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Lumbalpunktion

Von Lena Machetanz, Ärztin


6. Dezember 2021

Alle NetDoktor.de-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Eine Lumbalpunktion (Liquorpunktion) bezeichnet die Entnahme einer Nervenwasserprobe


aus dem Rückenmarkskanal. Sie dient zur Diagnostik verschiedener Erkrankungen und wird
darüber hinaus auch zu therapeutischen Zwecken oder zum Einbringen von örtlichen
Betäubungsmitteln genutzt. Lesen Sie hier alles über die Lumbalpunktion, die
Anwendungsgebiete und welche Risiken sie birgt.

Artikelübersicht
Lumbalpunktion

Was ist eine Lumbalpunktion?

Wann führt man eine Lumbalpunktion durch?

Was macht man bei einer Lumbalpunktion?

Welche Risiken birgt eine Lumbalpunktion?

Was muss ich nach einer Lumbalpunktion beachten?


Was ist eine Lumbalpunktion?
Bei einer Lumbalpunktion wird Nervenwasser (Liquor) entnommen. Dazu verwendet der Arzt
eine dünne Punktionsnadel, die er auf Höhe der Lendenwirbelsäule in den Rückenmarkskanal
einsticht. Aus dieser tropft das Nervenwasser in ein Probengefäß. Bei der Liquoruntersuchung
untersucht der Arzt das Nervenwasser (verwendet wird daher auch der Begriff
Hirnwasseruntersuchung) auf das Vorkommen verschiedener Zellen, zum Beispiel Blut- oder
Entzündungszellen.

Wann führt man eine Lumbalpunktion durch?


Die Lumbalpunktion wird sowohl für diagnostische (Liquordiagnostik) als auch
therapeutische Zwecke angewandt.

Lumbalpunktion als diagnostisches Mittel


Die Liquorpunktion dient dem Nachweis beziehungsweise dem Ausschluss verschiedener
Erkrankungen:

• Hirn- und Rückenmarkstumore


• Krebsbefall der Hirnhäute, zum Beispiel bei Lymphomen
• entzündliche Erkrankungen des Gehirns (Enzephalitis) oder der Hirnhäute
(Meningitis)
• Infektionskrankheiten (Lyme-Borreliose, Neurosyphilis und andere)
• Subarachnoidalblutung
• Multiple Sklerose

Außerdem kann der Arzt im Rahmen der Liquordiagnostik den Druck innerhalb des Schädels
messen, um eine Erweiterung der sogenannten Liquorräume (Hydrozephalus) festzustellen.

Lumbalpunktion zur Therapie


Durch die Punktionsnadel lassen sich Medikamente in den Rückenmarkskanal einbringen.
Dazu zählen zum Beispiel örtliche Betäubungsmittel oder auch Chemotherapeutika. Hat ein
Patient einen Normaldruckhydrozephalus, also eine Erweiterung der Liquorräume ohne
Druckerhöhung, kann man mittels Lumbalpunktion die Flüssigkeitsräume entlasten, indem
Nervenwasser abgelassen wird.

Wann darf man keine Lumbalpunktion durchführen?


Vor der Liquorentnahme wird die Blutungsneigung beim Patienten ausgeschlossen.
Gegebenenfalls müssen blutverdünnende Medikamente abgesetzt werden.

Patienten, die unter einer Thrombozytopenie leiden, die mit einem Blutplättchen-Mangel und
damit einer erhöhten Blutungsneigung einhergeht, können Blutplättchen (Thrombozyten)
zugeführt werden, wenn die Lumbalpunktion dringend notwendig ist.

Bei erhöhtem Hirndruck oder Entzündungen der Haut, Unterhaut oder Muskulatur an der
Einstichstelle ist eine Lumbalpunktion nicht möglich.

Bei diesen Krankheiten ist die Untersuchung wichtig


Lesen Sie hier, bei welchen Krankheiten die Untersuchung sinnvoll sein kann:

• Hirnblutung
• Hirntumor
• Meningitis
• Multiple Sklerose (MS)

ALLE ANZEIGEN

ZUM INHALTSVERZEICHNIS

Was macht man bei einer Lumbalpunktion?


Ob die Lumbalpunktion ambulant oder stationär erfolgt, wird immer individuell je nach
gesundheitlichem Allgemeinzustand des Patienten entschieden.

Hirn und Rückenmark sind von drei Häuten umgeben. Außen liegt die harte Hirnhaut, nach
innen schließt sich weiche Hirnhaut an. Dazwischen liegt ein schmaler Spalt, der sogenannte
Subarachnoidalraum, in dem sich das Nervenwasser befindet.
Lumbalpunktion: Durchführung
Zur Lumbalpunktion sitzt der Patient entweder mit gekrümmten Rücken entspannt auf einer
Patientenliege oder er befindet sich in Seitenlage, zieht Beine und Arme an und legt das Kinn
auf die Brust.

Durch diese Stellungen weichen die Wirbelkörperfortsätze weit auseinander und ermöglichen
einen guten Zugang zu den Zwischenwirbelräumen, durch welche die Lumbalpunktion
erfolgt. In der Regel punktiert der Arzt den Raum zwischen drittem und viertem oder viertem
und fünftem Lendenwirbel, nachdem er die Einstichstelle markiert und desinfiziert hat. Auf
Wunsch erhält der Patient eine Spritze mit einem örtlich wirkenden Betäubungsmittel.

Ist die Liquorentnahme im Lendenwirbelbereich nicht möglich, kann der Einstich unterhalb
des Hinterhaupts erfolgen (subokzipitale Punktion).

Der Arzt sticht mit einer Hohlnadel vorsichtig durch Haut und Muskulatur und schiebt sie
zwischen den Wirbelkörpern in den Rückenmarkskanal hinein. Durch die Hohlnadel tropft
nun der Liquor in ein Probengefäß.

Ist ausreichend Nervenwasser gewonnen, zieht der Arzt die Nadel zurück und verbindet die
Wunde. In einem Labor erfolgt dann die Liquordiagnostik.

ZUM INHALTSVERZEICHNIS

Welche Risiken birgt eine Lumbalpunktion?


Risiken, die bestehen und über die der Patient informiert werden muss, sind unter anderem:

• Blutungen und Blutergüsse


• Infektionen und Entzündungen
• Kreislauf- und Bewusstseinsstörungen (Synkope)
• vorübergehende Nervenausfälle mit Taubheitsgefühlen oder Lähmungen

Bei Patienten, die unter Anfallserkrankungen wie einer Epilepsie oder Migräne leiden, kann
durch die Lumbalpunktion ein Anfall ausgelöst werden.

Ein weiteres Risiko ist das sogenannte Liquorunterdrucksyndrom, bei dem der Patient
unter Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Ohrensausen (Tinnitus), Übelkeit und
Lichtempfindlichkeit leidet. Es kann nach einer Liquorpunktion auftreten, wenn sich der
Patient aus der liegenden Position aufsetzt oder aufsteht. Durch die Gabe bestimmter
Medikamente wie Theophyllin oder eine Eigenblutinjektion in den epiduralen Spalt (blood
patch) können die Beschwerden gelindert werden. Die Verwendung einer möglichst dünnen
Punktionsnadel und ein korrekter Einführwinkel reduziert das Risiko des Auftretens eines
Liquorunterdrucksyndroms.

Ist eine Lumbalpunktion schmerzhaft?


Die Lumbalpunktion kann auf Wunsch unter örtlicher Betäubung erfolgen. Dennoch
empfinden Patienten den Eingriff manchmal als unangenehm, weil beim Einführen der
Punktionsnadel die Hirnhäute (Meningen) gereizt werden.

Mehr zu den Symptomen


Bei folgenden Symptomen kann die Untersuchung sinnvoll sein:

• Schwindel
• Ataxie
• Skotom
• Neglect

Was muss ich nach einer Lumbalpunktion


beachten?
Nach der Lumbalpunktion sollten Sie etwa eine halbe bis volle Stunde auf dem
Bauch liegen, um das Nachfließen von Nervenwasser zu verhindern. Auch in den
ersten Stunden nach der Punktion sollten Sie weitgehend Bettruhe einhalten. Sie
dürfen allerdings selbstständig zur Toilette gehen oder sich zu den Mahlzeiten
aufsetzen.

Lumbalpunktion: Nebenwirkungen
Über mögliche Nebenwirkungen, die in den Tagen nach dem Eingriff auftreten
können, informiert Sie Ihr Arzt vor der Lumbalpunktion:

• Kopfschmerzen, Rückenschmerzen
• Übelkeit, Erbrechen
• örtlich begrenzte Schmerzen an der Einstichstelle

Dabei sind Übelkeit und Kopfschmerzen nach Lumbalpunktion die häufigsten


Nebenwirkungen. Die Beschwerden sind aber nur selten stark ausgeprägt und bilden
sich in der Regel von selbst innerhalb weniger Tage – manchmal auch erst nach
wenigen Wochen – zurück. Trinken Sie ausreichend Wasser nach
der Lumbalpunktion; Schmerzen in Kopf und Rücken können Sie so häufig lindern.
Falls die Beschwerden nicht verschwinden oder stärker werden, sollten Sie einen
Arzt aufsuchen. Bei besonders schweren Nebenwirkungen kann es auch sein, dass
Sie stationär aufgenommen werden müssen oder sich Ihr Krankenhausaufenthalt
verlängert.

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