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Klausur für die Prüfung

Wasserbau I
Sommersemester 2020

Montag, den 28. September 2020

Gebäude L203 Raum 6


Startzeit: 14:00 Uhr

MUSTERLÖSUNG
Nachname Vorname Matrikelnummer

Im Falle eines Drittversuchs:


Erreichte Punkte
Aufgabe Punkte Erreichte Punkte
(1. Prüfer_in / in Rot)
(2. Prüfer_in / in Grün)

1 15

2 35

3 20

4 20

SUMME 90

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Im Falle eines Drittversuchs auszufüllen
Name Prüfer_in /
Prüfungskommissions-
vorsitzende_r*)

Datum

Unterschrift

Bewertung
*) Nach § 26 Abs. 1 S. 3 Allgemeine Prüfungsbestimmungen der TU Darmstadt (APB) legt die Prüfungskommission die
endgültige Bewertung fest, falls die Bewertungen der beiden Prüfenden mehr als 0,7 Notenwerte voneinander
abweichen.

Organisatorisches
Seitenumfang der Klausur: 21 (Vollständigkeit bitte prüfen!)

Bearbeitungszeit: 90 Minuten

Hinweise
1. Die Heftung der Prüfungsaufgaben bitte nicht lösen! Sollten sich Blätter lösen, sind diese
unbedingt einzeln mit Namen und Matrikelnummer zu versehen.

2. Nutzen Sie für Ihre Aufschriebe bitte die Leerseiten hinter den jeweiligen
Aufgaben/Fragen. Vermeiden Sie zusätzliche Blätter! Dazu dürfen Sie bei den Leerseiten
die Vor- und Rückseiten beschreiben.

3. Nur gut lesbare, eindeutige und nachvollziehbare Ergebnisse werden gewertet. Auch
relevante Zwischenergebnisse werden bepunktet. Geben Sie SI-Einheiten bei Zwischen-
und Endergebnissen an – auch das wird bepunktet!
4. Auf konkrete Fragen bei (Teil-)Aufgaben ist stets ein Antwortsatz zu geben.

5. Zusätzliche Annahmen sind zu notieren und ggf. deren Gültigkeit zu belegen.

6. Keine grünen oder roten Farbstifte verwenden. Nur dokumentenechte Stifte verwenden!

7. Jeder Täuschungsversuch führt sofort zum Abbruch der Klausur und zur Bewertung mit
„nicht ausreichend“ (Note 5,0).

8. Studierenden- und Lichtbildausweis bitte bereitlegen.

9. Zugelassene Hilfsmittel:

 Handgeschriebene (nicht kopierte) Formelsammlung: ein DIN A4 Blatt, beidseitig

 Nicht programmierbarer Taschenrechner

Viel Erfolg!

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1. Aufgabe: Verständnisfragen (15 Punkte)
Kreuzen Sie zu jeder Aussage an, ob sie richtig oder falsch ist. Pro Aussage ist nur ein Kreuz
erlaubt.

Aussage richtig falsch

Die sog. (N-1)-REGEL besagt, dass bei einer mehrfeldrigen


Wehranlage der Bemessungsabfluss ohne unzulässigen Aufstau x
abfließen können muss, selbst wenn eine Öffnung blockiert ist.
Bei der dargestellten Anlage ist Wehrfeld  gemäß der (N-1)-REGEL
als blockiert anzusetzen.

  

Die Auftriebssicherheit ist insbesondere für den Revisionsfall einer x


Wehranlage nachzuweisen, da hier i.d.R. die Wasserauflast entfällt.
Möglichkeiten zur Verhinderung des hydraulischen Grundbruches: x
Verlängerung des Sickerweges, Erhöhung der Bodendurchlässigkeit
Der Sohlwasserdruck hängt ab vom Wasserspiegelunterschied Δh x
am Bauwerk und der Sickerweglänge.
Beim LANE-Verfahren wirken sich horizontale Sickerwegstrecken x
dreifach stärker als vertikale Sickerwegstrecken aus.
Der Druckabbau wird beim LANE-Verfahren linear entlang des x
Fließweges / Sickerweges angenommen.
Zur Ermittlung der Gleitsicherheit werden horizontale und vertikale
Kräfte angesetzt. Zudem wird ein bodenspezifischer Reibungswinkel x
benötigt.
Im Rahmen des Kippsicherheitsnachweises muss eine x
Außermittigkeit ermittelt werden.
Die Gefahr eines hydraulischen Grundbruches kann mit Hilfe eines x
Potenzialnetzes untersucht werden.
Ein Tosbecken hat die Aufgabe, einen Wechselsprung zu fixieren. x
Dazu werden Einbauten benötigt.
Konjugierte Wassertiefen: Zu jedem schießenden Strömungszustand
gibt es einen strömenden Strömungszustand mit gleicher x
Energiehöhe, jedoch verschiedenen Stützkräften.

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Aussage richtig falsch

Der Wechselsprungtyp lässt sich in Abhängigkeit der Fr-Zahl x


bestimmen.
Als hydraulische Stützkraft wird das Produkt aus Druckkraft und
Impulskraft an einem betrachteten Rand eines durchströmten x
Kontrollraumes bezeichnet.
Durch das Höherlegen einer Tosbeckensohle kann das Abwandern x
eines Wechselsprunges aus dem Tosbecken verhindert werden.

Pro korrektem Kreuz (1P), max. (15P), keinen Abzug bei falschem Kreuz.

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2. Aufgabe: Hochwasserschutz (35 Punkte)
Ein alter Kanal entlang einer Bahntrasse soll für den Hochwasserfall erweitert werden. Um den
Zufluss zu einem alten angebundenen Gerinne zu begrenzen und einen Teil des Abflusses in ein
neu gebautes, trapezförmiges Umflutgerinne zu leiten, wurde ein Entlastungsbauwerk errichtet.
Abb. 2.1 zeigt die Draufsicht auf das Entlastungsbauwerk und Abb. 2.2 den Querschnitt A-A.
Der Auftraggeber möchte die Wasserstand-Abfluss-Beziehung für das Bauwerk in einem Graphen
aufgetragen haben. Bearbeiten Sie hierzu die Aufgaben 2.a) bis 2.g).

Draufsicht Entlastungsbauwerk Umflutgerinne


A

Zufluss 0,2%
402,2 403,2

Überfallschwelle
405,0

402,2

Abbildung 2.1: Draufsicht Entlastungsbauwerk; Höhen in Meter über Normalhöhennull


(müNHN), Längen in Meter

Querschnitt A-A
Überfallschwelle 405,0
mit groben Steinen
ausgelegt

402,8

402,2

rechteckige Öffnung,
glatter Beton
Abbildung 2.2: Querschnitt A-A, Höhen in müNHN, Längen in Meter

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Hinweise:

Tabelle 2.1: Manning-Strickler-Beiwerte

Zementglattstrich 100 m1/3/s


glatter Beton, gute Verschalung 90 m1/3/s
Beton mit Holzschalung 65 m1/3/s
Stampfbeton 60 m1/3/s
grobe Betonauskleidung, alter Beton 50 m1/3/s
Gerinne mit groben Steinen ausgelegt 30 m1/3/s

Schützformel: 𝑄𝐵 = 𝜇𝐴 ∙ 𝑏 ∙ 𝑎 ∙ √2 ∙ 𝑔 ∙ ℎ𝑜
2
Überfallformel: 𝑄𝐵 = ∙ 𝜇 ∙ 𝑏 ∙ √2 ∙ 𝑔 ∙ ℎü 3/2
3

mit hü = Überfallhöhe [m]

Berechnungsformel für den Überfallbeiwert bei überströmten Wehrkronen:


2
1,015 ℎü 𝑟
𝜇 = 1,02 − + [0,04 ∙ ( + 0,19) + 0,0223] ∙ [−]
ℎü 𝑟 𝑤
+ 2,08
𝑟
mit hü = Überfallhöhe [m]
r = Radius einer halbkreisförmigen Wehrkrone [m]
w = Wehrhöhe [m]

Abbildung 2.3: Diagramme für den Kontraktionsbeiwert (links) und Ausflussbeiwert (rechts)
für den Ausfluss unter Schützen

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2.a) Das Wasser fließt bei einer Wasserspiegellage zwischen 402,2 müNHN und 402,8 müNHN
(siehe Abb.2.2 linker Bereich) mit freiem Wasserspiegel durch eine rechteckige Öffnung
aus dem Entlastungsbauwerk in Richtung des alten Gerinnes.

Berechnen Sie den Abfluss Q unter der Annahme eines Rechteckquerschnitts und der
Nutzung der GMS-Formel für die Wasserspiegellagen von 402,2 müNHN und
402,8 müNHN.

Lösung (ges. 5,5 P):

Für 402,2 müNHN  Wassertiefe = 0  Q = 0 (1P)

kst = aus der Tabelle 2.1 für glatten Beton = 90 m1/3/s (0,5P)

h = 402,8 – 402,2 = 0,6 m

rhy = A/lu = b*h/(2*h+b) = 2m*0,6m/(2*0,6m+2m) = 0,375m (1,5P – für A, lu, rhy)

0,2% für das Gefälle aus dem Plan ablesen (0,5P)

v = kst*(rhy)2/3*I1/2 = 90 * 0,3752/3 * (0,2/100)1/2 = 2,093 m/s (1P)


Q (h = 402,8) = v*A = 2,093 m/s * 2m* 0,6 m = 2,51 m³/s (1P)

2.b) Ab einer Wasserspiegellage von 402,8 müNHN staut sich das Wasser vor der
Überfallschwelle des Entlastungsbauwerkes auf und unterströmt somit die dortige
senkrechte Wand durch die rechteckige Öffnung (siehe Abb.2.2 linker Bereich).

Welcher Abfluss Q kann bei einer Wasserspiegellage von 403,2 müNHN abgeführt
werden? Runden Sie auf die nächste ganze Zahl.

Hinweis: Gehen Sie von einem vollkommenen Abfluss aus.

Lösung (ges. 5 P):

Für 403,2 müNHN  ho = 403,2 – 402,2 = 1 m (1P)

Höhe der Öffnung a = 402,8-402,2 = 0,6 m (0,5P)

In Diagramm in Abb. 2.4 Ablesen für: a/ho = 0,6 m/ 1 m= 0,6 und α = 90 ° (0,5P)
μA = 0,56 (1P)

𝑸(𝒉 = 𝟒𝟎𝟑, 𝟐) = 𝝁𝑨 ∙ 𝒃 ∙ 𝒂 ∙ √𝟐 ∙ 𝒈 ∙ 𝒉𝒐 = 𝟎, 𝟓𝟔 ∙ 𝟐 ∙ 𝟎, 𝟔 ∙ √𝟐 ∙ 𝟗, 𝟖𝟏 ∙ 𝟏 = 𝟐, 𝟗𝟖 𝒎𝟑 /𝒔 (1P)

Es können bei einer Wasserspiegellage von 403,2 müNHN 3 m³/s abgeführt werden. (0,5P für
Antwortsatz und 0,5 P für Rundung auf ganze Zahl)

2.c) Vergrößert sich der Durchfluss über den in Aufgabe 2.b) berechneten Wert, wird auch das
neue Umflutgerinne (siehe Abb. 2.2 rechter Bereich) geflutet.

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Berechnen Sie den Gesamtabfluss, der sich in der Anlage einstellt, wenn die
Überfallschwelle grade erreicht wird (siehe Abb. 2.1 und Abb. 2.2).

Hinweis: Gehen Sie von einem vollkommenen Abfluss aus.

Lösung (ges. 11,5 P):

Überfallschwelle in Plan ablesen: 405,0 müNHN (0,5P)

Durchfluss setzt sich zusammen aus dem Abfluss unter dem Schütz und dem Abfluss durch das
Umflutgerinne:

Q-Schütz:

Für 405 müNHN  ho = 405 – 402,2 = 2,8 m (1P)

Höhe der Öffnung a = 402,8-402,2 = 0,6 m (vorherige Aufgabe)

In Diagramm in Abb. 2.4 Ablesen für: a/ho = 0,6 m/ 2,8 m= 0,21 und α = 90 ° (0,5P)
μA = 0,58 (1P)

𝑄𝐵 = 𝜇𝐴 ∙ 𝑏 ∙ 𝑎 ∙ √2 ∙ 𝑔 ∙ ℎ𝑜 = 0,58 ∙ 2 ∙ 0,6 ∙ √2 ∙ 9,81 ∙ 2,8 = 5,16 𝑚3 /𝑠 (1P)

Q-Umflutgerinne:

kst = aus der Tabelle 2.1 mit groben Steinen ausgelegt = 30 m1/3/s (0,5P)

h = 405 – 403,2 = 1,8 m

aus Abb. 2.2 bmitte = 4 m

Böschungsneigung 1:1,5  h= 1,8 m und bseite = 1,5*1,8 = 2,7 m (1P)

Symmetrischer Trapezquerschnitt:

A = 1,8 m * (4+2,7) m = 12,06 m² (1P)

Lu = 4 + 2* (2,7² + 1,8²)0,5 = 10,49 m (1P)

rhy = A/lu = 12,06/10,49 = 1,15 m (0,5P)


0,2% für das Gefälle aus dem Plan ablesen (0,5P)

v = kst*(rhy)2/3*I1/2 = 30 * 1,15 2/3 * (0,2/100)1/2 = 1,47 m/s (1P)

Q = v*A = 1,47 m/s * 12,06 m² = 17,73 m³/s (1P)

Qgesamt (h = 405)= QSchütz + QUmflutgerinne = 5,16 + 17,73 = 22,89 m³/s (1P)

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2.d) Steigt der Abfluss so weit an, dass die Überfallschwelle überströmt wird, wird das Wasser
über drei verschiedene Wege abgeleitet. Nennen Sie diese und geben Sie die Länge der
Überfallschwelle an.

Lösung (ges. 2,5 P):

Unter der Wand durch die rechteckige Öffnung (0,5P), durch das Umflutgerinne (0,5P) und über
den Überfall (0,5P)

Aus dem Plan: Die Überfallschwelle besitzt eine Länge von 12 m (10 m + 2 m). (1P)

2.e) Bei welcher Wasserspiegellage ufert das Wasser aus dem Umflutgerinne aus?

Lösung (ges. 1 P):

Ab einer Wasserspiegellage von 405,2 müNHN tritt das Wasser über die Ufer des Umflutgerinnes.
(1P)

2.f) Berechnen Sie den Gesamtabfluss bei einer oberwasserseitigen Wasserspiegellage von
405,2 müNHN. Der Abfluss durch die rechteckige Öffnung beträgt dabei 5,3 m³/s und der
Abfluss durch das Umflutgerinne 21,8 m³/s. Der Querschnitt der Wehrkrone kann Abb. 2.4
entnommen werden.
Hinweis: Gehen Sie von einem vollkommenen Abfluss aus. Die oberwasserseitige
Anströmgeschwindigkeit kann vernachlässigt werden.

Abbildung 2.4: Querschnitt durch die halbkreisförmige Wehrkrone

Lösung (ges. 6 P):

b = 12 m (Bepunktung schon in 2.d)

hü = 405,2 – 405 = 0,2 m (1P)

w = 405 – 402,2 =2,8 m (1P)

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r = aus Abb. 2.4 ablesen = 0,3/2 =0,15 m (1P)
2
1,015 ℎü 𝑟
𝜇 = 1,02 − + [0,04 ∙ ( + 0,19) + 0,0223] ∙ [−]
ℎü 𝑟 𝑤
𝑟 + 2,08
1,015 0,2 2 0,15
𝜇 = 1,02 − 0,2 + [0,04 ∙ ( + 0,19) + 0,0223] ∙ = 0,73 (1P)
+2,08 0,15 2,8
0,15

𝟑 𝟑
𝟐 𝟐
𝑸(𝟒𝟎𝟓, 𝟐) = ∙ 𝝁 ∙ 𝒃 ∙ √𝟐 ∙ 𝒈 ∙ 𝒉ü 𝟐 = ∙ 𝟎, 𝟕𝟑 ∙ 𝟏𝟐 ∙ √𝟐 ∙ 𝟗, 𝟖𝟏 ∙ 𝟎, 𝟐𝟐 = 𝟐, 𝟑𝟏 𝒎𝟑 /𝒔 (1P)
𝟑 𝟑

Qgesamt (405,2) = QÜberfall + QSchütz + QUmflutgerinne = 2,31 + 5,3 + 21,8 = 29,4 m³/s (1P)

2.g) Tragen Sie die in den Aufgaben 2.a) bis 2.f) berechneten Wasserstand-Abfluss-
Beziehungen als Stützstellen in Abb. 2.5. ein. Verbinden Sie die Punkte vereinfacht linear.

Abbildung 2.5: Wasserstand-Abfluss-Beziehung

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Lösung (ges. 3,5 P):

Q (402,2) = 0 m³/s

Q (402,8) = 2,51 m³/s

Q (403,2) = 3,0 m³/s

Q (405) = 22,89 m³/s

Q (405,2) = 29,4 m³/s

Pro richtig eingetragene Stützstelle: 0,5P  (2,5 P)

Linear verbunden: (1P)

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3. Aufgabe: Wasserkraft (20 Punkte)
3.a) Eine Wasserkraftanlage soll mit einem Rechen versehen werden, um die Turbine vor
Treibgut zu schützen und um Fische am Einschwimmen in die Turbine zu hindern. Die
Strömungsgeschwindigkeit am Rechen ist mit 1,2 m/s angegeben. Abb. 3.1 zeigt vier
unterschiedliche Rechentypen sowie deren jeweilige Parameter.

Wählen Sie den Ihrer Meinung nach am besten geeigneten Rechentyp aus und begründen
Sie Ihre Wahl.

Berechnen Sie anschließend den zu erwartenden Fallhöhenverlust. Treffen Sie ggf.


notwendige und begründete Annahmen.

Abbildung 3.1: Unterschiedliche Rechentypen sowie deren Parameter

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Rechentyp 4 ist der einzige mit einem ausreichend kleinen Stababstand, um Fische am
Einschwimmen in die Turbine zu hindern (2 Pkt.)
4
𝑠 3 𝑣2
ℎ𝑣,𝑟𝑒 =𝑋∗β∗( ) ∗ ∗ 𝑠𝑖𝑛𝛼
𝑒 2𝑔

X kann aus der Tabelle im Anhang abgelesen werden. s/e = 0,6666. δ wird als 0° angenommen.
→ X = 1,0. (1 Pkt.)

β kann aus der Grafik im Anhang abgelesen werden.


→ β = 0,92 (1 Pkt.)
4
1 3 1,22
Berechne ℎ𝑣,𝑟𝑒 = 1 * 0,92 * ( ) ∗ 2∗9,81 ∗ sin(40°) = 0,0293 m = 2,9 cm (2 Pkt.)
1,5

3.b) Markieren Sie in der unten dargestellten Skala die typischen Einsatzbereiche von Francis-,
Kaplan- und Pelton-Turbinen in Bezug auf deren jeweilige Durchflussmenge (Q) und
Fallhöhe (h). Skizzieren Sie außerdem einen der drei Turbinentypen und benennen Sie
diesen.

Francis (1 Pkt.) Pelton (1 Pkt.)


Kaplan (1 Pkt.)

Ein zusätzlicher Punkt für eine korrekte Skizze (1 Pkt.)

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3.c) Ordnen Sie die folgenden Begriffe den Punkten 1 – 8 in der untenstehenden Abb. 3.2 zu:

Leerschuss, Unterwasserkanal, Krafthaus, Fischaufstieg, Rechen, Triebwasserleitung,


Schütz, Unterwasserkanal

Abbildung 3.2: Wasserkraftanlage in der Draufsicht

1 ______________________________ Wasserfassung (0,5 Pkt.)

2 ______________________________ Triebwasserleitung (0,5 Pkt.)

3 ______________________________ Fischaufstieg (0,5 Pkt.)

4 ______________________________ Rechen (0,5 Pkt.)

5 ______________________________ Krafthaus (0,5 Pkt.)

6 ______________________________ Unterwasserkanal (0,5 Pkt.)

7 ______________________________ Schütz (0,5 Pkt.)

8 ______________________________ Leerschuss (0,5 Pkt.)

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3.d) Um welche Art von Wasserkraftanlage handelt es sich bei der in Abb. 3.2 (vorherige Seite)
dargestellten Anlage (Typ & Bauform)? Welchen Turbinentyp würden Sie für die Anlage
empfehlen?

Es handelt sich um ein Laufwasserkraftwerk (1 Pkt.) in der Schleifenbauweise (1 Pkt.). Als


Turbine bietet sich je nach Fallhöhe eine Francis- oder eine Kaplan-Turbine an (1 Pkt).

3.e) Berechnen Sie für die in Abb. 3.3 dargestellte Kleinstwasserkraftanlage die zu erwartende
elektrische Leistung in [kW].

Abbildung 3.3: Wasserkraftanlage in der Seitenansicht

Gegebene Größen:

 Breite der Oberwasserleitung = 1,5 Meter

 Turbinenwirkungsgrad = 0,9

 Turbinendrehzahl = 100 U/min

 Getriebewirkungsgrad = 0,98

 Strömungsgeschwindigkeit im Oberwasser = 1,2 m/s

 Wirkungsgrad des Generators = 0,96

 Wassertemperatur = 11 °C

Phyd = ρ·g·Q·H*η

Q = v * A = 1,2 m/s * 2 m * 1,5 m = 3,6 m³/s (1 Pkt.)

h = 80,25 m – 78,75 m = 1,5 m (1 Pkt.)

Phyd = 997 kg/m³ * 9,81 m/s²·3,6 m³/s·1,5m*0,9*0,98*0,96 = 44 kW (1 Pkt.)

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Hinweise:

Hydraulische Verluste von Rechenanlagen

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4. Aufgabe: Flussbau und Pfeilerstau (20 Punkte)
Der Breitstrom (b = 54 m) ist ein verzweigter Flussarm der Gera in der Erfurter Altstadt. Bei einem
mittleren Hochwasser MHQ = 54,38 m3/s beträgt die Wassertiefe h = 1,16 m. Das
Rechteckgerinne weist eine Sohlrauheit von kst = 17,67 m1/3/s auf.

4.a) Welches Sohlengefälle (‰) hat der Breitstrom?

Fließquerschnitt berechnen 0,5 P

𝐴 = 𝑏 ∙ ℎ = 54 ∙ 1,16 = 62,64 [𝑚2 ]

Perimeter bzw. benetzten Umfang berechnen 0,5 P

𝑙𝑢 = 𝑏 + 2 ∙ ℎ = 54 + 2 ∙ 1,16 = 56,32 [𝑚]

Hydraulischen Radius berechnen 0,5 P


𝐴 𝑏∙ℎ 54 ∙ 1,16 62,64
𝑟ℎ𝑦 = = = = = 1,11 [𝑚]
𝑙𝑢 𝑏 + 2 ∙ ℎ 54 + 2 ∙ 1,16 56,32
Sohlgefälle mit Fließformel nach Gauckler-Manning-Strickler berechnen 1,0 P

𝑄 = 𝐴 ∙ √𝐼𝑆𝑜 ∙ 𝑟ℎ𝑦 2/3 ∙ 𝑘𝑠𝑡


2 2
𝑄 54,38
𝐼𝑆𝑜 =( ) =( ) = 0,0021 [−]
𝐴 ∙ 𝑟ℎ𝑦 2/3 ∙ 𝑘𝑠𝑡 62,64 ∙ 1,112/3 ∙ 17,67

Sohlgefälle umrechnen 0,5 P

𝐼𝑆𝑜 ∙ 1000 = 2,1 [‰]

Das Sohlengefälle beträgt 2,1 Promille 0,5 P

4.b) Eine historische Brücke überbrückt mit vier Tonnengewölbe den Breitstrom. Die
Brückenpfeiler und Widerlager engen der Breitstrom gegenüber dem unverbauten
Fließquerschnitt ein (Abb. 4.1). Für den mittleren Abfluss MQ stellt sich stromaufwärts ein
Pfeilerstau 𝑧 = 0,02 m ein. Um welchen Wert steigt der Aufstau für ein mittleres
Hochwasser MHQ = 54,38 m3/s?

Hinweise zur Pfeilerstauermittlung nach Rehbock:


𝑣2 2
𝑧 = (𝛿 ∙ (1 − 𝛼) + 𝛼) ∙ (0,4 ∙ 𝛼 + 𝛼 2 + 9 ∙ 𝛼 4 ) ∙ (1 + 𝐹𝑟2 2 ) ∙
2∙𝑔
𝑏′
Mit 𝛼 =1− = Verbauungsverhältnis [-]
𝑏

𝑏 = ∑ 𝑏𝑖 = unverbaute Gerinnebreite [m]
b= Gesamtbreite des Querschnitts [m]

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Abbildung 4.1: Längsschnitt (unten) und Grundriss (oben) der historischen Brücke

Abbildung 4.2: Pfeilerformbeiwerte 𝛿 nach Rehbock (Giesecke 1998 – Wasserkraftanlagen)

Fließgeschwindigkeit hinter Pfeiler berechnen 0,5 P


𝑄 𝑄 54,38 𝑚
𝑣2 = = = = 0,870 [ ]
𝐴 𝑏 ∙ ℎ 54 ∙ 1,16 𝑠
oder
2 2 𝑚
𝑣2 = √𝐼𝑆𝑜 ∙ 𝑟ℎ𝑦 3 ∙ 𝑘𝑠𝑡 = √0,0021 ∙ 1,113 ∙ 17,67 = 0,868 [ ]
𝑠
Froude-Zahl hinter Pfeiler berechnen 0,5 P
𝑣2 0,87
𝐹𝑟2 = = = 0,26 [−]
√ℎ2 ∙ 𝑔 √1,16 ∙ 9,81

Gerinnebreite im verbauten Querschnitt berechnen 0,5 P

𝑏 ′ = ∑ 𝑏𝑖 = 7,8 + 7,8 + 4 + 7,8 = 27,4 [𝑚]

Verbauungsverhältnis 0,5 P
∑ 𝑏𝑖 𝑏′ 27,4
𝛼 =1− =1− =1− = 0,49 [−]
𝑏 𝑏 54

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Pfeilerformbeiwert aus der Zeichnung ablesen 0,5 P

𝛿 = 3,9 [−]

Stauhöhe nach Rehbock berechnen. Bedingung: strömender Abfluss! 1,0 P

𝑣2 2
𝑧 = (𝛿 ∙ (1 − 𝛼) + 𝛼) ∙ (0,4 ∙ 𝛼 + 𝛼 2 + 9 ∙ 𝛼 4 ) ∙ (1 + 𝐹𝑟2 2 ) ∙ = 0,1 [𝑚]
2∙𝑔

Zunahme Aufstau gegenüber MQ berechnen 0,5 P

∆𝑧 = 𝑧𝑀𝐻𝑄 − 𝑧𝑀𝑄 = 0,10 − 0,02 = 0,08 [𝑚]

Antwortsatz: Der Aufstau nimmt um 8 cm zu. 0,5 P

4.c) Weisen Sie für das MHQ nach, dass im Bereich der Gerinneeinengung kein Fließwechsel
auftritt.

Hinweis: Die minimale Energiehöhe im eingeengten Querschnitt berechnet sich zu:

3 3 𝑄2
ℎ′𝐸,𝑚𝑖𝑛 = ∙√
2 𝑔 ∙ 𝑏′2

Energiehöhe im Unterwasser berechnen 1,0 P

𝑣2 2 0,872
𝐻𝐸,2 = ℎ2 + = 1,16 + = 1,2 [𝑚]
2∙𝑔 2 ∙ 9,81
Minimale Energiehöhe im eingeengten Querschnitt berechnen 0,5 P

3 3 3 𝑄2 3 3 54,382
ℎ′𝐸,𝑚𝑖𝑛 = ∙ ℎ𝑔𝑟 = ∙ √ = ∙√ = 1,11 [𝑚]
2 2 𝑔 ∙ 𝑏′2 2 9,81 ∙ 27,42

Prüfen, ob Fließwechsel vorliegt 1,0 P

ℎ′𝐸,𝑚𝑖𝑛 < 𝐻𝐸,2 = 1,11 [𝑚] < 1,2 [𝑚]

4.d) Wie groß ist die Energieverlusthöhe infolge der Gerinneeinengung bei einem MHQ?

Wassertiefe vor Pfeiler berechnen 0,5 P

ℎ1 = ℎ2 + 𝑧 = 1,16 + 0,10 = 1,26 [𝑚]

Fließgeschwindigkeit vor Pfeiler berechnen 0,5 P


𝑄 54,38 𝑚
𝑣1 = = = 0,80 [ ]
𝑏 ∙ ℎ1 54 ∙ 1,26 𝑠

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Energieverlusthöhe berechnen 1,0 P

𝑣1 2 − 𝑣2 2 0,82 − 0,872
ℎ𝑣,𝑃 =𝑧+ = 0,1 + = 0,09 [𝑚]
2∙𝑔 2 ∙ 9,81
Antwortsatz 0,5 P

4.e) Vervollständigen Sie im dargestellten Längsschnitt (Abb. 4.3) qualitativ den Verlauf der
Energiehöhe (gestrichelte Linie) und des Wasserspiegels (durchgezogene Linie) für einen
strömenden Abfluss um den in grau dargestellten Pfeiler. Kennzeichnen Sie qualitativ den
Pfeilerstau 𝑧 und die Energieverlusthöhe ℎ𝑣,𝑃 ein.

Jeweils 0,5 P (max. 2,0 P)

Lösung zu 4.e fehlt noch

4.f) Bestimmen Sie anhand der Schubspannung den benötigten Mindest-Steindurchmesser und
das Mindeststeingewicht für eine Sohlsicherung im Bereich vor dem Brückenpfeiler.

Hinweise:

Betrachten Sie alternativ den Bereich hinter dem Brückenpfeiler, falls Sie die Wassertiefe
ℎ1 nicht berechnet haben.
𝜏0
𝑑𝑠,𝑒𝑟𝑓 ≥ (𝜌 ∗ mit Fr* ≈ 0,03 für teilweise eingebundene Steine
𝑆 −𝜌𝑊 )∙𝑔∙𝐹𝑟

4 3
𝑀𝑆 = 3 ∙ 𝜋 ∙ (0,5 ∙ 𝑑𝑠,𝑒𝑟𝑓 ) ∙ 𝜌𝑆 mit 𝜌𝑆 ≈ 2,65 t/m³

Fließquerschnitt vor der Brücke berechnen 0,5 P

𝐴 = 𝑏 ∙ ℎ1 = 54 ∙ 1,26 = 67,98 [𝑚2 ]

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Perimeter vor der Brücke berechnen 0,5 P

𝑙𝑢 = 𝑏 + 2 ∙ ℎ1 = 54 + 2 ∙ 1,26 = 56,52 [𝑚]

Hydraulischer Radius vor der Brücke berechnen 0,5 P


𝐴 67,98
𝑟ℎ𝑦 = = = 1,2 [𝑚]
𝑙𝑢 56,52
Sohlenschubspannung berechnen 0,5 P
𝑛
𝜏0 = 𝜌𝑊 ∙ 𝑔 ∙ 𝑟ℎ𝑦 ∙ 𝐼𝑆𝑜 = 1000 ∙ 9,81 ∙ 1,2 ∙ 0,0021 = 24,78 [ 2 ]
𝑚
Annahme: 𝐹𝑟 ∗ 𝑐𝑟𝑖𝑡 = 0,03 für teilweise eingebundene Steine, die sich gegenseitig abstützen
können. Alternativ auch 𝐹𝑟 ∗ 𝑐𝑟𝑖𝑡 = 0,01 für Einzelsteine auf rauer Sohle. 0,5 P

Benötigter Mindest-Steindurchmesser berechnen 1,0 P


𝜏0 24,78
𝑑𝑠,𝑒𝑟𝑓 ≥ ∗
= = 0,05 [𝑚]
(𝜌𝑆 − 𝜌𝑊 ) ∙ 𝑔 ∙ 𝐹𝑟 (2650 − 1000) ∙ 9,81 ∙ 0,03

Mindeststeingewicht berechnen (Annahme: Kugelförmige Steine) 1,0 P


4 3 4
𝑀𝑆 = ∙ 𝜋 ∙ (0,5 ∙ 𝑑𝑠,𝑒𝑟𝑓 ) ∙ 𝜌𝑆 = ∙ 𝜋 ∙ (0,5 ∙ 0,05)3 ∙ 2650 = 0,18 [𝑘𝑔]
3 3
Antwortsatz 0,5 P

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Klausur für die Prüfung

Wasserbau I
Wintersemester 2019/20

Montag, den 16. März 2020

L4|02 Raum 1+2

Startzeit: 14:00 Uhr

MUSTERLÖSUNG
Nachname Vorname Matrikelnummer

Im Falle eines Drittversuchs:


Erreichte Punkte
Aufgabe Punkte Erreichte Punkte
(1. Prüfer_in / in Rot)
(2. Prüfer_in / in Grün)

1 20

2 20

3 26

4 13

5 11

SUMME 90

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Im Falle eines Drittversuchs auszufüllen
Name Prüfer_in /
Prüfungskommissions-
vorsitzende_r*)

Datum

Unterschrift

Bewertung
*) Nach § 26 Abs. 1 S. 3 Allgemeine Prüfungsbestimmungen der TU Darmstadt (APB) legt die Prüfungskommission die
endgültige Bewertung fest, falls die Bewertungen der beiden Prüfenden mehr als 0,7 Notenwerte voneinander
abweichen.

Organisatorisches
Seitenumfang der Klausur: 16 (Vollständigkeit bitte prüfen!)

Bearbeitungszeit: 90 Minuten

Hinweise
1. Die Heftung der Prüfungsaufgaben bitte nicht lösen! Sollten sich Blätter lösen, sind diese
unbedingt einzeln mit Namen und Matrikelnummer zu versehen.
2. Nutzen Sie für Ihre Aufschriebe bitte die Leerseiten hinter den jeweiligen
Aufgaben/Fragen. Vermeiden Sie zusätzliche Blätter! Dazu dürfen Sie bei den Leerseiten
die Vor- und Rückseiten beschreiben.
3. Nur gut lesbare, eindeutige und nachvollziehbare Ergebnisse werden gewertet. Auch
relevante Zwischenergebnisse werden bepunktet. Geben Sie SI-Einheiten bei Zwischen-
und Endergebnissen an – auch das wird bepunktet!

4. Am Ende jeder (Teil-)Aufgabe ist stets ein Antwortsatz zu geben.

5. Zusätzliche Annahmen sind zu notieren und ggf. deren Gültigkeit zu belegen.

6. Keine grünen oder roten Farbstifte verwenden. Nur dokumentenechte Stifte verwenden!
7. Jeder Täuschungsversuch führt sofort zum Abbruch der Klausur und zur Bewertung mit
„nicht ausreichend“ (Note 5,0).

8. Studierenden- und Lichtbildausweis bitte bereitlegen.

9. Zugelassene Hilfsmittel:

 Handgeschriebene (nicht kopierte) Formelsammlung: ein DIN A4 Blatt, beidseitig

 Nicht programmierbarer Taschenrechner

Viel Erfolg!

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1. Aufgabe: Verständnisfragen (20 Punkte)
Erläutern Sie die folgenden Begriffe. Dazu können Sie neben textlichen Erklärungen auch
Skizzen, Diagramme oder Beispiele einbeziehen. Achten Sie auf eine fachlich eindeutige
Beschreibung und geben Sie ggf. zugehörige SI-Einheiten mit an.

GESCHIEBE
Geschiebe bezeichnet Feststoffe, die sich an der Gewässersohle befinden und ggf. dort
infolge eines Strömungsangriffes fortbewegen. (2P)

HOCHWASSER
Hochwasser sind Naturereignisse, bei denen die Parameter Abfluss [m³/s] und
Wasserstand [m] deutlich über die langjährigen Mittelwerte liegen. (2P)

INSTATIONÄRE FLIESSBEWEGUNG
Bei der instationären Fließbewegung ändern sich die hydraulischen Parameter wie bspw.
Wasserstand [m], Fließgeschwindigkeit [m/s] und Abfluss [m³/s] über die Zeit. (2P)

VISKOSITÄT
Die Viskosität ist eine Stoffeigenschaft. Sie beschreibt die Zähigkeit eines Mediums. Die
zugehörigen Parameter sind die dynamische Viskosität [N∙s/m²] und die kinematische
Viskosität [m²/s]. (2P)

BUHNE
Eine Buhne hat die Aufgabe, die Strömung zu lenken. Sie wird i.d.R. senkrecht oder leicht
deklinat/inklinat vom Ufer aus in den Abflusskorridor gebaut und engt diesen ein. Dadurch
wird die Strömung umgelenkt. Buhnen werden so bemessen, dass sie bei höheren
Abflüssen/Wasserständen überströmt werden. Anwendungsbeispiel: Sicherung der
Fahrrinnentiefe bei breiten Flüssen, Strömungslenkung zur eigendynamischen
hydromorphologischen Entwicklung bei der Gewässerrenaturierung. (2P)

ENERGIELINIE
Die Energielinie [m] kennzeichnet den Energiehöhenverlauf in einem hydraulischen
System. Die Lage der Energielinie setzt sich an jedem Punkt ihres Verlaufes aus den

FB 13| Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I 16.03.2020 3 von 16


Summanden „geodätische Höhe“, „Druckhöhe“ und „Geschwindigkeitshöhe“ zusammen.
(2P)

SCHWEBSTOFFE
Schwebstoffe sind ebenso wie Geschiebe Feststoffe. Jedoch sind Schwebstoffe so
feinpartikulär, dass sie infolge der Turbulenz der Strömung im Wasserkörper in Schwebe
gehalten werden und sich – im Gegensatz zum Geschiebe – nicht nur sohlnah, sondern in
der gesamten Wassersäule verteilt bewegen. (2P)

WEHR
Ein Wehr beeinflusst den Abfluss in einem Fließgewässer und kann das Gewässer nach
Oberstrom hin aufstauen. Wehranlagen kommen zur Wasserkraftnutzung oder zur
Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse zum Einsatz. Kleine Wehranlagen können auch
zur Verhinderung von Sohlenerosion im Oberwasser oder zur Wasserausleitung genutzt
werden. (2P)

TOSBECKEN
Im Tosbecken findet eine energetisch effektive und für das anschließende Gewässer
schadlose Überführung vom schießenden zum strömenden Abfluss statt. Die
Tosbeckenabmessungen können durch spezielle Einbauten optimiert werden. (2P)

KRITISCHE SCHUBSPANNUNG
Bei der kritischen Schubspannung beginnt die Geschiebebewegung. Sie hängt ab von
dem charakteristischen Durchmesser des Geschiebes [m] und der an der Sohle wirkenden
flächig angreifenden Strömungskraft [N/m²]. (2P)

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2. Aufgabe: Gewässerquerschnitt mit Brückenpfeilern (20 Punkte)
Dargestellt ist der Pfeiler-Grundriss einer Brücke über die Nidda. Die Pfeilerquerschnitte
besitzen – wie abgebildet – unterschiedliche Formen. Die Wassertiefe im unbeeinflussten
Bereich des Rechteckquerschnittes (Unterwasser der Brücke) liegt bei hUW = 2,50 m.
Der hydraulische Widerstandsbeiwert der Sohle beträgt kst = 35 m1/3/s und das
Sohlengefälle beträgt Iso = 0,15 %. Beantworten Sie durch Berechnungen die folgenden
Fragen – beachten Sie dazu die Hinweise am Ende der Aufgabe!

2.a) Wie groß ist der Durchfluss Q an der Brücke?


Anwendung der Fließformel nach Gauckler-Mannig-Strickler und der Kontigleichung. Dazu
werden die Wassertiefe im unbeeinflussten Unterwasser sowie die gegebenen
Querschnittswerte eingesetzt.

FB 13| Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I 16.03.2020 5 von 16


B 27,000 m

hN 2,500 m

Iso 0,0015 m/m

kst 35,000 m^(1/3)/s

A 67,500 m²

lU 32,000 m

rhy 2,109 m (1P)

v 2,230 m/s (1P)

Q 150,494 m³/s (1P)

Der Durchfluss beträgt 150 m³/s. (1P)

2.b) Erfolgt der Abfluss zwischen den Pfeilern „strömend“ oder „schießend“?
Hinweis: Wenn Sie Teil (a) nicht gelöst haben, rechnen Sie mit Q = 150 m³/s.
Ist gemäß dem Hinweis Hmin in der Engstelle > HUW, so liegt schießender Abfluss zwischen
den Pfeilern vor. Ansatz:

 Berechnung von HUW nach Bernoulli


 Berechnung der abflusswirksamen Gerinnebreite im verbauten Querschnitt
Bfrei = B - 5*0,9 [m]
 Berechnung der zu Q zugehörigen Grenztiefe hgr für den verbauten Querschnitt
hgr = (Q²/(Bfrei²∙g))(1/3)
 Berechnung von Hmin,Engstelle gemäß dem Hinweis Hmin = 3/2∙hgr
 Vergleich Hmin,Engstelle mit HUW und Bewertung

HUW 2,753 m (1P)

Bfrei 22,500 m (1P)

hgr 1,658 m (1P)

Hmin 2,487 m (1P)

Hmin < H Kein Fließwechsel! (1P)

Es findet kein Fließwechsel statt: zwischen den Pfeilern herrscht strömender Abfluss. (1P)

2.c) Ermitteln Sie den erforderlichen Pfeilerstau vor der Brücke.


Anwendung der Rehbock-Pfeilerstauformel wie im Hinweis gegeben. Der
Pfeilerformbeiwert wird dabei gewichtet: δ = 2/5 ∙ 3,9 + 3/5 ∙ 2,1 = 2,82. Zudem ist zu

FB 13| Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I 16.03.2020 6 von 16


beachten, dass für das Verbauungsverhältnis α der verbaute Querschnitt (mit hN als
Bezugswassertiefe) berechnet werden muss.

A2 67,500 m²

Av 11,250 m² (1P)

alpha 0,167 (1P)

delta 2,820 gewichtet (2P)

v2 2,230 m/s

h2 2,500 m

Anwendung der Rehbock-Formel

Faktor 1 0,419

Faktor 2 0,608

Faktor 3 1,203

Faktor 4 0,253

deltah 0,078 m (5P)

Der Pfeilerstau vor der Brücke beträgt ca. 8 cm. (1P)

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Hinweise zur Abschätzung des Pfeilerstaus nach Rehbock
Zu starke Querschnittseinengungen (bei zu massiven Pfeilern) verursachen einen
Fließwechsel zum Schießen zwischen den Pfeilern. Dies ist der Fall, wenn folgende
Bedingungen vorhanden sind:

 Strömende Fließbewegung oberhalb der Einengung im ungestauten Zustand


(hOW > hgr)
 Für eine gleichbleibende Gerinnequerschnittsform entlang des Fließweges (von der
Einengung abgesehen) ist im unbeeinflussten Unterwasser die Normalabflusstiefe
gegeben (hUW = hN)
 Ein Fließwechsel zum Schießen im Bereich der Einengung tritt dann auf, wenn die
dortige minimale Energiehöhe größer ist als die vorhandene Energiehöhe im
Unterwasser: Hmin,Engstelle > HUW

Für Rechteckgerinne gelten folgende Grenzparameter bei Fr = 1:

² 3
ℎ = = ∙ℎ = ∙ℎ
²∙ 2

hgr = Grenztiefe [m], Hmin = minimale Energiehöhe [m], vgr = Grenzgeschwindigkeit [m/s],
B = Breite des durchflossenen Querschnittes [m], g = Erdbeschleunigung [m/s²]

FB 13| Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I 16.03.2020 8 von 16


3. Aufgabe: Wasserkraftnutzung (26 Punkte)
3.a) Benennen Sie die prinzipiellen Unterschiede in der Nutzung der Wasserkraft in
Flusskraftwerken, Speicherkraftwerken und Pumpspeicherkraftwerken.
Behandeln Sie dabei Aspekte wie Stauhöhe, Wassermenge, Grund- und
Spitzenlast und geben Sie zudem an, welche Turbinentypen in der Regel jeweils
dort eingesetzt werden.
Flusskraftwerke werden für die Grundlastabdeckung eingesetzt. Ihre Stauhöhe ist eher
gering, wird jedoch mittels Wehranlagen nahezu konstant gehalten. Abgesehen von
Jahreszeitlichen Schwankungen ist auch die turbinierte Wassermenge nahezu konstant.
Als Turbinentypen kommen hier i.d.R. Ossberger- und Kaplanturbinen sowie Wasserräder
zum Einsatz. (4P)
Speicherkraftwerke werden für die Spitzenlastabdeckung eingesetzt. Ihre Stauhöhe ist
groß und die turbinierte Wassermenge ist variabel und wird von einem natürlichen Zufluss
in den Speicher wieder aufgefüllt. Hier werden Francis- oder Peltonturbinen eingesetzt.
(4P)
Pumpspeicherkraftwerke werden ebenfalls für die Spitzenlastabdeckung eingesetzt und
können zudem im Pumpbetrieb Spitzen im Stromüberangebot aufnehmen. Ihre Stauhöhe
ist groß und die turbinierte Wassermenge ist variabel. Zum Einsatz kommen hier Pelton-
oder Franzisturbinen. (4P)

Hinweis: Turbinen- und Wasserradtypen und deren Einsatzbereiche

Ossberger = Durchströmturbine, OWR = oberschlächtiges Wasserrad,


UWR = unterschlächtiges Wasserrad

FB 13| Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I 16.03.2020 9 von 16


Ein Laufwasserkraftwerk mit der Fallhöhe H = 15 m besitzt vier Kaplanturbinen, die einen
maximalen Wirkungsgrad von ηturb,max = 90 % besitzen, wenn sie mit der maximalen
Durchflussmenge (pro Turbine) von Qturb = 6 m³/s betrieben werden. Der Wirkungsgrad bei
geringeren Durchflussmengen ist den nachfolgenden Hinweisen zu entnehmen. Die
Generatoren besitzen einen konstanten Wirkungsgrad von ηgen = 90 %. Jede Turbine ist
an einen Generator gekoppelt (sog. Maschinensatz).
3.b) Welche elektrische Leistung in [kW] kann das Kraftwerk bei der genannten Fallhöhe
maximal erzeugen?
Ansatz: Phyd = ρ∙g∙H∙Q∙4 , da vier Maschinensätze mit maximalem Durchfluss laufen
Pel = Phyd∙ηturb,max∙ηgen

rohW 1000,000 kg/m³

g 9,810 m/s²

Qmax 6,000 m³/s

H 15,000 m

Pturb 882900,000 W

P4turb 3531600,000 W (1P)

etaturb 0,900

etagen 0,900

Pel 2860596,000 W

Pel 2860,596 kW (1P)

Die maximale elektrische Leistung beträgt 2860,6 kW. (1P)

3.c) Warum kann ein Laufwasserkraftwerk sowohl bei Hochwasser als auch bei
Niedrigwasser nicht die volle Leistung abgeben?
Bei Hochwasser wird aus Gründen des Hochwasserschutzes der An- und Oberlieger das
an der Wasserkraftanlage vorhandene Stauwehr i.d.R. so gesteuert, dass sich der
Oberwasserstand nicht ändert oder gar leicht abgesenkt wird. Der Unterwasserstand ist
jedoch infolge der großen Abflussmenge deutlich höher als normal. Damit verringert sich
die verfügbare Fallhöhe am Kraftwerk und die Leistung nimmt ab. Zudem werden viele
Turbinen bei Hochwasser abgeschaltet, um einen erhöhten Feststoffeintrag zu verhindern.
(2P)
Bei Niedrigwasser steht nicht genügend Wasser für eine Vollbeaufschlagung der
Turbinen zur Verfügung. Bei zu wenig Wasserdurchfluss verringert sich der Wirkungsgrad
der Turbinen rapide, was zu einer geringeren Leistung der Anlage führt. (2P)

3d) Es soll untersucht werden, wie eine turbinierbare Wassermenge von Q = 20 m³/s
auf die vier installierten Turbinen verteilt werden sollte, damit die maximale

FB 13| Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I 16.03.2020 10 von 16


elektrische Leistung erzeugt wird. Untersuchen Sie folgende Verteilungen der
Durchflussmenge auf die vier Turbinen und bewerten Sie die Ergebnisse:

Szenario Nr. Qturb1 Qturb2 Qturb3 Qturb4


1 6 m³/s 6 m³/s 6 m³/s 2 m³/s
2 5 m³/s 5 m³/s 5 m³/s 5 m³/s
3 6 m³/s 6 m³/s 4 m³/s 4 m³/s

Da bei den Szenarien einige Turbinen nicht mit 100%, sondern verringertem
Volumenstrom beaufschlagt werden, muss dafür zunächst der zugehörige
Turbinenwirkungsgrad mit Hilfe des in den Hinweisen gegebenen Diagrammes ermittelt
werden.
6 m³/s → 100 % Volumenstrom durch eine Turbine → ηturb = 90 %
2 m³/s → 33,33 % Volumenstrom durch eine Turbine → ηturb = 70 %
4 m³/s → 66,67 % Volumenstrom durch eine Turbine → ηturb = 80 %
5 m³/s → 83,34 % Volumenstrom durch eine Turbine → ηturb = 85 %
Darauf aufbauend kann die bei den Szenarien erzeugte elektrische Leistung berechnet
werden:

Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3

H m 15,000 15,000 15,000

etagen 0,900 0,900 0,900

roh kg/m³ 1000,000 1000,000 1000,000

Qturb1 m³/s 6,000 5,000 6,000

eta,turb1 0,900 0,850 0,900

Pel,turb1 kW 715,149 562,849 715,149

Qturb2 m³/s 6,000 5,000 6,000

eta,turb2 0,900 0,850 0,900

Pel,turb2 kW 715,149 562,849 715,149

Qturb3 m³/s 6,000 5,000 4,000

eta,turb3 0,900 0,850 0,800

Pel,turb3 kW 715,149 562,849 423,792

Qturb4 m³/s 2,000 5,000 4,000

eta,turb4 0,700 0,850 0,800

Pel,turb4 kW 185,409 562,849 423,792

Pel,ges kW 2330,856 2251,395 2277,882

(2P) (2P) (2P)

FB 13| Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I 16.03.2020 11 von 16


Beim Szenario 1 wird der meiste Strom erzeugt. (1P)
Hinweise:

 Dichte des Triebwassers ρ = 1000 kg/m³


 Erdbeschleunigung g = 9,81 m/s²
 Wirkungsgradverlauf bei unterschiedlichen Turbinendurchflüssen:

FB 13| Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I 16.03.2020 12 von 16


4. Aufgabe: Kräfte auf eine Böschungsmauer (13 Punkte)
Die dargestellte geböschte Ufermauer wird durch Wasserdruck belastet. Die Länge der
Mauer (in die Zeichenebene hinein) beträgt L = 50 m. Die Mauer ist aus Normalbeton
(Wichte B = B∙ = 24 kN/m³) gebaut. Für das anstehende Wasser kann vereinfacht eine
Wichte von W = W∙ = 10 kN/m³ angenommen werden.

4.a) Bestimmen Sie das Eigengewicht [kN] der gesamten Mauer.


Bestimmung der Wassertiefe h:
h = 10 / tan(β) = 4,66 [m] (1P)
Volumen der Ufermauer (mit Länge L = 50 m):
V = (5∙2,5 + ½∙10∙4,66)∙50 = 1790 [m³] (1P)
Gewichtskraft der Ufermauer:
G = V∙24 = 42960 [kN] (1P)
Die Ufermauer hat ein Eigengewicht von 42960 kN. (1P)

4.b) Bestimmen Sie die einwirkende vertikale Wasserauflast [kN] auf die Böschung.
Volumen des auf die Böschung wirkenden Wasserkörpers:
V = ½∙4,66∙10∙50 = 1165 [m³] (1P)
Vertikale Gewichtskraft der Wasserauflast:
WA = V∙10∙50 = 11650 [kN] (1P)
Das Wasser bewirkt auf der Böschung eine vertikale Auflast von 11650 kN. (1P)

FB 13| Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I 16.03.2020 13 von 16


4.c) Bestimmen Sie die einwirkende horizontale Wasserdruckkraft.
Hydrostatischer Ansatz:
W = ½∙4,66²∙10∙50 = 5428,9 [kN] (1P)
Die horizontale Wasserdruckkraft auf die Böschung beträgt 5428,9 kN. (1P)

4.d) Bestimmen Sie das aus den Wasserkräften wirkende Moment [kNm] um den
Mauerfußpunkt B (positives Moment entgegen dem Uhrzeigersinn). Als
Angriffspunkt der Wasserkräfte kann Punkt A angenommen werden.
Lage von Punkt A relativ zu Punkt B:
Abstvert = 1/3∙4,66 = 1,55 [m] (1P)
Absthoriz = tan(β)∙Abstvert = 3,33 [m] (1P)
Moment um Punkt B:
M = WA∙Absthoriz + W∙Abstvert = 47209,3 [kNm] (1P)
Das vom Wasser bewirkte Drehmoment um den Fußpunkt B beträgt 47209,3 kNm. (1P)

FB 13| Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I 16.03.2020 14 von 16


5. Aufgabe: Wasserbauliche Begriffe (11 Punkte)
Beschriften Sie die dargestellten wasserbaulichen Komponenten mit den jeweiligen
korrekten und eindeutigen Fachbegriffen.

Komponente Fachbegriff

Oberschlächtiges Wasserrad (1P)

Wasserkraftschnecke oder
Archimedische Schraube (1P)

Ossberger Turbine oder


Durchströmturbine (1P)

Vertical Slot Fischpass (1P)

Francisturbine mit Gerenator (1P)

FB 13| Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I 16.03.2020 15 von 16


Komponente Fachbegriff

Unterströmtes Tafelschütz (1P)

Unterströmtes Drucksegment (1P)

Tosbecken (1P)

Sohlengleite oder Raue Rampe (1P)

Mobile Hochwasserschutzwand (1P)

Kelchüberfall (1P)

FB 13| Fachgebiet Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I 16.03.2020 16 von 16


Klausur

Wasserbau I
Sommersemester 2019

Montag, den 19. August 2019

Raum L5|01 Raum 45b

Beginn: 09:15 Uhr

MUSTERLÖSUNG

Nachname Vorname Matrikelnummer

Aufgabe Punkte erreicht

1 7

2 23

3 8

4 52

SUMME 90

FB 13| Fachgebiet für Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I | 19.08.2019 1


Organisatorisches

Seitenumfang der Klausur: 24 (Vollständigkeit bitte prüfen!)

Bearbeitungszeit: 90 Minuten

Hinweise

1. Die Heftung der Prüfungsaufgaben bitte nicht lösen! Sollten sich Blätter lösen, sind diese
unbedingt einzeln mit Namen und Matrikelnummer zu versehen.

2. Nutzen Sie für die Antworten bitte den Platz unter den Fragen. Vermeiden Sie zusätzliche
Blätter.

3. Nur gut lesbare, eindeutige und nachvollziehbare Ergebnisse werden gewertet. Auch
relevante Zwischenergebnisse werden bepunktet. Verwenden Sie SI-Einheiten.

4. Am Ende jeder Aufgabe ist ein Antwortsatz zu geben.

5. Zusätzliche Annahmen sind zu notieren.

6. Keine grünen oder roten Farbstifte verwenden. Nur dokumentenechte Stifte verwenden!

7. Jeder Täuschungsversuch führt sofort zum Abbruch der Klausur und zur Bewertung mit
„nicht ausreichend“ (Note 5,0).

8. Studierenden- und Lichtbildausweis bitte bereitlegen.

9. Zugelassene Hilfsmittel:

 Handgeschriebene (nicht kopierte) Formelsammlung – Ein DIN A4 Blatt, beidseitig


beschrieben
 Nicht programmierbarer Taschenrechner

Viel Erfolg!

FB 13| Fachgebiet für Wasserbau und Hydraulik | Klausur Wasserbau I | 19.08.2019 2


1. Aufgabe: Verständnisfragen (7 Punkte)
Kreuzen Sie zu jeder Aussage an, ob sie wahr oder falsch ist. Pro Aussage ist nur ein Kreuz
erlaubt.

Aussage richtig falsch

Der traditionelle Flussbau war geprägt durch den


Gewässerausbau im Sinne von Begradigungen und X
Eindeichungen.
Der gegenwärtige Flussbau ist geprägt durch
gewässer- und auenökologische Belange und bezieht X
eigendynamische Gewässerentwicklungen mit ein.
Sohlenbauwerke verhindern die Ufererosion und sind X
längs zur Fließrichtung angeordnet.
Bei Sohlenbauwerke wird zwischen die Schwellen und X
Stufen unterschieden.
Bei breiten Gewässern und bei moderaten
hydraulischen Belastungen werden Sohlenrampen in X
Setzsteinbauweise ausgeführt.
Bewegliche Wehrklappen sorgen bei festen Wehren X
für eine Durchflussregulierung.
Ein Nadelwehr regelt den Oberwasserstand mittels
einzelner Holznadeln, die händisch in den X
Wehrquerschnitt eingesteckt oder gezogen werden
können.
Der Wechselsprung soll im sog. Tosbecken fixiert
werden, damit keine Schädigung der Wehranlage X
oder dem angrenzenden Gerinne erfolgt.
Beim naturverträglichen Hochwasserschutz spielen X
mobile Maßnahmen eine zentrale Rolle.
Das INTEGRIERTE RHEINPROGRAMM möchte
Hochwasserschutz und Auenentwicklung mittels X
Polderanlagen erreichen.
Ungesteuerte Polder können Hochwasserspitzen X
effektiver speichern als gesteuerte Polder.
Hochwasserrückhaltebecken im Nebenschluss haben
den Vorteil, dass weniger Bauwerke benötigt werden X
als bei einem Becken im Hauptschluss.
Die Wasserkraftnutzung mittels Wasserrädern und
Turbinen ist dank der Fischschutzeinrichtungen X
naturverträglich.
Der Gesamt-Wirkungsgrad einer modernen X
Wasserkraftanlage liegt unter 80 %.

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2. Aufgabe: Auslassbauwerk eines Hochwasserrückhaltebeckens (23 Punkte)
Eine Gemeinde plant zur Verbesserung des Hochwasserschutzes den Bau eines gesteuerten
Hochwasserrückhaltebeckens (HRB, Abbildung 2.1 und 2.2). Im Rahmen der Vorplanung sollen
von Ihnen einige Vorbemessungen und hydraulische Prüfungen dazu durchgeführt werden.

Abbildung 2.1: Lage des Auslassbauwerkes

Abbildung 2.2: Schnitt A-A durch das Auslassbauwerk

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2.a) Bemessung der Schütztafeln für den Regelabfluss

2.a.1) Die Durchflusssteuerung erfolgt über verstellbare Schütztafeln. Berechnen Sie die
notwendige Öffnung der Schütztafeln für den folgenden Betriebsfall:

 Das Stauziel im Hochwasserrückhaltebecken beträgt am Auslassbauwerk


260,00 mNN und verändert sich nicht;

 Die Schütze am Auslassbauwerk sind so zu steuern, dass (bei Betrieb aller drei
Schütztafeln) eine Abflussmenge von QRegel = 164 m³/s in das Unterwasser
abgegeben wird;

 Die Schütztafelbreite beträgt jeweils 7,50 m;

 Es findet für den Bemessungsfall ein freier Ausfluss statt;

 Der Abflussbeiwert kann aus Erfahrungen von einem ähnlich gebauten


Auslassbauwerk mit 0,6 [-] angenommen werden;

 Schützformel und zugehörige Diagramme für ggf. benötigte Beiwerte


Q = μA ∙ b ∙ a ∙ √2 ∙ g ∙ hOW

Randbedingungen:
α = 90° gemäß Plandarstellung Abb. 2.2
hOW = 260,00 – 253,70 = 6,30 m (1 Pkt) gemäß Plandarstellung Abb. 2.2
b = 3 ∙ 7,5 = 22,5 m (totale Schützbreite) (1 Pkt)
Berechnung der benötigten Schütztafelöffnung a:
QRegel = 164 = 0,6 ∙ 22,5 ∙ a ∙ (2 ∙ 9,81 ∙ 6,30)0,5 = 150,09 ∙ a
a = 1,09 m (2 Pkt)
Die drei Schütztafeln müssen um a = 1,09 m gezogen werden, damit ein Durchfluss
von 164 m³/s erreicht wird. (1 Pkt)

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2.a.2) Kontrollieren Sie anhand der berechneten Schützöffnung aus (2.a.1), ob der
Erfahrungswert für den Abflussbeiwert korrekt ist.
Falls nicht: Erläutern Sie, was zu tun wäre, um den korrekten Ausflussbeiwert zu
ermitteln.

Hinweis: Wenn Sie Aufgabe 2.a.1 nicht gelöst haben, arbeiten Sie mit einer
Spaltöffnung von 1,09 m.

Kontrolle von μA:


a/hOW = 1,09 / 6,30 = 0,17 (-)
Rechtes Diagramm
→ μA < 0,6 für a/hOW = 0,17
→ Die Annahme μA = 0,6 ist nicht zutreffend (1 Pkt)
Ermittlung des korrekten μA-Wertes durch Iteration (1 Pkt)

2.b) Handelt es sich um ein HRB im Haupt- oder Nebenschluss?

Es handelt sich um ein Becken im Hauptschluss (2 Pkt), da das Fließgewässer direkt das
Becken durchfließt.

2.c) Welche Funktion erfüllt das Tosbecken mit Zahnschwelle und warum wird es direkt hinter
den Schütztafeln angeordnet?
Das Tosbecken hat die Aufgabe, die Umwandlung der hydraulischen Energie / den
Wechselsprung direkt hinter den Schütztafeln zu lokalisieren (1 Pkt).
Somit wird eine Erosion der anschließenden Gewässersohle verhindert. (1 Pkt)

2.d) Was bedeutet hinsichtlich der Anzahl der Schütztafeln die „n-1-Regel“?
Das Konzept besagt, dass der gesamte Bemessungsabfluss durch (n-1) Schütztafeln
abgeleitet werden können muss. (2 Pkt)
Dementsprechend ist die Anzahl und Breite der einzelnen Schütztafeln zu bemessen.

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2.e) Lage der Stauwurzel
Um die Hochwasserneutralität des HRB für die oberstromigen Anlieger nachzuweisen, soll die
Entfernung der Stauwurzel vom Auslassbauwerk berechnet werden. Hierzu gelten die in
Aufgabenteil (2.a) genannten Randbedingungen. Als Berechnungsverfahren soll eine
eindimensionale Wasserspiegellagenberechnung angewendet werden.

Beantworten Sie hierzu folgende Fragen (mit Begründung!):

2.e.1) Wird die Berechnung in oder gegen die Fließrichtung durchgeführt? Warum?
Im Staubereich oberhalb des HRB ist von strömendem Abfluss auszugehen (1 Pkt.).
Störungen breiten sich gemäß der Fr-Zahl auch nach Oberstrom aus, daher findet die
Berechnung der Wasserspiegellagen gegen die Fließrichtung statt (1 Pkt.).

2.e.2) Welche Randbedingung nehmen Sie beim Start der Berechnung an? Warum?
Die Berechnung startet direkt beim Auslassbauwerk (1 Pkt.).
Hier wird gemäß den in (2.a) genannten Randbedingungen das Stauziel 260,00 m+NN als
Startwasserspiegel angenommen. (1 Pkt.)

2.e.3) Welche Strömungseffekte werden nicht durch Ihre Berechnung abgedeckt?


Die eindimensionale Strömungsberechnung geht von konstanten hydraulischen Parametern
innerhalb eines betrachteten Querschnittes aus (1 Pkt.).
Demnach werden Querströmungseffekte sowie lokale Effekte infolge Verwirbelung etc. mit
dem Berechnungsansatz nicht abgedeckt. (1 Pkt.)

2.f) Wasserbauliche Modellversuche


Der Bauherr beauftragt trotz Ihrer Berechnungen noch die Durchführung wasserbaulicher
Versuche am physikalischen Modell.

2.f.1) Erläutern Sie, welche Untersuchungsaufgaben mit dem wasserbaulichen Modell


durchgeführt werden können.
Mit dem wasserbaulichen Modell kann das Strömungsgeschehen geometrisch und
kinematisch ähnlich abgebildet werden. Hiermit können daher folgende Aufgaben tiefergehend
untersucht werden: (4 Pkte.)
 tatsächliche hydraulische Leistungsfähigkeit des Auslassbauwerkes bei
unterschiedlichen Randbedingungen (Schützöffnung und OW-Stand) und unter
Berücksichtigung lokaler Strömungs- und Ablösungseffekte
 Optimierung der Energieumwandlung im Tosbeckenbereich
 Optimierung der Zu- und Abströmsituation im OW und UW der Anlage
 Qualitative Untersuchung des Feststofftransportes im Bauwerksumfeld

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3. Aufgabe: Wehrüberfall (8 Punkte)
3.a) Berechnen Sie für das dargestellte Wehr (Abbildung 3.1) den Abfluss Q über die
Wehrkrone mit Berücksichtigung einer Anströmgeschwindigkeit von vo = 0,3 m/s.
3.b) Skizzieren Sie das Tosbecken und den weiteren Verlauf des Wasserspiegels in Abbildung
3.1.

Abbildung 3.1: Längsschnitt durch das Wehr

Für die Anlage gelten folgende Randbedingungen:

 Wehrbreite = 7,50 m
 Überfallbeiwert = 0,70 (-)
 Anströmgeschwindigkeit vo = 0,30 m/s

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3.a) Berechnen Sie für das dargestellte Wehr (Abbildung 3.1) den Abfluss Q über die
Wehrkrone mit Berücksichtigung einer Anströmgeschwindigkeit von vo = 0,3 m/s.

Aus Abb. 3.1 und den Angaben folgt:

ho = 4,00 – 3,50 = 0,50 m (1 Pkt.)

Ansatz Weisbach mit Berücksichtigung von vo:

Q = 2/3 ∙ 0,7 ∙ 7,5 ∙ (2∙9,81)0,5 ∙ [(0,5 + 0,3²/(2∙9,81))3/2 – (0,3²/(2∙9,81))3/2]

= 15,50 ∙ (0,358 – 0,00031)

= 5,544 (m³/s) (3 Pkt.)

Über das Wehr fließen 5,44 m³/s ab.

3.b) Skizzieren Sie das Tosbecken und den weiteren Verlauf des Wasserspiegels in Abbildung
3.1.

(1 Pkt.)

(1 Pkt.)

(1 Pkt.)

(1 Pkt.)

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4. Aufgabe: Wasserkraftnutzung (52 Punkte)

4.a) Erklären Sie den Nutzen / die Funktion / die Bedeutung der folgenden Fachbegriffe.

Begriff Erklärung

Die Fallhöhe stellt die Differenz der Wasserspiegellagen direkt vor und
Fallhöhe
hinter einer Wasserkraftanlage dar. (1 Pkt.)

Der Leitapparat leitet das Triebwasser auf das Turbinenlaufrad und


Leitapparat
befindet sich zwischen Turbineneinlauf und Laufrad. (1 Pkt.)

Der Wirkungsgrad ist stets kleiner als 1 und stellt die Relation
Wirkungsgrad zwischen der produzierten elektrischen Leistung und der am Standort
vorhandenen hydraulischen Leistung dar. (1 Pkt.)

Der Rechen schützt die Anlage vor Treibzeug und befindet sich als
Rechen eine mechanische Barriere vor der Turbine; zugleich soll er Fische vor
ein Einschwimmen in die Turbine schützen. (1 Pkt.)

Bei der Freistrahlturbine (bspw. Peltonturbine) wird das Triebwasser


Freistrahlturbine
als freier Wasserstrahl auf das Turbinenlaufrad gelenkt. (1 Pkt.)

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4.b) Leiten Sie ausgehend vom fluidmechanischen Arbeitsansatz eine Formel zur Berechnung
der hydraulischen Leistung N eines Systems mit einer Triebwassermenge Q und einer
Fallhöhe H her.

Geben Sie die SI-Einheit für die hydraulische Leistung an.


Hydraulische Arbeit: W = m · g · H [J], wobei m = ρ · ΔV

mit m = Masse des Triebwassers [kg]

g = Erdbeschleunigung [m/s²]

H = Fallhöhe [m]

ρ = Dichte des Wassers [kg/m³]

ΔV = Triebwasservolumen [m³]

Ansatz: Leistung = Arbeit / Zeit

N = W / t = ρ · ΔV· g · h / t

mit ΔV / t = Q (Volumenstrom oder Durchfluss in m³/s) gilt:

N=ρ·Q·g·h (2 Pkt.)

Einheit: N · m / s = W (Watt) (1 Pkt.)

4.c) Für die in Abbildung 4.1 projektierte Wasserkraftanlage sollen die folgenden Fragen
beantwortet werden.

Abbildung 4.1: Projektierte Wasserkraftanlage

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4.c.1) Kreuzen Sie an, ob die folgenden Aussagen bezüglich der in Abbildung 4.1
dargestellten Anlagenplanung richtig oder falsch sind (nur ein Kreuz pro Zeile).

Aussage richtig falsch

Es handelt sich um ein Laufwasserkraftwerk. X

Es handelt sich um ein Ausleitungskraftwerk in Form eines


X
Schleifenkraftwerkes.

Die Wasserfassung wird als Stirnentnahme ausgeführt. X

Auf den Fischaufstieg beim Wehr kann verzichtet werden. X

Der Leerschuss ist die Schutz- und –abstiegseinrichtung für


X
abwanderwillige Fische.

Für die Wasserkraftanlage bietet sich eine Pelton-Turbine an. X

Die Triebwasserleitung sollte als Kanal ausgeführt werden. X

Der Rechen ist falsch positioniert: er muss bei der


X
Wasserfassung eingebaut werden.

Pro korrektem Kreuz (1 Pkt.) – max. 8 Pkt.

4.c.2) Die Wasserfassung soll ähnlich wie in Abbildung 4.2 gestaltet werden. Berechnen
Sie den zugehörigen Fallhöhenverlust (in cm), wenn die Triebwassermenge
Q = 20 m³/s und die durchflossene Querschnittsfläche hinter der Wasserfassung
20 m² betragen. Beachten Sie die Hinweise am Ende der Aufgabe!

Abbildung 4.2: Projektierte Wasserfassung

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v = 20 / 20 = 1,0 m/s (1 Pkt.)

Annahme: ξe = 0,50 (gemäß Hinweisen) (1 Pkt.)

hv,e = 0,5 ∙ 1²/(2∙9,81) = 0,025 m (1 Pkt.)

Der Fallhöhenverlust beträgt ca. 2,5 cm.

4.c.3) Zum Schutz der Turbine vor Geschwemmsel- und Feststoffeintrag soll ein Rechen
installiert werden. Zusätzlich sollen mit dem Rechen Fische davor geschützt
werden, in die Turbine zu gelangen.
Wählen Sie aus den Bildern in Abbildung 4.3 einen dafür passenden Rechen aus,
begründen Sie kurz Ihre Entscheidung und berechnen Sie den Fallhöhenverlust (in
cm), welcher infolge des Rechens entsteht (Angaben zur Triebwassermenge und
zum durchströmten Querschnitt siehe Teil 4.c.2).

Abbildung 4.3: Rechentypen und deren Parameter

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TYP s (mm) e (mm) s/e β α (°) δ (°) Х v (m/s) hv (m) hv (cm)
1 100,00 500,00 0,20 2,42 70,00 0,00 1,00 1,00 0,011 1,12
2 50,00 125,00 0,40 1,67 70,00 0,00 1,00 1,00 0,019 1,94
3 20,00 50,00 0,40 1,83 65,00 0,00 1,00 1,00 0,023 2,27
4 10,00 15,00 0,67 0,92 40,00 0,00 1,00 1,00 0,020 2,03

Punktevergabe: (1 Pkt.) (1 Pkt.) (1 Pkt.) (1 Pkt.)

Max. 4 Pkt.

Gewählt werden muss der Rechen vom Typ 4, da nur dieser so enge Stababstände hat,
dass Fische geschützt werden können. (4 Pkt.)

4.c.4) Über den Unterwasserkanal führt eine Brücke mit einer Zufahrtsstraße zum
Krafthaus (Abbildung 4.4). Ermitteln Sie den Pfeilerstau, wenn sich hinter der
Brücke eine Fließgeschwindigkeit von 0,8 m/s bei einer dortigen Wassertiefe von
2,5 m einstellt.

Abbildung 4.4: Brücke mit Pfeiler (Foto links) und skizzierte Draufsicht mit Lage
der uferseitigen Widerlager und der Pfeiler (rechts)

Av = 1,5 ∙ 2 ∙ 2,5 = 7,5 m² (1 Pkt.)

A2 = 10 ∙ 2,5 = 25,0 m² (1 Pkt.)

α = 7,5 / 25 = 0,3 (-) (1 Pkt.)

δ = 2,87 gemäß Abbildung (1 Pkt.)

v2 = 0,8 m/s

Rehbock-Formel gemäß Hinweise:

Δh = 0,3 ∙ (2,87-0,3∙(2,87-1)) ∙ (0,4+0,3+9∙0,3³) ∙ (1 + 0,8²/(9,81∙2,5)) ∙ 0,8²/(2∙9,81)


= 0,3 ∙ 2,309 ∙ 0,943 ∙ 1,026 ∙ 0,032

= 0,021 (m)

= 2,18 cm (4 Pkt.)

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4.c.5) Wirkt sich der in Aufgabeteil (4.c.4) berechnete Pfeilerstau negativ auf die
Leistungsfähigkeit der Wasserkraftanlage aus? Begründen Sie Ihre Antwort.

Durch den Pfeilerstau vermindert sich die Fallhöhe (2 Pkt.), was sich nachteilig auf
die verfügbare hydraulische Leistung und den Ertrag der Wasserkraftanlage
auswirkt. (2 Pkt.)

4.c.6) Welche Art von Turbine empfehlen Sie zum Einbau in der Wasserkraftanlage bei
einer vorhandenen Fallhöhe von 6,0 m und einer Triebwassermenge von 20 m³/s?
Begründen Sie Ihre Antwort.

Kaplan-Turbine gemäß Hinweise am Ende der Aufgabe (2 Pkt.)

4.c.7) Verfügbar ist eine gebrauchte aufbereitete Kaplan-Turbine mit einem


Laufraddurchmesser D3 = 0,85 m, einer Polzahl von 24 und einer Erzeugerfrequenz
von 50 Hz. Prüfen Sie, ob die Maschine verwendet werden kann.

Anwendung des Bemessungsdiagrammes gemäß den Hinweisen:

hf 6,000 m
Q 20,000 m³/s

nq 347,011 U/min
n 297,469 U/min

Polzahl 24,000 Stück


Frequenz 50,000 Hz

nsync 250,000 U/min

ku,k 1,200 (-)


u3 13,020 m/s

D3 0,995 m

Die Turbine hat einen zu kleinen Laufraddurchmesser (5 Pkt.) und sollte daher nicht
verwendet werden (2 Pkt.).

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4.c.8) Ordnen Sie in Abbildung 4.5 mit Verbindungslinien die linksseitigen Begriffe den
rechtsseitigen Abbildungen zu.

Pro korrekter Verbindung (1 Pkt.); maximal 4 Pkt.

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Hinweise

Abschätzung der Einlaufverlusthöhe bei Wasserfassungen:

Abschätzung der Verlusthöhe bei Rechenanlagen:

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Abschätzung des Pfeilerstaus:

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Auswahl und Bemessung von Turbinen:

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Musterlösung der Klausur für die Prüfung

Wasserbau I

Winter 2018/2019

Montag, den 18. März 2019


von 8:00 bis 10:30 Uhr

Nachname Vorname Matrikelnummer

Aufgabe Aufgabe Aufgabe Aufgabe Aufgabe Gesamt Bestehens Note


1 2 3 4 5 -grenze
Punkte
36
/ 20 / 10 / 22 / 15 / 23 / 90

1. Prüfer 2. Prüfer

Name

Unterschrift

Bearbeitungszeit: 90 Minuten

Die Punktverteilung ist den einzelnen Aufgaben zu entnehmen.


Organisatorisches

Seitenumfang der Klausur: 15 Seiten ohne Deckblatt und Organisatorisches


Prüfen Sie bitte die Vollständigkeit!

Bearbeitungszeit: 90 Minuten

Hinweise

1. Die Heftung der Prüfungsaufgaben bitte nicht lösen! Sollten sich Blätter lösen, sind diese
unbedingt einzeln mit Namen und Matrikelnummer zu versehen.

2. Nutzen Sie für die Antworten bitte den Platz unter den Fragen. Vermeiden Sie zusätzliche
Blätter.

3. Nur gut lesbare, eindeutige und nachvollziehbare Ergebnisse werden gewertet. Auch
relevante Zwischenergebnisse werden bepunktet. Geben Sie die Endergebnisse in SI-
Einheiten an!

4. Am Ende jeder Aufgabe ist ein Antwortsatz zu geben.

5. Zusätzliche Annahmen sind zu notieren.

6. Verwenden Sie keine grünen oder roten Farbstifte und nur dokumentenechte Stifte!

7. Jeder Täuschungsversuch führt sofort zum Abbruch der Klausur und zur Bewertung mit
„nicht ausreichend“ (Note 5,0).

8. Legen Sie bitte Studenten- und Lichtbildausweis bereit.

9. Zugelassene Hilfsmittel:

 Eine handgeschriebene Formelsammlung auf einem Blatt (DIN A4, beidseitig


beschrieben)
 Taschenrechner (nicht programmierbar)

Viel Erfolg!
Aufgabe 1: Wasserversorgung Naturfreibad (20 Punkte)
Für die Wasserversorgung eines Naturfreibades soll aus einem Bachlauf etwa 1,5 km oberhalb des
Freibades ein Ausleitungsbauwerk in den Bach gebaut werden (siehe Abbildung). Die zuständige
Wasserbehörde hat als Auflage für den Bau des Ausleitungsbauwerkes festgelegt, dass aus
ökologischen Gründen im Bach immer ein Mindestabfluss von QMin = 200 l/s verbleiben muss.

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1.a) Bemessen Sie die Höhenkote der scharfkantigen Wehrtafel vor dem Ablaufgerinne in den
Bach, so dass immer mindestens QMin = 200 l/s durch den Bachquerschnitt im Ablauf
fließen können. Gehen Sie von einem vollkommenen Überfall aus.

1.b) Ermitteln Sie den möglichen Freispiegelabfluss zum Freibad bei Vollfüllung der
abgehenden Kunststoff-Rohrleitung (k = 0,3 mm).

1.c) Weisen Sie nach, dass der Hochwasserabfluss HQ10 = 1,2 m³/s bei hochgezogener
Wehrtafel durch den Beton-Kastenquerschnitt (90 x 90 cm) in den Bach (Ablauf) abgeführt
werden kann.

Hinweise

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Darcy-Weisbach-Gleichung für Rohrleitungen mit Freispiegelabfluss

2∙𝑔∙𝐼 ∙𝐷
𝑣
𝜆

Reibungsverluste in einer Rohrleitung mit Freispiegelabfluss

ℓ 𝑣
ℎ , 𝜆∙ ∙
𝐷 2𝑔

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Musterlösung

1.a) Bemessen Sie die Höhenkote der scharfkantigen Wehrtafel vor dem Ablaufgerinne in den
Bach, so dass immer mindestens QMin = 200 l/s durch den Bachquerschnitt im Ablauf
fließen können.

Ansatz: Überfallformel nach Poleni zur Berechnung von ho; dann Berechnung von w aus dem
Höhenunterschied zwischen NN+303,4 und der Bauwerkssohle. Dann Berechnung der gesuchten
Höhenkote.

Wähle μ = 0,65 für scharfkantigen Überfall (1P)

0,2 = 2/3∙0,65∙0,90∙(2∙9,81)0,5∙ho3/2

ho = 0,24 m (2P)

hOW = 303,4-303,0 = 0,40 m

w = hOW – ho = 0,16 m

Die Höhenkote des scharfkantigen Wehrüberfalls muss auf NN +303,16 m liegen. (4P)

1.b) Ermitteln Sie die mögliche Freispiegel-Abflussmenge zum Freibad bei Vollfüllung der
abgehenden Kunststoff-Rohrleitung (k = 0,3 mm).

Ansatz: Mit den Angaben und dem Moody-Diagramm wird λ ermittelt. Mit der DW-Gleichung und
dem Kontinuitätsansatz wird dann QFreibad berechnet.

k/D = 0,3/300 = 0,001 (1P)

Moody-Diagramm mit Annahme hydraulisch rauer Bedingungen → λ = 0,02 (2P)

ISo,Rohr = 15/1500 = 0,01 m/m (1P)

v = (2∙g∙0,01∙0,3/0,02)0,5 = 1,72 m/s

ARohr = π∙0,3²/4 = 0,07 m²

QFreibad = 0,12 m³/s (2P)

Das Bauwerk leitet ca. 120 l/s zum Freibad ab. (1P)

Im Falle von Prüfung/Nachweis, dass hydraulisch raue Bedingungen Vorliegen: (+1P)

1.c) Weisen Sie nach, dass der Hochwasserabfluss HQ10 = 1,2 m³/s bei hochgezogener
Wehrtafel durch den Beton-Kastenquerschnitt (90 x 90 cm) in den Bach (Ablauf) abgeführt
werden kann.

Ansatz: Bei komplett gezogener Wehrtafel ist die hydraulische Leistungsfähigkeit des dahinter
angeschlossenen Bachlaufes ausschlaggebend. Diese kann mit der Gauckler-Manning-Strickler-
Formel für Normalabflussannahme und bordvollen Abfluss berechnet werden.

A = 0,9∙0,9 = 0,81 m²

lU = 3∙0,9 = 2,70 m

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rhy = 0,81/2,70 = 0,30

v = 60∙(0,025)0,5∙0,32/3 = 4,25 m/s

Q = 4,25∙0,81 = 3,44 m³/s > HQ10 (5P)

Der Hochwasserabfluss HQ10 kann durch den Ablauf abgeführt werden. (1P)

Hier ist noch ein anderer Lösungsweg möglich:

Ansatz: Berechne h im Ablaufgerinne bei dem gegebenen HQ10 mit der GMS-Formel. GGf. kann
hier iteriert werden.

h = 0,4 m (5P)

Der Hochwasserabfluss HQ10 kann durch den Ablauf abgeführt werden. (1P)

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Aufgabe 2: Eisbär in Not (10 Punkte)
Als Lars, der kleine Eisbär, aufwachte, war es schon Tag. Er erschrak: nichts als Wasser um ihn! Er
war ganz allein mitten im Meer. Allein auf einer kleinen Eisscholle (AScholle = 6,0 m²) mit dem
Schneehaufen (MSchneehaufen = 50 kg). Die Oberfläche der Eisscholle lag nur h1 = 1,9 dm über der
Wasseroberfläche. Wenn Lars zum Fischen im Meer schwamm, lag die Oberfläche der Eisscholle
h2 = 2,1 dm über der Wasseroberfläche.

Hinweise: ρEis = 0,91 t/m³ und ρWasser = 1037,5 kg/m³

2.a) Wie schwer ist Lars?

2.b) Lars treibt mit seiner Eisscholle in den Südpazifik und die Dichte des Meerwassers ändert sich
auf ρWasser = 1025,5 kg/m³. Der Schneehaufen ist schon geschmolzen. Wie dick muss die
Eisscholle sein, damit Lars grade noch auf der Eisscholle schwimmt (AScholle bleibt
unverändert)?

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Musterlösung

2.a) Wie schwer ist Lars?

Ansatz: Auftriebskraft = Gewichtskraft des verdrängten Wasservolumens. Die Volumendifferenz


der Scholle mit/ohne Lars kann berechnet werden; daraus lässt sich dann die zugehörige
Gewichtskraft des Wasservolumens berechnen und schließlich dann die Masse von Lars.

ΔV (Scholle mit/ohne Lars) = 6,0∙(0,21-0,19) = 0,12 m³

MLars = 1037,5∙0,12 = 124,5 kg

Der Eisbär Lars wiegt 124,5 kg. (5P)

2.b) Lars treibt mit seiner Eisscholle in den Südpazifik und die Dichte des Meerwassers ändert sich
auf ρWasser = 1025,5 kg/m³. Der Schneehaufen ist schon geschmolzen. Wie dick muss die
Eisscholle sein, damit Lars grade noch auf der Eisscholle schwimmt (AScholle bleibt
unverändert)?

Ansatz: Die Scholle mit Lars schwimmt dann grade noch, wenn deren Gewichtskraft gleich der
Auftriebskraft ist. Die Dicke der Scholle sei D. Die Gewichtskraft kann aus ρ∙V∙g berechnet werden.

FScholle+Lars = FWasser mit F= m∙g = ρ∙V∙g

910∙(6,0∙D)∙g+124,5∙g = 1025,5∙(6,0∙D)∙g

D = 0,18 m

Die Scholle muss eine Dicke von mindestens 0,18 m haben. (5P)

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Aufgabe 3: Schlauchwehr (22 Punkte)
Auf eine bestehende Sohlschwelle soll ein Schlauchwehr aufgesetzt werden. Unterstrom schließt
sich auf demselben Niveau eine Betonplatte als Kolkschutz an. Weiter stromab verläuft das
Gewässer in einem Trapezprofil.

Die Sohllage im Bereich des Wehres befindet sich auf ZSohle = 670 NN+m. Auf dieser Kote liegen
auch die Oberkanten der bestehenden Sohlschwelle sowie der als Kolkschutz dienenden
Betonplatte. Die Wehrwangen sind als vertikale Mauern projektiert. Oberhalb des Wehres hat das
Gerinne einen Rechteckquerschnitt mit der gleichen Sohlbreite wie die Schwelle.

Der Abfluss über das Schlauchwehr erfolgt gleichmäßig über seine gesamte Breite und wird in jedem
Fall als vom Unterwasser unbeeinflusst angesehen (vollkommener Überfall).

3.a) Bestimmen Sie die Wehrhöhe w die notwendig ist, um bei einem spezifischen Abfluss von
q = 2,7 m³/(s∙m) das Stauziel von ZStau = 672,82 NN+m halten zu können. Das Schlauchwehr
weist in diesem Zustand einen Überfallbeiwert von μStau = 0,8 auf.

3.b) Skizzieren Sie den qualitativen Wasserspiegelverlauf über das Wehr in dem gegebenen
Längsschnitt.

3.c) Nennen Sie zwei Nachteile von Schlauchwehranlagen.

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3.d) Während eine Hochwassers QHW wurde unterstrom hinter dem Kolkschutz eine Fließtiefe von
hu = 2,10 m gemessen.

Das Gewässer hat dort einen trapezförmigen Querschnitt mit Böschungsneigung 2:1. Die
Strömung wird an dieser Stelle nicht mehr durch das Wehr beeinflusst. Die Sohle ist im
gesamten Bereich einschließlich oberstrom des Wehres und im Trapezgerinne gleichmäßig
mit einem Gefälle von ISo = 3 % geneigt.

Die Sohle des Trapezgerinnes hat eine Breite von 23,00 m und lässt sich mit einem Strickler-
Beiwert von kst = 20,83 m1/3/s beschreiben.

Im Hochwasserfall wird der Druck im Inneren des Wehres so reduziert, dass sich die
Überfallkante nur noch um w2 = 0,40 m über der Sohle befindet. Damit soll erreicht werden,
dass im Bereich des Wehres der Wasserstand die Kote ZHW = 673,60 NN+m nicht
überschreitet.

Im beschriebenen Betriebszustand weist das Wehr einen Überfallbeiwert von μHW = 0,91 auf.
Aufgrund der Einbausituation wäre es günstig, wenn das neue Schlauchwehr eine Breite von
b = 15,00 m hätte.

Überprüfen Sie, ob diese Breite ausreichen würde, um den Hochwasserabfluss QHW unter den
gegebenen Bedingungen abführen zu können. Gehen Sie vereinfachend von vollkommen
Abflussbedingungen aus.

Musterlösung

3.a) Bestimmen Sie die Wehrhöhe w die notwendig ist, um bei einem spezifischen Abfluss von
q = 2,7 m³/(s∙m) das Stauziel von ZStau = 672,82 NN+m halten zu können. Das Schlauchwehr
weist in diesem Zustand einen Überfallbeiwert von μStau = 0,8 auf.

Ansatz: Überfallformel nach Poleni (vgl. Hinweise Aufgabe 1). Berechnung von ho; danach
Berechnung von w für die gegebene Stauziel-Wassertiefe.

q = Q/b = 2/3∙0,8∙(2∙g)0,5∙ho3/2

ho = 1,09 m (2P)

hOW = 2,82 m = w + 1,09

w = 1,73 m (2P)

Die Wehrhöhe w muss 1,73 m betragen. (1P)

3.b) Skizzieren Sie den qualitativen Wasserspiegelverlauf über das Wehr in dem gegebenen
Längsschnitt.

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(2P)

3.c) Nennen Sie zwei Nachteile von Schlauchwehranlagen.

 Empfindlichkeit des Schlauchmaterials gegen Beschädigung bei Treibgutanprall (2P)


 Ungleiches Einknicken des Schlauches bewirkt ungleichmäßige Überströmung (2P)

3.d) Überprüfen Sie, ob diese Breite ausreichen würde, um den Hochwasserabfluss QHW unter den
gegebenen Bedingungen abführen zu können.

Ansatz: Zunächst muss QHW berechnet werden. Dazu wird unter Annahme Normalabfluss die
Stricklergleichung und der Kontinuitätsansatz für das unterstromige Trapezgerinne verwendet. Mit
der Poleniformel kann die Abflussleistung Q über das Schlauchwehr bestimmt werden. Zuletzt
werden dann QHW und Q verglichen.

Ermittlung von QHW:

A = 23,00∙2,10+2,10∙1,05 = 50,51 m²

lU = 23,00+(2,1²+1,05²)0,5∙2 = 27,70 m

rhy = 50,51/27,70 = 1,82 m (2P)

v = 20,83∙0,030,5∙1,822/3 = 5,38 m/s (2P)

QHW = 5,38∙50,51 = 271,747 m³/s (2P)

Abflussleistung Schlauchwehr niedergelegt:

hOW = 3,6 m, w = 0,4 m

ho = 3,6-0,4 = 3,2 m (2P)

Q = 2/3∙0,91∙15,00∙(2g)0,5∙3,23/2 = 230,74 m³/s < QHW! (2P)

Die Breite des Schlauchwehres reicht zum Abführen von QHW nicht aus. (1P)

Alternativer Ansatz: Ausgehend vom berechneten QHW kann mit der Poleni-Formel die notwendige
Wehrbreite b ermittelt und mit der gegebenen Breite verglichen werden.

B = 17,68 m (4P)

Die Breite des Schlauchwehres reicht zum Abführen von QHW nicht aus. (1P)

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Aufgabe 4: Wasserkraft (15 Punkte)
An einem Gebirgsfluss soll ein Wasserkraftwerk errichtet werden. Die Fallhöhe, die am projektierten
Krafthaus anliegt, beträgt ganzjährig H = 1100 m. Unten dargestellt ist die Überschreitungsdauerlinie
des Gebirgsflusses.

Aus ökologischen Gründen wurde von den Fachbehörden eine ganzjährige Mindestwasserabgabe
von QMin = 2,0 m³/s festgelegt, die nicht im Kraftwerk abgearbeitet werden darf. Der
Ausbaudurchfluss der Turbine beträgt QTurb = 10 m³/s.

4.a) Schraffieren Sie in der obenstehenden Dauerlinie die turbinierbare Wassermenge.

4.b) Berechnen Sie die erreichbare Jahresarbeit (in MWh). Der Wirkungsgrad des Kraftwerkes
kann als konstant angenommen werden und beträgt η = 0,93.

4.c) Schlagen Sie eine geeignete Turbinenart für das Kraftwerk vor und begründen Sie Ihre
Entscheidung.

4.d) Muss das Krafthaus am oberen oder am unteren Ende der Druckleitung angeordnet werden?
Was ist der Grund dafür?

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Musterlösung

4.a) Schraffieren Sie in der obenstehenden Dauerlinie die turbinierbare Wassermenge.

(2P)

4.b) Berechnen Sie die erreichbare Jahresarbeit (in MWh). Der Wirkungsgrad des Kraftwerkes
kann als konstant angenommen werden und beträgt η = 0,93.

Ansatz: Der Betriebsbereich wird wegen der über das Jahr verteilten unterschiedlichen
turbinierbaren Abflussmenge in drei zeitliche Lamellen aufgeteilt. Für jede Lamelle wird die
produzierte elektrische Leistung berechnet. Durch Multiplikation mit der jeweiligen Lammelendauer
(in h) und Aufsummieren ergibt sich die Jahresarbeit.

Lamelle 1: t = 150 d = 3600 h, Qmittel = 7 m³/s

P = 1000∙g∙7,0∙1100∙0,93 = 70,25 MW

W = 70,25∙3600 = 252.897,00 MWh

Lamelle 2: t = 150 d = 3600 h, Qmittel = 3 m³/s

P = 1000∙g∙3,0∙1100∙0,93 = 30,11 MW

W = 30,11∙3600 = 108.384,00 MWh

Lamelle 3: t = 50 d = 1200 h, Qmittel = 1 m³/s

P = 1000∙g∙1,0∙1100∙0,93 = 10,04 MW

W = 10,04∙1200 = 12.043,00 MWh

WGes = 252897+108384+12043 = 373.324,00 MWh (8P)

Die Jahresarbeit beträgt 373.324 MWh. (1P)

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4.c) Schlagen Sie eine geeignete Turbinenart für das Kraftwerk vor und begründen Sie Ihre
Entscheidung.

Pelton-Turbine, da diese für große Fallhöhen besonders geeignet ist und als Freistrahlturbine ohne
Gegendruck und Saugschlauch arbeiten kann. (2P)

4.d) Muss das Krafthaus am oberen oder am unteren Ende der Druckleitung angeordnet werden?
Was ist der Grund dafür?

Das Krafthaus muss am unteren Ende der Druckleitung angeordnet werden, da am oberen Ende
keine Fallhöhe und somit kein Wasserdruck anliegt. (2P)

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Aufgabe 5: Wissensfragen (23 Punkte)
Beantworten Sie die folgenden Fragen.

1.a) Was besagt die (n-1)-Regel?

1.b) Wovon hängt der Kontraktionsbeiwert ψ bei einem Schütz ab?

1.c) Was ist der Unterschied zwischen einer Sohlenschwelle und einer Sohlenstufe?

1.d) Skizzieren Sie eine Raue Rampe mit einem Setzsteindeckwerk, Nachbett und
Wasserspiegelverlauf.

1.e) Wozu dienen Zahnschwellen in Tosbecken?

1.f) Kombinierte Schütze bestehen aus mehreren Segmenten zur Abflussabgabe. Skizzieren
Sie ein Hubklappenschütz in der Seitenansicht.

1.g) Welche Vorteile hat ein gesteuerter Polder gegenüber einem ungesteuerten Polder?

1.h) Nennen Sie die vier Bausteine des modernen Hochwasserschutzes.

1.i) Welche Aufgabe hat der Saugschlauch bei einer Wasserkraftanlage? Welchen Effekt nutzt
der Saugschlauch aus?

Musterlösung

1.a) Was besagt die (n-1)-Regel?

Bemessungsabfluss QB muss ohne unzulässigen Aufstau abfließen können, selbst wenn die
leistungsfähigste Öffnung blockiert ist. (1P)

1.b) Wovon hängt der Kontraktionsbeiwert ψ bei einem Schütz ab?

Schützöffnung a (1P), Wassertiefe vor dem Schütz hOW (1P) und Schütztafelneigung α (1P)

1.c) Was ist der Unterschied zwischen einer Sohlenschwelle und einer Sohlenstufe?

Die Sohlenschwelle wird ohne Veränderung des Sohlengefälles eingebaut. (1P) Bei der
Sohlenstufe besteht ein Höhensprung in der Sohle. (1P)

1.d) Skizzieren Sie eine Raue Rampe mit einem Setzsteindeckwerk, Nachbett und
Wasserspiegelverlauf.

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(2P Setzsteine) (2P Nachbett) (2P WSP-Verlauf)

1.e) Wozu dienen Zahnschwellen in Tosbecken?

Zahnschwellen erhöhen die Energiedissipation und ermöglichen damit den Bau verkürzter
Tosbecken. (1P)

1.f) Kombinierte Schütze bestehen aus mehreren Segmenten zur Abflussabgabe. Skizzieren
Sie ein Hubklappenschütz in der Seitenansicht.

(3P)

1.g) Welche Vorteile hat ein gesteuerter Polder gegenüber einem ungesteuerten Polder?

Der gesteuerte Polder kann zu einem gewünschten Zeitpunkt geflutet werden und damit den
Hochwasserspitzenabfluss gezielt kappen. (1P)

1.h) Nennen Sie die vier Bausteine des modernen Hochwasserschutzes.

Flächenvorsorge(1P), Hochwassersvorsorge (1P), Technischer Hochwasserschutz (1P),


Risikovorsorge (1P)

1.i) Welche Aufgabe hat der Saugschlauch bei einer Wasserkraftanlage? Welchen Effekt nutzt
der Saugschlauch aus?

Der Saugschlauch verbessert die hydraulische Leistungsausbeute (1P) und nutzt dazu den
Sogeffekt des abfließenden Wassers. (1P)

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Aufgabe 1: Wasserkraft (45 Punkte)
Beantworten Sie möglichst fachlich präzise die nachfolgenden Fragen. Verwenden Sie ggf. eine
Skizze zur Erläuterung/Veranschaulichung.

1.a) Skizzieren Sie ein ober- , ein mittel- und ein rückenschlächtiges Wasserrad in der
Seitenansicht.

Oberschlächtig (1P) Mittelschlächtig (1P) Rückenschlächtig (1P)

1.b) Leiten Sie anhand der Skizze für die Bruttofallhöhe und das Wasser-Volumenteilchen eine
Formel zur Berechnung der hydraulischen Arbeit WHyd und eine Formel zur Berechnung der
hydraulischen Leistung PHyd mit den zugehörigen SI-Einheiten her.

(1P) + SI-Einheit (1P) (1P) + SI-Einheit (1P)

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1.c) Erklären Sie, warum die in dem Diagramm dargestellten Turbinenwirkungsgradverläufe in
Abhängigkeit der Beaufschlagung für die dargestellten Turbinen untereinander
Unterschiede aufweisen.

Je nach Turbinentyp kann die Beaufschlagung des Turbinenlaufrades mittels Leitschaufeln


(1P) und/oder verstellbaren Turbinenlaufradschaufeln (1P) in Abhängigkeit von der
zugeführten Wassermenge Q mehr oder weniger optimal eingestellt werden (im Sinne der
Wassereintrittsgeschwindigkeit). (1P)

Dementsprechend weisen bspw. Pelton-Turbinen über einen breiten Beaufschlagungs-


bereich Q einen hohen und nahezu konstanten Wirkungsgradverlauf auf, wohingegen
Propeller-Turbinen nur nahe der Ausbauwassermenge einen hohen Wirkungsgrad leisten.

1.d) Definieren Sie den Parameter Wirkungsgrad η für eine Laufwasserkraftanlage, die
elektrische Energie erzeugt. Welchen Minimal- und welchen Maximalwert grenzen den
Wirkungsgrad ein?

Der Wirkungsgrad η ist das Verhältnis aus tatsächlich an der Laufwasserkraftanlage


produzierter elektrischer Leistung Pel zur am Standort vorhandenen hydraulischen Leistung
PHyd → η = Pel / PHyd (2P)

Der Wirkungsgrad liegt bei einer Laufwasserkraftanlage immer zwischen 0 und 1 bzw.
prozentual zwischen 0% und 100%. (2P)

1.e) Skizzieren Sie in der Draufsicht folgende Bauweisen von Flusskraftwerken: Blockbauweise,
Zwillingsbauweise, Buchtenkraftwerk.

(2P) (2P) (2P)

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1.f) Erläutern Sie den Unterschied zwischen einem Speicher- und einem
Pumpspeicherkraftwerk.

Bei beiden Kraftwerken fließt Wasser aus einem hoch gelegenen Speicher durch Turbinen
in ein Unterbecken bzw. einen Flusslauf. Im Gegensatz zum Speicherkraftwerk kann beim
Pumpspeicherkraftwerk das Wasser auch vom Unterbecken zurück in das Speicherbecken
gepumpt und somit mehrfach turbiniert werden. (2P)

1.g) Skizzieren Sie im Querschnitt einen Triebwasserkanal im Aushub, einen Triebwasserkanal


im Auftrag mit geschütteten Dämmen und einen Triebwasserkanal als Stollen.

(2P)

(2P)

(2P)

Stollen

1.h) Benennen Sie die auf den Fotos dargestellten Wasserkraftmaschinen bzw. Turbinentypen

1: Kaplan-Turbine (1P) 2: Wasserkraftschnecke (1P)

FB 13| Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft | Klausur WB I | xx.xx.2018 3


3: Francis-Turbine (1P) 4: Pelton-Turbine (1P)

1.i) Welche der in (1.h) dargestellten Turbinen kommt vorzugsweise zum Einsatz bei…

… wenig Durchfluss und großer Fallhöhe → Nr.


Nr.44(Pelton)
(Pelton) (1P)
… viel Durchfluss und geringe Fallhöhe → Nr. 1 (Kaplan) (1P)

1.j) Welche zwei der in (1.h) dargestellten Wasserkraftmaschinen bewerten Sie bei
entsprechender Auslegung als Fischfreundlich? Begründen Sie Ihre Antworten.
Wasserkraftschnecke (1P) → abwanderwillige Fische können dem Wasserstrom folgend im
Wasserpolster zwischen zwei Schneckenwindungen die Anlage passieren, sofern keine
massiven Spaltströmungen vorherrschen und genug Raum gegeben ist. (2P)

Kaplan-Turbine (1P) → Bei entsprechend großer Dimension und niedriger Drehzahl sowie
Schaufelgestaltung können Fische dem Wasserstrom folgend durch die Turbine gelangen –
ein Schädigungsrisiko ist jedoch stets gegeben. (2P)

1.k) Ein Lehrer hat für seine Abiturklasse im Fach Umwelttechnik folgende Prüfungsaufgabe
erstellt:

„Ein Laufwasserkraftwerk soll eine minimale Nutzleistung von Pel = 2000 kW erbringen. Als
Turbine wird eine Kaplan-Turbine mit einem Wirkungsgrad von 0,91 verwendet, die einen
Generator (ηGen = 88%) antreibt. Durch die Turbine fließen aus einer Fallhöhe von 15 m pro
Sekunde 6,5 m³ Wasser. Ermitteln Sie durch Rechnung, ob das Wasserkraftwerk die
erforderliche Mindestnutzleistung bereitstellen kann?“

Dazu erarbeitet der Lehrer folgende Musterlösung:

„PHyd = ρ ∙ g ∙ H ∙ Q = 1200 kg/m³ ∙ 9,81 m²/s ∙ 15 m ∙ 6,5 m³/s = 1147,77 kW

Pel = ηges ∙ PHyd = (0,91 + 0,88) ∙ 1147,77 kW = 2054,51 kW

Das Wasserkraftwerk kann die benötigte Nutzleistung zur Verfügung stellen.“

Geben Sie an, welche Fehler in der Musterlösung enthalten sind und erstellen Sie eine
korrekte Musterlösung.

FB 13| Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft | Klausur WB I | xx.xx.2018 4


Markierte Fehler:

PHyd = ρ ∙ g ∙ H ∙ Q = 1200 kg/m³ ∙ 9,81 m²/s ∙ 15 m ∙ 6,5 m³/s = 1147,77 kW (2P)

Pel = ηges ∙ PHyd = (0,91 + 0,88) ∙ 1147,77 kW = 2054,51 kW (1P)

Korrekte Berechnung:

PHyd = ρ ∙ g ∙ H ∙ Q = 1000 kg/m³ ∙ 9,81 m/s² ∙ 15 m ∙ 6,5 m³/s = 956,475 kW (0,5P)

Pel = ηges ∙ PHyd = (0,91 ∙ 0,88) ∙ 956,475 kW = 765,95 kW (0,5P)

Das Wasserkraftwerk kann eine Nutzleistung von 765 kW bewerkstelligen und damit den
geforderten Wert von 2000 kW keinesfalls erreichen. (1P)

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Aufgabe 2: Abfluss über ein Streichwehr (25 Punkte)
Um einen ausgebauten Flussabschnitt im Bereich einer Ortschaft im Hochwasserfall zu entlasten,
wird oberstromig ein Regenrückhaltebecken geplant. Dieses soll durch ein Streichwehr beschickt
werden. Der Abfluss des Bemessungshochwassers beträgt 42,9 m³/s.
Das Rechteckgerinne besitzt eine Breite von 6,0 m. Die Überfallkante des Wehres liegt 2 m über
der Sohle.

Querschnitt Rechteckgerinne im Bereich der Ortschaft:


b=6m

kst = 55 m1/3/s

ISo = 0,5 ‰

QHW = 42,9 m³/s

QW = Abfluss über Streichwehr

w=2m

Draufsicht:

Längsschnitt:

FB 13| Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft | Klausur WB I | xx.xx.2018 6


2.a) Abflussanteil über Streichwehr:
Wie viel Wasser QW [m³/s] muss im Falle des Bemessungshochwassers über das Streichwehr
abgeleitet werden, damit das Gerinne im Bereich der Ortschaft gerade so nicht überläuft?

Annahme: Normalabfluss im Bereich der Ortschaft

2.b) Mittlere Überfallhöhe über dem Streichwehr:


Berechnen Sie mithilfe folgender Tabelle sowie obiger Abbildungen die mittlere Überfallhöhe hü
über dem Streichwehr. Führen Sie für h1 drei Iterationsschritte durch und starten Sie mit 0,6 m.

Hinweis: Haben Sie Aufgabe 2.a) nicht gelöst rechnen Sie mit Qw = 13,9 m³/s.

h1,geschätzt ℎ , =ℎ + − = h1,neu
2 2 ∙ ∙ ℎ +
, ä

h1,start = 0,6 m

hü =

2.c) Länge des Streichwehres:


Welche Länge L muss das Streichwehr haben, um den Abflussanteil aus Aufgabe 2.a) abführen
zu können?
Der Überfall ist vollkommen und die Form breit, abgerundet. Da die Hauptströmung parallel zur
Wehrkante verläuft, kann die Anströmung vernachlässigt werden.

Überfallbeiwerte
für senkrecht breit, breit, scharfkantig, senkrechte OW- dachförmig, Krone
angeströmte scharfkantig abgerundet Strahl- Seite, geneigte abgerundet
Wehre: belüftung UW-Seite
0,49 0,53 0,66 0,73 0,80
Überfallbeiwert für Streichwehre: 95 % des Wertes für senkrecht angeströmte Wehre
Hinweis: Haben Sie 2.a) und 2.b) nicht gelöst rechnen Sie mit Qw = 13,9 m³/s und hü = 0,9 m

2.d) Was würde passieren, wenn der Abfluss entgegen der Annahme unvollkommen wäre?

2.e) Was muss in dem Bereich hinter dem Wehr, in dem der Strahl auftrifft, beachtet werden?

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2.a)

Gerade so kein Überlaufen: bordvoll d.h. hu = h

Gerinnehöhe h = 131 – 128 =3m

Fließquerschnitt A = b*h = 6 * 3 = 18 m²

Benetzter Umfang lu = 2h+b =2*3 + 6 = 12 m

Hydraulischer Radius rhy = A/lu = 18 / 12 = 1,5 m (2P)

Geschwindigkeit v = kst * rhy2/3 * I1/2 = 55 * 1,52/3 * (0,5/1000)1/2 = 1,61 m/s

Abfluss im Gerinne Qu = v*A = 1,61 * 18 = 29 m³/s


Abfluss über Wehr QW = QHW – Qu = 42,9 – 29 = 13,9 m³/s (3P)

Der Abfluss über das Wehr beträgt 13,9 m. (1P)

2.b)

Berechnung von h2 = hu – w = 3 – 2 = 1m (1P)

vu = über Manning-Strickler berechnet = 1,61 m/s (Falls 2a nicht gelöst, kann man vu aus Qw
zurückrechnen)

h1,geschätzt ℎ , =ℎ + − = h1,neu
2 2 ∙ ∙ ℎ +
, ä

1,61 42,9
ℎ , =1+ −
2 ∙ 9,81 2 ∙ 9,81 ∙ 6 ∙ "0,6 + 2$
h1,start = 0,6 m 0,75 m (2P)
1
= 1,132 − 2,606 ∙ = 0,75
"0,6 + 2$
1
ℎ , = 1,132 − 2,606 ∙ = 0,7465
0,75 m "0,75 + 2$ 0,79 m (2P)

1
0,79 m ℎ , = 1,132 − 2,606 ∙ = 0,7465 0,80 m (2P)
"0,79 + 2$

hü = 0,5*(h2+h1) = 0,5*(0,8+1) = 0,9 m (2P)

Die Überfallhöhe beträgt 0,9 m.

2.c)

Abflussformel nach Poleni; Anströmgeschwindigkeit = 0; vollkommener Abfluss

Abflussbeiwert für Streichwehr µ = 0,95 * 0,53 = 0,50 (1P)

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Breite b in Poleniformel entspricht der Länge des Streichwehres b = L
2 , 2 ,
= ) *2 ℎü = ) - *2 ℎü
3 3
Qw aus Teil 2a und hü aus Teil 2b.

Umstellen nach L:
13,9
-= , = , = 00, 12 3
2 2
) 2 ℎü 0,5 √2 ∗ 9,81 0,9
3 * 3
Das Streichwehr muss ca. 11 m lang sein. (5P)

2.d)
Das Wasser würde aus dem Rückhaltebecken in den Fluss zurückstauen (1P), sodass nicht mehr
die geplante Menge an Wasser über das Wehr abgeführt werden kann. Durch diese Verringerung
der Leistungsfähigkeit des Streichwehres würde mehr Wasser durch das Flussbett im Bereich der
Ortschaft fließen und dort über die Ufer treten / zu Überschwemmungen in der Ortschaft führen.
(1P)

2.e)

Durch den auf die Sohle auftreffenden Überfallstrahl kann es zur Erosion (1P) des Bodenmaterials
kommen, weshalb dieser Bereich durch zusätzliche konstruktive Maßnahmen geschützt werden
sollte. (1P)

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Aufgabe 3: Standsicherheit eines Versuchsstandes (20 Punkte)

Im Zuge eines wasserbaulichen Versuchsaufbaues soll eine Wasserbaurinne mit einem


Sedimentkasten erweitert werden. Abbildung 3.1 zeigt den als Einbau in die Rinne geplanten Kasten
mit Sedimentfüllung in zwei Ansichten. Der Kasten besteht aus zwei Winkelstützwänden, welche
senkrecht zur Fließrichtung eingebaut werden, und den bestehenden Rinnenseitenwänden aus
Glas. Die Rinnensohle besteht aus Glasfaserkunststoff (GFK).

Glaswandung der Wasserbaurinne

0,5 m 0,5 m

0,4 m

Sediment 0m

4m
2m
GFK Rinnensohle

Abbildung 3.1: Skizze des Sedimentkastens in der Rinne. Links: Querschnitt in Fließrichtung gesehen; rechts: Seitenansicht.
Der Wasserspiegel in beiden Skizzen stellt den Zustand beim Volleinstau dar

Hinweise:

 Der Vertikalanteil des aktiven Erddrucks darf vernachlässigt werden.

 Gehen Sie davon aus, dass über die Wandungen keine Kräfte übertragen werden können.

 Zur Lösung der Aufgabe können Sie den Nachweis auf zwei Arten durchführen: einerseits mit
einem Globalsicherheitsbeiwert (wurde im Kurs Wasserbau I durchgeführt) oder anderseits mit
den Teilsicherheitsbeiwerten gemäß DIN EN 1907 (Kurs Geotechnik). Die anzusetzenden
Beiwerte sind untenstehend zu entnehmen:

o Globalsicherheitsbeiwert nGl ≥ 1,6

o Teilsicherheitsbeiwerte (Bemessungszustand: BS-P):

GEO-2 BS-P BS-T BS-A

γG [-] = 1,35 1,20 1,10


γGl [-] = 1,10 1,10 1,10

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3.a) In dem Sedimentkasten sollen Untersuchungen zur Kolkbildung infolge einer Überströmung,
welche sich mit einem von außen einfallenden Wasserstrahl überlagert, stattfinden. Hierzu
sollen als Sediment gemäß der folgenden Tabelle zwei verschiedene Materialien im Versuch
später eingesetzt werden.

Wählen Sie das für die Bemessung der Standsicherheit der Winkelstützwände maßgebende
Material und begründen Sie ihre Wahl.

wassergesättigte Wichte horizontaler Erddruck


Material
γR = ρg in kN/m³ Eh in N/m

Tonschiefer 19,75 280

Kalkstein 20 360

Wahl: Kalkstein (1P)

Begründung: Bei Kalkstein ist die wassergesättigte Wichte nur leicht größer als beim
Tonschiefer. Jedoch verfügt der Kalkstein über einen deutlich höheren horizontalen
Erddruck, was bei den Standsicherheitsnachweisen (bspw. Gleiten) zu höheren
resultierenden treibenden Kräften führt. (1P)

3.b) Bemessen Sie die Schenkellänge x der Kastenwand für den Zustand „Volleinstau“ (Abb. 3.1)
so, dass das System die Gleitsicherheit erfüllt. Gehen Sie davon aus, dass beim Zustand
„Volleinstau“ keine Fließbewegung und damit keine Strömungskräfte vorhanden sind.
Abbildung 3.2 skizziert dazu das anzunehmende statische System.

Hinweise:

 Die Dicke der verwendeten Holzplatten für den Sedimentkasten beträgt t = 20 mm.
 Gleitfaktor Holz – GFK: μ = 0,7
 Wichte des Holzes: γHolz = 8 kN/m³
 Wichte des Wassers: γw = 10 kN/m³
 Nutzen Sie auch die Angaben aus der Tabelle von Aufgabe (3.a)

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w

h
Eh

x
Abbildung 3.2: Statisches System „Volleinstau“ mit h = 0,4 m und w = 0,5 m

Hinweis: Musterlösung ggf. noch mit Berechnung für Tonschiefer-Sediment anhängen


Die horizontale, hydrostatische Wasserdruckkraft auf beiden Seiten hebt sich auf und wird daher
nicht berücksichtigt. (1P)

Anzusetzen sind die vertikal wirkenden Gewichtskräfte


- der Holzkonstruktion 5 = 6 78 ∙ 9 78 und
- des Sedimentes 5: = 6: ;<= > ? < @ 8 ∙ 9A und
- des überstauenden Wassers 5 = 6 > B üC B ; = < @ 8∙9

6 78 = 0,02 D ∙ "0,4 − 0,02$D + E ∙ 2 D (1P)


@F @F
5 = 0,04 D ∙ "0,38 D + E$ ∙ 8 =G = "0,38 D + E$ ∙ 0,32 =
@F
5 = 0,1216 HI + E ∙ 0,32 (1P)
=

6: ;<= > ? < @ 8 = "0,4 − 0,02$D ∙ E ∙ 2D = 0,76D ∙ E (1P)


@F
5: = 0,76D ∙ E ∙ 20 =G
@F
5: = 15,2 =
∙E (1P)

6 > B üC B ; = < @ 8 = "E + 0,02$D ∙ 0,1 D ∙ 2 D = 0,2 D ∙ E + 0,004 D³ (1P)


@F
5 = "0,2 D ∙ E + 0,004 D³$ ∙ 10 =G
@F
5 =2 ∙ E + 0,04 HI (1P)
=

Nachweis der Sicherheit gegen Gleiten nach DIN EN 1907


F´R ∙STU VW,R
K@ ∙ 9L = K; ≤ N ,; + OP,; = XYZ

Bemessungssituation: BS-P ist vorgegeben.


K; = K@ ∙ 9L = O> ∙ 9L = 360 I/D ∙ 2D ∙ 1,35 = 972 I (1P)

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F´R ∙STU VW,R F´R ∙\ "L] ^L_ ^L` $∙\
N ,; = = = OP,; = 0 HI
XYZ XYZ XYZ
Rd Rd Rd
ab, c @F^b,, ∙f^ g, ∙f^ ∙f^b,bh @Fi∙b,j
N ,; = e e e
,
b,j @F @F
N ,; = ∙ a0,1616HI + 17,52 ∙ Ei = 0,103 HI + 11,15 ∙E (1P)
, = =
@F
0,972 HI = K; ≤ N ,; = 0,103 HI + 11,15
=
∙E

"b,kj lb,bm$ @F
Rd = 0,078 D = 8 nD ≤ E (1P)
, g
e

Nachweis der Sicherheit gegen Gleiten (Globalsicherheitskonzept), Alternativ

`q ^rst Av,R ^rw,R


1,6 ≥ oL8. = ≙
xR

y:7 = N ,@ = I´@ ∙ tan } ,@ = I´@ ∙ ) = "5 + 5: + 5 $ ∙ )


@F @F @F
N ,@ = a0,1216 HI + 0,32 =
∙ E + 15,2 =
∙E+2 =
∙ E + 0,04 HIi ∙ 0,7
@F
N ,@ = 0,113 HI + 12,265 ∙E (1P)
=

y = K@ = O> = 360 I/D ∙ 2D = 720 I (1P)

Rd
b, , @F^ , cg ∙f
1,6 ≤ oL8. = e
b,j b @F
,c∙b,j blb, ,
~ ≤ E
, cg
e

,c∙b,j blb, ,
~ = 0,0847 m = 8,5 cm ≤ E (1P)
, cg
e

Antwort in beiden Fällen:


Die Schenkellänge x sollte, aufgrund der Gleitsicherheit mindestens 8 bzw. 9 cm betragen. (1P)

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3.c) Aus einer Berechnung des Nachweises der Sicherheit gegen Kippen ergibt sich für x eine
Mindestlänge von 0,6 m. Leiten Sie aus dieser Information und Ihren Ergebnissen aus
Aufgabenteil 3.b eine Empfehlung für die Länge x her und begründen Sie diese.

Der Nachweis der Sicherheit gegen Gleiten erfordert eine Mindestlänge von 0,08 m-0,09 m;
der Nachweis gegen Kippen eine Mindestlänge von 0,6 m.
Der größere der beiden berechneten x-Werte wird maßgebend und die Schenkellänge x
sollte mindestens 0,6 m betragen. Um mehr Sicherheit zu haben wird hier eine Länge von
x = 0,8 m vorgeschlagen. (2P)

3.d) Begründen Sie, warum der Nachweis gegen hydraulischen Grundbruch nicht durchgeführt
werden muss.

Der Hydraulische Grundbruch ist das Versagen des Bodens unterhalb der Stützkonstruktion.
(1P)

Im vorliegenden Fall kann der „Baugrund“ nicht durch eine Strömungskraft versagen, da
weder ein Baugrund, noch eine Strömungskraft darin vorliegen. Das System steht in einer
Rinne auf einem GFK Boden. (1P)

3.e) Diskutieren und entscheiden Sie, ob der Nachweis gegen Aufschwimmen geführt werden sollte.

Prinzipiell ist eine Holzkonstruktion schwimmfähig und ist in Gefahr aufzuschwimmen. (1P)

Im vorliegenden Fall liegt sehr viel Sediment auf dem Winkel, wodurch die der Auftriebskraft
entgegen gerichtete Gewichtskraft stark erhöht ist. Zudem liegt noch die Wasserauflast
obenauf. (1P)

Daher wird die Auftriebskraft zu gering sein, um den Winkel zu bewegen. Wäre der Winkel
in die andere Richtung ausgelegt, so würde das Verhältnis deutlich kritischer, da nun fast nur
noch das Eigengewicht des Winkels herangezogen werden kann. Im Vorliegenden Fall
jedoch ist der Nachweis unkritisch. (1P)

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