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Christoph Mitterhofer
Sachbearbeiter | Incaricato
Lukas Elsler
lukas.elsler@gemeinde.meran.bz.it
z.K.
Tel. 0473 250 108 Fax 0473 250 122 Generalsekretariat
Prot.-Nr. | N. prot. - im Hause -
13/05/2020
Die Beamtinnen und Beamter der Ortspolizei verwehren niemals einem Bürger oder einer Bürgerin eine
Anzeige, sondern halten sich genauestens an die gesetzlichen Bestimmungen. Eine Anzeige kann jedoch
nicht entgegengenommen oder protokolliert werden, wenn das entsprechende Gesetz dies nicht
vorsieht.
Im vorliegenden Fall geht es um Art. 633 des Italienischen Strafgesetzbuches (Codice penale), der
folgenden Titel trägt: „invasione di terreni o edifici“ (siehe Auszug unten). Es handelt sich dabei um eine
Gesetzesübertretung, die bis auf einige Ausnahmen nicht von Amts wegen verfolgt wird („non
perseguibile d‘ufficio“), sondern nur nach einer Anzeige („querela“) durch die geschädigte Partei – in
diesem Fall der Eigentümer der Immobilie. Eine dritte Partei kann eine solche Anzeige („querela“)
dagegen nicht erstatten.
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Mit einer Strafanzeige („denuncia“) kann jeder, der von einer von Amts wegen verfolgbaren
Straftat weiß, dies dem Justizministerium oder einem/r von diesem beauftragten Beamten/in der
Gerichtspolizei (Ortspolizei, Staatspolizei, Carabinieri) mitteilen. Es handelt sich dabei um schwere
Straftaten wie häusliche Gewalt, Mord, Terrorismus etc., die unabhängig von der konkreten Strafanzeige
in jedem Fall Ermittlungen nach sich ziehen, sobald sie den Behörden bekannt sind, selbst wenn
unmittelbar kein Schuldiger auszumachen ist und gegen Unbekannt ermittelt wird.
Mit einer Anzeige („querela“) erklärt eine Person, dass sie durch eine Straftat einen Schaden erlitten
habe und dass sie eine Strafverfolgung des oder der Schuldigen wünscht. Eine solche Anzeige ist für
kleinere, nicht von Amts wegen verfolgbare Straftaten vorgesehen, die in gewisser Weise
„streitbar“ sind, wie Beleidigung, Verleumdung oder eben Hausfriedensbruch. Eine Anzeige bedeutet
daher auch noch nicht, dass man Recht bekommt, sondern ist nur ein Antrag an die Justizbehörden,
Ermittlungen aufzunehmen. Diese werden schließlich selbst und unabhängig entscheiden, ob tatsächlich
ein Recht verletzt worden ist. Folgerichtig kann eine solche Anzeige auch zurückgezogen und das
Verfahren eingestellt werden, sofern der oder die Beschuldigte ebenfalls zustimmt.
Ein Bericht („esposto“) ist eine Aufforderung einer Person an die Ordnungskräfte, bei einer
Meinungsverschiedenheit zwischen Privaten einzugreifen. Der Bericht kann von beiden
Streitparteien gemeinsam oder auch nur von einer Seite vorgelegt werden. Darin sind nur die Fakten
aufgelistet, soweit der/die Einbringer/in davon Kenntnis hat. Im Grunde handelt es sich um einen
Hinweis an die Ordnungskräfte mit der Aufforderung, ihrerseits einen Sachverhalt näher zu untersuchen.
Es ist Aufgabe der Ordnungskräfte zu entscheiden, wie weiter vorgegangen wird: ob Ermittlungen
notwendig sind, ob eine Verwaltungssstrafe ausgestellt wird oder ob eine Straftat vorliegt.
Zwischen 01.01.2015 und 11.05.2020 wurden bei der Ortspolizei Meran 996 Anzeigen („querele“ und
„denunce“ zusammen genommen) erstattet.
Paul Rösch
Bürgermeister
(digital unterzeichnet)
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