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Pflegemodelle / -theorien

"In theory there is no difference


between theory and practice."
Wozu Theorien?
• Um über Pflege zu reden, zu schreiben
und zu forschen, um Pflege zu
unterrichten
• Die Hauptaufgabe von Pflegetheorien
besteht darin, eine wissenschaftliche
Grundlage für die Pflegepraxis zu
schaffen, sodass Pflegende
Zusammenhänge ihrer Tätigkeiten
erkennen und sinnvoll handeln können
(Kellenhauser 1999).
Sprüche
• "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute
Theorie."
- Kurt Lewin, Problems of Research in Social Psychology, in: Field Theory in
Social Science; Selected Theoretical Papers, D. Cartwright (Hrsg.), Harper
& Row, New York 1951. S. 169

• "Theorie ist die Mutter der Praxis."


- Louis Pasteur in Pasteur Vallery-Radot (Hrsg.): Œuvres de Pasteur. Band
7: Mélanges scientifiques et littéraires. Masson, Paris 1939, S. 131.
Das Metaparadigma der Pflege
Sozusagen die Mindest-Anforderungen an
eine gute Pflegetheorie, sie muss Aussagen
machen zu
• Person
• Gesundheit
• Umwelt
• Pflege
Können wir uns darauf einigen…
• … dass niemand endgültig sagen kann,
• was Pflege ist,
• oder was der Mensch ist,
• oder was Gesundheit ist und wovon sie
abhängt,
• oder was alles zur Umwelt gehört
Alle Theoretikerinnen …
• Haben ganz auf Ihre eigene Art versucht,
sich dieser Frage anzunähern.
• Deswegen gibt es verschiedene Theorien
• Inzwischen eine ganze Menge sogar
Einteilung nach Funktion
Theorien ermöglichen es die Wirklichkeit
• zu beschreiben (deskriptive Theorien)
• zu erklären (explanative Theorien)
• vorauszusagen (prädiktive Theorien)
Einteilung nach Abstraktionsgrad
Je abstrakter Theorien sind, desto mehr
decken sie ab, sind aber leider auch um
so „theoretischer“ also schwieriger zu
verstehen
• Praxisnahe Theorie (Konzepte)
– Kinästhetik, Basale Stimulation, Bobath Konzept,
Aktivierung, Validation
• Theorien mittlerer Reichweite
• Globale Theorien
Einteilung nach Meleis
• Was ist Pflege?
– Bedürfnismodelle
• Wie wird gepflegt?
– Interaktionsmodelle
• Wozu, warum wird gepflegt?
– Ergebnismodelle
Bedürfnismodelle:
• Was tun Pflegende?
• Menschenbild: Das menschliche Leben
verlangt nach Befriedigung der
Grundbedürfnisse, von deren Erfüllung
das Weiterleben beziehungsweise das
Wohlbefinden abhängt. Der Gesunde
befriedigt seine Grundbedürfnisse selbst.
Henderson, 1995; Abdellah, 1960; Orem,
1959; Roper, 1976; Leininger, 1978.
Interaktionsmodelle oder
Beziehungsmodelle:
• Wie tun Pflegende das, was sie tun?
• Menschenbild: Der Mensch besitzt die
Fähigkeit, Situationen (z. B. Krankheit,
Behinderung) und Angelegenheiten
(personelle Beziehungen) einen Sinn zu
geben. Der Schwerpunkt pflegerischer
Arbeit liegt in der kommunikativen
Beziehung
• Peplau, 1952; Orlando, 1962;
Wiedenbach, 1964; King, 1968
Pflegeergebnismodelle:
• Wozu tun Pflegende das, was sie tun?
• Menschenbild: Der Mensch verfügt über
homöostatische Systeme, die ihm helfen,
Störungen von innen und außen
auszugleichen, um das dynamische
Gleichgewicht aufrechtzuerhalten
• Johnson, 1958; Levine, 1966; Roy, 1970;
Rogers, 1970; Friedemann, 1997
Die ganzheitlich rehabilitierende Prozesspflege von Apoplexiekranken

MONIKA KROHWINKEL
Krohwinkel
• ABEDL = Aktivitäten, Beziehungen,
Existentielle Erfahrungen des Lebens
• Pflegeprozessmodell
• Managementmodell
• Qualitätsentwicklungsmodell (2007: 207)
ABEDL
• Kommunizieren können
• Sich bewegen können
• Vitale Funktionen aufrecht erhalten können
• Sich pflegen können
• Sich kleiden können
• Ausscheiden können
• Essen und trinken können
• Ruhen, schlafen, entspannen können
• Sich beschäftigen, lernen, entwickeln können
• Die eigene Sexualität leben können
• Für eine sichere Umgebung sorgen können
• Soziale Kontakte, Beziehungen sichern und gestalten können
• Mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen können
Pflegeprozessmodell

Auswerten Informations-
sammlung

Probleme &
Durchführen
Ressourcen

Maßnahmen Ziele
planen
Managementmodell
• Pflege planen, durchführen, auswerten,
anpassen
– Für Patienten handeln
– sie unterstützen
– mit ihnen kommunizieren
– sie unterrichten, anleiten beraten
– sie ermutigen
– sie fördern
• Kooperation, Koordination
• Bei Diagnostik und Therapie mitarbeiten
• Pflegeorganisation
Pflegeorganisation
• Verteilen der Arbeiten im Team
• Zuordnung von Patienten, Bewohnern,
Kunden zu Pflegepersonen
– Funktionelle Pflege
– Bezugspflege
– Bereichspflege
Qualitätsentwicklungsmodell
• Materielle Ressourcen
• Personelle Ressourcen
• Zeitliche Ressourcen
• Strukturelle Ressourcen
Theorie der Selbstpflege

DOROTHEA E. OREM
Orem
• Definieren Sie folgende Begriffe
– Selbstpflege
– Selbstpflegeerfordernisse
• universelle
• entwicklungsbedingte
• krankheitsbedingte
Krankheitsbedingte
Selbstpflegeerfordernisse
• Medizinische Hilfe aufsuchen und sichern
• Symptome von Krankheiten
wahrzunehmen und ihnen entgegen
zuwirken
• Bei Diagnostik und Therapie zu
kooperieren
• Das eigene Selbstkonzept an die neuen
Umstände (z.B. auf Pflege angewiesen zu
sein) anpassen
• Mit der Krankheit leben zu lernen
Orem = Selbstpflegedefizit?
• Das reicht nicht!
• Professionelles Pflegehandeln
• Pflegeprozess
• Pflegesysteme
Was versteht Orem unter
professionellem Pflegehandeln?
• für andere handeln
• andere leiten oder anweisen
• körperlich oder psychische Unterstützung
bieten
• eine Umgebung schaffen, die die
Pflegehandlungen und Entwicklung
persönlicher Fähigkeiten unterstützt
• andere unterrichten.
Pflegeprozess
• Assessment … herausfinden was
• Planung … festlegen wie …
• Intervention … handeln …
• Evaluation … auswerten …
Pflegesysteme
• das vollständig kompensatorische
• das teilweise kompensatorische
• das unterstützend anleitende

Aktivierende Pflege = den Betroffenen


zum Handeln anleiten
Kompensatorische Pflege und motivieren
= Handeln für den Betroffenen
Care – Cure – Core
Modell der Pflege von Langzeitkranken

LYDIA HALL
Lydia Hall
• Care
Pflege, sich kümmern, sich sorgen um,
betreuen, begleiten, beraten
• Core
Pflegeempfänger und die Beziehung zu
ihm
• Cure
heilen, medizinisches Wissen anwenden
Im Verlauf der Erkrankung
Sonstiges zu Hall
• Sie hat angeblich 1956 den Pflegeprozess
erfunden
• Sie war der Meinung, Pflege dürfe nur von
professionellen Pflegekräften ausgeführt
werden
• Sie hat in ihrem Modell die
Eigenständigkeit von Pflege betont
Interpersonale Beziehungen in der Pflege

HILDEGARD E. PEPLAU
Peplau
Interpersonale Beziehungen in der Pflege

• Rollen – Modell:
– Pflegende nehmen verschiedene Rollen ein:
– Rolle ist die Summe aller Erwartungen an eine
Person  Welche Erwartungen hat ein
Pflegebedürftiger an die Pflegefachkraft
– Sind die Erwartungen immer gleich?
• Phasen – Modell:
– Die Beziehung wandelt sich,
– Orientierung, Identifikation, Nutzung, Ablösung
Es gibt 6 Rollen
• Rolle der Fremden
• Rolle der Unterstützenden
• Rolle der Lehrenden
• Rolle der Führenden
• Ersatzrollen (z.B. Mutter)
• Beratende Rolle
• Rolle = Summe aller Erwartungen an eine
Person  muss ich immer alle Erwartungen
erfüllen?
Es gibt 4 Phasen
• Orientierung
• Identifikation
• Nutzung
• Ablösung
Was ändert sich in den Phasen?

Pflege-Empfänger Pflegende
persönliche Ziele berufliche Ziele
subjektive Sicht auf Anforderungen
Krankheit und Behandlung des Therapie-
Teams

Gegenseitiges Verstehen
Gemeinsame Ziele
Gemeinsame Anstrengungen
Zusammenschau
• Fremde • Orientierung
• Unterstützende • Identifikation
• Lehrende • Nutzung
• Führende • Ablösung
• Ersatz
• Beratende
Was bisher geschah …
• Krohwinkel ist mehr als 13 Was noch fehlt
ABEDL
• Orem ist mehr als • Corbin & Strauss
Selbstpflegedefizit • Casemanagement
• Hall: care – cure – core • Pflegeüberleitung
• Peplau: Pflege verläuft in
Phasen und die PFK
nimmt verschiedene Rollen
dabei ein
Das trajectory work Modell

CORBIN & STRAUS


Trajectory Work Modell
von Corbin und Strauss
• Berühmte mittels GT durchgeführte
Forschung
• Thema Lebensqualität und
Krankheitserfahrung chronisch Kranker
Pflegemodell(!)
• Mensch: aktiv, handelnd,
• Gesundheit / Krankheit =
Unabhängigkeit / Abhängigkeit
• Umgebung: Bezugssystem, System von
Beziehungen
• Pflege: Begleiten, Beraten, möglichst
lange stabilisieren;
• Pflegeprozess: individuelle Intervention
Pflegeprozess
• Assessment von Patient und Familie
• Einschätzung von Bedingungen, die die
Behandlung beeinflussen
• Maßnahmenschwerpunkte setzen
• Pflegemaßnahmen nach Situation
anbieten und durchführen
• Evaluation der Effektivität
Schwankungen im Verlauf
• Trotz individueller Erfahrungen mit der
Krankheit und ihrem Verlauf lassen sich
Gemeinsamkeiten finden: typische Stadien
Stadien
1. Stadium: Symptome ohne Diagnose
2. Stadium: Krise, Gesundheitsgefährdung
3. Stadium: akute Phase, häufig Klinikaufenthalt
4. Stadium: stabile Phase, relative Unabhängigkeit
5. Stadium: instabile Phase, Verschlechterung,
Komplikationen
6. Stadium: abfallende Phase (keine Umkehr mehr
möglich)
7. Stadium: Sterbephase
Beispiel

Unabhängigkeit

Abhängigkeit
Einflussfaktoren auf den Verlauf
• Persönlich
– Identität, Biografie
– Motivation
– Wahrnehmung der Krankheit
– Anpassungsfähigkeit
– Körperliche Einschränkungen
– Erfahrung mit der Krankheit und der Therapie
• Äußerlich
– Soziale und wirtschaftliche Ressourcen
– Pflegekraft
Einflussfaktoren …
• Behandlung
– Sach- und fachkundige Behandlung
– Gemeinsame Entscheidungen
– Aktive Teilnahme, Teilhabe
– Information, Wissen des Patienten

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