-
kampf kommt die nächste große Aufga-
be für die Parteien: Sie müssen eine neue
Regierung bilden.
Im Grundgesetz stehen die Regeln: Die
Regierung sind der Bundeskanzler oder
die Bundeskanzlerin und die Minister.
Die Deutschen wählen sie nicht direkt.
Auch die Abgeordneten im Bundestag
können einen Kanzler nicht einfach so
wählen. Sie müssen auf Bundespräsident
Deutsch perfekt
die B¢ndestagswahl, -en  b“lden 
,  Wählen vom Bundestag , hier: ≈ machen
(der B¢ndestag  das Gr¢ndgesetz, -e 
,  deutsches Parlament) ,  Text als Basis für die Nor-
men in Deutschland
s¶ll … bek¶mmen , hier:
man plant, dass … bekommt die Regel, -n 
, hier: Norm über den
die Wählerstimme, -n 
regulären Weg zu einer
, hier: Ja für einen Kandi-
neuen Regierung
daten oder eine Partei
der/die [bgeordnete, -n 
„nders sehen , hier: eine
, hier: Person: Man hat sie
andere Meinung haben zu
in den Bundestag gewählt.
der B¢ndeskanzler, - 
einfach so 
, Regierungschef
, hier: ohne Probleme
der Wahlkampf, ¿e 
,  ≈ Streit mit Kampagnen
der B¢ndespräsident, -en 
, hier: Präsident von
vor einer Wahl: Alle Parteien
Deutschland
wollen Wählerstimmen.
 Deutsch perfekt
Frank-Walter Steinmeier warten. Er
schlägt eine Person vor. Erst danach kann
das Parlament die Regierungschefin wäh-
len – oder auch nicht.
Steinmeiers Vorschlag ist eine formale
Aufgabe. Der Bundespräsident soll dabei
auch nicht kreativ sein. Im Gegenteil: Sein
Kandidat soll die Wahl gewinnen.
Am einfachsten ist diese Prognose
bei der absoluten Mehrheit einer Partei
im Bundestag. Dann kann der Präsident
die Kanzlerkandidatin dieser Partei als
Regierungschefin vorschlagen. Und die-
se Person wird die Wahl ziemlich sicher
gewinnen. Aber Deutschland ist nicht
die USA. In Deutschland orientiert sich
die Zahl der Sitze einer jeden Partei am
Prozentanteil der Wählerstimmen, die sie
bekommen hat. Absolute Mehrheiten hat
es seit der ersten Bundestagswahl im Jahr
1949 nur einmal gegeben:
im Jahr 1957.
Utopisch sind nicht nur 171 Tage
absolute Mehrheiten. Auch musste das
die Zeit der komfortablen,
stabilen Mehrheiten von
Land 2017/2018
CDU/CSU oder SPD ist auf eine neue
seit Jahren vorbei. Die Re- Regierung
sultate der aktuellen Wahl
zeigen das sehr deutlich.
warten.
Für eine Mehrheit im Bun-
destag müssen entweder CDU/CSU und
SPD miteinander regieren. Diese Variante
heißt immer noch Große Koalition – auch
wenn ihre Mehrheit nicht mehr groß ist.
Die Alternative dazu ist jetzt eine Koali-
tion von mehr als zwei Fraktionen. Das
ist auf Bundesebene neu in Deutschland.
Über die möglichen Kombinationen
sprechen die Deutschen meistens in den
Farben der Parteien. So symbolisiert Rot
die SPD, Schwarz die CDU/CSU, Grün
Bündnis90/Die Grünen und Gelb die
Freie Demokratische Partei (FDP). Nach
der Wahl mögliche Optionen sind eine
sogenannte Ampelkoalition, also Rot-
Fotos: StockStyle/Shutterstock.com
Gelb-Grün. Oder eine Jamaika-Koalition
mit Schwarz-Gelb-Grün.
Wenig populär ist eine Große Koaliti-
on. Angela Merkel hat zwar in den letzten
Jahren bis zur Wahl mit so einem Bünd-
nis regiert. Glücklich waren die Parteien
damit aber nicht.
WIE DEUTSCHLAND FUNKTIONIERT  29
die Mehrheit, -en  mitein„nder 
Welche Farbkombination soll es dieses , hier: größerer Teil im ,  ≈ zusammen
Mal also werden? In ersten Sondierungs- Parlament
¡s sch„ffen 
gesprächen haben die Parteien gleich der S“tz, -e  , hier: einen Konsens
nach der Wahl nach einer Antwort ge- , hier: Position als Abge- erreichen
ordnete(r) im Parlament
sucht. Gibt es genug Potenzial für Kon- favorisierten 
sens? Bei Redaktionsschluss waren SPD, der Proz¡ntanteil, -e  , Prät. von: favorisieren =
, hier: Teil von allen hier: lieber mögen als
Grüne und FDP optimistisch, es mitei- Stimmen in Prozent etwas anderes
nander zu schaffen. Da favorisierten sie
die CSU  verh„ndeln 
eine Ampelkoalition. ,  kurz für: Christlich-Sozi- , hier: in Sondierungsge-
Aber bis zu einer neuen Regierung ale Union sprächen diskutieren
ist es noch weit. Ein bekanntes Beispiel ¡ntweder … (oder …)  die Maßnahme, -n 
für mögliche Probleme sind die Jamai- , hier: eine Möglichkeit ,  Aktion, um etwas zu
ist … (die andere ist …) erreichen
ka-Sondierungsgespräche nach der Wahl
auf B¢ndesebene  das Ziel, -e 
vor vier Jahren. Zuerst haben CDU/CSU,
, hier: im Kontext von ,  Sache: Man möchte sie
FDP und Die Grünen mehrere Wochen Bundestagswahlen erreichen.
lang intensiv miteinander gesprochen. sogenannt  f“nden 
Aber genau acht Wochen nach der Wahl ,  ≈ wie man sagt , hier: erreichen
hat FDP-Chef Christian Lindner alle Ja- zwar …, aber …  entscheiden 
maika-Fantasien gestoppt: „Es ist besser, ,  es ist so, dass …, aber … , hier: wählen
nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“ das B•ndnis, -se  übernehmen 
Danach wurde es wieder , hier: Koalition , hier: entscheiden,
eine spezielle Aufgabe zu
eine Große Koalition. Mer- das Sondierungs-
machen
kels letztes Kabinett hat am gespräch, -e 
,  ≈ Treffen: Verschiedene das K„nzleramt, ¿er 
14. März 2018 mit seiner Ar- Parteien sprechen über die , hier: Position als Kanzler
beit begonnen – 171 Tage Möglichkeit, eine Koalition
nach der Wahl, ein Rekord.
zu bilden.
ben¡nnen 
, hier: offiziell sagen, dass
2021 soll alles ganz an- bei Redaktionsschluss  jemand Minister ist
, hier: als dieses Heft
ders werden. So hat es fertig war
schon gleich nach der Wahl
begonnen. Früher hat näm-
lich immer die größte Partei
zuerst die kleineren eingeladen. Dieses
Mal haben Grüne und Liberale zuerst
miteinander gesprochen, also die klei-
nen Parteien. Dann erst haben sie mit den
Großen gesprochen – mit beiden.
Nach der Sondierung verhandeln die
Parteien über einen Koalitionsvertrag mit
konkreten Maßnahmen und Zielen. Sie
finden einen Konsens, wer Regierungs-
chef werden soll. Außerdem entscheiden
sie, welche Politikerinnen welche Minis-
terien übernehmen.
Bis heute haben die Bundespräsiden-
ten immer erst nach diesen Verhandlun-
gen jemanden fürs Kanzleramt vorge-
schlagen. Dann gewinnt wahrscheinlich
Scholz (oder am Ende doch Laschet?) die
Wahl im Bundestag. Steinmeier hat da-
nach noch eine Aufgabe: Er benennt offi-
ziell die Minister. Dann hat Deutschland
eine neue Regierung. Und das hoffentlich
noch vor Weihnachten. Eva Pfeiffer
 das raumübergreifende Großgr ün ,  Ba um
das P¶stwertzeichen,- ,  Brie fm a rke

die Eheschließung , -en , Heirat

Das geht einfacher

Wer in Deutschland lebt, hat früher oder später mit der Sprache der Bürokratie zu tun. Meistens
sind die Formulierungen in offiziellen Dokumenten ziemlich kompliziert – auch für Deutsche.
Warum ist das so? Und welche Techniken helfen, sie besser zu verstehen?
Von Eva Pfeiffer
MITTEL
 Deutsch perfekt
V
iel zu lange Sätze, Fremd-
und Fachwörter ohne
Erklärung: So fassen For-
scher und Forscherinnen
der Universität Hohen-
heim in Stuttgart die Corona-Kommuni-
kation der deutschen Regierung zusam-
men. Mehr als 1300 Pressemitteilungen
zur Pandemie haben die Kommunikati-
onswissenschaftler analysiert. Das Resul-
tat der Untersuchung: Es ist für die Bür-
gerinnen im Land ziemlich schwierig, die
wichtigen Informationen zu verstehen –
auch für Deutsche.
Die Forscher kritisieren an der Kom-
munikation speziell die komplizierten
Sätze mit bis zu 50 Wörtern. Auch die
Wörter selbst sind manchmal viel zu lang,
zum Beispiel Wortmonster wie das Ge-
sundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz.
In Deutschland lebende Ausländerinnen
kennen dieses Problem besonders gut.
Fast alle können von unverständlichen
Behördenbriefen berichten.
Das kann auch der Brite Ian McMaster,
der inzwischen außerdem einen deut-
schen Pass hat. Als der 62-Jährige vor rund
30 Jahren nach München kam, wollte das
Standesamt für seine Heirat eine Eheunbe-
denklichkeitsbescheinigung. Mit dem Doku-
ment beweist man, dass es keine rechtli-
chen Gründe gegen die Ehe gibt. „Das ist
kein Wort – das ist eine Kurzgeschichte“,
sagt McMaster und lacht.
Aber nicht immer kann man solche Si-
tuationen mit Humor sehen. Und vor al-
lem: Was hilft, um diese spezielle Sprache
zu verstehen? McMaster hat in seinen
ersten Jahren im Land deutsche Freun-
de gefragt. Und gelernt, dass auch sie das
Amtsdeutsch nicht immer verstehen.
„Manchmal musste ich mehrere Leute
fragen“, erzählt er.
Fotos: Stokkete, NikhomTreeVector//Shutterstock.com
Bei Verständnisproblemen und Unsi-
cherheiten hat der Zuwanderer gute Er-
fahrungen gemacht, wenn er den direkten
Kontakt zu den Ämtern suchte. „Ich rufe
die Sachbearbeiterin oder den Sachbe-
arbeiter an und fasse den Inhalt des Be-
hördenbriefs in meinen eigenen Worten
zusammen“, sagt McMaster. Wenn er et-
was falsch verstanden hat, korrigiert ihn
dann der Sachbearbeiter. „Das hilft mir
SPRACHFEATURE  31
das F„chwort, ¿er  beweisen 
sehr. Aber für so einen Anruf braucht man ,  Wort, das Experten , hier: zeigen
schon ganz gute Deutschkenntnisse.“ benutzen
r¡chtlich 
Auch Katty Cavassa hat der direkte der F¶rscher, -  , von: Recht = Regeln
Kontakt zu der Sachbearbeiterin gehol- ,  Person, die für mehr eines Staates; Gesetze
Wissen arbeitet und syste-
fen. Als sie vor elf Jahren aus Peru nach s¶lche (-r/-s) 
matische Untersuchungen
Deutschland kam, ließ sie sich von ihrem ,  ≈ von der genannten Art;
macht
≈ wie diese
Mann scheiden. Das bedeutet: sehr viel der Kommunikations­
das Verstændnisproblem, -e 
Bürokratie. Und Cavassa kannte in ihrer wissenschaftler, - 
, hier: Problem, einen
neuen Heimat niemanden. ,  Person, die verschiedene
Text zu verstehen
Aspekte der Kommunikati-
„Ich habe zwar einen Deutschkurs ge- on systematisch untersucht der Zuwanderer, - 
macht. Aber den Brief vom Amt habe ich , Immigrant
das Ges¢ndheitsversor-
trotzdem nicht verstanden“, erzählt sie. gungsweiterentwick- die S„chbearbeiterin, -nen 
Also rief sie die Dame an, die ihr geschrie- lungsgesetz  , hier: Frau, die sich um
, hier: Gesetz, das regeln einen speziellen Teil der
ben hatte. Eine gute Entscheidung: „Das soll, wie die Gesundheits- Aufgaben kümmert; Frau,
Gespräch war sehr positiv“, stellt Cavassa versorgung verbessert die im Amt arbeitet
fest. „Und die freundliche Sachbearbeite- werden soll
s“ch scheiden l„ssen 
rin hat mir nicht nur einmal geholfen. Ich (das Ges¡tz, -e  ,  ≈ zu einer öffentlichen
,  schriftliche Regel, die Institution gehen, wo eine
konnte sie immer anrufen, wenn ich Hilfe
die Regierung macht und Ehe geschieden wird
wegen der Scheidung brauchte.“ an der sich alle orientieren
die Sprachbarriere, -n 
Der Anruf bei einer Behörde kann müssen)
,  Schwierigkeit, sich
also eine gute Idee sein – aber für viele (die Ges¢ndheits­ zu verstehen, weil man
Deutschlernende ist er nicht einfach. Das versorgung  unterschiedliche Sprachen
,  ≈ alle medizinischen spricht
berichtet Anne Schleper. Sie unterrichtet Angebote, Medikamente,
Deutsch an der Volkshochschule im nie- Services und Hilfsmittel) der große Schr“tt, -e 
, hier: ≈ schwierige Sache
dersächsischen Cloppenburg. „So ein An- ¢nverständlich 
herausfinden 
ruf ist wegen der Sprachbarriere für einige , nicht/schlecht/schwie-
rig zu verstehen ,  ≈ entdecken; Informatio-
ein großer Schritt“, sagt sie. nen suchen
Schleper empfiehlt Ausländern, unver- der Behördenbrief, -e 
,  Brief von einer Behörde n¢tzen 
ständliche Briefe in den Deutschkurs mit- , hier: ≈ benutzen
zubringen. Sie erklärt: „Man muss in so ei- (die Behörde, -n 
,  offizielle Institution; die Ges¡llschaft, -en 
nem Brief nicht gleich jedes Wort genau Amt) , hier: Organisation;
Firma
verstehen. Zuerst finden wir gemeinsam die Ehe¢nbedenklichkeits-
heraus, welchen Inhalt das Dokument bescheinigung, -en  das Unternehmen, - 
,  schriftliche Bestätigung , Firma
hat. Danach können wir zum Beispiel
aus dem Heimatland, dass
nach Synonymen für unbekannte Wör- eine Person heiraten darf
ter suchen.“ (z. B. weil sie noch nicht
Viele von Schlepers Schülerinnen nut- verheiratet ist)
zen die Möglichkeit, ihre Behörden-Kor-
respondenz in den Unterricht mitzubrin-
gen. Manche haben vorher auch schon
den Kontakt mit dem Amt gesucht. „Ein
Anruf dort hilft auch nicht immer“, er-
zählt Schleper. „Manche Angestellte auf
den Ämtern wiederholen dann einfach
nur, was sie geschrieben haben. Sie kön-
nen es aber nicht erklären.“
Michaela Blaha kennt dieses Phäno-
men sehr gut. Die Sprachwissenschaftle-
rin ist Chefin der IDEMA Gesellschaft für
verständliche Sprache. Die Firma schreibt
Texte für Behörden und Unternehmen.
Außerdem bietet Blaha Seminare für Äm-
ter an. In den Kursen zeigt sie Beamten,
 die L¢ftver las tung , -en ,  He likopte rt ra nsport
beschult werden ,   zur Schule ge he n

das Mehrstück ,  Kopie

aufheben  nachweisen , hier:
, hier: ändern; sagen, dass mit Dokumenten zeigen
So verstehen Sie die Sprache der Bürokratie besser etwas nicht mehr gültig ist
Verben verwenden Hauptsätze finden der [ntrag, ¿e , schrift-
In Amtstexten stehen viele Substantive. Dieser Ein Satz ist einfacher zu verstehen, wenn Sie den r•ckgängig m„chen  liche Bitte; hier auch:
Nominalstil ist typisch für die Amtssprache. Hauptsatz – mit den Hauptinformationen – an ,  erklären, dass eine Formular für einen Antrag
Versuchen Sie, daraus Verben zu machen: den Anfang stellen: Entscheidung nicht mehr
die Aufhebung e aufheben, etwas wird aufgeho- Wenn die genannten Voraussetzungen erfüllt die Voraussetzung, -en 
gültig ist
ben, rückgängig gemacht sind, können Sie einen Antrag auf Übernahme ,  wichtige Bedingung
einer Prüfung unterziehen e prüfen der Kosten stellen. e Sie können einen Antrag klagen 
erf•llen , hier:
Klage erheben e klagen auf Übernahme der Kosten stellen, wenn die , hier: ≈ beantragen, dass
sich genau orientieren an
eine Mitteilung machen e mitteilen genannten Voraussetzungen erfüllt sind. ein Gericht eine Lösung
sucht die Übernahme, -n 
Aktiv statt Passiv Abkürzungen erkennen , hier: Bezahlung
Die bürokratische Sprache versteckt oft die han- Abs. Absatz (das Ger“cht, -e 
delnden Personen hinter Passivkonstruktionen. bzw. beziehungsweise = oder , hier: öffentliche Institu- die [bkürzung, -en 
Finden Sie das Subjekt: gem. gemäß = nach einem Paragraf tion: Dort wird entschieden, ,  wenige Buchstaben, die
Es muss der Nachweis erbracht werden ... ggf. gegebenenfalls = wenn es nötig ist ob sich jemand nicht an an der Stelle eines Wortes
e Sie müssen nachweisen ... i. A. im Auftrag den Regeln des Staates stehen, z. B. usw. = und so
Dem Antrag kann nicht entsprochen werden. o. g. oben genannt = schon im Text genannt orientiert hat.) weiter
e Ich lehne Ihren Antrag ab. u. g. unten genannt = unten im Text genannt
verst¡cken  der [bsatz, ¿e 
, hier: nicht zeigen wollen ,  Teil eines Textes
 Deutsch perfekt
wie man verständlich kommuniziert.
„Diese Qualifikation fehlt vielen“, weiß
Blaha. „Die Sachbearbeiter lernen das
nicht in ihrer Berufsausbildung – obwohl
es ihre Aufgabe ist. Behörden sind für die
Bürger da.“
Komplexe juristische Inhalte gut
zu erklären, ist eine Herausforderung.
„Manche Menschen bei Behörden ver-
stehen selbst nicht ganz genau, was sie
schreiben“, stellt Blaha fest. „Sie kopieren
Passagen aus Gesetzestexten in den Brief,
weil sie sich dann sicher fühlen. Oder sie
verwenden Formulierungen aus der Kor-
respondenz mit anderen Personen.“ So ist
es wirklich keine Überraschung, wenn ein
Brief vom Amt unverständlich ist.
In ihren Seminaren übt Blaha mit den
Angestellten das einfache Formulieren.
Sie erklärt ihnen, warum Deutschlernen-
de manche Sätze nicht verstehen: „Bei
dem Satz Ich unterrichte Sie zu gegebener
Zeit denkt ein Ausländer an Unterricht
und Lernen. Viel einfacher ist die Formu-
lierung Ich informiere Sie. Ein anderes Bei-
spiel ist der Satz Sie müssen anzeigen, wenn
sich Ihre Situation ändert. Eine Ausländerin
denkt dann, dass sie für eine Anzeige zur
Polizei gehen muss. Auch hier gibt es eine
einfache Alternative: Sie müssen mitteilen.“
Ein anderer Aspekt des Amtsdeut-
schen ist die Satzstruktur. Manchmal
steht die elementare Information am
Ende des Satzes. „Bis man an der wich-
tigsten Stelle ist, hat man den Anfang
schon wieder vergessen“, kommentiert
Ian McMaster. Blaha kennt den Grund
für solche Konstruktionen: „Manche
Menschen auf den Ämtern machen das,
damit der Empfänger den Satz oder Brief
bis zum Ende liest. Sie denken, das hilft.“
Auch bei bestimmten Substantiven
steht die Information manchmal am
Ende. Zum Beispiel benennen Fachwör-
ter die Art eines Dokuments:
das Antragsformular e ein Formular: Damit
Fotos: 4x6 ,StockEU/Shutterstock.com
können Sie etwas beantragen.
der Leistungsbescheid e Bescheid (= Mit-
teilung) eines Amts darüber, welche Leistung
(= wie viel Geld oder welchen Service) Sie be-
kommen (zum Beispiel Arbeitslosengeld)
Am Ende von Blahas Seminaren
bekommen die Teilnehmenden eine
SPRACHFEATURE  33
kommunizieren  teilweise 
Aufgabe: Sie sollen ihre alten Texte noch , hier: schreiben oder , hier: manchmal
einmal neu formulieren – hoffentlich sprechen
zusätzlich 
gut verständlich. „Das macht den Leuten die Herausforderung, -en  , hier: außerdem; noch
dann auch Spaß“, sagt Blaha. , hier: interessante und dazu
auch schwierige Aufgabe
Für komplizierte Sprache ist Sebastián der Refer¡nt, -en 
Flechas Contreras eigentlich Experte. Der die Passage, -n franz.  , hier: Person, die Kurse
, hier: Teil eines Texts oder Seminare zu einem
Jurist kam vor zwei Jahren aus Kolumbi- Thema gibt
unterr“chten 
en nach Deutschland. Wegen seines Auf-
, hier: mitteilen; infor- gener¡ll 
enthaltstitels hatte Flechas viel Kontakt mieren , hier: ≈ normalerweise;
mit der Ausländerbehörde. Er sagt: „In eigentlich
zu gegebener Zeit 
den offiziellen Briefen stehen oft Subs- ,  im richtigen Moment s¶llte n“cht … haben 
tantive statt Verben. Und die Wörter sind , hier: es ist nicht gut,
„nzeigen 
wenn … hat
teilweise extrem lang. Das macht es un- , hier: mitteilen; infor-
mieren raumübergreifend 
möglich, die Sprache komplett zu verste-
,  ≈ groß; breit
hen.“ Der 24-Jährige benutzt deshalb das best“mmt 
, hier: speziell eher 
Online-Übersetzungstool DeepL. Er gibt , hier: ≈ mehr
ben¡nnen 
einen Tipp: „Bei DeepL hilft es zusätzlich,
, hier: zeigen
den Kontext eines Wortes oder eines Sat-
der Aufenthaltstitel, - 
zes zu sehen.“ ,  ≈ Dokument, das zeigt,
Auch Mansour Neubauer empfiehlt dass die Erlaubnis für den
Online-Übersetzer als Mittel, um Amts- Aufenthalt in einem Land
zeigt
deutsch besser zu verstehen. Der Refe-
rent für einfache Sprache sieht es aber
generell ähnlich wie Blaha: „Nicht der
Empfänger eines Briefes sollte die Arbeit
haben, sondern der Absender.“
Neubauer gibt Workshops für einfa-
ches Deutsch bei Behörden und Firmen.
Außerdem übersetzt er sprachlich kom-
plizierte Texte in verständliches Deutsch.
Er sagt: „Im Workshop frage ich die Teil-
nehmenden zum Beispiel, ob sie wirklich
raumübergreifendes Großgrün schreiben
müssen. Warum nicht einfach Baum?
Auch einen Satz wie Die Antwort kommt in
Kürze kann man einfacher formulieren –
nämlich: Die Antwort kommt bald. Manchen
Teilnehmenden wird dann erst klar, dass
Deutschlernende die Vokabel bald wahr-
scheinlich kennen – in Kürze aber nicht.“
Neubauer stellt fest, dass das Interes-
se an verständlicher Kommunikation
wächst. „Die Welt wird komplizierter.
Und man sucht immer mehr nach Wegen,
um sie weniger kompliziert zu machen.“
Aber haben Ämter auch diese Motiva-
tion? Untersuchungen wie die der Uni-
versität Hohenheim zur Corona-Kom-
munikation der Regierung machen eher
skeptisch. Sprachwissenschaftlerin Blaha
sagt: „Firmen haben in den letzten Jahren
definitiv gemerkt, dass sie verständlicher
kommunizieren müssen. Wenn sie das
 die [ns chr i f t,-en  , Adre sse
34 SPRACHFEATURE

das Schreiben,- ,  Brie f

der Lautraum,¿e ,  Disco
nicht tun, bedeutet das mehr Arbeit und
höhere Kosten. Behörden haben das lei-
der noch nicht erkannt. Es sind dort im-
mer nur einzelne Personen, die die Kom-
munikation verbessern wollen.“
Die komplizierte Sprache der Ämter
hat die Konsequenz, dass manche Men-
schen Hilfe brauchen. Die bekommen sie
aber nicht nur in Deutschkursen. Auch
Organisationen wie die Caritas und das
Diakonische Werk unterstützen. „Wir
schicken niemanden weg“, verspricht
Amira Hasso. Sie ist Referentin für Migra-
tion und Integration beim Landesver-
band der Caritas in Oldenburg.
Bei Problemen mit der Bürokratie
kann man zum Beispiel zur nächsten
Caritas-Stelle gehen. Dort koordinieren
die Angestellten das passende Angebot.
Außer einer Migrations- und Sozialbe-
ratung oder der Auskunft einer Juristin
können das Integrationslotsen sein. Das
sind ehrenamtlich aktive Menschen. Für Diese Wörter helfen
ihre Arbeit bei der Caritas haben sie Qua- die [bschrift, -en  die Lebensberechtigungs­
lifikationskurse gemacht. , Kopie bescheinigung, -en 
„Integrationslotsen sind zwar keine , Familienstammbuch = Buch mit
Juristen. Aber sie können Behördenbrie- die [nschrift, -en 
wichtigen offiziellen Dokumenten zur
fe übersetzen und erklären. Sie kommen , Adresse
Person, z. B. zu Geburt, Heirat …
auch mit aufs Amt. Und wenn jemand das der Bescheid, -e 
möchte, sind sie auch bei der Anmeldung das L“chtbild, -er 
, offizieller Brief, in dem ein Amt eine
der Kinder in der Schule oder im Kinder- , Foto
Entscheidung mitteilt
garten dabei“, erklärt Hasso. die L“chtzeichenanlage, -n 
Hasso gibt noch einen anderen Tipp: beschult werden 
, Ampel
die kostenlose App Integreat. Migran- ,  zur Schule gehen
tinnen finden damit in verschiedenen das Mehrstück, -e 
der deutsche Staatsbürger
Sprachen Informationen und Angebote – , Kopie
„nderweitiger Nationalität 
nicht nur zu Ämtern und Bürokratie, son- , Person, die einen deutschen und die Namenseinheit 
dern auch für die Freizeit. „Die App bietet einen ausländischen Pass hat , gleicher Familienname von Ehepaaren
eine tolle Orientierung“, sagt Hasso. oder von Eltern und Kindern 
die Eheschließung, -en 
Fotos: Florian Klauer /Unsplash.com; ya blue ko /Shutterstock.com

, Heirat das P¶stwertzeichen, - 

die Caritas  der L„ndesverband, ¿e  die Fahrerlaubnis, -se
,  kurz für: Deutscher Ca-
ritasverband = Organisation
der katholischen Kirchen in
Deutschland, die Menschen
in sozialer Not hilft
das Diakonische W¡rk 
,  Organisation der
evangelischen Kirche,
die Menschen in sozialer
Not hilft
verspr¡chen 
, hier: garantieren; sagen,
dass man sicher … tun wird
, Briefmarke
 
,  Organisation eines , Führerschein das raumübergreifende Großgrün 
Bundeslandes
, Baum
(das B¢ndesland, ¿er  der Gelegenheitsverkehr 
,  Teil von einer föderalisti- ,  Taxis und Mietwagen das Schreiben, - 
schen Republik)
, Brief
der Integrationslotse, -n  der Lautraum, ¿e 
,  Person, die Migranten , Disco verbr“ngen  
bei der Integration hilft , hier: hinbringen
ehrenamtlich 
die L¢ftverlastung, -en 
,  ohne Bezahlung , Helikoptertransport die Versagung, -en 
,  Ablehnung; Nein zu einem Antrag
 Deutsch perfekt ATLAS DER ALLTAGSSPRACHE  35

LEICHT
○ HAMBURG
Kerngehäuse
(Apfel-)Griebsch
(Apfel-)Grie(e)bs
(Apfel-)Krebs
○ BERLIN
(Apfel-)Kitsch,
○ HANNOVER
-Ketsch
(Apfel-)Nüsel
(Apfel-)Krotz,
(-)Krutze
(Apfel-)Butzen,
(-)Butzga
○ KÖLN (Apfel-)Burzen
(Apfel-)Batzen
(Apfel-)Gröibschi
○ FRANKFURT (Apfel-)Bitz
Buschi, Buschgi
Sonstige

○ STUTTGART

○ WIEN

○ MÜNCHEN

○ SALZBURG
○ BASEL ○ ZÜRICH
○ GRAZ
Illustration: Nikiteev Konstantin/Shutterstock.com; Quelle: Atlas zur deutschen Alltagssprache (Elspaß/Möller)

der R¡st, -e 

, hier: Teil in der Mitte
○ GENF vom Apfel: Man isst ihn
nicht.
ähnlich 
,  fast gleich

der Ausdruck, ¿e 

, hier: Wort

Wo spricht man wie? Apfelrest das Südwestfalen 

Der Rest eines Apfels hat in Deutschland vie-
le verschiedene Namen. Das typische Wort ist
Kerngehäuse. Das verstehen wahrscheinlich die
meisten Deutschen. Wirklich dominant ist diese
Version aber nur im Nordwesten von Deutsch-
land. Der deutsche Nordosten kennt ein ande-
res Wort: Griebsch. Ein ähnlicher Ausdruck ist
in Teilen von Sachsen und Thüringen populär:
,  ≈ südöstlicher Teil von
Regional stark limitiert ist der Ausdruck Nüsel. Nordrhein-Westfalen
Man benutzt ihn nur in Südwestfalen, speziell das Siegerland 
im Siegerland. Ein bisschen weiter im Süden, , hier: Teil der Region
Südwestfalen
in Rheinland-Pfalz, sagen die Leute Krotz oder
Krutze. Auch in Hessen benutzt man diese Wör- der Sprachraum, ¿e 
,  ≈ Orte/Areal: Dort
ter. Wieder ganz anders sind die Wörter im süd- spricht man eine spezielle
lichen deutschen Sprachraum. In Baden-Würt- Sprache oder einen speziel-
temberg, Bayern und Österreich dominiert der len Dialekt.

Dort sagt man Griebs. Außerdem benutzen viele Ausdruck Butzen. Ähnliche Versionen sind regi- das ]lsass 
,  Region im Nordosten
in Thüringen auch das Wort Krebs für den Rest onal bekannt: Batzen in Wien und Luxemburg von Frankreich
des Apfels. Wieder andere Versionen kann man oder auch Burze(n) im Elsass, in Lothringen und
(das) Lothringen 
im Westen Deutschlands kennenlernen. Im Niederösterreich. Und in der Schweiz ist Bitz das ,  Region im Nordosten
Rheinland heißt der Apfelrest Kitsch oder Ketsch. populärste Wort für den Apfelrest. von Frankreich
36  WÖRTER LERNEN Deutsch perfekt

Auf der Demonstration

LEICHT  PLUS  AUDIO

13
11

14
9
4 12 15
6
10
7

3 16
8

1. das Podium, -s
2. die S“cherheitskraft, ¿e
3. die W„ffe, -n
4. der H¡lm, -e 7. das Rednerpult, -e
5. die Faust, ¿e 8. das [bsperrgitter, -
(auch: die [bsperrung,
6. die Rednerin, -nen
-en)
9. das Megafon, -e 12. das Tuch, ¿er (auch: 15. die (Ges“chts-)M„ske,
das Bandana, -s) -n
10. der Demonstr„nt, -en
13. d ie Fahne, -n 16. der Tr¶mmler, -
11. das (Demo-)Sch“ld, -er
14. das Transpar¡nt, -e

1. Vor der Demonstration L 2. Auf der Demonstration M

Was passt? Ergänzen Sie! Was machen die Menschen? Verbinden Sie!

Gesichtsmaske – Schild – Tuch – Transparent – Megafon – Fahne 1. Eine Demonstrantin A ihre Fäuste in die Luft.

1. Claudia kauft sich ein fürs Gesicht. 2. Viele strecken B auf der Kundgebung.

2. Maike malt unseren Planeten auf ein Papier und 3. Andere halten C schreit ins Megafon.
macht daraus ein kleines .
4. Die Sicherheitskräfte D ihre Schilder und Fah-
3. Ralf schreibt einen Slogan auf ein langes nen hoch.
. 5. Am Ende sprechen ein
paar Leute E sorgen für Ordnung.
4. Helge holt seine große aus dem
Keller.
Illustration: Alana Keenan

5. Louise kauft neue Batterien für ihr .

Lösungen:
1C 2A 3D 4E 5B 5. Megafon 2. Schild
6. Jens kauft sich eine neue . 2. 4. Fahne  uch
1. T
6. Gesichtsmaske 3. Transparent 1.
 Deutsch perfekt ÜBUNGEN ZU DEN THEMEN  37

Übung macht den Meister

Das heißt: Durch viel Training wird man sehr gut in einer Sache. Diese Übungen zu
verschiedenen Texten aus dem Heft machen Sie fit in Deutsch!

Mein erstes Jahr Kolumne S

1. Satzbau Seite 25
L 3. Farben und Verben Seite 63

Su-Ann Bürschen erzählt von ihrem ersten Jahr in Wie heißen die Ausdrücke? Ergänzen Sie die passen-
Deutschland. Schreiben Sie die Sätze! Achten Sie auf de Farbe!
den Satzbau!
schwarz (2x) – grün – blau – rot
1. Mein Mann hat mir plötzlich gesagt, dass
(ich – benutzen 1. Wer ohne Fahrschein mit der Bahn fährt, der fährt
muss – das Sie) .

2. Deutschland ist sehr schön, 2. Wer extrem wütend ist, der sieht .
(fühlt sich– man – hier sicher)
3. Wer ohne gute Entschuldigung in der Arbeit oder der
3. Wenn man die Polizei ruft, dann Schule fehlt, der macht .
(sie – kommt – auch)
4. Leute, die sich nicht mögen, sind sich nicht .
4. Ich liebe es, wie
 5. Wer die Zukunft pessimistisch sieht, der sieht
(ich – mich fühle – frei und sicher – in Deutschland) .

Kleine Gesten und große Momente M

2. Alles verstanden? Seite 20 - 24

In der Prüfung Goethe-Zertifikat B1, Lesen, Teil 1, sollen

Sie einen Text verstehen. Üben Sie hier!
Richtig oder falsch? Kreuzen Sie an!

richtig falsch Alle Übungen

1. Für Neue ist es im Parlaments­ge- aus dem Sprachteil
können Sie hier
bäu­de oft schwer, sich zu orientieren. auch online und
2. Wenn Neue zum ersten Mal im Parla- interaktiv machen.
ment sprechen, heißt das Jungfernrede.
3. Es ist Tradition, dass während der Jung-
fernrede viele Fragen gestellt werden.
4. Peter Struck ist seit 2012 der Chef Lösungen:
der SPD.
Illustration: Alana Keenan

Deutschland fühle.

Deutschland fühle
/ … wie ich mich in
3. … kommt sie auch.

5. Manche Abgeordnete reservieren

– frei und sicher.
4. … frei und sicher
2. … man fühlt sich
benutzen muss.

morgens ihre Plätze im Bundestag.

1. … ich das Sie

ich mich in
hier sicher.

richtig: 1, 2, 5
falsch: 3, 4, 6

6. Im deutschen Parlament gibt es ein

5. schwarz
1. schwarz

Buch mit allen kulturellen Regeln.

4. grün
3. blau
2. rot
2.

3.
1.
38 GRAMMATIK Deutsch perfekt

Ute zieht sich

einen Pulli an
Wann steht ein Reflexivpronomen und wann
nicht? Mit diesen Regeln machen Sie keine
Fehler mehr bei den reflexiven Verben.
MITTEL PLUS

Die meisten Verben beschreiben eine Aktion. Diese bezieht

⋅⋅⋅⋅
sich auf eine Person oder Sache, also auf ein Objekt:
Er ruft seine Schwester an. (Akkusativobjekt)
Sie schreibt ihrem Bruder. (Dativobjekt)
Meistens sind das Subjekt (also die handelnde Person) und
das Objekt nicht identisch. Wenn aber eine Person eine Aktion
„mit sich selbst“ macht, dann braucht man ein Reflexivprono­ Das Reflexivpronomen hat bei diesen Verben aber keine eigene

⋅⋅⋅⋅
men. Es zeigt, dass sich die Aktion auf das Subjekt im Satz be­ Bedeutung:

⋅⋅⋅⋅
zieht: Ich kann mich nicht konzentrieren!
Sie wäscht sich. (Subjekt = Objekt) Du musst dich ausruhen.
Sie wäscht ihre Jeans. (Subjekt ≠ Objekt)
Weitere Verben, die immer reflexiv sind:
sich bedanken, sich beeilen, sich beschweren, sich bewerben, sich erholen,
Teilreflexive Verben sich erkälten, sich freuen, sich interessieren, sich kümmern, sich verabre-
Es gibt Verben, die sowohl reflexiv als auch nicht reflexiv den, sich verlieben, sich wundern …

⋅⋅⋅⋅
verwendet werden können. Man nennt sie teilreflexive Verben:
Sie zieht sich an. (= reflexiv)
Sie zieht ihren Sohn an. (= nicht reflexiv) Reflexivpronomen

Weitere teilreflexive Verben: Akkusativ Dativ

(sich) anmelden, ärgern, bewegen, duschen, erinnern, ernähren, fühlen,
ich mich mir
kämmen, langweilen, legen, setzen, treffen, überlegen, umziehen, verab-
schieden, verletzen, vorstellen, waschen, wünschen … du dich dir
Illustration: Alana Keenan

er/sie/es sich sich

wir uns uns
(Echte) Reflexive Verben ihr euch euch
Es gibt aber auch Verben, die immer reflexiv sind. Sie müssen
sie/Sie sich sich
also immer zusammen mit einem Reflexivpronomen stehen.
Deutsch perfekt GRAMMATIK  39

Haben Sie es gemerkt? Die Reflexivpronomen sind identisch

mit den Formen der Personalpronomen in Akkusativ und Dativ. 2. Dativ oder Akkusativ? M
Die einzigen Ausnahmen sind die 3. Person Singular und Plural
(sich). Was passt? Markieren Sie!

⋅⋅
Meistens steht das Reflexivpronomen im Akkusativ: 1. Ich freue mich / mir so, dich zu sehen!
Ich wasche mich.
2. Du hast mir noch gar nicht erzählt, dass du dich / dir
Wenn im Satz aber außer dem Reflexivpronomen auch noch um einen neuen Job beworben hast!
ein Akkusativobjekt steht, dann steht das Reflexivpronomen

⋅⋅
für die Person im Dativ: 3. Hast du dich / dir das auch gut überlegt?
Ich wasche mir (= Dativ) die Haare (= Akkusativ).
4. Nimmst du dich / dir nach Weihnachten auch ein
Satzbau paar Tage Urlaub?

Im Hauptsatz steht das Reflexivpronomen nach dem Verb oder 5. Ich kümmere mich / mir im Moment um den Hund

⋅⋅⋅⋅
nach dem Personalpronomen im Nominativ (dem Subjekt): meiner Nachbarin.
Sie ärgert sich, dass sie die Prüfung nicht bestanden hat.
Später trifft sie sich mit einer Freundin, um darüber zu reden. 6. Das ist schön, denn ich langweile mich / mir oft,
wenn ich alleine bin.
Im Nebensatz steht das Reflexivpronomen nach dem Personal­

⋅⋅⋅⋅
pronomen im Nominativ oder (meistens) nach der Konjunktion:
Sie weiß, dass sie sich noch einmal für die Prüfung anmelden kann.
3. Beziehungen M
Sie weiß, dass sich ihre Freundin auch für die Prüfung anmelden
wird.
Ergänzen Sie die reflexiven Verben in der korrekten
Form!
In Fragen steht das Reflexivpronomen nach dem Personal­

⋅⋅⋅⋅
pronomen im Nominativ:
Warum ärgerst du dich? 1. Frank will mit mir für Montag
Ärgerst du dich sehr? ? (sich verabreden)

2. Du immer, dass

1. Reflexivpronomen L niemand für dich .
(sich beschweren, sich interessieren)
Ergänzen Sie das passende Reflexivpronomen im
Akkusativ! 3. Ich habe ! (sich verlie-
ben)
1. Ihr müsst beeilen, sonst verpasst ihr den Bus!
4. Darf ich ? Ich bin
2. Wir interessieren für Geografie. Thomas, der Freund von Anna. (sich vorstellen)

3. Triffst du immer noch jeden Samstag mit 5. Wir eine tolle Bezie­
Lola? hung. (sich wünschen)

Lösungen:
sich … interessiert
1. sich … verabreden
2. beschwerst dich,

4. mich vorstellen
5. wünschen uns
3. mich verliebt
6. mich
5. mich
1. euch

1. mich
2. dich
3. dich
2. uns

4. dir
3. dir
2.

3.
1.
40  DEUTSCH IM BERUF Deutsch perfekt

Wo ist mein Geld?

Ist das Geld noch nicht auf dem Konto? Oder Sie müssen beruflich in eine andere
Stadt? So funktioniert der Kontakt mit der Finanzabteilung.
Illustration: Alana Keenan

MITTEL  PLUS 
Deutsch perfekt DEUTSCH IM BERUF  41

D
ie Finanzabteilung spielt eine große Rolle in jeder Für den Beruf reisen
Firma. Und egal, ob Sie eine Angestellte oder ein Sind Sie beruflich oft unterwegs? Auch vor und nach Geschäfts-
Angestellter sind, ein freier Mitarbeiter oder eine reisen braucht man Informationen und Hilfe von den Mitarbei-

⋅⋅
Chefin: Mit der Finanzabteilung ist jeder mehr oder tern der Finanzabteilung:
weniger oft in Kontakt. Bekomme ich von Ihnen eine Kreditkarte, oder muss ich meine
Obwohl Rechnungen und andere Dokumente in vielen Fir- Ausgaben zuerst selbst übernehmen und dann eine Rückerstattung

⋅⋅⋅⋅
men immer noch als Brief verschickt werden, funktioniert die beantragen?
Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Finanzabteilung Wird mir … erstattet?

⋅⋅⋅⋅
meistens mithilfe von E-Mails und am Telefon. Die Sprache ist Welche (finanziellen) Posten übernimmt die Firma?
normalerweise höflich und formell. Anders ist das bei (sehr) Wurde das Hotel schon bezahlt?
kleinen Firmen und Start-ups, wo sich jeder kennt, und man Die Firmenkreditkarte funktioniert nicht (mehr). Was soll ich jetzt

⋅⋅
vielleicht auch mit allen in der Firma das Du benutzt. machen?
Mir wurden meine Ausgaben von meiner letzten Geschäftsreise noch

⋅⋅
E-Mails nicht zurückerstattet. Wann kann ich damit rechnen?
Zuerst ist es natürlich wichtig zu wissen, wer Ihre Ansprech- Welche Belege muss ich abgeben, damit mir meine Ausgaben erstat­

⋅⋅
partner in der Finanzabteilung sind. Wenn Sie diese nicht (gut) tet werden?

⋅⋅⋅⋅
kennen, dann formulieren Sie die Anrede förmlich: Wo finde ich das Formular für die Rückerstattung meiner Kosten für
Sehr geehrte Frau Müller, die Geschäftsreise?

⋅⋅
Sehr geehrter Herr Berger,
Sehr geehrte Damen und Herren, … Rechnungen und Dokumente
Manchmal werden Rechnungen nicht (gleich) bezahlt, oder es
Die E-Mail beenden Sie dann natürlich mit einem formellen gibt Fragen zu Dokumenten, die gebraucht werden. So können

⋅⋅
Gruß. Wenn Sie um Hilfe bitten, dann ergänzen Sie den Gruß Sie nach dem Status quo fragen:

⋅⋅⋅⋅
mit einem Dank: Ich würde gerne wissen, zu welchem Tag im Monat Sie das Gehalt

⋅⋅
Vielen Dank für Ihre Hilfe! Mit freundlichen Grüßen vom Vormonat überweisen.
Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre Hilfe. Freundliche Grüße Wie lange dauert es normalerweise, bis Sie die Rechnungen

⋅⋅
bearbeiten?
Warum Sie schreiben oder anrufen Der Betrag meiner letzten Rechnung mit der Rechnungsnummer …

⋅⋅
Mit welcher Absicht wenden Sie sich an die Finanzabteilung? wurde mir noch nicht überwiesen.

⋅⋅
Diese Startphrasen passen für die meisten Situationen: Zwei meiner Rechnungen sind noch ausstehend. Könnten Sie die

⋅⋅
Ich habe eine Frage zu … An wen muss ich mich denn da wenden? Überweisung bitte sofort in die Wege leiten?

⋅⋅⋅⋅
Oder könnten Sie mir helfen? Ein Teilbetrag meiner Rechnung fehlt. Mir wurden 1480 Euro
Bin ich bei Ihnen richtig mit einer Frage zu …? überwiesen, aber ich habe eine Rechnung über 1540 Euro gestellt.

⋅⋅ ⋅⋅
Ich bräuchte eine Auskunft zu … Könnten Sie bitte einmal nachsehen, was da passiert ist?
Könnten Sie mir vielleicht weiterhelfen mit …? Ich weiß nicht, wo ich Ich habe meine elektronische Lohnsteuerbescheinigung noch nicht

⋅⋅
dieses Dokument bekommen soll. bekommen, und ich brauche die jetzt sehr schnell für meine Steuer­
Ich habe einen Brief von Ihnen bekommen und weiß nicht genau, erklärung. Könnten Sie mir die Bescheinigung bitte bis Ende der

⋅⋅ ⋅⋅
welche Informationen Sie von mir brauchen. Woche zukommen lassen?
Ich rufe an, weil Sie mir eine E-Mail geschrieben haben. Was genau Meine Bankverbindung hat sich geändert. Bitte überweisen Sie mein
brauchen Sie von mir? Gehalt in Zukunft auf dieses Konto: …

der freie M“tarbeiter, -  “m Voraus  übernehmen  der Vormonat, -e  st¡llen  die Steuererklärung, -en 
,  ≈ Freelancer ,  schon vorher , hier: für andere zahlen ,  Monat davor , hier: schreiben und ,  Informationen für das
schicken Finanzamt über Gehalt und
versch“cken  s“ch w¡nden „n  die R•ckerstattung, -en  be„rbeiten 
Ausgaben im letzten Jahr.
,  ≈ schicken ,  um Rat und Hilfe bitten , von: (rück)erstatten = , hier: erledigen nachsehen 
Das Finanzamt entscheidet
zurückzahlen ,  ≈ kontrollieren
der M“tarbeiter, -  bräuchte  n¶ch ausstehend sein  dann, wie viel Steuern man
,  ≈ Angestellter ,  Konj. II von: brauchen der P¶sten, - , hier: ,  noch nicht bezahlt sein die elektronische Lohn- zahlen muss.
Sache, die zu zahlen ist steuerbescheinigung, -en 
der [nsprechpartner, -  die Geschæftsreise, -n  “n die Wege leiten  (jemandem) … zukommen
,  elektronische Dokumen-
,  ≈ Kontaktperson ,  berufliche Reise r¡chnen m“t , hier: , hier: machen, dass … l„ssen 
tation des Arbeitgebers zu
erwarten, dass … kommt bald erledigt wird ,  (jemandem) … schicken
die [nrede, -n  die Ausgabe, -n  Lohn und gezahlten Steuern
, hier: Begrüßungsformel , von: ausgeben der Beleg, -e , hier: Quit- der Teilbetrag, ¿e  eines Arbeitnehmers in die B„nkverbindung, -en 
tung, Buchung, Fahrkarte … ,  Teil von einer Summe einem Jahr ,  ≈ Kontoinformationen
42  DEUTSCH IM BERUF Deutsch perfekt

1. E-Mail M

Was passt? Verbinden Sie!

1. Sehr geehrte A mein Gehalt in Zu-

kunft auf mein neues
2. meine Bankverbin- Konto.
dung
B im Voraus.
3. Bitte überweisen Sie
C Frau Latz,
4. Und könnten Sie mir
bitte D Grüßen …

5. Vielen Dank E hat sich geändert.

⋅⋅ Ich bin umgezogen und wollte Ihnen meine neue Adresse mitteilen. 6. Mit freundlichen F meine elektronische

⋅⋅
Meine neue Adresse lautet: … Lohnsteuerbescheini-
Ich habe seit diesem Monat zwei freie Mitarbeiter im Team. Soll ich gung schicken?
Ihnen deren Rechnungen einfach weiterleiten, oder wie wird das in

⋅⋅
der Finanzabteilung abgewickelt?
Sie haben einige Dokumente von mir angefragt. Bis wann brauchen

⋅⋅
Sie diese denn? 2. Am Telefon mit der Finanzabteilung S
Kann ich Ihnen die Dokumente heute oder morgen vorbeibringen?
Wann geht es denn bei Ihnen? Was passt? Ergänzen Sie!

Budget vorbeibringen – ist – weiterhelfen – sagen – brauchen – fragen –

In manchen Positionen sind Sie auch verantwortlich für ein bekommen
finanzielles Budget. Die Finanzabteilung ist normalerweise
nicht dafür zuständig, dieses zu bewilligen, aber sie kümmert 1. Guten Tag, Mein Name ist Ira Liebmann. Ich habe
sich natürlich um die Zahlung. So können Sie zum Beispiel von Ihnen eine E-Mail . Darin heißt es,

⋅⋅
danach fragen: dass Sie verschiedene Dokumente von mir
Für die Firmenfeier wurde ein Budget von 6000 Euro bewilligt. Soll . Ich wollte nur , bis wann
ich das über meine Firmenkreditkarte abwickeln oder wird das extra Sie die benötigen.

⋅⋅
abgerechnet? Es wäre gut, wenn Sie die Dokumente noch diese
Ich warte immer noch auf die Bewilligung des Budgets für zwei neue
Woche könnten.
Mitarbeiter. Haben Sie dazu inzwischen die nötigen Dokumente
bekommen?
2. In Ordnung, das kein Problem. Könn-
ten Sie mir vielleicht auch noch mit einer Rechnung
von mir ?
Gerne. Sie mir doch bitte kurz die Rech-
nungsnummer.

lauten  „nfragen 
,  heißen; sein , hier: bitten um

einfach  vorbeibringen 
, hier: m ≈ das ist die ,  ≈ bringen
Lösung; nur
zuständig sein für  Lösungen:
weiterleiten  ,  verantwortlich sein für
Illustration: Alana Keenan

, hier: ≈ an andere
brauchen, fragen,

2. ist, weiterhelfen,

bew“lligen 
schicken; geben
vorbeibringen

,  die Erlaubnis geben für

1. bekommen,

„bwickeln 
4F 5B 6D
1C 2E 3A

„brechnen 
Sagen

, hier: erledigen
, hier: bezahlen
2.
1.
 LEICHT
E-Mails an
Freunde
Schnell, unkompliziert, und
alle können sie lesen, wann
sie wollen: So schreiben Sie
persönliche E-Mails.
MITTEL PLUS
Emotionen
Im Small Talk ist nicht viel
Platz für Gefühle. Aber wenn
man mit Partnern, Familie
oder Freunden redet, dann
schon. So sprechen Sie über
Emotionen.
SCHWER
Liebe Namen
Kosenamen sind nette, liebe-
volle Namen für Menschen,
mit denen man eine sehr enge
Beziehung hat – also für Le-
benspartner oder -partnerin,
Freundin oder Freund und
Kinder. Es gibt sehr viele Ko-
senamen, und Sie können
Illustration: Alana Keenan
natürlich auch einfach selbst
welche erfinden!
Anfang
Die erste E-Mail an Freun-
de und Bekannte hat immer
eine Anrede (= Begrü-
ßungsformel). Für persön-
liche E-Mails gibt es viele
verschiedene Anreden, und
Sie können sie auch oft
⋅⋅⋅⋅
kombinieren:
Liebe Claudia, …
⋅⋅⋅⋅
Lieber Florian, …
Hallo, Claudia, …
⋅⋅⋅⋅
Huhu, (liebe) Claudia, …
Hey/Hi, Florian, …
Hallo, du Liebe!
⋅⋅
Allgemein positiv
Mir geht es total/echt/rich-
⋅⋅
tig/sehr gut!
In letzter Zeit bin ich voll/
total gut drauf (= geht es
mir sehr gut / habe ich
⋅⋅
sehr gute Laune)!
Ich sehe alles ganz ent-
⋅⋅
spannt (= ohne Stress).
Ich bin total gut gelaunt
(= Ich habe sehr gute
⋅⋅
Laune)!
Ich fühle mich momentan
(= im Moment) so gut wie
schon lange nicht mehr!
Für Kinder
Kosenamen sagen oft et-
was über den Charakter des
Kindes. Diese Ausdrücke
⋅⋅
gelten für alle Kinder:
(die) Maus / (das) Mäuschen
⋅⋅⋅⋅
/ (der) Mausezahn
(das) Töchterchen/Söhnchen
Große/Großer
⋅⋅
Für ruhige Kinder:
(das) Schätzchen (Schatz =
Menge von Gegenstän-
den mit hohem Preis,
z. B. aus Gold oder Silber)
⋅⋅⋅⋅ Hallo, mein Lieber!
⋅⋅⋅⋅
Hallihallo!
Hi, ihr beiden!
Hallo, ihr zwei!
Steht nach der Anrede
ein Komma, schreibt man
klein weiter. Steht nach der
Anrede ein Ausrufezeichen,
schreibt man groß weiter:
Liebe Claudia,
wie geht es dir?
Hallo, du Liebe!
Wie geht es dir?
⋅⋅⋅⋅
Ich bin (wirklich) glücklich.
Bei mir läuft alles super/
gut/fantastisch/spitze/her-
⋅⋅
vorragend (= sehr gut)!
Endlich habe ich keinen
⋅⋅
Stress mehr!
Ich kann die Situation
eigentlich ganz gelassen
(= ruhig) nehmen.
⋅⋅⋅⋅
Glück in der Liebe
Ich bin im siebten Himmel!
Ich bin (frisch) verliebt
(= Ich fange (gerade) an,
jemanden zu lieben)!
⋅⋅ (das) Engelchen (Engel = in
vielen Religionen eine
fiktive Person, die den
Menschen Nachrichten
⋅⋅
von Gott bringt)
Süße/Süßer
Für Kinder, die viel Auf-
⋅⋅
merksamkeit wollen:
(das) Prinzesschen / die
⋅⋅
Prinzessin (nur Mädchen)
(der) kleine Prinz (nur
Jungen)
Für wilde Kinder (= mit viel
Sammelkarte Schreiben
Die erste Antwort-E-Mail
hat normalerweise auch
noch eine Anrede. Aber
wenn dann in kurzen
Abständen (= Zeitintervall)
gemailt wird, schreiben
Freunde und Bekannte
meistens einfach so weiter
wie in einem Chat.
Tipp: Wenn Sie nicht sicher
sind, wie Sie schreiben
sollen, dann machen Sie
es einfach so wie Ihre
E-Mail-Partner!
Sammelkarte Sprechen
⋅⋅
Wegen … habe ich Schmet-
terlinge (= ein positives,
nervöses Gefühl) im
⋅⋅
Bauch!
Ich sehe alles durch eine
rosarote Brille, seit ich …
⋅⋅
kennengelernt habe!
Ich bin überglücklich /
unglaublich (= extrem)
⋅⋅
glücklich!
Ich bin ganz aufgeregt
⋅⋅
(= vor Freude nervös)!
Ich kann es kaum erwarten
(= warten auf), … wiederzu-
sehen!
Sammelkarte Verstehen
En­er­gie) oder freche (= pro-
⋅⋅
vokativ, aber auch lustig):
(der) Frechdachs (Dachs
= schwarzes Tier mit
dicker weißer Linie auf
⋅⋅
dem Kopf)
(das) Hummelchen (Hum-
mel = sehr kleines dickes
Insekt mit schwarz-gel-
bem Körper, das fliegen
⋅⋅
kann)
(der) Racker (= freches
⋅⋅
Kind)
(der) Wildfang (= wildes
Kind mit viel Energie)
Sammelkarte Schreiben
Sprache
Auch die Sprache verändert
sich oft im E-Mail-Verkehr.
In den ersten beiden Mails
ist die Sprache normaler-
weise (= meistens) korrekt,
und die Sätze sind voll-
ständig (= komplett; ganz).
Wenn der E-Mail-Thread
dann zum Chat wird, wer-
den oft die Sätze verkürzt
(= kürzer gemacht), manch-
mal gibt es kein Subjekt
mehr, manchmal werden
Sammelkarte Sprechen
⋅⋅
Ärger und Stress
Ich bin total gestresst
(= so, dass man Stress
⋅⋅⋅⋅
hat) (von …).
… stresst mich (total).
… geht mir (total/extrem) auf
⋅⋅
die Nerven.
… packe ich einfach nicht
mehr (= kann ich nicht
⋅⋅⋅⋅
mehr akzeptieren).
Das nervt mich (total/voll)!
Meine Nerven liegen blank
(= Ich bin sehr nervös
und deshalb aggressiv).
Sammelkarte Verstehen
Liebespaare
Diese Kosenamen hört
⋅⋅⋅⋅
man oft:
(der) Liebling
⋅⋅
(der) Schatz
(das) Schätzchen/Schatzi/
⋅⋅⋅⋅
Schatzilein
Liebste/Liebster
⋅⋅
Liebes (nur Frauen)
(das) Herz/Herzchen/Her-
⋅⋅⋅⋅
zilein
(das) Baby/Babe
Süßer/Süße
die Verbenden verkürzt.
Und auch die Orthografie
⋅⋅
wird weniger wichtig:
Ich habe schon mit Mama
gesprochen. Das ist alles kein
⋅⋅
Problem.
Hab schon mit Mama ge-
sprochen. Alles kein Problem!
Gruß
So können Sie in persönli-
chen E-Mails am Schluss
⋅⋅
schreiben:
Viele Grüße
⋅⋅⋅⋅
Ich kann (einfach) nicht mehr.
Ich bin total fertig/k. o./er-
schöpft (= müde und ohne
⋅⋅
Kraft).
Ich bin völlig überarbeitet
(= (extrem) müde wegen
⋅⋅
zu viel Arbeit).
Ich bin fertig mit den Nerven
(= Ich bin wegen großer
Nervosität ohne Kraft).
⋅⋅
Psychische Probleme
In letzter Zeit habe ich oft
Angst.
Diese Tiernamen gelten für
⋅⋅
Männer und Frauen:
(der) Spatz (= kleiner
graubrauner Vogel) / (das)
⋅⋅
Spätzchen
(der) Hase (= kleines Tier
mit langen Ohren) / (das)
Häschen/Hasi/ Hasilein
⋅⋅
Nur für Männer:
(der) Bär (= großes brau-
nes Tier, das sehr stark ist
und im Wald lebt)
⋅⋅⋅⋅
Liebe Grüße (auch kurz: LG)
⋅⋅⋅⋅ Drücker (m Umarmung)
⋅⋅
Viele liebe Grüße (auch: Bussi(s) (süddt., österr.: Kuss)
⋅⋅
VLG) Umarmung (≈ in den Arm
Ganz liebe Grüße (auch: nehmen; die Arme legen
⋅⋅⋅⋅
GLG) um)
(Herzliche) Grüße
⋅⋅⋅⋅
Gruß Beim Gruß gilt dasselbe
Bis bald! wie bei der Anrede: Bei den
Bis dann! ersten beiden E-Mails wird
Bei sehr guten Freunden ein Gruß dazugeschrieben.
und vor allem Freundinnen Wenn dann schnell hin- und
⋅⋅
können Sie auch schreiben: hergemailt wird, schreibt
Gruß und Kuss (von: man oft auch keinen Gruß
küssen) mehr.
⋅⋅ ⋅⋅
Irgendwie bin ich seit ein Ich weiß einfach nicht mehr,
paar Monaten oft was ich (jetzt/noch) machen
⋅⋅
(tief-)traurig. soll. Mir geht es wirklich
⋅⋅
Ich kämpfe mit Panikatta- schlecht.
⋅⋅
cken. Ich fühle mich so niederge-
Ständig (= Immer) mache schlagen (= sehr traurig
⋅⋅ ⋅⋅
ich mir Sorgen. und ohne Energie).
Ich bin total/völlig verzwei- Seit … mich verlassen
felt (= sehr unglücklich (= weggehen und nicht
⋅⋅
und ohne Hoffnung). mehr zurückkommen)
Mir geht es leider gar nicht hat, habe ich Liebeskummer
⋅⋅
gut. (= traurig sein wegen
Ich glaube, ich habe eine unglücklicher Liebe).
(Winter-)Depression.
⋅⋅
Nur für Frauen:
(die) Taube (= weißer oder
grauer Vogel; Friedens-
symbol) / (das) Täubchen
Haben Sie es gemerkt? Oft Diminutiv: Man hängt
einfach -chen, -(i)lein oder -i
wird die männliche Form
von Kosenamen auch für an! Der Artikel wird dann
Illustration: Alana Keenan
⋅⋅
neutral. Achtung: Manche
Frauen verwendet:
Tanja, du bist mein Schatz! Wörter haben einen Vokal-
⋅⋅⋅⋅
wechsel:
Fast jeder Kosename hat Du bist mein Schatz!
⋅⋅
außerdem eine Verklei- Du bist mein Schätzchen!
nerungsform, also ein Du bist mein Schatzilein!
 Deutsch perfekt DEUTSCH IM ALLTAG  45

Was ist denn?

Sie kennen natürlich das Wort denn. Aber wissen Sie auch, dass denn
Modalpartikeln
eine Modalpartikel sein kann? Und wie viele Bedeutungen das Wort hört man oft in der
hat? Na denn! MITTEL  AUDIO  PLUS Alltagssprache. Damit
kann man Emotionen aus-
drücken und seine Absicht
zeigen. Ihre Bedeutung
ändert sich abhängig
vom Kontext und der
1 Für die Nachbarn 2 Reisen Satzmelodie.

Laura! Lauraaaaa! Ich habe wirklich große Lust, endlich mal

Was ist denn? wieder in andere Länder zu reisen!
Bist du denn taub? Ich habe dich mindestens Bist du denn nicht in deinem Sommerur-
taub 
schon fünfmal gerufen! Wo warst du denn? laub weggefahren? ,  so, dass man nichts oder
Ich war oben in meinem Zimmer und habe Eigentlich wollte ich ja in den Süden ans nur wenig hören kann
Musik gehört. Meer. Aber dann war das alles so unsicher die Mayers Pl. 
Ich brauche kurz mal deine Hilfe. Wir müssen mit Corona und der Delta-Variante und , m (die) Familie Mayer
die alten Stühle aus dem Keller holen. Quarantäne und so. Das war mir denn Na … 
Warum das denn? doch alles zu viel. Da bin ich einfach zu , m Jetzt überleg mal.

Wir brauchen sie nicht mehr, und unsere Hause geblieben und habe Urlaub auf ja 
Nachbarn würden sie gern haben. Balkonien gemacht. Aber ich träume von , hier: m wie du weißt

Schenken wir sie den Mayers? einem Urlaub auf den Seychellen. M„n w“rd ja mal fragen
d•rfen … 
Nein. Hast du denn genug Geld dafür? Ich mei-
, m Das ist aber
Wem denn? ne, so ein Urlaub ist ja ganz schön teuer. wirklich nicht so schlimm,
Na, den Neumanns. So viele Nachbarn haben Stimmt natürlich. Aber jetzt war ich dass ich frage.
wir ja nicht. schon seit mehr als zwei Jahren nicht einfach 
Man wird ja mal fragen dürfen … mehr weg. Da habe ich mir ein bisschen , hier: das war die Lösung

Komm, gehen wir runter. Geld gespart. Hast du Lust, mitzukom- der Urlaub auf Balkonien 
, m Urlaub ohne weg-
Ich muss mir noch Schuhe anziehen. men?
zufahren (auf dem eigenen
Gut, dann treffen wir uns unten. Total! Dann fange ich jetzt auch gleich Balkon)
Na denn! mit dem Sparen an! g„nz schön 
, m ziemlich

1. Bedeutungen M 2. Im Satz M

Was bedeutet denn hier? Verbinden Sie!
1. Was ist denn? / Wo
warst du denn?
2. Bist du denn taub?
3. Nicht den Mayers?
Wem denn?
4. Na denn!
5. Das war mir denn doch
alles zu viel.
Illustration: Alana Keenan
A im Unterschied dazu
B zeigt Interesse/Ärger/
Emotion/Skepsis
C Wenn du das möchtest!
D dann/also/schließlich
E rhetorische Frage
Welches Wort wird im Satz betont? Das bedeutet:
Welches Wort wird stärker als die anderen gesprochen?
Wo ist der Satzakzent? Die Modalpartikel denn wird
meistens unbetont gesprochen, aber nicht immer.
Markieren Sie das betonte Wort!
1. Wo warst du denn?
2. Das war mit denn doch alles zu viel.
3. Warum das denn?
4. Wenn wir die Sachen nicht den Mayers schenken,
wem denn?

Lösungen: 5. Na denn!
6. Bist du denn nicht weggefahren?
7. Hast du denn genug Geld dafür?
1B 2E 3A

6. wegge-
fahren
4. denn
1. warst

5. denn
2. doch
4C 5D

7. Geld
3. das
2.
1.
46  RATEN SIE MAL! Deutsch perfekt

Wie geht es eigentlich …? S

1. Auf dem Holzweg Seite 60 - 62

Wer auf dem Holzweg ist, der hat einen falschen Weg oder eine falsche Methode gewählt. Das passiert Ihnen sicher nicht,
wenn Sie den Text gelesen haben. Lösen Sie das Rätsel zum Thema Wald!

1.

2.

3.

4. Von oben nach unten:

5. 1. Im Wald ist sie besonders frisch und gut:

die …
6.
2. So nennt man den oberen Teil des Baums
mit Blättern: die …
7.
3. Starke Winde, die auch für Wälder gefähr-
8. lich sind, heißen …
4. So sagt man zu einem Wald mit vielen
9. verschiedenen Bäumen: der …
5. Wenn es lange Zeit zu wenig geregnet hat,
schadet dem Wald die …
6. Für trockene, schwache Bäume sind diese
kleinen Tiere ein Problem: die …
7. Auf Waldboden wachsen Pflanzen beson-
ders gut, denn er ist sehr …
8. Eine Population der Fauna sind alle Exem-
plare einer …
9. Der dicke, stabile Teil eines Baums ist der …

Lösung: D
 urch Wälder bekommen wir viel davon: der

Warm im Bauch L
2. Manche mögen’s heiß Seite 64 - 66

An kalten Winterabenden gehen viele Menschen gern in die Sauna – und geben dort vielleicht Wasser über heiße Steine,
um den Raum wieder heiß zu machen. Wie sagt man zu dieser Prozedur? Ein Tipp: Das gleiche Wort benutzt man bei der
Herstellung von Tee: Wenn man heißes Wasser über Teeblätter gibt, dann macht man auch einen …
Illustration: Alana Keenan

Lösungen:
ä = ae
= Schädlinge
6. Schaedlinge
5. Trockenheit

ü = ue
4. Mischwald
3. Stuerme =

der Aufguss
Lösung: der
7. fruchtbar

Sauerstoff
Stürme

8. Tierart
9. Stamm
2. Krone

Lösung:
1. Luft

2.
1.
 Deutsch perfekt WORTKOMPASS  47

„Mein aktuelles Lieblingswort ist

das Waldbaden. Weil die Idee so ver­
rückt ist: Trägt einen die Luft? Ist ein
Spaziergang im Wald nicht genug?“
Sarah Gough sucht und findet für
Deutsch perfekt tolle Fotos.

Die polyglotte Seite

Kennen Sie die deutschen Wörter zu diesen Themen im Heft? Testen Sie sich nach dem Lesen:
Legen Sie die Hand auf die deutschen Wörter, und finden Sie die richtige Übersetzung!

DEUTSCH ENGLISCH SPANISCH FRANZÖSISCH ITALIENISCH POLNISCH RUSSISCH ARABISCH

WÖRTER ZUM WALD, TEXT: WIE GEHT ES EIGENTLICH DEM WALD? SEITE 60 - 62
das Waldbaden forest bathing el baño en el bosque le bain forestier il bagno nella foresta kąpiel leśna лесные ванны, ‫بمعنى يستمتع‬
терапия лесом ‫بالطبيعة‬
der Nadelbaum conifer la conífera le conifère la conifera drzewo iglaste хвойное дерево ‫شجرة صنوبرية‬

der Laubbaum deciduous tree el árbol de hoja l’arbre feuillu la latifoglia drzewo liściaste лиственное дерево ‫الشجرة المتساقطة‬
caduca ‫األوراق‬
die Rinde bark la corteza l’écorce la corteccia kora кора ‫لحاء الشجر‬
die Wurzel root la raíz la racine la radice korzeń корень ‫الجذر‬
die Baumkrone treetop la copa del árbol la cime d’arbre la chioma dell’albero korona drzewa крона дерева ‫قمة الشجرة‬
der Schädling pest el parásito le nuisible il parassita szkodnik вредитель ‫األفة‬
die Dürre drought la sequía la sécheresse la siccità susza засуха ‫الجفاف‬
abholzen to deforest deforestar déboiser disboscare wycinać вырубать лес ‫قطع األشجار‬
den Wald vor lauter to not see the wood El árbol no deja ver el l’arbre qui cache la vedere gli alberi e nie dostrzegać За деревьями не ‫بمعنى يركز على‬
Bäumen nicht sehen for the trees bosque. forêt non la foresta najważniejszego видеть леса ‫التفاصيل دون االنتباه‬
‫للصورة الكلية‬

WÖRTER ZUM APFEL UND ANDEREM OBST, TEXT: ATLAS DER ALLTAGSSPRACHE SEITE 35
das Kerngehäuse core el corazón le trognon il torsolo komora nasienna сердцевина ‫نواة الثمرة‬
der Kern pip la pepita le pépin; le noyau il nocciolo pestka косточка, семечко ‫البذرة‬
das Fruchtfleisch pulp la pulpa la pulpe la polpa miąższ мякоть плода ‫لب الفاكهة‬
der Stängel stalk el tallo la tige il gambo łodyga стебель, черешок ‫الساق‬
die Schale peel la piel la coque; la pelure la buccia łupina скорлупа, кожура ‫القشرة‬
schälen to peel pelar éplucher; écorcer sbucciare łuskać очищать ‫يقشر‬
der Sparschäler peeler el pelador l’épluche-légumes; il pelapatate obieraczka овощечистка ‫أداة التقشير‬
l’économe
die (Apfel-)Spalte piece (of apple) la rodaja (de man- le quartier de la mezza mela plasterek (jabłka) кусочек (яблока) ‫شريحة التفاح‬
zana) pomme
in den sauren Apfel to bite the bullet hacer de tripas mordre dans un fruit mandar giù un przymuszać się do проглотить горькую ‫بمعنى ينفذ عمالً غير‬
beißen corazón bien amer boccone amaro czegoś пилюлю ‫محبب و لكن ضروري‬
Der Apfel fällt nicht The apple doesn’t De tal palo, tal Les chiens ne font La mela non cade Niedaleko pada яблоко от яблони ‫بمعنى ذاك الغصن من‬
weit vom Stamm. fall far from the tree. astilla. pas des chats. mai lontano dall’al- jabłko od jabłoni. недалеко падает ‫تلك الشجرة‬
bero.

WÖRTER ZU DEN RITUALEN IM PARLAMENT, TEXT: KLEINE GESTEN UND GROSSE MOMENTE SEITE 20 - 24
die Umgangs­formen manners los modales les formes, l’éti- le maniere formy towarzyskie формы общения ‫طرق المعاملة‬
Pl. quette
Foto: Franz Marc Frei; Potapov Alexander/Shutterstock.com

zusammenschwei- to weld together unir se souder unire zjednoczyć сплотить ‫بمعنى يزيد ترابط‬
ßen ‫الفريق‬
der/die representative el/la diputado/a le/la député(e) il/la deputato/a poseł/posłanka депутат ‫نائب\ة‬
Abgeordnete
eine Rede halten to give a speech pronunciar un faire un discours tenere un discorso wygłosić mowę держать речь ً ‫يلقي خطابا‬
discurso
die Feuertaufe to pass the baptism superar la prueba de surmonter l’épreuve superare il battesimo przejść chrzest получить боевое ‫بمعنى تجاوز اختبار‬
bestehen of fire fuego du feu del fuoco bojowy крещение ‫صعب‬
der Übergang transition la transición la transition il passaggio przejście переход ‫المرحلة االنتقالية‬
anerkannt sein to be recognised ser reconocido être reconnu; admis essere riconosciuto być uznanym быть признанным ‫يتم تقديره‬
die Zurückhaltung reservation la reserva la retenue la riservatezza powściągliwość сдержанность ‫التحفظ‬
auf Linie bringen to put s.o. on the poner a raya faire adopter la ligne mettere in riga doprowadzić do призвать к порядку ‫وضعه على الطريق‬
right track zgodności ‫الصحيح‬
 Deutsch perfekt

Sri Paskaran
bei einem
Ritual.

Bei Dortmund steht Europas

zweitgrößtes hinduistisches
Gebäude. Unser Autor hat
dort ein Fest besucht und
sich dabei die Frage gestellt:
Wie findet ein Mensch seinen
Platz in der Welt?
Von Dmitrij Kapitelman;
Fotos: Marcus Simaitis
MITTEL
 Deutsch perfekt ANKOMMEN  49

Die Hindus von

Hamm
Fotos: xxxxxx
50 ANKOMMEN
D
ass ein Priester nicht so
sehr an Zufälle glaubt,
überrascht nicht. Aber
wie der Hindupriester
Sri Paskaran den Weg
seiner Gemeinde von
Sri Lanka nach Hamm (Nordrhein-West-
falen) interpretiert, das ist sicher interes-
sant. Aus dem Sanskrit übersetzt bedeu-
tet Hamm nämlich: die ankommende
Energie. Man weiß nicht, wo Gott genau
ist. Aber man versucht betend, seine Ener-
gie bei sich ankommen zu lassen.
Paskaran, ein Mann über 60, sagt das
mit dem Stolz eines Priesters. Aber auch
mit etwas Platz für Ironie, ob die alten
Texte aus seiner Kultur damit wirklich
Hamm-Uentrop bei Dortmund meinten.
Denn dort steht seit dem Jahr 2002
Europas zweitgrößte hinduistische Ge-
betsstätte, ein Tempel für die Göttin Sri
Kamadchi Ampal. 27 mal 27 Meter, grün,
violett, rosa, blau, golden, voll mit Hun-
derten kleineren Götterstatuen. Größer
sind hier nur noch die grauen Kühltürme
eines Kraftwerks. Mehr als 20 000 Gläubi-
ge kamen zuletzt jeden Sommer hierher,
in die Siegenbeckstraße 4 bis 5. Vor Co-
rona. Aus Bochum, Bayern, London und
Colombo in dieses Areal am Ende von
Hamm. Um beim Tempelfest gemein-
sam zu beten, zu tanzen und sich am
Datteln-Hamm-Kanal rituell zu waschen.
Während der Containerservice Höring
daneben Bauschutt auskippt.
In der Siegenbeckstraße stehen vor al-
lem blaue Metallcontainer und die Bauge-
räte der Firma Hoffmeier. Am Ende dieser
Straße steht außerdem eine gigantische
Schlachtfabrik mit einem sehr lustig
gemeinten Slogan: „Nice to meat you“.
Sonst gibt es hier nicht viel mehr als Fa­
briktore, Lastwagen, ein paar Arbeiter.
Und die Hindus von Hamm also. Regu-
läre Tempelzeiten: 8 bis 11 und 17 bis 19
Uhr, für alle offen. Nicht dass das wichtig
wäre. Aber 1,8 Millionen Euro waren nö-
tig, um Göttin und Gemeindegelände
hier so zu bauen. Und positiv reagieren-
de Bürgermeister, Banken, Nachbarn und
vor allem viele Spenden. Aber vielleicht
muss man auch erklären, welche Bedeu-
tung das alles hier hat.
Deutsch perfekt
der Priester, -  das Wesen, - 
Denn diese Geschichte ist nicht nur die , hier: im Hinduismus , hier: lebender oder me-
eines Glaubens, den in der Welt 800 Mil- Person mit der höchsten taphysischer Organismus
religiösen und politischen
lionen Menschen und in Deutschland so zu … haben 
Autorität
ungefähr 80 000 haben. Und nicht nur die ,  so … müssen
der Zufall, ¿e 
Anekdote eines Tempelfests in Hamm, , hier: Sache, die passie-
s“ch verh„lten 
, hier: auf eine spezielle
das wegen der Pandemie dieses Mal sehr ren kann; L Absicht/Plan
Art sein
klein geworden ist. Hier zeigt sich eine der Götter
entspr¡chen 
Diaspora, die weit weg von zu Hause wie- die Gemeinde, -n 
, hier: adäquat sein für;
, hier: Gruppe von
der das Eigene baut. Wenn das wirklich passen zu
Hinduisten: Sie gehen alle
möglich ist. Die Suche nach dem eigenen zu demselben Tempel. das Auffangzimmerchen, - 
Platz in der Welt – von Menschen, die da- (der T¡mpel, - 
,  kleines Zimmer in einem
Heim für Geflüchtete: Sie
bei nie die Hoffnung verlieren. ,  in manchen Religionen
sind ganz neu im Land
Fast zu gut passt deshalb Dharma, eine Gebäude für Götter)
angekommen.
zentrale Idee des Hinduismus. Den hat beten 
(der/die Gefl•chtete, -n 
,  ≈ Gott/Göttern danken
die Gemeinde als Maxime auf ihre Home- ,  Person, die aus
oder um etwas bitten
page geschrieben: „… dass jedes Wesen religiösen, politischen oder
die Gebetsstätte, -n  ethnischen Gründen aus
sich so zu verhalten hat, wie es seinem ,  Ort zum Beten, z. B. ihrer Heimat weggegangen
Platz in der Welt entspricht.“ Tempel ist / weggehen musste)
Mit Priester Paskaran war es so: 1985 g¶lden  das Fl•chtlingslager, - 
stieg er mit viel Nichts und noch mehr , von: Gold ,  ≈ Heim für Geflüchtete
Hunger am Bahnhof Hamm aus. Eigent- der Kühlturm, ¿e 
lich war das Ziel mehr oder weniger Mos- , hier: Turm mit Wasser, Hinduismus in Europa
das die Temperatur eines und Deutschland
kau. Aber es gab ein Problem in Hamm, Gebäudes reguliert
sodass der Zug schließlich nicht weiter- die [nhängerin, -nen 
das Kr„ftwerk, -e  , hier: Frau, die Teil von
fuhr. Sri Lanka hatte Paskaran wegen des ,  ≈ Fabrik, in der Energie einer religiösen Gruppe ist
Krieges verlassen. Nun baute er in seinem hergestellt wird
das Chr“stentum 
Auffangzimmerchen im Flüchtlingslager der/die Gläubige, -n  ,  christliche Religion
einen kleinen Altar. Bald hatte er eine klei- ,  Person, die an die Ideale
die Religionsgemein-
einer Religion glaubt
ne Gemeinde um sich. Die meisten waren schaft, -en 
der Bauschutt  ,  ≈ Menschen: Sie haben
,  Müll von Baustellen den gleichen religiösen
Glauben.
auskippen 
, hier: in großer Menge die Hochburg, -en 
aus einem Container fallen , hier: Stadt oder Region,
Hinduismus in Europa lassen wo es besonders viele
und Deutschland die Schl„chtfabrik, -en 
Hinduisten gibt.
Mit rund 800 Millionen Anhängerinnen ,  ≈ Fabrik, in der Tiere we- nach 
gen ihres Fleisches getötet , hier: auf Basis von;
und Anhängern ist der Hinduismus nach
werden wie … sagt
Christentum und Islam die drittgrößte
(töten  die Religionswissen-
Religionsgemeinschaft der Welt. In
Europa leben Hindus durch die Koloni- ,  ≈ totmachen) schaft, -en 
,  ≈ Arbeit für mehr Wissen
algeschichte vor allem in Großbritan- Gemeindegelände, - 
über Religionen
nien. In London und Leicester wohnen ,  Areal einer Gemeinde
insgesamt rund 800 000 Hindus. Diese ¡twa 
die Sp¡nde, -n 
beiden englischen Städte sind deshalb , ungefähr
, hier: Geld, das jemand
die hinduistischen Hochburgen Euro- gibt, um etwas/jemanden der T¡mpel, - 
pas. Nach einer Statistik des Instituts zu unterstützen ,  in manchen Religionen
für Religionswissenschaft der Univer- Gebäude für Götter
sität Münster leben in Deutschland
etwa 42 000 tamilische Hindus aus Sri
Lanka, 30 000 Hindus aus Indien und
rund 6000 afghanische Hindus. Der
Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel in Hamm,
(Nordrhein-Westfalen) ist nach dem
Neasden-Tempel in London der zweit-
größte hinduistische Tempel in Europa.
Deutsch perfekt

Shayaniga
Sivarajah
(links) und
Bavithra
Nirsath sind
zum Fest
gekommen.

Die Göttin
Kamadchi
wird um
den Tempel
getragen.
wie er verfolgte Tamilen aus Sri Lanka.
Bald wechselte man in einen Keller. Die
Stadt war aber dagegen, wegen der Si-
cherheit. Also beteten sie in einer Gotte-
shaus-Zweizimmerwohnung. Aber dort
beschwerten sich die Nachbarn. Deshalb
ging es für kurze Zeit in eine Wäscherei.
Auch eine Kegelbahn musste den Hindus
in Hamm für eine Zeit als Gotteshaus gut
genug sein. Diese Menschen hatten es auf
verschiedenen Kontinenten nicht leicht,
gemeinsam und immer wieder sie selbst
sein zu dürfen.
Und nun steht Priester Paskaran in
der Mitte des eigenen Tempels, an des-
sen Eingang Bilder von ihm hängen. An
diesem Tag im Sommer sind 150 Gläu-
bige da, die sich früh genug im Internet
angemeldet haben. Die Frauen tragen
Saris in bunten Farben. Nur ihre Mas-
ken sind weiß. Aber den starken Duft
von Räucherkerzen blockiert auch FFP2
nicht. Die Männer sind entweder im Wi-
ckelrock mit nacktem Oberkörper oder
in einfacher Alltagskleidung gekommen.
Vier Musiker sitzen auf kleinen Teppi-
chen und spielen extrem laut. Sie und ihre
Instrumente sind mit viel Gold dekoriert.
Das ganze Gebäude ist extrem voll mit
Ornamenten, überall hängen bunte Bil-
der und Blumenketten. Drei Thavil-Trom-
meln also und besonders laut das Nada­
swaram, ein indisches Blasinstrument.
Im ganzen Areal hört man den Beginn des
Tempelfests, das Koodyietram. Bei der Ze-
remonie hisst Paskaran mit einigen Hel-
fern vor dem Hauptschrein eine Fahne,
auf der eine Kuh zu sehen ist. Überall ste-
hen kleinere Schreine für andere Götter.
Der Hinduismus ist gottespluralistisch.
Bis jetzt war der Reporter nicht be-
sonders oft in hinduistischen Tempeln.
So möchte er auch nicht simulieren, dass
er alles versteht.Es sind nämlich viele
Hundert Handgriffe, die Paskaran mit
einer Mischung aus tranceähnlicher Ab-
wesenheit und der Konzentration eines
Chirurgen ausführt. Er gibt Milch über
eine Statue. Dann hält er Kerzen hoch
und spricht religiöse Texte.
Deutsch perfekt
verf¶lgen  das Blasinstrument, -e 
, hier: ≈ systematisch ,  Musikinstrument, in das
auf Basis von religiösen, man mit dem Mund Luft
politischen oder ethnischen stößt
Kriterien diskriminieren
h“ssen 
das G¶tteshaus, ¿er  ,  nach oben ziehen
, hier: Tempel
der Hauptschrein, -e 
die Wäscherei, -en  ,  wichtigster von meh-
,  Reinigung mit Service reren Orten zum Beten in
zur Pflege von Kleidung einem Tempel
die Kegelbahn, -en  die Fahne, -n 
,  Ort für eine Art Bowling ,  großes Stück Stoff, z. B.
mit neun Holzfiguren in den Nationalfarben von
einem Land
die Räucherkerze, -n 
,  dickes, langes Holzstück, der H„ndgriff, -e 
das man brennen lassen ,  Handbewegung als Teil
kann und das intensiv riecht von einer Arbeit
der W“ckelrock, ¿e  die [bwesenheit 
,  weiter, langer Rock, den , von: abwesend = hier:
man eng um den Bauch legt, mental nicht da
sodass er hält
der Chir¢rg, -en 
n„ckt  , Operationsarzt
,  ohne Kleidung
ausführen 
die Tr¶mmel,- n  , hier: machen
,  rhythmisches Instru-
die K¡rze, -n 
ment
,  langes, dünnes Ding, das
Licht gibt, wenn man es mit
einem Streichholz anmacht
Deutsch perfekt
Über viele Stunden geht die Zeremo-
nie. So geht der Blick zu etwas, das man
schon viel mehr zu verstehen glaubt: den
Menschen. Dem kleinen Jungen in der
Menschengruppe zum Beispiel, der vor
seinen drei Spielautos eingeschlafen auf
dem Boden liegt. Das gefällt den vielen
Göttern wahrscheinlich nicht. Denn ih-
nen die nackten Füße entgegenzurecken
ist hier verboten (sie mögen alle nur den
Schneidersitz sehen). Deshalb blickt ein
Mädchen im goldenen Sari auch böse auf
den Jungen.
Vor dem Tempeleingang wartet ein
junger Mann. „Warum kommen Sie nicht
rein? Aus Sorge vor Corona?“ – „Nein, ich
bin Busfahrer, ich fahre
täglich tausend Leu-
te herum, egal welche Diese Menschen
Krankheiten sie haben,
solange sie ein Ticket hatten es auf
vorweisen.“ Er dachte
nur, dass es im Tempel
verschiedenen
schon voll ist. Kontinenten
Der 28-Jährige heißt
Rathan Vasantharaya. nicht leicht,
Was bedeutet das Fest
für ihn? Er spricht von
gemeinsam
Familien­tradition. Dann und ohne
holt er ein Kreuz unter
seinem Designer-Hemd Kompromiss sie
hervor: „Ich liebe aber
auch Jesus.“ Danach
selbst zu sein.
erst erzählt Vasantha-
raya seine eigene Geschichte: Mutter
und zwei Tanten wurden im Krieg um-
gebracht. Mehr als diesen einen Satz sagt
er dazu nicht.
Vor 15 Jahren kam Vasantharaya mit
der verbliebenen Familie nach Deutsch-
land. Und mit Onkel, drei Tanten und
einer Nichte kam er heute aus Bielefeld.
Die Musiker betäuben noch mal alles,
was an Ohr übrig ist, da der wichtigste
Teil der Fahnenzeremonie kommt. Dann
beginnen ein paar Männer, Götterstatu-
en durch den ganzen Tempel zu tragen.
Bei jedem Altar machen sie kurz Pause,
damit Paskaran auch alle Segens-Seg-
mente abdeckt. Das alles wiederholt sich
noch einmal außerhalb des Tempels, auch
dorthin wollen die Götter getragen wer-
den. Wäre nicht Corona, würden hier viel
ANKOMMEN  53
(¡twas) … entgegenrecken  der G¶ttesdienst, -e 
mehr Männer einen sehr großen Parade- , hier: in die Richtung von ,  religiöse Feier
wagen durch die Straßen tragen. Manche … halten
„nwesend 
mit Spießen in ihrem Körper, als Akt der der Schneidersitz, -e  ,  so, dass man da ist
Selbstkasteiung: Ganesha soll ihnen spä- ,  Sitzposition, bei der man
wiederum  
ein Bein über das andere
ter Gesundheit geben. Ganze Straßen wä- legt. Die Knie bewegt man
, hier: andererseits
ren frei von Autoverkehr. Aber dieses Jahr so, dass die Füße in Rich- wiedererkennen 
muss wegen Corona alles klein bleiben. tung Körper zeigen. ,  ≈ erkennen, was man
früher schon einmal
Danach gibt es Essen, und dann fahren her¢mfahren 
gesehen hat
, hier: hin- und herfahren
die meisten Gläubigen wieder. Ohne Vi-
der Br¢ch, ¿e 
rus wären hier jetzt noch Tausende und sol„nge 
, hier: Sache die zeigt,
, hier: wenn; mit der
großes Spektakel. Beim Gottesdienst Bedingung, dass
dass zwei Dinge verschie-
am nächsten Tag ist auch die Tochter des den sind
vorweisen 
Priesters dabei, Malikarchchuna Paska- , zeigen
die Generation, -en 
, hier: alle Menschen, die
ran, 21 Jahre alt. Außerhalb des Tempels
hervorholen  ungefähr gleich alt sind
studiert die junge Frau Wirtschaft. Ihr , hier: ≈ nach oben/außen
die Fl¢cht, -en 
Gesicht muss man wiederum nicht lan- holen
, von: fliehen ≈ weglaufen,
ge studieren, um die ¢mbringen  um an einem anderen Ort in
, töten Sicherheit zu leben
Augen des Vaters wie-
derzuerkennen. verblieben 
, hier: so, dass die Person
die Pfl“cht, -en 
,  Sache, die man tun muss
Gern möchte man sie
einzeln sprechen und
noch da ist
betäuben 
wahrnehmen „ls 
, hier: akzeptieren, dass
danach den Priesterva-
ter, um zu hören: Gibt
, hier: machen, dass …
nichts mehr hört; auch: eine
etwas … ist
das Barfußgehen 
es Brüche zwischen den Narkose geben
,  Laufen mit nackten
verschiedenen Genera- w„s „n Ohr übrig “st  Füßen
tionen der Gemeinde?
, m ≈ was vom gesun-
den Ohr noch übrig ist
der Resp¡kt 
Aber dann wird es ein
Doppelinterview – die
der Segen, - 
, hier: Verhalten: So zeigt
man, dass die Götter in der
,  Schutz der Götter oder Hierarchie ganz oben sind.
Tochter übersetzt den Hilfe für eine andere Person
eben 
Vater. Die Flucht liegt
nun schon lange in der
(der Sch¢tz 
, von: schützen)
, hier: das ist die
Erklärung
Vergangenheit, erklärt
Malikarchchuna Paska-
„bdecken 
, hier: ≈ einen Effekt
beide scheinen … zu sein 
,  man könnte meinen,
haben auf; sich Zeit nehmen beide sind …
ran auf Deutsch. Des- für
s“ch einig sein 
halb spricht die Gemeinde nicht mehr so
der Spieß, -e  ,  die gleiche Meinung
viel davon. Inzwischen ist es meistens so, ,  langer, dünner Metallge- haben
dass neue Geflüchtete die schon Ange- genstand
kommenen um Hilfe bitten. Eine Hilfe, die S¡lbstkasteiung, -en 
die Paskaran als seine Pflicht wahrnimmt. , von: sich selbst kasteien
= sich aus religiösen Grün-
Und ja, eine Distanz der jüngeren den selbst wehtun, z. B. als
Mitglieder von den Traditionen merkt Bitte um Entschuldigung an
der Priester auch. „Aber mein Vater ver- die Götter
sucht weiter, alle zu erreichen, manch-
mal durch Vergleiche zwischen Sri Lan-
ka und Deutschland. Das Barfußgehen
beispielsweise, als Symbol des Respekts
für die Götter. In Sri Lanka ist das natür-
lich leichter, weil das Wetter wärmer ist.
Aber auch hier ist es wichtig, weil vom
Boden zum Körper eben eine Energie an-
kommt“, sagt die Tochter. Am wichtigsten
ist, darin scheinen sich beide einig zu sein,
dass es diesen Platz in der Welt nun gibt.
54 BLINDTEXT Deutsch perfekt

Konfrontation am
Checkpoint Charlie
16 Stunden am Limit der globalen Diplomatie: Vor 50 Jahren stehen sich in Berlin
US-amerikanische und sowjetische Panzer gegenüber.
MITTEL AUDIO

U
nd wieder schaut die Welt
auf Berlin, und wieder
hält sie den Atem an: Nur
200 Meter trennen am
27. Oktober 1961 zehn
­sowjetische und zehn US-amerikanische
Panzer. Sie stehen sich mit Waffen gegen-
über. Und sie zeigen klar Tendenzen, dass
sie diese auch benutzen wollen. Mitten
auf dem bekannten Einkaufsboulevard,
der Friedrichstraße.
Hier liegen der Checkpoint Charlie
der USA und der Grenzposten der Deut-
schen Demokratischen Republik (DDR).
Seit Beginn des Mauerbaus im August
können Angehörige der Westalliierten
und ausländische Diplomaten nur über
den Grenzposten auf der Friedrichstra-
ße vom Westen in den Osten kommen.
Oder wieder zurück. Alle anderen Sekto-
rengrenzen der Stadt sind seit circa zehn
Wochen blockiert.
Am Abend des 22. Oktober beginnt
am Checkpoint Charlie das Drama. Allan
Lightner, Assistant Chief der US-­Mission
in Berlin und seine Frau wollen in ihrem
VW-Käfer über die Sektorengrenze
nach Ostberlin zu einem Opernabend.
der P„nzer, -  der Mauerbau 
,  schweres, militärisches ,  Bauen einer Mauer als
Transportmittel für den Grenze zwischen Ost- und
Kampf (s. Foto) Westdeutschland
(militärisch  der/die [ngehörige, -n 
, hier: ≈ von einer Armee) ,  ≈ Familie; Verwandte(-r)
den Atem „nhalten  die W¡stalliierten Pl. 
, hier: in Angst warten ,  Allianz von Frankreich,
Großbritannien und den
die W„ffe, -n 
USA im Zweiten Weltkrieg
,  Gerät zum Kämpfen,
z. B. Pistole der VW-Käfer, - 
der Gr¡nzposten, - 
,  Automodell der Firma
Volkswagen (1936 - 2003)
, hier: Grenzkontrollstelle
 Deutsch perfekt
Lightner trägt Zivilkleidung, als die Volks-
polizisten der DDR ihn stoppen. Die Vo-
pos, wie die Menschen die Polizisten in
der DDR nennen, wollen Lightners Aus-
weis sehen. Aber dieser will den Beamten
das Dokument nicht zeigen. Die Vopos
schicken ihn zurück.
Damit beginnt eine neue Episode der
Eskalation im Streit um die Macht in
Berlin. Eine Frage ist dabei immer wie-
der zentral: Wer hat die Kontrolle über
die Stadt und die Grenzen in der Stadt?
Eigentlich gilt in Berlin der Viermächte­
status. Noch während des Kriegs haben
sich US-Amerikaner, Briten, Franzosen
und Sowjets geeinigt: Nach Kriegsende
soll Deutschland in vier Besatzungszo-
nen geteilt werden. Die frühere deutsche
Hauptstadt Berlin wollen die vier Alli-
ierten gemeinsam verwalten und in vier
Sektoren teilen.
Aber schon bald nach
Kriegsende klappt das nicht Das Drama, das
mehr. Immer wieder will fast der Anfang
die Sowjetunion die volle
Kontrolle über die Stadt.
eines Kriegs
Weil Berlin ganz in der ist, beginnt
­sowjetischen Besatzungs- wegen eines
zone liegt, können die Sow-
jets im Juni 1948 alle Wege
Opernbesuchs.
nach Westberlin blockieren.
Fast ein Jahr lang versorgen US-Amerika-
ner und Briten die Stadt aus der Luft.
Seit 1950 ist der Ostteil der Stadt die
Hauptstadt der DDR. Der Wunsch des
Ostens nach Kontrolle ist nun noch stär-
ker. Mit dem Mauerbau am 13. August
1961 beginnt für Berlin eine Zeit des
Extremzustands. Seit dieser Zeit bean-
sprucht der DDR-Regierungschef Wal-
ter Ulbricht die volle Kontrolle über die
Sektorengrenze für seinen Staat.
Deshalb will Lightner am Abend des
22. Oktober seinen Ausweis nicht zeigen.
Er weiß: Wenn er ihn zeigt, garantiert er
der DDR indirekt die Kontrolle der Gren-
ze. Aber die USA wollen am Viermächte­
status der Stadt nichts ändern. Nur sowje-
Foto: picture alliance/dpa
tische Soldaten dürfen US-amerikanische
Fahrzeuge an der Grenze kon­trollieren –
und auch das nicht immer.
Direkt nach dem Ereignis ruft Lightner
bei Lucius D. Clay an. Clay war während
GESCHICHTEN AUS DER GESCHICHTE  55
die Zivilkleidung  die Hærte 
der Berlin-Blockade Militärgouverneur , L Uniform , hier: Konfrontation
der amerikanischen Besatzungszone. Seit
die M„cht  bew„ffnet 
1961 ist er als persönlicher Repräsentant , hier: Dominanz; ,  mit Waffen
von US-Präsident John F. Kennedy in Ber- Kontrolle
neben … hergehen 
lin. Clay ist sich sicher, dass die Sowjets g¡lten  ,  an der Seite gehen von
und die Regierung in Ostberlin nur eine , hier: die Regel sein
seine Präs¡nz verstærken 
Sprache verstehen: die der Härte. der Viermæchtestatus  ,  mehr Militär schicken
,  Ordnung Berlins als
Noch am Abend des 22. Oktober lässt die Entschl¶ssenheit 
Stadt mit vier Teilen: Dort
Clay Lightner mehrmals über die Gren- ,  ≈ starke Absicht
regieren die USA, Großbri-
ze fahren. Bewaffnete US-Soldaten ge- tannien, Frankreich und die die Schaufel, -n 
Sowjetunion. ,  Gerät mit einem langen
hen zu Fuß neben dem Auto her. In den
Holzteil und einem breiten,
nächsten Tagen schicken die US-Ame- die Bes„tzungszone, -n 
flachen Teil aus Metall oder
,  Zone, in der das Militär
rikaner Panzer zum Checkpoint Char- regiert
Plastik
lie, die Briten verstärken ihre Präsenz nah 
teilen 
in ihrem Sektor am Brandenburger Tor. , L weit
,  ≈ in mehrere Teile
Die Westmächte zeigen ihre Entschlos- machen der K„lte Krieg 
,  ≈ Konflikt zwischen
senheit. Die US-amerikanischen Panzer, verw„lten 
Staaten mit verschiedenen
die zum Checkpoint Charlie fahren, ha- , hier: ≈ die Administrati-
Ideologien in der Zeit von
on machen
ben Schaufeln und Werkzeuge dabei – 1945 bis 1990
vers¶rgen 
wie wenn sie die Mauer wieder ka- die N¡rven verlieren 
, hier: alles liefern, was
putt machen wollen. Am , hier: wegen großer
man zum Leben braucht
Nervosität Fehler machen
27. Oktober reagiert die be„nspruchen für 
Sow­ j etunion. Auch sie ,  meinen, dass … auf jeden
¡s k¶mmt zu 
,  es passiert …
Fall haben soll
schickt zehn Panzer in die
die Kriegsgefahr, -en 
Friedrichstraße. 16 schreck- der Soldat, -en 
liche Stunden lang stehen
,  Person, die in Uniform
,  ≈ Risiko eines Kriegs
sich die Panzer gegenüber.
für ein Land kämpft das [bkommen, - 
,  Vereinbarung oder
das Fahrzeug, -e 
So nah wie an diesem Tag ,  Transportmittel, z. B.
Vertrag zwischen Staaten
oder Institutionen
im Zentrum Berlins kom-
men sich West- und Ost-
Auto, Fahrrad, Bus
die B¢ndesrepublik 
der Repräsent„nt, -en 
, hier: Bundesrepublik
mächte im Kalten Krieg nir- , hier: Person, die offiziell
Deutschland = damals:
für die Interessen des
gends. Und die Menschen haben Angst: Westdeutschland
Präsidenten spricht
Wenn eine Seite die Nerven verliert, kann keine weitere 
die Sprache, -n 
es wieder zu einem Weltkrieg kommen. , hier: Art; Methode
,  nicht noch eine
Aber das passiert nicht. Am Ende ge-
winnen nicht die Hardliner den Konflikt.
Die Diplomatie zwischen Moskau und
Washington kann die Situation retten.
Am Morgen des 28. Oktober fahren erst
die Sowjet-Panzer ein Stück nach hinten,
dann die US-amerikanischen. Die Kriegs-
gefahr ist vorbei.
Für die Berliner ist die Situation damit
aber noch lange nicht wieder gut. Für vie-
le ist das Leben seit Beginn des Mauer-
baus schlimm geworden.
Erst zehn Jahre nach dem Mauerbau
wird es wieder besser. Im September
1971 unterschreiben die Alliierten das
Berlin-Abkommen. Die DDR und die
Bundesrepublik vereinbaren Transit- und
Reiseabkommen. Endlich keine weitere
Eskalation mehr. Barbara Kerbel
56 KULTURTIPPS

AUSSTELLUNGEN MITTEL

Sigmund
Freuds
Fotograf
Max Halberstadt war einer der
wichtigsten Porträtfotografen
Hamburgs. Dann wurde er
vergessen – ganz anders als
der Vater seiner Frau.

E
in älterer Herr im Anzug, in ei-
ner Hand eine Zigarre. Er sieht
so aus, als würde er den Be-
trachter mit ernstem Blick di-
rekt ansehen. So kennt man bis
heute Sigmund Freud, den Erfinder der

1
Psychoanalyse. Gemacht hat dieses Foto
sein Schwiegersohn Max Halberstadt. In
den 1920er-Jahren war er einer der wich-
tigsten Porträtfotografen Hamburgs. Er
war 1919 eines der Gründungsmitglieder
der Gesellschaft deutscher Lichtbildner,
der heutigen Deutschen Fotografischen
Akademie. Ein Grund für seine Bekannt-
heit war das ikonische Bild von Freud, das
auch heute noch oft verwendet wird.
1907 eröffnete Halberstadt nach einem
Südafrika. Dort fing er neu an, hatte aber
wenig Erfolg. Vier Jahre später starb er im
Alter von 58 Jahren in Johannesburg.
Halberstadt wurde von der Öffentlich-
keit vergessen, ganz anders als Freud. Das
Museum für Hamburgische Geschichte
will nun mit der Ausstellung „Der Foto-
„ls w•rde …  fliehen , hier:
,  sodass man meint, dass … weggehen, um an einem
anderen Ort sicher zu leben
der Betr„chter, - 
,  Person, die etwas ansieht die Œffentlichkeit , hier:
Medien und ihr Publikum
der Erf“nder, - , hier: Per-
son, die sich etwas absolut begabt 
Neues überlegt hat ,  mit Talent

Aufenthalt in Paris ein Foto-Atelier in sei-
ner Geburtsstadt Hamburg. Er fotogra-
fierte Freud schon, bevor er 1913 dessen
Tochter Sophie heiratete, mit der er zwei
Söhne bekam. Seine Frau starb aber 1920
mit nur 26 Jahren an der Spanischen Grip-
pe. Bald darauf heiratete Halberstadt ein
zweites Mal. Er hatte jüdische Wurzeln.
Deshalb verlor der Fotograf Kunden,
nachdem die Nationalsozialisten 1933
an die Regierung kamen. Er musste sein
Atelier verkaufen und floh 1936 nach
graf Max Halberstadt – ‚… eine künstle-
risch begabte Persönlichkeit‘“ (bis 3.1.)
an den Fotografen erinnern. Das Zitat im
Titel ist aus einem Sonderheft über Hal-
berstadt von der Hamburger Zeitschrift
Photofreund aus dem Jahr 1920. Seine Bil-
der von Freud spielen auch in der Ausstel-
lung eine Rolle. Aber es sind auch andere
Aspekte seiner Arbeit zu sehen, denn er
machte auch Fotos von bekannten Perso-
nen der Stadt, Mitgliedern der Jüdischen
Gemeinde oder Kindern. Auch für die
der Schwiegersohn, ¿e  die Persönlichkeit, -en 
,  Ehemann der Tochter , hier: Mensch mit seinem
eigenen Charakter
das Gr•ndungsmitglied, -er 
,  ≈ Person, die dabei war, das Zitat, -e 
als etwas neu gestartet ,  Worte, die jemand gesagt
wurde (z. B. Verein) oder geschrieben hat
erœffnen  das S¶nderheft, -e 
,  zum ersten Mal öffnen ,  spezielles Heft einer
Zeitschrift
die jüdischen W¢rzeln Pl. 
,  mit Familie, die jüdisch ist die Jüdische Gemeinde, -n 
,  Gruppe von Personen
(jüdisch , von: der Jude =
mit jüdischem Glauben, die
Person, deren Religion die
alle in dieselbe Synagoge
Thora als Basis hat)
gehen

Ein Halberstadt-Foto von den
Landungsbrücken in Hamburg
Presse arbeitete Halberstadt. Er machte
Collagen und Landschafts- und Architek-
turfotos. In Hamburg fotografierte er die
Landungsbrücken, den Fisch­markt oder
den Jüdischen Friedhof.
Noch heute werden Fotos von Hal-
berstadt in Büchern und Zeitschriften
gedruckt, ohne ihn als Fotografen zu
Fotos: Sammlung Rosenthal USA; Museum Brandhorst
nennen. „Diese Ausstellung ist der Ver-
such, für den sorgsamen Umgang mit
Fotografien zu plädieren“, sagt der Kura-
tor Wilfried Weinke. Viele Fotos für die
Ausstellung haben Angehörige von Hal-
berstadt zur Verfügung gestellt, die in den
USA und in England leben. Denn in den
Archiven der Stadt Hamburg gibt es nur
wenige Bilder von Halberstadt. Und die
Suche geht weiter, denn viele seiner Fotos
sind heute verschollen. Ana Maria Michel
KULTURTIPPS  57
der Tatort, -e 
Sonntags ,  Ort, an dem eine kri-
minelle Sache passiert ist;
hier: Name einer Krimiserie
um 20.15 Uhr der M¶rd, -e 
,  kriminelles Tun, bei dem
Millionen Zuschauer machen sonntags ein Mensch mit Absicht so
um 20.15 Uhr den Fernseher an, wenn ein verletzt wird, dass er stirbt
neuer „Tatort“ gezeigt wird. Mit „Tatort.
2
die S¡ndezeit, -en 
, hier: Zeit, zu der eine
Mord zur besten Sendezeit“ (bis 16.1.)
Sendung gezeigt wird
beschäftigt sich das Zeitgeschichtliche
das Tötungsdelikt, -e 
Forum Leipzig mit einer der populärsten ,  ≈ kriminelles Tun, bei
deutschen Krimisendungen. Warum dem ein Mensch so verletzt
schauen die Deutschen sich das an?, fragt wird, dass er stirbt
die Ausstellung. Denn obwohl die Zahl die DDR 
,  kurz für: Deutsche
der realen Tötungsdelikte sinkt, steigt die
Demokratische Republik
Zahl der Toten im Fernsehen. Thema der
das Pendant, -s franz. 
Ausstellung ist auch der „Polizeiruf 110“, ,  ≈ ähnliche Sache
das DDR-Pendant zum „Tatort“.
Alexandra Birckens
Metall-Skulptur
Slip Of The Tongue.
Körperkunst
Eine mehr als zwei Meter große
3
die L„ndungsbrücke, -n  Zunge steht vor dem Museum
,  spezielle Konstruktion,
wo Schiffe ankommen Brandhorst in München. Die Me-
können (s. Foto)
der Friedhof, ¿e ,  Ort, an tall-Skulptur ist Teil der Ausstellung
dem die Toten liegen
„Alexandra Bircken: A-Z“ (bis 16.1.).
der s¶rgsame }mgang m“t 
, hier: ≈ vorsichtige Art, …
zu benutzen
Die Objektkünstlerin setzt sich in
plädieren für , hier: ihren Arbeiten oft mit dem mensch-
offiziell sagen, was man
unterstützt / wichtig findet lichen Körper auseinander.
der Kurator, Kuratoren 
,  Person, die sich beruflich
um Ausstellungen kümmert die Z¢nge, -n  s“ch ausein„ndersetzen m“t 
,  Organ im Mund für das Schmecken , hier: ≈ genau studieren;
z¢r Verfügung st¡llen  und Sprechen ≈ intensiv nachdenken über
,  erlauben, dass etwas
benutzt wird
versch¶llen 
,  so, dass man jemanden/
etwas nicht mehr findet
 Deutsch perfekt

Inspiration Filmmusik

5
Seit mehr als 20 Jahren macht
Christopher von Deylen als Schil-
ler erfolgreich elektronische Mu-
sik. Die Inspiration für seine neue
Platte Epic (ab 29.10.) kam von
Filmmusik. Das opulente Album
hat er zusammen mit einem gro-
ßen Orchester aufgenommen.

erf¶lgreich  opul¡nt 
,  mit Erfolg , hier: ≈ mit viel Arbeit gemacht;
hier auch: mit vielen Instrumenten
Wurde schon mit die Pl„tte, -n 
15 bekannt: Lea. , hier: Album aufnehmen 
, hier: ≈ Musik speichern

MUSIK MITTEL

Von Youtube
in die Charts

4
Schon als Jugendliche produzierte Lea erste
Musikvideos. Nun kommt ihr viertes Album.
Mit sechs Jahren begann Lea, Klavier zu spielen, mit zwölf
schrieb sie schon eigene Lieder. Und im Alter von 15 Jahren
publizierte sie ihre ersten Musikvideos auf Youtube, die

6
Millionen Klicks bekamen. Später erreichte ein Remix ihres
Lieds „Wohin willst du?“, das sie als Jugendliche geschrieben
Diesmal nur das Schlagzeug, -e 

Instrumente
, Rhythmusinstrument,
hatte, Platz 11 der Charts. Heute gilt die Musikerin, die 1992 auf das man schlägt
als Lea-Marie Becker in Kassel geboren wurde, als eine der
formieren 
erfolgreichsten deutschen Singer-Songwriterinnen. Am Schon ihre Eltern, Ilona und , hier: ≈ (eine Gruppe)
5. November publiziert sie ihr viertes Album: Fluss. Darauf Thomas Haberkamp am Saxo- organisieren; sein
ist in dem Song „Schwarz“ auch der Rapper Casper zu hören. fon, waren Jazzmusiker. Clara s“ch verl„ssen auf 
Immer wieder arbeitet Lea mit anderen Künstlern zusam- Haberkamp wählte das Piano ,  vertrauen auf
Fotos: Calvin Müller; Dovile Sermokas; Marcus Höhn

men. Auch auf Fluss spielt sie wieder Klavier. Leas Stärke sind als ihr Instrument. Mit Oliver
die Popsongs mit ruhigen Melodien, aber viel Emotion. Kein ­Potratz am Kontrabass und
Wunder, denn die Liebe ist ihr großes Thema. Timo Weber am Schlagzeug for-
miert sie das Clara Haberkamp
Trio. Reframing the Moon heißt
das Klavier, -e  der Pl„tz, ¿e  die Stærke, -n  das aktuelle Album, auf dem die
, Piano , hier: Position , hier: Sache, die jemand
besonders gut kann drei sich ganz auf ihre Instru-
erreichen  g¡lten „ls  mente verlassen. Haberkamp
, hier: in eine Position ,  nach Meinung vieler Kein W¢nder. 
kommen … sein ,  Das ist keine Überra- singt auf diesem Album nämlich
schung. zum ersten Mal nicht.
Deutsch perfekt
Autor Sabin
Tambrea
BUCH MITTEL
Eskapismus
Anno stirbt, und so hört Anna auf,
wirklich zu leben. Sie träumt von
Treffen mit Anno. Aus Tod wird
Leben, aus Nacht wird Tag.
Anno und Anna sind das ideale
Großstadtpaar. Die gemeinsa-
me Wohnung funktioniert vor
allem, weil die beiden ähnliche
Vorstellungen teilen. Themen
wie Sauberkeit, Freizeitleben
und Alkohol bringen fast keine
Konflikte. In diesem willkom-
menen Chaos haben sie sich als
Paar eingerichtet. Die Zukunft
wird kommen. Aber sie darf sich
Zeit lassen. Bis Anno plötzlich
stirbt – und Anna nicht damit
zurechtkommt. Sie besucht ihn
7
im Traum, wird süchtig nach den
viel zu kurzen Treffen. Wach zu
sein, tut ihr immer mehr weh.
Sabin Tambrea ist vielen von
deutschen Bühnen bekannt. Mit
Nachtleben hat der Schauspieler
sein Romandebüt geschrieben.
Aus seiner Liebe für das Theater
macht er dabei keinen Hehl. In
den Traumszenen erinnert seine
Art zu schreiben an eine moder-
ne Adaption von Shakespeare,
die geheimen Treffen ohne eine
Hoffnung auf Zukunft an Romeo
und Julia. Trotzdem ist Nachtleben
für Lernende der deutschen
Sprache (ab Niveau B2) keine
Tragödie – wenigstens sprach-
lich nicht.
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WIE GEHT ES EIGENTLICH DEM …

Wald?
Foto: Adelin Crin/Shutterstock.com

Vor 40 Jahren machten sich viele Deutsche große Sorgen um den Wald.
Stirbt er bald? Es war der Anfang des ökologischen Denkens.
Ist sein Zustand heute besser? Von Christiane Grefe
SCHWER PLUS
Deutsch perfekt
W
issenschaftler und
Wissenschaftlerinnen,
Journalisten und Akti-
vistinnen warnten in
den 80er-Jahren, dass Deutschland seine
Waldlandschaften verlieren würde. Um-
weltschützer sagten, dass Westdeutsch-
land im Jahr 2000 „in weiten Teilen ver-
steppt sein“ wird. Ein Pamphlet über das
„ökologische Hiroshima“ hieß: „Er war
einmal“.
Und heute? Es gibt ihn noch immer.
Aber wenn man, so wie ich, als über
60-Jährige durch Wälder wandert, erin-
nert man sich an die Bilder von kranken
Nadelbäumen damals – und mit ihnen an
die Angst vor einer gro-
ßen Gefahr. Denn in den
Wäldern rund um Ber-
Der Weihnachts-
lin, wo ich heute wohne, baum ohne
sah ich in den letzten
drei Jahren kranke Bäu- Nadeln wurde
me. Immer wieder zeig-
ten sich leere Stellen,
vor 40 Jahren
und überall dazwischen ein Symbol für
lagen Stämme; sogar
verbrannte. Wegen der die Krise.
Trockenheit hatte es oft
gebrannt. In Parks und auf Friedhöfen
stehen Bäume mit dünnen Kronen, Opfer
von Schädlingen. Das Sauerland, aus dem
ich komme, der Westerwald, der Harz:
Landschaften mit graubraunen Wunden.
Es ist eine Liste aus persönlichen
Eindrücken – aber es gibt auch Daten
dazu. Etwa vom aktuellen Bericht des
Thünen-Instituts: Nur noch 20 Prozent
der Baumkronen in deutschen Wäldern
sind gesund, war dort zu lesen. Laut die-
sem Bericht ging es dem Wald seit den
ersten Jahresstatistiken 1984 noch nie so
schlecht wie heute.
Ein Déjà-vu – aber gibt es wirklich
Grund dazu? Oder ist es nur ein Ein-
druck? Stimmt es, dass der deutsche Wald
„kurz vor dem Kollaps“ steht, wie der Vor-
sitzende des Bundes Deutscher Forstleu-
te sagte; dass wir vor einem „Waldsterben
2.0“ stehen, so die Experten des Bundes
für Naturschutz in Bayern? Kann man die
beiden Krisen überhaupt vergleichen?
Jürgen Bauhus ist Vorsitzender
des Wissenschaftlichen Beirats für
WIE GEHT ES EIGENTLICH ...?  61
“n weiten Teilen  das W„ldsterben 
Waldpolitik beim Bundesagrarministe- ,  an vielen Orten ,  Phänomen, dass es
rium. „Die Ursachen heute und damals immer weniger (gesunde)
verst¡ppen 
liegen weit auseinander“, sagt er. Wälder gibt
,  zu Steppe werden
In den 80er-Jahren waren es vor allem der Beirat, -e 
Er war einmal. 
,  Gruppe von Personen,
Gifte in der Luft. In der alten Bundesre- , Wortspiel mit: Es war
die andere berät und
publik stiegen jedes Jahr 3,5 Millionen einmal … ≈ Früher gab es
Informationen gibt
einmal … (Anfang vieler
Tonnen Schwefeldioxid in den Himmel, Märchenerzählungen) weit ausein„nderliegen 
pro Einwohner fast 100 Kilogramm. Im , hier: m sehr
der Nadelbaum, ¿e 
Osten roch man die Abgase der Kohle- verschieden sein
,  Baum mit dünnen,
kraftwerke überall. Dazu kamen Stickoxi- spitzen Blättern, die auch im das Schwefeldioxid, -e 
Winter grün sind ,  chemisches Element SO2
de aus Verkehr und Landwirtschaft, dazu
Aluminium oder Ozon. Der Abgascock- der St„mm, ¿e  das St“ckoxid, -e 
,  dicker Teil eines Baums ,  Gas NO2
tail bekam einen Namen: saurer Regen.
die Krone, -n  b“s dato 
Ich erinnere mich noch an einen Flyer
, hier: ≈ gesamter oberer ,  bis heute
der Sozialdemokraten: „Dann stirbt der Teil eines Baums
überleben 
Wald, und du bist weg.“ Das Waldsterben der Schädling, -e  , hier: weiterleben
und seine Darstellung , Parasit können
waren der Startpunkt
für „die bis dato größte
das Sauerland 
,  Bergregion in West-
der Sauerstoff­
produzent, -en 
Umweltdebatte in der
deutschland , hier: Pflanze, die das
chemische Element O2 in
Bundesrepublik“, analy- der W¡sterwald 
siert ein Forschungspro-
,  Bergregion in West-
deutschland
die Luft abgibt
der Lebensraum, ¿e 
jekt der Freiburger Uni-
versität. Für diese neu
der H„rz 
,  Areal zum Leben
,  Bergregion bei Nieder- der F“lter, - 
erkannte globale Krise sachsen, Sachsen-Anhalt
und Thüringen
, hier: technische Kons­
truktion, durch die der
wurde der Weihnachts-
baum ohne Nadeln zum das Thünen-Institut 
Rauch geht, damit z. B. Gifte
nicht in die Luft gehen
,  staatliches Forschungs-
Symbol. institut zu Themen der einbauen 
Überleben ohne Wald, also ohne Sau- Land-, Forst- und Fischerei- ,  ≈ durch Bauen inte­
erstoffproduzenten, ohne seine Küh- wirtschaft grieren
lung, sein Wassersammeln, ohne Le- (die F¶rstwirtschaft, -en  der L¢ftreinhalteplan, ¿e 
,  ≈ Pflege eines Waldge- ,  Plan, wie die Luft sauber
bensräume für Tiere und Pflanzen, auch
bietes und Verkauf von bleiben soll
ohne gewohnte Schönheit, ohne Poesie? Holz)
das Tränental durch-
Die Frage gab vielen den Impuls, bei (die Fischerei, -en  schreiten 
Demonstrationen, in Bürgerinitiativen ,  Fangen von Fischen) ,  gemeint ist: das Tal
mitzumachen, und auch länger noch im der Tränen durchschreiten
laut 
= hier: eine schwierige
Naturschutz aktiv zu sein. Die Grünen, , hier: wie … sagt
Veränderung akzeptieren
gerade neu gegründet, bekamen genug der/die Vorsitzende, -n  und so lange leiden, bis es
Stimmen, um ins Parlament zu kommen. ,  Person, die eine Organi- vorbei ist
sation leitet
Nach jahrelangen Kontroversen mussten
der B¢nd Deutscher
Kraftwerke Filter einbauen, Regionen
F¶rstleute 
Luftreinhaltepläne machen. Für Autos ,  Organisation, die für die
gab es Abgashöchstwerte. Ab 1985 gab es Interessen der Forstwirt-
schaft kämpft
Katalysatoren, 1993 wurden sie Pflicht.
Das alles funktionierte: Die Luft wur-
de wirklich besser. Die Waldschäden
wurden nicht größer. „Das Tränental war
durchschritten“, sagt Jürgen Bauhus. Der
Wald wuchs wieder.
Aber je länger die Warnungen in
der Vergangenheit lagen, desto energi-
scher schrieben Zeitungsautoren, aber
auch Wissenschaftlerinnen über das
62  WIE GEHT ES EIGENTLICH ...?
Waldsterben als Konstrukt der Medi-
en. Die Kritiker haben auch einige gute
Argumente. Viele Schlagzeilen waren
wirklich übertrieben, ja schon der Begriff
Waldsterben stimmt nicht ganz. Abgestor-
ben waren zwar einzelne Bäume, aber
keine Wälder. Schäden gab es laut Jürgen
Bauhus nur in einigen Regionen wie dem
Bayerischen Wald, dem Harz und dem
Schwarzwald: „Die Titelseiten haben im-
mer die gleichen, besonders stark betrof-
fenen Orte gezeigt.“
Viel größere Sorgen macht dabei, dass
Warnungen vor noch viel schlimmeren
Umweltkrisen wegen der Übertreibun-
gen nicht gehört werden. Tatsächlich sind
die Berichte aus dem Wald leiser. Spezi-
ell jetzt, denn dem Wald geht es heute
schlechter als damals. „Diesmal sind die
Dimensionen der Schäden vielfach grö-
ßer, die Bestände breit-
flächig abgestorben“,
sagt Bauhus. Der Wald ist
Die Hauptursache
dafür ist komplexer, als in einer
der saure Regen es war:
die Klimaänderung, und
Systemkrise.
mit ihr immer mehr Pha- Auf viele Fragen
sen ohne Regen oder
mit ganz viel Regen in gibt es noch
sehr kurzer Zeit und
Stürmen. Die steigen-
keine Antwort.
den Temperaturen sind
gut für Schädlinge. Und oft trifft die Än-
derung des Klimas genau jene Wälder
mehr, die noch unter den Belastungen
der 80er-Jahre leiden.
„Der Waldboden hat leider ein gutes
Gedächtnis“, sagt Nicole Wellbrock, Ex-
pertin für Bodenschutz am Thünen-Ins-
titut in Braunschweig.
Manche Wissenschaftler sehen eine
Ursache auch in der konventionellen
Forstwirtschaft. Nach dem Krieg wurden
vor allem Nadelbäume gepflanzt, aus de-
nen sich günstig verschiedene Holzwaren
herstellen lassen. Und das auch an Orten,
wo sie schlecht passten. Sie standen in
Monokulturen, alle gleich alt und anfällig
für Stürme und Schädlinge.
Viele schwache Nadelbäume, vie-
le Schädlinge: „Was jetzt passiert, hat
die Wissenschaft genau so seit Jahren
Deutsch perfekt
das Konstr¢kt, -e  wahrhaben w¶llen 
vorhergesagt“, sagt Jörg Müller vom Nati- , hier: Lüge ,  akzeptieren wollen
onalpark Bayerischer Wald. „In der Praxis übertreiben  die Hochschule, -n 
wollte es aber kaum einer wahrhaben.“ , hier: die Dinge als ,  ≈ spezielle Universität
Seit den 90er-Jahren geht auch die In- schlimmer beschreiben, als für eine Ausbildung z. B. im
sie wirklich sind technischen Sektor
dustrialisierung der Holzernte immer
stärker weiter, kritisiert Pierre Ibisch. Der der Bayerische W„ld  nachhaltig 
,  Bergregion in Bayern an , hier: so, dass sie keine
Biologe und Professor für Nature Conser- der Grenze zu Tschechien negativen Effekte für die
vation an der Hochschule für nachhalti- der Schwarzwald 
Menschen und die Ökologie
hat
ge Entwicklung Eberswalde beobachtet ,  Bergregion im Südwes-
nämlich: Schwere Maschinen haben ten Deutschlands verd“chten 
, hier: ≈ stark zusammen-
Stämme und totes Holz aus dem Wald betr¶ffen 
drücken, sodass dort wenig
, hier: mit vielen Schäden
transportiert und den Boden verdichtet. oder nichts mehr wachsen
Die Waldflächen werden immer stärker die Dimension, -en  oder leben kann
, hier: Intensität
fragmentiert. Das macht sie anfälliger für fragmentieren 
vielfach  , hier: ≈ ein großes Gan-
Wind und Trockenheit.
,  ≈ um viele Male mehr zes in kleine Teile machen
Wenigstens das: Waldbauern und
das Best„nd, ¿e  die M“schkultur, -en 
Forstbetriebe haben seit dem Wald­ , L Monokultur
, hier: Menge an Bäumen
sterben und besonders nach dem Sturm
breitflächig  fr¢chtbar 
Kyrill im Jahr 2007 mehr Mischkulturen ,  in großen Flächen , hier: so, dass darauf
gepflanzt. Darin lassen sie öfter totes leicht Bäume wachsen
tr¡ffen 
Holz liegen, damit der , hier: schaden die Art, -en 
Waldboden fruchtbarer , hier: Kategorie; Sorte
wird und mehr Arten
die Bel„stung, -en 
, hier: Schaden, z. B. durch
Gifte
der Dr¢ck 
, hier: Summe aller
Heimat finden. Aber das
passiert oft nur in klei- ein gutes Gedæchtnis
Probleme
der Baustoff, -e 
nen Schritten – und das
allein reicht nicht aus.
haben 
, hier: lange Zeit Schäden ,  Material zum Bauen
haben
Der Wald ist in einer pfl„nzen 
]s braucht … 
,  … ist/sind nötig.
Systemkrise. Niemand
weiß, wie genau sich das
,  Pflanzen oder Bäume in
die Erde setzen
die Konsum¡ntin, -nen 
,  Frau, die Produkte kauft
Klima ändern wird. Auf
viele Fragen gibt es noch
„nfällig für 
, hier: so, dass sie bei …
h„lten 
, hier: gut bleiben
leicht kaputtgehen
keine Antwort.
vorhersagen 
Das ist ein Problem, weil der Druck ,  ≈ als Prognose sagen
steigt: In Zukunft sollen auch Textilien
oder Baustoffe aus Holz aus dem Wald
kommen. Und er soll noch mehr CO₂
speichern, vielleicht in neuen Monokul-
turen. Und das, obwohl Untersuchungen
darauf hinweisen, dass Wälder bei stei-
genden Temperaturen mehr CO₂ in die
Luft abgeben, als sie absorbieren.
Eins dürfte nach 40 Jahren sicher sein:
Emissionen müssen stärker reduziert
werden. Dafür braucht es eine grund-
sätzliche Veränderung. Forstwirte, aber
auch Bauern, Stadt-, Energie- und Mo-
bilitätsplanerinnen müssen in Zukunft
mehr Rücksicht auf den Wald nehmen.
Und Konsumentinnen müssen aufhö-
ren, immer neue Billigmöbel zu kaufen,
statt Holzprodukte, die lange halten. Alles
leichter gesagt als getan. Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 46.
 Deutsch perfekt
KOLUMNE – ALIAS KOSMOS
„Sprache verändert sich“
Das dokumentiert nicht nur ein neues Wörterbuch.
Sogar in der Straßenbahn spielen sprachliche Nuancen jetzt
eine Rolle. Aber ist das immer logisch? SCHWER PLUS AUDIO
A
lles ändert sich.“ Das sagte
angeblich schon der Dichter
Ovid vor rund 2000 Jahren.
„ Und obwohl er keine Details
nannte, bin ich mir sicher, dass er auch
Deutschland damit gemeint hat. Als ich
1994 hierher kam, war ich für viele Men-
schen die erste Russin, die sie je gesehen
haben. Heute begegnet jeder Deutsche
pro Tag ungefähr fünf Russen, die er noch
nie gesehen hat. Die Bundesrepublik ist
ein anderes Land geworden. Und auch
vor der deutschen Sprache
haben die Veränderungen
keinen Halt gemacht.
Ist das Wort
Heute sagt jeder, dass die schwarzfahren
Dinge Sinn machen, als hät-
ten sie nie Sinn ergeben. Das
rassistisch?
ist eigentlich die korrekte Etymologisch
deutsche Übersetzung von
to make sense. Die Jugendli-
hat es gar
chen in Deutschland nen- nichts mit der
nen sich heute nicht nur
Digga, sondern auch Bratan,
Farbe zu tun.
nach dem russischen Wort
für Bruder. Menschen, die besonders
pünktlich, spießig und wenig großzügig
Foto: Stephan Sperl; Illustration: 300 librarians/Shutterstock.com
sind, nennen sie Alman. So heißen die
Deutschen auf Türkisch.
Die neue, 28. Ausgabe des Duden-Wör-
terbuchs enthält 3000 Begriffe, die es in
der vorherigen Ausgabe nicht gab. Darun-
ter sind Hatespeech, Lockdown, Genderstern-
chen und bienenfreundlich. 300 andere wur-
den aus der Sammlung genommen, weil
sie nicht mehr modern sind, zum Beispiel
der Bäckerjunge und der Jägersmann.
Noch im Duden, aber vom Ausster-
ben bedroht ist nun auch das Wort
Alia Begisheva
wurde in Moskau geboren. Heute
lebt die 46-Jährige mit ihrem
kanadischen Mann und ihren zwei
Kindern in Frankfurt
am Main und weiß viel besser als
viele ihrer deutschen Nachbarn,
dass man Papier und Glas nicht in
dieselbe Mülltonne wirft.
Für jedes Heft schreibt sie diese
Kolumne.
schwarzfahren. Nicht, weil es nicht mehr
schw„rzfahren  bienenfreundlich 
gebraucht würde, sondern weil es nicht ,  ohne Fahrkarte mit ,  gut für Bienen
mehr politisch korrekt ist. Schwarzfahren öffentlichen Verkehrsmit-
(die Biene, -n 
ist in der Alltagssprache ein Ausdruck für teln fahren
,  kleines, meistens
das Bahnfahren ohne Fahrkarte. Er ist viel keinen H„lt m„chen vor  schwarz-gelbes Insekt, das
, hier: sogar bei … nicht Honig herstellt)
schöner als der offizielle Begriff dafür, die
enden
Beförderungserschleichung. der Jägersmann,
„ls hætten sie nie …  Jägersleute 
So bringt das Wort leider die Begriffe ,  so, dass man meint, sie ,  Person, die beruflich
schwarz und kriminell in einen Kontext. haben nie … Tiere fängt und tötet
Viele Verkehrsunternehmen, besonders ergeben  v¶m Aussterben bedroht
die in deutschen Großstädten, haben , hier: machen sein , hier: bald nicht
deshalb im Sommer beschlossen, den mehr existieren, weil es im-
D“gga 
mer weniger Leute benutzen
Ausdruck nicht mehr zu ver- , von: Dicker = hier: m
guter Freund das Verkehrsunterneh-
wenden. Und das obwohl
schwarzfahren nicht von der spießig 
men, - 
,  Firma, die sich um den
, m d ≈ an Normen
Farbe, sondern vom jiddi- orientiert und langweilig
U-Bahn-, Straßenbahn- und
Busverkehr kümmert
schen shvarts kommt, das arm
bedeutet. Aber Sprache än-
die Ausgabe, -n 
, hier: Version, in der ein
die Schw„rzarbeit, -en 
,  (illegale) Arbeit, ohne
dert sich eben. Buch publiziert wird
Steuern zu zahlen
Schon 2010 gab es in den der Begr“ff, -e 
Medien viel Ärger um den , Wort
die schw„rze L“ste, -n 
,  Liste von Dingen, die
Vater von Pippi Langstrumpf, das Gendersternchen, -
engl. 
man ausschließen will, z. B.
weil sie nicht gewollt sind
der in Deutschland sehr po-
pulären Kinderbuchfigur.
,  Symbol zum Markieren
einer inklusiven Form, z. B.
verschl“ngen , hier:
machen, dass … plötzlich
Das ist der Negerkönig Efraim. in Leser*innen
weg ist
Irgendwann musste das Wort schwarzfah-
ren ein Problem bekommen. Der Negerkö-
nig heißt inzwischen übrigens Südseekönig.
Bestimmt kommt bald auch die Schwarz-
arbeit auf die schwarze Liste, die dann auch
nicht mehr lange existiert.
Und wenn wir schon dabei sind, möch-
te ich die Farbe Schwarz gern auch im
Universum rehabilitieren. Das schwarze Diesen Text hier
Loch verschlingt nämlich eine Sonne pro kostenlos hören!
Tag, und keiner sagt was. Im Gegensatz www.deutsch-perfekt.
com/audio-gratis
zum Schwarzfahren ist die Sache wirklich
eilig. Bitte gebt ihm einen neuen Namen,
bevor es zu spät ist! Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 37
 Warm im
Bauch
Es ist so weit: Bald schenken sich die Deutschen wieder sehr viel Tee.
Das tun sie aber nicht, weil sie ihn so lieben. Sondern?
Von Max Scharnigg
LEICHT
 Deutsch perfekt ESSEN UND TRINKEN  65

D
amit das klar ist: Tee ist ein wunderbares Getränk. Seine Ge-
die Gesch“chte   die Pf¡fferminze  
schichte ist noch fantastischer als die von Kaffee. Und seine , Historie ,  Pflanze: Ihre Blätter
Zubereitung hat in vielen Teilen der Welt eine große Tradi- die Zubereitung  
schmecken intensiv, und
man macht daraus z. B. Tee
tion. In Deutschland ist das ein bisschen anders, außer viel- , von: zubereiten =
(Mentha x piperita).
leicht in friesischen Regionen und manchen Hafenstädten. kochen; herstellen
der Chai, -s  
Nein, die Asiaten mit ihrer Teezeremonie. Die vielen Samo- friesisch  
, hier kurz für: Masala
,  in/aus der norddeut-
war-Völker. Die Briten und ihre Kolonien: Die Geschichte von diesen Tee- chai; Gewürztee
schen Region Friesland
kulturen ist viel populärer als die deutsche Kaffee-und-Kuchen-Geschichte. das |nstantpulver, -  
das V¶lk, ¿er  
Natürlich trinken die Deutschen auch fleißig Tee. Speziell in Zeiten, in ,  ≈ Nation; alle Menschen
, hier: trockene Substanz
aus sehr kleinen Teilen: Man
denen sie so viel über das Krankwerden sprechen. Sie haben die Unterschie- von einem Land
kann daraus mit Wasser
de zwischen Grün-, Weiß- und Schwarztee eigentlich erst ziemlich spät der Kräuteraufguss, ¿e   sehr schnell fertigen (meis-
verstanden. Den medizinischen Aspekt von Tee haben sie aber sehr früh ,  Getränk aus Wasser: tens süßen) Tee machen.
verstanden. Genauer gesagt von Kräuteraufgüssen. Die wichtigste Influen- Man gibt das Wasser heiß
das Homeoffice engl. 
über Kräuter.
cerin war dabei die Mystikerin Hildegard von Bingen, vor bald 1000 Jahren. , hier: Arbeiten von zu
(die Kräuter Pl.   Hause
Sehr, sehr lang hat deutsche Kindheit deshalb nach Kamillentee ge- ,  spezielle Pflanzen: Sie
ja  
schmeckt. Und nach grünem Salbeitee. Und wenn man mal nicht krank war? sind z. B. in Hustensaft, oder
, hier: ≈ wie man weiß
Auch dann hat es Tee gegeben – aus der Hagebutten-Pipeline. Die war so man macht daraus Tee.)
unterwegs sein  
lang, dass sie vom Kindergarten bis zur Jugendherberge gegangen ist. Den die K“ndheit, -en  
, hier: auf den Straßen
,  Zeit: Man ist ein Kind.
ein wenig roten Tee hat es ohne Zucker in dicken Tassen der Firma Bauscher sein; draußen sein
gegeben. Teetrinken war das nicht. Es war ein warmes Getränk. Der Slogan nach Kam“llentee
Hopph¶pp!  
schm¡cken  
dazu: „Trink den guten Hagebuttentee!“ Aber warum? Die Konsequenz: ,  wie Tee aus Kamille
, m ≈ (Mach) schnell!
Beeil dich!
20 Jahre lang wollte niemand mehr Früchtetee trinken. schmecken; hier: ≈ so sein,
dass man viel Kamillentee die Aufgießkultur, -en  
trinken muss ,  gemeint ist hier: Kultur/
Tradition: So gießt man
Mit Tee kauft man heute viel mehr. (die Kam“lle  
,  Pflanze: Daraus macht
Tee auf.
(aufgießen  
Das steht schon neben dem Logo:
man z. B. Creme; Tee
(Matricaria chamomilla)) , hier: zum Herstellen
von Tee heißes Wasser

Glück, Ruhe und vieles anderes.

der S„lbei  
geben über; einen Aufguss
,  Pflanze: Man nimmt sie
machen)
als Gewürz oder für Tee
(Salvia officinalis). lauwarm  
,  nicht heiß, aber auch
(das Gew•rz, -e  
Mit dieser Erfahrung als Kind hat das Problem begonnen. Tee ist eben nicht nicht kalt
,  z. B. Salz, Pfeffer, Anis,
gleich Tee. Von Mate bis Earl Grey, von selbst gesammelter Pfefferminze Safran …) das Beutelchen, -  
, hier: ≈ sehr kleine Pa-
über Chai, von Rooibos bis zu Matcha und Instantpulver geht das Angebot. die Hagebutte, -n  
piertasche mit einer Portion
Das Framing ist immer gleich. Das Marketing hat Tee in Deutschland schon ,  rote Frucht von einer
Tee für eine Tasse
speziellen Rose
lange zum zentralen Synonym für das gute Leben gemacht. Zum Getränk für die N¡stwärme  
Hygge und Yoga, für schöner Wohnen, kleines Glück und das Homeoffice. Tee “st n“cht gleich Tee.  
,  ≈ Emotion: Man fühlt
,  ≈ Nicht jeder Tee ist
Denn ein wichtiger Unterschied zum Kaffee ist ja: Kaffee schmeckt au- sich sicher und geliebt.
gleich. Es ist nicht egal,
ßer Haus meistens besser als zu Hause. Er ist also draußen, ist Stadt, Arbeit, welchen Tee man trinkt. das Amateur-Stadium
Illustrationen: Akroma Photography, OSIPOV, Cheli Project/Shutterstock.com

Unterwegssein und hopphopp! Tee aber bedeutet Tür zu und Füße hoch. franz.  
eben  
,  ≈ Kategorie von Qualität:
Er hat in Deutschland das Image von einem Getränk fürs Private oder auch , hier: ≈ Das ist die
Man hat nur wenig Wissen
Erklärung. / Man muss
für die Quarantäne. Auch, weil die Aufgießkultur in deutschen Cafés noch verstehen, dass …
und Können.
sehr schlecht ist. Typisch ist lauwarm an den Tisch gebrachtes Wasser, in das die S¶rte, -n  
der Mate  
Lipton-Beutelchen kommen sollen. Das Resultat ist nie die Nestwärme, die , Variante
,  Tee aus der südameri-
der Teetrinker sich so sehr wünscht. Die gibt es nur zu Hause. kanischen Matepflanze: die Herkunft, ¿e  
Das ist wirklich nicht falsch. Blöd ist nur: Die Teekultur ist dadurch in so In ihren Blättern ist etwas , hier: Ort: Von dort
Koffein (Ilex paraguari- kommt jemand oder etwas.
einem Amateur-Stadium geblieben. Ganz anders als die Espresso-Kultur. ensis).
die Gesch¡nksaison, -s  
Die Tasse Tee ist in Deutschland immer noch in der gleichen unspezifischen ,  Zeit im Jahr: Dann macht
Liga wie der kleine Spaziergang oder das schöne Buch. Was genau ist in der man viele Geschenke.
Tasse? Kräuter, Früchte, Gewürze, Teeblätter? Sorte, Herkunft, Temperatur?
Zweiter oder dritter Aufguss? Und welche Tassenform? Das alles ist leider
nicht besonders wichtig.
Jetzt beginnt wieder die Geschenksaison. Sie wird zeigen, wie egal den
Deutschen Tee ist. Was sollen sie Verwandten und Bekannten schenken? Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 46.
66  ESSEN UND TRINKEN Deutsch perfekt

Eine Antwort gibt das Teeregal. So können sie nämlich prophylaktisch eine
das Teeregal, -e   der Verbraucher, -  
Packung Tee und gute Wünsche schenken. Das hat schon in den 80er-Jah- ,  Konstruktion aus Holz ,  Person: Sie kauft und
ren angefangen. In dieser Zeit haben Verkäuferinnen und Verkäufer aus oder Metall: Dort lagert benutzt Waren.
man Tee.
Teedosen und langem Kandiszucker modernistische Skulpturen gemacht. (die Ware, -n 
So hatte das Ganze auch einen zeremoniellen Wert. die P„ckung, -en   , hier: Sache: Man kann
, hier: ≈ kleines Paket: sie kaufen.)
Kandiszucker ist heute out. Heute steht aber der spezielle Wert der mo- Darin verkauft man ein
dernen Tee­mischungen oft auf der Packung. Das zeigt: Wichtig sind hier gew“sse (-r/-s)  
Lebensmittel.
, hier: ≈ so, dass man es
ganz andere Dinge als Tee. Frauenbalance, Glücks- und Ruhetee, Wachma- der K„ndiszucker   ein bisschen merkt
cher-Tee und viele andere Lebensveränderungen garantieren die Namen. ,  großes Stück Kristall-
s“ch n“cht übersehen
zucker
Nur mal so mit einer guten Tasse auf dem Sofa sitzen? Nein, ein Tee soll l„ssen  
neben einem warmen Bauch außerdem noch Optimierung garantieren. der Wert, -e   ,  so sein, dass man es
, hier: Wichtigkeit; sehen muss
Die Firma Teekanne musste aber 2018 auch eine Entscheidung der Justiz Bedeutung
akzeptieren: Zu optimistische „Health Claims“ auf ihren Teesorten sind das Schietwetter norddt. 
die Teemischung, -en   , m sehr unangeneh-
nicht in Ordnung. „Guarana, Ginseng und Kolanuss tragen zur mentalen , hier: Kombination von mes (Regen-)Wetter
Fitness bei“ führte den Verbraucher in eine paramedizinische Irre. verschiedenen Teeblättern,
der/die Besch¡nkte, -n  
Früchten, Kräutern
Oder wahrscheinlicher: die Verbraucherin. Denn eine gewisse Weiblich- ,  Person: Sie bekommt
keit lässt sich beim Tee-Marketing nicht übersehen. Es sieht in den Tee­ die Frauenbalance   ein Geschenk oder hat eins
,  ≈ Situation: Eine Frau bekommen.
regalen nicht danach aus, dass Männer gemeint sind. Die Firma Sonnentor fühlt sich gut und psychisch
hat wenigstens ganz unisex einen „Kind bleiben!“-Tee im Angebot. s“ch verbieten  
stabil.
, hier: wirklich nicht
Eine Erklärung für die Popularität von Geschenktee ist natürlich die Ruhe   erlaubt sein
auch: Er ist das typische regionale Produkt. Fast jeder touristische Ort, , von: ruhig
der Ged„nke, -n  
jede ­Agrar-Kooperative, jede Apotheke und alle Wellnesshotels bieten die Lebensverän­ , von: denken
heute ihren eigenen Tee an. Souvenir-Tees schenken die Deutschen ande- derung, -en  
die Kuhwärme  
,  ≈ große Änderung im/
,  gemeint ist hier: ≈ ange-
vom Leben
nehm warme Temperatur:

Nur mal so mit einer guten Tasse

die Kolanuss, ¿e   Sie macht, dass man sich
,  ≈ harte Frucht vom gut fühlt.
Kolabaum

auf dem Sofa sitzen? Nein, ein Tee der M¡nschenfeind, -e  

Illustrationen: linear_design 1Arts/Shutterstock.com; Quelle: Dies ist eine einfachere Version eines Texts aus der Süddeutschen Zeitung.
beitragen zu   ,  Person: Sie mag keine
, hier: ≈ helfen für Menschen.

soll auch Optimierung garantieren. “n die |rre führen  

,  ≈ machen, dass man
überw¢nden  
,  Part. II von: überwin-
etwas Falsches glaubt den = hier: (ein Problem)
nicht mehr haben
ren dann auch besonders gern. Soll der Sohn nach der Reise in Richtung
Norden doch diesen bekommen: Schietwetter-Tee, haha! Als Beschenk-
ter lacht man mit. Aber eigentlich will man weinen. Weil man weiß: Im
Schrank stehen schon so viele Packungen mit Teebeuteln. Man denkt:
Es ist schon möglich, morgen an die Nordsee umzuziehen. Aber so viel
Schietwetter gibt es im ganzen Leben nicht mehr, um diese gigantischen
Mengen von Tee auch zu trinken.
Auch interessant: Kaffee bringt fast niemand als Geschenk mit, auch
wenn die meisten Menschen ihn jeden Tag trinken. Aber nein, Tee muss
es sein. Nie schenkt jemand dabei einen guten First Flush Broken Orange
Pekoe oder einen Dongding Oolong. Aber welche Sorte von Teetrinker man
ist, interessiert leider niemanden. Denn Tee ist ja Tee. Und wenn noch mehr
Folklore dabei ist, ist es noch lustiger.
Kritik an Teegeschenken verbietet sich natürlich.
Denn mit Tee schenkt man so starke Gedanken, In-
stant-Lebensglück und Kuhwärme. Dabei möchte
nur ein Menschenfeind über Details diskutieren.
Also wird die Geschenkteesammlung immer
größer. Wenn der Beschenkte den Tee nicht
nach Weihnachten in die Teeküche im Büro
outsourct. Vielleicht hat ja einer der Kollegen
sein Hagebutten-Trauma überwunden.
 Deutsch perfekt IM NÄCHSTEN HEFT  67

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für alle genannten Autoren,
ISSN 1861-1605 Fotografen und Mitarbeiter das |nnere  geeignet  
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68  Deutsch perfekt
D-A-CH-MENSCHEN – EINE VON 100 MILLIONEN
„Diese Erfahrungen verbinden“
Als Jugendliche kam sie aus Aserbaidschan nach
Deutschland. Heute ist sie Polizistin in Berlin. Lana Atakisieva
musste auf ihrem langen Weg dahin oft zeigen, was sie kann.
Wie geht es ihr heute? MITTEL
Frau Atakisieva, mit 15 Jahren sind Sie aus
Aserbaidschan nach Berlin gekommen. Wie
war das für Sie?
Der Neuanfang in einem komplett frem­
den Land war eine große Herausforde­
rung. Meine Mutter war krank, wir hatten
wenig Geld und konnten kein Deutsch.
Aber ich wollte mich auf jeden Fall inte­
grieren. Deshalb habe ich jede Chance ge­
nutzt und mit viel Disziplin meine Ziele
erreicht. Heute ist Deutschland auch mei­
ne Heimat.
Warum sind Sie Polizistin geworden?
Schon als Mädchen fand ich Polizisten
in Film und Fernsehen toll. Aber diese
Idee schien nicht realistisch, ich habe
selbst nicht daran geglaubt. Nach dem
Abitur habe ich erst einmal an zwei ver­
schiedenen Universitäten studiert. Aber
nach dem Besuch bei einem Event im
Berufsinformationszentrum der Polizei
habe ich gesagt: Ich breche das Studium
ab und werde meinen Wunsch wahr ma­
chen.
War das eine schwere Entscheidung?
Als ich meinen Freunden erklärt habe,
dass ich mich bei der Polizei bewerben
möchte, haben sie gesagt: „Das schaffst
du nicht, du bist doch total unsportlich!“
Aber ich habe es auch von der Haupt­
schule auf ein Gymnasium geschafft und
Abitur gemacht – obwohl eine Lehrerin
gesagt hatte, dass ich es nicht einmal auf
eine Realschule schaffen würde. Also
habe ich mich beworben. Es war die beste
Entscheidung meines Lebens.
War es eine Herausforderung, sich als Frau
mit Migrationshintergrund bei der Berliner
Polizei durchzusetzen?
Lana Atakisieva (33) ist
in Aserbaidschan groß
geworden. Mit 15 zog sie
nach Deutschland um.
Heute ist sie Polizei-
oberkommissarin in
Berlin-Neukölln und hat
ein Buch über ihre Arbeit
geschrieben: Nacht-
schicht in Neukölln –
eine Polizistin erzählt.
Frauen sind inzwischen so ein wichtiger
die Polizeioberkommissa- gute Vorarbeit leisten 
Teil der Polizei, dass die Institution nicht rin, -nen  ,  die Arbeit von anderen,
mehr ohne sie funktionieren würde. Ich ,  höhere Polizeibeamtin die später kommen, gut
glaube, dass es für meine Vorgängerin­ vorbereiten
die N„chtschicht, -en 
nen wirklich nicht immer einfach war. ,  ≈ Nachtarbeit in einer ¡rnst nehmen 
Aber sie haben eine gute Vorarbeit ge­ Firma oder Institution, , hier: glauben, dass … gut
in der 24 Stunden lang arbeiten kann
leistet. Ich bin als Polizistin nie wegen gearbeitet wird
der Einsatz, ¿e 
meines Geschlechts weniger ernst ge­ die Herausforderung, -en  , hier: ≈ Polizeiaktion
nommen worden. Bei ein paar Einsätzen , hier: schwierige
“n den Vordergrund st¡llen 
wurde mein Migrationshintergrund in Aufgabe
,  zum Zentrum des
den Vordergrund gestellt. Man hat mir n¢tzen  Interesses machen
,  ≈ benutzen
zum Beispiel gesagt, dass ich keine wirk­ die Herkunft, ¿e 
lich deutsche Polizistin bin. Aber dass n“cht real“stisch scheinen  , hier: Ort, von dem man
,  so sein, dass man meint: selbst oder von dem die
ich mich wegen meiner Herkunft und Es ist nicht möglich. Familie kommt
meines Aussehens nicht durchsetzen
„bbrechen  der F„ll sein 
konnte, war bis jetzt nicht der Fall. , hier: aufhören mit ,  ≈ so passieren
Was gefällt Ihnen an der Arbeit als Polizistin?
sch„ffen  gemeinsame (-r/-s) 
Bei der Polizei hat das Wort Team eine , hier: mit Erfolg machen , hier: so, dass man sie/
zentrale Bedeutung. Die vielen gemein­ ihn/es zusammen macht
d¶ch 
samen Erfahrungen verbinden uns. Und , hier: m ≈ aber; s“ch verl„ssen kœnnen auf 
ich kann mich immer zu 100 Prozent wirklich , hier: sicher sein, dass …
eine gute Arbeit macht
auf meine Kollegen verlassen. Noch ein ¢nsportlich 
, L fit ¢ns gegenüber 
positiver Faktor: Als Polizistin lerne ich
, hier: ≈ zu uns
viele verschiedene Menschen kennen n“cht einmal 
, hier: ≈ auch nicht resp¡ktlos 
und kann ihnen helfen. Einen negativen , hier: so, dass man ihre
m“t Migrationshinter-
Aspekt gibt es aber auch: Manchmal sind Autorität ignoriert
grund 
Leute uns gegenüber respektlos. Aber wir
xxxx Winkler; Illustration: 300 librarians/Shutterstock.com
,  ≈ mit ausländischen der Verlag, -e 
lernen schon in der Ausbildung, in Situati­ (Groß-)Eltern ,  Firma, die Zeitschriften,
Zeitungen oder Bücher
onen wie diesen richtig zu reagieren. s“ch d¢rchsetzen 
macht
Warum haben Sie entschieden, ein Buch über , hier: von den anderen
akzeptiert werden kontaktieren 
Ihr Leben als Polizistin zu schreiben? ,  anfangen, Kontakt zu
die Vorgängerin, -nen 
Immer wieder haben Freunde mir gesagt, haben zu
, hier: Frau, die schon
dass ich ein Buch schreiben soll. Damit früher bei der Polizei
könnte ich anderen Menschen die Mo­ gearbeitet hat
tivation geben, ihren eigenen Weg zu
gehen. Vor circa zwei Jahren hat mich ein
Verlag mit der Idee kontaktiert, ein Buch
Fotos:Paula
In Deutschland, Österreich und der Schweiz
zu schreiben. Und so habe ich auch diese (D-A-CH) leben 100 Millionen Menschen. An dieser
Foto:
Chance genutzt.Interview: Guillaume Horst Stelle interviewen wir jedes Mal einen von ihnen.
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