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Weihnachtsübung

Auszüge aus dem (vor)weihnachtlichen


Tagebuch eines Messtechnikers

2.12.; 21:30 „Verstimmt“

In der Vorweihnachtszeit trifft sich Egon Sensor häufig mit seinen Freunden zum
gemeinsamen Musizieren. Gestern Abend war es furchtbar kalt und der Weg zum
Treffpunkt – die Wohnung seiner Freundin Lan (兰) Regler – für die meisten recht
weit. Gleich beim Auspacken der Instrumente stellte sich heraus, dass alle stark –
aber unterschiedlich stark – verstimmt waren. Zum Glück für die messtechnische
Seele hatte Lan ein Infrarot-Thermometer griffbereit und zudem ein Stimmgerät,
so dass es möglich war zu prüfen, wie stark sich die Instrumente verstimmt hatten,
in Abhängigkeit der Temperaturschwankung, die sie durch den Aufenthalt im Kal-
ten erlitten hatten.
Dazu wurde die Temperatur gleich nach dem Auspacken gemessen (Emissionsgrad
0,55 für geschliffenes, lackiertes Holz bei den Streichinstrumenten angenommen;
Genauigkeit ±0,05; Messgenauigkeit des IR-Thermometers ±0,1K) und dann nach
dem Einstellen der Raumtemperatur von 20°C die Abweichung des Kammertons a
(440Hz) über das Stimmgerät in cent bestimmt. Dabei wird das Frequenzmessin-
tervall „cent“ nach DIN 13320 über
f 
log  2 
=q 1200
=
f 
lg2  2  cent 1200  f1  cent
 f1  log 2

bestimmt, bzw. das Frequenzverhältnis zu


q
f2
= 21200 .
f1

Als Messdaten ergab sich folgende Wertetabelle:


ϑ/°C 18,9 17,6 16,7 15,4 14,0 13,3 11,4 11,1 9,1 8,9 7,0 5,7

q/cent 0,5 0,5 3,0 2,0 11,5 7,5 10,5 11,5 15,0 7,5 15,0 11,5

Hier stellen sich den Experimentatoren nun eine Reihe von Fragen:
(a) Wie genau ist eigentlich die Temperaturmessung?
(b) Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Verstimmung und der Differenz
zwischen Raumtemperatur und der Temperatur, auf die das Instrument abgekühlt
war, und wie gut ist dieser korreliert?
(c) Wie sieht der einfachste Zusammenhang aus, der für Verstimmung und Tem-
peraturdifferenz gefunden werden kann, und wie lauten die zugehörigen Parame-
ter und deren Fehler?
16.12.; 9:30 „Bergmusik“

Nachdem Egons Freundeskreis in der Vorweihnachtszeit viel geprobt


hat, will man am 4. Advent auf seiner Berghütte zum gemeinsamen Musizieren
zusammenkommen. Das bedeutet eine gute Stunde Aufstieg durch den Winterwald
und wie die Erfahrungen der städtischen Treffen gezeigt haben, bedingt das ein
starkes Abkühlen der Instrumente und ein entsprechendes Verstimmen. Um die
Instrumente zu schonen und auch noch die Zeit für’s Stimmen zu sparen, sollen
diese in Styropor verpackt auf den Aufstiegsschlitten kommen. Jetzt stellt sich die
Frage, wie dick die Styroporschicht sein muss, in die die Instrumente bei -5°C
eingepackt werden, wenn sie alle bei 20°C gestimmt wurden und erst ausgepackt
werden, wenn in der Hütte auch 20°C herrschen. Die maximale Verstimmung soll
bei 0,7 Hz für den Kammerton a liegen.
Für seine Abschätzung nähert Egon ein mittleres Saiteninstrument mit umgeben-
dem Kasten als ein Objekt mit einem Volumen von 48 dm3, einer Länge von 80cm
und einer Breite von 40cm, einem Gewicht von rund 500 g für das Instrument und
weiteren 700 g für den Kasten, wobei beides vom Material her als Holz angenom-
men wird. Für das Styropor, das zur Dämmung verwendet werden soll, liefert sein
Tabellenwerk eine Wärmeleitfähigkeit von λStyropor =0,08 W mK .
Zudem nimmt er an, dass die Hütte, die bei Ankunft 0°C Raumtemperatur aufweist
und dann innerhalb von 60min auf 20°C aufgeheizt wird, so betrachtet werden
kann, als wären die Instrumente 20min länger im Freien gewesen als der Aufstieg
gedauert hat. Wie groß ist die Abweichung von der realen Temperaturentwicklung
der Instrumente, die er durch diese Näherung eingeht, und wie wirkt sich diese
auf die Verstimmung aus?
Falls in Ihrem Weihnachtsurlaub zufällig kein Tabellenwerk verfügbar sein sollte,
hier noch einige nützliche Angaben, die sich Egon aus dem Internet besorgt hat:

Wärmeübergangskoeffizient k= λ d:Dickeder Wand


d
Stoffdaten: Wärmekapazitäten cHolz =1,7 kJkgK
cluft =1,03 kJkgK
Dichten ρHolz =500 kg m3
ρluft =1,247 kg m3

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