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68. Sitzung
Inhalt:
Zur GO:
Rasner (CDU/CSU) 3061 B, C, 3062 A, B, C
Dürr (FDP) 3061 C
Dr. Mommer (SPD) 3061 D
Beschlußunfähigkeit 3077 D
Anlage 3079
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 68. Sitzung. Bonn, Montag, den 18. März 1963 3061
68. Sitzung
Bonn, den 18. März 1963
Dr. Löhr
ten Verordnung erteilt. Diese Restlieferungen sind kehr nach der Sowjetunion sind schwebend unwirk-
bis in diesen Monat hinein durchgeführt worden. sam.
Der Außenhandelsausschuß als federführender Zweitens. Die Bundesregierung war an dem ein-
Ausschuß und der Ausschuß für auswärtige Ange- stimmig gefaßten NATO-Rat-Beschluß vom 21. No-
legenheiten selbst wie sein Unterausschuß haben vember 1962 beteiligt.
in all ihren Sitzungen — außer in der letzten Au- Drittens. Deshalb kann der deutschen Bundesregie-
ßenhandelsausschußsitzung vom 14. März — den rung aus politischen Gründen auch nicht zugemutet
Standpunkt vertreten, daß die anstehende Vierte werden, durch die Erteilung von Ausfuhrgenehmi-
Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste durch gungen für die Lieferung von 163 000 t Großrohre
den Bundestag auf Grund des § 27 Abs. 2 des nach der Sowjetunion dem erwähnten NATO-Rat-Be-
Außenwirtschaftsgesetzes nicht aufgehoben werden schluß zuwiderzuhandeln und sich damit von einer
soll. endlich einmal gezeigten Solidarität des freien
Dabei ist die Bundesregierung immer wieder er- Westens gegenüber dem Ostblock abzuwenden.
sucht worden, aus handelspolitischen und industrie- Soweit mein Bericht.
wirtschaftlichen Gründen im Rahmen der NATO zu
prüfen, ob nicht eine geeignete Kompromißformel (Beifall.)
gefunden werden könnte, die sowohl den Empfeh-
lungen des NATO-Rats entspräche als auch den Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Ich danke
bundesdeutschen handelspolitischen und industrie- dem Herrn Berichterstatter. Wir treten in die Bera-
wirtschaftlichen Interessen Rechnung tragen würde, tung ein.
nämlich die bereits vor dem Inkrafttreten der Vier-
ten Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste Das Wort hat der Herr Bundesminister des Aus-
kontrahierten Lohnveredlungsgeschäfte noch zur wärtigen.
Abwicklung kommen zu lassen.
Der Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten Dr. Schröder, Bundesminister des Auswärtigen:
hatte am 21. Februar 1963 beschlossen, daß die Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich
Durchführung der vor dem Inkrafttreten der Vier- möchte jetzt keine längeren Ausführungen zur Sache
ten Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste ab- machen, sondern im Namen der Bundesregierung auf
geschlossenen Verträge durch diese Verordnung zwei Umstände aufmerksam machen, die bisher viel-
nicht beeinträchtigt werden soll und daß die Bundes- leicht nicht genügend berücksichtigt worden sind.
regierung ersucht werden soll, die Bündnispartner Hier wird es um die Frage gehen, ob das Hohe Haus
der Bundesrepublik hiervon in Kenntnis zu setzen. die Verordnung aufheben will oder nicht. Es wird
natürlich auch die Frage sein, ob das Hohe Haus die
In der Sitzung des Außenhandelsausschusses vom Verordnung aufheben kann oder nicht. Das erste ist
14. März 1963 hat der Vertreter der Bundesregie- eine politische, das zweite eine juristische Frage.
rung eindeutig erklärt, daß sie nicht imstande sei,
dem Ersuchen der beteiligten Ausschüsse zu entspre- Zu der juristischen Frage zwei Anmerkungen. Wir
chen, und die beantragten Ausfuhrgenehmigungen befinden uns heute an einem Tage nach der Drei-
nicht erteilen könne. Sie bat den federführenden monatsfrist. Dieses Argument benutze ich nur vor-
Ausschuß, seine volkswirtschaftlichen Gesichts- sorglich.
punkte den höheren allgemeinpolitischen Interessen Mein Hauptargument findet sich im § 27 des
hintanzustellen und nicht die Aufhebung der Ver- Außenwirtschaftsgesetzes, wo der Erlaß von Rechts-
ordnung zu beantragen. verordnungen geregelt ist. In dem vorletzten Satz
Die Mehrheit des Ausschusses faßte daraufhin dieses Absatzes 2 heißt es:
-
folgenden neuen Beschluß, den ich gleichzeitig als Die Rechtsverordnungen sind unverzüglich auf-
Antrag des Außenhandelsausschusses hiermit dem zuheben, soweit es der Bundestag binnen drei
Hohen Hause unterbreite: Monaten nach ihrer Verkündung verlangt.
Der Bundestag wolle beschließen, Es heißt dann weiter:
von dem Recht der Aufhebung Gebrauch zu Satz 3
machen, es sei denn, daß die Bundesregierung — den ich soeben verlesen habe —
bereit ist, eine verbindliche Erklärung abzu-
geben, den Lieferungen aus den abgeschlosse- findet keine Anwendung auf Vorschriften, durch
nen Verträgen über 163 000 t Röhren die Ge- welche die Bundesregierung in Erfüllung von
nehmigung zu erteilen. Verpflichtungen oder in Wahrnehmung von
Rechten aus zwischenstaatlichen Vereinbarun-
Die Minderheit des Ausschusses war dagegen der gen, denen die gesetzgebenden Körperschaften
Meinung, der Bundestag solle von dem Recht der in der Form eines Bundesgesetzes zugestimmt
Aufhebung der Vierten Verordnung zur Änderung haben, Beschränkungen des Warenverkehrs mit
der Ausfuhrliste keinen Gebrauch machen. Sie ließ fremden Wirtschaftsgebieten aufgehoben oder
sich dabei insbesondere von folgenden Gedanken angeordnet hat.
tragen: Wir sind der Meinung, daß der NATO-Vertrag und
Erstens. Die Verträge über die Lieferung von der NATO-Beschluß einschlägig sind.
163 000 t Großrohre im aktiven Lohnveredelungsver (Beifall bei der CDU/CSU.)
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 68. Sitzung. Bonn, Montag, den 18. März 1963 3065
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Ehe ich wei- nehmigung erteilt wird. Natürlich kann es sich aber
ter das Wort gebe, möchte ich zu der Bemerkung immer nur um Genehmigungen handeln, die zu der
des Herrn Bundesministers des Auswärtigen folgen- Zeit, als die Verträge abgeschlossen wurden, eben
des feststellen. Dem Bundestag ist diese Vierte Ver- eingeholt werden mußten. Dazu gehört aber nicht
ordnung zur Änderung der Ausfuhrliste von der die Verordnung zur Einschränkung der Ausfuhrliste.
Bundesregierung — gezeichnet: der Stellvertreter Insofern bin ich und ist mit mir auch meine Fraktion
des Bundeskanzlers — unter dem 21. Dezember 1962 der Ansicht — und nicht nur meine Fraktion; ich
mit dem Vermerk zugeleitet worden: „Die Verord- möchte hier nur von den Mitgliedern der Aus-
nung wurde im Bundesanzeiger Nr. 238 am 18. De- schüsse sprechen: die sozialdemokratischen Mitglie-
zember 1962 veröffentlicht.", Ich stelle fest, daß dern der Ausschüsse, die FDP-Mitglieder der Aus-
nach der Übung dieses Hauses die Dreimonatsfrist — schüsse und auch einige CDU-Mitglieder der Aus-
bis jetzt übrigens unbestritten — am 18. März, schüsse waren dieser Ansicht —, daß diese Verträge
24 Uhr, abläuft. erfüllt werden müssen und daß man sich nicht dar
Gründe,politsch auf berufen kann: Es gibt höhere
Das Wort hat der Abgeordnete Bading.
Gründe, die nachträglich durch eine Verordnung
manifestiert wurden, wodurch die Ausführung die
Bading (SPD) : Herr Präsident! Meine Damen ser Verträge unterbunden wird.
und Herren! Wir haben von dem Berichterstatter, Auch die Mehrheit der Ausschüsse war der An-
dem Kollegen Dr. Löhr, einen Bericht gehört. Ich sicht, daß selbstverständlich die deutsche Bundes-
muß sagen, ich finde es etwas sehr eigenartig, daß regierung gebunden ist durch den NATO-Beschluß.
in diesem Bericht immer nur die Meinung der Bun- Wirhabenucgtsd einwa.E
desregierung bzw. der Minderheit in den Ausschüs- ist überhaupt nicht darüber gesprochen worden,
sen zum Ausdruck gekommen ist. daß künftige Verträge, die nach dem Erlaß der Ver-
(Sehr richtig! bei der SPD.) ordnung abgeschlossen werden, nun unter Umstän-
den ebenfalls durchgeführt werden müßten. Darüber
Zu einem Bericht gehört meines Erachtens, wenn
bestand völlige Einigkeit. Es handelt sich, wie ge-
man sich schon nicht nur auf das rein Formale be-
sagt, immer nur um die bereits vorher abgeschlos-
schränkt, sondern auch die Gründe angibt, die von
senen Verträge.
der Bundesregierung vorgebracht worden sind, daß
man auch auf die Gründe eingeht, die von der Es ist vom Berichterstatter, wenn ich ihn richtig
Mehrheit in den Ausschüssen vorgetragen worden verstanden habe, auch gesagt worden, daß sich an-
sind und die dann zu den Beschlüssen geführt haben. dere Länder ebenfalls diesem Beschlusse der NATO
gefügt hätten. Ich kann nur sagen, daß nach un-
(Beifall bei der SPD.)
seren Informationen — und diesen Informationen
Sowohl im Außenpolitischen Ausschuß wie auch im ist im Ausschuß auch nicht von den Herren Regie-
federführenden Außenhandelsausschuß hat die rungsvertretern widersprochen worden — nach dem
Mehrheit gegen die von der Bundesregierung vor- NATO-Beschluß Firmen in England Verträge zur
gebrachten Gründe gestimmt. Die Mehrheit hat sich Lieferung von Großrohren mit Ostblockstaaten ab-
keineswegs in allem den Gründen verschlossen. geschlossen haben und daß die Regierung von
Die beiden Ausschüsse haben i n sehr vielen und Großbritannien nichts gegen die Durchführung die-
eingehenden Beratungen das Für und das Gegen ser Verträge unternommen hat. Insofern glaube ich,
erwogen und sich dann in ihrer Mehrheit für das daß der Bericht in diesem Fall die Tatsachen nicht
Gegen entschieden. ganz richtig wiedergegeben hat.
Ich halte es daher für notwendig, daß hier auch Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich
noch einmal etwas zu den Gründen gesagt wird, die habe mich verpflichtet gefühlt, diese Ausführungen-
die Mehrheit der Ausschüsse bewogen haben, einen zu machen; denn ich glaube, daß ein solcher Be-
Beschluß zu fassen, der auf die Aufhebung der Ver- richt, wie er hier gegeben worden ist, unvollständig
ordnung unter der Voraussetzung abzielt, daß die gewesen ist und infolgedessen richtiggestellt wer-
Bundesregierung sich nicht entschließen kann, die den muß.
Genehmigung zur Durchführung der abgeschlosse- (Beifall bei der SPD.)
nen Verträge zu erteilen.
Ich möchte hierbei nicht auf die rechtlichen Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Ich frage den
Grundlagen eingehen, sondern ,das Wirtschaftliche Herrn Berichterstatter, ob er dazu das Wort
in den Vordergrund stellen, und zwar insoweit, als wünscht.
es sich hier darum handelt, daß Verträge nicht aus- (Abg. Dr. Löhr: Ja!)
geführt werden sollen, die privatrechtlich gesehen Das Wort hat als Berichterstatter der Herr Abge-
völlig einwandfrei sind und zu einem Zeitpunkt ordnete Dr. Löhr.
abgeschlossen wurden, als die Verordnung, um die
es sich hier handelt, von der Bundesregierung noch Dr. Löhr (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine Da-
nicht erlassen worden war. Die Verträge sind in der men und Herren! Ich habe versucht, in meinem
Zeit vom 5. bis 10. Oktober abgeschlossen worden, Bericht die verworrene Situation, entstanden durch
während die Verordnung erst im November verkün- Erklärungen vieler Seiten über diese Geschäfte,
det worden ist. klarzulegen, indem ich zunächst einmal, gestützt auf
Selbstverständlich sind die Verträge unter der die Debatte in den Ausschußsitzungen und die Aus-
Voraussetzung abgeschlossen worden, daß die Ge künfte der Bundesregierung, den Sachverhalt klar-
3066 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 68. Sitzung. Bonn, Montag, den 18. März 1963
Dr. Löhr
gestellt habe. Ich habe mich weiterhin eindeutig folge der inzwischen ordnungsgemäß verkündeten
und klar bemüht, die Meinung der Mehrheit, Herr Vierten Verordnung einer weiteren Genehmigung
Kollege Bading, dahin gehend klarzulegen, daß wir bedurfte.
entgegen dem am 10. Januar in der ersten Außen-
Nun, meine Damen und Herren, hat Herr Kollege
handelsausschußsitzung gefaßten Beschluß, der vor-
Bading auf die wirtschaftliche Bedeutung dieser Ver-
liegenden Vierten Verordnung nicht zu widerspre-
träge und auf den wirtschaftlichen Aspekt des gan-
chen
zen Problems hingewiesen. Ich glaube, wir sind uns
(Zuruf von der SPD)
alle über die wirtschaftspolitische Bedeutung dieser
— verzeihen Sie —, ausdrücklich hinzugefügt haben, Verträge weitgehend einig. Aber ich bin auf der an-
daß die Regierung wiederholt gebeten worden ist, deren Seite der Meinung, daß wir hier nicht eine
durch Interventionen beim NATO-Rat die Ausfüh- wirtschaftspolitische Entscheidung zu treffen haben,
rung der bereits vor Inkrafttreten der Vierten Ver-
ordnung getätigten Verträge und der folgenden Lie- (Sehr richtig! Bei der CDU/CSU)
ferungen zu ermöglichen. Ich habe weiterhin dar- so erwünscht sie vielleicht auch sein kann, auch mit
gelegt, daß in der letzten Außenhandelsausschuß- Rücksicht auf unsere Industrie, auf die großen Fir-
sitzung die Mehrheit beschlossen hat, die Aufhe- men, die sich auf diese Verträge eingestellt haben.
bung der Verordnung zu fordern, und ich habe mir Dieses legitime Interesse, ein Interesse, daß auch
erlaubt, den Standpunkt der Minderheit, die die ein Interesse der deutschen Volkswirtschaft ist, wird
Nichtaufhebung dieser Verordnung gewollt hat, im von uns in keiner Weise bestritten. Aber wir haben
einzelnen darzulegen. hier, wie ich glaube, eine politische Entscheidung zu
(Unruhe bei der SPD.) treffen, und das ist der Grund, weswegen wir mit
dem Antrag des Außenhandelsausschusses, den un-
Ich glaube, meine Damen und Herren, damit voll
ser Kollege Herr Dr. Löhr als Berichterstatter vorge-
und ganz meiner Pflicht als Berichterstatter Genüge
getan zu haben. tragen hat, nicht einverstanden sind.
Es wird davon gesprochen — und ich nehme die-
(Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf von der
ses Argument durchaus ernst —, daß Verträge er-
SPD: Halbe Wahrheiten! — Weitere Zu
füllt werden sollten, daß in abgeschlossene Verträge
rufe von der SPD.)
nicht ohne zwingende Not, nicht ohne echten poli-
tischen Anlaß eingegriffen werden sollte. Das ist
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat auch die Meinung meiner politischen Freunde und
der Herr Abgeordnete von Brentano. meine Meinung.
Aber ich möchte, um Mißverständnisse zu ver
Dr. von Brentano (CDU/CSU) : Herr Präsident! meiden, darauf hinweisen, daß es sich bei diesen
Meine Damen und Herren! Ich glaube, daß über den Lohnveredelungsgeschäften nicht um Vereinbarun-
dieser Diskussion zugrunde liegenden Sachverhalt gen allgemeiner Art mit der Sowjetunion handelt.
im Hohen Hause kaum Meinungsverschiedenheiten Die Bestimmungen etwa des langfristigen Abkom-
bestehen. Auch ich lege Wert auf die Feststellung, mens über den Waren- und Zahlungsverkehr zwi-
daß niemand von uns bestritten hat, daß die Ver- schen der Bundesrepublik Deutschland und der
träge, die, ich glaube, am 3. Oktober 1962 von den Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken für die
einzelnen Firmen abgeschlossen worden sind, in gu- Jahre 1961 bis 1963 beziehen sich nicht auf die Lohn-
tem Glauben abgeschlossen wurden, weil damals ein veredelungsverträge. Diese Lohnveredelungsver-
Embargo noch nicht beschlossen war. träge wurden außerhalb dieses Abkommens abge-
schlossen.
Ich möchte aber feststellen, daß diese Verträge -
genehmigungsbedürftig waren, und zwar als Ver- Ebensowenig — und ich lege Wert auf diese
edelungsverträge. Sie bedurften einer Zollgenehmi- Feststellung — wird durch die Beschränkung der
gung. Diese wurde am 8. Januar 1963 erteilt. Damit Ausfuhr von Großrohren nach der Sowjetunion im
war diese aufschiebende Bedingung für das Zu- Zusammenhang mit diesen Lohnveredelungsgeschäf-
standekommen der Verträge beseitigt. Aber im Ge- ten das Abkommen über Allgemeine Fragen des
nehmigungsbescheid vom 8. Januar 1963 heißt es: Handels und der Seeschiffahrt zwischen der Bundes-
republik Deutschland und der Union der Sozialisti-
Die Ausfuhr in Länder des Ostblocks ist auf
schen Sowjetrepubliken vom 25. April 1958 tangiert.
Grund der Vierten Verordnung zur Änderung
Denn dessen Art. 3 sieht ausdrücklich vor — und
der Ausfuhrliste genehmigungspflichtig. Die mit
das ist eine Erklärung, die von beiden Seiten abge-
der Bewilligung des Lohnveredelungsverkehrs
geben worden ist —, daß die Ausfuhr aus Gründen
verbundene Abgabevergünstigung kann des-
der Sicherheit beschränkt werden kann. Zu Beschrän-
halb praktisch nur wirksam werden, wenn ent-
kungen dieser Art ist also jeder Vertragspartner
sprechende Ausfuhrgenehmigungen erteilt wer-
den. nach Art. 3 Abs. 2 Buchst. a dieses Abkommens be-
rechtigt. Also weiß auch die Sowjetunion als Ver-
Damit war — das ist die Auffassung meiner Freunde tragspartner, daß auch im Rahmen dieses Abkom-
und auch meine Auffassung — auch den Vertrags- mens, das die Bundesregierung sicherlich einzuhal-
partnern mitgeteilt worden, daß die Zollgenehmi- ten bereit und entschlossen ist, Eingriffe in Einzel-
gung zwar erteilt war, diese Zollgenehmigung aber lieferungen erfolgen können, ohne daß der Bundes-
noch nicht der letzte Hoheitsakt war, der die Gültig- regierung der Vorwurf gemacht werden könnte, daß
keit der Verträge herbeiführte, sondern daß es in sie vertragswidrig handle.
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Dr. von Brentano
Nun ist ein neuer Sachverhalt entstanden durch der Hand geschlagen, das sie braucht, um einen ein-
den Beschluß, den der NATO Rat am 21. November
- stimmigen NATO-Beschluß zu verwirklichen,
1962 einstimmig gefaßt hat. Über die Einzelheiten (Zustimmung in der Mitte)
dieses Beschlusses hier zu sprechen, verbietet der
Raum, in dem wir sind. oder die Bundesregierung behält dieses Instrument,
muß aber hier eine Erklärung abgeben, daß sie die
(Abg. Erler: Der ist auch in anderen Räu schwebend unwirksamen Verträge genehmigt, mit
men nicht vorgelegt worden!) der Wirkung, daß sie mit einer solchen Erklärung
flagrant gegen einen einstimmig gefaßten NATO-
— Herr Kollege Erler, ich glaube, er wäre jederzeit
Beschluß verstößt.
im Auswärtigen Ausschuß vorgelegt worden.
(Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Rasner:
(Abg. Wehner: Hört! Hört!) Genau das!)
— Ich war nicht anwesend. Ich bitte Sie mit großem Nachdruck, sich doch die-
ser Konsequenzen bewußt zu sein. Ich glaube, wir
(Abg. Wehner: Ihr Staatssekretär war an alle in diesem Saale wissen, daß unser Schicksal von
wesend und hat uns eine Standpauke der Zusammenarbeit mit der NATO abhängt.
gehalten! — Weitere Zurufe von der SPD.)
(Zurufe von der SPD.)
— Meine Damen und Herren, beschimpfen Sie mich — Meine Damen und Herren, ich erlaube mir, hier
nicht für etwas, für das ich keine Verantwortung meine Ausführungen zu machen, ob es Ihnen recht
trage! Ich kann mich nicht hierherstellen und Aus- ist oder nicht.
kunft über einen Beschluß geben, den ich selber
nicht im einzelnen kenne. (Beifall bei der CDU/CSU.)
Ich war und bin der Meinung, daß meine Fest-
(Zurufe von der SPD.) stellung richtig ist, daß wir in diesem Hohen Hause
Ich weiß nur, daß die Bundesregierung — und es uns einmütig darüber im klaren sind, was die NATO
hat bisher niemand behauptet, daß sie das gegen für unser Volk, und zwar nicht nur für unser Volk
besseres Wissen tut — darauf hingewiesen hat, daß in der Bundesrepublik, sondern auch für die Stadt
im NATO-Rat ein einstimmiger Beschluß gefaßt Berlin bedeutet.
worden ist des Inhalts, daß Lieferungen dieser Art, (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU. — Bei-
auch wenn schon Verträge darüber abgeschlossen fall bei Abgeordneten der FDP.)
sind, nicht ausgeführt werden sollten, und zwar mit
Rücksicht auf die Sicherheit der NATO-Partner. Das ist der Grund, weswegen ich noch einmal, auch
wenn sich jetzt durch Vorentscheidungen und viel-
Auf diese eine schwerwiegende Feststellung leicht auch durch eine nicht immer ganz sachliche
möchte ich mich beschränken und möchte dazu fol- Diskussion die Fronten verhärtet haben, an alle Mit-
gendes sagen. Die Bundesregierung hat entsprechend glieder dieses Hauses appelliere und Sie frage:
diesem Beschluß, den der NATO-Rat einstimmig ge- Wollen Sie denn wirklich die Bundesregierung in
faßt hat, diese Vierte Verordnung erlassen, die nach die Situation versetzen, daß sie nun eine solche
§ 2 des Außenwirtschaftsgesetzes auch rückwirkende Entscheidung des Bundestags vollziehen und ihren
Kraft haben kann. Das Außenwirtschaftsgesetz sieht NATO-Partnern mitteilen muß?
ausdrücklich vor, daß Verordnungen dieser Art auch
Ich glaube, daß Sie, wenn wir hier zu einer echten
mit rückwirkender Kraft erlassen werden können.
Interessenabwägung kommen — und es kann nichts
Sie hat dann erklärt, daß sie diese abgeschlossenen
anderes sein, worüber wir zu entscheiden haben; Sie
Geschäfte, die nach meiner Überzeugung noch
selbst, Herr Kollege Bading, haben gesagt, daß Sie-
schwebend unwirksam waren, nicht genehmigen
den Sinn der Vierten Verordnung bejahen, daß
könne.
auch Sie wünschen, daß diese Vierte Verordnung in
Ich glaube, wir stehen hier in einem echten Kon- Kraft bleibt —, dann die Bedingung wegnehmen,
flikt, einem Konflikt, den wir nicht leicht nehmen die der Außenhandelsausschuß der Genehmigung
dürfen, einem Konflikt nämlich, ob wir die wirt- hinzugefügt hat, die Bedingung nämlich, daß die Bun-
schaftspolitische Bedeutung der Abwicklung dieser desregierung sich hier und heute in einem Sinne
Verträge höher stellen als die Zusammenarbeit in äußern soll, der mit dem einstimmigen Beschluß der
der NATO. NATO schlechthin unvereinbar ist.
(Anhaltender lebhafter Beifall bei der Ich warne davor, durch eine Entscheidung die
CDU/CSU.) Glaubwürdigkeit der Politik der Bundesrepublik in
der NATO zu erschüttern.
Das ist der Grund, weswegen ich ohne jede Pole-
(Lachen bei der SPD.)
mik — ich glaube, diese Sache verträgt keine un-
sachliche Polemik — auch jetzt noch einmal in die- — Ich glaube, Sie sind genauso gut darüber unter-
sem Augenblick an das Hohe Haus appelliere und richtet wie ich, welche Bedeutung man diesem ein-
sage: wenn wir den Beschluß des Außenhandels- stimmigen Beschluß der NATO in unseren Bündnis-
ausschusses hier akzeptieren, so bedeutet das, daß ländern beimißt, nicht zuletzt in den Vereinigten
die Bundesregierung vor der Alternative steht: ent- Staaten von Amerika. Es ist nicht mehr und nicht
weder wird die Außenhandelsverordnung aufge- weniger als ein Pflicht, auch der politischen Loyali-
hoben und der Bundesregierung das Instrument aus tät, das zu erfüllen, was andere in dem Bündnis-
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— Ich bedaure es, daß Sie meine Ausführungen Das ist uns in beiden Ausschüssen verweigert wor-
offenbar nicht so ernst nehmen wollen, wie sie ge- den.
meint sind. (Hört! Hört! bei der SPD.)
(Erneute Zurufe von der SPD.) Ich glaube, es kann gar kein Zweifel darüber be-
stehen — und der besteht auch bei unserem Bünd-
Ich glaube, daß diese Entscheidung, vor der wir hier nispartner nicht —, daß jede solche Empfehlung
stehen, unter Umständen das Bündnis — — einer sinnvollen, vernünftigen Auslegung bedarf
(Abg. Bading: Glauben Sie, daß wir es uns und daß jeder sich zu überlegen hat, daß wir — ich
leicht gemacht haben?!) nehme Ihre Formulierung auf, Herr von Brentano —
nicht ohne Not andere staatsrechtliche Vereinbarun-
— Ich sage ja nicht, daß Sie es sich leicht gemacht
gen, die wir selbst getroffen haben, dadurch in
haben. Aber ich darf doch diesen Appell an Sie rich-
ten aus den Erwägungen, die ich hier sachlich und, Frage stellen.
ich glaube, ohne Polemik vorgetragen habe. (Zuruf von der CDU/CSU: Staatsrechtliche?)
(Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von — Handelsvertragliche, völkerrechtliche! — Darum
der SPD.) geht es, meine Damen und Herren. Ist e s nicht richtig,
Ich möchte nicht, daß der Eindruck entsteht, daß es daß die britische Regierung erklärt hat, daß sie im
ausgerechnet der Bundestag war, der als erster die Sinne einer solchen NATO-Empfehlung nicht han-
Entscheidung getroffen hat, einen einstimmigen Be- deln könne, weil ihr entsprechende Möglichkeiten
schluß des NATO-Rates zu ignorieren. nicht zur Verfügung stehen?
(Anhaltender lebhafter Beifall bei der (Hört! Hört! bei der SPD. — Zurufe von
CDU/CSU.) der CDU/CSU.)
Ist es nicht richtig, daß ein italienisches staatliches
Stahlwerk auch heute noch Röhren nach Verträgen
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat ausliefert, die vor dem Embargo-Beschluß abge-
der Herr Abgeordnete Dr. Deist. schlossen worden sind?
(Zurufe von der CDU/CSU.)
Dr. Deist (SPD) : Herr Präsident! Meine Damen
Meine Damen und Herren, da frage ich mich, ob Sie
und Herren! Ich möchte zunächst einmal klarstellen,
das Recht haben, eine Empfehlung, die Sie hier nicht
daß es sich für uns hier nicht um Verfahrensfragen
offen darzulegen wagen, so zu interpretieren, als
handelt, auch nicht um eine wirtschaftspolitische
wenn wir leichtfertig gegen die Interessen der
Frage in dem Sinne, ob wir der deutschen Wirt-
schaft Dinge zumuten können, die außenpolitisch NATO verstoßen.
erforderlich sind. Ich will gar nicht darüber spre- (Lebhafter Beifall bei der SPD. — Beifall
chen, wie das Verfahren gelaufen ist und ob die bei Abgeordneten der FDP.)
ernsthaften Einwendungen, die gegen ein solches Meine Damen und Herren, ich will hier nicht die
Embargo vorzubringen sind, genügend zur Geltung offizielle Haltung der USA ansprechen; vielleicht
gebracht worden sind. Jedenfalls steht für uns ge- würden sie sich im Sinne der Regierungsinterpre-
nauso wie für Sie, Herr Dr. von Brentano, fest, daß tation aussprechen; das mag möglich sein. Aber wir
wirtschaftliche Interessen dann zurückzustehen ha- wissen auch sehr gut, wie in amerikanischen Krei-
ben, wenn entscheidende außenpolitische und staats- sen dieses Dilemma beurteilt wird, in dem nicht nur
politische Interessen auf dem Spiele stehen. wir uns befinden; uns zu entscheiden, ob wir durch
(Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten rückwirkende Maßnahmen vertragliche Vereinba-
der CDU/CSU.) rungen, die sich im Rahmen völkerrechtlicher Ver-
Darüber besteht zwischen Ihnen und uns keinerlei träge halten, rückgängig machen dürfen.
Differenz. (Abg. Dr. Vogel: Völkerrechtlich?)
(Zurufe von der CDU/CSU.) Meine Damen und Herren, wir haben mit Sowjet-
Meine Damen und Herren, wir wissen, daß eine rußland einen Handelsvertrag. In diesem Handels-
Empfehlung der NATO vorliegt, die Großrohrauf- vertrag ist ausdrücklich die Lieferung von Großroh-
träge in Zukunft dem Embargo zu unterwerfen. Un- ren vorgesehen, nachdem im Jahre 1958 die Groß-
abhängig davon, ob der eine oder andere Bedenken rohre aus der Embargoliste herausgenommen sind.
gegen eine solche Empfehlung der NATO haben Auf Grund dieses Vertrages und im Rahmen des
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 68. Sitzung. Bonn, Montag, den 18. März 1963 3069
Dr. Deist
Vertrages sind jene Liefervereinbarungen abge- fern, wir hielten es mit abgeschlossenen Verträgen
schlossen worden, die hier zur Erörterung stehen. nicht allzu ernst.
Vielleicht darf ich auch darauf hinweisen, daß in (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten
diesem Handelsvertrag dargelegt wird, daß keiner der FDP.)
der beiden Staaten den Warenverkehr zwischen den Vielleicht bedenken wir auch, daß wir ein umfang-
Beschränkungen und Verboten beidnSta reiches Handelsvertragssystem nach Westen und
unterwerfen wird, die unter analogen Bedingungen Osten im Laufe der Zeit aufgebaut haben — alle
nicht gegenüber allen anderen Staaten Anwendung diese Verträge gehören doch irgendwie zusam-
finden. men —, und daß Sie nach dem Handelsvertrag mit
(Zurufe von der Mitte.) Sowjetrußland jetzt einen Handelsvertrag mit Polen
Und jetzt bringe ich den Satz, den Herr Dr. von abgeschlossen haben und einen mit Ungarn beab-
Brentano angeführt hat, ausführlich: sichtigen.
Man wird alle Handelsverträge, die man ab-
Diese Grundregel findet keine Anwendung in schließt, in gleicher Weise loyal handhaben müssen.
Fällen, in denen die öffentliche Ordnung und In diesem Falle steht nicht nur in Frage, wie man
Sicherheit des Staates betroffen wird. im Osten über diese Dinge urteilt, sondern hier
Das bezieht sich insbesondere auf Fälle, die nicht steht auch zur Debatte, was man im Westen ganz
unmittelbar im Vertrage geregelt sind. Man wird allgemein von unserer Vertragstreue zu abgeschlos-
Großrohrlieferungen, die ausdrücklich im Vertrage senen Verträgen hält.
vorgesehen sind, für die große Kontingente vorge- (Beifall bei der SPD und bei der FDP. —
sehen sind, nicht als eine Bedrohung der Sicherheit Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/
des Staates, also der Bundesrepublik, betrachten CSU.)
können. Das hätte man auch bei Abschluß der Han-
delsverträge wissen können und wissen müssen. Über die politischen Auswirkungen der Lieferun-
gen dieser Rohre ist heute nicht gesprochen worden,
Daraufhin sind die zur Erörterung stehenden Ver- obwohl darüber in der Öffentlichkeit viel Wirbel
träge im September und Oktober 1962 abgeschlos- veranstaltet wurde. Ich darf nur sagen, daß wir der
sen worden. Da es sich um eine besondere Art von Auffassung sind, daß alle diese Argumentationen
Verträgen, sogenannte Lohnveredelungsverträge, nicht ziehen.
handelt, war eine zollamtliche Genehmigung, insbe- (Unruhe bei der CDU/CSU.)
besondere für Roheiseneinfuhren, erforderlich. Ist
es nicht merkwürdig, daß diese hier erforderliche Ich habe aber nicht die Absicht, die Auseinanderset-
zollamtliche Genehmigung nach Erlaß der Verord- zung über diesen Punkt hier weiter auszudehnen.
nung der Bundesregierung noch im Januar dieses (Abg. Majonica: Na also, Herr Dr. Deist!)
Jahres erteilt worden ist?
Meine Damen und Herren, es handelt sich hier,
(Zurufe von der SPD. — Zurufe von der wie ich betonte, für uns um außenpolitische Über-
CDU/CSU: Mit Vorbehalt!) legungen, nicht uni die Berücksichtigung irgendwel-
— Dazu hat mein Freund Bading genügend gesagt, cher wirtschaftlicher Interessen.
daß ein Vorbehalt bei bestimmten Genehmigungen (Zurufe von der CDU/CSU: Eben!)
vorgesehen war, — natürlich jenen Genehmigungen, Wir hätten gewünscht, daß Sie diese außenpoliti-
die bei Abschluß der Verträge erforderlich waren, schen Überlegungen in einem anderen, viel ent-
und dazu gehörten diese zollamtlichen Genehmi- scheidenderen Fall mit gleicher Intensität angestellt-
gungen. Ausgerechnet die haben Sie erteilt.
hätten.
Vielleicht ist es nicht ganz uninteressant in die- (Beifall bei der SPD.)
sem Zusammenhang, daß — jedenfalls so weit ich Sie wissen nur zu gut, daß die Art der Verhandlun-
es sehen kann; ohne daß dies bisher bestritten wor- gen und der Zeitpunkt der Unterzeichnung des
den wäre — Herr Bundesaußenminister Schröder am deutsch-französischen Vertrages das europäische
2. Februar dieses Jahres in einem Brief mitgeteilt Verhältnis, die europäische Zusammenarbeit arg be-
hat, daß die NATO-Mitglieder in Zukunft keine lastet haben, daß die Zusammenarbeit mit unserem
neuen Lieferverträge mit dem Ostblock übernehmen atlantischen Partner jenseits der Meere dadurch
sollten. Das ist haargenau die Interpretation, die sehr gefährdet wurde und daß der russischen Politik
wir der NATO-Empfehlung geben. damit ein billiges Argument gegeben wird.
Verträge sind auslegungsfähig und dehnbar. Aber (Beifall bei der SPD. — Abg. Majonica: Sie
eine loyale Auslegung verlangt, daß man nicht ge- haben schon bessere Ablenkungsmanöver
waltsame Interpretationen vornimmt, wie das hier veranstaltet, Herr Deist!)
ganz offensichtlich geschieht.
Wir hätten gewünscht, daß Sie dort jene Überle-
(Unruhe bei der CDU/CSU.) gungen so ernsthaft angestellt hätten, wie Sie es
jetzt auf einem Nebenschauplatz tun.
Wir sind der Auffassung, daß die Auseinanderset-
zung mit dem Osten, mit einem so harten Gegner, (Beifall bei der SPD. — Abg. Majonica:
mit dem wir es dort zu tun haben, uns nicht ver- Ist die NATO für Sie ein Nebenschauplatz,
leiten sollte, ihm leichtfertig das Argument zu lie Herr Deist?)
3070 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 68. Sitzung. Bonn, Montag, den 18. März 1963
Dr. Deist
— Nein, die NATO ist kein Nebenschauplatz. Aber es nicht zu, daß die Ausführung wirksam geschlos-
das, was Sie hier aufführen, ist ein Nebenschau- sener Verträge nachträglich untersagt wird.
platz, (Beifall bei der FDP und der SPD.)
(Beifall bei der SPD)
Aus diesem Grund allein muß die Bundestags-
und das, was Sie uns heute in den letzten zwei fraktion der FDP für die Aufhebung der Vierten
Stunden vorgeführt haben, macht den ganzen Akt Verordnung zum Außenwirtschaftsgesetz stimmen,
geradezu zu einer Tragikomödie. um damit die Ausführung der jetzt zur Diskussion
(Erneuter Beifall bei der SPD.) stehenden rechtsgültig abgeschlossenen Verträge
über die Lieferung von Gasrohren an die Sowjet-
Wir halten es nicht für gut, wenn die Bundesre- union zu ermöglichen. Die Bundestagsfraktion der
gierung auf diese Weise den Eindruck hervorzu- Freien Demokraten erwartet, daß die Bundesregie-
rufen versucht, als seien Abgeordnete, die sich, rung nach Aufhebung der Vierten Verordnung un-
wie Herr Dr. von Brentano sagte, sicherlich ebenso verzüglich die für die Ausführung des Embargos
ehrlich um gute außenpolitische Beziehungen be- notwendigen neuen Rechtsvorschriften in Kraft
mühen, die Mehrheit von Ausschüssen dieses Bun- setzt, damit die Ziele der NATO-Empfehlung nicht
destages und viele, viele politisch verantwortliche gefährdet werden.
Menschen in Deutschland, darunter z. B. auch Ihr
Parteifreund, der Ministerpräsident Meyers, hin- (Beifall bei der FDP und der SPD. — Lachen
sichtlich der loyalen Zusammenarbeit mit unseren bei der CDU/CSU.)
westlichen Bündnispartnern nicht ganz zuverlässig.
(Beifall bei der SPD.) Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat
der Herr Bundeswirtschaftsminister.
Wir Sozialdemokraten haben durch die Tat bewie-
sen, insbesondere in kritischen Situationen, daß
wir sehr wohl wissen, was es heißt, loyaler Partner Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister für Wirt-
des westlichen Bündnisses zu sein. schaft: Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Ich möchte hier einige Erklärungen von Herrn Kol-
(Lachen bei der CDU/CSU.) legen Deist berichtigen. Er sprach von „NATO-
In den letzten Monaten, in denen es darauf ankam, Empfehlungen", die ein Embargo „für die Zukunft"
manche Mißverständnisse, die durch Ihre Haltung vorgesehen haben. Das ist nicht richtig. Die NATO-
hervorgerufen wurden, zu beseitigen, sind auch die Empfehlung bezieht sich ausdrücklich auf alle An-
Sozialdemokraten mit in die Bresche gesprungen, strengungen, um auch aus laufenden Verträgen Lie-
um das Klima in der übrigen Welt wieder zu ver- ferungen zu unterbinden und für die Zukunft keine
bessern. neuen Verträge dieser Art abzuschließen. Insofern
(Beifall bei der SPD.) steht diese Aussage nicht lotrecht im Raum.
Wenn es darauf ankam, sowjetischen Zumutun- Im übrigen habe ich mir sagen lassen, daß in den
gen hart entgegenzutreten, dann haben wir es an Ausschüssen der Text dieser NATO-Vereinbarung
der genügenden Härte nicht fehlen lassen. Aber wir — wenn auch nicht genau dem Buchstaben nach, so
werden nicht mitwirken, wenn die Bundesregierung doch dem Sinne nach — wortgetreu wiedergegeben
versucht, durch geschäftsordnungsmäßige Maßnah- wurde.
men und durch Pressionen einen Beschluß in die- (Widerspruch bei der SPD.)
sem Bundestage herbeizuführen, den wir für außen-
politisch außerordentlich gefährlich halten. Wenn Sie behaupten, Italien liefere noch auf
Grund von Verträgen, dann darf ich Ihnen sagen,
(Beifall bei der SPD.) daß wir das gleiche getan haben. Wir haben aus
den rückliegenden Verträgen, also den bis zum
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat September vorigen Jahres geschlossenen, die rechts-
der Herr Abgeordnete Zoglmann. gültig mit zollrechtlichen Genehmigungen versehen
sind, auch die Lieferungen nach dem 21. November
bis in den Januar dieses Jahres hinein vollziehen
Zoglmann (FDP) : Herr Präsident! Meine Damen lassen. Auch nach der NATO-Empfehlung sind also
und Herren! Ich habe die Ehre, für die Bundestags- noch 20 000 t Röhren geliefert worden, weil hier
fraktion der Freien Demokratischen Partei folgende ordnungsgemäße Verträge mit Zollgenehmigungen
Erklärung abzugeben. vorgelegen haben.
Die Bundestagsfraktion der Freien Demokrati- (Hört! Hört! und weitere Zurufe von der
schen Partei ist bereit, der Vierten Verordnung zur SPD.)
Änderung der Ausfuhrliste vom 14. Dezember 1962 Ich darf aber noch auf etwas Weiteres verweisen.
zuzustimmen. Sie bejaht das damit von der NATO Die einschlägigen Verträge sind am 5. Oktober ab-
empfohlene Embargo für die Lieferung bestimmter
geschlossen worden — guten Glaubens —, denn
Waren.
auch rückliegend sind solche Lohnveredelungsver-
Die Bundestagsfraktion der FDP ist jedoch der träge abgeschlossen worden, obwohl sie sozusagen
Auffassung, daß durch die Vierte Verordnung die nicht gerade die Ultima ratio der handelspolitischen
Ausführung schon geschlossener Verträge nicht be- Weisheit darstellen. Trotzdem haben wir sie geneh-
einträchtigt werden darf. Glaubwürdigkeit und Ver- migt. Die Industrie und die Firmen konnten also
tragstreue der Bundesrepublik Deutschland lassen darauf vertrauen und durften annehmen, daß sie die
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 68. Sitzung. Bonn, Montag, den 18. März 1963 3071
Bundesminister Dr. Dr. h. c. Erhard
Zollgenehmigungen erhalten würden. Ich sage das Seite geliefert wird, immerhin einen Wert von 180
ausdrücklich deshalb, weil ich Wert darauf lege, daß Millionen DM aus. Wenn Sie das außerhalb des im
unsere deutsche Industrie und die großen deutschen Handelsvertrag vorgesehenen Kontingents von 210
Unternehmungen vor der internationalen Öffent- Millionen DM betrachten, dann kommen Sie doch zu
lichkeit ihre Glaubwürdigkeit behalten und für die Größenordnungen, die im Interesse unserer Sicher-
Vertragstreue einstehen. heit — und das ist ja die Grundlage dieses NATO-
Aber, meine Damen und Herren, am 5. Oktober Beschlusses — ernst zu nehmen sind.
sind die Verträge geschlossen worden. Normaler- Und, meine Damen und Herren, außenpolitische
weise werden die zollrechtlichen Genehmigungen Überlegungen! Wir alle wissen, daß, aus welchen
fünf, sechs, sieben Wochen nach dem Antrag erteilt. Gründen auch immer, in den Augen der Welt die
Das ist immer so gewesen, und so ist es auch jetzt innere Festigkeit der NATO etwas getrübt erschien.
geschehen. Wir haben uns lange überlegt, ob wir Sollen jetzt ausgerechnet wir Deutsche, um deren
die Zollgenehmigungen erteilen sollen, weil man Schutz es in allererster Linie geht, von unserer Seite
sagte, die Beschäftigung in der Eisen- und Stahlindu- noch einmal etwas dazu tun, um die innere Geschlos-
strie lasse es jetzt auch geboten erscheinen, Voll- senheit der NATO zu zerstören?
lieferungen durchzuführen. Wir haben jedenfalls die (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU. —
zollrechtlichen Genehmigungen nicht bewußt hin- Lachen und Zurufe von der SPD.)
ausgezogen, sondern wir haben verhandelt und wir
haben beraten. Dann kam der NATO-Beschluß vom — Sie können die Anliegen, die Sie haben, bei
21. November. Das war also ungefähr sechs Wochen Behandlung des Deutsch-Französischen Vertrages
nach dem Antrag auf Zollgenehmigung. Halten Sie vorbringen. Aber hier stehen wir in einer unmittel-
es für vertretbar, daß wir in dem Augenblick, als baren Verantwortung vor der ganzen Weltöffent-
der einstimmige NATO-Beschluß vorlag, nachher lichkeit und vor allen Dingen vor unseren Verbün-
noch die Zollgenehmigung ohne weiteres ausspre- deten in der NATO. Ich bin der Meinung, die Bun-
chen? Das ist meiner Ansicht nach außenpolitisch desrepublik kann es sich aus ihrem vitalsten Inter-
ein Ding der Unmöglichkeit. esse unter gar keinen Umständen leisten, etwas zu
tun, was gegen einen einstimmigen NATO-Beschluß
(Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf von der
verstößt
SPD: Das haben Sie doch getan!)
(Zurufe von der SPD)
und was im letzten Grunde unsere Sicherheit, unsere
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Gestatten Sie
Freiheit gefährden müßte.
eine Zwischenfrage?
(Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)
Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister für Wirt-
schaft: Bitte! Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat
der Herr Bundesminister des Auswärtigen.
Dr. Deist (SPD) : Herr Bundeswirtschaftsminister,
trifft es nicht zu, daß tatsächlich diese zollamtliche Dr. Schröder, Bundesminister des Auswärtigen:
Genehmigung nach diesen Beschlüssen im Januar Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die
erteilt worden ist? Sache ist doch zu wichtig, als daß man nicht noch
etwas näher darauf eingehen müßte. Zunächst zu der
Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister für Wirt- Rechtsfrage! Ich habe bereits eingangs meine beiden
schaft: Vor der Erteilung der Zollgenehmigung im Vorbehalte gemacht. Ich darf gegenüber einer an-
Januar lag die Verordnung vom 14. Dezember, ver- deren Meinung, die hier geäußert worden ist, fol- -
kündet am 18. Dezember. gendes sagen: Eine Frist, die am 1. Januar beginnt
und drei Monate läuft, läuft am 31. März, nicht am
(Lachen und Zurufe von der SPD.) 1. April ab. Das kann wohl nicht bestritten werden.
Und in der Zollgenehmigung ist ausdrücklich auf Die Frage, die hier zweifelhaft ist — sie wird ein-
diese Verordnung vom 14. Dezember verwiesen gehender geprüft werden —, ist die, ob bei öffent-
worden. lich-rechtlichen 'Fristen, wenn die Frist an einem
Im übrigen ist auch noch etwas nicht richtig, was Sonntag abliefe, der folgende Montag als Ablauftag
Sie gesagt haben. Diese Lohnveredelungsverträge gilt. Das ist ein wunderbarer Gegenstand für lange
sind nicht Bestandteil des Handelsvertrages, son- juristische Diskussionen, und wir werden sie ja ohne
dern sie wickeln sich außerhalb des Handelsvertra- Zweifel bekommen.
ges ab. Im Handelsvertrag sind wohl für einen Be- Mein wirksameres Argument aber ist der letzte
trag von 210 Millionen DM Lieferungen von Walz- Satz des § 27 des Außenwirtschaftsgesetzes. Ich
werkserzeugnissen vorgesehen, darunter auch von möchte das nur noch einmal in Erinnerung bringen.
Großrohren, aber nicht mit diesem Gewicht, wie es
die Lohnveredelungsverträge ausmachen. Meine Damen und Herren, hier ist der Eindruck
erweckt worden, als ob die Bundesregierung, nun,
(Zuruf von der SPD: Gar kein Gewicht fest ich sage ganz offen, mit falschen Karten spielen
gelegt!) wollte. Es ist der Eindruck erweckt worden, als ob
Diese Großrohre, die im Rahmen des Lohnverede die Bundesregierung etwa nicht den NATO-Beschluß,
lungsvertrages zur Auslieferung gelangen, machen so wie er lautet, zur Grundlage der Verordnung und
zusammen mit dem Roheisen, das von russischer ihres Verhaltens in den Ausschüssen gemacht habe.
3072 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 68. Sitzung. Bonn, Montag, den 18. März 1963
vom 8. Januar, den ich für völlig unnütz halte, war Abkommens erfolgt. Es handelt sich nicht um Kon-
eine Sache, wo mit der linken Hand angeblich etwas tingente, die in diesem Abkommen festgelegt sind.
3074 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 68. Sitzung. Bonn, Montag, den 18. März 1963
Dr. von Brentano
Diese Kontingente laufen nebenher. Es handelt sich Washington fliegen. Ich habe keinen Zweifel, daß
um ein Abkommen, das außerhalb dieses deutsch- es mir gelingt, unsere amerikanischen Partner davon
russischen Abkommens im Lohnveredelungsverkehr zu überzeugen, daß dieses Abkommen nicht abge-
getroffen worden ist. schlossen worden ist, um die NATO zu schwächen,
Zum zweiten! Herr Kollege Dr. Deist sagte, beim sondern allenfalls, um die NATO zu stärken.
Abschluß des deutsch-russischen Vertrages hättte (Beifall bei der CDU/CSU.)
man wissen müssen, daß Lieferungen dieser Art
Aber ich habe auch keinen Zweifel, daß es mir nicht
nicht zulässig sind. Ich glaube, Sie überfordern doch
die zuständigen Stellen. Sie sagen: Man hätte wis- gelingen wird, unsere amerikanischen Partner mor-
sen müssen! Wir stellen fest, daß man in der NATO gen etwa davon zu überzeugen, daß der vorliegende
bei pflichtgemäßer Prüfung der militärpolitischen Beschluß des Bundestages gefaßt worden sei, um die
NATO zu stärken.
Lage jetzt zu einem Ergebnis gekommen ist. Da
scheint es mir müßig, zu sagen, man hätte das vor (Beifall bei der CDU/CSU.)
drei Jahren schon wissen müssen. Daß man es vor
drei Jahren nicht verboten hat, ist ein Zeichen da- Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Ehe ich das
für, daß man mit Verboten sehr vorsichtig vorgehen Wort weitergebe, möchte ich im Hinblick auf eine
will. zweite Bemerkung des Herrn Bundesaußenministers
Herr Kollege Dr. Deist hat weiter — darauf ist darauf hinweisen, daß der Präsident dieses Hauses
Herr Minister Schröder schon eingegangen — dar- bei der Fristenberechnung den Bestimmungen des
auf hingewiesen, daß die Verträge genehmigt wor- Bürgerlichen Gesetzbuches, insbesondere dem § 187
den seien. Ich lege besonderen Wert darauf, festzu- Abs. 1 in Verbindung mit § 186 unterworfen ist. Da-
stellen, daß die zollamtliche Genehmigung mit dem nach läuft die Frist für diese Sache ab am 18. März,
ausdrücklichen Vorbehalt versehen war, daß inzwi- 24 Uhr.
schen die Vierte Verordnung in Kraft getreten sei Das Wort hat der Herr Abgeordnete Wittrock.
und daß deswegen diese Ausfuhrgenehmigungen
zusätzlich erteilt werden müssen. Es kann sich also Wittrock (SPD): Herr Präsident! Meine Damen
niemand darauf berufen, daß seine Verträge durch und Herren! Der Hinweis des Herrn Präsidenten ent-
die erforderliche Genehmigung wirksam geworden hebt mich der Aufgabe, zu der von dem Herrn Bun-
seien.
desaußenminister aufgeworfene Frage der Fristbe-
(Beifall bei der CDU/CSU.) rechnung Ausführungen zu machen.
Herr Kollege Deist hat dann — ähnliches hat Herr
Aber die wiederholten Ausführungen des Herrn
Kollege Zoglmann in der Erklärung gesagt, die er Bundesaußenministers zu § 27 Abs. 2 des Außenwirt-
für seine Fraktion abgegeben hat — auf die Glaub- schaftsgesetzes müssen von dieser Stelle aus zurück-
würdigkeit und die Vertragstreue der Bundesregie- gewiesen werden.
rung und der deutschen Wirtschaft hingewiesen. Ich
muß noch einmal sagen — ich sage das in aller (Zuruf von der CDU/CSU: Warum?)
Klarheit —: es handelt sich hier nicht nur um die — Das will ich Ihnen gleich sagen; seien Sie nicht
Vertragstreue und die Glaubwürdigkeit im handels- so ungeduldig! Meine Damen und Herren, es wäre
politischen Verkehr, es handelt sich um die Ver- zu erwarten gewesen, daß Herr Bundesminister
tragstreue und die Glaubwürdigkeit im weltpoliti- Schröder sich die Aufgabe, den Rechtsstandpunkt,
schen Geschehen. den er hier vertreten hat, zu begründen, nicht so
(Beifall bei der CDU/CSU.) leicht gemacht hätte. Wir hätten es nämlich be-
grüßt, wenn der Herr Bundesaußenminister hierzu
Wir stehen hier als Partner der NATO im Wort. einige nähere Ausführungen gemacht hätte. Das hat
Selbst wenn Ihre Ausführungen, Herr Kollege Dr. er unterlassen. Das hat er ganz einfach deshalb un-
Deist, zutreffend sein sollten — ich darf Ihnen terlassen, weil er den von ihm vertretenen Stand-
sagen: sie sind es nicht —, Großbritannien habe ge-
punkt auf § 27 Abs. 2 des Außenwirtschaftsgesetzes
liefert — was Sie da sagen, beruht auf einer fal- gar nicht stützen kann.
schen Information —, selbst wenn zutreffend sein
solte,daßinrVgsptedNATO Er hat sich auf den letzten Satz dieses § 27 Abs. 2
gegen die NATO-Vereinbarung verstoßen hätte: berufen, wonach Satz 3 keine Anwendung findet.
wäre das ein hinreichendes Argument, daß auch die Dieser Satz 3 lautet wie folgt:
Bundesregierung das gleiche tut?
Die Rechtsverordnungen sind unverzüglich auf-
(Beifall bei der CDU/CSU.) zuheben, soweit es der Bundestag binnen drei
Monaten nach ihrer Verkündung verlangt.
Sie haben dann, Herr Kollege — und das hat mich
ein wenig bestürzt —, von einer Tragikomödie ge- Das heißt: Der Bundestag äußert das Verlangen,
sprochen. Ich finde nicht, daß irgend etwas hier und die Bundesregierung hat die Verordnungen auf
komisch ist. Man könnte in dieser Diskussion von Grund dieses Verlangens aufzuheben. Was der Herr
einer Tragik sprechen. Aber eines möchte ich doch Bundesaußenminister vorgetragen hat, hat inhaltlich
zu Ihren Ausführungen sagen. Sie haben sich Sorgen keine andere Bedeutung als die: Der Bundesaußen-
darüber gemacht, ob es uns gelingt, die Vereinigten minister ist der Aufassung, der Bundestag ist über-
Staaten von dem Inhalt und der Bedeutung haupt nicht legitimiert, das zu verlangen; wenn er
des deutsch-französischen Abkommens zu überzeu- es dennoch tut, ist die Bundesregierung nicht ver-
gen. Ich werde, wie Sie wissen, morgen nach pflichtet, diesem Verlangen Folge zu leisten.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 68. Sitzung. Bonn, Montag, den 18. März 1963 3075
Wittrock
Wenn der Bundesaußenminister eine so weit- Bundesaußenminister ist sowohl zu der ersten Alter-
gehende Auffassung vertritt, dann liegt darin der native dieses letzten Absatzes
Keim für einen möglichen Konflikt zwischen Parla- (Unruhe)
ment und Regierung, und es wäre die Pflicht des
Sprechers der Bundesregierung gewesen, im Hin- — und wenn Sie noch so ungeduldig sind — wie
blick auf diesen mindestens im Keim möglicherweise auch zu der zweiten Alternative jede Begründung
drohenden Konflikt seine Auffassung etwas näher für die Untermauerung des Rechtsstandpunktes der
zu begründen. Bundesregierung schuldig geblieben. Ich komme des-
halb zu der Feststellung,
(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist keine
Widerlegung!) (Abg. Majonica: Herr Wittrock, wir sind
nicht ungeduldig! Wir sind nur der Mei-
— Das kommt jetzt; seien Sie nicht so ungeduldig! nung — —)
Meine Damen und Herren, diesen letzten Satz, daß das, was der Bundesaußenminister hier vorge-
auf den sich der Bundesaußenminister beruft, muß tragen hat, keine Rechtsansicht ist, sondern das ist
man einmal etwas auflösen. Er enthält zwei Alter- nichts anderes als der Versuch, das Parlament zu
nativen. Die erste Alternative ist die folgende: bluffen; nichts anderes ist das.
Satz 3 (Oho-Rufe von der CDU/CSU. — Beifall
— d. h. also, daß der Bundestag das Verlangen bei der SPD.)
äußern kann —
findet keine Anwendung auf Rechtsverordnun- Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat
gen, durch welche die Bundesregierung in Er- der Herr Abgeordnete Bading.
füllung von Verpflichtungen aus ratifizierten
Vereinbarungen Beschränkungen des Waren- Bading (SPD) : Herr Präsident! Meine Damen und
verkehrs angeordnet hat. Herren! Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihre Auf-
merksamkeit noch für ein paar Minuten in Anspruch
Meine Damen und Herren, Verpflichtungen aus rati-
nehmen muß. Ich sehe mich veranlaßt, hier eine Be-
fizierten Vereinbarungen! Die ratifizierte Verein-
merkung zu den Ausführungen des Herrn Bundes-
barung, um die es sich hier handelt, ist nicht die
außenministers zu machen.
mehrfach erwähnte Empfehlung des NATO-Rates;
denn die ist mindestens den meisten Mitgliedern Es handelt sich um die Frage, ob die Ausschüsse
überhaupt gar nicht bekannt. richtig über den tatsächlichen Inhalt des NATO-
Beschlusses informiert worden sind. Der Herr
(Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Bündnis
Außenminister hat gesagt, er sei zwar nicht vor-
vertrag!)
gelegt, aber von den Vertretern der Ministerien
— Ja, gut, daß Sie das sagen, Herr Kollege Schmidt. richtig wiedergegeben worden. Ich weiß nicht, wie
Der Bündnisvertrag kann nur der NATO-Vertrag der Herr Außenminister das so ganz genau weiß,
sein, und dieser enthält keine unmittelbare Ver- und ich weiß auch nicht, wie es möglich ist, daß er
pflichtung, auf die sich die Bundesregierung bei der seine Weisheit aus einem Protokoll, wie er sagte,
Anordnung einer Beschränkung des Warenverkehrs bezogen hat. Ein Protokoll über die letzte Sitzung
berufen kann. des Außenhandelsausschusses ist überhaupt noch
(Abg. Dr. Löhr: Oder in Wahrnehmung der nicht erschienen.
Rei chte!) (Hört! Hört! und Beifall bei der SPD.)
— Das ist die zweite Alternative, Herr Kollege Wir haben mit Absicht — — -
Löhr, dazu kommen wir gleich. — Jedenfalls räumen
Sie damit ein, daß die eben hier von mir dargelegte
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Gestatten Sie
Alternative, die aus dieser Bestimmung zu entneh-
eine Zwischenfrage?
men ist, hier keine Anwendung findet.
(Widerspruch in der Mitte.) Bading (SPD) : Bitte schön, Herr Dr. Löhr.
Das möchte ich ausdrücklich feststellen.
(Abg. Dr. Löhr: Das sagen Sie!) Dr. Löhr (CDU/CSU) : Herr Kollege Bading, sind
Sie nicht der Meinung, daß der Herr Bundesminister
— Natürlich tue ich das. des Auswärtigen seinen Staatssekretär Lahr konsul-
Jetzt die zweite Alternative. Nach Satz 3 kann tiert hat, der ja der letzten Außenhandelsausschuß-
der Bundestag das Verlangen erheben, daß keine sitzung beigewohnt hat?
Anwendung auf Rechtsverordnungen stattfindet,
durch welche die Bundesregierung in Wahrnehmung Bading (SPD) : Selbstverständlich wird er ihn
von Rechten aus ratifizierten Vereinbarungen Be- konsultiert haben. Herr Staatsekretär Lahr wird sei-
schränkungen des Warenverkehrs angeordnet hat. nem Minister wahrscheinlich einen Bericht erstattet
Meine Damen und Herren, der Bundesaußenminister haben. Ich habe gar keinen Grund, an der Glaub-
hat hier nicht vorgetragen, um welche Rechte aus würdigkeit von Herrn Staatssekretär Lahr zu zwei-
ratifizierten Vereinbarungen es sich handelt, welche feln; dazu kenne ich ihn schon viel zu lange. Aber
die Bundesregierung bei der Anordnung einer Be- man kann nicht sagen: „Ich habe das im Protokoll
schränkung des Warenverkehrs geltend macht. Der gelesen", wenn es sich auf einen Bericht eines
3076 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 68. Sitzung. Bonn, Montag, den 18. März 1963
Bading
Staatssekretärs bezieht. So etwas soll man nicht Wer in der Wirtschaft steht, wird diesen Grundsatz
sagen. von Treu und Glauben als eine der wichtigsten
(Beifall bei der SPD.) Grundlagen
Man soll hier überhaupt nicht so leichtfertig sein (Zuruf von der Mitte: Auch in der NATO!)
und so tun, als ob wir- es uns in den Ausschüssen auch im politischen Leben ansehen müssen.
leicht gemacht hätten. (Beifall bei der SPD.)
Hier sind Zahlen genannt worden, über die in
den Ausschüssen stundenlang diskutiert worden ist.
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Das Wort hat
Die sind einfach nicht richtig. der Herr Bundesminister des Auswärtigen.
(Abg. Majonica: Um so schlimmer, daß
Sie keine Konsequenzen daraus gezogen
Dr. Schröder, Bundesminister des Auswärtigen:
haben!) Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Hin-
— Wir haben Konsequenzen daraus gezogen, -nur weis auf das Bürgerliche Gesetzbuch, zu dem mög-
andere als Sie, Herr Majonica. Und wenn Sie be- licherweise im öffentlichen Recht eine Analogie
haupten, daß nur Ihre Konsequenzen immer die gezogen werden kann — eine schwierige und nicht
richtigen seien, dann liegen Sie halt schief. unstreitige Frage —, kann mich nicht bewegen, von
meiner Argumentation abzugehen, daß nach meiner
(Beifall bei der SPD.) Auffassung die Frist am 17. abgelaufen ist. Wenn
das streitig bleibt, gibt es in Deutschland eine
Es ist hier gesagt worden — um nur eine Zahl
Stelle, die das entscheidet: die Gerichte.
zu nennen —, die Rohre, die geliefert werden, dien-
ten zu einer Leitung in Länge von 700 km. (Anhaltende Heiterkeit und Beifall in der
Mitte.)
(Zuruf von der CDU/CSU: 600!)
— Meine Damen und Herren, es tut mir leid, daß
— Nein, 6- bis 700 km. Das ist nicht richtig. Die ich mich heute mit Jurisprudenz befassen muß;
ursprüngliche Länge, die kontrahiert worden ist, aber in dieser Auseinandersetzung werden wir
war etwa 700 km. Da sie aber um 40 000 t gekürzt vielleicht nicht ohne Jurisprudenz auskommen.
worden ist, kann man sich nach Adam Riese aus-
(Abg. Dr. Schäfer: Sie können ja machen,
rechnen, wieviel es weniger ist.
was Sie wollen!)
(Lachen bei der CDU/CSU.) — Nein, Herr Kollege Schäfer, das muß ich ener-
— Selbstverständlich, meine Herren! Ich könnte Ih- gisch zurückweisen, in Deutschland entscheiden die
nen noch viel mehr sagen! Gerichte. Sie haben gerade den Zwischenruf ge-
macht: „Sie können machen, was Sie wollen". Das
(Erneutes Lachen in der Mitte.) ist eine sehr unfreundliche Unterstellung. Herr
Kollege Schäfer, wir leben in einem Land, in dem
Auch über die Frage, wozu diese Röhren dienen,
die Herrschaft des Rechts und schließlich der Voll-
ist im Ausschuß sehr ausführlich gesprochen wor-
zug des Rechts durch die Gerichte gilt. Das gilt für
den: ob es sich um Rohrleitungen handelt, die von
uns alle.
Osten nach Westen oder von Süden nach Norden
(Beifall bei der CDU/CSU.)
führen.
(Lachen in der Mitte.) Das bezieht sich natürlich auch auf die Ausle-
gung des § 27. Ich habe mit großem Vergnügen
— Das ist ein ganz großer Unterschied, denn im Herrn Kollegen Wittrock — man hat immer ein ge-
letzteren Falle fallen die ganzen strategischen Be- wisses fachmännisches Vergnügen, wenn es zu
denken etwas hinten ab. einer Unterhaltung unter Juristen kommt — zuge-
Ich will nichts weiter, als hier zum Ausdruck hört. Die Sache war für Sie überraschend, und Sie
bringen: Die Ansichten, die hier von den Herren haben die Sache interpretiert. Ich bin anderer Auf-
Ministern und von den Sprechern, von Herrn von fassung, und Sie werden sich erinnern, daß ich ein-
Brentano z. B. — die so tun, als ob einzig und allein gangs der Sitzung dieses Argument nur gebraucht
bei ihnen die große Verantwortung verankert ist — habe, damit nicht der Bundesregierung in einem
geäußert worden sind, darf man einfach nicht so im späteren Stadium vorgeworfen wird, sie hätte nicht
Raume stehen lassen. Wir haben uns sehr viel a lle rechtlichen Argumente in diese Debatte hinein-
Gedanken gemacht, und wir sind uns auch gebracht. Das ist jetzt geschehen. Wer in diesem
vollkommen darüber klar, daß wir uns in der NATO Punkte recht hat, wird — wenn wir uns darüber
solidarisch verhalten müssen. verständigen können — wiederum nur eine Stelle
in Deutschland entscheiden können: die Gerichte.
(Bravo! in der Mitte.) Aber das gilt, wie ich schon sagte, für uns alle, und
der Hinweis auf die Gerichte — Herr Kollege Witt-
Das geht gar nicht anders. Aber es gibt auch noch rock, das werden Sie mir sicherlich zugeben — ist
andere Grundsätze, die gewahrt werden müssen. kein Versuch zu bluffen, sondern ist ein Hinweis
Es gibt den Grundsatz von Treu und Glauben. auf die Stelle, die letztlich endgültig Recht schafft.
(Beifall bei der SPD. — Zurufe von der Mehr kann man nicht tun.
CDU/CSU.) (Beifall bei der CDU/CSU.)
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 68. Sitzung. Bonn, Montag, den 18. März 1963 3077
Bundesminister Dr. Schröder
Nun ist bezweifelt worden, daß meine Behaup- Hauses in dieser Abstimmung nicht stimmberechtigt
tung, die Sache sei in den Ausschüssen so und nicht sind. Es wird mir gesagt, daß einige Berliner Mit-
anders wiedergegeben worden, richtig sei. Ich ver- glieder mitgestimmt hätten. Stimmt das?
füge über die Aussage von zwei der Beteiligten, (Zurufe: Nein!)
die ihre Auszeichnungen darüber kennen ; das ist Herr
Krautwig und das ist Staatssekretär Lahr. Das eine — Gut, ich werde nachher noch die Schriftführer,
war ein Unterausschuß des Auswärtigen Ausschus- die die Auszählung durchgeführt haben, befragen.
ses und das andere war ein Außenhandelsausschuß; (Abgeordnete der CDU/CSU erscheinen im
der eine tagte am 19. Februar und der letztgenannte Saal. — Abg. Büttner: Einmarsch der CDU!
am 14. März. Herr Lahr hat mir soeben noch einmal — Unruhe bei der SPD. — Abg. Dr. Mom-
angestrichen, was er vorgetragen hat, und es trifft mer: Die Schriftführer der CDU waren nicht
absolut zu, daß bis auf eine Einleitungsfloskel und im Saal!)
bis auf einen Schluß das Materielle richtig wieder-
— Was ist denn, meine Damen und Herren? — Ich
gegeben worden ist. Ich sage es jetzt noch einmal,
bitte, die Türen geschlossen zu lassen.
um die Sache endgültig zu klären, daß der Beschluß
dahin geht, laufende Verträge, existierende Ver- (Zustimmung und Heiterkeit links und
träge zu stoppen und neue Verträge zu verhindern. rechts.)
Das ist der Inhalt des NATO-Beschlusses. Wer sich nicht an der Abstimmung beteiligen will,
Nun noch ein letztes Wort. Meine Damen und muß so lange warten, bis der Bundestagspräsident
Herren, hier wird wieder und wieder gesagt — ich das Ergebnis mitgeteilt hat.
begrüße das —, daß man für das Embargo sei. Wer (Beifall bei der FDP.)
für das Embargo ist — ich sage es noch einmal —,
der kann es nicht zunächst auf Jahresfrist und damit Meine Damen und Herren, die Abstimmung in Ge-
stalt der Auszählung hat ergeben: für den Antrag
im Effekt endgültig durchstoßen.
des Ausschusses haben gestimmt 244 stimmberech-
(Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.) tigte Mitglieder des Hauses, ein Mitglied mit nein.
(Unruhe.)
Präsident D. Dr. Gerstenmaier: Keine wei-
teren Wortmeldungen. Es haben sich also 245 Mitglieder des Hauses an der
Abstimmung beteiligt. Das Quorum für die Be-
Wir kommen zur Abstimmung. Zur Abstimmung schlußfähigkeit sind 250 Stimmen. Das heißt, das
steht der Antrag des Ausschusses auf Drucksache Haus ist nicht beschlußfähig.
IV/1071. Wer dem Antrag des Ausschusses zuzu-
stimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. Sie können die Türen öffnen. Aber der Präsident
— Gegenprobe! — Das Präsidium ist im Zweifel; des Hauses sieht sich nach der Geschäftsordnung
ich muß die Abstimmung wiederholen. Wer dem gezwungen, die Sitzung aufzuheben.
Antrag des Ausschusses zuzustimmen wünscht, den (Abg. Dr. Schmid [Frankfurt] : Und die
bitte ich, sich zu erheben. — Gegenprobe! — Keine nächste Sitzung einzuberufen auf wann?)
Einigung im Präsidium; wir stimmen im Hammel-
— Herr Kollege Schmid, ich könnte natürlich die
sprung ab. —
nächste Sitzung für eine Viertelstunde später ein-
Meine Damen und Herren, ich werde gefragt, ob berufen. Ich fürchte nur, daß das Ergebnis genau
die Berliner Mitglieder des Hauses Stimmrecht ha- das gleiche wäre. Hier liegt ein politischer Akt vor,
ben. Ich bedaure, darauf aufmerksam machen zu der einer Willenskundgebung gleichkommt. Das ist
müssen, daß sie in dieser Sache kein Stimmrecht nicht eine zufällige Beschlußunfähigkeit des Hauses.
haben. Meine Damen und Herren, ich bitte die Aber ich gebe anheim, den Antrag zu stellen. Auf
Türen zu schließen. jeden Fall hebe ich die Sitzung auf und berufe
Ehe ich das Ergebnis der Auszählung bekannt- unverzüglich den Ältestenrat ein.
geben kann, mache ich darauf aufmerksam, daß —
so leid es mir tut — die Berliner Mitglieder des (Schluß der Sitzung: 20.37 Uhr.)
Deutscher Bundestag - 4. Wahlperiode - 68. Sitzung. Bonn, Montag, den 18. März 1963 3079