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Seminar: Deutsche Sprachwissenschaft 2

Satzsemantik
• Argumente und Argumentstruktur
• Semantische Rollen
• Verben und Aktionsarten

1. Argumente und Argumentstruktur


Dependenz- oder Valenzgrammatik

Verb
Subjekt Objekt
Valenz des Verbs:
• (1a) Die Rektorin stellt ihr den neuen Dekan vor.
• (1b) Die Rektorin stellt den neuen Dekan vor. --> der Satz ist richtig.
• (1c) * Ihr stellt den neuen Dekan vor. --> der Satz ist falsch.
• (1d) * Die Rektorin stellt ihr vor. --> der Satz ist falsch
Valenz des Adjektivs:
• (2a) Ich bin meinem Bruder in Literatur überlegen.
• (2b) Ich bin meinem Bruder überlegen. --> der Satz ist richtig.
• (2c) * Meinem Bruder ist in Literatur überlegen. --> der Satz ist falsch
Valenz des Nomens:
• (3a) Er war Sohn einer Bauerntochter.
• (3b) * Er war Sohn. --> der Satz ist falsch
• (3c) * Er war einer Bauerntochter. --> der Satz ist falsch
Argument in der Formalen Logik: “Terminus zur Bezeichnung der Leerstellen eines Prädikats bzw.
einer Funktion. Wie viele Argumente ein Prädikat verlangt, bezeichnet man es als ein-, zwei- und
dreistellig.” (Bußmann 2002)
vorstellen: dreistellig / dreiwertig
überlegen: ……………………………………………………………………………………….

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Sohn: …………………………………………………………………………………………….
Argumentstruktur besteht aus Argumenten und Kategorien (Komplemente oder Ergänzungen).
vorstellen:
 Kategorien: NPNom1, (NPDat2), NPAkk3
 Argumente: VORSTELL(x1, xx, x3)
überlegen
…………………………………………………………………………………………………………………
…………………………………………………………………………………………………………………
Sohn
…………………………………………………………………………………………………………………
…………………………………………………………………………………………………………………
• (4a) Arno findet die Ursache heraus.
• (4b) Arno findet heraus, dass die Erde keine Scheibe ist.
• (4c) Arno findet heraus, ob wir morgen in die Schule gehen müssen.
• (4d) Arno findet heraus, wie das Wetter morgen wird.
Kategorien:……………………………………………………………………………………....
Argumente:……………………………………………………………………………………....
2. Semantische/Thematische Rollen
Zum Begriff:
• „Die verschiedenen Argumente eines Verbprädikats werden als seine Rollen oder
Partizipanten bezeichnet.“ (Löbner 2003:173)
• „Thematische Rollen (auch: Thetarollen, semantische Rollen). Satzglieder können
verschiedene thematische Rollen, d.h. semantische Funktionen einehmen.“ (Schwar/Chur
2004:71)
• Teilnehmer, die den Argumenten entsprechend, spielen eine Rolle in der vom Satz
beschriebenen Situation > Thematische/Semantische Rollen (Maibauer 2007:151)

Rolle Beschreibung Beispiele


Agens vollzieht die Handlung Klaus schreibt einen Brief.

Thema/ Patiens An ihm wird die Handlung Klaus schreibt einen Brief.
vollzogen oder vollzieht sich
das Ereignis
Experiencer nimmt wahr, empfindet Ich hörte ihn husten.
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Dieser Anfall überraschte mich.


Instrument Mittel einer Handlung Sie aß mit Stäbchen.
Ort Ort, wo etwas ist, Der Schlüssel steckt im Schloss.
Ort des Geschehens
Ziel Ziel einer Bewegung Leg das Buch auf die Erde
Weg Weg einer Bewegung Er ritt durch die Wüste.
(Löbner 2003:174,Tabelle 6.3 Thematische Rollen)

• Agens/ Agentiv/ Handelnder: Person, die eine Handlung ausführt.


• Experiens/ Erfahrender: Person, die einen psychischen VORGANG o. ZUSTAND an sich
erfährt.
• Patiens/Betroffener: Person als betroffenes Objekt einer Handlung
• Benefaktiv/Nutzniesser/Geschädigter: Person, zu deren Nutzen/Vorteil oder
Schaden/Nachteil eine Handlung ausgeführt wird.
(vgl. v. Polenz 2008, S.170)
• Agens: belebter Verursacher/ Träger einer Handlung
• Experiencer: belebter Betroffener einer Handlung
• Objekt/ Thema: belebtes oder unbelebtes Objekt einer Handlung oder eines Zustandes
• Instrument: unbelebte Ursache einer Handlung, Instrument, das bei einer Handlung involviert
ist
• Lokativ: Ort einer Handlung oder eines Zustandes
• Zeit: Zeitpunkt einer Handlung/ eines Zustandes
(Schwar/ Chur 2004:71)
• (5) Arno nimmt das Kind von der Schule weg.
NPNom1, NPAkk2, (PP3)
WEGNEHM(x1, x2, x3)
x1: Agens, x2: Thema/Patiens, x3: Quelle
Agens: Arno, Thema/Patiens: das Kind, Quelle: die Schule
• (6) Berndt ärgert Arno.
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• (7) Arno bekommt ein Geschenk von seinem Vater.


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3. Verben und Aktionsarten


Atelische Verben: bezeichnen Zustände oder einfache Aktivitäten, die nicht grenzbezogen sind:
lachen, schlafen

Telische Verben: bezeichnen Situationen, die eine Zustandsveränderung enthalten und


grenzbezogen sind: sterben, erröten, ankommen

Atelische Verben Telische Verben


• Zeitdaueradverbiale möglich • Zeitdaueradverbiale nicht möglich
Peter schläft zwei Stunden. * Peter stirbt zwei Stunden.
• Rheinische Verlaufsform • Rheinische Verlaufsform
X ist (etwas) am Machen impliziert den X ist (etwas) am Machen impliziert NICHT den
perfektiven Satz. perfektiven Satz.
Peter ist am Schlafen. Peter ist am Sterben.
Peter hat geschlafen. ≠ Peter ist gestorben.
• Mehrdeutigkeit möglich • Mehrdeutigkeit nicht möglich
Susi glaubt, dass alle Kinder in dieser Susi glaubt, dass alle Kinder in dieser
Klasse kluge Bücher lessen. Klasse Helmut heißen.
• States: Verben, die einen Zustand • Achievements: Verben, die punktuell sind
bezeichnen: und einen plötzlichen Zustandswechsel
 heißen, wissen, sein bezeichnen:
• Activities: Verben, die eine Aktivität  ankommen, erwachen
bezeichnen: • Accomplishments: Verben, die durativ
 schlafen, laufen, lachen sind und eine allmähliche
Zustandsveränderung beschreiben
 sinken, besteigen

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