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Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Das vorliegende Kap. behandelt die Grundlagen, Wirkungs­ zur Einspritzung größerer Kraftstoffmassen für Großdiesel­
weise und technische Ausführung von Dieseleinspritzsyste­ aggregate findet besondere Beachtung. Bei der Entwicklung
men. Dabei beschränken sich die Ausführungen zunächst und Fertigung von hydraulischen Einspritzsystemen spielt
auf die Komponenten und Teilsysteme, welche direkt in Kon­ die präzise Messung von Kraftstoffmassen und -drücken
takt mit dem Dieselkraftstoff sind und diesen in Form eines eine entscheidende Rolle. Grundlegende Aspekte dieser
Fluidsprays in den Brennraum einspritzen und zumessen. Messtechnik zur hydraulischen Funktionsprüfung des Ein­
Das elektronische System, wie Sensorik, Regelstrukturen spritzsystems fasst Abschn. 5.4 zusammen.
und Bedatung des elektrischen Steuergeräts, beschreibt
Kap. 6 Regelung und Steuerung der Kraftstoffeinspritzsys­ 5.1 Einspritzhydraulik
teme. Die Anforderungen an die Kraftstoffzumessung leitet
Kap. 3 aus der dieselmotorischen Verbrennung und den Ziel­ Die Beschreibung der Vorgänge in Einspritzsystemen erfor­
größen Verbrauch, Schadstoffemissionen, Komfort und Leis­ dert die interdisziplinären Anwendungen von Methoden der
tung ab. Das daraus resultierende Lastenheft an die Einsprit­ Strömungsmechanik, Technischen Mechanik, Thermodyna­
zung legt fest, wie der Kraftstoff zeitlich und örtlich in den mik, Elektrotechnik und Regelungstechnik. Beträchtliche
Brennraum eingebracht werden muss, um die geforderten Anforderungen an Modellqualität und numerische Verfah­
motorischen Ziele zu erreichen. Makroskopisch ist dabei die ren entstehen aus den sehr hohen Drücken und einer gefor­
Einspritzung durch die Größen Einspritzmasse, Einspritzbe­ derten Kleinstmengenfähigkeit bei Vorein­spritzungen von
ginn, Einspritzdruck und Einspritzverlauf1 definiert, wäh­ ca. 1,5 mm3 je Einspritzung mit ± 0.5 mm3 Zumessgenauig­
rend mikroskopisch der Einspritzstrahl selbst durch seine keit in flexibel wählbaren Abständen von der Haupteinsprit­
strömungsmechanischen und geometrischen Funktionen zung. Zudem ist zu beachten, dass es sich um hochgradig
zeitlich und örtlich die Kraftstoffverteilung in den Brenn­ instationäre Vorgänge im kompressiblen Fluid handelt, in­
raum beschreibt. Abschn. 5.1 geht auf die Grundlagen der folge derer Komponenten durch Kavitationsschäden gefähr­
Einspritzhydraulik ein und zeigt Wege zur Modellierung und det und zu Schwingungen mit hohen mechanischen Belas­
Auslegung der Einspritzhydraulik auf. tungen angeregt werden können. Auch die beträchtliche
Die Schnittstelle zwischen Kraftstoffzumessung und ­Erwärmung des Kraftstoffes durch Drossel- und Reibungs­
Brennraum bildet die Einspritzdüse. Abschn. 5.2 erläutert verluste mit ihrem erheblichen Einfluss auf Kraftstoffeigen­
Funktion und Bauarten, vertieft den Einfluss der Düsenpa­ schaften und Lager- bzw. Kolben/Buchse -Spiele in den Pum­
rameter auf die Gemischbildung und beschreibt die tech­ pen muss quantifizierbar sein.
nische Ausführung der Düsen für unterschiedliche Ein­
spritzsysteme. 5.1.1 Zustandsverhalten von Kraftstoffen
Mit den Wirkprinzipien und Bauarten von Einspritzsyste­
men bildet Abschn. 5.3 den Kern dieses Kapitels. Die Kenntnisse der Stoffeigenschaften sind Voraussetzungen für
Schlüsselkomponenten wie Pumpen und Injektoren sowie das Verständnis und eine Modellierung des hydraulischen
Regelventile werden ausführlich beschrieben. Die Hydraulik Verhaltens. Das kompressible Verhalten von Kraftstoff und
Prüföl wird mit der Dichte ρ bzw. dem spezifischen Volu­
men v = 1/ρ beschrieben. In der Literatur existieren eine
1 früher „Einspritzgesetz“, beschreibt den zugemessenen Kraftstoffstrom als Funktion Reihe von Ansätzen, mit denen die von Druck p und Tempe­
der Zeit ratur T abhängigen Dichten bzw. spezifische Volumina von
144    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Flüssigkeiten aufgrund von gezielten Messungen in Hoch­ für diskrete Stellen durch numerische Integration berechnet
druck­­labors approximiert werden können [5-1]. Hier wird werden. Bei der von Jungemann [5-4] vorgeschlagenen Wei­
nur die modifizierte Tait-Gleichung terentwicklung werden die Koeffizienten der gewählten Zu­
standgleichung im Rahmen eines Minimierungsproblems so
(5-1) ermittelt, dass die damit bestimmten Stoffgrößen das Diffe­
rentialgleichungssystem (5-5) möglichst gut erfüllen und
Schallgeschwindigkeit sowie spezifische Wärme optimal
wiedergegeben werden. Mit dieser Methode wurde z. B. für
ein gebräuchliches Prüföl nach ISO 4113 die empirische Zu­
standsgleichung auf der Basis von Gl. (5-1) bestimmt. Grund­
wiedergegeben, die sich bei Dieselkraftstoffen und Prüfölen lage waren Messwerte der Schallgeschwindigkeit im gesam­
mit p0 als Umgebungsdruck durchweg bewährt. ten Zustandsgebiet und Messwerte des spezifischen Volu­
Zustandsänderungen während einer Einspritzung laufen mens und der spezifischen Wärmekapazität entlang der Iso­
so schnell ab, dass sie als adiabat angesehen werden können. baren bei Umgebungsdruck. Bild 5-1 zeigt so ermittelte
Kompressions- und Expansionsvorgänge mit vernachlässig­ Stoffeigenschaften.
baren Reibungs- und Stoßverlusten können zusätzlich als
reversibel und damit als isentrop angesehen werden. Da für 5.1.2 Modellierung, Simulation und Auslegung
die Schallgeschwindigkeit a(p, T) mit der spezifischen
Entropie s Die Entwicklung und Auslegung von Dieseleinspritzsyste­
men erfolgt heute maßgeblich mit Hilfe der numerischen
(5-2) Simulation. Sie basiert auf mathematischer Modellierung,
also einer Beschreibung der Realität mit mathematischen
gilt, kennzeichnet sie sowohl die Ausbreitungsgeschwindig­ Gleichungen. Dabei wird eine korrekte zeitabhängige Be­
keit von Druckwellen in Leitungen als auch lokale isentrope schreibung von Massenströmen, Druckschwingungen und
Druckänderungen. Zudem sind nach [5-2] isentrope Zu­ Druckverlusten erwartet. Zielgrößen wie z. B. der Einspritz­
standsänderungen mit der Temperaturänderung mengenverlauf hängen vom komplexen Zusammenspiel ver­
schiedener Systemkomponenten ab und erfordern sowohl
(5-3) eine Betrachtung des Gesamtsystems mit angemessener Be­
rücksichtigung lokaler Einflüsse wie auch Einzelbetrach­
verbunden. Die spezifische Wärmekapazität cp hängt mit der tungen mit lokal sehr hoher Auflösung. Zur detaillierten
Schallgeschwindigkeit bei bekannter Dichte ρ(p, T) über Untersuchung lokaler dreidimensionaler Strömungen kann
die Methodik der Computational Fluid Dynamics (CFD)
eingesetzt werden, auf die in Abschn. 5.2 eingegangen wird.
(5-4)
Heutige Werkzeuge für Systemsimulationen (siehe z. B.
[5-5 bis 5-7]) erlauben es, aus einem Baukasten parametri­
zusammen. Mit bekannten Abhängigkeiten ρ(p, T) bzw. sierbare Modellelemente auszuwählen und ­ meist durch
v(p, T) und a(p, T) oder cp(p, T) liegt damit theoretisch eine grafische Oberflächen unterstützt ­ zu einem Gesamtmodell
vollständige Beschreibung des Zustandsverhaltens vor. Die zusammen zu fügen. Für die Modellierung der hydrau­
partiellen Ableitungen machen die Ausdrücke jedoch sehr lischen Bereiche wird unter geeigneter Einbeziehung aller
fehlerempfindlich, so dass eine in sich konsistente, genaue relevanten 3D-Effekte die Stromfadentheorie verwendet; so
Beschreibung aus empirischen Zustandsgleichungen mit be­ entsteht ein „hydraulisches Netzwerkmodell“. Die wich­
grenztem Messaufwand schwierig ist. Ist die Schallgeschwin­ tigsten Modellelemente werden im Folgenden umrissen.
digkeit im gesamten interessierenden Zustandsgebiet be­
kannt, kann v(p, T) nach Davis und Gordon [5-3] aus der Behälter. Dieses Modellelement hat als Knoten im Netzwerk
Maxwellgleichung elementare Bedeutung. Behälter stehen z. B. für die kraft­
stoffgefüllten Teile von Injektoren und Hochdruckpumpen­
(5-5a)
zylindern. Örtliche Änderungen des Druckes und der Tem­
und der aus Gl. (5-4) abgeleiteten Gleichung peratur werden per Definition vernachlässigt. Über die Be­
grenzungsflächen des zugeordneten Kontrollraums können
(5-5b)
Massenströme als Folge von bewegten Wänden (sog. „kör­
pergebundene Flächen“) und aus der Durchströmung freier
5.1  Einspritzhydraulik    145

Flächen A mit dem Geschwindigkeitsvektor v→ transportiert


werden. Mit einer Massenbilanz folgt unter Berücksichti­
gung der Kompressibilität mit Gl. (5‑2)

(5-6)

für Druckänderungen.

Leitungen. Bei stark instationären Vorgängen spielt die Wel­


lenausbreitung in Leitungen, z. B. zwischen der Pumpe und
dem Hochdruckspeicher oder zwischen dem Hochdruck­
a speicher und den Injektoren, eine wesentliche Rolle. Die der
Gl. (5‑6) entsprechende differenzielle Bilanz längs einer
Stromröhre mit der Koordinate x und der Geschwindigkeit w
lautet
(5-7)

Die um einen Reibungsansatz erweiterte Eulersche Bewe­


gungsgleichung
b
(5-8)

berücksichtigt als Impulsbilanz die Trägheit des Kraftstoffs.


Das aus den Gl. (5‑7) und (5‑8) bestehende partielle Diffe­
rentialgleichungssystem wird sehr genauen Berechnungen
mit dem Modellelement Leitung zugrunde gelegt.

Kurzes Rohr. Bei relativ kurzen Abschnitten, wie z. B. Kraft­


stoffbohrungen im Düsenbereich des Injektors, spielt die
c Trägheit des Kraftstoffes eine wesentliche Rolle, nicht aber
die Druckwellenausbreitung. Daher wird beim Modell des
kurzen Rohres auf Gl. (5‑7) verzichtet. Druckverluste der
Strömung und die Trägheit des Fluids werden mit Gl. (5‑8)
berücksichtigt. Das kurze Rohr benötigt im Vergleich mit der
Leitung deutlich weniger Rechenzeit. Auch Strömungen in
längeren Bohrungen oder Leitungen können in guter Nähe­
rung durch Hintereinanderschaltung von kurzen Rohren
und Behältern beschrieben werden.

Drosseln und Ventile. Der Volumenstrom in Drosseln und


d Ventilsitzen hängt von der anliegenden Druckdifferenz und
einer effektiven Querschnittsfläche ab, die durch die geome­
trischen Verhältnisse bestimmt ist. Als mathematisches Mo­
Bild 5-1  Stoffeigenschaften von Prüföl nach ISO 4113. a Dichte ρ nach Glei‑
chung (5‑1); b Schallgeschwindigkeit a nach Gleichung (5‑4); c Spezifische dell eignet sich die um die Reibung erweiterte Bernoullische
Wärmekapazität cp nach Gleichung (5‑5a); d Isentrope Temperaturänderung Energiegleichung:
nach Gleichung (5‑3)
(5-9)

146    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Sie entsteht durch Integration der Gl. (5‑8) zwischen den Parametrierung. Die Modelle werden mit den bekannten
Querschnitten „1“ und „2“. In r fließen phänomenologische Dimensionen des Einspritzsystems, wie z. B. der Masse der
Ansätze für Druckverluste durch Wandreibung und Unste­ Düsennadel, der Länge und dem Durchmesser der Leitungen
tigkeitsstellen ein. Wegen der sehr kleinen Länge der be­ und den Totvolumina des Injektors und des Rails para­
trachteten Abschn. kann die Trägheit und damit der erste metriert. Die effektiven Querschnittsflächen der Ventile und
Term meist vernachlässigt werden. die effektiven Ventildruckflächen werden mittels eines hub-
und druckabhängigen Kennfelds vorgegeben. Diese Kenn­
Spaltströmungen. Leckagen, z. B. in Kolbenführungen von felder werden mit 3D‑CFD oder detaillierten Stromfaden­
Hochdruckpumpen oder Injektoren, können als ebene Strö­ modellen [5‑4] berechnet und in geeigneter Form in die
mung mittels der Reynoldschen Schmiermittelgleichung [5‑8] Modelle eingebracht.
berechnet werden. In vielen Fällen müssen darüber hinaus zu­ Aufgrund der hohen Systemdrücke können Bauteilverfor­
sätzliche Einflüsse wie die Spaltaufweitung bei hohem Drücken mungen zur Änderung der hydraulischen Funktion führen.
und exzentrische Kolbenlagen berücksichtigt werden. Auch ist Einflüsse aus Elastizitäten werden mit Hilfe von Finiten
nicht immer gewährleistet, dass die Strömung laminar bleibt, Elemente Methode (FEM) bestimmt und in die Modelle
was dann weitere korrigierende Eingriffe erfordert. integriert.

Druckkräfte. Druckkräfte spielen bei beweglichen Bautei­ Aktoren. Ebenfalls eine sehr große Rolle bei der genauen Zu­
len, wie z. B. Druckventilen oder Düsennadeln, eine ent­ messung der Einspritzmenge spielt die präzise Abbildung der
scheidende Rolle. Die Modellierung dieser Kopplung von Stellelemente wie z. B. des Magnetventils oder Piezostellers.
Hydraulik und Mechanik basiert auf dem Ansatz Für die Berechnung des zeitlichen Auf- und Abbaus der Stell­
kraft kommen elektromagnetische Modelle zum Einsatz, die
(5-10) direkt mit den hydraulischen und mechanischen Modellen
gekoppelt werden können. Bild 5‑2 zeigt am Beispiel eines
Ist die Druckverteilung auf der Oberfläche O aus einer paral­ piezogesteuerten Systems typische Simulationsergebnisse bei
lel gekoppelten 3D‑Strömungssimulation bekannt, würde fünffacher Einspritzung.
Gl. (5‑10) die exakte Kraft liefern. Dieser Aufwand kann in
den meisten Fällen vermieden werden: Die Berechnung der 5.2 Einspritzdüsen und Düsenhalter
Kraft wird mit
Einspritzdüsen bilden die Schnittstelle zwischen Einspritzsys­
(5-11) tem und Brennraum und beeinflussen maßgeblich Leistung,
Abgas-Emissionen und Geräusch des Motors und dichten
auf die angrenzenden Behälterdrücke pi und zugeordnete ef­ das Einspritzsystem zwischen den Einspritzungen zum
fektive Druckflächen AF,i zurückgeführt. Lokalen Abwei­ Brennraum ab. Sie werden in Düsenhalterkombinationen
chungen vom Behälterdruck wird mit druck- und hubabhän­ (DHK), Unit- (UI) und Common Rail-Injektoren (CRI) ein­
gigen Kennfeldern der effektiven Druckflächen Rechnung gebaut und mit diesen als Funktionseinheit, räumlich sehr
getragen. genau positioniert zum Brennraum, im Zylinderkopf ange­
baut, (Bild 5‑3).
Kavitation. Wenn der Druck lokal den Dampfdruck erreicht, UI- und Common Rail-Injektoren werden in den betref­
bilden sich Dampfblasen, d. h. es entsteht Kavitation. In In­ fenden Teilkapiteln des Abschn. 5.3 erläutert.
jektoren wird z. B. eine Drossel vor dem Magnetventil gezielt Für die Ansteuerung der Düsennadel gelten folgende
so ausgelegt, dass während der Einspritzung Kavitation ein­ Funktionsprinzipien:
tritt. Damit ist der Durchfluss unabhängig vom Gegendruck
und vom Magnetventilhub mit großen Vorteilen für die Nadelschließen/Abdichten des Einspritzsystems zum
Mengenkonstanz. Schmitt [5‑9] hat bereits 1966 einen Weg Brennraum. Die Düsennadel wird durch eine auf das Na­
aufgezeigt, wie relativ einfache Hypothesen mit der Energie­ delende wirkende, mechanisch oder hydraulisch erzeugte
gleichung (5‑8) verknüpft werden können, um auch bei Ka­ Schließkraft in den Düsensitz gepresst.
vitation den Durchfluss in Drosseln berechnen zu können.
Die Qualität von Bauteil-Schadensvorhersagen erfordert da­ Nadelöffnen: Die Düsennadel öffnet zu Beginn der Einspritz­
rüber hinaus große Anstrengungen bei der Entwicklung von phase sobald die „hydraulische“ Kraft FD (Einspritzdruck
Kavitationsmodellen und deren Integration in die dreidimen­ wirkt auf die Kreisringfläche zwischen Nadelführung und Dü­
sionale CFD [5-10]. sensitz) auf der Sitzseite größer wird als die Schließkraft FS.
5.2  Einspritzdüsen und Düsenhalter    147

a b

c d

Bild 5-2  Simulationsergebnisse eines piezogesteuerten Pkw Common Rail Injektors. a Schaltventilhub; b Druck an der Einspritzdüse; c Düsennadelhub; d Einspritzverlauf

DHK und UI gehören zu nockengetriebenen Einspritzsys­ Brennverfahren und der Nadelansteuerung sind drei grund­
temen mit druck­gesteu­erter Düsennadel, CRI gehören zu sätzliche Düsenbauarten gängig (Bild 5‑4):
Druckspeicher-Einspritzsystemen mit hubge­steuerter – Drosselzapfendüsen für DHK-Anwendungen in
Düsennadel, d. h. eine „hydraulische“ Schließkraft ist in IDI‑Motoren,
Abhängigkeit zum kennfeldabhängigen Systemdruck modu­ sie haben heute in der Motorenentwicklung keine Bedeu­
lierbar und damit ist der Nadelhub steuerbar (s. a. Ab­ tung mehr,
schn. 5.3.1.1, Bild 5‑14). – Lochdüsen für DHK‑,UI‑ und CRI‑Anwendungen in
DI‑Motoren,
5.2.1 Einspritzdüsen – Düsenmodule, d. h. Lochdüsen mit integriertem hy­­drau­
lischem Steuerraum für CRI‑Anwendungen in DI‑Moto­
Düsen nehmen entscheidenden Einfluss auf die Gemischbil­ ren. Die Druckmodulation im Steuerraum erfolgt über
dung durch gezielte Verteilung und optimale Zerstäubung Zulauf- und gesteuerte Ablaufdrosseln im Injektor. Das
des Kraftstoffs im Brennraum und sie beeinflussen den Ein­ Steuer­raumvolumen ist für eine gute Kleinst­mengen­
spritzverlauf. fähigkeit hydraulisch steif, d. h. klein ausgelegt.

Aufbau, Bauarten Die Baugröße der Düsen richtet sich nach der Motorzylin­
dergröße und der Einspritzmenge. Des Weiteren werden
Eine Standarddüse besteht aus einem Düsenkörper mit Lochdüsen und Düsenmodule nach Sitzloch- und Sackloch­
Hochdruckzulauf, Nadel­führungs-, Sitz- und Spritzlochbe­ ausführung unterschieden Bild 5‑5.
reich und einer nach innen öffnenden Nadel. Abhängig vom
148    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-3  Düsenhalter, Injektoren. 1 Hochdruckzulauf; 2 Kraftstoffrücklauf; 3 Haltekörper; 4 Düsenspannmutter; 5 Düsenkörper; 6 Düsennadel; 7 Druckbolzen; 8 Druckfe‑
der; 9 Einstellscheibe; 10 Pumpenkolben; 11 Drucksteuer-Magnetventil; 12 Magnetspule; 13 Ventilanker; 14 Druckstange;15 Rückstellfeder; 16 Steuerraum; 17 Piezostel‑
ler; 18 hydraulischer Koppler, 19 Steuerventil, 20 Steuerraumhülse

Auslegung: Lochdüsen und Düsenmodule werden in allen bedingten Druckfelder im Spalt die Nadeldynamik. Die Aus­
aktuellen DI‑Motor­konzepten appliziert. Ziel der Düsenaus­ legung der Nadelsitz- und Nadelspitzenkegel bzgl. Länge und
legung ist die wirkungsgradoptimierte Umsetzung der Druck­ Winkeldifferenzen zum Körper erfolgt systemabhängig und
energie in kinetische Energie, d. h. in Einspritzstrahlen, de­ ist ein Kompromiss aus Nadeldynamik (Einspritzmenge und
ren Eindring-, Aufbruch- und Zerstäubungsverhalten auf -verlauf) und Langzeit­stabilität (Geometrieangleich und da­
das Brennverfahren, die Brennraumgeometrie, die Einspritz­ raus resultierende Einspritzmengendrift).
menge, das Luftmanagement des Motors und das last- und
drehzahlabhängige Einspritzmuster optimal abgestimmt Nadelführung: Die Nadelführung im Düsenkörper zentriert
sind. die Nadel zum Körpersitz während der Hubbewegung und
dient der Trennung von Hochdruck- und Niederdruckbe­
Sitzgeometrie. Die Sitzauslegung berücksichtigt die Dicht­ reich (letzteres gilt nicht für Düsenmodul). Führungsspiele
funktion und bestimmt über den Sitzdurchmesser den Öff­ liegen im Bereich 1–5 µm, je höher der Einspritz- bzw. Sys­
nungsdruck. Bei kleinen Hüben wirkt der Sitz­spalt als Strö­ temdruck, desto kleiner das Führungsspiel, um die Leckage­
mungsdrossel, beeinflusst die Anströmung der Spritzlöcher verluste zu minimieren. Sitzlochdüsen weisen oft eine zweite
und damit die Strahlaufbereitung und durch die strömungs­ Führung im Düsenschaft auf, um die Nadelzentrierung zum
5.2  Einspritzdüsen und Düsenhalter    149

Bild 5-4  Düsenbauarten. 1 Hochdruckzulauf; 2 Düsenkörper; 3 Düsennadel; 4 Druckzapfen; 5 Nadelführung, 6 Nadelsitz (-Ø); 7 Spritzloch; 8 Drosselzapfen; 9 Spritzzap‑
fen; 10 Sackloch; 11 Steuerraumhülse; 12 Steuerraum; 13 Zulaufdrossel, 14 gesteuerte Abströmdrossel; 15 Rückstellfeder; 16 Federteller; Drosselplatte (Injektor)

Bild 5-5  Sitzloch-, Sacklochausführungen

Sitz und damit die Mengenverteilung auf die Spritzlöcher ist entweder ballistisch oder durch einen Festanschlag
und die Nadeldynamik zu verbessern. Sacklochdüsen sind ­begrenzt ausgeführt. Der ballistische Hub hat den Vorteil
diesbezüglich robuster, da die Strömung im Sitz die Verhält­ eines nahezu linearen (knickfreien) Mengenverlaufs über
nisse am Spritzloch im Sackloch nicht direkt beeinflussen. der Spritzdauer, ist jedoch nur in Verbindung mit Common
Rail Injektoren sinnvoll, die den Öffnungs- und Schließzeit­
Nadelhub. Die hydraulische Auslegung führt bei Vollhub zu punkt gegenüber anderen Systemen sehr präzise steuern
vernachlässigbaren Drosselverlusten am Sitz. Der Nadelhub können.
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Sitzloch-, Sacklochausführung, Schadvolumen (Bild 5‑5). wegen der Nähe der Spritzlöcher zur Krafteinleitung im
Bei Sitz- und Sacklochdüsen ist das emissionsrelevante Sitz.
Merkmal die Größe des unter der Sitzkante nach dem
­Nadelschließen verbleibende sog. Schadvolumen, dessen Spritzgeometrie und Strahl. Ziel ist es, eine optimale
Kraftstoffinhalt ausgast nicht optimal verbrennt und die Kraftstoffverteilung, ‑zerstäubung und Gemischaufberei­
HC‑Emissionen erhöht. Das kleinste Schadvolumen hat tung im Brennraum zu erzeugen. Ausgelegt werden zu­
die Sitzlochdüse, gefolgt von konischen und zylindrischen nächst Anzahl der Spritzlöcher, Strahlrichtung, jeweils mit
Sacklochdüsenausführungen. Bei Sitzlochdüsen werden die räumlicher Zuordnung zu Zylinderkopf, Glühstift und
Spritz­löcher ein- oder mehrreihig im Sitzkegel unterhalb Brennraummulde.
des Nadelsitzes angeordnet, wobei wegen der Anströmung Der Spritzlochquerschnitt wird durch die maximale Ein­
der Spritzlöcher und aus Festigkeitsgründen Mindestab­ spritzmenge, den zugehörigen Einspritzdruck und die zuläs­
stände einzuhalten sind. Bei Sacklochdüsen sind die erfor­ sige Spritzdauer festgelegt.
derlichen Mindestabstände zwischen den Spritzlöchern Die Anzahl der Spritzlöcher richtet sich nach dem Brenn­
wesentlich kleiner. verfahren und dem Luftmanagement (u. a. Drall). Die
Strahlen dürfen nicht ineinander verwehen.
Spritzlochlänge (Bild 5‑6). Aktuelle Spritzlochlängen lie­ Derzeit werden bei Pkw 7–9 Spritzlöcher mit Durchmes­
gen  zwischen 0,7 und 1 mm. Sie beeinflussen den Strahl und sern von 105–135 µm und bei Nkw 6–8 Spritzlöcher mit
auch die Kuppenfestigkeit, insbesondere bei Sitzlochdüsen Durchmessern von 150–190 µm appliziert.

Bild 5-6  Spritzlochgeometrie.1 Spritzlochdurchmesser; 2 Spritzlochlänge; 3 Einlauf hydroerosiv gerundet; 4 Spritzloch-Konizität

Tabelle 5-1  Übersicht Spritzlochauslegung

Parameter Auslegungshinweise
Lochanzahl Möglichst hoch, jedoch Verwehen der Strahlen ineinander kritisch
Lochquerschnitt Kleinstmöglich für optimale Zerstäubung und Gemischbildung
Hydroerosive Verrundung Verschleißvorwegnahme und je nach Grad der Verrundung eine Beeinflussung der Spritzlochinnenströmung (mit/ohne Kavita‑
(Einlaufkante) tion) Bild 5-6, Bild 5-7
Konizität In Verbindung mit hydroerosiver Verrundung und Lochlänge werden der Wirkungsgrad der Druckumsetzung und der Strahlauf‑
bruch beeinflusst
Lochlänge Je kürzer umso kleiner die Strahleindringtiefe (bei gleichgestelltem Wirkungsgrad)
5.2  Einspritzdüsen und Düsenhalter    151

Bild 5-7  Strömungssimulation: Vergleich Spritzloch, Einlauf nicht gerundet/gerundet

Strahlauslegung: Für die optimale Spritzlochauslegung ei­ Strahl- und Sprayanalyse, Simulation:
ner Düse stehen folgende Parameter zur Verfügung:
Bei Auslegungen mit wirkungsgradoptimierten, nahezu Strahlbildanalyse. Strahlbilder mit einer Hochgeschwindig­
kavitationsfreien Spritzlochströmungen, muss deren höhere keitskamera aufgenommen liefern schnell Aufschluss über
Verkokungsempfindlichkeit durch geeignete Parameterwahl Strahlform, Strahlbildsymmetrie, Strahlentwicklung zu
berücksichtigt werden. Lochselektive Spritzloch­auslegungen, Spritzbeginn und Spritzende und Hub/Hub-Streuungen
d. h. jedes Spritzloch ist individuell ausgelegt, Doppelloch­ durch Strahlkonturenvergleich (Bild 5‑8).
anordnungen bis hin zu Lochnestern oder Kombinationen Die Strahlkraftanalyse liefert genaue Informationen über
aus Sitzloch- und Sacklochausführungen mit parallelen, Wirkungsgrad, Symmetrie, Strahlaufbruch und -struktur.
divergierenden oder sich kreuzenden Strahlen werden auf Ein Drucksensor fährt in verschiedenen Abständen zur
ihr Potenzial untersucht. Dies erfordert kleinere Spritzloch­ Düse den Einspritzstrahl ab und nimmt das Rohsignal und
durchmesser und eine dafür entwickelte Erodier- oder die Strahlstruktur auf (Bild 5‑9).
Laserbohr­fertigungs­technik. Um weitere Informationen über das Spray, wie z. B.
Strahlzerfall, Tröpfchen­größe, Verdampfung, Luftentrain­

Bild 5-8  Strahlbildanalyse


152    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-9  Strahlkraftanalyse

ment, Gemischbildung und Verbrennung zu erhalten, wer­ gesamten Sitz-/Spritzlochbereich (kondensiertes Wasser
den bestehende Verfahren laufend weiterentwickelt bzw. und Abgase verbinden sich zu Schwefelsäure­derivaten).
neue Techniken erprobt (Bild 5‑10).
Die Kenntnis dieser Größen ist Voraussetzung für die 5.2.2 Düsenhalter/Düsenhalterkombinationen
Simulation einer Wirkkette von der Düseninnenströmung
bis zur Verbrennung und Emissionsberechnung (Bild 5‑11). Einspritzdüsen sind als Funktionseinheit mit 1‑Feder- und
In allen Bereichen dieser Wirkkette wird intensiv entwickelt 2‑Feder‑Düsenhaltern (Bild 5‑12) als sog. Düsenhalterkom­
und geforscht. Für die Einspritzsysteme existieren bereits binationen in nockengesteuerten Einspritz­systemen in Ver­
heute sehr gute Modelle, die sogar die hydraulische Wirkung wendung: 1‑Federhalter (1FH) in Nkw, 2‑Federhalter (2FH)
von Bauteilveränderungen über der Lebensdauer abbilden. in Pkw, da mit der angelagerten Voreinspritzung ein gerin­
geres Verbrennungs­geräusch erreichbar ist.
Werkstoffe, Kuppentemperatur. Bei Common Rail Syste­
men führen die ständigen Druck­schwingungen im System Funktion 1FH: siehe Einführung Abschn. 5.2 (Nadelschlie­
zu Relativbewegungen im Sitz zwischen Nadel und Körper. ßen, ‑öffnen). Die Nadelschließkraft wird durch die Vor­
Zur Verschleißreduzierung werden Gleitschichten aufge­ spannung der Druckfeder erzeugt.
bracht.
Düsenkuppen sind thermisch hoch belastet (Pkw bis Funktion 2FH: Die Düsennadel öffnet zunächst gegen die
ca. 300 °C, Nkw > 300 °C), entsprechend werden für hohe Kraft der Druckfeder 1 (15, Hub h1, Voreinspritzphase), die
Temperaturen warmfeste Werkstoffe ausgewählt oder alter­ über eine Druckstange auf die Nadel wirkt. Für die Hauptein­
nativ Wärmeleithülsen eingesetzt. spritzung (Hub h2) muss die über eine Hubeinstellhülse zu­
Bei dauerhaft niedrigen Betriebs- bzw. Kuppentempera­ sätzlich auf die Nadel wirkende Kraft der Druckfeder 2 (18)
turen (< ca. 120 °C) besteht die Gefahr der Korrosion im durch die hoch­druckseitigen Kräfte überwunden werden.
5.3  Einspritzsysteme    153

Bild 5-10  Spray-, Verbrennungs-, Emissionsanalysetools

Bild 5-11  Simulationswirkkette

Bei hohen Drehzahlen wird die erste Stufe schnell durch­ 5.3 Einspritzsysteme
fahren.
Die Schließkräfte bzw. die Öffnungsdrücke werden durch 5.3.1 Grundfunktionen
Vorspannen der Druck­federn mittels Ausgleichscheiben
eingestellt. Die Grundfunktionen von Dieseleinspritzsystemen lassen
Für elektronisch geregelte Einspritzsysteme sind Düsen­ sich in vier Teilfunk­tionen untergliedern:
halter mit einem Nadel­bewegungssensor im Einsatz. Ein mit – Kraftstoff fördern (Niederdruckseite) vom Tank über das
dem Druckbolzen verbundener Stift taucht in eine Indukti­ Kraftstofffilter zur Hochdruckerzeugung. Diese Aufgabe
onsspule im Düsenhalter ein und liefert Signale zu Spritzbe­ übernimmt das Teilsystem „Nieder­druckkreislauf “,
ginn, ‑ende und zur Einspritzfrequenz. welches im Allg. mit den Komponenten Vorfilter,
Hauptfilter (ggf. beheizt), Förderpumpe und Regelventilen
ausgestattet ist. Der Niederdruckkreis verbindet durch
Leitungen den Fahrzeugtank über die genannten Nie­der­
druckkomponenten den Zu‑ und Rücklauf des Hochdruck­
154    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-12  Düsenhalterkombination. 1 Haltekörper; 2 Stabfilter; 3 Hochdruckzulauf; 4 Zwischenscheibe; 5 Düsenspannmutter; 6 Düsenkörper; 7 Düsennadel; 8 Fixierstift;
9 Druckbolzen; 10 Druckfeder; 11 Ausgleichsscheibe; 12 Kraftstoffrücklauf; 13 Druckstift; 14 Führungsscheibe, 15 Druckfeder 1; 16 Hubeinstellhülse; 17 Federteller;
18 Druckfeder 2

systems. Dabei sind funktionsbestimmende Druck- und sind im Hochdruckkreis Ventile verbaut, die in modernen
Durchfluss­spezifi­kationen der angeschlossenen Hoch- Einspritzsystemen elektrisch angesteuert werden.
und Niederdruck­komponenten einzuhalten. – Kraftstoff zumessen in Form einer präzisen Dosierung
– Hochdruck erzeugen und Kraftstoff fördern (Hoch- der Kraftstoffmasse in den Brennraum als Funktion der
druck­seite) mit hohem Wirkungsgrad bei der Verdichtung Drehzahl und Motorlast sowie der Unterstützung von Ab-
zur Zumessstelle oder in einen Speicher. Dabei ist der ­gasnachbehandlungssystemen. Bei modernen Einspritz­
motor­betriebspunktabhängige, optimale Einspritz­druck systemen erfolgt die Kraftstoffzumessung mit Hilfe von
sowohl stationär als auch dynamisch bereit zu stellen. Die elektrisch angesteu­erten Magnet- oder Piezoventilen, die
ge­forderte Einspritzmenge sowie system­abhängige Steuer- an den Hochdruckpumpen oder direkt an den Ein­spritz­
und Leckagemengen sind zu fördern. Diese Aufgabe injektoren angebracht sind.
übernimmt die Hochdruckpumpe und sys­tem­bedingt ein – Kraftstoff aufbereiten durch optimale Nutzung der
Speicher. Zur Steuerung der Massenströme und Drücke Druckenergie zur primären Gemischbildung im Sinne
5.3  Einspritzsysteme    155

Bild 5-13  Einspritzsysteme heutiger Bauart und deren Anwendungen

eines Fluidsprays, das zeitlich und örtlich optimal im bedient und die Aufgaben Kraftstoff fördern und zumessen
Brennraum verteilt wird. Der Kraftstoff wird in der Ein­ bewerkstelligt. Typische Vertreter sind hier die Reihenpum­
spritzdüse aufbereitet, dabei ist das Zusammenspiel der pen, sowie die Verteilerpumpen mit axialen und radialen
Zumessventile zur Düsennadel­steuerung und die Strö­ Pumpen­elementen. Die andere Bauweise ist durch „aufgelös­
mungsführung vom Düsenzulauf bis zum Austritt an den te Einspritzpumpen je Motorzylinder“ gekennzeichnet, bei
Düsenlöchern von zentraler Bedeutung. denen für jeden Zylinder des Verbrennungs­motors eine
diskrete Druckerzeugereinheit angeordnet ist, die von der
5.3.1.1 Bauarten Motor­nockenwelle angetrieben wird. Die Zumessung des
Kraftstoffs erfolgt über schnell schaltende Magnetventile,
Übersicht die in die Pumpeneinheit integriert sind. Ein bekanntes
Beispiel für diese Einspritzsystembauart ist die „Pumpe-
Die zuvor beschriebenen Grundfunktionen sind je nach Düse“ (Unit Injector).
Bauart der Einspritz­systeme unterschiedlich umgesetzt. In Die Speichersysteme hingegen verfügen über eine zentra­
den folgenden Abschn. werden die Bauarten beschrieben le Hochdruckpumpe, die ihrerseits den Kraftstoff verdichtet
und deren Funktion erklärt. Bild  5‑13 zeigt eine Übersicht und unter Hochdruck in einen Speicher fördert. Der Druck
­der heute am Markt befindlichen Einspritzsysteme und ty­ in diesem Speicher kann über niederdruck- und hochdruck­
pische Einsatzgebiete. seitige Ventile geregelt werden. Aus dem Speicher erfolgt die
In der Gesamtheit der Bauformen wird zunächst nach Kraftstoffzumessung über sog. Einspritzinjektoren, die wie­
Systemen der konven­tionellen Bauart und jenen mit Hoch­ derum von Magnet- oder Piezoventilen gesteuert werden.
druckspeicher unterschieden. Die Einspritz­systeme ohne Die Namensgebung der Common Rail Systeme rühren vom
Speicher verfügen stets über Hochdruckpumpenkolben, die „gemeinsamen Speicher/Verteiler“ her. Man unterscheidet
unmittelbar von einem Nocken angetrieben werden und so je nach Aktortyp an den Injektoren zwischen „Magnetven­
eine Druckwelle im Hochdrucksystem erzeugen, die direkt til-Common Rail“ Systemen und „Piezo-Common Rail“
dazu genutzt wird, um die Einspritzdüse zu öffnen und den Systemen sowie nach Sonderbauarten.
Kraftstoff zylinderselektiv entsprechend der Zündfolge ein­
zuspritzen. Hub-/Druck-Steuerung der Düsennadel. Die Kraftstoff­
Die nächste Gliederungsebene unterscheidet nach Syste­ aufbereitung erfolgt bei allen Einspritzsystemen unabhängig
men mit „zentraler Einspritzpumpe“, die alle Motorzylinder von der Bauart an der Einspritzdüse, die entweder über eine
156    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-14  Vergleich druck- und hubgesteuerte Düse

Hochdruckleitung mit der Pumpeneinheit verbunden oder sind. Grund dafür ist die Flexibilität dieser Einspritsysteme
direkt in das Gehäuse der Pumpeneinheit bzw. in den Injek­ gegenüber derer konventioneller Bauart. Die Fähigkeit, den
tor integriert ist. Ein Hauptunterscheidungsmerkmal zwi­ Druck und die Anzahl der Einspritzungen pro Arbeitszyklus
schen konventionellen und Common Rail Einspritzsystemen frei als Funktion von Drehzahl und Last des Motors sowie
ist die Art der Düsennadelsteuerung. Während bei nocken­ weiterer Parameter wählen zu können, ist zur Erreichung
getriebenen Einspritzsystemen die Düsennadel „druckge­ der motorischen Zielgrößen unabdingbar. Weiterhin bietet
steuert“ ist, findet das Öffnen und Schließen bei Common der Speicher die Möglichkeit, bezogen auf den Motorkurbel­
Rail Injektoren „hubgesteuert“ statt. Bild 5‑14 stellt die bei­ winkel, sehr späte Einspritzungen zur Steuerung der Abgas­
den Steuerungsarten der Düsennadel gegenüber und fasst nachbehandlung abzusetzen, was zur Erreichung künftiger
die Hauptmerkmale zusammen. Emissionsstandards zwingend erforderlich ist. Obwohl die
Es sei an dieser Stelle vorweggenommen, dass die Com­ druckgesteuerte Düsennadel auch Vorteile bzgl. der Emis­
mon Rail Systeme zukünftig bei nahezu allen Motoren ein­ sionen aufweist, verzichtet man zu Gunsten der flexiblen
gesetzt werden und bei Pkw bereits die Hauptanwendungen Mehrfacheinspritzung auf diese und setzt auf die Hubsteue­
5.3  Einspritzsysteme    157

rung der Düsennadel in Common Rail Injektoren. In der Bauart „Verteilerpumpe – axial“ (Bild 5‑16)
Gesamt­systembetrachtung überwiegen die Vorteile der hub­
gesteuerten Kraftstoff­zumessung hinsichtlich Präzision, Hauptmerkmale:
Kleinstmengenfähigkeit und minimaler Spritzabstände
gegenüber den konventionellen Systemen mit druckgesteu­ – ein axiales Pumpenelement für alle Motorzylinder,
erter Nadel. – Hubscheibe von Motornockenwelle angetrieben, Anzahl
Nocken = Anzahl Motorzylinder (≤ 6),
Bauart „Reihenpumpe“ (Bild 5‑15) – Nockenerhebungen wälzen sich auf dem Rollenring ab,
dadurch entsteht:
Hauptmerkmale: – Dreh- und Längsbewegung des Verteilerkolbens,
– je ein Pumpenelement pro Motorzylinder, Anordnung der – zentraler Verteilerkolben öffnet und schließt Steuerschlitze
Elemente in Reihe, und Bohrungen,
– Antrieb der Kolben über Pumpennockenwelle, Rück­stel­ – Verteilung des Kraftstoffflusses auf Auslässe zu den Motor­
lung über Kolbenfeder; der Kolbenhub ist konstant, zylindern,
– Förderbeginn bei Verschließen der Steuerbohrungen – Kolben verdichtet in Axialrichtung und fördert zur druck­
durch den Kolben, gesteuerten Düse,
– der Kolben verdichtet in Aufwärtsbewegung und fördert – Regelschieber verändert Nutzhub und somit die Einspritz­
Kraftstoff zur Düse menge,
– Düse arbeitet druckgesteuert, – der Förderbeginn wird über Spritzversteller verändert,
– die schräge Steuerkante gibt die Verbindung zur Steuer­ dieser verdreht den Rollenring relativ zur Hubscheibe.
bohrung wieder frei und entlastet so den Hochdruckraum;
dadurch schließt die Düse, Bauart „Verteilerpumpe – radial“ (Bild 5‑17)
– der Nutzhub ist der Kolbenweg nach Verschließen des
Hoch­druckraums bis zur Absteuerung; durch Verdrehen Hauptmerkmale:
des Kolbens über die Regelstange ist der Nutzhub und – Hochdruckerzeugung mittels Radialkolben, ein oder zwei
damit auch die Einspritzmenge veränderlich. Paare oder 3 Einzelkolben,
– Anzahl der Nockenerhebungen auf Nockenring = Motor­
zylinderzahl (≤ 6),
– vom Motor angetriebene Verteilerwelle trägt Rollen­
stößel,

Bild 5-15 
Bauart und Funktionsprinzip „Reihen‑
pumpe“
158    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-16 
Bauart und Funktionsprinzip „Vertei‑
lerpumpe – axial“

Bild 5-17 
Bauart und Funktionsprinzip „Vertei‑
lerpumpe – radial“

– Rollenstößel wälzen auf Nockenring ab und erzeugen Bauart „Pumpe-Düse“ (Unit Injector) (Bild 5-18)
Pump­bewegung,
– Kolbenpaare verdichten zur Mitte und fördern zur druck­ Hauptmerkmale:
gesteuerten Düse, – pro Motorzylinder eine Pumpe-Düse-Einheit im Zylinder­
– zentrale Verteilerwelle öffnet und schließt Steuerschlitze kopf des Motors integriert,
und Bohrungen, – Antrieb über Motornockenwelle mittels Einspritznocken
– Verteilung des Kraftstoffflusses auf Auslässe zu den Motor­ und Stößel oder Kipphebel,
zylindern, – Hochdruckerzeugung mittels Pumpenkolben, Rückstel­
– Magnetventil steuert Einspritzmenge (und Förder­be­ginn), lung über Feder,
– bei geschlossenem Magnetventil wird Hochdruck aufge­ – lokale Druckerzeugung unmittelbar vor Düse, daher keine
baut, Hochdruckleitung,
– der Förderbeginn wird über magnetgesteuerten Spritz­ver­ – Düse arbeitet druckgesteuert,
steller verändert, dieser verdreht den Rollenring relativ zur – Magnetventil steuert Einspritzmenge und Spritzbeginn,
Verteilerwelle. – bei geschlossenem Magnetventil wird Hochdruck aufge­
baut,
5.3  Einspritzsysteme    159

– je Motorzylinder eine Einspritzeinheit (Pumpe, Leitung


und Düsenhalter­kombination),
– Antrieb über unten liegende Motornockenwelle (Nutz­fahr­
zeuge);
– Düse arbeitet druckgesteuert,
– Einspritzmenge und Spritzbeginn wird über Hochdruck­
magnetventil gesteuert.

Bauart „Common Rail System“ (Bild 5‑20)


Hauptmerkmale:
– Speichereinspritzsystem,
– Entkopplung von Hochdruckerzeugung und Einsprit­
zung,
– zentrale Hochdruckpumpe erzeugt Druck im Speicher der
im gesamten Kennfeld unabhängig von Drehzahl und Last
des Motors eingestellt werden kann,
– mehrfache Kraftstoffentnahme aus dem Rail pro Arbeits­
spiel des Motors erlaubt hohe Flexibilität bei Lage, Anzahl
Bild 5-18  Bauart und Funktionsprinzip „Pumpe-Düse“ und Größe der Einspritzungen,
– pro Motorzylinder ist ein Einspritzinjektor angebaut (Kör­
per mit Düse und Steuerventil (Magnet- oder Piezoak­tor),
– Einspritzvorgang wird vom Steuergerät berechnet und – Düse arbeitet hubgesteuert,
geregelt. – Injektor arbeitet zeitgesteuert, Einspritzmenge hängt von
Raildruck und Ansteuerdauer ab,
Bauart „Pumpe-Leitung-Düse“ (Unit-Pump) (Bild 5‑19) – Anzahl, Lage und Einspritzmenge werden vom Steuergerät
geregelt.
Hauptmerkmale:
– Prinzip vergleichbar zum Unit-Injector System,
– jedoch Düse in Düsenhalter mit der Pumpe über kurze
Hochdruckleitung verbunden,

Bild 5-19 
Bauart und Funktionsprinzip „Pum‑
pe-Leitung-Düse“
160    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-20 
Bauart und Funktionsprinzip „Com‑
mon Rail System“

5.3.2 Reihenpumpe ximaler Menge reguliert werden. Die Regelstange selbst wird
durch den mit der Einspritzpumpe verbundenen Regler be­
5.3.2.1 Aufbau und Arbeitsweise wegt.
Der Regler kann entweder ein mechanischer Fliehkraft­
In der Reihenpumpe (Bild 5‑21) sind die Pumpenelemente, regler sein, der die Regelstange drehzahlabhängig verschiebt
bestehend aus Pumpenzylinder und Pumpenkolben, ent­ und damit insbesondere die Endabregelung realisiert oder
sprechend der Anzahl der vorhandenen Motorzylinder in ein elektronischer Regler, der über ein elektro­magnetisches
einem eigenen Gehäuse zusammengefasst. Die Pumpenkol­ Stellwerk auf die Regelstange wirkt. Zur Anpassung der
ben werden durch eine pumpeneigene Nockenwelle bewegt, Einspritzmenge an die unterschiedlichsten Betriebsbedin­
die ihrerseits durch den Steuerrädertrieb des Motors ange­ gungen sind bei mechanisch geregelten Pumpen Aufschalt­
trieben wird. Die Mengenzumessung erfolgt ausschließlich gruppen wie z. B. ein ladedruck­abhängiger Volllastanschlag
über Kantensteuerung durch Verdrehen der Pumpenkolben. notwendig.
Jeder Pumpenkolben hat eine schräge Steuerkante, so dass in Zur sicheren Versorgung der Pumpenelemente mit Kraft­
Verbindung mit der zylinderseitigen, ortsfesten Steuerboh­ stoff ist eine Nieder­druckförder­pumpe an der Reihenpumpe
rung, abhängig von der Winkelposition des Pumpenkolbens, angebaut, die durch einen speziellen Nocken auf der pum­
ein unterschiedlicher Förderhub und damit eine unter­ peneigenen Nockenwelle betätigt wird. Diese Förderpumpe
schiedliche Einspritzmenge gefördert bzw. eingestellt werden versorgt den Saugraum der Reihenpumpe mit Kraftstoff
kann. Der Gesamtkolbenhub ist dabei jeweils konstant und unter einem Druck bis ca. 3 bar.
entspricht der Nockenerhebung. Am Hochdruck­ausgang der
Reihenpumpe trennt ein Druckventil den Hochdruckbereich Baureihen, Varianten
in der Pumpe von der Einspritzleitung und dem Düsenhal­
ter, sodass nach der Einspritzung im System Leitung – Düse Den entsprechenden Motorleistungen angepasst gibt es Rei­
der dort befindliche Kraftstoff vorgespannt bleibt, d. h. ein henpumpen in verschiedenen Größen. Die Einspritzdrücke
gewisser Standdruck vorhanden ist. Oft ist in dieses Druck­ liegen bei heutigen Reihenpumpen zwischen 400 und 1150 
ventil eine Rückströmdrossel integriert, die dafür sorgt, dass bar pumpenseitig, je nach Verwendung für Kammer- oder
es zu keinem Nachspritzer mit nur geringem Einspritzdruck Direkteinspritzmotoren.
kommt. Die Verdrehung des Kolbens erfolgt bei allen Zylin­ Typische Baureihen der Fa. Bosch sind die A‑ und die
dern gleichzeitig über eine Regelhülse, die mit einer längsbe­ P‑Pumpe. Innerhalb der Baureihe P gibt es verschiedene
weglichen Regelstange formschlüssig verbunden ist. Die Varianten, die je nach Einspritzdruck, Einspritzmenge und
Förder­menge kann damit zwischen Nullförderung und ma­ Einspritzdauer eingesetzt werden. Für Nutzfahrzeug­motoren
5.3 Einspritzsysteme 161

Bild 5-21
Reihenpumpe, Bauart P. 1 Druckven-
tilhalter; 2 Füllstück; 3 Druckventilfe-
der; 4 Pumpenzylinder; 5 Druckventil;
6 Saug- und Steuerbohrung; 7 Steuer-
kante; 8 Pumpenkolben; 9 Regelhül-
se; 10 Kolbenfahne; 11 Kolbenfeder;
12 Federteller; 13 Rollenstößel;
14 Nockenwelle; 15 Regelstange

kommt auch die sog. Hubschieberpumpe mit variabler Verstellung des Einspritzbeginns
Förderbeginneinstellung zum Einsatz.
Die last- und drehzahlabhängige Spritzbeginnanpassung über-
5.3.3 Verteilereinspritzpumpen nimmt in der Verteilerpumpe ein sog. Spritzversteller, der den
Rollenring bei der Axialkolbenpumpe bzw. den Nockenring
Die Verteilereinspritzpumpe [5-11 bis 5-15] ist eine kom-
bei der Radialkolbenpumpe bis zu ca. 20 Grad Nockenwinkel
pakte, kostengünstige Pumpenbauart, deren Einsatzbereiche
(von extremer Spät- bis zu extremer Frühlage) verdrehen
hauptsächlich Pkw-Direkteinspritzmotoren (früher auch
kann. Das Verdrehen der Ringe erfolgt über Druckbeaufschla-
IDI-Motoren), aber auch Nkw-Motoren bis ca. 45 kW/Zylin-
gung oder -entlastung des Spritzverstellerkolbens mit dem
der sind. Üblicherweise besteht die Verteilerpumpe aus fol-
drehzahlproportionalen Druck, erzeugt von einer in der Hoch-
genden Baugruppen:
druckpumpe integrierten Flügelzellen-Vorförderpumpe. Der
– Hochdruckpumpe mit Verteiler,
Druck auf diesem Kolben kann ggf. mit Hilfe eines pulsweiten-
– Drehzahl/Mengen-Regler,
moduliert angesteuerten Magnetventils in Verbindung mit
– Spritzversteller,
einem Spritzbeginnsensor genau eingestellt werden.
– Niederdruck-Förderpumpe,
Neben dieser einfachen Spritzverstellervariante gibt es
– elektrische Abstellvorrichtung (Pumpen mit Regelschieber)
auch einen sog. Nachlauf-Spritzversteller mit einem in den
und
Verstellkolben integrierten Steuerkolben, was zu einer ver-
– Funktionsaufschaltgruppen (mechanisch geregelte
besserten Regeldynamik führt, da der Steuerkolben unab-
Pumpen).
hängig von Reibungseinflüssen an Rollenring und Spritzver-
Als Bauformen gibt es die Axialkolben-Pumpe mit Druck- stellerkolben reagiert.
erzeugung bis 1550 bar und die Radialkolben-Pumpe mit
Druckerzeugung bis 2000 bar an der Einspritzdüse, siehe Varianten
Bild 5-22 bzw. 5-23. Die bedienbare Motorzylinderanzahl ist
bei beiden Typen auf sechs begrenzt. Zur Beschreibung der Mechanisch geregelte Verteilereinspritzpumpe. Die rein
grundsätzlichen Arbeitsweise siehe Abschn. 5.3.1. mechanisch geregelte Verteilerpumpe ist gekennzeichnet
162    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-22 
Elektronisch geregelte Verteilerein‑
spritzpumpe in Axialkolbenbauart,
Typ VE, Robert Bosch GmbH. 1 Vertei‑
lerkolben; 2 Magnetventil für Spritz‑
verstellung; 3 Regelschieber; 4 Spritz‑
versteller; 5 Hubscheibe; 6 Förder‑
pumpe; 7 elektrisches
Mengenstellwerk mit Rückmeldesen‑
sor; 8 Stellwelle; 9 elektrische Abstell‑
vorrichtung; 10 Druckventilhalter;
11 Rollenring

durch verschiedene, individuell auslegbare Funktionsauf­ über den Kolbenhub die Fördermenge fest. Die Steuerung
schaltungen wie z. B. zur Förderbeginnverstellung, zur Leer­ des Förderbeginns und des Förderendes (Förderdauer)
lauf- und Volllastregelung oder zur Verbes­serung des Kalt­ erfolgt über die Verarbeitung von Winkel- und Drehzahlsig­
startverhaltens. Die Drehzahl­rege­lung der Pumpe erfolgt nalen pumpen- und motorinterner Sensoren im Pumpen­
über einen Fliehkraftregler. steuergerät. Für eine Voreinspritzung steuert das Pumpen­
steuergerät das Magnetventil der Pumpe zweimal an –
Elektronisch geregelte Verteilereinspritzpumpe. Diese in zunächst für die Voreinspritzmenge (typischerweise 1,5–
Bild 5‑22 dargestellte Bauart benötigt keine separaten Funk­ 2 mm³/Einspritzung), danach für die Haupteinspritzmenge.
tionsaufschaltungen, da sie über Sensoren und das Steuer­
gerät Menge und Förder- bzw. Spritzbeginn regeln kann. Das 5.3.4 Einzelpumpen-Systeme
Mengenstellwerk ist ein Drehmagnet­steller mit einem Induk­
tivgeber, der eine sehr genaue Information über die Position Dieser Abschn. behandelt nocken-zeitgesteuerte, zylindermo­
des Regelschiebers an das Motorsteuergerät liefert. Dies er­ dulare Einzel­pumpensysteme, die grundsätzlich in Unit Injec­
möglicht eine genaue und voll flexible Mengenzumessung. tor-Systeme für Pumpe-Düse-Einheit und Unit Pump-Sys­
teme für Steckpumpe oder Pumpe‑Leitung‑Düse unterschie­
Magnetventilgesteuerte Verteilereinspritzpumpe. Bild 5‑23 den werden können und heute die dominierenden Einspritz­
zeigt eine magnetventilgesteuerte Radialkolben-Verteiler­ systeme im Heavy Duty-Bereich darstellen [5‑16 bis 5‑21].
pumpe. Die besonderen Vorteile dieser Steuerungsart liegen
in einer hohen Genauigkeit (Abgleichmöglichkeit durch Bau­ Aufbau und Arbeitsweise
einheit von Steuergerät und Pumpe), einer hohen Mengendy­
namik (zylinder­individuelle Mengenzumessung) und einer Unit Injector-System. Die druckerzeugende Pumpe und das
Förderratenbeeinflussung durch variablen Förder­beginn. Einspritzventil bilden hier eine Baueinheit, wodurch das Tot­
Der Schließzeitpunkt des 2/2‑Hochdruckmagnetventils volumen im Einspritzsystem minimiert und sehr hohe Ein­
bestimmt den Förderbeginn, sein Öffnungszeitpunkt legt spritzdrücke (über 2000 bar bei Nennleistung) erreicht wer­
5.3  Einspritzsysteme    163

Bild 5-23 
Elektronisch geregelte Verteiler-Ein‑
spritzpumpe in Radialkolbenbauart
mit Magnetventil­steuerung, Typ VP44,
Robert Bosch GmbH. 1 Magnetventil;
2 Hochdruckanschluss; 3 Verteilerwel‑
le; 4 Spritzversteller; 5 Pumpenkol‑
ben; 6 Nockenring; 7 Flügelzellen‑
pumpe; 8 Antriebs­welle; 9 Drehwin‑
kelsensor; 10 elektron.
Pumpensteuergerät

den können. Je Motorzylinder ist im Zylinderkopf ein Unit maximale Spitzendruck wird kurz nach Abschalten des
Injector eingebaut, dessen integrierte Düse in den Verbren­ Elektromagneten erreicht, danach bricht der Druck sehr
nungsraum hineinragt. Die Motornockenwelle besitzt für schnell zusammen. Die Dauer der Ansteuerung des Magnet­
jeden Unit Injector einen Antriebsnocken, dessen Hub über ventils bestimmt die eingespritzte Kraftstoffmenge.
einen Kipphebel auf den Pumpenkolben übertragen wird. Im Unit Injector für Pkw ist eine durch einen Speicherkol­
Dieser bewegt sich dadurch mit Unterstützung der Rückstell­ ben mechanisch-hydraulisch gesteuerte Voreinspritzung zur
feder auf und ab. Geräusch- und Schadstoffverringerung integriert (Bild 5‑24),
Moderne Einzelpumpensysteme werden mit einem Hoch­ womit sich sehr kleine Voreinspritzmengen (ca. 1,5 mm³)
druckmagnetventil oder Piezoaktor gesteuert, wodurch die realisieren lassen.
Verbindung zwischen dem Niederdruckkreislauf und dem Im Gegensatz zu Systemen mit mechanischer Zumessung
Hochdruckraum der Pumpe geöffnet und geschlossen wird. über Steuerkanten gibt es bei magnetventilgesteuerten Syste­
Während des Saughubs (Pumpen­kolben bewegt sich nach men keine zwingende Kopplung zwischen Einspritzkolben­
oben) fließt der im Niederdruckteil unter ständigem Über­ lage und Förderhub. Die Winkellage der Nockenwelle wird
druck stehende Kraftstoff in den Hoch­druckraum der durch Sensoren erfasst und der Förderhub im Steuergerät aus
Pumpe. Zu einem vom Steuergerät bestimmten Zeitpunkt der Mengenvorgabe berechnet. Um die Toleranzen des Spritz­
wird das Hochdruckmagnetventil geschlossen. Durch Aus­ beginns und der eingespritzten Menge zu minimieren, ist es
wertung des Stromverlaufs im Magnetventil wird der genaue not­wendig, dass die Winkellage der Nockenwelle die geo­
Schließzeitpunkt („elektrischer Spritzbeginn“ oder Förder­ metrische Hubposition des Pumpenkolbens über alle Zy­lin­
beginn) ermittelt und zur Spritzbeginnregelung und Kor­ der hinweg exakt wiedergibt, was eine sehr steife An­­triebs­
rektur der Ansteuerimpulsdauer (Reduzierung der Mengen­ konstruktion von Motor und Unit Injector bedingt.
toleranzen) verwendet. Der Kraftstoff im Hochdruckraum
wird durch den Pumpenkolben bis zum Erreichen des Unit Pump-System. Dieses System besteht aus der Hoch­
Düsenöffnungsdrucks („tatsächlicher Spritzbeginn“) kom­ druckpumpe mit integriertem Magnetventil ähnlich der des
primiert, die Düsennadel dadurch angehoben und der Unit Injectors, einer kurzen Einspritzleitung, Druckrohrstut­
Kraftstoff in den Verbrennungsraum eingespritzt. Infolge zen und konventioneller Düsenhalterkombination, Bild 5‑25.
der hohen Förderrate des Pumpenkolbens steigt der Druck Die Steuerung von Spritzbeginn und Menge erfolgt wie beim
während des gesamten Einspritzvorgangs weiter an. Der Unit Injector-System.
164 5 Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-24 Unit Injector für Pkw, Einbau im Zylinderkopf. 1 Kipphe-


bel; 2 Nockenwelle; 3 Körper des Injektors; 4 Hochdruckraum; 5 Spei-
cherkolben; 6 Düsenfeder; 7 Zylinderkopf; 8 Einspritzdüse; 9 Rückstell-
feder; 10 Hochdruckmagnetventil; 11 Kraftstoffrücklauf; 12 Kraft-
stoffzulauf; 13 Dämpfungseinheit

Der modulare Aufbau (Pumpe, Hochdruckleitung, 5.3.5 Common Rail Systeme


Düsenhalterkombination) ermöglicht es, die Unit Pump
seitlich im Motor zu integrieren, wodurch eine Neukons- 5.3.5.1 Aufbau
truktion des Zylinderkopfes vermieden und der Kunden-
dienst vereinfacht wird. Die Pumpen werden über den im Im Gegensatz zu nockengetriebenen Einspritzsystemen sind
Pumpenkörper integrierten Flansch am Motorblock ober- beim Common Rail System Druckerzeugung und Einsprit-
halb der Nockenwelle befestigt. Die Verbindung zwischen zung entkoppelt. Die Druckerzeugung erfolgt unabhängig
Nockenwelle und Pumpenkolben erfolgt direkt über einen vom Einspritzzyklus durch eine Hochdruckpumpe, die den
Rollenstößel. unter Einspritzdruck stehenden Kraftstoff in ein Speichervo-
Unit Injector- und Unit Pump-Systeme haben einen drei- lumen („Rail“) fördert. Das Rail ist über kurze Hochdruck-
eckförmigen Einspritzverlauf. Das Pkw-Unit Injector-System leitungen mit den Injektoren der einzelnen Motorzylinder
bietet zusätzlich die Möglichkeit einer abgesetzten Vorein- verbunden. Die Injektoren werden über elektrisch angesteu-
spritzung. erte Ventile betätigt und spritzen den Kraftstoff zum ge-
Neben den magnetventilgesteuerten Pumpe-Leitung- wünschten Zeitpunkt in den Brennraum des Motors ein.
Düse-Systemen sind vielfach auch noch mechanisch geregel- Einspritzzeitpunkt und Einspritzmenge sind dabei nicht an
te Steckpumpen (kantengesteuert) in kleinen und sehr gro- die Förderphase der Hochdruckpumpe gekoppelt. Durch die
ßen Motoren im Einsatz. Ihre Grundfunktion entspricht der Funktionstrennung von Druckerzeugung und Kraftstoffein-
der mechanisch geregelten Reihenpumpe mit Regelstange. spritzung wird der Einspritzdruck drehzahl- und lastunab-
hängig. Gegenüber nockengetriebenen Systemen ergeben
sich damit folgende Vorteile:
5.3  Einspritzsysteme    165

Bild 5-25 
Unit Pump-System. 1 Einspritzdüsenhalter; 2 Druckstut‑
zen; 3 Hochdruckleitung; 4 Anschluss; 5 Hubanschlag;
6 Magnetventilnadel; 7 Platte; 8 Pumpengehäuse;
9 Hochdruckraum (Elementraum); 10 Pumpenkolben;
11 Motorblock; 12 Rollenstößelbolzen; 13 Nocken; 14 Fe‑
derteller; 15 Magnetventilfeder; 16 Ventilgehäuse mit
Spule und Magnetkern; 17 Ankerplatte; 18 Zwischen‑
platte; 19 Dichtung; 20 Kraftstoffzulauf (Niederdruck);
21 Kraftstoffrücklauf; 22 Pumpenkolben-Rückhalteein‑
richtung; 23 Stößelfeder; 24 Stößelkörper; 25 Federtel‑
ler; 26 Rollenstößel; 27 Stößelrolle

– dauernd zur Verfügung stehender, drehzahl- und las­t­ – einfacher Anbau an den Motor,
unabhängiger Einspritzdruck; dies erlaubt flexible Wahl – deutlich niedrigere Antriebs-Drehmomentspitzen.
von Einspritzbeginn, ‑menge und -dauer,
– hohe Einspritzdrücke und damit gute Gemischbildung Common Rail Systeme werden in allen Applikationen von
auch bei niederen Drehzahlen und Lasten möglich, DI-Motoren für Pkw und Nfz (on‑ und off‑highway) einge­
– hohe Flexibilität bezüglich Mehrfacheinspritzungen, setzt. Die maximalen Systemdrücke liegen heute bei 1800 bar,
166    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-26 
Common Rail System: 1 Kraftstoff‑
tank; 2 Vorförderpumpe mit Siebfilter;
3 Kraftstofffilter; 4 Hochdruckpumpe
mit Zumesseinheit; 5 Rail; 6 Druckre‑
gelventil; 7 Raildrucksensor; 8 Injek‑
tor; 9 Steuergerät mit Eingängen für
die Sensoren und Ausgängen für die
Aktoren

Systeme für Drücke > 2000 bar befinden sich in der Ent­ Vorteile beider Verfahren. Die Injektoren sind über kurze
wicklung. Hoch­druckleitungen mit dem Rail verbunden. Über das
Das Common Rail System lässt sich in folgende Teilsys­ Motorsteuergerät wird das im Injektor integrierte Schaltven­
teme aufteilen (Bild 5‑26): til angesteuert, um die Einspritzdüse zu öffnen und wieder
– Niederdrucksystem mit den Komponenten der Kraft­stoff­ zu schließen. Öffnungsdauer und Systemdruck be­stimmen
versorgung (Kraftstofftank, Kraftstofffilter, Vor­för­der­ die eingespritzte Kraftstoffmenge. Sie ist bei kons­tantem
pumpe, Kraftstoffleitungen), Druck proportional zur Einschaltzeit des Magnetventils und
– Hochdrucksystem mit den Komponenten Hochdruck­ damit unabhängig von Motor- bzw. Pumpendrehzahl.
pumpe, Rail, Injektoren, Raildrucksensor, Druckregelventil Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Systemen mit
oder Druckbegrenzungsventil, Hochdruckleitungen, und ohne Druckübersetzung. Bei Systemen mit Drucküber­
– Elektronische Dieselregelung mit Steuergerät, Sensoren setzung wird der von der Hochdruckpumpe erzeugte Druck
und Aktoren. über einen Stufenkolben im Injektor verstärkt. Lässt sich der
Druckübersetzer über ein eigenes Steuerventil separat
Die vom Motor angetriebene, kontinuierlich arbeitende ansteuern, kann damit eine flexible Einspritzverlaufsfor­
Hochdruckpumpe baut den gewünschten Systemdruck auf mung realisiert werden. Die heute überwiegend eingesetz­
und hält ihn weitgehend unabhängig von Motordrehzahl ten Systeme arbeiten ohne Druckübersetzung.
und Einspritzmenge aufrecht. Aufgrund der nahezu gleich­
förmigen Förderung baut die Pumpe kleiner und weist, im 5.3.5.2 Niederdrucksystem
Vergleich zu anderen Einspritzsystemen, ein geringeres Spit­
zenantriebsmoment auf. Im Niederdruckkreislauf ist die Kraftstoffversorgung der
Die Hochdruckpumpe ist als Radialkolbenpumpe, für Nfz Hochdruckpumpe vom Tank und die Rückführung der
teilweise auch als Reihen- oder Einzelsteckpumpe (Antrieb Leck- und Überlaufmengen zum Tank zusammengefasst.
über Motornockenwelle) ausgeführt. Zur Regelung des Rail­ Den prinzipiellen Aufbau zeigt Bild 5‑27, die wesentlichen
drucks kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz. Die Komponenten sind:
Druckregelung kann hochdruckseitig über ein Druckregel­ – Kraftstoffbehälter,
ventil oder saugseitig durch eine in die Pumpe integrierte – Kraftstoffvorfilter mit Handpumpe (optional) und Kraft­
Zumesseinheit (bei Einzelsteckpumpen: in separatem Bauteil stoffhauptfilter,
untergebracht) erfolgen. Zweistellersysteme kombinieren die – Kühler für das Steuergerät (optional),
5.3  Einspritzsysteme    167

Bild 5-27  Niederdruckkreislauf für Pkw (links; saug- und hochdruckseitige Druckregelung) und Nfz (rechts; saugseitige Druckregelung). 1 Kraftstoffbehälter; 2 Vorfilter
mit Wasserabscheider und Handpumpe; 3 Vorförderpumpe elektrisch /mechanisch; 4 Kraftstofffilter mit/ohne Wasserabscheider; 5 Zumesseinheit; 6 Überströmventil;
7 Nullförderdrossel; 8 Rail; 9 Injektorrücklauf; 10 Druckbegrenzungsventil; 11 Druckregelventil

– Vorförderpumpe, überschüssiger Kraftstoff fließt über ein Überströmventil


– Kraftstoffkühler (optional). zum Tank zurück. Als Pumpenelement werden meist Rollen­
zellenpumpen (Schema s. Bild 5‑28) verwendet. Der Elektro­
Als Vorförderpumpen kommen Elektrokraftstoffpumpen motor wird durch den Kraftstoff gekühlt, womit sich eine
(EKP, Bild 5‑28) oder Zahnradpumpen (ZP) zum Einsatz. hohe Motorleistungsdichte erreichen lässt. Im Anschlussde­
Systeme mit EKP werden ausschließlich bei Pkw und leich­ ckel ist ein Rückschlagventil integriert, das ein Leerlaufen der
ten Nfz verwendet. Die EKP wird meist im Kraftstofftank Kraftstoffleitungen nach dem Abschalten der Pumpe verhin­
(Intank‑Pumpe), optional aber auch in der Zuleitung zur dert. EKP haben gegenüber mechanisch angetriebenen Vor­
Hochdruckpumpe (Inline‑Pumpe) verbaut. Beginnend mit förderpumpen Vorteile hinsichtlich Startverhalten bei
dem Startvorgang schaltet die EKP ein. Damit ist sicherge­ heißem Kraftstoff, beim Erststart und nach dem Motorser­
stellt, dass bei Motorstart der notwendige Druck im Nieder­ vice (z. B. Filterwechsel).
druckkreis vorhanden ist. Die Förderung des Kraftstoffs er­ ZP werden in Pkw- und Nfz-Systemen als Vorförderpum­
folgt kontinuierlich und unabhängig von der Motordrehzahl, pe angewandt, für schwere Nfz kommen ausschließlich ZP

Bild 5-28 
Einstufige Elektrokraftstoffpumpe (links) und
schematische Darstellung der Rollenzellenpumpe
(rechts). 1 Druckseite; 2 Rückschlagventil; 3 Mo‑
toranker; 4 Pumpen­element; 5 Druckbegren‑
zungsventil; 6 Saugseite; 7 Zulauf; 8 Nutscheibe;
9 Rolle; 10 Grundplatte; 11 Druckseite
168    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

zur Anwendung. Die ZP ist zumeist in die Hochdruckpum­ Zeitpunkt der Einspritzung zu erreichen. Der von der Hoch­
pe integriert und wird über deren Antriebswelle angetrie­ druckpumpe verdichtete Kraftstoff wird über die Hoch­druck­
ben. Somit fördert die ZP erst beim Drehen des Motors, d. h. leitung(en) in das Rail gefördert und von dort auf die ange­
sie muss so ausgelegt sein, dass im Startfall ein genügend schlossenen Injektoren verteilt. Das Rail hat neben der Spei­
schneller Druckaufbau erfolgt. Für hohe Drehzahlen (För­ cherfunktion auch die Aufgabe, die maximalen Druck­
dermenge ist annähernd proportional zur Motordrehzahl) schwingungen, die durch die pulsierende Pumpenförderung
ist daher eine Mengenbegrenzung notwendig. Dies wird bzw. durch die Kraftstoffentnahme über die Injektoren ent­
i. d. R. durch Drosselung auf der Saugseite der ZP realisiert. stehen, zu begrenzen, um die Zumessgenauigkeit der Ein­
Zum Schutz des Einspritzsystems vor Verunreinigungen spritzung sicherzustellen. Einerseits sollte das Railvolumen
im Kraftstoff (Feststoffteilchen, Wasser) und damit zur möglichst groß sein, um dieser Anforderung gerecht zu wer­
Sicherstellung der geforderten Lebensdauer muss ein auf die den, andererseits muss es hinreichend klein sein, um einen
jeweiligen Einsatzbedingungen abgestimmtes Kraftstofffil­ schnellen Druckaufbau beim Start zu gewährleisten. Das
ter verwendet werden. Vorfilter mit integriertem Wasserab­ Speichervolumen ist in der Auslegungsphase dahingehend
scheider werden vor allem für Nfz in Ländern mit schlechter zu optimieren.
Kraftstoffqualität und bei Industriemotorapplikationen ver­ Als Eingangsgröße zur Druckregelung dient das Signal
wendet. Hinsichtlich ihrer Abscheide­charak­teristik werden des Raildrucksensors, mit dem der aktuelle Kraftstoffdruck
sie an den Hauptfilter angepasst. Der Hauptfilter ist i. d. R. im Rail ermittelt wird. Zur Druckregelung kommen ver­
druckseitig zwischen Vorförderpumpe und Hochdruck­ schiedene Verfahren zur Anwendung Bild 5‑29:
pumpe angeordnet.
Im Niederdruckteil der Hochdruckpumpe befinden sich Hochdruckseitige Regelung. Der gewünschte Raildruck
ein stufenlos regelbares Magnetventil, die Zumesseinheit wird über ein Druckregelventil (Proportional-Magnetventil,
(nur bei Systemen mit saugseitiger Mengenregelung) sowie das über das Steuergerät angesteuert wird) hochdruckseitig
das Überströmventil und die Nullförderdrossel. Die Zumess­ geregelt. In diesem Fall fördert die Hochdruckpumpe unab­
einheit passt die zur Hochdruckpumpe gelangende Menge
so an, dass nur der hochdruckseitige Systemmengenbedarf
auf den hohen Druck verdichtet wird. Die zuviel geförderte
Kraftstoffmenge wird über das Überströmventil in den Tank
bzw. vor die Vorförderpumpe geleitet. Bei kraftstoffge­
schmierten Pumpen dienen Drosseln im Überströmventil
der Entlüftung bzw. garantieren eine ausreichende Schmier­
menge. Über die Nullförderdrossel werden die bei geschlos­
sener Zumesseinheit auftretenden Leckagemengen abge­
führt und damit ein ungewollter Raildruckanstieg verhin­
dert bzw. ein schneller Druckabbau sichergestellt.

5.3.5.3 Hochdrucksystem

Der Hochdruckbereich des Common Rail Systems gliedert


sich in die drei Bereiche Druckerzeugung, Druckspeicherung
und Kraftstoffzumessung mit folgenden Komponenten:
– Hochdruckpumpe,
– Rail mit Drucksensor sowie Druckregel- oder Druck­be­
gren­zungsventil,
– Hochdruckleitungen,
– Injektoren.

Die Hochdruckpumpe wird vom Motor angetrieben. Das Bild 5-29  Hochdruckregelung von Common Rail Systemen. 1 Hochdruck‑
Übersetzungsverhältnis ist so zu wählen, dass die För­ pumpe; 2 Kraftstoffzulauf; 3 Kraftstoffrücklauf; 4 Druckregelventil; 5 Rail;
dermenge ausreicht, um die Mengenbilanz des Systems zu 6 Raildrucksensor; 7 Anschlüsse der Injektoren; 8 Anschluss Kraftstoff­rücklauf;
erfüllen. Außerdem sollte die Förderung einspritzsynchron 9 Druckbegrenzungsventil; 10 Zumesseinheit; 11 Druckregelventil
erfolgen um weitgehend gleiche Druckbedingungen zum
5.3  Einspritzsysteme    169

hängig vom Kraftstoffbedarf die maximale Fördermenge. Motor nur hochdruckseitig geregelt werden kann. Die
Der überschüssige Kraftstoff fließt über das Druckregelventil Hochdruckpumpe fördert somit mehr Kraftstoff als einge­
in den Niederdruckkreis zurück. Diese Regelung ermöglicht spritzt wird, der überschüssige Kraftstoff wird dadurch
zwar eine schnelle Anpassung des Raildrucks bei Änderung deutlich schneller erwärmt, wodurch auf eine separate
des Betriebspunkts, die permanente Maximalförderung und Kraftstoffheizung verzichtet werden kann.
das Abführen des unter Hochdruck stehenden Kraftstoffs Hochdruckpumpe und Injektoren sind mit dem Rail über
sind energetisch betrachtet nachteilig. Wegen des ungüns­ Hochdruckleitungen verbunden. Diese müssen dem maxi­
tigen energetischen Verhaltens ist die Anwendung eines sol­ malen Systemdruck und den zum Teil sehr hochfrequenten
chen Systems auf niedrige Druckbereiche (max. 1400 bar) Druckschwankungen standhalten. Sie bestehen aus naht­
begrenzt. Diese Art der Regelung wurde bei den ersten Com­ losen Präzisionsstahlrohren, die für sehr hohe Festigkeitsan­
mon Rail Systemen für Pkw angewandt. Das Druckregelven­ sprüche auch autofrettiert werden können. Aufgrund von
til ist meist am Rail, bei einzelnen Anwendungen auch an der Drosselverlusten und Kompressionseffekten beeinflussen
Hochdruckpumpe angebaut. Querschnitt und Leitungslänge Einspritzdruck und ‑menge.
Daher müssen die Leitungen zwischen Rail und Injektor
Saugseitige Regelung. Die Regelung des Raildrucks erfolgt gleich lang und so kurz wie möglich gehalten werden. Die
bei diesem Verfahren niederdruckseitig über die an der durch die Einspritzung entstehenden Druckwellen breiten
Hochdruckpumpe angeflanschte Zumesseinheit. Durch die sich in den Leitungen mit Schallgeschwindigkeit aus und
saugseitige Mengenregelung wird nur die Kraftstoffmenge in werden an den Enden reflektiert. Dadurch beeinflussen sich
das Rail gefördert, mit welcher der geforderte Raildruck auf­ dicht aufeinander folgende Einspritzungen (z. B. Vor- und
rechterhalten wird. Dadurch muss im Vergleich zur hoch­ Haupteinspritzung) gegenseitig, was sich negativ auf die
druckseitigen Regelung weniger Kraftstoff auf Hochdruck Zumessgenauigkeit auswirken kann. Weiterhin führen die
verdichtet werden, die Leistungsaufnahme der Pumpe ist da­ Druckwellen zu einer erhöhten Injektorbelastung. Durch
mit geringer. Das wirkt sich einerseits positiv auf den Kraft­ Einbau optimierter Drosseln in den Anschluss am Rail las­
stoffverbrauch aus, andererseits ist die Temperatur des in den sen sich diese Druckwellen deutlich reduzieren. Der Effekt
Tank zurücklaufenden Kraftstoffs niedriger. Diese Art der auf die Zumessgenauigkeit wird bei Festlegung der Kenn­
Druckregelung wird bei allen Nfz-Systemen angewandt. felder oder durch eine entsprechende Software-Funktion
Um im Fehlerfall (z. B. Ausfall der Zumesseinheit) einen (siehe Abschn. 5.3.5.7) ausgeglichen.
unzulässigen Druckanstieg zu verhindern, ist am Rail ein Die Hochdruckleitungen werden mit Klemmstücken, die
Druckbegrenzungsventil angebaut. Übersteigt der Druck in definierten Abständen angebracht sind, am Motor fixiert.
einen definierten Wert, dann wird über einen beweglichen Schwingungen (Motorvibration, Förderimpuls) übertragen
Kolben eine Ablaufbohrung freigegeben. Diese ist so ausge­ sich damit nicht oder nur gedämpft auf Hochdruckleitungen
legt, dass sich über alle Motordrehzahlen hinweg ein Rail­ und angeschlossene Komponenten.
druck einstellt, der deutlich unterhalb des maximalen Sys­ Die Injektoren werden über Spannelemente im Zylinder­
temdrucks liegt. Durch diese Notfahrfunktion (limp-home- kopf befestigt und durch Kupferdichtscheiben zum Brenn­
Funktion) wird eine eingeschränkte Weiterfahrt zur nächsten raum hin abgedichtet. Hinsichtlich der Verbindung des
Servicestation ermöglicht, eine Eigenschaft, die insbesondere Injektors mit dem Rail bzw. dem Niederdruckkreis (Rück­
im Transportgewerbe außerordentlich wichtig ist. lauf) gibt es verschiedene, an das jeweilige Motorkonzept
angepasste Bauarten (Bild 5‑30). Für Pkw und Light-Duty-
Saug- und hochdruckseitige Regelung. Wenn der Druck Anwendungen wird der Hochdruckanschluss über einen
nur auf der Niederdruckseite eingestellt werden kann, dauert integrierten Druckrohrstutzen (Dichtkegel an Hochdruck­
der Druckabbau im Rail bei negativen Lastwechseln u. U. zu leitung und Überwurfmutter) realisiert. Der Rücklauf erfolgt
lange. Dies gilt insbesondere bei Verwendung von Injektoren über eine Steckverbindung am Kopf des Injektors oder
mit geringer innerer Leckage, wie z. B. Piezoinjektoren. Um ebenfalls über einen Schraubanschluss.
die Dynamik für die Druckanpassung an die veränderten Bei Motoren für schwere Nutzfahrzeuge werden die ent­
Lastbedingungen zu beschleunigen, wird zusätzlich ein am sprechenden Verbindungen über interne Anschlüsse herge­
Rail angebautes Druckregelventil verwendet. Mit diesem stellt. Für den Hochdruckanschluss wird als Verbindungs­
Zweistellersystem werden die Vorteile der niederdrucksei­ glied zwischen Hochdruckleitung und Injektor ein separater
tigen Regelung mit dem günstigen dynamischen Verhalten Druckrohrstutzen eingesetzt. Über eine Schraubverbindung
der hochdruckseitigen Regelung kombiniert. im Motorblock wird der Druckrohrstutzen in die kegelför­
Ein weiterer Vorteil gegenüber der ausschließlich nieder­ mige Zulauf­bohrung des Injektors gedrückt. Die Abdich­
druckseitigen Regelung ergibt sich dadurch, dass bei kaltem tung erfolgt durch den Dichtkegel an der Druckrohrspitze.
170    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-30  Bauarten Common Rail Injektoren (LD: Light Duty, MD: Medium
Duty, HD: Heavy Duty). 1 elektr. Steckanschluss; 2 externer Rücklauf; 3 exter‑
ner Hochdruckan­schluss; 4 elektr. Schraubanschluss; 5 interner Rücklauf; 6 in‑
terner Hochdruckanschluss

Bild 5-31  Common Rail-Radialkolben-Hochdruckpumpe (Schema, Radial‑


Am anderen Ende ist er über einen konventionellen Druck­ schnitt). 1 Exzenter­welle; 2 Polygon; 3 Pumpenkolben; 4 Ansaugkanal; 5 An‑
anschluss mit Dichtkegel und Überwurfmutter mit der saug-Rückschlag­ventil; 6 Hochdruck­kanal zum Rail; 7 Auslass-Rückschlagven‑
Hochdruckleitung verbunden. Der im Druckrohr­stutzen til; 8 Hochdruck­zylinder; 9 Kolben­fußscheibe
eingebaute wartungsfreie Stabfilter hält grobe Verunreini­
gungen im Kraftstoff zurück. Der elektrische Kontakt des
Injektors wird über Steck- oder Schraub­verbindung herge­
stellt. Aufbau und Funktion
Einspritzzeitpunkt und Einspritzmenge werden über das
Steuergerät vorgegeben. Die Menge wird über die Ansteuer­ Bei den Pkw Common Rail Systemen der ersten Generation
dauer der im Injektor eingebauten Aktoren bestimmt, der kommen überwiegend Hochdruckpumpen mit Exzenter­
Einspritzzeitpunkt wird über das Winkel-Zeit-System der wellenantrieb und drei radial angeordneten Kolben zur An­
elektronischen Dieselregelung (EDC, siehe Abschn. 6.2) wendung, siehe Bild 5‑31. An dieser Bauart soll im Folgenden
gesteuert. Zur Anwendung kommen elektro-magnetische die Funktion einer Common Rail-Hochdruckpumpe bei­
und piezo-elektrische Aktoren. Die Verwendung von Pie­ spielhaft erläutert werden.
zostellern beschränkt sich heute ausschließlich auf Injek­ Das zentrale Antriebsbauteil ist die Exzenterwelle (1).
toren für Pkw-Anwendungen. Radial zu dieser und um jeweils 120 Grad am Umfang der
Pumpe versetzt befinden sich die Pumpenelemente, d. h.
5.3.5.4 Hochdruckpumpen Funktions­gruppen aus Kolben (3), Zylinder (8), zugehö­
rigen Ventilen (5, 7) und Kraftstoff­kanälen (4, 6). Über das
Die Hochdruckpumpe ist die Schnittstelle zwischen dem sog. Polygon (2), ein auf den Exzenter der Exzenterwelle
Nieder- und Hochdruckteil des Common Rail Systems. Ihre geschobenes 120 Grad‑Dreiflach, wird die Hubbewegung
Aufgabe besteht darin, die vom System benötigte Kraftstoff­ des Exzenters auf die Pumpenkolben übertragen, wobei die
menge auf dem betriebspunktabhängig gewünschten Druck­ Fußscheibe des Kolbens (9) auf dem Polygon eine hin- und
niveau bereit zu stellen. Diese umfasst nicht nur die aktuell hergehende Gleitbewegung ausführt. Bei seiner durch
vom Motor benötigte Einspritzmenge, sondern berücksich­ Federkraft erzwungenen Abwärts­bewegung saugt der Kol­
tigt darüber hinaus Mengenreserven für einen schnellen ben über ein als Rückschlagventil ausgebildetes Saugven­
Startvorgang und einen raschen Druckanstieg im Rail, aber til (5) Kraftstoff aus dem Ansaugkanal (4) der Pumpe an.
auch Leckage- und Steuermengen für andere Systemkompo­ Die Förderung des Kraftstoffs vom Tank zur Pumpe und die
nenten inkl. deren verschleißbedingte Drift über die gesamte Erzeugung eines Vordrucks im Ansaugkanal übernimmt
Lebensdauer des Fahrzeugs. dabei je nach Hochdruckpumpentyp eine mechanische, in
die Pumpe integrierte, oder externe elektrische Vorförder­
pumpe. Kurz nach dem unteren Totpunkt der Kolbenbewe­
gung schließt das Saugventil, und bei der folgenden Auf­
5.3  Einspritzsysteme    171

wärtsbewegung des Kolbens wird der Kraftstoff im Zylinder Injektor eine höhere Förder­menge liefern als Pumpen für
solange verdichtet, bis der Öffnungsdruck des ebenfalls als nichtübersetzte Systeme. Aufgrund der Druckerhöhung im
Rückschlagventil gestalteten Auslassventils (7) erreicht wird, Injektor kann die Pumpe allerdings auf einem niedrigeren
welcher in etwa dem im Rail vorliegenden Druck entspricht. Druckniveau fördern, wodurch die größere Bauteilbelastung
Nach dem Öffnen des Auslassventils strömt der Kraftstoff durch die Fördermengenerhöhung teilweise kompensiert
aus der Pumpe über die Hochdruckverbindungsleitung (6) wird.
zum Rail. Im oberen Totpunkt des Kolbens ist das Ende des
Förderhubs erreicht und bei der folgenden Abwärtsbewe­ Mengensteuerung
gung fällt der Druck im Zylinder wieder ab, wodurch das
Auslassventil schließt. Der Befüllvorgang des Zylinders Aufgrund der eingangs genannten Auslegungskriterien för­
beginnt nun von neuem. dert die Hochdruck­pumpe üblicherweise wesentlich mehr
Hochdruckpumpen werden vom Verbrennungsmotor mit Kraftstoff als von Motor bzw. System benötigt wird, insbeson­
einem festen Übersetzungs­verhältnis angetrieben, wobei dere im Teillastbetrieb des Motors. Dies führt ohne regelnde
abhängig von der Zylinderzahl des Motors und der Pumpe Maßnahmen zu unnötig hohem Leistungsaufwand bei der
nur bestimmte Werte sinnvoll sind. Übersetzungsverhält­ Hochdruckerzeugung. Dieser resultiert in einer Aufheizung
nisse von 1/2 und 2/3 bezogen auf die Motordrehzahl sind des Kraftstoffsystems, welche u. a. schädlich wegen der nach­
bei 4‑Zylinder-Motoren in Verbindung mit Dreikolben- lassenden Schmierwirkung des heißen Kraftstoffs ist.
Pumpen weit verbreitet. Bei kleineren Übersetzungsverhält­ Zur Anpassung der Fördermenge an den Motorbedarf
nissen müsste zur Kompensation das geometrische Förder­ wird in modernen Hochdruckpumpen die sog. Saugdrossel­
volumen der Pumpe unnötig groß ausgelegt werden, größe­ regelung eingesetzt. Bei dieser wird in den Zulaufkanal der
re Übersetzungsverhältnisse dagegen stellen höhere Anfor­ Pumpenelemente eine elektrisch verstellbare Drossel einge­
derungen an die Drehzahlfestigkeit der Pumpe. Die sog. baut, die sog. Zumesseinheit, deren Aufbau im Bild 5‑32
einspritzsynchrone Förderung einer Pumpe dient zur Erzie­ dargestellt ist. Der Kolben eines Magnetventils (10) gibt
lung konstanter Druckverhältnisse zum Einspritzzeitpunkt abhängig von seiner Stellung einen Strömungsquerschnitt
in Rail und Injektor. frei, wobei die Ansteuerung mittels eines pulsweiten­
Dabei muss die Anzahl der Pumpen-Förderhübe pro modulierten elektrischen Signals erfolgt, dessen Tastverhält­
Nockenwellenumdrehung der Zylinderzahl des Motors ent­ nis in einen entsprechenden Ansaugquerschnitt umgesetzt
sprechen. Bei 4‑Zylinder-Motoren mit Dreikolben-Pumpen wird. Im Teillastbetrieb des Motors werden über den dann
ist dies z. B. bei einer Übersetzung von 2/3 gegeben. Ist bei angedrosselten Zulaufkanal die Pumpenzylinder nicht voll­
Einspritzsynchronität darüber hinaus jedem Einzelinjektor ständig befüllt, wobei in letzteren in bestimmten Betriebszu­
stets dasselbe Pumpenelement zugeordnet, so erreicht man ständen Kraftstoff­dampf entsteht und die Förderleistung der
den Idealzustand der sog. elementsynchronen Förderung. Pumpe insgesamt abnimmt. Bei der Aufwärtsbewegung des
Diese kann für 4‑Zylinder-Motoren grundsätzlich nur mit Pumpen­kolbens bricht zunächst die im Pumpenzylinder
Ein‑ oder Zweikolben-Pumpen und entsprechend ange­ entstandene Dampfblase zusammen, bevor dann im Teilhub
passtem Übersetzungsverhältnis erreicht werden. Druckaufbau und Kraftstoffförderung ins Rail beginnen.
Die beschriebene Kopplung zwischen Pumpenelement Der schlagartige Druckaufbau nach dem Zusammenfall der
und Injektor ist für die sog. Mengenausgleichs­regelung zur Dampfblase in den Pumpenzylindern bewirkt eine erhöhte
Reduzierung der Einspritzmengen­unterschiede zwischen Triebwerksbelastung gegenüber Pumpen ohne Saugdrossel­
den Zylindern nötig und kann auch bei asynchroner Förde­ regelung.
rung gegeben sein, falls die Phasenlage der Pumpenhübe
relativ zum Einspritzzeitpunkt nach jeder Nockenwellen- Hauptbauarten für Pkw
Umdrehung erhalten bleibt. Die Einstellung eines exakten
Werts für die Phasenlage der Pumpen-Förderhübe zu den Die für Pkw eingesetzten Radialkolben-Hochdruckpumpen
Einspritzungen in Grad Nockenwinkel kann zur weiteren sind ausnahmslos kraftstoffgeschmiert, was durch die gerin­
Steigerung der Genauigkeit der Einspritzmenge bei der gere Schmierfähigkeit gegenüber Motoröl höchste Anforde­
Montage der Pumpe über eine definierte Zuordnung der rungen an die Oberflächenqualität der an der Hochdrucker­
Drehwinkel von Nockenwelle und Pumpen­antriebswelle zeugung beteiligten Bauelemente stellt. Die Kraftstoffschmie­
erfolgen. rung vermeidet sicher eine Fluidvermischung von Kraftstoff
Hochdruckpumpen für druckübersetzte Common Rail und Motoröl, die wegen der Gefahr der Ölverdünnung und
Systeme müssen bei gleichem Einspritz­mengenbedarf prin­ Düsenverkokung durch Ölanteile im eingespritzten Kraft­
zipbedingt und wegen der größeren Steuermengen für den stoff unerwünscht ist.
172    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-33  Common Rail-Dreikolben-Radial-Hochdruckpumpe, Typ CP3,


Robert Bosch GmbH. 1 Pumpen­flansch; 2 Tassenstößel; 3 Exzen­terwelle; 4 Po‑
lygon auf Exzenter; 5 Pumpenkolben; 6 Ansaug-Rückschlag­ventil; 7 Mono‑
block-Gehäuse; 8 Zahnrad-Vorförderpumpe; 9 Hochdruckanschluss zum Rail;
10 Hochdruck-Rückschlag­ventil; 11 Rücklaufanschluss zum Tank; 12 Zumess‑
einheit; 13 Niederdruckanschluss

se angeflanschter Außenzahnradpumpe (8) zur Kraftstoff-


Vorförderung. Im Gegensatz zum Typ CP1 (ohne Saugdros­
Bild 5-32  Aufbau einer Zumesseinheit. 1 Stecker mit elektrischer Schnitt‑ selreglung) wird die Bewegung des Polygons nicht direkt
stelle; 2 Magnet­ge­häuse; 3 Lager; 4 Anker mit Stößel; 5 Wicklung mit Spulen‑ auf die Kolben übertragen, sondern auf dazwischen ange­
körper; 6 Topf; 7 Restluftspaltscheibe; 8 Magnetkern; 9 O-Ring; 10 Kolben mit ordnete Tassenstößel (2), die die reibungsbedingten Quer­
Steuerschlitzen; 11 Feder; 12 Sicherungselement kräfte von den Kolben (5) fernhalten und in das Pumpen­
gehäuse (7) ableiten. Dadurch können die Kolben höher
belastet werden, so dass derart ausgestattete Pumpen für
CommonRail-Dreikolben-Radial-Hochdruckpumpe. Die­ höhere Druckbereiche und größere Fördermengen geeignet
ses eingangs schon beschriebene Pumpenprinzip zeichnet sind.
sich durch eine sehr gleichmäßige Kraftstoff­förderung mit Beim Typ CP3 befinden sich die Niederdruckkanäle
drei um 120 Grad Exzenterwinkel versetzten, sinusartigen hauptsächlich in dem in Aluminium ausgeführten Pumpen­
Fördervorgängen aus, die zu einem sehr konstanten Verlauf flansch (1), der das kundenspezifische Schnittstellen-Bauteil
des Antriebsdrehmoments der Pumpe führt. Drehmo­ment­ zum Motor darstellt und verschraubt ist mit dem Schmie­
spitzen bei Common Rail-Pumpen sind um den Faktor fünf destahl-Gehäuse in Monoblock-Bauweise (7). Dieses erzielt
bis acht niedriger als bei Verteilerpumpen oder Unit Injec­ eine hohe Druckfestigkeit bei allerdings großem Bearbei­
toren mit ihrem stark schwellenden, impulsartigen Drehmo­ tungsaufwand für die langen Hochdruck-Bohrungen inner­
ment, wodurch der Pumpen­antrieb kostengünstiger ausge­ halb des sehr schwer zerspanbaren Gehäusewerkstoffs.
legt werden kann. Die im Common Rail System nötigen
Reserve-Fördermengen führen allerdings im Vergleich zu Common Rail Ein- und Zweikolben-Radial-Hochdruck-
einem höheren mittleren Drehmoment. pumpe. Bei neuen Hochdruckpumpen-Entwicklungen, ins­
Bild 5‑33 zeigt mit dem Typ CP3 der Fa. Bosch eine cha­ besondere für kleine und mittelgroße Pkw‑Motoren, wird
rakteristische Dreikolben-Radial-Hochdruckpumpe mit zur Kosten­optimierung die Anzahl der Pumpenelemente auf
Saugdrosselregelung (12) und direkt an das Pumpengehäu­ zwei und sogar auf eins reduziert. Als Maßnahmen zur Kom­
5.3  Einspritzsysteme    173

pensation der dadurch reduzierten Fördermenge kommen Die dargestellte Pumpe wird auch als Einkolbenvariante
zur Anwendung (ggf. auch in Kombination): hergestellt; diese kann vorteilhaft mit einem Übersetzungs­
– vergrößerte Zylindervolumina (wodurch sich bei ver­grö­ verhältnis von 1 angetrieben werden, wodurch sich bei
ßertem Kolbendurchmesser Wirkungsgradnachteile 4‑Zylinder-Motoren eine elementsynchrone Förderung
ergeben), ergibt und zudem die geringe Kolbenzahl hinsichtlich För­
– Drehzahlerhöhung (durch angepasstes Antriebsüberset­ dermenge gut kompensiert wird.
zungs­verhältnis),
– Antriebswelle mit Doppelnocken statt Exzenterwelle mit Hauptbauarten für Nkw
Polygon (dadurch Verdoppelung der Kolbenhübe pro
An­triebs­wellenumdrehung). Die bisher beschriebenen Pumpen kommen auch im Nutz­
fahrzeugbereich zum Einsatz, insbesondere im Light- und
Zur Erzielung eines gleichmäßigen Förderstroms weisen die Medium Duty-Anwendungsbereich. Die im Heavy Duty-Be­
Pumpenelemente von Zweikolben-Pumpen abhängig vom reich verwendeten Pumpen werden mit Rücksicht auf die
Antriebskonzept eine Kröpfung von 90 oder 180 Grad auf. großen Belastungen durch die hohen notwendigen Förder­
Der Pumpentyp CP4 (Bild 5‑34) besitzt zwei Kolben in mengen und Lebensdauern oft ölgeschmiert ausgelegt. Dies
90 Grad-Anordnung und eine Antriebswelle mit Doppel­ ist möglich, weil sich eine eventuelle Düsenlochverkokung
nocken. Zur Vermeidung von Punktkontakt zwischen durch Ölanteile im Kraftstoff wegen der größeren Spritzloch­
Nocken (6) und Tassenstößel (8) muss zwischen diesen ein durchmesser in geringerem Maße auswirkt.
weiteres Übertragungsglied eingefügt werden, bei dieser
Bauart eine im Stößel gelagerte, auf dem Nocken ablaufende Common Rail Reihen-Hochdruckpumpe. Für sehr große
Rolle (7). Nutzfahrzeugmotoren, bei denen oft auch Einbaukompatibi­
lität mit konventionellen Reihenpumpen (s. Abschn. 5.3.2)
gefordert wird, kommen Pumpen wie in Bild 5‑35 (Typ CP2,
Fa. Bosch) zur Anwendung: es handelt sich um eine Zweikol­
benpumpe in Reihenbauart mit nebeneinander angeord­
neten Pumpenelementen. Die Fördermengenregelung über­
nimmt eine zwischen Vorförderpumpe (5) und Ansaug­
ventilen angeordnete Zumesseinheit (2) in der bereits oben
beschrieben Weise. Der Kraftstoffzulauf zu den Verdich­
tungsräumen und die Weiterleitung des verdichteten Kraft­
stoffs ins Rail erfolgen bei dieser Pumpe über kombinierte
Ein/Auslassventile (7).

5.3.5.5 Rail und Anbaukomponenten

Funktion Rail

Speichereinspritzsysteme verfügen über einen Hochdruck­


speicher, auch (Common) „Rail“ genannt. Dem Rail kom­
men die Hauptfunktionen
– Kraftstoff unter Hochdruck speichern und
– Kraftstoff auf die Injektoren verteilen zu.

Dabei beinhalten diese beiden Hauptfunktionen auch die


Dämpfung von Druckschwankungen bei der Befüllung
Bild 5-34  Common Rail-Zweikolben-Radial-Hochdruckpumpe, Typ CP4, und Entnahme von Kraftstoff aus dem Rail. Die zulässige
Robert Bosch GmbH. 1 Zumesseinheit; 2 Zylinderkopf; 3 Pumpenflansch; Raildruckschwankung stellt ein Auslegungskriterium beim
4 Antriebswelle; 5 Aluminium-Gehäuse; 6 Doppelnocken; 7 Rolle; 8 Tassen‑ Rail dar. Überdies erfüllt das Rail auch die Nebenfunk­
stößel; 9 Pumpenkolben; 10 Hochdruckanschluss zum Rail; 11 Hochdruck- tionen:
Rückschlagventil; 12 Ansaug-Rückschlagventil – Anbauort von Sensoren und Aktoren im Hochdruck­
kreis 
174    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-35 
Common Rail-Zweikolben-Reihen-Hochdruck‑
pumpe für Nkw, Typ CP2, Robert Bosch GmbH.
1 Nullförderdrossel; 2 Zumesseinheit; 3 Hohlrad;
4 Ritzel; 5 Zahnrad-Vorförderpumpe; 6 Hoch‑
druckanschluss; 7 zweiteiliges Ein-/Auslassventil;
8 C‑beschichteter Kolben; 9 Kolbenfeder; 10 Ölzu‑
laufbohrung; 11 C‑beschichteter Rollenbolzen;
12 konkaver Nocken

– Drosselelementen zur Dämpfung von Leitungsdruck­ großes Volumen darzustellen, um den Raildruck konstant zu
schwingungen zwischen Hochdruckpumpe und Rail sowie halten und andererseits möglichst dynamisch auf Rail-
den Injektoren und Rail, drucksollwertänderungen zu reagieren. Etwa beim Druck­
– Verbindungselement der Komponenten im Hochdruck- aufbau im Start oder dynamischen Lastwechseln des Motors,
kreis des Common Rail Systems, wie Hochdruckpumpe, wobei hier große Druckaufbau‑ und Abbaugeschwindig­
Injektoren über die Hochdruckleitungen. keiten je nach Laständerung gefordert sein können. Hier
wäre ein möglichst kleines Hochdruckvolumen optimal. Mit
Der von der Hochdruckpumpe verdichtete Kraftstoff gelangt Hilfe von Simulationen des Gesamtsystems an repräsenta­
über eine Hoch­druck­leitung zum Rail, wird dort gespeichert tiven Lastpunkten und Verifikation an hydraulischen
und über weitere Hochdruck­leitungen, die mit den Injek­ Prüfständen wird das minimal erforderliche Railvolumen als
toren verbunden sind, auf diese verteilt. Durch das gespei­ Funktion der Haupteinspritzmenge, bei gegebener Motor­
cherte Volumen im Rail, in Verbindung mit der Kompressi­ konfiguration ermittelt. Tabelle 5‑2 zeigt typische Ausle­
bilität des Kraftstoffs, ist das Rail in der Lage Druckschwan­ gungen für das Railvolumen für Serienapplikationen. Es sei
kungen, die durch Entnahme und Zufluss zum Rail hervor­ an dieser Stelle erwähnt, dass etwa durch die Randbedingung
gerufen werden, zu dämpfen. Der Druck im Rail hängt somit gleicher Leitungslängen im Hochdrucksystem zur Vermei­
von den Verbrauchern und der Pumpe die ans Rail ange­ dung von Zyl./Zyl.-Streuungen, die Länge des Rails motor­
schlossen sind und dem Speicherverhalten des Rails selbst seitig vorgegeben sein kann. Weitere Aspekte stellen der
ab. Der aktuelle Druck im Rail wird vom Raildrucksensor fahrzeugseitig vorgegeben Bauraum und Fertigungs­aspekte
gemessen, Stellgrößen zur Beeinflussung des Raildrucks sind beim Rail dar. Somit liegt das tatsächlich gewählte Railvolu­
neben der Pumpe und den Injektoren das Druckregelventil, men oft über dem funktional vorgegebenen Minimalvolu­
welches am Rail selbst oder an der Hochdruckpumpe ange­ men, ohne dabei die geforderten Dynamikanforderungen
baut sein kann. merklich zu unterschreiten.
Die an den Railabgängen angebrachten Dämpfungsdros­
Auslegung Rail seln sind als Kompromiss zwischen kleinstmöglichem
Druckabfall und größtmöglicher Dämpfung der Reflexions­
Die Auslegung des Rails folgt dem Zielkompromiss mög­ wellen zwischen Rail und dem Verbrauchern ausgelegt.
lichst große Speicher­fähigkeit und damit Dämpfung über ein Funktional dienen die Drosselelemente zur Belastungsredu­
5.3  Einspritzsysteme    175

Tabelle 5-2  Serienauslegungen für typische Applikationen

Pkw-Motor QE, max. [mm3/H] Drossel-Ø [mm] V RAK [ccm] VHD gesamt [ccm] Anzahl Rail Verbindungsrail/-leitung

R4 ~ 80 0,85 ~ 25 ~ 20 1 –
R6 ~ 80 0,85 ~ 35 ~ 40 1 –
V6 ~ 80 0,85 ~ 20 ~ 50 2 JA
V8 ~ 90 0,85 ~ 25 ~ 60 2 JA
Nkw-Motor
R4 ~ 200 0,85 14…20 20…30 1 –
R6 ~ 450 0,85…1,3 20…40 35…65 1 –

zierung der Pumpe und der Injektoren, sowie der Dämp­ Raildrucksensor
fung von Leitungsdruckschwankungen, die bei Mehr­
facheinspritzung die Zumessgüte vermindern können. Der Raildrucksensor dient zur Erfassung des aktuellen Rail­
drucks, der Sensor ist am Rail verbaut und elektrisch mit
Bauarten Rail dem Steuergerät verbunden. Weitere Ausfüh­rungen sind in
Abschn. 6.3 Sensoren zu finden.
Die gewählte Bauform des Rails hängt maßgeblich von den
Motorgegebenheiten und der Ausführung des Common Rail Druckregelventil
Systems selbst ab. Bild 5‑36 zeigt ein typisches 4‑Zylinder
Rail für ein Pkw Common Rail System mit angebautem Das Druckregelventil hat die Aufgabe als hochdruckseitiger
Druckregelventil und Raildrucksensor. Je nach Fertigungs­ Steller im Hoch­druckregelkreis den Raildruck einzustellen.
konzept sind Rails aus Schmiedrohlingen oder Rohrhalbzeu­ Dies geschieht durch Veränderung eines Querschnitts im
gen ausgeführt. Die bei der Spanbearbeitung auftretenden Druckregelventil, über den je nach anstehendem Druck und
Verschneidungen werden i. d. R. verrundet, um die gefor­ elektrischem Strom mehr oder weniger Kraftstoff von Hoch­
derte Festigkeit zu erreichen. Die eingangs erwähnten Dämp­ druck auf Niederdruck abgesteuert wird. Das Ventil ist vor­
fungsdrosseln an den Hochdruckabgängen zu Injektor und zugsweise am Rail angebaut und speist seine Absteuermenge
Pumpe können gebohrt oder als separate Bauteile eingepresst in den Niederdruckkreis des Common Rail Systems ein.
werden. Bei Reihenmotoren wird im System ein Rail einge­ Bild 5‑37 zeigt den Aufbau und die funktionsbestimmenden
setzt, während bei V-Motoren üblicherweise pro Zylinder­ Bauteile.
bank des Motors ein Rail zum Einsatz kommt. Die spezielle Der Ventilkörper beherbergt einen Ventilsitz, der über
Ausführung ist wieder motorabhängig und kann Ausgleichs­ einem Drosselquerschnitt angeströmt wird. Die Ventilkugel
leitungen zwischen den Rails oder gar Verbindungsrails ent­ steht im Kräftegleichgewicht der hydraulischen Kraft infolge
halten, die eine möglichst gleiche Druckverteilung zwischen der Anströmung, sowie der Federkraft und Magnetkraft, die
den Motorbänken und -zylindern sicherstellt. über den Magnetventilbolzen auf die Kugel eingebracht

Bild 5-36  Typisches Rail mit Anbaukomponenten für eine Pkw 4‑Zyl. Applikation
176    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-38  Schnitt durch ein Druckbegrenzungsventil mit Notlauffunktion

Bild 5-37  Schnitt durch ein Druckregelventil spritzsystems fordern. Daraus ergeben sich für das Druckbe­
grenzungsventil die Hauptfunktionen im Fehlerfall des
Hochdruckregelkreises in
– Systemdruck auf einen Maximalwert begrenzen und
werden. Erhöht sich die hydraulische Kraft infolge größerer – gesteuerten Raildruck im eingeschränkten Bereich
Durchsätze über den Ventilquerschnitt, so lenkt diese die gewährleisten.
Kugel und damit den Magnetventilbolzen stärker aus, was
zu einer Erhöhung der Federkraft und somit zu einer pro­ Das Druckbegrenzungsventil ist am Rail eingeschraubt und
portionalen Gegenkopplung führt. Soll einem größeren steht mit einem federbelasteten Ventilbolzen über einen
mittleren Druck Stand gehalten werden, prägt das Steuerge­ Dichtsitz mit dem hochverdichteten Kraftstoff in Kontakt.
rät durch Pulsweitenmodulation dem Magneten einen Auf der Rückseite des Dichtsitzes ist das Ventil über eine
höheren mittleren Strom auf, was die Magnetkraft erhöht. Leitung mit dem Niederdruckrücklauf des Common Rail
Im regelungstechnischen Sinne handelt es sich bei dieser Sys­tems verbunden. Bewegt sich der Raildruck innerhalb
Ventilausführung um ein PI‑Glied, das über eine langsame des zulässigen Bereichs bleibt das Ventil durch die aufge­
integrative Führungsgröße und eine schnelle proportionale prägte Federkraft verschlossen und ist gegenüber dem
Störgrößenaufschaltung verfügt. Damit werden hochdyna­ Rücklauf dicht. Tritt im Fehlerfall eine Überschreitung des
mische Druckschwankungen proportional ausgeglichen und max. zulässigen Railrucks auf, öffnet der Ventilbolzen, be­
über den Integrator in der Regelkaskade die bleibende grenzt den Systemdruck und regelt über die Arbeitsbewe­
Regelabweichung zu null geführt. gung eines zweiten Ventilkolbens den Hochdruck durch­
Um ungewünschte Hystereseeffekte auszuschließen, wird flussgängig. Die Druck-Durchflusskennlinie ergibt sich aus
dem Stromsignal eine Dither-Frequenz überlagert, die den einer Kantensteuerung des koaxial zum Ventilkolben ange­
Magnetbolzen stets in Bewegung halten. Die Frequenz ist so ordneten Steuer­kolbens zur Niederdruckseite. Durch Feh­
gewählt, dass der aktuelle Raildruck davon nicht negativ lererkennung im Steuergerät kann die Fördermenge der
beeinflusst wird. Hochdruckpumpe über die Motordrehzahl so eingehalten
Bei typischen 4‑Zylinder Pkw-Applikationen liegen je werden, dass der Notlaufdruck im Rail der Durchflusskenn­
nach Arbeitspunkt des Druckregelventils die Durchfluss­ linie des Druckbegrenzungsventils folgt. Die Auslegung
werte zwischen 0 und 120 l/h und die mittleren elektrischen dieser Notlaufkennlinie erfolgt so, dass sich der Notlauf­
Strömen < 1,8 A bei Drücken zwischen 250 und 1800 bar. druck in motorisch sinnvollen Grenzen aufhält, um ein
Nutzfahrzeug in einem eingeschränkten Lastbereich zu be­
Druckbegrenzungsventil treiben.

Das Druckbegrenzungsventil (Bild 5‑38) kommt vorzugs­ 5.3.5.6 CR-Injektoren


weise bei Nutzfahr­zeuganwendungen zum Einsatz, die zum
einen über keinen hochdruckseitigen Steller im Druckregel­ Common Rail Injektoren werden für Pkw- und Nkw-Sys­
kreis verfügen und zum anderen Notfahreigenschaften des teme mit gleicher Grundfunktion eingesetzt. Der Injektor
Motors und damit eingeschränkte Betriebsarten des Ein­ besteht primär aus Einspritzdüse (siehe Abschn. 5.2. Ein­
5.3  Einspritzsysteme    177

spritzdüsen), Haltekörper, Steuerventil, Steuerraum. Der – Injektor geschlossen (mit anliegendem Hochdruck),
Steller des Steuerventils wird als Magnet- oder Piezoaktor – Injektor öffnet (Einspritzbeginn),
ausgeführt. Beide Steller ermöglichen Mehrfacheinsprit­ – Injektor geöffnet und
zung. Der Vorteil des Piezoaktors mit seiner großen Schalt­ – Injektor schließt (Einspritzende).
kraft und seiner kurzen Schaltzeit lassen sich nur nutzen,
wenn das Injektordesign darauf optimiert wurde. Diese Betriebszustände stellen sich durch die Kräftevertei­
Beim Common Rail Dieseleinspritzsystem sind die Injek­ lung an den Bauteilen des Injektors ein. Bei nicht laufendem
toren über kurze Hochdruck-Kraftstoffleitungen mit dem Motor und fehlendem Druck im Rail schließt die Düsenfeder
Rail verbunden. Die Abdichtung der Injektoren zum Brenn­ den Injektor.
raum erfolgt über eine Kupferdichtscheibe. Die Injektoren
werden über Spannelemente im Zylinderkopf angebracht. Injektor geschlossen (Ruhezustand). Der Injektor ist im
Die Common Rail Injektoren sind je nach Ausführung der Ruhezustand nicht angesteuert (Bild 5‑39a). Die Magnetven­
Einspritzdüsen für den Gerade- oder Schrägeinbau in Die­ tilfeder (11) presst die Ventilkugel (5) in den Sitz der Ablauf­
selmotoren mit Direkteinspritzung geeignet. drossel (12). Im Ventilsteuerraum baut sich der Hochdruck
Die Charakteristik des Systems ist die Erzeugung von Ein­ des Rail auf. Derselbe Druck steht auch im Kammervolu­
spritzdruck, unabhängig von der Motordrehzahl und der Ein­ men (9) der Düse an. Die durch den Raildruck auf die Stirn­
spritzmenge. Spritzbeginn und Einspritzmenge werden mit flächen des Steuerkolbens (15) aufgebrachten Kräfte und die
dem elektrisch ansteuerbaren Injektor gesteuert. Der Einspritz­ Kraft der Düsenfeder (7) halten die Düsennadel gegen die
zeitpunkt wird über das Winkel-Zeit-System der Elektro­ öffnende Kraft, die an deren Druckschulter (8) angreift, ge­
nischen Dieselregelung (EDC) gesteuert. Hierzu sind an der schlossen.
Kurbelwelle und zur Zylindererkennung (Phasenerkennung)
an der Nockenwelle zwei Sensoren notwendig. Injektor öffnet (Einspritzbeginn). Der Injektor befindet
Derzeit sind verschiedene Injektortypen im Serienein­ sich in Ruhelage. Das Magnetventil wird mit dem ,,Anzugs­
satz: strom“ angesteuert, was einem schnellen Öffnen des Magnet­
– Magnetventil(MV)-Injektor mit ein-, zweiteiligem Anker ventils dient (Bild 5‑39, b). Die erforderlichen kurzen Schalt­
(Bosch), zeiten lassen sich durch eine entsprechende Auslegung der
– Inline-MV Injektor (Delphi), Ansteuerung der Magnetventile im Steuergerät mit hohen
– Piezo-Injektor Top Head (Siemens), Spannungen und Strömen erreichen.
– Piezo-Injektor Inline (Bosch, Denso). Die magnetische Kraft des nun angesteuerten Elektromag­
neten übersteigt die Federkraft der Ventilfeder. Der Anker
Magnetventil-Injektor hebt die Ventilkugel vom Ventilsitz und öffnet nun die
Ablaufdrossel. Nach kurzer Zeit wird der erhöhte Anzugs­
Aufbau strom auf einen geringeren Haltestrom des Elektromagneten
Der Injektor kann in verschiedene Funktionsgruppen auf­ reduziert. Mit dem Öffnen der Ablaufdrossel kann nun
geteilt werden: Kraftstoff aus dem Ventilsteuerraum in den darüber liegen­
– die Lochdüse (s. Abschn. 5.2), den Hohlraum und über den Kraftstoffrücklauf zum Kraft­
– das hydraulische Servosystem und stoffbehälter abfließen. Die Zulaufdrossel (14) verhindert
– das Magnetventil. einen vollständigen Druckausgleich, so dass der Druck im
Ventilsteuerraum sinkt. Dies führt dazu, dass der Druck im
Der Kraftstoff wird vom Hochdruckanschluss (Bild 5‑39, Ventilsteuerraum kleiner ist als der Druck im Kammervolu­
Pos. 13) über einen Zulaufkanal zur Einspritzdüse sowie men der Düse, der noch immer das Druckniveau des Rail
über die Zulaufdrossel (14) in den Ventilsteuerraum (6) ge­ hat. Der verringerte Druck im Ventilsteuerraum bewirkt
führt. Der Ventilsteuerraum ist über die Ablaufdrossel (12), eine verringerte Kraft auf den Steuerkolben und führt zum
die durch ein Magnetventil geöffnet werden kann, mit dem Öffnen der Düsennadel. Die Einspritzung beginnt.
Kraftstoffrücklauf (1) verbunden.
Injektor geöffnet. Die Öffnungsgeschwindigkeit der Dü­
Arbeitsweise sennadel wird vom Durchflussunterschied zwischen der
Die Funktion des Injektors lässt sich in vier Betriebszustände Zu- und Ablaufdrossel bestimmt. Der Steuerkolben erreicht
bei laufendem Motor und fördernder Hochdruckpumpe un­ seine obere Position und verharrt dort auf einem Kraftstoff­
terteilen: polster (hydraulischer Anschlag). Das Polster entsteht durch
den Kraftstoffstrom, der sich zwischen der Zu- und Ablauf­
178    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-39  Magnetventil-Injektor (Funktionsprinzip). a Ruhezustand; b Injektor öffnet; c Injektor schließt; 1 Kraftstoffrücklauf; 2 Magnetspule; 3 Überhubfeder;
4 Magnetanker; 5 Ventilkugel; 6 Ventilsteuerraum; 7 Düsenfeder; 8 Druckschulter der Düsennadel; 9 Kammervolumen; 10 Spritzloch; 11 Magnetventilfeder; 12 Ablauf‑
drossel; 13 Hochdruckanschluss; 14 Zulaufdrossel; 15 Ventilkolben (Steuerkolben); 16 Düsennadel

drossel einstellt. Die Injektordüse ist nun vollständig ge­ wieder Raildruck auf. Dieser Druck übt eine erhöhte Kraft
öffnet. Der Kraftstoff wird mit einem Druck, der annähernd auf den Steuerkolben aus. Die Kraft aus dem Ventilsteuer­
dem Druck im Rail entspricht, in den Brennraum einge­ raum und die Kraft der Düsenfeder überschreiten nun die
spritzt. von unten wirkende Kraft auf die Düsennadel und die Dü­
Die eingespritzte Kraftstoffmenge ist bei gegebenem Druck sennadel schließt. Der Durchfluss der Zulaufdrossel be­
proportional zur Einschaltzeit des Magnetventils und unab­ stimmt die Schließgeschwindigkeit der Düsennadel. Die
hängig von der Motor‑ bzw. Pumpendrehzahl (zeitgesteuerte Einspritzung endet, wenn die Düsennadel den Düsenkör­
Einspritzung). persitz wieder erreicht und somit die Spritzlöcher ver­
schließt.
Injektor schließt (Einspritzende). Ist das Magnetventil Diese indirekte Ansteuerung der Düsennadel über ein
stromlos, drückt die Ventilfeder den Anker nach unten, hydraulisches Kraftverstärkersystem wird eingesetzt, weil
die Ventilkugel verschließt daraufhin die Ablaufdrossel die zu einem schnellen Öffnen der Düsennadel benötigten
(Bild 5‑39, c). Durch das Verschließen der Ablaufdrossel Kräfte mit dem Magnetventil nicht direkt erzeugt werden
baut sich im Steuerraum über den Zufluss der Zulaufdrossel können. Die dabei zusätzlich zur eingespritzten Kraftstoff­
5.3  Einspritzsysteme    179

menge benötigte „Steuermenge“ gelangt über die Drosseln


des Steuerraums in den Kraftstoff­rücklauf. Zusätzlich zur
Steuermenge gibt es Leckagemengen an der Düsennadel-
und der Ventilkolbenführung. Die Steuer- und die Leckage­
mengen werden über den Kraftstoffrücklauf mit einer
Sammelleitung, an die auch Überströmventil, Hochdruck­
pumpe und Druckregelventil angeschlossen sind, wieder in
den Kraftstoffbehälter zurückgeführt.

Piezo- Injektoren

Bekannt sind zwei Typen von Piezoinjektoren


– CR-Injektor Tophead (Siemens),
– CR-Injektor Inline (Bosch, Denso).

Die Funktion des CR-Injektors Tophead entspricht der Funk­


tion des CR-Injektors mit MV von Bosch. Beim CR-Injektor
mit Piezoaktor muss der Temperaturgang des Aktors aus Ke­
ramik gegenüber dem Gehäuse ausgeglichen werden. Beim
Tophead Injektor übernimmt diese Funktion das Aktorge­
häuse, beim Inline Piezo übernimmt das der hydraulische
Koppler. Die folgenden Abschnitte beschreiben die Funktion
des Inline Injektors im Detail.

Aufbau und Funktion eines Piezo-Inline-Injektors


Der Aufbau des Piezo-Inline-Injektors gliedert sich in die
Baugruppen (siehe Bild 5‑40)
– Aktormodul (3),
– hydraulischer Koppler oder Übersetzer (4),
– Steuer- oder Servoventil (5) und
– Düsenmodul (6).

Bei der Auslegung des Injektors wurde darauf geachtet, dass


eine hohe Gesamtsteifigkeit innerhalb der Stellerkette aus
Aktor, hydraulischem Koppler und Steuerventil erreicht Bild 5-40  Konstruktive Ausführung des Piezo-Inline-Injektors, Bauart
wird. Eine weitere konstruktive Besonderheit ist die Vermei­ Bosch. 1 Kraftstoffrücklauf; 2 Hochdruck­anschluss; 3 Piezo-Stellmodul; 4 hy‑
dung von mechanischen Kräften auf die Düsennadel, wie sie draulischer Koppler (Übersetzer); 5 Servoventil (Steuerventil); 6 Düsenmodul
bei Tophead-Injektoren (Magnet oder Piezo) über eine mit Düsennadel; 7 Spritzloch
Druck­stange auftreten können. Insgesamt konnten die be­
wegten Massen und die Reibung stark reduziert und damit
Stabilität und Drift des Injektors gegenüber anderen Syste­
men verbessert werden. dem elektrischen Ansteuerbeginn und der hydraulischen
Zusätzlich bietet das Einspritzsystem die Möglichkeit, sehr Reaktion der Düsennadel beträgt etwa 150 Mikro-Sekun­
kurze Abstände zwischen den Einspritzungen zu realisieren. den. Dadurch können die gegensätzlichen Anforderungen
Die Anzahl und Ausgestaltung der Kraftstoffzumessung hohe Nadelgeschwindigkeiten mit gleichzeitiger Realisie­
kann derzeit bis zu sieben Einspritzungen pro Einspritzzyk­ rung kleinster reproduzierbarer Einspritzmengen erfüllt
lus umfassen und somit den Erfordernissen an den Motor­ werden.
betriebs­punkten angepasst werden. Prinzipbedingt beinhaltet der Injektor darüber hinaus
Durch die enge Kopplung des Servoventils (5) an die keine direkten Leckagestellen vom Hochdruckbereich in
Düsennadel wird eine unmittelbare Reaktion der Nadel auf den Niederdruckkreis. Eine Steigerung des hydraulischen
die Betätigung des Aktors erzielt. Die Verzugszeit zwischen Wirkungsgrads des Gesamtsystems ist die Folge.
180    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Ansteuerung des Piezo-Inline-Injektors Prinzipbedingte Vorteile des Piezo-Inline-Injektors


Die Ansteuerung des Injektors erfolgt über ein Motorsteuer­ gegenüber dem MV-Injektor sind:
gerät, dessen Endstufe speziell für diese Injektoren entwickelt – Mehrfacheinspritzung mit flexiblem Einspritzbeginn und
wurde. Abhängig vom Raildruck des eingestellten Betriebs­ Abständen zwischen den Einzeleinspritzungen,
punkts wird ein Sollwert für Spannung des Aktors vergeben. – Darstellung sehr kleiner Einspritzmengen für die Vor­
Die Bestromung erfolgt pulsförmig (Bild 5‑41) bis eine mini­ einspritzung,
male Abweichung zwischen Soll- und Regelspannung erreicht – niedrige Baugröße und Gewicht des Injektors (270 g
wird. Der Spannungsanstieg wird proportional in den Hub gegenüber 490 g).
des Piezoaktors umgesetzt. Über die hydraulische Überset­
zung erzeugt der Aktorhub einen Druckanstieg im Koppler,
bis das Kraftgleichgewicht am Schaltventil überschritten wird
und das Ventil öffnet. Sobald das Schaltventil seine Endposi­
tion erreicht hat, beginnt nun der Druck im Steuerraum über
der Nadel zu sinken und die Einspritzung erfolgt.

Bild 5-41
Ansteuersequenzen des Piezo-Inline-Injektors
für eine Einspritzung. a Strom- und Span‑
nungsverlauf bei Ansteuern des Injektors;
b Verlauf des Ventilhubs und des Koppler‑
drucks; c Verlauf des Ventilhubs und der Ein‑
spritzrate
5.3  Einspritzsysteme    181

5.3.5.7 Zumessfunktionen Übersicht

Definition und Zielsetzung


Bild 5‑42 zeigt eine Übersicht der vier wichtigsten Zumess­
funktionen zur Erreichung der geforderten Zumesstole­
Der Begriff Zumessfunktionen umfasst Steuer- und Regel­ ranzen für EU4‑Applikationen sowie zukünftige Emissions­
strukturen im elektrischen Steuergerät, die in Verbindung standards weltweit.
eines monotonen Injektorverhaltens die geforderte Zumess­ Während die Funktion Injektormengenabgleich – IMA
genauigkeit bei der Einspritzung sicherstellen. Die Funk­ die Fertigungstoleranzen der Einspritzinjektoren im Neuzu­
tionen nutzen ein gezielt entwickeltes Verhalten der Ein­ stand ausgleicht, korrigiert die Druckwellenkompensation
spritzhydraulik und verwenden zur präzisen Mengenzumes­ – DWK modellbasiert den Mengeneinfluss von Druckwel­
sung Signale vorhandener Sensoren als Hilfsgröße sowie len bei Mehrfacheinspritzung. Beide Funktionen arbeiten
modellbasierte Ansätze, die auf den physikalischen Erhal­ gesteuert und benötigen als Eingangsgrößen Ergebnisse aus
tungsgesetzen beruhen. Messungen am Hydrauliksystem.
Der Einsatz solcher Funktionen wird durch die zuneh­ Die Nullmengenkalibrierung – NMK nutzt die Hilfsgrö­
mend schärfer formulierten Lastenhefte an die Kraftstoffzu­ ße Drehzahländerung, um die Kleinstmenge eines Injektors
messung getrieben, die wiederum aus den dieselmoto­ in situ über der Laufzeit zu lernen. Gestützt auf das λ‑Signal
rischen Entwicklungszielen herrühren. Nämlich stets nied­ ermittelt die Mengenmittelwertadaption – MMA die nöti­
rigere Rohemissionen bei gleichzeitig höheren Komfort- ge Luftmasse zur im Mittel eingespritzten Kraftstoffmenge.
und Leistungsansprüchen mit konkurrenzlos niedrigem Beide letztgenannten Funktionen sind adaptive Mengenre­
Verbrauch. Der Ansatz, die geforderten Genauigkeiten bei gelfunktionen, die sich vorhandener Hilfsgrößen aus Sen­
der Kraftstoffzumessung an die Hydraulikkomponenten sorsignalen bedienen.
selbst zu stellen und diese über die Lebensdauer einhalten
zu wollen, hat sich als unwirtschaftlich erwiesen.

Bild 5-42  Zumessfunktionen für Pkw-Applikationen ab EU4


182    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Injektormengenabgleich – IMA (Bild 5-43) Druckwellenkorrektur – DWK (Bild 5-44)

Die Funktion verwendet Messergebnisse der Nassprüfung Mehrfacheinspritzungen, mit variablen Positionen der je­
im Werk nach der Endmontage der Einspritzinjektoren. Hier weiligen Einspritz­ereignisse sowie die Applikation dieser an
wird jeder Injektor z. B. an vier Prüfpunkten (Ansteuerdauer, unterschiedlichen Lastpunkten des Motors, was wiederum
Druck) bezüglich seiner Einspritzmenge vermessen und das unterschiedliche Drücke und Einspritzmassen bedeutet, ist
Ergebnis mit dem Sollwert am jeweiligen Messpunkt ver­ zur Erreichung der Emissions- und Komfortziele beim Die­
glichen. Diese Information wird gespeichert und in Form selmotor unabdingbar. Infolge der Kompressibilität des Die­
eines Data-Matrix Codes auf dem Injektor gespeichert. Kennt selkraftstoffs werden bei Einspritzungen im System stets
man die relative Abweichung des individuellen Injektors an Druckwellen ausgelöst, die wiederum Einfluss auf die Zu­
seinen Prüfpunkten zum mittelwertigen Injektor, dessen messung des Kraftstoffs in den Brennraum haben können,
Kennfeld im Steuergerät abgespeichert ist, so lässt sich auf sobald mehrfach aufeinander folgende Einspritzungen abge­
Basis dieser Information der individuelle Injektor auf das setzt werden. Die so ausgelösten „Mengenwellen“ weiten die
Kennfeld des Mittleren korrigieren. Voraussetzung dafür ist, Toleranz für eine oder mehrere Einspritzungen auf. Dies ist
dass das individuelle Injektorverhalten auf Basis der vier unerwünscht und kann das Emissions- und Geräuschverhal­
Prüfpunkte, etwa über Korrelationsfaktoren, das gesamte ten stark negativ beeinflussen. Neben Dämpfungsmaß­
Kennfeld ausreichend genau beschreibt. Diese Korrelations­ nahmen im Hydrauliksystem, vgl. Abschn. 5.3.5.4 und
faktoren sind für alle Injektoren des gleichen Typs zusam­ 5.3.5.5, lassen sich diese druckwellenbedingten Mengenein­
men mit dem mittleren Mengenkennfeld im Steuergerät ab­ flüsse auf Basis physikalischer Modelle korrigieren, das ist
gelegt. Die individuelle Information über das Verhalten eines die Aufgabe der DWK. Einflussgrößen auf die Mengenände­
individuellen Injektors gelangt mittels Einlesen des Data- rungen sind die Einspritzmengen der momen­tanen und vor­
Matrix Codes in den beschreibbaren Speicher des Steuerge­ herigen Einspritzung, der Druck und die Temperatur des
räts. Dies erfolgt am Bandende in der Fahrzeugproduktion. Kraftstoffs, sowie die Spritzabstände. Auf Basis dieser Grö­
Zusammenfassend stellt die IMA eine effiziente Methode ßen und dem Übertragungs­verhalten des Hydrauliksystems
zur Gleichstellung der Einspritzinjektoren hinsichtlich ihrer selbst, korrigiert die DWK diese Mengen­einflüsse wirkungs­
Einspritzmengen auf Basis deren Prüfwerte dar. Insgesamt voll. Die DWK bietet die Möglichkeit hydraulisch optimale
erlaubt die Methode eine „Win‑Win“‑Strategie im Sinne der Spritzabstände bei der thermodynamischen Applikation des
Erhöhung der Zumessgenauigkeit und höherer Fertigungs­ Motors zu berücksichtigen und auch bei konstanten Spritz­
ausbringung bei erweiterten Einstelltoleranzen, was sich abständen, den Einfluss der Kraftstofftemperatur auf die
positiv auf die Kosten auswirkt. Mengenwellen auszugleichen. Da die DWK eine modellba­

Bild 5-43 
Prozesskette Injektormengenabgleich –
IMA
5.3  Einspritzsysteme    183

Bild 5-44 
Funktionsweise Druckwellenkorrektur
– DWK

sierte Steuerung darstellt, ist von zentraler Bedeutung, dass Nullmengenkalibrierung – NMK (Bild 5-45)
die aufgeprägte Störung im Modell auch der Störung im Hy­
drauliksystem entspricht. Das heißt, die Abbildung der vor­ Aus Motorsicht ist hier der Konflikt aufzulösen, die Vorein­
liegenden Hydraulikstrecke auf Basis von Messungen und spritzung so zu applizieren, dass einerseits das Verbren­
die Verwendung des physikalisch korrekten Ansteuerkenn­ nungsgeräusch sinkt, andererseits dabei die Partikelemission
feldes der Injektoren sind für die Funktion der DWK von nur so wenig wie möglich ansteigt. Als adaptive Funktion hat
elementarer Bedeutung. die NMK daher die Aufgabe, kleinste Voreinspritzmengen
stabil über der Laufzeit sicher zu stellen. Als Hilfsgröße nutzt
die NMK ein hoch aufgelöstes Drehzahlsignal des Motors,
dessen Ableitung Auskunft über zylinderselektive Momente

Bild 5-45 
Funktionsweise Nullmengenkalibrie‑
rung – NMK
184    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

liefert, die bei der Verbrennung kleinster Mengen erzeugt ab, verschiebt sich die ursprüngliche Applikation entlang des
werden. Um den Fahrbetrieb nicht zu stören arbeitet die Partikel-NOX-Trade Off der Abgasrückführrate. Wird etwa
Funktion im Schub. Durch Modulation der Ansteuerdauer weniger Kraftstoff eingespritzt als das Steuer­gerät in einem
eines jeden Injektors wird sukzessive über Auswertung des spezifischen Lastpunkt annimmt, so wird zu wenig Abgas-
Drehzahlsignals erkannt, wann ein Injektor eine Kleinst­ rück­führung gestellt, um den vermeintlich höheren Sauer­
menge, die sog. „Nullmenge“ eingespritzt hat. Diese Ansteuer­ stoffbedarf bei der Verbrennung bereit zu stellen. Dies hat
dauer wird verwendet, um Änderungen im Hydrauliksystem gegen­über der Nominalappliaktion einen Anstieg der NOX-
über der Laufzeit zu erkennen und ggf. zu korrigieren. Das Emissionen zu Gunsten der Partikelemissionen zur Folge. Im
Übertragungsverhalten von eingespritzter Kleinstmenge Falle von Mehrmenge bei der Einspritzung ist das Ergebnis
und Drehzahlantwort ist abhängig vom Antriebsstrang des entsprechend des Ruß-NOX-Trade Off umgekehrt. Die Auf­
applizierten Fahrzeugs und muss daher spezifisch ermittelt gabe der MMA ist es nun, auf Basis des λ-Signals die tatsäch­
werden. Bemerkenswert ist, dass die Funktion ohne zusätz­ lich umgesetzte Einspritzmasse zu ermitteln und den Luft­
liche Sensorik arbeitet und dabei in der Lage ist Kleinstmen­ massenstrom derart einzuregeln, dass der ursprüngliche
gen mit einer Genauigkeit von kleiner als 0,4 mm3 sicher zu Kompromiss in der Partikel-NOX-Auslegung erreicht wird.
detektieren. Abhängig von der motorbedingten Brenngrenze Erwünschter Nebeneffekt ist, dass die MMA nicht nur auf
sind damit Voreinspritzmengen kleiner als 1 mm3 im gesam­ Einspritzmengenfehler reagiert sondern basierend auf dem
ten Kennfeldbereich darstellbar. λ‑Signal auch Fehler des Luftmassenmessers ausgleicht. Da­
mit können Toleranzen im Luftpfad und des Motors mit aus­
Mengenmittelwertadaption – MMA (Bild 5-46) geglichen werden, was sich am Ende in einem beträchtlich
kleineren Vorhalt bei der Applikation äußert, der als Sicher­
Zur sicheren Erreichung der Emissionsgrenzwerte in Parti­ heitsabstand von den Emissionsgrenzen in Partikel und NOX
kel und NOX über die zertifizierten Fahrzeuge muss gewähr­ einzuhalten hat. Legt man typische Toleranzverteilungen al­
leistet werden, dass über alle Toleranzen in Sensorik und ler beteiligten Komponenten auf das Emissionsergebnis zu­
Aktorik des Luft- und Einspritzsystems stets die richtige grunde, so kann mit der MMA für eine Euro 4‑Applikation
Luftmasse zur Verbrennung der zugeführten Kraftstoffmasse der Vorhalt gegenüber dem ursprünglichen Abstand zu den
zur Verfügung steht. Dies geschieht über die Steuerung der Emissionsgrenzwerten ohne MMA mindestens halbiert wer­
Abgasrückführrate. Weicht nun etwa die tatsächlich einge­ den.
spritzte Masse von der im Steuergerät angenommenen Masse

Bild 5-46  Struktur und Nutzen Mengenmittelwertadaption – MMA


5.3 Einspritzsysteme 185

5.3.6 Einspritzsysteme für Großdieselmotoren

Anwendungsbereich
Der Anwendungsbereich der Einspritzsysteme für Großdie-
selmotoren erstreckt sich
– auf Zylinderleistungen von 70 bis 2000 kW (bei langsam
laufenden Zweitakt-Großdieselmotoren bis 4500 kW),
– auf Motordrehzahlen von 60 bis 1800 min–1,
– auf Volllasteinspritzmengen von 180 bis 20000 mm3/
Einspritzung,
– auf Motorzylinderzahlen von 1 bis 20 und
– auf ein Kraftstoffspektrum von Normdieselkraftstoff bis zu
Schweröl mit einer Viskosität bis 700 cSt bei 50 °C.

Bei der Entwicklung, Konstruktion und Fertigung der Ein-


spritzsysteme für Großdieselmotoren sind die wesentlichen
Aspekte:
– hohe Zuverlässigkeit und Lebensdauer,
– hoher Anteil des Volllastbetriebs,
– einfache Austauschbarkeit mit bestehenden Einspritzsys-
temen,
– Anwendbarkeit für beliebige Zylinderkonfigurationen,
– Servicefreundlichkeit,
– Kraftstoffverträglichkeit,
– marktgerechte Kosten bei geringen Fertigungsstückzahlen
und
– Steuerbarkeit aller Einspritzparameter zur Einhaltung der
Emissionsforderungen.

Konventionelle Einspritzsysteme

Bei Großmotoren mit Zylinderleistungen bis zu etwa 160 kW


werden noch Reihenpumpen mit Pumpenkolbendurchmes-
Bild 5-47 Einzylinderpumpe mit integriertem Rollenstößel (PFR1CY, Firma.
sern von bis zu 20 mm und Pumpenkolbenhüben bis zu
Bosch). 1 Gleichdruckventil; 2 Zylinder; 3 Kolben; 4 Gehäuse; 5 Rollenstößel
15 mm eingesetzt. Eine Anpassung an unterschiedliche Zy-
(= 4-35, 2. Auflage)
linderzahlen und die Verwirklichung von kurzen und ein-
heitlich geformten Einspritzleitungen ist aber nur mit dem
Konzept von Einzylinderpumpen erreichbar, die den Mo-
torzylindern zugeordnet sind. Motorbauform und Zylinderzahl sowie die Ersatzteilhal-
Die Umsetzung der Rotation des auf der Motornocken- tung.
welle angeordneten Einspritznockens in die Hubbewegung Die in Bild 5-47 dargestellte Einzylinderpumpe verfügt
des Pumpenkolbens erfolgt über einen pumpenseitig geführ- über einen Pumpenzylinder in Sacklochausführung, der
ten Rollenstößel, s. Bild 5-47, eine motorseitige Schwing- pumpenseitige Spitzendrücke bis 1500 bar ermöglicht. In
hebelkinematik mit Rolle oder über einen motoreigenen den verformungsresistenten Flanschteil des Pumpen-
Rollenstößel. zylinders ist ein Gleichdruckventil eingebaut. Es verhindert
Die Anordnung der Einzylinderpumpen unmittelbar ein Nachspritzen der Düse durch raschen Druckabbau nach
bei den zugeordneten Zylindern erlaubt sehr kurze Ein- Förderende und hält anderseits den Druck in der Einspritz-
spritzleitungen, was den Systemwirkungsgrad auf Grund leitung ausreichend hoch, um Kavitation im System vorzu-
geringerer hydraulischer Verluste verbessert. Die iden- beugen. Großflächige Hochdruckdichtstellen werden durch
tischen Komponenten vereinfachen die Anpassung an diese Bauweise vermieden.
186 5 Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bei Einzylinderpumpen für Schwerölbetrieb sind in den


Pumpenzylinder meist drei Ringnuten unterhalb der Steuer-
bohrungen eingearbeitet, die folgende Aufgaben erfüllen:
Die obere Nut dient – wie bei allen Dieselanwendungen – als
Leckölrückführung in den Saugraum. Der untersten Nut
wird über ein Feinfilter Schmieröl aus dem Motorölkreislauf
zugeführt, welches als Sperröl wirkt und ein Verdünnen des
Motoröls durch den Kraftstoff verhindert. Dazwischen ist
eine Nut zur drucklosen Abführung von Mischöl, bestehend
aus Kraftstoff und Schmieröl angeordnet.
Die Antriebsnocken für die Einzylinderpumpen sind
auf der gleichen Nockenwelle angeordnet, auf der sich auch
die Nocken für die Ventilsteuerung des Motors befinden.
Deshalb ist eine Spritzverstellung mittels einer relativen
Verdrehung der gemeinsamen Nockenwelle gegenüber dem
Antriebszahnrad nicht zulässig. Durch Verstellung eines
Zwischengliedes, beispielsweise einer exzentrisch gelager-
ten Schwinge zwischen Nocken und Stößelrolle, kann ein
Verstellwinkel von einigen Winkelgraden realisiert werden.
Damit kann eine Verbrauchs- bzw. Emissionsoptimierung
oder auch eine Anpassung an die unterschiedliche Zünd-
willigkeit verschiedener Kraftstoffarten vorgenommen
werden. Der hohe konstruktive Aufwand dieser Lösung
führte zur Entwicklung von Systemen mit Magnetventil-
steuerung.

Magnetventilgesteuerte Pumpen

Bild 5-48 zeigt eine magnetventilgesteuerte Einzylinder-


pumpe (Unit Pump), deren Pumpenkolben über einen Rol-
lenstößel vom Einspritznocken auf der Motornockenwelle
angetrieben wird. Eine kurze Hochdruckleitung stellt die Bild 5-48 Einzylinderpumpe mit Magnetventil (PFR1Z, Fa. Bosch). 1 Ma-
Verbindung zur Düsenhalterkombination im Motorzylinder gnetventil; 2 Zylinder; 3 Kolben; 4 Rollenstößel; 5 Kraftstoffzulauf;6 Kraft-
stoffablauf (= 4–36, 2. Auflage)
her. Diese Pumpen finden bei schnell laufenden und mittel-
schnell laufende Motoren (Nenndrehzahl < 1200 min–1) An-
wendung und werden mit Pumpenkolbendurchmessern von
18 bis 22 mm und einem Kolbenhub zwischen 20 und 28 mm Common Rail Systeme
angeboten.
Der Pumpenkolben weist weder Steuerkanten noch Nuten Bei schnell laufenden und mittelschnell laufenden Großmo-
auf, beim Pumpenzylinder entfallen die Steuerbohrungen. toren war bis vor kurzem eine beliebige drehzahl- und lastab-
An die Stelle des Druckventils tritt das Magnetventil mit hängige Spritzverstellung nicht unbedingt erforderlich. Bei
dem Steuerkolben. der Anwendung als Schiffsantrieb ist eine feste Zuordnung
Die Vorteile dieses Systems sind: von Drehzahl und Last gegeben, bei Generatorantrieb ändert
– geringer Einbauraum, sich bei konstanter Drehzahl nur die Last. Somit erlauben
– gute Eignung für konventionelle Zylinderkopf-Konstruk- beide Einsatzfälle die Anwendung einer oben liegenden
tionen, Steuerkante am Pumpenkolben zur lastabhängigen Förder-
– steifer Antrieb, beginnverstellung.
– schnelle Schaltzeiten und präzise Kraftstoffzumessung mit Die verschärften Abgasemissionsbestimmungen, die teil-
frei wählbarem Förderbeginn, weise bereits ab dem Jahr 2006 gelten, erfordern auch bei
– einfacher Austausch bei Reparatur und Service und den Großdieselmotoren den Einsatz neuer Einspritzkon-
– Möglichkeit zur Zylinderabschaltung im Teillastbetrieb. zepte. Das im Nutzfahrzeug-Bereich bewährte Common
5.3  Einspritzsysteme    187

Rail System besitzt Vorteile, auf welche auch im aktuellen – Im Gebiet des Düsensitzes ist die Drosselung durch
Anwendungsbereich der Groß­diesel­motoren nicht verzich­ langsames Öffnen und Schließen der Düsennadel gering
tet werden kann. Die im Folgenden zusammen­gestellten zu halten.
Anforderungen sind aber noch höher anzusetzen, als bei
den Systemen für Fahrzeugmotoren: Das Kriterium eines hochwertigen Einspritzsystems ist also
– drehzahlunabhängiger, frei steuerbarer Systemdruck bis nicht ein möglichst hoher Nenndruck, den die Hochdruck­
2000 bar, pumpe in das Rail liefert, sondern ein gleichmäßiger und
– hoher Wirkungsgrad, also geringe Antriebsleistung bei hoher Druck unmittelbar vor dem Spritzloch, der allein für
nied­rigem Spitzendrehmoment, die verbrennungsgerechte Zerstäubung des Kraftstoffs ver­
– hoher Druck vor dem Spritzloch durch geringe Drossel­ver­ antwortlich ist.
luste in Hochdruckleitungen, Ventilen und in der Düse, Ein wirksames Mittel zur Reduktion der Emissionen ist
– Möglichkeit der Mehrfacheinspritzung, die Mehrfacheinspritzung. Durch Nacheinspritzung wird
– Einspritzverlaufsformung, die Partikelemission verringert, durch Vorein­spritzung wird
– geringe Streuung von Injektor zu Injektor, geringe Mengen­ ein moderater Zylinderdruckanstieg mit geringerer Ge­­
drift über der Laufzeit, räusch­ent­wicklung erzielt. Injektoren mit Mehrfacheinsprit­
– hohe Zuverlässigkeit und Lebensdauer bei hohem Volllast­ zeignung müssen stabil kleine Mengen einspritzen können
anteil, ohne dabei Druckspitzen in das System zu bringen.
– Unempfindlichkeit gegen veränderliche Kraftstoffqualität Mit druckgesteuerten Injektoren ist lediglich eine sehr
und Verunreinigungen, beschränkte Einspritz­verlaufs­formung durch Beeinflussung
– einfache Austauschbarkeit mit zu ersetzenden konven­tio­nel­ der Geschwindigkeit des Nadelöffnens erzielbar. Nachteilig
len Systemen an den besonders langlebigen Groß­mo­toren, ist die damit verbundene Absenkung des mittleren Ein­
– einfaches Service und einfache Reparaturmöglichkeit spritzdrucks. Eine vom Einspritzdruck weitgehend unab­
sowie hängige Formung des Einspritzverlaufs erfordert aufwän­
– besonders zuverlässige Elektronik mit Redundanz und dige Mehr-Steller-Konstruktionen des Injektors.
Notlauffunktionen. Auch bei Einspritzsystemen für Großdieselmotoren sind
die Herstellkosten ein wesentliches Kriterium für die Kon­
Auf die Aspekte und Vorgehensweisen zur Erfüllung dieser zeptauswahl. Systeme, die ein Nachrüsten der besonders
Anforderungen wird nun näher eingegangen und die ent­ langlebigen Motoren zur Erfüllung von strengeren Emis­
wickelten Common Rail Systeme vorgestellt. sionsvorgaben erlauben, haben auf Grund der höheren
Der Systemdruck liegt bei aktuellen Anwendungen bei Stückzahlen Kostenvorteile.
1400 bis 1600 bar, für Sonderanwendungen wie Vergnü­
gungsschiffen bei 1800 bar. Maßnahmen zur Reduktion der Common Rail Systeme für Dieselkraftstoff
Stickoxide wie Abgasrückführung oder Einspritzverlaufs­
formung erfordern hohe Einspritzdrücke zur Kompensation Bei schnell laufenden Großdieselmotoren mit Zylinderleis­
der Nachteile bei Partikel­emission und Verbrauch. Die tungen bis 150 kW sind druckübersetzte Systeme mit einem
damit erzielte bessere Zerstäubung verringert in jedem Fall oder zwei Stellern in Entwicklung. Sie weisen Vorteile hin­
die Partikelemission. Mit der Druckerhöhung ist ein höherer sichtlich Einspritzverlaufsformung und Mehrfacheinsprit­
Energieaufwand zum Antrieb der Hochdruckpumpe ver­ zung auf. Nachteile liegen bei der Streuung, der Mengendrift,
bunden, deren Wirkungsgrad hoch gesetzt werden muss. dem Wirkungsgrad und insbesondere den Kosten. Mit zu­
Leckverluste, Drosselverluste und Wärmeentwicklung müs­ nehmenden Motorabmessungen wirkt sich hier die steigende
sen also gering bleiben. Wenn dies nicht gelänge, würden die Druckleitungslänge vom Rail zum Injektor nachteilig aus.
Verbrauchsvorteile aus der Optimierung der Verbrennung Dies ist der Grund für die Entwicklung des Konzeptes eines
durch die höhere Antriebsenergie eliminiert werden. modularen Common Rail Systems, s. Bild 5‑49, mit einer In­
Eine Erhöhung des Systemdrucks bringt nur dann die jektorkonstruktion nach Bild 5‑50.
angestrebten Vorteile, wenn er auch als hoher mittlerer Ein­ Eine Hochdruckpumpe in Mehrzylinderausführung wird
spritzdruck und hoher maximaler Einspritzdruck vor dem vom Motor angetrieben und beinhaltet ein relativ kleines
Spritzloch zur Wirkung kommt. Um dies zu erreichen sind Speichervolumen, s. Bild 5‑51.
die folgenden Aspekte zu beachten: Die Mengenregelung erfolgt über eine vom Steuergerät
– Der Injektor ist konstruktiv auf geringe Drosselwiderstände gesteuerte Zulaufdrossel. Ein Druckbe­grenzungsventil und
und Vermeidung von kritischen Bereichen hinsichtlich die Vorförderpumpe sind in die Hochdruck­pumpe integriert.
Kavitation zu optimieren. Vom Speicher der Hochdruckpumpe führt eine Hoch­druck­
188 5 Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-49 Modulares Common Rail System

Bild 5-50
Einspritzinjektor für ein modulares
Common Rail System. 1 Düse; 2 Dros-
selplatte; 3 Magnetventil; 4 Injektor-
körper mit Speicher; 5 Durchflussbe-
grenzer; 6 elektrischer Anschluss
5.3 Einspritzsysteme 189

Bild 5-51
Hochdruckpumpe für eine modulares
Common Rail System. 1 Nockenwelle;
2 Pumpenelement; 3 Saugventil;
4 Druckventil; 5 Sammler; 6 Druckbe-
grenzungsventil; 7 Vorförderpumpe

leitung zu den einzelnen Injektoren, die je einen integrierten ten Speichervolumina der einzelnen Injektoren ermöglichen
Speicherraum aufweisen. Die unmittelbare Nähe der Speicher- auch einen Druckausgleich zwischen den Injektoren. Deut-
räume zu den magnetventilgesteuerten Injektoren ermöglicht liche Verbesserungen von Partikel- und Lärmemissionen
die Mehrfacheinspritzung von kleinsten Mengen. Eine robuste sind mit diesem System erzielbar. Die Kosten für das
Konstruktion mit geringem Verschleiß an Magnetventil Umrüsten sind niedrig.
und Düsensitz verringert die Mengendrift über der Laufzeit. Bei mittelschnell laufenden Motoren insbesondere für
Große Dichtlängen an den Pumpenelementen und geringe Schiffsantriebe ist die Anwendbarkeit eines breiten Kraft-
Drosselverluste an den Ventilen ergeben einen hohen Wir- stoffspektrums, u. a. von Schweröl bis 700 cSt bei 50 °C zu
kungsgrad bei der Druckerzeugung. Die Nachrüstung von beachten. Die Forderungen nach geringem Kraftstoffver-
Motoren ist problemlos durchführbar, da sowohl der Anbau- brauch, verminderten Abgasemissionen und verbesserter
ort für die Hochdruckpumpe als auch der Einbauraum für die Laufkultur werden nicht nur von den Anwendern gestellt,
Injektoren unverändert genutzt werden können. sondern zeigen sich auch in gesetzlichen Festlegungen, die
Bei mittelschnell laufenden Motoren mit Zylinderleis- bereits gelten oder in nächster Zeit zu erwarten sind. Zusätz-
tungen bis 500 kW sind konventionelle Systeme zu ersetzen, liche Forderungen zu den bereits angeführten sind die Ver-
die mit Einzelpumpen ausgerüstet sind. Hier kommt vorteil- wendbarkeit von unterschiedlichen Kraftstoffqualitäten mit
haft und Kosten sparend ein modulares Common Rail Sys- hohen Anteilen von Verunreinigungen und hoher Tempera-
tem zum Einsatz, das in Bild 5-52 dargestellt ist. tur bis 180 °C, die Möglichkeit zur Zylinderabschaltung und
Die Hochdruckerzeugung erfolgt hier durch Einzelpum- die Anpassung an individuelle Unterschiede an den einzel-
pen, die im freigewordenen Bauraum angeordnet sind. Die nen Motorzylindern, wie Kraftstofftemperatur oder Abnut-
Druckspitzen aus der niederfrequenten Druckerzeugung zungszustand des Injektors. Es war nahe liegend, dass diese
werden in einem größeren Speicher gedämpft, der den Forderungen hervorragend mit einem Common Rail Sys-
Drucksensor und ein Druckbegrenzungsventil aufweist. Die tem für Schweröl zu erfüllen sind. Die problemlose Anpas-
Mengenregelung der Einzelpumpen erfolgt über ein gesteu- sung an unterschiedliche Motorgrößen, Zylinderzahlen und
ertes gemeinsames Saugdrosselventil. Die in Serie geschalte- -anordnungen ist ein entscheidender Gesichtspunkt.
190    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Bild 5-52  Modulares Common Rail System mit zwei Hochdruckpumpen

Bei der Entwicklung eines Speichereinspritzsystems für längeren Stillsetzung des Motors beispielsweise bei Service­
Schweröl ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Her­ arbeiten kommt, so wird vorher für einen kurzen Zeitraum
stellern von Motor und Einspritzsystem unerlässlich. Nur auf Dieselbetrieb umgeschaltet, wodurch das Schweröl
auf diese Weise ist die Entwicklung eines erfolgreichen Kon­ im Einspritzsystem verbraucht wird und das System dann
zepts und die umfangreiche Erprobung möglich. Die hohen mit dünnflüssigem Dieselöl befüllt ist. Bei einem Not­
Kraftstoff­temperaturen und Verunreinigungen bedingen stop  des Motors erfolgt anschließend eine Spülung des
neue Werkstoffe und Baukonzepte, mit welchen auch die Einspritzsys­tems mit Dieselkraftstoff, wodurch lediglich die
geforderten hohen Standzeiten erreicht werden können. Hochdruckleitungen zu den Injektoren und die Injektoren
Bild 5-53 zeigt ein nachrüstbares modulares Common selbst eine Schweröl­füllung beinhalten. Dieser Schweröl­
Rail System für Schweröl, dessen Besonderheiten im Fol­ pfropfen kann beim späteren Motorstart durchgeblasen
genden beschrieben werden. Die Kraftstoffver­sorgungsan­ werden.
lage ist mit einer Heizung zur Vorwärmung des Kraftstoffs Wegen der erheblichen Abmessungen eines Großdiesel­
auf bis zu 160 °C versehen. Die Erstbefüllung des Einspritz­ motors ist die Anordnung eines einzigen Druckspeichers
sys­tems am Motor erfolgt zur Gewährleistung einer voll­ über der ganzen Länge des Motors problematisch. Es ist
ständigen Entlüftung mit Diesel­kraftstoff. In weiterer Folge dann kaum möglich, für alle Motorzylinder gleiche Ein­
wird vor Inbetriebnahme des Motors die Kraftstoff­ver­sor­ spritzverhältnisse zu erzielen. Das Auftreten von übermäßi­
gungs­anlage über eine besondere Spüleinrichtung mit vor­ gen Druckschwingungen im System ist damit nicht zu ver­
gewärmtem Schweröl befüllt. meiden. Auch führt bei einem überlangen Druckspeicher
Die Hochdruckpumpen, Druckspeicher und Magnetven­ die Zuleitung von der Hochdruckpumpe an nur einer Stelle
tile werden während des Betriebs und bei üblichen kur­ zu Ungleichmäßigkeiten in der Einspritzqualität. Es bietet
zen  Motorstillsetzungen durch zirkulierendes, vorgewärm­ sich also an, die Speichereinheit in mehrere Baueinheiten
tes Schweröl dauernd beheizt. Wenn es allerdings zu einer aufzuteilen, die ein geeignetes Speichervolumen aufweisen
5.3  Einspritzsysteme    191

Bild 5-53  Modulares Common Rail System für Schweröl

und die Versorgung auf mindestens zwei Hochdruckpum­ werden. Die Fördermenge der Hochdruckpumpen wird
pen aufzuteilen. unter Auswertung des vom Raildrucksensor gemeldeten
Ein Vorteil dieser Aufteilung ist auch die höhere Flexibili­ Kraftstoffdruckes und dem jeweiligen Betriebszustand des
tät bei der Zusammen­stellung der Komponenten der Ein­ Motors vom elektronischen Steuergerät berechnet. Das elek­
spritzanlage in Abhängigkeit von der Motor­zylinderzahl, tromagnetisch angesteuerte Drosselventil in der Nieder­
was bei Nachrüstlösungen von Interesse ist. Mit den kom­ druckleitung bemisst die den Hochdruckpumpen zugeführ­
pakteren Baueinheiten kann auch der verfügbare Bauraum te Kraftstoffmenge.
am Motor besser genutzt werden, und es ergeben sich Vor­ Jeder Speicherdeckel enthält Komponenten und Anschlüs­
teile bei der Montage und Ersatzteilhaltung. se, die zur Kraftstoff­zuführung und -weiterleitung sowie zur
Eine Niederdruck-Kraftstoffpumpe fördert den Kraftstoff Steuerung der Kraftstoff­einspritzung an den Injektoren die­
über elektromagnetisch angesteuerte Drosselventile zu zwei nen. Auf dem Weg aus dem Innenraum der Speichereinheit
Hochdruckpumpen, welche über Druck­ventile den Kraft­ zum 3/2‑Wege‑Ventil und von dort zum Injektor wird der
stoff in den Pumpenspeicher drücken. Von dort wird der Kraftstoff durch einen Durchflussbegrenzer geleitet. Ein
Kraftstoff zu den in Serie geschalteten Speichereinheiten federbelasteter Kolben führt in dieser Komponente bei jeder
geführt. Die Speicher­einheiten bestehen aus einem massiven Einspritzung einen der Einspritzmenge proportionalen Hub
Rohrteil, auf welchem an beiden Stirnseiten jeweils ein Spei­ aus und kehrt in der Spritzpause in seine Ausgangslage
cherdeckel dichtend befestigt ist. Die Speicherdeckel enthal­ zurück. Wenn jedoch die Einspritzmenge einen festgelegten
ten radiale Anschlüsse für die zu den Injektoren führenden Grenzwert überschreiten sollte, so wird der Kolben am Ende
Hochdruck­leitungen sowie für die Verbindungsleitung zur seines Hubes an einen Dichtsitz an der Auslassseite gedrückt
nächsten Speichereinheit. und verhindert dadurch eine Dauereinspritzung am Injektor.
Durch die Zwischenschaltung des Pumpenspeichers, der Jeder Speicherdeckel enthält weiterhin ein 3/2‑Wege‑Ven­
von zwei bis vier Hochdruckpumpen beliefert wird, können til, welches über ein vom Steuergerät elektromagnetisch
die dynamischen Druckschwingungen niedrig gehalten angesteuertes 2/2‑Wege‑Ventil betätigt wird und damit dem
192    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Hochdruckkraftstoff den Weg aus der Speichereinheit über nieure und -mechaniker der Elektronik ihr volles Vertrauen
den Durchflussbegrenzer zum Injektor freigibt. Durch eine schenken.
mehrmalige Betätigung des 3/2‑Wege-Ventils im Verlauf Das kostengünstig nachrüstbare Schweröl-Common Rail
eines Einspritzvorganges kann eine Vor- und Nacheinsprit­ Einspritzsystem für einen mittelschnell laufenden Großdie­
zung erzielt werden. selmotor ist an einem Labormotor seit 2003 und an mehre­
Am Pumpenspeicher ist ein Druckbegrenzungsventil ren Feldmotoren mit Laufzeiten von einigen tausend Stun­
angeordnet, das bei Überschreiten eines festgelegten Dru­ den im Einsatz. Deutliche Verbesserungen im Vergleich
ckes öffnet und damit das Hochdrucksystem vor Überlas­ zum mechanischen System wurden hinsichtlich Rauch und
tung schützt. NOX‑Emissionen schon nach den ersten Optimierungs­
Die Hochdruckleitungen und Speichereinheiten sind schritten erzielt.
doppelwandig ausgeführt, so dass bei typischen Leckagen,
Bruch oder Undichtwerden von Anschlüssen kein Kraftstoff 5.4 Messtechnik für Einspritzsysteme
nach außen gelangen kann. Durch Schwimmerschalter
erfolgt in einem solchen Fall die Warnung an das Bedie­ Zur Optimierung und Qualitätsbeurteilung moderner Ein­
nungspersonal. spritzsysteme und System­komponenten ist eine entspre­
Die Kraftstoffversorgungsanlage ist mit einer Heizung chend hoch entwickelte Mess- und Prüftechnik erforderlich.
zur Vorwärmung des Schweröls versehen. Zum Starten Die nachfolgende Übersicht beschreibt grundlegende Ge­
der kalten Verbrennungskraftmaschine mit Schweröl wird sichtspunkte der eingesetzten Technik bei der hydraulischen
der Hochdruckteil der Einspritzanlage mit Hilfe von heißem Funktionsprüfung des Einspritzsystems, wobei standardmä­
zirkulierendem Schweröl erwärmt. Dazu wird das am Ende ßig Prüföl nach ISO 4113 verwendet wird.
der letzten der in Serie geschalteten Speichereinheiten
angeordnete Spülventil über eine pneumatische Betätigung 5.4.1 Messprinzipien und deren Anwendung
geöffnet. Das Schweröl wird nun von der Niederdruck-
Kraftstoff­pumpe durch die Drosselventile und Saugven­ Durchflussmessung. Zur kontinuierlichen Durchflussmes­
tile  durch die Pumpenräume der Hochdruckpumpen sung an Komponenten des Einspritzsystems sind Messgeräte
über den Pumpenspeicher durch die Speichereinheiten und verbreitet, die nach dem Zahnradprinzip in einem geschlos­
das geöffnete Spülventil zurück in den Kraftstofftank senen Leitungssystem arbeiten. Die Zahnraddrehzahl, die
gepumpt. Nach ausreichender Erwärmung der Einspritz­ mittels einem mit dem Zahnradpaar gekoppeltem Signalge­
anlage wird das Spülventil geschlossen und der Motor ber erfasst wird, korreliert dabei mit dem Volumenstrom des
gestartet. Fluids. Auf diese Weise kann beispielsweise die Rücklauf­
Das Spülventil dient auch zur Druckentlastung des Hoch­ menge der Hochdruckpumpen im Niederdruckkreislauf,
druckteils der Einspritz­anlage für den Fall von Wartungs‑ übliche Durchflussmengen sind 5 bis 150 l/h, bestimmt wer­
oder Reparaturarbeiten. Die Lieferung von Hochdruck­ den. Ferner sind in der Praxis auch Geräteausführungen ver­
kraftstoff in den Pumpenspeicher durch zwei Hochdruck­ breitet, die ohne Druckdifferenz zwischen Zu- und Ablauf
pumpen bietet den Vorteil, dass bei Ausfall einer der beiden des Zahnradpaares arbeiten. Dazu werden die Zahnräder
Pumpen noch immer ein Teillast­betrieb des Motors durch­ mit einem geregelten Servomotor angetrieben. Diese hoch­
führbar ist. genauen Geräteausführungen sind sowohl zur Detektion
Durch die Anordnung des 3/2‑Wege‑Ventils im Speicher­ kleinster Leckage- und Durchflussmengen bis zu einem Mi­
deckel und die Verwendung eines konventionellen Injektors nimalwert von 0,01 l/h anwendbar, als auch (in anderer Aus­
wird die Nachrüstung eines bestehenden Motortyps wesent­ führung) für große Durchflussmengen von 350 l/h.
lich vereinfacht. Die Druckschwingungen, die bei anderen Ein weiteres, angewendetes Durchflussmessverfahren
Common Rail Systemen in der Hochdruckleitung zwischen basiert auf dem Coriolis-Prinzip. Ein mit dem Leitungssys­
Rail und Injektor besonders bei Einspritzende auftreten, tem des Prüfstands verbundenes Messrohr wird zu Schwin­
werden damit vermieden. Dies reduziert die Belastung der gungen in seiner Eigenfrequenz angeregt. Infolge der Wir­
druckbeaufschlagten Bauteile. Die modulare Aufgliederung kung der Corioliskraft auf das durchströmende Prüföl
der Baueinheiten und Zuordnung zu den einzelnen Motorzy­ kommt es zu einer Phasenverschiebung der Schwingungen
lindern verringert den Material- und Montage und Service­ der beiden Rohrenden, welche ein Maß für den momen­
aufwand und ermöglicht kurze Leitungslängen zu den tanen Durchfluss darstellt. Dieses kontinuierlich arbeitende
Injekto­ren. Derzeit wird die Verwendung von mechanischen Messverfahren zeichnet sich durch einen besonders ein­
Injekto­ren von den Motorkunden besonders geschätzt. Es fachen und wenig störanfälligen Aufbau aus, die Messzeit
wird offen­bar  noch einige Jahre dauern bis die Schiffsinge­ liegt im Bereich von wenigen Sekunden. Das Coriolis-Mess­
5.4  Messtechnik für Einspritzsysteme    193

verfahren findet seine Anwendung überwiegend in der ferti­ In (5-12) ist die Prüföldichte ρ(T,p) abhängig von der Kam­
gungs­begleitenden Prüfung, beispielsweise bei der Bestim­ mertemperatur T und dem Gegendruck p im Messvolumen,
mung der Fördermenge der Hochdruckpumpen und des und h der Kolbenhub und AKolben die Kolbenfläche.
Durchflusses an den Einspritzdüsen. Die Messun­sicherheit Stand der Technik bei Messgeräten, die nach dem Kolben­
einzelner, am Markt verfügbarer Geräte basierend auf den verschiebeprinzip arbeiten, ist eine Messunsicherheit von ±
vorgestellten Durchflussmessprinzipien ist mit ± 0,1% vom 0,1% vom Messwert. Der Messbereich dieser Geräte ist auf
Messwert bereits sehr klein. Pkw- und Nkw-Anwendung abgestimmt und liegt zwischen
0,2 bis 600 mm3/Einspritzung, bei einer Auflösung von
Einspritzmengenmessung. Die wichtigste hydraulische 0,01 mm3. Der minimale zeitliche Spritzabstand, mit dem
Messgröße am Injektor ist die Einspritzmenge pro Einspritz­ zwei aufeinander folgende Teileinspritzungen getrennt
zyklus. Da Ungenauigkeiten in der Einspritzmenge einen detektiert werden können, wird mit 0,25 ms angeben, die
direkten Einfluss auf die abgegebene Motorleistung und die Anzahl messbarer Teileinspritzungen pro Einspritzzyklus
Abgasemission haben, müssen die Mengentoleranzen von kann bis zu 10 betragen.
Injektor zu Injektor sehr klein sein, bei Volllast beispielsweise
kleiner ± 2,5%. Aus diesem Grund werden besonders hohe Einspritzverlaufsmessung. Durch Differentiation der Ein­
Anforderungen an die Absolutgenauigkeit und an die Auflö­ spritzmenge nach der Zeit während des Einspritzzyklus er­
sung der verwendeten Messtechnik zur Einspritzmengen­ hält man den Einspritzverlauf an der Injektordüse. Prinzi­piell
messung gestellt. In der Erzeugnisentwicklung und der Qua­ ist dies mit dem oben beschriebenen Einspritz-Mengen­
litätsprüfung haben sich zur Mengenmessung sog. Mengen­ messverfahren möglich. Wegen der dynamischen Eigen­
indikatoren bewährt, deren Messprinzip aus einer Kammer schaften des schwingungsfähigen Kolbens ist dieses Verfah­
mit verschiebbarem Kolben besteht, [5‑22]. Die Einspritz­ ren aber für zeitlich hoch aufgelöste Messungen des Ein­
menge, die auf mehrere Teileinspritzungen pro Einspritzzyk­ spritzverlaufs nur begrenzt anwendbar. Ein besser geeignetes
lus verteilt sein kann, wird in die mit Prüföl gefüllte Mess­ Messgerät zur Bestimmung des Einspritzverlaufs basiert auf
kammer gespritzt und verdrängt einen beweglichen Kolben, dem Prinzip des Rohrindikators, [5‑23]. Die durch die Injek­
dessen Hub mit einer induktiven Wegmesseinrichtung be­ tordüse in ein Rohr eingespritzte zeitabhängige Prüfölmenge
stimmt wird, Bild 5-54. Zur Unterdrückung von Kolben­ erzeugt eine Druckwelle, die sich mit Schallgeschwindigkeit
schwingungen und zur Vermeidung von Luftausgasung wird im bereits gefüllten Rohr ausbreitet. Die dynamische Druck­
die Messkammer mit einem definierten Gegendruck beauf­ erhöhung p(t) im Rohr wird mit einem Drucksensor erfasst
schlagt. Zum Ende des Einspritzzyklus wird die Messkam­ und der Einspritzverlauf dm/dt mit dem Rohrquerschnitts­
mer mittels Ventil geleert. Die Einspritzmenge m(ρ,h) lässt fläche ARohr und der temperatur- und druckabhängigen
sich einfach berechnen, Schallgeschwindigkeit c im Prüföl berechnet:

(5-12) (5-13)

Bild 5-54 
a Skizze des Kolbenverschiebeprin‑
zips. 1 Einspritzsystem; 2 Spritzdämp‑
fer; 3 Messkammer; 4 Kolben; 5 Aus‑
lassventil; b Skizze des Kolbenhubsig­
nals während Vor- (VE), Haupt- (HE)
und Nacheinspritzung (NE)
194    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

Durch Integration von (5‑13) wird die Einspritzmenge be­ den Messprozessen und Abläufen gefordert. Dies ist nötig,
rechnet. Bei aktuellen Geräteausführungen, die nach dem um eine kontinuierliche hohe Fertigungsqualität der Kom­
Prinzip des Rohrindikators arbeiten, wird ein Mengenmess­ ponenten des Einspritzsystems sicherzustellen, siehe Ab­
bereich von nahezu 0 bis 150 mg/Einspritzung angegeben, schn. 5.4.3.
mit einer Auflösung der Einspritzmenge von 0,01 mg/Ein­
spritzung. Bis zu 5 Teileinspritzungen sind standardmäßig Messprozessfähigkeit. Die regelmäßige Prüfung der Fähig­
detektierbar. Geräte, die nach dem Prinzip des Rohrindika­ keit und Überwachung der Stabilität des Messprozesses soll
tors funktionieren, kommen in der Injektorentwicklung zum sicherstellen, dass die Messeinrichtung am Einsatzort das Er­
Einsatz. zeugnismerkmal, beispielsweise die Einspritzmenge, mit
Im Gegensatz zum Rohrindikator, bei dem zur Einspritz­ ausreichend kleiner Messwertstreuung bezogen auf die
verlaufsmessung in eine lange Rohrschleife eingespritzt Merkmaltoleranz, auf lange Zeit stabil messen kann. Die Au­
wird, beruht das Messprinzip beim hydraulischen Druck­ tomobilindustrie hat dazu Kriterien formuliert [5‑24], mit
anstiegsverfahren auf dem Einspritzen in eine Kammer mit deren Hilfe die Messprozessfähigkeit bewertet werden kann.
konstantem Messvolumen. Dadurch kommt es zu einem Werden mehrere Messeinrichtungen zur Erzeugnisprüfung
Druckanstieg in der Kammer, aus dessen zeitlicher Ände­ in der Serienfertigung eingesetzt, so ist unbedingt auf eine
rung sich der Verlauf der Einspritzrate und die eingespritzte Vergleichbarkeit der Einrichtungen unterein­ander hinsicht­
Menge berechnen lässt, [5‑22]. Bei aktuellen Geräteausfüh­ lich des konstruktiven Aufbaus und des Prüfablaufs zu ach­
rungen ist die Mess­kammer mit Prüföl gefüllt und steht ten, damit auf allen Einrichtungen dieselben Prüfrandbedin­
unter Druck, um Ausgasung von gelöster Luft und Kavita­ gungen für das Erzeugnis sichergestellt sind.
tion auszuschließen. Es wird der Einspritzverlauf dm/dt mit
Hilfe des Kammervolumens VKammer , der Schallgeschwin­ 5.4.3 Injektorprüfung
digkeit c und der Änderung des Absolutdruckes in der
Kammer dp/dt berechnet (5‑14): Messeinrichtung zur Injektorprüfung. Die geforderte, ge­
naue Einspritz- und Rücklaufmenge des komplett montierten
(5-14) Injektors wird auf speziellen Messein­richtungen bei der In­
jektorfertigung überprüft. Solche Messeinrichtungen stellen
Die Druckmessung in der Kammer erfolgt mit einem hoch­ in sich schon ein komplettes Common Rail System dar, um
genauen Piezodruck­sensor, der sich durch eine sehr kurze eine möglichst hohe Übertragbarkeit im Funktionsverhalten
Ansprechzeit auszeichnet. Die Schallge­schwindigkeit wird des Injektors im Prüfstand auf das spätere Verhalten im Mo­
mittels eines Ultraschallwandlers aus der Laufzeit eines tor zu gewährleisten. Im Unterschied zu der üblicherweise
Schallimpulses im Messvolumen berechnet. Das beschrie­ motorspezifischen Anpassung des Einspritzsystems sind die
bene hydraulische Druckanstiegsverfahren wird in der Injek­ Common Rail Komponenten der Messeinrichtungen für
torentwicklung zur simultanen Einspritzverlaufs- und Men­ eine Injektor-Generation stets die Gleichen, siehe Bild 5‑55.
genmessung angewendet.
Ablauf einer Injektorprüfung. Die Funktionsprüfung der
5.4.2 Anforderungen an die Messtechnik Injektoren hinsichtlich der zu erbringenden Einspritzmenge
pro Betriebspunkt erfolgt nach einem festgelegten Prüfab­
Die Anforderungen an die Mess- und Prüftechnik für Ein­ lauf. Das dazu erforderliche mechanische und elektrische
spritzsysteme müssen für die beiden Anwendungsbereiche Kontaktieren des Injektors mit der Messeinrichtung erfolgt
Entwicklung und Produktion getrennt betrachtet werden. vollautomatisch, um stets die gleichen Einbaubedingungen
In der Entwicklung werden i. d. R. hohe Anforderungen so­ zu garantieren und kurze Taktzeiten zu erreichen. Der daran
wohl an die Auflösung der Messsignale, zeitlich und örtlich, anschließende Prüfablauf ist so zu optimieren, dass einerseits
als auch an den Umfang der Messergebnisse gestellt. Prüf­ die spezifizierten Merkmale in kurzer Zeit mit ausreichender
bankversuche dienen hier dazu, die theoretischen Möglich­ Genauigkeit gemessen werden und andererseits stabile Prüf­
keiten neuer Einspritzsysteme experimentell zu verifizieren. randbedingungen sichergestellt sind. Üblicherweise wird die
Zu diesem Zweck muss in der Entwicklung die verwendete Messung von Einspritz- und Rücklaufmengen an mehreren
Mess­einrichtung möglichst flexibel und universell einsetz­ charakteristischen Betriebspunkten des Injektors wie Leer­
bar sein. Im Unterschied zum flexiblen Einsatz in der Ent­ lauf, Teillast, Volllast und Voreinspritzung durchgeführt. Im
wicklung wird bei der Prüftechnik in der Produktion ein zu prüfenden Betriebspunkt sind Absolutdruck im Rail und
hohes Maß an Automatisierung und Standardisierung so­ elektrische Ansteuerdauer des Injektors auf den jeweiligen
wohl bei den eingesetzten Messeinrichtungen als auch bei Motortyp abzustimmen.
5.4 Messtechnik für Einspritzsysteme 195

Bild 5-55 Messeinrichtung zur Injektorprüfung, schematisch. 1 Prüföltank mit Temperaturregelung; 2 Niederdruck-Versorgungspumpe; 3 Sensoren für Zulaufdruck und
-temperatur; 4 CR-Hochdruckpumpe mit Antrieb und Synchronisations-Geber; 5 Flexible Hochdruckleitung zum Rail; 6 Rail mit Sensoren für Druck und Temperatur;
7 Druckregelventil mit Rücklauf-Leitung; 8 Hochdruckleitung zum Injektor; 9 Common Rail-Injektor (hier: Piezo-CRI); 10 Einspritzmengenmessgerät nach dem Kolben-
Verdrängungsprinzip; 11 Niederdruck-Rücklauf vom Injektor; 12 Sensoren für Rücklaufdruck und -temperatur; 13 Druckregler für Niederdruck-Rücklauf; 14 Durchfluss-
mengenmesser nach dem Zahnradprinzip; 15 Rücklauf der eingespritzten Menge; 16 Prüfstandssteuerung; 17 Sensoren und Dateneingang; 18 Ansteuerung und Daten-
ausgang

Zu Beginn des Prüfablaufs ist auf eine vollständige Entlüf- schwingen der Temperaturen sind i. Allg. um ein vielfaches
tung des Niederdruckkreislaufs im Injektor zu achten. höher als die eigentliche Messzeit, die nur wenige Sekunden
Anschließend erfolgt das Warmlaufen des gesamten Systems für jeden Betriebspunkt beträgt. Für eine genaue und repro-
bis ein stabiler Zustand erreicht wird. Die zeitliche Reihen- duzierbare Einspritzmengenmessung am Injektor sind
folge der anschließenden Messungen ist durch den Prüfab- neben stabilen Temperaturrandbedingungen der Messein-
lauf vorgegeben und für alle Injektoren gleich. In Abhängig- richtung auch stabile Druckbedingungen im Zulauf, d. h. im
keit vom Betriebspunkt ist der thermische Energieeintrag in Rail, erforderlich. Die Regelung des Zulaufdrucks erfolgt
den Injektor und das Mengenmessgerät teilweise beträcht- mit Hilfe von hochgenauen Drucksensoren und Signalver-
lich. Bei hohem Zulaufdrücken stellen sich Temperaturen stärkern die zusammen eine Genauigkeit von ± 1 bar bei
innerhalb des Injektors und im Messgerät von bis zu 150 °C einem Absolutdruck von 2000 bar erreichen.
ein. Die erforderlichen Zeiten für das notwendige Ein-
196    5  Kraftstoffeinspritztechnik – Hydraulik

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