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Landtagsklub

An den Präsidenten Süd-Tirol, am 16. Dezember 2022


des Süd-Tiroler Landtages

Beschlussantrag

Nein zu (jeglicher) Wehrpflicht in Süd-Tirol!

Die italienische Regierung will einen freiwilligen 40-tägigen Wehrdienst einführen. Ein
entsprechender Gesetzentwurf – ausgearbeitet von Senatspräsident Ignazio La Russa,
Mitglied der Regierungspartei „Fratelli d'Italia“ – wurde von einigen Senatoren auf den
Weg gebracht.

Mit dem Kurzwehrdienst sollen junge Menschen „lernen, was Liebe zu Italien ist“. Den
Teilnehmern des grün-weiß-roten Crashkurses sollen unter anderem Maturapunkte,
Extraprüfungen beim Studium und Vorteile bei öffentlichen Wettbewerben winken.

Der Initiator des Gesetzes, Ignazio La Russa, ist kein unbeschriebenes Blatt. Zu Beginn
der Corona-Pandemie schlug er vor, den Römischen Gruß zu zeigen, anstatt sich die
Hände zu schütteln. Im Haus La Russas – ein Mann, der von sich selbst sagt, kein
Antifaschist zu sein – türmen sich faschistische Devotionalien.

Wohin die Reise eigentlich geht, ist klar. Italienische Kommentatoren sehen in La
Russas Gesetzentwurf eine Vorstufe zur Einführung einer verpflichtenden „National-
garde“ bzw. zur Reaktivierung der allgemeinen Wehrpflicht. La Russa selbst sagte,
seine Initiative sei „ein erster Schritt“ in diese Richtung. Die Lega unter Salvini spricht
sich ebenfalls dafür aus, die Wehrpflicht wieder einzuführen. Häufig betonte Salvini
dieses Ansinnen.

Wir erinnern uns: Die Aussetzung der Wehrpflicht in Italien 2005 und die Einführung
eines Berufsheeres war für Süd Tirol eine gute Nachricht. Generationen von wehr-
dienstleistenden Süd Tirolern mussten bis dahin einen Treueeid auf den für sie fremden
Staat schwören. Der Militärdienst beim italienischen Staat wurde häufig als verlorene
Lebenszeit empfunden. Dies umso mehr, als dass die Süd Tiroler Schikanen ausgesetzt
waren und ihnen das Recht auf Gebrauch der deutschen Muttersprache verwehrt
wurde.

Mit der Abschaffung der Wehrpflicht wurden in Süd Tirol auch viele Militärwohnungen
frei, die indes anderweitig genutzt werden. Nicht vergessen werden darf außerdem,

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dass durch den allgemeinen Militärdienst der Wirtschaft ein großer Schaden entsteht:
Berufstätige werden fast ein Jahr lang aus der Beschäftigung entfernt und fehlen den
Betrieben bzw. dem Arbeitsmarkt.

Die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Italien würde einen Rückfall in die Geschichte
bedeuten. Besonders für die Süd Tiroler, die wohl besonders lernen sollen, „was Liebe
zu Italien ist“. Für ethnische Minderheiten ist der erzwungene Militärdienst in einem
fremden Staat eine Gefahr. Außerdem würde die Wiedereinführung der Wehrpflicht in
Italien das Land vor logistische und vertragliche Herausforderungen stellen: Werden
ehemalige Militärkasernen wieder ihren Betrieb aufnehmen? Was passiert mit den Ab-
kommen zwischen Süd Tirol und Italien? Fallen wertvolle Kulturgründe dem Bau von
neuen Kasernen zum Opfer?

Auch die oben genannten Vergünstigungen bei Besuch des 40-tägigen Wehrdienstes
sind inakzeptabel. Nicht der vermeintliche Beweis der „Liebe zu Italien“, sondern Ta-
lent und Qualifikation müssen bei öffentlichen Wettbewerben und an Hochschulen gel-
ten.

Aus diesem Grunde stellen die Gefertigten den

Antrag:

Der Süd-Tiroler Landtag wolle beschließen:

1.) Der Süd Tiroler Landtag spricht sich gegen jedwede Form einer Wiedereinfüh-
rung der Wehrpflicht in Italien aus.

2.) Der Süd Tiroler Landtag beauftragt die Landesregierung für den Fall, dass die
italienische Regierung die Wehrpflicht dennoch einführt, für Süd Tirol eine Aus-
nahmeregelung zu erwirken, damit kein einziger Süd Tiroler gegen seinen Willen
zum italienischen Heer einberufen wird und es nicht zur Wiederinbetriebnahme
bzw. zum Neubau von Kasernen in Süd-Tirol kommt.

3.) Der Süd-Tiroler Landtag beauftragt die Landesregierung, alle notwendigen


Schritt zu unternehmen, damit die möglichen Vergünstigungen für die Ableis-
tung des 40-tägigen Wehrdienstes - welche zu einer Diskriminierung für all jene
führen würde, die keinen Dienst an der Waffe für Italien leisten wollen - in Süd-
Tirol nicht greifen.

L.-Abg. Sven Knoll L.-Abg. Myriam Atz Tammerle

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