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22 Essay 7/8.

2021  ∂

Traumhaus
oder
Hasenstall?

Mit dem Blauen Haus


in Oberwil bei Basel
setzten sich Herzog &
de Meuron 1980 kri-
tisch mit den banalen
Fassaden vieler Einfa-
milienhäuser ausein-
ander.

The Blue House in


Oberwil near Basel by
Herzog & de Meuron

Herzog & de Meuron


from 1980 is a critical
take on the banal fa-
cades of many single-­
family homes.
Traumhaus oder Hasenstall?  Dream Building or Rabbit Hutch? 23

Dream
Einfamilienhäuser ermöglichen
vielen ein kleines Glück,
­schaden aber der Landschaft
und dem ­Klima.

House Single-family homes may be a


small source of happiness for

or
many, but they also harm the
landscape and the climate.

Rabbit
Hutch? Text: Roman Hollenstein

Die Wirtschaftswunderwelt der Nachkriegszeit sah im In seinem Film Mon During the post-WW II economic boom, the single-­
Oncle zeigt Jacques
Einfamilienhaus ein Symbol von Wohlstand und Auf- Tati 1958 mit der Villa
family home became a symbol of prosperity and
stieg. Bürgerliche Politiker wie Konrad Adenauer Arpel eine Persiflage upward mobility. Politicians dedicated to the middle
auf das technisch
maßen ihm als Bollwerk gegen den Bolschewismus hochgerüstete Haus,
class, such as Konrad Adenauer, even saw it as a
sogar politische Bedeutung zu. Zum Einfamilienhaus das seine Bewohner political tool – a bulwark against Bolshevism. Back
überfordert.
gehörte damals ein herausgeputzter Garten und – then, the single-family home included a well-dressed
zumindest in der Schweiz – ein Luftschutzkeller gegen In Jacques Tati’s 1958 garden and (at least in Switzerland) an air-raid shelter
film “Mon Oncle”, Villa
die Auswirkungen eines drohenden ABC-Kriegs. Arpel is a persiflage of
to protect against the effects of an impending Cold
Gleichzeitig versprachen Kühlschrank, Waschma- the high-tech home, War. Meanwhile the refrigerator, washing machine,
which overwhelms its
schine, Fernseher und Auto, den Alltag angenehmer inhabitants.
television set, and car promised to make everyday life
zu gestalten. Dieses biedere Ideal wurde wohl nie more pleasant. This conservative ideal was perfectly
humorvoller entlarvt als 1958 in Jacques Tatis genialer satirized in Jacques Tati’s brilliant film comedy, “Mon
Filmkomödie Mon Oncle (Mein Onkel). Wer erinnert Oncle” (My Uncle) in 1958. Who doesn’t remember
sich nicht an die vom Architekten Jacques Lagrange
unterkühlt exzentrisch gestylte Maison Arpel mit mari-
timen Bullaugenfenstern, futuristischer Küche und
minimalistischem Umgebungsgrün samt Springbrun-
nen, die zum Inbegriff des Kleinbürgerparadieses
avancierte?
Da erstaunt es kaum, dass zehn Jahre später die
68er-Generation nicht nur den Lebensentwurf der
Eltern ablehnte, sondern mit ihm auch das zum Inbe-
griff von Spießigkeit und Langeweile gewordene Ein­
familienhaus. Doch dann gründeten die zwischen
Stadt-WG und Bauernhaus hin- und hergerissenen
Revoluzzer von einst ihre eigenen Familien und tapp-
ten selbst in die Häuschen-Falle. Seither durchlebte
Jean-Christophe Benoist

jede Generation das Wechselspiel von Aufbruch nach


neuen Horizonten und Rückkehr ins kleine Glück von
Haus und Garten. Nicht zuletzt deswegen ist mittler-
weile jedes zweite Wohngebäude in Deutschland ein
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freistehendes Eigenheim: vom einfachen Fertighaus ROMAN the cool, eccentric design of Maison Arpel by archi-
HOLLENSTEIN
bis hin zur pseudomondänen Kleinvilla. Nun liegt es prägte als Redakteur tect Jacques Lagrange, with its porthole windows,
an den jungen Klimastreikenden von heute, diesen für Architektur und futuristic kitchen, and minimalist garden replete with
­D esign jahrelang das
Teufelskreis zu durchbrechen, ist doch der energeti- Feuilleton der Neuen fountain, which became the epitome of the petit-­
sche und ökologische Fußabdruck des Einfamilien- Zürcher Zeitung. 2012 bourgeois paradise?
erhielt er den BDA-
hauses unvereinbar mit dem Kampf gegen die globale Preis für Architektur- It is hardly surprising that, ten years later, the
Erwärmung. kritik. Heute ist er generation of 1968 not only rejected their parents’
als freischaffender Ar-
chitektur- und Kunst- ­stifled and boring way of life, but also the single-­
Sicheres Refugium kritiker tätig. family home that represented it. But then the revolu-
Trotzdem sehnen sich noch immer viele Menschen ROMAN HOLLENSTEIN tionaries of yore, torn between urban flat-sharing and
nach einem Einfamilienhaus, das ihren Wunsch shaped the features farmhouse, had families of their own and fell into the
section of Neue Zür­
nach Freiheit, Unabhängigkeit, Sicherheit, Gebor- cher Zeitung for many single-family home trap themselves. Each generation
genheit und Ruhe erfüllen soll – und die Corona- years as the news­ since has experienced how the quest for new hori-
paper’s editor for archi-
Pandemie lässt ihn derzeit noch dringlicher erschei- tecture and design. zons often leads back to the small happiness of
nen. Nachbarschaftsstreitereien oder soziale He retired in 2017 and home and garden. This is one reason why every other
has been writing about
Isolation können sie ebenso wenig von ihrem Stre- architecture there as a residential building in Germany is now a detached
ben nach einem sicheren Refugium abhalten wie freelancer ever since. home, from the simple prefabricated house to the
lange Pendlerstrecken. Und die Corona-Lockdowns pseudo-sophisticated small villa. Now it is up to
der letzten Monate ließen sich wahrscheinlich im today’s young climate strikers to break this vicious
eigenen Haus dank Homeoffice, Heimunterhaltung, cycle, as the environmental footprint of the single-­
Gartengrill und Fitnessraum besser aushalten als in family home is incompatible with the fight against
der kleinen Stadtwohnung. Nicht zuletzt deshalb global warming.
wird nun das Einfamilienhaus zum multifunktionalen
Lebensmittelpunkt einer neuen Ära erklärt, für die A safe refuge
die Amerikaner bereits die Bezeichnung Age of Many people still long for a single-family home to
­Nesting (Zeitalter des Nestbaus) geprägt haben. ­fulfil their desire for freedom, independence, safety,
Mehr noch als die Pandemie führt wohl ein neu security, and tranquillity – with the Covid-19 pan-
Das Stahl House von
erwachter Familiensinn dazu, dass es wieder mehr Pierre Koenig aus dem demic making it all the more appealing. Squabbles
Leute aus der räumlichen Enge der gerade noch als Jahr 1960 ist als einfa- with neighbours or social isolation are hardly a
ches, kostengünstiges
hip gefeierten Städte in die suburbanen Einfamilien- Eigenheim gebaut. ­deterrent, any more than long commutes. And the
häuser zieht. Doch die nachfragebedingte Preis­ Heute gilt es als Ikone recent pandemic-related lockdowns are better
des luxuriösen Life-
explosion lässt das Leben hinter dem eigenen Garten- styles. endured in a house of one’s own than in a cramped
zaun für viele zum unerreichbaren Traum werden, city flat – thanks to home office, home entertainment,
Pierre Koenig’s 1960
und dies, obwohl die Zahl der Einfamilienhäuser in Stahl House was home gym, and backyard barbecue. This also helps
Deutschland seit 2001 um zwei Millionen auf fast ­d esigned as a simple, explain why the single-family home is being heralded
affordable home. Today
16 Millionen Einheiten angewachsen ist. Allein schon it is considered an as the multifunctional hub of life for a new era – the
diese Zunahme veranschaulicht, dass das Leben im icon of luxurious living. Americans have already coined it the Age of Nesting.
Einfamilienhaus nach wie vor die beliebteste Wohn-
form ist, im deutschsprachigen Raum genauso wie in
anderen wohlhabenden Ländern.
Vorgänger des freistehenden Eigenheims waren
stattliche Villen und biedermeierliche Baumeister­
häuser, die im 19. Jahrhundert als bürgerliche Antwort
auf die noblen, seit der Renaissance und dem Barock
außerhalb der Städte entstandenen Landsitze und
Sommerhäuser errichtet wurden. Unter dem Motto
My home is my castle wurde das Einfamilienhaus
zum Inbegriff unantastbarer Privatsphäre. Deshalb
breitete es sich gerade in den USA früh schon tep-
pichartig um die Innenstädte aus. Ein schönes Bei-
spiel ist Venice, das heutige Vergnügungszentrum
von Los Angeles am Pazifik. An künstlich angelegten
J. Paul Getty Trust. Getty Research Institute, Los Angeles

Kanälen bot dort Abbott Kinney zu Beginn des


20. Jahrhunderts Kleinparzellen von rund 10 × 25 m
an, auf denen die Käufer ihre Traumbauten verwirk­
lichen konnten. Die winzigen Grundstücke machten
ihr Vorhaben erschwinglich, und die hohe Bebauungs-
dichte erlaubte einen Anschluss an die ins 20 km ent-
fernt gelegene Zentrum von Los Angeles fahrende
Straßenbahn.
Als in den Roaring Twenties das Privatauto zum
Massenverkehrsmittel aufstieg, erwiesen sich die
engen Quartierstrukturen von Venice als Hindernis,
was zum Niedergang der einstigen Idealsiedlung
führte. Nun setzte Los Angeles auf das Haus mit viel
Garten drum herum und Garage, wobei die Zeitschrift
Arts & Architecture seit 1945 den Bau preisgünstiger,
Case Study Houses genannter Modellhäuser tatkräftig
unterstützte. Architekturikonen wie das hoch über
der Megastadt schwebende Stahl House von Pierre
Koenig oder das Eames House in Pacific Palisades
täuschten darüber hinweg, dass Einfamilienhäuser, so
schick und fotogen sie auch sein mögen, mehr Pro-
bleme schaffen, als sie zu lösen vermögen. Gleich-
wohl drangen sie bald auch in Europa in zunehmend
autogerechter gestaltete Landschaften vor und führten
zusammen mit den ihnen folgenden Einkaufszentren
zur Anonymisierung und Verödung von Vorstädten
und Dörfern.

J. Paul Getty Trust. Getty Research Institute, Los Angeles


Chaos und Ästhetik
War das den westlichen Individualismus verherrli-
chende Einfamilienhaus zunächst vor allem ein welt-
anschauliches Streitobjekt, so wurde es im Zeichen
von Klimaerwärmung, Überbevölkerung und Land­
verschleiß zu einem immer größeren gesellschaftli-
chen Problem. Heute steht es für Naturverdrängung,
Zersiedelung, missglückten Städtebau, Privatverkehr,
aufwendige Infrastrukturen und übermäßigen Energie-
verbrauch. Dennoch hat dieser ineffiziente Gebäude-
typ entgegen jeglicher Vernunft weiterhin eine große
Anhängerschaft. Daran sind unsere Familienstrukturen
genauso schuld wie die Fertighausindustrie – aber
auch all jene Architekten, die mit formalen Experimen-
ten das Interesse von Architekturzeitschriften und The revival of the family unit may be an even stronger
Wohnmagazinen wecken möchten. Ihnen tun es die reason why people are abandoning the confines of
Berufseinsteiger gleich, denen Bekannte und Ver- the cities, only recently celebrated for their hipness,
wandte mit Bauaufträgen für Einfamilienhäuser oft for a house in the suburbs. But the demand-driven
erst den Beginn einer Karriere ermöglichen. Um ihr explosion in land prices means that living behind
Können und ihre Phantasie unter Beweis zu stellen, one’s own garden fence is an unattainable dream for
ziehen sie alle Register. Neben schrillen Bauten, many, despite the fact that the number of detached
die das baukünstlerische Chaos der Einfamilien­ houses in Germany has grown by two million to total
haussiedlungen leider noch verstärken, entstehen nearly 16 million since 2001. This increase alone
gelegentlich auch provokative Arbeiten wie 1980 proves that the single-family home is still the most
das Blaue Haus von Jacques Herzog und Pierre de popular form of housing, in German-speaking coun-
­Meuron im Basler Vorort Oberwil. Dieser erste eigen- Das Haus des Desig- tries as well as in other affluent countries.
nerpaars Charles und
ständige Bau der späteren Pritzkerpreisträger erinnert Ray Eames entstand
The predecessors of the detached home were
in der Seitenansicht mit Spitzgiebel und Rundfenster 1948 ebenfalls im Rah- stately villas and Biedermeier master-builders’
men des Case-Study-
an ein Vogelhaus. Er karikiert die umstehenden Bau- House-Programms als
houses, which were erected in the 19th century as a
ten, kann aber auch als Antwort auf die Hasenstall-­ einfache Stahlkon- middle-class answer to the noble country residences
struktion.
Kritik von Max Frisch in der 1954 zusammen mit and summer homes that had been built outside the
Lucius Burckhardt und Markus Kutter herausgege­ The Eames House by cities since the Renaissance and Baroque periods.
designers Charles and
benen städtebaulichen Streitschrift „Achtung die Ray Eames has a sim-
Under the motto “My home is my castle” the single-­
Schweiz“ verstanden werden. ple, steel frame, and family home became the epitome of inviolable pri-
was built in 1948 as
Die ästhetischen Auswirkungen der Einfamilien- part of the Case Study
vacy. That is why it spread like a carpet around inner
haus-Pest auf die Stadtlandschaften sind nicht zu House programme. cities early on, especially in the USA. A fine example
is Venice, California, now the entertainment centre of
Los Angeles on the Pacific Ocean. In the early 20th
century, Abbott Kinney offered small plots of land of
Das Einfamilienhaus wird zum multifunk­ ca. 10 × 25 m along man-made canals, where buy-
ers could realise their dream home. The tiny lots
tionalen Lebensmittelpunkt einer neuen Ära made them affordable, and the high density of devel-
erklärt. The single-family home is being opment allowed for a connection to the streetcar run-
ning to downtown Los Angeles, 20 km away.
­heralded as the multifunctional hub of life for When the private car became a means of mass
a new era. ­transportation in the Roaring Twenties, Venice’s
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dense neighbourhoods became a nuisance, leading


to the decline of the once ideal settlement. Los
Angeles found an answer in the single-family home,
outfitted with a driveway and garage, with the maga-
zine Arts & Architecture actively promoting the con-
struction of inexpensive model homes, the so-called
Case Study Houses, since 1945. Architectural icons,
such as Pierre Koenig’s Stahl House floating high
above the megacity or the Eames House in the
Pacific Palisades, belied the fact that single-family
homes, as chic and photogenic as they may be,
­create more problems than they solve. They soon
penetrated into Europe’s increasingly car-centric
landscapes where, together with the shopping
­centres that followed, ultimately led to anonymous
suburbs and desolate villages.

Chaos and aesthetics


While the single-family home, which glorifies Western
individualism, has often been the subject of ideologi-
cal controversy, it has become an even greater soci-
etal issue in the face of global warming, overpopula-
tion, and land degradation. Today it stands for the
Hans-Juergen Breuning

displacement of nature, urban sprawl, failed urban


planning, private transport, costly infrastructures, and
excessive energy consumption. Yet, against all rea-
son, this inefficient building type continues to have a
large following. Family
structures are just as
much to blame for this
phenomenon as the
unterschätzen. Sie werden in hügeligen oder bergigen Nun sehen sich Einfamilien- prefab housing indus-
Gegenden schneller sichtbar als auf dem flachen try – but so are all
Land. In der Schweiz beispielsweise wurden einige
hausbesitzer als soziale those architects seek-
der schönsten Landschaften verschandelt. Erwähnt ­Umweltsünder an den Pranger ing to arouse the inter-
seien nur die einst malerischen Steilufer des Lago est of architecture and
Maggiore bei Ascona, wo Carl Weidemeyer um 1930
gestellt. Single-family home- interiors magazines
mit sorgfältig proportionierten Häusern erste moderne owners now find themselves with their design
Akzente gesetzt hatte. Mit einer ähnlichen Haltung experiments. They are
versuchten Mario Botta, Luigi Snozzi und Aurelio
­pilloried as environmental matched by those just
­Galfetti ein halbes Jahrhundert später „die Landschaft ­sinners. starting out in their
zu bauen“. Doch bald schon waren ihre präzis gesetz- careers, who are often
ten Akzente inmitten einer Häuserflut kaum mehr commissioned to
­auszumachen. Das rief Architekturkritiker und Land- design single-family
schaftsschützer auf den Plan – etwa Benedikt Loderer, homes by friends and
der seit den 1980er-Jahren unermüdlich seinen bei- relatives. To show off
ßenden Spott über die „Hüsli-Schweiz“ ausgießt. their skills and creativ-
ity, they pull out all the
Auswege aus dem Dilemma Die Casa Kalman von stops. In addition to outlandish buildings that unfortu-
Luigi Snozzi bei Minu-
Inzwischen sehen sich Einfamilienhausbesitzer auch sio am Lago Maggiore
nately reinforce the architectural chaos of single-­
von Lifestyle-Linken und progressiven Städtern als aus dem Jahr 1979 family home developments, provocative works are
ist eine Ikone der Tes-
asoziale Umweltsünder an den Pranger gestellt. siner Schule und ein
occasionally created, such as the Blue House by
Das mag den populistischen Aufschrei in Printmedien Musterbeispiel für das Jacques Herzog and Pierre de Meuron in Basel’s
Bauen an einem stei-
wie der Bild-Zeitung und dem Focus erklären. Sie len Hang.
suburb of Oberwil from 1980. When seen from the
reagierten im F ­ ebruar 2021 mit Titeln wie „Grüne side, this first freestanding structure by the later
Luigi Snozzi’s Casa
­wollen neue Einfamilienhäuser verbieten“ auf einen Kalman near Minusio
Pritzker Prize winners, with its pointed gable and
Beschluss der Stadt Hamburg, der im Bezirk on Lake Maggiore round windows, is reminiscent of a birdhouse. It
from 1979 is one of the
­Hamburg-Nord keine Einfamilienhäuser mehr in icons of the Ticino
­caricatures the surrounding buildings, but can also
den Bebauungs­plänen vorsieht. Nachdem der school and a prime be understood as a response to Max Frisch’s criti-
­e xample of building on
­Co-Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, a steep slope.
cism of the “Hasenstall” (rabbit hutch) in Swiss town
Anton Hofreiter, die Entscheidung als richtig begrüßt planning in the agitational booklet “Achtung: die
hatte, krebste der Co-Chef der Grünen, Robert Schweiz” (Watch Out: Switzerland), published with
Habeck, wohl aus Angst vor den Wählern, sofort Lucius Burckhardt and Markus Kutter in 1954.
Traumhaus oder Hasenstall?  Dream Building or Rabbit Hutch? 27

zurück und betonte, seine Partei sei nicht prinzipiell The aesthetic impact of the single-family home
gegen den Bau von Einfamilienhäusern. Da ein Verbot plague on urban landscapes should not be under­
neuer Einfamilienhäuser derzeit politisch nur bedingt estimated. They become visible more quickly in
mehrheitsfähig ist und ein Abriss bestehender Bauten hilly or mountainous areas than on flat land. In
aus ökologischen Überlegungen nicht vernünftig Switzerland, for example, they have tarnished some
wäre, sollten die Gemeinden Wege suchen, um beste- of the most beautiful landscapes. The once pictur-
hende und neugeplante Einfamilienhausquartiere esque steep shores of Lake Maggiore near Ascona,
attraktiver und nachhaltiger zu gestalten. where Carl Weidemeyer set the first modernist
Das einfachste Mittel wären große Bäume, die accents with carefully proportioned houses around
heute leider vielerorts wegen des Schattenwurfs 1930, are a rare exception. Half a century later,
nicht erlaubt sind, obwohl sie die architektonische Mario Botta, Luigi Snozzi, and Aurelio Galfetti had a
Kakophonie mildern, das Klima verbessern und similar mindset in their attempt to “build the land-
­dringend erwünschte ökologische Nischen bieten scape”. But soon their precisely placed accents
könnten. Außerdem müsste man die Einfamilien- were barely discernible, drowned by a flood of
hausbesitzer dazu bringen, ihre oft aus banalen ­subsequent houses. This drew the attention of
Rasen- oder gar Schotterflächen bestehenden ­architectural critics and landscape conservationists
­Gärten reicher zu bepflanzen oder sie – wo wegen such as Benedikt Loderer, who has tirelessly dished
Arbeit, Freizeit und Familie die Zeit für Gartenpflege out his biting ridicule of “Hüsli-Schweiz” (Switzerland
fehlt – ganz einfach verwildern zu lassen, wodurch of little homes) since the 1980s.
nützliche Biotope entstehen würden.
Gleichzeitig könnten sich die Gemeinden daran Ways out of the dilemma
machen, die oft nach dem Prinzip des Zufalls entstan- Meanwhile, single-family homeowners now find
denen Einfamilienhausteppiche durch städtebauliche ­themselves pilloried by lifestyle leftists and progres-
Interventionen wie Verdichtungszonen, Kleinstparzel- sive urbanites as antisocial environmental sinners.
len, baumbestandene Fußgängerachsen, Pocket- This may explain the populist outcry by print
Parks oder Gemeinschaftsanlagen in ansprechende, Das Haus in Riva San
media such as Bild and Focus, who reacted in
gartenstadtartige Quartiere zu verwandeln. Weniger Vitale von Mario Botta February 2021 with headlines like “Greens Want to
von 1973 steht wie der
infrage kämen hingegen Lösungen wie die vor einigen Turm einer Burg über
Ban New Single-Family Homes” when the city of
Jahren diskutierte vertikale Stapelung von Einfamilien- dem Luganer See. Die Hamburg decided to remove single-family homes
Zimmer sind über ei-
häusern mit kleinen Gärten in allseitig offenen turm­ nen gemeinsamen
from development plans for the Hamburg-Nord
artigen Regalen aus Beton und Stahl. Mit solchen Luftraum miteinander ­district. After Anton Hofreiter, co-chairman of the
verbunden.
Konstruktionen könnten zwar wertvolle Landflächen Green parliamentary group, welcomed the decision,
geschont werden, doch der Materialaufwand würde Mario Botta’s Bianchi Robert Habeck, the Green party’s co-leader, immedi-
House in Riva San Vi-
steigen und mit ihm die Auswirkungen auf die CO2- tale from 1973 stands
ately backtracked, ensuring that his party was not
Bilanz und den Preis für die einzelnen Etagenhäuser. like the tower of a cas- against the construction of single-family homes in
tle above Lake Lugano.
Als Freund oder Feind wird uns das Einfamilienhaus The rooms are linked
general. As such a ban currently has little political
also auch weiterhin beschäftigen. by a central staircase. support, and demolishing existing structures would
be unwise from an environmental perspective, a
smart alternative would be to find ways to make
­existing and newly planned single-family neighbour-
hoods more attractive and sustainable.
The simplest remedy would be large trees,
which unfortunately are not allowed in many places
due to the shadows they cast – despite their potential
to mitigate architectural cacophony, improve the cli-
mate, and provide much-desired ecological niches.
And instead of banal lawns or gravel areas, home-
owners should be required to plant lush gardens, or,
alternatively, to simply let them go wild, which would
create useful biotopes.
To transform swathes of single-family homes,
often built at random, into appealing, garden-city-like
neighbourhoods, communes could look to planning
interventions, like density zones, micro lots, tree-lined
pedestrian corridors, pocket parks, and community
facilities. Less ideal is the stacking of single-family
homes with small gardens in tower-like shelves of
concrete and steel, which were all the rage a few
years ago. While such structures might save valuable
land, they have higher material costs, which means a
poorer CO2 balance and higher per-home prices. As
Alo Zanetta

friend or foe, the single-family home will continue to


be a topic of much discussion.

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