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Motorkühlung

9.1 Interne Motorkühlung an das Kühlmittel übertragenen Bauteilwärme auch die im


Schmieröl- und Ladeluftkühler abgeführten Wärmen.
9.1.1 Aufgabe der Motorkühlung Eine Nutzung der Verlustenergie für Heizzwecke etc.
(s. Abschn. 14) erfordert eine detaillierte Analyse zum
9.1.1.1 Wärmebilanz und Wärmetransport Enthalpiegehalt der einzelnen Wärmen sowie über Einsatz
und Art des Motors. Auch das externe Kühlsystem,
Ein Dieselmotor setzt die zugeführte Brennstoffenergie je Abschn. 9.2, ist in die Überlegungen einzubeziehen. Die
nach Motorgröße sowie Arbeits- und Verbrennungsverfah- interne Motorkühlung erfasst im Wesentlichen die bei der
ren zu 30 bis 50% in Nutzarbeit um. Der restliche Anteil – ab- Energiewandlung im Brennraum auftretenden Wandwär-
gesehen von Umsetzungsverlusten bei der Verbrennung – meverluste (s. Abschn. 1.3 und 7.2), die über einen Wärme-
wird als Wärme an die Umgebung abgegeben (Bild 9‑1), durchgangsprozess an das Kühlmittel gelangen. Daneben
größtenteils mit dem Abgas und über das Kühlsystem. Nur werden oftmals auch weitere Motorbauteile direkt gekühlt,
ein relativ kleiner Anteil gelangt über die Motoroberfläche z. B. Einspritzdüsen, Abgasturbolader und Abgasleitungen.
durch freie Konvektion und Strahlung an die Umgebung. Die Betrachtet man die Motorkühlung allein vom Standpunkt
über das Kühlsystem abgeführte Wärme umfasst neben der der Energieumsetzung her, so erscheint sie als Energiever-

Bild 9-1 
Äußere Wärmebilanz eines neuzeit‑
lichen Nfz‑Dieselmotors
9.1  Interne Motorkühlung    325

schwendung. Es stellt sich die Frage, ob der ungekühlte, von der Höhe der Leistung und der Einsatzart des Motors,
wärmedichte Motor nicht ein lohnenswertes Entwicklungs- von den klimatischen Gegebenheiten und oftmals auch von
ziel darstellt. Zu Beginn der 80er‑Jahre glaubte man vieler- der Einstellung des Käufers ab. Die Erfordernisse des Marktes
orts, mit den neu entwickelten keramischen Werkstoffen und einsatzbedingte Gründe haben in der Vergangenheit
geeignete temperaturfeste und wärme­dämmende Mate­ beim flüssigkeits- und luftgekühlten Motor zu gewissen Ein-
rialien gefunden zu haben und dem wärmedichten Motor, satzschwerpunkten geführt: Schnelllaufende Dieselmotoren
einer der Basisideen Rudolf Diesels, einen Schritt näher kleiner und mittlerer Leistungen, insbesondere für Bauma-
gekommen zu sein. schinen, Landmaschinen und Aggregate sind häufig luftge-
Schon 1970 wurde darauf hingewiesen, dass bei einem kühlt. Im Nutzfahrzeugbereich ist der luftgekühlte Motor
Fortfall der Kühlung die Bauteiltemperaturen des Motors nur noch auf wenige Fabrikate beschränkt; im Pkw‑Bereich
auf etwa 1200 °C, ein für Hubkolbenmotoren auch heute ist er in den vergangenen Jahren durch den flüssigkeitsge-
noch nicht beherrschbares Temperaturniveau, ansteigen kühlten Dieselmotor weitgehend verdrängt worden.
[9‑1], [9‑2]. Hinzu kommt, dass bei diesen Wandtempera- Beim flüssigkeitsgekühlten Motor wird – im Gegensatz
turen die Zylinderfüllung und damit die spezifische Leis­ zum luftgekühlten Motor – die Bauteilwärme nicht direkt,
tung abnehmen, wenn nicht der Füllungsverlust durch sondern auf indirektem Wege an die Umgebung abgeführt.
Aufladung bzw. durch einen erhöhten Ladedruck kompen- Die an den wärmebeaufschlagten Zonen des Zylinderkopfes
siert wird. Experimen­telle Untersuchungen an einem Motor und Zylinders vom Kühlmittel aufgenommene Wärme wird
mit wärmeisoliertem Brennraum ergaben statt der erwar- über einen geschlossenen, separaten Kühlkreislauf zu einem
teten Verbrauchsverbesserung eine spürbare Verschlechte- Kühlmittel/Luft- oder einem Kühlmittel/Wasser-Wärmetau-
rung des Kraftstoffverbrauchs [9‑3]. Als Ursache hierfür scher transportiert und erst dort, wie in Bild 9‑2 schema-
wurde ein starker Anstieg des gasseitigen Wärmeübergangs- tisch dargestellt, an die Umgebung abgegeben. Eine rechne-
koeffizienten im ersten Teil der Verbrennung nachgewiesen, rische Erfassung dieser aus mehreren Wärmeübergangs-
sodass anstatt weniger nun mehr Wärme in das Kühlmittel und Wärmeleitvorgängen bestehenden Wärmetransport­vor­
gelangt (s. Abschn. 7.2). Schließlich haben Realprozessrech- ganges in seiner Gesamtheit ist sehr aufwendig. Der Moto-
nungen gezeigt [9‑4], dass zu den Grundvoraussetzungen renkonstrukteur beschränkt sich i. d. R. auf den Wärme-
für eine niedrige Stickoxidemission eine wirkungsvolle transport vom Arbeitsgas an das Kühlmittel, was vereinfacht
Motorkühlung gehört, die einen Anstieg der Bauteiltempe- einem Wärmedurchgang durch eine ebene Wand entspricht.
raturen über das heute übliche Niveau vermeidet. Der Wärmeübergang vom Arbeitsgas an die umgebenden
Somit ist es eine unverzichtbare Aufgabe der Motorküh- Brennraumwände wurde bereits im Abschn. 7.2 beschrie-
lung, die Temperaturen der den Brennraum bildenden ben.
Bauteile (Kolben, Zylinderkopf, Laufbuchse) soweit zu sen- Das Kühlmittel des flüssigkeitsgekühlten Motors ist
ken, dass ihre Festigkeit gewahrt bleibt. Um Reibungsver- i. Allg. Wasser oder ein Wasser-Äthylenglykol-Gemisch mit
schleiß zwischen der Paarung Laufbuchse-Kolben zu ver- Korrosions- und Kavitationsschutz­additiven. Durch die
meiden, ist ein ausreichendes Laufspiel durch eine begrenzte Zugabe von Äthylenglykol kann der Gefrierpunkt des Kühl-
Wärmedehnung des Kolbens sicher zu stellen. Dazu gehört, mittels bis auf –50 °C herabgesetzt werden. Wasser ohne
dass das Schmieröl die erforderliche Viskosität aufweist und Zusatz von Äthylenglykol wird zwar in seiner Kühlwirkung
nicht thermisch überlastet wird. Bei den thermisch hoch von keinem anderen Kühlmittel übertroffen, doch beschränkt
belasteten Auslassventilen setzt die Hochtemperaturkorro­ sich die reine Wasserkühlung nur auf mittelschnell- und
sion eine zusätzliche Temperaturgrenze (s. Abschn. 4.3). langsamlaufende Schiffsdieselmotoren und wenige Aggregat­
Daneben dient die Motorkühlung auch motoren, bei denen entweder unter Zuhilfenahme von
– der Verbesserung der Leistung durch bessere Füllung, Fremdenergie oder bedingt durch den Installationsort des
– der Verringerung des Kraftstoffverbrauches und der Motors ein Gefrieren des Kühlwassers nicht möglich ist.
Abgasschadstoffemission, (Der Einfachheit halber wird von nun an bei mit Wasser/
– der Verbesserung des ATL-Verdichterwirkungsgrades und Äthylenglykol gekühlten Motoren ebenfalls von Wasserküh-
schließlich lung gesprochen.)
– der Gewährleistung der Sicherheit für Maschine und Einen Sonderfall der Flüssigkeitskühlung stellt die Ölküh­
Bedienpersonal. lung dar, die bei einigen schnelllaufenden Motoren kleiner
Leistung eingesetzt wird (nicht gemeint ist die Verwendung
Bei der Kühlung des Motors wird grundsätzlich zwischen der des Schmieröls zur Kolbenkühlung, s. Abschn. 8.6). Beim
Flüssigkeitskühlung und der Luftkühlung unterschieden. Wel- ölgekühlten Motor werden die Zylinderköpfe und Zylinder
cher Kühlungsart jeweils der Vorzug gegeben wird, hängt mit dem Schmieröl des Motors gekühlt, sodass nur zwei
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Bild 9-2 
Temperaturverlauf und Wärmeströme
in Motor und Kühlsystem

Betriebsmittel (Schmieröl, Kraftstoff) benötigt werden und auch möglich, Anhaltswerte über die Größe des kühlmittel-
auf ein zusätzliches Kühlmittel verzichtet werden kann. seitigen Wärmeübergangs­koeffizienten zu erhalten.
Wegen der für Kühlzwecke ungünstigeren Stoffeigenschaften Mit diesen Werten und unter Zuhilfenahme der Realpro-
des Schmieröls ist die darstellbare Kühlleistung jedoch zessrechnung können auf Basis der Strukturmodelle des
begrenzt (s. Abschn. 9.1.3). Zylinderkopfes und des Zylinderkurbelgehäuses die Tempe-
raturverteilungen an den Bauteilinnenseiten vorausberech-
9.1.1.2 Rechnerische Analyse des Wärmetransports net werden. Die in Bild 9‑4 gezeigte Temperaturverteilung
im Zylinderkopfboden eines ölgekühlten Motors stellt das
Bei der Analyse des Kühlwassertransports in den wärmebe- Ergebnis einer solchen Rechnung dar.
aufschlagten Bauteilen des Motors kann neben den Modell-
versuchen und experimentellen Untersuchungen m Prototyp 9.1.2 Wasserkühlung
heute auf eine Vielfalt von CAE‑Techniken zurückgegriffen
werden. Die zur Verfügung stehenden Programme auf Basis 9.1.2.1 Wärmeübergang bei Wasserkühlung
der Methode Finiter Elemente sind bei der filigranen Geome-
trie der Motorbauteile und ihrer Kühlräume, wie die Motor- Voraussetzung für eine wirkungsvolle Bauteilkühlung ist eine
darstellungen im Abschn. 17.1 erkennen lassen, für Strö­ ausreichende Kühlmittelbeaufschlagung der Zylinderköpfe
mungs­modell­rechnungen und für die Berechnung von Tem- und Laufbuchsen. In den Kühlräumen müssen Totwasserzo-
peraturfeldern und Wärmeströmun­gen geradezu optimal nen vermieden werden. Dampfblasen, die an thermisch hoch
geeignet. Mit ihnen können Auswirkungen von sich än- belasteten Bauteilpartien entstehen, müssen von dem
dernden Randbedingungen, wie Geometrieänderungen oder Kühlmittel­strom fortgespült werden. Die den Wärmeüber-
Parameter­variationen, schon im Konstruktionsstadium rela- gang vom Bauteil an das Kühlmittel beschreibenden Größen
tiv zeit- und kostensparend untersucht werden. sind aus Bild 9‑2 entnehmbar: Unter der Annahme, dass die
Derartigen Berechnungen geht die Generierung eines von der Bauteilwand an das Kühlmittel übertragene Wärme
FEM-Netzes voraus, wie im Bild 9‑3 für den Kühlwasser- der vom Kühlsystem aufgenommenen entspricht, gilt für die
raum eines Motorblocks wiedergegeben. Damit können Wärmestromdichten mit dem Wärmeübergangskoeffizienten
dann an Hand einer Strömungsmodellrechnung beispielswei- und der Wandtemperatur auf der Kühlmittelseite
se die Geschwindigkeits- und Druckverteilungen im gesam-
qWK = qK = aK (TWK – TK).
ten Kühlmittelraum des Motors analysiert, vorhandene
Totwasserbereiche lokalisiert und der Kühlmittel­durchfluss Die Kühlmitteltemperatur und die lokalen Wandtempera-
im Ventilstegbereich optimiert werden. Ferner ist es heute turen können relativ einfach gemessen werden. Wesentlich
9.1 Interne Motorkühlung 327

Bild 9-3
FEM-Netz für den Kühlmittelraum
eines Pkw-Dieselmotors (VH=1,9 l;
VW)

schwieriger gestaltet sich die Bestimmung des Wärmeüber- Laufbuchsen gegenüber den meist vorausgesetzten glatten
gangskoeffizienten für den kühlmittelseitigen Wärmeüber- Rohren zu berücksichtigen. So wird man sich oft mit den in
gang. Er ist außer von der Strömungsgeschwindigkeit des Tabelle 9-1 bzw. in der Literatur [9-5] angegebenen Erfah-
Kühlwassers, dessen Dichte, spezifischen Wärmekapazität, rungswerten für die Wärmeübergangskoeffizienten (WÜK)
Wärmeleitfähigkeit und Zusammensetzung auch von der DK begnügen müssen.
Wärmebelastung und der Ausformung des Bauteils sowie Bei kleineren (Pkw)-Dieselmotoren, Abschn. 17.1, kann
von den Strömungsverhältnissen am Bauteil abhängig. Au- entsprechend dem Aufbau von Motorblock und Zylinderan-
ßerdem wird lokal der Wärmeübergang mitunter durch Bla- ordnung (Bild 9-6) der Wärmeübergang an das Kühlmittel
sensieden und Schwingungskavitation stark beeinflusst, so- durch einen Ansatz für „querangeströmte, fluchtende Rohr-
dass insgesamt an einem Motor örtlich sehr unterschiedliche bündel“ beschrieben werden [9-10]. Das ergab ein Mes-
Wärmeübergangsverhältnisse bestehen können. Den aus der sungs-Rechnungs-Vergleich an Motoren und Modellen für
Ähnlichkeitstheorie mit ihren Kenngrößen hergeleiteten Ge- Wasser und Öl als Kühlmittel. Dazu ist ausgehend von der
setzmäßigkeiten der Wärmeübertragung [9-6], [9-7] bzw. die Kühlmittelgeschwindigkeit c0 im leeren Kanalquerschnitt
daraus entwickelten Beziehungen gelten meist für einfache und dem Hohlraumanteil \ des Strömungskanals die
geometrische Körper und definierte Strömungszustände. Sie Geschwindigkeit c\ unter Verwendung der im Bild 9-6
sind daher nur bedingt auf Motoren zu übertragen [9-8], angegebenen Größen wie folgt zu ermitteln:
[9-9].
c\ = c0 /\ = c0 /[1 – S D'/(4H)] .
Laufbuchse. Im Kühlwasserraum von Laufbuchsen größerer Mit a = S1/D’ und b = S2/D’ bestimmt sich der Anordnungs-
Motoren (Bild 9-5), herrscht überwiegend eine Vertikalströ- faktor fA zu
mung mit geringen Strömungsgeschwindigkeiten von weit
unter 1 m/s, wobei unter 0,5 m/s der Einfluss der freien Kon-
vektion gegenüber der erzwungenen überwiegt. Mit stei- Mit dem äußeren Durchmesser D' des umströmten Zylin-
gendem Temperaturgefälle TWK – TK und Abnahme der ders bzw. der charakteristischen „Überströmlänge“ L = S ·
umspülten Länge L geht die freie laminare Konvektion in D'/2 folgt für die auf c\ bezogene Reynolds-Zahl
eine freie turbulente über und der Wärmeübergang nimmt
zu. Außerdem ist auch die Rauhigkeit an der Außenseite der
328 9 Motorkühlung

Bild 9-4 Temperaturverteilung im Zylinderkopfboden (oben) und in der Zylinderkopfbodenplatte (unten) eines ölgekühlten Deutz-Dieselmotors, Typ BF4M 2011, Kühl-
ölführung s. Bild 9-10
9.1 Interne Motorkühlung 329

Damit kann bei bekannter Prandtl-Zahl Pr die unabhängige


Nußelt-Zahl Nu* bestimmt werden (Bild 9-7)

,
bzw. bei bekanntem Rohrreihenbeiwert
fR = [1 + (z – 1) fA]/z ,
der die Anzahl z der umströmten Zylinderrohre berücksich-
tigt, die Nußelt-Zahl Nu = DKL/O und damit der mittlere Wär-
meübergangskoeffizient DK für den Wärmeübergang an den
umspülten Zylinderrohren (Stoffwerte s. Tabelle 9-2).
Bei hochbelasteten wassergekühlten Motoren kann an der
Zylinderlaufbuchse durch hohe Beschleunigungen infolge
Anlagewechsel des Kolbens Kavitation auftreten [9-12].
Dadurch wird lokal der Wärmeübergangskoeffizient bis auf
das 10fache erhöht und die durch den Kavitationsangriff
hervorgerufene Materialzerstörung beschleunigt (s. Ab-
schn. 7.1).

Zylinderkopf . Auch bei den meisten Zylinderköpfen versagt


wegen ihrer komplizierten Gestaltung jeder gesetzmäßige
Ansatz für den WÜK, z. B. die Beziehungen für „längs ange-
strömte Platten“ für den Zylinderkopfboden, zumal es kaum
zur Ausbildung einer geordneten Strömung kommt. Hinzu
kommt, dass wegen der auch hier nur geringen Strömungs-
Bild 9-5 Strömungsverhältnisse an der nassen Laufbuchse eines wasserge- geschwindigkeiten und hoher thermischen Belastung der
kühlten, größeren Motors Wärmeübergang weitgehend durch eine intensive Blasenver-
dampfung bestimmt wird [9-9] mit örtlichen Wärmeüber-

Bild 9-6
Strömungsverhältnisse und Schema
der Zylinderanordnung bei Fahrzeug-
motoren
330 9 Motorkühlung

Tabelle 9-1 Anhaltswerte für kühlmittelseitige Wärmeübergangskoeffizienten

Art der Wärmeübertragung aK in W/(m2 · K)


Wasser Wasser/Ethylenglykol 50%/50% Öl
freie Konvektion 400… 2000 300…1500
erzwungene Konvektion 1000… 4000 750…3000 300…1000
Blasensieden 2000…10000 1500…7500

Bild 9-7
Nußelt-Zahl als Funkion von Rey-
nolds-Zahl und Prandtl-Zahl für den
kühlmittelseitigen Wärmeübergang
an integrierten Laufbuchsen in Fahr-
zeugmotoren
9.1 Interne Motorkühlung 331

gangskoeffizienten DK bis zu 20 000 W/m2 K (s. Tabelle 9-1 keinem Lastpunkt des Motors überschritten werden. Ein
bzw. Abschn. 9.1.2.3). bauteiltemperaturgeregeltes Kühlkonzept ist in [9-14] be-
Übersichtliche Strömungsverhältnisse bestehen demnach schrieben worden. Da bei 150 °C der Dampfdruck von Was-
nur für bohrungsgekühlte Motorbauteile (Bild 9-8), wo eine ser bei knapp 5 bar liegt, kann bei Motoren mit Heißkühlung
turbulente Rohrströmung mit relativ großen, durch die kein herkömmliches Kühlmittel verwendet werden, sofern
Zwangsströmung in engen Rohren bedingten Strömungsge- man nicht das gesamte Kühlsystem unter einen hohen, dem
schwindigkeiten existiert. Durch Variation von Teilung und Siededruck entsprechenden Druck setzen will. Erfahrungs-
Durchmesser der Bohrungen sowie deren Abstand zur gemäß ist die dazu notwendige hermetische Dichtheit nicht
Oberfläche und des Kühlmitteldurchsatzes kann nahezu erreichbar, sodass sich der Motor, bedingt durch kleinste Le-
jede gewünschte Oberflächentemperatur erreicht werden, ckagen, „einnebelt“.
sodass die für die mechanische Beanspruchung maßge- Bei den in der Vergangenheit mit Heißkühlung betrie-
benden Hauptwanddicken frei gewählt werden können benen Flugmotoren wurde als Kühlmittel reines Äthylengly-
[9-13]. Die Bohrungskühlung greift somit das Konstrukti- kol eingesetzt. Die Verwendung reinen Äthylenglykols redu-
onsprinzip einer getrennten Aufnahme von thermischer ziert jedoch den Wärmeübergangskoeffizienten auf ein
und mechanischer Belastung auf (s. Abschn. 7.1). Fünftel von dem reinen Wassers. Der Vorteil der Heißküh-
lung liegt in einer spürbaren Absenkung des Kraftstoffver-
9.1.2.2 Heißkühlung brauchs im unteren Teillastgebiet des Motors. Ursache
hierfür ist die vergleichsweise höhere Schmieröltemperatur
Wie der Name bereits andeutet, unterscheidet sich die Heiß- und eine dadurch niedrigere Ölviskosität, wodurch die
kühlung vom konventionellen Kühlverfahren durch ein hydrodynamischen Reibungsverluste des Motors reduziert
deutlich höheres Temperaturniveau des Kühlmittels. Bei der werden [9-15]. Trotz der beschriebenen Verbrauchsvorteile
Heißkühlung werden im Teillastbereich auf der Kühlmit- und intensiver Forschungstätigkeiten, vor allem in den
telaustrittseite des Motors Temperaturen bis zu 150 °C ange- 1970er-Jahren, hat die Heißkühlung bei den schnelllau-
strebt, was naturgemäß einen entsprechenden Anstieg der fenden Fahrzeug- und Industriemotoren bis heute keine
Bauteiltemperaturen zur Folge hat. Durch eine geeignete Re- Verbreitung gefunden. Der Grund hierfür ist das Fehlen
gelung der Kühlmitteltemperatur muss jedoch sichergestellt eines geeigneten Kühlmediums, das die vielfältigen, an ein
werden, dass die maximal zulässigen Bauteiltemperaturen in Kühlmittel gestellten Anforderungen erfüllt. Einen bedeu-
tenden Schritt in Richtung Heißkühlung enthält die in
Abschn. 9.1.3 beschriebene Ölkühlung, bei der die Kühlmit-
teltemperatur am Motoraustritt maximal 130 °C beträgt.

9.1.2.3 Verdampfungskühlung

Grundlagen

Die Verdampfungskühlung beruht auf dem physikalischen


Prinzip der Kühlung durch latente Wärme und der damit
verbundenen immanenten Temperaturregelung. An den zu
kühlenden Bauteilen wird dabei die Kühlflüssigkeit bis auf
Siedetemperatur erhitzt, so dass durch Blasensieden Wärme
an das Kühlmittel übertragen wird, ohne dass eine Zwangs-
durchströmung der Kühlräume des Motors erfolgen muss:
Bei hoher thermischen Belastung des Bauteiles steigen an der
kühlseitigen Oberfläche die Temperaturen, so dass in der
wandnahen Grenzschicht ein überhitzter Zustand erreicht
wird, obwohl die mittlere Temperatur der Kühlflüssigkeit un-
terhalb ihrer Sättigungstemperatur liegt. Die dadurch entste-
henden Dampfblasen werden vom Kühlmittelstrom mitge-
Bild 9-8 Bohrungskühlung bei einem Zylinderkopf eines Zweitakt-Großdie- rissen, so dass es in Wandnähe zu Implosionen kommt und
selmotors (MAN B&W) nach [9-9] somit infolge der weiterhin erfolgenden Dampfblasenbil-
dung zu einer intensiven Pulsationsströmung. Diese nimmt
332 9 Motorkühlung

mit zunehmender Wärmebelastung zu, damit auch der turen, die auch bei Volllast bei hohen Kolbenflächenleis-
Wärmeübergangskoeffizient WÜK. Eine in [9-10], [9-11] tungen im normalen Bereich bleiben. Bei dem in Bild 9-9
mitgeteilte und experimentell bestätigte Beziehung für den dargestellte Schema eines Verdampfungssystems mit ge-
WÜK berücksichtigt das gleichzeitige Auftreten von Blasen- schlossenem Kreislauf wird das verdampfte Kühlmittel ver-
sieden und Konvektion. flüssigt. Es zirkuliert mit Hilfe einer elektrisch angetriebenen
Blasensieden tritt mehr oder weniger stark an allen ther- Kühlmittelpumpe ständig durch die Motorkühlräume, bei
misch hochbelasteten Bauteilen auf, auch im oberen Bereich kaltem Motor über die Kurzschlussleitung und bei warmem
von Laufbuchsen. Der damit verbundene starke Anstieg des Motor über den Wärmetauscher, wobei das Kühlmittel so-
WÜK bedeutet für den Motor gewissermaßen einen ther- wohl in flüssiger als auch in dampfförmiger Phase vorliegt.
mischen Selbstschutz, da die Wandtemperatur auf der Kühl- Der Fluid-/Dampf-Abscheider sorgt dafür, dass vorwiegend
mittelseite wegen des erhöhten Wärmeübergangs nur um Dampf zum Wärmetauscher geführt wird. Aufgrund der ho-
etwa 10 bis 20 K zunimmt. Bei lokal auftretendem Blasen- hen Verdampfungswärme des auf Wasser basierenden Kühl-
sieden kann dennoch der größere Temperaturgradient im mittels beträgt dessen Volumenstrom nur etwa 1 bis 3% des
Bauteil zu stärkeren Verformungen und Spannungen füh- Wertes bei Zwangsumlaufkühlung, sodass relativ kleine
ren, insbesondere bei Wechsellastbetrieb. Pumpen mit stark verringerter Antriebsleistung zugunsten
eines geringeren Kraftstoffverbrauchs eingesetzt werden
Verdampfungskühlung mit geschlossenem System können.
Zur Vermeidung von Kavitation am Pumpeneintritt muss
Zu den Vorteilen dieser Kühlungsart gehört, dass im Ver- das angesaugte Kühlmittel durch entsprechende Bemessung
gleich zur Zwangsumlaufkühlung die Temperaturverteilung des Fahrzeugwärmetauschers und des Kühlmittelstromes
im Bauteil wesentlich gleichmäßiger ist bei nur geringen ausreichend unterkühlt werden. Die Dampfströmung in den
lastabhängigen Temperaturschwankungen im Kühlmittel. Wärmetauscher entsteht durch das Partialdruckgefälle
Da die Siedetemperatur des Kühlmittels vom Dampfdruck gegenüber den Motorkühlräumen.
und damit vom Systemdruck abhängt, kann durch eine pro- Für ein gebräuchliches Äthylenglykol-Wasser-Gemisch
grammierte Druckregelung das Temperaturniveau der Bau- mit einem Volumenanteil von 50/50% ergeben sich im ther-
teile bei unterschiedlichen Motorbelastungen annähernd mischen Gleichgewicht systemabhängige Siedetemperaturen
konstant gehalten werden. Damit erreicht man, wie mit der von 105 bis 120 °C bei einem Überdruck im System von 100
Heißkühlung, Abschn. 9.1.2.2, im Teillastbetrieb niedrigere bis 300 mbar, also deutlich niedriger als bei der in Pkws
Kraftstoffverbräuche infolge der höheren Bauteiltempera- üblichen Flüssigkeitsumlaufkühlung. Damit verringern sich

Bild 9-9
Schema einer Verdampfungskühlung
(VW)
9.1  Interne Motorkühlung    333

die Anforderungen an die Druckfestigkeit der Bauteile. Die etwas erhöht wird. Der ölgekühlte Motor kommt dem „heiß-
erreichbaren Verbrauchssenkungen betragen bei Ottomo- gekühlten“ Motor mit seinem im unteren Teillastgebiet ge-
toren bis zu 5%, bei Dieselmotoren wegen der nicht wirk- ringeren spezifischen Kraftstoffverbrauch schon recht nahe.
samen thermischen Entdrosselung nur bis zu 3% [9‑16], 130 °C heißes Öl hat gegenüber Wasser von 95 °C eine
[9‑17]. etwa 15% kleinere Dichte, eine nur ungefähr halb so große
Problematisch ist, dass das übliche additivierte Äthylen- spezifische Wärmekapazität, eine nur etwa ein Fünftel so
glykol‑Wasser‑Gemisch nicht azeotrop ist, d. h. im Kühl- hohe Wärmeleitfähigkeit und eine um 10- bis 30fach größe-
raum des Motors destilliert der niedrig siedende Wasseran- re dynamische Viskosität. Wegen der größeren Viskosität
teil und bedingt somit eine Konzentrationserhöhung des des Kühlmittels muss beim ölgekühlten Motor der Quer-
Glykols. Daraus folgt ein stetiger Anstieg der Siedetempera- schnittsbemessung der Kühlräume und der Kühlölboh-
tur und zum Ausgleich eine ständige Zufuhr von unterkühl­ rungen ein besonderes Augenmerk gewidmet werden.
ter Kühl­flüssigkeit. Im Wärmetauscher kommt es dagegen Der Wärmeübergangskoeffizient erreicht bei der Ölküh-
zur Verminderung des Glykolanteils und damit zur Beein- lung nur 25 bis 30% des Wertes von wassergekühlten
trächtigung des Frostschutzes. Geeignete Alternativen für Motoren (s. Tabelle 9‑1). Der Exponent der Geschwindig-
die Kühlflüssigkeit wurden bisher nicht gefunden. keit in der Korrelation αK ~ cn beträgt im Mittel 0,3. Auf-
Berücksichtigt man dazu die z. T. noch ungelösten Prob­ grund der moderaten Wärmeübergangskoeffizienten auf
leme bei der Gestaltung der Kühlräume, zur Frage des der Kühlmittelseite kann mit dem ölgekühlten Motor natur-
zusätzlichen Raumbedarfs für Wasserabscheider, Ausdeh­ gemäß nicht die gleiche spezifische Leistung wie mit einem
nungsgefäß, größere Rohrquerschnitte etc., so erklärt sich, wassergekühlten Motor erreicht werden. Die maximale spe-
dass trotz der Vortei­le ein Motor moderner Konzeption mit zifische Leistung des aufgeladenen, ölgekühlten Motors liegt
Verdampfungskühlung bislang nicht bis zur Serienreife ent- bei 21 kW/Liter. Der weniger intensive Wärmeübergang
wickelt werden konnte, zumal im Hinblick auf den tech- und die höheren Kühlmitteltemperaturen haben jedoch den
nischen Gesamtaufwand im Vergleich zur herkömmlichen Vorteil geringer Temperaturgradienten im Bauteil und einer
Kühlung keine Kostenvorteile bestehen. damit deutlich niedrigeren Materialbeanspruchung. Die
Ölkühlung ist im Vergleich zur Wasserkühlung eine „wei­
Verdampfungskühlung mit offenem System che“ Kühlung.
In [9‑19] wird die neue Baureihe 2011 von ölgekühlten
In früheren Zeiten auch in Europa bei kleinen, robusten Ein- Dieselmotoren als Weiterentwicklung der Baureihe 1011
zylinder-Diesel­motoren geringer Leistung angewendet, fin- [9‑18] vorgestellt (s. auch Abschn. 18.2). Die vornehmlich
det man dieses Kühlsystem in millionenfacher Ausführung für Kleintraktoren, Baumaschinen und Aggregate konzi-
als Einzylinder-Dieselmotoren in liegender Bauart, z. B. in pierten Motoren mit Direkteinspritzung und einer Leistung
China, zur Motorisierung von sog. walking tractors, die u. a. bis zu 65 kW bei einer Nenndrehzahl von 2800 U/min
in der Landwirtschaft oder in der Bauindustrie die Menschen zeichnen sich durch ein ölgekühltes Zylinder­kurbelgehäuse
von schwerer körperlicher Arbeit entlasten. Das verdampfte in „Open-Deck-Ausführung“ mit eingegossenen Laufbuch-
Kühlwasser kann durch einfaches Rohwasser ersetzt wer- sen und einem gleichfalls ölgekühlten Zylinderkopf mit
den. Bohrungs­kühlung in Block­bauweise aus. Die Öldurchströ-
mung der Zylinderreihe erfolgt in Motorlängs­richtung. Das
9.1.3 Ölkühlung gesamte von der Ölpumpe geförderte Kühlmittel umströmt
zuerst die Zylinderwände (Bild 9‑10).Um eine ausreichende
Kühlung mit Öl verändert sowohl die thermische Beanspru- Durchströmung auch der Zylinderzwischenwände zu
chung der Bauteile als auch das Betriebsverhalten des Mo- gewährleisten, wurden die Strömungsquerschnitte im Kur-
tors. Öl gefriert nicht und siedet nicht in dem relevanten belgehäuse von Zylinder zu Zylinder variiert. Der Zylinder-
Temperaturbereich von –50 °C bis 150 °C. Beim ölgekühlten kopfboden hat eine zum Zylinderkurbelgehäuse spiegelbild-
Motor (Bild 9‑10) treten Probleme der Korrosion und der liche Kühlraumgeometrie und wird vom Kühlöl in entge-
Kavitation nicht auf. Die Betriebstemperatur des Kühlöls gengesetzter Richtung durchströmt, s. Bild 9-4.
liegt mit 100–130 °C deutlich über den üblicherweise auftre- Die Kühlräume von Kurbelgehäuse und Zylinderkopf
tenden Kühlwassertemperaturen. Dies hat ein entsprechend werden durch die Zylinder­kopfdichtung getrennt. Durch
höheres Bauteiltemperaturniveau zu Folge, was wiederum darin befindliche Bohrungen strömt das Kühlöl vom Kur-
dazu führt, dass im Vergleich zum herkömmlichen wasserge- belgehäuse in den Ringkanal des Zylinderkopfes. Schräg
kühlten Motor die vom Kühlmittel abgeführte Bauteilwärme nach oben führende und miteinander verbundene Boh-
leicht verringert wird und der Wärmeinhalt des Abgasstroms rungen sorgen für einen dosierten Ölabfluss jeder Zylinder-
334 9 Motorkühlung

Bild 9-10
Schema der Schmier- und Kühlölfüh-
rung eines ölgekühlten Deutz-Diesel-
motors, Typ BF-4M [9-18]

einheit. Zwei V-förmig im Zylinderkopf angeordnete Boh- Verbrennungsmotor selbst. Bereits 1871 stellte der Franzose
rungen über dem letzten Zylinder auf der Gebläseseite ver- DE BISSCHOP einen luftgekühlten Verbrennungsmotor vor.
binden den Ringkanal im Zylinderkopfboden mit der Rück- Der nach dem atmosphärischen Prinzip von LENOIR arbei-
laufgalerie. Dadurch wird der Strömungswiderstand im tende Einzylinder-Gasmotor [9-20] besaß am Arbeitszylin-
Zylinderkopf insgesamt reduziert, die Durchflussmenge der angegossene Längsrippen, die die Kühlwärme durch freie
erhöht und die Kühlung des Zylinderkopfes durch die Konvektion an die Umgebung abführten.
gleichmäßige Verteilung der Kühlflüssigkeit verbessert. Die Der nach BLERIOTS Flug 1909 über den Ärmelkanal
mit ölgekühlten Motoren gewonnenen Erfahrungen haben einsetzende stürmische Aufbau einer Luftfahrtindustrie
gezeigt, dass weder Ablagerungen in den Kühlräumen noch erfasste auch die Entwicklung des luftgekühlten Flugmotors
eine Verschlechterung der Viskositätseigenschaften und und ist durch folgende Marksteine gekennzeichnet: Ent-
erhöhte Öloxidation auftreten. wicklung von Aluminiumlegierungen (1915), Einführung
von Leichtmetall-Zylinderköpfen (1920), Erforschung der
9.1.4 Luftkühlung physikalischen Zusammenhänge bei der Wärmeabfuhr über
Kühlrippen [9-21], deren optimalen Gestaltung [9-22],
9.1.4.1 Historischer Rückblick [9-23] sowie des Einflusses der Kühlluftführung.
Neben den Flug-Ottomotoren, die um 1944 Kolbenflä-
Die Idee der Luftkühlung – die Bauteilwärme des Motors di- chenleistungen von ca. 0,5 kW/cm2 erreichten, sahen sich
rekt an die Umge-bungsluft abzuführen – ist so alt, wie der viele Firmen in den 1930er Jahren weltweit veranlasst an der
9.1  Interne Motorkühlung    335

Entwicklung von Flugdiesel­motoren zu arbeiten, um der 9.1.4.2 Wärmeübertragung vom Bauteil an die Kühlluft
Gefahr höhenbedingter Zündaussetzer zu begegnen und
höhere Wirkungsgrade zu erreichen. Von insgesamt 25 Pro- Wärmeübergang und Kühlflächengestaltung
jekten waren 12 Motoren luftgekühlt, jedoch nur der was-
sergekühlte Gegenkolbenmotor Jumo 205 von JUNKERS Wärmeübergangskoeffizient α, Temperaturgefälle ∆TK und
erreichte größere Stückzahlen. Etwa zeitgleich kamen luftge- wärmeübertragende Fläche A bestimmen die übertragbare
kühlte Fahrzeugdieselmotoren auf dem Markt: 1927 stellte Wärme (s. Abschn. 9.1.2). Der Wärmeübergangskoeffizient
Austro-Daimler den ersten schnelllaufenden Dieselmotor (WÜK) hängt von der Strömungsgeschwindigkeit c und den
vor, einen Vierzylinder-Reihenmotor mit einer Leistung von Stoffeigenschaften (Wärmeleitzahl λ, kinematische Viskosi­
15 PS. tät ν, Temperaturleitzahl a) ab. Schon die Gegenüberstellung
Das unter extremen klimatischen Bedingungen relativ der Stoffwerte in Tabelle 9‑2 weist auf die unterschiedlichen
große störanfällige System wassergekühlter Motoren führte Wärmeübergangsverhältnisse bei Luft- und Flüssigkeitsküh-
während des 2. Weltkrieges zu Entwicklungsaufträgen für lung hin.
luftgekühlte Nfz- bzw. Panzer-Dieselmotoren an die Indus- Der Wärmeübergang in einem turbulent durchströmten
trie. Aufbauend auf den dabei gewonnenen Ergebnissen Rohr der lichten Weite D kann mit Hilfe der Ähnlichkeits-
wurden seit den 1950er Jahren luftgekühlte Dieselmotoren theorie und ihrer Kenngrößen Nußelt-Zahl Nu = a · D/l,
ent­wickelt und in Nutzfahrzeugen, Land- und Baumaschi- Reynolds-Zahl Re = c · D/v und Prandtl-Zahl Pr = v/a durch
nen eingesetzt [9‑24] bis [9‑26]. Einige wenige Motoren­ folgende Potenzgleichung beschrieben werden (104 < Re <
firmen boten seinerzeit bewusst nur luftgekühlte Dieselmo- 105):
toren an: Die Firma Klöckner-Humboldt-Deutz (heute
Nu = 0,024 · Re4/5 · Pr1/3.
Deutz AG) war dabei seit den 1950er Jahren weltweiter
Marktführer. Luftgekühlte Dieselmotoren waren um 1980 in Für gleiche Rohrdurchmesser und Strömungsgeschwindig-
80% der Baumaschinen deutscher Produktion zu finden. keiten folgt für das Verhältnis der Wärmeübergangskoeffi­
Der mit dem Trend zu höherer Leistungsdichte stei- zienten für Luft und Wasser (Index „Lu“ bzw. „Wa“):
genden thermischen Bauteil­belastung konnte zunächst
durch den Übergang zur direkten Einspritzung und durch ,
die Verwendung von Aluminium­legierungen höherer bzw. nach Einsetzen der Stoffwerte (Tabelle 9‑2),
Warmfestigkeit begegnet werden. Doch seit Mitte der 80er
.
Jahre sind die Produktionszahlen bei luftgekühlten Diesel-
motoren rückläufig. Kleine Industrie-Dieselmotoren mit Der Wärmeübergangskoeffizient bei Wasserkühlung ist also
einer Leistung bis etwa 15 kW sind wegen der Kostenvor- unter gleichen Bedingungen etwa 900‑mal größer als bei
teile durch das integrierte Kühlsystem nach wie vor fast nur Luftkühlung. Die gegenüber Wasser deutlich kleinere Dichte
luftgekühlt, für Baumaschinen und Aggregate werden bis zu erlaubt aber wesentlich größere Luftgeschwindigkeiten und
einer Leistung von ca. 100 kW auch heute noch luftgekühlte damit eine 8- bis 10fache Steigerung des Wärmeübergangs.
Dieselmotoren bevorzugt. In dem darüber liegenden Leis­ Trotz der dadurch möglichen Verbesserung entsprechend
tungsbereich bis ca. 400 kW existieren beide Kühlungsarten einem Verhältnis von
nebeneinander [9‑27], [9‑28].

kann die gleiche Kühlleistung wie bei der Wasserkühlung nur


durch größere Temperaturgefälle zwischen Bauteil und

Tabelle 9-2  Stoffwerte von Luft und Wasser

Luft bei 60 °C Wasser bei 95°C Verhältnis Luft zu Wasser


Dichte r kg/m3 1,045 961,70 1: 920
spezif. Wärmekapazität cp kJ/(kg · K) 1,009 4,21 1: 4,2
Wärmeleitfähigkeit λ W/(m · K) 28,94 · 10-3 675,30 · 10–3 1: 23
kinematische Viskosität ν m2/s 18,90 · 10-6 0,31 · 10-6 61 : 1
Temperaturleitfähigkeit a m2/s 27,40 · 10-6 0,17 · 10-6 161 : 1
336    9  Motorkühlung

Kühlmittel sowie durch das Verrippen der Bauteile und da- leitfähigkeit, übertragen würde. Wie aus Bild 9‑11 hervor-
mit vergrößerte Oberflächen abgeführt werden. Bei gleicher geht, nimmt mit größer werdendem Wärmeübergangskoef-
Kühlleistung und einem Verhältnis der Temperaturdiffe- fizienten die zur Wärmeüber­tragung notwendige Rippen-
renzen von erfahrungsgemäß höhe und damit die Bedeutung der Verrippung schnell ab.
Kühlraumwände von wassergekühlten Motoren bleiben des-
halb unverrippt. Für den Grenzfall, dass Rippenhöhe und
muss die wärmeabgebende Oberfläche an der Kühlseite auf Rippendicke gegen null gehen, vereinfacht sich die Gleichung
für die Wärmestromdichte zu der für die ebene glatte Wand
geltenden Form qK = aK (TWK – TK).
vergrößert werden. Voraussetzung für eine hinreichend genaue Bestimmung
Für gerade Rippen mit einem Rechteckquerschnitt, einer des Kühlwärmestroms ist, dass außer der lokalen Bauteil-
Rippenhöhe h, einer Rippenbreite b und Lückenweite s temperatur die Größe des Wärmeübergangskoeffizienten
sowie einer Wärmeleitzahl λR gilt für den Kühlwärme- bekannt ist. Die verschiedenen Gleichungen für den Wär-
strom qK bei der Wandtemperatur TWK am Rippenfuß und meübergangskoeffizienten lassen sich prinzipiell auf einen
der Kühllufttemperatur TK: der Ansätze
– Wärmeübergang in einem durchströmten Kanal
– Wärmeübergang an einem umströmten Körper
mit dem Rippengütegrad
zurückführen [9‑9]. Für den 1. Ansatz einer Kanalströmung
kann für den Rippenkanal eines vollverkleideten Rippen-
der den von einer Kühlrippe tatsächlich abgegebenen Wär- rohres auf eine Vielzahl von gesicherten Wärmeübergangs-
mestrom mit jenem vergleicht, den eine Rippe konstanter gleichungen für turbulente Rohrströmung unter Einsetzen
Oberflächentemperatur, also mit unendlich großer Wärme- des hydraulischen Durchmessers zurückgegriffen werden

Bild 9-11 
Einfluss der Rippenhöhe und des Wärmeübergangskoeffizi‑
enten auf die Wärmestromdichte bezogen auf das Tempe‑
raturgefälle für Graugussverrippung mit λR=58 W/(m K)
9.1 Interne Motorkühlung 337

[9-29]. Der 2. Ansatz basiert auf Arbeiten von Krischer und werkstoffes bestimmt maßgeblich den Temperaturverlauf
Kast [9-30], [9-31] und entspricht dem Fall des unverklei- zwischen Rippenfuß und Rippenspitze, wie die Gegenüber-
deten Rippenrohres. Die rechnerische Behandlung des Wär- stellung einer Aluminium-Verrippung mit einer Grauguss-
meübergangs in Anwendung auf den luftgekühlten Motor Verrippung in Bild 9-12 verdeutlicht.
wird in [9-27] beschrieben. In Fällen, in denen die Strö- Die Oberflächenvergrößerung durch Erhöhung der Rip-
mungsverhältnisse an der Verrippung nicht hinreichend ge- penzahl und Verkleinerung der Lückenweite ist ebenfalls
nau bekannt sind, muss letztlich auf experimentell gewon- nur bis zu einer bestimmten Grenze möglich. Diese wird
nene Wärmeübergangskoeffizienten zurückgegriffen werden durch jene Lückenweite festgelegt, bei der der Umschlag zur
[9-32]. turbulenten Strömungsform unmittelbar vor dem Zusam-
Die Vergrößerung der wärmeabgebenden Oberfläche mittels menfließen der benachbarten Grenzschichten erfolgt. Die
Verrippung kann sowohl durch eine größere Rippenhöhe als minimale, noch wirtschaftliche Lückenweite beträgt etwa
auch durch eine höhere Rippenzahl erreicht werden. Beide 1,2 mm [9-33]. Derart kleine Lückenweiten liegen an der
Möglichkeiten führen bei gleicher Oberflächenvergrößerung Grenze der Herstellbarkeit und sind nur an bearbeiteten
jedoch nicht zwangsläufig zu derselben Erhöhung der Stahlzylinderrohren von luftgekühlten Hochleistungsmo-
Wärmestromdichte: Die Vergrößerung der Rippenhöhe toren anzutreffen.
über ein gewisses Maß hinaus bewirkt keine höhere Wärme- Bei im Kokillengussverfahren hergestellten Aluminium-
abfuhr, da sich die Temperatur der Rippenspitze bereits der Zylinderköpfen sind Rippenhöhen bis zu 70 mm mit mini-
der Kühlluft annähert. Die Wärmeleitfähigkeit des Rippen- malen Lückenweiten von 3,5 mm am Rippenfuß und Rip-

Bild 9-12
Einfluss von Rippenhöhe h und Wär-
meleitfähigkeit OR der Rippe auf die
Wärmestromdichte bezogen auf das
Temperaturgefälle bei konstantem
Wärmeübergangskoeffizienten
DK=150 W/(m2 K)
338 9 Motorkühlung

pendicken von 3 bis 2 mm vom Fuß zur Spitze wirtschaftlich misch hochbelasteten Bauteilen bei Wasserkühlung durch
und auch einwandfrei ausführbar. Grauguss-Zylinderrohre örtlich auftretendes Blasensieden bis zu 5 ˜ 103 kW/m2 an
werden aufgrund der kleineren Wärmeleitfähigkeit mit Rip- Wärme abgeführt werden.
penhöhen nicht über 35 mm und mit Lückenweiten von
3 mm am Rippenfuß sowie Rippendicken von 2,5 bis 1,5 mm Kühlluftführung und Wärmeübergang
vom Fuß zur Spitze im Sandgussverfahren hergestellt. Bei
kleineren Rippendicken und Lückenweiten muss auf Ver- Die Kühlluftführung beeinflusst den Wärmeübergang und
fahren der mechanischen Bearbeitung, wie im Flugmoto- damit den Temperaturverlauf am Bauteil. Bei einem quer an-
renbau, übergegangen werden. geströmten Rippenrohr wird die Kühlluft zunächst am
Bei einem mittleren Wärmeübergangskoeffizienten Auftreffpunkt gestaut, umströmt dann den Zylinder bis sie
DK = 250 W/(m2K) setzt man für die maximal abzuführende seitlich in Höhe des Meridianschnittes abreißt, so dass hinter
Wärme bei einem Zylinderrohr mit gegossenen Grauguss- dem Zylinder eine Totwasserzone entsteht. Das führt dazu,
rippen ca. 0,2 ˜ 103 kW/m2, mit bearbeiteten Alfin-Rippen dass auf der Zylinderrückseite die höchste und auf der
0,5 ˜ 103 kW/m2 an. Im Vergleich dazu können von ther- Zuströmseite die niedrigste Wandtemperatur auftritt (Bild
9-13). Um einen Verzug des Zylinders durch unterschied-
liche Wärmedehnungen zu vermeiden, ist eine Kühlluftfüh-
rung durch Verkleiden der Rippenrohre erforderlich
(Bild 9-14). Nur bei Motoren mit kleinem Bohrungsdurch-
messer und geringer Hubraumleistung, wie z. B. Motorrad-
motoren, kann man darauf verzichten.
Durch die Führungsbleche soll erreicht werden, dass die
Rippenkanäle ohne Totwasserzonen von der Kühlluft durch-
strömt werden. Durch die Wärmeaufnahme der Kühlluft im
Rippenkanal ist prinzipbedingt bei Queranströmung eine
vollständig gleichmäßige Temperaturverteilung am Umfang
nicht zu erreichen. Erfahrungsgemäß gilt abhängig von der
Erwärmung der Kühlluft um 'TKL für die maximale Tempe-
raturabweichung am Umfang 'TUmfang [9-24]
.
Für eine maximal zulässige Temperaturunrunde von 40 K ist
die Aufheizung der Kühlluft somit auf 50 K begrenzt.
Bild 9-13 Temperaturverlauf bei einem quer angeströmten, unverkleideten
Zylinderrohr (Anströmung von links)

Bild 9-14 Kühlluftführungen: Argus-Verkleidung (links); am Rippenrohr anliegende Verkleidung (rechts) [9-35]
9.1 Interne Motorkühlung 339

9.1.4.3 Konstruktive Merkmale luftgekühlter Motoren rohr gegenüber den wesentlich kühleren Schrauben
begrenzen.
Gesamtaufbau des Motors Der für die Motorbaulänge maßgebliche Zylinderabstand
wird bei luftgekühlten Reihenmotoren von der Kühlrippen-
Auffallendste Konstruktionsmerkmale des luftgekühlten gestaltung und nicht durch das Abstandsmaß der Kurbel-
Motors sind die Einzelzylinder und das integrierte Kühlsys- wellenlager bestimmt. Er beträgt, bezogen auf die Zylinder-
tem. Die fast ausnahmslose Verwendung von Zylinderköp- bohrung, i. Allg. 1,35 bis 1,45, im Extremfall nur 1,275
fen aus Aluminium (gleichmäßigere Temperaturverteilung (KHD-Motorbaureihe B/FL 913).
im Zylinderkopfboden, maximale Wärmeabfuhr an den Vergleicht man die Einbauabmessungen von luft- und
Kühlrippen) sowie die Forderung nach ungehinderter Wär- wassergekühlten Motoren, letztere einschließlich der exter-
medehnung der Bauteile erfordern bei der sehr unterschied- nen Kühlanlage, so ist der luftgekühlte Motor mit seinem
lichen Wärmedehnung von Aluminium und Gusseisen integrierten Kühlsystem trotz größeren Zylinderabstandes
zwangsläufig die Einzelzylinderbauweise. Daher ist der luft- ein äußerst kompaktes Antriebsaggregat. Dies gilt besonders
gekühlte Motor geradezu prädestiniert für das Baukasten- für den V Motor, bei dem das Kühlgebläse raumsparend
prinzip [9-36] mit einer großen Anzahl von Gleichteilen und zwischen den Zylinderreihen angeordnet wird.
den dadurch bedingten Kostenvorteilen bei der Herstellung
und der Ersatzteilhaltung, insbesondere bei kleinen und Kurbelgehäuse
mittleren Stückzahlen. Der modulare Motoraufbau gestattet
ferner eine problemlose Instandsetzung im Bereich von Zy- Das Kurbelgehäuse mit dem Zylinderrohr nimmt den Kraft-
linderkopf, Zylinderrohr und Kolben ohne Ausbau des Mo- fluss vom Zylinderkopf zum Kurbeltrieb mit der Kurbelwel-
tors und Demontage der Ölwanne. lenlagerung auf und verlangt daher für einen einwandfreien
Zylindereinheiten luftgekühlter Dieselmotoren sind in Kolbenlauf eine hohe Formsteifigkeit. Auch dann, wenn z. B.
den meisten Fällen mit vier Zugankern ausgerüstet, die den bei Traktoren das Kurbelgehäuse gleichzeitig tragendes Ele-
Zylinderkopf mit dem Kurbelgehäuse verbinden, das ment des Fahrzeugs ist. Die Gegenüberstellung der für die
Zylinderrohr zwischen beiden verspannen und die Gas- Biege- und Torsionssteifigkeit maßgeblichen Querschnitte
kräfte direkt in das Kurbelgehäuse übertragen. Die Zugan- des Kurbelgehäuses eines luftgekühlten und eines wasserge-
ker sind schlanke, hochelastische Dehnschrauben, die die kühlten Motors gleicher Hauptabmessungen im Bild 9-15
Wechselbelastungen in den Spannungsquerschnitten der zeigt, dass die Gestaltung des Kurbelgehäuses vom luftge-
Gewinde mindern und den Kraftzuwachs infolge der kühlten Motor aufgrund der durch den fehlenden Wasserkas-
größeren Wärmedehnung von Zylinderkopf und Zylinder- ten wesentlich kleineren Bauhöhe und der dadurch ungüns-

Bild 9-15 Für die Formsteifigkeit maßgeblicher Querschnitt eines luftgekühlten Motors mit Zylinderrohr und Einzelzylinderkopf (links) sowie eines wassergekühlten
Motors mit Blockzylinderkopf (rechts)
340 9 Motorkühlung

tigeren Steifigkeitsvoraussetzungen großer Sorgfalt bedarf.


Wirksame und bewährte Maßnahmen, dem Kurbelgehäuse
des luftgekühlten Motors eine hohe Formsteifigkeit zu verlei-
hen, sind
– weit unter die Kurbelwellenachse heruntergezogene und
nach Möglichkeit gewölbte Gehäuseseitenwände,
– durchlaufende Versteifungsrippen an den Gehäuseseiten-
und Gehäusequerwänden sowie ein kräftiger, breiter
Ölwannenflansch,
– ein relativ dickes, nur wenig durchbrochenes Zylinderauf-
lagedeck,
– die Verwendung einer Gussölwanne anstelle einer Blechöl-
wanne,
– die Querverschraubung der Grundlagerdeckel mit den
Gehäusewänden bei V-Motoren [9-37].

Luftgekühlte Motoren werden aus Steifigkeitsgründen häu-


fig auch in der Tunnelbauart ausgeführt [9-27].

Bild 9-16 Alfin-Zylinderrohr eines luftgekühlten Dieselmotors (Teledyne-


Zylinderrohr
Continental Motor) [9-28]
Das als Laufbuchse mit Kühlrippen ausgebildete Zylinder-
rohr wird gewöhnlich einteilig in Grauguss hergestellt. Auch
bei hohen Stückzahlen ist das Sandgussverfahren noch kos-
tengünstig. Um die durch die Schraubenkräfte und den Zy- dung zum Zylinderrohr sicherzustellen, muss der Zylinder-
linderinnendruck auftretende Buchsenverformung möglichst kopf eine hohe Formsteifigkeit besitzen. Beim luftgekühlten
klein zu halten, werden die Wände im oberen und unteren Zylinderkopf sind neben den Gaskanälen, der Einspritzdüse,
Rohrbereich meistens etwas dicker ausgeführt und die oberste einer ggf. vorhandenen Nebenkammer und den Zylinder-
Zylinderrohrpartie mit über dem Umfang geschlossenen kopfschrauben noch die Kühlrippen und notwendigen Strö-
Kühlrippen versehen. Bei Motoren mit hohen Hubraumleis- mungsquerschnitte für die Kühlluft unterzubringen. Eine
tungen muss aus Festigkeits- und Kühlungsgründen auf schwierige Aufgabe, wenn man bedenkt, dass beispielsweise
Stahlgussrohre übergegangen und der filigrane Kühlrippen- bei einem Dieselmotor mit Direkteinspritzung zur Kühlung
körper durch mechanische Bearbeitung hergestellt werden. des Zylinderkopfbodens und des Auslasskanalbereiches eine
Das unter dem Namen Alfin-Verfahren [9-38] bekannt Rippenfläche von der 30- bis 35fachen Kolbenfläche notwen-
gewordene Verbundgussverfahren (Bild 9-16), bei dem eine dig ist. Die Gestaltung der Kühlrippen muss darüber hinaus
etwa 0,03 mm dicke metallische Zwischenschicht für eine so vorgenommen werden, dass die maximale Zylinder-
spaltfreie Verbindung zwischen einer Stahlbuchse und dem kopftemperatur zwischen den Ventilen begrenzt bleibt und
verrippten Aluminiummantel sorgt, wird bzw. wurde bis auf große Temperaturunterschiede zur Vermeidung hoher Wär-
wenige Militärapplikationen nur im Flugmotorenbau ver- mespannungen im Zylinderkopfboden vermieden werden.
wendet; unter Einsatz von Grauguss statt Stahl auch bei Diese Forderungen lassen sich i. Allg. nur mit Zylinderköp-
Dieselmotoren im kommerziellen Bereich. Zylinderrohre fen aus Aluminium erfüllen, dessen hohes Wärmeleitvermö-
aus Leichtmetall mit entsprechend behandelten Laufflächen gen die Wärmeverteilung im Zylinderkopfboden begünstigt
werden nur bei Ottomotoren eingesetzt [9-39], [9-40]. und die wirtschaftliche Herstellung dünner, hoher Kühlrip-
pen ermöglicht.
Zylinderkopf Diese Zylinderköpfe benötigen grundsätzlich Ventilsitz-
ringe. Sie sind üblicherweise aus Schleuderguss und werden
Die Vielseitigkeit der Aufgaben sowie wechselnde mecha- eingeschrumpft. Die Anordnung der Ventile quer zur Kur-
nische und thermische Beanspruchungen machen den Zy- belwellenachse erlaubt gegenüber der Parallelanordnung
linderkopf zum schwierigsten Bauteil des Motors. Um die auf eine günstigere Kühlrippengestaltung im Ventilbereich und
den Zylinderkopf wirkenden Gaskräfte auf das Kurbelge- größere Strömungsquerschnitte für die Kühlluft; allerdings
häuse zu übertragen und gleichzeitig eine gasdichte Verbin- muss das Verbrennungsverfahren eine starke Neigung der
9.1  Interne Motorkühlung    341

Ventile zulassen (Ottomotoren).Bei zur Kurbelwelle parallel


angeordneten Ventilen kann nur eine leichte Ventilneigung
zur Zylinderachse realisiert werden, die aber, sofern das
Verbrennungsverfahren einen schwach gewölbten Zylinder-
kopfboden zulässt, über dem Ventilsteg noch eine etwas
größere Kühlrippenfläche ermöglicht. Um im thermisch
hoch beanspruchten Stegbereich ein Maximum an Kühlrip-
pen unterzubringen, müssen die Querschnitte der Gaskanä-
le notgedrungen relativ schmal und hoch ausgeführt wer-
den. Vergegenwärtigt man sich die oberhalb des Zylinder-
kopfbodens sehr begrenzten räumlichen Verhältnisse, so Bild 9-17  Im Ventilsteg eingegossene Stahlbleche zur Vermeidung von
wird verständlich, dass beim luftgekühlten Dieselmotor ein Stegrissen beim Zylinderkopf eines luftgekühlten Dieselmotors (Deutz AG, Typ
Zylinderkopf mit vier Ventilen nicht zu realisieren ist, wäh- FL 513)
rend Vierventilzylinderköpfe bei luftgekühlten Motorrad-
Ottomotoren nahezu Standard sind.
Aluminiumgusslegierungen von luftgekühlten Zylinder-
köpfen zeichnen sich durch eine besonders hohe Warmfes­ unter­suchungen [9‑42], bei denen der Bereich des Ventil-
tigkeit und Temperaturwechselbeständigkeit aus. Beide für steges in etwa zweiminütigen Zeitintervallen auf 300 °C
die Formstabilität des Zylinderkopfes wichtigen Werk­stoff­ erwärmt und auf 100 °C abgekühlt wird.
eigen­schaften werden durch komplexe Legierungszusam-
mensetzungen (s. Tabelle 9‑3) einen geregelten Abkühlungs- 9.1.4.4 Das motorintegrierte Kühlsystem
vorgang in der Kokille und durch eine spezielle Wärme­
nachbehandlung erreicht. Die mit Abstand höchste Warm- Vergleich mit dem externen Kühlsystem flüssigkeits­
festigkeit von 230 N/mm2 bei 200 °C und noch gut 200  gekühlter Motoren
N/mm2 bei 250 °C weist der multilegierte Werkstoff RR350
auf. Wegen der stärkeren Wärmedehnung und Duktilität Da beim luftgekühlten Motor die Bauteilwärme direkt an die
von Aluminiumlegierungen ist bei luftgekühlten Zylinder- Umgebungsluft abgeführt wird, ist sein Kühlsystem prinzip-
köpfen die Gefahr von Stegrissen ungleich größer als bei bedingt motorintegriert. Motor und Kühlsystem stellen eine
wassergekühlten Zylinderköpfen: Zwei eingegossene und als Einheit dar. Kühlgebläse mit Kühlluftführung und inte-
Dehnfugen wirkende Stahlbleche können den Ventilsteg griertem Schmierölkühler sowie geräte- bzw. fahrzeugseitige
beim Erkalten des Zylinderkopfes weitgehend frei von Zug­ Kühler, z. B. der Hydraulikölkühler einer Baumaschine oder
span­nungen halten und dadurch den Stegriss vermeiden Getriebeölkühler eines Fahrzeugs, sind Anbauteile des Mo-
(Bild 9‑17). Ein wesentliches Hilfsmittel bei der Entwick- tors. Luftgekühlte Motoren benötigen aufgrund der besseren
lung von luftgekühlten Zylinderköpfen sind Thermoschock­ Ausnutzung (größeren Temperaturerhöhung) der Kühlluft

Tabelle 9-3  Aluminium-Gusslegierungen für luftgekühlte Zylinderköpfe [9-41]

Legierungstyp Legierungsbezeichnung Legierungselemente in % der Masse


Cu Ni Si Mg Mn Ti Co Zr Sb
AlMgSiMn Hydronalium, Ho 411, 511, 0 0 0,7 3,5 0,1 0,1 – – –
Hy 418, 511, Hy 51, Hy 71 bis bis bis bis bis bis – – –
1,0 1,5 1,8 6,5 1,0 0,2 – – –
AlCuNiMg Y-Legierung, A-U4NT 3,5 1,7 0,2 1,2 0,02 0,07 – – –
bis bis bis bis bis bis – – –
4,5 2,3 0,6 1,7 0,6 0,2 – – –
AlCuNiCoMnTiZrSb RR 350, A-U5NZr 4,5 1,3 0 0 0,2 0 0,1 0,1 0,1
bis bis bis bis bis bis bis bis bis
5,5 1,8 0,3 0,5 0,3 0,25 0,4 0,3 0,4
342    9  Motorkühlung

Bauformen und Auslegungskriterien von Kühlgebläsen

Der relativ hohe Kühlluftwiderstand des luftgekühlten Mo-


tors sowie die Forderungen nach kleinstmöglichen Abmes-
sungen und niedrigen Drehzahlen des Gebläses führten zu
Kühlgebläsen der axialen Bauart mit aerodynamisch hoch-
belasteten Strömungsgittern. Die grundsätzlich im Schwung-
rad untergebrachten Radialgebläse sind kleinen Ein- und
Zweizylindermotoren vorbehalten.
Der kompakte Aufbau der Axialgebläse begünstigt eine
einfache Kühlluftführung, wobei bei sorgfältiger Auslegung
und Fertigung der Strömungsgitter hohe Wirkungs­grade bei
niedriger Geräusche­mission erzielt werden. Man unterschei-
det zwei Bauformen je nach Anordnung des Leitrades: Bei
Gebläsen mit einem dem Laufrad nachgeschaltetem Leitrad
(Nachleitrad-Gebläse) sind beide Beschau­felungen Verzöge-
rungsgitter in denen der Druckaufbau erfolgt. Bei vorge­schal­
Bild 9-18  Kühlsysteme von Dieselmotoren mit Direkteinspritzung: Betriebs‑ tetem Leitrad (Vorleitrad-Gebläse) ist das Leitrad ein
bereiche für Kühlluftwiderstand abhängig vom Kühlluftbedarf: a maximal zu‑ Beschleu­nigungsgitter und senkt den statischen Druck, so
lässige Kühllufterwärmung, b wirtschaftlich noch vertretbarer Kühlluftwider‑ dass das Laufrad allein die Druckerhöhung unter Kompensa-
stand, c max. Kühllufterwärmung bei konventionellen Systemen, d max. tion des vorhergehenden Druck­abfalls erbrin­gen muss.
Druckerhöhung konventioneller Gebläse Bei der Vielzahl der Randbedingungen kann über die Eig-
nung der beiden Gebläsebauarten erst nach Abwägen der
jeweiligen Merkmale entschieden werden, von denen in
Tabelle 9‑4 die wichtigsten aufgeführt werden [9‑43]. In der
kleinere Kühlluftmengen, allerdings führen die engeren Strö- Praxis haben sich beide Bauarten bewährt. Bei Einhalten
mungsquerschnitte zu relativ hohen Luftgeschwindigkeiten bestimmter Werte für Liefer- und Druckzahl bzw. den Gren-
an der Verrippung und damit zu relativ hohen Kühlluftwi- zen für ablösungsfreie Strömung im Axialgitter [9‑44] sind
derständen (Bild 9‑18). Die Anpassung des Kühlsystems an Gesamtwirkungsgrade von 80 bis 84% erzielbar, wobei der
diese Gegebenheiten hat in Größe und Bauweise von wasser- gesamte Leistungsaufwand für die motorintegrierte Kühlung
gekühlten Motoren abweichende Komponenten zur Folge. je nach Gebläsewirkungsgrad, Kühlluftbe­darf und Strömungs-
So sind die Gebläse von luftgekühlten Motoren im Durch- widerstand 2,5 bis 4,5% der Motornennleistung beträgt.
messer nur etwa halb so groß wie Lüfter vergleichbarer flüs- Neben einer guten aerodynamischen Auslegung gewinnt
sigkeitsgekühlter Motoren; sie werden jedoch mit etwa 2- bis das vom Gebläse verur­sachte Geräusch immer stärker an
3fach höheren Drehzahlen betrieben und bauen wegen des Bedeutung. Es darf das Gesamtgeräusch des Motors nicht
erforderlichen Leitrades etwas länger. Auch die Kühler sind nennenswert beeinflussen und muss frei von tonalen Antei-
wesentlich kompakter, ihre kühlluftseitigen Stirnflächen sind len sein, was in Hin­blick auf steigende Umweltauflagen
bis zu 60% kleiner als konventionelle Wasserkühler. Sie wer- (s. Abschn. 16) oft höhere Entwicklungs­kosten erfordert.
den üblicherweise ohne elastische Zwischenelemente am Das aerodynamische Geräusch des Gebläses besteht aus drei
Motor befestigt, was zu hohen mechanischen Beanspru- ver­schiedenen Komponenten: Das Turbulenz- und das Wir-
chungen führt und Aluminiumkühler mit geringeren Mas- belgeräusch, die stärkste Geräuschquelle, erstrecken sich
senkräften und hoher Festigkeit und Steifigkeit erfordert. Bei über den gesamten hörbaren Frequenzbereich, wogegen das
luftgekühlten Motoren ist systembedingt von Anfang an die vom Laufrad erzeugte Tonalgeräusch mit einem Vielfachen
effiziente Ladeluftkühlung nach dem Luft/Luft-Prinzip an- der Grundfrequenz (Schaufelzahl mal Drehzahl) vom
gewendet worden. Damit wird die Rückkühlung der Ladeluft menschlichen Ohr viel lauter als ein gleich starkes Breiband-
weit unter die Kühlmitteltemperatur des flüssigkeits­gekühlten geräusch wahrgenom­men wird. Eine ungleichmäßige
Motors möglich. Je nach Art der Anordnung des Ladeluft- Anordnung der Laufradschaufeln schafft hier Abhilfe.
kühlers (vor dem Kühlgebläse oder im Parallelstrom zu den Die vom Kühlgebläse emittierte Schallleistung kann durch
übrigen Kühlluftverbrauchern) werden Ladelufttempera- die empirisch gefundene Gesetzmäßigkeit
turen erzielt, die nur 25 K oder 45 K über der jeweiligen Um-
gebungstemperatur liegen.
9.1  Interne Motorkühlung    343

Tabelle 9-4  Unterschiede zwischen dem Nachleitrad- und Vorleitrad-Gebläse

Nachleitrad-Gebläse Vorleitrad-Gebläse
max. Wirkungsgrad 84% 80%
min. spez. Schalleistungspegel 31 dB(A) 33 dB(A)
Werkzeugaufwand bei Druckgussherstellung nur zwei Formhälften (Beschaufelungen sind über‑ zwei Formhälften plus radiale Schieber (Beschaufe‑
deckungsfrei und erlauben Entformung in axialer lungen sind nicht überdeckungsfrei)
Richtung)
Motoreinbau hohe geringe
akustische Empfindlichkeit bei Störungen vor Gebläse (Hindernisse, Strömungseinschnürungen)

mit den Betriebspunktkenngrößen V̇ = Volumenstrom, Dpg 9.1.4.5 Beispiele ausgeführter Dieselmotoren


= Gesamtdruckerhöhung und den Bezugsgrößen V̇0 = l m3/s,
Dpg0 = l mbar beschrieben werden. Lsp ist die spezifische Die Palette der auf dem Markt angebotenen luftgekühlten
Schallleistung, eine für jede Gebläseausführung charakteris­ Dieselmotoren reicht vom in sei­nem Auf­bau typischen und
tische Konstante; der zweite Term entspricht der Betriebs- universell einsetzbaren Einzylinder-Kleindieselmotor mit
punktschallleistung. In einem definierten Betriebspunkt Direkteinspritzung, der bevorzugt in kleinen Baumaschinen,
(Kühlluftbedarf, Strömungswiderstand des Kühlsystems) ist Strom- und Pumpenaggregaten eingesetzt wird (s. Ab-
eine Reduktion der Gebläselautstärke nur durch Herabset- schn. 18.1) bis zum leistungsstarken V12‑Dieselmotor für
zung der spezifischen Schallleistung möglich. Sie wird neben schwere Nutzfahrzeuge (Bild 9‑19). Die im Bild darge­stellte
Lieferzahl und Druckzahl, deren Größen im Hinblick auf Hochleistungsvariante mit Abgasturboaufladung und Lade-
Bestausführungen nur in einem bestimmten Wertebereich luftkühlung gehört zu einer Baureihe mit Sechs-, Acht- und
variiert werden können, maßgeblich beeinflusst durch: Zehnzylinder­motoren und ist auf die speziellen Anforde-
– die Art der Leitradanordnung, rungen eines 38 t‑Muldenkippers zugeschnitten, wie er auf
– die aerodynamische Güte der Strömungsgitter und des Großbaustellen und im Tagebau eingesetzt wird. Er demons-
Gebläseeinlaufes, triert beispielhaft die Vorzüge des integrierten Motor­
– die Lage des Betriebspunktes zum Auslegungspunkt, kühlsystems, das nicht nur die eigentliche Motorküh­lung
– den Radialspalt zwischen Laufrad und Gehäusewand, sondern auch Wärmeüberträger zur Kühlung der Ladeluft,
– den Axialabstand zwischen beiden Beschaufelungen, des Motoröls sowie des im Getriebe und im Retarder ver-
– die Art der Laufradschaufelform (radial verlaufend oder wendeten Öls umfasst. Damit ist der Motor beim Einbau nur
gesichelt), noch an die Kraft­stoffversorgung und an die Abgasleitung
– die Art der Schaufelanordnung am Laufradumfang, anzuschließen. Der spezifische Luftbedarf für die Motorküh­
– die Schaufelzahlen und die Art der Schaufelzahlpaarung. lung beträgt im Fahrbetrieb 41 kg/kWh, die Antriebsleistung
des Gebläses erfordert ca. 11,6 kW. Dazwischen findet man
Hochwertige Axialgebläse von luftgekühlten Motoren errei- im mittleren und unteren Leistungsbereich luftgekühlte
chen heute spezifische Schallleistungspegel von 31 dB(A) und Industrie-Dieselmotoren (s. Abschn. 18.2) die für vielerlei
zeichnen sich durch ein niedriges Breitbandgeräusch aus. Einbauzwecke verwendet werden, darunter auch schall­
Durch Regelung der Kühlluftmenge erreicht man ein gedämpfte, mit einer Vollkapsel versehene Dieselmotoren
gleichmäßiges Temperaturniveau von Bauteilen und (s. Abschn. 16.5).
Schmieröl und damit optimale Bedingungen für den Motor-
betrieb (Verbrauch, Abgasqualität, Geräuschemission, 9.1.4.6 Grenzen des luftgekühlten Motors
Lebensdauer). Besonders vorteilhaft ist die Regelung, bei
der die Zylinderkopf­temperatur die Steuergröße ist und Die im Leistungsbereich bis 440 kW angebotenen luftge-
unter Berücksichtigung der Schmieröl­temperatur konstant kühlten Dieselmotoren haben einen hohen Reifegrad erlangt
bleibt. Dabei kann die Gebläsedrehzahl durch eine in der und werden wegen ihrer Einfachheit und Robustheit bevor-
Gebläsenabe eingebaute hydraulische Kupplung gesteuert zugt als Industriemotoren eingesetzt (s. Abschn. 18.2). Im
werden. Fahrzeugbereich werden luftgekühlte Dieselmotoren wegen
344    9  Motorkühlung

Bild 9-19  Luftgekühlter Zwölfzylinder-Dieselmotor, Typ BF12L523CP, Fa.Deutz AG, VH=19,144 dm³; Pe= 441 kW bei 2300 min –1

ihres mangelnden Komforts insbesondere im Hinblick auf Die im Vergleich zu Grauguss geringere Warmfestigkeit
das geringe Heizwärmeangebot kaum noch akzeptiert. von Al‑Legierungen macht den Zylinderkopf zum schwächs­
Mit höheren Aufladegraden wird die Luftkühlung als ten und damit zum leistungsbestimmenden Bauteil des
äquivalentes, alternatives Kühlverfahren heute immer häu- luftgekühlten Motors. Die Formstabilität des Zylinderkopfes
figer in Frage gestellt, da hohe mittlere Nutzdrücke zu gro­ bestimmt die Qualität der Zylinder­kopfdichtung. Es hat sich
ßen mechanischen Belastungen von Zylindereinheit und gezeigt, dass aufgrund der erhöhten Temperatur des Zylin-
Triebwerk sowie einem deutlichen Anstieg der thermischen derrohres und der größeren Wärmedehnung der Al‑Legie-
Belastung von Kolben, Zylinderrohr und Zylinderkopf füh- rungen die thermisch verursachten Bau­teilverformungen
ren. Die Grenzen der thermischen Belastung folgen aus der die mechanisch durch Kräfte und Drücke verursachten
Warmfestigkeit der Al‑Legierung für den Zylinderkopf und wesentlich übersteigen [9‑41]. Neben einer Verlagerung des
der maximal abführbaren Kühlwärme. Den Nachteil maximalen Dichtdruckes auf die Dichtflächeninnenseite
kleinerer Wärme­übergangskoeffizienten αK auf der Kühlsei- infolge des gewölbten Zylinderkopfbodens, ist auch die bei
te kann man durch ein größeres Wärmegefälle zwischen hochaufgeladenen Motoren zu beobachtende plastische
Bauteil und Kühlluft sowie durch Vergrößerung der wärme- Verformung des Auslasskanals von Einfluss auf die Dicht-
abgebenden Bauteiloberfläche durch dünnere und enger druckverteilung.
stehende Rippen ausgleichen, der aber ebenfalls Gren­zen Das höhere Temperaturniveau der Bauteile luftgekühlter
gesetzt sind. Das gilt auch für ein grö­ßeres Temperaturgefäl- Motoren bewirkt jedoch auch eine stärkere Erwärmung der
le, da damit zwangsläufig die Bauteiltemperaturen zuneh- angesaugten Verbrennungsluft und damit eine geringere
men: Mit Rücksicht auf ausreichende Schmierung sollte die Zylin­derfüllung. Bei gleicher Rauchentwicklung weisen luft-
Temperatur an der Lauffläche der Buchse maximal 190 °C, gekühlte Dieselmotoren bei Saugbe­trieb gegenüber wasserge­
am Zylinderkopfboden in Hinblick auf Formstabilität im kühlten eine um etwa 2,5% geringere Nennleistung auf bzw.
Mittel 240 °C bzw. am Ventilsteg nicht über 280 °C betra- -3,5% im Punkt des maximalen Drehmoments. Sie werden
gen. zu etwa 50% durch den heißeren Einlasskanal, zu ca. 30%
9.2  Externe Motorkühlsysteme    345

durch die hö­heren Wandtemperaturen der Laufbuchse und turen als Kühllast an die Umgebung abführt, entweder di-
zu je 10% durch den heißeren Zylinderkopf bzw. Kolbenbo- rekt (z. B. bei Luftkühlung, s. Abschn. 9.4) oder heute meist
den verursacht, wie eine rechnerische Analyse ergab. Bei über einen geschlossenen Kühlmittelkreislauf und eine
aufgeladenen Motoren ohne Ladeluftkühlung tritt aufgrund Rückkühl­anlage.
der relativ kleinen Temperaturunter­schiede zwischen den Bei der Kühlung der Betriebsstoffe spricht man von einer
Bauteilen und der Verbrennungsluft kein nennenswerter direkten Kühlung, wenn die Wärme über einen Wärme­
Leistungsverlust auf; bei Motoren mit Ladeluftkühlung kann übertrager direkt an die Kühlluft abgegeben wird. Bei Abga-
er durch einen geringfügig höheren Ladeluftdruck kompen- be an einen geschlossenen Kühlmittelkreislauf liegt eine
siert werden. indirekte Kühlung vor.
Das höhere Temperaturniveau der den Brennraum Die der Wärmeabfuhr dienenden Komponenten in ihrer
begrenzenden Bauteile zusammen mit der höheren Tempe- Anordnung zueinander und deren Regelung werden als
ratur der Ladung bestimmt die Verdichtungs­endtemperatur Kühlsystem bezeichnet. Wärmetechnisch gesehen besteht
und damit die maximale Verbrennungstemperatur, die die Motorkühlung hinsichtlich der zu kühlenden Bauteile
maßgeblich für die Bildung von NOX, ist (s. Abschn. 15.3). aus parallel und/oder in Reihe geschalteten „Wärmeübertra-
Das bestätigten Grundsatz­versuche zum Einfluss der Küh- gern“ mit meist kleinen Wärmeaus­tauschflächen, was wie-
lung auf die Entste­hung von NOX [9‑45]. Die Bemühungen derum große Wärmeübergangskoeffizienten bedingt [9‑47]
um niedrige NOX‑Emissionen bei ständig verschärften (s. Abschn. 7.2 und 9.1).
Abgasgrenz­werten werden hierdurch erschwert und berei- Neben der Rückkühlanlage für das Kühlmittel werden
ten dem luftge­kühlten Motor erhebliche Probleme [9‑46]. Wärmeübertrager unter anderem für
Zwar könnten die beim luftgekühlten Dieselmotor durch – Motoröl,
die begrenzte äußere Wärmeabfuhr gegebenen Grenzen – Kolbenkühlöl bzw. -wasser,
durch folgende Maßnahmen: – Düsenkühlung durch Kraftstoff, Kühlwasser oder Kühlöl,
– verstärkte Innenkühlung (Ladeluftkühlung, Kühl­kanal­ – Ladeluft
kolben), – Abgasrückführung und
– Anheben der Bauteiltemperaturgrenzen mit der Not­wen­ – Getriebeöl
dig­keit des Einsatzes teurerer Werkstoffe, Schmierstoffe
und aufwendigerer Bearbeitungen (Zylinderkopfwerkstoff in den Kühlmittelkreislauf mit eingebunden.
sehr hoher Warmfestigkeit, hochlegierte Schmieröle, Bei der Auslegung des Kühlsystems und seiner Kompo-
kaltverfestigte Zylinderlaufflä­che, alfingebundene Kolben­ nenten müssen oft Kompromisse eingegangen werden.
ringträger, Doppeltrapezringe mit Molybdän­be­schich­ Wurde früher die Kühlung primär in Hinblick auf die Nenn-
tung), bzw. Überleistung unter Berücksichtigung ungünstiger
– wärmedämmenden Schutz der Bauteile (thermische Randbedingungen (Klima, Jahreszeiten) konzipiert, so
Isolation des Auslasskanals vom Zylinderkopf) haben die immer schärfer werdenden Forderungen an
Kraftstoffverbrauch, Schadstoffemission sowie Leerlauf-
deutlich verschoben werden, doch beinhalten diese Maß- und Teillastverhalten dazu geführt, dass primär nicht mehr
nahmen eine höhere Technologiestufe, die der vergleichbare die Kühlung, sondern eine Temperierung der Bauteile und
wassergekühlte Motor nicht bzw. nicht im gleichen Umfang Betriebsstoffe Aufgabe des Kühlsystems ist. Dies erfordert
benötigt. neben der Bereitstellung einer ausreichenden Kühlleistungs-
kapazität den Einsatz von regelbaren Aktuatoren wie Ther-
9.2 Externe Motorkühlsysteme mostate, Ventile, Pumpen oder Lüfter.

9.2.1 Aufgabe von Motor-Kühlsystemen Kühlung des Motors

Die als Kühllast aus der Motorkühlung mit dem Kühlmittel


Definitionen
abzuführende Wärme beträgt je nach Motor 40 bis 100% der
Wie in Abschn. 9.1 ausgeführt, erfüllt das Kühlsystem eine Nennleistung bzw. 20 bis 40% der zugeführten Kraftstoff­
wichtige Voraussetzung für einen störungsfreien Motorbe- energie Tabelle 9‑5. Dabei hat die Steigerung der Leistungs-
trieb, indem es Wärme von thermisch kritischen Stellen an konzentration mittels Hochaufladung dazu geführt, dass sich
Motorbauteilen (Zylinderkopf, Kolben, Zylinderbuchse mit den gestiegenen Nutzwirkungsgraden die Wärmebilan­
usw.) und aus Betriebsstoffen (Motoröl, Kraftstoff, Ladeluft zen in sich verschieben: Bei sinkender Wärmeabgabe des
usw.) zum Einhalten funktionsbedingter Grenztempera- Motors an das Kühlmittel steigt die in Öl- und Ladeluftküh-
346    9  Motorkühlung

Tabelle 9-5  Abzuführende Wärmeströme in % der Nennleistung

Motorart/Drehzahlbereich Motorkühlunga) Motoröl Ladeluftkühlung Kühlmittelwärme Abgas-Kühlung


Langsamläufer 14…20 6…15,3b) 20…35 40…70 –
60…200 min–1
Mittelschnellläufer 12…25 10…15 20…40 40…80 –
400…1000 min–1
Hochleistungsmotoren 30…50 5…15 10…20 10…20 –
1000…2000 min–1
Nfz-Motoren 30…50 15…30 45…80 10…20c)
1800…3000 min–1
mit ATL und LLK
Saugmotoren 50…70 entfällt 50…70 –
a) Zylinder-, Zylinderkopf- und ATL-Kühlung
b) Schmieröl- und Kolbenkühlöl-Kühlung
c) Schmieröl-Kühlung (Kolbenkühlung durch Wasser)
d) Abhängig von Rückführrate

Anm.: Diese wie auch die folgenden Zahlenangaben über Wärmemengen, Volumenströme und Temperaturen sind Anhaltswerte, deren große Bandbreite sich aus
der Vielfalt der Motorenausführungen, Leistungsbereiche und Betriebsbedingungen erklärt.

ler aufgenommene Wärme, sodass die Kühllast annähernd – Triebwagen 25% (zul. Temperatur des Getriebeöls
gleich bleibt. Dagegen sinkt die Abgasenergie mit zuneh- T = 80 bis 100 °C, nur kurzzeitig 125 bis maximal
mender Nutzarbeit. 130 °C).
Durch die zur NOX‑Reduzierung eingesetzte gekühlte
Abgasrückführung kommen – abhängig von den Rückführ- Hydrodynamische Bremsen bei Nutzfahrzeugen (z. B. Retar-
raten – wiederum zusätzliche Wärmemengen in das Kühl- der) können höhere Wärmemengen ins das Kühlsystem ein-
mittel. Dadurch steigt der Aufwand für das Rückkühlsystem tragen, als der Motor im befeuerten Betrieb abgibt.
oft erheblich. Die Temperaturen für die Betriebsmittel Wasser, Öl und
Die als Energieverlust zu wertende Abgabe der Kühllast Lade­luft richten sich nach Größe, Art und nach der
an die Umgebung kann durch die Kraft-Wärme-Kopplung Be­triebsweise der Motoren. Die Motorkühl­wasser­tem­
zur Steigerung des Systemwirkungsgrades ökologisch und peraturen langsam- und mittelschnelllaufender Großmo-
ökonomisch sinnvoll genutzt werden (s. Abschn. 14.1). toren werden etwas niedriger gehalten als bei Schnellläufern;
die Schmieröltemperaturen liegen mit Rücksicht auf Kons­
Kühlung der Betriebsmittel truktion, Werkstoffe und Auslegung der Lager sogar deut-
lich darunter (Tabelle 9‑6). Die Kühlmittelvolumenströme
Bei Motor-Getriebe-Anlagen und bei Fahrzeugmotoren ergeben sich aus den abzuführenden Wärmeströmen und
muss auch die Verlustwärme von Getrieben und Bremsen den erwünschten bzw. zulässigen Temperaturdifferenzen
abgeführt und das Kühlsystem entsprechend ausgelegt wer- (Tabelle 9‑7).
den.
Der zusätzliche Kühlbedarf bezogen auf die Getriebe-Ein- 9.2.2 Aufbau von Kühlsystemen
gangsleistung beträgt bei
– mechanischen Getrieben 1 bis 3% 9.2.2.1 Kühlsysteme mit direkter Wärmeabfuhr
– automatischen Getrieben mit Drehmomentwandler bis
ca. 5% Von den beiden Möglichkeiten zur Abfuhr der Motorwärme
– hydraulischen Getrieben als Turbowendegetriebe für an die Umgebung [9‑48] wird bei direkter Kühlung die Kühl-
– Lokomotiven 35% bei Öl‑Wasser‑Kühlung (40% bei last in einem offenen Kühlmittel­kreislauf an die Umgebung
Luft‑Öl‑Kühlung) bzw. für abgeführt. Dazu gehören
9.2  Externe Motorkühlsysteme    347

Tabelle 9-6  Kühlwassertemperaturen in °C

langsamlaufende mittelschnelllaufende schnelllaufende


Zweitaktmotoren Viertaktmotoren Viertaktmotoren
Motorkühlwasser
Eintritt in Motor 65 bis 75 70 bis 80 (82) 76 bis 87
Austritt aus Motor 75 bis 80 80 bis 90 80 bis 95 (110)
Temperatur-Differenz im Motor 5 bis 10 5 bis 10 4 bis 8
Vorwärmung auf 50 40 bis 50 40
Vorwärmung bei Schwerölbetrieb auf 60 bis 70 60 bis 70 entfällt
Frischwasser (Seewasser)
Eintritt in Kühler, maximal*) 32 bis 38 32 bis 38 32 bis 38
Austritt aus Kühler, maximal ≤ 50 ≤ 50 ≤ 50
*) Tropenbetrieb.

Tabelle 9-7  Auf die Motorleistung bezogene Kühlmittelvolumenströme in l/kWh

langsamlaufende mittelschnelllaufende schnelllaufende Nfz-Motoren


Zweitaktmotoren Viertaktmotoren Viertaktmotoren
Motorkühlwasser 6…15 30…40 50…80 50…90
Frischwasser 30…40 30…50 30…50 entfällt

– luftgekühlte Motoren, muss mit dem Leis­tungsverbrauch des Gebläses, erkauft


– Motoren mit Wasserdurchlaufkühlung, wer­den. Insbesondere bei den ungünstigen Einbau­ver­
– Motoren mit Kühlturmkühlung, hältnissen in Fahrzeugen müssen hier hohe Lüfterleistungen
– Motoren mit Verdampfungskühlung. installiert werden (für Pkw < 1%, für mittlere Nutz­fahr­
zeugmotoren bis ca. 5% und für große Nutzfahrzeugmoto-
Heute ist die direkte Kühlung – von Ausnahmen abgesehen ren ca. 10% der Nennleistung). Um den Kraftstoffverbrauch
– gleichbedeutend mit Luftkühlung (s. Abschn. 9.1.4). nicht zu sehr zu erhöhen, werden diese Gebläse daher
geregelt, so dass die maximale Leistungsaufnahme nur im
9.2.2.2 Kühlsysteme mit indirekter Wärmeabfuhr kühlleistungskritischen Fall nötig wird. Die Rück­kühlung
mit Luft hat dafür keine frisch- bzw. seewasser­führenden
Wärmeabfuhr Komponenten und Leitungen. Nachteilig sind höhere
Anlagekosten und größerer Raumbedarf.
Der Motor gibt bei der indirekten Wärmeabfuhr oder Küh- – Motoren mit Wasser/Wasserkühlung im geschlossenen
lung (Bild 9‑20) zunächst seine Kühlwärme in einem ge- Sekundärkreis: Das Frischwasser (Fremdwasser) des
schlossenen Kreislauf („Primärkreis“) an ein Kühlmittel ab; Sekundärkreises wird dabei von oben in einen Kühlturm
diese Wärme wird dann in einem Wärmeübertrager der geleitet, wo das Wasser großflächig verteilt bzw. verdüst im
Rückkühlanlage auf ein anderes Kühlmittel (Sekundärkreis) Gegenstrom zum natürlichen oder mittels Gebläse
überführt. erzeugten Luftzug seine Wärme durch Verdunstung und
Bei wassergekühlten Motoren unterscheidet man dabei: Abkühlung an die Luft abgibt. Die Kühl­leistung hängt von
– Motoren mit Gebläsekühlung (Luft/Wasserkühlung): Sie Lufttemperatur, -durchsatz und -feuchtigkeit ab. Der
werden eingesetzt, wo für den Sekundärkreis kein Wasserverlust beträgt etwa 3%. Nachteile sind großer
Kühlwasser verfügbar ist („autarkes Kühl­system“). Das gilt apparativer Aufwand, problematischer Frostschutz und
vornehmlich für Fahrzeugmotoren, aber auch für Statio­ Schwadenbildung. Diese Art der Kühlung ist nur bei gro­
när­motoren. Der Vorteil, kein Wasser zu verbrauchen, ßen Maschinenanlagen sinnvoll.
348 9 Motorkühlung

a
a

b
b

Bild 9-20 Indirekte Kühlung mit geschlossenem Kühlsystem; a Rück-


kühlung mit Luft; b Rückkühlung mit Wasser Bild 9-21 Haupt- und Nebenkreiskühlung: Das Kühlsystem ist kühlmittel-
seitig (sekundärseitig) parallel geschaltet, wobei im Hauptkreis der größere,
im Nebenkreis der kleinere Teil der Wärme abgeführt wird. a Kühlung mit
Luft; b Kühlung mit Frischwasser
– Motoren mit Wasser/Wasserkühlung im offenen
Sekundärkreis: Der Frisch- oder Rohwasserkreislauf
(„Sekundärkreis“) ist offen. Bei dem Frischwasser handelt
es sich um Süßwasser (Flusswasser, Wasser aus Binnenseen) Ein-, Zwei- und Mehrkreiskühlung. Sekundärseitig werden
oder um Seewasser bzw. Brackwasser. Frischwasser, bei diesen Systemen die Wärmeübertrager in Reihe geschal-
insbesondere Seewasser, stellt eine nahezu unendliche tet, wobei es hierbei mehrere Möglichkeiten der Anordnung
Wärmesenke dar. Die Kühlung damit weist in der Praxis gibt:
aber eine Reihe von Problemen auf, denen bei der – Einkreissystem: Bei dem Einkreissystem werden die zu
Auslegung der Kühlkreisläufe Rechnung getragen werden kühlenden Komponenten entsprechend den gewünschten
muss. Sonderformen dieser Kühlungsart sind die Temperaturen („Kühlpriorität“) in Reihe und/oder auch
Außenhaut- und die Kielrohrkühlung (Bild 9-22). parallel in denn Kühlkreislauf geschaltet (Bild 9-23). Die
Wärmeübertrager im Kühlkreis beeinflussen sich gegen-
Aufbau des Kühlsystems seitig, was – bei entsprechender Anordnung – im Sinne
einer „Selbstregelung“ ausgenutzt wird [9-48], [9-49].
Haupt- und Nebenkreiskühlung. Hierbei werden die Wär- – Zweikreissystem: Eine bessere Anpassung des Kühlsystems
meübertrager sekundärseitig, d. h. fremdwasserseitig, paral- an Einflussgrößen wie Motorlast, Wärmebedarf oder
lel geschaltet (Bild 9-22). Frischwassertemperatur erreicht man durch thermische
9.2 Externe Motorkühlsysteme 349

Bild 9-22
Wasserrückkühlung bei Binnen-
schiffen

Bild 9-23
Einkreiskühlung

Trennung der Kreisläufe in einen Hoch- und einen Nied- – Zweikreis-Mischsystem: Bei diesem Kühlsystem, auch als
rigtemperatur-Kreislauf (HTK; NTK). NTK- und „integriertes Kühlsystem“ bekannt, sind HTK und NTK
HTK-Wärmeübertrager sind frischwasserseitig (bei hydraulisch gekoppelt (Bild 9-25). Das HT-Kühlwasser
Fahrzeugmotoren: kühlluftseitig) in Reihe geschaltet wird durch Mischen mit NT-Kühlwasser gekühlt, wodurch
(Bild 9-24). Das hat auch den Vorteil, dass man mit klei- sich der HTK-Wärmeübertrager einsparen lässt.
neren Frischwasser-Volumenströmen auskommt. Die Auf- Allerdings erfordert das eine sorgfältige Auslegung, um
teilung des Wärmestromes auf die Teilkreise richtet sich den gewünschten Kühlmittelfluss in allen Zweigen des
nach der Konzeption der Anlage: welche Wärmeübertrager Kreislaufes sicherzustellen. Bei kompakten Motoren mit
in welchen Strängen liegen [9-48]. So besteht beispiels- voll integriertem Zubehör werden je ein Strang des HT-
weise bei Fahrzeugmotoren, bei denen der Luft-Lade- und des NT-Kreises zusammengefasst (Bild 9-26). Etwa
2
luftkühler vor dem Luft-Motorkühlwasserwärmeübertrag /3 des Kühlmittelstromes gehen durch den Hochtem-
er angeordnet ist, und bei Schiffs- und Aggregatsmotoren peraturkreis (HTK), der Rest durch den Niedrigtempera-
oft ein Zweikreis-Mischsystem. turkreis (NTK). Das Kühlwasser des HTK wird nicht
350 9 Motorkühlung

Bild 9-24 Zweikreiskühlung mit Hoch- (HTK) und Niedrigtemperaturkreis Bild 9-26 Zweikreis-Mischkühlung mit zusammengefassten Strängen des
(NTK), mit Rückkühlung durch Frischwasser Hoch- und Niedrigtemperaturkreises

Bild 9-25
Zweikreis-Mischkühlung: Hoch- und Niedrigtemperaturkreis sind
hydraulisch gekoppelt

durch einen Wärmeübertrager, sondern durch Mischen Durch Kombination dieser Merkmale und mit der Anord-
mit dem Kühlwasser des NTK gekühlt. Der NT-Kreis wird nung der Wärmeübertrager in den einzelnen Strängen des/
bei Niedrig- und bei Teillast so gesteuert, dass das der Kühlmittelkreisläufe bieten sich viele Möglichkeiten für
erwärmte Motorkühlwasser über eine Bypassleitung Auslegung und Optimierung des Kühlsystems abhängig von
direkt in den Ladeluftkühler gelangt. Der Teilkreis bleibt der jeweiligen Motorkonzeption und der Kühleranordnung
ungekühlt und erwärmt die Ladeluft. Mit steigender im Sekundärkreis. Insbesondere bei Seewasserbetrieb ist da-
Motortemperatur wird das Motorkühlwasser zunehmend bei zu beachten, dass man hier mit Verschmutzungen und
durch den Wärmeübertrager und durch den Ladeluftküh- Ablagerungen rechnen muss [9-51].
ler geschickt [9-50].
9.2 Externe Motorkühlsysteme 351

bevorzugt, bei der ein großer Zentralkühler das Frisch-


wasser aller anderen Wärmeübertrager kühlt. Der höhere
apparative Aufwand durch mehr und auch größere Kühler
(kleinere Eintrittstemperaturen-Differenzen, zusätzliche
Wärmeübergangswiderstände), mehr Leitungen und Pum-
pen sind auch Indiz für die Probleme einer unmittelbaren
Kühlung mit Seewasser. Andererseits kommt man dadurch
mit weniger seewasserführenden Leitungen und Kompo-
nenten aus. Da die Temperatur in den Frischwasserkreisen
weitgehend konstant bleibt, gestaltet sich die Regelung des
Kühlsystems einfacher. Vor allem bei Mehrmotoren-
anlagen ist deshalb Zentralkühlung vorteilhaft.

Anordnung des Ladeluftkühlers. Die Anordnung des Lade-


luftkühlers im Kühlkreis ist durch Forderung nach möglichst
niedriger Ladelufttemperatur bei Volllast und nach Anpas-
sung der Ladelufttemperatur an den jeweiligen Motorbe-
triebspunkt bestimmt. Es kann dazu unter mehreren Lö-
Bild 9-27 „Konventionelle“ Seewasserkühlung (Einkreissystem) sungen gewählt werden:
– Interne Ladeluftkühlung: Eine gewisse Selbstregelung der
Ladeluft-Temperatur ergibt sich mit kühlmittelseitig in
Kühlsystem bei Seewasserbetrieb. Hier kann man unter- den Motorkühlwasserkreis (Primärkreis) eingebundenen
scheiden in: Ladeluftkühler (Bild 9-21). Zwar kann dadurch die Lade-
– „konventionelle“ Seewasserkühlung (Bild 9-27): Die luft allenfalls auf das Niveau der Motorkühlwassertemper
apparative Einfachheit, der wärmetechnische Vorteil grö- atur heruntergekühlt werden (Leistungseinbuße!), passt
ßerer Eintrittstemperaturen-Differenzen und geringerer sich aber der Motorbelastung an (Verbesserung des Motor
Pumpenleistungen infolge kleinerer Seewasser-Volu- betriebsverhaltens). Im oberen Lastbereich wird die Lade-
menströme müssen aber mit Nachteilen des Seewasser- luft gekühlt, im unteren aufgeheizt.
betriebes erkauft werden. – Externe Ladeluftkühlung: Hier werden der/die Lade-
– Zentralkühlung (Bild 9-28): Wegen der Nachteile der luftkühler in einen Nebenkreis gelegt und vom Kühlmittel
konventionellen Kühlung wird meist die Zentralkühlung parallel zu den anderen Wärmeübertragern durchströmt

Bild 9-28
Zentralkühlung
352 9 Motorkühlung

(Bild 9-23). Damit steht eine größere Eintrittstemperaturen-


Differenz zur Verfügung, die Ladeluft kann tiefer herab-
gekühlt werden. Diesen Vorteil sucht man neuerdings auch
bei kleineren Motoren (Nfz-Motoren) zu nutzen. Da die
Ladeluft thermisch vom Motor entkoppelt ist, muss sie
durch entsprechende Regelung des externen Kreises an
den Lastzustand des Motors angepasst werden.
– Zwei-, mehrstufige Ladeluftkühlung: Darunter versteht
man die Aufteilung der Ladeluftkühler in je einen in den
Hoch- und Niedrigtemperatur-Kreislauf geschalteten
Teilkühler („Zweistufige Ladeluftkühlung“, Bild 9-24).
Durch die hohe Ladelufttemperatur bei Eintritt in den
Kühler im HT-Kreis kann die Vorlauftemperatur für
Wärmeverbraucher (z. B. Frischwasser-Erzeuger) auf
98 °C und das nutzbare Wärmegefälle entsprechend erhöht
werden. Der größere Teil der Ladeluftwärme wird im
Bild 9-29 Kühlkreislauf eines Nfz-Motors. 1 Kühler; 2 Wasserpumpe;
HT-Kreis abgeführt (1,5 bis 2,6:1). Im Teillastbetrieb 3 Ausgleichsbehälter; 4 Thermostat; 5 Bypassleitung; 6 Fülleitung;
(≤ 40%, insbesondere bei voller Drehzahl) oder im 7 Arbeitsventil; 8 Füllstutzen mit Sicherheitsventil; 9 Entlüftungsleitungen;
Arktisbetrieb wird die Niedrigtemperaturstufe abgeschaltet 10 Überlaufleitung; 11 Wärmeübertrager für Fahrerhausheizung
und die Ladeluft durch das Motorkühlwasser im HT-Kreis
aufgeheizt. Das bedeutet bessere Verbrennung, niedrigere
Zünddrücke und geringere Rauchentwicklung! Sinkt die
Motorbelastung unter 15%, wird ggf. eine Motorkühl- durch Abgasturbolader, Abgassammelrohre etc. oder durch
wasserheizung eingeschaltet [9-48]. weitere Wärmeübertrager wie Ölkühler, Abgasrückführ-
kühler etc., wobei der Kühlwasserstrom gemäß dem
Derart komplex aufgebaute Kühlsysteme sind mit zahl- Kühlleistungsbedarf aufgeteilt wird. Ein Temperaturregler
reichen Stromverzweigungen und -vereinigungen und Bau- sorgt dafür, dass bei kaltem Motor das Kühlwasser ganz oder
teilen unterschiedlicher Strömungswiderstände durchsetzt teilweise durch eine Bypassleitung am Kühlmittelkühler
(s. Abschn. 9.2.4). Für einzelne Stränge des Kreises werden vorbei in die Saugleitung zur Motorkühlwasserpumpe
rechnerisch die Druck- und Volumenströme ermittelt und gelangt (Bild 9-29).
im Versuch bzw. bei der Installation der Anlage verifiziert. So werden schnelles Erreichen der Betriebstemperatur
Mit verstellbaren Blenden kann man die einzelnen Teil- und Einhalten der gewünschten Temperatur auch bei wech-
ströme ggf. korrigieren [9-52]. selnder Motorlast gewährleistet.
Der an der höchsten Stelle des Kühlkreises angeordnete
Kühlsysteme bei Fahrzeug- und Kompaktmotoren Kühlwasser-Ausgleichsbehälter fängt die Volumenände-
rungen des Kühlwassers bei Temperaturschwankungen auf,
Eine Sonderstellung nehmen Motoren für Fahrzeuge, fahr- entlüftet den Kühlkreislauf von Abgas (z. B. bei Durchblasen
bare oder verladbare Generatoranlagen und schnelle Boote der Zylinderkopfdichtung) und Luft (z. B. Eintritt durch
aller Art ein. Wegen der hier geforderten kompakten Gestal- Wasserpumpendichtung). Das Entlüften bzw. Entgasen des
tung sind auch die Komponenten des Kühlsystems in den Kühlkreislaufes ist deshalb so wichtig, weil Luft bzw. Gas im
Motoraufbau zu integrieren oder möglichst nahe am Motor Kühlwasser den Durchsatz verringern: Bei einem Luftgehalt
anzuordnen [9-53], [9-54]. von 12% wird der Kreislauf instabil, bei 15% bricht er
Bei Fahrzeugmotoren oder ähnlich kompakt aufgebauten zusammen [9-55]. Außerdem wird der Wärmeübergang
Motoren umfasst der Kreislauf des eigentlichen Motorkühl- verschlechtert bzw. ein Korrosionsangriff begünstigt. Da-
wassers den Motor selbst, Kühlmittelkühler, Leitungen, rüber hinaus beinhaltet der Ausgleichsbehälter eine Kühl-
Ausgleichsbehälter, Temperaturregler und Umwälzpumpe. mittelreserve für kleinere Leckagen und schafft ein gewisses
Die Motorkühlwasserpumpe, vom Motor direkt angetrie- Druckpolster.
ben, drückt das Kühlwasser durch die jeweils in Reihe oder Ein kombiniertes Druck- und Saugventil sorgt für den
parallel geschalteten Wärmeübertrager (Ölkühler; Ladeluft- nötigen Druckausgleich, wenn bei Erwärmung des Kühl-
kühler), in die Kühlräume des Motors (Zylinder und Zylin- wassers Überdruck und bei Abkühlung Unterdruck entste-
derköpfe) sowie durch weitere zu kühlende Bauteile, so z. B. hen. Vom Motor – bei Fahrzeugmotoren auch vom Luft/
9.2  Externe Motorkühlsysteme    353

Wasserkühler – gehen Dauerentlüftungsleitungen zum Aus- Fluids bestimmt, sodass immer dann, wenn sich der Kühl-
gleichsbehälter. Darüber hinaus führt vom Ausgleichsbehäl- mitteldurchsatz nicht proportional mit der Motorleistung
ter eine Verbindungsleitung zur Saugseite der Kühlwasser­ ändert, Kühlleistungsbedarf und -angebot divergieren.
pumpe. Da die Wärmeübertrager bzw. das gesamte Kühlsystem
Der Fluss des Kühlwassers durch Zylinder und Zylinder- entsprechend der Nennleistung des Motors für den maxi-
kopf wird sorgfältig gestaltet. In Motoren mit gemeinsamem malen Kühlleistungsbedarf (Kühllast) ausgelegt werden,
Wasserraum für alle Zylinder muss durch definierte Strö­ muss dafür gesorgt werden, dass sich auch bei hiervon
mungsverhältnisse dafür gesorgt werden, dass die thermisch abweichenden Betriebspunkten im Motor die gewünschten
belasteten Partien gleichmäßig vom Kühlwasser umströmt (vorgesehenen) Temperaturen einstellen. Auf eine Regelung
werden („Queran­strömung“). Die Strömungsgeschwindig- der Kühlmitteltemperaturen kann also nicht verzichtet wer-
keit muss einerseits in Hinblick auf die Wärmeübertragung den, wobei die Temperatur des Kühlmittels im Primärkreis
hoch genug sein, andererseits darf es nicht zu Kavitation geregelt wird.
kommen. Auch die Druckverluste sollen gering bleiben. Bei
großen Motoren mit Einzelzylindern gestalten sich die Ver- Rücklauftemperatur. Die Kühlmitteltemperatur am Mo-
hältnisse einfacher, weil aus einer Sammel­leitung einzeln in toraustritt dient als Index für den thermischen Zustand des
die Zylinder eingespeist wird. In Zylinderköpfen mit ihrer Motors. Stellglied ist ein mit einem Temperaturfühler verse-
komplizierten Struktur, bei der Gesichtspunkte der ther- henes Thermostat-Regelventil. Durch Mischen von gekühl-
mischen und mecha­nischen Festigkeit wie auch der Gieß- tem mit ungekühltem, im Bypass am Rückkühler vorbei ge-
barkeit im Vordergrund stehen, erfordert es Erfahrung, das führtem Kühlwasser im Regelventil wird die gewünschte
Kühlwasser so zu führen, dass sich möglichst gleichmäßige Temperatur eingestellt. Entsprechend wird beim Ölkühler
Temperaturen einstellen. Bei Entgasung des sich erwär- verfahren.
menden Wassers und bei eventuellen Undichtigkeiten dür-
fen sich keine Luftpolster bilden, ebenfalls keine Dampf- Vorlauftemperatur. Die Kühlmitteltemperatur wird am Mo-
nester infolge örtlichen Siedens. Mit Strömungssimulationen toreintritt geregelt. Die sonst ähnlich ablaufende Mischtem-
(CFD) wird die Kühlwasserströmung optimiert. In Strö- peraturregelung wird vorzugsweise bei Mehrmotoren-Anla-
mungsversuchen am Plexiglasmodell lässt sich der Kühlwas- gen mit zentralem Kühlsystem angewendet. Größere Mo-
serfluss überprüfen. toren haben elektrisch oder pneumatisch betätigte PI‑Regler;
kleinere Motoren kommen mit Regler ohne Hilfsenergie
9.2.3 Regelung von Kühlsystemen (Dehnstoffregler) aus. Bei Laständerung des Motors kann die
thermische Trägheit des Motorkühlwassers vernachlässigt
Anforderungen an die Regelung werden; selbst bei großen Mittelschnellläufern erreicht das
Kühlwasser nach 50 bis 70 s Betriebstemperatur. Bei Wechsel
Mit Blick auf Kraftstoffverbrauch, Verschleiß, Schadstoff­ des Fahrtgebietes kann bei Schiffsmotoren der Seewasser-
emission und Geräusch strebt man schnelles Erreichen der durchsatz durch Wasserpumpen mit polumschaltbaren
Motor-Betriebstemperatur, das Einhalten der gewünschten E‑Motoren an den tatsächlichen Kühlbedarf angepasst wer-
Temperaturen unabhängig von der Motorbelastung (Ver- den.
meidung von Unterkühlung und Überhitzung) und eine mi-
nimale Leistungseinbuße durch zusätzliche Aggregate (z. B. Vorwärmung. Motoren, von denen unmittelbar nach dem
Kühlgebläse) an, um die Kühlung aufrechtzuerhalten. Der Start volle Leis­tung abverlangt wird (insbesondere Schnell-
Kühlmittelkreislauf muss sich dazu auf die Erfordernisse des und Sofortbereitschafts-Notstromanlagen), müssen vorge-
Motorbetriebs und zusätzlicher Randbedingungen einstellen wärmt bzw. warmgehalten werden, und zwar durch Aufhei-
können. Neben der sich mit Wechsel der Motorbelastung än- zen des Motorkühlwassers auf 40 °C mittels elektrischer
dernden Kühllast hat sich der Kühlmittelkreislauf auch den Vorwärmgeräte oder durch Heizwärmeübertrager. Größere
unterschiedlichen Temperaturen der Luft anzupassen (Jah- und große Motoren werden grundsätzlich vorgewärmt
reszeiten, geographische Gegebenheiten). (s. Tabelle 9‑6).
Auch werden die Motoren unterschiedlich ausgelastet, so
bei Volllast, Teillast, Leerlauf. In erster Näherung ist die aus Gebläse-Rückkühlanlagen
Motorkühlwasser, Ladeluft- oder Motorölkühler anfallende Bei Gebläse-Rückkühlanlagen, d. h. vor allem bei Fahrzeug-
Wärme von der Motorleistung abhängig. Die Kühl­leistung motoren und Statio­näranlagen, wird der Kühlluftstrom über
der Wärmeübertrager wird vor allem durch die Massenströ- die Gebläsedrehzahl so gesteuert, dass sich die gewünschte
me des Kühlmittels im Sekundärkreis und des zu kühlenden Kühlwassertemperatur einstellt. Damit lassen sich Energie-
354    9  Motorkühlung

verbrauch und Geräuschemission wirksam reduzieren. Die Kühlerkreislaufes nicht berücksichtigt. Allerdings darf dem
durch das Gebläse eingestellte Temperatur liegt oberhalb des Kühlkreis nicht mehr als 20% Wärme entzogen werden, da-
Arbeitsbereichs des Thermostates. Der Lüfter kann wie folgt mit die Motorkühl­wassertemperatur nicht zu stark absinkt.
angetrieben werden: Die Motorkühlwasserwärme hochaufgeladener Motoren
– mechanisch: Die starre Anbindung der Drehzahl des reicht u. U. nicht aus, den Wärmebedarf insbesondere von
Gebläses an die Motordrehzahl erlaubt keinen Regeleingriff Hochdach-Fahrerhäusern (ca. 20 kW) zu decken. In solchen
und ist daher unvorteilhaft. Bei Verwendung von sog. Fällen ist ein zusätzliches Heizgerät vorzusehen. Weitere
Bi‑Metall Visco‑Kupplungen kann die Drehzahl abhängig Wärmeübertrager (für Retarder und Getriebeöl) werden
von der Kühllufttemperatur (nach Fahrzeugkühler) zwischen Wasseraustritt aus Motor und Thermostat in Reihe
geregelt werden. Bei modernen elektrisch angesteuerten mit dem Motor geschaltet.
Kupplungen ist eine Regelung der Lüfterdrehzahl in Extreme Anforderungen werden an Rückkühlanlagen
Abhängigkeit beliebiger Führungsgrößen möglich. gepanzerter Fahrzeuge gestellt, die große Wärmeströme aus
– elektrisch: Die Gebläsedrehzahl ist unabhängig von der des Motor und Getriebe unter extremen Umgebungstempera-
Motors. Das Gebläse kann bei Motorstillstand nachlaufen. turen (–30 °C bis +45 °C) abführen müssen. Das erfordert
Freizügigkeit bei der Anordnung von Gebläse und Kühler große Kühlluftmas­senströme und hohes Gefälle von Kühlwas-
ist gegeben. ser- zu Außen­temperatur, z. B. 95 °C (110 °C) bei 20 °C
– hydraulisch: Der Antrieb erfolgt über eine hydraulische (45 °C) Außentemperatur. Der beengte Raum in einem Panzer
Regelkupplung. Der Regelbereich ist begrenzt. Das Gebläse bedingt eine äußerst kompakte Konstruktion der Rückkühl-
muss direkt am Motor angeordnet werden. Insgesamt anlage. Dazu muss das Gebläse hohe Ansaug- und Druckver-
handelt es sich um eine aufwendige Lösung, die vor allem luste über­winden bei entsprechend großer Gebläse­leistung
bei größeren Fahrzeugmotoren angewendet wird, wenn (z. B. Leopard II: 13,5% der Motorlei­stung von 1100 kW).
sich die Antriebs­leistung für das Gebläse mit Keilriemen
nicht mehr problemlos übertragen lässt und Schwingungen Kühlsystem einer Diesellokomotive
im Antriebsstrang gedämpft werden sollen. Das Kühlsystem von Diesellokomotiven der Baureihen 215,
– hydrostatisch: Auch höhere Antriebsleistungen lassen sich 218 und 210 der Deutschen Bahn ist als Zweikreisanlage mit
über größere Entfernungen übertragen. Dadurch kann der Hoch- und Niedrigtemperaturkreis (HTK und NTK) ausge-
Kühler freizügig angeordnet werden. Der Regelbereich ist führt (Bild 9‑30). Die eigentliche Kühlanlage besteht aus
groß aber auch die Verlustleistung, Bauvolumen und Masse zwei V‑förmig angeordneten Kühlerblöcken, durch die ein
sind dagegen klein. hydrostatisch oder hydrodynamisch angetriebenes Axialge-
bläse die Kühlluft saugt. Die Lüfter­drehzahl wird so geregelt,
Bei den mechanisch getriebenen Lüftern gibt es verschiedene dass die Kühlmitteltemperatur unabhängig von Motorlast
Möglichkeiten der Gestaltung. Für höchste Anforderungen und Außentemperatur nahezu konstant bleibt. Um ein Un-
an Wirkungsgrad und Luftmassenstrom kommen Axiallüf- terkühlen des NTK bei niedrigen Außentemperaturen zu
ter mit kleinem Spalt (ca. 8 mm) zu Einsatz. Aufgrund der vermindern, sind NTK und HTK durch ein Mischventil (An-
Motorbewegung erfordert dieser kleine Spalt eine motorfeste sprechtemperatur 30 °C) hydraulisch gekoppelt. Ein zweites
Installation des Zargenrings um den Lüfter. Ohne diese mo- Mischventil (ca. 60 °C) ermöglicht Vorwärmen und Warm-
torfeste Zarge müssten die Relativbewegungen durch einen halten beider Kühlkreise durch ein Heizgerät und eine Um-
großen Spalt (20–30 mm) kompensiert werden. Um starke wälzpumpe. Die jeweils von dem einen in den anderen Kreis
Rückströmungen durch den Spalt und Strömungsablösungen überströmende Kühlmittelmenge wird in den Ausgleichsbe-
zu vermeiden, werden hier Düsenmantellüfter eingesetzt. hälter zurückgeführt [9‑57], [9‑58].
Neben der höheren Toleranz bezüglich des Lüfterspalts hat
diese Anordnung Vorteile bei Akustik und Stabilität der Strö- Kühlsystem einer Schiffsantriebsanlage
mung [9‑56]. Bild 9‑31 zeigt das Schema des zentralen Kühlsystems mit
hydraulischer Kopplung des HTK und des NTK („inte-
griertes Kühlsystem“) einer Schiffsmaschinenanlage in aus-
9.2.4 Ausgeführte Kühlsysteme führlicher Darstellung mit Pumpen, Ausgleichs­behältern
und sonstigem Zubehör. Der prinzipielle Aufbau entspricht
Kühlsystem für Nfz-Dieselmotoren Bild 9‑26. Dieses Kühlsystem liegt den Motorenbaureihen
Das bereits beschriebene Standard-Kühlsystem zeigt Bild 40/54 bis 58/64 der MAN B & W zu Grunde.
9‑29. Die für die Fahrerhausheizung benötigte Wärmeüber-
tragerleistung (ca. 6 bis 10 kW) wird bei der Auslegung des
9.2 Externe Motorkühlsysteme 355

Bild 9-30 Rückkühlanlage von Diesellokomotiven der Baureihen 215, 218 und 210 der Deutschen Bahn (Zweikreiskühlung mit NTK und HTK, s. auch Bild 9-24).
a Schema des Kühlkreislaufes; b Rückkühlanlage in V-Anordnung
356
9 Motorkühlung

Bild 9-31 Zentrales Kühlsystem einer Schiffsantriebsanlage in integrierter Zweikreisausführung (MAN B&W)
9.2  Externe Motorkühlsysteme    357

Kühlmodule von Fahrzeugkühlsystemen so erhält man mit Ẇmin als dem kleineren der beide Wärme-
In Fahrzeugen werden die wesentlichen zur Rückkühlung kapazitätsströme
erforderlichen Komponenten zu einem Kühlmodul zusam-
mengefasst, das i. d. R. aus Kühlmittelkühler, Ladeluftkühler, (9‑7)
Klimakondensator und Lüfterhaube besteht. Der Lüfter kann
elektrisch, oder direkt vom Motor mechanisch angetrieben mit
sein. Bei Bussen und Sonderfahrzeugen werden auch häufig
hydrostatische Lüfter­antriebe eingesetzt. (9‑8)
Die Anordnung der Wärmeübertrager im Kühlluftstrom
ergibt sich aus den jeweiligen Eintritts- und Zieltempera- bzw.
turen der zu kühlenden Fluide. Daraus ergibt sich i. d. R. die
Reihenfolge Kondensator, Ladeluftkühler, Kühlmittelkühler, (9‑9)
Lüfter.
Um die installierte Kühlleistung des Kühlmoduls optimal ε wird in diesem Zusammenhang als Übertragerwirkungs­
zu nutzen, ist es wichtig, durch den Einsatz einer Umfeldab- grad oder Betriebscharakteristik bezeichnet [9‑60], [9‑61].
dichtung zu verhindern, dass erwärmte Luft wieder vorn Man kann zeigen, dass ε von den sog. Wärmeübertra-
angesaugt wird. gungseinheiten (Number of heat transfer units)

(9‑10)
9.2.5 Wärmeübertrager
dem Verhältnis der Wärmekapazitätsströme
9.2.5.1 Wärmetechnische Auslegung
(9‑11)
Behandelt werden hier nur stationär betriebene Wärmeüber-
trager mit festen Trennwänden zwischen zwei Fluiden, sog. und der Stromführung im Wärmeübertrager abhängig ist
Rekuperatoren [9‑59]. [9‑61], [9‑62]. In Gl. (9‑10) ist kA das Produkt aus Wärme-
Bei den Bezeichnungen wird stets der Index „1“ für das durchgangskoeffizient k und Wärme­übertragungsfläche A,
wärmeabgebende Fluid und der Index „2“ für das wärme- das bei berippten Flächen – wie sie hier meistens vorliegen
aufnehmende Fluid verwendet. Der Index „e“ steht für – zweckmäßigerweise nicht zu trennen ist.
„Eintritt“ und der Index „a“ für „Austritt“. Formeln und Diagramme für verschiedene Stromfüh-
Es gilt somit für die Abkühlung des Massenstroms ṁ1 rungen (Bild 9‑32) können dem VDI-Wärmeatlas [9‑63]
entnommen werden. Dort und in [9‑62] sowie [9‑64] ist
(9‑1) auch ein numerisches Verfahren, die sog. Zellenmethode,
und für die Aufwärmung des Massenstroms ṁ2 angegeben, mit dem der Übertragerwirkungsgrad für belie-
bige Stromführungen berechnet werden kann.
(9‑2) Bei der Auslegung von Wärmeübertragern besteht die
Aufgabe darin, bei vorgegebenen Wärmekapazitätsströmen
Werden die Wärmekapazitätsströme gemäß Gl. (9‑3) und (9‑4) und zu erzielender bezogener
Wärmeübertragungsleistung Q̇c/DTc den erforderlichen
(9‑3)
Übertragerwirkungsgrad ε aus Gl. (9‑7) zu ermitteln. Je nach
vorgesehener Stromführung kann dann aus der zugehörigen
(9‑4)
Formel bzw. dem entsprechenden Diagramm die Anzahl der
eingeführt, ergibt sich damit für die Wärmeübertragungsleis­ Wärmeüber­tragungseinheiten N und damit gemäß Gl. (9‑10)
tung der erforderliche kA Wert bestimmt werden. In vielen Fällen
lässt sich N aus den angegebenen Formeln nicht explizit
(9‑5) berechnen, sodass iterativ vorzugehen ist.
Bezieht man die Leistung auf die größte im Wärmeübertrag Da im Übrigen die Größe der Wärmekapazitätsströme
mögliche Temperaturdifferenz, die Differenz der Eintritts­ oftmals von der gewählten Wärmeübertragergröße und
temperaturen der beiden Massenströme -bau­art abhängig sind, z. B. bei einem durch Staudruck mit
Kühlluft beaufschlagten Fahrzeugkühler, wird in der Praxis
(9‑6) stets von einer angenommenen Wärmeübertragergröße

358 9 Motorkühlung

Bild 9-32 Einige Grundformen von Stromführungen in Wärmeübertragern. a reiner Gleichstrom; b reiner Gegenstrom; c reiner Kreuzstrom; d einseitig quervermischter
Kreuzstrom

ausgegangen und über die mittelere Fluidtemperature ite- angegeben. Dabei ist
riert, bis eine befriedigende Übereinstimmung erreicht ist.
(9-14)
Aufgrund der damit ermittelten Wärmeübertragerleistung
wird dann ggf. die Wärmeübertragergröße entsprechend die Reynolds-Zahl,
den Leistungsanforderungen angepasst.
(9-15)
Für die eigentliche Berechnung des kA-Wertes werden die
Wärmeübergangskoeffizienten D1 und D2 sowie die Wärme- die Prandtl-Zahl, l eine charakteristische Abmessung des fes-
leitkoeffizienten der Trennwand Ow und der Rippen Or1 und ten Körpers, O der Wärmeleitkoeffizient des strömenden
Or2 benötigt. Dann gilt die Pecletsche Gleichung Mediums, X seine Strömungsgeschwindigkeit, Q seine kine-
matische Viskosität, U seine Dichte und cp seine isobare mas-
(9-12) senspezifische Wärmekapazität.
Wärmeübertrager für die Motorkühlung in Kraftfahrzeu-
Darin sind Aw die Fläche der ebenen Trennwand, Gw ihre Dicke, gen zeichnen sich durch eine sehr kompakte Bauweise aus.
A1 und A2 die, zum Teil mit einem Rippenwirkungsgrad Kr be- Kennzeichnend ist die auf das Bauvolumen V der Wärme-
werteten, wärmeübertragenden Flächen [9-65]. Die Wärme- übertrager-Matrix bezogene Übertragungsfläche A1 oder A2
übergangskoeffizienten sind i. d.R. in Form der Nußelt-Zahl für die i. Allg. Werte von

(9-13) (9-16)
9.2  Externe Motorkühlsysteme    359

vorliegen. Noch aussagefähiger sind allerdings die auf das


Matrixvolumen V bezogenen kA‑Werte, für die in Tabelle 9‑8
einige Richtwerte angegeben sind.

9.2.5.2 Kühlmittelkühler

Es wird zwischen luftgekühlten und flüssigkeitsgekühlten


Kühlmittelkühlern unterschieden. Die für Fahrzeug-Diesel-
motoren eingesetzt, luftgekühlten Wärmeübertrager sollen
sehr kompakt mit geringem Gewicht ausgeführt sein. Die
Kompaktheit wird durch die zulässigen Druckabfälle auf der
Luft- und Kühl­mittelseite begrenzt. Außerdem muss beach-
tet werden, dass mit zunehmender luftseitiger Flächendichte
gemäß Gl. (9‑16) die Verschmutzungs­empfindlichkeit des
Kühlernetzes zunimmt, und auch hierdurch, insbesondere
für z. B. Traktoren und Baustellenfahrzeuge, Grenzen gesetzt
sind. Kühlernetze bestehen aus Kombinationen von Rippen
und Rohren, die je nach Herstellverfahren unter­schiedlich
ausgebildet sind. Bild 9‑33 zeigt den Aufbau eines gelöteten Bild 9-33  Aufbau eines hartgelöteten Kühlmittelkühlers aus Aluminium für
Kühlers, der aus Flachrohren und sog. Wellrippen besteht, den Einsatz in Kraftfahrzeugen (Quelle: Behr)
die miteinander verlötet sind.
Beim mechanisch gefügten Kühler (Bild 9‑34) werden
durch genau bemessene Durchzüge in lamellenförmigen
Rippen, runde oder ovale Rohre gesteckt. Diese werden
dann mechanisch derart aufgeweitet, dass zwischen Rohr
und Durchzug eine bleibende Flächenpressung zur Wärme-
leitung vom Rohr zur Rippe entsteht. Zur Verbesserung des
Wärmeübergangs sind die Rippen in beiden Fällen mit einer
Vielzahl von kiemenartigen Ausstellungen versehen sind
[9‑66]. Der Verteil- und Sammelkasten aus glasfaserverstärk­
tem Polyamid ist über eine elastische Dichtung mit dem
jeweiligen Boden durch einen Formschluss verbunden. Es
gibt beim gelöteten Kühler auch Lösungen mit angelöteten
Sammelkästen aus Aluminium.
Zur Vermeidung von laminarer Strömung, die bei kleinen
Kühlmitteldurchsätzen auftreten könnte, ist es möglich Tur-
bulenzeinlagen in den Rohren vorzusehen.
Im Vergleich zu den gelöteten Kühlern zeichnen sich die
mechanisch gefügten Kühler durch günstigere Herstellkos­
ten aus; ihre auf die luftseitige Stirnfläche bezogenen Wärme­
übertragungsleistung oder der luftseitige Druckabfall liegen
i. Allg. jedoch ungünstiger, sodass größere Kühler oder
höhere Lüfterleistung erforderlich sind [9‑67], [9‑68].
Bei Kraftfahrzeuganwendungen im Pkw und Nkw wer-
den in Europa heute fast ausschließlich Kühlmittelkühler
aus Aluminium eingesetzt.
Eine weitere Bauart luftgekühlter Kühlmittelkühler ist der
sog. Kühlerteilblock, wie er im Bild 9‑35 für eine Kühlanlage Bild 9-34  Aufbau eines mechanisch gefügten Kühlmittelkühlers aus Alumi‑
mit Haupt- und Nebenkreislauf dargestellt ist (s. Abschn. nium für den Einsatz in Kraftfahrzeugen (Quelle: Behr)
9.2.2). Im Nebenkreislauf wird ein aus dem Haupt­kreislauf
360 9 Motorkühlung

kommender Teilstrom weiter heruntergekühlt, um mit ihm mittelkühler in sog. Schalen- oder Scheibenbauweise. Die
z. B. in einem Ladeluftkühler eine niedrige Ladeluft-Aus- kühlmittelführenden Elemente werden hier aus jeweils zwei
trittstemperatur zu erzielen. Der Teilblock besteht aus lamel- Al-Scheibenhälften gebildet. Zwischen den einzelnen Ele-
lenförmigen, meist glatten Cu-Rippen mit Durchzügen für menten sind Al-Wellrippen, ähnlich den im Bild 9-33
die flachen Cu-Rohre. Die Verbindung zwischen Rohr und gezeigten, angeordnet. Mit entsprechenden Endplatten und
Rippe wird durch eine Blei-Zinn-Lotschicht auf den Rohren Anschlüssen versehen, wird der gesamte Kühler hartgelötet.
bewirkt. Böden, Sammel- und Verteilerkasten sowie die Die Leistungsfähigkeit lässt sich leicht durch die Anzahl der
damit durch Hartlötung verbundenen, gegossenen Elemente verändern.
Anschlussstücke bestehen aus Messing. Die Rohr-Boden- Flüssigkeitsbeaufschlagte Kühlmittelkühler werden vor
Verbindung und das Auflöten der Kästen erfolgt mit Weich- allem bei Schiffsmotoren, teilweise aber auch bei stationär
lot. Die sehr robusten und gegen Verschmutzung unanfäl- eingesetzten Motoren verwendet. Da hierbei auf beiden
ligen Kühlerelemente werden bevorzugt in Schienen- Seiten des Wärmeübertragers ähnlich hohe Wärmeüber-
fahrzeugen, aber auch bei stationären Motoren verwendet. gangskoeffizienten vorliegen, werden i. d. R. unberippte
Bild 9-36 zeigt den Einsatz von einfach durchströmten Küh- Systeme verwendet. Außerdem ist beim Einsatz von Seewas-
lerteilblöcken bei einer sog. Unterflur-Kühlanlage für die ser auf geringe Verschmutzungsempfindlichkeit bzw. gute
Deutsche Bahn. Reinigungsmöglichkeit und Resistenz gegen Korrosion zu
Für direkt am Motor befestigte Kühler sind besonders achten. Neben den klassischen Rohrbündel-Apparaten
schwingfeste Ausführungen zu wählen. Die Deutz AG ver- [9-59] kommen Platten-Wärmeübertrager aus CuNi- oder
wendet für ihre neue Motorengeneration mit motorin- Titan-Werkstoff zur Anwendung. Sie sind meistens vom
tegriertem Kühlsystem (s. Abschn. 18.2) luftgekühlte Kühl- Motor getrennt aufgestellt, können aber auch am Motor

Bild 9-35 Aufbau eines Kühlerteilblockes in Buntmetall-Ausführung für Kühlanlagen mit Haupt- und Nebenkreislauf in Schienenfahrzeugen (Quelle: Behr)
9.2 Externe Motorkühlsysteme 361

Bild 9-36
Unterflur-Kühlanlage für einen Trieb-
wagen der Deutschen Bahn, beste-
hend aus zehn Kühlerteilblöcken mit
700 mm Länge und 200 mm Breite so-
wie einem flüssigkeitsgekühlten Ge-
triebeölkühler in Scheibenbauweise
und hydrostatisch angetriebenem
Lüfter. An den Kühlluftstrom sind
405 kW bei einer Eintrittstemperatur-
Differenz von 58 K zu übertragen
(Quelle: Behr)

integriert werden, wie das bei der neueren Motorenbaureihe rung. Die einzelnen Flachrohre sind auf den Breitseiten
„595“ der MTU Motoren- und Turbinen-Union GmbH gegenüberliegend mit warzenförmigen Einprägungen verse-
erfolgt [9-69]. hen, die miteinander verlötet sind. Auf diese Weise wird die
Eine andere, ebenfalls motorintegrierte Ausführung eines erforderliche Druckfestigkeit für einen Betriebsdruck von
mit Seewasser beaufschlagten Kühlmittelkühlers zeigt 6 bar Überdruck und gleichzeitig ein besserer Wärmeüber-
Bild 9-37. Dabei befindet sich in einem Al-Gussgehäuse, das gang als bei glatten Rohren erreicht.
vom Motorkühlmittel durchströmt wird, ein Flachrohr-
Kühlereinsatz. Das Seewasser strömt um die registerförmig 9.2.5.3 Ölkühler
angeordneten Flachrohre und kommt nur mit den mitein-
ander hartverlöteten Teilen aus CuNi-Werkstoff in Berüh- Gegenüber Kühlmittelkühlern müssen Ölkühler für höhere
Betriebsdrücke von 10 bis 20 bar ausgelegt werden. Außer-
dem ist der Wärmeübergang vom Öl an die Wandflächen
weitaus geringer, sodass auf der Ölseite stets mit turbulenz-
erzeugenden Strukturen gearbeitet werden muss. Durch ihre
Verlötung mit den Wandflächen wird auch die notwendige
Steigerung der Innendruckfestigkeit erreicht.
Luftgekühlte Ölkühler werden fast ausnahmslos in Alu-
minium ausgeführt. Bild 9-38 zeigt einen Ölkühler in Flach-
rohrbauweise, wie er bei Kraftfahrzeug-Dieselmotoren zum
Einsatz kommt. Der Aufbau des Kühlernetztes ist ähnlich
wie bei gelöteten Kühlmittelkühlern; die Kästen sind auf-
grund der erhöhten Betriebsdrücke jedoch aus Aluminium.
Wie in Bild 9-39 dargestellt, sind die Turbulenzbleche als
unterbrochene Stegrippen ausgebildet.
Anstelle der Flachrohre werden teilweise auch ebene Al-
Blech verwendet, zwischen denen die Turbulenzbleche
Bild 9-37 Seewasserbeaufschlagter Kühlmittelkühler in Flachrohrbauweise angeordnet sind. Durch Rechteckprofilstäbe, die als Beran-
für den Anbau am Motor (Quelle: Behr) dung eingelötet werden, ergeben sich luft- bzw. ölführenden
Kanäle. Diese sog. Paketbauweise hat den Vorteil, dass belie-
362    9  Motorkühlung

Bild 9-38  Luftgekühlter Ölkühler in Al-Flachbauweise für den Einsatz in Kraftfahrzeugen (Fa. Behr)

Bild 9-39 
Verschiedene Turbulenzbleche für die
Verwendung in luft- und flüssigkeits‑
gekühlten Ölkühlern. Ausführung in
Aluminium oder Stahl (Fa. Behr)

big bemessene Kühler ohne spezielle Werkzeuge hergestellt ler, wie in Bild 9‑40 dargestellt, eingesetzt. Dank der hochge-
werden können. Die typengebundenen Kästen werden auf zogenen Scheibenränder, die mit der jeweils nächsten Schei-
den komplett gelöteten Wärmeübertragerblock aufge- be verlötet sind, benötigen diese Kühler kein separates
schweißt. Gehäuse. Auf der Kühlmittelseite und auf der Ölseite befin-
Eine weitere Variante luftgekühlter Ölkühler ist die Schei- den sich Turbulenzeinlagen, ähnlich zu den in Bild 9‑39
benbauweise. Auch hierbei sind aus Festigkeits- und Wär- dargestellten Blechen oder die Scheiben weisen bereits eine
meübertragungsgründen auf der Ölseite mit den Scheiben geprägte Struktur auf, die diese Aufgabe übernimmt. Häufig
verlötete Turbulenzbleche unabdingbar. sind diese Kühler auch mit einem Ölfilter zum Filtermodul
Für mit Flüssigkeit beaufschlagte Ölkühler für Pkw-Die- verschraubt.
selmotoren werden heute Aluminium Stapelscheibenölküh-
9.2  Externe Motorkühlsysteme    363

Bild 9-40 
Stapelscheibenölkühler für Pkw‑An‑
wendungen (Quelle: Behr)

Bild 9-41 
Flüssigkeitsgekühlter Ölkühler in
Scheibenbauweise für den Einbau
unter dem Ölilter (geschnitten, links)
bzw. im Motorblock oder separatem
Gehäuse (rechts). Qulle: Behr

Für schwere Motoren, z. B. bei Nfz Anwendungen, wird Der im Bild 9‑41(links) aufgeschnitten abgebildete Rund-
häufig die im Bild 9‑41 (rechts) gezeigten Scheibenbauwei- scheibenölkühler kann unter dem Ölfilter eingebaut und
sen verwendet. Es handelt es sich um einen Längsscheiben- so in den vorhandenen Ölstrom integriert werden. Durch
Ölkühlereinsatz, der in ein spezielles Gehäuse, wie im die Verwendung von Stahl als Werkstoff und dem damit
Bild 9‑36 dargestellt, oder direkt im Motorblock eingebaut verbundenen hohen Gewicht, wird dieses Produkt inzwi-
wird. Das Öl durchströmt parallel die einzelnen mit schen weniger häufig eingesetzt. Vereinzelt werden die
Turbulenz­blechen ausgestatteten Scheiben, und das Kühl- Scheibenölkühler auch ganz aus Aluminium oder, beim
mittel umströmt das Scheibenbündel im Gegen- oder Kreuz- Einsatz von Seewasser, aus einer CuNi-Legierung herge-
strom. stellt.
364    9  Motorkühlung

Bei Schiffs- und größeren Industriemotoren werden


neben den Scheibenölkühlern sehr oft auch Rohrbündel-
Wärmeübertrager eingesetzt. Den ungünstigen Wärme­
übertragungseigenschaften des Öles Rechnung tragend,
sind diese Rohrbündel mit einer intensiven, lamellenför-
migen Verrippung versehen, die entsprechend der Anord-
nung der Umlenkbleche vom Öl überströmt werden. Bei
einer anderen Bauweise werden glatte Rohrbündel verwen-
det, und das Öl wird durch die mit speziellen Füllkörpern
versehenen Rohre geleitet. Auch motorintegrierte Platten-
Wärmeübertrager kommen für die Ölkühlung zur Anwen-
dung [9‑69]. Bei diesen nur mit primärer Wärmeübertra-
gungsfläche ausgestatteten Apparaten kann allerdings den
ungleichgewichtigen Wärme­übertragungseigenschaften von
Öl und Motorkühlmittel bzw. Seewasser nur bedingt entge-
gengewirkt werden.

9.2.5.4 Ladeluftkühler

Durch die Ladeluftkühlung wird über die Herabsetzung der


Lufttemperatur eine Erhöhung der Dichte der Luft erreicht.
Damit wird eine größere Luftmenge in den Verbrennungs-
prozess eingebracht, was eine höhere Motorleistung zur
Folge hat. Bei der Ausgestaltung des Ladeluftkühlers ist da-
her darauf zu achten, einen möglichst niedrigen ladeluftsei-
tigen Druckabfall ∆p1 zu erhalten. Anderenfalls kann die
durch die Abkühlung bewirkte Erhöhung der Luftdichte
durch den Druckabfall überkompensiert werden, und der
Ladeluftkühler führt zu einer Verringerung der Motorleis­ Bild 9-42  Aufbau eines hartgelöteten Ladeluftkühlers aus Aluminium für
tung. Zur Beurteilung des im Ladeluftkühler erreichten den Einsatz in Kraftfahrzeugen (Quelle: Behr)
Dichterückgewinns ist in [9‑70] ein Gütegrad

(9‑17) den Einsatz bis ca. 220 °C. Bei noch höheren Temperaturen
müssen Kästen aus Al‑Kokillenguss aufgeschweißt werden,
wie es Bild 9‑39 zeigt. In den Flachrohren befindet sich eine
eingeführt worden. Hierin sind die Temperaturen T1e, T1a, Innenberippung, die mit Rücksicht auf den Druckabfall aber
T2e und T2a in K einzusetzen; p1e ist der Absolutdruck der nur eine mäßige Oberflächenvergrößerung bewirken soll.
Ladeluft am Eintritt in den Kühler. Bei einem idealen, un- Sofern luftgekühlte Ladeluftkühler bei anderen Fahrzeug-
endlich großen Wärmeübertrager ohne Druckabfall wird oder stationären Motoren zur Anwendung kommen, sind
ηρ=1. Treten jedoch bei geringen Ladedrücken hohe sie i. Allg. in einer Al‑Paketbauweise ausgeführt, wie sie in
Druckabfälle auf, so kann ηρ auch negative Werte annehmen, Abschn. 9.2.5.3 für Ölkühler beschrieben ist. Dabei sind die
was bedeutet, dass die Dichte abnimmt. Rippen auf der Lade- und Kühlluftseite der in Bild 9‑42
In Kraftfahrzeugen werden größtenteils luftgekühlte gezeigten Ausführung ähnlich. Der Vorteil der Paketbau-
Ladeluftkühler eingesetzt. Sie sind vor dem Kühlmittelküh- weise besteht wiederum darin, dass kompakte Kühler indi-
ler angeordnet, in Personenkraftwagen teilweise auch an vidueller Abmessungen in kleiner Stückzahl wirtschaftlich
anderer Stelle. Der Kühlerblock aus Aluminium entspricht hergestellt werden können. Dort, wo Bauraum und Gewicht
im Aufbau dem der gelöteten Kühlmittelkühler. Bei Lade- eine untergeordnete Rolle spielen, werden auch Flachrohr-
lufttemperaturen unterhalb von 190 °C werden, wie beim systeme aus Stahl oder Buntmetall eingesetzt. Zugunsten
Kühlmittelkühler, Kästen aus glasfaserverstärktem Polyamid eines niedrigen ladeluftseitigen Druckabfalls enthalten die
eingesetzt. Besonders beständige Kunststoffe erlauben sogar Flachrohre oftmals keine Innenberippung. Die erforderliche
9.2  Externe Motorkühlsysteme    365

Tabelle 9-8  Übliche maximale querschnittspezifische Massenströme und zugehörige kA/V-Werte für Hochleistungswärmeübertrager.
Fluid 1 wärmeabgebend, Fluid 2 wärmeauf­nehmend

Fluid 1 Fluid 2 spez. Massenströme


ṁ*1 ṁ*2 (kA/V) · 10–3
kg/(m2 · s) kg/(m2 · s) W/(m3 · K)
Kühlmittela) Luft 250 12 370
Schmierölb) Luft 150 6 200
Schmierölb) Kühlmittela) 150 200 1300
Ladeluft Kühlmittelc) 12 40 280
Ladeluft Luft 20 10 100
a) Gemisch aus Wasser und Glykol mit einem Volumengehalt von 70/30% bei ca. 100 °C.
b) Essolub HDX 30 bei ca. 130 °C.
c) Wie a, jedoch bei ca. 70 °C.

Kühlleistung muss dann über eine entsprechend groß


bemessene Kühlerstirnfläche erreicht werden.
Im Hinblick auf eine strömungsgünstige Ladeluftführung
und damit vermiedene Druckverluste sind flüssigkeitsge-
kühlte Ladeluftkühler zu bevorzugen. Sie lassen sich am
Motor harmonisch in die Ladeluftleitung integrieren [9‑69],
[9‑71]. Außerdem bauen sie noch kompakter als luftgekühl-
te Ausführungen, weil größere kA/V‑Werte zu erreichen
sind (s. Tabelle 9‑8) und das Verhältnis R der Wärme­
kapazitäts­ströme günstiger liegt. Hinzu kommt, dass oft eine
Kreuzgegen­stromführung realisiert werden kann, sodass
hohe Übertragerwirkungsgrade zu erreichen sind.
Das Hauptanwendungsgebiet flüssigkeitsgekühlter Lade-
luftkühler sind heute die größeren aufgeladenen Dieselmo-
toren außerhalb des Kraftfahrzeuges, insbe­sondere die
Schiffsmotoren.
In stark zunehmendem Maße wird diese Technologie
Bild 9-43  Seewasserbeaufschlagter Ladeluftkühler in Rundrohrbauweise
jedoch bereits auch in Kraftfahrzeugen eingesetzt. Bild 9‑43
für den Einbau in die Ladeluftleitung von Schiffsdieselmotoren (Quelle: Behr)
zeigt einen solchen Kühler mit einer Wärmeübertrager-
Matrix für die Ladeluftkühlung eines Schiffsdieselmotors,
die aus Rundrohren mit einem Außendurchmesser von
8 mm und 0,12 mm dicken, leicht gewellten, lamellenför- nungen einer der Böden als Schiebeboden ausgebildet.
migen Cu-Rippen besteht. Die Verbindung zwischen Rippe Dann kann für die gegossenen Seitenteile Aluminium ver-
und Rohr wird wie bei den mechanisch gefügten Kühlmit- wendet werden; ansonsten wird Grauguss bevorzugt, um
telkühlern (s. Bild 9‑34) durch Aufweiten des Rohres ähnliche Aus­dehnungsverhältnisse wie bei den Rohren zu
erreicht. Je nach Einsatzfall wird für die Rohre eine CrNi- erhalten.
oder CuNi‑Legierung verwendet. Die Verbindung zu den Bild 9‑44 zeigt einen flüssigkeitsgekühlten Ladeluftkühler
Rohrböden aus Stahl oder Sondermessing erfolgt durch wie er schon seit einigen Jahren beim Mercedes Benz
Einwalzen der Rohre. Für die Sammel- und Ver­teilkammern 12‑Zylinder Biturbomotor eingesetzt wird, der die Mer­
wird je nach verwendetem Kühlmittel Grauguss, eine AlSi- cedes‑S Klasse und den Maybach antreibt. Dieser Ladeluft-
oder CuAl‑Legierung gewählt. Da zwischen Ladeluft und kühler wird vollständig aus Aluminium hergestellt. Die
Kühlmittel erhebliche Temperaturdifferenzen auftreten Wärme­tauschermatrix besteht aus Scheiben, wobei jeweils
können, wird teilweise zur Vermeidung von Wärmespan- ein Scheibenpaar einen engen Kanal für die Führung des
366 9 Motorkühlung

– Verwendung grundsätzlich gerader Rohre mit innerer


Abgasführung; für eine mechanische Reinigungsmöglich-
keit und erleichterte Reparatur,
– Aufnahme der Rohre durch Einschweißen in Rohrböden;
Einwalzen genügt nicht, wenn örtliche Überhitzungen auf-
treten und die Walzpressungen schwächen,
– Vorsorge für Wärmedehnungsmöglichkeiten der Rauch-
rohre treffen; z. B. für die Rohre Auslenkfreiheit aus der
Geraden schaffen und durch kleine Vorauslenkung
Bewegungsrichtung vorgeben oder beweglichen Rohrbo-
den oder dehnbares Gehäuse vorsehen,
– Vorzugsweise stehende Bauart, d. h. möglichst Austritts-
kammer unter den Rohren, mit Abgas-Stromrichtung
nach unten verwenden, damit agglomerierte Partikel leich-
ter herausfallen können und ggf. anfallendes Kondensat
herausläuft; dabei evtl. Inkaufnahme von Nachteilen für
die mechanische Reinigung wegen erforderlicher großer
Bild 9-44 Ladeluft/Kühlmittel-Kühler für Mercedes S-Klasse und Maybach
(12 Zylinder Biturbo, M275)
Manöverhöhen über dem Wärmetauscher,
– Rohrdurchmesser nicht unter 12 mm ‡ wählen,
– sichere Strömung des Kühlwassers an der Abgas-Ein-
trittsrohrplatte und im Eintrittsbereich der Rauchrohre
konstruktiv erzwingen,
Kühlmittels bildet. Zwischen diesen Scheibenpaaren sind – Kühlwasserströmung immer von unten nach oben
Rippen angeordnet, die die Wärme der Ladeluft aufnehmen vorsehen und für gute Entlüftung auch im Betrieb sor-
und an das Kühlmittel abgeben. Das Gehäuse ist aus Alumi- gen,
nium gegossen. – Abgasein- und -austrittskammern durch Rundflansche für
Weitere Designvarianten existieren für die Anwendung leichtes Öffnen beider Seiten gestalten oder ausreichende
im Nkw. Öffnungen vorsehen, damit Ruß oder evtl. vorhandene
Die mit Flüssigkeit beaufschlagten Ladeluftkühler eignen feste Ablagerungen von Metallsulfaten entfernt und der
sich generell auch als Ladeluftvorwärmer und werden in Kondensatabfluss freigemacht werden kann,
gleicher Ausführung auch als solche eingesetzt. – in durch Abgasklappen abgesperrten Abgaswärmeüber-
tragern, bei denen heißes Abgas von laufenden Anlagen
9.2.5.5 Abgaswärmeübertrager ansteht, stets einen geringen Wasserstrom zur Aufnahme
von Wärme aus dem Leck-Abgas berücksichtigen, da es
Bauarten, Ausführungsformen keine sicher schließenden Abgasklappen gibt,
– kleine Rauchrohre (12–30 mm ‡) in Edelstahl X10CrNi
Abgaswärmeübertrager sind Gas-Wasser(Öl)-Wärmeüber- MoTi 18.10, Werkstoff-Nr. 1.4571 ausführen, große sind
trager. Es wurden bisher alle Formen mit unterschiedlichem auch in Normalstahl, St 37.10, wegen meistens vorhandener
Erfolg ausgeführt: Glatt- und Rippenrohrwärmetauscher mit Wandstärkenreserve von marktgängigen Rohrhalbzeugen
der Gasstromführung in den Rohren (Rauchrohrbauweise) möglich; Rohrböden werden meistens in Normalstahl aus
sowie äußerer Gasströmung in stehender und liegender Aus- Werkstoff-Preis- und Fertigungskostengründen hergestellt;
richtung. Die Vielfalt der Bauweisen entsteht durch häufig für Abgasein- und -austrittskammern wird ebenfalls
eingeengte Einbauverhältnisse (stehende oder liegende Bau- Edelstahl X10CrNiMoTi 18.10, Werkstoff- Nr. 1.4571
weise bzw. Anwendung von Rippenrohren aus der Luftküh- gewählt. In Fahrzeuganwendungen werden für die
ler-Produktion), durch Fertigungsvorteile bei Bauart-Ablei- Abgasrohre auch die Werkstoffe 1.4539 sowie 1.4404
tung von Luft-Wasser-Serienkühlern oder durch besondere eingesetzt.
Preiszwänge. Dagegen gibt es eindeutige Konstruktionsre-
geln für Abgaswärmeübertrager für Dieselmotoren, die sich Bild 9-45 zeigt einen stehenden Abgaswärmeübertrager, der
aus den Vorschriften [9-72] und verschiedenen Untersu- in Kleinserien hergestellt wird [9-73].
chungen ergeben und von Fachfirmen automatisch beachtet Für spezielle Einbauverhältnisse, niedrige Maschinenhal-
werden: len oder bei fehlendem Manövrierraum über dem Abgas-
9.2 Externe Motorkühlsysteme 367

wärmetauscher werden für kleinere Leistungen auch liegen-


de Ausführungen gebaut.
Wegen der noch bestehenden gegenwärtigen Hemmnisse
bei der Dieselmotor-Abgaswärmenutzung und der meist
kleinen Stückzahlen werden die Spezial-Abgaswärmeüber-
trager i. Allg. in Einzelfertigung für jede Anlage individuell
gefertigt.
Abgas-Dampferzeuger sind wiederum besondere Bauar-
ten von Abgaswärmeübertragern, ebenfalls in liegender und
stehender Ausführung, die für den Einzelfall von Spezialfir-
men gebaut und mit erheblich erweiterten Sicherheits-
vorkehrungen ausgestattet werden müssen.

Probleme der Heizflächenverschmutzung

Bei an Dieselmotoren als sog. Abhitzekessel eingesetzten Ab-


gaswärmeübertragern (Abgas-Wasser-Wärmeübertrager) ist
oftmals nach kurzer Zeit ein Zusetzen der Gaswege mit tro-
cken-lockeren bis leicht feuchten Rußpartikelablagerungen
und kondensierbaren Komponenten zu registrieren. Deshalb
konnten Gas-Wasser-Wärmeübertrager üblicher Bauart bisher
nur mit Zusatzmaßnahmen erfolgreich eingesetzt werden.
Andererseits ist trotz aller Fortschritte in der Verbren-
nungstechnik die Rußbildung im Dieselmotor systembe-
dingt, sodass auch Großmotoren mit teilweise sehr geringen
Rußemissionswerten nicht völlig rußfrei sind (auch nicht
nach einem Rußfilter!).
Forschungsarbeiten [9-74] bis [9-76] konnten in syste-
matischen Versuchen den Ablagerungsmechanismus weit-
gehend klären: Danach unterliegen die im Abgas mitge-
führten Partikel verschiedenen Kräften (Bild 9-46). Es ist
die Thermophorese, d. h. die Anziehung von Partikeln, die
sich in die Richtung des Temperaturgefälles bewegen, sowie
das Ankleben an der Wand (Adsorption) durch kondensie-
rende Kohlenwasserstoffe, Wasser sowie Schwefel- oder
schweflige Säure, die für die Anlagerung von Schmutzteil-
chen sorgt.
Abgaspulsationen bzw. Turbulenzintensität im Abgas
bewirken, dass die Partikel wieder mit dem Abgasstrom
weggetragen werden. Darüber hinaus ist ein Austrocknen
der Wandschicht als „Reinigung“ aussichtsreich.
In systematischen Versuchen gewonnene Erkenntnisse
liefern zwar Hinweise auf Verbesserungen, ohne dass damit
alle Schwierigkeiten überwunden sind. Nach wie vor beste-
hen bei der Abgaswärmenutzung von Dieselmotoren fol-
Bild 9-45 Stehender Abgaswärmeübertrager (Fa. MBN, Neustadt/Wied). gende Probleme:
Wärmeleistung 718 kW zur Wassererwärmung von 100 °C auf 120 °C bei – Die Verschmutzung kann ohne Einwirkung von außen zur
TA1=475 °C; TA2=180 °C; ṁA/ṁW = 8475/3087 kg/h/kg/h; A Abgasein- und allmählichen Verstopfung führen.
B -austritt; C Wasserein- und D -austritt; E Sicherheitsventil; J Schaulöcher; – Die Wärmeübertragung vom Abgas an das Wärmenutz-
K, L Wassersprühdüsen medium, z. B. Wasser, wird durch die Verschmutzung sehr
behindert bzw. verhindert.
368 9 Motorkühlung

Bild 9-46
Vorgänge bei der Bildung von Ablage-
rungen in Abgaswärmeübertragern

– Die Schmutzpartikel verlassen den Wärmeübertrager nicht tem des Motors. Sie treten umso stärker auf, je mehr Schwefel
stetig, sondern agglomerieren zu größeren Partikelteilen, im Kraftstoff und besonders SO3 im Abgas enthalten ist. Die-
die aperiodisch ausgestoßen werden und die Umgebung ser Vorgang trat erst mit dem Einsatz von Oxidations-
belasten. katalysatoren an Dieselmotoren verstärkt auf, indem ver-
mehrt SO3 aus SO2 gebildet wurde.
Nicht nur Rußpartikel verschmutzen die Heizflächen, son-
dern ggf. auch Metallsulfate (besonders Fe2(SO4)3 · H2O), die Lösungsansätze
in Temperaturbereichen des Taupunkts von Schwefelsäure-
Wasser im Abgaswärmeübertrager als voluminöse Feststoffe Prinzipielle Maßnahmen, um Rußablagerungen zu vermei-
ausfallen. Diese Metallsulfate entstehen durch allmähliches den bzw. zu vermindern, liefern Forschungsarbeiten und
Herauslösen – besonders von Eisen – z. B. aus dem Abgassys- Erfahrungen des Dieselmotor-Anlagenbaus gleichermaßen.
9.2  Externe Motorkühlsysteme    369

Darüber hinaus muss eine periodische, mechanische oder ken, vom Abgas beaufschlagten Teilapparat dargestellt. Das
chemische Reinigung bei ganz oder teilweise geöffnetem darin enthaltene Restwasser dampft aus, gelangt in einen
Abgaswärme­übertrager im Stillstand der Anlage vorgesehen Dampf­abscheider und danach in einen Vorratsbehälter. Von
werden. den durch das Abgas aufgeheizten Wänden lösen sich die ge-
trockneten Partikel und werden z. T. in dem zwischen beiden
Wassereindüsen Wärmeübertragern angeordneten Zyklon ausgeschieden
Es ist ein mechanisches Verfahren, das man bei den ersten oder gelangen mit dem Abgas ins Freie. Steigt in dem nun der
Blockheizkraftwerken mit Dieselmotoren als Neu- und Nach­ Erwärmung des Kühlwassers dienenden rechten Wärme­
rüstmaßnahme einsetzte. Es beruht auf dem vom Dampfkes- übertrager der Abgasgegendruck an, wird die Abgasklappe
selbetrieb her bekannten Rußbläser-Effekt. Eine erfolgreiche umgelegt, der rechte Wasserzulauf gesperrt bzw. der linke
Installation verzeichnet z. B. das seit 1979 betriebene Diesel- wieder geöffnet und der Vorgang wiederholt sich bei umge-
Spitzenlast-BHKW in Lülsfeld mit 2 × 1000 kWel, das bis leiteter Strömungsrichtung des Abgasstromes.
1991 eine Laufzeit von 18000 h hatte und bei dem gute Erfah-
rungen mit Eindüsungszyklen von ca. 10 min mit nur 5–6 Turbulenzsteigerung
Sekunden Spritzdauer vorliegen. Durch Steigerung der Strömungsturbulenz im Abgasstrom
Als allgemein anwendbare, zuverlässige Maßnahme ist in der Nähe der wärmeübertragenden Wand können die in-
dieses Verfahren jedoch nicht anzusehen. Die Wassereindü- folge der Thermophorese zur Wand drängenden Partikel
sung muss periodisch angewandt werden und bringt perio- wieder in den Hauptabgasstrom gelangen. Neben den gege-
disch erhöhte Umweltbeeinträchtigungen. Zusätzlich muss benen Abgasdruckpulsationen können auch durch Helm-
Ruß enthaltendes Kondensat entsorgt werden. holtz-Resonatoren erzeugte Pulsationen eingesetzt werden
[9‑75], wobei sich zeigt, dass mit zunehmender Pulsations-
Waschen mit abgaseigenem Kondenswasser amplitude auch die Neigung zur Bildung von Ablagerungen
Bei Abkühlung der Abgase auf sehr niedrige Temperaturen, zurückgeht, ebenso mit steigender Temperatur des Kühlme-
z. B. durch eine Kühlmitteltemperatur von nur 15 °C fällt diums, während die Pulsationsfreuenz anscheinend keinen
eine große Menge Kondenswasser aus, die in der Lage ist, die Einfluss hat. Eine großtechnische Anwendung dieser Er-
Ablagerungen größtenteils abzuwaschen. Wegen der erfor- kenntnisse steht allerdings noch aus.
derlichen niedrigen Kühlmitteltemperaturen ist diese Maß- Für die gekühlte Abgasrückführung, eine zur Erreichung
nahme nur im Tieftemperaturbereich des Wärmeübertragers der Abgasnorm Euro4 gegenüber SCR‑Katalysatoren vor-
wirksam. teilhafte Alternative bei Fahrzeug-Diesel­motoren [9‑80]
(s. Abschn. 15.4), wurden Abgaswärmeübertrager (-kühler)
Mechanisches Reinigen entwickelt, die auch zur Nutzung der Abgaswärme für die
Die vom Kesselbau her bekannten Kugelregenapparate Fahrzeuginnenraum-Heizung eingesetzt werden können.
[9‑77] wurden bei fast 40 Großdiesel-Heizkraftwerken er- Um die Verschmutzung der Abgaskanäle zu verringern,
folgreich eingesetzt, besonders bei trockenen Ablagerungen. werden turbulenzerzeugende Einbauten auf deren Oberflä-
Alle ca. 60 bis 100 min., teilweise aber auch nur jede Woche che, sog. Winglets („Flügelchen“) angebracht [9‑79], die bei
einmal werden Weicheisenkugeln von 3 mm Durchmesser akzeptablen Druckverlusten das Abgas verwirbeln, somit
auf die Heizflächen geschleudert und schlagen die inzwi- die Verschmutzungsneigung verringern und gleichzeitig
schen angelagerten Schmutzpartikel ab. Die Kugeln werden den Wärmeübergang verbessern.
wieder aufgefangen und erneut mit einem treibenden Luft- Die Winglets werden aufgeschweißt oder durch Drücken
strom in den Wärmeübertrager eingebracht. Ruß und erzeugt (Bild 9‑48). Um die Abgaskanäle sind die Wasser-
Schmutzpartikel werden mit dem Abgasstrom ausgetragen. räume angeordnet. Die Kanalmatrix wird aus dünnem Edel-
Der erhöhte apparative Aufwand rechnet sich jedoch erst stahlblech lasergeschweißt (Bild 9‑49). Der Wärmeübertra-
bei Großanlagen. ger wird in Längen von 100 bis 800 mm gefertigt.
Für die Abgasrückführung wird der Abgaskühler in eine
Ausheizen des Wärmeübertragers Zweigleitung eingesetzt, die vom Abgassammelrohr des
Das bei Heizkraftwerken mit Dieselmotoren eingesetzte Ver- Motors zum Ansaugrohr nach dem Ladeluftkühler führt.
fahren, [9‑74], [9‑75] und [9‑78], verwendet zwei baugleiche, Die Strömung wird darin sowohl durch den geringen
hintereinander angeordnete Abgaswärme­übertrager, bei de- Abgasüberdruck über dem Saugdruck als auch durch ein
nen durch eine Klappe die Strömungsrichtung des Abgases absaugendes Venturirohr am Ansaugsystem und auch durch
umgesteu­ert werden kann. In beiden Teilen kann der Kühl- ein Rückschlagventil zur Nutzung kurzzeitiger Druckwellen
wasserstrom abgestellt werden, wie in Bild 9‑47 für den lin- aufrecht erhalten. Der Abgasteilstrom wird darin auf 100 °C
370 9 Motorkühlung

Bild 9-47
b Selbstreinigender Abgaswärmeübertrager durch
Ausheizen
9.2  Externe Motorkühlsysteme    371

ser Lösung ist, dass die Rückführrate nicht mehr durch die
Druckdifferenz zwischen Auslasskrümmer und Einlassstut-
zen des Motors limitiert ist, da der Verdichter „aktiv“ das
Abgas in den Motor schiebt.
Bei der Niederdruckabgasrückführung muss der Abgas-
kühler auf der Abgasseite einen deutlich niedrigeren Druck-
verlust aufweisen da der Abgasdruck nur etwas über dem
Umgebungsdruck liegt.

Hochtemperaturbetrieb
Der Betrieb des Abgaswärmeübertragers bei hoher Tempera-
tur, d. h. >240 °C, vermeidet die klebende Wirkung konden-
sierender Komponenten aus dem Abgas. Derartige Wärme­
übertrager werden mit Thermoöl als Kühlmedium oder mit
Druckwasser zur Dampferzeugung eingesetzt. Diese Appa-
rate arbeiten befriedigend, weil sich bei ihnen die Ablage-
rung und die Erosion bei einer etwa konstant bleibenden
Belagsschicht die Waage halten. Sie wurden zunächst in
Bild 9-48  Abgasströmungskanäle mit Winglets und Rohrboden (Fa. Behr)
Schiffsanlagen meist als Zweizugkessel mit Gegenstrom
(Überhitzer) bzw. Gleichstrom (Verdampfer) ausgelegt. Bei
ihnen treten die Verschmutzungsschwierigkeiten weniger
auf, dafür wird aber auch nur der Hochtemperaturanteil der
Abgaswärme ausgenutzt.
Abschließend ist anzumerken, dass die Ablagerung von
Schwefelsulfaten und die Partikel­bildung (s. Abschn. 4.3)
prinzipiell durch den Einsatz von Kraftstoffen mit geringem
Schwefelgehalt verringert wird. Konstruktiv sollten bei
Abgaswärmeübertragern für einen einfachen Zugang zu den
Gaswe­gen zwecks Reinigung gesorgt werden.

9.2.6 Kühlmittel

9.2.6.1 Kühlwasser: Eigenschaften und Anforderungen

Bei der Flüssigkeitskühlung wird vorwiegend Wasser mit


Veredelungszusätzen (Kühlerschutzmittel, Chemical, Korro-
Bild 9-49  Querschnitt durch die Rohrmatrix eines AGR-Kühlers (Fa. Behr) sionsschutzöl) verwendet. Sonderfälle sind der Einsatz von
Kraftstoff zur Düsenkühlung und von Natrium zur Ventil-
schaft-Innenkühlung.
Wasser, ein wegen seiner wärmetechnischen Eigen-
bis 200 °C abgekühlt, um die NOX‑Emissionen wirkungsvoll schaften ideales Kühlmittel, weist hinsichtlich des Motorbe-
zu reduzieren. Der Abgaskühler ist an den Kühlmittelkreis- triebs auch Nachteile auf:
lauf angeschlossen. Er ist bereits in Serie bei verschiedenen – Gefrier- und Siedepunkt begrenzen den nutzbaren
Pkw- und Nfz‑Modellen im Einsatz. Neben der Hochdruck- Temperaturbereich auf maximal 100 K, allerdings können
anwendung, bei der auf der Hochdruckseite das Abgas durch das Blasensieden thermisch hoch belastete Bauteile
zurückgeführt wird, werden auch Konzepte untersucht, bei lokal intensiv gekühlt werden (thermischer Selbstschutz,
denen das Abgas erst hinter der Abgasturbine und hinter s. Abschn. 9.1.2).
dem Partikelfilter entnommen wird. Dabei wird das Abgas – Im Wasser gelöste Stoffe können korrosiv wirken oder/und
mit der Frischluft gemischt vom Verdichter angesaugt und durch Ablage­rungen den Wärmeübergang störend beein­
verdichtet durch den Ladeluftkühler gefördert. Vorteil die- flussen.
372    9  Motorkühlung

Tabelle 9-9  Physikalische Eigenschaften der für die Kühlung von Motoren wichtigen Wärmeträger (bei 80 °C und 1 bar)

Größe Einheit Luft Wasser Motorenöl Kühlmittel*)


Dichte ρ kg/m3 0,986 972,0 843,6 1035
spez. Wärmekapazität cp kJ/(kg · K) 1,010 4,194 2,154 3,59
kin. Viskosität ν 10–6 m2/s 21,2 0,366 23,34 1,01
Wärmeleitfähigkeit λ 10–3 · W/(m · K) 29,93 666,6 127 429
Prandtl-Zahl Pr – 0,70 2,24 333,1 8,73
*) Kühlmittel: Mischung aus 50 Vol.-% Wasser + 50 Vol.-% Glykol-basiertes Kühlerschutzmittel

Tabelle 9-10  Physikalische Eigenschaften der Wärmeträger, bezogen auf Luft (bei 80 °C und 1 bar)

Wärmeträger Physikal. Größe Luft Wasser Motorenöl Kühlmittel (s. Tab. 9-2)
Dichte 1 986 856 1050
spez. Wärmekapazität 1 4,15 2,13 3,55
kin. Viskosität 1 0,017 1,10 0,048
Wärmeleitfähigkeit 1 22,27 4,24 14,33
Prandtl-Zahl 1 3,20 475,9 12,47

– Fehler und Schäden im Kühlwassersystem können schwere – permanenter Härte („Nichtcarbonat‑Härte“); der Gehalt
Schäden ver­ursachen. 15 bis 20% aller Motorschäden an Calcium- und Magnesiumchloriden und -sulfaten
werden direkt oder indirekt auf Fehler und Mängel im verändert sich nicht mit der Temperatur. Er beeinflusst
Kühlwassersystem zurückgeführt. aber die elektrische Leitfähigkeit und begünstigt so die
Korrosion.
Eine Gegenüberstellung der für die Wärmeübertragung
wichtigsten Stoffwerte ist in den Tabellen 9‑9 und 9‑10 zu Die Wasserhärte wird als Stoffmengenkonzentration der
finden. Härteionen in mmol/l angegeben. In der Motorentechnik
Das Kühlwasser ist wie die Kraft- und Schmierstoffe ein sind jedoch auch die veralteten Angaben in mval/l bzw. in
Betriebsstoff, von dessen Beschaffenheit Betriebssicherheit Deutscher Härte (°d) gebräuchlich. Der Zusammenhang
und Lebensdauer des Motors abhängen. Die Eignung als zwischen der Menge der gelösten Härtebildner und den Här-
Kühlmittel wird von den nachfolgend beschriebenen Eigen- tegraden ist Tabelle 9‑11 zu entnehmen [9‑81].
schaften bestimmt:
pH-Wert
Wasserhärte Er ist ein Maß für die Wasserstoffionen-Konzentration. In
Darunter versteht man den Gehalt des Wassers an Calcium- neutralen Lösungen beträgt der pH‑Wert 7. Basische Lö-
Ionen und Magnesium-Ionen (DIN 38409, Teil 6). Die als sungen haben einen größeren pH‑Wert (> 7), saure Lösungen
Gesamthärte bezeichnete Summe der Erdalkalien („Gesamt- einen kleineren pH‑Wert (< 7). Für Motorkühlwasser soll­
härte“) setzt sich zusammen aus: te der pH‑Wert zwischen 6,5 und 8,5 betragen (s. Ta-
– temporärer Härte („Carbonathärte“); bei Erwärmung belle 9‑12).
scheiden sich aus gelösten Hydrogencarbonaten mit
zunehmender Temperatur Carbonate aus und lagern sich Chloridgehalt
als „Kesselstein“ bevorzugt an heißen Stellen ab, dort den Chloride wirken (insbesondere für Al‑Werkstoffe und Edel-
Wärmeaustausch mit dem Kühlmittel behindernd. Das stahlkühler) stark korrosionsfördernd und begünstigen die
dabei frei werdende Kohlendioxid wirkt korrosiv, so dass Schlammbildung, so dass der Chloridgehalt möglichst klein
zu dessen Bildung nur ein geringer Anteil an Carbonathärte sein bzw. unter 100 mg/l betragen soll, s. Tabelle 9‑12.
vorhanden sein sollte.
9.2  Externe Motorkühlsysteme    373

Tabelle 9-11  Zusammenstellung von Härtegraden

Beurteilung Gesamthärte Härtegrad Frühere Einteilung


mmol/l °d °dH
sehr weich 0 bis 1   0 bis 5,6   0 bis 4
weich 1 bis 2   5,6 bis 11,2   4 bis 8
mittelhart 2 bis 3 11,2 bis 16,8   8 bis 18
hart 3 bis 4 16,8 bis 22,4 18 bis 30
sehr hart >4 >22,4 > 30

Tabelle 9-12  Geforderte Eigenschaften von Motorkühlwasser

Gesamthärte [°d] pH-Wert [–] Chloride [mg/l] Sulfate [mg/l] Hydrogencarbonate [mg/l]
max. 20 6,5…8,5 max. 100 max. 100 max. 100

Korrosion, Kavitation und Erosion – Erhöhung des Systemdrucks im Kühlkreislauf und


Ursache der Korrosion von Werkstoffen und ihrer daraus – Wahl optimaler Strömungsgeschwindigkeiten.
resul­tierenden Auflösung ist eine elektrochemi­sche Reaktion
zwischen Metallen als galvanische Ele­mente und dem Kühl- Der Kühlkreislauf kann mit Kühlmitteltemperaturen bis ca.
wasser als Elektrolyt. Darin gelöste Gase, wie z. B. Sauerstoff, 115 °C betrieben werden, wobei ein Systemüberdruck bis zu
Kohlen- und Schwefel­dioxid, wirken korrosionsverstärkend 2 bar erforderlich ist. Das System wird dabei durch ein Über-
wie auch vom vorgegebenen Richtwert abweichende pH‑ druckventil geschützt.
Werte [9‑82]. Das Gleiche gilt für das Auftreten von Strö- Geringe Strömungsgeschwindigkeiten fördern die Bil-
mungs- oder der durch den Kolbenanlage­wechsel angeregten dung von Ablagerungen und erhöhen abhängig vom Werk-
Schwin­gungs-Kavitation. Einen Sonderfall stellt die bei über- stoff den korrosiv bedingten Materialabtrag. Richtwerte für
hitzten Oberflächen auftretende Dampfblasen­bildung dar, die Aluminium: 0,2 m/s<cGrenz<3,0 m/s, für seewassergekühlte
durch ihre wandnahen Implosionen, vergleichbar dem Vor- Bauteile: cGrenz<2,2 m/s für CuZn20Al; <2,7 m/s für CuNi-
gang bei Kaviation, die Werkstoffoberfläche und ihre Schutz- 10Fe bzw. <4,5 m/s für CuNi30Fe. Bei elektrisch gut lei-
schichten schädigen, sog. Heißkorrosion. Was die Kaviation tenden Kühlmitteln muss auf eine elektrochemische Ver-
für die Motorkühl­wasserräume ist die Erosion für den Wär- träglichkeit der Werkstoffe geachtet werden. Das gilt
meübertrager: Die Erosion, der Werkstoffabtrag durch me- be­sonders, wenn das Kühlsystem von verschiedenen Fir-
chanische Reibung zwischen Kühlmittel und Werkstoffober- men projektiert wird (Motoren-Hersteller, Werft usw.).
fläche, ist abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit des Schließlich sind Kühlwasserverluste zu vermeiden bzw.
Kühlmittel und den darin enthaltenen Feststoffen und Gasen. gering zu halten, weil durch das Nachfüllen zusätzlich Sau-
erstoff und Kohlendioxid in den Kühlkreislauf gelangen
9.2.6.2 Einfluss der Kühlwasserführung und zudem eine Aufkonzentration (Aufsalzen) der Inhalts-
stoffe eintreten kann.
Die Gefahr eines Motorschadens bis hin zum Totalausfall
wegen ungeeigneten Kühlwassers verlangt dessen Aufberei- 9.2.6.3 Kühlwasserpflege
tung und Pflege. Daneben können konstruk­tive Maßnahmen
zum Abbau des Gefährdungspotenzials beitragen [9‑81]. Anforderungen an das Kühlwasser
Dazu gehören
– Entlüftung und Entgasung des Kühlkreislaufes, Die Kühlwasserpflege beginnt mit der Wahl des Wassers. Die
– strömungsgünstige Gestaltung der Leitungen und Motoren­hersteller schreiben hierfür sauberes, klares Wasser
Querschnitte, vor, frei von Fremdstoffen. Es können aber auch Kondensat
374 9 Motorkühlung

oder vollentsalztes Wasser verwendet werden. Grundsätzlich


ungeeignet sind Seewasser, Brack- oder Flusswasser, aber
auch Regenwasser. Kesselsteinablagerungen vermeidet man
durch weiches Wasser (s. Tabelle 9-11), jedoch mit einer
Mindesthärte von 2°d, um keine erhöhte Löslichkeit für
Metallionen zu erhalten (s. Tabelle 9-12).

Kühlerschutzmittel

Gefrierschutzmittel
Wird der Motor bei Umgebungstemperaturen um oder un-
ter dem Gefrierpunkt betrieben, muss dem Motorkühlwas-
ser ein Kühlerschutzmittel zugegeben werden. Deren Basis
ist Ethylenglykol (1,2 Ethandiol), seltener Propylenglykol
(1,2 Propandiol). Ihre Wirksamkeit hängt vom Mischungs-
verhältnis mit dem Wasser ab. Bei ca. 50% Volumenanteil
Glykol wird der Gefrierpunkt der Mischung auf etwa –50 °C Bild 9-51 Siedepunktskurven von Wasser/Ethylen-Glykol-Mischungen in
erniedrigt, bei größeren Anteilen nimmt die Wirkung wieder Abhängigkeit vom Druck
ab (Bild 9-50).
Der Glykolanteil verändert auch die Stoffwerte des Kühl-
mittels (Dichte, Wärmekapazität, Viskosität, Wärmeleitfä- Silikathaltige Kühlerschutzmittel
higkeit und Siedepunkt), was bei der Kühlerauslegung zu Sie enthalten überwiegend anorganische Inhibitoren wie
berücksichtigen ist (Bild 9-51) [9-53]. z. B. Silikate, Nitrite, Nitrate oder Molybdate, im geringen
Da die Wasser/Glykol-Mischungen keinen genügenden Umfang auch organische Inhibitoren, z. B. Tolyl oder Benzo-
Korrosionsschutz aufweisen, werden handelsüblichen Küh- triazolt. Zusätze, wie z. B. Borat, Phosphat, Benzoat oder
lerschutzmitteln außerdem noch Korrosionsschutzzusätze Imidazol, dienen als Puffersubstanzen, um über die gesamte
(Inhibitoren) zugesetzt. Betriebsdauer den gewünschte, schwach alkalische pH-Wert
zu sichern. Daneben werden noch Reinigungsmittel (z. B.
Sulfonate), Antischaummittel und Farbstoffe beigefügt.
Diese Kühlerschutzmittel haben sich in der Praxis jahr-
zehntelang bewährt. Speziell der Silikatanteil wirkt durch
die Bildung dünner, schützender Beläge der gefährlichen
Heißkorrosion bei Aluminium-Motoren entgegen. Nachtei-
lig ist jedoch die geringe Löslichkeit einiger Zusätze, so dass
die Konzentration der Inhibitoren nicht beliebig erhöht
werden kann. Auch werden im Fahrbetrieb die anorga-
nischen Zusätze abgebaut, so dass ggf. ein Nachdosieren
oder Austausch erforderlich wird, sollte die Mindestkon-
zentration unterschritten werden.

OAT (Organic Acid Technology)-Kühlerschutzmittel


Sie werden seit einigen Jahren angeboten und enthalten statt
der anorganischen eine Kombination aus organischen Inhi-
bitoren. Typisch sind Kombinationen aus aliphatischen
Mono- und Dicarbonsäuren, Azelain- und aromatische
Carbonsäuren, auch Mischungen aus Carbonsäuren mit an-
organischen Inhibitoren werden verwendet, jedoch übli-
cherweise keine Silikate. Der Vorteil der OAT-Produkte be-
Bild 9-50 Gefrierpunktsveränderung von Wasser/Ethylen-Glykol in Abhän- steht darin, dass sie sich im Fahrbetrieb erheblich langsamer
gigkeit von Glykol-Volumenanteil abbauen, womit sich deren Gebrauchsdauer erhöht und so-
mit den Wartungsaufwand verringert.
9  Literatur    375

Chemicals 9-8 VDI-Wärmeatlas, 5. Aufl. Düsseldorf: VDI-Verlag 1988


Sie werden nur dann verwendet, wenn keine Frostgefahr be- 9-9 Pflaum, W.; Mollenhauer, K.: Wärmeübergang in der
steht und die Vorschriften des Motorenherstellers es erlau- Verbrennungskraftmaschine. Wien/New York: Sprin-
ben. Die hierbei verwendeten Zusätze enthalten kein Glykol, ger 1977
dienen also nur dem Korrosionsschutz. Dadurch erhöhen 9-10 Willumeit, H.-P.; Steinberg, P.: Der Wärmeübergang
sich jedoch die Verdampfungsverluste und damit die War- im Verbrennungsmotor. MTZ 47 (1986), S. 9–12
tungsintervalle, auch steigt die Korrosionsgefahr bei mecha- 9-11 Norris, P.M.; Hastings, M.C.; Wepfer, W.J.: An Experi-
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zentration von 5–10% zugesetzt. in a Diesel Engine. International Off-Highway &
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Korrosionsschutzöle Wisconsin, Sept. 1989, SAE-Paper 891898
Nur noch selten eingesetzt, beruht ihr Schutz vor Korrosion 9-12 Pflaum, W.; Haselmann, L.: Wärmeübertragung bei
und Kavitation darauf, dass sie den Zutritt von Sauerstoff und Kavitation MTZ 38 (1977), S. 25–30
anderer im Kühlwasser gelöster Gase an die Wände im Motor- 9-13 Wolf, G.; Bitterli, A.; Marti, A.: Bohrungsgekühlte
Kühl­wasserraum durch Bildung eines Schutzfilmes verhin- Brennraumteile an Sulzer-Dieselmotoren. Techn.
dern und die elektrochemische Korrosion unterbinden. Die Rundschau Sulzer 61 (1979) S. 25–33
im Mischungs­verhältnis von 1:200 bis 1:100 (70) zugesetzten 9-14 Willumeit, H.-P.; Steinberg, P.; Ötting, H.; Scheibner, B.:
Korrosionsschutzöle bestehen aus emulgierbaren Mineralölen Bauteiltemperaturgeregeltes Kühlkonzept und seine
mit Zusätzen zum Schutz vor Korrosion bzw. vor Schlammab- Auswirkungen auf Verbrauch und Emission. VDI-
lagerung, falls die Emulsion bricht, z. B. bei Erwärmung Berichte 578, S. 291–306. Düsseldorf: VDI-Verlag 1985
auf >95 °C oder Kontakt mit Kupfer-Werkstoffen. 9-15 Mühlberg, E.; Beßlein, W.: Variable Heißkühlung beim
Allgemein gilt für alle Zusätze, dass die Betriebsvorschrift Fahrzeug-Dieselmotor. MTZ 44 (1983), S. 403–407
des Motorenherstellers zu beachten ist, ebenso die Verträg- 9-16 Held, W.: Untersuchungen über die Verdampfungs-
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