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11 Elemente und Schaltungen im Wechselstromkreis

Wechselstrom oder Wechselspannung liegen vor, wenn sich Strom oder Spannung im
Verlauf der Zeit periodisch wiederholen, deren Größe somit zeitabhängig ist.

u ( t ) bzw . i(t)
Es lassen sich drei Arten von Wechselgrößen unterscheiden:

a) Reine Wechselgrößen
Reine Wechselgrößen sind Ströme und Spannungen, deren zeitlicher Verlauf einer
Sinusfunktion entspricht.
b) Mischgrößen

Diese stellen eine Überlagerung der Sinusfunktion als Grundschwingung mit einer Gleich-
oder einer weiteren Wechselgröße dar.

c) Stochastische Impulse
Diese müssen keiner Funktion entsprechen und haben keinen regelmäßigen Verlauf

U U
U

Zeit t Zeit t Zeit t

Gleich- und Wechselspannung Mischspannung Stochastische Impulse

11.1 Augenblickswerte sinusförmiger Wechselgrößen


a) Frequenz, Amplitude, Periodendauer, Kreisfrequenz

Die Sinusschwingung entsteht als


u, i
Projektion der Spitze eines Û, Î
 u, i
rotierenden Zeigers auf die
Û, Î
Ordinatenachse. Ordnet man die t

Projektionspunkte den auf der  2


180 360
Abszissenachse aufgetragenen
Zeiten zu, erhalt man das
Liniendiagramm als zeitlichen Verlauf der Schwingung.

Man kann also die Augenblickswerte einer sinusförmigen Schwingung als einen
umlaufenden Zeiger mit der Zeigerlänge ^
A abbilden. Die Zeigerlänge ist konstant und gibt
den höchstmöglichen Wert, die Amplitude, an.
Der Drehsinn des Zeigers ist positiv, wenn er dem Uhrzeigersinn entgegengesetzt ist. Der
Umlauf des Zeigers mit konstanter Winkelgeschwindigkeit bedeutet, dass der Winkel α =ω t
proportional mit der Zeit wächst.

1
Die Zeit, die ein rotierender Zeiger zum Durchlaufen einer Periode benötigt bezeichnet man
als Periodendauer T. Ihr reziproker Wert, die Frequenz f, gibt die Anzahl der Perioden an,
1
die in der Zeiteinheit durchlaufen werden. f= in s−1 bzw. Hz (Hertz)
T
Bei Sinusgrößen entspricht eine Periode genau dem Umlauf eines rotierenden Zeigers um
den Winkel 2 π oder 360°. Das Verhältnis zwischen dem Winkel 2 π und der Periodendauer
T ist die Kreisfrequenz ω :

1
ω=2 π ⋅ f =2 π ⋅ in s−1
T

b) Analytische Beschreibung
Eine Wechselgröße hat zu jedem betrachteten Zeitpunkt t einen bestimmten
Augenblickswert y (t)=^
A ⋅ sin ω t
Der Zeiger mit der Länge ^
A dreht sich u, i
Û, Î
mit der Kreisfrequenz ω in der  u, i
Û, Î
mathematisch positiven Richtung. Er t
durchläuft in der Zeit t den Winkel ω t ,  2
180 360
wobei durch die Projektion des Zeigers
auf die senkrechte Achse der
Augenblickswert y(t) gegeben ist.

Extremwerte:

T
Zu den Zeitpunkten: t=0 ( α =0 ), t= ( α=π ), t=T ( α=2 π ) ist die Sinusfunktion gleich Null.
2
Nulldurchgänge

Zu den Zeitpunkten: t=
T
4
α= (
π
2
und t=)3T
4
α=

2 ( )
erreicht die Sinusfunktion ihr Maximum.

Amplitude
Die analytische Beschreibung einer Sinusspannung bzw. eines Sinusstroms lauten damit:
^ ⋅ sin ω t , i ( t )= I^ ⋅ sin ω t
u ( t )= U
^ , ^I :
U Scheitelwert (Amplitude) von Spannung/Strom ω: Kreisfrequenz

t: Zeit α =ωt : Winkel

c) Phasenlage, Nullphasenwinkel ϕ 0

Nach y ( t ) = ^
A ⋅ sin ω t ergibt sich für eine Sinusgröße bei t = 0 auch der Funktionswert
y ( t ) =0 .Der Beginn muss jedoch nicht mit dem Nulldurchgang der Funktion
zusammentreffen. Die Funktion ist dann zeitlich vor- bzw. nacheilend verschoben. Diese

2
Veränderung der Phasenlage wird als Phasenverschiebung bezeichnet und durch den der
Verschiebungszeit entsprechenden Anfangs- bzw. Nullphasenwinkel ϕ 0 ausgedrückt.

Die Strom- bzw.


u, i
Spannungsgleichungen erweitern
sich damit zu:  0  0

i (t )= I^ ⋅sin ( ω t+ φ ) Û, Î 0  0
0 t
^ ⋅sin ( ω t+ φ )
u ( t )=U 
0 2

Es bedeutet dabei:

φ 0> 0: Voreilend

φ 0< 0: Nacheilend

d) Änderungsgeschwindigkeit
u(t) und i(t) verlaufen sinusförmig. Ihre
u
Änderungsgeschwindigkeit du /dt bzw.
di/dt wird durch die Steigung der
Tangente im betrachteten Zeitpunkt u2
t1 t2 t
dargestellt. Die Bestimmung der max.
u

 2
Änderungsgeschwindigkeit einer
u1
sinusförmigen Größe erfordert im
 t 
Liniendiagramm die Konstruktion einer
Tangente im Nulldurchgang der Schwingung

Die maximale Änderungsgeschwindigkeit lässt sich aus der Tangentensteigung berechnen

u ( t 2 )−u ( t 1 ) ^ sin ( ω t 2 )−U


^ sin ( ω t 1 )
( ) ( )
Δu Δu U
= sowie =
Δt max t 2−t 1 Δt max t 2−t 1

Für ωt <0,1 gilt sin ω t ≈ ω t . Somit vereinfacht sich die Gleichung zu:
^ ( ω t ) −U^ (ωt )
( )
Δu
Δt max
=
U 2
t 2 −t 1
1
( ΔuΔt )
max
^ ⋅ω
=U in
V
s

Die maximale Änderungsgeschwindigkeit einer sinusförmigen Wechselgröße ist von der


Frequenz und der Amplitude abhängig.

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11.2 Spezielle Kennwerte

a) Gleichwert, Arithmetischer Mittelwert


t+ T
1
Für den arithmetischen Mittelwert x eines periodischen Signals gilt: x̄= ⋅ ∫ x (t ) dt
T t

Im nebenstehenden Beispiel
erfolgt die Ermittlung des
Gleichwertes bei zwei
Stromverläufen.
t+T
1
I = ⋅ ∫ i ( t ) dt
T t

Bedeutung bzw. Anwendung:


Der arithmetische Mittelwert liefert das Kriterium für die Unterscheidung von Wechselgrößen
und Mischgrößen. Bei einer reinen Wechselgroße ist der arithmetische Mittelwert gleich
Null. Dies bedeutet, dass die durch die Stromkurve gebildeten Flächen ober- und unterhalb
der Zeitachse gleich groß sind und sich aufheben. Ist der arithmetische Mittelwert eines
periodischen Stromes nicht Null, so liegt eine Mischgröße vor. Diese bestehen dann immer
aus einem Gleich- und einem Wechselanteil.
Dies liefert für das Beispiele
folgende Ergebnisse:

 Der arithm. Mittelwert des


Stromes i 1 (t) ist Null. D.h. es
liegt eine reine Wechselgröße
vor. Der Gleichanteil ist hier
Null.
 Der arithm. Mittelwert des
Stromes i2 (t) ist ungleich Null.
D.h. es liegt eine keine reine
Wechselgröße vor. Es ist ein
Gleichanteil in Höhe des arithm.
Mittelwertes überlagert.

Durch die mögliche Bestimmung des Gleichanteils einer Funktion haben sich weiter
folgende Bezeichnungen eingebürgert: I −¿bzw .I DC ¿ sowie U −¿ bzw . U DC ¿

4
Eine messtechnische Ermittlung erfolgt mittels Digitalmessgerät im Bereich DC, da bei DC
nur der Gleichspannungsanteil der Mischgröße gemessen wird.

b) Effektivwert

Der Effektivwert ist der quadratische Mittelwert einer periodischen Größe in einer


t +T
Periodendauer. X = 1 ⋅ ∫ ( x ( t ) ) dt
2

T t

Die Bestimmung des Effektivwertes erfolgt hier am Beispiel eines sinusförmigen Stromes.

√ √
t +T T
Dabei gilt: I = 1 ⋅ ∫ ( ^I sin ( ω t ) ) dt = ^I 1
⋅ ∫ ( sin ( ω t ) ) dt
2 2

T t T 0

Zur Lösung der Gleichung ersetzt


man t durch α

^I 2 2 π 2
I 2=
2π 0
∫ sin ❑ α dα

2 1 1
Mit sin α = − cos ( 2 α ) folgt:
2 2
^I 2 2 π 1 1
I = ∫ ( − cos ( 2 α ))dα
2
2π 0 2 2

( )
2π 2π
I^
2
2
I =

∫ 1 d α −∫ cos ( 2 α ) d α
0 0

Für den zweiten Term folgt

−I^ 2 2π
2
I = [ sin ( 2 α ) ]0 =0

2 I^ 2 2π ^I ^I
Somit ergibt sich I = [ α ]0 = 2 π I= =1,41 A
4π 4π √2

Der quadratische Mittelwert eines Wechselstromes ist derjenige Wert, bei dem in einem
Widerstand die gleiche elektrische Energie in Wärme umgesetzt wird wie bei einem ebenso
großen Gleichstrom. Es wird also durch den Wechselstrom der gleiche Effekt hervorgerufen
wie von einem Gleichstrom derselben Stärke. Dies gilt analog auch für sinusförmige
Spannungen.
Die messtechnische Ermittlung erfolgt bei Digitalmessgeräten im AC- Messbereich.
Beachtet werden muss hierbei, dass viele Messgeräte nur rein sinusförmige Größe richtig
5
messen. Messgeräte, die den Effektivwert bei nichtsinusförmigen Größen tatsächlich
gemäß seiner Definition richtig ermitteln, sind zur Unterscheidung als Echteffektivwert, im
Englischen als true RMS bezeichnet.

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c) Mischgrößen
Wird ein Widerstand von zwei Strömen durchflossen, so überlagern sich diese zu einem
Gesamtstrom. Bei einem Gleich- und einem Wechselstrom entsteht ein Mischstrom, da
durch den Gleichstrom der Wechselstrom nach oben bzw. unten und der arithmetische
Mittelwert verschoben wird und somit nicht mehr nicht mehr null ist.
Der Gesamtstrom im
Widerstand ist ein Mischstrom,
der eine Leistung erzeugen
muss, die gleich der Summe
der Einzelleistungen ist.

P MS=PGS + PWS

Aus der Leistungsbilanz folgt:


2 2 2
I MS ⋅ R=I WS ⋅ R+ I GS ⋅ R
2 2 2
I MS =I WS + I GS

I MS =√ I 2WS + I 2GS

Die gleichen Betrachtungen gelten analog für die Addition von Spannungen

U MS= √ U 2WS +U 2GS


2 2 2
U MS=U WS + U GS

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